2010 - Universität Wien

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Marchegg 2010
Teilnehmer
Skriptum im Rahmen der Lehrveranstaltung
„Freilanddidaktik in Biologie und Umweltkunde“
Eds.: Erich Eder, Peter Pany, Eva Ursprung
& Christian Kasper
Universität Wien, 2010
1
Teilnehmer
Stefan Schilcher
Teilnehmer
Robin Eggersdorfer
Lukas Sternberg
Philipp Glaser
Lukas Kräftner
Kurs 1: 17. – 21. April 2010
Sabine Onz
Eva Ursprung
Anna Raab
Teresa Reiter
Peter Pany
Katja Leidenfrost
Theresa Hunstorfer
Martina Sesar
Erich Eder
Veronika Brandl
Cornelia Gastinger
Eva Fleig
Szilveszter Cseke
Julia Satorina
Claudia Schatzer
Thomas Kreisberger
2
Sarah
Csokai
Teilnehmer
Desirée
Küng
Teilnehmer
Sebastian
Sieghart
Christian
Kasper
Miriam
Trappl
Eva
Duchon
Bernhard
Schneller
Kurs 2: 1. – 5. Mai 2010
Elisabeth
Hannesschläger
M(arl)ene
Hölzl
Ingrid
Leidenfrost
Jacqueline
Scheibstock
Csokai
Nina
Amelin
Alexandra
Roither
Marina
Findeis
Rosa-Maria
Kastl-Killinger
Anneliese
Müller
Amelin
Nicole
Eder
Hans-Jörg
Schaumberger
1
Sabine
Chvosta
Vorwort
Jedes Mal was Neues
von Erich Eder
Das war heuer das 24. Jahr, in dem ich in Marchegg mit dabei war.
Langsam wird es fad, könnte man denken!?
Nein. Ganz abgesehen von der jedes einzelne Mal einmaligen
menschlichen Konstellation dieser Lehrveranstaltung – die
Erinnerung an die Zeit mit euch (in beiden Kursen!) lässt mir auch
heuer wieder besondere Freude und innere Wärme aufsteigen – hält
diese Lehrveranstaltung auch in didaktischer Hinsicht
nahezu jedes Jahr ganz besondere Überraschungen
bereit.
Vielleicht ist es nicht ganz fair, aber erlaubt
mir, ausnahmsweise zwei Gruppen (aus den heuer
durchwegs sehr erfreulichen studentischen Beiträgen)
besonders hervorzuheben: „CSI Marchegg“ mit Eva
& Sabine und „Lebensraum Baum“ mit Mene und
Lisi. Wow. Beide Themen, Abwehrmechanismen der
Pflanzen und der Baum als Lebensraum, sind ja sonst
nicht unbedingt die großen „Reißer“. Wie die beiden
Gruppen aber diese Themen angegangen sind, hat mir
imponiert. Nicht nur die Kreativität, auch der Humor
und die fachlich souveräne Gelassenheit der
Bearbeiterinnen waren beeindruckend. Aber lest ihre
eigenen Schilderungen in diesem Skriptum.
Das nachhaltigste Erlebnis, das ich heuer
hatte, war jedenfalls die Ersteigung (oder sagt man
Erseilung?) der alten Weide. Vielleicht auch wegen meiner
Höhenangst ;-)… Völlig ohne Erläuterungen begriff ich das große
Potenzial, das das Leben auf einem Baum birgt. Allein die perfekte
Durchsichigkeit der Wasseroberfläche von da oben (wir Menschen
leiden ja unter dem Totalreflexionswinkel) macht intuitiv klar, wieso
z.B. ein Eisvogel eine erhöhte Warte zum Jagen wählt. Die enorme
Vielfalt der Nischen (im räumlichen und ökologischen Sinn) auf
diesem alten Baum erschloss sich mir ohne Worte. Und so ist es wohl
auch den SchülerInnen ergangen… Freilanddidaktik vom Feinsten!
Docendo discimus – die Wahrheit dieses Satzes erlebe ich in
Marchegg jedes Jahr aufs Neue: Danke euch allen, für alles, was ich
auch heuer wieder mit und von euch lernen konnte!
Erich
4
Der legendäre Herr Brenner
(Gebietsbetreuer WWF-Reservat)
an seinem Stammplatz...
Inhaltsverzeichnis
Das Grünzeug schlägt zurück
p. 6
Eva Maria Fleig & Sabine Onz (Marchegg I)
Die Waffen der Pflanzen
p. 15
p. 22
p. 36
p. 48
p. 58
Die beinlosen Wanderer
p. 134
Amphibien
p. 142
Amphibien
p. 159
Désirée Küng & Bernhard Schneller (Marchegg II)
p. 72
Teresa Reiter & Katja Leidenfrost (Marchegg I)
Schnitzeljagd auf Umwegen
p. 118
Philipp Glaser & Lukas Sternberg (Marchegg I)
Eva Duchon & Miriam Trappl (Marchegg II)
Tierspuren
Die Fische der March
Jacqueline Scheibstock & Sarah Csokai & Nina Amelin (M. II)
Anna Raab & Claudia Schatzer (Marchegg I)
Paaren, Warnen und Tarnen
p. 109
Julia Satorina & Theresa Hunstorfer (Marchegg I)
Marlene Hölzl & Elisabeth Hannesschläger (Marchegg II)
Signale im Tier- und Pflanzenreich
Was lebt im Tümpel?
Rosa-Maria Kastl-Killinger & Anneliese Müller (Marchegg II)
Cornelia Gastinger & Stefan Schilcher (Marchegg I)
Lebensraum Baum
p. 95
Robin Eggerstorfer, Lukas Kräftner & Thomas Kreisberger (M. I)
Sabine Chvosta & Ingrid Leidenfrost (Marchegg II)
Der Baum als Lebensraum
Evertebraten
Reptilien
p. 168
Szilveszter Cseke, Martina Sesar & Veronika Brandl (Marchegg I)
p. 82
Nicole Eder, Marina Findeis & Alexandra Roither (Marchegg II)
Reptilien
p. 181
Hans-Jörg Schaumberger &Sebastian Sieghart (Marchegg II)
Feedback
p. 196
der Schulklassen
Hinweis: Es handelt sich um studentische Arbeiten,
für deren Inhalt die jeweiligen AutorInnen verantwortlich sind.
5
Eva Maria Fleig & Sabine Onz
Abwehrmechanismen von
Pflanzen
Das Grünzeug schlägt zurück
von Eva Maria Fleig & Sabine Onz
Was kann ein Baum schon tun, wenn eine Raupe an ihm knabbert?
Oder allgemeiner, wie schützen sich Pflanzen davor von
Pflanzenfressern (Herbivoren) gefressen oder Schmarotzern,
Bakterien, Pilzen oder Viren befallen zu werden?
„Weltweit gibt es ca. 260.000 Pflanzenarten. Etwa doppelt so viele
Insektenarten haben Pflanzen zum Fressen gern. Ohne ein üppiges
Arsenal mechanischer, biochemischer Waffen und ökologischer
Tricks wäre die Pflanzenpracht längst weggefressen.“i
SchülerInnen der Unter- und Oberstufe AHS für diese Fragen zu
sensibilisieren ist Gegenstand dieser Unterrichtseinheit.
Fachlicher Teil
Pflanzen haben im Laufe der Zeit eine Fülle von Abwehrmechanismen
entwickelt, die sicherstellen, dass sie in ihrem ökologischen Umfeld
weitgehend ungestört wachsen und sich vermehren können.
Das Grünzeug schlägt zurück
Grundsätzlich werden in der Literatur die bisher bekannten
Abwehrmechanismen, nach dem Mechanismus ihrer Wirkung, in die
Gruppe der anatomisch-mechanischen und der chemischen
Abwehrmechanismen eingeteilt. Viele Pflanzen verfügen über mehrere
Abwehrstrategien, die je nach Befall zur Anwendung kommen. Auch
biologische Abwehrmechanismen bei denen andere Organismen, als
die gegenständliche Pflanze selbst beteiligt sind, sind bekannt.ii;iii
Die genannten Hauptgruppen der Wirkungsmechanismen werden je
nachdem ob die Abwehr immer vorbeugend (konstitutiv) vorhanden ist
oder erst durch „feindlichen“ Angriff aktiviert (induziert) wird, weiter
differenziert.
Mechanische Abwehrmechanismen
Zu den mechanischen Abwehrmechanismen bei Pflanzen zählen unter
anderem; eine widerstandsfähige Epidermis z.T. mit wachsartigen
Einlagerungen oder bei Bäumen die Borke, die neben Schutz vor
Verdunstung auch Schutz vor Fressfeinden (Herbivoren) bieten kann.
Weit verbreitet und allgemein bekannt sind mechanische
Abwehrmechanismen bei Pflanzen in Form von Dornen (Umgebildete
Pflanzenorgane) und Stacheln (Ausstülpungen der Epidermis) wie z.B.
bei Rosaceen, Beberitze und Robinien.
Die Funktion von Pflanzenhaaren (Trichome) ist vielfältig. Sie dienen
als Schutz vor Kälte, Hitze und Austrocknung, der Verbreitung von
Samen und auch vor Tierfraß. Borstenhaare mit verkieselten
5
Eva Maria Fleig & Sabine Onz
Zellwänden erschweren beispielsweise Herbivoren das Hochklettern an
Pflanzen, wie denen der Familie der Raublattgewäche (Boraginaceae).
Andere Pflanzen wiederum nutzen Klimmhaare zum Wachsen an
geeigneten Stützen, was aber nicht bedeutet, dass diese Klimmhaare
nicht auch zur Abwehr kleinerer Pflanzenfresser dienen können.
Eine spezielle Art von Pflanzenhaaren sind die sogenannten
Brennhaare der Brennnessel (Urtica diocia). Sie kombinieren
mechanische und chemische Abwehr miteinander. Die Trichome der
Brennnessel verfügen über eine Verjüngung am oberen Ende des
Haares an der ein „Köpfchen“ angesetzt ist. Bei Berührung des
Brennhaares bricht das „Köpfchen“ an der verjüngten Stelle und setzt
neben dem mechanischen Reiz, durch das starre Brennhaar, ein
Gemisch aus Histamin, Ameisensäure, Acetylcholin, Serotonin und
anderen Bestandteilen frei, welchen es dann
die bekannten
Hauterscheinungen verursacht.
Das Grünzeug schlägt zurück
Chemische Abwehrmechanismen
Während mechanische Abwehrmechanismen bei Pflanzen meistens mit
bloßem Auge erkennbar sind, sind chemische Abwehrstrategien häufig
nicht auf den ersten Blick sichtbar, was ein Grund dafür ist, dass viele
Verteidigungsmechanismen bis heute unerforscht bzw. Gegenstand der
aktuellen Forschung sind (vgl. MPI für Chemische Ökologie der
Universität Jena).
Einer der bekanntesten chemischen Abwehrstoffe bei Pflanzen sind
Milchsäfte z.B. von Schöllkraut (Chelidonium majus), Löwenzahn
(Taraxacum officinale), Mohngewächse (Papaveraceae) und
Wolfsmilchgewächsen (Euphorbiaceae), die bei Kontakt mit Sauerstoff
an der Luft polymerisieren und den saugend-stechenden Insekten
beispielsweise die Mundwerkzeuge verkleben und in einigen Fällen
zusätzlich giftig für die Herbivoren sind.
Auch der Einsatz von Gift zur Abwehr von Feinden ist im
Pflanzenreich weit verbreitet. Maiglöckchen (Convallaria majalis),
Waldmeister (Galium odoratum), Herbstzeitlosen (Colchicum
autumnale), Robine (Robinia pseudacazia), gefleckter Aronstab
(Arum maculatum) und Tollkirsche (Atropa bella-donna) enthalten
stark giftige Substanzen wie z-B. Alkaloide, cyanogene Glycoside
und Terpenoide, die grundsätzlich giftig sind oder bei Zerstörung
der Zellwände (durch Fraß) in Kontakt mit, Enzymen gelangen die,
die cyanogenen Gycoside in Keton und Blausäure umwandeln.
Neben oder statt Giftstoffen verfügen Pflanzen auch über andere
Substanzen, die sie für potentielle Interessenten, ungenießbar
6
Eva Maria Fleig & Sabine Onz
machen. Duftstoffe wie ätherische Öle im Kerbel (Anthriscus
cerefollium) oder Abbauprodukte des Allicins im Bärlauch (Allium
ursinum), im Acker- (Allium ampeloprasum) und im
Schlangenlauch (Allium scorodoprasum) wirken auf viele
Herbivoren abstoßend..
Bitterstoffe wie im Hopfen (Humulus lupulus), vor allem in den
ganz jungen Sprosstrieben konzentriert, schützen diese
Wachstumszonen der Pflanzen vor frühzeitigem Fraß.
Gerbstoffe wie Tannine in Hopfen und in Wallnussblättern stören
die Verdauung der Pflanzenfresser, indem sie Proteine deaktivieren
und sich somit negativ auf den Allgemeinzustand der Tiere
auswirken.
Diese Art der Duft-, Gift- oder Gebstoffe sind in der Regel dauerhaft
und immer einsatzbereit in bestimmten Pflanzenteilen vorhanden – es
handelt
sich
also
um
direkt
wirkende,
konstitutive
Abwehrmechanismen, die zumeist auf eine Vielzahl von Organismen
abstoßend oder sogar tödlich wirken können.
Von ganz besonders hoher Spezifität sind dagegen einige induktiv –
nur bei konkretem Befall - wirksame sekundäre Pflanzeninhaltstoffe.iv;v
So kann die Flatter-Ulme (Ulmus laevis) den Kleber des
Ulmenblattkäfers erkennen, der seine Eier auf den Ulmenblättern
befestigt. Bereits einen Tag später sendet der Baum chemische Signale
aus, die Erzwespen anlocken, die ihrerseits Eier in die bereits
befestigten Eier des Ulmenblattkäfers ablegen, um so die Reifung der
Käfereier zu verhindern. Durch den genannten Duftstoff werden
zusätzlich Raubwanzen angelockt, die die Käferbrut als Nahrung
nutzen.
Das Grünzeug schlägt zurück
Auch Weißkohlpflanzen senden, bei Befall mit Kohlweißlingraupen,
chemische Hilferufe in Form von Signalmolekülen. Schlupfwespen
reagieren auf diese Signale, spüren die Raupen auf und legen ihre Eier
in die Raupe. Die Raupen werden in weiterer Folge durch die
Schlupfwespenlarven von innen her aufgefressen und getötet.vi
Die zuvor genannten Beispiele zeigen die hohe Variabilität der
pflanzlichen Abwehrmechanismen, die sich im Laufe der Evolution
entwickelt haben. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang auch, dass
jede Art von Pflanzenabwehr, Stoffwechsel- und Energieressourcen der
Pflanze aufbraucht, die dann für andere Funktionen, wie Wachstum und
Vermehrung u.U. nicht mehr zur Verfügung stehen. Je nach
„Bedrohungsart- und -grad“ kann die Feindabwehr - im Vergleich zur
Steigerung des Wachstums oder der Fortpflanzung - das momentan
erfolgreichere Überlebenskonzept einer Art darstellen.
Didaktik
Didaktische Reduktion
Raffiniert, vielseitig, messerscharf, wohl schmeckend, tödlich,
unscheinbar, wunderschön, sie locken, warnen und wehren sichvii –
die Welt der Pflanzen ist unglaublich spannend und das wollten wir
die Kinder erleben lassen und gleichzeitig all ihre Sinne für diese
(pflanzliche)Welt schärfen.
7
Eva Maria Fleig & Sabine Onz
Aufgrund der Vielfalt unseres Themas war es für uns wichtig zu
entscheiden, welche Inhalte konkret vermittelt werden sollen.
Die SchülerInnen sollen…
 die oben genannten Mechanismen live an Pflanzen kennen lernen
 folgenden ökologischen Zusammenhang herstellen können
„Was für ein Art abschreckend wirkt oder gar tödlich sein kann,
ist für ein andere der perfekte Lebensraum.“
Das Grünzeug schlägt zurück
 erkennen, dass alles miteinander zusammenhängt und
voneinander abhängt.
 erfahren, dass die Evolution ihre Finger im Spiel hat
„Die Pflanzen haben sich die Abwehrstrategien nicht spontan
überlegt, sondern diese Mechanismen haben sich im Laufe der
Zeit entwickelt, einen Vorteil an diesem Standort dargestellt und
sich daher durchgesetzt.“
8
Eva Maria Fleig & Sabine Onz
Das Grünzeug schlägt zurück
Da wir zwei unterschiedliche Schulstufen erwarteten, haben wir
zwei didaktische Einstiegskonzepte in die Materie entwickelt, die
das Interesse und den Forschungsdrang der jeweiligen Altersgruppe
aktivieren sollte:
Didaktisches Konzept Oberstufe
Das Grünzeug schlägt zurück.
Den Tätern auf der Spur.
Folgendes Szenario erwartet die SchülerInnen der fünften Klasse, an
unserer Station:
SZENE:
Wir befinden uns in der Pathologie. Auf einem Tisch – zugedeckt –
liegt das Opfer - ein Hase, der schwer hergenommen wurde. Wir
bilden mit den SchülerInnen das Ermittler-Team, das versucht den
Tathergang zu rekonstruieren und sich auf Spurensuche begibt.
Fakten werden im Brainstorming gemeinsam gesammelt. Welche
Verletzungen stammen woher?
Kratzer – Dornen, Stacheln, Äste....
Verklebte Barthaare – Harz, Milchsaft...
9
Eva Maria Fleig & Sabine Onz
Hautreaktionen (Quaddeln) – Brennhaare...
Tod durch Gift – giftige Pflanzen...
Dies führt uns zu einem Täterprofil, das unweigerlich ins pflanzliche
Milieu führt. So erarbeiten die SchülerInnen schnell und spielerisch
einen Überblick über die Verteidigungsstrategien der Pflanzen.
Danach werden sie in SRF-Teams eingeteilt (S steht für Sehen, R
für Riechen und F für Fühlen) und es geht es zum Tatort, der von
uns zuvor fachmännisch abgeriegelt wurde.
Die Aufgabenstellung lautet: Finde mindestens 5 Pflanzen, die
sichtbare (S-Team) oder fühlbare Verteidigungsmechanismen (FTeam) besitzen oder auffällig riechen (R-Team)! Um das
„Fühlerlebnis“ voll auskosten zu können wurde abwechselnd einem
Schüler/einer Schülerin die Augen verbunden.
Nun wird es ernst.
Die SchülerInnen führen die Gruppe zu den, von ihnen markierten
Das Grünzeug schlägt zurück
Pflanzen hin und begründen, warum sie diese ausgewählt haben,
welche speziellen Abwehrmechanismen sie erkennen und gegen
wen sich die Verteidigung richten könnte. Theorien werden
aufgestellt, wir fügen spannende, bildreiche (Merk)-geschichten
hinzu und so wird vor Ort Wissen kreativ, direkt und nachhaltig
(v)ermittelt und verankert.
Am Ende dieses Rundgangs sollen die SchülerInnen eine
Brennnessel ins „Labor“ zurück mitnehmen, um die Brennhaare
genau unterm Binokular anschauen zu können und bei genügend
Zeit und ruhiger Hand mit einer Pinzette sogar ein Brennhaar
abbrechen, eine Beobachtung die aus Erfahrung immer sehr gut
ankommt.
Während die einen, die mitgenommenen Pflanzen unterm Binokular
untersuchen, dürfen die anderen SchülerInnen eine Postkarte
kreieren, die sie an sich selbst schreiben. Auf der einen Seite fasst
eine von uns erstellet Tabelle die wesentlichen Abwehrstrategien
zusammen, die wir ihnen als „Send-Home-Message“ und
Erinnerung zusenden, auf der anderen Seite sind der
Kreativität der SchülerInnen keine Grenzen gesetzt. Die
großen Vorteile an dieser Form der „Zusammenfassung“
sind:
 das Handout fällt weg,
 sie beschäftigen sich ein paar Tage später noch einmal
mit dem Thema
 sie werden erinnert, wie (schön) der Ausflug nach
Marchegg war und müssen vielleicht den Eltern , der
Oma erklären, was es mit den Abwehrmechanismen von
Pflanzen auf sich hat.
10
Eva Maria Fleig & Sabine Onz
Didaktisches Konzept Unterstufe
Bei der Unterstufe bleibt das Konzept weitgehend gleich, nur haben
wir als Einstieg statt dem CSI-Aufhänger ein kleines Rollenspiel
gewählt.
Es dient dazu, dass sich die Kinder in die Situation der Pflanzen
hineinversetzen und sie selbstständig erkennen welchen Einflüssen
und Stressfaktoren Pflanzen ausgesetzt sind. Spielerisch wird
ermittelt, welch raffinierte Tricks Pflanzen in vielen Millionen
Jahren entwickelt haben, um sich erfolgreich
fortzupflanzen und zu bestehen.
Ein Kind darf eine Pflanze spielen, die anderen
sind die Tiere des Waldes, z.B. ein Hase, eine
Raupe, ein Rehkitz oder ein Schneckerl - je nach
Wunsch und Verlangen.
Ein Tier nach dem anderen kommt nun zur
Pflanze und äußert seine Bedürfnisse
(Anknabbern, ganz Auffressen, sich drauflegen).
Welche Strategie könnte eine Pflanze haben, um
sich zu wehren und sich zu schützen – Flucht
und Versteck suchen fallen offensichtlich aus.
Nachdem die wichtigsten Punkte
herausgearbeitet wurden, kommt es auch hier
bald zum Ortswechsel und die Kinder dürfen –
mit Markierungsfähnchen und einer konkreten
Aufgabenstellung – ausschwärmen und sehen,
riechen und fühlen (SRF-Teams). Wie bei der
Oberstufe werden nach 10 Minuten gemeinsam
Das Grünzeug schlägt zurück
die markierten Pflanzen besprochen und genügend Raum für den
Brennnesseltrick (Entwaffnung der Brennnessel durch Abknicken
der Brennhaare) und anschließender Untersuchung der Brennhaare
unterm Binokular gelassen.
Wir nehmen an, dass speziell bei den Jüngeren die Postkarte sehr
gut ankommen wird. Sie können ihrer Kreativität freien Lauf lassen,
malen oder die kennengelernten Pflanzenteile drauf kleben – vor
allem bei der Brennnessel freut sich der Briefträger.
11
Eva Maria Fleig & Sabine Onz
Reflexion
„Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?“ oder
Sabines Sonntagskrise. 
Eine erste kleine Erlösung nach der Organisationsbesprechung: wir
haben doch 40 Minuten Zeit (statt den anfänglich angekündigten 20
Minuten.)
Und dennoch kämpften wir am Montag mit der Zeit.
Nach der ersten Feedbackrunde nahmen wir uns den Ratschlag zu
Herzen weiter zu reduzieren. So besprachen wir am Dienstag
gemütlich 6 Pflanzen statt der 14 am Vortag, als wir dem Bedürfnis
erlegen sind, alle markierten Pflanzen besprechen zu wollen.
Den positiven Effekt, von weniger Information, gezielt und bunt
verpackt, bemerkten wir am 2. Tag sofort. Auch nahmen wir uns am
zweiten Tag zurück und ließen die SchülerInnen mehr zu Wort
kommen – was uns beiden manchmal nicht leicht fiel, weil es doch
sooo viele spannende Gegebenheiten und Geschichten gibt!
Aber durch die Informationsreduktion hatten wir am Ende auch
genug Zeit die Brennnesseln unterm Binokular anzuschauen, die
Postkarten zu gestalten und die angefangen Diskussionen in Ruhe zu
Ende zu bringen.
Der CSI-Appetizer kam super an, vor allem weil nicht weit von
unserer Station ein echter toter Hase lag, an denen die SchülerInnen
vorbei mussten und das erhöhte natürlich die Dramatik immens.
Das Grünzeug schlägt zurück
Energiebündel dazu zu bringen, sich voll und ganz aufs Thema zu
konzentrieren.
Zum Rollenspiel kam es nicht, da kurzfristig bekannt wurde, dass
auch am zweiten Tag eine 5. Klasse nach Marchegg kommen wird.
Wir hatten viel Material (Bücher, Karten zum Austeilen, Bilder) mit
nach Marchegg genommen, das aber in den Tagen brav versteckt in
der Kiste blieb, weil wir sofort begriffen, dass das Naturerlebnis
oberste Priorität hat. Außerdem wollten wir den Vorteil
„Biologieunterricht unter freiem Himmel“ optimal ausnutzen.
Es war immer schön, wenn die SchülerInnen ihr Vorwissen mit
einbrachten und mit leuchtenden Augen von ihren Erlebnissen
erzählten und es sich zu einer anregenden Diskussion entwickelte
inmitten von Schlehen, Labkraut und Brennnesseln.
Die SchülerInnen waren überrascht, wie viel essbare Pflanzen es
gibt -vor allem die Gruppen kurz vor der Mittagspause haben sich
eine Vorspeise, bestehend aus einem Mix von Hopfen, Lauch und
Kerbel und Brennnessel gegönnt. Wir konnten hier sehr gut
erkennen, dass bei Aktivierung der Geschmacksknospen und der
Riechzellen die Aufmerksamkeit gebündelt und die gehörten
Informationen gut verankert wurden.
Sabine und ich haben uns schon in der Vorbereitung wunderbar
ergänzt und waren auch in Aktion ein eingespieltes Team.
Augen verbinden: einfach und genial! Und eine Möglichkeit sowohl
ruhige Schüler aus der Reserve zu locken als auch aufgeweckte
12
Eva Maria Fleig & Sabine Onz
Das Grünzeug schlägt zurück
Literatur
i
Zusammenfassung
May the Marchegg-energyflow always be with you!
DIE ZEIT 24.02.2005 Nr.9; http://www.zeit.de/2005/09/NPflanzenabwehr
ii
Schaller, Andreas (2002): Die Abwehr von Fressfeinden:
Selbstverteidigung im Pflanzenreich in Vierteljahrsschrift der
naturforschenden Gesellschaft in Zürich 147/7; 141-150
iii
Attenborough, D. (1995) Das geheime Leben der Pflanzen. Wie
Pflanzen sich orientieren, verständigen, fortbewegen, ums
Überleben kämpfen – eine neue Sicht der Pflanzenwelt. Scherz,
Wien.
iv
Bethge, Philip (2006): Die Pflanzenflüsterer Internet-Artikel,
http://spiegel.de/spiegel/print/d-47360762.html
v
BIOMAX (2005): Kontrollierter Vielfraß – wie Pflanzen ihre
Schädlinge austricksen in BIOMAX 17/2005 Max-Planck
Gesellschaft München
vi
BIOMAX (1999): Aufregende Chemie – Verteidigungsstrategien
im Pflanzenreich in BIOMAX Ausgabe 7/1999 Max-PlanckGesellschaft München
vii
Arzt, V. (2009): Kluge Pflanzen. Wie sie locken und lügen, sich
warnen und wehren und Hilfe holen bei Gefahr. C. Bertelsmann
Verlag, München.
13
Sabine Chvosta & Ingrid Leidenfrost
Die Waffen der Pflanzen
von Sabine Chvosta und Ingrid Leidenfrost
Fachliches
Einleitung:
Im Gegensatz zu Tieren sind Pflanzen sessile, an ihren Standort
gebundene Lebensformen und können daher bei Bedrohung durch
Fraß- oder Trampelfeinde nicht flüchten.
Um allzu großen Hunger großer und kleiner Pflanzenfresser dennoch
etwas entgegen zu setzten, besitzen viele Pflanzen artspezifische
Abwehrstrategien, wobei es sich um mechanische – wie z.B.:
Stacheln- oder chemische –z.B.: Gifte- Mechanismen handeln kann.
Ihr Verständnis ist von wirtschaftlichem Interesse, weil weltweit
erhebliche Teile der Ernte durch Insektenfraß (13 %) und
Pflanzenkrankheiten
(12 %)
vernichtet
werden
(http://de.wikipedia.org/wiki/Pflanzliche_Abwehr_von_Herbivoren,
2010)
Die Angelegenheit ist allerdings etwas komplexer und muss vor allem
auch im trophischen und evulotiven Kontext behandelt werden.
Betrachtet man einerseits die Nahrungszusammenhänge, so sind
tierische Organismen unbedingt von den Primärproduzenten Pflanzen
als Nahrungsgrundlage abhängig, da sie selbst keine Photosynthese
um Biomasse aus Kohlendioxid, Nährstoffen und Sonnenenergie
aufzubauen betreiben.
Die Waffen der Pflanzen
Im Laufe der Entwicklungsgeschichte hatten Pflanzen, die aufgrund
ihrer mechanischen oder chemischen Eigenschaften weniger gern
gefressen wurden einen Vorteil gegenüber Artgenossen und anderen
Arten ohne diese Eigenschaften. Stacheln, Dornen, Einlagerung von
Kieselsäure, Bitterstoffe, Milchsäfte oder Gifte wurden daher positiv
selektiert.
Pflanzenfresser mussten sich allerdings trotzdem von Pflanzen
ernähren um zu überleben. Individuen, die z.B.: mit Pflanzengiften
besser zu Recht kamen waren wiederum ihren Artgenossen
gegenüber im Vorteil. Dieses gegenseitige Wettrüsten kennen
Evolutionsbiologen auch unter dem Begriff „ Koevolution“.
Im weitesten Sinn beschreibt der Begriff Koevolution sehr komplexe
Wechselbeziehungen, die zu einer reziproken evolutionären
Anpassung zwischen zwei Arten führen: Durch die Veränderung einer
Art wird ein Selektionsdruck auf eine andere Art ausgeübt, und diese
Gegenanpassung fördert wieder die evolutionäre Abwandlung der
ersten Art. Koevolution ist somit auch eine Art evolutiver Wettlauf
von Anpassung und Gegenanpassung (Campel, 1998.)
Die Koevolution führt in den meisten Ökosystemen zu einer Situation,
in der die Pflanzen und ihre Herbivoren überleben können
(http://de.wikipedia.org/wiki/Pflanzliche_Abwehr_von_Herbivoren,
2010).
Ein spannendes auch am Exkursionsstandort Marchegg
anzutreffendes Beispiel ist die Osterluzei (Aristolochia clematis) und
der Osterluzeifalter, dessen Raupe sich von der giftigen Pflanze
ernährt. Die Osterluzei ist eine alte Heilpflanze, an deren
Abwehrstrategie mittels Giftstoffen sich der Osterluzeifalter
15
Sabine Chvosta & Ingrid Leidenfrost
perfekt angepasst hat. Die Raupen vertragen
die Giftstoffe sehr gut und schützen das Tier
vor Fressfeinden. Vergiftungen des Menschen mit
der Pflanze sind allerdings kaum zu befürchten und
auch nicht bekannt. (Vielfalt Leben/ Folder Osterluzeifalter, 2010).
Die Waffen:
Im Folgenden möchten wir die verschiedenen Abwehrstrategien der
Pflanzen systematisch behandeln, wobei darauf hingewiesen werden
muss, dass sich Pflanzen auch auf verschiedenen Ebenen schützen. So
können mechanische mit chemischen Mechanismen kombiniert sein
und verschiedene Schutzmechanismen an einer Pflanze Phytophage
unterschiedlicher Größe betreffen.
Die Waffen der Pflanzen
An diesen Punkt wollen wir auch vorweg nehmen, dass
Abwehrstrategien nicht nur rein dem Schutz der Pflanze dienen
können, sondern in vielen Fällen auch noch andere Funktionen wie
z.B.: die Anlockung von Bestäubern erfüllen.
Mechanische Abwehrmechanismen
Stacheln: Bestehen nur aus Oberhaut und Rindengewebe und sind
daher nie von Nerven (Gefäßbündeln) durchzogen. Sie sind meist
leicht abbrechbare, stechend-spitze Gebilde an Zweigachsen oder
Blättern Da sie keine umgebildeten Organe sind, ist ihre Verteilung
auf der Pflanze nicht gesetzmäßig. (n.. Fischer et al.1994)
Dornen: Bestehen aus Oberhaut und Rindengewebe und sind daher
von Gefäßbündeln durchzogene umgewandelte Pflanzenorgane. Der
Ursprung dieser harten stechend- spitzen Gebilde ist different.
16
Sabine Chvosta & Ingrid Leidenfrost
Dornen können umgewandelte Sprossachsen, Blätter, Nebenblätter
oder Wurzeln sein. Ihre Identität ist durch ihre Stellung zu erkennen.
Sprossdornen findet man beim Weissdorn (Crategus sp.), wobei es
sich hier um umgewandelte Kurzsprossen handelt und bei der
Schlehe (Prunus spinosa). Die Beberitze (Berberis vulgaris) bildet
Blattdornen, bei der Robinie (Robinia pseudacacia) werden die
Nebenblätter zu so genannten Stipulardornen. Es kann auch nur ein
austretender Blattnerv einen Dorn bilden, wie es bei manchen
Disteln der Fall ist. (n. Fischer et al, 1994);
Trichome: Haare behindern kleine Pflanzenfresser an der Pflanze
hochzuklettern, können aber auch gleichzeitig einen UV Schutz
darstellen. Ein Spezialfall sind die Brennhaare der Brennessel, die
eine
Kombination
aus
mechanischen
und
chemischen
Abwehrmechanismen darstellen: Die Spitze der Brennharre bricht bei
Berührung ab; der verbleibende Schaft wirkt wie eine
Injektionskanüle, aus der irritierende Substanzen wie Histamin,
Acetylcholin und Ameisensäure freigesetzt werden.
Als physikalische Barriere gegen Blattfraß wirken verkieselte oder
verholzte Zellwände.
Chemische Abwehrmechanismen: Prinzipiell zählt die Einlagerung
von
Bitterstoffen
und
Giften
zu
den
chemischen
Verteidigungsstrategien von Pflanzen.
Die Waffen der Pflanzen
untersucht werden. Hinweise auf chemische Abwehrmechanismen
liefern auch in der Pflanze enthaltene Milchsäfte. Die chemische
Basis bilden zahlreiche Sekundärmetabolite (auch sekundäre
Pflanzenstoffe genannt), die als Nebenprodukte normaler
Stoffwechselvorgänge anfallen. Einige uns gut bekannte Drogen wie
das Morphium des Klatschmohns und das Nikotin der Tabakpflanze
sind wahrscheinlich chemische Abwehrmittel gegen Herbivorie (n.
Campell, 1998)
Ätherische Öle: Diese für uns meist gut riechenden und
schmeckenden (und daher auch in der Küche verwendeten)
Pflanzeninhaltsstoffe können den Pflanzen auch dazu dienen
Bestäuber anzulocken, sich vor Bakterien oder Pilzerkrankungen zu
schützen und Fraßschädlingen möglicherweise unangenehm
schmecken. Ätherische Öle werden in Öldrüsen von Pflanzen
gebildet und im Pflanzengewebe gespeichert. Sie befinden sich in
Blüten, Blättern, Samen, Fruchtschalen, Wurzeln, Harzen, Rinden
oder im Holz. Manche Pflanzen liefern aus verschiedenen
Pflanzenteilen ätherische Öle, die sich in ihrer chemischen
Zusammensetzung sehr stark unterscheiden, z.B. Zimtrinden- und
Zimtblätteröl.
(http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84therische_%C3%96le, 2010)
Milchsäfte beginnen, sobald sie mit Luft in Kontakt geraten klebrig
zu werden wodurch die Mundwerkzeuge kleiner Phytophager
unbrauchbar gemacht werden.
Diese sind bei Pflanzen aber schwer zu erkennen und müssen erst
durch einen genauen Geruchs (dazu muss der Pflanzenteil gut
zwischen den Fingern zerrieben werden) - und Geschmackstest
(haben wir nicht mit den Schülern und Schülerinnen durchgeführt!)
17
Sabine Chvosta & Ingrid Leidenfrost
Standort Au
Nun wollen wir kurz auf die vorgefundenen Pflanzen und ihre
Schutzmechanismen eingehen.
Schlehe (Prunus spinosa) - Dornen
Weißdorn (Crataegus sp.) - Dornen
Hundsrose (Rosa canina) - Stacheln
Brombeere (Rubus sectio Rubus ) - Stacheln
Klettlabkraut (Galium aparine) - Hakenborsten
Osterluzei (Aristolochia clematitis) – chemische Abwehrstoffe
Schöllkraut (Chelidonium majus) - Milchsaft
Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) - Milchsaft
Wolfsmilch (Euphorbia cyparissius) – Milchsaft, chemische
Abwehrstoffe
Bärlauch (Allium ursinum) - chemische Abwehrstoffe
Schlangenlauch (Allium scorodoprasum) - chemische Abwehrstoffe
Echter Kerbel (Anthriscus cerefolium) - chemische Abwehrstoffe
Lauchkraut (Alliaria petiolata) - chemische Abwehrstoffe
Brennessel (Urtica dioica) – Brennhaare, chemische Abwehrstoffe
Taubnessel (Lamium sp.) - chemische Abwehrstoffe
Didaktik
Anknüpfungspunkte für die didaktische Aufbereitung unseres
Themas bildeten einerseits die Protokolle aus den vergangenen
Kursen und die Inputs der Lehrveranstalter. Aus den Protokollen
erfuhren wir einiges über die am Standort vorkommenden Pflanzen
und ihrer Abwehrmechanismen und für uns interessante
Informationen über verschiedene Möglichkeiten die Schüler und
Die Waffen der Pflanzen
Schülerinnen an das Thema heranzuführen. Aufgrund der positiven
Reflexionen und Berichten der StudentInnen der letzten Jahre
entschieden wir uns folgende Aspekte in unser Programm
aufzunehmen: mechanische Abwehr am Beispiel Stacheln und
Dornen sowie deren Unterschied, das Brennhaar der Brennnessel als
kombinierte Abwehrstrategie und chemische Abwehr durch
sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe anhand ätherische Öle und des
Milchsaft des Löwenzahns.
Um die Eigenaktivität der Schüler und Schülerinnen zu fördern,
sollten sie auch die Umgebung auf der Suche nach Pflanzen mit
Abwehrstrategien erkunden.
Für den Besprechungstermin mit Erich und Peter erarbeiteten wir
ein Grundkonzept aus den oben angeführten Ideen. Wir formulierten
dafür folgende Lehrziele:
Was sind Abwehrstrategien von Pflanzen?
Warum und vor wem müssen sich Pflanzen schützen?
Wie ist Pflanzenabwehr erstanden und welche evolutiven
Mechanismen spielen dabei eine Rolle?
Unser Konzept gliederte sich grob in Einstieg, Erarbeitungsphase und
Festigungsphase. Wesentlich erschien uns ein spannender,
motivierender Einstieg und so tauften wir unsere Station „Die Waffen
der Pflanzen“. Als „Maskottchen“ plante ich meinen Kugelkaktus auf
die Exkursion mitzunehmen. Nach einer kurzen Vorstellung (Sabine,
Ingrid, Kaktus) sollte anhand einiger Leitfragen (Wozu braucht eine
Pflanze Waffen? Welche Waffen kennt ihr?) die grundlegenden
Inhalte des Themas mit den Schülern und Schülerinnen in Form eines
Lehrer- Schüler Gesprächs andiskutieren Als Hilfestellung für die
Erarbeitung der Einstiegsfragen dachten wir an Vergleiche zum
Tierreich zu ziehen und mitgebrachte Bilder von Igel, Nesseltier und
18
Sabine Chvosta & Ingrid Leidenfrost
Schlange im Großformat herzuzeigen.
Für die Erarbeitungsphase fertigten wir ein Arbeitsblatt an, das
zugleich ein Buchstabenrätsel mit Lösungswort darstellt und sich in 5
Bereiche gliedert: Vergleich Stachel/ Dorn; Der Milchsaft des
Löwenzahns, Das Brennnesselhaar der Brennnessel, Ätherische
Öle und nach eine Suche im umliegenden Gelände nach Pflanzen
mit Abwehrmechanismen. Die einzelnen Bereiche sollten dann
kurz inhaltlich erläutert werden. Unsere Absicht war die Schüler
und Schülerinnen möglichst viel selbst erforschen zu lassen und
sie so oft wie möglich zum mitdenken und mitmachen zu
motivieren.
Informationen und didaktische Anregungen zu den einzelnen
Aufgabenstellungen wurden den im Literaturverzeichnis
angegeben Quellen entnommen.
Unser Programm endete mit einer kurzen Abschlussbesprechung,
die eine Zusammenfassung und Rekapitulierung der erarbeiteten
Inhalte darstellen sollte.
Der zeitlichen Rahmen wurde von uns mit gut 45 Minuten
veranschlagt.
Da uns seitens der Lehrveranstaltungsleiter im Zuge unserer
Konzeptvorstellung geraten wurde die Schüler und Schülerinnen
nur gut inhaltlich vorbereitet ins Gelände zu schicken, entschieden
wir uns für folgende Reihenfolge der einzelnen Themen:
Vergleich Stachel/ Dorn; Der Milchsaft des Löwenzahns, Das
Brennnesselhaar der Brennnessel, Ätherische Öle und nach eine
Suche im umliegenden Gelände nach Pflanzen mit
Abwehrmechanismen.
Für unsere Station wurden noch folgende Materialien benötigt:
Indikatorpapier, Binokular, Pipette, Objektträger, Filmdöschen für
Die Waffen der Pflanzen
die Geruchsprobe, Bestimmungsbücher, einige Küchenkräuter und
einen Kugelkaktus. Bis auf das Binokular nahmen wurden alle
Utensilien von zu Hause mitgenommen.
Natürlich beteiligten wir uns auch am Projekt Sammelalbum und
fertigten eine Sammelkarte unserer Station an.
Aufgrund der von den früheren Kursen erarbeiteten Pflanzenlisten
waren wir zuversichtlich alle in unserem Programm
vorkommenden Arten vor Ort zu finden. Unsere faunistische
Bestandsaufnahme im Umfeld der zoologischen Station verlief
dann auch durchaus positiv: Samstagabend war uns klar, dass wir
alle interessanten Abwehrmechanismen vor Ort mit den Schülern
und Schülerinnen entdecken werden können.
Den Sonntag nutzen wir noch um uns einen geeigneten, von
möglichst vielen Abwehrmechanismen umringten Standort für
unsere Station zu suchen und uns fachlich noch mehr in das
Thema einzulesen. Leider war in der Bibliothek wenig spezifische
Literatur zu finden. Vorzubereiten waren auch noch die
Geruchsproben, wobei wir die Filmdöschen noch nummerierten
und mit zerschnittenen Pflanzenteilen befüllten.
Reflexion
1. Tag: 5 Schülergruppen mit 2 bis 3 Schüler und Schülerinnen
der 7 Klasse eines Oberstufengymnasiums besuchten unsere
Station.
Mehr wussten wir über Schülern und Schülerinnen nicht, daher
versuchten wir gleich zu Beginn ihr Vorwissen und ihre
Motivation dem Thema gegenüber abzuklären. Die
Vormittagsgruppen zeigten sich zwar höflich interessiert aber
19
Sabine Chvosta & Ingrid Leidenfrost
nicht sehr wissend und wir hatten schon in der Einstiegsphase
große Schwierigkeiten inhaltliche Anknüpfungspunkte vor allem
im Bezug auf die von uns gerade für die Oberstufenklasse als
wesentlich angesehenen Lehrinhalte (evolutive Aspekte der
Abwehrstrategien) zu finden. Zumindest die 3. Gruppe hatte
dann schon etwas von Evolution gehört, da sie soeben die
Station Algen, Moose und Farne besucht hatten. Das fand ich
persönlich schade, da sich mein Interesse am Schulfach
Biologie sehr positiv entwickelt hatte als uns die
Evolutionstheorie erörtert wurde.
Die von uns vorbereiteten Arbeitsunterlagen erwiesen sich dann
auch als ungeschickt und zu umfangreich, um sie in den mit den
anderen Stationen vereinbarten 40 Minuten komplett
durchzumachen. Als wir sie mit den Schülern ausprobierten
konnten wir nur durch ständige Hilfestellungen das Programm
beschleunigen. Einige Punkte waren dabei für die Schüler und
Schülerinnen (wir fragten sie danach) sehr interessant andere
weniger. Positiv bewertet wurden der Geruchstest und das
Brennnesselexperiment. Als nicht so interessant wurden die
beiden anderen Arbeitsaufträge (Vergleich Stachel/Dorn und
auch der Versuch mit Milchsaft des Löwenzahns funktionierte
nicht wirklich) bewertet. Von dem von uns geplanten
selbständigen Arbeiten mit den Arbeitsunterlagen waren die
Schüler und Schülerinnen allerdings weit entfernt und nur durch
unsere beständige Anleitung kamen wir im Programm voran.
Für die Erkundung der Umgebung auf der Suche nach
Abwehrmechanismen blieb nur mehr wenig Zeit und somit
gelangte der Standortbezogene Aspekt leider sehr ins
Hintertreffen.
Um unser didaktisches Konzept zu verbessern und zeitlich zu
Die Waffen der Pflanzen
optimieren entschieden wir uns ab dem Nachmittag die
Reihenfolge der einzelnen Arbeitspunkte dahingehend zu
verändern, dass wir gleich nach der Einstiegsphase die
Geländesuche anknüpften mit einer kurzen
Zwischenbesprechung und dann ohne Arbeitsblatt den
Geruchstest und das Brenneselexperiment durchzuführen.
Unserer Meinung nach war dieser Aufbau auch spannender und
wissenschaftlich logischer, da die Schüler und Schülerinnen ja
zuerst die Pflanzen sammelten und dann untersuchten.
Ähnlich waren die Rückmeldungen auch bei der abendlichen
Besprechung. Die Anregung das Biokular gegen ein anderes in
der zoologischen Station vorhandenes Modell mit höherer
Auflösung zu tauschen verwirklichten wir prompt.
Am 2. Tag behielten wir unser verändertes Konzept bei, mit
Ausnahme der auf die Unterstufenklasse adaptierten
Einstiegssequenz. Wir konzentrierten uns im Anfangsgespräch
auf mehr anschauliche, bildhafte Vergleiche, betitelten die
Abwehrmechanismen immer wieder als Waffen, stellten uns
gemeinsam eine Wiese vor und überlegten welche Vorteile eine
bewaffnete Pflanze ihren Artgenossen gegenüber hat (wird
weniger gefressen und hat mehr Nachkommen) und ließen sie
die Dornen des Kaktus berühren. Die Geländesuche
funktionierte nach der kurzen Einschulung immer sehr gut und
die Schüler und Schülerinnen betätigten sich mit Begeisterung
als Feldforscher. Da sich unser Standort ja inmitten von
Abwehrstrategien befand konnten auch immer alle
Mechanismen, mit ein paar kleinen Tipps von unserer Seite
entdeckt werden. Highlight war die Untersuchung der Trichome
der Brennnessel und es war fast schwierig die Konzentration der
20
Sabine Chvosta & Ingrid Leidenfrost
Schüler und Schülerinnen wieder vom Biokular auf ein anderes
Thema zu lenken.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass für Schüler und
Schülerinnen der eigenständig forschende Aspekt am
spannendsten und lehrreichsten war. Ich denke, es ist
unumgänglich Biologie auch im Freiland zu unterrichten und
meine in dieser Lehrveranstaltung einen guten Einstieg gefunden
zu haben. Viele grundlegende Lehrinhalte können ja sogar direkt
vor der Haustür angesprochen werden, so finden sich
Brenneseln nicht nur in der nährstoffreichen Au, sondern auch
als „Kulturfolger“ am Rande jeder Hundewiese. Darüber hinaus
ist natürlich eine Exkursion eine auflockernde und einprägsame
Abwechslung des Schüleralltags und ich kann aus eigener
Erfahrung sagen, dass ich vor Ort gelerntes wesentlich länger
und effizienter im Gedächtnis behalten habe.
Die Waffen der Pflanzen
https://www.uni-hohenheim.de/www260/pdf/NFGZ%202002.pdf
(Zugriff am 15.6.2010)
http://www.kopernikusschule.de/WPU-WEBMikroskopie/Mikroskopie-15.htm (Zugriff am 15.6.2010)
http://www.vielfaltleben.at/Folder
15.6.2010)
Osterluzeifalter
(Zugriff
am
http://de.wikipedia.org/wiki/Pflanzliche_Abwehr_von_Herbivoren
(Zugriff am 15.6.2010)
Literatur
Campell N.(1998): Biologie, Spektrum Akademischer Verlag
GmbH Heidelberg
Fischer M., Oswald K., Adler W. (1994): Exkursionsflora für
Österreich, Liechtenstein, Südtirol. Linz, Österreich: Land
Oberösterreich, OÖ Landesmuseum.
http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84therische_%C3%96le
(Zugriff am 15.6.2010)
http://www.bossert-bcs.de/biologie/waffen/index.htm (Zugriff am
15.6.2010)
21
Cornelia Gastinger & Stefan Schilcher
Der Baum als Lebensraum
Von der Krone bis zu den Wurzeln, über die Äste und
den Stamm, was ein Baum alles bieten kann …
von Cornelia Gastinger und Stefan Schilcher
Fachliches
Der Baum und seine Bewohner
Der Baum bietet vielen Lebewesen sowohl Lebensraum als auch
Nahrung. Er bietet ein buntes Mosaik an Lebenszonen. In den
Baumkronen bauen die Vögel ihre Nester und nutzen die Äste als
Singwarte, spannen die Spinnen ihre Fangnetze aus, suchen
Eichhörnchen und Vögel nach Früchten und Raupen von
blattfressenden Schmetterlingsarten. Unter der Borke und im
Splintholz leben Pilze, Käfer und andere Insekten, die
beispielsweise den Spechten als Nahrung dienen. Der Stamm dient
den Kletterpflanzen als Lebensgrundlage. Die am Boden liegende
Laubstreu wird von Millionen Insekten, Schnecken, Asseln und
Pilzen befallen und zersetzt. Regenwürmer ziehen die verrotteten
Pflanzenteile in das Erdreich, wo Bakterien und Pilze sie weiter
aufschließen und ihre Nährstoffe freisetzen. Auch alte hohle Bäume
Baum als Lebensraum
dienen verschiedenen Tieren als Wohnstätte und totes morsches
Holz wird von vielen Lebewesen bewohnt und zersetzt.
Es folgen Beschreibungen der von uns ausgewählten Tiere und Pflanzen,
die wir im Zuge der zoologischen Station Marchegg den Schülern näher
gebracht haben…
Vögel
Die Gesänge der Vögel sind aus einem Wald nicht wegzudenken.
Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar zwitschern
fröhlich auf den Ästen der Bäume zur Kommunikation, zum
Anlocken der Partner oder zur Markierung
ihres Reviers. Weibchen erhalten durch den
Gesang des Männchens Hinweise auf
Leistungsfähigkeit und Gesundheitszustand
des Bewerbers.
Jedes Jahr kommen an die 100 Störche in die
Marchauen um zu nisten. Im Naturschutzgebiet Marchauen gibt es sehr viele
Anlaufstellen für die Störche um ihre riesigen
Nester zu bauen. Feldsperlinge nisten in den
Nestern von Störchen, Reihern oder Adlern und nutzen die
abschreckende Wirkung dieser großen Vögel auf ihre Räuber.
Auch die Spechte sind auf den Bäumen zu finden. Allerdings picken
sie mit ihren Spitzen Schnäbel Insekten aus der Baumrinde bzw.
Borke oder aus morschem Holz. Sie klettern förmlich Baumstämme
22
Cornelia Gastinger & Stefan Schilcher
hinauf und suchen sich hohle Stellen, wo sie mit ihren Schnäbeln die
Stämme abklopfen.
Borkenkäfer
Die
Borkenkäfer
spielen
durch
ihre
Funktion
als
Primärkonsumenten bzw. Destruenten eine wichtige Rolle im
Ökosystem Wald. In Europa gibt es ca. 150 Arten, davon sind etwa
95 heimisch. Die Tiere sind kleine bis mittelgroße, etwa 1 bis 9 mm
lange, dunkelbraune oder auch
schwarze Käfer. Sie sind sehr gute
Flieger und schwärmen teilweise im
Frühjahr (März/April) bzw. im
Gebirge erst im Mai aus. Je nach
Lebensraum
wird
zwischen
Rindenbrütern (Rinde/Splint) und
Holzbrütern (Holzkörper) unter-schieden. Die Rindenbrüter sind
gefürchtete Schädlinge der Holzindustrie da sich ihre Larven durch
die Rinde des Baumes fressen und dadurch ein Absterben des
Stammes bewirken. Besondere Nadelholzschädlinge sind die
Buchdrucker (Ips typographus) sowie die Kupferstecher (Pityogenes
chalcographus) in Fichtenwäldern. Einige der oben genannten Arten
neigen nach trockenen und warmen Jahren zur Massenvermehrung,
und sind einmal in den Wald eingebracht, nur mehr durch
Schlägerung der
Bäume und Verbrennung des Holzes zu
bekämpfen. Für den Wald ist es daher wichtig auf natürliche Weise
hemmend auf die Entwicklung der Borkenkäfer einzuwirken. Es ist
Baum als Lebensraum
daher notwendig auf einen artenreichen Baumbestand zu achten, da
Monokulturen die Ausbreitung der Käfer nur fördern würde, sowie
erkrankte Bäume in forstlich angelegten Monokulturen frühzeitig
aus dem Baumbestand zu entfernen um die anderen Bäume zu
schützen und eine weitere großflächige Verbreitung zu verhindern.
Schnecken
Sehr häufig vertreten in den Marchegger Auen sind die
Weinbergschnecken, die Spanischen
Wegschnecken
und
die
Leopardenschnecken. Die Bedeutung
der Bäume für Schnecken zeigt sich
dahingehend, dass Schnecken diese als Schutz vor dem Hochwasser
beispielsweise aufsuchen.
Moose
Aufsitzerpflanzen (Epiphyten): Wo Wuchsraum am Boden begrenzt
oder zu schattig ist, wachsen die Epiphyten wie das Moos (aber auch
Farne) auf Bäumen oder anderen pflanzlichen Trägern, ohne diesen
unmittelbar zu schaden.
Die Moospflanzen gehören zu den Sporenpflanzen mit rund 16.000
Arten und werden in zwei Klassen unterteilt, erstens die Laubmoose
und zweitens die Lebermoose. Sie sind auf dem Land, in Form eines
Polsters wachsende nur wenige Zentimeter hohe grüne Pflanzen. Sie
besitzen die erstaunliche Fähigkeit sich ausschließlich von
anorganischen Stoffen zu ernähren. Weiteres haben Moose
23
Cornelia Gastinger & Stefan Schilcher
wurzelähnliche Organe, die Rhizoiden, mit denen sie sich auf ihrer
Unterlage, z.B. an den Bäumen, verankern. Als eine der einfachsten
Landpflanzen besitzen die Moose einen Generationswechsel. Für die
geschlechtliche Fortpflanzung der
Moose
ist
Wasser
unbedingt
erforderlich, daher auch der meist
feuchte Lebensraum. Die Moosdecke
an den Bäumen und im Wald spielt für
den Wasserhaushalt einer Landschaft
eine wichtige Rolle. Durch ein großes Wasserrückhaltevermögen
wirken sie ausgleichend zwischen den Regenfällen und der
Verdunstung, sind somit förderlich für das Klima des Waldes.
Moose siedeln sich an sehr feuchten und sonnenreichen Stellen an.
An schief gewachsenen Bäumen findet man Moose immer an der
oben gelegenen Seite des Stammes, da dort das Wasser abrinnt und
die Sonne drauf scheint. Auch auf Steinen kann man beobachten,
dass sich Moose immer an der lichtreichsten Stelle befinden.
Kletterpflanzen
Baum als Lebensraum
dem Baum Schaden zuzufügen. Es gibt krautige und verholzende
Pflanzen. Die verholzenden Kletterpflanzen heißen auch Lianen.
Flechten
Bei den Pflanzen bieten die Flechten ein bekanntes Beispiel für
Symbiose. Sie stellen eine dauerhafte enge Verbindung aus zwei
Organismenarten, aus einer Alge und einem Pilz, dar. Der Pilz gibt
der Flechte ihre Form, befestigt sie am Substrat und verhindert, dass
die Alge durch raschen Wasserverlust austrocknet. Die Alge
wiederum ernährt den Pilz mit den Produkten ihrer Photosynthese,
mit den für den Pilz notwendigen Kohlenhydraten. Die Flechten
scheiden besondere Substanzen ab und besiedeln alle möglichen, oft
sehr lebensfeindliche Substrate, was weder der Alge noch dem Pilz
allein möglich wäre. Die Vorteile für die Alge sind jedoch weniger
offensichtlich und manche Arten können sogar unabhängig leben.
Bei einigen Flechtensymbiosen dringt der Pilz mit Saugfortsätzen
(Haustorien) in die Algenzelle ein. Diese Form der Symbiose könnte
also einer parasitischen Wechselbeziehung entspringen, die die Alge
schließlich zu ihrem Vorteil genutzt hat.
Kletterpflanzen nutzen Baumstämme um sich dem Sonnenlicht, das
im Wald am stärksten auf die Baumkrone strahlt und in die untersten
Schichten des Waldes immer mehr abnimmt, zu nähern. Sie streben
danach, schnell in die Höhe bzw. Länge zu wachsen als z.B. in ein
Festigungsgewebe zu investieren und Stamm und Äste auszubilden.
Sie „krallen“ sich mit ihren Ranken an der äußeren Rinde fest ohne
24
Cornelia Gastinger & Stefan Schilcher
Auf der Rinde von Bäumen (und auf Gestein) leben unter anderem
Krustenflechten. Sie sind grünlich, gelb bis grau, flach und sehr fest
mit dem Untergrund verbunden.
Der Begriff Symbiose bedeutet im Allgemeinen Leben in
Gemeinschaft. Es handelt sich um eine zweckmäßige Verbindung,
von der alle Partner profitieren. In Gemeinschaft können
verschiedene Arten Fähigkeiten erlangen, die sie allein nicht
besitzen.
Pilze (und Misteln)
Manche Pilze (und Bakterien) leben saprophytisch, d.h. sie nutzen
Ausscheidungen lebender oder Überreste abgestorbener Pflanzen
und Tiere. Sie bauen tote organische Substanzen ab und bilden
anorganische Nährstoffe. Sie nehmen daher einen wichtigen Platz
als Destruenten (Reduzenten, Zersetzer) im Ökosystem ein.
Pilze leben aber auch als Parasiten (als sog. Vollschmarotzer) indem
sie lebende Organismen befallen und ihnen Nährstoffe entziehen.
Zahlreiche Pilze befallen lebende Pflanzen. Ihr Mycel wuchert auf
der Oberfläche oder im Inneren des Wirtes. Die Hyphen dringen in
die lebenden Zellen ein und entziehen ihnen dort die nötigen Stoffe.
Durch diese Lebensweise schädigen sie ihren Wirt, töten ihn aber
meist nicht. Diese Pilze leben also ausschließlich von fremder
organischer Substanz und sind so an ihren Wirt angepasst, dass sie
ohne ihn nicht leben könnten. Es sind lediglich die
Fortpflanzungsorgane gut entwickelt um eine rasche und effiziente
Ausbreitung der Sporen zu erreichen.
Baum als Lebensraum
Misteln sind sogenannte Halbschmarotzer verschiedener Bäume
(z.B. Pappeln, Obstbäume, Nadelhölzer), da sie mit ihren
entwickelten grünen Blättern selbst in der Lage sind Photosynthese
zu betreiben und zu assimilieren. Diese parasitische Pflanze
entnimmt mit besonderen Saugwurzeln, den Senkern, den leitenden
Gefäßen der Bäume Wasser und Nährstoffe. Sie wird durch Vögel
verbreitet, die sich von den Beeren ernähren und durch Kot die
Samen auf den Bäumen verteilen.
Mykorrhiza
Hierbei handelt es sich um eine Symbiose zwischen den
Baumwurzeln und Pilzen. Zahlreiche Pilze entwickeln sich in
Verbindung mit höheren Pflanzen und bilden eine Pilzwurzel. Bei
vielen
Waldbäumen
sind
Wurzelenden
der
obersten
Bodenschicht,
welche
sehr
humusreich aber nährsalzarm ist,
von einem Filz von Pilzfäden
umgeben. Der Pilz legt sich
entweder wie ein Mantel um die
Wurzel, dann spricht man von ektotropher Mykorrhiza, wie es bei
Bäumen der kühlen, gemäßigten Klimazonen vorkommt, oder er
dringt in die tieferen Schichten ein, lebt im Inneren der Wurzel und
entsendet lange Zellfäden in die Umgebung, dann spricht man von
endotropher
Mykorrhiza
(z.B.
bei
Orchideen
und
Heidekrautgewächsen). Pilzfäden dringen also auch in die Wurzeln
25
Cornelia Gastinger & Stefan Schilcher
ein, ersetzen somit an diesen Stellen die Wurzelhaare und
übernehmen ihre Aufgabe. Der Pilz erhält organische Nährstoffe
(Kohlenhydrate) aus der Wurzel und versorgt seinerseits den Baum
mit Wasser und Mineralstoffe. Zudem vergrößert er erheblich die
Austauschfläche der Pflanze mit dem Boden und verbessert die
Abwehr gegen Infektionskrankheiten. Mykorrhiza kann durch starke
Stickstoffdüngung (z.B. durch Stickstoffoxide aus Emissionen)
geschädigt werden.
Totholz als Lebensraum für viele Lebewesen
Totholz ist ein charakteristisches Merkmal natürlicher Wälder. Es
handelt sich hierbei um abgestorbene Bäume oder Teile davon.
Dieses morsche Holz zersetzt
sich relativ rasch und hat eine
große Bedeutung für den
Lebensraum
und
das
Ökosystem Wald. Je mehr
Totholz vorhanden ist, desto
artenreicher ist der Wald.
Rund ein Fünftel aller
Waldtiere, auch über 2500 Pilzarten, eine unbestimmte Anzahl an
Pflanzen, Flechten, Bakterien und Algen hängen in irgendeiner
Weise vom Totholz ab. Die Totholzbestände sind jedoch in den
vergangenen Jahrzehnten immer mehr zurückgegangen. Die Menge
an totem Holz hängt von der Wüchsigkeit des Standortes, der
Baum als Lebensraum
Zersetzungsgeschwindigkeit
des
Holzes
und
von
der
Bewirtschaftungsform ab. In unseren mitteleuropäischen Wirtschaftswäldern gibt es nur wenig Totholz-Bestand mit etwa 5-10 m³
pro Hektar. Im Vergleich gibt es in alten Waldbeständen bis zu 400
m³ pro Hektar davon. Der Rückgang lässt sich dadurch erklären,
dass Holz früher in jeder Form als wichtiger Energieträger zum
Kochen und Heizen verwendet wurde. Durch tiefe Holzpreise und
häufig unrentable Forstwirtschaft steigen die Totholz-Bestände
wieder an.
Zerfallsprozess von Totholz
Zuerst beginnt sich die Borke durch fortschreitenden Befall vom
Stamm zu lösen. Weiteres befallen verschiedene Insektenarten (wie
Käfer, Fliegen, Mücken, Holzwespen und Ameisen) Spinnen,
Steinläufer, Schnurfüßer und Schnecken, das Holz. Der äußere Teil
des Holzkörpers (Bast und Splint) wird von Pilzen und Bakterien
schnell abgebaut. Aus diesem Grund ist dieser Bereich des
Totholzes entsprechend kurzlebig. Anschließend wird der innere
Holzkörper von Pilzen durchdrungen, die das Kernholz für viele
Insektenarten interessant machen. Die große Insektenvielfalt lockt
wiederum Räuber an (z.B. Spechte). Mit zunehmender Zersetzung
wird das Holz allmählich zu Mulm umgewandelt. So kann es von
Asseln und Würmern besiedelt werden.
26
Cornelia Gastinger & Stefan Schilcher
Totholz bietet zahlreichen Tierarten Unterschlupf, Deckung,
Schlafplatz, Überwinterungsort und Brutgelegenheit. Diese Tiere
sind nicht direkt am Abbau beteiligt.
