Marchegg 2011 - Universität Wien

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Marchegg
2011
1
Skriptum im Rahmen der Lehrveranstaltung
„Freilanddidaktik in Biologie und Umweltkunde“
© 2011 Universität Wien
Marchegger
Pulverturm
Teilnehmer
Eva
Ursprung
Andreas
Zimmerer
Christian
Pichler
Theresa
Weinberger
Simon
Canaval
Teilnehmer Gruppe 1
Pirmin
Suter
Christoph
Winter
Verena
Schmiedrathner
Valerie
Schönbeck
Birgit Weis
Erich Eder
Flora
Bittermann
Melanie
Senekowitsch
Gerald
Schmid
Matthias
Mair
Johanna
Greber
Maria Hölzl
Clara
Etzlstorfer
Eva
Hausberger
Bianca
Sestak
Irene
Holzinger
Eva Maria
Mühlbauer
1
Euphorbia
cyperissias
Johanna Seelich
Erich Eder
Teilnehmer
Philipp Enders
Hanna Stadlbauer
Teilnehmer Gruppe 2
Carina Gaster
Eva
DamalsnochUr
sprungjetztRin
glerwirgratulie
ren
(Kopf oder Laptop bitte um 90° drehen)
Klaus Kaltenbrunner
Claudia Gottlieb
Fenja Teubert
Katrin Friedl
Stephanie Vorderwinkler
Marion Lehner
Sanela Salihovic
Tobias Schernhammer
Florian Schweitzer
Pero Limbeck
Adesola Adebesim
Caroline Wedl
Lisa Schak
Aladin Haunold
1
inhalt
Kluges Grünzeug .............................................................................................................................................. 5
Lebensraum Boden ........................................................................................................................................... 14
Aupflanzen ....................................................................................................................................................... 19
Signale im Tier- und Pflanzenreich ................................................................................................................... 24
Vom Wasser aufs Land ..................................................................................................................................... 33
Evertebraten...................................................................................................................................................... 39
Kräuterhexe und Magier ................................................................................................................................... 50
Blütenökologie.................................................................................................................................................. 56
Die unbekannte Reise ....................................................................................................................................... 66
Thema: Der Boden............................................................................................................................................ 75
Abwehrmechanismen der Pflanzen ................................................................................................................... 80
Wirbellose Tiere ............................................................................................................................................... 95
Wer hat was vom Blütenbesuch?....................................................................................................................... 104
Der Lurch im Sumpf ......................................................................................................................................... 115
Reptilien ........................................................................................................................................................... 127
Tierspuren......................................................................................................................................................... 139
Das Leben ist eine Zweibahn ............................................................................................................................ 146
Reptilien ........................................................................................................................................................... 158
Den Tieren auf den Fersen ................................................................................................................................ 166
Birgit Weis, Irene Holzinger, Abwehrstrategien Pflanzen
Kluges Grünzeug
Wie Pflanzen zurückschlagen
Akazie (Acacia sp.), die in ihren Nebenblattdornen Ameisen
beherbergt und ihren Untermietern sogar Nahrungskörperchen auf
den Fiederblättchen zur Verfügung stellt, wodurch sie im Gegenzug
von den wehrhaften Insekten vor Herbivoren geschützt wird.
von Irene Holzinger & Birgit Weis
Fachliches
Abwehrmechanismen - wozu und welche gibt es?
Da Pflanzen an ihrem Standort verankert sind und nicht wie Tiere vor
ihren Feinden flüchten können, haben sie im Laufe der Evolution
bestimmte Strategien entwickelt, um Fressfeinde von sich abzuhalten.
Abwehrmechanismen können konstitutiv oder induktiv wirken.
