Besichtigung der Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh Die dritte Veranstaltung des OV Düsseldorf in diesem Jahr, die Bbr. Dr. Dieter Koenen v. Bambi (ATV Gothia-Suevia Bonn) angeregt hatte, war der Besuch der Zentral-Moschee (Merkez-Moschee) in Duisburg-Marxloh am 14. Mai 2011 mit 36 Teilnehmern. Die Führung begann mit einem interessanten Vortrag über den Islam, dem sich eine Diskussion anschloss. Danach folgte eine Führung durch das Moschee-Gebäude. Den Abschluss bildete ein gemeinsames Essen im „Bistro“ der Moschee. (Bild 1) Die DITIB-Merkez Moscheegemeinde wurde 1984 von Arbeitern des Bergwerkes Marxloh gegründet. Die Gemeinde hat jetzt etwa 900 eingeschriebene Mitglieder (Familien), die den Unterhalt der Moschee tragen. Die Moschee wurde in den Jahren 2005 bis 2008 auf dem Grundstück der ehemaligen Kantine des Bergwerkes Marxloh errichtet. Sie ist die derzeit größte Moschee in Deutschland (die in Köln-Ehrenfeld im Bau befindliche Moschee wird allerdings noch größer werden). Sie ist insofern einzigartig in Deutschland, als sie als Gotteshaus zusammen mit einer interreligiösen und interkulturellen Begegnungs- und Bildungsstätte konzipiert wurde. Man bemüht sich um eine „Kultur des Miteinanders“ unter dem Motto „Dialog unter der Kuppel“. In dem Beirat der Begegnungsstätte sind viele örtliche Institutionen wie Vereine, die christlichen Kirchen und politischen Parteien vertreten. Der größte Raum des Moscheegebäudes ist der Gebetsraum unter der Zentralkuppel, der über eine gesonderte Empore für die weiblichen Mitglieder der Gemeinde verfügt. Eine Reihe von Vortrags- und Sitzungsräumen sowie ein „Bistro“ dienen vor allem dem Zweck als Begegnungsstätte. Die Zentralkuppel und ebenso die anderen Kuppeln sind reichhaltig mit Ornamenten verziert. Der große vergoldete Kronleuchter unter der Zentralkuppel wurde in Istanbul angefertigt, auf ihm sind die 99 Namen Allahs, die seine Güte und Barmherzigkeit preisen, verzeichnet. Im Gebetsraum befinden sich die Gebetsnische für den Vorbeter mit der Ausrichtung nach Mekka, die Gebetskanzel, von deren Stufen herab an Festtagen gepredigt wird, sowie der Lehrstuhl des Imam (Predigers). In der Moschee sind 2 männliche und 3 weibliche Imame tätig. Am Beginn der Führung stand der einführende Vortrag über den Islam. Es sei hierzu nur auf einige Punkte hingewiesen. Wer mehr über den Islam wissen möchte, dem sei das Buch von Prof. Annemarie Schimmel mit dem Titel „Im Namen Allahs des Allbarmherzigen. Der Islam“ empfohlen. Ebenso lesenswert: Sigrid Hunke, „Allahs Sonne über dem Abendland“. Islam bedeutet die Hingabe an Gott oder die Unterwerfung unter Gottes Wille. Die Anhänger des Islams nennen sich Muslime, nicht Mohammedaner, denn Mohammed ist nur der Vermittler der göttlichen Botschaft. Quellen des Islam sind der Koran als heilige Schrift des Islam sowie die Sunna, welche Überlieferungen von Worten, Handlungen und schweigenden Billigungen des Propheten Mohammed enthält. Der Koran umfasst die Glaubensgrundlagen, die gottesdienstlichen Regelungen (Rituale), die Scharia als sozial-gesellschaftliche Ordnung und die sittlich-ethischen Gebote. Die sechs Glaubensgrundlagen sind die Einheit Gottes, die Gesandten (Propheten) Gottes, zu denen auch Noah, Abraham, Moses und Jesus zählen, die offenbarten (heiligen) Bücher (der Koran, ferner auch die Thora und das Neue Testament in ihrer ursprünglichen Fassung, d. h. ohne die – lt. Koran – nachfolgenden Änderungen und Verfälschungen), die Engel, der Jüngste Tag und die Auferstehung sowie die Vorbestimmung, die allerdings den freien Willen und die Verantwortlichkeit der Menschen nicht ausschließen. Die Pflichten eines Muslims (die fünf Grundsäulen des Islams) sind das Glaubensbekenntnis, das Gebet, das Fasten, die soziale Pflichtabgabe (Armensteuer, Almosen) und die Wallfahrt nach Mekka. Vor dem Gebet ist die rituelle Reinigung vorzunehmen, für die entsprechende Waschräume in der Moschee vorhanden sind. Neben den rituellen Gebeten steht auch das „Gedenken an Gott“, bei dem die 99 Namen Gottes, die ihn lobpreisen, unter Benutzung der Gebetsschnur genannt werden. Islamische Feste sind das Fastenbrechen und das Opferfest In der anschließenden Diskussion wurde auf Themen wie den Unterschied zwischen Sunniten und Schiiten und die Rolle der Frau im Islam eingegangen. Interessant war auch, dass nach Auffassung der Vortragenden die islamischen Gebote auslegbar sind, also etwa hygienische Vorschriften, die in den südlichen Ländern geboten erscheinen, in gemäßigten Zonen nicht unbedingt eingehalten werden müssen, ferner auch, dass in vorislamischer Zeit nur für verheiratete Frauen strengere Bekleidungsvorschriften galten, die aber zugleich den Schutz durch die Familie anzeigten; um diesen Schutz für alle Frauen zu bewirken, wurden die Bekleidungsvorschriften („bedecket euch“) ausgeweitet. Das Tragen eines Kopftuches ist danach kein religiöses Gebot. Den Abschluss des Moscheebesuches bildete das gemeinschaftliche Essen (warmes Buffet) im Bistro der Moschee. Die Speisen entsprachen der türkischen Küche und stießen auf regen Zuspruch. Dr.Henning Scherber v. Kurbel (ATV Cheruscia-Burgund Freiburg)