Die kleine Waldameise siedelt ausschließlich in Totholz. In ihren
Kolonien leben wiederum 20 spezialisierte Käferarten. Grabwespen
und Wildbienen bringen ihre Brut in vermoderten Stämmen unter. In
gut durchfeuchteten Stammteilen finden Molche, Salamander,
Frösche, Kröten und Schnecken Unterschlupf. Greifvögel nutzen
Dürrständer als Ansitz für die Jagd. In den Wänden alter Höhlen von
Spechten leben die am meisten gefährdeten Großinsekten
Mitteleuropas. Auch Säugetiere, besonders Siebenschläfer und
Fledermausarten, sind auf Baumhöhlen angewiesen.
Steinläufer
Steinläufer sind harmlose Gliederfüßer
(Arthropoda) und gehören der Ordnung
der Hundertfüßer (Chilopoda) an. Sie
leben unter Steinen, Laubstreu, Borken
und in morschem (Tot-)Holz. Sie
ähneln kleinen Riesenläufern, doch sie haben nur 15 Beinpaare. Die
Augen sind aus mehreren punktförmigen Einzelaugen (Ocellen)
zusammengesetzt. Die häufigste Art in Europa Lithobius forficatus
wird 3 cm lang und ernährt sich räuberisch von Asseln, Insekten und
Würmern. Dieses Tier besitzt auch giftige Stacheln sowie
Drüsenporen, aus denen ein Wehrsekret abgegeben werden kann.
Baum als Lebensraum
Schnurfüßer
Die Schnurfüßer (Julidae) sind Doppelfüßer (Diplopoda) mit einem
zylindrischen Körper. Sie besitzen ringförmige Segmente, die ersten
drei Ringe tragen jeweils nur ein Beinpaar, die restlichen
Körperringe tragen je zwei Beinpaare. Es werden maximal 130
Beinpaare gebildet, 1000 Füße hat jedoch kein Vertreter dieser
Familie. Werden diese Tiere gestört, dann rollen sie sich zu einer
Kugel zusammen. Schnurfüßer besitzen an
den Seiten liegende Drüsen und können ein
giftiges, übel riechendes Sekret zur Abwehr
ausscheiden. Sie sind wichtig für unsere
Böden, ernähren sich von Laubstreu, totem
Holz und Pilzen und sind dadurch wesentlich an der Bildung von
Humus beteiligt.
Durch ihren Körperbau und die daraus resultierende Art der
Fortbewegung, wie sie sich durch den Untergrund fressen, werden
sie auch „Bulldozer“ genannt. Sie werden
sogar mehrere Jahre alt.
Asseln
Diese Tiere gehören zur Klasse der
Höheren Krebse und unterscheiden sich
nicht nur im Aussehen von den
„klassischen“ Krebsen, sondern entwickeln sich im Gegensatz ohne
Metamorphose, wodurch die Jungen früh den Erwachsenen ähneln.
27
Cornelia Gastinger & Stefan Schilcher
Die Ordnung der Asseln (Isopoda) zeigt sehr unterschiedliche
Lebensweisen und weist eine große Artenvielfalt (ca. 10.000 Arten)
auf. Asseln sind grundsätzlich Pflanzenfresser und ernähren sich von
Laub, Pilzen und anderen abgestorbenen Pflanzenresten. Auch diese
Tiere sind nützliche Humusbildner. Man findet sie hinter Regalen,
unter Blumentöpfen und Steinen, im Allgemeinen an feuchten
Stellen, so auch in Totholz.
Asseln haben also das Wasser verlassen und leben nun an Land. Sie
besitzen daher Kiemen. Die Kiemen sitzen an den hinteren Beinen.
Insgesamt haben Asseln sieben Laufbeinpaare und ihr Körper ist
vom Rücken zum Bauch abgeplattet.
Ameisen
Ameisen sind nicht nur im Totholz vertreten (sie siedeln lediglich
darin, sind nicht am Abbau beteiligt), sondern begeben sich auf den
Blättern der Bäume auf die Suche nach Blattläusen. Blattläuse
wandeln nämlich Pflanzensäfte in nährstoffreichen Honigtau
(Zucker) um und werden deshalb oft von Ameisen aufgesucht.
Manche Ameisenarten steuern die Honigtauabgabe selbst (durch
Melken der Blattläuse) oder leben mit den Blattläusen zusammen
und verteidigen sie gegen Feinde.
Laufkäfer
Die Familie der Laufkäfer (Carabidae) umfasst ca. 600 heimische
Arten, weltweit sind es rund 25.000. Das Erscheinungsbild der
Käfer ist gestreckt mit dunkler, oft
Baum als Lebensraum
metallisch glänzender Körperfärbung mit langen Laufbeinen, die
einer schnellen Fortbewegung dienen. Die meisten Arten leben
räuberisch, manche von ihnen können bei Gefahr aus der
Hinterleibsdrüse ein stinkendes Sekret absondern um sich gegen ihre
Fressfeinde zu wehren. Die sehr schnellen Käfer sind meistens
nachtaktiv und halten sich tagsüber unter Rinden, Steinen, Laub
oder im Totholz verborgen. Sowohl die Larven als auch die Käfer
ernähren sich von lebenden Insekten sowie von Schnecken und
Würmern. Nur sehr wenige Arten leben von Aas oder Pflanzen.
Kleinere Arten der Laufkäufer können auch in die Gänge der
Borkenkäfer eindringen und deren Larven fressen. Aus diesem
Grund besitzt der Laufkäfer einen hohen Stellenwert als natürlicher
Feind des Borkenkäfers und sorgt somit für das natürliche
Gleichgewicht im Wald.
Weiß- und Braunfäule
Bei der Weiß- und Braunfäule
handelt es sich um verschiedene
Arten der Holzfäule. Mit Hilfe
diverser
Pilze
werden
die
unterschiedlichen
Holzsubstanzen
abgebaut. Bei der Weißfäule wird vom Pilz der Ligninanteil und die
Cellulose im Holz angegriffen und zerstört. Dieser Prozess kann
schon am lebenden Stamm auftreten, meist jedoch ist er am Totholz
zu finden. Bedingt durch eine zwingend hohe Holzfeuchte ist das
28
Cornelia Gastinger & Stefan Schilcher
Baum als Lebensraum
Erscheinungsbild der Weißfäule eine weißliche Zerfaserung des
Holzes.
Bei der Braunfäule wiederum wird vom Pilz die Zellulose im Holz
angegriffen und zersetzt. Dieser Prozess benötigt nicht die gleich
hohe Holzfeuchtigkeit wie bei der Weißfäule, bewirkt aber durch die
Zersetzung des Hauptbestandteils
des Holzes, dass dieser seine
Festigkeit
und
Tragfähigkeit
verliert und in würfeligem Bruch
zerfällt. Die bräunliche Farbe
entsteht durch die weitgehende
Erhaltung des Lignins bei der
Zersetzung durch die Braunfäule.
Die beiden Holzfäulnisarten besitzen eine große Bedeutung für den
Baum in seiner „dritten Dimension“ als Totholz. Denn diese beiden
Fäulnisarten sowie Kleinstlebewesen sorgen als Destruenten dafür,
dass der Baum zersetzt wird und in den Nährstoffkreislauf übergeht.
29
Cornelia Gastinger & Stefan Schilcher
Baum als Lebensraum
Didaktik
In der Kürze liegt die Würze, in der Prägnanz die
Akzeptanz
Didaktische Reduktion
Als wir das Thema „Der Baum als Lebensraum“ per Zufall
zugewiesen bekommen haben, mussten wir uns von Grund auf
überlegen wie wir den Schülern dieses Thema erlebnisreich und
praxisnah näher bringen konnten. Der erste Gedanke von uns war,
dass wir unser Thema womöglich nicht spannend genug rüber bringen
konnten, da wir den Schülern weder heiß begehrte Amphibien noch
Reptilien als Anschauungsobjekte präsentieren konnten. Jener
Gedanke verschwandt jedoch als wir uns näher mit diesem
Themenbereich auseinandergesetzt hatten und durch viele Tipps und
Hinweise seitens der Professoren ein Grundkonzept entwickelten.
Uns war klar, dass es Schülern darum geht, dass sie Dinge selbst
erkunden und anfassen können.
Unser erster Anlauf erwies sich allerdings als zu theoretisch. Wir
bereiteten eine fundierte theoretische Grundlage vor, welche wir den
Schülern vermitteln wollten. Nach erstem Feedback des Kollegiums
wurde uns bewusst, dass unsere biologische Station Marchegg kein
Klassenzimmer sein sollte. Wir entwickelten ein neues Konzept um
die Praxis komplett in den Vordergrund zu rücken und die Schüler
30
Cornelia Gastinger & Stefan Schilcher
selbst die Natur entdecken zu lassen, um die uns umgebende Natur
wirklich zu nutzen.
Nach jedem Stationsbesuch nahmen wir das Feedback seitens des
Beobachters sehr ernst und versuchten gleich sowohl den Ablauf als
auch den zu vermittelnden Inhalt anzupassen. Von Mal zu Mal gelang
es uns die Station zu verbessern und den Schülern ein
erlebnisorientiertes Forschen zu bieten. Bis es schlussendlich dazu
kam, dass es etwas chaotisch zuging, was in diesem Fall durchaus
didaktisch wertvoll war.
Das von uns durchdachte Konzept wurde nicht nur durch unsere
Anpassungen und Verbesserungen verändert, sondern auch durch
Baum als Lebensraum
spontane Schülerreaktionen auf das ökologische Umfeld unserer
Station beeinflusst. So war es von unserer Seite notwendig auf diese
Interessensblitze der Schüler (Bsp.: Plötzlich sprang ein Frosch in den
kleinen Tümpel neben unserer Station) einzugehen und nicht einfach
zu ignorieren und nach Plan zwanghaft vorzugehen.
Selbst unseren ersten gut ausgewählten Standort entlang der March
mussten wir kurzfristig aufgrund des steigenden Hochwasserstandes
in die Nähe des Hauses verlegen. Durch Flexibilität konnten wir das
Beste aus unserem neuen Standort herausholen und auch dort
genügend Anschauungsmaterial organisieren. Wir fanden zahlreiche
mit Moos bewachsene Bäume, Flechten, Baumschwämme, Lianen
und Kletterpflanzen sowie einen Totholzstamm vor.
Lehrziele
Uns als Lehrende war es wichtig, dass die Schüler Erkenntnisse über
zentrale biologische Prinzipien und Zusammenhänge erwerben,
sowie Kreisläufe und Abhängigkeiten der Natur begreifen.
Weiteres sollen die Schüler die Abhängigkeit des Menschen von der
Natur begreifen lernen und dadurch nachhaltiges Denken und
Handeln zum Schutz unserer Lebensgrundlage gefördert werden.
Ein weiteres Lehrziel ist der Erwerb eines biologischen
Grundverständnisses und das Erkennen naturwissenschaftlicher
Normen und Werte sowie das Übernehmen von Verantwortung. Es
soll die soziale Kompetenz gefördert werden, indem die Schüler den
Wald als Team entdecken. Außerdem soll Wissenschaftskompetenz
31
Cornelia Gastinger & Stefan Schilcher
erworben werden, indem sie an erstes
wissenschaftliches Denken durch praktische
wissenschaftliche Methoden herangeführt
werden.
Methoden
Unser erstes Grundkonzept sah den Ablauf
unserer Station „Der Baum als Lebensraum“
wie folgt vor:
Einführend betrachteten wir zusammen mit
den Schülern die Stockwerke des Waldes.
Wir tasteten uns von oben nach unten heran
und besprachen die Tiere und Pflanzen der
einzelnen Stockwerke. Ein selbst erstelltes
Vogelquiz soll ein paar Vögel der Au
charakterisieren. Darauf Bezug nehmend
sollten die Schüler überlegen welche Rolle
der Baum für die Vögel spielt. Nach diesem
kleinen Einstieg verteilten wir Arbeitsblätter,
welche mit vielen Fachbegriffen wie
Symbiose,
Saprophyten,
Parasiten,
Mykorrhiza usw. bestückt waren. Es stellte
sich schnell heraus, dass diese mit
Widerwillen seitens der Schüler bearbeitet
wurden. Im ersten Durchlauf erklärten wir
Baum als Lebensraum
ihnen anhand von Anschauungsmaterial eines Mooses und
Fraßspuren von Borkenkäfern wie diese den Baum nutzen. Diese
Veranschaulichung war sehr durch Frontalunterricht geprägt und
ähnelte eher dem Unterricht im Klassenzimmer, als dass
erforschendes Lernen und Entdecken der Schüler berücksichtigt
wurde. Das Beispiel für Flechten wurde den Schülern mehr oder
weniger von uns auf dem Tablett serviert anstatt sie es selbst finden
zu lassen. Unsere ersten praktischen Versuche waren die
Betrachtungen der Fäulnisarten am Totholz. Nach dem ersten
detailierten Feedback durch den Beobachter, begannen wir sukzessiv
unser Grundkonzept umzustellen, indem wir von Gruppe zu Gruppe
bestimmte Punkte (z.B. die Arbeitsblätter oder das Vogelquiz)
wegfallen ließen und an dieser Stelle die Schüler und die Praxis
immer mehr in den Vordergrund stellten. Dieser stetig
voranschreitende Prozess ging soweit, dass wir am zweiten Tag des
Stationenbetriebs unser geplantes Konzept komplett verwarfen und
aufbauend auf die ausführliche Feedbackrunde ein neues Konzept
erstellten. Dieses Konzept war sogar für uns so neu, dass wir selbst
gespannt waren welche Veränderungen wir seitens der Schüler zu
erwarten hatten.
Schließlich gelang es uns in den letzten beiden Durchgängen eine rein
praxis- und schülerorientierte Station mitten in der Natur zu gestalten.
Wir begannen zunächst mit den Schülern den Vogelgesängen im
Wald zu lauschen und führten sie an die einzelnen Lebenszonen eines
Baumes heran. Wir ließen die Schüler nicht einmal mehr hinsetzen,
da sie auf diese Weise schnell ermüdeten und gelangweilt erschienen.
32
Cornelia Gastinger & Stefan Schilcher
Außerdem sollte dadurch die Klassenzimmer-Atmosphäre
durchbrochen werden. Die Schüler durften von Beginn an alles
anfassen und ertasten, was schnell großes Interesse in ihnen weckte.
So gingen wir weiter zum Moos, zu den Kletterpflanzen und zum
Totholz, welches sie zertreten und durchwühlen durften. Dies löste
selbst bei etwas zurückgehaltenen Schülern Euphorie aus. Diese
Euphorie nutzten wir, um den Schülern das Totholz als Lebensraum
näher zu bringen. Sie durften auch selbst Tiere einfangen und diese in
einem Lupenglas beobachten. Der Spaßfaktor insgesamt war sehr
groß und wir hatten den Eindruck, dass wir es geschafft haben, den
Baum als Lebensraum zu vermitteln.
Reflexion: Was hat geklappt, was hat nicht geklappt?
Durch den ersten Schock über den Unwillen der Schüler, unser
Arbeitsblatt zu bearbeiten war uns schnell klar, dass wir dieses nicht
weiter einsetzen werden. Auch das Vogelquiz kam nicht so gut an,
wie wir uns das vorgestellt hatten und ließen es mit der Zeit dann
auch weg. Den Zwang die Kinder wie im Klassenzimmer zu
unterrichten legten wir schnell ab, denn Langeweile war den Schülern
aufs Gesicht geschrieben. Überraschender Weise kam auch das
Binokular nicht allzugut an, wobei man dazu sagen muss, dass von
uns nicht immer darauf eingegangen wurde. Das Totholz einfach als
totes, morsches Holz zu präsentieren stellte die Schüler nicht
zufrieden und wurde mit Kopfnicken quittiert. Durch die radikale
Umstellung unseres Konzepts brachten wir die Praxis nach und nach
Baum als Lebensraum
ein. Die Schüler nahmen dies sehr positiv auf und gaben uns das
Gefühl als hätten sie Spaß daran. Das Moos anzugreifen, die Lianen
vom Baumstamm zu lösen, die Flechten selbst im Wald zu entdecken,
auf das Totholz einzutreten und es zu durchwühlen, Tiere darin zu
finden sowie faulendes Holz mit der Hand zu zerbröckeln war für sie
ein Erlebnis und brachte uns die Bestätigung, dass unser neues
Konzept ein Erfolg war und eine Weiterentwicklung unsererseits
bedeutete.
Kurzes Resümee
„Unsere Station in Marchegg wirkte anfangs auf die Schüler wie das
Verhalten der Würfelnatter, zuerst versuchten sie sich tot zu stellen,
zeigten wenig Reaktion und waren desinteressiert. Es gelang uns
durch den Praxisschwerpunkt die Schüler für uns zu gewinnen,
sodass sie sich nicht mehr in Abwehrhaltung begeben mussten.“
33
Cornelia Gastinger & Stefan Schilcher
Baum als Lebensraum
Literatur
Bücher:
Bayrhuber H., U. Kull (hrsg.), 2002, Linder Biologie 1,
Wien: E. Dorner GmbH.
Campbell N.A., J.B. Reece, 2009, Biologie, München:
Pearson Studium.
Websites:
http://www.chili-balkon.de/viecher/julidae.htm
Zugriff am 15.06.2010
http://www.hausgarten.net/gartenpflege/schaedlingekrankheiten/asseln.html
Zugriff am 16.06.2010
Harde W., E. Möhn (überarb. u. erw.), 1992, Der Kosmos
Käferführer, Wien: Buchgemeinschaft Donauland.
k.A., 2002, Die große La Rousse Natur Enzyklopädie,
Bindlach: Gondrom Verlag GmbH.
Sitte P., E.W. Weiler, 2002, Straßburger – Lehrbuch der
Botanik für Hochschulen, Berlin: Spektrum-Akademischer
Verlag.
http://www.sdw-nrw.de/infos/lebensraumbaum.htm
Zugriff am 17.07.2010
http://www.waldwissen.net/themen/waldoekologie/waldoeko
systeme/wsl_lebensraum_totholz_DE
Zugriff am 16.06.2010
Stinglwagner G., u.a., 2005, Das Kosmos Wald- und
Forstlexikon, Stuttgart: Frankh-Kosmos-Verlag.
Svensson L., Ch. Barthel (Übers.), 1999, Der neue KosmosVogelführer, Stuttgart: Kosmos-Naturführer.
Zahradnik J., 2002, Der Kosmos Insektenführer, Stuttgart:
Kosmos Naturklassiker.
34
Cornelia Gastinger & Stefan Schilcher
Baum als Lebensraum
Bildquellen
Fachliches
Comic-Baum: http://www.schulbilder.org/baum-t13951.jpg
Storch: http://www.picswiss.ch/Vogel/storch2.jpg
Borkenkäferlarven: http://www.natur-umtriberg.de/Bilder/Insekten/BorkenkaeferLarve8151.jpg
Leopardenschnecke:
http://www.insektenfotos.de/Limax%20maximus%20%28Le
opardenschnecke%29_011.jpg
Moos: http://www.hicker.de/data/media/164/alterbaum_10265.jpg
Flechte:
http://www.pilzepilze.de/extern/roswitha/Flechte_gelb.jpg
Mykorrhiza:
http://www.waldwissen.net/themen/waldoekologie/pilze_flec
hten/wsl_mykorrhiza_lebensgemeinschaft_wurzel.jpg
Totholz:
http://www3.lanuv.nrw.de/static/infosysteme/naturerlebnisfu
ehrer/frames/herten/image/01_2_6a_totholz.jpg
Steinläufer:
http://www.natur.winterthur.ch/upload/pict/n_steinlaeufer.jpg
Schnurfüßer:
http://tolweb.org/onlinecontributors/app?page=ViewImageData&ser
vice=external&sp=33466
Asseln:
http://www.schilditreff.de/archives/asseln.jpg
Laufkäfer: http://home.arcor.de/bjoern.doering/digifotos/macro_bjodo/Laufkaefer.jpg
Weißfäule:
http://www.waechtershaeuser.de/baum/botanik/image/weissf.jpg
Braunfäule: http://www.pariseksaniert.de/holzschutz/holzschaedlinge/pflanzlich/bilder/braunfaeule_
klein_1.jpg
Didaktik
Stationsplatz: eigenes Foto
Baumstamm mit Moos: eigenes Foto
35
Marlene Hölzl & Elisabeth Hannesschläger
von Marlene Hölzl & Elisabeth Hannesschläger
Fachliches
Der Baum
Ein Baum ist nicht eine isolierte, für sich stehende, einzelne Pflanze,
sondern erweist sich bei genauerer Betrachtung als ganzer
Lebensraum für viele weitere Pflanzen, Pilze und Tiere. So steht
nicht nur der Baum in Beziehung zu seiner Umgebung, sondern
auch auf und in dem Baum selbst gibt es ein komplexes Geflecht
von
Lebensgemeinschaften.
Nicht
nur
die
Wuchsform
von
Bäumen spielt eine
große Rolle für diese
Lebensgemeinschaften
(3-dimensional; bietet
eine
völlig
neue
Perspektive), sondern
auch die 4. Dimension
– die Zeit – ist ein
Lebensraum Baum
entscheidender Faktor. Totholz ist ebenfalls ein wichtiger
Lebensraum für unzählige weitere Lebewesen.
In unserem speziellen Fall handelte es sich bei unserem Baum um
eine Silberweide (Salix alba) – ein typischer Baum der sogenannten
„weichen Au“. Als Bewohner der Au weist die Weide einige
Anpassungen an diesen Lebensraum auf: Sie ist schnellwüchsig, ihr
Holz ist weich und die Äste besonders biegsam, was sie bei
regelmäßigen Überschwemmungen vor zu großem Schaden
bewahrt. Sollte dennoch einer der Äste abbrechen, ist dieser
Steckling sofort wieder fähig zu wurzeln.
Auf unserer Silberweide (Salix alba) vorkommenden
Arten:
Tiere
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Schaumzikadenlarven (Aphrophoridae)
Diverse Spinnen (Arachnida)
Ameisen (Formicidae)
Schlammfliege (Sialis sp.)
(Wald)baumläufer (Certhiidae, Certhia familiaris)
Kleiber (Sitta europeae)
Schnirkelschnecke (Cepaea sp.)
Weinbergschnecke (Helix pomatia)
Teichmuschel (Anodonta)
Vögel, die im Umkreis unseres Baums zu hören waren:
•
ZilpZalp (Phylloscopus collybita)
36
Marlene Hölzl & Elisabeth Hannesschläger
•
•
•
•
•
•
Buntspecht (Dendrocopos major)
Pirol (Oriolus oriolus)
Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla)
Kohlmeise (Parus major)
Blaumeise (Parus caeruleus)
Kuckuck (Cuculus canorus)
Pflanzen:
•
•
•
•
Mistel (Viscum album)
Brennnessel (Urtica dioica)
Kletten-Labkraut (Galium aparine)
Junge Esche (Fraxinus sp.)
Lebensraum Baum
•
•
Gelbe Krustenflechte/verschiedene Flechten (Lichen)
Moose
Pilze:
•
Baumschwamm (Fomitopsidaceae)
(Lebens-)Spuren:
• Spechtlöcher
• Geöffnete Walnußschale
• Fischschuppen
Markante Arten in der Nähe unseres
Baumes:
Tiere:
•
•
Gelsen!! (Culicidae) 
Aufgedunsener Güster
bjoerkna)
(Blicca
Pflanzen:
•
Sommerknotenblume
aestivum)
(Leucojum
Pilze:
• Getigerter Sägeblättling (Lentinus
tigrinus)
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Marlene Hölzl & Elisabeth Hannesschläger
Pflanzen, die von uns näher behandelt wurden:
Mistel (Viscum album, Santalaceae)
Allgemein
Misteln sind immergrüne Halbschmarotzer, die auf Bäumen oder
Sträuchern leben. Ein Halbschmarotzer ist eine parasitische
Blütenpflanze, die ihren Wirtspflanzen mit Hilfe spezieller
Saugorgane (Haustorien) Wasser und Nährsalze entzieht. Im
Gegensatz zu Vollschmarotzern besitzen sie die Fähigkeit,
Photosynthese zu betreiben. Sie können die den Wirten
entnommenen
Stoffe
selbst
zu
organischen
Kohlenstoffverbindungen weiterverarbeiten.
Es werden drei äußerlich verschiedenen Unterarten unterschieden,
die ganz unterschiedliche Wirtsansprüche haben. Die häufigste
wächst auf verschiedenen Laubgehölzen, die zweite ist auf
Nadelgehölzen der Gattung Pinus (Kiefer) zu Hause und die letzte
hat sich auf die Gattung Abies (Tanne) spezialisiert.
Äußeres Erscheinungsbild
Misteln können bis zu einem Meter groß werden. Die Blätter sind 35 cm lang, gegenständig, lederig zum Grund verschmälert. Die
Zweige der Mistel sind ebenso, wie die Blätter grünlich gefärbt. Die
Pflanze ist zweihäusig und blüht zwischen März und April. Die
Blüten sind gelblich, meist vierzählig geknäuelt und sitzend. Die
Lebensraum Baum
Früchte sind weiße - gelbliche, etwa erbsengroße Beeren mit einem
Samen im klebrigen Fleisch, die erst während des Winters
heranreifen.
Verbreitung
Verbreitet werden Misteln von Vögeln (Endozoochorie). Diese
fressen die klebrigen Beeren und scheiden die unverdauten Samen
gemeinsam mit dem Kot und Resten des klebrigen Nährgewebes
wieder aus. Landen die Samen auf einem Baum, bilden sie eine
Haftscheibe auf der Rinde aus der kurz nach der Keimung ein
Saugfortsatz (Haustorium) in den Ast des Wirtes hineinwächst.
Dieser entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einer Primärwurzel und
im folgenden Jahr zu Senkerwurzeln, die bis in das Leitungsgewebe
des Wirtes eindringen. Damit stellt der Keimling sein Wachstum für
das laufende Jahr ein. Erst im darauf folgenden Jahr treiben die
ersten Blätter der Mistel aus. Bis dahin hat sie auch die
Versorgungsbahnen des Baumes angezapft. Der Baum versucht den
Parasiten zu überwallen, wodurch sich die Äste verdicken.
Nach fünf Jahren blüht die Mistel das erste Mal. Männliche und
weibliche Blüten sind auf unterschiedlichen Pflanzen zu finden. Nur
aus den weiblichen Blüten bilden sich später die weißen Früchte.
Dies erklärt, warum auch Mistelkugeln ohne Beeren vorkommen.
Mythologie
Um die Mistel ranken sich viele Mythen. Als Zutat des berühmten
Zaubertrankes im Comic „Asterix und Obelix“, der den Galliern
unbeschreibliche Kräfte verlieh, ist die Mistel beinahe jedem ein
Begriff.
38
Marlene Hölzl & Elisabeth Hannesschläger
Der wissenschaftliche Name „Viscum Album“ bedeutet übersetzt
soviel wie „Vogelleim“. Schon die alten Römer verwendeten die
klebrigen Beeren, um Leim herzustellen. Leider wurde (wird!)
dieser Leim auch für den Vogelfang eingesetzt.
Durch ihre immergrünen Blätter, stellt die Mistel ein Symbol der
Ewigkeit dar.
Flechten
Flechten sind Doppelorganismen, die aus einer Pilz- und einer
Algenart aufgebaut sind. Der Pilz und die Alge bilden eine
Lebensgemeinschaft, die sehr empfindlich auf schädliche Einflüsse
reagiert, da sie Wasser und Nährstoffe direkt aus der Luft über die
Oberfläche aufnimmt. Dies ist der Grund dafür, warum Flechten als
Bioindikatoren für Luftverschmutzung herangezogen werden
können.
Von den Pilzen können Flechten in der Regel durch die
Langlebigkeit der Fruchtkörper und die Existenz eines dauernd
sichtbaren „Körpers“, eines so genannten Lagers, unterschieden
werden. Von den Moosen weichen sie gewöhnlich durch das Fehlen
frischer grüner Farbtöne und von Sporenkapseln ab. Die Farben von
Flechten reichen von weiß über leuchtendes Gelb, tiefrot, olivgrün,
braun bis zu tiefschwarz.
Die Pilzkomponente der Flechten besteht meist aus einem
Ascomyceten. Einzellige Grünalgen oder Cyanobakterien, bilden in
der Regel die phototrophen Partner.
Nach der Wuchsform und der Auflagefläche des Lagers,
unterscheidet man Krusten-, Laub-, Bart- u. Strauchflechten
Lebensraum Baum
Auf unserem Baum konnten wir Laub- und Krustenflechten
entdecken, wobei die einzige von uns eindeutig identifizierte Flechte
die Gewöhnliche Gelbflechte war.
Gewöhnliche Gelbflechte (Xanthoria parietina)
Die Gewöhnliche Gelbflechte, auch
Gelbe Baumflechte genannt, ist eine gelbe
bis gelborange breitlappige Laubflechte
mit orangen Apothecien. Das Lager ist
orangegelb bis hellgelb. Durch die
großen, gelben, anliegenden Lappen ohne
Sorale und die meist vorhandenen
Apothecien ist sie gut erkenntlich. Die
Flechte ist auf Rinden, altem Holz,
Mauern und Gesteinen zu finden. Sie
kann als eine der wenigen Flechten auf
den
verschiedensten
Standorten
vorkommen. Aufgrund des enthaltenen
Farbstoffs Parietin, wurde die Flechte zum Gelb- und Braunfärben
genutzt.
Pilze
Pilze bilden neben Tieren und Pflanzen ein eigenständiges Reich.
Sie werden fälschlicherweise, aufgrund ihrer seßhaften
Lebensweise, oftmals dem
Pflanzenreich zugeordnet. Aus
Untersuchungen geht jedoch hervor, dass die nächsten Verwandten
der Pilze, die Tiere und nicht die Pflanzen sind. Die Zellwände der
39
Marlene Hölzl & Elisabeth Hannesschläger
Pilze sind aus dem Polysaccharid Chitin aufgebaut, dass sich auch
im Außenskelett von Insekten befindet. Pilze sind heterotrophe
Organismen, die ihre Nahrung von organischen Nährstoffen ihrer
Umgebung durch Absorption aufnehmen.
Pilze besitzen keine Chloroplasten und sind daher nicht in der Lage,
Photosynthese zu betreiben. Sie leben entweder sapotroph,
parasitisch oder mit anderen Organismen in Symbiose.
Die Basisdiomyceten, denen unter anderem die Baumschwämme
angehören, zählen zu den wichtigsten Zersetzer von Holz und
anderen organischen Materialien. Viele Baumschwämme leben als
Parasiten an geschwächten oder geschädigten Bäumen und zersetzen
das Holz weiter, wenn der Baum abgestorben ist.
Getigerte Sägeblättling (Lentinus tigrinus)
Der Getigerte Sägeblättling ist ein holzbewohnender Saprophyt, der
auf Laubhölzern vorkommt. Häufig werden Pappel- und
Weidenarten besiedelt. So wie in unserem Fall liegen die besiedelten
Lebensraum Baum
Bäume oftmals dicht am Wasser. Der Pilz kommt besonders häufig
auf verschiedene Auwaldtypen vor, außerhalb der Auwälder kann
der Getiegerte Sägeblättling in Parkanlagen, an Wegrändern und
ähnlichen Standorten gefunden werden.
Getigerter Sägeblättling in der Umgebung unseres Baumes
Tiere
Um auf einem Baum leben zu können, sind auch bei Tieren
verschiedene Anpassungen nötig. Eine davon ist Flugfähigkeit womit wir bei den wohl bekanntesten Baumbewohnern, den Vögeln
wären. Wir werden hier auf 2 Familien eingehen, die auch
tatsächlich auf unserem Baum anzutreffen waren. (Spechtlöcher und
Baumläufernest)
Spechte (Picidae)
Es gibt bei uns in Österreich 10 heimische Spechtarten, die mit
etwas Übung relativ leicht voneinander unterschieden werden
können. Der größte davon ist der Schwarzspecht, unverkennbar auf
Grund seiner Größe und der schwarzen Färbung. Dann kommen die
sogenannten „Bodenspechte“ Grau- und Grünspecht mit einer grüngrauen Färbung. Weiters gibt es den grau-braunen Wendehals, den
Dreizehenspecht, wo die Männchen einen gelben Scheitel aufweisen
und dann noch weitere 5 Spechtarten mit einer Kombination aus
weiß-rot-schwarzem
Gefieder
(Buntspecht,
Mittelspecht,
Blutspecht, Kleinspecht und Weißrückenspecht). Der bekannteste
40
Marlene Hölzl & Elisabeth Hannesschläger
davon ist wohl der Buntspecht (Dendrocopus major). Er läßt sich
von den anderen dadurch unterscheiden, dass er der einzige ist, bei
dem sich der schwarze Kreis hinter dem Auge schließt. Der
Buntspecht ist der häufigste einheimische Specht, er kommt in
Laub- Nadelwäldern, Streuobstwiesen, Gärten sowie Auwäldern
vor. Er ist ein klassischer Höhlenbrüter – die Höhlen, die der
Buntspecht zimmert dienen später auch zahlreichen anderen
Höhlenbrütern. Den typischen Trommelwirbel setzt der Specht zur
Revierabgrenzung ein. Nahrungssuchende Spechte legen mit ihrem
kräftigen Schnabel hackend holzbewohnende Insekten und deren
Larven frei, die sie dann mit der langen, klebrigen Zunge
herausholen. Im Winter ernten Buntspechte Zapfen und klemmen
sie in Rindenspalten ein um sie bearbeiten und sie Samen fressen zu
können. Der typische „Kicks, kicks“-Ruf des Buntspechts ist
grundsätzlich leicht zu erkennen.
Auf unserem Baum befanden sich auf einigen abgestorbenen Ästen
unzählige Spechtfraßlöcher, die von unten nicht so gut zu sehen
waren. Durch das Erklettern des Baumes konnten die Schüler_innen
diese jedoch gut sehen nahezu bei jeder Gruppe konnten wir auf
Spechtrufe in der Umgebung hinweisen.
Lebensraum Baum
entdeckt sie eher auf Grund ihrer huschenden, ruckartigen
Bewegungen die etwas an Mäuse erinnern. Baumläufer klettern auf
der Suche nach Insekten meist spiralig Stämme und Äste empor und
sich dann oben angekommen wieder zum Fuße des nächsten
Baumes zu fliegen. Anders als der Kleiber, können Baumläufer
nicht kopfabwärts klettern.
Erst 1820 wurde entdeckt, dass es bei uns zwei Baumläufer Arten
gibt. Da sich der Waldbaumläufer (Certhia familiaris) vom
Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla) in der Zeichnung kaum
unterscheidet sind die beiden im Freiland nur sehr schwer zu
unterscheiden. Am besten gelingt dies über den Gesang.
Baumläufer bauen ihre Nester unter abstehender Baumrinde.
Auch auf unserem Baum konnten wir über die Tage hinweg immer
wieder Baumläufer beobachten. Wir nehmen an, dass ein
Baumläuferpaar auf unserer Weide nistete, da man ein Tier immer
wieder beim Verschwinden in einem Rindenschlitz beobachten
konnte. Da der Ast jedoch nicht unmittelbar bei unserer
Aufstiegsstelle, sondern ein paar Meter davon entfernt war, wurden
die Baumläufer zum Glück nicht allzusehr gestört.
Schaumzikaden (Aphrophoridae)
Baumläufer (Certhiidae)
Baumläufer sind kleine, braun-weiß
gefleckte Vögel mit einem spitzen,
schwach nach unten gebogenen Schnabel
und steifen Steuerfedern. Durch ihre gute
Tarnung sind sie schwer zu sehen, man
Ein weiteres Phänomen unseres Baumes, das die Schüler_innen
erforschen konnten, war der ständige, leichte „Regen“ unter dem
Baum. Die kleinen Tröpfchen, die man immer wieder spürte,
stammten von den Larven einer Schaumzikadenart.
Schaumzikaden sind meist unauffällig strohfarben, bräunlich oder
schwarz gefärbt – im Gegensatz zu den Blutzikaden (Cercopidae),
41
Marlene Hölzl & Elisabeth Hannesschläger
die auffallend schwarz-rot gezeichnet sind. Von den Zwergzikaden
(Cicadellidae) unterscheiden sie sich durch ihre runden, wenig
bedornten Hinterschienen. Ihr namensgebendes Merkmal ist, dass
die Larven in selbst erzeugten Schaumhüllen, dem sogenannten
„Kuckucksspeichel“, leben. Diese ernähren sich von zuckerhaltigen,
jedoch wenig eiweißreichen Pflanzensäften – sie saugen deshalb
eine große Menge an Pflanzensaft um ihren Eiweßbedarf zu decken
und scheiden den Rest wieder aus, welcher dann von Zeit zu Zeit
vom Baum tropft.
Fachdidaktik
Schon nach kurzer Beschäftigung mit unserem Thema wurde uns
bewusst, wie komplex und umfangreich dieses ist. Ein Baum ist
Lebensraum für viele Tiere, Pflanzen und Pilze. Für uns stellte sich
nun die Frage, wie wir den Schüler_innen in kurzer Zeit diesen
komplexen Lebensraum, so realitätsnahe wie möglich näher bringen
könnten. Schon bald kamen wir auf den Gedanken, dass es für die
Kinder sicher faszinierend wäre, den Baum einmal aus einer anderen
Perspektive, nämlich der ihrer Bewohner_innen, erforschen zu
können. Aber wie sollten wir das anstellen? Von einem Baumhaus
über andere, zum Teil sehr witzige Ideen, kamen wir schlussendlich
zum Entschluss, den Baum mit einem Seil und Steigklemmen,
gesichert in einem Klettergurt zu erklimmen. Da Lisi als Zweitfach
Bewegung und Sport studiert und Mene bereits seit längerer Zeit in
einem Klettergarten arbeitet, sowie eine Ausbildung zur
Sporkletterlehrerin abgeschlossen hat, waren das fachliche
Hintergrundwissen und das benötigte Material für unsere
Lebensraum Baum
Baumkletteraktion gesichert. Nach einem Versuchsnachmittag auf
den Steinhofgründen, bei dem die Umsetzung eigentlich auf Anhieb
klappte, blickten wir voller Vorfreude den Tagen in Marchegg
entgegen.
Vor Ort machten wir uns auf die Suche nach einem geeigneten
Baum. Diese Suche erwies sich als äußerst schwierig, da viele der
Bäume zu dünn waren oder sich ihre Äste in unerreichbaren Höhen
befanden. Außer den „technischen“ Anforderungen für den Aufbau
einer optimalen und sicheren Seilstation (Richtige Höhe und
richtiger Durchmesser der tragenden Äste, Möglichkeit zu
redundanten Absichern des Abseilpunkts) sollte der gesuchte Baum
ja zusätzlich eine gewisse Bandbreite an interessanten Details
(Misteln, Fraßspuren, Vogelnester, Totholz im Umkreis...) bieten
und sich nicht allzu weit weg von den anderen Stationen befinden.
Wir wurden schließlich fündig: Direkt in Wassernähe stand eine
wunderschöne Silberweide, die dicke, ausladende Äste hatte und in
deren Mitte durch die Überschwemmungen auf einem kleinen
Plateau Brennnesseln, junge Eschen und andere Pflanzen wuchsen.
Weiters waren eine Menge Misteln,
Baumschwämme, sowie viele verschiedene
Lebens- und Fraßspuren von Tieren zu
finden. In ca. 6m Höhe konnten wir eine
optimale Seilstation aufbauen, die wir am
ersten Abend noch getestet haben.
Aufbau der Station am ersten Abend
42
Marlene Hölzl & Elisabeth Hannesschläger
Lebensraum Baum
Didaktische Reduktion
Beschreibung der Station
Im Vordergrund stand bei unserer Station „Lebensraum Baum“
das Erleben und eigenständige Erforschen.
Durch eine Seilkonstruktion (Redundant gesicherter
Umlenkpunkt eines Kletterseils ca. 6 m hoch im Baum, sodass
die Schüler_innen an zwei Seilenden emporklettern können +
ein Seil zum Ablassen in der Mitte) die von uns am Baum
angebracht wurde, hatten die Schüler_innen die Möglichkeit
gesichert in einem Klettergurt und mit Hilfe von Steigklemmen
den Baum zu „erklettern“. Dies ermöglichte es ihnen, den
Baum aus einer neuen Perspektive zu erleben, sich gedanklich
in seine Bewohner_innen hineinzuversetzen, sowie Pflanzen,
Pilze und Tiere zu entdecken, die vom Boden aus nicht gut zu
sehen waren.
Je nach Gruppengröße nutzten wir bereits den Weg zu unserer
Station, mit den Kindern und Jugendlichen kurz den
Lebensraum Au zu erarbeiten. Fragen wie: Was charakterisiert
diesen Lebensraum, welche Bäume kommen in diesem
Lebensraum vor, welche Anpassungen an diesen Lebensraum
haben die Pflanzen einer Au entwickelt, standen hierbei im
Vordergrund.
Bei unserer Station angekommen entdeckten die Jugendlichen
natürlich sofort die im Baum hängenden Seile und die
Klettergurte – da uns bewusst war, dass dieser
„abenteuerliche“ Aspekt unserer Station sofort ihre ganze
Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, sind wir meist anfangs
43
Marlene Hölzl & Elisabeth Hannesschläger
gleich darauf eingegangen, dass jede/r freiwillig die Möglichkeit
haben wird, auf den Baum zu klettern um vorerst die Neugierde zu
stillen. Danach haben wir in einer kleinen Einführung die
Schüler_innen gedanklich auf das Thema „Baum als Lebensraum“
eingestimmt – wir haben beispielsweise mit ihnen über den
Lebensraum Auwald gesprochen, gemeinsam festgestellt, wie
biegsam die Äste der Silberweide sind oder haben ihnen eine in der
Rinde steckende Muschel gezeigt. Diese gedankliche Basis, die hier
anfangs geschaffen wurde, ermöglichte es den Jugendlichen dann
meist schon sich eigenständig gewisse Zusammenhänge zu erklären,
beispielsweise, wie die Brennnesseln und die anderen Pflanzen auf
die Weide gekommen sind (Überschwemmungen).
Nach dieser „Aufwärmphase“ haben wir jedem der Jugendlichen
ein Clipboard mit Arbeitsblatt ausgeteilt, das wir dann kurz mit
ihnen durchgesprochen haben. Weiters haben wir sie auf die
verschiedenen
Arbeitsmaterialien
(Insektengläschen,
Lupe,
Ferngläser, Bestimmungsbücher, etc.) hingewiesen, bevor dann
der/die Erste zum Klettern fertiggemacht wurde. Das Arbeitsblatt
hatte unter anderem die Funktion, den Schüler_innen einen
Leitfaden zu Verfügung zu stellen, der aber dennoch zu
selbständigem Arbeiten animiert, da es für uns sehr wichtig war,
absolute Sicherheit beim Klettern zu gewährleisten, und so über
kurze Zeiträume beide von uns bei der Seilstation gefragt waren.
Meist ist eine von uns voraus geklettert, um die Bewegung
vorzuzeigen und dann die Schüler oben empfangen und auch wieder
abseilen zu können, während die zweite unten die Gurte
kontrollierte und noch bei den ersten Aufstiegsbewegungen mithalf.
War ein/e Schüler/in oben angekommen, haben wir ein wenig Zeit
zum Verschnaufen und zum Umschauen gegeben, da meist während
dem Klettern selber die Umgebung kaum wahrgenommen wird. Oft
Lebensraum Baum
kamen dann von den
Kindern selbst Anregungen
für Gespräche wie „Wow, da
unten im Wasser liegt ein
toter Fisch – den hat man
von
unten
gar
nicht
gesehen.“ Generell haben
wir uns am Baum je nach
Zeit und Interesse mit den
Schüler_innen
über
die
Baumbewohner und den
Vorteil
der
veränderten
Perspektive, sowie über die
Spechtlöcher, die Baumschwämme, die Misteln oder
die Schaumzikaden unterhalten. Oft haben wir ihnen
auch eine der Fischschuppen,
die wir auf dem Ast
gefunden haben, in die Hand
gegeben und haben sie
gefragt, was sie glauben, was
das ist und wie es auf den
Baum gekommen ist.
Während jeweils eine von
uns diese Betreuung direkt
am Baum unternommen hat,
war die zweite am Boden
unterstützend
für
die
restlichen Jugendlichen da –
44
Marlene Hölzl & Elisabeth Hannesschläger
so konnten Fragen gleich beantwortet werden bzw. den wenigen
Kindern, die sich nicht auf den Baum trauten, die meisten Inhalte
auch vom Boden aus vermittelt werden (wir hatten beispielsweise
das Glück, eine sehr tief hängende Mistel auf unserem Baum zu
haben, die sich gut für Anschauungszwecke eignete).
Zum Abschluß blieb leider nur selten genug Zeit für eine
ausführliche Abschlußrunde, allerdings bekam jede/r Jugendliche
einen Button mit unserem Baummotiv und die Sammelkarten
unserer Station, wobei sie 4 aus 8 verschiedenen ziehen durften.
Eine von uns begleitete die Gruppe dann zurück zur nächsten
Station wo wir in den meisten Fällen, wenn es die Zeit erlaubte,
noch einen Abstecher zu den Hochwassermarken unter der Brücke
machten.
Lebensraum Baum
Reflexion
Für uns waren die Tage in Marchegg eine sehr wichtige und
zugleich schöne Erfahrung. Uns wurde wieder einmal vor Augen
geführt, wie sehr uns die Biologie, vor allem aber die Natur
fasziniert. Die Teamarbeit und die Arbeit mit den Kindern bereitete
uns große Freude. Sehr spannend fanden wir es, die
unterschiedlichen Charaktere zu beobachten und uns jedes Mal auf
Neue auf diese einzustellen. Manche Kinder waren quirlig, andere
still und zurückhaltend, manche stellten Fragen, bei anderen hatten
wir das Gefühl sie seien mit den Gedanken eher woanders. Aber
nichtsdestotrotz hatte jeder dieser Charaktere etwas für sich und
genau das machte die Arbeit schön und abwechslungsreich..
Die Gruppengröße der Kinder, war in Bezug auf die zur Verfügung
stehende Zeit, gut gewählt. Es waren zwei Gruppen dabei, die
unsere Station zu fünft besuchten, was natürlich für 45 min schon
etwas knapp wurde. Im Großen und Ganzem war dies aber auch
kein Problem. Wir haben unser Programm flexibel an die Gruppen
angepasst. Vermutlich ist uns das so problemlos gelungen, weil wir
uns kein allzu strenges Konzept zurechtgelegt hatten. Wir hatten ein
grobes Konzept vorbereitet, dass wir den Kindern ohne Zwang und
Druck vermitteln wollten. Dort wo es zeitmäßig möglich war, alles
unterzubringen, haben wir das gemacht. In anderen Fällen ließen wir
bestimmte Punkte, die uns nicht so wichtig erschienen, einfach weg.
Großen Wert legten wir darauf, Dinge, die unmittelbar auf oder rund
um unseren Baum passierten, aufzugreifen und zu thematisieren.
Dies weckte die Aufmerksamkeit der Kinder und stellte einen
unmittelbaren Bezug zum Lebensraum Baum her.
45
Marlene Hölzl & Elisabeth Hannesschläger
Nun zum Wesentlichen, dem Baumklettern. Die Freude in den
Augen der Kinder, die sich trauten den Baum zu erklimmen, war
nicht zu übersehen. Sie strahlten über das ganze Gesicht und
erzählten den Kolleg_innen voller Stolz ihre Erlebnisse. Für uns war
somit ein großer Teil unseres Lehrziels erfüllt. Es war schön zu
sehen, wie sehr sich die Kinder für die Natur begeistern ließen. Ein
wichtiger Punkt dabei war sicherlich die Tatsache, dass wir beide
von den Vorgängen und den Tieren rund um unseren Baum, vor
allem aber von „unserem“ Baum selbst, der fast wie für unseren
Auftrag mit Requisiten bestückt schien, erstaunt und fasziniert
waren.
Da Sicherheit für uns ein wichtiger Aspekt war und wir
diesbezüglich ein große Verantwortung zu tragen hatten - vor allem
wenn wir die Kinder am Seil umhängen mußten, um sie wieder
abseilen zu können - gab es für uns einige kurze Momente der
Anspannung. Aber durch die tolle Mitarbeit der Kinder, die gut
abgestimmte Zusammenarbeit unter uns, höchste Konzentration und
Aufmerksamkeit, konnten wir alle Situationen am und um den
Baum, ohne Schwierigkeiten meistern.
Eine besonders schöne Erfahrung war der Besuch einer Gruppe von
gehörlosen Kindern am zweiten Tag. Trotz der Schwierigkeit der
Sprachbarriere (die Gruppe hatte zwar eine Dolmetscherin, welche
allerdings nicht mit auf den Baum kommen und logischerweise nur
per Sichtkontakt vermitteln konnte) und der relativ großen Gruppe
(5 Kinder) konnten wir es jedem Kind ermöglichen, auf den Baum
zu klettern. Zwar hatte in diesem Fall auf Grund der erschwerten
Kommunikationsbedingungen sicherlich die Vermittlung von einer
großen Fülle an Fachwissen ein wenig zu leiden, allerdings gaben
wir uns große Mühe uns auf diese speziellen Bedürfnisse
einzustellen und hatten große Freude an der Arbeit mit den
Lebensraum Baum
gebärdensprachigen Kindern. Zusätzlich war es schön für uns zu
sehen, wie begeisterungsfähig gerade diese Kinder waren und wie
dankbar sie sich für unsere Bemühungen, mit ein wenig
Gebärdensprachkenntnissen und wortwörtlich mit Händen und
Füßen mit ihnen zu kommunizieren, zeigten.
Zusammenfassung
Lehrziele
1. Den Schüler_innen zu vermitteln, dass ein Baum keine einzelne,
isolierte Pflanze ist, sondern ein Lebensraum in/auf dem ein
komplexes Gefüge von anderen Pflanzen, Pilzen und Tieren zu
finden ist.
2. Den Schüler_innen zu ermöglichen, diese Lebensgemeinschaft
zu erforschen und Zusammenhänge zu erkennen. (Symbiosen,
Parasitismus...)
3. Die Vermittlung von Kenntnissen über eine ausgewählte Anzahl
an Arten, die auch tatsächlich auf dem Baum vorkommen und
für die Schüler_innen erlebbar sind.
Methode
Nach einem kurzem Lehrer-Schüler Gespräch, bei dem wir
versuchten, gemeinsam mit den Schüler_innen, den Lebensraum Au
bzw. unseren Baum kurz zu charakterisieren, begannen wir
unmittelbar mit dem Baumklettern. Die Schüler_innen, die gerade
nicht zum Klettern an der Reihe waren, erhielten von uns ein
46
Marlene Hölzl & Elisabeth Hannesschläger
Arbeitsblatt,
mit
unterschiedlichen Aufträgen.
Zur
Erarbeitung
des
Arbeitsblattes, konnten sich
die Schüler_innen frei um den
Baum bewegen. Wir stellten
Lupen, Ferngläser, Bücher,
Insektengläser und Stifte zum
Lösen der Fragen zur
Verfügung. Die Reihenfolge,
in der die Schüler_innen die
Fragen beantworten sollten,
konnte von ihnen selbst
gewählt werden. Uns war
klar,
dass
es
den
Schüler_innen in der kurzen
Zeit kaum möglich war, alle
Fragen
zu
beantworten,
deshalb war es uns ein
Anliegen, sie frei wählen zu
lassen. Wir wollten damit
gewährleisten,
dass
die
Schüler_innen
nur
jene
Fragen bearbeiteten, die ihnen
in diesem Zusammenhang
wichtig erschienen.
Ein
Problem
war
die
natürliche
Reaktion
der
Kinder, die am Boden
gearbeitet
haben,
immer
Lebensraum Baum
wieder zu den anderen Kindern beim Baumklettern hinaufzusehen
und sich dadurch von ihrem Arbeitsblatt ablenken zu lassen. Wir
versuchten dann die Kinder mit anderen faszinierenden Dingen rund
um unseren Baum abzulenken, was uns zum Teil auch gelungen ist.
Eine gute Alternative für die Kinder am Boden, wäre die Arbeit mit
einem „Exhalator“ (Behältnis mit dem Insekten durch Saugen aus
dem Totholz geholt werden können) gewesen, den wir für den
zweiten Tag auch mit in unser Programm nehmen wollten. Leider
war dieser nicht auffindbar und so behielten wir unser Konzept bei.
Am zweiten Tag funktionierte jedoch alles um einiges besser - dies
lag vielleicht weniger an uns, als vielmehr an der Wissbegierigkeit
der 1. Klasse.
Literatur
Campbell, N. A. & Reece, B. J. (2003): Biologie. Spektrum
Akademischer Verlag, Berlin.
Harz, K. (1999): Bäume und Sträucher. Blätter, Blüten, Früchte der
heimischen Arten. BLV Verlagsgesellschaft, München.
Stichmann-Marny, U. & Stichmann, W. & Kretzschmar, E. (1996):
Der große Kosmos Naturführer. Tiere und Pflanzen.
Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart.
Svensson, L. & Grant, P. J. (1999): Der neue Kosmos Vogelführer.
Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens.
Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart.
Wirth, V. & Düll R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose. Ulmer,
Stuttgart.
47
Anna Raab & Claudia Schatzer
Signale im Tier- und Pflanzenreich
•
Landkärtchen (Araschnia levana)
Gefundene Pflanzen:
• Taubnessel (Lamium maculatum)
• Apfel (Malus sylvestris)
• Löwenzahn (Taraxatum)
• Weißdorn (Crataegus laevigata)
im Tier- und Pflanzenreich
Funktion und Eigenschaften
von Raab Anna & Claudia Schatzer
Fachliches
Gefundene Tiere:
• Rotbauchunke (Bombina bombina)
• Laubfrosch (Hyla arborea)
• Marienkäfer (Coccinellidae)
• Feldwespe (Polistinae)
• Schwebfliege (Syrphidae)
• Osterluzeifalter (Zerynthia polyxena)
• Tagpfauenauge (Inachis io)
• Waldbrettspiel (Pararge aegeria)
• Großer Kohlweißling (Pieris brassicae)
• Segelfalter (Iphiclides podalirius)
• Zitronenfalter (Gonepterys rhami)
Definition Signal:
Ein Signal ist ein Umweltreiz. Um diesen Reiz wahrzunehmen
benötigen Tiere bestimmte Rezeptoren /Einrichtungen, diese bilden
eine Brücke zwischen der Umwelt und dem Organismus.
Aus botanischer Sicht dienen Signale als Werbemittel um potentielle
Bestäuber (Insekten, Vögel...)anzulocken.
Sender-Empfänger-Prinzip:
Bei dieser Art der Kommunikation ist der Sender verantwortlich für
das Aussenden einer Botschaft, welche in einer bestimmten
Signalform verpackt ist. Dabei muss gewährleistet sein, dass die
ankommende Information vom Empfänger wahrgenommen und
verstanden werden kann. Der Sinn an dieser Form der
Kommunikation ist die Spezifität der beteiligten Individuen und die
Sicherheit die dabei entsteht.
Einteilung der Signale:
• Optisch
• Akustisch
• Chemisch
Funktion der Signale:
a)Warnen
48
Anna Raab & Claudia Schatzer
b)Tarnen/Täuschen
c)Anlocken
a) Warnen
Gemeinsamkeit: rot-schwarze bzw. gelb- schwarze Färbung; immer
nur in Kombination effektiv
Unter Warnfarben versteht man die Kombination zwischen den
Farben rot, gelb, orange mit schwarz.
Rot-Schwarze Warntracht:
Marienkäfer (Coccinella septempuncata)
Der Marienkäfer ist durch eine auffällige
rot-schwarz Pigmentierung gekennzeichnet.
Er
verwendet
sein
Muster
zur
Abschreckung. Bei einem Angriff durch
einen Feind lässt er sich von Ästen Fallen
und stellt sich tot. Dabei entlassen sie
zwischen Schenkel und Schiene aus feinsten
Poren Schreckblut – dabei handelt es sich
um giftige Blutflüssigkeit.
Rotbauchunke (Bombina bombina)
Sie trägt eine Orange-Schwarze Warntracht, jedoch nicht wie der
Marienkäfer auf der Oberseite, sondern auf ihrem Bauch. Von oben
ist sie perfekt getarnt durch Braun-Töne, wird sie jedoch von einem
Feind aufgespürt dreht sie sich auf den Rücken und präsentiert ihm
ihren Rot-Schwarz gefärbten Bauch  Kahnstellung
Zum
weiteren
Schutz
produzieren Unken ein Sekret,
Signale im Tier- und Pflanzenreich
dass Reiz- und Giftstoffe beinhaltet. Beim Menschen verursachen
diese Augen- und Schleimhautirritationen.
Gelb-Schwarze Warntracht:
Schwebfliege (Syrphidae)
Mit ihrer Färbung imitiert die Schwebfliege
eine Wespe und versucht auf diese Weise
mögliche Fressfeinde abzuschrecken. Diese
sollen glauben eine Wespe vor sich zu
haben, die in der Lage ist zu stechen. Das
Phänomen Mimikry beschreibt das
Kopieren bestehender Muster zu eingenem
Nutzen.
b) Tarnen/Täuschen
Laubfrosch (Hyla arborea)
Der Laubfrosch ist durch seine grüne Färbung
perfekt an seinen Lebensraum angepasst. Er
verschmilzt praktisch mit dem grünen Laub der
Bäume und dem Gras. Die gute Tarnung erlaubt
ihm einen besonders lauten und dominanten Ruf,
da er von den Fressfeinden nicht gesehen werden
kann. Die Rufe sind sehr schnell und in
aufeinanderfolgenden Serien, sehr häufig auch Rufserien im Chor.
Tagpfauenauge (Inachis io)
Wie jeder Schmetterling hat auch das
Tagpfauenauge viele Fressfeinde wie z.B.
Vögel. Getarnte Tiere haben eine gute Chance
„übersehen“ zu werden. Das Tagpfauenauge hat
49
Anna Raab & Claudia Schatzer
Signale im Tier- und Pflanzenreich
eine bräunlich unscheinbare Flügelunterseite. Die Flügeloberseite ist
auffällig gefärbt und mit einem Augenmuster versehen. Kommt dem
Tier ein Fressfeind zu nahe, öffnet es überraschend die Flügeldecken
und präsentiert die bunten auffälligen Augenflecke. Diese imitierten
das Auge eines Feindes, welches Vögel verwirrt und abschreckt.
Zitronenfalter (Gonepterys rhami)
Hier sieht man wieder das Prinzip der
Täuschung, die Flügelunterseite ist grünlich
gefärbt durch die Flügeladerung sieht der
Falter aus wie ein Blatt.
Osterluzeifalter (Zerynthia polyxena)
Seine rot-gelb-schwarze Färbung der
Flügeldecken gibt den Hinweis auf
Giftigkeit und soll Fressfeinde
warnen. Der Schmetterling legt seine
Eier auf der Osterluzei, welche giftig
ist. Die Raupen schlüpfen und fressen
das Blattmaterial, wobei der Giftstoff
im Körper angereichtert wird. Über
die Puppe wird das Gift in die Imago eingebaut, wodurch auch diese
für Fressfeinde ungenießbar wird. Diese Pflanze enthält Giftstoffe.
c) Anlocken
Auch Pflanzen senden Signale aus um
Bestäuber anzulocken. Die Reizmittel sind meist optische Signale,
Lockmittel sind chemisch. Viele Pflanzen nutzen die
Tierbestäubung zum Übertragen des Pollens auf die Narbe. Um den
passenden Bestäuber anzulocken verwenden sie unterschiedliche
Farben und als Belohnung wird Nektar und Pollen angeboten.
Blütenfarbe: Sie ist ein optisches Signal und dient der Anlockung.
Die Farbe kommt durch Anthocyane, Carotinoide und andere
Farbstoffe in den Plastiden zustande. Viele Pflanzen sind auf
bestimmte Tiere spezialisiert, welche bestimmte Farben bevorzugt
ansteuern:
Violett und Blau  lockt Bienen und Hummeln an
Rot, Rosa, Orange, Gelb  lockt Schmetterlinge, Bienen und
Hummeln
Blütenform: auf den Bestäuber abgestimmt
Röhrenblüten: Schmetterlinge
Tellerblüten: Bienen
Lippenblüten: Hummeln
Landkärtchen (Araschnia levana)
Besitzt keine Augenflecken, doch wieder dasselbe Konzept, zuerst
Tarnen (Flügelunterseite) dann warnen (Flügeloberseite).
Taubnessel (Lamium maculatum)
Die
Taubnessel
zählt
zu
den
Lippenblütlern, welche lange Kronröhren
aufweisen. Der Nektar ist am Blütenboden
50
Anna Raab & Claudia Schatzer
lokalisiert und die Staubblätter befinden sich oft an der Unterseite
des Käppchens. Durch die blau-violette Färbung werden bevorzugt
Hummeln angelockt, die auf der Suche nach Nektar die Staubblätter
mit dem Rücken berühren und den Pollen aufnehmen.
Löwenzahn (Taraxatum)
Die Blüte des Löwenzahns ist aus
einer
großen
Anzahl
von
Einzelblüten
aufgebaut,
die
zusammen einen breiten Korb
bilden. Die satte Gelbfärbung lockt
vor allem Bienen an.
Nektar: Der Nektar dient als Belohnung für die
Blütenbesucher. Er wird von Pflanzen gebildet
um Ressourcen zu sparen. Am Beispiel der
Taubnessel befinden sich die Nektarien am
Grund der Kelchblätter. Wenn eine Hummel
ihren Saugrüssel in die Blüte steckt, berührt der
fertile Teil den Kopf der Hummel. So wird der
Pollen der Pflanze verbreitet und die Hummel
gelangt an den Nektar.
Signale im Tier- und Pflanzenreich
Bildnachweis:
Marienkäfer:
http://ostseekueste.files.wordpress.com/2009/08/marienkc3a4fer1.jpg
Rotbauchunke:
http://www.goethe.lb.bw.schule.de/faecher/biologie/biologie/klasse06/amphibien/
rotbauchunke-Dateien/rotadu1-2.jpg
Schwebfliege
http://www.artenschutz.klausroggel.de/insekten/bilder/schwebfliege03b.jpg
Laubfrosch:
http://www.naturfoto.cz/bilder/andere/laubfrosch-9282.jpg
Tagpfauenauge: http://www.rotholl.at/fotos/11229/big/tagpfauenauge.jpg
Osterluzeifalter:
http://www.boga.unibe.ch/boga/de/home/garten/nutz_heilpflanzen/heilpflanzen/co
ntentParagraph/04/image/Osterluzeifalter-380.jpg
Landkärtchen: http://www.schmetterling-raupe.de/bild/bild0400.jpg
Löwenzahn
http://www.stadtlohnestern.de/sitten/pfingsten/pfingstbrauch/images/loewenzahn_park.jpg
Taubnessel:
http://www.naturalium.de/Bluetenpflanzen/L%20Gefl%20Taubnessel.jpg
http://lh4.ggpht.com/_PJB4F8zWNl0/Shoj6L29e8I/AAAAAAAAB_c/eJzNXZw
WXCE/Hummel+%281%29.jpg
Blütenduft: ist ein weiteres Signal der Pflanzen  chemisches
Signal. Der Duft soll darauf hinweisen, dass ausreichend Nektar
vorhanden ist und Bestäuber für ihr Kommen ausreichend belohnt
werden.
