Prometheus

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Deutsch • griechische Mythologie
PROMETHEUS
Quelle: Wikipedia, Zeno.org
Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst!
Und übe, Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöh‘n!
Mußt mir meine Erde
Doch lassen steh‘n,
Und meine Hütte,
Die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.
Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn‘ als euch Götter!
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.
Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus, wo ein,
Kehrt‘ ich mein verirrtes Auge
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.
Wer half mir
Wider der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du‘s nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest, jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden dadroben?
Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herren und deine?
Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehn,
Weil nicht alle KnabenmorgenBlütenträume reiften?
Hier sitz‘ ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, weinen,
Genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich!
J. W. v. Goethe: Prometheus, 1772-74
Seite 1
Prometheus
der Vorausdenkende ist in der griechischen
Mythologie der Freund und Kulturstifter der
Menschheit. Oft wird er auch als Schöpfer der
Menschen und Tiere bezeichnet. Es lassen sich
bei ihm, dem Feuerbringer und Lehrmeister der
Menschen, vor allem Gemeinsamkeiten mit
Hephaistos, aber auch mit Apollon und Athene
entdecken. Von seinen Beinamen sind neben
Pyrphoros („Feuerbringer”) und Desmotes
(„Gefesselter“) bekannt. Er ist ein Titan und der
Sohn des Titanen Iapetos und der Klymene
(nach Hesiod) oder er ist der Sohn Gaias. Er
ist ferner der Bruder des Atlas, des Menoitios
und des Epimetheus.
Prometheus wollte die Menschen aus der Erde erwecken. Also ging er auf die
Erde und formte sie aus Ton. Da sie noch leblos waren, gab er ihnen von
verschiedenen Tieren je eine Eigenschaft (z. B. vom Hund die Klugheit, vom
Pferd den Fleiß usw.). Athene, unter den Göttern seine Freundin, gab ihnen
den Verstand und die Vernunft. Prometheus war Lehrmeister der Menschen.
Die Götter wurden auf die Menschen aufmerksam und verlangten von ihnen
Opfer und Anbetung. Da verfiel Prometheus zu ihren Gunsten auf eine List: Er
schlachtete im Namen der Menschen einen Stier und machte daraus zwei
Haufen, einen größeren aus den Knochen und einen kleineren aus dem
Fleisch. Dann umhüllte er beide mit Stierhaut, um den Inhalt zu verbergen.
Schließlich forderte er Zeus auf, einen der Haufen zu wählen. Dieser wählte
den größeren, obwohl er als Göttervater naturgemäß den Betrug durchschaute, den Menschen aber anscheinend Verderben bringen wollte. Seitdem werden bei Tieropfern nur die Knochen und ungenießbaren Teile verbrannt, das
Fleisch aber für den menschlichen Verzehr abgezweigt. Als der Betrug offensichtlich wurde, sagte er voller Zorn, dass Prometheus dafür büßen müsse.
Als erste Strafe versagte Zeus den Sterblichen das Feuer. Um das Feuer für die
Menschen wiederzuerlangen, hob Prometheus einen langen Stängel des
Riesenfenchels in den Himmel, um ihn am vorüberrollenden funkensprühenden
Sonnenwagen des Helios zu entzünden. Mit dieser lodernden Fackel eilte er
zur Erde zurück und setzte einen Holzstoß in Flammen.
Als Zeus den Raub sah und erkannte, dass er den Menschen das Feuer nicht
mehr nehmen konnte, sann er auf Rache: Er befahl seinem Sohn Hephaistos,
das Trugbild einer schönen Jungfrau zu gestalten. Athene schmückte sie mit
einem Gewand aus Blumen, Hermes verlieh ihr eine bezaubernde Sprache,
Aphrodite schenkte ihr holdseligen Liebreiz. Man nannte sie Pandora, die
Allbeschenkte. Zeus aber reichte ihr eine Büchse, in die jeder der Göttlichen
eine unheilbringende Gabe eingeschlossen hatte. Zeus stieg mit Pandora zur
Erde hinab und überreichte sie als Geschenk an Prometheus’ Bruder Epimetheus
(„der Nachherbedenkende”), der sie entgegen einer früheren Warnung
Prometheus‘ auch annahm. Da hob Pandora den Deckel, und alle Übel
schwebten hinaus, und nur die Hoffnung blieb in der Büchse zurück, als sie
diese schnell wieder schloss. Seit dieser Stunde rasen bei Tag und Nacht
Fieberkrankheiten, Leiden und plötzlicher Tod über den Erdkreis.
Nicht nur die Menschen sollten bestraft werden, sondern auch Prometheus
selbst. Zeus ließ ihn fangen und in die schlimmste Einöde des Kaukasus schleppen, wo er ihn an einen Felsen über einem Abgrund fesseln ließ. Ohne Speis,
Trank und Schlaf musste Prometheus dort ausharren, und jeden Tag kam der
Adler Ethon und fraß von Prometheus‘ Leber, die sich zu dessen Qual immer
wieder erneuerte, da er ein Unsterblicher war. Vergeblich flehte Prometheus um
Gnade. Wind und Wolken, die Sonne und die Flüsse machte er zu Zeugen
seiner Pein. Doch Zeus blieb unerbittlich. Und so sollte seine Qual viele
Jahrhunderte dauern, bis der Held Herakles, von Mitleid erfüllt, ihn erlöste.
Aber selbst da musste er fortan einen Ring mit einem Stein aus dem Kaukasus
tragen, damit sich Zeus rühmen konnte, er sei immer noch daran gefesselt.
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