Suchtreport 2005 - Stiftung Bündner Suchthilfe

Werbung
SUCHTREPORT 2003
J A H R E S B E R I C H T
S
T
I
F
T
U
N
G
B
Ü
N
D
N
E
R
S
U
C
2 0 10 4
H
T
H
I
L
F
E
Inhalt
2
Vorwort von Regierungsrat Martin Schmid
5
Vorwort des Präsidenten
7
«Den Placebo-Effekt nicht vorenthalten»
9
Stetig steigender Medikamentengebrauch
12
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie
Ihren Arzt oder Apotheker
15
Medikamente mit Abhängigkeitspotenzial
17
«Mir geht es sehr gut»
21
Pillen per Internet
24
Wann liegt Medikamentenmissbrauch vor?
27
Jahresbericht des Präsidenten
31
Jahresabschluss per 31. Dezember 2004
32
Revisorenbericht über das Geschäftsjahr 2004
33
Schlusswort des Präsidenten
34
Mitglieder des Stiftungsrates
34
3
Vorwort von Regierungsrat Martin Schmid
Auch Doping ist Medikamentenmissbrauch
Es freut mich, mit dem Vorwort zum zweiten Suchtreport der
suchthilfe.gr ein Thema aufgreifen zu können, das bisher in unserer Gesellschaft zu wenig Beachtung findet. Hatte sich der erste
Suchtreport noch den Alcopops gewidmet, thematisiert das aktuelle Heft den Medikamentenmissbrauch. Und dieses Thema ist
ungleich komplizierter und vielfältiger in seinen Erscheinungsformen. Denn die Frage lautet, wie sich überhaupt der Medikamentenmissbrauch und die -sucht zeigen. Auch wenn die potentiellen
Risikogruppen bekannt sind, zeigt sich, dass es in unserer Leistungsgesellschaft bereits bei Kindern und Jugendlichen zu Medikamentenmissbrauch kommt. Um im Schulalltag und bei sportlichen
Aktivitäten körperliche und geistige Höchstleistungen zu erbringen und um im harten Wettbewerb bestehen zu können, erscheint
es auch schon bei Schülern gerade recht und billig, diese Leistung
durch «die eine oder andere Pille» zu fördern.
Auch aus dem Sport kommen immer wieder neue Meldungen,
wonach das Doping zu einem ernsthaften Problem geworden ist.
Missbräuche treten aber nicht nur bei Spitzenathleten auf. Ein neues
und seit einigen Jahren zunehmend besorgniserregendes Phänomen ist nämlich der dopende Freizeit- und Breitensportler. Unglücklicherweise haben – so scheint es zumindest – die bekannt
gewordenen Doping-Skandale der letzten Olympischen Spiele und
im Bereiche des Radsports keine Abschreckung, sondern eher noch
einen Werbeeffekt für bestimmte leistungsfördernde, aber gesundheitsschädigende Substanzen gehabt. In den USA hat bspw. der
Anabolikakonsum eine derart grosse Ausbreitung erreicht, dass
der Konsum und Verkauf von Steroiden heute rechtlich gleich wie
der Konsum und Verkauf harter Drogen behandelt wird.
Gegen einen gesunden sportlichen Ehrgeiz ist mit Sicherheit nichts
einzuwenden. Nur so kann ein Individuum überhaupt Höchstleistungen erzielen. Wenn aber der sportliche Eifer in einen ungesunden Fanatismus überschlägt, ist Vorsicht und Einhalt geboten.
Die Auflehnung gegen das Doping ist ein Kampf um die Fairness
4
5
im Sport und steht für eine gesunde Zukunft unserer Kinder. Kinder haben ein Recht auf gesundheitsfördernde Betreuung und
Umgebung in Sportgruppen und Fitnessbetrieben. Deshalb haben
die sportlichen Organisationen eine grosse Verantwortung gegenüber ihren Mitgliedern und ihren Mitarbeitern wahrzunehmen und
auf die entsprechenden Gefahren hinzuweisen.
Es freut mich, dass die Stiftung Bündner Suchthilfe mit dem vorliegenden zweiten Suchtreport ihre Zielsetzung weiterverfolgt, das
Thema Sucht im Alltag zu thematisieren. Weil der Medikamentenmissbrauch fast immer heimlich verläuft, hoffe ich trotzdem, dass
dieser Suchtreport nicht still in der Schublade verschwindet, sondern zu einer offenen Diskussion zu diesem Thema führt.
Martin Schmid, Regierungsrat
Vorsteher des Justiz-, Polizei und
Sanitätsdepartements Graubünden
Vorwort des Präsidenten
Vor einem Jahr hat die Stiftung Bündner Suchthilfe den ersten
Suchtreport vorgelegt. Sie verfolgt damit das Ziel, an Stelle eines
üblichen Jahresberichtes Aspekte der Suchtproblematik zu beschreiben und gesellschaftlich relevante Entwicklungen aufzuzeigen. Der
erste Suchtreport widmete sich dem Thema Alcopops. Er war auf
die spezifische Konsumentengruppe der Jugendlichen ausgerichtet, enthielt aber auch wichtige Informationen für Eltern, Lehrpersonen und weitere Interessierte.
Ganz anders das diesjährige Thema: Medikamente und Medikamentenabhängigkeit. Medikamente sind für viele Menschen in
den Industrienationen alltägliche Begleiter. Menschen aus allen Altersschichten nutzen sie. Medikamente werden gebraucht als Heilmittel, Lifestyle- und Aufputschmittel. Sie lindern Schmerzen, wirken psychisch stabilisierend, sind oftmals notwendig und vielfach
auch nicht.
Die Stiftung Bündner Suchthilfe legt aktuelle Informationen zum
Gebrauch und Konsum, zur Produktion und Werbung, zu Wirkungen und Suchtpotentialen von Medikamenten vor. Seit ihrer Gründung engagiert sie sich für Menschen, die aufgrund ihrer Sucht
nicht in der Lage sind, ein autonomes Leben zu führen. Diese Stiftung kann mit ihrem Engagement gesellschaftliche Entwicklungen nicht aufhalten. Sie übernimmt aber die Aufgabe, auf Missstände hinzuweisen und sie will – im Sinne der Prävention – einen
Diskussionsbeitrag leisten über scheinbar normale Lebens- und
Konsumgewohnheiten. Über Risiken und Nebenwirkungen informiert Sie für einmal nicht nur ihr Arzt oder Apotheker; auch wir
tun es, wenn auch etwas anders als der Werbeslogan es meint.
Medikamente heilen und helfen. Medikamente beruhigen und lindern. Medikamente schaffen Arbeitsplätze und Umsätze. Medikamente machen auch süchtig. Der vorliegende Suchtreport informiert aus verschiedenen Blickwinkeln zu dieser Thematik. Viel Interesse beim Lesen!
Chur, im März 2005
Andrea Mauro Ferroni
Präsident Stiftung Bündner Suchthilfe
6
7
«Den Placebo-Effekt nicht vorenthalten»
Bild
Wenn Patienten mit Beschwerden zum Arzt kommen, so wünschen sie sich nichts sehnlicher, als die sofortige Heilung. Je
nach Symptom kann der Arzt mit dem richtigen Einsatz von
Medikamenten diesem Wunsch auch entsprechen. Doch reichen Medikamente oftmals nicht aus, um die Ursache einer
Krankheit zu beseitigen.