51
Anna Raab & Claudia Schatzer
Didaktik
Das Thema „Signale im Tier- und Pflanzenreich“ ist so enorm
umfassend und vielfältig, dass wir sehr darauf achten mussten, die
SchülerInnen nicht mit der Fülle an Information zu überfordern. Noch
in Wien haben wir uns ein umfangreiches Konzept zu Recht gelegt
und den genauen Ablauf unserer Station fixiert. Dazu ist zu sagen,
dass unser didaktischer Ablauf stark davon abhängig war, welche
Tiere und Pflanzen wir in Marchegg vorfinden werden. Wir waren
uns bewusst, dass wir in dieser Hinsicht sehr flexibel sein mussten.
a) Didaktische Reduktion
geplantes Konzept
Wir teilten unsere Stationszeit in drei wesentliche Phasen ein:
1. Einstieg
2. Erarbeitung
3. Zusammenfassung
Zu Beginn wollten wir die Kinder sensibilisieren, indem wir direkt
fragten, welche Signale sie kennen, wahrnehmen und benutzen. Dies
Signale im Tier- und Pflanzenreich
führten wir vor der Hütte, also entfernt von unserer eigentlichen
Station durch. Als Hilfestellung nannten wir die Bereiche Verkehr,
Schule und dem Umgang mit Freunden. Die Antworten die wir
erhofften, waren Stoppschilder, Pfeifen, Hupen, Zeichen usw.
Anschließend wollten wir die Beispiele zusammenfassen und in die
Kategorien optisch, akustisch und chemisch einordnen und somit die
unterschiedlichen Siganltypen festlegen. Um die Erarbeitungsphase
einzuleiten, wollten wir dann gemeinsam mit den SchülerInnen zu
unserer Station gehen, wo sie dann verschiedene Signalbeispiele aus
dem Tier- und Pflanzenreich vorfinden werden. Auf dem Weg dort
hin war unser Vorhaben jeweils 2 SchülerInnen genau hören zu
lassen und die anderen sollten auf optische Auffälligkeiten achten.
Diese wollten wir dann, neben den vorbereiteten Organismen, bei der
Station besprechen und auf ihre Aufgabe untersuchen.
Wir nahmen uns vor, bei unserem Stand drei Funktionskreise von
Signalen vorzustellen, sodass die SchülerInnen nicht nur die
Signaltypen, sondern auch die Verwendung kennen lernen.
Der erste war das Warnen, welches wir wiederum in Warnfarbe und
Schreckzeichen untergliederten. Als Beispiele dazu wählten wir die
Tieflandunke (Bombina bombina) den Siebenpunkt- Marienkäfer
(Coccinella septempunctata) mit den Warnfarben rot und schwarz.
Für die Warnkombination gelb-schwarz hofften wir passende
Schmetterlinge zu finden, wie den Osterluzeifalter (Zerynthia
polyxena). Zu den Schreckzeichen wollten wir Edelfalter mit
Augenflecken präsentieren, vor allem das Tagpfauenauge (Inachis
io). Natürlich war es uns wichtig, noch weitere Tiere zu finden, die
den Funktionskreis Warnen veranschaulichen.
Als zweite Untergliederung der Benutzung von Signalen, legten wir
die Kategorie anlocken fest. Hierzu bezogen wir uns vor allem auf die
Blütenpflanzen, die in Marchegg zu finden waren. Es war uns
52
Anna Raab & Claudia Schatzer
wichtig, den SchülerInnen zu vermitteln, welche Mechanismen
Blüten benutzen um mögliche Bestäuber anzulocken. Die Kinder
sollten verschiedene Farben, Muster, Formen und Düfte kennenlernen
und dazu die Vielfalt an Bestäubungsmechanismen verstehen. Zur
Funktion Anlocken zählten wir auch noch das Partneranlocken bei
Vögeln, Fröschen, Kröten etc, Territorialverhalten, Revierabgrenzung
und Lautäußerung als Zeitvertreib. Wichtig war uns zusätzlich, dass
die SchülerInnen merkten, dass zum Anlocken von Tier- und
Plfanzenarten optische, akustische und chemische Siganle verwendet
werden.
Als dritten und letzten Funktionskreis der Signalverwendung setzten
wir Tarnen und Täuschen fest. Hierzu wollten wir das Phänomen
Mimikry anhand der Schwebfliege (Syrphidae) und Wespe
(Vespinae) erläutern. Für das Phänomen der Tarnung, bzw. dem
Fehlen von Signalen dachten wir an die Flügelunterseiten
verschiedener Schmetterlinge und an den Laubfrosch (Hyla arborea),
den wir versteckt in grünem Pflanzenmaterial zeigen wollten.
Nachdem wir mit den SchülerInnen die unterschiedlichen
Funktionskreise der Signalverwendung anhand der Beispiele
durchbepsrochen haben, ist es uns wichtig, die Ergebnisse nochmals
zusammenzufassen und Variation der Signaltypen zur festigen. Bei
der Sicherung hofften wir, den SchülerInnen vermitteln zu können,
wie optische, akustische und chemische Signale in welchen
Zusammenhänge eingesetzt werden.
Weiters haben wir ein Arbeitsblatt vorbereitet, das den Kindern eine
Sammlung der Ergebnisse ermöglichen soll. Neben der Nennung de
Signaltypen optisch, akustisch und chemisch, wollten wir von ihnen
die Skizzierung eines Warnmusters, Schreckzeichens und einer Blüte
mit ihren Besonderheiten. Die letzte Frage beschäftigte sich mit dem
Begriff Mimikry, der anhand eines Beispiels erklärt werden sollte.
Signale im Tier- und Pflanzenreich
Auf der Rückseite stellten wir noch ein Kreuzworträtsel zu
Verfügung, dass sich mit dem Signalthema beschäftigt.
Konzept vor Ort
Tag 1:
Nach der Einteilung, die von uns am Sonntag vorgenommen wurde,
durften wir unsere Station mit drei Schülergruppen durchgehen und
versuchen ihnen das Thema Signale zu näher zu bringen.
Bei der ersten Gruppe waren wir noch sehr unsicher, vielleicht auch
deshalb, weil wir beide noch keine Erfahrung in der direkten LehrerSchüler Situation hatten. Wir versuchten unser Konzept umzusetzen,
was eigentlich unserer Meinung sehr gut funktionierte. Nach der
geplanten Einleitung und nach dem kleinen Spaziergang zu unserer
Station, hatten wir den Eindruck, dass die SchülerInnen sehr
interessiert sind. Vor Ort besprachen wir nacheinander die
Signalfunktionen mit den vorbereiteten Objekten:
•Warnen: Unsere Tiere waren der Marienkäfer (rot-schwarz, gelbschwarz), die Tieflandunke, der Osterluzeifalter und das
Tagpfauenauge. Zuerst ließen wir die SchülerInnen die Tiere
anschauen und sie sollten gemeinsam herausfinden, was sie sehen,
d.h. das Tier selbst, die Muster und Farben. Wir warteten kurz und
fingen dann mit dem Marienkäfer an. Zuerst fragten wir sie, um was
es sich hierbei handle und welche Farben sie erkennen können. Die
Antworten kamen eigentlich immer sehr rasch. Wir erklärten im
Anschluss zusammenfassend warum gerade rot-schwarz und dass
diese Kombination für Warnung steht.
Als nächstes besprachen wir gemeinsam die Rotbauchunke und
welche Parallelen zum Marienkäfer erkennbar sind. Die Schüler
erklärten uns, dass die Farben ähnlich sind und beide rot und schwarz
verwenden. Als drittes Tier ließen wir die Kinder den Osterluzeifalter
53
Anna Raab & Claudia Schatzer
Signale im Tier- und Pflanzenreich
welche Farben verwendet werden und wie diese angeordnet sind.
Auch dies funktionierte sehr gut. Wir fassten wieder zusammen und
erzählten in dem Zusammenhang auch, dass die Raupe die Blätter der
giftigen Osterluzei frisst und der Giftstoff auch noch im Imago zu
finden ist. Zusammenfassend erklärten wir den SchülerInnen
nochmals, welche Warnfarben eingesetzt werden und dass diese der
Abschreckung von Fressfeinden dienen und die Ungenießbarkeit
symbolisieren.
Als weiteres Warnzeichen führten wir dann den Begriff
Schreckzeichen ein und ließen die SchülerInnen das Tagpfauenauge
untersuchen. Sie erklärten uns, dass es Flecken auf der
Flügeloberseite hat, die wie Augen aussehen. Hier hackten wir dann
ein und versuchten die Kinder anzuleiten, was diese Augen darstellen
könnten und wozu sie dienen sollen. Wir erklärten ihnen, dass es eine
Imitation ist und ein Vogel abgeschreckt wird, weil er glaubt der
Schmetterling selbst sei ein Raubvogel. Das Konzept wurde unserer
Meinung verstanden. Als weiteren Vertreter für kleinere
Augenflecken hatten wir dann noch das Waldbrettspiel.
Nachdem wir den ersten Themenschwerpunkt durchgegangen waren,
gingen wir zum nächsten über, nämlich dem
•Anlocken: Vorbereitet haben wir Blüten des Löwenzahns
(Taraxacum sect. Ruderalia) und wilden Apfel (Malus sylvestris)
sowie der Taubnessel (Lamium) und Traubenkirsche (Prunus padus).
Wir teilten die Blumen aus und gaben die Anweisung, dass sie nach
der Beobachtung, die Farben, den Duft und die Formen der einzelnen
Objekte beschreiben sollen und etwaige Unterschiede auflisten.
Nach kurzer Zeit begannen wir mit der Besprechung, wobei wir den
meist bekannten Löwenzahn heranzogen. Wir forderten eine
Beschreibung der Blüte, als Antwort kam meist nur die Farbe gelb.
Die SchülerInnen hatten Schwierigkeiten, die Blüten genau zu
besprechen und sie sollten uns genau das Muster der Flügel erklären,
54
Anna Raab & Claudia Schatzer
beschreiben, also fragten wir gezielt nach, was die Form und den Duft
betraf. Nach einiger Zeit und vielen Andeutungen unsererseits, kam
dann irgendwann tellerförmig, gut für Bestäuber usw. Ähnlich war es
auch bei den folgenden Exemplaren. Dass die Traubenkirsche gut
riecht und in der Mitte gelb gefärbt ist, wurde erst nach Aufforderung
erkannt. Abschließend erklärten wir den Kindern, dass die Blüten
unterschiedlich gefärbt sind, verschieden duften und geformt sind,
weil sie damit selektiv Bestäuber anlocken wollen. Zusätzlich gingen
wir auch kurz auf das Anlocken im Tierreich ein, auf den
Vogelgesang und das Froschgequake, hatten dazu aber keine
Beispiele vorbereitet.
Nach einer Zusammenfassung des Gesehen, um nochmals die
Unterschiede hervorzuheben gingen wir zum Thema Signalloskeit
und Mimikry über.
•Tarnen-Täuschen: Unsere vorbereiteten Objekte waren der
Laubfrosch, den wir in einem kleinen Terrarium gemeinsam mit
Blattmaterial hatten, sodass er kaum sichtbar ist und die Schwebfliege
zum Vergleich zur Wespe. Wie gehabt ließen wir die Kinder zuerst
schauen und erfragten dann die Tiere. Den Laubfrosch fanden sie
sofort und konnten uns auch sagen, warum er grün ist und wo er lebt.
Bei dem Phänomen der Mimikry mussten wir etwas mithelfen, wer
wer ist und warum dies so ist. Aber zum Schluss verstanden sie,
warum die Schwebfliege wie die Wespe aussieht und welchen Zweck
die Signalkopie hat.
Am Ende der Vorstellung und der Besprechung teilten wir unser
Arbeitsblatt aus, dass das Gehörte nochmals vertiefen sollte und eine
Zusammenfassung der wichtigsten vorgestellten Signale war.
Leider war die Zeit schon sehr knapp, sodass wir den SchülerInnen
mehr oder weniger ansagten, was sie wo hinschreiben und
hineinzeichen sollen. Diese Lösung war bei der ersten Gruppe äußerst
Signale im Tier- und Pflanzenreich
unbefriedigend, da wir mit dem Arbeitsblatt auf keinen Fall den
geplanten Effekt erzielten.
Bei der zweiten SchülerInnengruppe die zu uns kam, gingen wir unser
Programm wie vorhin durch, nur bearbeiteten wir das Arbeitsblatt
portionsweise, sodass immer nach einem Block, die passende Frage
beantwortet wurde. Aber auch diese Variante kam nicht so gut an, da
die wir SchülerInnen immer wieder aus ihrer Forschungsrolle rissen
und somit unser Stationenbetrieb etwas holprig und ungeordnet
wurde. Vor allem auch deshalb, weil die Geschwindigkeit der Kinder
beim Zeichnen sehr unterschiedlich war. Auch hier machten wir den
Fehler, dass wir ihnen die Antworten ansagten.
Bei der dritten Gruppe entschieden wir, dass Arbeitsblatt gar nicht
auszugeben und uns ganz auf unsere Lehrerrolle zu konzentrieren.
Mit dieser Lösung waren wir dann am zufriedensten und beschlossen
auch für den zweiten Tag auf die Kopien zu verzichten.
Tag 2:
Aufgrund der Kritik am Vortag stellten wir unser Konzept um und
versuchten von einem Lehrervortrag auf Forschendes eigenständiges
Lernen der SchülerInnen umzusteigen. Die drei Funktionskreise
blieben bestehen und gliederten den Tisch in drei Bereiche. Etwas
entfernt auf einer Bank standen die von uns gewählten Objekte
(gleich wie am Vortag).
Genau wie zuvor begannen wir mit der Einleitung, welche Signale sie
kennen und wie sie die Typen beschreiben wurden. Dabei waren wir
überrascht um wie viel wissbegieriger und motivierter die
Schulgruppe im Vergleich zum Vortag war. Am Weg zur Station
unterhielten wir uns über die Vogelstimmen der Umgebung und
warum sie singen. Auch hier bemerkten wir, dass die SchülerInnen
schon einiges an Vorwissen hatten.
55
Anna Raab & Claudia Schatzer
Bei der Station angekommen erklärten wir ihnen unsere Aufgabe,
dass sie die einzelnen Objekte gemeinsam ansehen sollen, darüber
diskutieren was sie erkennen und dann einer der Funktionen
zuordnen, die das Signal bezwecken könnte. Wir hielten uns dabei
völlig im Hintergrund und auf Fragen zuckten wir mit den Schultern
oder verwiesen sie darauf mit den Kollegen zu sprechen und deren
Meinung einzuholen. Dieses Konzept funktionierte sehr gut, vor
allem auch deshalb, weil wir das Gefühl hatten, dass die Kinder
bemüht und konzentriert arbeiteten. Nachdem die Zuordnung
abgeschlossen war, machten wir uns an die Besprechung. Wir ließen
uns von den SchülerInnen erklären, um welches Objekt es sich
handle, warum es zu dieser Kategorie zählt und welche Merkmale sie
erkennen. Es war wirklich erstaunlich zu bemerken, auf was die
Kinder draufkommen, wenn sie genug Zeit zum eigenständigen
Handeln haben. Die Warnfarben waren kein Problem, die Blüten auch
nicht. Bei Tarnen und Täuschen befand sich auch die Tieflandunke
aufgrund ihrer brauen Farbe. Dies hatten wir bei unseren
Vorbereitungen gar nicht bemerkt, dass sie sich tarnt und auch warnt.
Ebenso fanden wir die Schwebfliege beim Warnen, was natürlich
aufgrund der Färbung richtig ist. Insgesamt konnten wir feststellen,
dass die Kinder die Zusammenhänge gut verstanden und auch richtig
Interpretierten. Nach einer Zusammenfassung unsererseits und der
Erklärung was das Sender-Empfänger Prinzip ist, blieb uns noch Zeit
übrig. Da die Gruppen mit 3 SchülerInnen kleiner waren als am
Vortag und wir genügend Käscher zu Verfügung hatten, schickten wir
die Kinder auf Schmetterlingsjagd. Dies machte ihnen großen Spaß
und sie fingen uns sogar noch einen Perlmuttfalter und einen
Segelfalter. Das Arbeitsblatt verwendeten wir auch hier nicht mehr,
einerseits weil wir mit dem Einsatz nicht zufrieden waren und
andererseits hatten wir das Gefühl, die Kinder damit zu unterfordern.
Signale im Tier- und Pflanzenreich
Gesamtreflexion
Eigentlich hat alles funktioniert und die SchülerInnen waren
interessiert bei der Sache. Wir stellten unser Konzept um und
erzielten damit größere Erfolge als am Vortag, waren sicherer und
entspannter, weil wir nicht so viel zu reden hatten. Die Arbeitsblätter
wurden von uns nicht mehr verwendet, weil sie nicht so gut ins
Konzept passten und eher störend waren. Ansonsten waren wir gut
vorbereitet und konnten auf Fragen eingehen.
Selbstreflexion Anna:
Für mich war der direkt Kontakt mit den Kindern die wertvollste
Erfahrung, vor allem weil sie nicht mit jenem in einem
Klassenzimmer vergleichbar ist. Interessant war es auch SchülerInnen
unterschiedlichen Bildungsniveaus anzutreffen, dadurch lernte ich
flexibel zu sein und mich anzupassen. Als Lehrerin sollte man in der
Lage sein, das Niveau der zu Unterrichtenden einzuschätzen, um sie
optimal zu unterstützen. In dieser Hinsicht hat die Lehrveranstaltung
genau den Punkt getroffen. Wir wussten im Vorfeld nicht, wie gut die
SchülerInnen Bescheid wissen und welchen Standard sie gewohnt
sind. Dadurch wurden wir als Lehrende aufgefordert flexibel zu sein.
Flexibel mussten wir auch in der Planung unserer Station sein, was
die Tiere und Pflanzen betrifft. Es ist immer gut viel vorzubereiten,
wenn man dann auch bewusst das Unwichtigere streichen kann. Für
mich war es durchaus eine Herausforderung vom geplanten Konzept
abzulassen, da dieses doch ein wenig Sicherheit gibt. Alles in allem
waren die Erfahrungen durchaus positiv und ich bin davon überzeugt,
viel für meine Zukunft gelernt zu haben.
56
Anna Raab & Claudia Schatzer
Selbstreflektion Claudia
Eigentlich hatte ich keine Ahnung was auf mich zu kommt. Mit dem
Thema konnte ich zu Beginn nicht richtig etwas anfangen, ich wusste
nicht genau wie „Signale im Tier und Pflanzenreich“ umsetzten soll,
damit das Ganze nicht zu trocken wird und uns die Schüler halb
einschlafen. Doch ich glaube wird haben es ganz passabel gemeistert.
Wir haben uns mehr vorgenommen als wir dann eigentlich umsetzten
konnten. Aber das war uns von vorne herein klar, dass wir nicht mal
die Hälfte von dem vorgenommen schaffen. Für mich war es kein
Problem vom geplanten abzuweichen, dabei musste man halt immer
die Uhr im Auge behalten, da man sonst etwas zu lang brauchte oder
schon so viel wissen vorhanden war, das man einige Dinge einfach
überspringen konnte. Als wir bei einer Gruppe viel zu früh fertig
waren, beschlossen wird einfach die Kinder Schmetterlinge fangen zu
lassen, die waren gleich mit Begeisterung dabei und flitzten den
Schmetterlingen hinterher, anschließend bestimmten wir die Tiere
und ließen sie wieder frei. Ein bisschen schade war, dass wir nur so
kleine Gruppen hatten. Wenn jetzt nur Freundinnen in einer Gruppe
waren, war es etwas mühsam. Weiters war es schade, dass statt der
angekündigten ersten Klasse noch eine fünfte nach Marchegg kam.
Hier war aber deutlich zu sehen wie verschieden der Wissenstand der
Schüler ist. Jetzt nicht nur auf beide Schulklassen bezogen sondern
auch innerhalb einer Klasse selbst.
Im Großen und Ganzen hatte ich sehr viel Spaß in Marchegg und ich
möchte diese Erfahrung nicht missen. Auch wenn es manchmal
anstrengend war, war es eine schöne Abwechslung zum hektischen
Unialltag. Wie ich gesagt habe, diese 5 Tage Marchegg waren wie
Ferien.
Signale im Tier- und Pflanzenreich
b) Lehrziel
Wichtig war es uns, das die SchülerInnen einen Überblick
bekommen, welche Signaltypen verwendet werden, also optisch,
akustisch, chemisch. Sie sollten Beispiele dazu kennen lernen und
diese auch richtig deuten. Bei der Warnung sind uns die Farben rot,
gelb in Kombination mit schwarz wichtig gewesen. Blüten benutzen
verschiedene Farben, Formen und Gerüche um das bereite Spektrum
potentieller Bestäuber ausnutzen zu können.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Sender-Empfänger Prinzip, das
sein Signal eine Information von einem Organismus zum anderen
transportiert. Dazu brauchen beide Vorrichtungen zum Senden und
Entpacken. Als letzten Punkt brachten wir den Begriff Mimikry und
welche Funktion dahinter steckt.
Als Lehrmethode ließen wir die SchülerInnen Beispiele aus dem Tierund Pflanzenreich untersuchen und die Beobachtungen erklären. Es
war uns wichtig, dass die Kinder selbst forschen und Ideen
entwickeln, warum es zur Ausbildung verschiedener Signaltypen
kommt und welche Strategien angewendet werden.
Literatur
Lunau, K. (2002): Warnen, Tarnen, Täuschen. Mimikry und andere
Überlebensstrategien
in der Natur. - Wissenschaftliche
Buchgesellschaft, Darmstadt: 184pp.
Bruns, H. (1952): Warn- und Tarntrachten im Tierreich.- Kosmos,
Stuttgart: 76pp.
Bruns, H. (1958): Schutztrachten im Tierreich.- Die neue Brehm
Bücherei, Wittenberg
Lutherstadt, Ziemsen: 107 S.
Kappeler, Peter M. (2009): Verhaltensbiologie.- Springer-Lehrbuch,
Berlin: 605 S.
Merkel, Friedrich W. (1980): Orientierung im Tierreich.- Fischer,
Stuttgart: 279pp.
http://www.uni-duesseldorf.de/MathNat/Zoologie/zoodidak.htm (7.4.2010)
http://www.schmetterlingspark.de/farben.htm (29.3.2010)
http://www.biologiezentrum.at/pdf_frei_remote/STAPFIA_0047_0053-0070.pdf (13.4.2009)
57
Eva Duchon & Miriam Trappl
Signale in der Tier- und
Pflanzenwelt
Paaren, Warnen und Tarnen
Eva Duchon & Miriam Trappl
Fachliches
Signale in der Tierwelt
Artenliste : Marchegg, Mai 2010
Arthropoda
Arachnida
Lycosidae (Wolfsspinne)
Opilionida
Phalangiidae (Weberknecht)
Lepidoptera
Nymphalidae (Fleckenfalter u. Augenfalter)
Araschnia levana (Landkärtchen)
Papilionidae (Schwalbenschwänze u. Apollofalter)
Anthocharis cardamines (Aurorafalter)
Zerynthia polyxena (Osterluzeifalter)
Coleoptera
Cerambycidae (Bockkäfer)
Clytra arietis (Widderbock)
Meloidae (Ölkäfer)
Signale in der Tier- u. Pflanzenwelt
Pyrochroidae (Feuerkäfer)
Heteroptera
Hymenoptera (Hautflügler)
Apoidea (echte Bienen)
Apis mellifera (Honigbiene)
Bombus (Hummel)
Vespidae
Amphibia
Anura
Bombina (Unken)
Bombina bombina (Rotbauchunke)
Rana (Frösche)
Rana dalmatina (Springfrosch)
58
Eva Duchon & Miriam Trappl
Signale im Tierreich
Kommunikation im Tierreich findet in den verschiedensten
Bereichen Anwendung. Signalgebung und Verhalten sind ein Mittel,
Tiergesellschaften zusammenzuhalten. Sie sind wichtig um soziale
Strukturen aufrecht zu erhalten, wichtig für die räumliche
Aufteilung und spielen eine Rolle bei der Reproduktion.
Wer ist beteiligt ?
‐ Ein Tier (sendet das Signal aus, wertet zurückkommendes
Signal aus)
‐ Artgenossen (Paarungspartner, Konkurrenten, etc.)
‐ Artfremdes Tier (Warnrufe, Kommunikation mit Prädatoren)
‐ Tiere und Pflanzen (Pflanzen können Signale aussenden, die
Insekten anlocken)
Signale sind nicht immer ehrlich, da der Sender einen Vorteil daraus
gewinnen will.
Warnen und Tarnen
Im Tierreich werden leuchtende Farben oft als Warnsignal
verwendet. Giftige und gefährliche Spezies nutzen ihre optische
Auffälligkeit, um energiezehrenden Konfrontationen aus dem Weg
zu gehen.
Giftige oder ungenießbare Lebewesen wie Marienkäfer oder Wespe
tragen in der Natur zu diesem Zweck besonders auffällige Farben
oder Zeichnungen. Dabei dominieren rot-schwarze oder gelbschwarze Körperfärbungen. Nach dem Prinzip „trail and error“
lernen potentielle Fressfeinde Tiere mit einer solchen Warntracht in
Zukunft zu meiden.
Signale in der Tier- u. Pflanzenwelt
Beim Biologischen Phänomen Mimikry kommt es zu einer Art
„Betrug“ in der zwischenartlichen Kommunikation, da
ungefährliche Arten dieselben Farbsignale verwenden, wie deren
gefährlichen Vorbilder. Mimikry ist also die Nachahmung eines
ungenießbaren oder wehrhaften Vorbildes.
Auch unser gefangener Widderbock ( Clytra arietis ) signalisiert mit
seiner schwarz-gelben Zeichnung Gefahr, um sich damit zu schützen
ohne selbst giftig zu sein.
Eine andere Strategie ist es, Signale möglichst zu vermeiden. Um
Fressfeinde abzuwehren Tarnen sich viele Arten. Hier bedienen sich
Lebewesen besondere Verhaltensweisen (z.B. Ruhestellung) und
spezifische Farbanpassungen ( z.B.: Tarnkleid), um in ihrer
natürlichen Umwelt möglichst nicht entdeckt zu werden.
Auch Lauerräuber wie Spinnen tarnen sich um so spät als möglich
von ihrer Beute entdeckt zu werden.
Lug und Trug im Tierreich
Betrug kommt im Tierreich auf vielfältige Art vor. Junge Männchen
täuschen vor Weibchen zu sein um nicht angegriffen zu werden oder
Vögel geben falsche Alarmrufe um an Nahrungsquelle zu kommen.
Tiere bluffen indem sie ihr Fell (Federn) aufstellen um sich größer
darzustellen. Durch unterbrochene Musterungen kann die wirkliche
Körpergröße aber auch verschleiert werden.
Nachteile der Signalaussendung : Z.B. Laubfroschmännchen ruft um
sein Territorium abzustecken. Primär wird das Weibchen angelockt,
aber es können auch Sattelitenmännchen das Weibchen abfangen.
59
Eva Duchon & Miriam Trappl
Sie haben einen Konkurrenzvorteil weil das Männchen seine Kräfte
beim langen Rufen verbraucht hat.
Der Springfrosch (Rana dalmatina) begibt sich oft schon vor dem
Grasfrosch als erste Amphibienart auf die Wanderung zum
Laichgewässer. Er hat einen schlanken Körper mit langen Beinen,
die in Ruhe hinten fast überkreuzt sind. Das unterscheidet ihn vom
Grasfrosch mit kürzeren Beinen„Braunfrösche“ sind bei ihrer
Lebensweise auf dem Boden und im Laub gut gegen Predatoren
geschützt. Auge und Ohren verraten auch ein gut getarntes Tier.
Darum verschwinden die Augen des Springfroschs in einem
schwarzen Streifen im unauffälligen Gesamtmuster.
Unterschiedliche Lebewesen nehmen ihre Umwelt verschieden
wahr. Blüten und ihre Besucher sind in ihrer Erscheinung und deren
Wahrnehmung gut aufeinander abgestimmt. Mehr als ein Drittel der
Pflanzlichen Nahrungsmittelproduktion hängt von Insekten ab,
damit steht die Honigbiene auf Platz 3 der bedeutendsten Nutztiere
des Menschen, nach Rind und Schwein.
Insekten nehmen olfaktorische Signale sehr gut wahr, darum
besitzen Blüten eine Fülle unterschiedlicher Düfte. Diese werden
von Vögeln allerdings kaum wahrgenommen, darum zeigen
Vogelblumen keine auffälligen Duftmuster.
Rote Früchte werden von Vögeln gefressen. Die Biene sieht die
Farbe rot nicht, sie nimmt weiße und Gelbe Blüten wahr, und
Pflanzen die Lichtwellen im UV-Bereich absorbieren.
Kommunikation der Bienen
Honigbienen bilden Staaten mit strenger Arbeitsteilung, und
kommunizieren auf hohem Niveau. Bienen kommunizieren über
Signale in der Tier- u. Pflanzenwelt
eine Tanzsprache über Richtung und Ausgiebigkeit einer gefunden
Futterquelle. Es gibt 2 verschiedene Tanzformen:
Rundtanz:
Findet die Biene eine Futterquelle, welche weniger als 100 Meter
vom
Bienenstock
entfernt ist, so führt
sie den Rundtanz vor.
Dabei läuft die Biene
abwechselnd
linksund rechtsherum in
einem
Kreis.
Je
ergiebiger
die
Futterquelle ist, desto
lebhafter und länger
tanzt die Biene. Es
wird jedoch keine
Richtungsangabe
übermittelt.
Schwänzeltanz: Bei weiter entfernt
liegenden
Futterquellen
wird
der
Schwänzeltanz aufgeführt. Die Biene läuft
ein kurzes Stück gerade aus und kehrt auf
einem Bogen zum Ausgangspunkt zurück.
Jetzt schwänzelt die Biene auf der geraden
Strecke.
Schwänzeln
heißt
seinen
Hinterleib
rhythmisch
hinund
herbewegen. Der Bogen zurück wird
abwechselnd nach links und nach rechts
ausgeführt.
60
Eva Duchon & Miriam Trappl
Der Winkel der Geraden zur Senkrechten entspricht dem Winkel zur
Sonne, den die Bienen einhalten müssen, um zur Futterquelle zu
kommen. Je länger sie schwänzelt umso weiter ist die Futterquelle
entfernt. Andere Bienen laufen der tanzenden Biene hinterher, um
die Information aufzunehmen. Dabei prägen sie sich auch den
Geruch der gesammelten Nahrung ein, um gezielt zu den richtigen
Blüten zu fliegen.
Didaktik: Miriam
Vorbereitung
Das Thema Signale im Tier- und Pflanzenreich stellte sich von
Anfang an als sehr umfangreich dar. Wir betrieben sehr intensive
Literaturrecherche, jedoch war es schwierig für mein Kollegin und
mich uns tatsächlich auf ein Thema innerhalb des Themas
festzulegen. Dieser Umstand löste sich von selbst als eine Kollegin
meine Gruppe verließ und ich mit Eva eine neue Lehrpartnerin,
inklusive Themenbereich Blütenökologie, zugewiesen bekam.
Unsere großen thematischen Bereiche waren somit:
‐ Blütenökologie und blütenbesuchende Insekten, spezielle die
Honigbiene
‐ Tarnen und Warnen
Wir hatten ein sehr offenes Konzept mit verschiedenen
methodischen Punkten, die wir wahlweise abgestimmt auf die
jeweilige Schülergruppe einsetzten. Keine Einheit war wie die
andere. Welche Tiere wir besprachen, ob wir tanzten, Tiere fingen
oder malten bestimmten letzten Endes die Schüler. Auch das
Signale in der Tier- u. Pflanzenwelt
Teamteaching mit Eva funktionierte sehr gut. Wir hatten keine
Probleme uns gegenseitig Raum zu lassen, so war die Redezeit
gerecht aufgeteilt, und ich habe das unterrichten zu zweit wirklich
als Unterstützung empfunden.
In Marchegg
Eva und ich fingen in den ersten beiden Tagen alle Insekten die uns
unter kamen. Tiere mit auffälliger Zeichnung oder auch
unauffälliger Tarntracht wurden bestimmt und für die Schulklassen
aufbewahrt. Es war durchwegs regnerisch, darum bekamen wir
leider wenige Insekten zu Gesicht, vor allem Schmetterlinge fingen
wir erst mit den Schülern gemeinsam ein.
Die Folgenden Methodischen Highlights bildeten die Eckpfeiler
unserer didaktischen Arbeit
Schwänzeltanz
Wir haben den Schwänzeltanz der Bienen gemeinsam mit den
Schülern getanzt. Ein Schüler war die Sammelbiene und lernte mit
uns zuerst den Rundtanz, danach den Schwänzeltanz. Die Anderen
Bienen (Schüler) setzten nach einigen Runden ein, sodass am Ende
ein munteres Bienenvolk über die Wiese tanzte. Der inhaltliche
Aspekt wurde natürlich nicht vergessen, wir stellten durch Fragen
sicher, ob die Schüler auch den Nutzen der Tänze für die Biene
erfasst haben.
Wir entschieden intuitiv mit welchen Schülergruppen wir tanzten,
und hatten so die Schüler beim Tanzen immer mit Begeisterung bei
der Sache. Als Lehrer spielt man allerdings die Rolle eines
61
Eva Duchon & Miriam Trappl
Animators und wird möglicherweise von den Schülern etwas
verwundert beäugt. So eine Unterrichtseinlage muss zum Charakter
des Lehrers passen. Wenn man nicht so weit gehen möchte, bzw.
nicht im Freiland ist, könnten sich die Kinder die Tänze auch
alleine erarbeiten.
Farbwahrnehmung der Biene
Um den Schülern zu veranschaulichen wie eine Biene sieht bastelten
wir einen Filter mit roter Folie, und ließen die Schüler auf die
Blumenwiese, bzw. auf meine rot-weiße Regenjacke blicken. Rot
wurde vom Rot des Filters verschluckt. Weiß und Gelb waren sehr
gut zu sehen.
Signale in der Tier- u. Pflanzenwelt
Wir hatten Kärtchen für die unterschiedlichsten Insekten in großen
Mengen vorbereitet. Das Abzeichnen funktionierte sowohl mit den
1.Klässlern als auch mit der 7.Klasse. Es waren allerdings gerade 2
Kärtchen möglich, nicht ca. 5 wie wir geplant hatten.
Keschern und Sammeln
Die 1te Klasse ist sehr aktiv und forschend unterwegs. Darum ist
Frontalunterricht keine Option. Wir ließen sie mit den
Schmetterlingsnetzen keschern. Aufgabe war einzufangen was sie
finden, wir bestimmten es gemeinsam mit ihnen und jeder Schüler
verewigte sein Tier auf einem Kärtchen. Zusätzlich betonten wir bei
den Funden die Angepasstheit an den Lebensraum und lenkten die
Aufmerksamkeit auf Tarn oder Warnfärbungen.
Je nach Schülergruppe lag der Fokus auf unterschiedlichen
Aktivitäten, aber die Tiere auf unserer Station bildeten die
Grundlage. Wir sahen uns mit den Schülern die Tiere an und gaben
dabei unser Wissen weiter.
Sammelkärtchen
Wir wählten für unsere Sammelkärtchen Bilder der vorhandenen
Tiere, und die Schüler sollten malerisch „mitschreiben“. Auf den
einzelnen Bildern sollte jeweils das Auffällige Tarn- oder
Warnmerkmal eingezeichnet werden. Beim Springfrosch der
Augenstreifen, bei der Unke die Warnfärbung auf der
Bauchunterseite, bei dem Schmetterlingen die Augenzeichnung,
usw..
1.Klasse vs. 7.Klasse
Die beiden Klassen waren sehr verschieden. In der 7. Klasse kann
man die Schüler auch im Gespräch packen, wir thematisierten
besonders Signale bei der Balz, Werbeverhalten und sexuelle
Selektion.
Die erste Klasse muss aktiv unterhalten werden, am liebsten machen
sie alles selber. Sie waren sehr wissbegierig, hatten viel Vorwissen
62
Eva Duchon & Miriam Trappl
Signale in der Tier- u. Pflanzenwelt
und man konnte sie richtig begeistern. Es ist allerdings auch
anstrengender sie im Zaum zu halten.
Am meisten hat mich dieser Unterschied beeindruckt, diese
Altersklassen brauchen völlig unterschiedlichen Unterricht.
Signale in der Pflanzenwelt
Nicht nur die Tiere, sonder auch Pflanzen senden unterschiedliche
Signale aus. Ihr Beweggrund ist ganz simple: Vermehrung und somit
Arterhaltung.
Um ihren Pollen zu vertragen müssen die Pflanzen Tiere anlocken
durch:
- Reizmittel: Farbe, Form, Duft
Farbe und Blütenform wird von Insekten auf kurzer Distanz
gesehen. Der Blütenduft kann schon z.T. kilometerweit
wahrgenommen werden.
- Lockmittel: Pollen, Nektar
Der Pollen oder Blütenstaub ist ein mikroskopisch kleines
Gebilde, der in den Antheren gebildet wird, bestehend aus
den Pollenkörnern (Mikrosporen). Eine einzelne Mikrospore
ist nicht ein Pollen, sondern ein Pollenkorn.
Nektar ist eine wässrige Flüssigkeit, die reich an
unterschiedlichsten Zuckern wie Saccharose, Glucose und
Fructose ist. (es ist eine zw. 25-75 % zuckerhaltige Flüssigkeit).
Weiters enthält er auch Mineralstoffe und Duftstoffe. Um Tiere
(z.B. Insekten, wie Bienen und Hummeln etc.) anzulocken, wird
Nektar in Drüsen, den Nektarien, gebildet. Die Nektarien
63
Eva Duchon & Miriam Trappl
können an unterschiedlichsten Teilen der Pflanze sitzen (z.B.
außerhalb der Blüte am Blattstil.)
Die Blüte ist für uns Menschen ein Inbegriff von Schönheit und hat
für die Pflanze eine ganz praktische Funktion: Die Blüte ist das
Geschlechtsorgan der Pflanze. Auffallend gefärbte Blüten locken
Insekten zur Bestäubung (Zoophilie) an, denn sie signalisieren den
Tieren, die Nahrung suchen, dass Pollen oder Nektar vorhanden
sind. Die Insekten transportieren den Mikrosporen weiter und
bedingen dadurch die Bestäubung. Manche Pflanzen brauchen keine
Tiere dazu sondern nützen den Wind zur Verbreitung der Pollen
(Anemophilie). Diese Pflanzen, zum Beispiel Haselnusssträucher,
Birken und Gräser, haben deshalb keine farbigen Blütenblätter. Ihre
Blüten sind unauffällig und einfach gestaltet, so dass der Wind den
Pollen ganz leicht in die Welt tragen kann.
Signale in der Tier- u. Pflanzenwelt
Gezeigte Objekte während des Unterrichts:
Lamium purpureum Purpurrote Taubnessel
Durch die Blütenform besondern von Fluginsekten angeflogen; Auf
Lippe sind Saftmale um Nektarien anzuzeigen.
Die Blüten sind homogame, nektarführende Lippenblumen; sie werden
durch Apoidea bestäubt
Vergleichbar mit uns Menschen lassen sich Bienen in erster Linie
von der Farbe und Form der Blüte leiten. Deshalb scheuen viele
Pflanzen keinen Aufwand, um mit auffälligen optischen
``Werbeflächen`` auf sich aufmerksam zu machen.
Es gibt nur wenige rein rote Blumen, da diese Farbe von Bienen
nicht gesehen werden kann. (z.B.: Rotklee, von Bienen häufig
besucht; es ist eine Mischung aus Blau und Rot).
Komplett rein rote Blüten senden ihre Signale an Schmetterlinge
(Tagfalter).
Ranunculus ficaria Scharbockskraut
Gelbe Färbung der Blütenblätter ist sehr beliebt bei Honigbienen und
Hummeln.
Objekte
64
Eva Duchon & Miriam Trappl
Leucojum aestivum Sommer-Knotenblume
auffällige Blütenform
Malus sylvestris Holzapfel
Rosiger Duft; Blütenstand
Signale in der Tier- u. Pflanzenwelt
Symphytum officinale Gemeiner Beinwell
Hummelblume; auffällige Blütenform; wird oft von Nektarfressern
heimgesucht.
Aristolochia clematis Osterluzei
Auffällige Blütenform; Besuch des Osterluzeifalters
65
Eva Duchon & Miriam Trappl
Signale in der Tier- u. Pflanzenwelt
Weiters besprachen wir auch noch die unterschiedlichsten
Einstiegsmöglichkeiten in den Unterricht, was wir alles an
Materialien mitnehmen müssen nach Marchegg, was wir tun,
wenn gewisse Tier/Pflanzenarten nicht vorhanden sind und welche
didaktischen Methoden wir anwenden.
Es kam der Tag der Abreise, jedoch nur Miriam und ich fuhren
nach Marchegg, da aus gesundheitlichen Gründen Amra nicht
mitfahren konnte. Schnell mussten wir noch einmal unser Konzept
überarbeiten und gingen – leicht entmutigt – auf die Suche nach
passenden Objekten, um den Schülern unser Thema
veranschaulichen zu können.
Didaktik: Eva
Vorbereitung
Ursprünglich wäre ich in der Gruppe “Blütenökologie” gewesen
mit meiner Studienkollegin Elisabeth Bleier, jedoch durch
Überschneidungen mit anderen Pflichtlehrveranstaltungen, wurde
ich kurzfristig in die Gruppe „Signale in der Tier und
Pflanzenwelt“ gesteckt. Meine neuen Gruppenmitglieder Amra
und Miriam waren sehr nett und warfen deren Konzept, durch
mich, noch einmal komplett über den Haufen. Wir machten uns
aus, dass ich mich auf die Pflanzenwelt und die beiden anderen,
sich auf das Tierreich konzentrieren sollten.
Nach dem ersten Tag, an dem wir nur tierische Beispiele gesucht
hatten, waren kaum sehenswerte Beispiele dabei und auf mein
Spezialthema – Blütenökologie – konnten wir überhaupt nicht
eingehen. Fertig, müde und leicht verzweifelt endete der Tag.
Gott sei Dank, wurden Miriam und ich an Tag 2 vieler guter
Beispiele (Wespen-Mimikri, Rotbauchunke, Osterluzeifalter etc.)
fündig und wir schöpften neuen Mut.
Unser Fachvortrag vor unseren Mitstudenten Sonntagabend, war
zwar nicht so wie wir ihn geplant hatten, da uns die Gelsen dabei
fast auffraßen. Ich konnte auch in den Augen meiner Kollegen
sehen, dass sie lieber jeden Moment von diesem Platz
verschwinden möchten - Prof. Hödl, Herr Eder und Tutoren mit
eingeschlossen.
Nach dem Fachvortrag gingen wir beide noch einmal auf die
Suche nach Objekten und fertigten ein Plakat für unseren „Stand“.
Ich zeichnete alle Sinne hinauf um auf die unterschiedlichsten
Signale, wie Duft, Farbe, Geräusch, aufmerksam zu machen.
66
Eva Duchon & Miriam Trappl
Signale in der Tier- u. Pflanzenwelt
Auch unser Slogan „Warnen und Tarnen“ stand in
Blockbuchstaben darauf, um den Kindern direkt einen Richtung zu
geben, warum wir genau diese Objekte ausgewählt haben und
weshalb wir z.B. den Laubfrosch so in einem Terrarium präpariert
haben (um auf sein Tarnvermögen hinzuweisen).
Didaktische Methoden und Hilfsmittel
Bienentanz
Schon bei unserer ersten Vorbesprechung einigten wir – damals
noch 3 – uns auf den Bienentanz, um unsere geplante
Unterrichtsstunde ein bisschen aufzulockern und um ein wenig
„Spaß“ mit einzubauen. Wir entschieden uns für den Rundtanz
und den Schwänzeltanz.
Es sollte immer eine Lehrerin (Miriam) den Bienentanz erklären
und dann einen Schüler/eine Schülerin auswählen, die den anderen
Schülern alias Bienen den z.B. Rundtanz vortanzt. Danach steigen
alle anderen „Bienen“ inklusive Lehrerinnen mit in den Tanz ein.
Der Schwänzeltanz kam bei den Schülern - durch die Bank unglaublich gut an. Manche mussten Miriam und ich anfangs
mehr motivieren mitzutanzen, jedoch als alle in Bewegung waren,
konnten viele gar nicht mehr aufhören. Es war sozusagen unser
kleines Highlight der Stunde, auf das wir uns jedes Mal wieder
sehr freuten.
67
Eva Duchon & Miriam Trappl
Rotlichtfolie
Wir wollten ebenfalls die Idee des Rotlichtmilieu nutzen um zu
zeigen, warum bestimmte Farben bei manchen Insekten so beliebt
sind bzw. das Rot nicht von Bienen gesehen werden kann. Unter
dem Motto: „Du bist jetzt eine Biene!“ ließen wir die
SchülerInnen durch diese Folie hindurchblicken auf ein Feld von
Scharbockskraut (gelbe Farbe) und auf Miriams Jacke (rote
Farbe). Tatsächlich konnten die Schüler das Gelb sehr gut sehen,
jedoch Miriams Jacke schlecht. Auch bei diesem Teil der
Unterrichtsstunde, konnte ich die Begeisterung und Überraschung
der SchülerInnen spüren, was mich sehr freute, da ich
ursprünglich dieser „Übung“ eher skeptisch gegenüber stand.
Signale in der Tier- u. Pflanzenwelt
Osterluzeifalters malten die Kinder auf ihre Kärtchen und klebten
diese in ihr Sammelalbum. Die 1. Klasse machte dies mit viel
mehr Begeisterung als die 7. Die Älteren waren nicht ganz so
leicht dafür zu begeistern.
Das Riechen
Um teilweise die Sinne der Schüler auszuschalten, verband ich
ihnen daher die Augen und ließ sie an Malus sylvestris riechen.
Ich wollte, dass die Schüler auf den „Rosengruch“ kommen, um
ihnen so zu zeigen, dass der Apfelbaum zu den Rosengewächsen
Rosacea gehört.
Kescher und Lupenbecher
Frei nach dem Motto „learning by doing“ ließen wir die Kinder in
der Gegend herumlaufen, Falter, Käfer, Spinnen etc. fangen, und
diese danach in Lupengläser präparieren. Dabei erzählten wir
ihnen, was sie da gefangen haben, gaben Tipps für das richtige
Keschern und wie man am besten die Objekte – ohne dass sie
entwischen oder sterben – in die Gefäße bekommt.
Sammelalbumkärtchen
Von diesen Kärtchen hielt ich am Anfang auch nicht viel – vor
allem bei der 7. Klasse, glaubte ich wenig daran, dass sie sich
diese Kärtchen behalten würden.
Wir ließen die SchülerInnen eine Rotbauchunke beobachten und
den Bauch davon zeichnen. Auch die schöne Färbung des
68
Eva Duchon & Miriam Trappl
1.Tag: 7. Klasse
Es gab ein paar Schwierigkeiten mit der Verständigung, da sehr
viele Migranten in dieser Klasse waren. Wie bereits erwähnt
funktionierten der Bienentanz und die Rotlichtfolien-Übung sehr
gut, jedoch beim Zeichnen war eher wenig Begeisterung zu
spüren.
Der Wissensstand der
Klasse
war
auf
unterschiedlichstem
Niveau,
was
das
Unterrichten
eher
schwieriger machte, da
manche
SchülerInnen
schon
über
einiges
Bescheid wussten (z.B.
Zoophilie),
jedoch
anderen
SchülerInnen
wiederum nicht einmal
eine
Honigbiene
erkennen konnten.
Am Vormittag besuchte
Miriam und mich bei
unserer
2.
Unterrichtsstunde Prof.
Hödl und erklärte, dass
wir „die Schülern mit zuviel Information überhäufen und daher zu
viel reden“ würden. Wir nahmen uns diese Kritik zu Herzen und
änderten spontan unsere Stunde, ließen die Kinder mehr
Signale in der Tier- u. Pflanzenwelt
herumrennen, anschauen, angreifen und keschern, und ernteten so
positives Feedback am Abend.
2.Tag: 1. Klasse
Die Kleinen waren total begeistert, liebten das Zeichnen, tanzen,
riechen, angreifen etc. und vor allem das Keschern! Viele rannten
total begeistert durch die Gegend, mit einem Kescher bewaffnet,
und fingen viele wunderschöne Falter (Osterlutzei, Aurorafalter
etc.)
Die Sammelkärtchen waren total beliebt und beim Schwänzeltanz
blühten viele so richtig auf.
Es war ein Spaß den SchülerInnen zu zuschauen und Miriam und
ich hielten uns bei der ersten Klasse sehr zurück, ließen die
Schüler hauptsächlich agieren und beantworteten eher deren
Fragen „Was ist das?!“.
Reflexion über LV
Marchegg war unglaublich – es hat mir meine Schwachstellen
aufgezeigt und mich dazu veranlasst, viele Bestimmungsbücher zu
kaufen und in die Natur hinauszugehen, um die unterschiedlichsten
Pflanzen zu bestimmen.
Ich war in einer unglaublichen Gruppe, Miriam war total nett und
auf meiner Wellenlänge – es war schön mit ihr zu unterrichten, und
wir machten gutes Teamteaching.
69
Eva Duchon & Miriam Trappl
Überhaupt, war die gesamt Truppe ein Wahnsinn und ich freue mich
darauf sie bald wieder zu sehen. Am letzten Tag wollte ich
überhaupt noch nicht heim!
Grundsätzlich ist learning by doing und Anschauen und Angreifen
einfach die beste Möglichkeit etwas zu lernen und zu verinnerlichen.
Deshalb war für mich Marchegg auch so lehrreich. Die Tutoren und
Herr Eder waren alle fachlich sehr kompetent und halfen uns
Studenten wo sie nur konnten.
Sie gaben uns nicht das Gefühl, dass sie uns bewerten würden – es
war mehr ein Ausflug unter Kollegen und wenn sie etwas sagten,
war es mehr ein gut gemeinter Ratschlag – aber niemals Kritik!
Ich habe mich in unsere Gruppe sehr wohl gefühlt, viel gelernt und
einiges von Marchegg mitgenommen. Dafür bin ich sehr dankbar,
und bin froh, Teil dieser Marchegglehrveranstaltung gewesen zu
sein und danke Eva, Düdlü und Erich für die schöne Zeit.
Literatur
Bücher:
Agosta, C. Willaim: Dialog der Düfte – Chemische Kommunikation,
Heidelberg; Berlin; Oxford; : Spektrum, Akad. Verlag.,
1994Campbell, Neil u. Reece, Jane: Biologie; 8.,
aktualisierte Auflage; 2009; S. 995 ff.
Bellmann, Heiko: Der neue Kosmos-Insektenführer, Stuttgart:
Franchk-Kosmos Verlags-GmbH, 1999.
Signale in der Tier- u. Pflanzenwelt
Bertsch, Andreas: Blüten – lockende Signale, Ravensburg: Otto
Maier Verlag, 1975Fischer, Manfred u Oswald, Karl:
Exkursionsfauna für Österreich,
Lichtenstein und Südtirol, 3.Auflage, 2008
Jacobs, Werner / Renner, Maximilian: Biologie und Ökologie der
Insekten - Ein Taschenlexikon, Spektrum Akademischer
Verlag, 1988
Lunau, Klaus: Warnen, Tarnen, Täuschen – Mimikry und andere
Überlebensstrategien
in
der
Natur,
Darmstadt:
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2002.
Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora
für Österreich, Lichtenstein und Südtirol, Land
Öberösterreich- Oberösterreichisches Landesmuseum, 2005
Overy, Angela: Sex im Garten. Die raffinierten Verführungskünste
der Pflanzen; 2000
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70
Eva Duchon & Miriam Trappl
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71
Teresa Reiter & Katja Leidenfrost
Bedeutung der Pflanzen für die Tierwelt am Beispiel
der
Tierspuren
von Teresa Reiter & Katja Leidenfrost
Fachlicher Teil
Die Bedeutung der Pflanzen für die Tierwelt
Jeder Biologe weiß, dass es ohne Pflanzen keine Tiere geben würde.
Doch welche Bedeutung haben die Pflanzen nun wirklich für die
Tierwelt? Setzt man sich intensiver mit dieser Thematik
auseinander, erkennt man, wie viele Bereiche des Lebens durch die
Existenz der Pflanzen gedeckt werden. Doch was braucht ein Tier
nun alles zum Überleben? Jedes Tier muss atmen, das heißt, jedes
Tier braucht den von den Pflanzen produzierten Sauerstoff, um
Energie zum Leben zu bekommen. Außerdem ernähren sich sehr
viele Tiere von Pflanzen. Es gibt keine Pflanze, egal ob lebend oder
tot, und nicht einmal einen einzigen Teil der Pflanze, egal ob
Wurzel, Stamm, Blätter oder Knospen, der nicht irgendeinem Tier
als Nahrungsquelle dient. Im weiteren Sinnen ernähren sich
Fleischfresser, von Pflanzenfressern. Das bedeutet, die Pflanze ist
ein direkter oder indirekter Energielieferant für Tiere. Weiters liefert
die Pflanze so auch das organische Material für den Zellbau
tierischer Zellen. Doch die Pflanze hat auch eine große ökologische
Bedeutung. Für viele Tiere dienen sie als Wohnort oder Behausung,
sie liefern Material für den Bau ihrer Wohnungen, ermöglichen
Tierspuren
Unterschlupf, bieten Plätze zum Fangen von Beute, zum Balzen,…
Eine einzige Pflanze, z.B. ein Baum, kann viele verschiedenen Tiere
beherbergen und ernähren. Es gibt aber auch Pflanzen, z.B.
Orchideen, die nur einen spezifischen Nahrungsgrund für eine
einzige Art bieten. Allgemein kann man also sagen, dass es nicht nur
ohne Pflanzen keine Tiere, sondern auch keine Pflanze ohne Tiere
gibt.
Wenn man sich in der Natur umsieht, könnte man meinen, es gäbe
viel mehr Pflanzen als Tiere. Betrachtet man die Biomasse bezogen
auf die Gesamtfläche der Erde, würde man sogar richtig liegen.
Betrachtet man jedoch die Arten, so liegen die Tiere weit vor den
Pflanzen. In Österreich gibt es etwa 10x so viele Tier- wie
Pflanzenarten. Doch warum sehen wir dann hauptsächlich Pflanzen
und nur so wenige Tiere? Der Grund ist, dass die Artendichte der
Tiere oft geringer ist. Viele Tiere sind auch sehr klein und deshalb
schwer zu finden. Außerdem verfügen sie über viele verschiedene
Lebensräume: Erdboden, Wasser, Luft, ja sogar Holz oder sie leben
als Parasiten in anderen Lebewesen. Ein anderer Grund ist noch,
dass Tiere oft sehr scheu sind. Sowohl Jäger als auch Gejagte
müssen sich gut verstecken bzw. tarnen können. Die Nachtaktivität
ist eine weitere Strategie, um möglichst nicht gesehen zu werden.
Diese Tiere brauchen dafür unter Tags ein umso besseres Versteck.
Wie kann man nun mehr über Tiere, deren Aufenthaltsorte oder
Lebensweise erfahren? Am besten man macht sich auf die Suche
nach Tierspuren. Das Spurenlesen ist jedoch ein sehr komplexes
Thema. Heute haben Tierspuren für die meisten Menschen nicht
mehr die Bedeutung, die sie früher, zur Zeit unserer steinzeitlichen
Jäger- und Sammlervorfahren hatten. Wer damals kein guter
Spurenleser war, musste wohl oder übel verhungern. Da das Fleisch
72
Teresa Reiter & Katja Leidenfrost
in der heutigen, modernen Gesellschaft aus dem Supermarkt kommt,
spielt die Kenntnis von Tierspuren keine wirkliche Rolle mehr. Nur
Jäger, Gärtner, Zoologen und Förster sind noch daran interessiert
und haben Kenntnisse darüber. Jäger und Förster müssen Spuren
erkennen können, um den Wildbestand richtig einzuschätzen. Für
Forscher und Zoologen geben Tierspuren Aufschluss über
Verhaltensweisen der Tiere und ermöglichen eine zielgerichtete
Beobachtung. Auch die Kartierung von Säugetieren und viele
Artenschutzprojekte weltweit stützen sich teilweise aufs
Spurenlesen.
Tierspuren
Was sind Tierspuren überhaupt? Allgemein kann man sagen, dass zu
den Tierspuren alles zählt, was ein Tier in seiner Umwelt hinterlässt.
Grob kann man sie einteilen in: Fährten, Fraßspuren, Behausungen
(Nester und Baue), sowie Losungen und Exkremente. Daneben gibt
es noch eine Menge anderer Spuren wie z.B.: Skelettreste, Zahn-,
Feder-, Haar- und Schalenfunde, Fegespuren, Gallen, Minen,
Gespinste, Duft- und Sichtmarkierungen des Territoriums,…
Fährten:
Einen einfachen Pfoten- oder Hufabdruck bezeichnet man als
Trittsiegel. Kann man die Trittsiegel über mehrere Schritte
verfolgen, so spricht man von einer Fährte. Bei den Vögeln werden
häufig die Ausdrücke Geläufe oder Tritt gebraucht. Am besten
Tierspuren
findet man Fährten auf weichem und/oder feuchtem Untergrund wie
Schnee, Schlamm und Sand (Abb. 1).
Abbildung 1: Rehfährte
Anhand von Fährten kann man allerhand über das Tier erfahren.
Anhand von einzelnen Trittsiegeln (Größe, Vorhandensein von
Schwimmhäuten oder Afterklauen, Anzahl der Zehen…) bzw. der
typischen Anordnung der Trittsiegel (z.B. beim Hasen) kann man oft
schon das Tier bestimmen. Die Trittsiegel geben auch Auskunft über
die Fußanatomie des Tieres (Abb. 2). Säugetiere können in drei
Gruppen geteilt werden:
• Sohlengänger: treten mit der ganzen Fußsohle auf und jede
Extremität hat 5 Zehen. Diesen Fußtyp findet man v.a. bei
Insektenfressern (z.B. Igel), bei einigen Raubtieren (z.B.
Dachs, Bär) und den Primaten.
• Zehengänger: treten nur mit den Zehen auf, da die
Mittelfußknochen aufgerichtet sind. Meistens drücken sich
Zehen- und Hauptballen ab. Die Anzahl der Zehen ist
meistens verringert. Diesen Fußtyp findet man v.a. bei
Raubtieren. Auch Vögel treten mit den Zehen auf.
• Zehenspitzengänger:
haben
auch
aufgerichtete
Zehenknochen. Hier ist die Zehenanzahl noch mehr
verringert. Die Endglieder sind mit kräftigen Hornscheiden,
73
Teresa Reiter & Katja Leidenfrost
Tierspuren
den Hufen, ausgestattet. Paarhufer (z.B. Hirsch, Reh,
Schwein, Gemse) treten nur mehr mit den Spitzen der Zehen
3 und 4 auf. Bei Unpaarhufern (z.B. Pferd) ist nur noch die
Zehe Nummer 3 vorhanden.
Abbildung 3: oben - ziehendes Reh; unten - flüchtendes Reh
Vögel bewegen sich hüpfend oder laufend fort. Beim Hüpfen liegen
die Tritte nebeneinander, während sie beim Laufen hintereinander
liegen.
Abbildung 2: Fußanatomie
Die Anordnung der einzelnen Trittsiegel verrät auch viel über die
Bewegungs- oder Gangart. Im Gang stehen die einzelnen Abdrücke
in geringem Abstand zueinander und die Hinterfüße werden mehr
oder weniger genau in die Abdrücke der Vorderfüße gesetzt.
Dadurch entstehen zwei Reihen von Abdrücken nebeneinander. Im
Trab ist die Spur ähnlich wie im Gang. Die Abdrücke sind jedoch
der Länge nach weiter auseinander, die Schrittbreite (Abstand
zwischen linken und rechten Läufen) wird schmäler. Beim Galopp
setzen die Tiere die Hinterfüße vor den Vorderfüßen ab und es wird
jeder Fuß für sich abgedrückt (Abb. 3).
Fraßspuren:
Überreste von diversen Mahlzeiten findet man
überall in der Natur. Fraßspuren sind Spuren, die
Tiere an Pflanzen oder Tieren hinterlassen von
denen sie sich ernährt haben. Spuren an Bäumen,
Sträuchern, Kräutern, Obst,… geben Aufschluss
über pflanzenfressende Tierarten. An allen
Teilen der Pflanzen (Wurzel, Stamm, Äste,
Blätter,
Knospen)
bzw.
an
allen
unterschiedlichen
Pflanzenarten
können
verschiedenen Fraßspuren unterschieden werden.
Säuger hinterlassen Nagespuren, Vögel Abbildung
4:
Fichtenzapfen:
a
‐
Eichhörnchen;
b
‐
Maus
Pickspuren. Je nach Fraßbild lässt sich oft der
Täter identifizieren. Durch Unterschiede im Gebiss, der Technik, der
bevorzugten Nahrung, der Plätze der Fraßspuren,... bekommt man
74
Teresa Reiter & Katja Leidenfrost
Informationen, um welches Tier es sich handeln könnte. So kann
man z.B. an der Art, in der eine Nuss geknackt oder ein Zapfen
bearbeitet wurde, feststellen, welches Tier sich davon ernährt hat:
Mäuse fressen hauptsächlich an vor Feinden geschützten Plätzen am
Boden und nagen jede einzelne Zapfenschuppe fein säuberlich ab.
Sie hinterlassen eine glatte Zapfenspindel und einen Haufen
Schuppen. Eichhörnchen nagen die Schuppen nur an und reißen sie
dann ab, wodurch eine rauhe Spindel übrig bleibt (Abb. 4). Der
Kreuzschnabel reißt mit seinem Schnabel die Schuppen der Länge
nach auf und holt mit seiner beweglichen Zunge die Samen heraus,
während der Buntspecht die Zapfen in einer Astgabel einklemmt
und dann die Samen heraushackt. Den leergefressenen Zapfen wirft
er zu Boden. Unter einem Baum mit einer sogenannten
„Spechtschmiede“ findet man oft viele Zapfen. Auch die Höhe von
Fraßspuren an Pflanzen kann Hinweise auf den Täter geben. Kleine
Nagetiere und der Biber nagen den Stamm eher im unteren Bereich
an, Rehe und Hirsche fressen die Rinde in 1,5-2m Höhe und
Eichhörnchen nagen an den Ästen in der Baumkrone (Abb. 5).
Tierspuren
Abbildung 5: Fraßspuren am Baum
Eine spezielle Nagetechnik findet man beim Biber. Dieser reine
Pflanzenfresser nagt breite Stämme sanduhrförmig an und fällt so
die Bäume, um an die frischen Zweige und Knospen des Baumes zu
gelangen. An den Fraßspuren an der Rinde kann man die 2 großen
Nagezähne gut erkennen (Abb. 6).
75
Teresa Reiter & Katja Leidenfrost
Tierspuren
verrät etwas über den Jäger, z.B. ob die Rupfung am Boden oder in
erhöhtem Gelände, in Deckung oder in freiem Feld stattgefunden
hat. Abgenagte Knochen müssen nicht immer nur auf Raubtiere
hindeuten. Krähen und Füchse verschleppen oft größere Knochen,
lassen sie irgendwo liegen und Mäuse benagen sie dann weiter. Sie
decken so teilweise ihren Kalkbedarf.
Insekten hinterlassen ihre Fraßspuren an
Holz, Rinde und Blättern. Bekannt sind
vor allem die Fraßbilder der Borkenkäfer
(Abb. 7).
Behausungen – Neste und Bauten:
Die wenigsten Tiere haben einen festen
Bau, in dem sie das ganze Jahr über
leben. Meistens werden sie errichtet,
wenn die Jungen aufgezogen werden
Abbildung 6: Fraßspur Biber
Reste von Raubtiermahlzeiten, wie Risse und Rupfungen, findet
man seltener. Überreste von der Mahlzeit, wie z.B. Haare, Federn,
Knochen und Schalen, können Aufschluss über den Jäger geben. So
unterscheidet z.B. bei Federfunden durch der Zustand des Kiels über
den Jäger: Von Raubtieren gerissene Vögel werden mit den Zähnen
gerupft. Die Kiele sind abgebissen und stark zerfranst. Raubvögel
knicken die Kiele bei der Rupfung bzw. zupfen die Federn aus,
wodurch der Kiel meist schön erhalten bleibt. Auch der Fundort
oder wenn eine Unterkunft über den
Abbildung
7:
Borkenkäfer
und
Fraßspur
vom
Specht
Winter gebraucht wird. Behausungen
kann man in allen Bereichen der
Vegetation und im Boden finden. Sie sind oft so spezifisch, dass ein
Rückschluss bis auf die Art möglich ist.
