LEITUNG: MICHI GAIGG LINZ • AUSTRIA www.lorfeo.com • [email protected] Prometheus Ludwig van Beethoven (1770-1827) „Die Geschöpfe des Prometheus“ Musik zu Salvatore Viganòs Ballett op. 43 (1800-1801) Maria Christiane Fürstin von Lichnowsky, geb. Gräfin Thun-Hohenstein gewidmet Johann Gabriel Seidl (1804-1875) „Die Geschöpfe des Prometheus“ Poetische Erklärung der Musik Ludwig's van Beethoven zum gleichnamigen Ballete (1841) N.N., Sprecher L'Orfeo Barockorchester Leitung: Michi Gaigg Besetzung: 2 Fl., 2 Ob., 2 Klar./Bassetthn., 2 Fg., 2 Hr., Pk., Hfe., Str. 66432 (= 35 Mitwirkende) Änderungen vorbehalten! Schon als junger Mann hatte Beethoven eine Ballettmusik geschrieben, das "Ritterballett" WoO 1 für den Bonner Karneval 1791. Zehn Jahre später war seine Lebenssituation freilich völlig anders: Er war nicht mehr der junge Protégé, der zum Besten eines Grafen für dessen Vergnügungen eine Musik komponierte und noch nicht einmal auf dem Programmheft der Veranstaltung genannt wurde. Als 1800 der Ballettmeister am Wiener Hoftheater, Salvatore Viganò, mit dem Wunsch zu Beethoven kam, für sein neues Ballett "Gli uomini di Prometeo" (Die Menschen des Prometheus) die Musik zu komponieren, war Beethoven bereits eine Berühmtheit mit großem Namen. Die Uraufführung fand am 28. März 1801 am Wiener Hofburgtheater statt. Das Ballett wurde in der Spielzeit 1801/02 insgesamt 29mal gegegeben für eine Produktion in der damaligen Zeit ein großer Erfolg. Leider sind sowohl Viganòs Choreographie als auch das Originallibretto verschollen, außer Beethovens Musik ist von dem Ballett nichts erhalten geblieben. Details über Anlass und Auftrag zur Komposition sind nicht bekannt. Schon Mitte der 1790er Jahre hatte Beethoven Klaviervariationen über ein "Menuett à la Viganò" (WoO 68) komponiert und damit Position in einem in Wien schwelenden Ballettmeisterstreit zwischen Viganò und dessen Konkurrenten Muzzarelli bezogen. Möglicherweise zog er damit Viganòs Interesse oder gar Sympathie auf sich. Sicherlich war der junge, aufstrebende und außerordentlich begabte Komponist auch einfach eine musikalisch hervorragende Wahl des Choreographen, der für sein neues Ballett schlicht die beste Musik suchte. Normalerweise stellte Viganò sich für seine Ballette Musiken unterschiedlicher Komponisten zusammen. Der "Prometheus" ist das einzige Ballett, für das er gezielt nur einen einzigen Komponisten beauftragte. Wie häufig, wenn sich Beethoven mit Bühnenstoffen befasste, kam das Sujet des Prometheus seiner Weltanschauung entgegen. Prometheus ist in der griechischen Mythologie ein Titan, der gegen die Anordnung der Götter aufbegehrt und den Menschen das Feuer bringt, wofür er bitter bestraft wird. Die Auflehnung des Einzelnen zum Wohl der Menschen gegen ein bestehendes Herrschaftssystem ist sicherlich einer der Mythen, die Beethovens aufklärerischen Idealen entgegenkamen. Auch können wir davon ausgehen, dass der Komponist bei der Darstellung seines Prometheus auf die Person des Napoleon Bonaparte - damals noch erster Konsul der französischen Republik – anspielte, der ein absolutistisches Regime nach dem anderen in die Knie zwang und wesentliche Errungenschaften der Revolution auf dem Kontinent zu verbreiten versprach. Die Parallelen zur späteren Sinfonia eroica sprechen hier (nicht nur in Bezug auf das Finale der Ballettmusik) klare Worte. Johann Gabriel Seidl aus Wien war Archäologe, Lyriker, Erzähler, Dramatiker und zudem Textdichter der österreichischen Kaiserhymne "Gott erhalte, Gott beschütze unsern Kaiser, unser Land!". Als Sohn eines Advokaten und studierte Seidl Rechtswissenschaften und nahm 1829 eine Gymnasialprofessor in Cilly an. 1840 wurde Seidl zum Kustos am Münz- und Antikenkabinett in Wien ernannt. In den Jahren 1856 bis 1871 war er für die kaiserliche Schatzkammer zuständig. Neben seinen wissenschaftlichen Studien veröffentlichte Johann Gabriel Seidl zahlreiche Gedichte und Erzählungen, darunter solche des jungen Nikolaus Lenau. Viele seiner eigenen Dichtungen wurden von Franz Schubert (z. B. Die Taubenpost, Der Wanderer an den Mond) und von Carl Loewe (z. B. Die Uhr) vertont.