Inhalt Vorwort 1. Patrick Süskind: Leben und Werk 1.1 Biografie 1.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund 1.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken 2. Textanalyse und -interpretation 2.1 Entstehung und Quellen 2.2 Inhaltsangabe 2.3 Aufbau 2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken 2.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen 2.6 Stil und Sprache 2.7 Interpretationsansätze 3. Themen und Aufgaben 4. Rezeptionsgeschichte 5. Materialien Literatur 4 6 8 8 12 13 17 17 21 36 40 48 50 51 59 63 67 73 2. Textanalyse und -interpretation (S. 16) 2.1 Entstehung und Quellen Zur Entstehungsgeschichte von Patrick Süskinds ursprünglich als Hörspiel verfasstem Einpersonenstück Der Kontrabaß ist so gut wie nichts bekannt. Gibt Patrick Süskind schon wenig Informationen zu seiner Biografie preis, so hält er sich, was die Entstehung seiner Werke betrifft, (zumeist) völlig bedeckt. Die reinen Informationen zur Entstehung des Kontrabaß sind daher sehr dürftig: 1980 veröffentlichte Patrick Süskind in „Theater heute" sein ursprünglich als Hörspiel Monolog für Kontrabaß verfassten Einakter Der Kontrabaß, der ein Jahr später am Cuvilliétheater in München seine Uraufführung feierte und 1984 als Buch im Diogenes-Verlag Zürich veröffentlicht wurde. Neben diesen wenigen Fakten zur Entstehung wird man bei der Suche nach den Quellen und Vorbildern etwas leichter fündig. So kann man in Patrick Süskinds Werken häufig autobiografische Spiegelungen ausmachen. Am deutlichsten sind diese Spiegelungen wohl in der Geschichte von Herrn Sommer, wo der menschenscheue Sonderling Herr Sommer sicher als Spiegelung des menschenscheuen Sonderlings Patrick Süskind gesehen werden kann. Aber auch der Vater des kindlichen Ich-Erzählers verweist mit seiner Liebe zum Pferdesport und seinen sprachwissenschaftlichen Kenntnissen deutlich auf Patrick Süskinds Vater. Auch im Kontrabaß sind solche autobiografischen Spiegelungen zu finden. Die „menschliche Hauptperson" des Stücks ist ein mittelmäßiger (Orchester-) Musiker mit allerdings beautobiografische achtlichen (wenn auch eigenwillig verworren-chaotisch wiedergegebenen) Kenntnissen der „Musikgeschichte". Hier spiegelt Patrick Süskind seine persönlichen musikalischen Fähigkeiten wider. Verfremdet dadurch, dass er seine eigenen Klavierspielfähigkeiten im Stück in den Kontrabassspielfähigkeiten der Hauptperson widerspiegelt. Denn trotz 12-jähriger Klavierausbildung bleibt Süskinds KlavierspielVirtuosität (nach eigenen Aussagen), ähnlich denen des Kontrabass-Spielers, nur mittelmäßig, „hauptsächlich auf akkordisch begleitendes Spiel beschränkt." Auch das sich Abkapseln des Kontrabass-Spielers in einer kleinen Wohnung kann autobiografisch gedeutet werden. In einer „biografischen Skizze" schreibt Patrick Süskind über den Kontrabaß: „Es geht darin – neben einer Fülle anderer Dinge – um das Dasein eines Mannes in einem kleinen Zimmer." Gerade Süskinds Hervorhebung des „kleinen Zimmers" ist symptomatisch. Wie der Kontrabass-Spieler lebt auch Süskind vornehmlich in kleinen Zimmern und Mansarden, sodass er hier klar auf eigene Erfahrung zurück greifen konnte: „(...) als auch ich den größten Teil meines Lebens in immer kleiner werdenden Zimmern verbringe, die zu verlassen mir immer schwerer fällt." Ähnlich wie später in seinem Roman Das Parfüm, für den Süskind sich gründliche Kenntnisse über die Parfümherstellung angeeignet hat (er ließ sich sogar am Schauplatz seiner Romanhandlung von der französischen Firma Fragonard in die Geheimnisse der Parfumeurkunst einweisen), um sie in seinen Roman detailliert wieder zu geben, lässt Süskind im Kontrabaß seinen Kontrabass-Spieler seine profunden musikgeschichtlichen Kenntnisse wiedergeben. Neben diesen autobiografischen Quellen und Spiegelungen sind als literarische Vorläufer und Quellen für Süskinds Kontrabaß deutlich Georg Kreisler, Thomas Bernhard, Helmut Qualtinger und Karl Valentin auszumachen: Die Gefühle eines Musikers, der aufgrund seines Instruments innerhalb des Orchesters nur eine unbedeutende Rolle spielt, hat Georg Kreisler in seinem 1955 verfassten Lied eines Triangelspielers Das Triangel bereits überspitzt ironisch-kabarettistisch dargestellt. Kreislers Musiker leidet ebenfalls an seiner Unbedeutendheit, träumt verpassten musikalischen Möglichkeiten nach und ist doch nicht in der Lage, aus seiner Situation auszubrechen.