Dachs, Fuchs, Maulwurf oder Wühlmaus haben unterirdische Baue
mit einfachen bis teils sehr komplizierten Gangsystemen, die oft in
Vorrats- oder Schlafkammern enden. Die Größe der Eingangsröhre,
die Steilheit der Eingänge sowie Haare und Kot am Eingangsbereich
geben Hinweise auf den Baubenutzer. Während Dachs- und
Fuchsgänge steil abfallende Einstiegsröhren haben, liegen die
76
Teresa Reiter & Katja Leidenfrost
Tierspuren
Eingänge in den Kaninchenbau oft waagrecht. Manchmal sind auch
dass das Nest mit Lehm ausgekleidet ist (Abb. 8).
Untermieter einquartiert, deren Wohnbedürfnisse sich mit denen der
Auch Eichhörnchen haben ihre Nester, den Kobel, hoch oben im
Bauer decken (z.B. Füchse in Dachsbauten, wobei der Fuchs immer
Baum. Es gibt jedoch auch Vögel, die Baumhöhlen bewohnen, wie
in den Bau des Dachs einzieht). Fuchs- und Dachsbau kann man
z.B. Spechte und Meisen. Kleiber, Fledermaus und Siebenschläfer
dadurch unterscheiden, dass der Dachsbau sehr rein ist, während der
besiedeln oft verlassene Höhlen.
Fuchsbau oft streng riecht und am Eingang Kot sowie Beutereste zu
Als Beispiele für Nester aus dem Insektenreich seien Wespennester
finden sind. Man unterscheidet weiter Baue auf der Erde. Dazu
und Ameisenhaufen genannt.
zählen Nester und Mulden bodenbrütender Vogelarten sowie Lager
von Säugetieren. Hasen verstecken sich in kleinen Mulden am
Losungen und Exkremente:
Boden, den Sassen. Die Schlafplätze von Rehen kann man dadurch
Als Losung bezeichnet man Tierkot. Auch wenn es keine
erkennen, dass sie meist überdacht sind und der Platz frei von
verlockende Spur ist,
Abbildung
8:
a
‐
Nest
Rotkehlche;
b
‐
Nest
Elster;
c
‐
Spechthöhle
Gräsern und Laub ist, da sie sich nur auf Erde, also den
ist
sie
sehr
nackten Boden, legen. Kleine Nester über der Erde, vorwiegend in
aussagekräftig.
Anhand
der
Losung
kann
man
die
Kräutern, Büschen und Sträuchern, werden von Kleinvögeln und
Ernährungsgewohnheiten der Tiere erkennen, aber auch
Zwerg- oder Haselmaus bewohnt. Die Nester bestehen meistens aus
Informationen über ihre Lebensweise und ihr Verhalten bekommen.
langen Grashalmen. Größere Vögel bauen ihre Nester in höheren
Bei Säugern kann man aufgrund der Form, des Geruchs, der Farbe
Büschen oder Bäumen. Jede Vogelart baut ganz spezifische Nester.
und der Konsistenz sagen, ob der Kot von Fleisch- oder
Sie halten die Nestform und –größe mit mathematischer Genauigkeit
Pflanzenfressern stammt. Die Losung von Pflanzenfressern ist meist
ein, sodass man die Bewohner oft leicht zuordnen kann. Die
vollkommen entwässert und hat eine charakteristische Kugel-,
Bauweise ist ihnen angeboren. Oft kann man auch am verwendeten
Walzen- oder Bohnenform. Meist findet man viele kleine
Material erkennen, um welchen Vogel es sich handelt. Hier einige
„Bämmerl“ auf einem Haufen. Außerdem lässt der Kot oft
Beispiele: Die Mönchsgrasmücke oder das Rotkehlchen bauen ihr
Pflanzenreste erkennen. Er ist dadurch grünlich bis dunkelbraun
Nest in sicheren Sträuchern. Das Baumaterial sind lange Gräser und
oder fast schwarz gefärbt. Fleischfresser haben längliche,
das Nest ist meist zwischen zwei Ästen aufgehängt. Die Elster baut
spindelförmige oder schnurartig gekrümmte Losungen. Ihre
ein schlampiges Nest aus kurzen Ästen, das sich meist in einer
Konsistenz ist oft breiiger. Die Farbe ist heller und oft hat der Kot
Astgabel befindet. Außerdem sind die Nester oft überdacht.
einen sehr strengen Geruch, während der der Pflanzenfresser kaum
Singdrosseln bauen ihr Nest ebenfalls in Astgabeln. Als Baumaterial
riecht. Mitunter ist sogar eine Unterscheidung zwischen Männchen
verwenden sie Gräser, dünne Zweige und Moos. Charakteristisch ist,
und Weibchen möglich.
77
Teresa Reiter & Katja Leidenfrost
Tierspuren
Der Kot der Vögel sieht
ganz anders aus. Vögel
haben eine Kloake, in die
Darm- und Harnröhre
gemeinsam münden. Somit
wird der breiig weiße Urin
gemeinsam mit dem Kot
ausgeschieden.
Skelettreste:
Auch Skelettreste verraten
Abbildung
9:
Skelett
Rehbock
einiges über die Lebensweise des Tieres
(Abb. 9). Vor allem das Gebiss kann hilfreich und nützlich sein, in
Bezug auf die Ernährungsgewohnheiten. Fleischfresser haben
scharfe und spitze Zähen. Vor allem die Eckzähne sind als
Reißzähne stark ausgebildet. Das Gebiss der Pflanzenfresser
zeichnet sich dadurch aus, dass sie sehr hochkronige Backenzähne
mit breiter Kaufläche besitzen, die sogenannten Mahlzähne. Diese
werden mit der Zeit stark abgenutzt, weshalb sie oft auch zur
Altersbestimmung verwendet werden. Die Schneidezähne von
Nagetieren sind zu starken, wurzellosen Nagezähnen umgebildet. Im
Gebiss der Insektenfresser findet man viele kleine spitze und
kegelförmige Zähne.
Fachdidaktik
Didaktisches Grundkonzept
Unser Grundkonzept bezog sich vor allem darauf, die Schüler/innen
zum eigenen bzw. selbstständigen Arbeiten und Forschen zu
motivieren. Wir wollten, dass sie auf Tierspuren aufmerksam
werden und in Zukunft auch etwas damit anfangen können.
Ein weiterer Schwerpunkt für uns war, dass wir den Schüler/innen
einen Überblick über die wichtigsten Tierspuren geben wollten.
Unser Konzept wurde immer wieder geändert und neu adaptiert,
denn wir sind dann in Marchegg während der Vorbereitung noch auf
so einiges gekommen und selbst das haben wir dann in weiterer
Folge wieder verändert.
a) Didaktische Reduktion: Aufbereitung für die Schüler/innen
Bezüglich des Plans unserer Station konnten wir uns erst vor Ort so
richtig Gedanken machen, weil wir erst schauen mussten, was wir
an Tierspuren finden würden und wo diese Plätze sind.
Zuerst wollten wir auf dem Gehweg vom Bahntunnel weg bis zur
March gehen und dort die Stationen machen, weil wir auf der
„Straße“ tolle Fährten fanden, jedoch mussten wir leider am
nächsten Tag feststellen, dass diese von einem Auto überrollt
wurden. Ein weiterer Grund für die Wahl dieses Stationsbereiches
war auch, dass wir dort große Spechtlöcher, Bibernagespuren sowie
Biberrutschen, aufgebrochene Muscheln (wahrscheinlich von einem
Fischotter) und tolle Holzkäferspuren fanden. Leider meinte es das
Hochwasser der March nicht recht gut mit uns, denn der Gehweg
dorthin war bereits am nächsten Tag ziemlich überschwemmt und
selbst mit Gummistiefel nicht mehr erreichbar. Darum entschieden
78
Teresa Reiter & Katja Leidenfrost
wir uns dann für einen anderen Standort und entdeckten bei einer
kleinen Wanderung durch den Auwald ebenfalls tolle neue
Tierspuren. Wir fanden 2 verschiedene Vogelnester (Elster,
Rotkehlchen), viele Fährten (Reh, Dachs, Hund), Kot
(Fleischfresser, Pflanzenfresser), Dachsbaue, Sassen, einen
Rehschlafplatz, Scheuerstellen, Skelette (Dachs, Rehbock, Hase)
und legten zusätzlich noch angenagtes Biberholz ans Wasser. Als
wir dann die (für uns wichtigsten) Spuren mit Luftballons (im
Umkreis von ca. 5m) markierten, gingen wir die Strecke noch öfters
ab, um auch das Zeitmanagement zu berücksichtigen.
Schlussendlich waren wir dann mit unserer Planung und Station sehr
zufrieden.
Wir überlegten weiters, ob wir den Schüler/innen irgendeine
Erinnerung an die Tierspuren in Marchegg mitgeben könnten. Nach
langem Hin und Her und der dortigen Vielzahl an leeren
Weinbergschneckenhäusern, bastelten wir dann aus diesen
Schneckenhäusern schöne Schlüsselanhänger, auf die wir
„Marchegg ‘10“ schrieben. Jede/r Schüler /in durfte (aber musste
natürlich nicht) sich eines mitnehmen, was auch beinahe jeder tat
und es schien, als würden sie sich darüber freuen.
Tierspuren
beim Dachsskelett Einsammeln
b) Reflexion: Was hat geklappt? Was hat nicht geklappt?
Unser erstes didaktisches Konzept war leider sehr theoriebelastet
und fand in diesem typischen Lehrer-Schüler-Gespräch statt, zudem
von unseren Seiten immer wieder Fragen gestellt wurden, die schon
eine Lenkung auf die richtige Antwort beinhalteten.
Der erste Tag mit den Schülern einer 5. Klasse verlief so, dass wir
zuerst mittels eines Plakates, wo verschiedene Tierspuren versteckt
waren, eine Einführung in das Thema gaben. Dann ließen wir die
Gruppe gemeinsam nach Tierspuren im Wald suchen (es waren
Luftballons zur Kennzeichnung einer Spur angebracht), wobei wir
zwei der Gruppe gefolgt sind und so wurde es eher zu einer
gemeinsamen Suchaktion. Ein Lehrer-Schüler-Gespräch zog sich
sozusagen durch die gesamten 35 Minuten. Wir merkten, dass die
Schüler/innen dadurch ihr selbstständiges Suchen bzw. Forschen
nicht verwirklichen konnten.
Am zweiten Tag konnten wir schon einiges verbessern und ich
denke, dass sich das Endresultat schon echt sehen lassen konnte.
Wir hatten uns überlegt (und auch den Tipp bekommen), dass wir
die Schüler/innen noch viel mehr zum selbstständigen Forschen
bringen sollten. Deswegen haben wir dann „Spur-Detektiv-Pässe“
79
Teresa Reiter & Katja Leidenfrost
gebastelt, die den Schüler/innen sozusagen als Forscherpässe
dienten und in denen sie ihre Spurenfunde dokumentieren sollten.
Dabei mussten sie mindesten 4 Tierspuren finden (egal wo und was)
und folgendes dokumentieren: a) Welche Tierspur hast du
gefunden? b) Von welchem Tier? c) Was hat das Tier hier gemacht
und wozu?
Der zweite Tag verlief dann also so, dass wir den Schüler/innen
(wieder einer 5. Klasse) mittels des Plakates eine kurze Einführung
gaben und dann mit ihnen gemeinsam die Strecke durch den Wald
bis ans andere Ende unserer Station gingen, wodurch sie gleich den
Weg kannten und sehen konnten, wo sich circa die Luftballons
befanden. Wir gaben ihnen dann dort ihre Pässe und 15 Minuten
Zeit um selber (alleine) auf die Spurensuche zu gehen. Katja und ich
warteten inzwischen am Treffpunkt. Das funktionierte sehr gut und
zu meiner Überraschung gingen wirklich die meisten Schüler/innen
alleine auf die Suche. Auch für Katja und mich war es eine sehr
angenehme Entlastung. Danach kamen die Schüler/innen wieder und
wir ließen uns von ihnen auf dem Weg zurück die Spuren zeigen
und sprachen sie mit ihnen kurz durch (kurzer theoretischer Input).
Tierspuren
Methode: Die theoretische Einführung als Lehrer-Schüler-Gespräch,
also ein gemeinsames Erarbeiten was Tierspuren sind, welche es
gibt und vor allem was sie aussagen können. Die Tierspurensuche
als offene Unterrichtsmethode, bei der die Schüler/innen Zeit haben
um frei zu arbeiten. Die abschließende Besprechung der Spuren als
Frontalunterricht bzw. ebenfalls als Lehrer-Schüler-Gespräch.
Abschließend wollen wir noch anmerken, dass diese
Lehrveranstaltung unserer Meinung nach wirklich sehr viel bringt,
denn jeder von uns konnte sich sicherlich so einiges an Fachwissen,
wie auch an didaktischen Bereicherungen mitnehmen. Stets in
Erinnerung behalten wir unsere traditionellen Feedback-Runden, als
auch Feedback-Feedback-Runden (und die dabei fast entstandene
Feedback-Feedback-Feedback-Runde ;-)
c) kurze Zusammenfassung: Was war das Lehrziel? Was war
die Methode?
Lehrziel: Die Schüler/innen zum Eigentätigkeit und zum
selbstständigen Forschen animieren! Sie sollten einen Überblick
über die wichtigsten Tierspuren bekommen und auch erfahren, was
alles Tierspuren sein können. Wir wollten ihnen die Augen für die
Natur mit ihren Tierspuren öffnen, damit sie darauf aufmerksam
werden und auch in Zukunft genauer hinschauen.
80
Teresa Reiter & Katja Leidenfrost
Tierspuren
Literatur
Bang,
P. & Dahlström, P. (2000). Tierspuren, BLVBestimmungsbuch
Hecker, F. (2006). Welche Tierspur ist das? Stuttgart: Kosmos
Richarz, K. (2006). Tierspuren, Stuttgart: Ulmer
Ohnesorge, G. (1995). Tierspuren und Fährten in Feld und Wald,
Augsburg: Naturbuchverlag
Bouchner, M. (1982). Der Kosmos-Spurenführer, Spuren und
Fährten, Stuttgart: Frankh´sche Verlagshandlung
81
Nicole Eder, Marina Findeis & Alexandra Roither
TIERSPUREN
Schnitzeljagd auf Umwegen
von Nicole Eder, Marina Findeis & Alexandra Roither
Fachliches
Was ist eine Tierspur?
Im Allgemeinen bezeichnet man mit dem Begriff „Tierspur“ alle
großen und kleinen Beweise, die uns sagen, WO, WELCHES Tier,
eventuell auch WANN gewesen ist. Sie kann Auskunft über die
Existenz, das Verhalten, Populationsgrößen und die Ernährung
geben. Neben dem Jäger, dem Bauern oder dem Gärtner ist die
„Kunst des Spurenlesens“ vor allem für Naturvölker von erheblicher
Bedeutung, da ihr Überleben von einer erfolgreichen Jagd abhängt.
Grundsätzlich werden Tierspuren in folgende Spurenarten
zusammengefasst: Fährten/Trittsiegel, Fraßspuren, Losung/Kot,
Gewölle/Speiballen, Bauten/Nester/Verstecke und sonstige Spuren
(z.B. Federn, Eier, Fegen …).
Eine Fährte/ein Trittsiegel ist ein Abdruck eines Fußes, Hufs, einer
Pfote oder einem Lauf eines Tieres. Unterscheidungsmerkmale sind:
Anzahl und Stellung der Zehen, vorhandene Krallen, sowie Gangart,
Bewegungsgeschwindigkeit und -zweck (z.B. Flucht, Angriff, Spiel,
…). Man muss dabei besonders die Art des Untergrunds (z.B. Sand,
Schnee, Erde), dessen Beschaffenheit (z.B. weiche, hart, …), das
Alter des Abdruckes und die Umweltbedingungen beachten.
Tierspuren
Die Nahrungssuche und –aufnahme zählt zu den wichtigsten
Tätigkeiten im Leben eines Tieres. Da jede Tierart individuelle
Fraßspuren hinterlässt, kann anhand dieser erkannt werden, um
welches Tier es sich genau handelt. Es gibt beispielsweise Fraßspuren
an Nüssen, Früchten oder Pflanzen.
Auch der Tierkot/die Losung zählt zu den wichtigsten Hinweisen, die
uns Tiere über sich hinterlassen können. Er dient als Indiz nicht nur
dafür, welches Tier an einer Fundstelle gewesen ist und was es
gefressen, sondern man kann dadurch auch sehr viel über die
Lebensweise einer Tierart erfahren (Pflanzen- oder Fleischfresser,…).
Als Gewölle/Speiballen bezeichnet man die ausgespieenen,
unverdaulichen Überreste der Nahrung von Greif- und Eulenvögeln.
Jede Tierart hat in ihrem Territorium zumindest zeitweise irgendeine
Art von Behausung, ob es nun Bauten, Nester oder Verstecke sind.
Diese bieten Schutz vor Feinden, der Witterung, dienen der
Jungenaufzucht und als Schlafplatz, können Tagesverstecke oder
Überwinterungsmöglichkeiten sein. Je nach Größe, Form,
Baumaterial und Platzwahl sind die Bauten/Nester/Verstecke sehr
unterschiedlich. Man findet einfache Liegeplätze auf dem Boden bis
hin zu kompliziert verzweigten und teilweise mehrere Etagen
beinhaltende Wohnbauten.
Tierspuren findet man überall und sie sind es wert, dass man sich
näher mit ihnen beschäftigt.
Im folgenden Abschnitt werden Themen unseres Spurenpakurs
erläutert. ……………..
82
Nicole Eder, Marina Findeis & Alexandra Roither
Spurensuche:
Fraßspur des Bibers
Klasse:
Säugetiere (Mammalia)
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Ordnung:
Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Biberverwandte (Castorimorpha)
Familie:
Biber (Castoridae)
Europäischer Biber (Castor fiber):
Größe:
Gewicht:
ca. 80–100cm (Kopf-Rumpf-Länge)
ca. 30- 40 cm (Schwanzlänge)
ca. 15 – 30 kg
Besondere und äußere Merkmale:
• größtes Nagetier in Europa, zweitgrößtes weltweit
• meist dunkelbraun mit dichter Unterwolle und steifen
Granenhaaren
• plumpe Gestalt, hinten deutlich dicker als vorne
• die kleinen Vorderpfoten dienen dem Greifen, Hinterzehen
durch Schwimmhäute verbunden
• Nagezähne: gelb-orange, ragen weit hervor
• Schwanz (=Kelle) ist breit, abgeplattet, schuppenbedeckt und
unbehaart
• Geschlechter sind äußerlich nicht bzw. kaum unterscheidbar
• wird oft mit der Biberratte (Nutria) verwechselt, diese hat
jedoch im Vergleich zum Biber meist ein gelb-bräunliches
Tierspuren
Balg, wobei oft auch Variationen möglich sind, weiters ist
sie viel kleiner (ca. 45-65 cm) und leichter (ca. 6-10 kg)
Fortpflanzung:
• Biber leben in monogamer Dauerehe
• mit ca. 2-3 Jahren geschlechtsreif
• Paarungszeit ist von Dezember bis April
• Tragzeit sind ca. 105 bis 107 Tage
• Anzahl der Jungen liegt ca. bei 2-5
• Junge kommen behaart und sehend auf die Welt
• Junge werden nach ca. 2,5 – 3 Monaten recht schnell aus der
„Mutterstube“ gebissen und auf sich alleine gestellt, deshalb
auch relativ große und schnelle Verbreitung
Ernährung:
• Sommer: Wasserpflanzen und deren Wurzeln, sowie fast alle
Uferpflanzen
seines
Lebensraumes,
Schilfstängel,
Krautpflanzen, Gräser, Triebe, Rinde, geschrotetes Holz von
Weichhölzern, wie Erlen, Weiden und Pappeln
• Winter: hauptsächlich Rinde
• in der Nähe von Landwirtschaften frisst er auch Klee, Mais,
Getreide oder Fallobst
• für den Winter legt er Vorräte unter Wasser an
Spuren des Bibers:
• Losung: 2- 2,5, cm lang, ca. 2 cm dick, kugelig mit Pflanzen
und Holzresten, wird immer im Wasser abgesetzt
• Tritt und Spur: meistens 4 Zehenabdrücke, Krallen der
Vorderpfoten fast immer erkennbar, auf weichem Boden
83
Nicole Eder, Marina Findeis & Alexandra Roither
Tierspuren
kann man gelegentlich Schwimmhautreste der Hinterpfoten
erkennen, oft auch Schleifspur der Kelle in der Spurmitte
Revierzeichen: Biberspuren, Staudämme, Nagespuren,
Biberkanäle
•
•
•
•
Charakteristische Kennung des Bibers:
Der Biber dreht beim Fällen des Baumes den Kopf auf die Seite und
beginnt, zu nagen. Dadurch entsteht eine ganz charakteristische
einförmige Einkerbung im unteren Bereich des Baumes.
•
•
•
vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv
guter Schwimmer und Taucher (bis zu 20 Minuten)
als Warnsignal: lautes Aufschlagen der Kelle aufs Wasser
In steilen Uferpartien von stehenden Gewässern gräbt er
Baue, die er mit Pflanzenteilen und Spänen auspolstert
In flachem Wasser baut er mächtige Burgen (bis zu 15 m
Durchmesser und einige Meter hoch) aus Zweigen, Ästen
und Reisig, Eingänge immer unter Wasser
Funktion der Staudämme: Regulierung des Wasserstandes –
IN MARCHEGG BAUEN BIBER KEINE BURGEN ODER
DÄMME, DA GENÜGEND WASSER VORHANDEN IST
Wissenswertes und Ökologisches:
• Biber wurden in Europa bis auf Restvorkommen an der
Rhone, in Norwegen und in Russland ausgerottet. Gründe:
- Verwendung des Bibergeil (Drüsensekret, dem
wundersame Kräfte zugeschrieben wurden)
- Nutzung als Fastenspeise (die katholische Kirche
zählte den Biber aufgrund des schuppigen Schwanzes
lange Zeit zu den Fischen)
- Pelzgewinnung
• In den letzten Jahrzehnten wurden er jedoch wieder
erfolgreich angesiedelt. Heute sind fast alle Donau
Nebenflüsse von Bibern besiedelt, die Biberaktivität ist meist
auf den unmittelbaren Lebensraum bzw. Uferbereich
begrenzt
Lebensweise:
• bewohnt Flussauen
Durch
ihre
Grabtätigkeit
können
sie
in
Zivilisationslandschaften teilweise erhebliche Schäden
84
Nicole Eder, Marina Findeis & Alexandra Roither
anrichten, jedoch NICHT in der Forstwirtschaft, forstliche
Schäden (durch das Fällen der Bäume) sind eher selten
Sie bereichern jedoch kleinere Bachsysteme durch ihre
Dammbaue und ihre Baumfällerei, da sie dadurch
Stillwasserzonen schaffen, die Wasserfläche vergrößern und
das Waldkronendach lichten. Dadurch wird natürlich auch
Platz für andere Arten geschaffen.
nahezu vollständiges Skelett von einem Reh:
Vergleich: Raubtiere vs. Fluchttiere
Raubtiere:
Allgemeiner Körperbau:
Raubtiere haben oft einen kraftvollen Körperbau, der aber dennoch
wendig und geschmeidig sein muss, um Beute fangen zu können.
Beute können sie jedoch nur fangen, wenn sie sich schnell bewegen
können – ihr ganzes Skelett ist darauf ausgelegt. Elle und Speiche
sind miteinander verwachsen, wobei die Elle und das Wadenbein
besonders kräftig ausgebildet sind.
Raubtiere sind entweder Sohlen- oder Zehengänger. Zehengänger
sind beispielsweise Füchse, Sohlengänger Bären oder Dachse. Allen
Raubtieren gemeinsam ist der verwachsene Handwurzelknochen
und das nur rudimentär vorhandene Schlüsselbein. Weiters haben
die meisten Raubtiere Krallen an ihren Zehen
Gebiss und Schädel:
Tierspuren
Zahnformel:
Incisivi (Schneidezähne) 3/3
Canini (Eckzähne) 1/1
Prämolare (Vorbackenzähne) 4/4
Molare (Backenzähne) 3/3
In der Regel sind die Eckzähne, auch Fangzähne genannt, extrem
verlängert und erinnern von der Form an Dolche. Die meisten Arten
besitzen je 6 kleine Schneidezähne im Ober- und Unterkiefer.
Charakteristisch für alle Landraubtiere ist die so genannte
Brechschere. Diese besteht aus 2 scharfen Reißzähnen, die dazu
dient, um Fleisch zu zerschneiden. Bei manchen Säugetieren, wie
beispielsweise der Hyäne, ist sie sogar so kräftig, dass man damit
Knochen aufbrechen kann. Die restlichen Backenzähne sind bei
manchen Arten sogar reduziert.
Charakteristisch sind die beiden Jochbögen, eine große
Schläfengrube und die Verbindung von Augenhöhle zum
Schläfenfenster. Unter- und Oberkiefer sind so fest miteinander
verankert, dass er sich nur auf- und abwärts bewegen kann,
Seitwärtsbewegungen wie bei Pflanzenfressern sind jedoch nicht
möglich. Die Augen der Raubtiere sind oft nebeneinander am
Schädel angebracht, was eine Fokussierung ermöglicht.
Fluchttiere:
Allgemeines zum Körperbau:
Fluchttiere haben oft einen lang gestreckten Gesichtsschädel. Dieser
ist oft sehr wuchtig und wird fast ausschließlich vom Oberkiefer
85
Nicole Eder, Marina Findeis & Alexandra Roither
gebildet. Die Augen liegen oft seitlich am Kopf, was ihnen dabei
hilft, rundum zu sehen und eventuelle Räuber früh zu erkennen. Die
Ohren sind oft lang und sehr beweglich, was ihnen ebenfalls ein
Früherkennen eines potentiellen Räubers ermöglicht.
Tierspuren
Eine Besonderheit in Marchegg ist beispielsweise das Feldreh.
Normalerweise flüchten Rehe in den Wald, wenn sie Gefahr wittern.
In Marchegg gibt es eine bestimmte Art von Rehen – die Feldrehe –
die bei Gefahr nicht in den Wald, sondern aufs Feld flüchten.
Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Fluchttiere ist die
Reduktion der Zehenanzahl, das heißt sie sind Spitzengänger. Sie
haben nur mehr eine funktionstüchtige Zehe,, nämlich die
Mittelzehe die anderen 3 sind zurückgebildet, jedoch als
Griffelbeine erhalten. Rund um diese Zehe bildet sich der so
genannte Hufschuh, der das letzte Zehenglied vollständig
ummantelt. Ist dies der Fall, spricht man von Unpaarhufern. Beispiel
hierfür ist Pferd.
Im Unterschied dazu sind die 3. und die 4. Zehe besonders stark
entwickelt und dient als Auftritt. Beispiele hierfür sind Rehe oder
Schweine.
Gebiss und Schädel:
Bei karnivoren Säugetieren sind die Eckzähne fast genauso groß wie
die Schneidezähne. Diese sind sehr breit und können dadurch gut
Pflanzen „abschneiden“. Die Eckzähne sind jedoch reduziert bis fast
fehlend. Die molarisierten Prämolaren und Backenzähne dienen
dazu, die Nahrung zu zermahlen (=Mahlzähne). Diese sind statt der
Reißzähne (wie bei Fleischfressern) ausgebildet. Die raue
Oberfläche der Zähne ermöglicht das Zerkleinern von Gras und
anderen Pflanzen. Anders als bei Fleischfressern sind transversale
Kaubewegungen möglich. Oft kommen zahnfreie Abschnitte vor
(wie beispielsweise die Hornplatte bei Rehen).
Gewölle der Waldohreule
Alle Tiere müssen unverdauliche Bestandteile ihrer Nahrung
irgendwie loswerden. Dies passiert in der Regel durch Kot/Losung.
Eulen- , Krähen- und Greifvögel verschlingen ihre Beute oft im
Ganzen. Die unverdaulichen Bestandteile der Nahrung (Federn, Fell,
Knochen, Panzer, ect.) können nicht in Form von Kot ausgeschieden
werden. Diese Vögel haben im Laufe der Evolution eine spezielle
Strategie entwickelt um diese Nahrungsreste dennoch ausscheiden
zu können. Ihr Magen ist in zwei Teile aufgeteilt, den Muskel- und
86
Nicole Eder, Marina Findeis & Alexandra Roither
den Drüsenmagen. Die verdauliche Nahrung wandert in den
Drüsenmagen, wird dort verarbeitet und dann in Form von Kot
ausgeschieden. Die unverdaulichen Reste der Nahrung (Federn,
Knochen, ect.) gelangen in den Muskelmagen, werden dort
eingeschleimt, zusammengepresst und gesammelt. Zwei bis drei mal
am Tag werden diese Speiballen, auch Gewölle genannt, ausgespien.
Das Gewölle von Eulen- und Greifvögeln ist meist walzenförmig.
Die Magensäure von Eulenvögeln ist relativ schwach und deshalb
kann man in deren Gewölle oft gut erhaltene Überreste finden.
Greifvögel rupfen und zerkleinern ihre Beute vor dem Fressen und
verfügen zudem über einen weitaus aggressiveren Magensaft,
deshalb kann man in den Gewöllen dieser Tiere oft keine
kompletten Knochen oder ähnliches finden.
Kot besteht im Allgemeinen ebenso aus unverdaulichen
Nahrungsteilen wie Haaren, Federn, Chitinpanzern, abgestoßenen
Darmzellen und Schleim. Die Größe, die Form, die Konsistenz, die
Farbe und der Geruch können Aufschluss über die jeweilige Tierart
geben. Es muss nur beachtet werden, dass bestimmte
Witterungseinflüsse den Kot verändern können, was eine
Bestimmung wiederum nicht immer einfach macht.
Die Losung von Pflanzenfressern findet man am häufigsten, da die
Nahrung verhältnismäßig arm an Nährstoffen ist. Dadurch müssen
Pflanzenfresser umso mehr Nahrung aufnehmen, was dem
entsprechend zu häufigerer Ausscheidung führt. Der Kot ist
aufgrund dessen eher körnig und trocken-hart.
Tierspuren
Die Losung von Fleischfressern findet man erheblich seltener, da
diese aufgrund ihrer eiweißreichen Nahrung weniger fressen
müssen. Der Kot enthält Reste von Haaren und Knochen und ist
demnach länglich-walzig und normalerweise kräftig.
Die Losung von Insektenfressern ist gekennzeichnet durch einen
hohen Anteil an Chitin – der Kot ist länglich und leicht bröselig.
Fraßspur eines Spechtes
Klasse:
Ordnung:
Familie:
Vögel (Aves)
Spechtvögel (Piciformes)
Spechte (Picidae)
Spechte haben einen gestreckten Körperbau. Besonders auffallend
ist der starke, meißelförmige Schnabel, der bei einigen Spechtarten
fast so lange wie der Kopf ist. In diesem Schnabel besitzt der Vogel
eine hornige Zunge, die mit Widerhaken am Ende versehen ist.
Mit Hilfe dieser beiden Körpermerkmale sind Spechte fähig, mit
erheblichem Kraftaufwand und Ausdauer gegen Baumstämme zu
klopfen. Dabei zerkleinern sie das Holz in Späne und hämmern sich
so Rillen, aus denen sie mit der widerstandsfähigen Zunge Insekten
oder andere Tiere herausholen. Das Klopfen hat jedoch auch den
87
Nicole Eder, Marina Findeis & Alexandra Roither
Zweck, ihr Revier zu markieren oder Geschlechtspartner anzulocken
(=Trommeln/ Balzverhalten).
Die Flügel sind abgerundet, der Schwanz oft keilförmig. Dieser
dient als Stütze beim hinaufklettern auf den Baum. Die Füße sind
sehr kurz. Spechte verbringen die meiste Zeit damit, am Baum zu
klettern oder zu hüpfen, nur ungern fliegen sie weitere Strecken.
Tierspuren
Der große Buntspecht hackt oft Vertiefungen, in denen er
Tannenzapfen oder Nüsse festkeilt, während er sie bearbeitet. Die so
genannten Spechtschmieden erkennt man stets an den Resten der
bearbeiteten Nahrung, die entweder noch im Loch sind oder
darunter liegen.
In fast allen Gebieten der Erde sind Spechte zu finden. Meist leben
sie einzeln, nur teilweise findet man sie paarweise, zum Beispiel in
der Brutzeit, in der sich auch größere Gruppen zusammen finden.
Spechte sind Höhlenbrüter und legen in die von sich selbst
angefertigten Höhlen 3 bis 8 weiße Eier, die dann von beiden
Geschlechtern ausgebrütet werden.
in Österreich häufig vorkommende Arten
 Erkennung anhand ihrer Spuren:
- Dreizehenspecht (Picoides tridactylus):
Die Schnabelspitze ist zusammengedrückt und hinterlässt dadurch
schmale Spuren auf dem Stamm.
- Schwarzspecht (Dryocopus martius):
An den Seiten des Loches und den Spänen, die der Schwarzspecht
„produziert“, sieht man die Schnabelmarken recht deutlich. Auch
Baumstümpfe und ältere Stämme werden vom Schwarzspecht fast
vollständig zerhackt und gesplittert.
- Buntspecht (Dendrocopus major):
Didaktisches
Nach langem hin und her waren unsere unzähligen Gedanken und
Ideen endlich geordnet und zu einem soliden, freilanddidaktischem
Unterrichtskonzept fusioniert.
Unser Plan sah vor, eine Art „Schnitzeljagd“ mit den Kindern zu
veranstalten. Zuerst machten wir mit ihnen ein Brainstorming um
sämtliche Tierspuren, die ihnen einfallen, gedanklich zu sammeln.
88
Nicole Eder, Marina Findeis & Alexandra Roither
Tierspuren
Anschließend gab unsere Gruppe den Schülerinnen und Schülern
noch eine kurze Einführung in das Thema „Tierspuren“, die auf
allgemeinen Informationen basierte. Wir erzählten ihnen wie man
Spuren erkennt, was man alles aus den Spuren herauslesen kann (z.B.
die Größe eines Tieres, ob es Herdentier oder Einzelgänger, Pflanzenoder Fleischfresser war, …) und wozu man sich überhaupt mit
Tierspuren beschäftigt. Dann erklärten wir ihnen das Prinzip unseres
Stationsablaufes. Wir suchten schon am Tag der Ankunft in
Marchegg fleißig nach den verschiedensten Tierspuren in der
umgebenden Au. Schließlich einigten sich dann unsere
Gruppemitglieder auf fünf prominente Spuren bestehend aus einer
Fraßspur eines Bibers, einem Gewölle, einem fast vollständigem
Rehskelett, tote Fledermäusen und Spuren eines Spechtes.
Erstes Konzept:
Wir hätten also bei unserer ersten Tierspur, einem von einem Biber
angenagten Baum, begonnen. Dort wollten wir ursprünglich zwei
verschieden farbige Wegweiser aufstellen, die in verschiedene
Richtungen weisen. Auf jedem Wegweiser würde ein Tiernamen
stehen (bei unserer ersten Spur waren beispielsweise die Begriffe
„Biber“ und „Fischotter“ geplant) und die Kinder anweisen sich in
der Gruppe für ein Tier zu entscheiden, von dem sie glauben, dass es
diese Spur hinterlassen hat. Nachdem sie sich gemeinsam entschieden
hätten, sollten sie nun dem Wegweiser, der eine bestimmte Farbe
haben sollte, folgen und sich immer weitere, gleichfarbige Wegweiser
halten um, wenn sie den richtigen Weg ausgewählt hätten, zur
zweiten Spur zu kommen. Wenn die Schülerinnen und Schüler jedoch
den falschen Weg gewählt hätten, dann würden zu einem Umschlag
mit der sich darin befindlichen Botschaft „falsch“ kommen und
müssten wieder zurück zur vorherigen Ausgangsspur gehen. Beim
89
Nicole Eder, Marina Findeis & Alexandra Roither
Wählen des richtigen Weges würden sie dann zur zweiten Spur
kommen, dem Gewölle einer Waldohreule. Die Kinder sollten dort
zum einen zwei weitere anders farbige Wegweiser finden und zum
anderen ein Kuvert mit einem Buchstaben darin finden, wie bei jeder
weiteren Spur auch. Nach der Entscheidung der Kinder, egal ob
richtig oder falsch, würden wir ihnen natürlich auch noch erklären,
warum diese Spur von diesem bestimmten Tier stammt oder nicht.
Am Ende sollten die Kinder aus den Einzelbuchstaben in den
Umschlägen ein Lösungswort bilden. Als Preis gäbe es dann
Süßigkeiten und ein von uns angefertigtes Bestimmungsheft. Wir
wussten natürlich, dass uns sowohl eine Oberstufe als auch eine
Unterstufe besuchen würde. Am Ende sollte dann jede Gruppe der
Unterstufe noch zusätzlich eine Urkunde bekommen, die wir zu
Hause vorbereitet hatten. So weit - so gut.
Wir hatten alles vorbereitet. Wegweiser, Urkunden, Lösungswörter
und Bestimmungshefte waren fertig gebastelt. Es musste vor Ort dann
nur noch alles zurechtgelegt und passend zu den gefundenen Spuren
beschriftet und ausgefüllt werden. Während dieser Arbeiten vor Ort
bemerkten wir dann aber einige didaktische Unstimmigkeiten. Das
Problem war folgendes: wir konnten den Kindern den fachlichen
Hintergrund zu einer Spur ja nicht schon vor ihrer Entscheidung
liefern, da wir sie ihnen ja dadurch abgenommen hätten. Folglich
mussten wir die Informationen danach liefern. Das wäre kein
Problem, wenn sie sich für den falschen Weg entscheiden würden. Da
sie ohnehin zur Spur zurückgehen müssten um den anderen Weg zu
wählen. Somit gäbe es dann unsere Erklärung direkt bei der
betreffenden Spur. Das Problem entsteht nur dann, wenn sie sich
gleich anfangs für den richtigen Weg entscheiden würden. Dieser
führt sie zur zweiten Spur. Erst dort erfahren sie durch das
Vorhandensein der nächsten Spur und durch das Kuvert mit einem
Tierspuren
Buchstaben darin, welches Tier die vorherige Spur hinterlassen hat.
Die Erklärung zur ersten Spur könnte man ihnen also erst vor der
zweiten Spur geben. Didaktisch wäre das ein völliger Schwachsinn.
Zweites Konzept:
Am Abend vor der Ankunft der ersten Schulklasse musste unsere
Gruppe demnach ein völlig neues Konzept erarbeiten. Nach
elendslangen Diskussionen und einer schlaflosen Nacht hatten wir
unseren Plan dann umgekrempelt. Wir verzichteten auf die Irrwege.
Von den zwei Wegweisern pro Spur blieb nur noch ein Schild übrig,
indem wir einfach die Pfeilspitze abschnitten. Die Kuverts mit dem
Buchstaben bzw. mit dem „leider falsch“- Kärtchen wurden direkt bei
den Schildern angebracht. Die Pfeile, die von der einen Spur zur
nächsten führten, wurden demontiert. Die Schülerinnen und Schüler
mussten sich zwar noch immer beraten und für eine Lösung
entscheiden, sowie einen Umschlag wählen, aber nicht zur nächsten
Spur finden. Die zeigten wir ihnen anschließend. Somit konnten wir
ihnen die Erklärung direkt bei der betreffenden Spur geben und das
Gesagte auch veranschaulichen.
Am darauffolgenden Tag traf also die Oberstufenklasse ein und es
ging los. Wir hatten pro Gruppe, die immer zwischen 2 und 4
Schülerinnen und Schülern variierte, 40 Minuten Zeit. Eigentlich
wollten wir unseren „Parkur“ einmal durchgehen und durchspielen,
um die Zeit abschätzen zu können. Doch dafür war aufgrund unserer
Konzeptänderungen keine Zeit mehr. Dadurch haben wir dann in der
Praxis erfahren, was wir ansonsten bereits im Vorhinein gewusst
hätten. Da die einzelnen Spuren weit voneinander entfernt lagen,
waren wir in erster Linie nur damit beschäftigt, von einer Spur zur
nächsten zu hetzen um die Zeit nicht zu überschreiten. Wir versuchten
dann aber in der Hitze des Gefechtes das Beste daraus zu machen und
90
Nicole Eder, Marina Findeis & Alexandra Roither
Tierspuren
„jagten“ eine Gruppe nach der anderen von Spur zu Spur.
Erstaunlicher Weise schien das die Kinder nicht so sehr zu stören wie
uns. Es machte den Kindern trotzdem Spaß sich für ein Tier
entscheiden zu müssen und dann das Kuvert zu öffnen um heraus zu
finden, ob sie sich richtig entschieden hatten. Das Bestimmungsheft
schien ihnen ebenso sehr zu gefallen. Trotz all der Hektik erklärten
wir ihnen dann aber noch kurz das Heft, denn es war uns wichtig,
dass sie mit Bestimmungsmaterialien auch umgehen lernten. Die
Sammelkärtchen teilten wir auch aus. Der absolute Renner war
natürlich nicht nur „die Süße in der schwarzen Jeans“, sondern auch
die Süßigkeiten, die wir am Ende verteilten. Grundsätzlich waren wir
einerseits beeindruckt, wie viel Vorwissen manche Schülerinnen und
Schüler mitbrachten, andererseits geschockt, wie wenig bei manch
anderen vorhanden war.
Drittes Konzept:
Aufgrund des schon erwähnten, problematischen Zeitmanagements
wurde uns dann im anschließenden Feedback der Exkursionsleiter nahe
gelegt, unser Konzept vielleicht doch noch einmal zu überdenken.
Zuerst waren wir diesbezüglich nicht besonders begeistert, da uns die
vorherige, diskussionsreiche Nacht noch immer in den Knochen lag.
Aber da wir eigentlich der gleichen Meinung waren, rollten wir alles
noch einmal neu auf und versuchten einzelne Ideenvorschläge des
Feedbacks umzusetzen.
Wir empfingen die Gruppen der Unterstufe ebenso wie die der
Oberstufe. Anfangs fragten wir sie welche Tierspuren sie kennen und
gaben ihnen eine kurze Einführung in das Thema. Anders als am Tag
zuvor erklärten wir ihnen gleich danach das Bestimmungsheft, da sie es
später anwenden sollten. Wegen der etwas zu großen Entfernung
zwischen unseren ehemaligen Spurenstationen beschränkten wir uns nur
91
Nicole Eder, Marina Findeis & Alexandra Roither
noch auf drei, die nicht weit voneinander entfernt lagen. Wir starteten
mit dem Rehskelett, gingen anschließend zur Fraßspur des Bibers und
dann weiter zum Gewölle. Danach
ließen wir die Kinder in einem von
uns begrenzten Bereich in der Au
selbstständig nach Spuren suchen.
Wir begleiteten sie dabei und
standen ihnen unterstützend zur
Seite, wenn sie fragen hatten. Sie
gingen begeistert ans Werk und
fanden teilweise Spuren, die nicht
einmal wir zuvor entdeckt hatten.
Die
Arbeit
mit
dem
Bestimmungsheft machte ihnen
sichtlich die meiste Freude. Sie
wendeten es gezielt und gekonnt an.
Am Ende bekam jede Gruppe eine
Urkunde überreicht, in die wir die
Namen der Schülerinnen und
Schüler eintrugen, Sammelkärtchen
für ihr Sammelheft und natürlich,
nicht zu vergessen, die Süßigkeiten.
Abschließend sind wir der
Meinung, dass das dritte Konzept
zugegebenermaßen doch besser als die anderen beiden war. Didaktisch
gesehen war die eigenständige Spurensuche der Kinder dann doch am
effizientesten - besonders weil es Schülerinnen und Schüler der ersten
Klasse waren. Bei der Oberstufenklasse wäre das selbstständige
Arbeiten dann vielleicht doch nicht so begeistert angenommen worden,
da die Schülerinnen und Schüler schon von Anfang an schwer zu
Tierspuren
motivieren waren. Wie auch immer, sind wir überaus zufrieden und
denken, dass die Kinder viel an- und mitgenommen haben.
•
Lehrziele allgemein:
• Neugierde ist der Schlüssel
zu allem Wissen!
Es erschien uns besonders wichtig
die Neugierde für unser Thema zu
wecken.
• Förderung
sozialer
Kompetenzen!
Das Arbeiten in der Gruppe ist für
alle Gruppenmitglieder profitierend
…
• Die Natur kann so viel Spaß
machen!
Spuren findet man überall – man
muss nur genau hinsehen. Die
Schülerinnen und Schüler sollen
lernen mit der Natur respektvoll
umzugehen und sie bewusster
wahrzunehmen.
• Der Mensch ist nicht allein
 Naturschutz!
Die Kinder sollen die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten
auf die Natur wahrnehmen. Sie sollen positive Emotionen für
die Natur entwickeln.
Beispiel: „Der Biber ernährt sich von Holz.“
Die Alltagsvorstellungen der Schülerinnen und Schüler sollen
relativiert werden.
92
Nicole Eder, Marina Findeis & Alexandra Roither
•
Die
Schülerinnen
und
Schüler
sollen
mit
Bestimmungsmaterialen umgehen lernen. Sie sollen
selbstständig Spuren bestimmen können.
Lehrziele Oberstufe:
• Die Schülerinnen und Schüler sollen wissen wie man den
Begriff „Tierspur“ definiert.
• Sie sollen mindestens 5 Spurenarten nennen können.
• Sie sollen die Unterschiede zwischen einem Fleischfresserund einem Pflanzenfressergebiss, sowie die anatomischen
Merkmale von Flucht- und Raubtieren kennen.
• Die Schülerinnen und Schüler sollen Paar- und Unpaarhufer
unterscheiden, ihre Merkmale beschreiben und Beispiele
nennen können.
Tierspuren
•
•
•
•
Sie sollen wissen, warum ein Biber Bäume annagt bzw. fällt
und anhand welchen Details man die Bissspur eines Bibers
erkennen kann.
Sie sollen ein Gewölle als solches bestimmen können und
wissen, welche Vogelarten ein solches hinterlassen können.
Die Schülerinnen und Schüler sollen Fledermäuse erkennen
und diesbezüglich die Merkmale eines Insektenfressergebisses
nennen können. Weiters sollen sie wissen, wie und wann
Fledermäuse jagen.
Die Schülerinnen und Schüler sollen die Bohrlöcher eines
Spechtes erkennen können und wissen, warum er diese
hinterlässt und wie er seine Nahrung aus den feinen Rissen der
Borke und des Holzes holt.
Lehrziele Unterstufe:
• Die Schülerinnen und Schüler sollen
wissen wie man den Begriff
„Tierspur“ definiert.
• Sie sollen mindestens 3 Spurenarten
nennen können.
• Sie sollen die Unterschiede zwischen
einem Fleischfresser- und einem
Pflanzenfressergebiss, sowie die
anatomischen Merkmale von Fluchtund Raubtieren kennen.
• Die Schülerinnen und Schüler sollen
Paar- und Unpaarhufer unterscheiden,
ihre Merkmale beschreiben und
Beispiele nennen können.
93
Nicole Eder, Marina Findeis & Alexandra Roither
Tierspuren
•
•
•
Sie sollen wissen, warum ein Biber Bäume annagt bzw. fällt
und anhand welcher Details man die Bissspur eines Bibers
erkennen kann.
Sie sollen ein Gewölle als solches bestimmen können und
wissen, welche Vogelarten so etwas hinterlassen.
Was wir alles gelernt und mitgenommen haben:
• Planung ist schön und gut – Flexibilität aber wichtiger!
Als Lehrer muss man immer mit allem rechnen.
Diesbezüglich erscheint uns die Kompetenz überaus wichtig
zu sein und ist Grundlage für guten Unterricht.
• Die Kinder stehen auf die Natur – auch wenn sie durchgejagt
werden! Das Suchtpotential ist groß!
• Spuren findet man überall – man muss nur genau hinsehen!
Das haben nicht nur die Kinder erkannt, sondern auch wir.
• Wir bekennen uns dazu, Naturjunkies geworden zu sein!
Literatur
-
Barbosa, P. & M. R. Wagner (1989): Forest and Shade Tree
Insects.Academic Press Inc., Kalifornien, 639pp.
Hecker, Frank: Welche Spur ist das?. 125 Tierspuren und
wer sie hinterlässt. Kosmos Verlag, 2006
Preben Bang und Preben Dahlström: Tierspuren. Fährten,
Fraßspuren, Losungen, Gewölle u. a., Blv- Verlag, 3.
Auflage, 2009
94
Robin Eggerstorfer, Lukas Kräftner & Thomas Kreisberger
Evertebraten
Bedeutung der Hydrologie der March am Beispiel der Evertebraten
von Robin Eggerstorfer, Lukas Kräftner & Thomas Kreisberger
Fachliches
Mollusca
Gastropoda:
Schnecken sind eine sehr artenreiche Gruppe,
die sowohl an Land, in Süß-, als auch in
Salzwasser lebt. Während die marinen
Vertreter Kiemenatmer sind, wurden die
Kiemen der landlebenden, sowie im Süßwasser
lebenden Arten in Lungen umgewandelt, was
bedeutet, dass die Süßwasserschnecken dazu
gezwungen sind, von Zeit zu Zeit an der
Wasseroberfläche Luft zu holen.
Schnecken sind vorwiegend Weidegänger, die
mit Hilfe der Radula Algen vom Substrat
abnagen.
Spitzschlammschnecke:
typische
Teichschnecke mit
spitz
zulaufendem,
turmförmigem, beige gefärbten Gehäuse (bis
zu
8cm),
vorwiegend
Weidegänger,
Detritusfresser, fressen auch Blätter und andere
95
Robin Eggerstorfer, Lukas Kräftner & Thomas Kreisberger
weiche Pflanzenteile höherer Pflanzen, seltener Aas und Gallerte
von Laich.
Posthornschnecke: typische Teichschnecke mit posthornförmigem,
rotbraunem Gehäuse (bis zu 5cm), Detritusfresser
Evertebraten
Culicidenlarven (=Stechmückenlarven) können die Atemrohre
zusätzlich mit Zähnchen besetzt sein, mit denen das Aerenchym von
Wasserpflanzen angebohrt werden kann, um so an Sauerstoff zu
gelangen.
Hexapoda
Ursprünglich sind Insekten Landbewohner, aber zahlreiche Arten
haben Wasser besiedelt. Da dieser Schritt sehr früh in der Evolution
erfolgte, sind die Atemmechanismen sehr verschieden. Insekten, die
nur kurzzeitig im Wasser leben, haben keine bestimmte
Atemvorrichtung für das Leben unter Wasser ausgebildet. Sie
können ihre Stigmen lange verschließen und somit das Eindringen
von Wasser verhindern.
Viele Insekten (vor allem Larven) können den gelösten Sauerstoff
direkt aus dem Wasser über die Cuticula aufnehmen, wobei diese
von Tracheen reichlich unterlagert und zu Tracheenkiemen
vergrößert ist. Die Stigmen sind durch Vernarbung verschlossen.
(Bsp. Köcherfliegenlarven (abdominal), Kleinlibellenlarven (3
Kiemenblättchen am caudalen Abdomen))
Permanent im Wasser lebende Imagines, aber auch einige Larven
(vor allem von Diptera) veratmen meist aus der Atmosphäre
aufgenommenen Sauerstoff, der als Vorrat am Körper unter Wasser
mitgeführt wird. Dieser Luftvorrat muss aber von Zeit zu Zeit
erneuert werden. Bei einigen Arten kann die Zahl der Stigmen auf
zwei reduziert werden. Diese sitzen zum Teil auf einem, meist
caudalen Atemrohr sitzen, das beim Auftauchen die
Wasseroberfläche durchdringt. (Bsp. Wasserskorpion) Bei
Bei wasserbewohnenden Insekten kann der Luftvorrat über das
tracheale Fassungsvermögen hinausgehen. In diesem Fall wird Luft
in Form einer silbrig glänzenden Blase außen am Körper mitgeführt,
welche mehr oder weniger in direktem Kontakt mit dem Wasser
steht. („Physikalische Kieme“) Diese Luftblase steht über Stigmen
mit dem Tracheensystem in Kontakt, und wird so verbraucht, wobei
der Vorrat in größeren Tiefen aufgrund des größeren Drucks
schneller verbraucht wird, als in Oberflächennähe. Wenn der
Gasvorrat schließlich verbraucht ist, muss das Tier auftauchen, um
neue Luft, entweder über das caudale Ende, oder über ein Atemrohr
aufzunehmen. Nachteil des mitgeführten Gasvorrats stellt der
dadurch vergrößerte Auftrieb des Tieres dar, welches nun ständig
abwärts schwimmen, bzw. sich festhalten muss.
96
Robin Eggerstorfer, Lukas Kräftner & Thomas Kreisberger
Evertebraten
ausgeglichen und der Partialdruck des Stickstoffs steht in einem
ständigen Gleichgewicht mit dem Wasser, sodass die Wirkung der
physikalischen Kieme permanent erhalten wird, und keine
Notwendigkeit zur Regeneration der Luftblase besteht.
Coleoptera (Käfer):
Wie an Land stellen die Käfer auch in Gewässern eine sehr
artenreich Gruppe dar, wobei eine Differenzierung bezüglich
Nahrung, Atmung und Fortbewegung in Wasserkäfer und
Schwimmkäfer vorzunehmen ist.
Wasserkäfer: adulte Wasserkäfer ernähren sich (im Gegensatz zu
ihren Larven) pflanzlich, die zur Fortbewegung dienenden
Beinpaare sind, wenn überhaupt, nur spärlich behaart, und die
Beinbewegung erfolgt alternierend.
Sie besitzen ein offenes Tracheensystem, wobei die Luft, welche an
der Oberfläche geholt werden muss, über ein Atemrohr am
Vorderende des Tieres aufgenommen und anschließend am Bauch
gespeichert wird. Bsp.: Kolbenwasserkäfer
Eine Sonderform der physikalischen Kieme stellt die
Plastronatmung dar, welche dem Tier erlaubt, gänzlich ohne
Auftauchen unter Wasser leben zu können.
Der Gasvorrat wird dabei zwischen dicht stehenden
Cuticulafortsätzen festgehalten. Dieser kann, selbst bei großem
Wasserdruck, nicht komprimiert werden kann. Die Sauerstoff –
Partialdruckfdifferenz durch Sauerstoffverbrauch wird ständig
Schwimmkäfer: adulte Schwimmkäfer sind, wie auch ihre Larven,
Räuber, die ihre Beute mit dem oft zu Fangbeinen umgewandelten
ersten Beinpaar fangen. Das der Fortbewegung dienende Beinpaar
ist stark behaart, der Beinschlag erfolgt synchron.
Schwimmkäfer besitzen, wie die Wasserkäfer, ein offenes
Tracheensystem, wobei der Luftvorrat mit dem caudalen Ende
aufgenommen und dorsal unter den Deckflügeln gespeichert wird.
Bsp.: Gelbrandkäfer
97
Robin Eggerstorfer, Lukas Kräftner & Thomas Kreisberger
Evertebraten
Wasserskorpion (Nepa cinerea, Syn. Nepa rubra)
Der Wasserskorpion scheint, rein optisch, mit den Skorpionen näher
verwandt zu sein. Hier spielt einem die Evolution aber einen Streich.
Tatsächlich ist er mit den Skorpionen genauso wenig verwandt, wie
die Bettwanze. Der Wasserskorpion gehört zu den Wasserwanzen,
genauer zu den Skorpionswanzen. Der vermeintliche Stachel im
Hinterende ist ein etwa 10mm langes, starres Atemrohr, mit dem der
Wasserskorpion Luft aus der Atmosphäre tankt. Hydrophobe Haare
verhindern dabei das Eindringen von Wasser. Die aufgenommene
Luft wird dann in Form einer Blase unter den Flügeln gespeichert
und veratmet. Die Blase hat aber neben der Sauerstoffspeicherung
noch eine weitere wesentliche Funktion. Durch den Auftrieb, den
die Wanze durch die Luftblase erhält, kann sie an der Oberfläche
schwimmen, ohne Gefahr zu laufen, abzusinken. Das vordere
Beinpaar hat aber tatsächlich eine ähnliche Funktion wie jenes der
Skorpione. Es dient nämlich als Fangbeinpaar und somit zum
Fangen und Festhalten der Beute. Daraus geht unschwer hervor,
dass Wasserskorpione räuberisch leben. Sie sitzen dabei meist
regungslos im Schutze von ufernahen Pflanzen o.ä. Ist ein Beutetier
in Reichweite, so dienen die Fangbeine zum raschen Festhalten der
Beute, welches anschließend mit einem stechend-saugenden
Mundwerkzeug angestochen und ausgesaugt wird. Zu den
bevorzugten Beutetieren gehören Wasserinsekten, diverse Larven,
aber auch kleinere Fische und Amphibien (wie z.B. Kaulquappen).
Da der Wasserskorpion lauernd auf seine Beute wartet, muss es auch
+/- gut getarnt sein. Er kann von hell bräunlich bis eher dunkel, fast
schwarz gefärbt sein, hat einen ziemlich flachen Körperbau und
erreicht ein maximale Körperlänge von fast 30mm. Das ermöglicht
98
Robin Eggerstorfer, Lukas Kräftner & Thomas Kreisberger
es dieser Skorpionswanze, sich an andere Oberflächen
anzuschmiegen (z.B. an braune Blätter, die im Wasser treiben) und
dort auf Beute zu warten.
Die Larve hat eine sehr ähnliche Art, zu jagen und ist auch im
Körperbau dem adulten Tier schon relativ ähnlich. Nicht
verwunderlich ist daher, dass es sich um eine hemimetabole
Entwicklung handelt, also eine Entwicklung ohne Puppenstadium.
Insgesamt werden 5 verschiedenen Larvenstadien durchlaufen,
bevor das adulte Stadium erreicht ist. Dabei entwickelt sich auch der
Flugapparat vollständig aus, ob und wann der Wasserskorpion aber
tatsächlich zum Flug befähigt ist, ist bis heute noch nicht vollständig
geklärt. Die meisten Autoren schreiben von Sichtungen einzelner
weniger Flugfähiger Exemplare1,2,3. Manche Autoren schreiben auch
von
einer
gänzlichen
Flugunfähigkeit4.
Wasserassel (Asellus aquaticus)
Wie der Name, anders als beim Wasserskorpion, richtig erahnen
lässt, gehört die Wasserassel zur Gruppe der Asseln, also zu den
Krebstieren. Sie erreicht eine Länge von durchschnittlich 12mm,
wobei die Männchen meist größer werden als die Weibchen. Die
Wasserassel nimmt den Sauerstoff über (echte) Kiemen an den
hinteren Beinen auf und muss daher nicht, wie z.B. einige im
Wasser lebende Insekten, regelmäßig an die Wasseroberfläche, um
Luft zu holen. Wasserasseln sind sehr widerstandsfähig, was die
Wasserqualität betrifft. So kommen sie in oft stark verschmutzten
Gewässern
vor
und
dienen
in
der
biologischen
Evertebraten
Wassergütebestimmung als Indikatororganismen für die Wassergüte
3 (=starke Verschmutzung, Asellus aquaticus:Saprobiewert si = 2.7,
Indikationsgewicht gi=4) Sie leben meist am Grund des Gewässers
und bewegen sich laufend fort. Dabei halten sie nach abgestorbenen
Pflanzeteilen Ausschau, was ihre Nahrungsgrundlage darstellt.
Bei der Paarung setzt sich das durchschnittlich um 3mm größere
Männchen auf das Weibchen und verweilt dort mehrere Tage. Erst,
wenn sich das Weibchen häutet und dadurch die Geschlechtsöffnung
vergrößert wird, überträgt das Männchen sein Sperma mit dem
vorderen Pleopoden (=erstes Beinpaar des Hinterleibes) und verlässt
anschließend das Weibchen wieder. Im Zuge der Häutung des
vorderen Körperabschnittes bildet das Weibchen einen Brutraum
aus, in dem bis zu 100 Eier abgelegt werden, wobei die juvenilen
Asseln im Brutraum schlüpfen.
Urzeitkrebse
Die Urzeitkrebse sind eine der phylogenetisch ältesten Tiergruppen.
Die ältesten fossilen Funde von Urzeitkrebsen stammen aus einer
Zeit vor mehr als 500 Millionen Jahren, also dem oberen Kambrium.
Einige heute noch rezente Arten sind seit über 200 Millionen Jahren
in ihrer Gestallt unverändert.
Die Urzeitkrebse besiedeln extreme Standorte. Da sie in einen See
nicht überleben würden, weil zu viele Fressfeinde vorhanden sind,
kommen Urzeitkrebse nur in astatischen Gewässern vor (=sind nicht
ganzjährig wasserführend). Diese Extremstandorte sind ein
typisches Erscheinungsbild der Auen, allerdings zählen zu diesen
Extrembiotopen nicht nur austrocknende Seen/Tümpel sondern auch
99
Robin Eggerstorfer, Lukas Kräftner & Thomas Kreisberger
Pfützen, Überschwemmungsflächen oder Vertiefungen wie
Fahrrinnen, in denen sich das Wasser nach einem Regenguss
sammelt. Die kleine Wassermenge ermöglicht ein rasches Erwärmen
durch die Sonneneinstrahlung und somit ein starkes Wachstum der
Algen aber auch der Einzeller. Diese stellen wiederum eine
Nahrungsquelle für die Nauplien (Larven) dar. Unter guten
Bedingungen wachsen die Larven innerhalb von 5-8 Tagen heran
und innerhalb weniger Tage bzw. Wochen bevor das Gewässer
austrocknet sind die Nauplien herangewachsen und legen ihre Eier
(Dauereier) ab. Die Lebensdauer der Urzeitkrebse ist in etwa 3
Monate, währenddessen die Dauereier mehrere Jahrzehnte
unbeschadet überstehen können. Den Eiern kann weder extreme
Hitze noch eisige Kälte oder ein saures Medium etwas anhaben und
wenn die Umstände wieder günstig sind schlüpfen daraus die
Nauplien.
Zu den Urzeitkrebsen zählen:
• Notostraca (Rückenschaler)
• Conchostraca (Muschelschaler)
• Anostraca (Feenkrebse)
Während unserem Kurs haben wir allerdings viele Feenkrebse
gefunden, sehr wenig Muschelschaler und überhaupt nur einen
Rückenschaler.
(Anmerkung: Knapp verpasst! Dieses folgende Foto entstand am 10.
Juni – extremes Massenauftreten des Rückenschalers Triops
cancriformis in unmittelbarer Nähe der biologischen Station
Marchegg. ee)
Evertebraten
Feenkrebse (Anostraca)
Die gegenwärtigen Feenkrebse (Bild unten: Eubranchipus
(Siphonophanes) grubii) sind seit dem Jura bekannt. Auffallend sind
ihr schildfreier Rücken sowie die gestielten Facettenaugen. Die
Feenkrebse schwimmen mit dem Bauch nach oben (in Richtung des
Lichteinfalls). Ihre 11 Paar Beinen dienen nicht nur der
Fortbewegung und der Atmung, sondern filtrieren auch unentwegt
Nahrungspartikel aus dem Wasser, welche dann über eine
Bauchrinne
zum
Kopf
transportiert
werden.
Geschlechtsreife Weibchen
sind deutlich an den rötlichen
Brutsäcken, wo sich die Eier
befinden, erkennbar während
man die Männchen am
100
Robin Eggerstorfer, Lukas Kräftner & Thomas Kreisberger
größeren Kopf und den längeren Antennen erkennt. Die Antennen
dienen zum festhalten des Weibchens während der Paarung. Durch
die Antennen, welche artspezifisch sind, wird einen genaue
Unterscheidung der Arten ermöglicht. In Österreich sind 8
verschiedene Feenkrebs-Arten bekannt.
