Die „Death of God“-Theologie und der Gottesmythos von Hans Jonas Konzept für ein Autonomes Tutorium im Fachbereich 10; Theologie/Philosophie Karol Majewski Seit dem Beginn seiner Zeitgeschichte sucht der Mensch nach Antworten auf die brennenden Fragen, die in den Untiefen seines Wesens verankert sind: Es sind Fragen nach dem Sinn und den Zusammenhängen des Seins. Mitten im Nebel dieser Fragen fand der suchende Mensch allerdings einen Orientierungspunkt im Gottesglauben. Basierend auf der Überzeugung es gäbe eine höhere Macht, dessen Wirken die menschlichen Geschicke leitet, half der Glaube eine überschaubare Ordnung und feste Strukturen in das Chaos des Lebens zu bringen. So kristallisierte sich Religion im Laufe der Zeit als ein großer Aspekt der menschlichen Entwicklung heraus. Doch gleichzeitig wirft Religion insbesondere im Hintergrund dieses Gottesbildes und der tatsächlichen Existenz von Leid in der Welt einige herausfordernde Fragen auf. Das Leid in der Welt stellt eine theologisch-philosophische Herausforderung dar, mit der Kraft Religion als Quelle der Antworten unbrauchbar zu machen. In den vergangenen Jahrzehnten versuchten zahlreiche Theologen, Soziologen und Philosophen Antworten auf diese Herausforderung zu formulieren. Eine Vielzahl von Ihnen formulierte den Gedanken Gott sei tot, da sie keine andere Möglichkeit sahen eine Antwort auf diese theologischphilosophische Herausforderung der Theodizee-Frage zu liefern. Der deutsche Philosoph Hans Jonas sah sich in einer ähnlichen Ausgangssituation, eröffnete mit dem Gottesmythos allerdings eine neue Perspektive, die in ihrer Tiefe eine starke Antwort auf die Theodizee liefert und gleichzeitig lebensbejahend zur Entwicklung der modernen, säkularen Gesellschaft beitragen kann. Folgende Themen werden im Tutorium behandelt: - Vorstellung der „Death of God“-Theologie o Die Rolle der Medien und der Presse o John A.T. Robinson „Honest to God“ o Gabriel Vahanian “The Death of God” o Thomas J.J. Altizer “The Gospel of Christian Atheism” - Rekonstruktion des Jonas’schen Gottesmythos o Das Leben von Hans Jonas (Hintergründe/Einflüsse) o Der logische Grundaufbau der Jonas’schen Theodizee o Das philosophische Mittel des Mythos o Die Demontage des biblisch überlieferten Gottesbegriffes o Die Geburt des Jonas’schen Gottesmythos o Das jüdische Element des Zimzum o Ethische Konsequenzen des Jonas’schen Gottesmythos - Kritischer Rekurs und Diskussion o Der Jonas’sche Gottesmythos im Vergleich zur „Death of God“-Theologie Formale Voraussetzungen: Ich studiere momentan im 14. Fachsemester und gebe Mitte Februar 2016 meine Magisterarbeit in Philosophie mit dem Titel „Der Gottesmythos von Hans Jonas als „Death of God“-Theologie?“ bei Prof. Thomas M. Schmidt und Prof. Christian Wiese ab. Mit Hans Jonas, dem Gottesmythos sowie den Hintergründen dieser Themen habe ich mich bereits in den vergangenen Semestern kritisch auseinandersetzen können. Das Verfassen der Magisterarbeit half mir das umfangreiche Thema besser eingrenzen zu können und zu entscheiden, welche Aspekte für das Schärfen des Verständnisses der „philosophisch-theologischen Spekulation“ von Hans Jonas wichtig sind. Vorläufige Literaturliste: Die Sitzungen des Tutoriums möchte ich anfangs mit einer Rekonstruktion/Vorstellung des Tagesthemas beginnen (40% der Zeit) und mit einer Diskussion beenden (60% der Zeit). Aus diesem Grund möchte ich die Teilnehmer nicht mit zu viel Material überhäufen, da ich lieber qualitativ über kurze Abschnitte diskutiere als mich verwaschen über endloslange Textpassagen unterhalte. Die Liste besteht hauptsächlich aus zwei, sehr kurzen Werken von Hans Jonas und 5-10 kurzen Textauszügen zu den Hintergründen („Death of God“-Theologie, das jüdische Element des Zimzum etc.) - Hans Jonas. Der Gottesbegriff nach Auschwitz. Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1987. Hans Jonas. Zwischen Nichts und Ewigkeit. Drei Aufsätze zur Lehre des Menschen. Vandenhoeck & Ruprecht Verlag, Göttingen 1963. - Klaus Rohmann. Vollendung im Nichts? Eine Dokumentation der amerikanischen 'Gott-ist-tot-Theologie'. Benzinger Verlag, Köln 1977. Stephen R. Haynes, John K. Roth (Hrsg). The Death of God Movement and the Holocaust. Greenwood Press, London, 1999. - Große Teile der nötigen Literatur habe ich bei der Recherche für meine Magisterarbeit selbst erworben oder in digitaler Form frei zugänglich in Digitalen Bibliotheken gefunden. Im Endeffekt müsste jeder Teilnehmer für jede Sitzung des Tutoriums einen Textabschnitt von 5-6 Seiten lesen, um aktiv an der Diskussion teilzunehmen. Schlussbemerkung: Das Thema und die Diskussion des Tutoriums weisen philosophische Themen auf (das philosophische Vorgehen von Hans Jonas an die Theodizee sowie das Entwerfen des Jonas‘schen Gottesmythos‘) und interdisziplinäre Bezüge (die „Death of God“-Theologie reicht in allen Facetten und Hintergründen in die Bereiche der Soziologie und Religionswissenschaften). Somit wäre das von mir vorgeschlagene, autonome Tutorium als Ergänzung und Erweiterung des Lehrangebots. Aus der Literaturliste gewinnt man nicht nur einen breiten Überblick über die Theodizee-Thematik, sondern lernt auch neue Autoren kennen, die bisher selten bis gar nicht am philosophischen Fachbereich vorgestellt und gelehrt wurden. Da die „Death of God“-Theologie keine feststehende Bewegung oder Autoren-Gruppierung ist, nur ein Überbegriff einer Idee, die bei zahlreichen Philosophen und Theologen als „gemeinsamer Nenner“ zu finden ist, steht hier den Teilnehmern des Tutoriums auch die Möglichkeit offen andere Autoren zu nennen und diese (gemeinsam) im Tutorium vorzustellen. Die gleiche Möglichkeit besteht in der Diskussion und Vorstellung der ethischen Folgerungen des Jonas’schen Gottesmythos: Hier kann man weiter auf das ethische Werk von Hans Jonas, wie z.B. „Das Prinzip Verantwortung“, oder andere auf religiösen Ideen basierende Ethiken eingehen. Auf Wunsch kann ich eine Sitzungsgenaue Ausarbeitung meines Konzeptes nachliefern.