Mathematik für Ingenieure I Kurseinheit 1: Reelle Zahlen Autoren: W. Beekmann, H. Linden, H. P. Petersson, D. Pumplün Stand: 2. Juli 2001 Inhaltsverzeichnis Allgemeine Studierhinweise 1 Studierhinweise zu Kurseinheit 1 8 1. Reelle Zahlen 11 1.0 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1.1 Sprachliche Konventionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.2 Natürliche, ganze und rationale Zahlen . . . . . . . . . . . . . . 15 1.3 Reelle Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 1.4 Rechnen mit reellen Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 1.5 Vollständige Induktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 1.6 Die Ordnung von IR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 1.7 Ungleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Lösungen der Aufgaben zu 1.2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Lösungen der Aufgaben zu 1.3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Lösungen der Aufgaben zu 1.4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Lösungen der Aufgaben zu 1.5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Lösungen der Aufgaben zu 1.6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Lösungen der Aufgaben zu 1.7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Index zu Kurseinheit 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Gesamtindex zum Kurs Mathematik für Ingenieure I 83 Allgemeine Studierhinweise MING I S 1/1 Mathematik für Ingenieure I Allgemeine Studierhinweise Liebe Fernstudentin, lieber Fernstudent! Bei dem vorliegenden Kurs Mathematik für Ingenieure I“ handelt es sich um ” den ersten von insgesamt vier Kursen, die für Studierende des Diplomstudienganges Elektrotechnik im Rahmen des Grundstudiums vorgesehen sind. Aufgabe dieses Kurspakets ist es, die Grundlage für die Verwirklichung der beiden folgenden Ziele zu schaffen: a) Die Vermittlung mathematischer Inhalte, wie sie in der beruflichen Praxis des Ingenieurs auftreten. b) Die Vermittlung der allgemeinen Fähigkeit zum mathematischen Denken, soweit dies bei der mathematischen Modellbildung in der Praxis des Ingenieurs gebraucht wird. Angesichts des ungemein raschen Wandels, dem die Wissenschaften generell unterworfen sind, und der auf dem Gebiet der Elektrotechnik besonders spürbar wird, ist es schwer, die mathematischen Anforderungen zu antizipieren, die an den zukünftigen Elektroingenieur in seiner späteren beruflichen Praxis zu stellen sind. Aus diesem Grunde kommt in der obigen Aufteilung dem Aspekt a) auch erheblich weniger Gewicht zu als dem Aspekt b) . Sie werden also beim Studium der Kurse Mathematik für Ingenieure I–IV“ wiederholt mit mathe” matischen Gegenständen in Berührung kommen, deren Bedeutung für die Anwendung zumindest nicht unmittelbar ersichtlich ist. Fassen Sie dies bitte nicht als eine Bosheit der Kursautoren auf, sondern vertrauen Sie darauf, daß Ihnen das hier Gelernte langfristig im Sinne der Zielsetzung b) zugute kommen wird. Aufbau des Kurses Mathematik für Ingenieure I“ ” Der Kurs Mathematik für Ingenieure I“ zerfällt in acht Kurseinheiten, die ” Ihnen jeweils im Abstand von 14 Tagen zugehen. Jede einzelne Kurseinheit besteht aus – Studierhinweisen (gelbes Papier) , 1 Allgemeine Studierhinweise MING I S 1/2 – dem Lehrtext einschließlich Index (weißes Papier) , – Lösungshinweisen (blaues Papier) , – Einsendeaufgaben (grünes Papier) . Der wichtigste Bestandteil einer jeden Kurseinheit ist der Lehrtext (Farbe: Weiß) In ihm werden die Lehrinhalte des jeweiligen Studienbriefes mit einer Ausführlichkeit entwickelt, die auf die besonderen Umstände des Fernstudiums, insbesondere die vielfach unvermeidliche intellektuelle Isolation der Studenten Rücksicht nimmt. Die Bearbeitung eines Studienbriefes sollte stets mit einer überaus gründlichen und sorgfältigen Lektüre des Lehrtextes beginnen. Dies betonen wir mit umso größerem Nachdruck, als die Erfahrung gezeigt hat, daß viele Studenten sich damit begnügen, den Lehrtext und vielleicht noch die Studierhinweise lediglich zu überfliegen, und dann sogleich zur Bearbeitung der Einsendeaufgaben schreiten, um dort möglichst rasch die Zahl von Punkten zu erhalten, die zum Erwerb eines Übungsscheines notwendig ist. Diese Strategie mag anfänglich gewisse Erfolgsaussichten bieten, kann jedoch langfristig nur mit einem Desaster enden. Der Lehrtext zerfällt in eine Reihe kleinerer Abschnitte, die fortlaufend durchnumeriert sind; dabei gibt die erste Ziffer die Kurseinheit an, welche den fraglichen Abschnitt enthält. Jeder einzelne Abschnitt wird von einem Netz aus Definitionen, Propositionen, Sätzen, Aufgaben usw. überzogen, die ihrerseits fortlaufend durchnumeriert sind, wobei die ersten beiden Ziffern aus der Doppelnummer des jeweiligen Abschnitts bestehen. Die Aufgaben haben eine besonders wichtige Funktion. Sie geben Ihnen Gelegenheit zu prüfen, ob Sie eine Definition, Rechen– oder Beweistechnik verstanden haben; ist dies der Fall, so sollten Sie mit der Lösung keinerlei Schwierigkeiten haben. Von den Aufgaben sollten Sie so viele bearbeiten wie nur irgend möglich. Der Lehrtext enthält noch folgende Symbole: ✷ kennzeichnet das Ende eines Beweises oder eines anderen in sich geschlossenen Gedankenganges. L am Rand verweist auf die Lösungshinweise. 2 Allgemeine Studierhinweise MING I S 1/3 Gegenüber dem Lehrtext selbst üben die anderen, zuvor genannten Bestandteile einer Kurseinheit reine Hilfsfunktionen aus. Im einzelnen lassen sich diese wie folgt beschreiben. Studierhinweise (Farbe: Gelb) Hier werden die Lernziele, also die für die weitere Entwicklung des Kurses (aber auch für Prüfungen) wichtigsten Erkenntnisse des Lehrtextes, aufgezählt. Hüten Sie sich aber davor zu glauben, daß diese Aufzählung unbedingt vollständig ist! Lösungshinweise (Farbe: Blau) Zu Aufgaben und nicht vollständig ausgeführten Beweisen des Lehrtextes finden Sie hier Lösungsvorschläge. Die vorgeschlagenen Lösungen sollten Sie erst konsultieren, nachdem Sie sich intensiv darum bemüht haben, die fragliche Aufgabe zu lösen bzw. den fraglichen Beweis zu vervollständigen. Einsendeaufgaben (Farbe: Grün) Zu jeder Kurseinheit gehört ein Satz von Einsendeaufgaben, die von Ihnen gründlich zu bearbeiten und rechtzeitig zurückzusenden sind. Sie bieten Ihnen die Möglichkeit der objektiven Erfolgskontrolle. Nähere Hinweise finden Sie bei den Einsendeaufgaben selbst. Lösungen zu den Einsendeaufgaben (Farbe: Weiß) werden Ihnen später zugesandt. Bearbeitung des Kurses Mathematik für Ingenieure I“ ” Nichts wäre fataler, als den Ihnen mit jeder Kurseinheit vorliegenden Lehrtext wie einen Zeitungsartikel lesen zu wollen, in der Hoffnung, das Wesentliche dabei schon irgendwie mitzubekommen; das Gegenteil wäre der Fall. Die weiter oben erwähnte überaus gründliche und sorgfältige Lektüre“ des Lehrtextes ” verlangt vielmehr, 3 Allgemeine Studierhinweise MING I S 1/4 daß Sie die auftretenden Argumentationsketten Punkt für Punkt auf ihre Stichhaltigkeit überprüfen und nachvollziehen. Nur in Ausnahmefällen wird sich dies im Kopf bewerkstelligen lassen, und Sie sind genötigt, dazu Papier und Bleistift zu verwenden. Dies ist die einzige Möglichkeit, Mathematik zu lernen. Mißachtung dieser Maxime läuft auf eine Mißerfolgsgarantie hinaus. Im übrigen läßt Ihnen der zeitliche Rahmen, in dem der vorliegende Kurs sich bewegt, leider nur wenige eigene Gestaltungsmöglichkeiten. Die jeweils in einem Zeitraum von 14 Tagen zu bearbeitenden Kurseinheiten sind in der Regel so umfangreich, daß es Ihnen bisweilen mißlingen mag, alle beim Durcharbeiten des Lehrtextes auftretenden Schwierigkeiten sofort aufzuklären. Haben Sie den Mut, falls die Zeit drängt, die Klärung solcher Einzelfragen vorerst zurückzustellen, nehmen Sie sich aber zugleich vor, darauf später, etwa während der Semesterferien, wieder zurückzukommen. Literaturhinweise Bis 1990 war es an der FernUniversität üblich, die Kurse Mathematik für ” Ingenieure I–IV“ in Form eines Basistextes und eines diesen ergänzenden Leitprogramms darzubieten. Der Basistext bestand dabei aus dem dreibändigen, in einer Sonderauflage eigens für die FernUniversität produzierten Werk Höhe” re Mathematik für Ingenieure und Physiker I–III“ von Klaus Habetha. Das Leitprogramm vom gleichen Verfasser war demgegenüber wie ein gewöhnlicher Studienbrief konzipiert und hatte die Aufgabe, den Basistext, wo immer nötig, durch ergänzende Bemerkungen zu erläutern und durch Beispiele zu vertiefen. Diese Konstruktion hat sich nicht bewährt. Es hat sich gezeigt, daß die Studenten dem Hin– und Herspringen zwischen dem konzentriert geschriebenen Basistext und dem sehr umfangreichen Leitprogramm nicht gewachsen sind und rasch die Übersicht verlieren. Aus diesem Grunde haben die Autoren des vorliegenden Kurses sich dazu entschlossen, Basistext und Leitprogramm zu einem regulären Fernstudienkurs zu verschmelzen. Die vielfach bewährte inhaltliche Struktur des Habethaschen Werkes sollte dabei möglichst unangetastet bleiben. Wir haben den vorliegenden Kurs so konzipiert, daß er grundsätzlich ohne begleitendes Literaturstudium bewältigt werden kann. Für den Anfänger besteht bei gleichzeitiger Lektüre mehrerer Lehrbücher zudem die Gefahr der Verwir- 4 Allgemeine Studierhinweise MING I S 1/5 rung, die von der unterschiedlichen Terminologie herrührt. Haben Sie jedoch erstmal ein wenig Erfahrung im Umgang mit Mathematik gewonnen, so ist es nicht nur möglich, sondern sogar erwünscht, sich mit Begleitliteratur auseinanderzusetzen. Die folgende Liste von Lehrbüchern zur Ingenieurmathematik erhebt allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit: Aumann, G. : Höhere Mathematik I, II, III. Hochschultaschenbücher Nr. 717, 718/718a, 761. Bibliographisches Institut, Mannheim – Wien – Zürich 1970/71. Blickensdörfer–Ehlers, A.; Eschmann,W. G.; Neunzert, H.; Schelkes, K. : Analysis 1. Ein Lehr– und Arbeitsbuch für Studienanfänger. Analysis 2. Mit einer Einführung in die Vektor– und Matrizenrechnung. Herausgegeben von H. Neunzert. Springer – Verlag, Berlin – Heidelberg – New York 1980/82. Böhme, G. : Anwendungsorientierte Mathematik I–IV. Springer–Verlag, Berlin – Heidelberg – New York 1974/75/76/77. Brenner, S.; Lesky, P. : Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler I, II, III, IV. Akademische Verlagsgesellschaft, Frankfurt – Wiesbaden 1973/74/76/79. Burg, K.; Hof, H.; Wille, F. (2) : Höhere Mathematik für Ingenieure I–IV. Teubner–Verlag, Stuttgart 1989/90/90. Dallmann, H.; Elstner, K.–H. : Einführung in die höhere Mathematik I, II, III. Verlag Vieweg, Braunschweig 1973/81/83. Duschek, A. : Höhere Mathematik I–IV. Springer–Verlag, Wien 1960/61/63/65. Finckenstein, K. v. : Grundkurs Mathematik für Ingenieure. Teubner–Verlag, Stuttgart 1986. Habetha, K. : Höhere Mathematik für Ingenieure und Physiker I–III. Ernst Klett Verlag, Stuttgart Heinhold, J.; Behringer, F. : Einführung in die höhere Mathematik I–IV. Carl Hanser–Verlag, München 1976/76/79/80. 5 Allgemeine Studierhinweise MING I S 1/6 Hellwig, G. : Höhere Mathematik I. Hochschultaschenbücher Nr. 553, 560. Bibliographisches Institut, Mannheim – Wien – Zürich 1971/72. Jeffrey, A. : Mathematik für Naturwissenschaftler und Ingenieure I, II. Verlag Chemie, Weinheim 1973/75. Laugwitz, D. : Ingenieurmathematik I–V. Hochschultaschenbücher Nr. 59, 60, 61, 62, 93. Bibliographisches Institut, Mannheim – Wien – Zürich 1964/65/67. Meyberg, K.; Vachenauer, P. : Höhere Mathematik I. Springer–Verlag, Berlin – Heidelberg 1990. Sauer, R.; Szabo, I. (Herausgeber) : Mathematische Hilfsmittel des Ingenieurs I–IV. Springer–Verlag, Berlin – Heidelberg – New York 1967/68/69/70. Smirnow, W. I. : Lehrgang der Höheren Mathematik I–V. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1973/74/75. Strubecker, K. : Einführung in die höhere Mathematik I, II. Verlag R. Oldenbourg, München – Wien 1966/67. Tietz, H. : Einführung in die Mathematik für Ingenieure I, II. Uni – Taschenbuch , Bern – Stuttgart 1979/80. Törnig, W.; Spelleneci, S. : Numerische Mathematik für Ingenieure und Physiker I, II. Springer–Verlag, Berlin – Heidelberg – New York 1979/88. Weissinger, J. : Vorlesungen zur höheren Mathematik I–IV. Bibliographisches Institut, Mannheim – Wien – Zürich 1984. 6 Allgemeine Studierhinweise MING I S 1/7 Griechisches Alphabet Sie werden im folgenden noch sehr viele Dinge systematisch lernen müssen. Wenn Sie das griechische Alphabet nicht oder noch nicht ganz kennen, können Sie hier gleich anfangen. Denn leider reichen für den Mathematiker die 2 × 26 Buchstaben (groß und klein) des lateinischen Alphabets als “Variablen” beim besten Willen nicht aus! Außerdem liest sich ein mathematischer Text viel besser, wenn man verschiedenartige mathematische Objekte mit verschiedenartigen Buchstabentypen bezeichnet. Lernen Sie also! Griechisches Alphabet A α Alpha N ν Ny B β Beta Ξ ξ Xi Γ γ Gamma O o Omikron ∆ δ Delta Π π Pi E ε Epsilon P ρ Rho Z ζ Zeta Σ σ Sigma Eta T τ Tau Θ θ, ϑ Theta Υ υ Ypsilon I Jota Φ φ, ϕ Phi K κ Kappa X χ Chi Λ Lambda Ψ ψ Psi My Ω ω Omega H η ι λ M µ 7 Studierhinweise MING I S 1/8 Studierhinweise zu Kurseinheit 1 Lernziele 1.1 Sprachliche Konventionen Dieser Abschnitt hat vorbereitenden Charakter. Die dort getroffenen Verabredungen zur Vermeidung von Mißverständnissen beim Gebrauch der (deutschen) Umgangssprache müssen Sie sich gut einprägen. 