STROMVERSORGUNGEN Vor- und Nachteile im Vergleich Stromversorgung mit Einphasen- und Drehstrom Stromversorgung einphasig oder dreiphasig? Beides ist möglich. Der Beitrag macht mit technischen Details vertraut und zeigt, dass Einphasenstrommodule die wirtschaftlich bessere Lösung für elektronische Systeme sind, die über Drehstromnetze gespeist werden. Zur Maximierung der Spannungsübertragung und gleichzeitiger Minimierung des Leitungsumfangs erfolgt die Stromversorgung in der Regel mit Drehstrom mit oder ohne Sternpunktanschluss (Bild 1). Zu beachten ist dabei, dass ein Sternpunkt üblicherweise mit dem Masseanschluss der Anlage verbunden wird, der sich nahe dem Spannungseingang befindet. Drehstromsysteme in Nordamerika werden meist als Vierleiter-Dreiecksschaltung und einer Phasenspannung von 208 V/60 Hz oder 480 V/60 Hz ausgeführt.Gebräuchlich sind auch Fünfleiter-Sternschaltungen mit 480 V/60 Hz bei einer Sternspannung von 277 VAC oder Fünfleiter-Sternschaltungen mit 208 V/60 Hz und einer Sternspannung von 120 VAC. In anderen Teilen der Welt wird der Netzstrom typischerweise über eine Fünfleiter-Sternschaltung mit einer Phasenspannung von 398 VAC und einer Sternspannung von 230 VAC oder mit einer Phasenspannung von 380 V und einer Sternspannung von 220 V erzeugt. Bild 2 zeigt die Phasenspannungen für eine 208 VAC-Dreiecksschaltung. Stromrichtungssysteme werden meist so ausgelegt, dass der Strom gleichmäßig aus jeder Phase abgenommen wird, sodass weder Leitungen,Verteilertransformatoren noch Schutzschalter überlastet sind. Die Lastverteilung für die drei Phasen lässt sich dadurch erreichen, dass entsprechende Vorrichtungen separat an die einzelnen Bild 1: Gebräuchliche Drehstromquellen Bild 2: Phasenverlauf einzelner Phasenspannungen für ein 208 V/60 Hz-System Netzmodule mit Drehstromeingang Bild 3: Stromrichter mit Einphasen- und Drehstromeingang Phasen angeschlossen werden, sodass ein Lastausgleich gegeben ist. Alternativ können Stromrichter mit automatischem Phasenausgleich an alle drei Phasen gleichzeitig angeschlossen werden. Bild 3 zeigt die beiden alternativen Methoden. Netzmodule mit Einphaseneingang ˘ AUTOR Alois Heimler ist Key Account Manager bei der UR GmbH, Amberg und hat den Beitrag nach Unterlagen von Gary Mulcahy, TDI/USA, überarbeitet. 26 Wenn die Module eine gemeinsame Last speisen, dann muss zwischen die Module ein Stromteiler geschaltet werden, sodass bei jeder Phase eine gleich große Leistung abgenommen werden kann. Stromteiler können aber auch als unerwünschte Verbraucher fungieren, indem sich zu den einzelnen Modulausgängen Impedanzen in Reihe summieren. Das bewirkt eine ungleichmäßige Stromteilung zwischen den Modulen,sodass eine Einheit von einem höheren Strom durchflossen wird als die andere, und deren Ausgangsspannung abfällt, bis der Laststrom wieder dem anderer Einheiten im System entspricht.Wechselweise kann auch eine erzwungene Einleiter-Stromteilung zum Einsatz kommen, wobei ein separater Leiter zum Informationsaustausch zwischen den Modulen dient, sodass die Module ihre Ausgangsspannungen zur Gewährleistung der Stromtrennung entsprechend anpassen können. Einphasenmodule bieten den Vorteil einfacherer und effizienterer Stromrichterkreise, um aber die Leitungsströme vollständig symmetrisch zu gestalten, müssen die Stromrichter in dreifacher Ausführung geschaltet werden. Ein gemeinsamer Nenner zwischen geeigneter Dimension eines einzelnen Netzmoduls und Gesamtsystemlast ist mitunter schwierig zu finden. Module mit einem Drehstromeingang bieten den Vorteil einfacher Phasenlastverteilung, wobei