Konstitutiv bedeutet, dass sie direkt, jederzeit und meist gegen
verschiedene Fressfeinde wirken. Induktive Mechanismen haben eine
hohe Spezifität und kommen nur bei tatsächlichem Befall oder Fraß
zum Einsatz – so schmecken zum Beispiel die Blätter der
Kreuzblütler (Brassicaceae) erst bei Gewebsverletzung scharf, weil
dann erst durch den Kontakt zwischen Zellsaftvakuole und
Cytoplasma Glykoside gespalten werden, wobei die für die
Fressfeinde giftigen Senföle entstehen.
Man unterscheidet grundlegend drei Gruppen von Mechanismen bei
der Pflanzenabwehr: Mechanische (strukturelle Barrieren),
Chemische (Pflanzeninhaltsstoffe),
und Biologische (andere
Organismen werden miteinbezogen) Resistenzfaktoren. Das
bekannteste Beispiel für biologische Abwehr ist sicherlich die Echte
Mechanische Abwehrmechanismen
Mechanische Abwehrmechanismen wirken, indem sie Herbivoren
den Zugang zur Pflanzennahrung erschweren. Am besten bekannt
sind in diesem Zusammenhang neben einer resistenten Epidermis
Stacheln (Gebilde aus der Epidermis) und Dornen (umgebildete
Blätter oder Blattteile). Stacheln sind u.a. typisch für Rose, Himbeere,
Brombeere, sowie für Disteln; Dornen finden sich beispielsweise auf
Weißdorn, Schlehdorn, Robinie und Berberitze. Mechanische
Abwehr ist aber nicht immer so auffällig: Trichome sind - meist
einzellige - Haare, die an verschiedenen Teilen der Pflanze auftreten
und aus der Epidermis entstanden sind. Sie besitzen vielfältige
5
Birgit Weis, Irene Holzinger, Abwehrstrategien Pflanzen
Funktionen, denn neben der Abwehr dienen sie auch als Schutz vor
extremer Temperatur (Hitze, Kälte), vor Austrocknung oder helfen,
die Samen zu verbreiten. Daneben können Haare zum Festhalten an
nebenstehenden Pflanzen dienen, so wie beim Spreizklimmer
Klettlabkraut (Galium aparine). Manche Trichome vereinigen
mechanische und chemische Abwehr: Die Große Brennnessel (Urtica
dioica) ist hierfür ein gutes Beispiel. Am oberen Ende des Haares sitzt
ein Drüsenköpfchen, das bei Berührung abbricht. Im Folgenden setzt
das Haar eine Mischung aus Ameisensäure, Acetylcholin, Serotonin
und Histamin frei und verursacht so bei den Fressfeinden (oder beim
Menschen) ein Brennen und Erscheinungen auf der Haut. Man kann
also sagen, dass die Haare von außen als mechanische Resistenz und
der Saft im Inneren als chemische Resistenz dienen.
Chemische Abwehrmechanismen
Die chemische Resistenz ist im Gegensatz zur mechanischen meist
nicht mit dem freien Auge erkennbar und deswegen oft auf den ersten
Blick nicht sichtbar. Um sie dennoch zu entdecken, ist es hilfreich, an
einem zerriebenen Blatt zu riechen oder auch zu kosten. Sekundäre
Pflanzeninhaltsstoffe sind solche Verbindungen, die für das
unmittelbare Überleben (Photosysnthese und Stoffwechsel) der
Pflanze nicht notwendig, aber im Ökosystem und in Konkurrenz mit
anderen für die Pflanze essentiell sind. Es sind zum Beispiel
Milchsäfte, wie bei Schöllkraut (Chelidonium majus), Wolfsmilch
(Gattung Euphorbia) und Löwenzahn (Taraxacum officinale agg.).
Wie die Brennhaare der Brennessel vereinen auch Milchsäfte oft
chemische und mechanische Abwehr: Denn zusätzlich zu einer
eventuellen Giftwirkung verklebt die hochviskose Flüssigkeit die
Mundwerkzeuge von Insekten. Den Saft des Schöllkrauts hat sich der
Mensch übrigens wegen seiner antibiotischen Inhaltsstoffe schon vor
langer Zeit zur Behandlung von Warzen zu Nutze gemacht.