Das Beziehungsverhältnis zwischen Arzt und Patient wird heute
sehr stark von der hohen Patientenautonomie sowie von den Werten und Grundhaltungen der Gesellschaft geprägt. Dies hat zur
Folge, dass anstrengende oder unbequeme Therapievorschläge bei
den Patienten meist auf Widerstand stossen. Die immer schnellere
Bedürfnisbefriedigung, die gesellschaftliche Leistungsorientierung
sowie der Spardruck der Krankenkassen setzen Arzt und Patienten
vermehrt unter Druck. Zudem führt der Patientenwunsch nach
sofortiger Symptomfreiheit oft zum Verzicht einer sorgfältigen
Abwägung für oder gegen eine medikamentöse Therapie.
Placebo Effekt nicht vorenthalten
«Seitens der Patienten besteht der dringende Wunsch, etwas verschrieben zu bekommen»: so lautet der Grundtenor einer kleinen
Umfrage unter Allgemeinmedizinern. «Wenn ich deutlich weniger
Medikamente verschreiben würde, könnte ich meinen Laden gleich
dichtmachen», gibt ein praktizierender Arzt unumwunden zu. Ein
anderer Allgemeinpraktiker ergänzt: «Der Placebo Effekt eines
Medikamentes beträgt rund 30 Prozent. Warum sollte ich meine
Patienten um diesen Heilungs-Effekt bringen, indem ich auf die
Verschreibung eines Medikamentes verzichte?» Dennoch wäre es
falsch, daraus abzuleiten, dass Mediziner grundsätzlich zu viel und
zu oft verschreiben. Denn es gibt auch eine grosse Patientengruppe, welche eine sehr kritische Haltung gegenüber Medikamenten
haben: «Diese Tatsache kann dann im umgekehrten Fall dazu führen, dass eine dringend angezeigte medikamentöse Therapie vom
Patienten ignoriert wird und zu weiteren Komplikationen führt»,
ergänzt ein Arzt.*
Die Daten der Gesundheitsbefragung (2002) zeigen, dass 19 Prozent der über 15 Jährigen in der Schweiz innerhalb einer Woche
8
9
mindestens einmal ein Schmerz-, ein Schlaf- oder ein Beruhigungsmittel einnehmen. Bei mehr als einem Drittel der Einnehmenden
wird für die Untersuchungswoche ein täglicher Gebrauch beobachtet, insgesamt bei 7 Prozent der Bevölkerung. Auffällig ist, dass
Frauen wesentlich mehr Medikamente mit Missbrauchpotential
einnehmen als Männer. In über 90 Prozent der Fälle wurden die
Medikamente vom Arzt verschrieben.
Funktionieren Frauen anders?
In einer Studie wurde die Verschreibungspraxis von Ärzten untersucht (Maffli & Efionayi-Mäder, 1996). Diese Studie zeigt, dass Frauen viel häufiger Psychopharmaka verschrieben bekommen, als
Männer. Dies vor allem, wenn sie Symptome zeigen, die Anlass für
intensivere diagnostische Untersuchungen sind. Bei depressiven
Patientinnen und Patienten verschreiben männliche Mediziner bei
einer von drei Frauen Antidepressiva, bei Männern aber nur in einem von elf Fällen. Ärztinnen machen diese Unterschiede zwischen
Männern und Frauen in ihrer Verschreibungspraxis nicht. Diese
Feststellung lässt vermuten, dass die Vorstellung von Gesundheit
je nach Geschlecht unterschiedlich ist. «Gesundheit» wäre in diesem Sinne ein «soziales Konstrukt».
Gefahr von Abhängigkeiten
Kliniker unterscheiden zwischen aufdeckenden und zudeckenden
Behandlungen. «Aufdeckend» sind Psychotherapien im engeren
Sinn mit dem Ziel, die Patienten in intensiven Gesprächen zu einem besseren Verständnis ihrer Situation und zur Lösung ihrer Probleme zu führen. «Verstehen» heisst unter anderem, bisher verborgene Zusammenhänge in der eigenen Lebensgeschichte zu erfassen und verdrängte Erinnerungen wachzurufen. Das kann sehr
schmerzvoll sein. Dazu kommt die Schwierigkeit, dass gefundene
Lösungen nicht immer leicht umsetzbar sind oder sich als unrealisierbar erweisen. Es ist nachvollziehbar, dass manche Patienten
vor dem Aufwand einer solchen aufdeckenden Psychotherapie
zurückschrecken und gar nichts anderes wollen als eine rasch wirksame medikamentöse Behandlung, welche die Symptome und vor
allem auch deren Ursachen einfach «zudeckt» und sie – ganz im
Sinne der Erwartung der Gesellschaft – möglichst schnell wieder
10
«funktionstüchtig» macht. Die Wurzeln der Störung oder Krankheit bleiben so unbehandelt. Der Arzt, der die medikamentöse Behandlung eingesetzt hat mit der Absicht, den Patienten von seinem akuten Leiden zu befreien und so einer psychotherapeutischen Bearbeitung der Probleme zugänglich zu machen, wird von
diesen Patienten dazu gedrängt, die rezeptpflichtigen Medikamente
immer weiter zu verschreiben. Wenn er dann merkt, dass ein Patient in die Abhängigkeit rutscht und daraufhin versucht, mit ihm
nach Alternativen zur rein medikamentösen Behandlung zu suchen, stösst er oft auf entschiedenen Widerstand des Patienten.
Man könnte daraus den Schluss ziehen, dass es am besten wäre,
Medikamente mit Abhängigkeitspotenzial aus dem Markt zu nehmen. Damit würde man aber letztlich die Falschen bestrafen, nämlich nicht die Minderheit der Abhängigen, die einfach auf den
Schwarzmarkt ausweichen würden, sondern die Mehrheit der Leidtragenden, die von solchen Medikamenten profitieren.
Pillen statt Politik
Schliesslich hat eine weitere gesellschaftliche Tatsache Folgen für
die Arzt-Patientenbeziehung: Heute sitzen immer mehr Menschen
im Wartezimmer, die Opfer der anhaltenden Rezession geworden
sind: «Leiden und Problembereiche, die vorher eine politische Lösung oder eine Intervention innerhalb der Arbeitswelt nach sich
gezogen hätte, werden nunmehr dem Arzt zugewiesen (...) Der
wird dadurch praktisch gezwungen, die Not des Patienten in Begriffen von Krankheit und Invalidität neu zu interpretieren», schreibt
Louis Jeantet. (Forum Louis Jeantet, 1998: 126)
*Die Folgen dieser Patientenautonomie lassen sich auch in Zahlen
ausdrücken: Schätzungen gehen davon aus, dass 40 Prozent der
Verschreibungen nicht richtig befolgt werden. Im Rahmen der «Self
Care» Kampagne der Apotheken wurden in 675 Apotheken über
200 000 Medikamentenpackungen eingesammelt, wovon ein Viertel nicht einmal geöffnet war. Man schätzt die Kosten für fortgeworfene Medikamente auf rund 130 Millionen Franken pro Jahr.
Quellen Medikamentenmissbrauch in der Schweiz. Aktuelle Daten – Orientierung
für die Praxis. Herausgegeben von Etienne Maffli. Schweizerische Fachstelle für
Alkohol und anderen Drogenprobleme (SFA), 2000.