Trichoptera (Köcherfliegenlarven)
Anhand der Kopf-Körperstellung werden die Köcherfliegenlarven in
zwei Taxa eingeteilt. Bildet der Körper mit dem Kopf annähernd
eine Gerade so bezeichnet man diese als campodeiden Larve.
Hingegen wenn der Kopf in etwa im rechten Winkel zum Körper
steht, werden die Larven als raupenförmig bezeichnet. Alle
raupenförmigen Larven bauen einen Köcher. Grundstruktur dessen
ist ein spinnennetzartiges Seidengerüst. Die Köcherfliegenlarve lässt
aus ihrer Spinndrüse ein Sekret austreten, das im Wasser zu einem
elastischen Faden erstarrt, welcher mit den Mundwerkzeugen und
den Vorderbeinen verwoben wird. Im Laufe ihres Lebens beginnt
die Larve mit den für ihre Art typischen Materialien das
Seidengerüst außen zu belegen. Dabei sind der Kreativität keine
Grenzen gesetzt (Steinchen, Schneckenhäuser, teils noch bewohnt,
Holzstücke, Blätter,…). Da die Larve den Köcher auch nicht
während der 5-6 Häutungen, die sie durchmacht, verlässt, muss
dieser immer größer werden. Die Larve baut dabei immer am
Vorderende weiter. Der hintere und engere Teil wird dabei nicht
mehr bewohnt. Im Allgemeinen bauen die Larven in
schnellfließenden Gewässern die Köcher aus eher schweren
Materialen wie Steinchen oder Sand, in langsam fließenden meist
aus leichten Materialien wie Blätter und Holstückchen. Zur Atmung
Evertebraten
dienen meist fadenförmige Tracheenkiemen welche sich am
Hinterleib je nach Art entweder in Rücken-, Bauch-, bzw.
Seitenreihen angeordnet sind. Die raupenförmigen Larven sind
Pflanzenfresser, die sich von Algen, Detritus und Pflanzenteilen
ernähren. Die campodeiden Larven sind Raubtiere die sich frei
bewegen und sich von kleinen Tierchen ernähren. Die meisten
bauen zwischen Steinen oder Pflanzen netzartige Fangnetze
unterschiedlicher Form, in denen die Nahrung mit der Strömung
hinein getrieben wird. Viele Köcherfliegenlarven sind Zeigertiere
für Güteklasse II, also mäßig verschmutze Gewässer. Die adulten
Tiere sind an ihren dachförmig übereinander gestellten Flügeln zu
erkennen.
101
Robin Eggerstorfer, Lukas Kräftner & Thomas Kreisberger
Evertebraten
Didaktische Zusammenfassung:
Lehrziele:
Wir haben versucht, die unten stehenden Lehrziele mittels
Hypothesenbildung der Schüler zu erarbeiten. Folgende Punkte
waren uns dabei wichtig:
• Wo findet man die meisten Tier bzw. welche
Typen (e.g. Räuber) finden sich wo?
• Wie könnte sich das gefundene Tier ernähren?
• Wie könnte es atmen?
• Beobachte und beschreibe die Fortbewegung
Methoden:
Mittels eines von uns erstellten Fragebogens sollten nun die Schüler,
mit einem Kescher bewaffnet, den Tümpel erforschen, eines der
selbst gefangenen Tiere beobachten und die Punkte des Fragebogens
beantworten. Der erste Arbeitsauftrag der Schüler war, das Tier zu
skizzieren. Das hatte den Sinn, dass sie das Objekt bereits genau
beobachten mussten und sich somit mit den folgenden Fragen schon
indirekt beschäftigt hatten. Nach dem ersten Tag waren wir uns
mehr oder weniger „einig“, dass wir am zweiten Tag eine neue
Form des Fragebogens ausprobieren möchten. Die Zeichnung am
Anfang sollte bleiben, jedoch die Fragen offener und kreativer
gestaltet werden. Nach längerer Diskussion einigten wir uns darauf,
zumindest bei der ersten Gruppe den Fragebogen-Neu
auszuprobieren. Eine wesentliche Neuerung des zweiten
Arbeitsblattes war auch, dass die Schüler_innen im Zuge einen
kurzen Präsentation ihr Tier der Gruppe vorstellten. Das war zum
102
Robin Eggerstorfer, Lukas Kräftner & Thomas Kreisberger
Evertebraten
einen eine kleine Präsentationsübung und zum andern konnten sie so
ihre Forschungsergebnisse ihren Mitschüler_innen zeigen.
Am zweiten Tag versuchten wir auch, uns auf Distanz zu halten und
so wenig wie möglich vor zu tragen. Wir sahen unsere Aufgabe eher
darin, auftretenden Fragen und Problemstellungen nicht direkt zu
beantworten, sondern Tipps und Hilfestellungen zu geben, mit
welchen sie ans Ziel gelangen sollten. Im Zuge der Präsentation
hatten die anderen Schüler die Möglichkeit, offene Fragen der
Kolleg_innen mit unserer Unterstützung zu ergänzen.
Didaktische Reduktion:
Am ersten Tag war unser primäres Ziel, möglichst viel Wissen in
die kleinen Köpfe zu stopfen. Uns wurde aber schnell bewusst, dass
weniger oft mehr ist und durch die Umgestaltung des Fragebogens
gingen wir von einem vortragenden Unterrichtsstil zu einem
Unterricht des freien Forschens. Die positiven Effekte davon waren:
1. Die Schüler_innen waren interessierter
2. Durch das selbstständige Erarbeiten bauten die
Schüler_innen ihren Wissenstand in die Ausarbeitung ein
(d.h. da die Fragen sehr offen waren, bestand nicht oder
kaum die Gefahr, die Kinder zu überfordern)
3. Durch das größere Augenmerk auf die Praxis hatten die
Schüler auch mehr Spaß am Tun.
4. Und wir mussten auch weniger selbst vortragen.
Eine Voraussetzung dafür ist, auf die unmöglichsten Fragen der
Schüler_innen gefasst zu sein und deshalb ein gutes Basiswissen in
diesem Bereich zu besitzen. Dadurch, dass an beiden Tagen
zufälligerweise dieselbe Schulstufe (5.Klasse AHS) nach Marchegg
kam, hatten wir den direkten Vergleich der beiden Tage.
103
Robin Eggerstorfer, Lukas Kräftner & Thomas Kreisberger
Name des Tieres:____________________
Evertebraten
Mein wirbelloses Tier
1. Zeichne in das Feld eine Skizze des beobachteten Tieres. Achte
vor allem auf die Fortbewegungsorgane, Atemorgane und Organe
zur Nahrungsaufnahme bzw. Jagd
(zeichne diese mit einer anderen Farbe ein, damit man sie besser
erkennen kann)
1. Schnapp dir den Kescher
2. Kreuze die richtigen Felder an:
Atmung:
 Tracheenatmung
 Kiemenatmung
 Lungenatmung
3.Wo glaubst du lebt dieses Tier? Wie kommst du
darauf?
2.Zeichne ein von dir gefangenes Tier
4. Jedes Tier braucht Sauerstoff? Wie kommt dein
Tier zu diesem?
Nahrungsaufnahme:
 Räuber: Lauerräuber
 aktiver Räuber
 Allesfresser
 Pflanzenfresser
5. Was könnte dein Tier fressen? Wie kommst du
darauf?
Fundort:
 Ufer
 Gewässergrund
 Freiwasser
7. Präsentiere dein Tier der ganzen Gruppe.
Viel Spaß :-)
6.Was fällt dir bei der Bewegung deines Tieres auf?
Beschreibe die Bewegung:
3. Sonstige Beobachtungen:
104
Robin Eggerstorfer, Lukas Kräftner & Thomas Kreisberger
Reflexion
Luki:
Wenn man mit Studenten über Marchegg redet, so teilen sich diese
in 2 Lager: die Einen, die von Marchegg schwärmen, die Anderen,
denen Marchegg zu „urig“ und schmutzig ist.
Ich selbst zähle mich zu den Erstgenannten!
Marchegg war wirklich eine Bereicherung, und hat mir gezeigt, dass
man Uni auch anders erleben kann: sehr persönlicher Umgang, nicht
nur mit Studienkollegen, sondern auch mit Erich, Peter und Eva.
Evertebraten
Die Konsequenz unserer Umstellung war zweifelsohne, größere
Aufmerksamkeit und Spaß bei den Schülern, die auch ohne unsere
ständige Hilfe, bzw. „Vorrederei“ am Ende die wichtigsten
Merkmale und Zusammenhänge bzgl. unseres Themas erfassen
konnten.
Dieser Lernerfolg zählt sicherlich mehr, als etwas frontal erzählt
bekommen zu haben, und wird, so hoffe ich, auch länger nicht
vergessen werden.
Auch die Arbeit an sich, sowohl die in Marchegg, als auch die im
Vorfeld, hat mir sehr Spaß gemacht.
Tomi:
Drei wesentliche Punkte, die ich aus dieser Lehrveranstaltung
mitgenommen habe sind
1. Gut vorbereitet zu sein ist sicherlich kein Fehler, jedoch
erfüllt sie nicht immer den Zweck, den man vordergründig
im Sinn hatte.
2. Flexibilität ist ein muss
3. Forschendes Unterrichten rulez.
Die Arbeit mit den Schülern war ein weiteres Highlight, dass ich so
schnell nicht vergessen werde: waren unsere ersten Versuche noch
eher vom Lehrer-Schüler Gespräch dominiert, so versuchten wir bei
den Weiteren, ich meine sehr erfolgreich, die Schüler selbst in den
Mittelpunkt zu stellen, sie selbst arbeiten und forschen zu lassen.
Mein Team und ich waren anfangs nicht auf forschendes
Unterrichten, sondern auf ein Lehrer-Schüler Gespräch vorbereitet.
Schnell merkten wir jedoch (vor allem nach der zweiten, unserer
wohl schlechtesten Unterrichtseinheit), dass unser bisheriges
Konzept so nicht den gewünschten Erfolg und Spaß bei den Kindern
versprach. Auch das zurecht eher negative Feedback gab uns die
Motivation, dass Thema neu aufzuarbeiten und einen völlig neuen
Zugang zu entwerfen. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich mir: „Na
105
Robin Eggerstorfer, Lukas Kräftner & Thomas Kreisberger
super, die ganze Vorbereitung fürn A***** “. Aber dem war nicht
so. Denn die intensive Beschäftigung mit dem Thema und das lange
Keschern nach immer mehr wirbellosen Tierarten, die die
umliegenden Tümpel bewohnten, waren nicht nur unterhaltsam und
überaus lehrreich, sondern machten uns in gewisser Weise zu
Experten auf diesem Gebiet. Uns konnte quasi nichts mehr
überraschen, was in oder auf den umliegenden Tümpeln wuselte. Im
Nachhinein muss ich sagen, dass die erste Schulklasse sicher das
schlechtere Los gezogen hatte, da fast alle Stationen noch unerprobt
und mit Fehlern behaftet waren, die zweite Schulklasse hingegen
Evertebraten
schon die überarbeiteten Versionen der Stationen besuchen konnte.
Nach dem Besuch dieser Lehrveranstaltung bin ich einmal mehr
davon überzeugt, dass das praktische und forschende Lernen im
Biologieunterricht eine zentrale Rolle einnehmen sollte. Vor allem,
wenn man die Möglichkeit hat, nach draußen zu gehen, sollte man
diese nutzten, da die Kinder, wenn der Stoff richtig aufbereitet wird,
zum einen interessierter und zum anderen nachhaltiger lernen.
Robin:
1.Tag
Wir hatten ein „schönes“
Arbeitsblatt
vorbereitet
mit den Fragestellungen
von denen wir uns eine
Antwort
von
den
SchülerInnen erhofften.
Unser Ablauf wäre uns
eigentlich ziemlich klar
gewesen. Zuerst kurze
Einführung
über
Wasserevertebraten und
dann die SchülerInnen
keschern zu lassen und im
Anschluss dann die von
den
SchülerInnen
gefangenen Tiere, aber
vor allem auch unsere
Prachtexemplare
den
106
Robin Eggerstorfer, Lukas Kräftner & Thomas Kreisberger
Kindern vorzuführen und ihnen die Atmung, Fortbewegung und die
Nahrungsaufnahme zu erklären.
Dazu hatten wir uns beim
Bahntümpel
unten die Kescher bereitgelegt und auf den
Hochwasserschutzdamm eine kleine Station vorbereitet, wo die
Einführung und der eigentliche Lernprozess stattfinden sollten. Bei
der ersten Gruppe war dann sowieso alles ganz anders als wir uns
das vorgestellt hätten. Wir redeten zu viel und zu schnell und die
Arbeitsblätter kamen dann
sowieso nicht zu Einsatz
und wir waren froh dass
noch
kein
Kritiker
anwesend gewesen ist!
Bei der zweiten Gruppe
verlief alles in etwa gleich
katastrophal. Hinzu kam
jedoch noch, dass drei
Mädchen
aus
dieser
Gruppe nicht in den
(schlammigen)
Tümpel
steigen und keschern
wollten. Irgendwie war
das auch nachvollziehbar,
denn eine Schülerin hatte
eine weiße Hose und
Ballerinas an. So gingen 2
von uns hinauf auf die Station und quatschten die Mädchen über die
Diversität der Wasserevertebraten zu, welche verständlicherweise
nach 3 Minuten gelangweilt waren und nach 5 Minuten sowieso
nicht mehr zuhorchten.
Evertebraten
Nach einer kurzen, jedoch nötigen Besprechung lief bei der 3
Gruppe dann alles nach „Plan“. Die Arbeitsblätter wurden
eingesetzt, doch forschendes Lernen war unserer Station noch
immer fremd. Nach der letzten Gruppe war mir klar, dass dieser Tag
nicht so gelungen war, wie ich es mir gewünscht und vorgestellt
hätte. Mir wurde bewusst, dass wir etwas ändern müssen und nach
der Reflexion wurde ich noch bestärkt.
2.Tag
Die am Abend noch mit
der Hand geschriebenen
Arbeitsblätter probierten
wir bei der 1 Gruppe
gleich aus. Wir hatten uns
am Abend zuvor darauf
geeinigt
uns
bei
zumindest einer Gruppe
etwas
mehr
im
Hintergrund zu halten und
die Kinder selbstständiger
arbeiten zu lassen. Der
Ablauf blieb circa gleich
nur dass wir bewusst
weniger redeten und die
Kinder ausschließlich mit
den
selbstgefangenen
Tieren sich beschäftigen und eines näher beobachten und am Ende
der ganzen Gruppe vorstellten. Das schönste daran war wohl dass
gleich in der 1.Gruppe ein Mädchen erkannte
wie ein
Schwimmkäfer atmet. Sie erklärte es uns, wie es selbst wir nicht
besser machen hätten können. Was will man mehr?
107
Robin Eggerstorfer, Lukas Kräftner & Thomas Kreisberger
Evertebraten
Literatur
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Dettner K./ Peters W. (2003) Lehrbuch der Entomologie,
Gustav Fischer Verlag
1
http://de.wikipedia.org/wiki/Wasserskorpion
4
Wichard W, Arens W, Eisenbeis G (1995): Atlas zur
Biologie der Wasserinsekten. Gustav Fischer Verlag
http://www.hydrokosmos.de/winsekt/waskaef5.htm#Wasserskorpion
2
Ekkehard Wachmann, Wanzen - beobachten-kennenlernen
(Neumann-Neudamm, 1989).
3
Karl-Heinz Zeitler, Insekten am Gewässer (Parey, 1990).
http://de.wikipedia.org/wiki/Wasserwanzen
http://de.wikipedia.org/wiki/Asseln
Engelhardt, Wolfgang, 1989. Was lebt in Tümpel, Bach und
Weiher? Kosmos Stuttgart
http://www.bfv-nagoldtal.de/indikatororganismen.htm
http://www.hydro-kosmos.de/winsekt/wasassl.htm
Bellmann H., 2006, Kosmos-Atlas Spinnentiere Europas.
Extra: Süßwasserkrebse, Asseln und Tausendfüßer, 3.
Auflage, Kosmos-Verlag
Eder E.,2003 Die Groß-Branchiopoden
Österreichs ,Österreichische Akademie der Wissenschaften
Engelhardt W., 1996 Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher?
14. Auflage, Franckh-Kosmos Verlag
http://www.urzeitkrebse.at/
108
Rosi Kastl-Killinger & Anneli Müller
Was lebt im Tümpel?
Evertebraten in astatischen Gewässern
von Anneliese Müller und Rosa-Maria Kastl-Killinger
Fachliches
Lebensraum Tümpel
Wenn wir über den Tümpel sprechen, dann meinen wir damit ein
periodisches Gewässer, welches also nicht zu jeder Zeit im Jahr,
sonder oft nur ein paar Wochen oder Monate, Wasser führt. Man
nennt diesen Lebensraum auch astatisches Gewässer. Wo wir solche
Lachen oder Tümpel finden, kommt auf die Entstehungsweise an,
wie beispielsweise im Frühjahr durch das Schmelzwasser, im
Sommer durch starke Regenfälle oder dem Austreten von
Grundwasser.
Sehr
oft
entstehen
Tümpel
im
Überschwemmungsbereich von hochwasserführenden Flüssen. Diese
Situation haben wir in den March-Thaya Auen, welche für ihre
Frühjahrs
und
Sommerhochwasser bekannt
sind. Südlich von Marchegg
befindet sich ein einziger Teil,
an dem die March nicht durch
Hochwasserschutzbauten
eingeengt ist, die Lange Luss.
Sie
ist
ein
natürliches
Was lebt im Tümpel?
Retentionsbecken, welches mit 400 ha dem Hochwasser Platz zum
ausbreiten bietet.
Der Tümpel verfügt über eine geringe Wassersäule und hat keine
Schichtung. Die Wassertemperatur ist extremen Schwankungen, je
nach Tageszeit, ausgesetzt, Der Sauerstoffgehalt ist trotz dem Fehlen
von Wasserpflanzen sehr beachtlich, da die eher dünne Wasserschicht
eine große Wasseroberfläche, welche zur Diffusion dient, hat. Diese
Gegebenheiten setzen voraus, dass im Tümpel nur auf diese
Bedingungen spezialisierte Tiere überleben können. Die meisten
Tümpel enthalten Einzeller, Wimperntierchen, Strudelwürmer,
verschiedenen Larven, Wasserkäfer, Wasserwanzen und vieles mehr.
Die für diese kurzlebigen Kleinstgewässer charakteristische Zeigerart
sind aber die Groß Branchiopoden, welche besser bekannt sind als die
Gruppe der Urzeitkrebse.
Urzeitkrebse
109
Rosi Kastl-Killinger & Anneli Müller
Was lebt im Tümpel?
Die Gruppe der Groß Branchiopoden stellt lebende Fossilien aus dem
Erdaltertum dar, da sich diese kleinen Überlebenskünstler seit damals
weder in Gestalt noch in ihrer Lebensweise verändert haben. Der
Grund für das Besiedeln von astatischen Gewässern ist das Auftreten
räuberischer Knochenfische im Meer. Die jährliche Rückkehr der
Urzeitkrebse in monatelang ausgetrocknete oder gefrorene Pfützen,
bewältigen diese Spezialisten durch sogenannte Dauereier. Noch im
Wasser entwickelt sich der Krebsembryo bis zum Gastrulastadium,
dann folgen das Austrocknen des Gewässers und das Überdauern der
Eier. Wenn der Tümpel wieder Wasser führt, schlüpfen kleine
Naupliuslarven, welche durch den immensen Zeitdruck, welchem
Bewohner periodischer Gewässer ausgesetzt sind, schon nach ca. 8
Tagen ein geschlechtsreifer Krebs entsteht.
Wir unterscheiden 3 rezente Ordnungen von Urzeitkrebsen:
− Anostraca ( Feenkrebse )
− Notostraca (Rückenschaler )
− Conchostraca ( Muschelschaler)
Wir gehen in diesem Beitrag nur auf die von uns in Marchegg und
Umgebung gefundenen Arten ein.
− Euchbranchipus grubii (Dybowski, 1860)
Häufigster Anostrake in Österreich, welcher schon im Frühjahr
vorkommt. Wurde in sämtlichen Tümpeln rund um Marchegg
gefunden.
− Chirocephalus shadini ( Smirnov, 1928)
Wurde im Naturdenkmal „Tümpelwiese beim Pulverturm“ im
Marchegg gefunden.
Anostraca (Feenkrebse )
Conchostraca (Muschelschaler)
Die Feenkrebse tragen kein Rückenschild und besitzen
gestielte
Komplexaugen.
Anostraca
sind
Rückenschwimmer, da sie ihren Bauch dem Licht
zuwenden (Wasseroberfläche). Mit ihren Kiemenfüßen
filtrieren sie Nahrung wie Kleinstplankton oder
organische Schwebstoffe. Die Weibchen tragen
charakteristische Brutsäcke, welche nach den Beinen
anschließen.
Notostraca ( Rückenschaler )
Wie der Name schon verrät, tragen diese
Krebse einen Carapax (Panzer) und suchen
mit dem Bauch nach unten am
Gewässergrund nach Nahrung. Sie sind
Allesfresser und machen sich manchmal
auch über größere geschwächte Tiere wie
Kaulquappen oder selbst Feenkrebse her.
− Lepidurus apus (Linné, 1758)
− Triops cancriformis ( Bosc, 1801)
Sowohl Frühjahrs-als auch Sommerart in der Triops-Senke
gefunden.
Diese zirka 1cm großen Krebse besitzen eine zweiklapprige
Schale und sind am Gewässergrund anzutreffen, sie graben
sich auch bis zur Gänze in den Schlamm ein. Hiervon
haben wir ein Exemplar in der Triops- Senke gefunden.
110
Rosi Kastl-Killinger & Anneli Müller
Weitere Wasserevertebraten
Mollusken (Weichtiere)
Innerhalb der Mollusken waren extrem häufig Vertreter der
Schnecken (Gastropoda) anzutreffen. Hierbei im Wesentlichen
Posthornschnecken und Spitzschlammschnecken.
Posthornschnecke (Planorbarius orbeus):
Diese Wasserschnecken gehören zur Familie der Tellerschnecken.
Charakteristisch ist das flach, dunkle, bis zu 4 cm große Gehäuse.
Die Posthornschnecke ist eine Wasserlungenschnecke und muss
zum Atmen auftauchen. Dabei wird Luft über die mit zahlreichen
Blutgefäßen versehene Manteloberfläche aufgenommen. Allerdings
kann diese Schnecke den Großteil ihrer Sauerstoffaufnahme direkt
aus dem Wasser bewerkstelligen. Dies wird durch eine sekundäre
Kieme in der Mantelhöhle ermöglicht. Sie ist eher in stehenden
Gewässern anzutreffen.
Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis):
Diese Schnecke gehört zur Familie der Schlammschnecken und
kann an ihrem spitz zusammenlaufenden, an der Basis sehr
bauchigem, eher hellem, bis zu 6 cm langem Gehäuse erkannt
werden.. Sie ist ebenfalls eine Wasserlungenschnecke und muss zum
Atmen auftauchen.Vor allem in stehenden Gewässern und Flussauen
anzutreffen.
Was lebt im Tümpel?
Beide Vertreter sind Allesfresser und raspeln mit der für Schnecken
typischen Radula Algen von Steinen. Sie fressen aber auch
organische Schwebstoffe oder Aas.
Arthropoda (Gliedertiere)
Die meisten gefundenen Evertebraten werden diesem Tierstamm
zugerechnet.
Crustacea (Krebstiere)
Zu den Krebstieren gehören neben den bereits besprochenen
Urzeitkrebsen auch die im Tümpel häufig zu sehenden Hüpferlinge
(Cyclops) und Wasserasseln (Asselus).
Cyclops (Hüpferlinge):
Gehören zu den Ruderfußkrebsen (Copepoden) und sind die
häufigsten Kleinkrebstiere in heimischen Gewässern. Dort ernähren
sie sich von Plankton. Sie werden bis zu 1 mm lang, haben einen
gegabelten Schwanz und bei Weibchen sind oft charakteristische
Eisäcke am Körper zu erkennen. Die Atmung erfolgt über die Haut.
Asselus aquaticus (Wasserassel):
Ist an ihren 7 Segmenten mit je einem Beinpaar und den 2
Antennenpaaren zu erkennen. Sie lebt am Boden von Stillgewässern
und ernährt sich vor allem von Pflanzenresten. Da sie sehr
widerstandsfähig ist, soll selbst bei Frieren eines Gewässers
Überlegen möglich sein. Vermehrtes Vorkommen ist Indikator für
schlechte Wasserqualität.. Die Atmung erfolgt über Blattkiemen am
Hinterleibsende.
111
Rosi Kastl-Killinger & Anneli Müller
Was lebt im Tümpel?
Insecta (Insekten)
Nicht verwunderlich ist die
große Diversität an im
Wasser lebenden Insekten
bzw. derer, die einen Teil
ihrer Entwicklung im
Wasser durchleben. Die
Inesekten gelten als die
artenreichste Tiergruppe
schlechthin, mit bis jetzt
rund 1 Million
beschriebener Arten.
Die am einfachsten
sichtbaren
charakteristischen
Merkmale der Insekten sind
der in drei Abschnitte
gegliederte Körper: Kopf,
Thorax (Brust) und
Abdomen (Hinterleib),
sowie 6 gegliederte
Beinpaare am Thorax und
1-2 Flügelpaare.
Coleptera (Käfer)
Hier waren Vertreter der
Schwimmund
Wasserkäfer zu finden.
Diese Unterscheidung, auf
die
wir
auch
unser
Hauptaugenmerk legten, beruht vor darauf wie weit die Anpassung
an das Leben im Wasser bereits fortgeschritten ist. Schwimmkäfer
sind mit ihrem stromlinienförmigen Körper und den synchronen
Ruderbewegungen
mit
den
Beinen
(zusätzliche
Oberflächenvergrößerung für starken Antrieb durch Behaarung) sehr
gut angepasst, Wasserkäfer wirken dagegen eher „ungeschickt“: sie
rudern mit abwechselnden Beinbewegungen.
Dytiscidae (Schwimmkäfer):
Dytiscus marginalis (Gelbrandkäfer):
Als einer der größten heimischen Schwimmkäfer (bis 3,5 cm) ist er
an dem hellgelb umrandeten Halsschild zu erkennen.
Er lebt räuberisch (beißend-kauende Mundwerkzeuge, für Käfer
generell charakteristisch), die Atmung ist wie bei Insekten üblich
mit Tracheen, Luftvorräte von der Wasseroberfläche werden unter
den Flügeldecken mitgenommen.
Besonders spannend war die Larve des Gelbrandkäfers, die auch
ständig gekeschert wurde. Abgesehen von der beeindruckenden
Größe, fallen die markanten, innen ausgehöhlten Madibel auf, mit
Hilfe derer ihre Beute einfach ausgesaugt wird. Die räuberische
Lebensweise ließ sich auch nicht verbergen, da andere sich im
Becken befindende Tiere immer sofort angegriffen wurden. Die
Atmung
erfolgt
bei
der Larve über die Stigmen
(Tracheenöffnungen) am Hinterleibsende – so hängt die Larve auch
meist mit dem Abdomen an der Wasseroberfläche.
Hydrophilidae (Wasserkäfer):
Neben der gegenüber den Schwimmkäfern noch schlechteren
Anpassung der adulten Tiere, ist auch die Larve der Wasserkäfer
112
Rosi Kastl-Killinger & Anneli Müller
nicht so gut angepasst. Da sie keine Hohlgänge in den Madibeln hat,
muss sie zum Verzehren der Beute an die Wasseroberfläche
kommen und den Fang durch Sekretabgabe verdauen.
Was lebt im Tümpel?
Zwei sich paarende Wasserskorpione stellten zusätzlich eine
Attraktion dar:
Heteroptera (Wanzen):
Wanzen kann man an ihren stechend-saugenden Mundwerkzeugen
erkennen, aufgrund derer man auch auf ihre räuberische Lebensweise schließen kann. Des weitern ist ein Schild am Rücken und die
Gliederung der Vorderflügel in einen zu 2/3 ledrigen und 1/3
häutigen Teil charakteristisch.
Wasserläufer (Familie Gerridae):
Lebt an der Wasseroberfläche, die Mittel- und Hinterbeine sind
wesentlich länger als die Vorderbeine.
Teichläufer (Familie Hydrometridae):
Wasseroberfläche, alle Beine sehr lang und dünn, der Kopf ist stark
verlängert.
Schwimmwanze (Naucoridae):
Lebt im Wasserkörper, käferartiger Habitus, kurze Vorderbeine –
fungieren als klappmesserartige Fangbeine, Hinterbeine stark
behaart.
Wasserskorpion (Nepidae):
Lebt im Wasserkörper, skorpionartige Fangbeiney und „Stachel“ am
Hinterende = Atemrohr.
Rückenschwimmer (Notonectidae):
Lebt im Wasserkörper, scyhwimmt mit dem Rücken nach unten,
lange Beine.
Ruderwanze (Corixidae):
Im Wasserkörper, schwimmt mit dem Rücken nach oben,
Vorderbeine kurz.
113
Rosi Kastl-Killinger & Anneli Müller
Trichoptera (Köcherfliegen):
Ein häufiger und spannender Fang waren auch immer die Larven der
Köcherfliegen: diese bilden die verschiedenartigesten Köcher aus
Holstücken, Kieselsteinen, kleinen Schneckenhäusern, etc. , der
auch nie ganz verlassen wird. Mit den Vorderbeinen kriechen die
Larven am Boden vorwärts und ernähren sich von Detritus. Die
Atmung erfolgt über Tracheenkiemen.
Diptera (Zweiflügler):
Zahlreiche Larven der Stechmücken (Culicidae) und Zuckmücken
(Chironomidae) konnten beobachtet werden. Die Larven der
Stechmücken hängen üblicherweise an der Wasseroberfläche und
atmen atmosphärischen Sauerstoff, während die Zuckmückenlarven
mithilfe einer Blutkieme und Hautatmung im freien Wasserkörper
Sauerstoff aufnehmen können.
Was lebt im Tümpel?
Didaktik
Die Vorbereitung vor Marchegg
Schon einige Zeit vor dem Praktikum in Marchegg, versuchten wir
ein Lehrkonzept aufzustellen. Dafür war klar, dass wir zunächst
nach Literatur suchen mussten um uns ein wenig in das Gebiet
einzuarbeiten. Hier waren sicherlich die Berichte voriger Jahrgänge
sehr hilfreich.
Nach einem ersten Überblick, was uns an diesem Standort an im
Wasser lebenden Evertebraten erwarten würde, machten wir uns
daran Ziele und Methoden festzulegen. Wir waren uns schnell einig,
dass die Kinder vor allem Gelegenheit haben sollten zu keschern,
also selbst aktiv zu werden, und dann auch selbstständig, unter
unserer Anleitung, die verschiedenartigen Anpassungen und
Besonderheiten der Tiere erarbeiten sollten.
Ausschlaggebend für unser Konzept war auch das
Zeitlimit, das uns anfangs als größtes Problem
erschien.
Um nach dem Keschern ein eher rasches Bestimmen
der „Beute“ zu ermöglichen, fertigten wir Folien mit
Bildern der wichtigsten bzw. häufigsten Tierarten an.
Da trotzdem die Bestimmung aller unterschiedlichen
Tiere zu zeitaufwendig erschien, einigten wir uns
darauf, dass sich jedes Kind ein Tier aussuchen sollte,
dieses dann mit Hilfe der Folien bestimmen und nach
genauer Betrachtung – hierbei wollten wir zuvor
einen kurzen Arbeitsauftrag geben: Was frisst das
Tier, wie könnte es atmen, etc. – jenes Tier dann den
114
Rosi Kastl-Killinger & Anneli Müller
anderen Kindern vorstellen. Noch verbleibende Zeit wollten wir
darauf verwenden, interessante Tiere, die wir zuvor fangen und
aufbewahren würden, den Kindern vorzustellen.
Um einerseits mit der wenigen Zeit klarzukommen und andererseits
um das Hantieren im Freiland möglichst praktisch zu handhaben,
entschieden wir uns vorab gegen Plakate, das Zeichnen von Tieren
und auch Fragebögen.
Die Vorbereitung in Marchegg
In Marchegg machten wir uns zuerst daran, in den unterschiedlichen
Tümpel und Überschwemmungsresten nach Evertebraten zu
keschern, um sie anschließend zu bestimmen. Seltene und/oder
kompatible Tiere packten wir in ein Aquarium – so beispielsweise
die Urzeitkrebse (von denen wir ein paar schöne Exemplare bei
Lacken in der Nähe des Pulverturms fingen).
Wegen der hohen Artenvielfalt beim Keschern im Tümpel gleich
hinterm Haus, entschieden wir uns dafür, gleich dort unser Lager
aufzuschlagen.
Am Tag vor Anreise der ersten Schulklasse suchten wir dann noch
alle nötigen Utensilien zusammen: Lupengläser, weiße Wannen,
Kescher, sowie eine Bank als Sitzmöglichkeit beim Bestimmen und
Beobachten der Tiere.
Zusammenfassung des Konzepts, der Lehrziele und
der Methodik
Wie schon erwähnt ist für uns das selbständige, aktive Handeln der
Kinder in der Natur sehr wichtig gewesen und um das forschende
Lernen umzusetzen war unser Programm für die Kinder:
 Eigenständiges Keschern
Was lebt im Tümpel?
 Erforschen und Beobachten der gefangen Tiere in
Weißschalen
 Bestimmen der Tiere mittels von uns angefertigten Folien
 Erforschung eines Tieres nach Morphologie, Atmung und
Nahrungserwerb
 Festigung des forschenden Lernens durch
Abschlusspräsentationen
Unsere Lehrziele waren sehr einfach und prägnant gesteckt. Wir
wollten den SchülerInnen den besonderen Lebensraum Tümpel
näherbringen, wobei wir hierzu als Beispiel die perfekt an astatische
Gewässer angepassten Urzeitkrebse besprachen. Weiters war eine
gewisse Artenkenntnis an Evertebraten in einem überschaubaren
Rahmen ein weiteres wichtiges Ziel. Die SchülerInnen sollten
Wasserkäfer, Wasserwanzen, Würmer, Schnecken, verschiedenste
Larven, Krebse etc., unterscheiden können. Das Bestimmen von
Tieren alleine, wäre didaktisch nicht sehr wertvoll und so
formulierten wir als weitere Ziele, dass Erforschen der Fragen: „Wie
atmen die Tiere?“, „Wie bewegen sie sich fort?“ und „Was und wie
fressen die Tiere?“ und wie hängen alle Fragen miteinander
zusammen.
Reflexion über die Einheiten mit einer 7.Klasse und 1.
Klasse
Die SchülerInnen wussten rein Garnichts über Wasserinsekten oder
Urzeitkrebse. Auf die Frage:“Wieso glaubt ihr heißen diese Tiere
Urzeitkrebse?“ wurde geantwortet:„Weil sie wie eine Uhr
aussehen…“ Niemand kannte die Urzeitkrebse als die seit Jahren
übliche Beilage in Kinderzeitschriften wie Mickey Maus oder Ybbs.
Dies verwunderte uns sehr. Das Keschern machte ihnen Spaß, auch
115
Rosi Kastl-Killinger & Anneli Müller
wenn meine Kollegin und ich anfangs schwitzten, da alle
SchülerInnen keine Gummistiefel hatten und wir erst als die
Jugendlichen schon an unserer Station waren, in einem panikartigem
Tempo 4 Paar auftreiben konnten.
Das Beobachten der Tiere verlief ruhig und war unserer Meinung
nach für sie ganz interessant. Nach dem Bestimmen der Tiere gelang
aber in fast allen Gruppen das Kombinieren wie das Tier jetzt atmet,
frisst und sich fortbewegt, jedoch ohne Hilfe nicht. Auch das
präsentieren der Tiere war durch zu wenig Anleitung unserseits eher
mittelmäßig. Fazit: Für eine 7. Klasse war zwar kein Wissen aber
Interesse da, wobei sie sich sichtlich bemüht haben und das Arbeiten
Was lebt im Tümpel?
mit den Schülern, uns sehr wohl Spaß gemacht hat.
Unser Feedback sprach genau die Punkte auf, die uns selber schon
aufgefallen waren. Zuallererst konnte unsere Einleitung über den
Lebensraum Tümpel ruhig gekürzt werden, da die Kinder vor dem
Tümpeln so viel Input gar nicht aufnehmen konnten. Das
Beschreiben der Tiere, welches den Kindern eher schwer fiel, sollte
von unserer Seite durch ein Arbeitsblatt mit Leitfragen erleichtert
werden.
Am zweiten Tag war unser Programm mithilfe kleiner Arbeitsblätter
wirklich erfolgreicher und die Kinder präsentierten ihre Tiere auf
fantastische Weise. Die SchülerInnen sind sehr aufmerksam und
finden
eigentlich
alle
Zusammenhänge
sehr
schnell heraus. Bei der
Atmung begeisterten uns
Wortmeldungen wie: „Wow,
Der Wasserskorpion besitzt
einen Schnorchel!“ oder
„coole Tauchausrüstung“.
Das Arbeiten mit den
Abbildungen
auf
den
Schautafeln war auch mit
der 1. Klasse kein Problem.
Das Feedback fiel demnach
auch sehr zufriedenstellend
aus, aber das wichtigste war,
dass wir mit uns zufrieden
waren.
116
Rosi Kastl-Killinger & Anneli Müller
Was lebt im Tümpel?
Literatur
Bücher:
Eder, E. & W. Hödl (2003): Catalogus Novus Faunae Austriae,
No.1. Die Groß-Branchiopoden Österreich
Crustacea: Branchiopoda excl. Cladocera. (The large branchiopods
of Austria, Crustacea: Branchiopoda excl. Cladocera).
Vienna, Austria: Austrian Academy of Sciences Press.
Biosystematics and Ecology Series 20, 56 pp.
Engelhard, W. (2003): Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher?
Pflanzen und Tiere unserer Gewässer. Stuttgart, 15.Auflage
Bellmann, H. (1999): Der neue Kosmos-Insektenführer
Zahradník, J. (2002): Der Kosmos Insektenführer
Websites:
http://www.urzeitkrebse.at Zugriff am 14.6.2010
http://www.naturschutzbund.at/publikationen/hoedl.html
Zugriff am 14.6.2010
http://www.hydro-kosmos.de
http://www.mollbase.de/
Zugriff am 15.6.2010
(Bild: Lepidurus apus L., Notostraca)
117
Julia Satorina & Theresa Hunstorfer
Bedeutung der Hydrologie
der March am Beispiel der
Fische
Fische
Die Fische der March und ihr Nutzungsaspekt
von Julia Satorina & Theresa Hunstorfer
Fachliches
Interessantes zur March
Die March ist ein typischer Tieflandfluss, der in zirka 1275 m am
Südhang des Spieglitzer Schneebergs entspringt und nach 352 km an
der Thebener Pforte (auch Hainburger Pforte) in die Donau mündet. Sie
bildet die Landesgrenze zwischen Österreich und der Slowakei. Das
durchschnittliche Gefälle liegt bei 3,24 Promille und sie hat ein
Einzugsgebiet von 26.648 km². Im Jahresdurchschnitt führt die March
110m³ Wasser pro Sekunde. Aufgrund der Schneeschmelze im
Mährischen Mittelgebirge sind Hochwässer zwischen Februar und Mai
typisch, jedoch können im Unterlauf der March zusätzliche Hochwässer
entstehen, die auf starke Niederschläge, kombiniert mit der
hochwasserführenden
Donau, zurückzuführen sind. Solche
Rückstauhochwässer können bis zu 15 km stromaufwärts wirken und
treten vorwiegend in den Sommermonaten August und September auf.
Der Unterlauf der March zählt laut Fischgewässerklassifizierung zur
Brachsenregion. Gekennzeichnet wird eine Brachsenregion durch
niedrige
Strömungsgeschwindigkeiten,
sandig-schlammigen
Untergrund, Sauerstoffarmut in Bodennähe und hohe Temperaturen.
Der Übergang zwischen den verschiedenen Regionen (Forellen-,
Äschen-, Barben- und Brachsenregion) ist fließend und daher ist es
(NÖN Gänserndorf)
118
Julia Satorina & Theresa Hunstorfer
auch durchaus möglich, in der March Fischarten zu entdecken, die für
die Brachsenregion eigentlich untypisch sind.
Fische
zu verbringen, so zum Beispiel dem Schlammpeitzger, der sich bei
Trockenperioden im Schlamm vergräbt und so überleben kann.
Gewässertypen
Hauptfluss: Die March selbst ist stark von menschlicher Hand geprägt.
Durch Eingriffe des Menschen, wie Begradigungen, etc. wurden im
Laufe der Geschichte immer wieder die für die Uferlandschaft
wichtigen Mäander vom Hauptfluss getrennt und die
Strömungsgeschwindigkeit erhöht. Trotzdem findet man in natürlich
gelassenen Uferbereichen immer noch die typischen Totholzstrukturen
und starke Bewachsung durch Wasserpflanzen, die den Fischarten
Lebensraum, Nahrung und Laichplätze bieten.
Offene Altarme: Die mit dem Hauptfluss in Verbindung stehenden
Altarme beherbergen vor allem Fischarten, die während der Laichzeit
und im Winter den planktonreichen Freiwasserbereich nutzen. Die
sandig-kiesigen Uferbereiche und Sedimentbänke bieten optimale
Möglichkeiten zur Eiablage.
Abgetrennte Altarme: Dieser Bereich des Flusssystems kommuniziert
nur bei Hochwässern mit dem Hauptfluss und bietet ideale
Lebensbedingungen für diverse Fischarten. Der weiche Untergrund und
der starke Pflanzenbewuchs bieten sowohl Schutz, als auch Nahrung.
Verlandende Augewässer: Auweiher dieser Art, sind zur Gänze von der
Flussdynamik abgetrennt und sind geprägt durch starke
Wasserstandsschwankungen,
Erwärmung
und
geringem
Sauerstoffgehalt. Hier ist es nur wenigen Fischarten möglich, ihr Leben
Wichtige Vertreter der Fischfauna der March – Biologie und
Ökologie
Insgesamt beheimatet die March in ihrem Unterlauf 48 Arten von
Neunaugen und Fischen, die sich anhand ihrer Bindung an spezifische
Habitate im Fluß-Au-Gewässersystem während ihres Lebens in sechs
okölogische Gruppen einteilen lassen.
1) rhithrale Arten: Angehörige dieser Gruppe müssen zumindest
während der Laichzeit in kältere und sauerstoffreichere Zubringer
abwandern.
2) rheophil A Arten: Diese Arten sind strömungsliebend und verlassen
zeitlebens den Hauptfluss nicht.
3) rheophil B Arten: Vertreter dieser Gruppe verbringen große Teile
ihres Lebens im Hauptfluss, ziehen jedoch in der Laichzeit in die
Altarme.
4) eurytope Arten: Diese Gruppe besitzt keine spezifische
Habitatbindung, ist anpassungsfähig und zäh und kann zeitlebens
dort verbleiben, wo sie sich befindet.
5) stagnophile Arten: Fischarten, die zu dieser Gruppe zählen,
verbringen ihr Leben in den ruhigen, verlandenden Altarmen.
119
Julia Satorina & Theresa Hunstorfer
Brachse – Abramis brama
Merkmale:
Ihr Körper ist hochrückig und seitlich stark abgeflacht. Die
Brustflossen reichen bis zum Ansatz der Bauchflossen.
Brachsen besitzen ein vorstülpbares Maul, mit welchem sie im
weichen Schlamm nach Nahrung suchen können.
Färbung:
Der Rücken ist bleifarben bis schwärzlich und meist etwas
grünlich, während die Flanken etwas heller, metallisch glänzen.
Sein Bauch ist weißlich, mit Perlmutterglanz. Von ihrer Färbung
kann man auch auf ihren Lebensraum schließen. Denn ein dunkler
Rücken und ein heller Bauch deuten darauf hin, dass sich die
Brachse eher in Bodennähe, als an der Wasseroberfläche aufhält.
Ihre Färbung ist eine Tarnfarbe. So sind sie gegen Angreifer von
oben unsichtbar, da ihr dunkler Rücken mit dem dunklen
Untergrund „verschmilzt“ und ebenso tarnen sie sich mit ihrer
hellen Bauchfarbe mit der hellen Wasseroberfläche vor Feinden,
die von unten kommen.
Vorkommen:
Die Brachse ist ein typischer Vertreter der Brachsenregion. Sie
lebt ausschließlich in größeren, nährstoffreichen Seen und
langsam fließenden Gewässern.
Fische
Jungfische leben eher in kleinen Rudeln in der Uferzone, die
erwachsenen in tieferen Wasser, von wo sie erst bei Einbruch der
Dämmerung ins Flachwasser ziehen um dort nach Nahrung zu
wühlen, wobei die sogenannten „Brachsenlöcher“ entstehen.
Sonstiges:
Die Brachse wird auch noch Brasse oder Blei genannt. Sie gehört
zu den Cyprinidae, den Karpfenartigen (ca. 70% der Fische einer
Brachsenregion gehören zu den Cyprinidae).
Brachse
Nerfling – Leuciscus idus
Merkmale:
Der Körper des Nerflings ist etwas hochrückig und seitlich
abgeflacht. Sein Kopf ist klein und hat eine schräg nach oben
gerichtete Mundspalte.
Färbung:
Sein Rücken ist grün- bis schwarzgrau, seine Flanken sind heller
bis stark silberglänzend und sein Bauch ist weißlich.
Die Rückenflosse und Schwanzflosse sind graublau, alle anderen
Flossen sind rötlich.
Vorkommen:
120
Julia Satorina & Theresa Hunstorfer
Fische
Er lebt in größeren Fließgewässern und Seen. Er ist ein
Schwarmfisch, der sich meist in Wasseroberflächennähe aufhält
(siehe Färbung!) und nur im Winter in tiefere Flußstellen
zurückzieht.
Karausche – Carassius carassius
Sonstiges:
Männchen bekommen in der Laichzeit von April bis Juni einen
deutlich sichtbaren Laichausschlag (weißlicher Ausschlag mit
leichter „Höcherbildung“  rau!). Die Weibchen streifen an den
Männchen vorbei und fühlen den Laichausschlag, wodurch sie
wissen, dass ein bereites Männchen in der Nähe ist. Leider ist der
genaue Sinn und Zweck des Laichausschlages noch nicht 100%ig
geklärt.
Färbung:
Ihr Rücken ist bräunlich, mit Grünglanz. Besonders ist der meist
gut sichtbare dunkle Fleck auf der Schwanzwurzel.
Nerfling
Merkmale:
Die Karausche besitzt einen hochrückigen, gedrungenen,
abgeflachten Körper. Die Schwanzflosse ist leicht eingebuchtet.
Vorkommen:
Sie leben überwiegend in flachen, pflanzenreichen Tümpeln und
Seen mit reichem
Pflanzenbewuchs.
Sonstiges:
Die Karausche ist ein
sehr
anpassungsfähiger
Fisch, der auch einen
hohen
Verschmutzungsgrad
und Sauerstoffmangel
erträgt. In der kalten
Jahreszeit gräbt er sich in den Boden ein und verfällt in eine Art
Winterschlaf. Wenn sein Wohngewässer auszutrocknen beginnt,
verbirgt er sich im Schlamm.
121
Julia Satorina & Theresa Hunstorfer
Fische
Oberkiefer sitzen 6 kurze Bartfäden (4 vorne, 2 über den
Mundwinkeln), mit denen er schmeckt und tastet.
Dicht unter dem Auge in einer Hautfalte sitzt ein aufrichtbarer,
zweispitziger Dorn (daher sein zweiter bekannter Name:
Dorngrundel), den alle Cobitis-Arten besitzen.
Färbung:
Der Rücken ist schmutziggelb mit dunklen braunen Flecken,
Strichen und Marmorierungen. Die Flanken sind sandfarben und
unterhalb der Seitenmitte haben sie eine Längsreihe von 10-20
dunkelbraunen, hell umrandeten Flecken, die durch eine dünne,
schwarze Längslinie verbunden sind. Darüber befindet sich noch
eine Reihe ähnlicher kleinerer Flecken.
Steinbeißer
Karausche
Vorkommen:
Sie sind in klaren Fließgewässern und Seen mit Sand- oder
Schlammgrund verbreitet.
Sonstiges:
Tagsüber gräbt sich der Steinbeißer in den Untergrund ein und
wird erst mit der Dämmerung lebhaft.
Steinbeißer – Cobitis taenia
Merkmale:
Der Steinbeißer besitzt einen langgestreckten, schmalen Körper,
mit einer engen, unterständigen Mundspalte. An seinem
Güster – Blicca bjoerkna
Merkmale:
122
Julia Satorina & Theresa Hunstorfer
Fische
Der Güster hat einen hochrückigen und seitlich abgeflachten
Körper, mit einer stumpfen Schnauze und einem halb
unterständigem Mund. Die Brustflossen reichen nicht bis zum
Ansatz der Bauchflossen.
Färbung:
Ihr Rücken ist grau- bis schwarzgrün und die Flanken sind etwas
heller. Die Bauchseite ist weißlich bis rötlich und silberglänzend.
Markant sind noch die rötlichen Ansätze der Brust- und
Bauchflossen, der Rest der Flossen ist dunkelgrau.
Vorkommen:
Güster kommen hauptsächlich in Flachlandseen mit dichtem
Pflanzenwuchs und in langsam fließenden Flüssen vor. Güster
machen ca. 72% des Fischbestandes der March aus.
Sonstiges:
Der Güster ist
ein
Schwarmfisch,
der sich meist
in Bodennähe im Pflanzenbewuchs der Uferregion aufhhält. Meist
trifft man den Güster in Gesellschaft der Brachse an. Im Winter
zieht er sich in tiefere, ruhigere Lager zurück (z.B.: Altwässer).
Männchen besitzen während der Laichzeit, wie auch z.B. der
Nerfling, einen feinkörnigen, schwachen Laichausschlag.
junger Güster
Aus gegebenem Anlass, werden wir nun noch einen kleinen Exkurs
in die „nicht ganz“ heimische Fischfauna machen.
Denn am 17.4.2010 fingen wir, Theresa H. und Julia S., unseren
ersten großen, und wir meinen wirklich großen (!), „Monsterfisch“.
123
Julia Satorina & Theresa Hunstorfer
Fische
Nach längerer Diskussion zwischen etwa 5-8 Fischern der March,
welche alle sofort von Helmut per Walkie-Talkie über unseren Fang
informiert wurden, haben wir uns entschieden, diesen riesigen Fisch
als Tolstolob zu enttarnen (andere Meinungen gingen bis zum
Marmorkarpfen, welcher aber in den letzten 10 Jahren erst einmal
gefangen wurde etc.):
Tolstolob, alias Silberkarpfen – Hypophthalmichthys militrix
Merkmale:
Der Tolstolob hat einen langgestreckten, dem Döbel
ähnlichen Körper mit stumpfer, zwischen den Nasenlöchern
eingedellter Schnauze. Sein Maul ist leicht unterständig. Seine
Bauchseite ist abgerundet.
Färbung:
Sein rücken ist dunkelgrün bis grünschwarz. Die Flanken
sind hellgrünlich und sein Bauch ist weißlich. Die Schuppen des
Tolstolob sind dunkler umrandet.
Vorkommen:
Die optimale Wassertemperatur für den Tolstolob wäre
eigentlich 22° - 26°C. Der Tolstolob lebt hauptsächlich in ruhigeren,
tiefen Flüssen und Seen in den Ebenen Chinas, da die für die
Lebensweise des Tolstolob optimale Wassertemperatur 22°-26°C
beträgt. Die richtige ursprüngliche Verbreitung des Tolstolob ist
allerdings kaum noch feststellbar, da er seit dem 10.Jahrhundert in
China künstlich eingesetzt wird. Seit 1965 ist er in Deutschland
verbreitet und letztendlich auch in Österreich angekommen.
Sonstiges:
Der Graskarpfen oder besser „Grasfisch“, verträgt auch tiefere
Temperaturen, ist aber dennoch ein eher wärmeliebender Fisch.
124
Julia Satorina & Theresa Hunstorfer
Fische
40 mm aufweisen muss, da auf diese Weise Klein- und Jungfische
verschont bleiben.
Daubeln ist jedoch nicht nur von Hütten aus möglich. Nach wie vor
wird vereinzelt die Daubelfischerei von Zillen aus mit HandhebelDaubeln betrieben. Gängigere Methode ist dennoch das Fischen in
den Hütten, das eine bequeme und entspannende Art des
Zeitvertreibs darstellt. Laut Gesetz ist es den Fischern nicht erlaubt,
eine Maximalfläche von 9 m² zu überschreiten, dennoch sind so
manche nahezu wie kleine Wochenendhäuser eingerichtet und sehr
komfortabel. Aufgrund der häufigen Hochwässer sind fast alle
Hütten in einer beträchtlichen Höhe über dem Boden. Dennoch
wurden beim Jahrtausend-Hochwasser im August 2002 viele der
Fischerhütten stark beschädigt. In mühevoller Arbeit wurden sie von
ihren Besitzern wieder auf Vordermann gebracht und haben nichts
an Gemütlichkeit eingebüßt (siehe Bild unten).
Daubelfischerei
An der March wird traditionellerweise Fischerei mit Daubelnetzen
betrieben. Diese schonende Art zu fischen prägt auch das
Erscheinungsbild des Marchufers auf österreichischer Seite.
Während nämlich das slowakische Ufer noch relativ unberührt
erscheint, befinden sich am rechten österreichischen Ufer in
geringem Abstand zueinander sehr gemütliche Fischerhütten.
Die namensgebende Daubel ist ein Senknetz, das mittels Kurbel auf
den Grund des Hauptflusses hinunter gelassen wird und von Zeit zu
Zeit hochgehoben werden kann. Befindet sich ein Fisch im Netz, so
wird dieser mit einem Käscher an Land geholt. Die Vorschriften
besagen, dass das Netz der Daubel eine Mindestmaschenweite von
125
Julia Satorina & Theresa Hunstorfer
Didaktik
Lehrziele
1) Entstehung der Hochwässer an der March verstehen und ihre
Auswirkungen für die Fischfauna abschätzen können.
Fische
die abenteuerliche Reise (Hochwasser!) zur Fischerhütte, die wir als
Unterrichtsort gewählt hatten. Schon während des Fußmarsches
machten wir einen kurzen Zwischenstopp bei einer alten Zille mit
gutem Blick auf die Fischerhütte, erklärten dort das Daubelfischen,
um die ungeteilte Aufmerksamkeit der Schüler/innen zu haben. Denn
es war anzunehmen, dass die Aufmerksamkeit nach der Ankunft bei
der Hütte nur noch den Fischen und nicht mehr uns gehören würde.
2) Den Körperbau des Fisches im Allgemeinen kennen, Körperteile
benennen und ihre Aufgaben erklären können (Seitenlinienorgan,
Schwimmblase, Barteln etc.).
3) Kenntnis der typischen Fischarten der March.
4) Ökologische Lebensräume der March kennen lernen
und Fische anhand von Merkmalen ihrem spezifischen
Lebensraum zuordnen lernen.
5) Charakteristika der March als Brachsenregion
verstehen.
6) Kennenlernen der Daubelfischerei.
Methoden
Die 40minütige Einheit begann mit einer kurzen
Einführung in die Entstehung der Hochwässer der
March. Danach begaben wir uns mit den Kindern auf
126
Julia Satorina & Theresa Hunstorfer
Endlich bei der Station angekommen, teilten wir sogleich die
Arbeitsblätter aus und erläuterten noch in Kürze die Charakteristika
einer Brachsenregion sowie die Gewässertypen der March.
Nach der etwa fünfminütigen Einführung forderten wir die
Schüler/innen auf die von uns bereits in den beiden vorangegangenen
Tagen gefangenen Fische verschiedener Arten genau zu untersuchen
und ihre Merkmale gemeinsam mit uns zu erarbeiten. Die
Schüler/innen waren durchaus in der Lage, durch eigenständiges
Forschen und Beobachten die Körperteile des Fisches zu erarbeiten
Fische
und anhand ihrer Merkmale (Farbe etc.) zu erkennen, wo genau im
Hauptfluss die vorliegende Fischart lebt.
Nach Beendigung der Forschungsarbeit boten wir den Kindern die
Möglichkeit, das Daubelfischen selbst auszuprobieren und um die
Wartezeit zwischen dem Hinunterlassen und Hochkurbeln der Daubel
zu verkürzen, wurde die Zeit für die Ausarbeitung des Arbeitsblattes
genutzt.
127
Julia Satorina & Theresa Hunstorfer
Sobald wir einen Fisch im Netz hatten, wurde er von den Kindern mit
uns gemeinsam aus dem Wasser geholt und bestimmt. Nach genauer
Beobachtung durften ihn die Kinder wieder in die Freiheit entlassen.
Fische
antworten mussten. Die Gewinnergruppe wurde mit einer
Siegerurkunde belohnt, die Verlierer erhielten ebenfalls eine Urkunde
als Andenken.
Didaktische Reduktion
Die March ist ein Tieflandfluss, der durch das Schmelzwasser aus
dem Mährischen Mittelgebirge im März und April gespeist wird und
daher typischerweise in dieser Zeit Hochwasser führt. [Einleitung 
daher sind Gummistiefel notwendig] Der Grund für die großen
Hochwässer der March ist jedoch die hochwasserführende Donau, die
einen Rückstau des March-Wassers verursacht. Dies geschieht wie
auch beim Jahrtausendhochwasser im Jahr 2002 meist im August,
verursacht durch starke Niederschläge und das Schmelzwasser der
Alpen, das die Donau speist [Schüler/innen sollen Vermutungen
anstellen].
Überprüfung
Um überprüfen zu können, ob die Schüler/innen von ihrer Arbeit mit
dem lebenden Objekt etwas behalten haben, machten wir am Ende der
Einheit ein kleines Abschlussquiz, bei dem zwei Gruppen
gegeneinander um die Wette auf von uns vorbereitete Fragen
Die March zählt laut Fischgewässerklassifizierung zur
Brachsenregion und zeichnet sich durch eine geringe
Strömunsgeschwindigkeit sowie hohe Temperaturen (16°C – 20°C)
aus. Ebenfalls typisch für eine Brachsenregion sind ein sandigschlammiger Untergrund und Sauerstoffarmut in Bodennähe.
Fische, die eine solche Region bewohnen, sind großteils sehr
anpassungsfähig und zäh. Vor allem Cypriniden (Kapfenartige)
finden hier artspezifische Lebensräume. Mit 72% ist der Güster die
Art mit der höchsten Individuenzahl, gefolgt von der
namensgebenden Brachse (15%) und der Laube (3%).
128
Julia Satorina & Theresa Hunstorfer
Die March wird in vier Gewässertypen unterteilt, den Hauptfluss,
der vor allem strömungsliebende Fischarten sowie Fische ohne
Habitatbindung beherbergt, die großen, offenen Altarme, in denen
die Fische sich nur außerhalb der Laichzeit befinden, die
verlandenden Altarme, die nur bei Hochwasser mit dem Hauptfluss
in Verbindung stehen sowie die Au-Weiher, die durch starke
Temperaturschwankungen
gekennzeichnet
sind
[kurzer
Frontalunterricht].
In selbstständiger Forschungsarbeit erkundeten nun die
Schüler/innen die Fische. Gleich zu Beginn ihrer Forschung sollten
sie eine männliche Brachse von einer weiblichen unterscheiden.
Dies ist aufgrund des gut spür-/sichtbaren Laichausschlags beim
männlichen Exemplar keine Schwierigkeit gewesen und war ein
durchaus interessantes Phänomen, das wir im Anschluss gleich
erklärten. Im Gespräch mit uns werden die Flossen, die Kiemen, das
Seitenlinienorgan, die Barteln etc. besprochen und wird die
Funktion der einzelnen Körperteile erforscht. Anhand der Färbung
können die Schüler/innen schnell erkennen, in welchem Lebensraum
die Tiere leben. Neben der Brachse konnten wir einen Güster, einen
Nerfling sowie eine Karausche und einen Steinbeißer als
Lebendobjekte vorzeigen, was auch die Artenvielfalt sehr gut
widerspiegelte.
Das „Daubelfischen“ ist eine für die March typische Fischereiart,
bei der ein Senknetz (Daubel) mit einer Kurbel auf den Grund des
Flusses hinuntergelassen wird und von Zeit zu Zeit wieder
hochgehoben werden kann. Es handelt sich hierbei um eine
besonders schonende Art des Fischens, bei dem Klein- und
Jungfische keinen Schaden nehmen, da die Netze eine
Fische
Mindestmaschenweite von 40mm aufweisen müssen [Schüler/innen
haben die Möglichkeit selbst zu fischen].
Reflexion
Dank Helmut Bay, den Besitzer der Fischerhütte, der uns diese
während unseres gesamten Aufenthalts in Marchegg zur Verfügung
gestellt hat, hatten wir die Möglichkeit, in den beiden Tagen vor
dem Besuch der Schulklasse genügend Anschauungsmaterial zu
sammeln. Es gelang uns, viele für die March typische Fischarten zu
fangen und wir konnten somit die Schüler/innen für unsere Station
begeistern. Allein schon die Anreise zu unserer Station durch das
Hochwasser entpuppte sich als Abenteuer und machte den Kindern
großen Spaß.
129
Julia Satorina & Theresa Hunstorfer
Fische
Die Gruppen, die unsere Station besuchten, zeigten sich
hochinteressiert und begeisterungsfähig, und daher war es für uns
ein Leichtes, das geplante Konzept durchzuführen. Die
ausführlichen Recherchen, die wir im Vorfeld der Exkursion
betrieben hatten, erleichterten uns ebenfalls die Arbeit Vorort mit
den Kindern. Sowohl das Arbeitsblatt als auch das Quiz wurden von
den Schülern/innen durchwegs positiv angenommen und wider all
unserer Erwartungen wurden sogar von den Schülern/innen der 5.
Klassen die Urkunde zur Erinnerung verlangt.
Alles in Allem können wir mit unserer Station zufrieden sein.
130
Julia Satorina & Theresa Hunstorfer
Fische
Arbeitsblatt
Neben der Fischerei mit der Angel, gibt es in Österreich in den
1. Schreibe die Zahlen zu den zugehörigen Begriffen:
2
Flüssen der
und
die Fischerei mit Senknetzen, den
3
.
4
1
Dabei wird ein Netz in das Wasser gesenkt und von Zeit zu Zeit
.
In der March wird die Daubelfischerei hauptsächlich von
5
Kiemendeckel
Afterflosse
Rückenflosse
Schwanzflosse
aus betrieben, allerdings kann man
6
7
Brustflosse
Seitenlinienorgan
Bauchflosse
die Daubel auch als
mobil einsetzen,
oder auf einem langen, schmalen Boot, der sogenannten
, montieren.
Die Netze haben eine vorgeschriebene Maschenweite von
, was verhindert, dass
2. Schreibe die Begriffe in die passenden Lücken des
Textes:
mit gefangen werden und andere
Fische nicht
werden.
131
Julia Satorina & Theresa Hunstorfer
Fische
Begriffe:
hochgehoben
Jung- und
Kleinfische
Donau
Daubeln
verletzt
Fischerhütten
March
HandhebelDaubel
Zille
40mm
Der Schlammpeitzger ist die am häufigsten
vorkommende Fischart der March. (72%)
richtig
falsch
Die Fische der March lassen sich in 6
ökologische Gruppen unterteilen. (abhängig
vom Stadium im Lebenszyklus)
richtig
falsch
Eine Brachsenregion ist durch folgende
Merkmale gekennzeichnet:
richtig
falsch
richtig
falsch
 Untergrund fein und schlammig
 Sauerstoffgehalt des Wassers ist gering
 Strömungsgeschwindigkeit ist gering
3. Kreuze an, ob die Aussagen richtig oder falsch sind:
Barteln dienen als Tast- und Hörorgane.
richtig
falsch
Barteltragende Fische leben hauptsächlich an
der Wasseroberfläche.
richtig
falsch
Die Karausche kann sich in der kalten
Jahreszeit im Boden vergraben und in eine Art
Winterschlaf verfallen.
richtig
falsch
Der Steinbeißer besitzt 3 Paar Bartfäden.
richtig
falsch
Die March ist gekennzeichnet durch einen
hohen Anteil an Cyprinidae (Karpfenartige).