Weitere Substanzen, die häufig zur chemischen Abwehr von Pflanzen
synthetisiert werden. sind Bitterstoffe wie beim Hopfen (Humulus
lupulus), Säuren, z.B. beim Großen Sauer-Ampfer (Rumex acetosa)
und verschiedenste auch für den Menschen toxisch wirkende Stoffe:
Das Spindelgift Colchicin bei der Herbstzeitlose (Colchicum
autumnale) oder die Alkaloide Atropin und Hyoscyamin bei der
Tollkirsche (Atropa belladonna) sind dafür Beispiele. Die Tollkirsche
sorgt immer wieder für schwere Vergiftungen bei Kinder: Beim
Verzehr schmecken die schwarzen, attraktiv aussehenden Beeren gut,
erst einige Zeit später beginnt das Gift zu wirken.
Noch giftiger ist die Gewöhnliche Osterluzei (Aristolochia
clematitis). Ihre Inhaltsstoffe (Aristolochiasäure u.a.) sind für den
Menschen stark krebserregend und nierenschädigend. Dennoch gibt
es ein Tier, dem das starke Gift der Pflanze nichts ausmacht, nämlich
den Osterluzeifalter: die Raupe nutzt die Giftigkeit der Pflanze sogar,
indem sie von ihr frisst und selbst giftig wird.
6
Birgit Weis, Irene Holzinger, Abwehrstrategien Pflanzen
Der Echte Kerbel (Anthriscus cerefolium) verteidigt sich wie sehr
viele andere Doldenblütler (Apiacae) mit ätherischen Ölen gegen
Herbivoren. Der Mensch macht von dieser Abwehrstrategie in der
Karotte, Petersilie, Sellerie, Pastinak und viele andere Doldenblütler
als Gewürze und Kräuter.
Didaktik
zu motivieren. Deshalb suchten wir nach einem innovativen Konzept,
das die Lernenden begeistern würde. Nach langem Nachdenken
einigten wir und schlussendlich darauf, das Thema so aufzubereiten,
dass die Pflanzen wie bei einer Schnitzeljagd gesucht werden
mussten. Die Pflanzen, die wir didaktisch aufbereiten wollten, waren:
Mechanische Abwehrmechanismen:
 Weißdorn
 Klettlabkraut
 Distel
 Erdbeere
 Brennnessel (als Beispiel für eine Kombination aus
mechanischer und chemischer Abwehr)
Chemische Abwehrmechanismen:
 Schafgarbe
 Schöllkraut
 Osterluzei
 Knoblauchsrauke
 Bärlauch (inkl. Vergleich mit der hochgiftigen Herbstzeitlose)
„So machen wir das!“ – Didaktisches Konzept
Als wir von unserem Thema erfuhren, dachten wir, dass es bestimmt
schwer werden würde, die Schüler genauso für Pflanzen wie für Tiere
Als Einstieg war geplant, den Schülern das Thema kurz als Vortrag
vorzustellen. Anschließend sollten sie die Unterscheidung der
Abwehrmechanismen erklärt bekommen.
Unsere Idee war, die Schüler dann ca. 15 Minuten allein
loszuschicken und die richtigen Pflanzen suchen zu lassen. Dazu
bereiteten wir noch in Wien Kärtchen mit dem Bild und Namen der
Pflanzen vor. Als Hilfestellung bei der Suche zeichneten wir in
Marchegg Umgebungspläne, wo die wichtigsten Punkte der
Umgebung (Haus, Pumphaus, Rapsfeld, Toilette), sowie die Standorte
7
Birgit Weis, Irene Holzinger, Abwehrstrategien Pflanzen
der Pflanzen mit Rufzeichen eingezeichnet waren. So einen Plan
sollte jeder Schüler mitbekommen.
Am richtigen Standort angekommen, war als Aufgabe für die Schüler
geplant, die Pflanze abzupflücken und eine Abwehrfrage, eine
Standort- und eine Spezialfrage zu beantworten. – Die Spezialfrage
soltte für jede Art einen besonderen Aspekt (wie z.B.