1.2 Natürliche, ganze und rationale Zahlen Hier werden Ihnen die Bereiche der natürlichen, ganzen und rationalen Zahlen unter Verwendung des Mengenbegriffs ins Gedächtnis zurückgerufen. Nach der Lektüre dieses Abschnitts sollten Sie vor allem – mit der Mengen– und Elemente–Schreibweise (1.2.1, 1.2.3) vertraut sein, – die Mengen IN , IN0 , ZZ , Q I (1.2.2) identifizieren können und insbesondere – die Bruchrechnung in Q I (1.2.7) sicher beherrschen. 1.3 Reelle Zahlen Die reellen Zahlen stellen den für die Anwendungen der Mathematik mit Abstand wichtigsten Zahlbereich dar. Nach der Lektüre dieses Abschnitts sollten Sie vor allem – die geometrische Deutung der reellen Zahlen (1.3.1) kennen, – mit den Rechengesetzen für die Addition (1.3.3) und die Multiplikation (1.3.9) reeller Zahlen vertraut sein und insbesondere – die Vorzeichenregeln sowie die Bruchrechnung zu IR (1.3.14) sicher beherrschen. 1.4 Rechnen mit reellen Zahlen Hier lernen Sie einige allgemeine Formalismen kennen, deren man sich beim Rechnen mit reellen Zahlen zweckmäßigerweise bedient. Nach der Lektüre dieses Abschnitts sollten Sie vor allem 8 Studierhinweise MING I S 1/9 – in der Lage sein, mit dem Summenzeichen (1.4.2) und dem Produktzeichen (1.4.8) sicher umzugehen, – die Definition der Fakultät (1.4.9) und der Potenzen (1.4.11) auswendig können, und – die Potenzgesetze (1.4.12) beherrschen. 1.5 Vollständige Induktion In diesem Abschnitt kommt ein Beweisprinzip zur Sprache, mit dem nicht nur der Mathematiker, sondern auch der Ingenieur vertraut sein muß. Nach seiner Lektüre sollten Sie vor allem – das Prinzip der vollständigen Induktion (1.5.1) verstanden haben und auswendig können, – mit einfachen Anwendungen des Induktionsprinzips (1.5.2, 1.5.3, 1.5.11) vertraut sein, – das Induktionsprinzip selbständig anwenden können (1.5.4, 1.5.13) , – wissen, was Binomialkoeffizienten (1.5.8) sind, mit ihren einfachsten Eigenschaften (1.5.9) und ihrer Darstellung im Pascalschen Dreieck (1.5.10) vertraut sein, – die Formel für die endliche geometrische Reihe (1.5.3) , aber auch den Binomischen Lehrsatz (1.5.11) auswendig können. 1.6 Die Ordnung von IR Hier werden diejenigen Gesetzmäßigkeiten behandelt, welche die Größenverhältnisse reeller Zahlen regeln. Nach der Lektüre dieses Abschnitts sollten Sie vor allem – die Gesetzmäßigkeiten sicher beherrschen, welche die Verbindungen zwischen den < , > –Relationen und den algebraischen Verknüpfungen der Addition und Multiplikation herstellen (1.6.1, 1.6.4, 1.6.5) , – wissen, daß jede positive reelle Zahl genau eine Quadratwurzel besitzt (1.6.12) , 9 Studierhinweise MING I S 1/10 – wissen, daß √ 2 irrational ist (1.6.14) und – das Archimedische Axiom (1.6.15) kennen. 1.7 Ungleichungen Die in diesem Abschnitt behandelten Ungleichungen – Quadratsummen sind positiv–definit (1.7.2) , – die Bernoullische Ungleichung (1.7.4) , – die Ungleichung zwischen dem arithmetischen und dem geometrischen Mittel (1.7.6), – die Schwarzsche Ungleichung (1.7.7) sollten Sie auswendig können und einschließlich ihrer Beweise verstanden haben. Auch – die Merkregel 1.7.1 muß Ihnen vertraut sein. Schließlich sollten Sie in der Lage sein, – einfache Ungleichungen in einer Unbekannten (1.7.10–12) zu lösen. 10 Einleitung MING I 1.0/1 Reelle Zahlen 1.0 Einleitung 1.1 Sprachliche Konventionen 1.2 Natürliche, ganze und rationale Zahlen 1.3 Reelle Zahlen 1.4 Rechnen mit reellen Zahlen 1.5 Vollständige Induktion 1.6 Die Ordnung von IR 1.7 Ungleichungen 1.0 Einleitung In der vorliegenden ersten Einheit des Kurses Mathematik für Ingenieure I“ ” führen wir die reellen Zahlen in einer Weise ein, wie sie ingenieurwissenschaftlichen Bedürfnissen entspricht. Auf eine streng axiomatische Definition dieses Begriffs wird dabei bewußt verzichtet. Vielmehr geht es uns auf den folgenden Seiten darum, die charakteristischen Eigenschaften der reellen Zahlen Schritt für Schritt zu entwickeln und daran unmittelbar anschließende Folgerungen herzuleiten. Unser Hauptanliegen dabei ist, Ihnen die handwerklich–elementaren Rechentechniken im Umgang mit reellen Zahlen detailliert zu vermitteln. Beweise, soweit sie diesem Ziele dienen, werden ausführlich dargestellt. 11 Sprachliche Konventionen 1.1 MING I 1.1/1 Sprachliche Konventionen In der Mathematik und ihren Anwendungen hat man es mit Aussagen zu tun, die auf vielfältige Weise miteinander verflochten sind. Von einer Aussage zur anderen gelangt man dabei mit Hilfe logischer Schlüsse. Für den Praktiker ist es erfreulicherweise nicht erforderlich, der Natur solcher logischen Schlüsse im einzelnen auf den Grund zu gehen; vielmehr kann er sich auch in diesem Bereich getrost auf seinen gesunden Menschenverstand verlassen. Dies entbindet ihn jedoch nicht von der Verpflichtung, im Umgang mit der Sprache, die zur Beschreibung mathematischer Sachverhalte dient, einige Sorgfalt walten zu lassen. Im wesentlichen kommt es darauf an, über den Gebrauch von Sprechweisen, die für die Mathematik relevant sind, bei deren Verwendung im täglichen Leben aber Mehrdeutigkeiten bewußt in Kauf genommen werden, präzise Verabredungen zu treffen. Im folgenden wird eine auf die Zielsetzungen dieses Kurses zugeschnittene Liste solcher Verabredungen vorgelegt. 1.1.1 Die Alternative Alternativen, also Aussagen der Form A oder B “ werden in der Mathe” matik stets im nicht–ausschließenden Sinne verstanden, gelten also auch dann als wahr, wenn A und B beide wahr sind. Beispiel: 1 + 1 = 2 oder 2 + 2 = 4“ ” ✷ ist eine wahre Aussage. 1.1.2 Die Implikation In Implikationen, also Aussagen der Form Wenn A , dann B “ (wofür man ” auch A impliziert B “ sagt und A =⇒ B “ schreibt), heißt A die Prämisse, ” ” B die Konklusion. Sie gelten auch dann als wahr, wenn die Prämisse falsch ist, und zwar unabhängig davon, ob die Konklusion wahr ist oder nicht. Beispiel: 1 + 1 = 3 =⇒ 1 + 1 = 4“ ” ist eine wahre Aussage. Die Implikation A =⇒ B “ ist also genau dann falsch, wenn A wahr und B ” falsch ist. Beispiel: 1 + 1 = 2 =⇒ 1 + 1 = 4“ ” 12 Sprachliche Konventionen MING I 1.1/2 ✷ ist eine falsche Aussage. 1.1.3 Die Äquivalenz Aussagen A, B heißen äquivalent (oder gleichbedeutend), wenn die Implikationen A =⇒ B und B =⇒ A bestehen. Für A äquivalent B “ schreiben ” wir auch A ⇐⇒ B “ und sagen A genau dann, wenn B “ oder A dann ” ” ” und nur dann, wenn B “. ✷ 1.1.4 All- und Existenzaussagen Unter einer Allaussage versteht man eine Aussage der Form Für alle x gilt ” A(x) “, unter einer Existenzaussage eine Aussage der Form Es gibt ein x mit ” A(x)“ . Letzteres soll besagen, daß wenigstens ein x mit A(x) existiert; es ist also zugelassen, daß mehrere solcher x existieren. Beispiel: Es gibt eine ganze Zahl x mit x2 = 1 .“ ” ist eine wahre Aussage, obwohl sogar zwei solcher Zahlen existieren, nämlich 1 und −1 . Eine Aussage der Form Es gibt höchstens ein x mit A(x) .“ ” soll zum Ausdruck bringen, daß nicht mehr als ein x mit A(x) existiert; es ist zugelassen, daß überhaupt kein x mit A(x) existiert. Beispiel: Es gibt höchstens eine ganze Zahl x mit x2 = 1 . “ ” ist eine falsche Aussage, während Es gibt höchstens eine ganze Zahl x mit x2 = −1 .“ ” eine wahre Aussage ist. Die Aussage Es gibt genau ein x mit A(x) “ besagt ” definitionsgemäß dasselbe wie Es gibt ein x mit A(x) , und es gibt höchstens ” ein x mit A(x) .“ Beispiel: Es gibt genau eine positive ganze Zahl x mit x2 = 1 .“ ” ✷ ist eine wahre Aussage. 1.1.5 Negationen und indirekte Beweise Um eine Implikation A =⇒ B “ herzuleiten, führt man oft einen indirekten ” 13 Sprachliche Konventionen MING I 1.1/3 Beweis, indem man annimmt, B gelte nicht, und daraus folgert, daß A nicht gilt; dies garantiert die Gültigkeit von A =⇒ B “. Die Frage, warum indirekte ” Beweise erlaubt sind, wird durch die Feststellung beantwortet, daß es sich bei den Implikationen A =⇒ B “ und (nicht B ) =⇒ (nicht A )“ um äquivalente ” ” Aussagen handelt. Um indirekte Beweise in komplizierteren Situationen führen zu können, ist es oft notwendig, All- und Existenzaussagen (1.1.4) zu negieren. Dies geschieht folgendermaßen. Die Negation der Allaussage Für alle x gilt A(x) .“ ” ist äquivalent zur Existenzaussage Es gibt ein x mit (nicht A(x) ).“. ” Die Negation der Existenzaussage Es gibt ein x mit A(x) .“ ” ist äquivalent zur Allaussage Für alle x gilt (nicht A(x) ).“. ” Beispiel: Die Negation der (falschen) Allaussage Für alle ganzen Zahlen x gilt x2 = 1 . “ ” ist äquivalent zu Es gibt eine ganze Zahl x mit x2 = 1 .“. ” Die Negation der (wahren) Existenzaussage Es gibt eine ganze Zahl x mit x2 = 1 .“ ” ist äquivalent zur Allaussage Für alle ganzen Zahlen x gilt x2 = 1 .“. ” 14 ✷ Natürliche, ganze und rationale Zahlen 1.2 MING I 1.2/1 Natürliche, ganze und rationale Zahlen Unter dieser Überschrift werden Zahlbereiche behandelt, mit denen Sie während Ihrer Schulzeit so intensiv in Berührung gekommen sind, daß eine ausführliche intuitive Beleuchtung getrost unterbleiben kann. Allerdings halten wir es für angebracht, sie mit den Mitteln der inzwischen auch in den Anwendungen der Mathematik allgemein üblichen Fachsprache zu beschreiben, welche auf dem Begriff der Menge basiert. Diesen Begriff stellen wir unseren Überlegungen daher voran. 1.2.1 Der Begriff der Menge Unter einer Menge hat man sich nach Georg Cantor1 ganz naiv eine irgendwie vollzogene Zusammenfassung von Objekten unserer Anschauung oder unseres Denkens zu einem Ganzen vorzustellen. Wie diese Zusammenfassung vollzogen wird, ist dabei ohne Belang. Für eine Menge M kommt es vielmehr einzig und allein darauf an, daß von einem beliebigen Objekt a prinzipiell feststeht, ob a zu M gehört oder nicht. Im ersteren Falle sagen wir, a sei Element von M , und schreiben a ∈ M (lies: a Element M “) . ” Andernfalls sagen wir, a sei kein Element von M , und schreiben a ∈ M (lies: a nicht Element M “) . ” Zwei Mengen M und N sind gleich, geschrieben M =N, falls sie aus genau denselben Elementen bestehen, falls also für alle Objekte a gilt: a ∈ M ⇔ a ∈ N. ✷ 1.2.2 Beispiele von Mengen a) Die natürlichen Zahlen 1, 2, 3, . . . 1 Georg Cantor, 1845-1918. 15 Natürliche, ganze und rationale Zahlen MING I 1.2/2 werden zu einer Menge zusammengefaßt, welche wir mit IN (lies: En“) be” zeichnen. Wir schreiben symbolisch IN = {1, 2, 3, . . .} und nennen dies die Menge der natürlichen Zahlen . b) Die natürlichen Zahlen zuzüglich der Null, also die Zahlen 0, 1, 2, 3, . . . werden zu einer Menge zusammengefaßt, welche wir mit IN0 (lies: En–null“) ” bezeichnen. Wir schreiben symbolisch IN0 = {0, 1, 2, 3, . . .} . c) Die ganzen Zahlen 0, 1, −1, 2, −2, 3, −3, . . . werden zu einer Menge zusammengefaßt, welche wir mit ZZ (lies: Zet“) be” zeichnen. Wir schreiben symbolisch ZZ = {0, 1, −1, 2, −2, 3, −3, . . .} und nennen dies die Menge der ganzen Zahlen . d) Die rationalen Zahlen p q mit p, q ∈ ZZ , q = 0 (auch Brüche genannt) werden zu einer Menge zusammengefaßt, welche wir mit Q I (lies: Kuh“) bezeichnen. Wir schreiben symbolisch ” p Q I = { ; p, q ∈ ZZ , q = 0} q (lies: Q I –gleich–Menge–aller– p –durch– q –mit– p, q ∈ ZZ , q = 0 “) und nennen ” dies die Menge der rationalen Zahlen . e) Ersichtlich ist jede natürliche Zahl eine ganze und jede ganze Zahl eine rationale Zahl. ✷ Die Zusammenfassung gewisser Objekte (wie etwa aller natürlichen oder aller ganzen Zahlen) zu einer Menge hatten wir in 1.2.2 durch geschweifte Klammern symbolisiert. Es empfiehlt sich, diese Schreibweise unter ganz allgemeinen Umständen verfügbar zu machen. 16 Natürliche, ganze und rationale Zahlen 1.2.3 MING I 1.2/3 Zusammenfassung von Objekten zu einer Menge a) Stellt E eine für beliebige Objekte sinnvolle Eigenschaft dar (so daß also für jedes Objekt prinzipiell feststeht, ob es E hat oder nicht), so bezeichnen wir die Menge aller Objekte mit der Eigenschaft E durch {x x hat E} oder auch {x ; x hat E} (lies: Menge–aller– x –mit– x –hat– E “). Dabei ist es vollkommen gleichgültig, ” ob wir in der geschweiften Klammer das Symbol x“ oder ein anderes, sonst ” nicht vorkommendes Symbol, wie etwa y “, verwenden. Es gilt also ” {x x hat E} = {y y hat E} . b) Liegen endlich viele oder unendlich viele Objekte a1 , a2 , a3 , . . . (lies: a , a , a usw.“) vor, so kann man diese zu einer Menge zusammenfassen, für ” 1 2 3 die wir {a1 , a2 , a3 , . . .} (lies: Menge–der– a1 , a2 , a3 –usw.“) schreiben. ” 1.2.4 ✷ Beispiel Es ist M = {a a ∈ ZZ , a gerade} die Menge der geraden ganzen Zahlen. Man kann auch schreiben M = {0, 2, −2, 4, −4, 6, −6, . . .} . 1.2.5 L ✷ Aufgabe Treffen Sie eine begründete Entscheidung darüber, ob die im folgenden angegebenen Objekte a zu den im folgenden angegebenen Mengen M gehören. a) b) c) d) a = −1 , M = {x x ∈ IN , x2 = 1} . a = 8 , M = {1, 2, 3, 4, 5, 6, 7} . a = −1 , M = {x x ∈ ZZ , x2 = 1} . a = 8 , M = {2, 3, 4, . . .