Ingrid Reubi: «Sucht auf Rezept». in der Zeitschrift: abhängigkeiten 2 / 04
11
Stetig steigender Medikamentengebrauch
Im Durchschnitt schluckt jede Schweizerin und jeder Schweizer pro Jahr für über 700 Franken Arzneimittel. Statistiken zeigen, dass der Medikamentenkonsum in der Schweizer Bevölkerung stetig zugenommen hat.
Die Gesamtkosten für Medikamente haben seit 1980 stetig zugenommen. Dieser Anstieg ist zum Teil auf eine Verteuerung der eingesetzten Medikamente zurückzuführen, zu einem grösseren Teil
aber auf einen Mehrverbrauch durch die Schweizer Bevölkerung.
Heute stellen die Mehrausgaben für Medikamente eine grosse
Herausforderung bei der Finanzierung des schweizerischen Gesundheitssystems dar. Im Jahre 2001 hat jede Schweizerin und jeder
Schweizer jährlich rund 700 Franken für Medikamente ausgegeben. Das Verhältnis der Verkäufe von dämpfend/beruhigend und
anregend wirkenden Arzneimitteln hat sich im Verlauf der Jahre
zunehmend ausgeglichen. Auffällig ist der deutliche Umsatzanstieg bei den Antidepressiva, Stimulantien und Schlankmachern:
Langfristiger Gebrauch (während mindestens eines Jahres)
von Medikamenten
%
Quelle: SFA (1999). Gebrauch von Medikamenten mit Abhängigkeitspotenzial in der Schweiz.
Schmerzmittel
Schlafmittel
Beruhigungsmittel
Anregungsmittel
Abführmittel
Hustenmittel
mindestens
eines davon
9.9
9
6
5.0
4.5
3.9
3
2.5
Dies sind Medikamente für Krankheiten, die stark durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen begünstigt bzw. mit verursacht
werden.
Medikamente mit Missbrauchspotenzial machen einen Grossteil
des gesamten Arzneimittelumsatzes aus. Einige Zahlen sollen dies
verdeutlichen: Im Jahre 2003 sind in der Schweiz verkauft worden:
• Schmerzmittel:
• Schlafmittel
• Abführmittel
• Hustensedativa
• Beruhigungsmittel
• Schlankmacher
22,30 Mio. Packungen
4,56 Mio. Packungen
4,25 Mio. Packungen
3,78 Mio. Packungen
3,10 Mio. Packungen
0,30 Mio. Packungen
Diese Medikamentengruppen stellen einen Anteil von rund 20 Prozent aller umgesetzten Medikamentenpackungen im Jahre 2003
dar und die entsprechende Umsatzsumme beträgt knapp 1 Milliarde Franken (Quelle: Pharma Information, Basel). Um die eigentliche Problemlage des Medikamentenmissbrauchs in der Schweiz
einzuschätzen, werden Informationen über das Einnahmeverhalten benötigt. Denn richtig eingesetzt, tragen die genannten Arzneimittelgruppen zu einer erheblichen Besserung der Gesundheit
bzw. der Lebensqualität bei.
Die aktuellen Daten zum Einnahmeverhalten in der Bevölkerung
stammen aus einer Studie der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol und andere Drogenproblem (SFA), Lausanne, aus dem Jahre
1999. Da die jährlich erhobenen Umsatzzahlen sich in der Zwischenzeit jedoch nicht wesentlich verändert haben, kann man davon ausgehen, dass die Befunde im Allgemeinen heute noch ihre
Gültigkeit haben. Eine Ausnahme bildet allerdings die deutliche
Zunahme des Umsatzes von Psychostimulantien, die sich zum grossen Teil auf den boomenden Einsatz von Methylphenidat (Ritalin)
bei hyperaktiven Kindern zurückführen lässt.
2.1
1.3
1.4
1.3
0.6
0.1
0
Männer (n = 1 430)
12
0.3
0.7
0.2
Frauen (n = 1 556)
13
Medikamentengebrauch in der Bevölkerung
In der Medikamentenstudie der SFA wird der Anteil der Medikamentenabhängigen in der erwachsenen Wohnbevölkerung der
Schweiz auf rund 1 Prozent geschätzt. Hochgerechnet entspricht
dies 60 000 Personen. Eine weitaus grössere Gruppe von Personen, deren Anteil auf 2.5 Prozent der erwachsenen Allgemeinbevölkerung geschätzt wird, weist jedoch einen auffälligen Langzeitgebrauch (über ein Jahr hinaus) von Medikamenten der Benzodiazepin-Gruppe (Schlaf- und Beruhigungsmittel) auf. Diese Präparate sind für ihr ausgeprägtes Suchtpotential bekannt. Etwa zehn
Prozent der Frauen und fünf Prozent der Männer nehmen über
einen Zeitraum von mehr als einem Jahr entweder ein Schmerz,
Schlaf, Beruhigungs, Anregungs, Abführ- oder Hustenmittel ein.
Entwicklung des Gesamtumsatzes bei Medikamenten
in der Schweiz seit 1993
Quellen: Berechnungen der SFA auf Basis von: Pharma Information, Basel.
Bundesamt für Statistik (2002). Statistische Jahrbücher der Schweiz der entsprechenden Jahre.
in Mio. Franken
in Franken
Medikamentenverkäufe
Medikamentenverkäufe
zu konstanten Preisen*
1993
3 569
3 789
512
513
1994
3 704
3 899
528
524
1995
3 923
4 057
554
572
1996
4 099
4 204
577
592
1997
4 274
4 361
601
613
1998
4 446
4 537
623
585
1999
4 739
4 797
661
669
2000
5 053
5 038
701
699
2001
5 280
5 212
732
723
Je Einwohner
Je Einwohner zu
konstanten Preisen*
*Konstante Preise beziehen sich auf Mai 2000.
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie
Ihren Arzt oder Apotheker
Damit Medikamente sinnvoll und wirksam als Heilmittel eingesetzt werden können, braucht es neben den Ärzten und
Apothekern auch informierte Patienten. Das Problem ist nur,
dass heute immer mehr Informationen über neue Medikamente
gepaart mit gezielten Marketingmassnahmen der Hersteller
an die Öffentlichkeit gelangen. Die Grenze zwischen Werbung
und Information wird dadurch fliessend.
Über die Lifestyle-Drogen Viagra und Xenical wurde in Europa
längst geredet und geschrieben, bevor diese Mittel überhaupt die
Marktzulassung hatten. Fast jedes Kind weiss heute, dass Papi nur
die blaue Pille braucht, wenn’s nicht mehr klappt. Und Mami muss
nur zu Xenical greifen und das Fett verschwindet wie von selbst.
Problem erkannt, Problem gelöst. Sicherlich ist diese Darstellung
etwas überzeichnet, allerdings ist es erstaunlich, welchen Stellenwert die sogenannten Lifestyle-Drogen heute in den westlichen
Industrienationen einnehmen. Allerdings passen diese Medikamente auch in unsere Gesellschaft, in der Leistungsschwäche, Impotenz und schlechte Stimmungslagen unerwünscht sind.
Die Vorbereitung zur Markteinführung der oben genannten Produkte haben ausgewählte Journalisten übernommen, denen die
jeweiligen Informationen über die neuen Superpräparate zur Verfügung gestellt wurden. Nach der Markteinführung von Viagra
konnte Pfizer in ganzseitigen Inseraten die Männer einladen, sich
anonym über eine Hotline beraten zu lassen. Dort wurde abgeklärt, ob sich für sie der Gang zum Arzt lohnt, um Viagra verschrieben zu bekommen.