Unterscheidungsmerkmale von Bärlauch und Herbstzeitlose
erforschen) behandeln – oft waren auch kleinere Skizzen
anzufertigen. Als Hilfsmittel wollten wir unter anderem ein Binokular
für das Brennhaar der Brennnessel und Lupen zur genaueren
Untersuchung der Pflanzen anbieten. Alle Pflanzen und zusätzliche
Arten für Demonstrationszwecke sollten auch bei uns am Stand
stehen, die Antworten bei uns am Treffpunkt aufliegen und im Fall
von Abwehr- und Standortfrage von den Schülern selbstständig
überprüft werden. Die Spezialfragen wollten wir im Plenum
besprechen und als Abschluss gleichzeitig die wesentlichen „TakeHome-Messages“ unserer Station noch einmal gemeinsam
wiederholen.
Weniger ist mehr – Unsere Lehrziele
8
Birgit Weis, Irene Holzinger, Abwehrstrategien Pflanzen
Die Ideen waren zahlreich, die Motivation war groß –
dementsprechend lang war anfangs auch die Liste der Lehrziele, die
wir ursprünglich in die uns zur Verfügung stehende halbe Stunde
verpacken wollten – insgesamt nicht weniger als sieben
verschiedene, von denen jedes allein Basis für mehrere Monate
Biologieunterricht hätte sein können. Einige Lehrziele waren bis
dato auch für uns neu (z.B. jedes noch so langweilige Pflänzchen hat
irgendeine interessante Besonderheit zu bieten), einige davon waren
sehr allgemein gehalten (z.B. Fähigkeit zum korrekten Lesen einer
Umgebungskarte; Wiederholen der allerwichtigsten Merkmale
verschiedener Pflanzenfamilien).
Schon bei der ersten Gruppe stellten wir fest, wie knapp 30 Minuten
sein können, weshalb wir unsere Lehrziele drastisch reduzieren
mussten. Unsere Vorgehensweise war immer spontan, sodass sich
bei jeder Gruppe etwas andere Schwerpunkte ergaben.
•
•
Natur erkennen und begreifen
Die zwei großen Pflanzen-Abwehr-Mechanismengruppen
kennen
Beispielpflanzen kennen, die einen bestimmten
Abwehrmechanismus aufweisen
Im Laufe der Zeit blieben für uns folgende vier Lehrziele über, die
wir versuchen wollten, bei jeder Gruppe zu erreichen:
Die SchülerInnen sollen…
• Sich für die Natur
sensibilisieren und
beobachten,
was
manche Organismen
besitzen und anderen
wiederum fehlt
• Das Zusammenspiel
von verschiedenen
Lebewesen in der
Erstens kommt es anders,….. - Zur praktischen Umsetzung
Wir gehörten zu den fünf unglücklichen Stationen, die am
Mittwochmorgen durch die verfrühte Ankunft der Schüler
überrascht wurden. Unsere Station war kaum fertig aufgebaut und
die Spezialaufgaben in der Umgebung verteilt, als die Schüler schon
vor uns standen.
9
Birgit Weis, Irene Holzinger, Abwehrstrategien Pflanzen
Etwas hastig spielte sich daher der erste Durchlauf ab: Im
Blitztempo wurde eine kurze Einleitung ins Thema gegeben – diese
war noch sehr lehrerzentriert und wir interagierten nicht viel mit den
Schülern.
Danach zog jeder Schüler wie ursprünglich vorgesehen zwei
Pflanzen. In Zweiergruppen wurden sie losgeschickt. Wie sich
später herausstellte, waren das schon die ersten beiden
Fehlentscheidungen. Wir wollten den Schülern zwanzig Minuten
Arbeitszeit lassen, mussten sie aber aufgrund von falschem
Zeitmanagement unsererseits schon nach ca. zehn Minuten
zurückrufen – was aufgrund der großen Entfernungen der einzelnen
Pflanzen untereinander unangenehme und stressige Rennerei
bedeutete - und die zweite Pflanze wieder streichen.