} . 17 ✷ Natürliche, ganze und rationale Zahlen 1.2.6 MING I 1.2/4 Rechnen in IN , ZZ , Q I Während Ihrer Schulzeit haben Sie gelernt, wie man mit natürlichen, ganzen und rationalen Zahlen nach den üblichen Regeln rechnet. Im einzelnen bedeutet dies, daß man - natürliche Zahlen addieren und multiplizieren kann und als Ergebnis wieder natürliche Zahlen erhält; - ganze Zahlen addieren, subtrahieren und multiplizieren kann und als Ergebnis wieder ganze Zahlen erhält; - rationale Zahlen addieren, subtrahieren, multiplizieren und (soweit der Nenner nicht null ist) dividieren, kurz: mit ihnen die vier Grundrechenarten ausführen kann, und als Ergebnis wieder rationale Zahlen erhält. ✷ Diese Art des Rechnens werden wir in Zukunft nicht weiter erläutern, sondern als Selbstverständlichkeit unterstellen. Das gilt auch für die Regeln der Bruchrechnung, die wir hier nochmals in Erinnerung rufen. 1.2.7 Regeln der Bruchrechnung Es seien p, q, p, q beliebige ganze Zahlen mit q = 0 = q . Dann gilt die a) Gleichheitsregel (vgl. 1.1.3) p p = q q b) ⇐⇒ pq = p q ; Erweiterungs– bzw. Kürzungsregel p pq = ; q qq c) Additionsregel d) Negativregel p p pq + p q + = ; q q qq p p −p = =− ; q −q q 18 Natürliche, ganze und rationale Zahlen e) Multiplikationsregel f) Reziprokenregel MING I 1.2/5 pp p p = ; q q qq 1 ( pq ) = q für p = 0 . p 19 ✷ Reelle Zahlen MING I 1.3/1 1.3 Reelle Zahlen Mit den reellen Zahlen wenden wir uns nun einem Zahlbereich zu, der auf das seit Urzeiten bestehende menschliche Bedürfnis des Messens geometrisch strukturierter Daten (wie etwa Längen, Flächen- und Rauminhalte) zugeschnitten ist. Um etwa die Länge einer beliebigen Strecke zu messen, vergleicht man diese mit der Länge einer willkürlich, aber fest vorgegebenen Einheitsstrecke. Damit dieser Vergleich seinen zahlenmäßigen Ausdruck findet, benötigt man die 1.3.1 Geometrische Deutung reeller Zahlen a) Man verwendet dazu eine horizontale Gerade, Zahlenstrahl oder auch Zahlengerade genannt, auf der unsere vorgegebene Einheitsstrecke durch Markierung ihrer beiden Eckpunkte, des linken, mit 0 “ ( Nullpunkt“, Ur” ” ” sprung“) und des rechten, mit 1“ bezeichneten, willkürlich fixiert wird. So” 0 1 dann stellt man sich vor, daß jeder reellen Zahl auf eine zunächst nicht näher spezifizierte Weise genau ein Punkt des Zahlenstrahls entspricht und umgekehrt, insgesamt also eine umkehrbar eindeutige Zuordnung zwischen reellen Zahlen und Punkten des Zahlenstrahls besteht. Nunmehr kann jede beliebige Strecke von 0 aus nach rechts abgetragen werden, wonach der rechte Eckpunkt einer reellen Zahl entspricht, welche die gesuchte Länge unserer Strecke angibt. b) Wiederholtes Abtragen der Einheitsstrecke nach rechts liefert alle natürli−2q−1 −2q q q · · · −3 −2 −q q −2 −1 q q −1 1 q 0 2 q q q+1 q q 1 2q 2q+1 q q 2 chen, nach rechts und links alle ganzen Zahlen. Zerlegen der Einheitsstrecke in q ∈ IN gleichlange Teilstrecken sowie wiederholtes Abtragen der ersten dieser Teilstrecken nach rechts und links liefert schließlich alle rationalen Zahlen auf 20 ··· Reelle Zahlen MING I 1.3/2 dem Zahlenstrahl, wenn q alle natürlichen Zahlen durchläuft. Somit ist jede rationale Zahl eine reelle Zahl; insbesondere sind 0, 1 reelle Zahlen. ✷ 1.3.2 Bezeichnung Die Menge der reellen Zahlen, von der wir in 1.3.1 eine erste vage Vorstellung gewonnen haben, bezeichnet man in der Mathematik üblicherweise mit IR (lies: Err“). ✷ ” Wir wenden uns nun denjenigen Eigenschaften reeller Zahlen zu, die für den handwerklichen Umgang mit ihnen von Belang sind, und beginnen mit den algebraischen Rechenoperationen Addition und Multiplikation. 1.3.3 Addition reeller Zahlen Die Addition rationaler Zahlen (1.2.6, 1.2.7) läßt sich auf beliebige reelle Zahlen ausdehnen, so daß für alle a, b ∈ IR ihre Summe a + b ∈ IR gebildet werden kann, die wiederum eine reelle Zahl ist. Diese Bildung unterliegt den folgenden Gesetzmäßigkeiten. ADD 1 Die Addition ist assoziativ, d.h. sie genügt dem Assoziativgesetz (a + b) + c = a + (b + c) für alle a, b, c ∈ IR . ADD 2 Die Addition ist kommutativ, d.h. sie genügt dem Kommutativgesetz a + b = b + a für alle a, b ∈ IR . ADD 3 Für alle a, b ∈ IR gibt es genau ein x ∈ IR mit a+x=b. ✷ Wie man einfache Folgerungen aus 1.3.3 durch präzises logisches Schließen gewinnt, soll im Beweis der folgenden Aussage demonstriert werden. 1.3.4 Proposition a) Für alle a ∈ IR gilt a+0=0+a=a. 21 Reelle Zahlen MING I 1.3/3 b) Für alle a, x ∈ IR folgt aus a+x=a notwendig x = 0 . Beweis: a) Aufgrund der wohlbekannten Gesetze über das Rechnen mit ganzen Zahlen gilt (∗) 1+0=0+1=1. Andererseits liefern ADD 2, 3 in 1.3.3 ein x ∈ IR mit (∗∗) a= 1+x=x+1 . und es folgt a + 0 = (x + 1) + 0 = x + (1 + 0) = x + 1 (wegen (∗)) (1.3.3 ADD 1) = a (wegen (∗∗)) , also auch 0 + a = a wegen der Kommutativität (1.3.3 ADD 2), q. e. d.1 b) Die Gleichung a + x = a ist gemäß 1.3.3 ADD 3 eindeutig lösbar, und gemäß a) ist 0 eine Lösung. Also folgt x = 0 , q. e. d. ✷ 1.3.5 Definition a) Seien a, b ∈ IR. Die gemäß 1.3.3 ADD 3 in IR eindeutig vorhandene Lösung der Gleichung a+x=b heißt die Differenz von b und a und wird mit b−a bezeichnet. 1 q. e. d. = quod erat demonstrandum (lat.: was zu beweisen war). 22 Reelle Zahlen MING I 1.3/4 b) Für a ∈ IR heißt die Differenz von 0 und a also −a = 0 − a , ✷ das Negative von a . 1.3.6 Charakteristische Eigenschaften von Differenz und Negativen a) Seien a, b ∈ IR . Die Differenz b−a ist die eindeutig bestimmte reelle Zahl, die, zu a addiert, b ergibt: a + (b − a) = b . b) Das Negative −a ist die eindeutig bestimmte reelle Zahl, die, zu a addiert, 0 ergibt: a + (−a) = 0 . Wegen der Kommutativität folgt hieraus (−a) + a = 0 , was −(−a) = a ✷ impliziert. 1.3.7 Aufgabe Beweisen Sie a − b = a + (−b) L 1.3.8 für alle a, b ∈ IR . ✷ Geometrische Deutung der Addition Die reellen Zahlen a, b seien durch zwei Punkte auf dem Zahlenstrahl re✛ −b ✲ 0 ✛ a−b b ✲ a a+b präsentiert. Um dasselbe für die Summe a + b zu leisten, verschiebt man den Fußpunkt der von 0 nach b gerichteten Strecke einfach nach a , wonach der neue Endpunkt der Summe a + b entspricht. Um −b zu erhalten, kehrt man 23 Reelle Zahlen MING I 1.3/5 die von 0 nach b gerichtete Strecke unter Beibehaltung des Fußpunkts einfach um, wonach die geometrische Deutung der Differenz a − b = a + (−b) (1.3.7) gleichfalls unmittelbar auf der Hand liegt. ✷ Reelle Zahlen kann man nicht nur addieren, sondern auch multiplizieren. Den Regeln, die es dabei besonders zu beachten gilt, wenden wir uns jetzt zu. 1.3.9 Multiplikation reeller Zahlen Die Multiplikation rationaler Zahlen (1.2.6, 1.2.7) läßt sich auf beliebige reelle Zahlen ausdehnen, so daß für alle a, b ∈ IR ihr Produkt ab ∈ IR gebildet werden kann. Diese Bildung unterliegt den folgenden Gesetzmäßigkeiten. MULT 1 Die Multiplikation ist assoziativ, d.h. sie genügt dem Assoziativgesetz (ab)c = a(bc) für alle a, b, c ∈ IR . MULT 2 Die Multiplikation ist kommutativ, d.h. sie genügt dem Kommutativgesetz ab = ba für alle a, b ∈ IR . MULT 3 Für alle a, b ∈ IR mit a = 0 gibt es genau ein x ∈ IR mit ax = b . Schließlich sind Addition und Multiplikation miteinander verbunden durch das Distributivgesetz DIST Für alle a, b, c ∈ IR gilt a(b + c) = ab + ac . ✷ Die Analogie zwischen den Rechengesetzen der Addition (1.3.3) und der Multiplikation (1.3.9) springt ins Auge. Sie findet ihre natürliche Fortsetzung in der folgenden Aufgabe, bei deren Bearbeitung es ratsam ist, den Beweis von 1.3.4 auf multiplikative Verhältnisse zu übertragen. 24 Reelle Zahlen MING I 1.3/6 1.3.10 Aufgabe a) Für alle a ∈ IR gilt a1 = 1a = a . b) Für alle a, x ∈ IR mit a = 0 folgt aus ax = a L ✷ notwendig x = 1 . 1.3.11 Definition a) Seien a, b ∈ IR mit a = 0 . Die gemäß 1.3.9 MULT 3 in IR eindeutig vorhandene Lösung der Gleichung ax = b heißt der Quotient von b und a und wird mit b a bezeichnet. b) Für a ∈ IR , a = 0 heißt der Quotient von 1 und a , also a−1 = 1 , a ✷ das Inverse oder Reziproke von a . 1.3.12 Charakteristische Eigenschaften von Quotienten und Inversem a) Seien a, b ∈ IR mit a = 0 . Der Quotient ab ist die eindeutig bestimmte reelle Zahl, die, mit a multipliziert, b ergibt: a b =b. a b) Sei a ∈ IR mit a = 0 . Das Reziproke 1 a ist die eindeutig bestimmte reelle Zahl, die, mit a multipliziert, 1 ergibt: a 1 =1. a 25 ✷ Reelle Zahlen MING I 1.3/7 In 1.3.11 haben wir die Division, also die Bildung von Quotienten, nur erlaubt, wenn der Nenner von null verschieden ist. Daß auf diese Einschränkung nicht verzichtet werden kann, lehrt der erste Teil der folgenden Aussage. 1.3.13 Proposition a) Für alle a ∈ IR gilt a0 = 0a = 0 . b) IR hat keine Nullteiler, d.h. für alle a, b ∈ IR folgt aus a = 0 , b = 0 notwendig ab = 0 . Beweis: a) Wegen a0 = a(0 + 0) = a0 + a0 (1.3.9 DIST) und 1.3.4 b) gilt a0 = 0 , also auch 0a = 0 gemäß 1.3.9 MULT 2, q. e. d. b) Die Annahme ab = 0 würde 1 1 1 (wegen a) ) = (ab) = a (b ) b b b = a1 (1.3.12 b) ) = a , 0 = 0 (1.3.9 MULT 1) ✷ also einen Widerspruch implizieren, q. e. d. Für 0 = b ∈ IR hat die Gleichung 0x = b gemäß 1.3.13 a) keine Lösung, und der Quotient 0b kann auf natürliche Weise nicht definiert werden. 1.3.14 Aufgabe Zeigen Sie: a) Für alle a, b ∈ IR gelten die Vorzeichenregeln a(−b) = (−a)b = −(ab) (wofür wir in Zukunft schlicht −ab schreiben) sowie (−a)(−b) = ab . b) Für alle a, b, c ∈ IR mit c = 0 gilt ac = bc ⇒ 26 a=b. Reelle Zahlen MING I 1.3/8 c) Für alle a, a , b, b ∈ IR mit b, b = 0 gelten die Regeln der Bruchrechnung (vgl. 1.2.7), nämlich im einzelnen die Gleichheitsregel a a = ⇐⇒ b b Erweiterungs- bzw. Kürzungsregel ab = a b ; a ab = ; b bb Additionsregel Negativenregel Multiplikationsregel ab + a b a a + = ; b b bb −a a a = =− ; b −b b a a aa = ; b b bb Reziprokenregel 1 b a =a, ( ) b L ✷ sofern a nicht null ist. Abschließend behandeln wir die 27 Reelle Zahlen MING I 1.3/9 1.3.15 Geometrische Deutung der Multiplikation Um das Produkt ab zweier reeller Zahlen a, b geometrisch zu deuten, denken wir uns a als Punkt auf einer horizontalen und b als Punkt auf einer vertikalen Kopie des Zahlenstrahls repräsentiert. Wir stellen uns vor, daß die beiden ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍ ❍❍ ❍ ❍ ❍❍ ❍ ❍ ❍❍ ❍ ❍ ❍❍ b ❍❍ ❍ ❍❍ ❍ ❍ ❍❍ ❍ ❍ ❍ 1 ❍❍ ❍ ❍ ❍❍ ❍ ❍ ❍❍ ❍ ❍ ❍❍ ❍ ❍ ❍ ❍❍ ❍ ❍ ❍❍ ❍ 0 a ❍❍ ab❍❍ ❍ ❍ ❍ ❍❍ ❍❍ ❍❍ L L Kopien einander im Nullpunkt treffen und auf der Vertikalen neben b auch noch der 1 entsprechende Punkt markiert ist. Indem wir nun die Parallele der 1 mit a verbindenden Geraden durch den Punkt b geometrisch konstruieren und sie mit dem horizontalen Zahlenstrahl zum Schnitt bringen, gelangen wir zu einem Punkt, der nach den Strahlensätzen der Zahl ab entspricht. Warum? 1 für a = 0 ? ✷ Wie konstruiert man a 28 Rechnen mit reellen Zahlen 1.4 MING I 1.4/1 Rechnen mit reellen Zahlen In der Praxis sieht sich der Ingenieur häufig komplizierten Rechenausdrükken gegenüber, die in den allereinfachsten Fällen durch wiederholte Anwendung der vier Grundrechenarten — Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division — aus einer endlichen Kollektion reeller Zahlen hervorgegangen sind. Es ist das Ziel des vorliegenden Abschnitts, Formalismen zu entwickeln, welche der bequemen Handhabung solcher Rechenausdrücke dienen. Soweit nur Additionen und Subtraktionen ausgeführt werden, lassen sich diese Formalismen mit Hilfe des Summenzeichens ausdrücken, das seinerseits auf der folgenden Verallgemeinerung der additiven Assoziativ- und Kommutativgesetze (1.3.3 ADD 1,2) beruht. 1.4.1 Satz Für endlich viele reelle Zahlen a1 , . . . , am mit m ∈ IN gilt a) das Allgemeine Assoziativgesetz der Addition: Der Wert der Summe a1 + · · · + am ∈ IR ist unabhängig davon, in welcher Assoziation die Summation ausgeführt, welche Beklammerung dabei also zugrundegelegt wird; b) das Allgemeine Kommutativgesetz der Addition: Der Wert der Summe a1 + · · · + am ∈ IR ist unabhängig von der Reihenfolge der Summanden. ✷ Auf einen Beweis dieser anschaulich evidenten Aussagen, welche für m = 3 im Falle a) (bzw. m = 2 im Falle b) ) offenbar in das gewöhnliche Assoziativ(bzw. Kommutativ-)gesetz übergehen, wird hier bewußt verzichtet. 