Gesundheitsmarkt boomt
(Quelle: Zahlen & Fakten Herausgegeben von der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol
und andere Drogenprobleme (SFA), Lausanne, 2004.)
14
Seitens der Öffentlichkeit besteht ein grosses Interesse an neuen
Medikamenten, welche die Lebensqualität und die körperliche
Gesundheit verbessern. Der Gesundheitsmarkt boomt. Heute gibt
es zahlreiche Magazine, die sich ausschliesslich mit Themen rund
um die Gesundheit beschäftigen und Dr. Samuel Stutz ist mit seiner «Sprechstunde» präsent. Finanziert werden diese Magazine
15
neben dem Kioskverkauf und durch Abonnemente auch durch
Pharma-Werbung. Kein Wunder, dass im Ratgeber «Meine Gesundheit» nur Heilmittel von Herstellern berücksichtigt werden, die für
die Platzierung ihrer Produkte etwas bezahlen (Puls Tip, 8/96).
Deshalb sind heute auch einseitige Berichterstattungen über einzelne Präparate durchaus an der Tagesordnung. Die Chefredaktoren ziehen sich mit dem gleichen Hinweis aus der Verantwortung,
wie die Pharmaindustrie: «Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen
Sie Ihren Arzt oder Apotheker». Darüber hinaus gewinnen die Pharmaunternehmen durch Sponsoring neuen Einfluss auf Patientenorganisationen oder Hotlines zu den verschiedensten Themen.
Schliesslich nutzen Pharmaunternehmen heute ihre Bilanzpressekonferenzen auch gerne dazu, mit Blick auf die eigenen Aktienkurse ausführlich Werbung für die Medikamente zu machen, die
sich noch «in der Pipeline» befinden, die also noch vor der Marktzulassung stehen.
Keine Studien vorhanden
Seit Ende der 90er Jahre in der Schweiz die Medikamentenwerbung stark liberalisiert wurde, ist der Bruttowerbeaufwand für
Pharma-Produkte um rund ein Drittel gestiegen. Auch wenn es in
der Schweiz noch keine unabhängigen Studien darüber gibt, welche Wirkungen die Pharmawerbung erzielt, kann dennoch angenommen werden, dass sich die Werbung für die Unternehmen
lohnt.
Dass die Medikamentenwerbung auch in der Schweiz einen Einfluss bis in die Arztpraxis hat, wird kaum bestritten. Allerdings gilt
hier zwischen den verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Präparaten zu unterscheiden. Werbung darf momentan nur für letztere Präparate gemacht werden. Werbebotschaften für Medikamente enthalten aber ebenso wie Waschmittel- oder Autowerbung
grotesk verkürzende und banalisierende Darstellungen von an sich
komplexen Realitäten. Kopfschmerz oder Antriebsschwäche werden so weit banalisiert, dass der Griff zur Pille als einzige Möglichkeit erscheint, das Problem zu lösen. Und wenn für Aspirin mit
dem Slogan geworben wird: «Für weniger Schmerz auf dieser Welt»
– so wird damit ein allgemeines gesellschaftliches Anliegen ins Feld
geführt, dem wohl niemand widersprechen möchte.
16
Medikamente mit Abhängigkeitspotenzial
Die Mediziner sagen «dosis sola facit venenum» («Nur die Dosis macht das Gift»). Während grundsätzlich alle Arzneimittel
im Übermass schaden, besteht bei einigen Medikamenten zusätzlich das Risiko abhängig zu werden.
Ein erhöhtes Abhängigkeitspotential geht von Medikamenten aus,
welche «psychoaktive» Substanzen beinhalten, welche also die
Psyche beeinflussen (Stimmungen, Gefühle, Antrieb) oder von
schmerzstillenden Substanzen (Psychopharmaka). Die wichtigsten
Arzneimittel mit einem Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial
sind Schlaf- und Beruhigungsmittel (Tranquilizer), Schmerzmittel
(Analgetika) und Stimulanzien. Die wichtigsten Gruppen werden
hier kurz vorgestellt:
Schlafmittel und Beruhigungsmittel (Tranquilizer)
Die meisten Schlaf- und Beruhigungsmittel gehören zur Familie
der Benzodiazepine. Das wohl bekannteste Medikament dieser
Gruppe ist das Valium. Weitere in der Schweiz häufig verkaufte
Präparate sind:
• Schlaf- und Beruhigungsmittel: Dalmadorm, Dormicum,
Halcion, Loretam, Mogadan, Noctamid, Normison,
Rohypnol, Semnium.
• Tranquilizer: Auxiolit, Demetrin, Lexotanil, Lorasifar,
Paceum, Seresta, Solatran, Stesolid, Temesta,
Tranxilium, Urbanyl, Valium, Xanax.
Ein etwas geringeres Abhängigkeitsrisiko wird bei Medikamenten
mit den Wirkstoffen Zolpidem (z.B. Stilnox) und Zaleplon (z.B. Sonata) angenommen. Diese sind zwar chemisch nicht mit den Benzodiazepinen verwandt, zeigen aber im Körper ganz ähnliche Wirkmechanismen. Da auch für Mittel mit diesen Wirkstoffen zumindest einige Missbrauchsfälle bekannt wurden sowie vor allem Berichte über teilweise schwere Nebenwirkungen vorliegen (z.B. Gedächtnislücken, visuelle Halluzinationen), können sie nicht als ungefährliche Alternative zu Benzodiazepinen betrachtet werden.
17
Analgetika (Schmerzmittel)
Schmerzmittel werden in zentral und peripher wirkende Mittel
unterschieden. Zu den zentralwirkenden, d.h. am zentralen Nervensystem ansetzenden Analgetika gehören vor allem die Opiate,
deren bekanntester Vertreter das Morphin ist. Derartige Medikamente werden zur Behandlung besonders schwerer Schmerzzustände eingesetzt. Hierunter fallen z.B. Krebserkrankungen oder
chronische Schmerzen, die mit anderen Mitteln nicht mehr wirksam behandelt werden können. Medikamente aus dieser Gruppe
fallen unter das so genannte Betäubungsmittelgesetz, d.h. dass
die Verschreibung staatlich kontrolliert wird. Auch Codein, welches in einigen Schmerzmitteln, aber auch z.B. in Hustenmitteln
enthalten ist, ist ein Opiatabkömmling und dementsprechend verschreibungspflichtig. Ein Missbrauch dieser Arzneimittel ist speziell unter Abhängigen illegaler Drogen verbreitet.
Kombinationsanalgetika
Als „Einstiegsdroge“ für Schmerzmittelabhängige gelten dagegen
vor allem die frei verkäuflichen, koffeinhaltigen Kombinationsanalgetika (z.B. Thomapyrin, Vivimed etc.), die gerade von Menschen
mit Migräne oder anderen chronischen Schmerzbeschwerden bei
Bedarf konsumiert werden. Eine relativ grosse Anzahl von Kopfschmerzpatienten entwickelt unter zu häufiger Einnahme von
Schmerz- und/oder Migränemitteln einen so genannten „medikamenteninduzierten Kopfschmerz“. Es handelt sich dabei meist um
einen dumpf-drückenden Dauerkopfschmerz. Diesen versuchen die
Betroffenen wiederum durch die Einnahme weiterer Tabletten zu
bekämpfen, wodurch ein Teufelskreis entsteht.