Auch die Auflösung der Spezialaufgaben war noch sehr chaotisch:
Sie geschah vor allem durch uns und nur wenig durch die Schüler,
Wegen des fehlenden Zeitgefühls unsererseits war das alles noch
sehr unstrukturiert (z.B. ständiger, unmotivierter Wechsel zwischen
chemischer und mechanischer Abwehr).
Angeregt durch diese Misserfolgserlebnisse und durch konstruktives
Feedback beschlossen wir, unsere Strategie um 180° zu ändern:
Dabei behielten wir aber den Fehler, die Schüler in zwei Gruppen zu
teilen bei und begingen zusätzlich noch einige andere.
In unserem zweiten Durchgang begleiteten wir die Schüler direkt zu
ihren Pflanzen. Zwar versuchten wir auch hier, die Schüler selber
anhand der Karte und der Fotos ihre Arbeitsobjekte finden zu lassen
– allerdings funktionierte dies – vermutlich gerade wegen unseres
Beiseins – diesmal kaum. Wieder war das Zeitmanagement
suboptimal, sodass zwischendurch teilweise die Worte fehlten und
in einem krampfhaften Lehrervortrag versucht wurde, irgendwas zu
erzählen, bis die Kollegin ebenfass zurück an der Station war. Kurz
gesagt: Der zweite Durchgang
unangenehmer als der erste.
war
für
uns sogar
noch
Was also tun? Erneuter Schwenk um 180°, diesmal gekoppelt
einerseits mit einer deutlichen Reduktion der Arbeitsaufgaben (statt
zwei Pflanzen pro Person gab es ab sofort nur noch eine) und
andererseits mit dem Beschluss, die Schüler alleine ins Gelände zu
schicken. Speziell letzteres erwies sich als ungemein fördernd für
die Produktivität der Schüler – wenn man von einem Ausnahmefall
absieht, bei dem ein Casanova die Gelegenheit beim Schopf packte
und mit seiner Freundin ins nahe gelegene Rapsfeld abzweigte.
Ansonsten waren wir erfreut über weniger Getratsche, weniger
Spaziergang und am besten, mehr Arbeitswille.
Um auch für uns das Leben angenehmer zu machen, ließen wir die
Schüler nicht mehr ganz aus dem Vollen unserer 12 Pflanzen
schöpfen, sondern wählten nur diejenigen aus, die in der Nähe der
Station wuchsen, so dass wir uns nicht die Beine krumm laufen
mussten, um - ein einziges Mal während der freien Arbeitszeit der
Schüler – zu kontrollieren, ob alle ihre Pflanzen gefunden hatten.
10
Birgit Weis, Irene Holzinger, Abwehrstrategien Pflanzen
Der Rest war dann, wie man so schön sagt eine „g’mahte Wiesn“.
Wir hatten diesmal keine Probleme mehr mit dem Zeitmanagement,
die Schüler waren motiviert und die gestellten Aufgaben waren nun
für alle in der vorgegebenen Zeit machbar. Das Unterrichten machte
nun also richtig Spaß!
Da das Konzept, so wie wir es beim dritten Mal angewandt hatten,
gut funktionierte, blieben wir dabei und änderten bei der zweiten
Schulklasse am Folgetag nur noch Kleinigkeiten. Unter anderem
ließen wir ab sofort die Schüler selbst erraten, was an unserer
Station auf sie zukommen würde, indem wir offene Fragen (z.B.
„Was können Tiere, was Pflanzen nicht können?“) stellten.
Bei der Auflösung ließen wir die Schüler immer mehr selbst
Experten spielen, und achteten zuletzt auch darauf, dass wir dies in
der räumlichen Anordnung von uns und den Mitschülern
festmachten.