1.4.2 Summenzeichen Seien m ∈ IN und a1 , . . . , am ∈ IR . a) Für die irgendwie geklammerte, im Wert von dieser Beklammerung gemäß 1.4.1a) jedoch unabhängige Summe a1 + . . . + am ∈ IR führen wir ein neues 29 Rechnen mit reellen Zahlen MING I 1.4/2 Symbol, eben das Summenzeichen, ein, indem wir setzen m i=1 ai = a1 + · · · + am (lies: Summe– i –gleich– 1 –bis– m –der– ai “.) ” b) Das in der Definitionsgleichung von a) erscheinende Symbol i“ heißt ” Summationsindex oder Summationsbuchstabe. In seiner Wahl ist man solange vollkommen frei, wie keine Kollision mit anderen gerade verwandten Bezeichnungen auftritt. Es gilt also m i=1 ai = m j=1 aj = m ak = k=1 m µ=1 aµ = m ν=1 aν = · · · . c) In a) heißen 1 und m die Summationsgrenzen, 1 die untere, m die obere. In ihrer Wahl ist man insofern frei, als die Möglichkeit besteht, sie par” allel zu verschieben“ und zu schreiben m i=1 ai = m−1 ai+1 = i=0 m−2 ai+2 = · · · . i=−1 Ebenso verfährt man in entgegengesetzter Richtung: m i=1 ai = m+1 i=2 ai−1 = m+2 i=3 ai−2 = · · · . Insgesamt gilt die Formel der Indexverschiebung m i=1 ai = m+n i=n+1 ai−n für alle n ∈ ZZ . Nimmt man nämlich die Auflösung des Summenzeichens zur Rechten gemäß a) ganz anschaulich–naiv vor, so entsteht m+n i=n+1 ai−n = an+1−n + an+2−n + · · · + am+n−n = a1 + a2 + · · · + am = m i=1 ai , q. e. d. d) Von ähnlicher Art ist die Relation m i=1 ai = m i=1 am+1−i . Unter Ausnutzung des Allgemeinen Kommutativgesetzes (1.4.1b)) ergibt nämlich die rechte Seite 30 Rechnen mit reellen Zahlen MING I 1.4/3 m i=1 am+1−i = am+1−1 + am+1−2 + · · · + am+1−m = am + am−1 + · · · + a1 = a1 + · · · + am−1 + am = m i=1 ai , q. e. d. e) Wir notieren einige Spezialfälle: 1 i=1 ai = a1 , 2 i=1 ai = a1 + a2 , 3 i=1 ai = a1 + a2 + a3 . f) Im Umgang mit Summen hat sich folgende Konvention vielfach bewährt. Alle Summen, bei denen die untere Summationsgrenze die obere übersteigt, werden als rückläufig oder leer bezeichnet und gleich null gesetzt. Wir definieren also 0 i=1 und allgemeiner m i=n ai = 0 ai = 0 für alle ganzen Zahlen m, n mit n > m . 1.4.3 ✷ Beispiele a) 6 i = 1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6 = 21 . i=1 b) 7 2 = 2 + 2 + 2 + 2 + 2 + 2 + 2 = 14 . j=1 c) 5 k 2 = 12 + 22 + 32 + 42 + 52 = 1 + 4 + 9 + 16 + 25 = 55 . k=1 31 ✷ Rechnen mit reellen Zahlen 1.4.4 MING I 1.4/4 Aufgabe Berechnen Sie a) 3 i3 , i=1 b) 5 i(i + 1) , i=1 L c) 7 (i − 1) . ✷ i=2 Über das Rechnen mit Summen läßt sich eine Fülle nützlicher Regeln aufstellen. Wir begnügen uns hier mit einer kleinen Auswahl. 1.4.5 Rechenregeln über Summen a) Für alle m, n ∈ IN und alle a1 , . . . , am , am+1 , . . . , am+n ∈ IR gilt m+n i=1 ai = m i=1 ai + m+n i=m+1 ai . b) Für alle m ∈ IN und alle a1 , . . . , am , b1 , . . . , bm ∈ IR gilt m m i=1 i=1 (ai + bi ) = ai + m i=1 bi . c) Es gilt das Allgemeine Distributivgesetz a m i=1 ai = m i=1 aai für alle m ∈ IN und alle a, a1 , . . . , am ∈ IR . Beweis: Exemplarisch für das hier angezeigte Vorgehen legen wir einen Beweis von b) vor, der mit Hilfe des Allgemeinen Kommutativgesetzes 1.4.1b) geführt wird: m i=1 (ai + bi ) = a1 + b1 + a2 + b2 + · · · + am + bm = a1 + a2 + · · · + am + b1 + b2 + · · · + bm = m i=1 ai + m i=1 bi , q. e. d. 32 ✷ Rechnen mit reellen Zahlen MING I 1.4/5 Als erste Anwendung des hier entwickelten Formalismus beweisen wir 1.4.6 Proposition Für alle n ∈ IN gilt n i= i=1 n(n + 1) . 2 Beweis: 2 n i = i=1 = = n i=1 n i=1 n i+ n i=1 i= n i+ i=1 n (n + 1 − i) (1.4.2d) i=1 (i + n + 1 − i) (1.4.5b) (n + 1) = n(n + 1) , i=1 und nach Division durch 2 folgt die Behauptung, q. e. d. ✷ Was der Summe recht ist, ist dem Produkt billig. Bei der Übertragung der in diesem Abschnitt bisher entwickelten Formalismen auf multiplikative Verhältnisse beschränken wir unsere Kommentare auf das Allernotwendigste. Analog zu 1.4.1 gilt 1.4.7 Satz Für endlich viele reelle Zahlen a1 , . . . , am mit m ∈ IN gilt a) das Allgemeine Assoziativgesetz der Multiplikation: Der Wert des Produktes a1 · . . . ·am ∈ IR ist unabhängig von der Beklammerung; b) das Allgemeine Kommutativgesetz der Multiplikation: Der Wert des Produktes a1 · . . . ·am ∈ IR ist unabhängig von der Reihenfolge der Faktoren. 1.4.8 ✷ Produktzeichen Seien m ∈ IN und a1 , . . . , am ∈ IR . a) Für das irgendwie geklammerte, im Wert von dieser Beklammerung gemäß 33 Rechnen mit reellen Zahlen MING I 1.4/6 1.4.7a) jedoch unabhängige Produkt a1 · . . . ·am ∈ IR führen wir das Produktzeichen ein, indem wir setzen m i=1 ai = a1 · . . . ·am (lies: Produkt– i –gleich– 1 –bis– m –der– ai “). Die in 1.4.2 anläßlich der Ein” führung des Summenzeichens gemachten Bemerkungen übertragen sich mutatis mutandis auf die multiplikative Situation. Insbesondere gilt b) m i=1 ai = m aj = j=1 m ak = . . . ; k=1 c) Das Prinzip der Indexverschiebung m i=1 ai = m+n i=n+1 ai−n für alle n ∈ ZZ ; d) m i=1 ai = m i=1 am+1−i . e) Analog zu 1.4.2e) unterwerfen wir uns auch hier der Konvention, alle rückläufigen (oder leeren) Produkte, bei denen also die untere Produktionsgrenze die obere übersteigt, gleich 1 zu setzen. Wir definieren also m i=n ai = 1 ✷ für alle ganzen Zahlen m, n mit n > m . 1.4.9 Beispiele Für alle n ∈ IN definieren wir n! = n i = 1·2· . . . ·n i=1 (lies: n –Fakultät“). Außerdem wird ” 0! = 1 gesetzt. Mit Rücksicht auf die Konvention über leere Produkte (1.4.8 e)) gilt daher n n! = i=1 34 i Rechnen mit reellen Zahlen MING I 1.4/7 für alle n ∈ IN0 (vgl. 1.2.2b)). ✷ 1.4.10 Aufgabe L Berechnen Sie n! für n = 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 . ✷ 1.4.11 Beispiele Sei a ∈ IR . a) Für alle n ∈ IN0 definieren wir an = n a = a· . . . ·a ( n Faktoren) i=1 (lies: a –hoch– n“) und nennen dies die n –te Potenz von a , a deren Basis, ” n deren Exponenten. Definitionsgemäß und wegen 1.4.8e) gilt insbesondere a0 = 1 . b) Sei a = 0 und n ∈ ZZ , aber n ∈ IN0 . Dann gilt −n ∈ IN , und unter Verwendung von a) setzen wir 1 an = ( )−n . a Nunmehr ist an für alle n ∈ ZZ erklärt. ✷ Ohne Beweis notieren wir die 1.4.12 Potenzgesetze Für alle a, b ∈ IR und alle m, n ∈ IN0 gilt (1) am+n = am an , (2) (am )n = amn , (3) (ab)n = an bn . Es gelten (1) , (2) (bzw. (3) ) sogar für alle m, n ∈ ZZ (bzw. n ∈ ZZ ), sofern a (bzw. ab ) von null verschieden ist. ✷ 35 Vollständige Induktion 1.5 MING I 1.5/1 Vollständige Induktion Wir wenden uns nun einer Beweismethode zu, die erheblich über das bislang praktizierte natürliche Schließen“ hinausgeht. Sie basiert auf einer be” merkenswerten Eigenschaft natürlicher Zahlen, dem Prinzip der vollständigen Induktion, das auf den ersten Blick verblüffen mag, bei genauerem Hinsehen fast selbstverständlich erscheint und im übrigen erstaunlicher Anwendungen fähig ist. 1.5.1 Prinzip der vollständigen Induktion Gegeben sei eine für beliebige natürliche Zahlen n = 1, 2, 3, . . . sinnvolle Aussage (oder Eigenschaft) A(n) , so daß also für jedes n ∈ IN prinzipiell feststeht, ob A(n) gilt oder nicht. Die folgenden Bedingungen seien erfüllt. (I A) ( Induktionsanfang n = 1 “) A(1) gilt. ” (I S) ( Induktionsschritt von n auf n + 1 “) Für alle n ∈ IN trifft die ” folgende Aussage zu: Gilt A(n) ( Induktionsannahme“), so gilt auch ” A(n + 1) ( Induktionsschluß“). ” Dann gilt A(n) für alle n ∈ IN . ✷ Mag dieses Prinzip zunächst durchaus verblüffen, so erweist es sich bei genauerer Prüfung als höchst plausibel: Genügt A den beiden in 1.5.1 formulierten Bedingungen, so gilt wegen I A zunächst A(1) ; nunmehr kann I S für n = 1 verwendet und A(2) gefolgert werden; alsdann kann I S für n = 2 verwendet und A(3) gefolgert werden; usw.; usw.; . . . . Das folgende Bild verdeutlicht, wie man dabei von Zahl zu Zahl springt“. ” s 1 2 s 3 s ··· ··· s n−1 s n s n+1 s ··· Offenbar“ kann man auf diesem Wege jede einzelne natürliche Zahl, und sei ” sie auch noch so groß, erreichen, vorausgesetzt, man ist bereit, die geschilderte Prozedur entsprechend oft vorzunehmen. Andererseits besteht keine Aussicht, so die Gesamtheit der natürlichen Zahlen in einem finiten Verfahren zu erfassen. Das Prinzip der vollständigen Induktion kann als methodischer Ersatz für dieses Defizit angesehen werden. 36 Vollständige Induktion MING I 1.5/2 Die vorstehenden Überlegungen stellen eine intuitive Rechtfertigung, keinesfalls jedoch eine streng logische Begründung für dieses Prinzip dar. Eine solche soll in diesem Kurs auch gar nicht versucht werden. Vielmehr wollen wir 1.5.1 im folgenden ebenso diskussionslos als Tatsache zur Kenntnis nehmen wie die Variante, wonach die Induktion ebensogut bei einer beliebigen ganzen Zahl n0 (z.B. n0 = 0 ) an Stelle von 1 beginnen darf und nach vollzogenem Induktionsschluß eine Aussage liefert, die für alle ganzen Zahlen n = n0 , n0 + 1 , n0 + 2 , . . . gültig ist. 1.5.2 Beispiel Wir bringen einen neuen Beweis der gemäß 1.4.6 für alle n ∈ IN gültigen Formel n n(n + 1) , i= 2 i=1 diesmal mit vollständiger Induktion nach n . Die Aussage A(n) , welche wir mittels 1.5.1 diskutieren wollen, lautet also: A(n) : n Es gilt ” i=1 i= n(n + 1) .“ 2 Induktionsanfang n = 1 : Wegen 1 i=1= i=1 1(1 + 1) , 2 gilt die Aussage für n = 1 , also A(1) . Induktionsschritt von n auf n + 1 : Sei n ∈ IN beliebig. Wir machen die Induktionsannahme, unsere Aussage A(n) sei bewiesen, es gelte also n (∗) i= i=1 n(n + 1) . 2 Dann folgt n+1 i = i=1 n i + (n + 1) i=1 n(n + 1) + (n + 1) ((∗)) 2 n+1 n+1 = n+ 2 2 2 n+1 (n + 2) (1.3.9 DIST) = 2 (n + 1)(n + 2) = . 2 = 37 Vollständige Induktion MING I 1.5/3 Somit gilt A(n + 1) , und der Induktionsschluß ist vollzogen, q. e. d. 1.5.3 ✷ Beispiel: Die endliche geometrische Reihe Seien q ∈ IR , q = 1 , und n ∈ IN0 . Dann gilt n qν = ν=0 1 − q n+1 . 1−q Beweis mit vollständiger Induktion nach n . Induktionsanfang n=0 : 0 ν q = q 0 = 1 (1.4.11a) ν=0 = 1 − q 0+1 1−q = . 1−q 1−q Induktionsschritt von n auf n + 1 . Sei n ∈ IN0 , und es gelte die Induktionsannahme n ν q = (∗) ν=0 1 − q n+1 . 1−q Dann folgt n+1 ν=0 q ν = n ν q +q ν=0 n+1 1 − q n+1 + q n+1 = 1−q ((∗)) 1 − q n+1 + q n+1 (1 − q) 1−q n+1 + q n+1 − q n+2 1−q 1 − q n+2 = = , 1−q 1−q = und der Induktionsschluß ist vollzogen, q. e. d. 1.5.4 Aufgabe Beweisen Sie mit vollständiger Induktion, daß n k=1 L ✷ k2 = 1 n(n + 1)(2n + 1) 6 für alle n ∈ IN0 gilt. ✷ 38 Vollständige Induktion MING I 1.5/4 Es gibt eine Variante des Induktionsprinzips, mit der keine Sätze bewiesen, sondern Begriffe definiert werden. Man spricht dann von rekursiven oder auch induktiven Definitionen. Was es damit auf sich hat, wollen wir nun erläutern. 1.5.5 Rekursive Definitionen Um für alle n ∈ IN Objekte an zu definieren, genügt es, das Folgende zu tun. (I A) (Rekursionsanfang n = 1 ) Man definiert a1 . (I S) (Rekursionsschritt von n auf n + 1 ) Für beliebige n ∈ IN wird unter der Annahme, an sei bereits definiert, an+1 definiert. Im Induktionsschritt darf also bei der Definition von an+1 das Objekt an als bereits definiert unterstellt und demgemäß verwendet werden. Es ist dies das charakteristische Merkmal rekursiver Definitionen. Die Definition von an+1 unter Verwendung von an nennt man eine Rekursion. Wird an+1 , was in der Mathematik besonders häufig vorkommt, durch einen Rechenausdruck definiert, in dem an erscheint, so spricht man von einer Rekursionsformel. Selbstverständlich muß die Rekursion auch hier nicht bei 1 , sondern kann bei irgendeiner ganzen Zahl n0 (z.B. n0 = 0 ) beginnen. ✷ 1.5.6 Beispiel Für a ∈ IR und n ∈ IN0 hätte man die Potenzen an (1.4.11a)) unter Vermeidung des Produktzeichens auch rekursiv definieren können: Rekursionsanfang n = 0 : a0 = 1 . Rekursionsschritt von n auf n + 1 : an+1 = a an . 1.5.7 L ✷ Aufgabe Stellen Sie unter Vermeidung des Produktzeichens eine rekursive Definition der Fakultäten (1.4.9) auf. ✷ 39 Vollständige Induktion MING I 1.5/5 Als weitere Anwendung der vollständigen Induktion beweisen wir den binomischen Lehrsatz. Zunächst erinnern wir an den Begriff des Binomialkoeffizienten. 1.5.8 Definition Die Zahlen n n! = k!(n − k)! k (lies: n –über– k “), wo n ein beliebiges Element von IN0 und k eine beliebi” ge der Zahlen 0, 1, . . . , n − 1, n bezeichnen, heißen Binomialkoeffizienten. ✷ 1.5.9 Eigenschaften der Binomialkoeffizienten Seien n ∈ IN0 und k eine der Zahlen 0, 1, . . . , n − 1, n . Dann gilt a) n n(n − 1) · · · (n − k + 1) ∈ IN0 . = k! k b) n =1, 0 c) n = n für n ∈ IN, 1 n n n+1 + = k k+1 k+1 n n = . k n−k k = n . für Beweis: Wegen n n k = i i=1 n−k k! ( = i) n(n − 1) · · · (n − k + 1)(n − k) · · · 2·1 k!·1·2 · · · (n − k) i=1 = n(n − 1) · · · (n − k + 1) k! gilt die in a) behauptete Formel. Daß diese offensichtlich nicht–negative rationale Zahl in Wahrheit eine ganze Zahl ist, stellen wir vorerst zurück. b) verifiziert man durch Nachrechnen. 40 Vollständige Induktion MING I 1.5/6 n n + k k+1 c) = n! n! + k! (n − k)! (k + 1)!(n − k − 1)! = n!(k + 1) n!(n − k) + (k + 1)!(n − k)! (k + 1)!(n − k)! = n!(k + 1 + n − k) (k + 1)!(n − k)! = (n + 1)! (k + 1)!(n + 1 − (k + 1))! = (1.5.7) n+1 . k+1 Zur Vervollständigung des Beweises fehlt in a) also nur noch der Nachweis von n ∈ ZZ . k Dies geschieht mit vollständiger Induktion nach n : Die für alle n ∈ IN0 zu beweisende Aussage A(n) besagt in diesem Falle, daß nk ∈ ZZ gilt für alle ganzen Zahlen k = 0, . . . , n . Wegen n 0 = n n = 1 ( b) ) ist der Induktionsanfang n = 0 bereits erledigt, und im Induktionsschritt von n auf n + 1 dürfen wir 0 = k = n + 1 , also k = ν + 1 mit einer ganzen Zahl ν = 0, . . . , n − 1 annehmen. Mit c) folgt n+1 n+1 n n = = + k ν +1 ν ν +1 letzteres nach Induktionsannahme, q. e. d. ∈ ZZ , ✷ Es gibt gute Gründe (einer von ihnen ist der binomische Lehrsatz 1.5.11), warum Binomialkoeffizienten unser Interesse verdienen. Deshalb kommt der Möglichkeit, sich von ihnen im Pascalschen Dreieck 1 ein anschauliches Bild zu machen, besondere Bedeutung zu. 1.5.10 Das Pascalsche Dreieck Beim Pascalschen Dreieck handelt es sich um ein Zahlenschema, das die Form eines mit der Spitze nach oben weisenden, nach unten und in die Breite sich unbegrenzt ausdehnenden Dreiecks besitzt, worin, sieht man von der äußeren, 1 Blaise Pascal, 1623 – 1662. 