Anregungsmittel und anregende Appetitzügler (Stimulanzien)
Weitere Medikamente mit einem hohen Suchtpotenzial sind die
so genannten Stimulanzien, die allgemein eher unter den Begriffen Appetitzügler oder Schlankheitsmittel bekannt sind. Unter
Handelsnamen wie z.B. Recatol, usw. bekannt, wirken sie antriebssteigernd und dämpfen zugleich das Hungergefühl. Der Missbrauch
solcher Mittel steht in engem Zusammenhang mit Ess-Störungen
wie Magersucht (Anorexie) oder Ess-Brech-Sucht (Bulimie), an denen überwiegend Frauen leiden. Die Arzneimittel enthalten Wirk-
18
stoffe aus der Gruppe der Amphetamine. Aufgrund ihrer euphorisierenden und leistungssteigernden Wirkung besitzen sie ein hohes Suchtpotenzial. Die Nebenwirkungen können Herzrasen, Angst,
Schlafstörungen und starke Stimmungsschwankungen umfassen.
Nach langfristigem Missbrauch kann es zu Zuständen der Erschöpfung oder Übererregung kommen. Weiterhin sind Herz-Kreislaufprobleme und Ängste bis hin zu Halluzinationen und Wahnvorstellungen möglich.
Antidepressiva und Neuroleptika
Es gibt aber auch viele Psychopharmaka, bei denen kein Suchtpotenzial festgestellt wurde. Dazu gehören die sehr häufig eingesetzten Antidepressiva und Neuroleptika. Ebenfalls zu den psychoaktiven Medikamenten zählen Antidepressiva und Neuroleptika.
Antidepressiva werden zur Behandlung depressiver Beschwerden
wie Niedergeschlagenheit, Leeregefühl und Hoffnungslosigkeit,
negativem Selbstwertgefühl, Antriebsmangel oder ängstlicher
Übererregung eingesetzt. Alle Antidepressiva dienen der Stimmungsaufhellung. Einige haben zusätzlich beruhigend-dämpfenden, andere einen aktivierenden Effekt. Ihre Wirkung basiert darauf, dass sie das Angebot an sogenannten Transmittern, die zu
einer normalen Hirnfunktion nötig sind, erhöhen. Sie entsprechen
also einer Art Substitution, wie das Insulin. Die Verordnung von
Antidepressiva hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen,
teilweise als Ersatzverschreibung für Benzodiazepine. Hier sind vor
allem die so genannten Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)
zu nennen (z.B. Fluctine mit dem Wirkstoff Fluoxe, in USA als Prozac bekannt). Sie besitzen ein anderes Nebenwirkungsspektrum
als die herkömmlichen Antidepressiva (z.b. die Trizyklika Anafranil
und Surmontil). Obwohl Antidepressiva nicht abhängig machen
sollen, werden dennoch in der Literatur Toleranzentwicklungen
sowie Absetzsymptome beschrieben. Ausserdem wird zunehmend
vor der Verschreibung an Kinder und Jugendliche sowie an alte
Menschen gewarnt, wegen der Gefahr auftretender Suizidimpulse als Folge der medikamentös erwirkten Antriebssteigerung. Denn
diese erfolgt meist schneller als der Ausstieg aus der Verzweiflung
über die als hoffnungslos und düster erlebte Lebenslage. Deshalb
kann nicht genug betont werden, dass sich eine Behandlung de-
19
pressiver Menschen, vor allem wenn es sich um schwere Depressionen handelt, nicht auf die medikamentöse Therapie beschränken darf, sondern durch eine eingehende Psychotherapie zur Aufarbeitung der Hintergründe und lebenssituativen Begleitumstände der Depression ergänzt werden muss.
Neuroleptika (z.B. Chlorazin, Dapotum, Melleril, Nozinam, Prazine, Trilafon, Chlopixal, Fluanxol, Trixal, Dipiperon, Haldol, Semap,
Leponex, Zypresa, Entumin, Seroguel, Dogmatil, Risperdal, Ability,
Distraneurin) werden vor allem in der Behandlung von Psychosen
– insbesondere Schizophrenien – eingesetzt. Sie wirken vor allem
dämpfend, ausgleichend, beruhigend und antriebsmindernd. Zu
ihren Nebenwirkungen zählen die Beeinträchtigung der Kontaktfähigkeit, eine Steigerung der Muskelspannung sowie bei Neuroleptika der alten Generation zu Störungen der Bewegungsabläufe
(Zittern, Bewegungsunruhe, Wippen, Grimassieren), so genannte
parkinsonartige Spätdyskinesien. Diese treten vor allem nach langfristigem Gebrauch auf und können auch nach dem Absetzen des
Medikaments bestehen bleiben. In den letzten Jahren sind zahlreiche neue Neuroleptika entwickelt worden, die zwar auch nicht
nebenwirkungsfrei sind, die aber doch meist ein günstigeres Wirkungs- Nebenwirkungsprofil aufweisen.
«Mir geht es sehr gut»
Annie M. (Name verändert), 68 Jahre, verwitwet, vier Kinder,
alleinstehend, Hausfrau, lebt von der Rente ihres Mannes und
ist seit vielen Jahren von Benzodiazepin-präparaten im Sinne
einer sogenannten low-dose dependence (Niedrigdosierung)
abhängig.
Wann sind Sie zum ersten Mal mit Psychopharmaka
in Berührung gekommen?
Das ist schon sehr lange her. Ein knappes Jahr nach der Geburt
unseres zweiten Sohnes hatte ich eine Fehlgeburt, die mich sehr
mitgenommen hat. Ich fühlte mich damals völlig überlastet und
auch alleingelassen in meiner neuen Rolle mit den beiden Kleinkindern. Mein Mann hatte weder Zeit für mich, noch für seine
wachsende Familie, weil er sich beruflich etablieren musste. Auch
das Thema der Fehlgeburt konnte ich nicht mit ihm besprechen.
Es war Mitte der sechziger Jahre, als mir mein damaliger Gynäkologe das erste Mal Valium verschrieben hatte.
Über welchen Zeitraum haben Sie dieses Medikament
dann eingenommen?
Ich habe Valium in verschiedenen Dosierungen über einen Zeitraum von mindestens fünf bis sechs Jahren eingenommen. Weil
ich in den folgenden Jahren vermehrt an Schlafstörungen litt, habe
ich über einen kurzen Zeitraum zusätzlich Contergarn bekommen,
was ein zwar wirksames aber auch, wie sich später herausstellen
sollte verheerendes Schlafmittel war. Glücklicherweise habe ich
keine geschädigten Kinder geboren.
Warum haben Sie weiterhin Medikamente eingenommen?
(Quelle: «Nicht mehr alles schlucken …!» Frauen. Medikamente. Selbsthilfe. Ein Handbuch. Herausgegeben von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V., Hamm)
20
Nun, nachdem auch unser 4. Kind als Nesthäkchen geboren war,
kam für mich der erwünschte Wiedereinstieg ins Berufsleben nicht
mehr in Frage. Als gelernte Grafikerin konnte ich meine Begabung
nur noch hobbymässig und auf Sparflamme ausüben. Weil aus
21
finanzieller Sicht auch keine Notwendigkeit bestand, dass ich arbeiten gehe, rückte die sogenannte Selbstverwirklichung immer
weiter in den Hintergrund. Obwohl ich gesunde Kinder, einen mich
liebenden Ehemann hatte und wir in einem eigenen Haus wohnten, war ich ganz tief in mir drinnen unglücklich und sehr traurig.