132
Julia Satorina & Theresa Hunstorfer
Fische
Literatur
Bücher:
Terofal, F. (1984): Süßwasserfische in europäischen Gewässern
(“Die farbigen Naturführer”); Mosaik Verlag GmbH München
Spindel, Th. et al. (1992): Die Fischfauna der österreichischtschechoslovakischen Grenzstreck der March samt ihrem
Einzugsgebiet; Forschungsinstitut WWF Österreich
Umweltbundesamt (1999): Fließende Grenzen. Lebensraum MarchThaya-Auen; Wien
Spindler,Th. (1995): Fischfauna in Österreich; Umweltbundesamt
Broschüren:
Wolfram, G., Großschartner, M. & E. Eder (2007): Literaturstudie
im Rahmen des Projektes "Gelsenregulierung March 2006/2007"
des NÖ Landschaftsfonds. Regionalverband March Thaya Auen. 44
pp.
Hg. OÖ. Landesfischereiverband; Leitfaden zur Angelfischerei; 2.
Auflage
Internetseiten:
http://www.nordbahn.com/joomla/content/view/5/34/
http://www.fischundwasser.at
http://www.march-thaya-auen.at/
8969a61279018dd5b17e6b01a5968363/de/flussbau/index.html
http://www.oefg1880.at
133
Jacqueline Scheibstock, Sarah Csokai & Nina Amelin
Die beinlosen Wanderer
Vom Wasser aufs Land – und zurück
von Jacqueline Scheibstock, Sarah Csokai & Nina Amelin
Fachliches
Die Algen
Algen waren die ersten Pflanzen
auf der Erde. Sie entstanden
durch
Endosymbiose
einer
kernfreien Zelle und einer
Bakterienzellen.
Man
unterscheide Algen nach ihren
enthaltenen
Farbpigmenten:
Grün- / Braun- und Rotalgen.
Sie können sowohl im Süß- als
auch im Meerwasser leben,
wobei sie in letzterem als
Seetang bis zu 60m an Länge
gewinnen können. Algen waren
nicht nur die ersten Pflanzen und
somit der erste Schritt in der
Evolution, sondern sind auch ein
Beispiel für die Entwicklung
eines Vielzellerstadiums. Denn
Die beinlosen Wanderer
Algen kommen sowohl einzellig, als auch als Coenobien (Volvox 
Bild) oder gar als Vielzellige Pflanzen vor.
Vor allem als Wasserpflanzen besitzen
sie noch kein Festigungsgewebe und
können nur ein schlecht ausgebildetes
Wurzelwerk vorweisen. Da sie ihr
Leben im Wasser fristen dienen ihnen
Interzellularräume, welche mit Luft
gefüllt sind, als Auftrieb um unter
Wasser aufrecht stehen zu können. Da
sich die Nährstoffe im umliegenden
Wasser befinden und weniger im Boden
nehmen sie alle Assimilate, statt über Wurzeln wie Landpflanzen,
über ihre gesamte Körperoberfläche auf.
Mit der Entstehung der Algen geht ebenso einher, dass durch ihre
(erstmals) photosynthetische Aktivität vermehrt Sauerstoff in die
Erdatmosphäre gelangt. Da Algen den gesamten Meer- und
Süßwasserbereich besiedeln, hatten sie zur damaligen Zeit, in der
noch mehr Wasser vorhanden war als heute, ein noch viel größeres
Verbreitungsgebiet, welches sie auch nutzten. Durch die so in
Mengen und stetig stattfindende Sauerstoffanreicherung begann sich
die Atmosphäre zu erwärmen, das zuvor in Mengen vorhandene
CO2 wurde veratmet und somit ergaben sich zufälligerweise
optimale Umweltbedingungen für das Entstehen anderer
Organismen. Was vor allem für den 2., den 3. und den 4. Schritt in
unserer Station wichtig war, nämlich: für die Entstehung von
Flechten, Moosen und Farnen. Denn sie stellen evolutiv gesehen die
Vorreiter der Samenpflanzen dar.
134
Jacqueline Scheibstock, Sarah Csokai & Nina Amelin
Dank dieser Pionierpflanzen war es
möglich, dass sich Leben auf der Erde
entwickeln konnte und wir heute genau da
stehen wo wir sind.
Die Flechten
Bei der Flechte handelt es sich um eine
Lebensgemeinschaft, welche Symbiose
genannt wird, zwischen einem Pilz
(Mykobiont) und einer Photosynthese
betreibenden Pflanze, die Alge oder
Cyanobakterien
(Phytobiont).
Unter
Symbiose wird im Allgemeinen ein
Zusammenleben von zwei Organismen
verstanden, die sich gegenseitig keinen
Schaden zufügen, sondern in dem beide
einen Nutzen daraus ziehen. Im Fall der
Flechten wird der chlorophyllfreie Pilz, der
selbst nicht in der Lage ist, organische
Substanzen wie Zucker und Stärke aus
anorganischen
Ausgangsstoffen,
wie
Kohlendioxid und Wasser, zu produzieren,
von der Alge, die Photosynthese betreiben
kann, mit diesen Stoffen versorgt. Doch
auch die Alge profitiert von dem
Zusammenleben. Da sie über kein
Stützgewebe verfügt wird sie vom Gewebe
des Pilzes umschlossen, so stützt er die
Die beinlosen Wanderer
Alge und gibt der Flechte Halt auf der Unterlage. Außerdem kann
der Pilz Wasser und Minerale aufnehmen und bietet der Alge
Schutz vor zu viel Licht, Trockenheit und Hitze.
Es handelt sich hierbei um eine besondere Symbiose, eine
sogenannte Hungersymbiose. Das Zusammenleben beider Partner
funktioniert nur dann, wenn jede von ihnen schlechte
Lebensbedingung vorfindet und nicht alleine existieren könnte.
Wären die Bedingungen für einen der Partner gut und für den
anderen schlecht, so würde der eine den anderen überwuchern und
eine Symbiose könnte nicht stattfinden. Flechten können durch diese
spezielle „Vereinigung“ Lebensräume besiedeln, die sonst für sie
unbewohnbar wären: unterschiedlichste Unterlagen wie Erdböden,
Gesteine sowie auch epiphytisch auf anderen Pflanzen (zB.
Baumrinden). Sie finden sich in allen Klimazonen unserer Erde,
auch in extremen Zonen wie arktische Tundra und Wüsten.
Weltweit gibt es ca. 20.000 Flechtenarten, wobei sie immer nach
ihrem Pilz benannt werden. Es können verschiedene Arten von
Algen in einer Flechte vorkommen, jedoch immer nur eine Pilzart.
Der Pilz bildet den Vegetationskörper der Flechten, wobei es sich
um ein Geflecht aus Pilzfäden handelt, den sogenannten Hyphen, die
das Lager bilden. Darin eingeschlossen befindet sich die Population
der Algen. Nach der äußeren Erscheinung wird zwischen Krusten-,
Blatt- und Strauchflechten unterschieden und auch die Farben sind
äußerst variabel. Sie bevorzugen sehr
saubere
Luft,
da
schädliche
Umwelteinflüsse
die
Symbiose
stören.
Bereits
geringe
Luftverschmutzungen
hinterlassen
bei den Flechten ihre Spuren durch
Verfärbung
und
Wachstums-
135
Jacqueline Scheibstock, Sarah Csokai & Nina Amelin
störungen. Deshalb spielen Flechten auch als Bioindikatoren eine
große Rolle, da sie ein feines Messinstrument für
Luftverschmutzung sind. Da sie im Allgemeinen sehr empfindlich
gegenüber Veränderungen in ihrem Lebensraum sind, ist die Zahl
der Flechten leider sehr gesunken, in manchen Gebieten ist sie
sogar am aussterben.
Die Moose
Die ältesten fossilen Moose stammen aus dem Oberdevon und
sind um die 400 Millionen Jahre alt. Sie werden in drei Gruppen
unterteilt: Hornmoose, Lebermoose und Laubmoose.
Moose sind primär Landpflanzen und jene wenigen Ausnahmen,
welche untergetaucht leben, sind sicherlich sekundär in das
Medium „Wasser“ zurückgekehrt.
Die
Lebensräume
sind
vielseitig. Auf der einen
Seite
bevorzugen
sie
schattige und feuchte Orte,
wie Moore und Wälder, da
sie über keine Epidermis
und keine (oder einer nur
sehr
zarten)
Cuticula
verfügen. Sie könnten daher
leicht austrocken. Andere
wiederum entwickelten die Fähigkeit sich der Trockenheit zu
stellen und eine Resistenz gegen jene zu entwickeln. Diese
besiedeln nackte, der Sonne ausgesetzten Felsen, stellen
Erstbesiedler aufgerissener Lehmböden dar oder spezialisierten
Die beinlosen Wanderer
sich auf Brandstellen.
Viele Moose führen ein
epiphytisches Leben und
wachsen auf der Rinde
von Bäumen.
Genauso verschieden wie
die Lebensräume ist ihr
Aufbau.
Lebermoose
weisen neben thallösen
Formen, die über einen
lappig
strukturierten
Vegetationskörper, dem
Thallus verfügen, welcher
äußerst
primitiv
bis
höchstkompliziert
aufgebaut sein kann,
bereits
foliose
(beblätterte) Arten auf.
Die
Laubmoose,
die
größte der Moos-Klassen,
stehen an der Grenze
zwischen
Thallophyten
und Kormophyten. Sie
sind zwar in Spross und
Blättchen
gegliedert,
jedoch dient der Spross
ausschließlich
der
Stabilität und hat kaum
Leitungsfunktion.
Die
Moose besitzen außerdem
136
Jacqueline Scheibstock, Sarah Csokai & Nina Amelin
keine Wurzeln, sondern sogenannte Rhizoide, feine Zellfäden, die
vorrangig der Verankerung dienen. Viele Moosarten verfügen
lediglich über Atemöffnungen, welche sich nicht schließen können.
Darüber hinaus finden sich jedoch schon Spaltöffnungen bei den
Laubmoosen.
Charakteristisch für diese Pflanzen ist der heteromorphe
Generationswechsel mit Betonung auf dem Gametophyten (n).
Dieser weist eine höhere anatomische und morphologische
Differenzierung auf als der Sporophyt (2n), welcher nur kurzlebig
und vollkommen abhängig vom Gametophyten ist. Ab den Farnen
dominiert die diploide Generation.
Die noch vorhandene Abhängigkeit der Moose an das Wasser zeigt
sich in der Befruchtung. Die Spermatozoiden sind beweglich und
benötigen Flüssigkeit (Regen, Tau) um zur Eizelle zu gelangen. Die
Vegetative Vermehrung in Form von Brutkörpern spielt eine
wesentliche Rolle bei diesen Pflanzen.
Die beinlosen Wanderer
Anpassungen an bestehende Umstände handelt. Dabei ist nichts
gerichtet oder gesteuert. Es handelt sich um unwillkürliche
Vorgänge, die von selbst stattfinden. Von äußerster Wichtigkeit war
uns darüber hinaus, dass die SchülerInnen Evolution nicht als etwas
Geradliniges oder als „Streben nach Höheren“ ansehen, weshalb
ebenfalls angesprochen wurde, dass Pflanzen/Tiere sehr wohl
wieder ins Wasser sekundär zurückkehren.
Didaktik
Ziel unserer Station war es den
SchülerInnen Evolution anhand der
Pflanzen zu übermitteln. Wie der
gesamte Prozess der Entwicklung der
Wasserpflanzen zu Landpflanzen vor
sich ging, welche Probleme damit
verbunden
waren
und
welche
Fähigkeiten dazu entwickelt werden mussten um jene zu bewältigen.
Großes Augenmerk legten wir auf den Evolutionsgedanken und die
Tatsache, dass es sich dabei einzig und allein um bewährte
137
Jacqueline Scheibstock, Sarah Csokai & Nina Amelin
Um das zu veranschaulichen haben wir uns dafür entschieden mit
einem Plakat zu beginnen. Auf diesem wurde die tierische und
pflanzliche Evolution mehr oder weniger gegenüber gestellt. Der
Grund lag darin, dass wir annahmen, dass für SchülerInnen die
Vorgänge der Evolution anhand der Tiere eher „greifbarer“ zu
verstehen sind als wenn wir direkt mit den Pflanzen einsteigen. Dem
war dann auch so.
Nach dieser Einleitung in das von uns genannte Thema „Die Reise
der beinlosen Wanderer“ wurde mit dem ersten evolutionären
Schritt der Pflanzen begonnen, nämlich den Algen. Um dies für die
SchülerInnen der 1. und 7. Klasse nach dem Frontalvortrag mithilfe
des Plakats interessanter zu gestalten hatten wir uns überlegt mit
ihnen im nahe gelegenen Tümpel waten zu gehen. Dazu besorgten
wir uns Watthosen und es durften jeweils ein bis zwei SchülerInnen
in den Tümpel stampfen um Alge heraus zu keschern. Erfolgreich
Die beinlosen Wanderer
gekeschert, ging es dann weiter mit den Besonderheiten der Algen.
Sogar Algensnacks wurden anschließend interessiert verspeist.
Die Flechten waren als nächstes an der Reihe. Die vortragende
Studentin ging mit den SchülerInnen Flechten suchen um sie ihnen
anhand ihrer natürlichen Fundstücke besser erklären zu können. Die
SchülerInnen stellten Fragen und waren darüber sehr erfreut ihre
Fundstücke mit nach Hause nehmen zu dürfen. Es entstand ein
regelrechter Wettkampf wer denn nicht die schönste und größte
Flechte gefunden hatte. Ein Schüler meinte sogar: „Jetzt weiß ich
endlich was das ist, dass ich da immer am Schulweg seh’!“
Nun folgten die Moose. Den SchülerInnen wurde die Augen
zugebunden um ihnen den nächst besten adaptieren
Evolutionsschritt anfangs nur fühlen zu lassen. Sie sollten erklären,
wie sich dieses Stück Natur anfühlt und was ihnen spontan dazu
einfällt. Wieder sehend überlegten sich die SchülerInnen mit der
Studentin zusammen, welche Fähigkeiten eine Pflanze
entwickeln muss um am Land leben zu können. Die erste Klasse
bekam anschließend Kärtchen, in denen sie die wichtigsten
Eigenschaften der Moose eintragen sollten um dieses
anschließend in einem Sammelheft einzukleben.
138
Jacqueline Scheibstock, Sarah Csokai & Nina Amelin
Und um das gesamte Erlebnis über Schmecken, Fühlen und Riechen
noch zu festigen hatten wir zwei Plakate über die Algen und die
Moose, den für uns „wichtigsten“ Schritten der pflanzlichen
Evolution, angefertigt. Wir teilten den SchülerInnen kleine Kärtchen
aus, auf welchen entweder eine Eigenschaft der einen Pflanze oder
der anderen notiert war. Die Aufgabe der SchülerInnen umfasste
nun diese korrekt zuzuordnen. Was in allen Fällen im Endeffekt
zufriedenstellend gelöst wurde. Ab und zu gab es kleinere
Missverständnisse und ein paar Unsicherheiten mussten noch
beseitigen, aber im Großen und Ganzen hatten wir das Gefühl, dass
unsere Message angekommen war.
Das Dream-Team
Die beinlosen Wanderer
Reflexion
Am Anfang waren wir über unser Thema überhaupt nicht glücklich,
beinahe verzweifelt. Wir waren uns sicher, dass wir es nie schaffen
würden, die Krypogamen unseren SchülerInnen schmackhaft zu
machen. Trotz allen Zweifeln gingen wir sehr motiviert an die Sache
heran. Es folgten Treffen um erste Ideen zu sammeln. Dadurch
waren wir schon fachlich gut vorbereitet, als wir in Marchegg
ankamen. Einige Vorstellungen mussten wir „live vor Ort“ gleich
wieder streichen, da wir die Algen, Flechten und Moose nicht so
vorfanden wie erwartet. Doch bei unserer Erkundung der Umgebung
kamen laufend neue Eingebungen und es bereitete uns großen Spaß
diese selbst auszuprobieren. Mit der Zeit waren wir immer
zufriedener mit unserem Konzept und sogar unser Thema wuchs uns
sehr ans Herz. Es kam sogar soweit, dass jeder von uns seine
Pflanze verkörperte.
Sehr gut vorbereitet und doch etwas nervös erwarteten wir am ersten
Tag die ersten SchülerInnen, wir hatten ja keine Ahnung wie sie auf
unsere Station reagieren würden. Eigentlich lief alles wie am
Schnürchen, doch leider fehlte bei den Mädchen und Burschen der
7. Klasse teilweise die Begeisterung. Unser anschließendes
Feedback haben wir uns sehr zu Herzen genommen und am
nächsten Tag noch ein paar Veränderungen vorgenommen. Dies
stellte sich als sehr produktiv heraus, da die ersten Klassen am
nächsten Tag um einiges mehr an Euphorie aufbrachten, unseren
Aktivitäten freudig nachgingen und unseren Worten interessiert
lauschten. Der Unterschied zwischen der 7. und 1. Klasse war bei
uns enorm, mit den jüngeren SchülerInnen konnten wir persönlich
besser arbeiten und sie leichter für unser Thema faszinieren. Es war
wirklich sehr interessant, diese Differenzen zu erleben.
139
Jacqueline Scheibstock, Sarah Csokai & Nina Amelin
Überhaupt empfanden wir das
Unterrichten im Freien als eine
wahnsinnig tolle Erfahrung, die
wir auf keinen Fall missen
wollen würden. Außerhalb des
Schulgebäudes zu sein, bedeutet
Flexibilität aufzubringen, da
nicht alles genau geplant
werden kann. Schließlich kann
einem die Natur immer einen
Strich durch die Rechnung
machen. Außerdem ist es
extrem wichtig, dass über das
nötige Wissen verfügt wird, da
die Kinder im Freien unendlich
viele verschiedene Eindrücken
gewinnen und zu allem Fragen
haben.
Natürlich war der Erwerb von
fachlichem
Wissen
ein
wichtiger
Bestandteil
der
Exkursion und wir haben alle
extrem viel gelernt. Vor allem,
dass die Biologie gelebt und erlebt werden muss um sie überhaupt
verstehen und weitergeben zu können. Kenntnisse aus Büchern zu
gewinnen ist nicht alles! Die uns am Anfang so unsympathischen
Algen, Flechten und Moose sind uns so ans Herz gewachsen, dass
keiner von uns mehr eine von diesen Pflanzen sehen kann ohne an
die tolle Zeit in Marchegg zu denken.
Die beinlosen Wanderer
Außerdem ist durch unsere
Teamarbeit eine wirklich tolle
Freundschaft entstanden, die ohne
diese Exkursion und das viele
Zusammenarbeiten vielleicht nicht
so tief wäre, wie sie heute
glücklicherweise ist. Marchegg
wird uns immer als eine äußerst
wertvolle Erfahrung in Erinnerung
bleiben, wo wir mit sehr viel Spaß
und Freude am Fach gelernt
haben!
Literatur
Kirschbaum, Ulrich & Düll,
Ruprecht: Farbatlas Flechten und
Moose. Verlag Eugen Ulmer,
Stuttgart 2000
Engelhardt, Wolfgang: Was lebt in
Tümpel, Bach und Weiher?:
Pflanzen und Tiere unserer Gewässer ; von Wolfgang Engelhardt ;
Verlag: Kosmos Naturführer ; 14. Auflage
Elfrune Wendelberger: Pflanzen der Feuchtgebiete: Gewässer,
Moore, Auen ; von Elfrune Wendelberger ; Verlag: Spektrum der
Natur BLV Intensivführer 1986
140
Jacqueline Scheibstock, Sarah Csokai & Nina Amelin
Leben und Umwelt ; von Manfred Driza und Georg Cholewa ;
Verlag: Lehrbuch für Biologie und Umweltkunde Band 2 VNS
Verlegergemeinschaft neues Schulbuch
Die beinlosen Wanderer
Schullerer Peter: Biologie und Umweltkunde: B&U; von Peter
Schullerer, Peter Karl und Johann Burgstaller ; Verlag: Veritas 6.
Schulstufe
http://www.ijon.de/moose/ - Zugriff am 17.4.2010
141
Philipp Glaser & Lukas Sternberg
Amphibien
von Philipp Glaser & Lukas Sternberg
Amphibien
starke, alternierende seitwärts Krümmung ihre Körpers vorwärts,
bedingt durch ihren seitlichen Ansatz der Extremitäten.
Mit ca. 5800 Arten stellen die Anura die artenreichste Klasse
innerhalb der Amphibien dar. Viele dieser Tiere sind schon besser
an das Leben an Land angepasst. Oft erlauben kräftige Hinterbeine
weite Sprünge, um sich schnell vor Feinden in Sicherheit zu
bringen. Viele Vertreter sezernieren giftige Sekrete, da ihre weiche
Haut keinen Schutz vor Angreifern bietet.
Das Wort „amphibios“ bedeutet „auf beiden Seiten lebend“ in
Anspielung auf die für die Fortpflanzung unumgängliche Rückkehr
ins Wasser fast aller Tiere. Die Eier der Amphibien besitzen keine
harte Schale und würden an Land sofort austrocknen. Auch die
Larven, die sich aus den gallertigen Eiern entwickeln, sind an das
Leben im Wasser angepasst. Sie atmen mit Kiemen, haben einen
Schwanz, und früh in der Entwicklung noch keine Extremitäten.
Fachliches
Amphibien Allgemein
Die Klasse der rezenten Amphibien (ca. 6500 Arten) umfasst 3
Ordnungen, die Urodela (Schwanzlurche), die Anura (Schwanzlose)
und die nur in tropischen Wäldern lebenden wurmähnlichen Apoda
(Beinlose).
Die Klasse der Urodela (ca. 600 Arten) beinhaltet sowohl
ausschließlich aquatisch lebende als auch rein terrestrisch lebende
Tiere. Die meisten landlebenden Schwanzlurche bewegen sich durch
Anura
Die Besamung der Eier erfolgt erst bei der Abgabe der Eier ins
Wasser. Nach wenigen Tagen quellen die Eier stark auf und
Kaulquappen entwickeln sich. Sie besitzen Kiemen, einen Schwanz,
und anfänglich keine Extremitäten. Erst nach einer
Wachstumsphase, in der sie sich auch über ihren Dottersack,
vegetarisch und/oder carnivor ernähren, beginnen sie mit der
Metamorphose. Bei den Anuren bildet sich der Ruderschwanz
zurück, sowie auch die Kiemen, die durch eine einfach gebaute
Lunge ersetzt werden. Die Hinterbeine werden meist deutlich länger
als die Vorderbeine, was eine laufenden, hüpfenden oder
springenden Vorwärtsbewegung zur Folge hat. Zusätzlich kann es
142
Philipp Glaser & Lukas Sternberg
an den Extremitäten Anpassungen geben, die das Eingraben,
Klettern oder Schwimmen begünstigen.
Je nach Art dauet es dann noch 1 bis 3 Jahre bis die Tiere
geschlechtsreif werden.
Die Haut ist glatt oder warzig, und besitzt eine Vielzahl an Drüsen
um die Haut feucht zu halten. Dies ist für die Hautatmung unbedingt
notwendig.
Nach der Metamorphose ernähren sich Amphibien carnivor von
Insekten, Mollusken, Spinnen.
Die Trennung von Frosch – lange Hinterbeine, glatte, feuchte Haut,
schlanker Körper – und Kröte – kurze Hinterbeine, warzige,
trockene Haut, plumper Körper – ist im Volksmund üblich, kann
jedoch nicht als striktes Unterscheidungskriterium herangezogen
werden. Etwas leichter abzugrenzen sind hingegen die Unken
(Gattung Bombina), eine stammesgeschichtlich sehr alte und
ursprüngliche Gruppe. Sie zeichnen sich durch einen abgeflachten
Körper mit warziger Oberseite aus. Der Bauch der Unken ist mit
einem gelb bis rotem gesprenkelten Muster versehen.
Urodela
Schwanzlurche haben einen langgestreckten Körper und besitzen,
wie der Name schon sagt, einen Schwanz. Dieser kann rund sein
(Salamander), oder seitlich abgeflacht (Molche), und kann mit
einem Hautsaum versehen sein. Alle in Europa vorkommenden
Arten haben vier etwa gleichlange Extremitäten.
Anders als bei den Anuren gibt es bei Urodelen eine indirekte innere
Befruchtung. Das Männchen setzt ein Spermatophoren Paket ab,
welches das Weibchen mit seiner Kloake aufnimmt. Bei
ungünstigen äußeren Bedingungen kann das Weibchen die
Spermatophore bis zu 2 Jahren aufbewahren.
Amphibien
Die meisten Schwanzlurche legen ihre Eier in Gewässer, es gibt
jedoch auch lebend gebärende Vertreter (Alpensalamander). Die im
Wasser lebenden Larven werden nicht als Kaulquappen bezeichnet.
Sie ernähren sich karnivor, und bilden relativ rasch Vorderbeine aus.
Bei manchen Arten fehlt die Metamorphose zum landlebenden
adulten Tier. Dieses Phänomen nennt man Neotenie. Beispiele
hierfür sind der Axolotl und der Grottenolm, die obwohl
geschlechtsreif, Larvenmerkmale beibehalten.
Adulte Urodelen atmen mit Lungen und ihrer Haut. Lungenlose, die
nur über Haut und Kehlkopf atmen, kommen in Österreich nicht vor.
Gefährdung
Die Gefahren, denen Amphibien ausgesetzt sind, sind vielfältig. Auf
der einen Seite steht der Verlust des Lebensraums durch
Regulierung von Fließgewässern und Trockenlegungen von
Feuchtbiotopen. Auch durch Senkung des Grundwasserspiegels
durch intensive Bewässerung in der Landwirtschaft trocknen immer
mehr kleine Gewässer aus. Viele adulte Tiere halten sich nach der
Eiablage (z.B. Wechselkröte, Knoblauchkröte) in trockenen,
landwirtschaftlich genutzten Wiesen auf, wo sie Erntemaschinen
zum Opfer fallen. Aber Amphibien benötigen nicht nur Gewässer
zur Eiablage, und Entwicklung, sondern auch Wälder und Wiesen
als Sommer und Winterquartiere. Somit muss ein sinn- und
wirkungsvoller Amphibienschutzplan nicht nur die Laichgewässer
berücksichtigen, sondern auch die umliegenden Sommer und
Winterquartiere, sowie die geeigneten und sicheren Korridoren
zwischen ihnen.
Amphibien reagieren außerdem sehr sensibel auf vom Menschen
verursachte Verschmutzungen. Saurer Regen und eine erhöhte UVBestrahlung belasten die Tiere. Auch Pestizide und Dünger aus der
143
Philipp Glaser & Lukas Sternberg
Landwirtschaft setzten den Tieren zu. Durch Pestizide wird ihr
Nahrungsangebot reduziert, und es kommt zu einer
Giftstoffanreicherung im Körper.
Fische, die in Laichgewässern zur Zucht ausgesetzt werden, fressen
die wehrlosen Eier und Larven der Amphibien.
Eine der größten Gefahren bilden Straßen, die die Wanderwege der
Amphibien kreuzen. Schon ein Verkehrsaufkommen von nur 10
Autos in der Stunde hat zur Folge, dass jedes zweite Amphib
überfahren wird.
Nicht zu unterschätzen sind auch zivilisationsbedingte Fallen, wie
Kanalgitter, Bordsteine oder Weideroste, die für die Tiere
unüberwindliche Hindernisse darstellen, oder zu tödlichen Fallen
werden.
Weltweit sorgt außerdem der Chytridpilz für ein Massensterben bei
Amphibien.
Schutz
Wichtig ist es geeignete Wasser- und Landlebensräume zu erhalten
und zu schaffen, in denen die Amphibien ohne Hindernisse wandern
können.
Schutz der bestehenden Populationen auf ihren Wanderungen durch
Amphibienzäune oder Tunnels. Amphibienzäune müssen aber
regelmäßig betreut werden, da die Tiere dann von Hand auf die
andere Straßenseite gebracht werden müssen. Es muss auch bedacht
werden, dass die Tiere nach dem Laichen wieder zurückwandern.
Auch ein Nachtfahrverbot auf bestimmten Straßen, ist für die vor
allem nachtaktiven Tiere eine sinnvolle Schutzmaßnahme.
In Gebieten mit hohem Amphibienvorkommen ist es sinnvoll
Bordsteine abzuflachen, damit die Tiere über sie hinwegklettern
Amphibien
können. Auch gibt es Amphibienleitern, die es den Tieren
ermöglichen
aus
Fallen
herauszuklettern.
Wer direkt etwas für Amphibien tun will, kann einen eigenen
Gartenteich anlegen. Am besten an einer sonnig bis halbschattigen
Stelle ohne Fische. Gibt es dann auch noch genügend
Versteckmöglichkeiten am Ufer, wird der Teich sicherlich bald mit
Amphibien
besetzt
sein.
Beschreibung der Arten
Donau-Kammmolch Triturus cristatus dobrogicus
Gesamtlänge: weibl. bis 13, männl. bis 12 cm
144
Philipp Glaser & Lukas Sternberg
Der Donaukammmolch ist auffallend schlank und besitzt einen
schmalen Kopf. Der Schwanz ist höchstens so lang wie Kopf und
Rumpf zusammen und oben wie unten mit einem Hautsaum
versehen. Während der Brunstzeit bilden die Männchen einen
Kamm aus, welcher auf der Kopfoberseite beginnt und knapp vor
der Schwanzwurzel endet. Beim Donaukammmolch ist dieser
Kamm niedrig und wenig gezackt. Die Rückengrundfarbe ist
hellbraun, rotbraun bis olivenfarben mit kleiner schwarzer Fleckung.
Die Bauchseite und die Innenseite der Beine sind gelb bis orange
gefärbt und mit runden schwarzen Flecken unterschiedlich dicht
besetzt.
Die Laichzeit beginnt kaum vor Mitte März und kann sich bis Ende
Juni hinziehen. Das Weibchen verteilt über mehrere Wochen ca.
200-400 Eier in stehenden Gewässern. Die Eier haben einen
Durchmesser von 1,8-2 mm. Die ovalen Hüllen messen etwa 4 x 3
mm.
Kammmolche bevorzugen Altwässer, Teiche, Tümpel und
Wassergräben die eine gewisse Größe aufweisen, nicht zu seicht und
reichlich bepflanzt sein sollen. Der Donau-Kammmolch ist ein
Bewohner des Tieflandes. Es ist etwa am Ende März im Wasser und
bleibt dort bis etwa Ende August. Der Kammmolch frisst sowohl
Lurchlarven und Laich, als auch Würmer, Kleinkrebse, Insekten und
–larven, Wasserasseln, kleine Wasserschnecken udgl.
Teichmolch Triturus vulgaris
Amphibien
Gesamtlänge: weibl. bis 9,5, männl. bis 11 cm
Der Teichmolch ist der kleinste und zarteste unserer einheimischen
Molche. Sein Körper ist relativ schlank und wein Kopf schmal. Das
Männchen bildet in der Brunstzeit einen im Nacken beginnenden
Kamm aus, der nach hinten zu allmählich ansteigt und ohne
Unterbrechung in den oberen Schwanzsaum übergeht. Der Schwanz
ist mindestens körperlang und die Zehen des Teichmolchmännchens
sind in dieser Zeit von breiten Hautlappen umgeben.
Die Grundfärbung es Rückens reicht von lehmfarben über
verschiedene Braun- und Olivtöne bis ins Schwärzliche. Darauf
finden sich rundliche dunkle Flecken, welche sich meist bei
Weibchen zu längs des Rückens hinziehenden Wellenstreifen
verdichten. Der Bauch ist gelblich bis intensiv orange gefärbt und
trägt größere dunkle, meist rundliche Flecken. Auf der
Kopfoberseite besitzt der Teichmolch fünf dunkle Längsstreifen.
145
Philipp Glaser & Lukas Sternberg
Den Laich der Teichmolche findet man von April bis Juni, nur
selten schon Ende März. Das Weibchen setzt in dieser Zeit etwa
100-300 Eier einzeln an flachen, verkrauteten Stellen stehender
Gewässer ab. Die Eier sind lichtbraun bis grünlichgrau und aus
ihnen schlüpfen nach 17-35 Tagen ca. 6 mm lange Larven.
Manchmal im nächsten Frühjahr, meist jedoch 1-2 Monate nach
dem Schlupf gehen die Teichmolche an Land, wo sie sich die
folgenden 2-3 Jahr aufhalten, um dann zu ihrer ersten Paarung ins
Wasser zurückzukehren.
Der Teichmolch ist in Tiefen Regionen sehr häufig, wird mit
zunehmender Höhe immer seltener und besiedelt vor allem Tümpel,
kleinere Teiche und sonstige Kleingewässer, während er größere
Weiher, Teiche und See, sowie Fließgewässer eher meidet. Er
bevorzugt Wasserstellen mit üppiger Vegetation und ausreichender
Besonnung. Die Erwärmung des Gewässers scheint für den
Teichmolch eine wichtige Rolle zu spielen.
Der Teichmolch frisst jegliches Kleingetier, also Kleinkrebse,
Würmer, Wasserschnecken, Insekten und deren Larven, aber auch
junge Lurchlarven. Die Zusammensetzung der Nahrung spielt eine
wesentliche Rolle für die Färbung des Teichmolchs.
Rotbauchunke Bombina bombina
Kopf-Rumpf-Länge: bis 5 cm
Amphibien
In ihrem äußeren Erscheinungsbild stehen die Unke etwa zwischen
den plump gebauten Kröten und den Fröschen. Der Kopf ist stets
breiter als lang, das Trommelfell äußerlich nicht sichtbar und die
Pupille herzförmig. Die Schwimmhäute reichen bis zu den
Zehenspitzen. Die Oberseite der Rotbauchunke ist mit zahlreichen
und unregelmäßig verstreuten Warzen bedeckt. Die Warzen sind
rundlich und mit kleinen Hornhöckern besetzt. Ihre äußere
Erscheinung ähnelt sehr jener der Gelbbauchunke. Die Männchen
unterscheiden sich von denen der Gelbbauchunke vor allem durch
den Besitz innerer Schallblasen und bilden während der
Paarungszeit auf der Unterseite der Unterarme und auf der
Innenseite des ersten und zweiten Fingers hornige Schwielen aus.
Die Färbung der Oberseite ist Braun, Olivgrau oder Schwarzgrau.
Am Rücken findet man im Regelfall dunkle Flecken sowie zwei
hellere Flecken zwischen den Schultern. Die Unterseite zeigt auf
grau- bis blauschwarzer Grundfärbung zahlreiche weiße Pünktchen
und orange- bis kaminrote, inselartige Flecken, welche sich auf die
Unterseite der Vorder- und Hinterbeine, sowie die Kehle fortsetzen.
Die Finger- und Zehenspitzen sind weißlich oder schwarz gefärbt.
Die Laichzeit dauert von Anfang April bis Ende Juli. Die Tiere sind
in der Wahl des Laichortes relativ anspruchsvoll, da sie in
temporären Wasseransammlungen nur dann zu finden sind, wenn
diese in der Nähe eines größeren Teiches oder Altwassers, denen sie
den Vorzug geben, liegen. Die Eier (60 -200) werden
schraubenförmig um Pflanzen, Ästchen und Ähnlichem geheftet.
Zuerst in losen Klümpchen zu rund 2 Dutzend, später in immer
kleiner werdenden Portionen oder einzeln, verteilen sie ihre Eier,
von denen auch viele zu Boden sinken und sich dort entwickeln.
Von August bis in den Oktober, 2-3 Monate nach ihrem Schlupf,
146
Philipp Glaser & Lukas Sternberg
findet man frisch verwandelte Rotbauchunken, die sich auch
weiterhin im Gewässer aufhalten.
Die Rotbauchunke ist ein Tieflandbewohner und wird nur äußerst
selten in höheren Lagen angetroffen. Unken sind die ganze warme
Jahreszeit über fast ausschließlich Wasserbewohner. Der
Feindabwehr dient die Absonderung von Hautsekreten, welche beim
Menschen
Schleimhautentzündungen
und
schnupfenartige
Symptome hervorrufen können. Wenn eine Unke an Land erschreckt
wird, so nimmt sie eine Abwehrstellung ein: Sie biegt den Rücken
kreuzhohl durch und zieht die Beine an und zeigt so teilweise ihre
gefleckte Unterseite (Kahnstellung). Der Ruf des Männchens ist bei
dieser Art auf Grund der Kehlblase deutlich lauter, außerdem ist die
Frequenz der Einzelrufe wesentlich geringer (bei 18 °C ca. 18
mal/min). Sowohl Ruffolge als auf Rufdauer sind von der
Wassertemperatur abhängig.
Knoblauchkröte Pelobates fuscus
Amphibien
Die Knoblauchkröte ist ein stämmiger, untersetzt gebauter Lurch,
ihre Stirne ist deutlich gewölbt, die Schnauze kurz und niedrig. Die
senkrechten Pupillen, von außen nicht sichtbare Trommelfelle und
das Fehlen von Schallblasen gelten als deutliche Merkmale, ebenso
die nahezu glatte, nur mit kleinen, flachen Warzen besetzte Haut der
Körperoberseite. Die Schwimmhäute erreichen die Zehenspitzen.
Auffälligste Besonderheit ist die scharfe, hornige, dunkelgelb bis
gelbbraun gefärbte Grabschwiele an der Unterseite der Hinterfüße
jeweils vor den ersten Zehen. Die Färbung der Oberseite schwankt
von hellgrau bis hellbraun mit oliv- bis kastanienbraunen Flecken.
Dazwischen treten hell- oder dunkelrote, kleine Hautwärzchen auf.
Im Frühjahr vor der Leichzeit erscheinen die Tiere wesentlich
dunkler. Die Bauchseite der Knoblauchkröte ist einfärbig schmutzig
weißlich oder auch dunkel gefleckt.
Fortpflanzung
Zwischen Ende März und Anfang Juni, meist aber im April und
Mai, begibt sich das Knoblauchkrötenweibchen für längstens 1
Woche in sein Laichgewässer. Dort windet es eine Laichschnur
durch spiraliges Aufwärtsschwimmen um Schilfhalme oder andere
Pflanzenteile.
Die Knoblauchkröte bevorzugt lockere, sandige, vegetationsarme
Böden des Tief- und Hügellandes, findet sich dort aber auch auf
Felder, in Gärten und feuchten Auwäldern. Sie lebt tagsüber in
selbstgegrabenen, tiefen Löchern und Gängen und verlässt erst mit
Anbruch der Nachtstunden diese Verstecke. Bei Gefahr vermögen
sie die Tiere mit ihren Grabschwielen unerwartet rasch in lockeres
Erdreich einzugraben. Zur Paarungszeit suchen die Knoblauchkröten
dann stehende Gewässer auf.
Kopf-Rumpf-Länge: weibl. bis 8 cm, männl. Bis 6,5 cm
147
Philipp Glaser & Lukas Sternberg
Erdkröte Bufo bufo
Kopf-Rumpf-Länge: weibl. bis 13 cm, männl. bis 8 cm
Die Gestalt der Erdkröte erscheint plump und der Kopf ist fast so
lang wie breit. Auf seiner Oberseite hinter den Augen liegen die
beiden deutlich hervortretenden Ohrdrüsen. Neben den waagrechten
Pupillen fällt die kupferfarbene Iris auf. An der Unterseite der
Finger- und Zehengelenke befinden sich paarige kleine Höcker. Die
Schwimmhäute reichen nur etwa bis zur Hälfte der längsten Zehe.
Die Oberseite des Körpers, der Beine und des Kopfes ist dicht mit
walzen- bis kegelförmigen Tuberkeln besetzt. Die Unterseite trägt
Amphibien
zahlreiche kleiner, flache Warzen. Die Färbung ist recht
unterschiedlich und reicht von schmutzig gelb- bist
rötlichbraun. Männchen sind meist braungrau bis
schwarzbraun. Die Körperunterseite ist schmutzig
weißlich bis gelblich gefärbt.
Von März bis April und manchmal sogar schon
Ende Februar laichen die Erdkrötenweibchen.
Innerhalb einer Population erfolgt das Ablaichen
auffallend gleichzeitig innerhalb einer Woche.
Bevorzugt werden nicht zu seichte stehende
Gewässer mit Uferbewuchs. Das Weibchen legt
seine Eier in Form zweier gleichzeitig austretender
Schnüre von 3-5 m Länge. Nach 2-3 Wochen
schlüpfen die Larven.
Im Frühjahr findet man sie praktisch in allen
Gewässern. Die Weibchen verlassen nach dem
Ablaichen den Laichplatz und begeben sich rasch in
ihre Sommerquartiere. Etwas Später wandern auch
die Männchen ab. Von Mai bis August sind die
Erdkröten vorwiegend in der Dämmerung und
nachts wider im Wald, aber auch in Wiesen, Feldern und Gärten zu
finden. Im August beginnt die Herbstwanderung. Die Tiere ziehen
im Laufe des Septembers in die „Warteräume“ und graben sich dort
in der ersten Oktoberhälfte in den lockeren Waldboden zur
Winterruhe ein. Die Paarungsrufe der Erdkrötenmännchen sind recht
selten zu hören und sehr leise. Viel häufiger stoßen die Erdkröten
Rufe zur Abwehr der Klammerung durch andere brünstige
Männchen und Schreckrufe beim Ergreifen aus.
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Wechselkröte Bufo viridis, Pseudepidalea viridis
Kopf-Rumpf-Länge: 8 bis 9 cm
Die Wechselkröte wirkt weniger plump als die Erdkröte. Die
Ohrdrüsen stehen etwa parallel, sind vorne deutlich breiter als
hinten, nierenförmig und nur wenig erhaben. Das Trommelfell ist
etwa halb so groß wie das Auge und deutlich sichtbar. Die Pupille
steht waagrecht. Männchen besitzen eine an der Kehle befindliche
große Schallblase. Die Gelenke der Finger und Zehen sind an der
Unterseite mit deutlichen, aber einfachen Höckern versehen. Die
Amphibien
Schwimmhäute der Füße erstrecken sich bis zur Hälfte der längsten
Zehe und erreichen deren Spitzen als Hautsaum. Die
Oberseite des Körpers und der Beine ist mit rundlichen,
flachen Warzen nur gering besetzt. Die Haut der Unterseite
trägt zahlreiche, dicht gedrängte, kleine, flache Wärzchen.
Die Rückengrundfärbung der Wechselkröte reicht von
schmutzig-weiß bis hellgrau, unterbrochen von grünen oft
ncoh dunkel gesäumten Flecken, und vornehmlich an den
Flanken können kleine rosenrote Warzen stehen.
Den Laich der Wechselkröte findet man von Anfang April bis
in den Juli. Die Weibchen legen bei warmem Wetter ihre
Laichschnurpaare entweder frei auf den Boden oder locker
zwischen Wasserpflanzen in etwa 15-30 cm tiefes Wasser ab.
Sie bevorzugen dabei größere stehende Gewässer mit flachen
Ufern. Nach 3-5 Tagen kommen die Larven frei. 2-3 Monate
nach dem Schlupf gehen die metamorphosierten Tiere an
Land.
Die Wechselkröte ist eine in der Regel dämmerungs- und
nachtaktive Bewohnerin des waldarmen, eher trockenen
Busch-, Gras- und Ödlandes. Während des Tages verbirgt sie
sich unter Steinen und Wurzeln bzw. gräbt sich in Röhren in
das lockere Erdreich, wo sie überwintert. Nur zur Fortpflanzung
sucht die Wechselkröte Wasserstellen auf. Sehr deutlich
unterscheidet sich die Wechselkröte von der Erdkröte in den
Bewegungen. Sie ist gewandter und flinker und kann auch rech gut
springen, schwimmen und klettern. In der Paarungszeit stößt die
Wechselkröte einen Ruf aus, der als lang anhaltendes melodisches
Trillern (ähnlich einer Grille) wahrgenommen wird.
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Laubfrosch Hyla arborea
Kopf-Rumpf-Länge: bis 5 cm
Amphibien
Der Laubfrosch ist ein geschmeidiger, mäßig schlanker Froschlurch.
Sein Kopf ist deutlich breiter als lang. Das Trommelfell etwas
kleiner als das mit einer waagrechten Pupille versehene Auge, liegt
unter einer Falte verborgen. Die Haut der Körberoberseite ist
vollkommen glatt, die Unterseite mit zahlreichen winzigen
Wärzchen besetzt. Die Schwimmhäute reichen bis über die Hälfte
der längsten Zehe hinaus. Das markanteste Merkmal des
Laubfrosches ist der Besitz von Haftscheiben an Finger- und
Zehenspitzen, die ihm ein ausgezeichnetes Klettervermögen
verleihen. Das Männchen verfügt über eine kehlständige
Schallblase. Die Färbung der Oberseite des Laubfrosches ist äußerst
veränderlich im Regelfall ist sie jedoch einheitlich laubgrün. Die
Unterseite ist gelblich-weiß und von der Oberseite durch einen
dunkelbraunen, oben weißlich gesäumten Streifen getrennt. Dieser
Streifen beginnt hinter den äußeren Nasenöffnungen und zieht über
Auge und Trommelfell bis zu den Oberschenkeln. Vor der
Einlenkung der Hinterbeine bildet er eine nach innen gerichtete
Einbuchtung, die Hüftschlinge.
Der Laubfrosch laicht von April bis in den Juni. Das Weibchen
erscheint meist spät abends am Laichplatz – bevorzugt von Gebüsch
umstanden, stark verkrautete, stehende Gewässer, und legt etwa
600-1000 Eier in 2-5 Klumpen ab, die an ufernahen Pflanzen knapp
unter der Wasseroberfläche angeheftet werden oder zu Boden
sinken. Jeder dieser Klumpen mit etwa 3 cm Durchmesser enthält an
die 70-300 Eier. Nach 8-15 Tagen schlüpfen die Larven. Im Juli und
August, 8-13 Wochen nach dem Schlupf, findet man die frisch
metamorphisierten schon typischen kleinen Laubfrösche oft
zahlreich in Gewässernähe.
Der vorwiegend abend- und nachtaktive Laubfrosch bevorzugt das
Pflanzengewirr der vegetationsreichen Uferzonen größerer
150
Philipp Glaser & Lukas Sternberg
Gewässer mit steinig-kiesigem Untergrund. Im Allgemeinen kommt
er oberhalb von 600 m Höhe kaum noch vor. Laubfrösche halten
sich nur zur Paarungszeit im Wasser auf wo sie ihre Laichballen
ablegen. Die Rufe der Laubfrösche ertönen April bis Ende Juni und
sind auffallend grell und in rascher Folge. Diese Chöre, die sehr weit
zu hören sind, setzen meist in der Dämmerung ein und sind bis weit
in die Nacht zu vernehmen.
Moorfrosch Rana arvalis
Kopf-Rumpf-Länge: bis 8 cm
Der Moorfrosch ist verhältnismäßig schlank und besitzt eine spitze
Schnauze. In Österreich kommen zwei Moorfroschrassen vor – der
Moorfrosch und der Balkan-Moorfrosch. Die gut ausgebildeten
Schwimmhäute erreichen nicht das Endglied der längsten Zehe. Der
Fersenhöcker ist sehr deutlich und scharfkantig. Die Körperoberseite
ist glatt und trägt zwei deutliche Drüsenlängswülste, die
verhältnismäßig nahe beieinander liegen. Die Färbung und
Zeichnung der beiden Moorfroschrassen ist in der Regel ähnlich.
Amphibien
Die Oberseite ist braun bis gräulich, doch kann eine dunkelbraune
Fleckung insbesondere an den Flanken hinzutreten. Nahezu immer
vorhanden ist der dunkelbraune Schläfenfleck und ein heller, dunkel
gesäumter Rückenlängsstreifen. Die Bauchseite ist zeichnungslos,
schmutzig-weiß bis gelblich. Besonders charakteristisch sind die
himmelblaue Rückenfärbung der Männchen und die Bildung von
schwarzen Schwielen auf der Innenseite des ersten Fingers während
der Brunstzeit. Die Schenkel sind außen quergebändert.
Der Moorfrosch des nördlichen Waldviertels laicht von März bis
Ende April in nicht zu flachen Randzonen von Tümpeln und
Teichen. Die Weibchen legen jeweils 800-2000 Eier in 1-2 lockeren
Ballen ab. Nach 2-3 Wochen verlassen die Larven ihre Hüllen. Von
Juni bis August verlassen die frisch verwandelten Jungfrösche,
deren Fersenhöcker schon durch seine besondere relative Größe
auffällt, das Wasser und sind zunächst auch am Tage aktiv.
Beide in Österreich vorkommenden Moorfroschrassen bewohnen
Auen entlang von Flussläufen und Teichen, feuchten Wiesen und
Moorgebieten. Das Wasser sucht der Moorfrosch nur während der
Paarungszeit auf. Moorfrösche sind äußerst scheu. Selbst während
der Verpaarung tauchen sie bei der geringsten Störung sofort ab.
Außerhalb der Paarungszeit an Land sind sie in erster Linie
dämmerungs- bis nachtaktiv, wobei dies besonders für ältere Tiere
charakteristisch ist.
151
Philipp Glaser & Lukas Sternberg
Springfrosch Rana dalmatina
Kopf-Rumpf-Länge: bis 9 cm
Wie der Name schon andeutet besitzt der nur 6 bis 9 cm große
Vertreter der Braunfrösche eine ausgezeichnete Sprungkraft. Bis zu
2m weit reichen seine Sprünge, was auch an seinen langen
Hinterbeinen zu erkennen ist.
Der schlanke Körper, die spitze Schnauze, die lehmfarbene bis
rotbraune Färbung der Oberseite, mit leichter brauner Zeichnung
und seine gelben Flanken kennzeichnen ihn. Bauch und Kehle sind
meist weißlich und ohne Zeichnung. Wie bei allen Braunfröschen ist
die Pupille wagrecht.
In Österreich kommt der Springfrosch nur im Flachland vor. Da er
trockene Gebiete bevorzugt, ist er im Osten Österreichs weit
verbreitet. In den Alpinen Gebieten ist sein Vorkommen auf die
Täler beschränkt, wobei er in Tirol und Vorarlberg gar nicht
vorkommt.
Als Lebensraum bevorzugt er Laubwälder und Flußauen, wo er in
der dichten Krautschicht ideale Lebensbedingungen vorfindet. Der
Springfrosch ist vorwiegend nachtaktiv und ernährt sich von
Insekten, Spinnen und Weichtieren.
Als Laichgewässer dienen ihm größere, mitteltiefe Gewässer wie
Altarme, Seen und Teiche. Schon sehr früh im Jahr (Februar-März),
sucht er seine Laichgewässer auf. Die Weibchen verlassen die
Amphibien
Gewässer gleich nach der Eiablage, während die Männchen meist
noch einige Wochen vor Ort bleiben, ehe sie sich auch in die
Sommerquartiere zurückziehen. Die Rufe der Männchen klingen
wie „wog…wog…wog“. Der Laich wird an dünnen Zweigen im
Wasser befestigt, sodass der Laichballen (500-1800Eier) wie
aufgespießt aussieht. Nach ca. 3 Wochen schlüpfen die
Kaulquappen, und Juni bis Juli verlassen die ca. 2cm großen
Jungfrösche das Wasser. Nach 2 bis 3 Jahren sind auch sie
geschlechtsreif.
Wasserfösche Pelophylax
Die Gattung Pelophylax (Wasserfrösche) besteht in Österreich aus
drei Arten. Dem kleinen Wasserfrosch, dem Seefrosch und dem aus
Hybridisierung zwischen den beiden Arten entstandenen
Teichfrosch. Ihre gemeinsamen Merkmale sind die zwei seitlichen
Schallblasen – in Europa einzigartig – die ihnen sehr laute Rufe
ermöglichen. Die Grundfärbung aller drei Arten ist grün, kann aber
auch bräunlich oder gräulich sein, mit schwarzen Rückenflecken
und manchmal hellen Streifen auf dem Rücken. Die Pupille ist
152
Philipp Glaser & Lukas Sternberg
waagrecht, die Augen stehen weit oben am Kopf, als Anpassung an
ihre aquatische Lebensweise. Die Schnauze ist breit und rund.
Wie der Name schon andeutet, sind die Wasserfrösche sehr stark an
aquatische Lebensräume gebunden, und besiedeln sowohl stehende
als auch fließende Gewässer. Trotzdem wandern vor allem
Jungfrösche in verregneten Nächten sehr weit und besiedeln so neue
Gewässer. Wasserfrösche sind tag- und nachtaktiv, sitzen dabei
meist an Land in Ufernähe, um bei Gefahr ins Wasser springen zu
können. See- und Teichfrosch überwintern sogar unter Wasser im
Bodenschlamm, während sich der Kleine Wasserfrosch Verstecke
an Land sucht.
Sie gelten als gierige Fresser, die alles fressen was sie erwischen.
Dabei machen sie auch vor Kannibalismus nicht halt. Der normale
Speiseplan besteht aus Schnecken, Würmern, Spinnen, Insekten und
anderen kleineren Amphibien.
Im April suchen sie dann ihre Laichgewässer auf, wo die Männchen
Reviere besetzen und diese gegen Artgenossen verteidigen. Im Mai
wird dann der Laich in mehreren Ballen an Wasserpflanzen
angeheftet. Die kleinen Arten legen ca. 3000 Eier, die großen Arten
bis zu 15000 Eier. Nach wenigen Tagen oder Wochen schlüpfen die
Kaulquappen, die von Juli bis Oktober an Land gehen.
Besonders juvenile Tiere, der drei Arten, sind oft schwer
voneinander zu unterscheiden, deshalb sind hier einige der
wichtigsten Unterscheidungsmerkmale beschrieben.
Größe und Färbung: besonders bei juvenilen Tieren schwierig
o Seefrösche werden bis zu 16 cm groß (Kopf-Rumpf), und
weisen meist eine olivbraune, graue bis braune Färbung auf.
Amphibien
Weiters haben sie eine helle Schnauzenseite und dunkelbraune
Rückenflecken.
o Der Kleine Wasserfrosch wird nur 7cm groß, und ist meist
grasgrün, mit leichten Variationen ins bläuliche oder gelbliche.
Seine Rückenflecken sind schwarz, und er besitzt häufig
gelbliche Flecken am hinteren Oberschenkel. Seine Augen sind
verhältnismäßig viel größer als die des Seefrosches.
o Der Teichfrosch besitzt als Hybrid Merkmale von beiden Eltern.
Er ist ca. 10-12cm lang, meist grün, kann aber auch bräunlich
gefärbt sein
Form des inneren Fersenhöckers:
o Beim Seefrosch ist der innere Fersenhöcker sehr flach und
rechtsschief. Die erste Zehe ist sehr lang.
o Der Kleine Wasserfrosch besitzt eine kurze erste Zehe und einen
halbkreisförmigen hohen Fersenhöcker.
o Der Fersenhöcker des Teichfrosches ist entweder leicht
rechtsschief und hoch, oder flach und gerade.
Rufe:
o Der Seefrosch gibt laute quakende Einzelrufe als Revierruf von
sich, sein Paarungsruf besteht aus einer Serie von lauten
keckernden Rufen, die an Lachen erinnern.
o Der kleine Wasserfrosch ist aufgrund seiner Größe der leiseste
unter den Wasserfröschen. Sein Paarungsruf besteht aus einem
schnarrenden Intervallruf (3-5) der immer lauter wird. Seine
Revierrufe sind ebenfalls Einzelrufe.
o Der Teichfrosch gibt verschiedene schnarrende oder knurrende
Einzelrufe von sich.
153
Philipp Glaser & Lukas Sternberg
Lebensraum:
o Der Seefrosch lebt in Seen, Flüssen und anderen Gewässern in
flachen, offenen Landschaften, aber nicht im Gebirge.
o Der Kleine Wasserfrosch hingegen bevorzugt kleine
vegetationsreiche Gewässer in Wäldern, Moore, Au- und
Bruchwälder im Flach- und Hügelland.
o Der Teichfrosch ist anspruchslos, und besiedelt sowohl große als
auch kleine Gewässer, oft in Verbindung mit einer Elternart. In
Österreich ist er der häufigste Vertreter aus der
Wasserfroschgruppe.
Didaktik
Planung & Entwicklung
Bei der Vorbesprechung waren wir sehr froh das Thema
„Amphibien“ ergattert zu haben, da wir uns beide für diese Tiere
interessieren. Auch bei der Planung eines Konzepts waren wir uns
schnell einig. Der erste Entwurf, welchen wir auch beim
Einzelgespräch mit Erich präsentierten, sah folgenden Ablauf und
Lehrziele vor:
Ablauf:
1. Jedes Kind erhält ein Tier (wenn mögl. gleiche Art) +
richtigen Umgang erklären; Kinder versuchen gemeinsam
die wichtigsten Merkmale ihrer Tiere zu beschreiben 
Haut, Schwanz, Augen, Farbe, Beinlänge, Zähne, Fingern
usw.
Amphibien
2. Dann weitere Tiere präsentieren + vorgefertigte Kärtchen mit
Tiernamen  Kinder sollen den Tieren Namen zuordnen +
begründen
 danach Auflösung der Namen und gemeinsam besprechen
warum Namen zu dem jeweiligen Tier passt
3. Aufteilung der Tiere in Schwanzlurche  Molche;
Froschlurche  Kröten, Frösche, Unken  Gemeinsamen
Merkmale der Tiergruppen mit Kindern fragend erarbeiten:
- Unterschiede bezügl. Fortbewegung; Erscheinung;
Lebensraum; Lebensweise
- Ergänzungen durch uns über Themen wie Laich (mit
Bildern); Nahrung; Feinde usw
4. Ev. bei genügend Zeit und Tieren  Vorgefertigten
Bestimmungsschlüssel präsentieren und erklären und 2-3
neue Individuen (viell. auch neue Art) zeigen und von den
Schülern bestimmen lassen + jedes Kind bekommt einen
eigenen Aphibienschlüssel
Lehr- und Lernziele:
•
•
•
•
•
•
•
Berührungsängste nehmen
Korrekten Umgang üben
Genaues Beobachten lernen
Lernen mit eigenen Worten zu Beschreiben
Die wichtigsten Unterschiede zw. Kröten, Fröschen, Unken
und Molche kennen
Zusammenhänge zwischen Morphologie – Lebensraum und
Lebensweise der Tiere erkennen
Kennen lernen eines Bestimmungsschlüssels
154
Philipp Glaser & Lukas Sternberg
Zu diesem ersten Konzept meinte Erich, dass es ihm ganz gut
gefällt, wir aber den Punkt „Amphibienschlüssel“ auf jeden Fall
streichen sollten, da wir die Kinder niemals dafür begeistern
könnten und es zu lange dauern würde. Weiters sollten wir die
Punkte „Artenschutz, Gefährdung“ und „Lebensraum – sowohl
Land als auch Wasser“ in unser Konzept aufnehmen.
Wir passten unser Konzept also an und bereiteten im Vorfeld
Namenskärtchen, Stichwortkärtchen und Pantomimekärtchen vor.
Die Namenskärtchen sollten die Schüler später selbstständig den
Tieren zuordnen. Die Stichwortkärtchen enthielten ebenfalls den
Namen eines Tiers und dessen wichtigste Merkmale und
Besonderheiten. Diese Stichwortkärtchen sollten uns im fachlichen
Bereich helfen und für die Schüler eine kleine Zusammenfassung zu
Amphibien
jedem Tier darstellen. Über die genaue Verwendung und
Positionierung dieser Kärtchen waren wir uns im Vorfeld noch nicht
einig. Als weiteren Punkt hatten wir zum Abschluss unserer Station
ein kleines Pantomimespiel geplant. Dazu hatten wir ebenfalls
Kärtchen mit den Namen der Tiere und einigen Vorschlägen zur
pantomimischen Darstellung vorbereitet.
Im Nachhinein kann ich sagen, dass wir kein Einziges dieser vielen
Kärtchen bei unserer Station verwendet haben. Einzig und allein die
Stichwortkärtchen waren praktisch um die wichtigsten Merkmale
und Besonderheiten der verschiedenen Tiere nochmals zu
wiederholen. Man kann also sagen, dass eine ordentliche und genaue
Vorbereitung der Station zwar bestimmt kein Nachteil ist, man aber
damit rechnen muss, dass man viele Ideen erst vor Ort hat, wenn
man das vorhandene Arbeitsmaterial kennt.
Andererseits wäre es bestimmt besser gewesen
sich im Vorfeld fachlich intensiver vorzubereiten,
da dadurch die Arbeit im Feld deutlich erleichtert
würde und man sich natürlich auch bei der Arbeit
mit den Schulklassen noch kompetenter und
selbstbewusster präsentieren könnte.
In Marchegg angekommen hat sich also in Bezug
auf unser Konzept also noch einiges getan. Die
ersten beiden Tage verbrachten Lukas und ich
hauptsächlich auf der Suche nach Amphibien. Da
wir sehr erfolgreich waren fehlten uns am Abend
des zweiten Tages nur noch 2 Arten
(Knoblauchkröte und Teichmolch) der zu
erwartenden Tiere.
155
Philipp Glaser & Lukas Sternberg
Wir bauten unsere Station auf, welche unter anderem auch einen
„Krötenzaun“ beinhaltete.
Nun einigten wir uns auf ein paar wenige Fixpunkte im Ablauf
unserer Station und wollten durch hohe Flexibilität gut auf die
Interessen der Schüler eingehen können.
1. Tag mit Schülerbesuch
Der Stationseinstieg sah folgendermaßen aus: jeder Schüler erhielt
einen Becher mit Laich, Kaulquappen oder Beidem darin; nun
sollten die Schüler beschreiben was sie sehen und erzählen was sie
dazu wissen.
In diesem Zusammenhang besprachen wir die Entwicklung von der
Kaulquappe zum adulten Tier und die Unterschiede zwischen
Frosch/Kröte und Kaulquappe, sowie die Bedeutung der
Metamorphose für den Lebensraum der Amphibien.
Nun folgte eine Erhebung des Wissenstands der Schüler über
Amphibien durch fragend entwickelnden Unterricht (Atmung,
Kreislauf, Temperaturregulation usw).
Danach erklärten und demonstrierten wir den richtigen Umgang mit
den Tieren und teilten darauf jedem Kind ein Tier aus.
Nun besprachen wir die wichtigsten Merkmale dieser Tiere
wiederum durch gezielte Fragen und versuchten die Kinder darauf
aufmerksam zu machen, dass es oft deutliche Zusammenhänge
zwischen der Morphologie und dem Lebensraum bzw. der
Lebensweise eines Tieres gibt. Diese Zusammenhänge versuchten
wir auch bei der Vorstellung der restlichen Tiere kurz anzusprechen,
wobei wir darauf achteten, besonders auf die Fragen der Schüler
einzugehen. Schließlich wurden wir am Vortag nochmals darauf
Amphibien
aufmerksam gemacht, dass es besonders wichtig sei
situationsbezogen zu unterrichten und jedes Interesse eines Schülers
sofort zu nutzen.
Den Abschluss unserer Station gestalteten wir mit der Vorstellung
unseres Krötenzauns und einem Gespräch über Gefährdung, Schutz
und Lebensraum der Amphibien.
Im Großen und Ganzen waren wir mit unserer Station nach dem
ersten Tag zufrieden und bekamen auch ein durchaus positives
Feedback. Jedoch wurden uns folgende Empfehlungen für den
nächsten Tag nahe gelegt:
•
•
•
Kürzere Einleitung  Allgemeines Wissen über Amphibien
in der Schule besprechen
Mehr forschendes Lernen für die Schüler + mehr Arbeiten
mit den Tieren
Weniger fragenden Untereicht – dadurch mehr forschen für
die Kinder und weniger Arbeit für uns
Diese Empfehlungen nahmen wir uns zu Herzen und beschlossen
den Schülern am nächsten Tag ein kleines Arbeitsblatt ausfüllen zu
lassen. Dieses Arbeitsblatt enthielt vier einfache Aufgaben:
•
•
•
•
Was fällt dir an der Haut auf?