die Anzahl der Einspeisungen irrelevant ist (wenn eine fehlertolerante Redundanz erforderlich ist, müssen mindestens zwei Module vorhanden sein). Drehstrommodule bringen jedoch den Nachteil erhöhter Komplexität und verminderter Effizienz und Zuverlässigkeit mit sich. Wenn die Module eine gemeinsame Last speisen, ist ein Stromteiler weiterhin empfehlenswert, um eine ausgeglichene Belastung der parallel geschalteten Module zu gewährleisten. Vergleichende Betrachtung In diesem Zusammenhang sollen hier einige der Gründe betrachtet werden,warum Drehstrommodule weniger effizient und zuverlässig sind. Die Effizienz der Strom- elektronik industrie 7 - 2007 STROMVERSORGUNGEN richter in Schaltnetzteilen hängt von der Anzahl der Schaltelemente ab, die für die Realisierung des Wandlers notwendig sind, sowie von Strom und Spannung,für die diese Schaltelemente ausgelegt sein müssen. Gleichermaßen ist die Zuverlässigkeit des Wandlers von der Anzahl der erforderlichen Komponenten sowie von der Belastung abhängig, der diese Komponenten ausgesetzt werden. In Bild 4 ist ein typischer Einphasenkonverter abgebildet. Die dargestellte Schaltung wird häufig bei Leistungen oberhalb von 500 W eingesetzt und umfasst zwei Wandler: einen mit einer Leistungsfaktorkorrektur und einen zweiten zur galvanischen Trennung und zum spannungsbezogenen Lastausgleich.Vom Eingang zum Ausgang durchfließt der Strom sechs Schaltstufen: Zwei Dioden in der Brückenschaltung am Eingang, entweder den LFK-Transistor oder die Booster-Diode, zwei primäre DC/DC-Wandlerschaltelemente und einen der beiden Ausgangsgleichrichter. Für eine Eingangsspannung von 277 VAC muss die Bild 4:Typische Schaltung eines Einphasenmoduls Bild 5: Drei einphasige LFK-Schaltungen mit Anschluss an eine Drehstromleitung Spannung aller Halbleiterelemente auf der Primärseite des Transformators mindestens 600 V betragen, um einen zuver- lässigen Betrieb zu gewährleisten. Die Schaltung verwendet eine Spitzenbegrenzung mit einem Widerstand und einem Bypass-Relais. Diese sorgen für die Begrenzung des aus dem Netz gezogenen Maximalstromes beim erstmaligen Anschluss des Moduls auf ein sicheres Niveau. Bild 4 zeigt darüber hinaus einen zwischen LFK-Schaltung und Netzversorgung geschalteten typischen EMI-Filter. Dadurch werden aus dem Gerät in die Netzversorgung abgestrahlte elektromagnetische Emissionen begrenzt. An eine Drehstromleitung angeschlossene Einphasenmodule nutzen zusammen den Vorteil, dass die LFK-Kapazitäten zur Speicherung der Ausgangsleistung keinen gemeinsamen Rückgabepunkt haben. Das ermöglicht eine freie Implementierung von DC/DC-Wandlern mit Lasttrennung im System, wovon die Phasenspannung der Stromleitung gänzlich unberührt bleibt. Eine der Schwierigkeiten bei der Realisierung einer aktiven Leistungsfaktorkorrektur aus einer Drehstromleitung ist es, ˘ STROMVERSORGUNGEN Bild 6: Drehstormgleichrichter und Filterkondensator Bild 8: Modifizierter Vienna Converter Bild 7: Vienna Converter Drehstrom-LFK Bild 9: Drehstrom-LFK mit nachgeschalteten Wandlern einen Kompromiss zwischen der sich ergebenden Ausgangsspannung und der Bewahrung der netzbezogenen Phasenspannung zu finden. Zu dieser Problemstellung wurde eine recht aufwändige Lösung entwickelt mit drei einphasigen, parallel verbundenen LFK-Schaltungen, wodurch diese drei LFK-Schaltungen keine gemeinsame Ausgangsleitung teilen. Bild 5 zeigt diesen Punkt. Zur Realisierung eines gemeinsamen Rückgabepunkts basieren die dreiphasigen LFK-Schaltungen auf dem DrehstromGleichrichterprinzip. Eine dreiphasige Eingangsgleichrichtung ohne LFK ist in Bild 6 dargestellt. Hier beträgt die Ausgangsspannung für diese Schaltung das Zweifache der Leiterspitzenspannung. Im Fall einer Phasenspannung von 208 Veff ergibt sich eine Ausgangsgleichspannung von 2 x 208 x √2 = 588 VDC. Die Spannungsto- leranz für die Stromleitung beträgt darüber hinaus ca. ± 10 % oder 530 bis 650 VDC entsprechend der Abbildung. Das Ergebnis versteht sich als Hinweis darauf, dass die Komponenten für alle nachgeschalteten Wandler für Spannungen von über 700 V (800 ... 