ATB Blatt 248

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Besichtigung der Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh
Die dritte Veranstaltung des OV Düsseldorf in diesem Jahr, die Bbr. Dr. Dieter Koenen v.
Bambi (ATV Gothia-Suevia Bonn) angeregt hatte, war der Besuch der Zentral-Moschee
(Merkez-Moschee) in Duisburg-Marxloh am 14. Mai 2011 mit 36 Teilnehmern. Die Führung
begann mit einem interessanten Vortrag über den Islam, dem sich eine Diskussion anschloss.
Danach folgte eine Führung durch das Moschee-Gebäude. Den Abschluss bildete ein
gemeinsames Essen im „Bistro“ der Moschee.
(Bild 1)
Die DITIB-Merkez Moscheegemeinde wurde 1984 von Arbeitern des Bergwerkes Marxloh
gegründet. Die Gemeinde hat jetzt etwa 900 eingeschriebene Mitglieder (Familien), die den
Unterhalt der Moschee tragen. Die Moschee wurde in den Jahren 2005 bis 2008 auf dem
Grundstück der ehemaligen Kantine des Bergwerkes Marxloh errichtet. Sie ist die derzeit
größte Moschee in Deutschland (die in Köln-Ehrenfeld im Bau befindliche Moschee wird
allerdings noch größer werden). Sie ist insofern einzigartig in Deutschland, als sie als
Gotteshaus zusammen mit einer interreligiösen und interkulturellen Begegnungs- und
Bildungsstätte konzipiert wurde. Man bemüht sich um eine „Kultur des Miteinanders“ unter
dem Motto „Dialog unter der Kuppel“. In dem Beirat der Begegnungsstätte sind viele örtliche
Institutionen wie Vereine, die christlichen Kirchen und politischen Parteien vertreten.
Der größte Raum des Moscheegebäudes ist der Gebetsraum unter der Zentralkuppel, der über
eine gesonderte Empore für die weiblichen Mitglieder der Gemeinde verfügt. Eine Reihe von
Vortrags- und Sitzungsräumen sowie ein „Bistro“ dienen vor allem dem Zweck als
Begegnungsstätte. Die Zentralkuppel und ebenso die anderen Kuppeln sind reichhaltig mit
Ornamenten verziert. Der große vergoldete Kronleuchter unter der Zentralkuppel wurde in
Istanbul angefertigt, auf ihm sind die 99 Namen Allahs, die seine Güte und Barmherzigkeit
preisen, verzeichnet. Im Gebetsraum befinden sich die Gebetsnische für den Vorbeter mit der
Ausrichtung nach Mekka, die Gebetskanzel, von deren Stufen herab an Festtagen gepredigt
wird, sowie der Lehrstuhl des Imam (Predigers). In der Moschee sind 2 männliche und 3
weibliche Imame tätig.
Am Beginn der Führung stand der einführende Vortrag über den Islam. Es sei hierzu nur auf
einige Punkte hingewiesen. Wer mehr über den Islam wissen möchte, dem sei das Buch von
Prof. Annemarie Schimmel mit dem Titel „Im Namen Allahs des Allbarmherzigen. Der
Islam“ empfohlen. Ebenso lesenswert: Sigrid Hunke, „Allahs Sonne über dem Abendland“.
Islam bedeutet die Hingabe an Gott oder die Unterwerfung unter Gottes Wille. Die Anhänger
des Islams nennen sich Muslime, nicht Mohammedaner, denn Mohammed ist nur der
Vermittler der göttlichen Botschaft. Quellen des Islam sind der Koran als heilige Schrift des
Islam sowie die Sunna, welche Überlieferungen von Worten, Handlungen und schweigenden
Billigungen des Propheten Mohammed enthält. Der Koran umfasst die Glaubensgrundlagen,
die gottesdienstlichen Regelungen (Rituale), die Scharia als sozial-gesellschaftliche Ordnung
und die sittlich-ethischen Gebote. Die sechs Glaubensgrundlagen sind die Einheit Gottes, die
Gesandten (Propheten) Gottes, zu denen auch Noah, Abraham, Moses und Jesus zählen, die
offenbarten (heiligen) Bücher (der Koran, ferner auch die Thora und das Neue Testament in
ihrer ursprünglichen Fassung, d. h. ohne die – lt. Koran – nachfolgenden Änderungen und
Verfälschungen), die Engel, der Jüngste Tag und die Auferstehung sowie die Vorbestimmung,
die allerdings den freien Willen und die Verantwortlichkeit der Menschen nicht ausschließen.
Die Pflichten eines Muslims (die fünf Grundsäulen des Islams) sind das Glaubensbekenntnis,
das Gebet, das Fasten, die soziale Pflichtabgabe (Armensteuer, Almosen) und die Wallfahrt
nach Mekka. Vor dem Gebet ist die rituelle Reinigung vorzunehmen, für die entsprechende
Waschräume in der Moschee vorhanden sind. Neben den rituellen Gebeten steht auch das
„Gedenken an Gott“, bei dem die 99 Namen Gottes, die ihn lobpreisen, unter Benutzung der
Gebetsschnur genannt werden. Islamische Feste sind das Fastenbrechen und das Opferfest
In der anschließenden Diskussion wurde auf Themen wie den Unterschied zwischen Sunniten
und Schiiten und die Rolle der Frau im Islam eingegangen. Interessant war auch, dass nach
Auffassung der Vortragenden die islamischen Gebote auslegbar sind, also etwa hygienische
Vorschriften, die in den südlichen Ländern geboten erscheinen, in gemäßigten Zonen nicht
unbedingt eingehalten werden müssen, ferner auch, dass in vorislamischer Zeit nur für
verheiratete Frauen strengere Bekleidungsvorschriften galten, die aber zugleich den Schutz
durch die Familie anzeigten; um diesen Schutz für alle Frauen zu bewirken, wurden die
Bekleidungsvorschriften („bedecket euch“) ausgeweitet. Das Tragen eines Kopftuches ist
danach kein religiöses Gebot.
Den Abschluss des Moscheebesuches bildete das gemeinschaftliche Essen (warmes Buffet)
im Bistro der Moschee. Die Speisen entsprachen der türkischen Küche und stießen auf regen
Zuspruch.
Dr.Henning Scherber v. Kurbel (ATV Cheruscia-Burgund Freiburg)
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