Beschreibe die Beine/Füße des Tieres
Wie fühlt sich dein Tier an?
Gib deinem Tier einen Namen
Durch diesen Umgang sollten die Schüler lernen das Tier genauer zu
betrachten und es mit eigenen Worten zu beschreiten. Weiters
156
Philipp Glaser & Lukas Sternberg
hofften wir durch die Beschreibungen der Kinder wiederum einige
gute Impulse für das folgende Gespräch zu erhalten.
2. Tag mit Schülerbesuch
Wie auch alle anderen Gruppen waren wir am zweiten Tag etwas
überrascht als es plötzlich hieß, dass statt der ersten eine fünfte
Klasse kommt. Unsere Am Vortag formulierten „Forschungsfragen“
waren eigentlich für jüngere Kinder gedacht, aber wir haben uns
dazu entschlossen es trotzdem so auszuprobieren. Und es hat sich
gelohnt.
Den Einstieg mit dem Laich und den Kaulquappen haben wir
genauso gemacht wie am Vortag. Danach haben wir den
SchülerInnen den richtigen Umgang mit den Tieren gezeigt und sie
dann mit ihrem Arbeitsblatt „alleine gelassen“. Wir haben versucht
uns etwas abseits zu positionieren, und nur bei konkreten Fragen zu
helfen. Natürlich haben wir auch immer geholfen wenn es Probleme
mit allzu wehrhaften Tieren gab.
Anfangs war es gar nicht so leicht sich zurückzuhalten und die
SchülerInnen selbst arbeiten zu lassen. Vor allem wenn sich die
Gruppe nicht einig war, und sich dann die falsche Meinung
durchgesetzt hat ist es uns sehr schwer gefallen nicht zu
intervenieren. Nach ca. 10 Minuten haben wir dann gemeinsam mit
den SchülerInnen die Ergebnisse besprochen, und dabei versucht
noch zusätzliche Informationen einfließen zu lassen. Es war also
eine Art forschendes Lernen mit anschließender fragendentwickelnder Nachbesprechung. Das Arbeitsblatt wurde pro
Gruppe immer 2-mal ausgefüllt. Einmal mit einer Kröte
Amphibien
(Wechselkröte: ist groß und deshalb leicht zu halten) und einmal mit
einem Frosch (Laubfrosch: ist der Attraktivste). Da die Zeit nicht
ausreichend war um alle Tiere mit dem Arbeitsblatt durchzugehen
haben wir die restlichen Tiere dann noch kurz präsentiert und dabei
immer versucht, die schon im Arbeitsblatt beobachteten Merkmale
hervorzuheben.
Nach der ersten Gruppe waren wir ein wenig entsetzt um wie viel
weniger Information, im Vergleich zum vorherigen Tag, wir
verkündet hatten. Dafür waren wir uns sicher, dass die SchülerInnen
das was sie gesehen und geforscht hatten sich auch merken würden.
Die Informationsmenge vom ersten Tag ist sicherlich zu groß
gewesen, vor allem wenn man berücksichtigt, dass die SchülerInnen
ja auch noch bei anderen Stationen waren.
Wir hatten zwar weniger Informationen transportiert, dafür ist davon
mehr hängen geblieben. Das ist wohl eine der wichtigsten
Erkenntnisse dieser Exkursion, dass weniger oft mehr ist.
Lehrziel
Die Eingangs formulierten Lehrziele wurden unserer Meinung nach
ziemlich gut erfüllt. Alle SchülerInnen die zu uns gekommen sind
hatten mindestens ein Amphib in der Hand, und mussten, vor allem
am zweiten Tag, diese auch genauer beschreiben. Durch unseren
großen „Jagderfolg“ konnten wir auch an vielen Beispielen die
Unterschiede zwischen Fröschen, Kröten und Molchen sehr gut
demonstrieren, und auch die Zusammenhänge zwischen
Morphologie und Lebensraum verständlich machen.
157
Philipp Glaser & Lukas Sternberg
Amphibien
Literatur
Brychta, H. B. Baumgartner, C. Hödl, W.(1999). Amphibien und
Reptilien. In: Fließende Grenzen. Lebensraum March-Thaya-Auen.
(S. 224-236). Wien: Umweltbundesamt
Cabela, a. & Tiedemann F. (1985). Atlas der Amphibien und
Reptilien Österreichs. Wien: Ferdinand Berger & Söhne Verlag
Engelhardt, W. (2008). Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher?
Pflanzen und Tiere unserer Gewässer. Stuttgart: Kosmos Verlag
Grillitsch, B. & H. (1983). Lurche
Niederösterreichs. (1.Auflage). Wien: Facultas.
und
Kriechtiere
Hofrichter, R. (Hrsg.). (1998). Amphibien: Evolution, Anatomie,
Physiologie, Ökologie und Verbreitung, Verhalten, Bedrohung und
Gefährdung. Augsburg: Naturbuchverlag
Rainer, G. (Hrsg.). (1996). Die Amphibien und Reptilien
Deutschlands. Jena: Gustav Fischer Verlag
www.herpetofauna.at
www.amphibien.at
158
Désirée Küng & Bernhard Schneller
Amphibien
von Désirée Küng & Bernhard Schneller
1. Fachlicher Teil:
Wortbedeutung:
Amphibien leitet sich aus den griechischen Wörtern „amphi“ = auf
beiden Seiten und „bios“ = Leben ab. Somit bedeutet das Wort „auf
beiden Seiten lebend“ oder „doppellebig“. Einfach ausgedrückt
heißt dies, dass Amphibien sowohl im Wasser als auch an Land
leben.
Allgemeines:
Vor ca. 370 Millionen Jahren wagten die
Amphibien als erste Wirbeltiere den
Schritt ans Land. Die vorherrschende
Theorie besagt, dass sie sich aus den
Quastenflossern (Latimeria) entwickelt
haben.
Es
gibt
verschiedenste
Erklärungen warum die Amphibien das
Meer verließen. Eine besagt, dass es
zu dieser Zeit an Land nur so von
Insekten wimmelte, also ein sehr
großes Nahrungsangebot vorlag, und
zudem ein sehr hoher Raubdruck im Wasser
vorherrschte. Zum erfolgreichen Übergang von der aquatischen zur
teils terrestrischen Lebensweise waren natürlich einige Anpassungen
nötig. Zum einen mussten die Extremitäten der Tiere mit der
Fortbewegung außerhalb der Wassersäule, also gegen die
Amphibien
Schwerkraft, zurechtkommen. Weiters musste die Atmung
umgestellt werden (Kiemenatmung zu Lungenatmung).
Amphibien sind wechselwarme Tiere. Dies bedeutet, dass die
Körpertemperatur an die Umgebungstemperatur angepasst wird. Aus
diesem Grund findet man sie oft an sonnigen Plätzen um sich
aufzuwärmen, zugleich müssen sie aber auch schattige/feuchte
Plätze aufsuchen um ihre empfindliche Haut vor dem Austrocknen
zu schützen.
Systematik der Amphibien
Stamm: Chordata (Chordatiere)
Unterstamm: Vertebrata (Wirbeltiere)
Überklasse: Gnathostomata (Kiefermäuler)
Reihe: Tetrapoda (Landwirbeltiere)
Klasse: Amphibien
Heute unterteilt man Amphibien in 3
Ordnungen:
• Schwanzlurche (Caudata)
o zu ihnen zählen die Molche und
Salamander
(besitzen
einen
Schwanz, daher auch der Name)
• Froschlurche (Anura)
o hierzu gehören die Frösche, Kröten
und Unken (besitzen KEINEN
Schwanz)
 im Unterschied zu den echten
Fröschen (Rana) besitzen die Kröten (Bufo)
159
Désirée Küng & Bernhard Schneller

•
eine trockene, bewarzte Haut. Weiters fehlen
den Fröschen große Ohrdrüsen (Parotiden)
hinter den Augen.
die Unken (Bombina) gehören zu den
Scheibenzünglern. Ihre Zunge ist mit dem
Mundhöhlenboden verwachsen, kann deshalb
nicht herausgeschnellt werden.
Blindwühlen (Gymnophiona) (nur in den Tropen verbreitet;
besitzen keine Gliedmaßen)
Entwicklung
Im Allgemeinen durchlaufen alle Amphibien die gleichen
Entwicklungsstadien.
Amphibien gehören zu den Anamnia, das heißt ihre Eier besitzen
keine Schale, deswegen müssen sie im Wasser abgelegt werden, um
sie vor Austrocknung zu schützen.
Bei den Froschlurchen findet eine äußere Befruchtung der
Eier statt. Das bedeutet, dass die Eier zuerst vom Weibchen abgelegt
und dann anschließend vom Männchen besamt und befruchtet
werden. Bei den Schwanzlurchen erfolgt die Besamung durch
indirekte Spermatophorenübertragung (Samenpäckchen). Hierbei
fächert das Männchen dem Weibchen Pheromone mit Hilfe seines
Schwanzes zu. Zeigt sich das Weibchen dann paarungsbereit, folgt
es dem Männchen „im Gänsemarsch“. Das Spermatophorenpaket
wird dann vom Männchen abgelegt. Anschließend folgt ihm das
Weibchen so weit, bis es mit seiner Kloake über dem Päckchen
stehen bleibt, welches dann aufgenommen wird. Die befruchteten
Eier werden sowohl bei den Froschlurchen als auch bei den
Amphibien
Schwanzlurchen als Laich bezeichnet. Bei Fröschen und Unken wird
der Laich in Form von Ballen abgelegt, bei den Kröten in Schnüren
und bei den Schwanzlurchen wird jedes Ei einzeln in ein Blatt
„eingewickelt“. Eine Ausnahme stellt hier der Alpensalamander
(Salamandra atra) dar, da dieser lebendgebärend ist. Er bringt alle
2-3 Jahre 4-5 voll entwickelte Jungtiere zur Welt. Diese besitzen
sogar auch schon Lungen, sind also an Land sofort lebensfähig.
Aus dem Laich entwickeln sich dann die Kaulquappen
(=Larvenstadium). Besitzen diese nach einigen Tagen immer noch
äußere Kiemen, so handelt es sich um die Kaulquappen der
Schwanzlurche. Die Kaulquappen, bei denen es sich um eine nicht
geschlechtsreife Jugendform der Tiere handelt, atmen über Kiemen
und die Haut. Die Kaulquappen besitzen alle einen Schwanz. Bei
der Metamorphose (= Umwandlung zum Adulttier), welche
hormongesteuert ist, wird dieser bei den Froschlurchen
zurückgebildet und rückresorbiert. Zudem werden die Gliedmaßen
gebildet. Bei den Froschlurchen zuerst die Hinterbeine, bei den
Schwanzlurchen zuerst die Vorderbeine.
Kaulquappen atmen mittels Kiemen (Anpassung an das
aquatische Leben). Da die Adulttiere jedoch auch terrestrisch leben,
müssen sie ihre Atmung dementsprechend anpassen. Hierfür werden
die Kiemen zurückgebildet und durch Lungen ersetzt, jedoch sollte
man darauf hinweisen, dass einige wenige Arten im Adultstadium
die Kiemenatmung beibehalten (z.B. Axolotl). Die Lungenatmung
wird durch Hautatmung unterstützt. Manche Amphibien können bis
zu 60 % des O2 über die Haut aufnehmen. Bei der Winterstarre
(Torpor), erfolgt die Atmung ausschließlich über die Haut. Weiters
ist zu sagen, dass alle Amphibien vier Finger und fünf Zehen
besitzen.
160
Désirée Küng & Bernhard Schneller
Nahrung
Im Gegensatz zu den Schwanzlurchen sind die Kaulquappen der
Froschlurche rein herbivor. Adulte Amphibien ernähren sich
hauptsächlich von Insekten. Ihre größten Feinde stellen
Spinnentiere, Vögel, Reptilien und leider auch der Mensch dar.
2. Fachdidaktischer Teil:
Vorbereitung:
1. Konzept:
Amphibien
Wir trafen uns ein paar Mal vor der Vorbesprechung um ein gutes
Konzept für Marchegg vorweisen zu können. Wir lasen uns ins
Thema ein und vermieden es absichtlich die Skripten der Vorjahre
anzuschauen, da wir der Meinung waren, dass dies uns zu sehr
beeinflussen würden.
Für unsere Station hatten wir uns dann eigentlich etwas wirklich
Tolles ausgedacht. Wir dachten, es wäre eine gute Idee, am Anfang
ein kleines Puzzle zu machen. Jeder Schüler sollte ein Puzzlestück
ziehen und insgesamt sollten 3 Bilder entstehen, auf denen je ein
Entwicklungsstadium der Amphibien abgebildet war. Durch dieses
Puzzlespiel, sollten 3 Gruppen entstehen und jede dieser Gruppen
sollte dann das, was auf dem Bild zu sehen war, suchen. Wenn sie es
gefunden haben sollten, sollten sie
gemeinsam überlegen um was genau
es sich handeln könnte. Wofür
bestimmte Eigenschaften gut wären.
Danach wollten wir eigentlich, dass
jede Gruppe das selbst Erarbeitete
präsentiert. Für den Schluss hatten
wir uns noch ein paar Fragen
ausgedacht und jeder der eine Frage
beantworten könnte, würde ein
Haribo-Fröschchen als „Belohnung“
bekommen.
Wir gingen mit einem guten
Gefühl zur Vorbesprechung, was wir
dabei jedoch nicht berücksichtigt
hatten, war, dass sich nicht die ganze
Klasse, sondern nur 3-4 Schüler pro
Gruppe an unserer Station befinden
161
Désirée Küng & Bernhard Schneller
würden. Unser Konzept war deshalb komplett nutzlos und Erich
wies uns darauf hin, dass es ohne Papier (Puzzle) besser wäre. Wir
mussten uns also etwas Neues überlegen.
Dieses Mal bezogen wir die Skripten aus den Vorjahren in
unsere Konzeptplanung mit ein, welche sehr hilfreich waren. Wir
saßen uns einige Male in gemütlicher Atmosphäre zusammen und
diskutierten darüber, wie wir das Thema jetzt am Besten
rüberbringen konnten. Schließlich kamen wir zu dem Entschluss,
dass den Kern unserer Station lebende Exemplare bilden sollten.
Uns war zudem wichtig, dass die Schüler selbstständig beobachten
und Hypothesen aufstellen konnten. Das ganze sollte nicht zu steif
und trocken über die Bühne gehen, sondern den Schülern als ein
spannendes Erlebnis im Gedächtnis bleiben.
Vorbereitung vor Ort:
Schon während der Fahrt besprachen
wir, wie wir die Tiere am Besten
einfangen können. Wir freuten uns
wirklich schon sehr darauf. Das erste
Highlight erwartete uns schon bei der
Ankunft. Kaum aus dem Auto
ausgestiegen konnten wir einen
Springfrosch fangen. Erich erklärte uns
darauf gleich wie wir die Amphibien
am Besten halten sollten. Nachdem das
Quartier bezogen wurde, machten wir
uns gleich mit Keschern und
Gummistiefel bewaffnet auf den Weg.
Amphibien
Innerhalb kürzester Zeit
fingen
wir
zwei
Rotbauchunken.
Am
späteren
Nachmittag
konnten wir dann auch
noch
zwei
Wasserfrösche fangen.
Zu
unserer
Überraschung sahen wir
keine
Laubfrösche,
Kröten und Molche. Am
Abend machten wir uns
nochmals mit Eva auf
den Weg. Sie half uns
dabei
unser
„Schaumaterial“ um zwei Laubfrösche und eine Knoblauchkröte zu
bereichern. Nach diesem erfolgreichen Tag hofften wir natürlich
auch, dass wir noch ein paar Molche und Kröten finden würden.
Leider war dem aber nicht so. Weder Kröten, noch Molche ließen
sich blicken, doch dafür konnten wir noch zwei Laubfrösche und
jeweils einen Springfrosch, Rotbauchunke und Wasserfrosch
einfangen. Wir waren doch recht enttäuscht, dass wir keine Kröten
und Molche hatten.
Eine Frage stellten wir uns jedoch noch: „Wo stellen wir
unsere Station auf?“ Unsere Entscheidung war schnell getroffen. Ca.
100 m vom Haus entfernt, wo wir zuvor schon einen Großteil
unserer Tiere eingefangen hatten, befanden sich mehrere kleine
Tümpel, welche leicht zugänglich waren. Außerdem repräsentierten
sie den typischen Lebensraum der Amphibien.
162
Désirée Küng & Bernhard Schneller
Der Tag der Wahrheit:
Am dritten Tag war es dann soweit. Leicht angespannt aber hoch
motiviert erwarten wir die Schüler der 7. Klasse eines Gymnasiums,
begleitet von Peter Pany. Nachdem die Schüler in Gruppen
eingeteilt wurden, machten wir uns auf den Weg zu unserem
Standort. Dort angekommen blickten die Schüler misstrauisch in die
Terrarien. Dies war eigentlich bei jeder Gruppe der Fall und stellte
einen guten Einstieg dar, da die Schüler uns sagen sollten, bei
welcher Station sie sich befinden. Alle Gruppen erkannten, dass es
sich um Amphibien handelt. Wir wollten den Schülern nicht einfach
theoretisch erklären, was Amphibien sind und was diesen
faszinierenden Tierstamm auszeichnet, sondern sie sollten selber
Amphibien
durch Anfassen, Beobachten und Nachdenken Antworten finden.
Anfangs sollten sie uns erzählen, was sie schon über die Tiere
wussten. Anschließend ging es ans Eingemachte. Das Halten der
Amphibien war an der Reihe. Anfangs noch ein wenig
eingeschüchtert, doch später recht motiviert und begeistert, fassten
fast alle Schüler die Tiere an. Wir erklärten ihnen natürlich zuvor
wie man sie halten sollte (entweder an den Vordergliedmaßen nahe
der Achsel, oder an den Hintergliedmaßen ohne die Eingeweide zu
verletzen). Da die Schüler nun die Tiere in den Händen hielten,
konnten wir sie durch gezielte Fragen dazu bringen,
Zusammenhänge zu erkennen und Erklärungen zu finden. Fragen
wie: Wie fühlt sich die Haut an? Wo glaubt ihr wird dieser Frosch
leben? Wozu könnten diese Haftscheiben gut sein? usw. führten die
Schüler zum selbstständigen Nachdenken und Forschen.
Ehrlich gesagt waren wir über den Wissensstand der
Siebtklässler enttäuscht. Manche erkannten nicht einmal die
Kaulquappen. Doch eine Gruppe war faszinierend, da zwei Schüler
sehr viel über Biologie wussten. Sie erkannten auch die meisten
Tiere und vor allem stellten sie selbstständig Hypothesen auf.
Nach der ersten Gruppe gab uns Walter einen guten Tipp.
Wir sollten die Schüler gegen Schluss unserer Station am
angrenzenden Tümpel nach Amphibien suchen lassen. Den ganzen
Tag saß ein Laubfrosch an derselben Stelle, Unken waren sowieso
überall zu sehen und auch zwei Wasserfrösche suchten immer
wieder die gleichen Plätze auf. Die Schüler waren ehrgeizig am
Werk und freuten sich sehr, wenn sie die Tiere erspäht hatten.
Anfangs wollten wir die Schüler eigentlich bestimmte
Merkmale der Tiere zeichnen lassen. Dies funktionierte aber nicht
besonders gut, denn ersten wollten die meisten die Tiere halten und
zweitens brauchte es einfach zu viel Zeit. Deshalb verwarfen wir
163
Désirée Küng & Bernhard Schneller
diesen Plan ziemlich schnell wieder. Zum Abschluss unserer Station
bekamen die Schüler noch Haribo-Frösche und ein kleines Handout
auf dem die wichtigsten Fakten zu den Amphibien enthalten waren.
Bei der Nachbesprechung mit Eva, Erich und Christian
bekamen wir eigentlich fast nur positive Kritik. Unsere Station sei
gut, so wie sie sei, wir sollten aber ein wenig auf unseren Dialekt
achten, da uns anscheinend einige Schüler nicht verstanden hätten
(für uns unverständlich). Auch sollten wir keine Scheu davor
haben, die Schüler einfach zeichnen zu lassen. Wir waren sehr über
die positive Kritik erfreut und versuchten natürlich am zweiten Tag
die Verbesserungsvorschläge umzusetzen.
Zweiter Unterrichtstag:
Nach dem ersten eigentlich sehr
erfolgreichen Tag versuchten
wir natürlich es am zweiten Tag
noch besser zu machen. Wir
freuten uns schon sehr auf die
Schüler der 1. Klasse, in der,
wie vorher angekündigt worden
war, ein paar gehörlose Kinder
dabei waren.
Da Mene und ich jeweils
ein Semester die österreichische
Gebärdensprache erlernt hatten,
versuchten
wir
die
Gruppeneinteilung
so
zu
machen, dass jene mit den
Amphibien
gehörlosen Schülern sowohl die Amphibienals auch die
Lebensraum-Baum-Stationen besuchen können. Leider half mir das
bisschen Gebärdensprache nicht wirklich und ich war sehr
erleichtert, dass zusätzlich noch eine Übersetzerin dabei war.
Wir hatten uns eigentlich vorgenommen, dass wir an diesem
Tag die Kinder zeichnen lassen würden. Doch leider ging das
einfach nicht. Die Schüler waren so begeistert von den Amphibien,
dass wir uns entschieden die Schüler doch nicht zeichnen zu lassen.
Wir empfanden es besser, dass die Schüler die Amphibien in die
Hände nehmen und sie gemeinsam spielerisch auf die Antworten hin
arbeiten.
Die Kinder der 1. Klasse waren wirklich super. Sie arbeiteten voll
mit und sie antworteten auf unsere Fragen gleich darauf los. Wir
hatten das Gefühl, dass sie im Vergleich zu den Schülern aus der 7.
Klasse keine Angst davor hatten, eine falsche Antwort zu geben.
Außerdem waren wir über den Wissenstand der 1. Klässler wirklich
beeindruckt. Auf die Fragen: Was genau seht ihr hier? Um was für
ein Thema könnte es sich handeln? Kamen immer sehr schnell die
Antworten.
Den zweiten Tag fanden wir um ein Stück besser, als den ersten.
Das lag aber weniger an unserer Station, sondern allem voran an der
Motivation der Schüler.
Werden Amphibien bald ausgestorben sein?
Zurzeit kommt es weltweit zu einem alarmierenden Artensterben
unter den Amphibien. Grund dafür ist eine Pilzerkrankung, die
Chytridiomykose, hervorgerufen durch den Pilz Batrachochytrium
164
Désirée Küng & Bernhard Schneller
dendrobatidis. Auch in den March-Auen wurde der Pilz leider schon
festgestellt. Höchstwahrscheinlich wurde er aus Afrika in andere
Länder eingeschleppt und konnte sich dadurch immer weiter
verbreiten. Erstmals wurde die Krankheit 1998 entdeckt und man
untersuchte den Erreger. Es handelt sich
dabei um einen
saprotroph lebenden Pilz der jedoch
auch das Keratin in der Amphibienhaut
zersetzt. Da bei Kaulquappen nur das
Mundfeld verhornt ist, findet man ihn
fast ausschließlich bei adulten Tieren.
Es gibt noch Unstimmigkeiten
darüber, wie der Pilz die Amphibien
tötet. Zum einen könnte die Funktion
der Haut (Atmung, Stoffwechsel,
Wasserhaushalt) gestört werden, was
auch Sinn macht, denn der Pilz
zersetzt
nun
einem
einen
Hauptbestandteil der Haut, und
andererseits könnten die Tiere
durch ein vom Pilz produziertes Toxin vergiftet
werden.
Im
Internet
fanden
wir
eine
Seite
(http://www.amphibians.org/newsletter/ACAP.pdf) auf der die
Krankheit wie folgt beschrieben wird:
„In fact, there is growing consensus among scientists that the spread
of chytridiomycosis has driven and will continue to drive amphibian
species to extinction at a rate unprecedented in any taxonomic group
in human history.”
(Mehr und mehr Wissenschafter sind übereinstimmend zur
Überzeugung gelangt,
Amphibien
dass die Ausbreitung der Chytridiomykose Amphibien zum
Aussterben von Amphibien geführt hat und dass dieser Prozess in
einem Tempo weiter gehen wird, welches die Menschheit noch bei
keiner anderen taxonomischen Gruppe erlebt hat.)
Die Aussage steht wirklich für sich selbst.
Der Grund weshalb wir dieses Thema hier erwähnen, ist dass
wir die Leute auf diese Epidemie aufmerksam machen möchten da
wir auch einen persönlichen Bezug dazu haben. Unsere
Knoblauchkröte lag am Morgen des dritten Tages tot in ihrem
Terrarium. Bei näherer Betrachtung viel uns auf, dass ihre Haut
komisch aussah. Darauf sahen sich Eva und Walter das Tier auch
noch an und klärten uns über die Chytridiomykose auf. Ob unsere
Kröte nun wirklich mit dem Pilz infiziert war, ist uns bis heute leider
nicht bekannt, aber das Tier wurde zur weiteren Untersuchung auf
die Universität mitgenommen.
Die Ironie, man könnte hier jedoch schon fast von Sarkasmus
reden, der ganzen Sache ist, dass leider wahrscheinlich genau jene
Menschen, welche die Amphibien schützen und erforschen wollen,
nämlich die Herpetologen, für die Weiterverbreitung des Pilzes zum
Teil mitverantwortlich sind. Den größten Einfluss auf die rasante
Ausbreitung des Pilzes hat jedoch der Haustierhandel mit tropischen
Fröschen. Bei Reisen in andere Länder sollte man auf jeden Fall
immer neue, oder zumindest desinfizierte Kleidung, Stiefel, usw.
mitführen, um Übertragungen zu vermeiden.
165
Désirée Küng & Bernhard Schneller
Reflexion:
Wer kennt es nicht, dass man eine Reflexion schreiben sollte,
eigentlich überhaupt keine Lust dazu hat und dann alles auch noch
beschönigt werden muss, nur damit die Note nicht darunter leidet.
Wir kennen es nur zu gut, doch dieses Mal entspricht die folgende
Reflexion wirklich der Wahrheit.
Marchegg war mit Abstand die beste Lehrveranstaltung, die
wir bisher in unserem Studium besucht haben. Wir wissen gar nicht
wo wir anfangen sollen. Die anderen Studenten, die Location, das
super WC, die Dusche, die Betreuer und
natürlich die einzigartige Natur sind
eigentlich nur noch dadurch zu toppen, dass
wir uns in diesen fünf Tagen soviel Wissen
angeeignet haben, wie sonst in Jahren nicht.
Es war einfach einmal wunderbar, nicht
immer nur Theorie vorgekaut zu bekommen,
sondern sich selbst ein Thema zu erarbeiten
und dieses Wissen dann weiter geben zu
können. Der große Unterschied zu den
meisten anderen Lehrveranstaltungen stellt
der Praxisbezug dar. Dieser war hier
zweifach vorhanden, denn sowohl Biologie
als auch Didaktik spielten eine große Rolle.
Auch war es fantastisch immer Leute um
sich zu haben, die man einfach fragen
konnte, wenn einem etwas nicht klar war
(meisten handelte es sich bei uns nicht um
Fragen zu den Amphibien).
Wir waren mit unserer Station eigentlich sehr
zufrieden, es hat alles sehr gut geklappt, der
Amphibien
einzige Wermutstropfen war wohl, dass wir keine echten Kröten
finden konnten (natürlich auch das Ableben unserer
Knoblauchkröte).
Die Arbeit mit den Schülern war ein sehr schönes Erlebnis.
Wir genossen es in die neugierigen Gesichter blicken und die
Denkprozesse der Schüler beobachten zu können. Marchegg 2010
war eine wirklich tolle Lehrveranstaltung. Wir können das ganze nur
jedem weiterempfehlen. Danke Erich, Eva, Walter und natürlich
auch dir Düdlü.
166
Désirée Küng & Bernhard Schneller
Anbei noch unser Handout für die Schüler mit den wichtigsten
Fakten über Amphibien.
AMPHIBIEN
•
•
•
•
•
•
•
•
amphi = „doppel“ bios= „Leben“, leben im Wasser und an
Land
3 Ordnungen:
Schwanzlurche (Salamander, Molche) , Froschlurche
(Frösche, Kröten, Unken) Blindwühler (in den Tropen)
4 Finger, 5 Zehen
Wechselwarm
Eier ohne harte Schale -> bei Fortpflanzung auf Wasser
angewiesen
Ei – Kaulquappe (Kiemenatmung) – adultes (erwachsenes)
Tier (Lungenatmung)  Metamorphose
Feuchte, nicht beschuppte Haut
Warnfarben
Amphibien
Literaturverzeichnis:
Ballasina, D. (1984): Europäische Amphibien. Benziger Verlag,
Zürich.
Campbell, N. (2006): Biologie. Spektrum Akademischer Verlag
GmbH, Berlin.
Engelhardt, W. (1996): Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher?.
Franckh-Kosmos Verl.-GmbH & Co., Stuttgart.
Fehling J (2004): Amphibien im Unterrichtsfach Biologie und
Umweltkunde.
Gruber, Ulrich (2002): Amphibien und Reptilien. Kosmos
Naturführer, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co.,
Stuttgart,
http://www.kaulquappe.de (10.6.2010)
http://www.karch.ch/karch/d/ath/chytri/media/Chytridiomykose_PD
F_De.pdf (10.6.2010)
http://www.froschnetz.ch (10.6.2010)
http://www.herpetofauna.at/ (10.6.2010)
http://www.amphibians.org/newsletter/ACAP.pdf (14.6.2010)
167
Szilveszter Cseke, Martina Sesar & Veronika Brandl
Reptilien
von Szilveszter Cseke, Martina Sesar & Veronika Brandl
Fachliches
Allgemein
Zu dem Reptilien gehören folgende große Gruppen: Schildkröten,
Schuppenkriechtiere (Echsen und Schlangen), Brückenechsen (nur
zwei rezente Arten) und Archosauria, von denen nur Krokodile und
(im weiteren Sinn die Vögel) heute leben. Dinosaurier, Flugsaurier
und viele ebenfalls ausgestorbene Meeresreptilien gehören ebenfalls
dazu.
Reptilien sind lungenatmende Wirbeltiere mit ursprünglich zwei
paar Gliedmaßen und einem Schwanz. Ihre Haut ist von
Hornschuppen und Schildern bedeckt, welche einen Schutz vor
Umwelteinflüssen bieten. Von Zeit zu Zeit wird die Haut abgestreift
und dadurch erneuert.
Diese Gruppe ist wechselwarm und ektotherm, d.h. die
Körpertemperatur der Tiere ist von der Außentemperatur abhängig.
Deshalb halten sie in unseren Breiten eine Winterstarre und
erwachen daraus erst im Frühling. Den Tag beginnen viele Arten mit
Reptilien
einem Sonnenbad, um die nötige Temperatur zu erreichen. Die
Artenvielfalt der Reptilien ist in äquatorialen Breiten besonders
hoch, da es in jenen Gebieten keine kühlen Winter gibt.
Reptilien haben nur ein Gehörknöchelchen und ihr Gehörsinn ist
verschieden ausgebildet. Während manche Echsen sehr gut hören,
sind Schlangen komplett taub da ihnen ein Außenohr fehlt. Sie
nehmen stattdessen durch ihr Innenohr feinste Schwingungen aus
dem Boden wahr. Wenn der Kopf am Boden aufliegt, werden
Bodenschwingungen über die Kieferknochen zum Innenohr
weitergeleitet. Dadurch erkennt eine Schlange eine potentielle
Gefahr schon aus einiger Entfernung und hat die Möglichkeit zu
flüchten. Die gespaltene Zunge vieler Reptilien dient einer sehr
ausgeprägten Geruchswahrnehmung. Mit Hilfe der zwei
Zungenspitzen sind sie im Stande, die Richtung zu bestimmen, aus
der ein Geruch kommt. Das Jacobs-Organ befindet sich im Inneren
des Mauls und dient der Analyse von Duftstoffen.
Die meisten Reptilien legen beschalte Eier, dabei gibt es zwei
wesentliche Entwicklungsarten: Ovipare Arten legen ihre Eier an
gut geschützte und für ihre Entwicklung günstige orte ab da die Eier
sich noch entwickeln müssen. Bei der Ovoviviparie erfolgt die
vollständige Entwicklung der Jungen im Körper des Muttertieres,
weshalb sie schon während oder direkt nach der Geburt die Eihülle
durchstoßen.
168
Szilveszter Cseke, Martina Sesar & Veronika Brandl
Durch ihre Anpassungen waren Reptilien im Stande, nahezu alle
Lebensräume zu besiedeln. Bis zur Kreidezeit existierten riesige
marine Reptilien, darunter langhalsige paddelnde Plesiosaurier und
stromlinienförmige, schnell schwimmende Ichthyosaurier. Letztere
hatten enorm große Augen: Das gefunden Auge eines
Temnodontosaurus maß 27cm und ist somit das größte Auge im
Tierreich. Die Luft wurde von Flugsauriern bewohnt von denen der
größte eine Spannweite von 15m aufwies. Dinosaurier beherrschten
die Erde über 160 Mio. Jahre lang. Systematisch gesehen, waren sie
ebenfalls Reptilien, selbst wenn sich viele von ihnen vermutlich zu
Warmblütlern entwickelten. Die rezenten Vögel, welche die
Nachfahren kleiner bipeder Dinosaurier sind, stellen eine extrem
artenreiche und erfolgreiche Gruppe dar. (Sie werden jedoch nicht
mehr zu den Reptilien gezählt). Heute wird auch eine große Anzahl
von Lebensräumen besiedelt, darunter auch scheinbar
lebensfeindliche Gebiete wie die Wüsten. Die Marchauen stellen
einen geeigneten Lebensraum für einige heimische Reptilien dar, da
sie eine Vielfalt von Lebensräumen beinhalten. Hier finden diese
Arten alles, worauf sie angewiesen sind – Nahrung, Sonnplätze,
Verstecke und Überwinterungsplätze und geeignete Eiablageplätze.
Reptilien
Im Folgenden sind Beschreibungen von Tieren die wir gefunden
haben.
Ringelnatter – Natrix natrix
Ringelnattern sind im Durchschnitt 80cm lang, erreichen aber auch
oft 120cm, wobei die Weibchen größer als die Männchen sind.
Hinter dem Kopf, der deutlich vom Körper abgesetzt ist, befinden
sich zwei halbmondförmige weißliche oder gelbe Flecken – das
Haupterkennungsmerkmal der Art. Diese könne aber auch in ein
Band übergehen. Die Grundfärbung der Schlange ist bräunlich,
gräulich, olivgrün oder schwarz; der Bauch ist jedoch immer hell
und weist eine dunkle Würfelung auf. Ihre Schuppen sind deutlich
gekielt.
Ringelnattern leben vorzugsweise in reich strukturierten
Feuchtgebieten wie Teiche, Sümpfe, Auwälder oder langsam
fließende Flüsse und können hervorragend schwimmen und tauchen.
An Land jagen sie jedoch ebenso erfolgreich wie im Wasser. Zu
ihrer Nahrung gehören vorwiegend Amphibien und Fische aber auch
kleine Säugetiere. Die Jungtiere fressen Kaulquappen und frisch
169
Szilveszter Cseke, Martina Sesar & Veronika Brandl
metamorphisierte Lurche oder kleine Fische. Die Beute wird nicht
erwürgt sondern lebendig verschlungen. Die Schlange besitzt zwar
eine Giftdrüse, die jedoch wahrscheinlich nur als Verdauungshilfe
dient.
Ihrerseits hat die Ringelnatter Igel, Marder, Katzen, Raubvögel aber
auch Rabenvögel, Störche und Reiher, manchmal sogar auch
Amseln zu fürchten. Bei akuter Gefahr, wenn keine
Fluchtmöglichkeit besteht, nimmt sie mit dem Hals eine S-Haltung
ein und schnellt mit dem Kopf in Richtung des Gegners, wobei sie
jedoch nur selten zubeißt. Weiters sondert sie ein stark riechendes
Sekret aus den Analdrüsen ab und stellt sich tot, falls die Bedrohung
anhält. In unserem Fall, wiederholte sie das Totstellen in den ersten
Minuten nach dem Einfangen mehrmals.
Die Paarung findet nach der ersten Häutung im April/Mai statt. Die
Eiablage erfolgt im Juli/August, wobei die Weibchen in der Regel
10-40 Eier in Laub oder Misthaufen ablegen. Gelegentlich kommt es
zu richtigen Massengelegen. Die Jungtiere schlüpfen
nach 4-10 Wochen. Das in der Natur heutzutage oft
an geeigneten Eiablageplätzen mangelt, werden
manchmal dem Menschen nahegelegene Plätze wie
Pferdemisthaufen und Komposthaufen aufgesucht.
Hier
kommt
es
oft
zu
EiablageVergesellschaftungen mit anderen Arten.
Reptilien
größer als die Weibchen. Ihre Färbung reicht von gelb-braun, über
olivgrün bis zu einem grau-schwarz und ihre Schuppen sind glatt
und glänzend und teilweise weiß umrandet. Manche Tiere können
auch Längsstreifen entlang den Seiten aufweisen. Dia Bauchseite ist
in der Regel hell, kann bei sehr dunklen Individuen aber auch blauschwarz sein. Jungtiere sind auffälliger gezeichnet und weisen
dunkle Flecken auf.
Die Äskulapnatter ist wärmeliebend und lebt vorwiegend in lichten
Laubwäldern. Mit Gestrüpp und Felsen aber auch an Flussufern. Sie
ist ein sehr guter Kletterer und such Bäume für die Nahrungssuche
auf. Hierzu spreizt sie ihre Bauchschuppen ab um eine bessere
Haftung zu haben. Der untere Rand der Bauschuppen besitzt eine
gewisse Schärfe, was man deutlich am Arm spürt wenn dieser von
der Schlange umschlungen wird.
Wie die meisten heimischen Nattern ist die Äskulapnatter tagaktiv,
zieht sich jedoch in den heißen Monaten zur Mittagszeit zurück.
Äskulapnatter - Zamenis longissimus
Die Äskulapnatter erreicht im Durchschnitt eine
Körperlänge von über 150cm, kann aber auch 2m
überschreiten und ist somit die größte heimische
Schlangenart. Die Männchen sind grundsätzlich
170
Szilveszter Cseke, Martina Sesar & Veronika Brandl
Reptilien
Eidechsen und Jungvögel, wobei sie ihre Beute mit dem Körper
umwindet und erdrosselt bevor sie diese verschlingt.
Zu ihren Fressfeinden gehören Säuger wie Marder, Iltis, Dachs und
verschiedene Greifvögel sowie Rabenvögel. Jungtiere werden auch
von anderen Schlangen erbeutet. Bei Bedrohung flieht die Schlange
ins Gestrüpp oder auf Bäume. Wenn keine Fluchtmöglichkeit
besteht, wehrt sie sich durch Bisse und sondert ein schlecht
riechendes Sekret ab. Unsere Äskulapnatter wurde in zwei Tagen
komplett zahm, so dass wir sie ruhig auf den Arm nehmen konnten
ohne sie als Vorsichtsmaßnahme am Nacken festzuhalten.
Die Paarung findet im Mai statt. Rivalisieren mehrere Männchen, so
kommt es zu Kommentkämpfen, wobei sie miteinander ringen, ohne
sich zu verletzen. Im Juli legt das Weibchen, 5-10 ovale Eier an
geschützten Plätzen wie in feuchter Erde, unter Pflanzenresten oder
Steinen und in Baumstümpfen ab.
Blindschleiche – Anguis fragilis
Die Blindschleiche ist eine beinlose Echse mit einer Körperlänge
von bis zu 50cm wobei (im Gegensatz zu Schlangen) der Schwanz
2/3 der Gesamtlänge ausmachen kann. Sie ist nicht blind. Der Name
kommt vom Wort „blenden“ und deutet auf ihren Glanz hin.
Jungtiere haben eine sehrkontrastreiche Zeichnung. Auf der
silberweißen, goldgelben oder kupferfarbenen Grundfärbung
befindet sich ein schwarzer Längsstrich. Die Bauchseite und die
Flanken sind ebenfalls stark. Anders als bei Schlangen ist der Kopf
nicht vom Körper abgesetzt sondern weist die gleiche Breite auf und
die Augenlieder sind beweglich. Da sie keine Oberlippenlücke hat,
muss sie zum Züngeln ihr Maul öffnen. Ihr Körper wirkt plumper
und ist weniger beweglich als der der Schlangen. An der
Sie jagt vorwiegend Kleinsäuger (vor allem Mäuse) sowie
171
Szilveszter Cseke, Martina Sesar & Veronika Brandl
Schwanzwirbelsäule befinden sich mehrere Sollbruchstellen; an
diese Stellen kann die Blindschleiche ihren Schwanz abwerfen um
selbst einem Fressfeind zu entkommen. Im Gegensatz zu anderen
Eidechsen, wächst der Schwanz jedoch nicht mehr nach, es bildet
sich lediglich ein Stumpf.
Reptilien
Regenwürmer. Diverse Insekten gehören ebenfalls zu ihrem
Beutespektrum. Ihre Fressfeinde sind Schlangen, Säuger wie Hund,
Katze, Fuchs, Dachs, Ratte, Wildschwein, Igel, Greifvögel und
Rabenvögel aber auch Hühner. Bei Gefahr können sie als
Ablenkung einen Teil ihres Schwanzes abwerfen. Dieser zappelt
noch minutenlang.Werden sie am Körper erwischt, winden sie sich
heftig hin und her und scheiden Harn und Kot ab. Wie wir erfahren
haben würgen sie im Zuge einer Stressreaktion manchmal ihre
Nahrung heraus.
Die Paarungszeit ist Ende April bis Juni. Die Männchen ringen
miteinander um die Weibchen obwohl diese in den meisten
Populationen in der Überzahl sind. Nach einer Tragzeit von 11-14
Wochen bringt das Weibchen 8-12 Junge in durchsichtigen
unverkalkten Eihüllen – welche sofort durchstoßen werden – zur
Welt (Ovoviviparie).
Zauneidechse – Lacerta agilis
Die Blindschleiche bewohnt diverse Lebensräume, von der Wiese
bis zum Wald sofern eine ausreichende Strauchschicht oder
Krautschicht vorhanden ist. Sie bevorzugt eine gewisse
Bodenfeuchte und ist etwas weniger wärmeliebend als die meisten
anderen Reptilien. Wie Schlangen, kann auch die Blindschleiche
schwimmen, fühlt sich aber sehr unwohl im Wasser.
Die Kältestarre verbringen sie in frostfreien Verstecken, oft in
Gruppen von bis zu 30 Tieren. Dafür bohren sie oft Tunnel in den
Boden und verschließen manchmal deren Eingänge mit Moos.
Die tagaktive Blindschleiche betätigt sich vor allem in den Morgenund Abendstunden und frisst vor allem Nacktschnecken und
Zauneidechsen werden über 20cm lang. Dabei ist ihr Schwanz etwas
länger als ihr Körper. Sie haben einen breiten Kopf mit einer stupfen
Schnauze, wobei Männchen in der Regel längere Köpfe und einen
kürzeren Körper haben als die Weibchen. Der Kopf ist oben
abgeflacht und weist kanten vom Auge bis zum Nasenloch auf. Die
Färbung der Tiere ist grau-braun mit zwei hellen Streifen am
Rücken und sämtlichen helleren und dünkleren Flecken. Zur
Paarungszeit bekommen die Männchen eine grüne Färbung an Kopf,
Seite und Bauch. Es kommt aber auch vor dass das ganze Tier grün
wird.
172
Szilveszter Cseke, Martina Sesar & Veronika Brandl
Reptilien
Die Jahresaktivität beginnt Ende März/Anfang April und endet bei
Jungtieren etwa Mitte Oktober. Adulte Tiere ziehen sich schon im
September zurück. Im Frühjahr ist ihre Aktivität zu Mittag am
höchsten, Im Sommer verschiebt es sich auf Vormittag und
Nachmittag.
Die Paarung erfolgt nach der ersten Häutung gegen Ende April. Das
Männchen verbeißt sich in die Flanke des Weibchens und die
Paarung dauert einige Minuten und wird mehrmals wiederholt. Die
Eiablage erfolgt im Mai/Juni. Das Weibchen sucht dazu sandige,
besonnte Plätze auf und gräbt kleine Löcher und legt 5-14 Eier ab.
Die Entwicklungsdauer der Eier ist stark von der Außentemperatur
abhängig.
Würfelnatter – Natrix tesselata
Die Art ist hinsichtlich ihres Lebensraumes wenig spezialisiert und
besiedelt u. a. Steinbrüche, Kiesgruben, Bahndämme, Trockenrasen
und Gärten. Offene, bevorzugt südlich ausgerichtete Stellen mit
Seteinen, Totholz und Böden die sich schnell erwärmen und die
Wärme gut speichern werden als Sonnplätze genutzt.
Zauneidechsen fressen Würmer, Gliederfüßer, darunter Wespen,
Marienkäfer, Feuerwanzen, Spinnen und auch junge Bergeidechsen
oder sogar eigene Junge. Zu ihren wichtigsten Fressfeinden gehören
Schlingnatter, Greifvögel, Rabenvögel, Igel und Marderatige. Im
Siedlungsbereich stellen Katzen die größte Gefahr für sie dar. Bei
Bedrohung kann die Zauneidechse Teile ihres Schwanzes abwerfen,
der wenn auch nicht vollständig aber wieder nachwächst. Mit Bissen
wehrt sie sich auch.
Die Körperlänge der Ringelnatter beträgt 80-110cm wobei
Weibchen größer als die Männchen sind. Der Kopf ist deutlich vom
Rumpf abgesetzt und spitz zulaufend. Die Grundfärbung ist
gräulich, bräunlich oder olivgrün und weist eine mehr oder weniger
ausgeprägte dunkle Würfelzeichnung auf. Diese Würfelzeichnung
ist bei Jungtieren in der Regel kontrastreicher. Die Bauchseite
weißlich bis schwach rot gefärbt mit einer dunklen Zeichnung.
Von allen heimischen Arten ist die Würfelnatter am stärksten an
Wasser gebunden und verlässt nur für die Paarung, zum
Sonnenbaden, zum Fressen und für die Winterruhe das Wasser. Sie
bevorzugt klare, langsam oder mäßig fließende Flüsse oder Bäche.
Diese Lebensräume beinhalten einen großen Fischreichtum und
strukturierte Uferzonen, wo sich Gebüsch, Schotterbänke und
Totholz findet. Im Gegensatz zu anderen heimischen Schlangen sind
173
Szilveszter Cseke, Martina Sesar & Veronika Brandl
Würfelnattern auch zu den höchsten Tagestemperaturen zu
beobachten (im Wasser).
Reptilien
Didaktik
Flexibilität in allen Belangen – das war wohl die größte Lehre, die
wir in fachdidaktischer Sicht aus den 5 Tagen in Marchegg zogen.
Neben mehreren von uns überlegten Konzeptwechseln, durch
Abwesenheit/Auftauchen von Tieren bedingten Konzeptwechseln
und durch Anregungen induzierten Konzeptwechseln stellte uns der
Dienstag auch plötzlich vor eine neue Zielgruppe, da statt der
erwarteten 1. Klasse eine 5. Klasse aus dem Zug stieg.
Zu ihrer Nahrung gehören fast ausschließlich Fische. Zu ihren
Fressfeinden gehören kleinere Säugetiere, Vögel wie der Reiher und
die Lachmöwe und große Raubfische wie Hechte und Welse. Wenn
die Schlange bedroht wird gibt sie Zischlaute von sich und sondert
ein Analsekrät ab. Das Totstellen gehört ebenfalls zu ihren
Abwehrmechanismen.
Die Paarungszeit liegt im Mai und Juni. Manchmal sammeln sich
mehrere Tiere und bilden Paarungsknäuel. Die Eiablage erfolgt ab
Juli an Stellen mit Sand und Humus oder auch in Misthaufen. Das
Weibchen legt 5-25 Eier. Die Geschlechtsreife der Jungen tritt nach
drei Jahren ein.
Positiv an unserer Station war jedenfalls, dass wir uns keine
Gedanken über den Standort machen mussten – unsere Bedingungen
waren „windgeschützt, sonnengeschützt, nicht zu nah bei den
anderen Stationen, wenn möglich mit Tisch, viele Terrarien“ – also
nichts, was großartiger Vorbereitung bedurfte. Dass es uns
schlussendlich neben die ehemalige Klogrube verschlug ist zum
Glück nur den Professoren aufgefallen, die Jugendlichen haben es
genauso wenig gemerkt wie wir.
Allgemein wollten wir uns am „Flow Learning“ Konzept von Joseph
Cornell (nachgelesen in Fuchs, 2002) orientieren: Begeisterung
wecken (wir gingen davon aus, dass das bei unserem Thema das
geringste Problem werden würde), Begeisterung auf einen Punkt
konzentrieren, unmittelbare Erfahrung machen lassen und sie andere
an der Erfahrung teilhaben lassen.
Unsere Lernziele waren daher vor allem die direkte Berührung mit
den Tieren, daraus entstehende Sinneswahrnehmungen zu nutzen
und davon ausgehend biologische Vorgänge anschaulich erklären zu
können (Fuchs, 2002).
174
Szilveszter Cseke, Martina Sesar & Veronika Brandl
Unser ursprüngliches Konzept war zeitlich knapper bemessen als die
Tatsachen vor Ort (wir gingen davon aus, 20 Minuten zu haben) und
sah vor, Äskulapnatter, Ringelnatter, Würfelnatter, Blindschleiche
und Zauneidechse zur Verfügung zu haben. Wir wollten sie zuerst in
abgedeckten Terrarien halten, um zu verhindern, dass die
Aufmerksamkeit der SchülerInnen sich unkoordiniert zerstreut. Der
Einstieg sollte so ablaufen, dass wir die Vorerfahrung der
Jugendlichen erforschten, indem wir ihnen nur sagten, dass es um
Reptilien ginge, und ihnen dann zuhörten, was ihnen dazu einfiel.
Anschließend wollten wir ihnen die Schlangen (Blindschleiche und
Eidechse noch nicht) in ansonsten leeren Terrarien zeigen, ihnen die
Namen der Tiere sagen und sie versuchen lassen, Eigenschaften der
Tiere herauszufinden (Begeisterung auf einen Punkt konzentrieren):
Dabei wollten wir auf einem großen Blatt mitschreiben, damit die
Ergebnisse gesammelt wurden, die Jugendlichen aber die Schlangen
in den Händen halten konnten.
Danach sollten sie erforschen, in welchem Lebensraum die
verschiedenen Schlangen sich am wohlsten fühlten und wir waren
gespannt, ob die SchülerInnen von selbst auf die Idee kamen, die
Schlangen in das vorbereitete Wasserbecken zu werfen oder auf den
Ast im vorbereiteten Terrarium zu legen (unmittelbare Erfahrung).
Falls uns eine der Wasserschlangen den Gefallen getan hätte, ihr
Analsekret auf ein von uns vorbereitetes Tuch zu entlassen, wollten
wir es den jungen Forschern auch bei dieser Gelegenheit
präsentieren.
Im Folgenden wollten wir ihnen noch die Blindschleiche und die
Zauneidechse zeigen (in dem Lebensraum entsprechenden
Terrarien) und sie die Unterschiede zwischen Schlangen und Echsen
erforschen lassen (unmittelbare Erfahrung). Dabei wollten wir auch
auf die Unterschiede zwischen den in Österreich lebenden Nattern
Reptilien
und Ottern eingehen – in der Hoffnung, dass die Würfelnatter die
Spreizung ihres Kopfes präsentieren würde.
Besprechung mit Dr. Eder
Nach der 1. Vorbesprechung erfolgte die erste Adaptierung des
Konzeptes: Die Blindschleichen fielen nach dem Hinweis, dass wir
die bei unserem relativ zeitigen Termin wahrscheinlich nicht finden
würden, aus. Das Thema Giftschlangen in Österreich wurde auch
gestrichen, da es in den Marchauen keine Giftschlangen gibt.
Unsere Idee, die Jugendlichen und Kinder selbst die Unterschiede
und Gemeinsamkeiten der verschiedenen „Gruppen“ (Echsen –
Schlangen, „Wasserschlangen“ – an Land lebende Schlangen) selbst
herausfinden zu lassen haben wir, aus heutiger Sicht betrachtet,
scheinbar schlecht erklärt – das Ergebnis der Besprechung war für
uns jedenfalls, dass wir das nicht machen könnten, weil die
SchülerInnen nicht von selbst draufkommen würden. Für uns folgte
daraus, dass wir während der Erarbeitung auf jeden Fall dabei sein
sollten und gezielte Fragen stellen.
Wir wurden angeregt, uns noch ein „Highlight“ einfallen zu lassen –
das Ergebnis war ein „Forscherpass“ in dem eine Zusammenfassung
stehen sollte. Gleichzeitig wollten wir Fruchtgummischlangen
besorgen.
Den Lehrern wollten wir Steckbriefe über die Reptilien der
Marchauen mitgeben, um durch die eventuelle wiederholte
Betrachtung im Klassenraum zusätzliche Redundanz zu erreichen.
Schlangen mögen‘s warm….
175
Szilveszter Cseke, Martina Sesar & Veronika Brandl
… was das Wetter in den Tagen vor unserer Ankunft nicht gerade zu
bieten hatten. Entsprechend dürftig waren unsere Erfolge beim
Schlangen-Fangen: Der Samstag wurde mit einer (!) Ringelnatter
(ca. 20cm lang) beendet (und die hatten wir von Kollegen
bekommen). Trotz intensiven Durchforstens des Bahndamms, der
Uferstreifen der Teiche, warmen Wege, Sonnenplätze beim Haus,
„Schlangengruben“
und
Unterstützung
durch
die
Lehrveranstaltungsleitenden war kein weiteres Tier zu finden.
Der Sonntag gestaltet sich im Vergleich dazu deutlich erfolgreicher:
eine weitere Ringelnatter (selbe Größe) und überraschenderweise 3
Blindschleichen (mit denen wir nicht gerechnet hatten).
Soweit, so gut, mit 5 Tieren zwei verschiedener Gattungen ließ sich
doch schon einiges machen.
Das Konzept für die ersten beiden Gruppen
Mittlerweile war klar, dass wir nicht alle Schüler, dafür jede
einzelne Gruppe für einen längeren Zeitraum (40 Minuten) betreuen
würden. Das adaptierte Konzept sah also vor, dass wir zuerst
allgemein mit ihnen über Reptilien reden wollten (zuerst während
die Terrarien noch abgedeckt waren, um ihnen nach einer kurzen
Überlegung, was es für Reptilien gibt, unsere Tiere in die Hand zu
geben und Reptilienmerkmale feststellen zu lassen), dann die
Schleiche und danach die Schlange besprechen und einen Vergleich
über das Aussehen und den Lebensraum anstellen würden. Bei
diesen 3 Punkten (Schleiche, Schlange, Vergleich) sollte jeweils
einer von uns die Ergebnisse auf einem A4-Zettel mitschreiben –
damit die SchülerInnen sahen, dass wir mit ihren Ergebnissen
arbeiteten. Anschließend sollten die Jugendlichen diese Fakten in
den Forscherpass eintragen – dieser war im Gegensatz zu unserem
Reptilien
zweiten Konzept leer. Da wir lange nicht gewusst hatten, welche
Tiere wir in den Terrarien haben würden und vor hatten, nur Fakten
über die tatsächlich vorhandenen Tiere zu bringen, sahen wir keinen
Sinn mehr in vorgefertigten Pässen. Außerdem sollte das selbst
Eintragen gleich eine Wiederholung darstellen.
Die erste Gruppe war dann auch früher als geplant bei uns, da die
Gruppeneinteilung schnell (und nicht unbedingt so wie geplant, da
die SchülerInnen schlussendlich doch in selbstgewählten Gruppen
zusammen waren) von Statten ging.
Der Einstieg verlief wie anfangs geplant, das Mitschreiben während
die Merkmale aufgezählt wurden jedoch weniger. Daraus ergab sich,
dass die Jugendlichen beim Eintragen in den Pass vor der Aufgabe
standen, sich selbst zu erinnern, beziehungsweise mit unserer Hilfe
den Pass auszufüllen.
Der Vergleich zwischen Schleiche und Schlange war stockend, der
Lebensraumtest jedoch sehr anschaulich.
Die zweite Gruppe entschied sich, gleich mitzuschreiben.
Fazit über den Ablauf mit den ersten beiden Gruppen:
Aus unserem Einstieg wurde schlussendlich ein fragendentwickelnder Unterricht/ Lehrer-Schüler-Gespräch, da das
eventuell vorhandene Vorwissen nicht so spontan abrufbar war. Sehr
deutlich zeigte uns eine Schülerin, dass wir bei diesem Konzept
gelandet waren: Auf die Frage, welche Reptilien sie kannten, schlug
sie uns alles vor, was ihr einfiel (inklusive Käfern – mit Amphibien
hatten wir gerechnet, aber die Käfer haben uns echt überrascht und
klar gemacht, dass die Schülerin einiges begriffen hatte: Wir
wollten, dass sie etwas sagt und falsche Antworten hatten keine
176
Szilveszter Cseke, Martina Sesar & Veronika Brandl
Auswirkungen. Immerhin hatte sie keine Angst davor, Fehler zu
machen).
Schüler zu animieren kann schwerer sein, als man denkt - die
Berührungsängste können selbst gegenüber einer sehr kleinen
Schlange groß und deren Abbau folglich zeitintensiv sein. Nach
Abbau der Berührungsängste war jedoch das Tier an sich so
interessant, dass Fragestellungen rund um das Tier uninteressant
wurden – halten, streicheln, schlängeln lassen war spannender. Der
direkte Kontakt mit der Natur wurde so auf jeden Fall erreicht.
Vielleicht haben wir auch noch ein bisschen zu viel Wert auf Fakten
gelegt – so haben wir den Jugendlichen beispielsweise erzählt, wie
sich unsere beiden Arten fortpflanzen und wie groß die Jungen sind.
Gleichzeitig war uns klar, dass es viel weniger im Gedächtnis
bleiben würde, als beispielsweise der bevorzugte Lebensraum, den
sie selbst sehen konnten (die Tiere waren sehr kooperativ und
zeigten ganz eindeutig, wo sie sich wohlfühlten und wo nicht) und
die Funktion des Züngelns (gerade bei den ersten Gruppen zeigten
es die Ringelnattern sehr häufig, die Blindschleichen auch noch
deutlich).
Bis heute sind wir uns nicht ganz sicher, ob wir die weniger
situativen Punkte daher weglassen hätten sollen, oder ob die Idee,
sie damit zu „berieseln“, damit sie es einmal gehört haben und die
Interessierten es sich merken können, passend war.
Insgesamt kam bei diesen beiden Gruppen neben dem Streicheln
und Halten relativ wenig Eigeninitiative zustande – abgesehen vom
altbekannten „Frage-Antwort“-Spiel, bei dem ein paar SchülerInnen
sichtlich nachdachten, andere sich bereitwillig der Schlang in ihrer
Hand widmeten und der Frage auswichen. (Wobei das, nach dem
scheinbaren Missverständnis bei der Vorbesprechung, durchaus so
geplant war, auch wenn wir uns dabei blöd vorkamen.)
Reptilien
Auch die Idee mit dem Lebensraumtest ging schlussendlich von uns
aus (gelenkte Fragen).
Beim Eintragen in den Pass zeigten sich beide Gruppen recht
unschlüssig, ob sie uns fragen, die Kollegen fragen oder nochmals
nachschauen sollten – meist entschieden sie sich für Abschreiben
und wir uns dafür, sie mit lenkenden Fragen nochmals darauf zu
bringen.
Die Aufteilung untereinander, dass einer von uns der Experte für die
Blindschleiche war, einer für die Ringelnatter und der dritte für das
Allgemeine, war zwar gut, führte aber auch ein wenig zu Stress,
sobald jemand etwas sagte, dass in einen anderen Bereich fiel – dass
3 Leute für eine Station eventuell zu viel sind wurde hier erstmals
spürbar.
Mittagspause und 2 Geschenke
Die
Mittagspause
brachte
zwei
Neuerungen:
ein
Zauneidechsenmännchen und eine Äskulapnatternweibchen (ca.
1,5m lang) und damit die Notwendigkeit, das Konzept innerhalb
kürzester Zeit umzustellen. Die Forscherpässe wurden gestrichen,
dafür sollte die Berührung mit der Äskulapnatter das Highlight
werden. Weiters sollten die Jugendlichen nun die Gemeinsamkeiten
der Echsen im Vergleich Blindschleiche – Zauneidechse betrachten.
Das knallgrüne Zauneidechsenmännchen bot uns auch eine gute
Gelegenheit,
die
Themen
„Fitness“
und
„Selektion“
schülerInnengerecht zu besprechen.
Fazit mit Highlight
177
Szilveszter Cseke, Martina Sesar & Veronika Brandl
Wahrscheinlich war es für uns sehr gut, dass wir die Äskulapnatter
erst zu Mittag und nicht in der Früh, kurz vor der Ankunft der
SchülerInnen fanden – wir waren ein weit besser eingespieltes Team
und die Adaptierung erfolgte überraschend leicht. Die Äskulapnatter
war auch das Highlight, das die Jugendlichen sehr fesselte, leider
konnten wir sie ihnen nicht ganz in die Hand geben, da sie noch
nicht zahm war. Auch die Zauneidechse zog sehr viel
Aufmerksamkeit auf sich.
Das Forschen geriet ob der Begeisterung über die Tiere dann etwas
ins Hintertreffen, das Erforschen der Schuppen der Tiere
funktionierte jedoch sehr gut.
Der erste Tag
Insgesamt ergab sich für uns die Notwendigkeit, im Forscherpass
einige Dinge vorweg einzutragen, um den Kindern (wir erwarteten
eine 1. Klasse für den nächsten Tag) einen Leitfaden zum Forschen
zu geben und sie mehr damit alleine lassen zu können. Den
allgemeinen Hinweis, auf offene Fragen zu achten (statt Ja-NeinFragen) und sie auch längere Zeit zu den Fragen überlegen zu
lassen, wollten wir ebenfalls berücksichtigen.
Das Konzept, dass die allgemeine Einführung nur wenige Minuten
lang sein sollte, hatte sich bewährt und sollte daher beibehalten
werden.
Außerdem wollten wir weniger den SchülerInnen gegenüber stehen,
also den Tisch so hinstellen, dass er nicht wie eine Theke im
„Wissensverkaufsladen“ wirkte, sondern einfach nur als Hilfsmittel,
um die Terrarien weiter oben zu haben (wie er ja auch gedacht war).
Der Fund einer größeren Ringelnatter stellte einen erfolgreicheren
Vergleich der Schuppen in Aussicht.
Reptilien
Der zweite Tag, die zweite 5. Klasse
Die neue Idee war nun, die Kinder möglichst viel alleine mit den
Forscherpässen arbeiten zu lassen – auch wenn wir wussten, dass sie
nicht alle Merkmale alleine herausfinden konnten. So wollten wir
ihnen in einer ersten Phase den Forscherpass, die Blindschleichen
und Ringelnattern geben und sie dann die erste Seite („Merkmale
Reptilien: Körpertemperatur, Körperoberfläche Fortpflanzung,
Verhalten im Winter, Körperöffnung“) selbst versuchen zu lassen.
Nach einigen Minuten, in denen wir uns entfernten, wollten wir mit
ihnen die Ergebnisse vergleichen und fehlendes ergänzen.
Anschließend sollten sie auch noch Zauneidechse und Äskulapnatter
bekommen (mit einer eingeplanten „Tohuwabohu“-Zeit, da klar war,
das zuerst die Tiere an sich interessant sein würden) und mit dem
Hinweis, dass immer zwei der Tiere näher miteinander verwandt
waren anhand der zweiten Seite im Forscherpass („Echsen –
Schlangen: Züngeln, Kopf-Rumpf-Übergang, Augen, Schuppen,
Bewegung, Schwanz“) herausfinden, welche das waren und welche
Merkmale zu den genannten Stichwörtern festgestellt werden
konnten.