An meiner Situation konnte ich aufgrund meines Pflichtbewusstseins und meiner Verantwortung gegenüber den Kindern nichts
ändern. Aber meine leicht negative Grundstimmung konnte ich
mit den Medikamenten weitgehend ausschalten.
Hatten Sie nicht Angst, dass Sie sich auch in ihrer
Persönlichkeit verändern würden?
Wissen Sie, das ganze Leben verändert einen. Ich denke, da kommt
es nicht so sehr auf die Medikamente an, die ich im übrigen sehr
gut dosieren kann. Ausserdem bewältige ich bis heute meinen Alltag sehr gut, habe meinen Familien- und Freundeskreis und denke
nicht, dass ich mich stark verändert habe.
Wie sind Sie denn an Ihre Medikamente gekommen?
Dann haben Sie Medikamente nicht wegen gesundheitlicher
Probleme genommen?
Ich würde sagen beides. Immer, wenn ich die Tabletten absetzen
wollte, weil ich nicht davon abhängig werden wollte, wurde ich
meistens sehr krank. Ich litt oft an starken Grippeanfällen, die tagelang anhielten, hatte starkes Kopfweh und konnte kaum noch
schlafen. Zudem spielte mein Kreislauf völlig verrückt. Diese Beschwerden waren schnell verschwunden, wenn ich wieder meine
langjährige Tagesdosis einnahm.
Natürlich über meinen Hausarzt, der mir bis heute die Rezepte
anstandslos ausstellt. Das ist eine stillschweigende Übereinkunft.
Ich hole die Rezepte regelmässig ab, zu einer Untersuchung gehe
ich aber nur, wenn es mir wirklich nicht gut geht. Und meine Apothekerin kennt mich auch schon seit langem.
Wie lange ist Ihr Hausarzt Ihr Hausarzt?
Seit über 30 Jahren und ich bin sehr zufrieden mit ihm, weil er
Wichtiges von Unwichtigem zu trennen weiss und mir sehr gut
zuhören kann.
Welche Medikamente nehmen Sie heute?
Seit den Wechseljahren nehme ich kein Valium mehr, aber ein von
der Wirkung ähnliches Präparat. Neben dieser täglichen kleinen
Pille nehme ich noch ein spezielles Hormonpräparat. Zudem nehme ich öfter Kopfschmerzmittel und manchmal auch ein Schlafmittel. Also nichts Spezielles.
Würden Sie sich heute als gesund bezeichnen?
Aber sicher, auch wenn es mit zunehmendem Alter immer öfter
mal zwickt, geht es mir sehr gut, dank der Medikamente.
Interview Sebastian Kirsch
22
23
Pillen per Internet
Wirkungslose und verunreinigte Arzneimittel, gefälschte Präparate, nicht zugelassene Wirkstoffe: Mit der Verbreitung des
Internets erhält in der Schweiz ein illegaler Wirtschaftszweig
Aufschwung, gegen den die Behörden weitgehend machtlos
sind.
In der Schweiz ist der Handel mit Arzneimitteln via Internet verboten. Doch Medikamente, die nicht zu der Gruppe der Betäubungsmittel und der psychotropen Stoffe gehören, dürfen in Kleinstmengen dennoch legal in die Schweiz eingeführt werden. Das ist
auf eine missverständliche Bestimmung im Heilmittelgesetz zurückzuführen: Diese soll sicherstellen, dass Touristen und Geschäftsleute bei ihrer Einreise eigene Arzneimittel ohne grossen Formularkrieg einführen können – eine Formulierung, die sich Geschäftemacher zunutze machen. Für die Behörden stellt sich aber nicht
in erster Linie ein gesetzliches Problem. Die Möglichkeiten zur Bekämpfung der Geschäfte, mit welchen weltweit Millionen umgesetzt werden, sind begrenzt, weil das Internet nicht überblickbar
und schon gar nicht kontrollierbar ist. Weil überdies weit über 90
Prozent der Postsendungen aus dem Ausland unbesehen und ungeöffnet zum Empfänger kommen, wird der überwiegende Teil
der Lieferungen gar nie entdeckt. Selbst eine Vervielfachung der
Zollkontrollen änderte daran nichts.
Schätzungen des Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic
gehen davon aus, dass im vergangenen Jahr rund 40’000 Medikamentensendungen in die Schweiz gelangten, die via Internet bestellt wurden. Aber gerade diese Art von Einkauf kann gravierende «Nebenwirkungen» haben. Das Institut in Bern hat zahlreiche
Medikamente aus dem Internet bestellt und überprüft. Das Ergebnis ist alarmierend. Nur drei von 17 Arzneimitteln konnten mit
einem kalkulierbaren gesundheitlichen Risiko eingenommen wer-
24
den. Es handelte sich dabei um Originalpräparate eines bekannten Herstellers in Originalverpackung mit ausführlichem Beipackzettel. Mehr als 80 Prozent aber waren mangelhaft. Von der losen
Verpackung über den fehlenden oder unverständlichen Beipackzettel bis hin zu Angaben, die nicht mit dem Inhalt übereinstimmten oder gar verunreinigte Substanzen fand die Kontrollstelle. Auch
die Qualität der Medikamente lässt zu wünschen übrig. Zum Beispiel zerbröselten Tabletten, sobald sie aus dem Blister herausgedrückt wurden. Die deutsche Ärzteschaft stellte gar noch gravierendere Verstösse fest. Ein Medikament, das als Antidepressivum
verkauft wurde entpuppte sich zum Beispiel als Mittel gegen epileptische Anfälle und Herzrhythmusstörungen.
Verbotene Substanzen
Nach Einschätzung von Swissmedic sind rund ein Fünftel der via
Internet bestellten und eingeführten Medikamente verbotene Importe von Betäubungsmitteln und psychotropen Stoffen für den
Eigengebrauch. Das Internet ist für den Erwerb auch deshalb interessant, weil über die dubiosen Kanäle Produkte angepriesen
werden, die in der Schweiz gar nicht zu haben sind – etwa das bei
Vielfliegern beliebte Schlafmittel Melatonin. Besonders beliebt sind
aber auch potenzsteigernde Mittel, die auf diese Weise anonym
und ohne den oft als peinlich empfundenen Arztbesuch erworben
werden können. Doch «viele der im Internet angebotenen Medikamente sind in der Schweiz verboten, überteuert, qualitativ
schlecht oder gar verfälscht», warnt Swissmedic in einem Merkblatt. Der deutsche Ärzteverband brachte die Mahnung in Anspielung auf die mit dieser Form des Handels verbundenen Risiken auf
die eingängige Kurzformel «Exitus statt Koitus». Für nachgemachte, umgepackte, unterdosierte oder abgelaufene Arzneimittel sind
die Schweiz und andere westliche Länder besonders attraktiv. Vor
allem Aids-Medikamente werden von den Herstellern in Drittweltländern teilweise zu einem Bruchteil des in Europa zu bezahlenden Preises abgegeben – was solche Produkte für Teilfälschungen
interessant macht. So befanden sich unter den von den Schweizer
Behörden beschlagnahmten Aids-Medikamenten für andere Län-
25
der bestimmte Originale, die umgepackt worden waren. Die Gewinnmargen mit diesen illegal verschickten Medikamenten sind
riesig, vergleichbar mit jenen aus dem Drogenhandel. Die Pharmaindustrie verliert in der Folge viel Geld – Schätzungen gehen
von rund zwei Milliarden Franken pro Jahr aus.