41 Vollständige Induktion MING I 1.5/7 mit lauter Einsen“ besetzten Berandung ab, alle Binomialkoeffizienten genau ” einmal vorkommen. Es entsteht, indem man für n = 0, 1, 2, . . . 0 1 1 1 2 1 1 3 2 1 4 1 5 .. . 1 .. n 0 n n+1 .. . .. n+1 0 .. 10 .. .. 1 4 10 n k .. .. n k+1 n+1 k+1 .. 1 5 .. .. .. 3 6 5 .. .. 3 4 .. 1 .. .. .. .. .. 1 .. .. .. n n .. .. .. .. n+1 n+1 .. in die n –te Zeile der Reihe nach die insgesamt n + 1 Binomialkoeffizienten (vgl. 1.5.9b)) n n n n ,..., , ,..., =1 1= 0 k k+1 n einträgt. Der wesentliche Nutzen des Pascalschen Dreiecks besteht darin, daß man seine Zeilen rekursiv (vgl. 1.5.5) konstruieren kann: Die nullte Zeile besteht allein aus der Zahl 1 , und liegt die n –te Zeile bereits vor (n ∈ IN0 ) , so = 1 beginnt, rechts gewinnt man die (n + 1) –te, indem man links mit n+1 0 mit n+1 n+1 = 1 endet und für k = 0, . . . , n − 1 unterhalb der in der n –ten Zeile aufeinanderfolgenden Zahlen nämlich gerade n k n k+1 , in der Mitte deren Summe, n n n+1 + = k k+1 k+1 (1.5.9c)) einträgt. Auf diesem Wege kann man die Binomialkoeffizienten zu große n ziemlich rasch explizit berechnen. 42 n k für nicht ✷ Vollständige Induktion MING I 1.5/8 1.5.11 Binomischer Lehrsatz Für alle a, b ∈ IR und alle n ∈ IN0 gilt (a + b)n = n n ν n−ν a b ν ν=0 . Beweis: Vollständige Induktion nach n . Induktionsanfang n = 0 : 0 (a + b) = 1 (1.4.11a)) 0 0 aν b0−ν = ν=0 ν . Induktionsschritt von n auf n + 1 : Nach Induktionsannahme gilt (a + b)n = (∗) n n ν ν=0 aν bn−ν , und es folgt (a + b)n+1 = = (a + b)(a + b)n a n n ν ν=0 = = a b a b ν ν=0 n−1 n aν+1 bn−ν ν ν=0 n 0 0 n+1−0 ab n n ν ν=1 = n+1 0 + = + + n n n+1 a b ν ν=0 an+1 b0 n n ν aν bn+1−ν aν bn+1−ν + bn+1 ν=1 ν−1 a0 bn+1−0 + + n ν n+1 n+1−(n+1) a b n+1 ν ν (1.4.2c) )aν bn+1−ν + bn+1 n n+1 ν=1 n+1 n+1 ν=0 + aν bn−ν ν−1 ( ν=0 n n an+1 + ν n n ν n+1−ν ν=1 an+1 + + n n n n aν−1+1 bn−(ν−1) ν=1 = +b n n ν+1 n−ν + = ν n−ν aν bn+1−ν (1.5.9c) aν bn+1−ν , q. e. d. 43 ✷ Vollständige Induktion MING I 1.5/9 1.5.12 Aufgabe Folgern Sie aus dem binomischen Lehrsatz a) n n ν ν=0 b) n (−1)ν ν=0 L c) = 2n für alle n ∈ IN0 , n ν = 0 für alle n ∈ IN , µ n µ=0 n! = 3n für alle n ∈ IN0 . ν=0 ν!(n − µ)!(µ − ν)! ✷ 1.5.13 Aufgabe Seien n ∈ IN und a1 , . . . , an ∈ IR . Beweisen Sie mit vollständiger Induktion nach n die Formel ( n i=1 L 2 ai ) = n i=1 ai2 + 2 1≤i<j≤n ai aj , wo die zweite Summe zur Rechten definitionsgemäß über alle Indexpaare i, j zu erstrecken ist, welche den angegebenen Bedingungen 1 ≤ i < j ≤ n unterliegen. ✷ 44 Die Ordnung von IR 1.6 MING I 1.6/1 Die Ordnung von IR In der Praxis kommt es selbstverständlich nicht nur darauf an, einzelne Meßdaten zu ermitteln, sondern auch darauf, verschiedene Meßdaten der Größe nach miteinander zu vergleichen. Daß dies, soweit es sich dabei um (reelle) Zahlenwerte handelt, überhaupt möglich ist, verdankt man der Ordnung von IR , welche wir in diesem Abschnitt behandeln wollen. 1.6.1 Die Ordnung von IR Auf der Menge IR der reellen Zahlen ist eine Relation < “ (lies: “kleiner“) ” gegeben (so daß also für a, b ∈ IR prinzipiell feststeht, ob a < b (lies: a kleiner ” b“) gilt oder nicht), welche für alle a, b, c ∈ IR den folgenden Bedingungen genügt. ORD 1 Es besteht genau eine der drei Aussagen a<b, a=b, b<a. ORD 2 (Transitivität) Aus a < b und b < c folgt a < c . ORD 3 Aus a < b folgt a + c < b + c . ✷ ORD 4 Aus a < b und 0 < c folgt ac < bc . 1.6.2 Die geometrische Deutung der Ordnung Werden zwei reelle Zahlen a, b auf dem Zahlenstrahl realisiert, so soll a < b a b bedeuten, daß a dort links von b erscheint. Bei dieser Interpretation gehen die Bedingungen ORD 1–4 von 1.6.1 in unmittelbar einsichtige geometrische Konfigurationen über. Zu ORD 4 beispielsweise gehört gemäß 1.3.15 das folgende Bild: 45 Die Ordnung von IR MING I 1.6/2 ◗ ◗ ❍ ❍ ◗ ◗ ❍ ❍ ◗ ◗ ❍ ❍ ◗ ❍ ❍◗ ◗ ❍ ❍ ◗ ◗ ❍ ❍ ◗ ◗ ◗ ❍ ◗ ❍ ❍ c◗◗❍❍ ❍❍◗◗ ◗ ❍ ❍ ◗ ❍ ◗ ❍ ❍❍◗ ◗ ◗❍ ❍ ❍◗ ❍ ◗ ❍◗ ◗ ❍ ❍ ❍◗ ❍◗ ◗ ❍ ◗ ❍ ❍❍ ❍ ❍ ◗ ◗ ❍❍ 1◗◗ ❍ ❍ ◗ ◗❍ ◗ ❍ ❍ ◗❍❍ ◗ ❍ ❍ ◗ ◗ ❍ ❍ ◗ ❍ ❍ ◗ ◗ ◗ ❍❍ ❍ ❍ ◗ ◗ ◗ ❍ ❍ ◗ ❍❍ ◗ ❍ ❍ ◗ ◗ 0 a ◗ b ❍❍ ac ◗ bc❍ ❍❍ ◗ ◗ ❍❍ ◗ ◗ ◗ ❍❍ ◗ ◗ ❍❍ ◗ ◗ ◗◗ ◗ ❍ ❍ ◗ ✷ ORD 1–3 diskutiert man analog. 1.6.3 Redeweisen Seien a, b ∈ IR . Wir schreiben a > b (lies: a –größer– b“), falls b < a gilt; ” a ≤ b (lies: a kleiner–gleich– b“), falls a < b oder a = b gilt; ” a ≥ b (lies: a –größer–gleich– b“), falls b ≤ a gilt. ” Wir nennen a positiv, falls a > 0 , negativ, falls a < 0 , nicht–negativ, falls a ≥ 0 gilt. In dieser Terminologie lassen sich 1.6.1 ORD 3,4 wie folgt verbal umschreiben: ORD 3’ Zu einer Ungleichung kann auf beiden Seiten eine beliebige reelle Zahl addiert werden. 46 Die Ordnung von IR MING I 1.6/3 ORD 4’ Eine Ungleichung kann (auf beiden Seiten) mit einer beliebigen positiven reellen Zahl multipliziert werden. Schon in dem nächsten Satz wird sich zeigen, daß man in ORD 4’ auf die Voraussetzung der Positivität nicht verzichten kann. ✷ Wir wenden uns nun ersten grundlegenden Regeln über das Rechnen mit Ungleichungen zu. Dabei gilt es zu beachten, daß es wegen der Transitivität 1.6.1 ORD 2 erlaubt ist, Ketten gleichsinniger Ungleichungen zu betrachten, wie etwa a < b < c < d < ··· , weil daraus beispielsweise a < d folgt. 1.6.4 Satz Seien a, b, c, d ∈ IR . a) Ungleichungen kann man addieren, d. h. aus a < c und b < d folgt a + b < c + d . b) Aus a > 0 und b > 0 folgt a + b > 0 . c) Aus a > 0 und b > 0 folgt ab > 0 . d) Es gilt a < 0 genau dann, wenn −a > 0 gilt. e) Aus a < b und c < 0 folgt ac > bc . f) 1>0. g) Aus 0 < a < b folgt 0 < h) Für a > 0 , b > 0 gilt a < b genau dann, wenn a2 < b2 gilt. 1 b < 1 a . Beweis: Wir führen den Beweis detailliert aus, weil er eine gute Übung für die Handhabung von Ungleichungen darstellt. a) a < c impliziert a + b < c + b (1.6.1 ORD 3), b < d impliziert c + b < c + d aus dem gleichen Grunde, und die Transitivität 1.6.1 ORD 2 ergibt wunschgemäß a + b < c + d . 47 Die Ordnung von IR MING I 1.6/4 b) folgt aus a) mit a = b = 0 , c “ statt a“, d “ statt b“. ” ” ” ” c) folgt aus 1.6.1 ORD 4 mit a = 0 , a“ statt c “. ” ” d) a < 0 impliziert 0 = a − a < 0 − a (1.6.1 ORD 3) = −a , also −a > 0 . Umgekehrt folgt hieraus 0 = −a + a > 0 + a = a , also a < 0 . e) c < 0 impliziert 0 < −c (d)), und es folgt mit 1.3.14 und 1.6.1 ORD 4 −ac = a(−c) < b(−c) = −bc. Beiderseitige Addition von ac + bc ergibt bc = −ac + ac + bc < ac + bc − bc = ac. f) Die Annahme 1 < 0 würde −1 > 0 gemäß d), also 1 = (−1)2 > 0 (c)) und daher einen Widerspruch implizieren, da 1 < 0 und 0 < 1 nicht gleichzeitig eintreten können (1.6.1 ORD 1). g) Wegen a > 0 , b > 0 gilt ab > 0 (c)), und die Annahme nach Multiplikation mit ab > 0 wegen e) zur Ungleichung 1 = ab 1 ab < 0 würde 1 1 <0 =0 ab ab 1 führen, also f) widersprechen. Somit gilt auch ab > 0 . Nunmehr genügt es, 1 die Ungleichung a < b mit ab > 0 zu multiplizieren, um, wie gewünscht, 1 1 1 1 = a< b= b ab ab a zu erhalten. h) Für a > 0 , b > 0 haben wir gemäß 1.1.3 die beiden folgenden Implikationen herzustellen. h. 1) a < b =⇒ a2 < b2 . h. 2) a2 < b2 =⇒ a < b . Hier erhält man h. 1), indem man zweimal 1.6.1 ORD 4 verwendet: a2 = aa < ab < bb = b2 . 48 Die Ordnung von IR MING I 1.6/5 Zum Nachweis von h. 2) schließen wir indirekt, nehmen also a2 < b2 und a ≥ b an. Dann gilt a = b oder 0 < b < a . Im ersteren Falle folgt a2 = b2 , im letzteren b2 < a2 gemäß h.1), in jedem Falle also ein Widerspruch, q. e. d. ✷ 1.6.5 Aufgabe Beweisen Sie für alle a, b, c, d ∈ IR : a) Aus a ≤ b , b ≤ c folgt a ≤ c , und gilt zusätzlich a < b oder b < c , so auch a < c . b) Aus a ≤ c , b ≤ d folgt a + b ≤ c + d , und gilt zusätzlich a < c oder b < d , so auch a + b < c + d . c) Aus a ≥ 0 und b ≥ 0 folgt a + b ≥ 0 , und gilt zusätzlich a > 0 oder b > 0 , so auch a + b > 0 . d) Aus a ≥ 0 und b ≥ 0 folgt ab ≥ 0 . e) Es gilt a ≤ 0 genau dann, wenn −a ≥ 0 gilt. f) Aus a ≤ b und c ≥ 0 folgt ac ≤ bc . g) Aus a ≤ b und c ≤ 0 folgt ac ≥ bc . L h) Für a ≥ 0 , b ≥ 0 gilt a ≤ b genau dann, wenn a2 ≤ b2 gilt. ✷ 1.6.6 L Aufgabe Zeigen Sie mit vollständiger Induktion, daß alle natürlichen Zahlen positiv sind. ✷ 1.6.7 Aufgabe Seien a, b, ∈ IR . Beweisen Sie: a) ab ist positiv genau dann, wenn a und b dasselbe Vorzeichen haben, also entweder beide positiv oder beide negativ sind. b) Für a = 0 haben a und a1 dasselbe Vorzeichen. c) Für a, b > 0 folgt aus a2 = b2 notwendig a = b . ✷ L 49 Die Ordnung von IR MING I 1.6/6 Mit den algebraischen Rechenoperationen und der in 1.6.1 beschriebenen Ordnung von IR haben wir bereits eine stattliche Kollektion von Eigenschaften reeller Zahlen kennengelernt. Was allerdings noch fehlt, ist eine begriffliche Präzisierung der in 1.3.1 artikulierten Vorstellung, wonach die Punkte des Zahlenstrahls umkehrbar eindeutig den reellen Zahlen entsprechen, der Zahlenstrahl selber also gewissermaßen lückenlos durch reelle Zahlen besetzt ist. Man spricht in diesem Zusammenhang von der Vollständigkeit von IR . Um die verlangte Präzisierung vornehmen zu können, müssen wir auf den in 1.2 behandelten Mengenbegriff zurückgreifen, in dessen Kontext die folgende Definition sich zwanglos einfügt. 1.6.8 Definition Sei M eine Menge. a) M heißt nicht–leer, falls M wenigstens ein Element enthält. b) Unter einer Teilmenge von M verstehen wir eine Menge N mit der Eigenschaft, daß jedes Element von N auch Element von M ist; wir schreiben dann N ⊂M (lies: N Teilmenge M “ oder N enthalten in M “). ” ” 1.6.9 ✷ Beispiele Offenbar gilt (vgl. 1.2.2, insbesondere e), 1.3.1) IN ⊂ IN0 , IN0 ⊂ ZZ , ZZ ⊂ Q I ,Q I ⊂ IR . ✷ 1.6.10 Aufgabe Treffen Sie eine begründete Entscheidung darüber, welche der folgenden Mengen N Teilmengen der folgenden Mengen M sind. L a) N = {n; n ∈ IN , n ist eine gerade Zahl} , M = ZZ . b) N = {n; n ∈ ZZ , n ist eine gerade Zahl} , M = IN . c) N = {n; n ∈ IN0 , n ist eine gerade Zahl} , M = IN . d) N = {n; n ∈ IN0 , n ist eine ungerade Zahl} , M = IN . 50 ✷ Die Ordnung von IR MING I 1.6/7 Wir können nun die Lückenlosigkeit von IR auf dem Zahlenstrahl wie folgt präzisieren. 1.6.11 Vollständigkeit von IR Sind A, B beliebige, nicht–leere Teilmengen von IR mit der Eigenschaft, daß für alle a ∈ A und alle b ∈ B die Ungleichung a ≤ b besteht, so gibt es ein c ∈ IR mit a ≤ c ≤ b für alle a ∈ A und alle b ∈ B . B A c ✷ Auf den ersten Blick scheint es sich bei dem in 1.6.11 beschriebenen Sachverhalt um eine Selbstverständlichkeit zu handeln. Das ist jedoch nicht der Fall, da 1.6.11 aus den zuvor behandelten Eigenschaften der reellen Zahlen nicht hergeleitet werden kann. Darauf wollen wir im folgenden jedoch ebensowenig eingehen wie auf den Beweis zweier wichtiger Anwendungen. Die erste dieser Anwendungen garantiert die Existenz von Quadratwurzeln. 1.6.12 Quadratwurzeln Es sei a eine positive reelle Zahl. Aus 1.6.11 kann man folgern (was hier aber nicht geschehen soll), daß wenigstens eine positive reelle Zahl x existiert mit x2 = a , während 1.6.5d) impliziert, daß x durch diese Eigenschaft eindeutig bestimmt ist. Wir nennen x die (Quadrat–)Wurzel von a und schreiben √ √ dafür a (lies: Wurzel– a“). Es ist a also die eindeutig bestimmte positive ” 2 √ reelle Zahl mit a = a . ✷ 1.6.13 Aufgabe Seien a, b ∈ IR . Beweisen Sie: √ √ √ a) Aus a, b > 0 folgt ab = a b . √ √ L b) Aus 1 ≤ a < b folgt 1 ≤ a < b < b . ✷ 1.6.14 Bemerkung √ Auch der Ingenieur sollte wissen, daß die positive reelle Zahl 2 (1.6.12) 51 Die Ordnung von IR MING I 1.6/8 irrational ist, d.h. nicht zu Q I gehört. √ I an, so gibt es eine kleinste natürliche Zahl q mit Nimmt man nämlich 2 ∈ Q √ √ q 2 ∈ ZZ . (Warum?) Folglich ist q 2−q eine natürliche Zahl < q (1.6.13b)) mit √ √ √ √ √ √ (q 2 − q) 2 = q 2 2 − q 2 = 2q − q 2 ∈ ZZ , ✷ Widerspruch! Die zweite hier ohne Beweis reproduzierte Anwendung der Vollständigkeit von IR (1.6.11) ist 1.6.15 Das Archimedische Axiom1 Zu jeder reellen Zahl a gibt es eine natürliche Zahl n mit n > a . ✷ Auch diese Aussage ist anschaulich eine Selbstverständlichkeit. Ihr Beweis kann auf 1.6.11 jedoch nicht verzichten, da es Zahlbereiche gibt, die, abgesehen von 1.6.11, alle hier behandelten Eigenschaften von IR besitzen, in denen das Archimedische Axiom jedoch verletzt ist. 1.6.16 Korollar Zu jeder reellen Zahl ε > 0 gibt es eine natürliche Zahl n mit 1 <ε. n Beweis: 1 , und aus 1.6.4g) folgert man sowohl 1.6.15 liefert ein n ∈ IN mit n > ε 1 1 > 0 , als auch schließlich n < ε , q. e. d. ✷ ε L Während jede nicht-leere Menge positiver ganzer Zahlen ein kleinstes Element besitzt (davon haben wir in 1.6.14 Gebrauch gemacht), gilt die entsprechende Aussage für positive reelle Zahlen also nicht mehr. Nach 1.6.16 gibt es keine kleinste positive reelle Zahl. Kann man dies auch ohne den Umweg über das Archimedische Axiom (1.6.15) einsehen? 