Einleitung für die schriftliche Abiturprüfung im Leistungskurs Deutsch Thema: Friedrich von Schiller: Maria Stuart Kreative Einleitung/ Philosophische Grundlage: Friedrich von Schiller schrieb in seinem 1793 erschienenem philosophischen Werk: „Ueber Anmuth und Würde“: „So wie die Anmut Ausdruck einer schönen Seele ist, so ist die Würde Ausdruck einer erhabenen Gesinnung“. Ist eine Person erhaben, so unterdrückt sie zu Gunsten der Pflicht die eigenen Bedürfnisse, um moralisch richtig zu handeln. Die Neigung wird also der Pflicht untergeordnet und der Charakter agiert „würdevoll“. Gelingt es aber einer Person Pflicht und Neigung zu vereinen und kann somit seinem Gefühl vertrauen, um moralisch zu handeln, so hat diese Person eine „schöne Seele“ inne und wirkt anmutig. Diese Philosophie Schillers zum ästhetischen Ideal eines Menschen findet sich auch in seinem am 14. Juni 1800 in Weimar uraufgeführten Drama: Maria Stuart – ein Trauerspiel wieder. Hier wandelt sich die Protagonistin Maria Stuart von der „erhabenen Sünderin“ zur „schönen Märtyrerin“ und erfüllt damit das Menschenbild der Weimarer Klassik. Epochale Einordnung: Diese Epoche wird eingerahmt von Goethes Italienreise 1786 und Schillers Tod 1805 und wird dabei von der Zusammenarbeit beider geprägt. Sie ist der kulturelle Höhepunkt der deutschen Literatur und gekennzeichnet von humanistischen Werten und der Rückbesinnung auf die griechische und römische Antike als die Blütezeit der menschlichen Existenz. In dieser Zeit – nach dem Glauben der Vertreter der Klassik – herrschten Harmonien von Körper und Geist, Gefühl und Verstand sowie Natur und Zivilisation. Historisch ist die Weimarer Klassik auf die Französische Revolution von 1789 zurück zu führen, in der Werte wie Liberté (Freiheit), Égalité (Gleichheit) und Fraternité (Brüderlichkeit) vertreten werden. So wertvoll diese Ideen auch erscheinen, ist der gewaltsame Umsturz nicht im Sinne des humanistischen Gedankens von Staat und Gesellschaft. Die Vertreter der Weimarer Klassik wie Goethe (Faust), Schiller (Maria Stuart), Herder (Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit) oder Wieland (Oberon) gehen viel mehr davon aus, dass der Mensch nach humanistischem Ideal erzogen werden kann, was – wie Schiller es in seiner „ästhetischen Erziehung“ beschreibt – durch Kunst und Dichtung vollzogen werden sollte. Damit überwindet die Klassik also das einseitige Vernunftdenken der Aufklärung ebenso wie die oft übersteigerten Gefühlsausbrüche des Sturm und Drang. Stattdessen übernimmt sie aus beiden Bewegungen das Bleibende, Wertvolle und Geniale. Demnach strebt der Mensch als Persönlichkeit nach Vollendung und Vollkommenheit und als Teil der Gesellschaft nach Humanität gegenüber seinem Nächsten. Jedoch führt das lebenslange Streben nach absoluter Vollkommenheit zum Scheitern der Protagonisten, wie es in Schillers Maria Stuart der Fall ist. Ausleben, erarbeiten und Verbreiten kann das Viergestirn Wieland, Goethe, Herder und Schiller seine Ansichten und Ideen in Weimar. Dort regieren die Herzogin Anna Amalie und ihr Sohn Karl August, welche zum aufgeklärten Adel gehören. Sie erfreuen sich der Anwesenheit der Dichter und lassen ihnen Freiheit in ihrem Tun. In ihren Werken versuchen die Autoren ihr Streben nach hohen Idealen auszudrücken. Toleranz, Freiheit und das Bewahren des Guten und Schönen standen ebenso im Mittelpunkt wie Gefühl und Verstand. Allgemein sollten Kunst und Wissenschaft in Harmonie koexistieren, wie auch Mensch und Natur sowie Körper und Geist. Allgemein gilt die Klassik als unpolitisch, wobei sich ihre Erziehungsziele auf das politische Denken und Handeln auswirken sollten. Toleranz und Nächstenliebe sollten in den Köpfen der Bevölkerung Einzug halten. Des Weiteren sollten sie, wie Goethe es verlangt immer nach Vollkommenheit streben und tätig sein („Am Anfang war die Tat“). Wie auch in der Antike sollte die Natur in das Denken und Handeln einbezogen werden, was durch die Idee begründet, dass der Mensch eine Mittelstellung besitze. Durch seine Natur hat er an der „Tierheit“ teil, durch seinen Geist am Göttlichen; nach dem es zu streben gilt. Dieses Ideal und der Perfektionismus sollten sich auch in der Sprache und damit ebenfalls in „Maria Stuart“ wiederfinden. Schiller nutze für sein Werk das klassische fünf-Akte-Drama, welches seinen Ursprung in der Antike hat. Dabei bedient er sich des „genus grande“, also einem hohen pathetischem Stil sowie des Blankvers als Spracheinheit mit fünfhebigen Jambus. Anmerkungen zum Autor: Doch Schillers Weg zur literarischen Größe war lang und beschwerlich. Am 10. November 1759 wird Friedrich Schiller als zweites von sechs Kindern und einziger Sohn in Marbach am Neckar geboren. Als Sohn einer Gastwirtstochter und eines Militär-Wundarztes wächst Schiller in einem militärisch sehr strengen, bildungsorientierten, aber doch ärmlichen und liebevollen Elternhaus auf. Er entpuppt sich als sehr fleißiger und wissbegieriger, doch kränklicher Junge. Sein Vater, der ihn oft mit in das Theater nahm, arbeitet 1766 als Gärtner bei Herzog Carl Eugen in Ludwigsburg. 1773 tritt er in die Militärische Pflanzschule Carl Eugens für Söhne mittelloser Offiziere ein. Dem Jurastudium steht er desinteressiert gegenüber. Er zeigt sich faul und erbringt schlechte Leistungen, denn seine wahre Passion gilt dem Theater und der Philosophie des Sturm und Drang. Er beginnt mit der Arbeit an seinem ersten Drama „Die Räuber“, welches am 13. Januar 1782 uraufgeführt wird. Um diese inkognito miterleben zu können, schleicht er sich davon, was mit 14 Tagen Karzer bestraft wird. Nichtsdestotrotz war das Stück ein Riesenerfolg und Schiller wird als aufstrebender Star des Sturm und Drang gefeiert. Jedoch führt jener Erfolg nicht zum gewünschten Standard. Schiller beginnt damit sich wegen Kaffee, Drogen, Wein sowie des Druck seiner Werke zu verschulden. Ständig musste er ums Überleben kämpfen und war von Gönnern wie Körner oder Goethe abhängig. Letzterer besorgte ihm 1789 sogar eine Professorenstelle für Geschichte an der Universität in Jena. Speziell diese Möglichkeit sich beruflich mit historischen Themen zu beschäftigen, ebnete Schillers Vorgehen beim Verfassen seiner historischen Dramen wie Johanna von Orleans, Wilhelm Tell und eben auch „Maria Stuart“. Schiller als dichtender Historiker: Schiller vertrat die Meinung, dass er sich als Historiker an die Fakten der Historie zu halten habe. Doch als Dichter könne er diese so verwenden und umgestalten, dass sie seiner Intention entsprechen. So veränderte er auch gewisse Fakten im Drama „Maria Stuart“: Das Treffen der beiden Königinnen hat nie stattgefunden. Königin Elisabeths Liebe zu Leicester war nie eindeutig belegt und auch Mortimer hat nie existiert. Des Weiteren verzerrt Schiller die Zeit, da die Königinnen wesentlich älter waren, als beschrieben und die Länge der Haft Maria Stuarts etwa 20 Jahre betrug. Bei diesem Werk handelt es sich um einen Mischtypus von analytischem- und Zieldrama. Schiller entschied sich gerade für diese Variante, da es somit nicht nötig war die gesamte Vorhandlung zu erzählen, wobei gewisse Vorkenntnisse für den Zuschauer empfehlenswert sind: Die historische Maria Stuart – Grundlagen zum Verständnis: Die historische Maria Stuart – Königin von Schottland - wird am 8. Dezember 1542 geboren und lebt bis zum Tod ihres Mannes dem Dauphin Franz II. in Frankreich. Fortwährend führt sie den Titel „Königin von Frankreich, Schottland und England“. Dies ist begründet durch ihr katholisch-legitimiertes Thronfolgerecht als Nachfahrin Heinrichs VII. und führt zu einem lebenslangen Disput mit ihrer protestantischen Cousine Königin Elisabeth I. von England – eine uneheliche Tochter Heinrichs VIII. In Schottland ehelicht Maria Stuart den katholischen Urenkel Heinrichs VII. Lord Darnley, um ihre Legitimation als englische Königin zu bekräftigen. Aus dieser Ehe entsteht ihr Sohn Jakob. Doch Darnley soll sich als schlechter Ehemann herausstellen und Stuart verliebt sich in den Earl of Bothwell. Dieser soll am Mord Darnleys beteiligt sein, wobei Maria zumindest als Mitwisserin bezichtigt wird. Nachdem sie den Mörder ihres Mannes ehelicht, kommt es zum Aufstand der Fürsten und Maria muss zu Gunsten ihres Sohnes Jacob VI. abdanken. Sie flieht nach England, wo sie 20 Jahre lang festgenommen wird. Hier setzt Schiller mit seiner Handlung ein: Das Stück spielt im England des 16. Jahrhunderts – genauer in Schloss und Park zu Fortheringhay sowie dem Palast zu