1 000 V wären empfehlenswert) ausgelegt sein müssen, oder es müssen mehrere Komponenten für niedrigere Spannungen in Reihe geschaltet werden. Außerdem muss der Isolationsabstand entsprechend der höheren Spannung (über das einphasige Modulgehäuse) vergrößert werden. Eine Schaltung dieser Art erfordert im Vergleich zu einem einphasigen Modul mehr Platz, mehr Komponenten und setzt die verwendeten Komponenten erhöhten Belastungen aus. Bei Einsatz einer Schaltung mit LFK ist die Situation noch schwieriger. Da LFK-Schaltungen eingangsseitig für einen sinusför- Topologie 3 Einphasenwandler 2 Drehstromwandler Anzahl der Netzmodule 3 2 Anzahl der LFK-Schalttransistoren 3 6 (Vienna) 12 (Modifizierter Vienna) Anzahl der LFK-Booster-Dioden 3 12 Anzahl an Eingangsgleichrichterdioden 12 16 (Vienna) 12 (Modifizierter Vienna) Po/2 Po/3 Nennleistung der LFK-Schaltungen Anzahl an Energiespeichergeräten mit 400 V 3 4 Anzahl an 600 V DC/DC-Wandlerschaltungen 3 4 Po/2 Po/2 3 6 Nennleistung der DC/DC-Schaltungen Anzahl der Schaltungen zur Spitzenbegrenzung Tabelle 1: Vergleich von Einphasen- und Drehstromansatz 28 migen Stromverlauf sorgen, ist in der Regel eine Ausgangsspannung erforderlich, die höher als der Spitzenwert des Eingangssignals ist. Dadurch kommt es zu unnötig hohen Spannungen.Typische Drehstrom-LFK-Schaltungen werden in den Bildern 7 und 8 dargestellt.Wie aus der Bild 7 ersichtlich, basiert der Vienna Converter auf der Verbindung zu einem Drehstrom-Sternpunkt und realisiert somit zwei leistungsfaktorkorrigierte Ausgänge in Reihe. Bild 8 zeigt einen Vienna Converter, der entsprechend abgeändert wurde, um mit oder ohne Sternpunktanschluss zu funktionieren. In beiden Fällen müssen alle nachgeschalteten Wandler für eine Eingangsspannung ab 800 VDC ausgelegt sein oder es müssen mehrere Wandler in Reihe geschaltet werden. Bild 9 zeigt eine dafür typische Anordnung. Eine geeignete Analyse besteht in einem Vergleich, wobei drei Einphaseneinheiten in einer 2+1-redundanten Anordnung und zwei Drehstromeinheiten in einer 1+1-redundanten Anordnung geschaltet werden. Tabelle 1 enthält die Ergebnisse dieses Vergleichs. Aus Tabelle 1 geht deutlich hervor, dass, obwohl sich ein Drehstromeingangsmodul aus Systemsicht zunächst einfacher darstellt, es doch in der Schaltung wesentlich aufwändiger ist. Zusätzlich ist die Realisierung eines Regelkreises für abgewandelte Vienna Converter weitaus komplexer als für einphasige Module, was zu hohen Implementationskosten führt. Bei Ausfall eines Einphasenmoduls werden die sich ergebenden Phasenströme – entgegen dem Drehstrommodul – gezielt gegengeregelt.In einer redundanten Strommodulinstallation erhöhen sich die verbleibenden Ausgangsströme der Module, um den Modulausfall abzufangen. Besondere Sorgfalt muss bei der Umsetzung dieses Szenarios auf die Dimensionierung der Leitungen und der Unterbrechungsschalter gelegt werden, die sich auf das System auswirkende Gesamtlast hinsichtlich Größe und Kosten ist jedoch meist gering. ( jj) ˘ infoDIRECT 550ei0707 www.elektronik-industrie.de ˘ Link zu UR elektronik industrie 7 - 2007