1 Archimedes, 287–212 v. Chr. 52 Ungleichungen MING I 1.7/1 1.7 Ungleichungen Um verschiedene (etwa als Meßdaten gewonnene) reelle Zahlen der Größe nach miteinander vergleichen zu können, bedarf es einer sicheren Beherrschung der in 1.6, insbesondere 1.6.1, 1.6.4 – 1.6.7, behandelten Rechenregeln. Darüberhinaus macht man vorteilhaft von allgemeinen Gesetzmäßigkeiten Gebrauch, die sich durch Ungleichungen beschreiben lassen und in dem vorliegenden Abschnitt behandelt werden sollen. Als Vorbereitung beginnen wir mit einer simplen, aber nützlichen 1.7.1 Merkregel Wegen 1.3.6 und der Negativregel (1.3.14b)) kann jeder Quotient reeller Zahlen in der Form a mit a, b ∈ IR und b > 0 b geschrieben werden. Ersetzt man hier a durch eine größere Zahl a , so vergrößert sich auch der a Bruch : b a a < ; a < a =⇒ b b 1 denn wegen > 0 (1.6.4g)) gilt b a 1 a 1 = a < a (1.6.1 ORD 4) = , q. e. d. b b b b Ist andererseits auch a positiv, und ersetzt man b durch eine größere Zahl b , a : so verkleinert sich der Bruch b a a a > 0 , b < b =⇒ > ; b b denn wegen a > 0 und 1 1 (1.6.4d)) gilt < b b a 1 1 a = a < a = , q. e. d. b b b b L Es ist evident, wie man analoge Merkregeln mit ≤“ (bzw. ≥“) an Stelle ” ” von < “ (bzw. > “) aufzustellen hat. ✷ ” ” Bei Anwendungen von 1.7.1 gilt es vor allem, darauf zu achten, daß die dort formulierten Positivitätsbedingungen erfüllt sind. 53 Ungleichungen MING I 1.7/2 Wir wenden uns nun einer Reihe wichtiger Ungleichungen zu und beginnen mit einer besonders einfachen, die gleichwohl fundamental und unter dem folgenden Schlagwort bekannt ist. 1.7.2 Quadratsummen sind positiv–definit Seien n ∈ IN und a1 , . . . , an ∈ IR . Dann gilt a) n i=1 b) n i=1 ai2 ≥ 0 . ai2 = 0 ⇐⇒ a1 = . . . = an = 0 . Beweis: Vollständige Induktion nach n . Induktionsanfang n = 1 . Es gilt 02 = 0 und a12 > 0 für a1 = 0 , da a1 und a1 dasselbe Vorzeichen haben (1.6.7a)). Dies sichert a), b) für n = 1 . Induktionsschritt von n auf n + 1 . Seien a1 , . . . , an , an+1 ∈ IR . Dann gilt n i=1 2 ai2 ≥ 0 nach Induktionsannahme und an+1 ≥ 0 wegen des schon erledigten Induktionsanfangs, also auch n+1 i=1 ai2 = n i=1 2 ai2 + an+1 ≥ 0 (1.6.5c)), und dies ist a) für n + 1 an Stelle von n . Was b) betrifft, so folgt aus a1 = . . . = an = an+1 = 0 trivialerweise Fall. Dann folgt 2 =− an+1 n+1 i=1 n i=1 ai2 = 0 . Umgekehrt sei dies der ai2 , und hier ist die linke Seite ≥ 0 (Induktionsanfang), die rechte ≤ 0 (Induktionsannahme verbunden mit 1.6.5e) ). Wegen 1.6.1 ORD 1 erhält man 2 an+1 = n 2 i=1 ai = 0 , was nach Induktionsannahme a1 = . . . = an = 0 , zudem aber auch an+1 = 0 impliziert. Insgesamt haben wir daher b) für n + 1 an Stelle von n , q. e. d. ✷ 54 Ungleichungen 1.7.3 L 1.7.4 MING I 1.7/3 Aufgabe Beweisen Sie: Für a, b ∈ IR gilt: a3 < b3 ⇐⇒ a < b. Bernoullische Ungleichung1 Für alle reellen Zahlen x ≥ −1 und alle n ∈ IN0 gilt (1 + x)n ≥ 1 + nx . Beweis: Vollständige Induktion nach n . Induktionsanfang n = 0 . (1 + x)0 = 1 ≥ 1 = 1 + 0x , q. e. d. Induktionsschritt von n auf n + 1 . Es gilt (1 + x)n ≥ 1 + nx (∗) nach Induktionsannahme, ferner 1 + x ≥ 0 wegen x ≥ −1 , weshalb (∗) mit 1 + x multipliziert werden darf (1.6.5f)). Es entsteht (1 + x)n+1 = (1 + x)(1 + x)n ≥ (1 + x)(1 + nx) ((∗)) = 1 + nx + x + n x2 = 1 + (n + 1)x + n x2 . Hier gilt x2 ≥ 0 (1.7.2a)), n ≥ 0 (1.6.6)) und daher n x2 ≥ 0 (1.6.5d)), also (1 + x)n+1 ≥ 1 + (n + 1)x , 1.7.5 ✷ Anwendung Für alle n ∈ IN0 gilt 2n > n . In der Tat, 2n = (1 + 1)n ≥ 1 + n1 (1.7.4) 1 Jakob Bernoulli, 1654–1705 55 =n+1>n, ✷ Ungleichungen 1.7.6 MING I 1.7/4 Ungleichung zwischen arithmetischem und geometrischem Mittel Seien a, b positive reelle Zahlen. Dann ist ihr arithmetisches Mittel, d.h. √ a+b , mindestens so groß wie ihr geometrisches Mittel, d.h. ab : 2 a+b √ ≥ ab . 2 Beweis: Wegen (a − b)2 ≥ 0 (1.7.2) gilt a2 − 2ab + b2 ≥ 0, also a2 + b2 ≥ 2ab , und es folgt (a + b)2 = a2 + b2 + 2ab ≥ 2ab + 2ab = 4ab . Dies impliziert a+b 2 ) ≥ ab , 2 und Wurzelziehen unter Beachtung von 1.6.5h) ergibt die Behauptung, q. e. d. ✷ ( 1.7.7 Schwarzsche Ungleichung2 Seien n ∈ IN und a1 , . . . , an , b1 , . . . , bn reelle Zahlen. Dann gilt ( n k=1 2 ak bk ) ≤ ( n k=1 ak2 )( n k=1 bk2 ) . Beweis: Da Quadratsummen positiv definit sind (1.7.2), genügt es, die Differenz rechte minus linke Seite als Summe von Quadraten darzustellen. Wir beginnen mit der rechten Seite (RS), der wir eine wiederholte Behandlung durch das Allgemeine Distributivgesetz (1.4.5c)) angedeihen lassen: RS = ( n k=1 = n k=1 2 ( ak2 )( n l=1 Hermann Amandus Schwarz, 1843 – 1921. 56 n l=1 bl2 ) = ak2 bl2 ) = n k=1 ak2 ( 1≤k,l≤n n l=1 bl2 ) ak2 bl2 , Ungleichungen MING I 1.7/5 wo die letzte Summe schlicht bedeuten möge, daß über alle Indizes k, l = 1, . . . , n zu summieren ist. Anschließend multiplizieren wir die linke Seite (LS) gemäß 1.5.13 aus: LS = n k=1 ak2 bk2 + 2 1≤k<l≤n ak bk al bl . Bildet man nun die Differenz RS – LS , so werden die Terme für k = l in der Summe von RS gegen die Terme in der ersten Summe von LS kompensiert, und es entsteht RS – LS = 1≤k,l≤n k=l ak2 bl2 − 2 1≤k<l≤n ak bl al bk . Hier kann man die vordere Summe in zwei Teilsummen zerlegen, deren erste sich über die Indexpaare k, l mit k < l und deren zweite sich über die Indexpaare k, l mit l < k erstreckt: ak2 bl2 = 1≤k,l≤n k=l 1≤k<l≤n ak2 bl2 + 1≤l<k≤n ak2 bl2 ; nimmt man hier in der hinteren Summe eine Umbenennung der Summationsbuchstaben vor ( k wird zu l , l wird zu k ), so folgt insgesamt RS – LS = 1≤k<l≤n = 1≤k<l≤n = ak2 bl2 + 1≤k<l≤n al2 bk2 − 2 1≤k<l≤n ak bl al bk (ak2 bl2 − 2ak bl al bk + al2 bk2 ) 2 (ak bl − al bk ) 1≤k<l≤n ≥ 1.7.8 0, Aufgabe Folgern Sie aus der Schwarzschen Ungleichung n k=1 L ✷ q. e. d. 1 6n ≥ k2 (n + 1)(2n + 1) für alle n ∈ IN . (Hinweis: 1.5.4) ✷ 57 Ungleichungen MING I 1.7/6 Wir setzen nun die Diskussion mit einer speziellen Ungleichung fort, in der Quadratwurzeln vorkommen. 1.7.9 Proposition a) Sei a eine positive reelle Zahl. Dann gilt √ √ 1 1 < a+1− a< √ . 2 a 2 a+1 √ b) Sei a eine reelle Zahl > 1 . Dann gilt √ a+1− √ √ √ 1 a< √ < a− a−1. 2 a Beweis: a) Wir arbeiten mit einem einfachen Kunstgriff, der Differenzen von Wurzeln positiver Zahlen mit Summen solcher Wurzeln in Verbindung bringt und auf der aus Ihrer Schulzeit (hoffentlich) bekannten Formel (a + b)(a − b) = a2 − b2 basiert. √ √ √ √ √ √ ( a + 1 + a)( a + 1 − a) √ (∗) a+1− a = √ a+1+ a a+1−a = √ √ a+1+ a 1 = √ √ . a+1+ a Hier läßt sich die rechte Seite trival abschätzen: Aus a < a + 1 folgt √ √ a < a + 1 (1.6.13b)), also √ √ √ √ √ √ √ √ 2 a= a+ a< a+1+ a< a+1+ a+1=2 a+1, und unter Beachtung von 1.6.4g) ergibt der Übergang zu den Kehrwerten 1 1 1 <√ √ < √ . 2 a 2 a+1 a+1+ a √ Wegen (∗) ist das a). b) Wir haben a) für a und a − 1 zur Verfügung, was wunschgemäß √ a+1− √ 1 1 √ = √ 2 a 2 a−1+1 √ √ √ √ a−1+1− a−1= a− a−1 < a < 58 Ungleichungen MING I 1.7/7 ✷ impliziert. q. e. d. In den Anwendungen der Mathematik geht es häufig darum, nicht nur Gleichungen, sondern auch Ungleichungen, in denen eine oder mehrere Unbekannte auftreten, zu lösen. Wie dies in einfachen Fällen geschieht, wollen wir an Hand zweier Beispiele erläutern. 1.7.10 Beispiel Wir wollen die Ungleichung (∗) x2 ≥ −6x − 5 lösen, also sämtliche reellen Zahlen x bestimmen, welche dieser Ungleichung genügen. Dies gelingt mit der Ihnen wohlvertrauten Methode der quadratischen Ergänzung. Zunächst bedeutet (∗) dasselbe wie x2 + 6x + 5 ≥ 0 . Wird hier die quadratische Ergänzung gemäß x2 + 6x = (x + 3)2 − 9 vorgenommen, so entsteht (x + 3)2 − 9 + 5 ≥ 0 , und wir erhalten insgesamt die zu (∗) äquivalente Ungleichung (∗∗) (x + 3)2 ≥ 4 = 22 . Hier mit 1.6.5h) den Schluß x + 3 ≥ 2 zu ziehen, wäre allerdings nicht legitim, da wir nicht wissen, ob x + 3 ≥ 0 gilt. Wegen (x + 3)2 = (−x − 3)2 und x + 3 ≥ 0 oder −x − 3 ≥ 0 konstatieren wir also genauer, daß (∗∗) zur Alternative (1.1.1) x + 3 ≥ 2 oder − x − 3 ≥ 2 und daher zu x ≥ −1 oder x ≤ −5 äquivalent ist. Die Lösungen der Ungleichung (∗) sind also genau die reellen Zahlen x mit 59 Ungleichungen MING I 1.7/8 x ≥ −1 oder x ≤ −5 . Auf dem Zahlenstrahl sieht das so aus: Lösungen keine Lösungen −5 Lösungen −1 0 1 ✷ 1.7.11 Beispiel Wir wollen die Ungleichung (∗) 1 < 1 + 2x 1−x lösen, also alle reellen Zahlen x bestimmen, welche (∗) genügen. Hier darf man nur Zahlen x = 1 zulassen, da die linke Seite von (∗) für x = 1 keinen Sinn hat. Wir wollen (∗) mit 1 − x multiplizieren, müssen dabei allerdings auf das Vorzeichen achten, benötigen also eine Fallunterscheidung. 1. Fall: 1 − x > 0 , d.h. x < 1 . Dann erhalten wir die folgende Kette äquivalenter Aussagen (1.1.3): (∗) ⇐⇒ 1 < (1 − x)(1 + 2x) (1.6.1 ORD 4, 1.6.4g)) ⇐⇒ 1 < 1 + x − 2x2 ⇐⇒ x − 2x2 > 0 1 ⇐⇒ x2 − x < 0 2 1 2 1 ⇐⇒ (x − ) − <0 (quadratische Ergänzung) 4 16 1 2 1 2 ⇐⇒ (x − ) < ( ) 4 4 1 1 1 1 oder 0 ≤ − x < ⇐⇒ 0 ≤ x − < 4 4 4 4 1 1 1 ⇐⇒ ≤x< oder 0 < x ≤ 4 2 4 1 ⇐⇒ 0 < x < . 2 60 Ungleichungen MING I 1.7/9 2. Fall: 1 − x < 0 , d.h. x > 1 . Dann ist die linke Seite von (∗) negativ, die rechte positiv, (∗) selber also trivialerweise erfüllt. Insgesamt sind daher die Lösungen von (∗) genau die reellen Zahlen x mit 0<x< Lö 0 1 2 oder x > 1 . sungen 1 2 1 ✷ 1.7.12 Aufgabe a) Lösen Sie die Ungleichung x2 > 8x − 7 . b) Seien a, b reelle Zahlen mit 0 < a < b . Lösen Sie die Ungleichung 1 ≤ 1 + bx 1 − ax L 1 (x = ) a ✷ in Abhängigkeit von a, b . 61 Ungleichungen MING I 1.7/10 Diese Seite bleibt aus technischen Gründen frei. 62 Lösungen MING I L 1.2/1 Lösungen zu den Aufgaben Lösungen zu 1.2 1.2.5 a) −1 ∈ / M , da −1 ∈ / IN . b) 8∈ / M , da M genau aus den Elementen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 besteht. c) −1 ∈ M , da −1 ∈ ZZ und (−1)2 = 1 gilt. d) 8 ∈ M , da M aus allen natürlichen Zahlen größer oder gleich 2 besteht. 63 Lösungen MING I L 1.3/1 Lösungen zu 1.3 1.3.7 Nach 1.3.5 ist a − b die eindeutig bestimmte Lösung der Gleichung b + x = a . Andererseits liefern ADD 2 , ADD 1 in 1.3.3 sowie 1.3.6b) und 1.3.4a) der Reihe nach auf b + (a + (−b)) angewandt: b + (a + (−b)) = (a + (−b)) + b = a + ((−b) + b) = a + 0 = a . Aus der Eindeutigkeit der Lösung von b + x = a folgt dann die behauptete Gleichheit a − b = a + (−b) . 1.3.10 a) Wegen der Kommutativität der Multiplikation in IR (MULT 2 in 1.3.9) reicht es aus, a·1 = a für alle a ∈ IR zu zeigen. Nach den Rechengesetzen der ganzen Zahlen gilt 1·1 = 1 . Da 1 = 0 gilt, existiert für ein beliebiges a ∈ IR nach MULT 3 in 1.3.9 genau eine Zahl x ∈ IR mit 1·x = a . Mit Hilfe von MULT 2 und MULT 1 von 1.3.9 folgt schließlich a·1 = (1·x)·1 = (x·1)·1 = x·(1·1) = x·1 = a . 1.3.10 b) Nach MULT 3 in 1.3.9 gibt es zu jedem a ∈ IR , a = 0 genau eine Zahl x ∈ IR mit ax = a . Andererseits ist nach Teil a) der Aufgabe a·1 = a , so daß aus der Eindeutigkeit x = 1 folgt. 1.3.14 a) Nach 1.3.6b) gilt b + (−b) = 0 . Mit Hilfe von 1.3.13a) und 1.3.9 (DIST) folgt dann 0 = a·0 = a(b + (−b)) = ab + a(−b) , so daß a(−b) das nach 1.3.6b) eindeutig bestimmte Negative von ab sein muß, also gilt (∗) a(−b) = −(ab) . Zusammen mit der Kommutativität der Multiplikation reeller Zahlen (1.3.9 MULT 2) erhalten wir daraus (∗∗) (−a)b = b(−a) = −(ba) = −(ab) . 64 Lösungen MING I L 1.3/2 Wendet man schließlich sowohl (∗) als auch (∗∗) an, so ergibt sich (−a)(−b) = −((−a)b) (wegen (∗)) = −( − (ab)) (wegen (∗∗)) = ab , wobei zum Schluß 1.3.6 b) herangezogen wurde. 1.3.14 b) Aus ac = bc folgt 0 = ac − bc = ca − cb = c(a − b) (1.3.9 MULT 2) (1.3.9 DIST) , und wegen c = 0 ergibt 1.3.13 b) a − b = 0 , also a = b . 1.3.14 c) Wir notieren zunächst die allgemeine Formel a (bb ) = ab , b (∗) welche sich folgendermaßen verifizieren läßt: a a (bb ) = ( b) b b b a = (b ) b b = ab (1.3.9 MULT 1) (1.3.9 MULT 2) (1.3.12 a) ) . Nun behandeln wir die einzelnen Regeln der Bruchrechnung. (i) Gleichheitsregel Wir haben zwei Folgerungsrichtungen zu zeigen. Zunächst gelte: a a = . b b Dann folgt mit (∗) ab = a a a (bb ) = (b b) = ( b )b = a b b b b (1.3.12 a) ) . Umgekehrt gelte ab = a b . Wiederum (∗) liefert dann a a a (bb ) = ab = a b = (b b) = (bb ) , b b b und wegen Aufgabenteil b) sowie bb = 0 (1.3.13 b) ) folgt 65 a a = . b b Lösungen MING I L 1.3/3 (ii) Erweiterungs– bzw. Kürzungsregel ab a = ist nach (i) äquivalent zu abb = ab b = abb b bb dies ist eine richtige Aussage. (1.3.9 MULT 2) und (iii) Additionsregel Es gilt ( ab + ab ) bb a a (bb ) + (bb ) b b = ab + a b ab + a b (bb ) = bb = (1.3.9 DIST) ((∗)) (1.3.12 a) ) , dann folgt die Behauptung aus Aufgabenteil b) . (iv) Negativenregel Nach a) gilt (−a)(−b) = ab , und mit der Gleichheitsregel (i) folgt daraus a −a = . b −b −a a Wir überzeugen uns nun noch von der Gleichheit = − . Es gilt b b ab + (−a)b a −a + = b b bb (wegen (iii)) = ab − ab bb (wegen a)) = 0, −a a so daß das nach 1.3.6 b) eindeutig bestimmte Negative von ist, also b b a −a =− . b b (v) Multiplikationsregel ( ab ab )(bb ) Daraus folgt nach 1.3.12 a) a a ( (b b)) (1.3.9 MULT 1,2) b b a (a b) = ((∗)) b a = ( b) a = aa . b = aa a a = . b b bb 66 Lösungen MING I L 1.3/4 (vi) Reziprokenregel 1 Nach 1.3.12 b) ist a die eindeutig bestimmte reelle Zahl mit b a 1 · = 1. b ab Wir betrachten daher a b ab · = b a ba ((v)) = ab ab (1.3.9 MULT 2) so daß aus der Eindeutigkeit des Reziproken von 1 a b = 1, die gewünschte Gleichheit 1 b a =a b folgt. 1.3.15 Wir wollen den durch die angegebene Konstruktion gewonnenen Punkt mit c c b = , also wie behauptet bezeichnen. Dann folgt mit dem 1. Strahlensatz 1 a ab = 1·c = c (1.3.14 b) ) . 