Westminster – und setzt drei Tage vor der Hinrichtung Marias ein. Inhaltsangabe/ Einordnung in die Gesamthandlung Maria ist auf Scholss Fortheringhay inhaftiert. Trotz unwürdiger Haftbedingungen, die seitens ihrer Amme Kennedy beklagt werden, ist Marias Stolz ungebrochen. Sie bitten ihren Bewacher Paulet einen Brief an die englische Königin zu überreichen, in dem die um eine Unterredung mit ihr nachsucht. Paulets Neffe, Mortimer, konvertierte während einer Bildungsreise zum Katholizismus und ist nun ein geheimer Anhänger Maria Stuarts. Er hält sie für die rechtmäßige Königin und will sie sie aus der Gefangenschaft befreien. Diese lehnt seine verwogenen Pläne jedoch ab und bittet ihn Elisabeths Vertrauten Leicester einen Brief zu vermitteln. Gegenüber Burleigh, dem Großschatzmeister, empört sich Maria über das unfaire und unrechtmäßige Verfahren, aufgrund dessen sie wegen Hochverrats verurteilt wurde. Sie beteuert ihre Unschuld und sieht in ihrem Tod einen Akt der Machtausübung und damit Mord. Elisabeth – im Palast zu Westminster – ist bereit sich dem Willen ihres Volkes zu beugen und gibt dem Werben des französischen Prinzen nach, verbittet sich jedoch eine Einmischung im Fall Maria Stuart. Während einer Staatsratssitzung rät Burleigh das Todesurteil zu unterzeichnen, während Shrewsbury Milde befürwortet. Leicester hingegen rät das Urteil zwar aufrecht zu erhalten, aber nicht zu vollstrecken. Als Elisabeth, die ohnehin sehr zögerlich scheint, den Brief liest, wirkt sie sehr gerührt. Doch sie fürchtet das Urteil des Volkes gegenüber ihr Handeln und beauftragt Mortimer damit Stuart schon im Kerker umkommen zu lassen, worauf er scheinbar eingeht. Mortimer gibt Leicester den Brief und dieser gesteht, dass er Maria liebe und nicht Elisabeth. Beide wollen Stuart retten; Mortimer auf ungestüme Art und Leicester besonnen. Letzterer überredet Elisabeth schließlich Maria scheinbar zufällig während einer Jagd zu treffen. Diese lang ersehnte Begegnung kommt für Maria unvorbereitet. Sie bemüht sich um Fassung, zeigt aber nicht die erwartete Unterwerfung, sondern verweist auf beider Ebenbürtigkeit. Elisabeth reagiert mit Verachtung und verhöhnt Maria, welche nun in Zorn ausbricht. Sie gerät außer sich und wirft Elisabeth ihre Herkunft vor. Beide Frauen müssen getrennt werden. Während Mortimer einen Fluchtplan vorbereitet, der viele Tote kosten kann und von Maria zurückgewiesen wird, begeht einer seiner Gefolgsleute ein Attentat auf Elisabeth. Diese wird von Shrewsbury gerettet. Da der Attentäter ein französischer Katholik ist, widerruft Elisabth das Bündnis mit Frankreich. Mortimer warnt Leicester, dass dessen doppeltes Spiel durchschaut wurde. Während er einen neuen Plan vorschlägt, ruft Leicester die Wachen und lässt den überraschten Mortimer verhaften, woraufhin dieser sich in seinen Dolch stürzt. Elisabeth zeigt sich tief verletzt über Leicesters Verrat. Dieser gibt den Kontakt zu Maria zu, doch geschah dies nur zum Schutz Elisabeths. Deren Zweifel sind nicht ausgeräumt und sie beauftragt Leicester deshalb die Hinrichtung Marias mit Burleigh durchzuführen. Elisabeth sieht in Stuart die Wurzel allen Übels und unterschreibt das Todesurteil, welches sie dem Staatssekretär Davison aushändigt. Dieser soll nach seinem Gutdünken verfahren. Gegen dessen Willen nimmt Burleigh das Urteil an sich, um es zu vollstrecken. Vor ihrem Tod beichtet Maria und bereut den Hass auf Elisabeth. Den Hochverrat bestreitet sie, doch sie sieht ihn als Ausgleich zur sündigen Liebe zu Leicester und die Mittäterschaft am Tod ihres Mannes. Leicester erkennt den Verrat an seiner Liebe und kann der Hinrichtung deshalb nur als Ohrenzeuge beiwohnen. Während Elisabeth auf die Nachricht der erfolgten Vollstreckung wartet, berichtet Shrewabury, dass die Zeugen ihre Aussagen widerrufen, woraufhin Elisabeth die Wiederaufnahme des Verfahrens verlangt. Sie ordert das unterschriebene Urteil von Davison zurück, welcher sich vergeblich zu rechtfertigen versucht. Daraufhin lässt sie ihn in den Tower werfen, verbannt Burleigh und ernennt Shrewsbury zu ihrem neuen Berater; was er resigniert ablehnt. Elisabeth verlangt nach Leicester, der aber nach Frankreich abreist. Elisabeth steht allein als moralische Verliererin da.