Laut einem Bericht der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) vom Februar 2004 haben die Fälle von Medikamentenfälschungen in den USA seit 2001 sprunghaft zugenommen.
Vor zwei Jahren stiessen auch Schweizer Zollbeamte auf eine Sendung von 22’000 gefälschten Viagra-Tabletten. Im vergangenen
Jahr konfiszierten die Behörden eine Lieferung mit illegalen AidsMedikamenten. Vor diesem Hintergrund dürfte der Internethandel mit Medikamenten für die Industrieländer auf Jahre hinaus
eine Herausforderung darstellen.
Wann liegt Medikamentenmissbrauch vor?
Medikamentenmissbrauch ist ein in allen sozialen Schichten weit
verbreitetes Problem mit sehr hoher Dunkelziffer, weil die Grenzen zwischen therapeutischer Anwendung, riskantem Gebrauch
und Missbrauch fliessend sind. Ebenso fliessend ist der Übergang
zwischen Missbrauch und Abhängigkeit.
Wie bereits vorher erwähnt, haben Medikamente neben ihren erwünschten Wirkungen auch immer Nebenwirkungen. Bei längerer
Einnahme kann eine dieser Nebenwirkungen in Form von einer
Abhängigkeit zum Ausdruck kommen. Ein Missbrauchsrisiko besteht vor allem bei Medikamenten mit:
•
•
•
•
•
stimulierender,
beruhigender und
schmerzstillender Wirkung sowie bei Medikamenten, die
leichtfertig verschrieben und / oder die mit einer
aufdringlichen Werbestrategie propagiert werden.
Definition nach WHO
Von Medikamentenmissbrauch spricht man in der Regel, wenn
Medikamente ohne entsprechende Indikation, in einer die Verschreibung übersteigenden Dosierung oder länger als notwendig eingenommen werden. Bei einer Abhängigkeit bzw. Sucht kommen noch
weitere Kriterien hinzu, welche die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) 1957 folgendermassen definiert hat:
Sucht ist ein Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung,
hervorgerufen durch den wiederholten Gebrauch einer natürlichen
oder synthetischen Droge – gekennzeichnet durch vier Kriterien:
• Unbezwingbares Verlangen zur Einnahme
und Beschaffung des Mittels
• Tendenz zur Dosissteigerung (Toleranzerhöhung)
• Psychische und meist physische Abhängigkeit
von der Wirkung der Droge
• Schädlichkeit für den Einzelnen und / oder die Gesellschaft.
Quelle: Schweizerisches Heilmittelinstitut Swissmedic; Bern
26
27
Abhängigkeit hat eine psychische und eine körperliche Seite. Psychische Abhängigkeit ist das zwingende Verlangen, das Medikament einzunehmen um seine psychischen Wirkungen zu erleben.
Körperliche Abhängigkeit ist verbunden mit Toleranzentwicklung.
Durch Anpassungsvorgänge im Körper werden zunehmend grössere Mengen vertragen bzw. ist zur Erreichung der erwünschten
Wirkung eine Dosissteigerung notwendig. Ausserdem treten beim
Absetzen der Substanz Entzugserscheinungen auf. Wie oben bereits erwähnt kann die Abgrenzung zwischen Abhängigkeit und
Missbrauch im Einzelfall schwierig sein. Beim Gebrauch von rezeptpflichtigen Medikamenten ist, im Unterschied zum Konsum
anderer psychotroper Substanzen (Tabak, Alkohol, illegale Drogen)
zu beachten, dass über die medizinische Notwendigkeit der Medikamenteneinnahme immer der Arzt oder die Ärztin entscheidet.
Im Gegensatz zu den freiverkäuflichen, nicht rezeptpflichtigen
Substanzen müsste dadurch ein Schutz vor Missbrauch und Abhängigkeitsentwicklungen gewährleistet sein. Dennoch gibt es einige Lücken, so können z. B. mehrere Ärzte zur Verschreibung des
gleichen, psychisch wirksamen Medikamentes aufgesucht werden.
Dieses Verhalten ist als deutliches Warnzeichen für eine entstehende oder bestehende Abhängigkeit zu werten.
Der folgende Test kann eine kleine Orientierung zur Einschätzung
des Risikos einer Medikamentenabhängigkeit bieten:
Kurzfragebogen zum Medikamentengebrauch
Die folgenden Aussagen beschreiben eine Reihe von Gewohnheiten und Schwierigkeiten, die sich bei der häufigen Einnahme von
Medikamenten einstellen können. Der Fragebogen hilft, riskante
Formen des Medikamentengebrauchs – bei Ihnen selbst oder auch
im Familien- und Freundeskreis – zu erkennen und einzuschätzen.
Die Aussagen beziehen sich nur auf Medikamente, die eingenommen werden, um
• die Stimmung zu verbessern,
• besser schlafen zu können,
• leistungsfähiger zu sein,
• Schmerzen zu lindern oder
• ruhiger zu werden.
Prüfen Sie bei jeder Aussage, ob diese auf Sie zutrifft oder nicht
und kreuzen Sie dann das entsprechende Kästchen an. Bitte nehmen Sie zu allen Aussagen Stellung, lassen Sie keine davon aus.
Trifft
zu
Trifft
nicht zu
1. Ohne Medikamente kann ich
schlechter einschlafen.
2. Ich habe mir sicherheitshalber
schon einmal einen kleinen
Tablettenvorrat angelegt.
3. Zeitweilig möchte ich mich
von allem zurückziehen.
4. Es gibt Situationen, die schaffe
ich ohne Medikamente nicht.
5. Andere glauben, dass ich Probleme
mit Medikamenten habe.
6. Die Wirkung meiner Medikamente
ist nicht mehr so wie am Anfang.
7. Weil ich Schmerzen habe, nehme
ich oft Medikamente.
8. In Zeiten erhöhter Medikamenteneinnahme habe ich weniger gegessen.
9. Ich fühle mich ohne Medikamente
nicht wohl.
10. Manchmal war ich selbst erstaunt,
wie viele Tabletten ich an einem Tag
eingenommen habe.
11. Mit Medikamenten fühle ich mich
oft leistungsfähiger.
Wenn bei Ihnen vier oder mehr Aussagen zutreffen, sollten Sie
erwägen, mit Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt oder Ihrer Apothekerin /
Ihrem Apotheker über das Thema Medikamentengebrauch zu sprechen.
(Quelle: Watzl, Rist, Höcker & Miehle, 1991)
28
29
Jahresbericht des Präsidenten
Jahresberichte berichten. Soviel ist klar. Und worüber? Über das
was im vergangenen Jahr getan wurde. Ganz einfach! Was also
gibt’s Neues in der Stiftung Bündner Suchthilfe? Schnell gesagt:
Die Homepage ist neu. Sie finden im world wide web Wichtiges
und Neues zur Stiftung Bündner Suchthilfe – auch darüber, was im
vergangenen Jahr geleistet wurde: www.suchthilfe.gr.ch.
Im Jahr 2004 hat die Stiftung
• die neue Homepage erstellt
• das Erscheinungsbild für den Präventionswettbewerb
neu gestaltet: suchthilfe.grandprix
• den ersten Suchtreport vorgelegt
Neben Neuem hat die Stiftung auch Bewährtes fortgeführt. Sie
unterstützt den Verein Überlebenshilfe Graubünden genauso wie
andere gesundheitsfördernde und präventive Projekte.