1 (a = 0) stellen wir uns wieder eine horizontale Für die Konstruktion von a ❏ a❏ ❏ ❏ ❏ ❏ 1❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏ 1 1❏ a❏ ❏ ❏ ❏ ❏ ❏g ❏ g ❏ ❏ ❏ ❏ und eine vertikale Kopie des Zahlenstrahls vor, die sich im Nullpunkt schneiden. Auf der Vertikalen markiere man die Punkte 1 und a , auf der Horizontalen den Punkt 1 . Verbindet man nun den Punkt a mit dem auf der Horizontalen 67 Lösungen MING I L 1.3/5 liegenden Punkt 1 durch eine Gerade g und konstruiert die zu g parallele Gerade g durch den Punkt 1 auf der Vertikalen, so schneidet g die Horizontale 1 in . a Zum Nachweis bezeichnen wir den Schnittpunkt von g mit der Horizontalen c 1 = = c , wie wieder mit c . Aus dem 1. Strahlensatz ergibt sich dann a 1 behauptet. 68 Lösungen MING I L 1.4/1 Lösungen zu 1.4 1.4.4 a) 3 i3 = 13 + 23 + 33 = 1 + 8 + 27 = 36 . i=1 1.4.4 b) 5 i(i + 1) = 1(1 + 1) + 2(2 + 1) + 3(3 + 1) + 4(4 + 1) + 5(5 + 1) = 70 . i=1 1.4.4 c) Diese Summe läßt sich entweder direkt oder mit Hilfe von Indexverschiebung (1.4.2 c) ) berechnen: 7 i=2 1.4.10 6+1 (i − 1) = (i − 1) = i=1+1 Es gilt n! = n 6 i = 21 nach 1.4.3 a) . i=1 i = 1·2· · · · ·(n − 1)·n = (n − 1)! n . i=1 Damit erhalten wir dann 1! = 1 2! = 2·1! = 2 3! = 3·2! = 3·2 = 6 4! = 4·3! = 4·6 = 24 5! = 5·4! = 5·24 = 120 6! = 6·5! = 6·120 = 720 7! = 7·6! = 7·720 = 5040 . 69 Lösungen MING I L 1.5/1 Lösungen zu 1.5 1.5.4 Wir führen den Beweis mit Hilfe von vollständiger Induktion nach n . Induktionsanfang n = 0 : 0 2 k = 0 (1.4.2 f) ) = k=1 1 0(0 + 1)(2·0 + 1) . 6 Induktionsschritt von n auf n + 1 . Sei n ∈ IN0 , und es gelte die Induktionsannahme n (∗) k2 = n=1 1 n(n + 1)(2n + 1) . 6 Dann folgt n+1 k2 = k=1 n k 2 + (n + 1)2 k=1 = = = = = 1 n(n + 1)(2n + 1) + (n + 1)2 (∗) 6 1 (n + 1)(n(2n + 1) + 6(n + 1)) 6 1 (n + 1)(2n2 + 7n + 6) 6 1 (n + 1)(n + 2)(2n + 3) 6 1 (n + 1)((n + 1) + 1)(2(n + 1) + 1) , 6 was zu zeigen war. 1.5.7 Wie wir bereits in Aufgabe 1.4.10 zur Berechnung von Fakultäten benutzt haben, gilt für n ∈ IN0 0! = 1 sowie (n + 1)! = (n + 1) · n! . 1.5.12 a) n n ν=0 1.5.12 b) n ν = (−1)ν ν=0 n n 1ν 1n−ν ν=0 n ν = ν n n ν=0 ν = (1 + 1)n = 2n . (−1)ν 1n−ν = (−1 + 1)n = 0 . 70 Lösungen MING I L 1.5/2 µ n n! µ=0 ν=0 ν!(n − µ)!(µ − ν)! 1.5.12 c) µ n n!µ! µ=0 ν=0 µ!(n − µ)!ν!(µ − ν)! = µ n n µ = µ n n µ ( µ ν µ ν µ=0 ν=0 µ=0 ν=0 n n µ 2 (Aufgabenteil a)) µ µ=0 n n µ n−µ 2 1 = (2 + 1)n = 3n . µ µ=0 = = 1.5.13 = ) Zunächst gilt für n ∈ IN und a1 , . . . , an ∈ IR die Identität 1≤i<j≤n ai aj = n−1 n i=1 j=i+1 ai aj , so daß die zu beweisende Formel äquivalent ist zu ( (∗) n i=1 2 ai ) = n a2i + 2 i=1 n−1 n i=1 j=i+1 ai aj . Wir führen den Beweis von (∗) mit Hilfe von vollständiger Induktion nach n . Induktionsanfang n = 1 : ( 1 2 ai ) = a21 = i=1 1 i=1 a2i + 2 0 1 i=1 j=i+1 ai aj , da nach 1.4.2 f) der letzte Summand in der obigen Zeile null ist. Induktionsschritt von n auf n + 1 : Sei n ∈ IN , und es gelte die Induktionsannahme (∗) . Dann folgt ( n+1 i=1 ai ) 2 = ( n i=1 = ( n i=1 = n i=1 ai + an+1 ) 2 ai ) + 2( a2i + 2 +2 n−1 i=1 n−1 2 n i=1 ai )an+1 + a2n+1 n i=1 j=i+1 ai aj ai an+1 + 2an an+1 + a2n+1 71 (nach (∗)) Lösungen MING I L 1.5/3 = n+1 i=1 = n+1 i=1 = n+1 i=1 a2i + 2 a2i +2 a2i + 2 n−1 i=1 ( n j=i+1 n−1 n+1 i=1 j=i+1 n n+1 i=1 j=i+1 ai aj + ai an+1 ) + 2an an+1 ai aj + 2an an+1 ai aj , was zu zeigen war. 72 Lösungen MING I L 1.6/1 Lösungen zu 1.6 1.6.5 a) a ≤ b und b ≤ c ist nach 1.6.3 äquivalent zu a < b oder a = b und b < c oder b = c , d. h., wir haben die vier Fälle (1) a < b und b < c , (2) a < b und b = c , (3) a = b und b < c und (4) a = b = c zu untersuchen und zu zeigen, daß in allen vier Fällen entweder a < c oder a = c folgt. (1) a < b und b < c =⇒ a < c (1.6.1 ORD 4) (2) a < b und b = c =⇒ a < b = c , also a < c (3) a = b und b < c =⇒ a = b < c , also a < c (4) a = b = c . Die Zusatzbehauptung entnimmt man den Fällen (1) , (2) und (3) . 1.6.5 b) Völlig analog zur Vorgehensweise in a) haben wir die folgenden vier Fälle zu betrachten: (1) a < c und b < d =⇒ a + b < c + d (1.6.4 a) ) , (2) a < c und b = d =⇒ a + b < c + b = c + d (1.6.1 ORD 3) , (3) a = c und b < d =⇒ a + b = c + b < c + d (1.6.1 ORD 3) (4) a = c und b = d =⇒ a + b = c + d . In allen vier Fällen folgt also a + b < c + d oder a + b = c + d . Die Zusatzbehauptung ergibt sich wieder aus den Fällen (1) , (2) und (3) . 1.6.5 c) Diese Aussage ist ein Spezialfall von Aussage b) , wobei a und b aus Aussage c) den Elementen c und d aus Aussage b) entsprechen. 1.6.5 d) Für a > 0 und b > 0 gilt ab > 0 nach 1.6.4 c) , und ist mindestens eines der Elemente a oder b gleich null, so folgt ab = 0 aus 1.3.13 a) . 1.6.5 e) a ≤ 0 besagt a < 0 oder a = 0 . Aus a < 0 folgt −a > 0 (1.6.4 d) ) ; aus a = 0 folgt −a = 0 . In jedem Falle haben wir also −a ≥ 0 . 73 Lösungen MING I L 1.6/2 1.6.5 f) Für a < b und c > 0 folgt ac < bc aus 1.6.1 ORD 4 , für a = b und c > 0 ist ac = bc trivialerweise erfüllt, und für c = 0 gilt ac = bc = 0 nach 1.3.13 a) . 1.6.5 g) Nach e) ist c ≤ 0 äquivalent mit −c ≥ 0 , so daß wir nach f) aus a ≤ b und −c ≥ 0 die Beziehung a(−c) ≤ b(−c) , also −ac ≤ −bc (1.3.14 a) ) folgern können. Addiert man nun auf beiden Seiten ac + bc , so folgt nach b) bc = ac + bc − ac ≤ ac + bc − bc = ac , also wie behauptet bc ≤ ac . 1.6.5 h) Beweis von ⇒ “ : ” Aus a ≤ b folgt durch Multiplikation der beiden Seiten mit a ≥ 0 nach f) a2 ≤ ab . Andererseits liefert die Multiplikation von a ≤ b mit b ≥ 0 die Beziehung ab ≤ b2 , so daß wir schließlich aus der Transitivitätseigenschaft a) wie gewünscht a2 ≤ b2 erhalten. Für den Beweis der Umkehraussage gehen wir von a2 ≤ b2 für a ≥ 0 , b ≥ 0 aus und nehmen an, es gelte b < a . Dann können die Fälle a = 0 , b > 0 bzw. a = b = 0 nicht auftreten. Für a > 0 und b > 0 folgt aus a > b nach 1.6.4 h) a2 > b2 , also ein Widerspruch zur Voraussetzung a2 ≤ b2 . Für a > 0 und b = 0 erhalten wir aus 0 = b < a nach 1.6.1 ORD 4 b2 = 0 = 0·a < a2 , also ebenfalls einen Widerspruch zur Voraussetzung. Daher ist die Annahme falsch, und es folgt aus 1.6.1 ORD 1 a ≤ b , was zu zeigen war. 1.6.6 Induktionsanfang n = 1 : Nach 1.6.4 f) gilt 1 > 0 . Induktionsschritt von n auf n + 1 . Sei n ∈ IN , und es gelte die Induktionsannahme (∗) n > 0. Dann folgt n + 1 > 0 aus 1.6.4 b) wegen 1 > 0 und n > 0 nach (∗) . 74 Lösungen 1.6.7 a) MING I L 1.6/3 Wir nehmen zunächst an, es gelte a, b > 0 . Dann folgt ab > 0 aus 1.6.4 c) . Für a, b < 0 folgt die Behauptung aus 1.6.4 e) : ab > 0·b = 0 . Als nächstes haben wir zu zeigen, daß aus ab > 0 entweder a, b > 0 oder a, b < 0 folgt. 1 ab > 0 impliziert wegen ab = 0 nach 1.3.13 a) a = 0 und b = 0 , so daß a 1 existieren (1.3.12 b) ) . und b 1 Für a > 0 gilt auch > 0 (1.6.4 g) ) , so daß wir schließlich mit 1.6.4 c) a 1 1 b = ( a) b = (ab) > 0 a a erhalten. Für a < 0 gilt −a > 0 , sowie (−a)(−b) = ab (1.3.14 a) ) > 0 , also nach dem soeben Gezeigten −b > 0 und damit b < 0 (1.6.4 d) ) . 1.6.7 b) Mit 1.3.12 a) erhalten wir 1 = 1 > 0, a so daß die Behauptung aus Aufgabenteil a) folgt. a 1.6.7 c) Den Beweis dieser Aussage führen wir indirekt, d. h. für a, b > 0 gehen wir von a2 = b2 aus und nehmen an, es sei a = b . Dann muß nach 1.6.1 ORD 1 entweder a < b oder b < a gelten. a < b impliziert jedoch a2 < b2 , und b < a liefert b2 < a2 (1.6.4 h) ) , also in beiden Fällen einen Widerspruch zur Voraussetzung a2 = b2 . Demnach ist die Annahme falsch, und es gilt a = b , wie zu zeigen war. 1.6.10 a) N ⊂ M , da N ⊂ IN ⊂ ZZ = M . 1.6.10 b) N ist keine Teilmenge von M = IN , denn 0 ∈ N , aber 0 ∈ / M (vgl. 1.2.2) . 1.6.10 c) N ist keine Teilmenge von M , denn 0 ∈ N , aber 0 ∈ /M. 75 Lösungen MING I L 1.6/4 1.6.10 d) N ⊂ M , da N = {1, 3, 5, 7, . . .} ⊂ IN = M . √ 1.6.13 a) Nach 1.6.12 ist ab die eindeutig bestimmte positive reelle Zahl mit √ ( ab)2 = ab . Wir betrachten nun √ √ √ √ √ √ √ √ √ √ ( a b)2 = ( a b)( a b) = ( a b)( b a) √ √ √ √ √ √ √ √ = a( b b) a = a b a = a a b = ab , wobei die Kommutativität und Assoziativität der Multiplikation reeller Zahlen √ √ sowie die Existenz der Quadratwurzeln a von a und b von b ausgenutzt wurden. √ √ Da a und b nach 1.6.12 positive reelle Zahlen sind, gilt dies auch für √ √ a b , so daß sich die behauptete Gleichheit √ √ √ a b = ab aus der Eindeutigkeit der Quadratwurzel von ab ergibt. 1.6.13 b) Wir zeigen, daß 1 ≤ a < b die drei Ungleichungen 1≤ √ a, √ a< √ b und √ b<b impliziert, so daß sich dann die Behauptung aus der Transitivität der Ord√ nungsrelation (1.6.1 ORD 2) ergibt. Nach 1.6.12 ist a die eindeutig bestimm√ 2 te positive reelle Zahl mit a = a . √ 2 √ √ 2 Demnach ist 1 ≤ a äquivalent zu 1 ≤ a , was wegen 1 > 0 und √ √ √ a > 0 nach 1.6.5 h) zu 1 = 1 ≤ a führt. √ 2 √ 2 Ebenso schließt man aus der Äquivalenz von a < b mit a < b aus 1.6.4 h) √ √ √ √ wegen a > 0 , b > 0 auf a < b . √ 2 √ 2 Schließlich ist 1 < b äquivalent zu 1 < b , so daß aus 1.6.4 h) √ √ 1 < b folgt. Multipliziert man diese Ungleichung mit b > 0 , so erhält √ 2 √ man schließlich wie gewünscht die letzte Ungleichung b < b = b aus 1.6.1 ORD 4 . 1.6.16 Man kann auch ohne Hilfe des Archimedischen Axioms einsehen, daß es keine kleinste positive reelle Zahl gibt. Dazu nehmen wir an, ε0 sei eine kleinste positive reelle Zahl. Wegen ε0 > 0 76 Lösungen MING I L 1.6/5 und 0 < 12 < 1 erhalten wir dann 0 < 12 ε0 < ε0 , so daß 12 ε0 eine positive reelle Zahl ist, welche kleiner als ε0 ist, also ein Widerspruch zur Minimalität von ε0 . 77 Lösungen MING I L 1.7/1 Lösungen zu 1.7 1.7.1 Für ” ≤ “ bzw. ” ≥ “ lauten die beiden Merkregeln: (i) a ≤ a =⇒ a a ≤ b b und (ii) a ≥ 0 , b ≤ b =⇒ 1.7.3 a a ≥ . b b Es gilt die allgemeine Formel 2(b3 − a3 ) = 2(b − a)(b2 + ab + a2 ) (∗) = (b − a)(b2 + (a + b)2 + a2 ) . Wir nehmen zunächst a3 < b3 an. Dann ist entweder a = 0 oder b = 0 . Außerdem gilt b3 − a3 > 0 , also nach (∗) (b − a)(b2 + (a + b)2 + a2 ) > 0 . Da der zweite Faktor b2 +(a+b)2 +a2 als Summe von Quadraten reeller Zahlen positiv ist (1.7.2 b) ) , muß nach 1.6.7 a) auch b − a > 0 gelten, also a < b . Umgekehrt gelte nun a < b . Dann ist entweder a = 0 oder b = 0 , so daß b2 + (a + b)2 + a2 > 0 aus 1.7.2 b) folgt. Außerdem gilt b − a > 0 . Insgesamt ergibt sich dann mit (∗) und 1.6.7 a) b3 − a3 > 0 , also a3 < b3 , wie gewünscht. 1.7.8 Wegen n 1 = n folgt mit Hilfe der Schwarzschen Ungleichung k=1 n2 = ( n 2 1) = ( k=1 Nach 1.5.4 gilt n k2 = k=1 so daß sich ergibt, und wegen behauptet n2 ≤ ( 1 6 n n n 1 2 1 )( k2) . ·k ) ≤ ( 2 k k k=1 k=1 k=1 1 n(n + 1)(2n + 1) , 6 n 1 1 ) n(n + 1)(2n + 1) 2 6 k=1 k n(n + 1)(2n + 1) > 0 für n ∈ IN folgt schließlich wie n 6n 1 ≤ . (n + 1)(2n + 1) k=1 k 2 78 Lösungen MING I L 1.7/2 1.7.12 a) Die Ungleichung x2 > 8x − 7 ist äquivalent zu x2 − 8x > −7 . Mit Hilfe von quadratischer Ergänzung erhält man (x − 4)2 > −7 + 16 = 9 = 32 . (∗) Wegen (x − 4)2 = (−x + 4)2 und x − 4 ≥ 0 oder −x + 4 ≥ 0 ergeben sich aus der Ungleichung (∗) die Alternativen x − 4 > 3 oder − x +4 > 3. Die Lösungen der ursprünglichen Ungleichung sind demnach genau die reellen Zahlen x mit x > 7 oder x < 1 . 1.7.12 b) Wir wollen die Ungleichung 1 1 ≤ 1 + bx für x = 1 − ax a (∗) in Anlehnung an Beispiel 1.7.11 in Abhängigkeit der reellen Parameter a, b mit 0 < a < b untersuchen. Dazu wird (∗) mit 1 − ax multipliziert, wobei wir zwei Fälle zu unterscheiden haben. 1. Fall: 1 − ax > 0 , d. h. x < Dann ist (∗) äquivalent zu 1 a . 1 ≤ (1 + bx)(1 − ax) = 1 + (b − a)x − ab x2 , also 0 ≤ (b − a)x − ab x2 . Wegen a > 0 und b > 0 erhalten wir nach Division der letzten Ungleichung durch −ab < 0 0 ≥ x2 − (∗∗) (i) b−a x. ab Für x = 0 ist die Ungleichung (∗∗) erfüllt. (ii) Für x > 0 liefert die Division von (∗∗) durch x 0≥x− b−a , ab 79 Lösungen MING I L 1.7/3 1 1 b−a = − . ab a b 1 1 1 1 Wegen 0 < a < b ist < und − > 0 , so daß in diesem Fall alle b a a b 1 1 x ∈ IR mit 0 < x ≤ − die Ungleichung (∗∗) erfüllen. a b also x ≤ (iii) Für x < 0 liefert die Division von (∗∗) durch x 0≤x− b−a , ab 1 1 b−a = − > 0, also x ≥ ab a b im Widerspruch zu x < 0 , so daß die Bedingungen (iii) nicht erfüllbar sind. Insgesamt liefert der 1. Fall als Lösungsmenge für die Ungleichung alle x ∈ IR , die gleichzeitig die Bedingungen x < a1 und 0 ≤ x ≤ a1 − 1b erfüllen, also 0 ≤ x ≤ a1 − 1b . 2. Fall: 1 − ax < 0 , d. h. x > Dann folgt aus (∗) 1 a > 0. 