Lösungsorientierte Beratung O.Dichtler/K.Tharandt Was ist lösungsorientierte Beratung? • 1982 erstmals von Steve de Shazer und Insoo Kim Berg vorgestellt • spezielle Art der Gesprächsführung • Ausgangspunkt: Wünsche, Ziele, Ressourcen, Ausnahmen vom Problem anstatt Probleme und deren Entstehung O.Dichtler/K.Tharandt Grundlagen • Humanismus • Philosophie der Logik, der Sprache, des Bewusstseins • Konstruktivismus • Systemtheorie • Hypnotherapie • Gestützt durch aktuelle Forschungsergebnisse der Hirnforschung (Neuroplastizität) O.Dichtler/K.Tharandt Humanistische Psychologie Wurzeln: • Humanismus (Heraklit; Protagoras) • Existenzialismus (Jean-Paul Sartre; Martin Heidegger) • Phänomenologie (Edmund Husserl) Gründer humanistische Psychologie: ALEXANDER MASLOW (1. April 1908 – 08. Juni 1970) später von Rogers weitergeführt O.Dichtler/K.Tharandt Humanistische Psychologie Der Mensch ist … … autonom Entscheidungen werden selbst getroffen … strukturdeterminiert Strukturen werden durch Systeme vorgegeben … selbstorganisiert Fähigkeit der Selbstorganisation ist gegeben O.Dichtler/K.Tharandt Konstruktivismus • es gibt keine objektive, „wahre“ Wirklichkeit • Mensch konstruiert „seine“ eigene Wirklichkeit, die die Handlung bestimmt • Konfrontation im zwischenmenschlichen Bereich vorprogrammiert, da verschiedene psychische Landkarten aufeinandertreffen O.Dichtler/K.Tharandt Geschichtlicher Abriss Weiterentwicklung: (1) 1968 Brief Therapy Center (Palo Alto – Kalifornien) – John Weakland, Richard Fisch, Paul Watzlawick, Arthur Bodin (2) 1968 Brief Family Therapy Center (BFTC – Milwaukee) Steve de Shazer, Peter de Jong und Kim Insoo Berg (3) 1971 Centro per lo Studio della Famiglia (Mailand) – Mara Selvini-Palazzoli, Luigi Boscolo, Gianfranco Cecchin und Guiliana Prado O.Dichtler/K.Tharandt Grundannahmen LÖSUNGSFOKUSSIERUNG Zentrale Frage: „was macht den Unterschied zwischen besser/schlechter aus?“ aufgrund der gewonnenen Informationen werden kleinste Schritte zur positiven Veränderung erarbeitet O.Dichtler/K.Tharandt Grundprinzipien (1) Repariere nicht, was kaputt ist! (2) Finde heraus, was gut funktioniert und passt – und tu mehr davon! (3) Wenn etwas trotz vieler Anstrengungen nicht gut genug funktioniert und passt – dann höre auf damit und versuche etwas anderes! O.Dichtler/K.Tharandt Grundprinzipien LÖSUNGSFOKUSSIERTE EINFACHHEIT (1) Lösungen statt Probleme (2) Interaktion statt isolierter Individualität (3) Beachte und nutze das, was da ist – nicht das Fehlende (4) Die Chancen im Gestern, Heute und Morgen sehen (5) Einfache Sprache (6) Jede Situation als speziell sehen – keine schlechtpassende allgemeine Theorie drüberstülpen O.Dichtler/K.Tharandt Begriffe - KONSTRUKTIVISMUS (1) Kein Mensch sieht die Wirklichkeit, wie sie objektiv ist (2) Menschen machen sich ein Bild von der Wirklichkeit („subjektive Deutung“) (3) Menschen handeln auf Grund der Bedeutung, die sie einer Situation geben O.Dichtler/K.Tharandt Ein Zitat von Watzlawick Konstruktivistische Denkweise „ich bin für das verantwortlich, was ich dir sage, nicht für das, was bei dir ankommt!“ O.Dichtler/K.Tharandt Lösungsorientierung was heißt das? Diagnose von Problemen ist nicht nötig! „Man braucht zunächst eine Lösung, um ein Problem zu haben – die Lösung war zuerst da! Wir sind zu 99,x % Lösungsopfer.“ (Mücke) O.Dichtler/K.Tharandt Vertikale Beratung Berater ist Experte für den Prozess und die Problemlösung Klient ist wie ein „Patient“ O.Dichtler/K.Tharandt Horizontale Beratung Berater ist Experte für die Methoden Klient ist Experte für das Problem und die Lösung O.Dichtler/K.Tharandt Beratung zwischen Lenken und Lassen Auftrag Ja, aber… Ausnahme Wunderfrage O.Dichtler/K.Tharandt Ja, aber… Berater als Methodenexperte GRUNDHALTUNG • eigene Wahrnehmungen und Deutungen werden benannt und als Angebot formuliert • alle Interventionen und Kommunikation basieren auf Wertschätzung • Wertschätzung sich selbst gegenüber • Haltung des „Nicht-Wissens“ Wertschätzung, Wertschätzung, Wertschätzung…. O.Dichtler/K.Tharandt Die Sache mit der Diagnose… Diagnosen sind weder Ziele noch Probleme. Diagnosen sind eher Etiketten, die einen Zustand oder eine Bedingung beschreiben. Als solche implizieren Diagnosen weder Handlung noch eine Lösung. (Walter/Peller, S. 87, zit. nach Handbuch der Schulberatung) O.Dichtler/K.Tharandt Berater als Neutralitätsgarant Neutralitätsgebote • • • • Allparteilichkeit Veränderungsneutralität Eigenneutralität Konstruktneutralität O.Dichtler/K.Tharandt Aktivität und Lenkung in der Beratung Nonverbales Zuhören Aktives Zuhören (verbalisieren) Umschreibendes Zuhören (paraphrasieren) Wenig O.Dichtler/K.Tharandt Vorschläge, Ratschläge und Anweisungen erteilen Offene WFragen stellen Viel Fragetechniken Fragen sind auf die Lösung gerichtet • W-Fragen (nicht „warum“) • Fragen nach Ausnahmen, Ressourcen, Bewältigungsstrategien • Erste Schritte • Wunderfragen • Zirkuläre Fragen • Skalierungsfragen ZIEL: PERSPEKTIVENERWEITERUNG O.Dichtler/K.Tharandt Auftragsklärung Nicht jeder Auftrag muss angenommen werden! • „Klägeraufträge“ • Schnelle Rezepte • „zwischen Tür-und-Angel-Gespräche“ => aber: manchmal reichen ein kurzer pädagogischer Rat oder deutliche Konfrontation aus. Sich Aufträge „holen“ (schulischer Kontext) Immer: Klärung Rahmen und eigene Rolle! Offener Umgang mit Restriktionen! O.Dichtler/K.Tharandt Erreichbare Ziele erkennen – Wohlgeformtheitskriterien von Zielen : Selbstinitiierbares, eigenes Ziel (Liegt die Zielerreichung in Ihrer Hand - des Klienten?) Genauer Kontext (Wann und wo und wem gegenüber wollen Sie sich anders verhalten?) Positive Formulierung des Zieles (Was heißt für Sie „...“?) Keine Vergleiche (Was bedeutet „ruhiger“...?) Evidence (Woran ist erkennbar, dass Sie dabei sind Ihr Ziel zu erreichen?...) Verhaltensbezogen (Was genau werden Sie tun, um Ihr Ziel zu erreichen?...) O.Dichtler/K.Tharandt Intervention: Verflüssigen von Eigenschaften feste, polarisierende Aussagen ⇒ Aussagen bekommen relativierende und dynamische Komponenten und scheinen dann veränder- und beeinflussbar O.Dichtler/K.Tharandt Intervention: Verflüssigen von Eigenschaften Verflüssigen kann unter dem Aspekt der – – – – – – zeitlichen Perspektive räumlichen Perspektive Beziehungsperspektive skalierenden Perspektive Wunder-Perspektive positiven Perspektive O.Dichtler/K.Tharandt Intervention: Verflüssigen von Eigenschaften O.Dichtler/K.Tharandt Intervention: Zirkuläres Fragen Zirkulär Fragen heißt „“um die Ecke fragen“. Ziel: Störung gewohnter Denk- und Kommunikationsmuster – Streuung neuer Deutungsmuster und Handlungsoptionen. Immer ressourcen- und lösungsorientiert stellen! Zugleich Diagnostik und Intervention. O.Dichtler/K.Tharandt Unbedingt vermeiden • • • • • • • geschlossene Fragen analysieren (das könnte daran liegen, dass…) Stellung nehmen (ich an deiner Stelle…) Bewertungen vornehmen (ich finde…) kritisieren Lösungen suchen eigene Gefühle einbringen O.Dichtler/K.Tharandt Erfolgreicher Abschluss • Klient sieht sich auf dem Lösungsweg • Klient hat eine Vorstellung über das weitere Vorgehen um sein Problem zu lösen • Klient erkennt, dass kleinste Änderungen schon Lösungen sein können O.Dichtler/K.Tharandt (Zusatz-) Regeln Regel 1 Wenn die Beratung kurz sein soll, dann geh so in jede Beratung, als sei es das erste und letzte Mal, dass du den Klienten siehst! Regel 2 Es gibt keinen Misserfolg, nur Rückmeldungen. Regel 3 Es gibt keinen Widerstand, nur verschiedene Arten der Kommunikation O.Dichtler/K.Tharandt Literatur Bauer / Hegemann: Ich schaffs! – Cool ans Ziel. Carl-Auer 2008 Furman: Ich schaffs! Carl-Auer ³2008 Hennig / Ehinger: Das Elterngespräch in der Schule. Auer ³2006 Hubrig / Herrmann: Lösungen in der Schule. Carl-Auer 2005 Klaus Mücke: Probleme sind Lösungen. Ökosysteme ³2003 Palmowski: Der Anstoß des Steines. Borgmann 52002 Steiner / Berg: Handbuch lösungsorientiertes Arbeiten mit Kindern. ³2008 Viel Spaß beim Ausprobieren O.Dichtler/K.Tharandt