Wenn in ganz Italien das Rauchen in Bars und Ristoranti verboten
wird, wenn der Gemeinderat in Chur eine Debatte über ein solches Verbot führt (und knapp ablehnt), wenn die Promillegrenze
für Autofahrer von 0.8‰ auf 0.5‰ gesenkt wird, wenn auch das
Fahren unter Medikamenten- und Drogeneinfluss schärfer kontrolliert wird, dann wird das Wissen und Reden um Risiken, Schäden
und Gefahren der Suchtmittel in Taten umgesetzt. Auch das sind
Entwicklungen des vergangenen Jahres.
Erfreulich daran ist, dass die schwerwiegenden gesundheitlichen
sozialen und wirtschaftlichen Folgen vom Suchtmittelkonsum ernst
genommen werden. Solche Massnahmen schützen vor allem unbeteiligte Dritte und setzen sie nicht willkürlich negativen Wirkungen aus.
Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen im Stiftungsrat für offene und kritische Diskussionen und zielorientiertes kollegiales Arbeiten.
Andrea Mauro Ferroni
Präsident Stiftung Bündner Suchthilfe
30
31
Jahresabschluss per 31. Dezember 2004
Bilanz
in %
31.12.2004
31.12.2003
1.9%
4.8%
3.9%
0.2%
1.9%
22’360.68
55’927.20
44’935.10
2’592.95
22’228.20
6’989.69
67’823.50
49’635.95
2’695.15
6’915.70
42.4%
27.1%
17.8%
492’500.00
314’274.00
206’963.00
500’000.00
314’274.00
206’963.00
100.0%
1’161’781.13
1’155’296.99
0.0%
21.9%
78.1%
0.00
254’299.54
907’481.59
0.00
253’034.54
902’262.45
100.0%
1’161’781.13
1’155’296.99
Budget 2004
31.12.2004
31.12.2003
4000 Aufwand
4010 Sitzungen, Revisionen, Allg. Kosten
3’500.00
4011 Drucksachen, Kopien, Porti
10’100.00
4015 Bank- und Postcheckspesen, Komm.
700.00
4020 Beiträge Arbeitsgruppen
0.00
4025 Beiträge Aktionen
15’000.00
4040 Sozialleistungen Arbeitgeber
0.00
4810 Suchtpräv./Gesundheitsförderung
12’000.00
4990 Uebrige Aufwendungen
10’000.00
Total Aufwand
51’300.00
9890 Jahresergebnis Legat Trägerverein
-10’750.00
9990 Jahresergebnis Stiftung
3’450.00
3’500.00
7’952.05
619.01
0.00
13’443.60
0.00
0.00
13’549.90
39’064.56
1’265.00
5’219.14
3’750.00
1’299.60
539.55
0.00
10’072.90
0.00
20’947.45
0.00
36’609.50
-19’414.90
1’804.25
Gesamt-Total
45’548.70
18’998.85
1000
1010
1013
1021
1070
1090
1100
1101
1100
1500
Aktiven – Umlaufvermögen
GKB Chur, CK 302.942.500 CK Kto.Krt.
GKB Chur, CA 302.942.501 CA Capito
UBS Chur, Q0-816.757.1 SK
Debitoren: Eidg. Verrechn-Steuer
Transitorische Aktiven
Aktiven – Anlagevermögen
Darlehen an Verein für Ueberlebenshilfe
Wertpapiere bei der GKB Chur
Wertpapiere bei der UBS AG, Chur
Total Aktiven
2000
2090
2800
2900
Passiven
Transitorische Passiven
Legat Trägerverein Suchtprävention GR
Eigenkapital
Total Passiven
Erfolgsrechung
6000
6010
6020
6030
6050
6830
6850
6890
6990
Total Ertrag
32
44’000.00
Ertrag
Spenden und Sponsorenbeiträge
1’000.00
Zweckbest. gemeinnützige Beiträge 20’000.00
Zinsertrag Stiftung
21’750.00
Wertberichtigungen Stiftung
0.00
Zinsertrag Legat Trägerverein
1’250.00
Wertberichtigungen Legat Trägerverein
0.00
Übrige Erträge Legat Trägerverein
0.00
Übrige Erträge Stiftung
0.00
44’000.00
2’983.80
20’000.00
21’299.90
0.00
1’265.00
0.00
0.00
0.00
0.00
0.00
17’466.30
0.00
1’532.55
0.00
0.00
0.00
45’548.70
18’998.85
An den
Stiftungsrat der
Bündner Suchthilfe
7000 Chur
22. Februar 2004
Revisorenbericht über
das Geschäftsjahr 2004
Sehr geehrte Damen und Herren
Die Jahresrechnung der Stiftung Bündner Suchthilfe
für das Jahr 2004 haben wir geprüft und festgestellt, dass
• die Buchhaltung sauber geführt wurde
• die Buchungsbelege vorhanden sind
• die Buchhaltung mit den Belegen übereinstimmt
• das Anlagevermögen gemäss den angewandten Anlagevorschriften (Niederstwertprinzip) bilanziert ist
• Aktiven und Passiven einen Saldo von CHF 1’161’781.13
aufweisen
• der Reingewinn für das Jahr 2004 CHF 6’484.14 beträgt
und dieser wie folgt verrechnet wurde: als positive Ergebnisse mit CHF 5’219.14 zugunsten des Eigenkapitals und
CHF 1’265.00 zugunsten des Legats Trägerverein Suchtprävention Graubünden.
Wir beantragen, dem Kassier für seine geleisteten Arbeiten
Décharge zu erteilen.
Die Revisoren:
sig. Urs Steinbacher, UBS AG
sig. Werner Simmen, Graubündner Kantonalbank
33
Schlusswort des Präsidenten
«Sucht beginnt im Alltag. Prävention auch». Die Stiftung Bündner
Suchthilfe trägt dieser Tatsache Rechnung, indem sie Projekte der
Suchtprävention in allen Lebensbereichen der Menschen unterstützt: In der Welt der Kinder und Jugendlichen genauso, wie in
jener der Familie, der Arbeit und der Freizeit. Die Stiftung hilft
aber auch Menschen mit Suchtproblemen im Kanton und unterstützt konkrete Angebote im Bereich der Behandlung und der Überlebenshilfe. Damit engagiert sie sich für diejenigen, die durch ihre
Abhängigkeit von Suchtmitteln kein normales Leben mehr führen
können.
Die Stiftung tut dies mit ihren eigenen Geldmitteln. Sie ist aber
immer auch auf Spenden angewiesen. Spenden von Menschen,
die gewillt sind, die Stiftung zu unterstützen und die es beispielsweise sinnvoll finden, das Bewusstsein um die Gefahren von Suchtmitteln wach zu halten.
Für den Stiftungsrat
Andrea Mauro Ferroni, Präsident
Mitglieder des Stiftungsrates
Andrea Mauro Ferroni*, Präsident
Erika Fetz*, Vizepräsidentin
Thomas Günter*
Hans Joss
Marlies Lötscher
Dr. Hans Ulrich Nänni
Silvia Scharplatz
Hans Senti-Pfister*, Finanzen
Dr. Urs Wülser
Hanspeter Joos*
Dr. Reto Parpan
Alle mit einem * = Arbeitsausschuss
34
35
Stiftung Bündner Suchthilfe
Gürtelstrasse 89 · 7001 Chur
36
Telefon 081 257 26 50
Telefax 081 257 21 48
Herunterladen