Als letzte Phase sollten sie auf Seite 3 die Tiere jeweils hinsichtlich
Lebensraum und auffälligen Merkmalen vergleichen – dazu stand
wieder das Wasserbecken bereit.
Zusätzlich hielt die Mittagspause eine weitere Konzeptänderung für
uns bereit, da wir noch 2 Würfelnattern einfangen konnten – eine
von beiden zeigt sehr ausdauernd immer wieder den
„Totstellreflex“, den wir daher auch unbedingt behandeln wollten.
Viel änderte es am Gesamtkonzept nicht mehr, nur dass die
178
Szilveszter Cseke, Martina Sesar & Veronika Brandl
Würfelnattern die Ringelnattern (von denen die größte bereits
erfolgreich geflüchtet war) in ihrer Funktion ablösen sollten.
Tatsächlicher Ablauf:
Die Gruppen an diesem Tag waren sehr unterschiedlich. In der
ersten Gruppe war beispielsweise ein sehr interessierter
Jugendlicher, der sich aber kaum dazu bewegen ließ, seine
Erkenntnisse mit seinen Kolleginnen (zwei Mädchen) zu teilen.
Die letzte Gruppe war uns schon von unseren Kollegen, die sie
zuvor betreut hatten, als sehr „tussihaft“ und „desinteressiert“
beschrieben worden – entsprechend anders war unsere
Herangehensweise an diese Gruppe.
Fazit:
Wir hatten das Gefühl,
dass der zweite Tag
allgemein besser geklappt
hatte. Auch wenn es nach
wie vor schwer war, die
Jugendlichen vom reinen
Schlangen-Streicheln
wegzubekommen,
betrachteten
sie
zumindest Großteils die
Merkmale, auf die wir im
Forscherpass hingewiesen
hatten. Da sie sich die
Ergebnisse teilweise nicht
notierten, hätten wir der
Reptilien
Klassenlehrerin ein ausgefülltes Exemplar mitgeben können, damit
sie zumindest nachsehen konnten.
Auch war es schwer für uns, sich zurückzuhalten und nicht wieder
in Lehrer-Schüler-Gespräche zu verfallen, doch mit ein bisschen
Selbstdisziplin verbesserte sich das im Laufe des Tages. Wir hatten
den Eindruck, dass es uns allen schwer viel, wodurch wir uns ein
bisschen behinderten: wir wollten einander natürlich auch nicht ins
Wort fallen, wenn uns auffiel, dass der/die andere wieder in dieser
Schiene war.
Ebenfalls herausgefordert hat uns die Situation, als einzelne Schüler
ganz andere Sachen fragten, als sie eigentlich gerade mit dem
Forscherpass bearbeiten sollten – sollten wir nun dafür sorgen, dass
die Aufmerksamkeit bei allen auf der gleiche Thema gerichtet blieb,
damit sie zusammenarbeiten konnten, oder die Frage beantworten?
Rückblickend
wäre
zweiteres, nach dem
Motto „Störung hat
Vorrang“
wahrscheinlich
die
bessere
Methode
gewesen und hat sich
auch
bei
den
nachfolgenden Gruppen
bewährt – dort wo
gerade
eine
Frage
auftauchte war das
Interesse am größten,
das musste genutzt
werden.
179
Szilveszter Cseke, Martina Sesar & Veronika Brandl
Unser Konzept funktionierte bei den meisten Gruppen nach unserem
Befinden ganz gut (viel Kontakt zu den Tieren, spüren, wie sich die
Schuppen anfühlen, wie sich die Schuppen der Äskulapnatter
verhaken konnten, genauere Betrachtung einzelner Merkmale, sehr
anschauliche Ergebnisse beim Schwimmtest, mehr Gespräche der
SchülerInnen untereinander, mehr interessierte Fragen), waren wir
mit dem zweiten Tag allgemein zufriedener. Es hätte uns jedoch
sehr interessiert, wie die ErstklässlerInnen auf unser Konzept
reagiert hätten.
Gesamtfazit:
Wir würden es so gerne nochmals machen! Wir haben das Gefühl,
auf einen neuen Weg gestoßen zu sein und würde ihn gerne weiter
gehen, es nochmals probieren, weiter verfeinern, da wir erst
ziemlich spät gelernt haben, dieses Experimentierfeld als solches zu
erkennen und uns auf das Experimentieren einlassen zu können.
Außerdem hätten wir sehr gerne die anderen Stationen besucht und
den Umgang mit den Schülern dort beobachtet. Und es wäre
interessant gewesen, wie die LehrveranstaltungsleiterInnen diese
Stationen gestaltet hätten (besonders nach der Aussage, dass es
schwer sei, die Reptilienstation so zu gestalten, wie es dem Stand
der fachdidaktischen Forschung entsprechend „am richtigsten“
wäre).
Auf jeden Fall ist uns bewusst geworden immer ein bisschen
entspannter an die Sache heranzugehen und unsere Begeisterung
spürbar zu machen.
Außerdem sind wir zu dem Schluss gekommen, dass Teamteaching zu dritt wohl schwierig ist und nur mit Leuten, die man gut
kennt ablaufen sollte – oder in einem nicht beurteilten Umfeld
stattfinden sollte. Wir hatten nämlich schon den Eindruck, dass wir
Reptilien
allgemein bei den Gruppen, bei denen wir nicht beobachtet wurden,
entspannter waren.
Literatur
Bücher: Fuchs, A. (2002): Freilanddidaktik in Biologie und
Umweltkunde. Diplomarbeit, Fachbibliothek für Biologie Wien.
Schuhböck, J. (2003): Reptilien im Unterrichtsfach Biologie und
Umweltkunde – Praxisrelevante Aspekte und Möglichkeiten einer
didaktischen Umsetzung im Schulunterricht. Diplomarbeit,
Fachbibliothek für Biologie Wien.
180
Hans-Jörg Schaumberger & Sebastian Sieghart
Reptilien
1) Fachlicher Teil
Klassifizierung
Die weitere Klassifizierung der
monophyletischen Gruppe der
Amniota, zu denen auch die
Reptilien zählen gestaltet sich
schwierig.
Es
gibt
unterschiedliche Ansätze – bei der
traditionellen Einteilung stellen
die Reptilien eine paraphyletische
Gruppe dar, weil diese die Vögel
nicht
umfasst.
Diese
paraphyletische Gruppe bzw. wird
weiter
in
die
Ordnungen
Schildkröten
(Testudines),
Krokodile (Crocodylia), Brückenechsen (Rhynchocephalia) und
Schuppenkriechtiere (Squamanta) unterteilt. Wir stützen die Wahl
der Begriffe Klasse, sowie Ordnungen im weiteren Verlauf dieser
Arbeit ausschließlich diese Variante. (vgl. Günther, 1996, S. 508)
Eine andere Version stellt die Vögel einfach auch in die Klasse der
Reptilien, bei einer weiteren Variante bleibt die Klasse Aves
(Vögel) erhalten und die einzelnen Monophyla (siehe oben) der
Reptilien werden als Klassen definiert.
Reptilien
Abbildung 1:
Taxonomische Klassen
der Amnioten
(modifiziert nach
Campbell & Reece,
2003, S.832)
Ganz gleich, welche
dieser Varianten der
Klassifizierung
bevorzugt
wird,
„Reptil“ ist eine
sinnvolle informelle
Kategorie, die alle
Amnioten außer den
Säugetieren und den
Vögeln umschließt.
(vgl. Campbell &
Reece 2003, S.830
ff)
Merkmale
Reptilien besitzen einige wichtige Anpassungen an das Leben an
Land, wie eine aus Schuppen aufgebaute, keratinisierte Haut, die
auch bei geringer Luftfeuchtigkeit vor dem Austrocknen schützt.
Über diese trockene Haut, die auch Schutz vor physischen und
chemischen Einflüssen bietet, können die meisten Reptilien keinen
Sauerstoff aufnehmen, sie erlangen diesen mit Hilfe ihrer Lunge.
181
Hans-Jörg Schaumberger & Sebastian Sieghart
Reptilien legen beschalte Eier an Land ab, einige Schlangen und
Echsenarten, wie beispielsweise die Schlingnatter oder die
Blindschleiche, sind vivipar. Hierbei bildet sich aus dem
mütterlichen Gewebe und den extraembryonalen Membranen eine
Placenta, über welche der Embryo von der Mutter mit Nährstoffen
versorgt wird. (vgl. Campbell & Reece, 2003, S.830 ff)
Reptilien können ihre Körpertemperatur nicht über den Stoffwechsel
regulieren, laut Campbell (2006, S.832 f) sind sie jedoch in der
Lage, über spezielle Verhaltensweisen ihre Temperatur regulieren,
wie das Sonnen bei kalter Luft. Campbell nützt hierfür den Begriff
„ektotherm“, und begründet dies in der Tatsache, dass die Tiere
Wärme in erster Linie von außen aufnehmen. Im Gegensatz dazu
wird von Gruber (1989, S. 15) der Terminus „poikilotherm“, also
wechselwarm verwendet – die Körpertemperatur der Tiere wechselt
je nach Umgebungstemperatur. Durch den Umstand, dass die
Körpertemperatur nicht über den Stoffwechsel konstant gehalten
wird, verbrauchen Reptilien weniger als 10% der Kalorien, die ein
gleich schweres Säugetier verbrauchen würde. (vgl. Campbell &
Reece, 2003, S.833)
Ordnung Squamanta (Schuppenkriechtiere)
Mit Ausnahme der leider sehr seltenen und daher in dieser Arbeit
nicht näher beschriebenen europäischen Sumpfschildkröte (Emys
orbicularis), lassen sich alle in Marchegg lebenden Reptilienarten
der Ordnung Squamanta (Schuppenkriechtiere) zuteilen.
Zu den Schuppenkriechtieren zählen die Echsen im weiteren Sinne,
Doppelschleichen, und Schlangen. (vgl. Günther, 1996, S. 509) Im
Anschluss werden die Schlangen, die Echsen im weiteren Sinne
sowie die von uns in Marchegg gefundenen Arten näher
beschrieben.
Reptilien
Schlangen
Bei Schlangen handelt es sich wahrscheinlich um Abkömmlinge von
grabenden Echsen. Bei einigen primitiven Schlangen wie Boas sind
rudimentäre Becken- sowie Extremitätenknochen vorhanden,
welche Rückschlüsse auf die Entwicklung der Schlangen aus
Reptilien mit Beinen zulassen. (vgl. Campbell & Reece, 2003,
S.835). Laut Gruber (1989, S.10) „könnte man im Taubwaran
(Lanthanotus borneensis), einer sumpfbewohnenden Echse in
Indonesien, eine Art lebendes Bindeglied zu Schlangen sehen“.
Sinnesorgane:
Der Geruchsinn ist der wichtigste Sinn der Schlangen. Die Nase ist
hierbei jedoch nur sekundär, viel wichtiger ist das so genannte
„Jacobsonsche Organ“, das seinen Sitz am Gaumendach hat. Beim
Züngeln werden Geruchstoffe aus der Luft aufgenommen und an
dieses Organ gebracht. Der Umstand dass die Zunge gespalten ist,
ermöglicht der Schlange die Richtung des Geruches genauer zu
erkennen. Der Gesichtsinn der Schlangen ist von Art zu Art
unterschiedlich gut entwickelt, besonders schlecht beispielsweise bei
grabenden, unterirdisch lebenden Arten. Schlangen besitzen zwar
kein Außenohr und auch kein Trommelfell, können also nicht im
klassischen Sinn hören, das Innenohr ist jedoch gut ausgebildet, und
ermöglicht ein Wahrnehmen von Erschütterungen. Die Unterfamilie
der Grubenotter weist noch ein zusätzliches, erwähnenswertes
Sinnesorgan auf: Mit Hilfe des sogenannten Gruben- oder
Wärmeorgans, welches zwischen Auge und Nasenloch liegt, können
diese Schlangen Wärmestrahlen aufnehmen und so ihre Beute auch
bei
völliger
Dunkelheit
verfolgen.
Hierbei
können
Temperaturunterschiede von 1/10 Grad wahrgenommen werden.
(vgl. Gruber, 1989, S.15ff)
182
Hans-Jörg Schaumberger & Sebastian Sieghart
Ernährung:
Schlangen ernähren sich von lebenden Beutetieren, die durch einen
Giftbiss oder durch erdrosseln getötet wird und anschließend
hinuntergeschlungen. Da die Zähne einer Schlange lediglich dem
Festhalten und nicht dem zerkleinern der Beute dienen, sind sehr
wirksame Verdauungssäfte nötig, um die Beute einschließlich
Knochen, Haaren und Horn vollständig verdauen zu können. (vgl.
Gruber, 1989, S.18f) Der weiter oben beschriebene Umstand, dass
Reptilien mit weit weniger Kalorien auskommen als beispielsweise
Säugetiere zeigt sich laut Gruber (1989, S.22) bei Schlangen
deutlich, er schreibt: „Schlangen sind große Hungerkünstler:
Manche Arten können bis zu einem oder sogar zwei Jahren [sic!]
fasten, ohne Schaden zu nehmen!“.
Häutung:
Schlangen wachsen ihr ganzes Leben, wobei dieses Wachstum in
der Jugend schneller vonstatten geht, und sich im Alter zunehmend
verlangsamt. Das Wachstum verlangt, das die Schlange Haut von
Zeit zu Zeit abstreift. Eine bevorstehende Häutung kündigt sich in
einer milchigen Trübung der Augen an. Bei der Häutung platzt die
alte Haut zunächst an der Schnauzenspitze auf und die Schlange
streift sie bis zur Schwanzspitze ab, die alte Haut dreht sich hierbei
um. Manchmal findet man in von Schlangen besiedelten Gebieten
durchsichtige Schlangenhäute, welche auch „Natternhemden“
genannt werden. (vgl. Gruber, 1989, S.22ff)
In Marchegg lebende Schlangenarten:
Da alle 4 in Marchegg vorkommende Schlangenarten zur Familie
der Nattern gezählt werden, vorweg ein paar Worte zu dieser
Familie.
Reptilien
Nattern (Colubridae) allgemein:
Die Zusammenfassung von etwa 2/3 aller Schlangengattungen und –
arten findet nicht immer die Zustimmung systematisch arbeitender
Zoologen, da es sich hier mit hoher Wahrscheinlichkeit um keine
natürliche Einheit handelt. Gemeinsam haben Nattern grundsätzlich
einen schlanken Körper und große Kopfschilder. Es lassen sich
anhand der Bezahnung die ungiftigen echten Nattern mit
gleichmäßig geformten (aglyphen) Zähnen und Trugnattern mit
verlängerten, gefurchten (opistoglyphen) Zähnen, die bereits als
giftleitende Fangzähne fungieren, unterscheiden. (vgl. Gruber, 1989,
S. 65) Die in Marchegg lebenden Arten zählen zu den echten
Nattern.
Die folgenden Artbeschreibungen lehnen sich an die Ausführungen
von Günther (1996, S.631ff) und Gruber (1989, S.99ff) an. Einige
Formulierungen wurden wörtlich übernommen.
Äskulapnatter, Elaphe longissima
Die Äskulapnatter erreicht eine Länge von durchschnittlich 140160cm, kann aber sogar bis zu 200cm lang werden und gehört damit
zu den längsten Schlange Europas. Die Oberseite kann verschiedene
Braun-, Grau- oder Grüntöne aufweisen, während die gesamte
Unterseite, von Kinn bis Schwanzsporn bei adulten Tieren von Kinn
bis Schwanzsporn ungefleckt gelblich weiß bis kräftig gelb gefärbt
ist. Auf vielen Schuppen der Körperseiten finden sich deutliche
weiße Striche oder Flecken, wodurch eine längsgerichtete lockere
Strichelzeichnung entsteht. Jungtiere sind deutlich anders
gezeichnet, auf heller gelblicher bis bräunlicher Grundfärbung
183
Hans-Jörg Schaumberger & Sebastian Sieghart
zeigen sich 4-6 Längsreihen mittelgroßer dunkler Flecken.
Außerdem haben Jungtiere ein deutliches dunkles Schläfenband und
je einen hellgelben Fleck hinter diesem Band, wodurch man die
Jungtiere mit der Ringelnatter verwechseln könnte. Die
Äskulapnatter bevorzugt besonnte Biotope im Flachland, hält sich
gern an Flussufern auf Waldlichtungen, and baumbestandenen
Hängen mit Geröll sowie am Rande landwirtschaftlicher
Nutzflächen
auf.
Sie
braucht
eine gewisse
Feuchtigkeit und liebt ein
ausgeglichenes
Klima
ohne
allzu
große
Temperaturschwankungen
. Die Äskulapnatter lebt
vorwiegend am Boden und
in niedrigem Gestrüpp,
kann jedoch mit Hilfe der
schwach
gekielten
Bauchschuppen
der
hinteren
Körperhälfte
sogar
rau-berindete
Bäume erklettern. Sie
nimmt
ausgiebige
Sonnebäder, zieht sich
aber wenn es zu heiß wird
in schattige Deckung
zurück. Zur Nahrung
gehören kleine Säugetiere,
Echsen, Vögel, sowie
deren Eier und Junge,
Reptilien
weshalb sie während der Vogelbrut häufig in Bäumen zu finden ist.
Junge Äskulapnattern ernähren sich von kleinen Eidechsen und
nestjungen Mäusen. Die Beute wird blitzschnell umschlungen und
erdrosselt. Die Gefährdung der Art ergibt sich in erster Linie durch
anthropogenen Eingriffe in die Äskulapnattern Habitate, wie
Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft, Flurbereinigungen,
Siedlungserweiterungen sowie das Aufforsten von vegetationsarmen
Trockenstandorten.
Schlingnatter, Coronella austriaca
Die durchschnittliche Länge der Schlingnatter beträgt 50-70cm. Die
Grundfarbe der Schlingnatter ist grau, gelblich, bräunlich oder
rötlich bist rostrot. Meist findet sich ein vor oder hinter dem Auge
beginnender brauner Streifen, der sich bis auf den Hals hinzieht und
in der Tarnung die Funktion übernimmt, die verräterische Form von
Augen bzw. Kopf aufzulösen. Einem dunklen, U förmig nach hinten
geöffneten Fleck im
Nackenbereich des
Kopfes, der aussieht
wie
eine
Krone
verdankt
die
Schlingnatter ihren
wissenschaftlichen
Namen.
Die
Rückenzeichnung
besteht aus paarigen
oder gegeneinander
versetzten, dunklen
Flecken, die mehr
184
Abbildung 2: Schlingnatter (Gruber, 1989, S.101)
Hans-Jörg Schaumberger & Sebastian Sieghart
Reptilien
oder weniger schräg verlaufende Querstreifen ergeben. Auf den
ersten Blick kann der Eindruck eines gezackten Rückenbandes
entstehen, was schon oft zu einer Verwechslung mit der Kreuzotter
geführt hat. Die Schlingnatter bevorzugt offenes, gut besonntes
Gelände, Heideland, Auwälder, Waldlichtungen und -ränder,
Berghänge, Bahndämme, Weinberge, Ruinen und Gelände mit
Steinhaufen und reichlicher Bodenvegetation. Die Schlingnatter ist
tagaktiv, lebt versteckt und flieht erst relativ spät, da sie sich auf ihre
Tarnfarbe zu verlassen scheint. Als Nahrung dienen in erster Linie
Eidechsen, Blindschleichen und kleinere Schlangen, gelegentlich
auch junge Mäuse. Die Beute wird vor dem Verschlingen erdrosselt.
Die Hauptgefährdung für die Schlingnatter liegt im großräumigen
Verlust
der
Lebensräume
durch
Intensivierung
und
Umstrukturierungen in der Landwirtschaft.
Ringelnatter, Natrix natrix
Ringelnatter
Männchen
werden
Abbildung 3: Junge Ringelnatter (Gruber, 1989, S.139)
durchschnittlich 60-70cm lang, Weibchen 80-110cm, sehr große
Exemplare können jedoch auch eine Länge von 180cm erreichen.
Die Körperschuppen dieser Wassernatter sind stark gekielt. Ihre
Grundfarbe ist schiefergrau, grüngrau oder olivgrau. Es gibt auch
schwarz gefärbte Exemplare, diese übermäßige Pigmentierung im
Tierreich wird als Melanismus bezeichnet. Auf jeder Seite des
Hinterkopfes befindet sich ein größerer hellgelber bis kräftig gelber
Fleck, der manchmal hinten und vorne von schwarzen
halbmondförmigen Flecken eingerahmt wird. Diese Flecken können
am Hinterkopf zusammenfließen. Der Bauch ist weißgrau – gelblich
und mit einem dunkeln Schachbrett-Fleckenmuster versehen. Die
Ringelnatter besiedelt ein breites Spektrum von offenen und
halboffenen Lebensräume entlang von Fließgewässern oder
Stehgewässern. Wichtig ist, dass genügend Sonnplätze, wie Totholz
über Wasser, alte Schilfhaufen, oder ähnliches, sowie
Tagesverstecke wie Hohlräume unter Totholz und Steinen
vorhanden sind. Die Schlange ist weitgehend tagaktiv, ein
ausgezeichneter Schwimmer und Taucher, jedoch nicht so sehr ans
Wasser gebunden wie beispielsweise die Würfelnatter. Fühlt sie sich
bedroht, gibt sie aus der Analdrüse ein stinkendes Sekret ab, dessen
Geruch noch lange an Kleidern und Haut haftet. Eine weitere
Abwehrreaktion ist der Totstell-Reflex, bei dem sich das Tier auf
den Rücken dreht, schlaff wird, und die Zunge aus dem Maul
hängen lässt. Die Ringelnatter ernährt sich von Fröschen, Kröten,
Schwanzlurchen und Fischen, wobei die Beute wahllos an
irgendeiner Körperstelle gepackt und lebend verschlungen wird. Die
Bedrohung dieser Schlangeart ergibt sich wie bei den beiden
vorangegangenen Arten aus der Zerstörung des Lebensraumes, wie
das Entwässern von Feuchtgebieten, das Regulieren von Fluss- und
Bachläufen oder die Umwandlung von Grünland zu Ackerland.
185
Hans-Jörg Schaumberger & Sebastian Sieghart
Reptilien
Würfelnatter, Natrix tessellata
Würfelnattern
erreichen eine
Wassernatter, sie schwimmt ausgezeichnet und kann bis zu mehrere
Stunden untergetaucht bleiben. Sie sonnt sich gern auf Zweigen, die
über das Wasser hängen. Bei Bedrohung sondert sie wie die
Ringelnatter eine übel riechende Flüssigkeit aus ihrer Kloake ab.
Fische, Frösche, Molche und Kaulquappen dienen der Würfelnatter
als Nahrung. Der Bestand der Würfelnatter ist speziell durch
Verschmutzung der Gewässer stark bedroht.
Echsen (im weiteren Sinne)
Die Echsen, zu denen unter anderem Warane, Leguane,
Chamäleons, Geckos, Skinke, Eidechsen und Schleichen zählen,
sind die bei weitem artenreichste Gruppe der Reptilien. Die meisten
von ihnen sind relativ klein (vgl. Campbell & Reece, 2003, S.834f).
durchschnittliche Länge von 60-90cm, sehr alte Weibchen können
bis zu 150cm
lang werden.
Abbildung 4: Würfelnatter (Gruber, 1989, S.144)
Die
Grundfarbe
ihrer Oberseite variiert in verschiednen Grau-, Oliv-, oder
Brauntönen. Auf dem Rücken und an den Flanken verlaufen 3-5
Längsreihen viereckiger oder rundlicher dunkelgrauer – schwarzer
Flecken, die nicht selten alternierende Querbänder bilden. Die
Musterung wird auch als Würfelzeichnung bezeichnet. Die
Unterseite ist auf einer Grundfarbe von hellgrau bis gelb
kontrastreich gemustert. Der Lebensraum dieser Schlange sind
Uferbereiche von langsam fließenden oder stehenden Gewässern,
mit reichhaltiger Ufervegetation. Am schwarzen Meer geht diese
Schlange auch direkt ins Meerwasser. Natrix t. ist eine echte
Blindschleiche, Anguis fragilis
Abbildung 5: Blindschleiche (http://www.herpentofauna.at)
186
Hans-Jörg Schaumberger & Sebastian Sieghart
Die Blindschleiche erreicht eine durchschnittliche Körperlänge von
40-45 cm. Durch das Fehlen der Gliedmaßen und den
langgestreckten Körper wird sie auf den ersten Blick oft mit einer
Schlange verwechselt, was vielen dieser Tiere den Tod durch
unwissende Menschen gebracht hat, welche in jeder „Schlange“ eine
potentielle Giftschlange sehen. Durch die kleinen Bauchschuppen,
die fehlende Oberlippenlücke für das Züngeln, sowie die durch
Lider verschließbare Augen kann sie eindeutig als beinlose Eidechse
erkannt werden. Jungtiere weisen eine sehr einheitliche Färbung auf,
ihre Oberseite ist silbergrau oder leicht gelblich gefärbt, die
schwarzen Flanken und der schwarze Bauch heben sich deutlich von
der Oberseite ab. Die Färbung adulter Tiere ist variabler, sie können
verschiedene Braun-, Grau- oder Gelbtöne als Grundfärbung
aufweisen, sind oft zeichnungslos, doch vielfach bleibt der juvenile
schwärzliche Dorsalstreifen erhalten. Angius f. bewohnt eine
Vielzahl von Lebensräumen, die eine geschlossene Deckungsreiche
Vegetation sowie eine gewisses Maß an Bodenfeuchtigkeit
aufweisen. Sie nutzt Erdlöcher, Hohlräume oder aber auch
Komposthäufen als Versteck. Die Ernährung der Blindschleiche
besteht zu über 90% aus Nacktschnecken, das aus spitzen,
zurückgebogenen Zähnen bestehende Gebiss stellt eine Anpassung
an diese Nahrung dar. Seltener werden auch Spinnen, Asseln,
Heuschrecken oder Käferlarven gefressen. Die Blindschleiche
gehört zu den wenigen Reptilienarten bei uns, die noch nicht akut
bedroht sein dürfte. Dennoch erleidet sie hohe Verluste durch
Biotopzerstörung wie Entwässerungen, Aufforstungen oder
Straßenbau.
Reptilien
Zauneidechse, Lacerta agilis
Diese
Abbildung 6: ♂ Zauneidechse (http://www.herpentofauna.at)
Eidechsenart wird durchschnittlich 18-20cm lang, ihr Körper wirkt
relativ plump und die Schwanz verhältnismäßig kurz. In der
Färbung gibt es sowohl zwischen den Geschlechtern als auch
zwischen adulten und juvenilen Tieren Unterschiede. Unabhängig
davon verläuft bei vielen Exemplaren ein schmaler weißer Strich in
der Rückenmitte, die so genannte Occipitallinie, die
Unterbrechungen aufweisen, oder überhaupt nur aus Punkten
bestehen kann. An den Flanken finden sich weiße, von dunklen
Schuppen umrahmte Augenflecken. Männchen zeigen besonders zur
Paarungszeit grüne Körperseiten und eine grüne Kehlregion, bei
Weibchen fehlen bis auf ein seltenes Auftreten grünlicher Kehlen
grün gefärbte Körperpartien. Die Zauneidechse besiedelt folgende
187
Hans-Jörg Schaumberger & Sebastian Sieghart
naturnahe und anthropogen gestaltete Habitate: Halbtrocken- und
Trockenrasen, Heiden, Waldränder, Feldraine, Hausgärten oder
Siedlungs- und Industriebrachen. Sie ziehen sich in der Nacht und
unter bestimmten Umständen (Bedrohung, etc.) auch am Tag in
Rückzugsquartiere zurück. Ihre Vorzugstemperatur liegt bei
ungefähr 38°C. Lacerta a. ernährt sich fast ausschließlich carnivor,
wobei hauptsächlich Arthropoden zu ihrem Beutespektrum zählen.
Bemerkenswert hierbei ist, dass sie häufig Tiere erbeuten, die von
anderen Tieren wegen ihrer Giftigkeit oder ihres unangenehmen
Geschmacks gemieden werden, wie beispielsweise Bienen, Wespen,
Marienkäfer oder Feuerwanzen. Interessant ist, dass neben
Greifvögeln, Rabenvögeln, uns verschiedenen Säugern auch die
Schlingnatter zu den Fressfeinden der Zauneidechse zählt. Die
Zauneidechse ist neben der Blindschleiche eine der häufigsten
Reptilienarten in Österreich, gefährdet ist sie wie die anderen
Reptilienarten auch durch eine schnelle Zerstörung oder
Veränderung ihrer Lebensräume.
Literatur bzw. Internetquellen:
Campbell, N. & Reece, J. (2003). Biologie (6. Auflage). Berlin:
Spektrum Akademischer Verlag.
Günther, R. (Hrsg.). (1996). Die Amphibien und Reptilien
Deutschlands. Jena: Gustav Fischer Verlag.
Gruber, U. (1989). Die Schlange Europas und rund ums Mittelmeer.
Stuttgart: Franckh’sche Verlagshandlung.
Reptilien
http://www.herpetofauna.at/reptilien/lacerta_agilis.php (Zugriff am
15.6.2010, 17:30)
http://www.herpetofauna.at/reptilien/anguis_fragilis.php (Zugriff am
15.6.2010, 17:35)
2) Didaktischer Teil
Didaktische Zielsetzung(en)
Unsere Reptilien Station in Marchegg sollte auf 3 Grundpfeilern
oder Zielen aufbauen.
1) Vermittlung der wichtigsten fachlichen Eckpunkte. Die zentralen
Punkte, die im Rahmen unserer Station abgehandelt werden sollten
waren zum einen die wesentlichen Merkmale der paraphyletischen
Gruppe der Reptilien, Unterschiede zwischen Schlange und Echsen,
deren Bearbeitung sich besonders am Beispiel Schlange –
Blindschleiche anbietet, sowie eine gewisse Artenkenntnis. Speziell
der letzte Aspekt offeriert sich bei den Reptilien besonders, gibt es
doch in Österreich nur vierzehn, bzw. dreizehn Arten (abhängig
davon, ob man die als bereits ausgestorben geltende Wiesenotter
hinzuzählt). Die Überschaubarkeit der Artenzahl verspricht schnelle
Erfolgserlebnisse, was wiederum positiv zur Motivation beitragen
kann.
2) Vermittlung ökologischer Zusammenhänge. Mindestens ebenso
wichtig wie das bloße Erkennen einzelner Arten erschien uns das
Verstehen ökologischer Zusammenhänge. Auf der einen Seite
188
Hans-Jörg Schaumberger & Sebastian Sieghart
versuchten wir den SchülerInnen die Prinzipien der Nahrungskette
näher zu bringen, was sich anhand der von uns gefundenen und als
Anschauungsmaterial verwendeten Schlingnatter und Zauneidechse
hervorragend anbot, konnten wir doch von der Beute der
Zauneidechse bis zu den Fressfeinden der Schlingnatter diese
Zusammenhänge plakativ darstellen. Auch die vielen Gelsen, die
uns während der Unterrichtseinheit belästigten stellten eine gute
Gelegenheit dar, sich dieser Thematik zu näheren – wann immer
ein/e SchülerIn sich über die Nutzlosigkeit der Gelsen beklagte, oder
den Vorschlag dieselben auszurotten einbrachte, konnten wir auf die
Bedeutsamkeit der Gelsen für die den Schülern während unserer
Station lieb gewordenen Reptilien erläutern. Gelsenlarven stellen
eine Nahrungsquelle für manche Amphibien dar, welche wiederum
von Schlangen erbeutet werden. Auf der anderen Seite wollten wir
auch den Begriff Lebensraum beleuchten, Fragen wie „Was braucht
ein Tier zum überleben?“ und „Warum lebt dieses Tier hier?“
sollten beantwortet werden. In diese Zusammenhänge eingewebt
sollte auch das große Thema Naturschutz und Arterhaltung
angerissen und dessen Bedeutsamkeit verdeutlicht werden.
Reptilien
Abscheu oder mit großer Faszination und Begeisterung. An dieser
Stelle wollten wir mit unserer Station anknüpfen: bei vielen
SchülerInnen galt es, sie mit ihrer Angst und Abneigung den
Reptilien gegenüber zu konfrontieren, diese Angst ein Stück weit
überwinden und schließlich entweder in eine neue Faszination für
diese vorher so unbekannten Tiere zu führen, getragen von der
Freude, die eigenen Grenzen ein wenig ausgeweitet zu haben. Das
ultimative Ziel wäre es, eine so große Motivation zu schaffen, dass
SchülerInnen auch über den Unterricht hinaus zu selbstständigen
Lernen bewegt werden – und sei es nur ein Ausflug in den nahe
liegenden Park um zu untersuchen ob und wenn ja welche Reptilien
sich darin aufhalten.
3) Abenteuer Biologie. Über das Vermitteln biologischer Begriffe
und Fakten hinaus war es uns ein Anliegen, Begeisterung,
Neugierde und Interesse für unsere natürliche Umwelt zu wecken.
Wird ein Mensch emotional von einem Thema berührt, ist wie wir
glauben, der Lernprozess um ein vielfaches gesteigert. Was
fasziniert und begeistert wird viel eher im Gedächtnis bleiben. Dies
kommt bei der Behandlung des Themas Reptilien mit lebenden
Objekten eigentlich schon von selbst ins Spiel. Reptilien sind eine
sehr polarisierende Tiergruppe, die kaum einen Menschen „kalt“
lässt – wir begegnen ihnen entweder mit heftiger Abneigung und
189
Hans-Jörg Schaumberger & Sebastian Sieghart
Reptilien
Mit dem Hintergrund Kenntnis über und Begeisterung für die Natur
zu schaffen, kommt für uns noch ein weiteres wichtiges Ziel hinzu.
Die oben kurz angerissene Thematik des Umweltschutzes ist eine
Problematik, mit der wir in den nächsten Jahren noch viel zu tun
haben werden. Als Biologielehrer müssen wir uns bewusst sein, dass
in unserem Unterricht, drastisch und plakativ formuliert, die nächste
Generation
von
Politikern,
Asfinag
Geschäftsführern,
Automobilherstellern oder Fluglinienbetreibern gebildet werden.
Viele Entscheidungen heute werden auf Grund von fehlendem
Wissen über ökologische Zusammenhänge getroffen. Wir Biologen
wissen über die Fragilität und Sensibilität des gesamten Ökosystems
Erde Bescheid, es liegt in unserer Hand und Verantwortung, dieses
Bewusstsein auch weiterzugeben, Kenntnis und in gewissem Maße
auch eine Begeisterung und Zuneigung zu unserer natürlichen
Umgebung zu schaffen – denn letztlich schützen wir nur das was wir
kennen und lieben.
Ablauf unserer Station
Wir stellten die Gestaltung unserer Station unter das Motto „Mit
offenen Augen durch das Abenteuer Natur“. In unserem täglichen
Leben haben wir uns sehr daran gewöhnt, den Blick fokussiert auf
einzelne Details zu richten und nehmen die Dinge, die sich in
unserem peripheren Blickfeld befinden schwach, bis gar nicht wahr.
Für jedes Beutetier wäre diese Gewohnheit verheerend, muss es
doch sein ganzes Blickfeld ausnutzen, um etwaige Fressfeinde
rechtzeitig zu bemerken. Auch für einen Biologen/eine Biologin ist
es ratsam, das eigene Blickfeld zu weiten um soviel wie möglich
von der Umgebung wahrzunehmen, denn wie soll ich eine
190
Hans-Jörg Schaumberger & Sebastian Sieghart
Äskulapnatter, die sich in den Zweigen über meinem Kopf bewegt
bemerken, wenn sich mein Blick einzig und allein auf den Boden
vor mir richtet? Deshalb machten wir mit den SchülerInnen gleich
zu Beginn eine Übung, die ihnen die Grenzen und Möglichkeiten
ihres Gesichtssinnes bewusst machten sollte: Sie stellten sich so auf,
dass sie nach links und rechts genügend Platz hatten, streckten die
Arme seitlich aus, den Blick geradeaus gerichtet. Nun sollten sie die
Finger bewegen und dabei die Arme gestreckt nach vorne bewegen,
bis sie im Augenwinkel die Finger sahen. Hier stoppten sie die
Bewegung der Arme und drehten den Kopf nach links und rechts um
sich das wahre Ausmaß ihres Blickfeldes zu vergegenwärtigen. An
dieser Stelle sagten wir ihnen, dass sie während der nächsten 30
Minuten so aufmerksam wie möglich sein sollten, denn wir würden
uns mit ihnen auf den Weg in den „Marchegger Dschungel“
machen, um Reptilien zu finden. Kurze allgemeine Fragen wie „Was
sind eigentlich Reptilien“ gaben uns Aufschluss über den
Wissensstand unserer SchülerInnen.
Der „Marchegger Dschungel“ war der eigentliche Teil unserer
Reptilien „Exkursion“. Hinter dem Haus bereiteten wir einen mehr
oder weniger schwierig passierbaren Weg durch das Gebüsch vor,
um in den SchülerInnen ein Abenteuergefühl zu wecken. Entlang
des Weges bereiteten wir mehrere kleinere Stationen vor, an denen
den SchülerInnen unterschiedliche Inhalte vermittelt werden sollten.
Bevor die Reise durch den Dschungel losging, wurden die
SchülerInnen von uns mit einem Forschungstagebuch und einer
Lupe ausgestattet, und bekamen den Auftrag, alles was ihnen
interessant erschien zu notieren. Auf dem Weg durch das Gebüsch
entdeckten die SchülerInnen zunächst zwei Terrarien mit
Zauneidechsen. Wie bei den weiteren Stationen auch, war es uns
wichtig, die Tiere in den für sie natürlichen Lebensräumen zu
Reptilien
platzieren. Unterbewusst wie auch bewusst angesprochen, sollten
dadurch Fragen zu ökologischen Zusammenhängen wie „warum lebt
dieses Tier in diesem Gebiet?“, „was braucht dieses Tier zum
Leben?“ oder „welche anderen Lebewesen in diesem Gebiet sind
von der Anwesenheit dieses Tieres direkt oder indirekt beeinflusst?“
angeregt und in einfacher Art und Weise beantwortet werden. Der
Fokus lag bei der Zauneidechsen Station außerdem auf dem
Vermitteln wesentlicher Reptilienmerkmale. Wir nahmen die
Zauneidechsen aus den Terrarien, und gaben den Schülern die
Aufgabe sie mit allen Sinnen möglichst genau wahrzunehmen, sie
genau anzusehen, sie zu berühren, daran zu riechen, etc. Eventuelle
Erkenntnisse sollten sie in ihren Forschungstagebüchern festhalten.
Beim Berühren bzw. in die Hand nehmen der Eidechsen stellten wir
ihnen die Frage, wie sich die Haut des Reptils im Vergleich zu
unserer Haut anfühlt. „Harte Schuppen“, oder „Kalt“ war immer –
spätestens nach der einen oder anderen Zusatzfrage – unter den
Antworten.
Diese Gelegenheit nutzten wir um ihnen die
Schuppenhaut oder die wechselwarme Lebensweise und deren Vor
und Nachteile näher zu bringen. Über den Weg der Wechselwarmen
Lebensweise kamen wir auf das Bedürfnis nach Sonn- und
Überwinterungsplätzen zu sprechen und überlegten gemeinsam, was
dieses Reptil außerdem zum Leben braucht. In der gefühlten
Bedürfnisskala des Menschen scheint das Essen oberste Priorität zu
haben, weit vor dem eigentlich wichtigerem Sauerstoff (saubere
Luft) oder Wasser, was daher rühren könnte, dass wir die Deckung
dieser Bedürfnisse als selbstverständlich anzusehen scheinen. Eine
interessante Bestätigung hierfür, fanden wir in dem Umstand, dass
als erste Antwort auf die Frage nach weiteren Bedürfnissen des
Reptils ausnahmslos die Antwort „Was zum Essen“ kam. Nach dem
Motto „Fressen und Gefressen werden“ führten wir die
191
Hans-Jörg Schaumberger & Sebastian Sieghart
SchülerInnen auf den Gedanken, dass es neben einem
Nahrungsangebot in dem Lebensraum der Zauneidechse auch
Fressfeinde geben wird. Gemeinsam überlegten wir uns, um welche
Tiere es sich handeln könnte, und machten uns schließlich auf
Richtung nächster Station. Unterwegs hatten wir eine Schlangenhaut
an einem Ast angebracht, und hofften darauf, dass die den Weg
vorauseilenden „forschenden“ SchülerInnen diese bemerken würden
– bis auf ein einziges Mal war dies auch immer der Fall.
Bemerkenswert war, dass die SchülerInnen ihren Fund ausnahmslos
sofort als Schlangenhaut angesprochen haben, und auch auf unsere
abwertenden Aussagen wie „Nein, ich glaub das ist ein
Plastiksackerl!“ nicht von dieser Idee abbringen ließen. So sollten
sie nun mit der Lupe die Haut genau untersuchen - und wir
versuchten im sich entwickelnden „SchülerIn-Lehrer-Gespräch“
herauszuarbeiten, warum Schlangen ihre Haut abwerfen, und wie
der Mensch das Problem der zu eng werdenden Körperhülle löst.
Nur ein paar Meter weiter wartete bereits die nächste Station – ein
Terrarium mit dem Star unseres Reptilien Abenteuers, dem
ausgewachsenen Schlingnatternmännchen „Jimmy“. Was keiner der
SchülerInnen (und auch nur eine der Betreuungslehrbeauftragten)
bemerkte war, dass wir direkt hinter dem Terrarium eine tote
Äskulapnatter so natürlich wie möglich um einen Ast gewickelt
hatten. Hiermit wollten wir einerseits testen, ob von der
Blickfeldübung vom Beginn noch etwas zu bemerken war, und
andererseits hätten wir die Chance ergriffen, auf die Kennzeichen
und Lebensweise der Äskulapnatter einzugehen. Da aber die
SchülerInnen wieder zu ihrem gewohnt fokussierten Blick
zurückgefunden hatten und die Schlange nicht bemerkten,
beschränkten wir uns in unseren Ausführungen auf die
Schlingnatter. Diese bat zunächst einen hervorragenden
Reptilien
Anknüpfungspunkt
zur
Zauneidechse
und
zur
Nahrungskettenthematik. Ein weiterer wichtiger Punkt, neben dem
Erläutern der Kennzeichen von Schlangen bzw. der Vergleich mit
den Fakten, die sie sich früher über die Zauneidechse notiert hatten,
dem Herausarbeiten der wichtigsten Kennzeichen einer
Schlingnatter und einer allgemeinen Einführung zu Schlangen in
Österreich, war der Angst- und Abneigungsabbau der SchülerInnen
dieser Tiergruppe gegenüber. Kostete es sie bei der Zauneidechse
noch relativ wenig Überwindung, sie in die Hand zu nehmen,
wollten die meisten die Schlange zunächst berühren wenn sie von
einem von uns festgehalten wurde. Nach kurzer Zeit wurden
Neugierde und Begeisterung doch größer als die Furcht und kaum
eine SchülerIn ließ sich die Gelegenheit entgehen, eine Schlange
selbst in der Hand gehalten zu haben.
Eine Böschung und ein paar Büsche weiter fand sich auch schon die
letzte Station unserer Forschungsreise durch den Marchegger
Dschungel. Wir hatten zwei Terrarien vorbereitet: in dem einen
befand sich eine junge Schlingnatter und in dem anderen eine
Blindschleiche. Wir teilten den jungen Forschern nun mit, zwei neue
Reptilien seine gefunden worden und weil sie jetzt Spezialisten auf
dem Gebiet Reptilien sind, sollten sie diese beiden Tiere genau unter
die Lupe nehmen und alles notieren was ihnen dazu einfällt. Wir
ließen ihnen Zeit, die Tiere selbstständig zu untersuchen und zu
vergleichen, standen für Rückfragen und für ein eventuelles Halten
der Tiere zur Verfügung. Unser Hintergedanke war, ein nochmaliges
eigenständiges Wiederholen und Bewusstmachen der Merkmale von
Schlange und Echsen, am für den Laien schwierigen Beispiel
Schlange – Blindschleiche. Hier ergaben sich oft Diskussionen
zwischen den SchülerInnen, welche wiederum die Folge hatten, dass
die Schüler die Tiere noch genauer betrachteten.
192
Hans-Jörg Schaumberger & Sebastian Sieghart
Zum Abschluss bekamen die Schüler dann die von uns gebastelten
Sammelkarten, mit denen sie die wichtigsten Fakten noch einmal
mit dem von ihnen geführten Forschungstagebuch vergleichen
konnten. Unter den Sammelkarten befand sich auch eine Karte mit
Informationen zur Äskulapnatter, und wir teilten den SchülerInnen
mit, dass sie den Weg leider nicht aufmerksam genug zurückgelegt
hatten und diese Schlange übersehen haben. Hiermit wollten wir
ihnen noch einmal vor Augen führen, wie wichtig es ist, mit offenen
Augen durch die Welt zu gehen, und dass für einen Biologen die
Abenteuer jederzeit und überall lauern können.
Reflexion
Zur Vorbereitung
Ein Lehrauftritt lässt sich wahrscheinlich am ehesten mit einem
Fußballspiel vergleichen – man überlegt sich mit welchem „Gegner“
Reptilien
man es zu tun hat, und legt sich eine Taktik zurecht. Dabei darf man
nie vergessen, dass der Verlauf des „Spieles“ darüber hinaus auch
von äußeren Umständen, der eigenen Tagesverfassung und dem
Zustand der „Gegenspieler“ abhängt. Somit hängt der Erfolg des
Spieles, wie auch des Lehrauftrittes letztlich nicht allein von einer
guten Taktik, sondern auch von der Fähigkeit sich flexibel auf
unvorhersehbare Geschehnisse und Situationen einzustellen.
In der Vorbereitungsphase waren wir uns über unsere didaktischen
Zielsetzungen sowie einen ungefähren Ablauf der Station bald im
Klaren. Eine detaillierte Planung konnten wir im Vorfeld nicht
realisieren, da wir nicht wussten, welche Tiere wir in der
Vorbereitungszeit in Marchegg wirklich finden würden. So bestand
unsere Arbeit in den Wochen vor der Lehrveranstaltung
hauptsächlich aus einer fachlichen Auseinandersetzung mit der
Thematik Reptilien, sowie einer Ideesammlung zu möglichen
Komponenten unserer Station in Marchegg.
Die Vorbereitungszeit in Marchegg begann für uns sehr positiv,
innerhalb der ersten drei Stunden vor Ort hatten wir bereits ein
adultes und ein juveniles Schlingnattern Exemplar. Der Rest unserer
Zeit wurde für uns jedoch zum Geduldsspiel. Stundenlang
durchsuchten wir die Büsche, Tümpel und Böschungen im weiten
Umkreis um das Haus in Marchegg, jedoch ohne Erfolg. Dies
machte uns ein wenig nervös, denn einerseits hatten wir das Gefühl,
wir sollten auch dem genauen Planen unserer Station mehr Zeit
schenken, andererseits waren wir der Meinung mit mehr
Anschauungsmaterial unsere Station für die SchülerInnen noch
interessanter gestalten zu können. Dieses Hin und Her dauerte bis
zum Sonntagabend an – bis wir endlich noch zwei wunderschöne
Zauneidechsen (Männchen und Weibchen) und eine Blindschleiche
gefunden hatten. Endlich konnten wir uns beruhigt der
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Hans-Jörg Schaumberger & Sebastian Sieghart
Detailplanung unseres „Reptilien Abenteuers“ widmen, also die
Taktik für unser Spiel mit der Unterstufen- bzw. der
Oberstufenklasse zurechtlegen.
Oberstufenklasse
Lange überlegten wir uns, ob unsere geplante „Forschungsreise
durch den Marchegger Dschungel“ für eine Oberstufenklasse
altersadäquat ist. Diese Gedanken stellten sich als unbegründet
heraus, denn alle SchülerInnen folgten uns mehr oder weniger
begeistert durch das dichte Gestrüpp hinter dem alten Haus in
Marchegg, nahmen auch unsere Stationen gut an, und aus dem
persönlichen Feedback einiger SchülerInnen direkt nach unserem
Lehrauftritt wie „Das war uurspannend!“ entnahmen wir, dass sie
die vielleicht etwas kindlich anmutende Umsetzung unseres Themas
durchaus positiv aufgefasst haben. Ein ziemlicher Schock für uns
war die Unterschiedlichkeit im Wissensstand zwischen den
einzelnen SchülerInnen. Um den Kreis zum Vergleich mit dem
Fußballspiel zu schließen, hatten wir keine andere Wahl, als die
Inhalte der einzelnen Durchgänge an das Niveau der jeweiligen
SchülerInnen anzupassen, sprich von unserer strikten Taktik
Abstand zu nehmen und uns an die Verfassung unserer
„Gegenspieler“ heranzutasten. Unglaublich erschienen uns einzelne
Aussagen der SchülerInnen wie beispielsweise auf die Frage „Was
sind Reptilien“ die Antwort „Sind das nicht so alte Knochen und
so?“ oder auf die Frage nach Fressfeinden der Schlingnatter die
Antwort „Reh?“. Solche offenbaren Wissenslücken ließen uns mit
einem mulmigen Gefühl für unsere Zukunft als Biologie Lehrer
zurück.
Alles in allem gingen wir mit einem sehr positiven, gestärkten
Gefühl aus unseren Oberstufen Lehrauftritten heraus, unsere Station
Reptilien
funktionierte über weite Strecken so wie wir es uns vorgestellt
hatten und auch das direkte Feedback einiger SchülerInnen bestärkte
uns.
Zwei Dinge erschienen uns nach dem ersten Tag als
verbesserungswürdig: Zum einen ergab sich aus unserer Idee, viel
Raum für etwaige Improvisationen (den wir beispielsweise auf
Grund des unterschiedliche Wissensstandes oder auf Grund der
lästigen Gelsen auch dringend benötigten) der Umstand, dass wir
unsere Präsentationen nicht wörtlich durchgeplant und aufgeteilt
hatten. Hieraus ergab sich ein Ungleichgewicht in der Aufteilung
der Inhalte, weil einer viel mehr Anteil an den Gesprächen hatte als
der Andere. Zum zweiten wollten wir die SchülerInnen noch ein
wenig mehr selbstständig arbeiten lassen, deshalb brachten wir für
den zweiten Tag, für die Unterstufenklasse die Idee mit den
Forschungstagebüchern ins Spiel.
Unterstufenklasse
Der Vormittag mit der Unterstufenklasse war wahrlich ein Genuss
für uns – die kindliche Begeisterung der SchülerInnen steckte auch
uns an. Die Forschungstagebücher erwiesen sich als gute Innovation
dem Vortag gegenüber, die Wissbegierigkeit der Kinder sprudelte in
Form von vielen Fragen aus ihnen heraus, keiner einzigen Schülerin
und keinem einzigen Schüler mussten wir zweimal die Anweisung
geben, ein Tier genau anzusehen. Während die erwachsene
Schlingnatter Jim bei einigen OberstufenschülerInnen noch
Abneigung und Angst hervorrief, mussten wir bei den SchülerInnen
der Unterstufe nur Acht geben, dass sie die Schlange nicht zu fest in
die Hand nahmen. In einer gemeinsamen Reflexion hielten wir im
Anschluss fest, dass wir den Aufbau unserer Station sehr gut
gewählt und auch die Inhalte auf ein für 40 Minuten gutes Maß
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Hans-Jörg Schaumberger & Sebastian Sieghart
Reptilien
gekürzt haben. Was blieb war die Erkenntnis, dass eine weitere
Verbesserung vielleicht dadurch möglich wäre, dass wir uns noch
weiter aus dem Geschehen zurückziehen und Wege finden, die
SchülerInnen Inhalte selbst erarbeiten zu lassen, wie wir es
ansatzweise beim Vergleich Schlange – Blindschleiche geschafft
haben. In Summe sind wir aber der Meinung, eine gute Taktik
gewählt zu haben, und ausreichend Platz gelassen haben, um Fall
des Falles angemessen reagieren zu können.
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Feedback
Feedback
und Erinnerungen der Schulklassen
Marchegg II
(7.Klasse)
Spezifisch gefallen:
• Tierspuren: „die Süße mit der schwarzen Jeans“
• Baum: das Klettern war BOMBÄÄ; sehr tolle Aktion,
Mädels
• Reptilien: große Begeisterung von Hansi und Sebastian
gespürt
• An alle: alles sehr nette Leute, sehr nette Atmosphäre, sehr
sehr liebe Betreuer
• Würden wir wieder machen
• Weiß vieles in Bio mehr als vorher :-))
Reihung der Stationen
Allgemein gefallen
„Selber machen lassen“ … „Selber angreifen“ … „Direkt an den
Tieren erklären“ … „Begeisterung bei den Studenten gespürt“ …
„Selber fischen“ … „Klettern“ … „Bienentanz“ … „Selber
beobachten“ … „Selbstständig arbeiten“
196
Feedback
(1.Klasse)
„Schreibe in kurzen Worten, was dir bei den einzelnen Stationen
gefallen hat und was nicht!“ (Achtung, zum Teil haben die Kinder
die Stationen verwechselt, z.B. Tierspuren und Signale. Rechtschreibfehler wurden aus Authentizitätsgründen beibehalten; das mit
dem „dass“ macht den armen Kleinen echte Probleme – aber das
kenn ich auch von Studis ;-)
Leider ist von Marchegg I kein Feedback verfügbar.
Tierspuren
„Sie waren leicht zu finden und es war lustig“ … „intresant“ …
„Die Knochen“ … „alles auser Gelsen“ … „Ich will nicht Knochen
sehen. Ich will sucht sachen gefällen“ … „alles auser Gelsen“ …
„Ich will nicht Knochen sehen. Ich will sucht sachen gefällen“ …
„Spuren suchen“ … „Das ist echt Abenteuer“… „Das war lustig,
weil sehr nette Mädchen dabei waren und wir einen Bienentanz
gemacht haben“ … „Es war intressiert um das Spuren finden“ …
„Es war sehr lustig, aber mir hat nicht so gut gefallen, dass wir nicht
so weit gehen durften, als wir aleine gesucht haben“ … „Mit hat das
Skelett vom Reh was wir gefunden haben sehr gut gefallen“ …
„Tolle Darstellungen“ … „Sehr lustig und cool“
Abwehrstrategien von Pflanzen
„Das wo ich ins Wasser gegangen in, das war cool“ … „+ viele
Pflanzen“ … „Interesante Pflanzen und umwerfende Entdeckungen“
… „Das ist wirklich interessant!!!“ … „Mir hat gefallen zu testen ob
die Pflanze sauer ist und es hat mir nicht gefallen die Pflanzen zu
holen“ … „Mir hat gut gefallen das wir die Pflanzen gesucht haben“
… „Mir hat gefallen, dass man selber austesten durfte, ob eine
Pflanze ein Gift oder eine Säure beinhaltet“ … „Das suchen“ …
„war lustig mir dem Gift erkennen“ … „war interesant“
Amphibien
„Die Frösche waren lustig“ … „Die Frösche“ … „Frösche berühren“
… „Das war sehr lustig und der Laubfrosch niedlich. Frösche
springen weg und wir mussten fangen“ … „gefällt mir wirklich gut,
weil ich die Frösche und die anderen Tiere streicheln darf“ … „Die
Amohibienstation war sehr lustig, weil der Marijana ein Frosch auf
den Arm gefallen ist“ … „Das wir Amphibien in der Hand gehalten
haben, weil es lustig war“ … „Wir durften die Frösche halten und
im Tümpel nach Fröschen und Kröten suchen“ … „Leider hat die
Unke geblutet“ … „Mir haben die Tiere gefallen. Die Rotbauchunke
war dann sehr rot (Blut)“
Vom Wasser aufs Land
„Mir hat das Algen Fischen gefallen“ … „lustig“ … „alles auser
Gelsen“ … „Mir hat gefallen, dass man in den Tümpel bis zur Hälfte
hineingehen durfte“ … „Mir hat gut gefallen das wir im Wasser
waren“ … „Es war lustig weil wir dachten das wir nass werden“ …
„Nette Betreuung, lustige Pflanzen“ … „Moos“ … „Cool war das
ich ins Wasser gehen durfte“ … „sehr spannend und lustig“
Signale
„auch sehr lustig und cool“ … es war sehr spannend“ … Die
Schmetterlinge, keschern“ … „Froggi (die Rotbauchunke) und das
selber fangen von Insekten“… „Falter fangen mit kescher hat mir
gut gefallen“ … „Ich habe es sehr lustig gefunden, als wir uns wie
197
Feedback
Bienen nach gemacht haben. Aber ich habe kein kleines Tier
gefangen“ … „Das wir tote Fliegen, Bienen und Hummeln in der
Hand gehalten haben und getanzt haben“ … „alles auser Gelsen“ …
„Die Tiere waren super“
Wirbellose Wassertiere
„interessant war das die larve vom gelbrandkäfer größer ist als der
Käfer“ … „lustig“ … „Das Kaschen war lustig“ … „Mir hat
gefallen, dass man Tiere aus dem Tümpel fischen durfte und darüber
einen Steckbrief schreiben“ … „Ich mag nicht, wenn ich hässliche
Insekten sehen, aber ich hatte es Spaß gemacht“ … „Mir gefällt
schon gut, weil ich diese Tiere noch nie gesehen habe“ … „Ich
fanden viele unbekannte Wassertiere von mir. Sehr intressiert von
Larve von Gelbrandkäfer. Urspannend.“ … „Es war sehr
interessand.“ … Mit kescher kleine Tiere fangen ist auch ur lustig
gewesen. Finde ich interesant“ … „Das Keschärn“ … „ – sehr viele
Gelsen, + lustige Tiere“
Reptilien
„alles auser Gelsen“ … „Mir hat gut gefallen, dass man die
Schlangen und Eidechsen angreifen und halten hat dürfen“ … „Das
wir Peptilien gehalten haben und die verschiedenen Farben gesehen
haben, ob sie giftig sind“ … „Es war spannend die Blindschleiche
und die Eidechse in der Hand zu halten“ … „Nicht so gut, weil wir
nur zugeschaut haben“ … „Mich interessiert nicht weil Schlange
nicht schmeichelt, kann immer bissig“ … „Die Tiere haben sich
lustig angefühlt“ … „Schlange war ur cool zum anfassen und ins
Forschungstagebuch schreiben“ … „+ Eidechsen berühren“ …“Die
Schlangen“ … „Die Eidechse war sehr ruhig und süß“ … „sehr cool
und interessant“
Baum als Lebensraum
„sehr lustig und spannend“ … „ich fand es cool das ich auf den
Baum klettern durfte“ … „Das Klettern. Der tote Fisch“ … „Das
klettern auf den Baum und die gute Erklärung“ … „Klettern war ur
cool weil ich gerne klettere. Und Tiere einfangen anmalen war auc h
sehr lustig“ … „Ich fande die aussicht toll“ … „Spannend für mich“
… „Das ist die einzige, die ich besonders gut gefallen. Besonders
beim Klettern (Seil)“ … „Ich kletterte mit dem Seil auf dem Baum“
… „sehr super“ … „alles auser Gelsen“ … „das klettern“ …
Prof. Kasper erläutert die besonderen
ökomorphologischen Anpassungen der
Wirtshausblume Helianthus plasticus
198
Feedback
...und hier noch Briefe
einiger TeilnehmerInnen...
Lieber Erich!
Manche Dinge im Leben muss man erst mal sacken lassen um
sie wirklich begreifen zu können. So ist es mir auch mit
Marchegg gegangen. Erst jetzt kann ich meine Gefühle und
Gedanken in Worte fassen. Das ist auch der Grund warum ich
dir diese Mail schreibe. Direkt in, oder direkt nach einem
Erlebnis kann ich oft noch gar nicht sagen ob, und wenn ja was es
mir bedeutet hat. Fassen wir das also einfach als ein weiteres
Feedback auf – eines mehr oder weniger ist ja jetzt auch schon
wurscht!
Am letzten Tag habe ich mich schon so sehr auf meine Familie,
mein zuhause, Zivilisation und eine Klospülung gefreut, dass ich
es kaum erwarten konnte, endlich anzukommen. (Es hätte mich
übrigens keineswegs gestört noch einen Tag länger dort zu bleiben.
Aber wenn man erst mal bei einem Wirten– einem echten
Wirten, also mit Kellner, Tischdecken und dem ganzen Drum
und Darnn- war, dann gibt es kein Zurück mehr und man
sehnt sich nach unserer neumodernen Gesellschaft mit ihren
wahnwitzigen Geräten, in die man beispielsweise dreckiges
Geschirr hineinlegt und die es wie durch Zauberhand sauber
werden lassen.)
Hundemüde, im Bett liegend, und mit etwas Erschrecken über
die eben gewonnene Erkenntnis ist mir klar geworden, dass es
tatsächlich ein „vor-Marchegg“ und ein „nach-Marchegg“ gibt:
Marchegg wird mir fehlen!! Mit nervösen Zuckungen in der
kleinen linken Zehe und bereits die Nummer des besten mir
bekannten Neurologen tippend erkenne ich, dass mir eine
Lehrveranstaltung fehlen wird. Ich versuche also meine Aussage
zu überdenken und schau mir das ganze noch einmal ganz, ganz
genau an. Hilft aber nix! Marchegg wird mir fehlen! Ich habe
schon so einige Lehrveranstaltungen in meinen Studienjahren
erlebt, auch einige sehr, sehr gute und inspirierende, aber noch nie
habe ich mich nach Beendigung der Lehrveranstaltung
zurückgesehnt.
199
Feedback
Ihr drei und jeder einzelne der 18 anderen StudentInnen
haben mir so unglaublich viel gegeben. Ich bin noch ganz besoffen
von all den Eindrücken die ich gewonnen habe, dass ich mir über
das genaue Ausmaß dessen, wie sehr mich Marchegg, ihr alle –
und vor allem „Schrecki“- geprägt haben noch gar nicht bewusst
bin.
Jetzt erst wird mir klar, dass ich ein „nach-Marcheggler“ bin
und die Zeit als „vor-Marcheggler“ scheint wie aus einem
anderen Leben. Danke, dass ihr mir und all den anderen
StudentInnen diese Erfahrung ermöglicht.
Zusammenfassend war es … wie soll ich sagen … einfach
großartig!
PS.: Lass bitte Eva und Düdlü auch ganz lieb grüßen.
Hey,
echt org, dass es anderen auch so geht!
kaum zurück, fühlte ich mich so frisch geduscht irgendwie
merkwürdig und ich wollte einfach wieder zurück...back to the
nature!!!!
jacki und ich haben uns heute beim weggehen getroffen und
mussten uns gleich mal umarmen...soooo lang is her ;)!
es war eine wunderbare zeit...wovon man nur träumen
kann...die reine biologie :)!!!
hab auch gleich mal düdlüs geschichten vermisst....hab echt
viel dabei gelernt.
es muss ein baldiges treffen wieder her....eindeutig!!!
ganz liebe grüße an alle,
Hallihallo..
i muass dazua natürlich o no was sega..es war wirklich
a tolle zit mit euch..i denk mir hon viel für unser
studium glernt..und glichzitig o no a paar tolle menschen
kenna glernt..und einige vo euch hob i sogar noch dera
kurza zit..scho total ins herz gschlossa :)..
i wünscht..mir künnten des wiederholen..doch leider isch
as im studium so..dass ma sich alles immer wieder
verloft..was total schade isch..
daher..an vorschlag vo mir..was halten da davo..wenn ma
vlt. unsre tollen bötchen ustesta gohn?!..vlt. im
stadtpark?!..oda so?!..
ganz liebe grüße und no a schös wochenende :)..
200
Feedback
Mene, Hansi und das „Tierspuren“-Reh
bei der Nachbereitung der Lehrveranstaltung...
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