1 < 0 < 1 + bx, 1 − ax also gilt die Ungleichung für alle x > a1 . Die Lösungen der Ungleichung (∗) sind demnach genau die reellen Zahlen x mit 0 ≤ x ≤ a1 − 1b oder x > a1 . Lösungen 0 1 a Lösungen − 1 b 1 b 1 a 1 a 80 b Index Index MING I I/1 Index Die Zahlen verweisen auf die Seiten der Kurseinheit 1. geometrische Deutung der Addition, 23 der Multiplikation, 28 der Ordnung, 45 reeller Zahlen, 20 geometrische Reihe endliche, 38 geometrisches Mittel, 56 gleichbedeutend, 13 Gleichheitsregel, 18, 27 größer, 46 größer-gleich, 46 Addition reeller Zahlen, 21 Additionsregel, 18, 27 äquivalent, 13 Allaussage, 13 Alternative, 12 Archimedisches Axiom, 52 arithmetisches Mittel, 56 Assoziativgesetz allgemeines d. Addition, 29 allgemeines d. Multiplikation, 33 der Addition, 21 der Multiplikation, 24 Implikation, 12 Indexverschiebung, 30, 34 indirekter Beweis, 13 Induktion vollständige, 36 Inverses, 25 Basis, 35 Bernoullische Ungleichung, 55 Binomialkoeffizienten, 40 binomischer Lehrsatz, 43 Definition rekursive, 39 Differenz, 22 Distributivgesetz, 24 allgemeines, 32 Division, 26 kleiner, 45 kleiner-gleich, 46 Kommutativgesetz, 24 allgemeines d. Addition, 29 allgemeines d. Multiplikation, 33 der Addition, 21 Konklusion, 12 Kürzungsregel, 18, 27 Eins, 20 Element, 15 Erweiterungsregel, 18, 27 Existenzaussage, 13 Exponent, 35 Menge, 15 Multiplikation, 24 Multiplikationsregel, 19, 27 Fakultät, 34 Negation, 13 81 Index MING I I/2 Teilmenge, 50 Transitivität, 45 negativ, 46 Negativenregel, 18, 27 Negatives, 23 nicht-leer (Menge), 50 nicht-negativ, 46 Null, 20 Nullpunkt, 20 Nullteiler, 26 Ungleichungen, 47, 53 vollständige Induktion, 36 Vollständigkeit von IR , 51 Vorzeichenregeln, 26 Wurzel, 51 Ordnung von IR , 45 Zahlen ganze, 16 natürliche, 16 rationale, 16 reelle, 20 Zahlengerade, 20 Zahlenstrahl, 20 Pascalsches Dreieck, 41 positiv, 46 positiv–definit, 54 Potenz, 35 Potenzgesetze, 35 Prämisse, 12 Produkt, 24 leeres, 34 rückläufiges, 34 Produktionsgrenzen, 34 Produktzeichen, 33 Quadratsumme, 54 Quadratwurzel, 51 Quotient, 25 Rekursion, 39 Rekursionsformel, 39 Reziprokenregel, 19, 27 Reziprokes, 25 Schwarzsche Ungleichung, 56 Summationsgrenzen, 30 Summationsindex, 30 Summe, 21 rückläufige, 31 leere, 31 Summenzeichen, 29 82 Index Gesamtindex MING I GI/1 Mathematik für Ingenieure I Gesamtindex Die fett gedruckten Zahlen vor dem Doppelpunkt verweisen auf die Kurseinheit, die Zahlen nach dem Doppelpunkt auf die Seite. A (Matrizenprodukt), 5:45 Assoziativgesetz, 2:30, 4:14 allgemeines, 4:17 allgemeines d. Addition, 1:29 allgemeines d. Multiplikation, 1:33 der Addition, 1:21 der Multiplikation, 1:24 aufspannen, 4:57 Abbildung, 3:18 abgeschlossene Hülle, 8:4 absolut konvergent, 6:61 Abstand, 2:49, 4:51, 4:62, 4:79 kleinster, 4:62 abzählbar, 3:34 abzählbar unendlich, 3:34 Addition, 2:29, 4:10, 4:49 komponentenweise, 5:39 reeller Zahlen, 1:21 Additionsregel, 1:18, 1:27 Additionstheoreme, 8:36 Adjunkte, 5:85 Allaussage, 1:13 Alternative, 1:12 Anti–Homomorphismus (Transposition), 5:48 äquivalent, 1:13 Archimedisches Axiom, 1:52 Arcus Cosinus, 8:50 Arcus Cotangens, 8:60 Arcus Sinus, 8:50 Arcus Tangens, 8:60 Area Cosinus hyperbolicus, 8:72 Area Sinus hyperbolicus, 8:72 Argument, 2:43 arithmetisches Mittel, 1:56 assoziativ B Basis, 1:35, 4:20 Bernoullische Ungleichung, 1:55 beschränkt, 6:14, 6:44, 7:41 nach oben, 6:44, 7:41 nach unten, 6:44, 7:41 bestimmt divergent, 6:49 Betrag, 2:4, 2:37 bijektiv, 3:24 Bild, 3:18 Bildbereich, 3:18 Binomialkoeffizienten, 1:40 binomische Reihe, 7:56 binomischer Lehrsatz, 1:43 Bogenmaß, 2:45, 8:49 Boolesche Algebra, 3:37 C CI , 2:34 cartesisches Produkt, 3:8, 3:9 Cauchy–Folge, 6:42 83 Gesamtindex MING I GI/2 Cauchy–Kriterium, 6:38 (Grenzwert von Funktionen), 8:6 für gleichmäßige Konvergenz, 7:48, 7:50 für Reihen, 6:59 Cosinus, 8:34 Cosinus hyperbolicus, 8:63 Cotangens, 8:73 Cotangens hyperbolicus, 8:73 D Definitheit, 2:4, 2:37 Definition rekursive, 1:39 Definitionsbereich, 3:18 Determinante, 5:74 Dezimalbruch, 2:15 Dezimalzahl, 2:10 de Morgansche Regeln, 3:15 Differenz, 1:22, 2:32, 3:10 symmetrische, 3:13 Dimension, 4:25 disjunkt, 3:10 Disjunktion, 3:41 Distanz, 4:62 distributiv (Matrizenprodukt), 5:45 Distributivgesetz, 1:24, 2:30, 4:14 allgemeines, 1:32 DIV, 2:11 divergent, 6:26, 6:52 Divergenzkriterium, 6:58 Division, 1:26 Dreiecksmatrix obere, 5:82 Dreiecksungleichung, 2:4, 2:37, 4:51 erweiterte, 2:6 84 zweite, 2:5, 2:40 Dualitätsprinzip, 3:38 Dualzahl, 2:10 Duodezimalsystem, 2:23 Durchschnitt, 3:10, 3:17, 4:75 E ez , 8:22 e–Reihe, 6:54, 8:22 Ebene, 4:73 Ebenengleichung in Parameterform, 4:73 Einheitshyperbel, 8:66 Einheitskreis, 8:64 Einheitsmatrix, 5:39 Einheitsvektor, 4:19 Einheitswurzel, 2:51 Eins, 1:20, 2:32 Einschließungssatz, 6:33 Element, 1:15 ε – δ –Kriterium (Grenzwert), 8:5 (Stetigkeit), 8:8 (uneigentlicher Grenzwert), 8:10 ε − n0 –Kriterium, 6:26 ε− Umgebung (offene), 3:7 Erweiterungsregel, 1:18, 1:27, 2:33 Erzeugendensystem, 4:27 euklidisch, 4:52 Eulersche Formeln, 8:34 Eulersche Zahl, 6:36 Existenzaussage, 1:13 Exponent, 1:35, 8:30 Exponentialfunktion, 8:18 Eigenschaften, 8:21 Funktionalgleichung, 8:18 Rechenregeln, 8:22 Gesamtindex MING I GI/3 (geordnete Paare), 3:8 (geordnete n–Tupel), 3:9 Gleichheitsregel, 1:18, 1:27, 2:33 gleichmäßig konvergent, 7:46, 7:50 gleichmäßig stetig, 8:15 Gleichungssystem homogenes, 5:10 inhomogenes, 5:10 lineares, 5:7 mit Parametern, 5:34 Glied, 6:7, 6:52 größer, 1:46 größer-gleich, 1:46 Grad, 2:45 (Polynom), 3:20 (Polynomglied), 3:21 (Winkelmaß), 8:49 Gradmaß, 8:49 Grenzfunktion, 7:44, 7:49 Grenzwert, 7:5, 6:26, 6:49 linksseitiger, 7:7 rechtsseitiger, 7:7 uneigentlicher, 7:6, 6:49 Grundzahl, 2:10 reelle , 8:23 zur Basis a , 8:30 F Fakultät, 1:34 fast alle, 6:17 Folge, 6:7 Funktion, 3:18 identische, 3:19 monoton fallende, 3:33 monoton wachsende, 3:33 periodische, 8:45 rationale, 3:21 streng monoton fallende, 3:33 streng monoton wachsende, 3:33 zusammengesetzte, 3:27 Funktionalgleichung von tan und cotan, 8:54 G ganzzahliger Anteil, 2:15 gebrochener Anteil, 2:15 geometrische Deutung der Addition, 1:23 der Multiplikation, 1:28 der Ordnung, 1:45 reeller Zahlen, 1:20 geometrische Reihe, 6:53, 7:56 endliche, 1:38 geometrisches Mittel, 1:56 geordnetes Paar, 2:28 Gerade, 4:57, 4:72 Geradengleichung in Parameterform, 4:58, 4:72 gleichbedeutend, 1:13 Gleichheit (Funktionen), 3:18 (Mengen), 3:4 H Häufungspunkt, 7:5, 8:4 Halbraum, 4:79 harmonische Reihe, 6:53 Hauptdiagonale, 5:47 Heron–Verfahren, 6:32 Hessesche Normalform einer Ebene, 4:78, 4:79 einer Geraden, 4:62 Hexadezimalzahl, 2:10 homogen (Gleichungssystem), 5:10 85 Gesamtindex MING I GI/4 K (Matrizenprodukt), 5:45 (Polynom), 3:21 Homogenisierung, 5:10 Horner–Schema, 3:22 hyperbolische Funktionen, 8:63 Kürzungsregel, 1:27 Kettenregel, 7:17 kleiner, 1:45 kleiner-gleich, 1:46 Koeffizienten (Gleichungssystem), 5:7 (Polynom), 3:20 (Potenzreihe), 7:53 Koeffizientenmatrix, 5:42 kollinear, 5:70 Kommutativgesetz, 1:24, 2:30, 4:14 allgemeines, 4:17 allgemeines d. Addition, 1:29 allgemeines d. Multiplikation, 1:33 der Addition, 1:21 Komponente, 3:8 ν –te, 3:9 konjugiert–komplex, 2:40 Konjunktion, 3:41 Konklusion, 1:12 konstante Folge, 6:29 konvergent, 6:26, 6:52 konvergent gegen, 6:26 Konvergenzintervall, 7:54 Konvergenzkreis, 7:54 Konvergenzradius, 7:54 Koordinate, 4:49 Koordinatenachse, 4:49 Korkenzieherregel, 4:70 Kosinussatz, 4:51 Kreisfunktionen, 8:65 Kronecker–Symbol, 5:39 Kürzungsregel, 1:18, 2:33 I Identität, 3:19 Identitätssatz für Potenzreihen, 7:65 (i,j)–Komponente, 5:37 imaginäre Achse, 2:35 imaginäre Einheit, 2:34 Imaginärteil, 2:34 Implikation, 1:12 Indexfolge, 6:11 Indexverschiebung, 1:30, 1:34 indirekter Beweis, 1:13 Induktion vollständige, 1:36 inf M , 8:5 Infimum, 6:46 inhomogen (Gleichungssystem), 5:10 injektiv, 3:24 Intervall, 3:6 abgeschlossenes, 3:7 links halboffenes, 3:7 offenes, 3:7 rechts halboffenes, 3:7 inverse Matrix, 5:55 Inverses, 1:25 invertierbar, 5:55 involutorisch (Transposition), 5:48 L J Länge, 4:7, 4:39, 4:44 Jägerzaunregel, 5:79 86 Gesamtindex MING I GI/5 Leibnizsches Kriterium, 6:59 Limes, 6:26 linear (Transposition), 5:48 linear abhängig, 4:28 linear unabhängig, 4:28 Linearkombination, 4:27 linksseitig stetig, 7:20 auf einer Teilmenge, 7:20 in einem Punkt, 7:20 Lipschitz–Bedingung, 8:16 Logarithmus natürlicher, 8:27, 8:28 zur Basis a, 8:31 Lösung partikuläre, 5:14 spezielle, 5:14 triviale, 5:14 Lösungsmenge, 5:10 Lösungsraum, 5:11 Lösungsvektor, 5:10 Lot, 4:61 Lotgerade, 4:78 Ludolphsche Zahl, 8:38 absolutes, 7:41 Menge, 1:15 abzählbar unendliche, 3:34 abzählbare, 3:34 der Konvergenzpunkte, 7:44, 7:49 endliche, 3:34 leere, 3:5 unendliche, 3:34 Mengenalgebra, 3:38 Minimum absolutes, 7:41 Minorante, 6:62 MOD, 2:11 Moivresche Formel, 2:46 monoton, 6:11 fallend, 6:11 wachsend, 6:11 Monotonie–Kriterium, 6:35 Multiplikation, 1:24, 2:29 komponentenweise, 5:39 Multiplikationsregel, 1:19, 1:27 Multiplikationssatz für Determinanten, 5:83 Multiplikativität, 2:4, 2:37 M N Majorante, 6:62 Majorantenkriterium, 6:62 für gleichmäßige Konvergenz, 7:50 Matrix, 5:37 inverse, 5:55 transponierte, 5:46 vom Typ (m, n) , 5:37 Matrixform (Gleichungssystem), 5:42 Matrizenmultiplikation, 5:40 Matrizenprodukt, 5:41 Maximum Negation, 1:13, 3:41 negativ, 1:46 Negativenregel, 1:18, 1:27 Negatives, 1:23, 2:32 nicht–leer (Menge), 1:50 nicht–negativ, 1:46 Norm, 4:44 Normalform disjunktive, 3:54 konjunktive, 3:56 n− te Wurzel, 7:39 87 Gesamtindex MING I GI/6 Parametergleichung, 4:58, 4:72 Parametrisierung der Einheitshyperbel, 8:66 des Einheitskreises, 8:63 Partialsumme, 6:52 Pascalsches Dreieck, 1:41 Periode, 2:16, 2:21, 8:45 Pfeil, 4:11 π , 8:38, 8:40 Polarkoordinaten, 2:43, 8:65 Polynom, 3:20, 3:21 positiv, 1:46 positiv–definit, 1:54 Potenz, 1:35, 8:22 Rechenregeln, 8:22 zur Basis a , 8:30 Potenzgesetze, 1:35 Potenzmenge, 3:6 Potenzreihe, 7:53 Prämisse, 1:12 Produkt, 1:24, 4:10 äußeres, 4:65 leeres, 1:34 rückläufiges, 1:34 Produktionsgrenzen, 1:34 Produktzeichen, 1:33 Punkt, 4:49 in einer Ebene, 2:28 Punktraum n –dimensionaler, 4:49 punktweise konvergent, 7:44, 7:49 n –Tupel geordnetes, 3:9 geordnetes vertikales, 4:15 Null, 1:20, 2:32 Null–Lösung, 5:14 Nullelement, 4:14 Nullfolge, 6:17 Nullmatrix, 5:38 Nullpunkt, 1:20, 4:49 Nullraum, 4:18 Nullteiler, 1:26 Nullteilerfreiheit, 2:33 Nullvektor, 4:14 Nullvektorraum, 4:18 O obere Grenze, 6:45 obere Schranke, 6:44 Oktalzahl, 2:10 Operator, 3:18 Ordnung von IR , 1:45 orthogonal, 4:47 Ortsvektor, 4:53 Oszillationsstelle, 7:15 P p–adische Darstellung, 2:10 p–adische Entwicklung, 2:26 p–adische Zahl, 2:10 p–adischer Bruch, 2:20, 2:24 Paar geordnetes, 3:8 senkrechtes, 4:8 parallel, 4:75 parallele Geraden, 4:60 Parallelogramm, 4:11 Parallelotop, 4:71 Parameter, 5:34 Q quadratische Gleichung, 2:55 Quadratsumme, 1:54 Quadratwurzel, 1:51 Quotient, 1:25, 2:32 88 Gesamtindex MING I GI/7 Schaltalgebra, 3:39 Schaltelemente, 3:48 Schaltfunktion, 3:52 Schaltwerk, 3:51 Schnittmenge, 4:75 Schnittpunkt von zwei Geraden, 4:59 Schwarzsche Ungleichung, 1:56 senkrecht, 4:47 Sinus, 8:34 Sinus hyperbolicus, 8:63 skalares Vielfaches, 5:39 Skalarprodukt, 4:42 spalten–alternierend, 5:73 spalten–multilinear, 5:73 Spaltenindex, 5:37 Spaltenvektor, 5:38 Spatprodukt, 4:69 Sprung, 7:10 Sprunghöhe, 7:10 stetig, 7:20 abänderbar, 7:26 auf einer Teilmenge, 7:20 fortsetzbar, 7:26 in einem Punkt, 7:20 stetige Abänderung, 7:26 stetige Fortsetzung, 7:26 Stetigkeit der Umkehrfunktion, 8:27 gleichmäßige, 8:15 Strecke gerichtete, 4:11 streng monoton, 6:11 fallend, 6:11 wachsend, 6:11 Summationsgrenzen, 1:30 Summationsindex, 1:30 Summe, 1:21, 4:10, 5:39 Quotientenkriterium, 6:65 R Rang (Gleichungssystem), 5:25 (Matrix), 5:50 Raum n –dimensionaler, affiner, euklidischer, 4:49 Realteil, 2:34 Rechenregeln für bestimmt divergente Folgen, 6:50 für konvergente Folgen, 6:27 für konvergente Reihen, 6:55 für Nullfolgen, 6:22 rechte Seite, 5:7 rechtsseitig stetig, 7:20 auf einer Teilmenge, 7:20 in einem Punkt, 7:20 reelle Achse, 2:34 Regel von Sarrus, 5:78 regulär, 5:55 Reihe, 6:52 Rekursion, 1:39 Rekursionsformel, 1:39 Reziprokenregel, 1:19, 1:27 Reziprokes, 1:25, 2:32 S Sandwich–Theorem, 6:33 Satz des Pythagoras, 4:41, 4:52 des Thales, 4:40 von Bolzano – Weierstraß, 6:42 von der oberen Grenze, 6:45 Satz über den Koeffizientenvergleich bei Potenzreihen, 7:65 89 Gesamtindex MING I GI/8 Urbild, 3:18 Ursprung, 4:49 leere, 1:31 rückläufige, 1:31 Summe der Reihe, 7:49 Summenzeichen, 1:29 sup M , 8:5 Supremum, 6:45 surjektiv, 3:24 V Vektor, 4:11 der rechten Seite, 5:42 der Unbekannten, 5:42 Vektorprodukt, 4:65 Vektorraum komplexer, 4:17 reeller, 4:14 Vereinigung, 3:10, 3:17 vollständige Induktion, 1:36 Vollständigkeit von IR , 1:51 Vorperiode, 2:16 Vorzeichenfunktion, 7:10 Vorzeichenregel, 1:26, 2:33 T Tangens, 8:53 Tangens hyperbolicus, 8:73 Teilfolge, 6:11 Teilmenge, 1:50 echte, 3:5 Teilsumme, 6:52 Teleskop–Summe, 6:54 Transformation, 3:18 Transitivität, 1:45 Translation, 4:6 Transponierte, 5:46 Treppenfunktion, 3:19 Trigonometrie, 8:65 trigonometrische Funktionen, 8:65 W Wert (Reihe), 6:52 Wertebereich, 3:18 Winkel, 4:7, 4:39, 4:47, 4:51 Winkelfunktionen, 8:65 Winkelmaß, 8:48 Wurzel, 1:51, 2:51 Wurzelkriterium, 6:64 U Umformung elementare (Gleichungssystem), 5:16 elementare (Matrix), 5:50 Umkehrfunktion, 3:25 unbeschränkt, 6:14 unendlich, 6:48 Ungleichungen, 1:47, 1:53 unitär (Matrizenprodukt), 5:45 untere Grenze, 6:46 untere Schranke, 6:44 Unterraum, 4:31 Z Zahl ganze, 1:16 irrationale, 2:26 komplexe, 2:34, 4:17 natürliche, 1:16 rationale, 1:16 reelle, 1:20 Zahlengerade, 1:20 Zahlenstrahl, 1:20 90 Gesamtindex MING I GI/9 Zeilenindex, 5:37 Zeilenumformungen elementare, 5:57 Zeilenvektor, 5:38 Ziffern, 2:10 91 Gesamtindex MING I GI/10 Diese Seite bleibt aus technischen Gründen frei. 92