Die Motivation und die Hingabe, mit der etwa die Haare der
Brennnessel gezeichnet wurden oder neugierig in ein
Schafgarbenblatt gebissen wurde, ließen uns die Dankbarkeit der
Schüler (der meisten jedenfalls ) spüren.
Reflexion
Irene
Rückblickend kann ich vor allem sagen, dass wir uns über viel zu
viele Kleinigkeiten Gedanken gemacht haben (wie zum Beispiel:
sollten bei den Schülern der Oberstufe die Pflanzennamen auch auf
Lateinisch angeführt sein?), die uns dann vor Ort unbedeutend
erschienen. Unsere didaktischen Lehrziele, so wie sie oben
angeführt sind, waren uns zwar eigentlich klar, dennoch waren wir
uns deren gerade bei den ersten Gruppen noch nicht wirklich
bewusst und erst als wir von unseren „Supervisors“ den Tipp
bekamen, sich immer die Lehrziele vor Augen zu halten, gingen wir
die Sache anders an. Wir versuchten beispielsweise, den Schülern
einen großen Überblick zu geben. Zu Beginn hatte jeder die
Aufgabe, zwei Pflanzen zu suchen, danach gaben wir ihnen nur
mehr eine. So konnten sie sich besser auf die eine konzentrieren und
bekamen dafür mehr Informationen darüber. Über die anderen
Pflanzen bekamen sie danach in der Schlussbesprechung
Informationen von den Mitschülern. Mir, als junge Lehrende, ist es
gerade am Anfang schwer gefallen, die Schüler nicht mit Wissen zu
überhäufen, sondern sie selbst entdecken zu lassen. Es war schwer,
nach diesem Rat zu arbeiten, doch die Schüler erarbeiteten sich ihre
Pflanze wirklich alleine, ohne vorher alles vorgekaut bekommen zu
haben. Das war für mich ein besonderer Wow-Effekt, denn in
meinem Biologie-Unterricht war es komplett normal gewesen, das
Wissen der Lehrerin abzunehmen, aber nicht selbst etwas zu
erforschen. Das war auch der Grund, weshalb ich mir nie gedacht
hätte, dass solch selbstständiges Arbeiten der Schüler wirklich
möglich ist und dass dabei auch etwas Produktives herauskommt.
Das ist einer der wichtigsten didaktischen Punkte, die ich mir mit
nach Hause genommen habe. Mich erstaunte auch der sehr
unterschiedliche Wissensstand der Schüler in einer Gruppe. Manche
Schüler waren wirklich begeistert und konnten Zusammenhänge
herstellen, dass ich nur staunen konnte. Ein Schüler erkannte
beispielsweise sofort, dass die Härchen auf dem Klett-Labkraut
neben der Abwehr von Feinden dem Halt an nebenstehenden
Pflanzen dienen. Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass mir
diese fünf Tage vor allem in didaktischer, wie auch in fachlicher
11
Birgit Weis, Irene Holzinger, Abwehrstrategien Pflanzen
Sicht sehr viel gebracht haben und ich damit wirklich für mich
brauchbares Wissen erlangt habe.
Birgit
Meine Erkenntnisse und Erfahrungen nach dieser Lehrveranstaltung
waren sehr ähnlich: Einerseits war es für einen Perfektionisten wie
mich einmal mehr nötig, die Erfahrung zu machen, dass weniger
VIEL mehr sein kann und wie schwer es ist, sich zurückzunehmen
und die Schüler selbstständig werken zu lassen.
Erst dann, wenn man zwar nicht zu viel auf einmal und in klaren
Anweisungen Dinge fordert, können die Schüler aufblühen,
entwickeln Freude an ihrer Tätigkeit und bringen auch gute
Leistungen – von wenigen Ausnahmen abgesehen kamen unsere
Schüler ganz selbstständig auf genau die Besonderheiten, die wir
vermitteln wollten. Sehr erstaunt hat mich auch speziell bei der
Standortfrage, wie gerne und genau manche Schüler die Umgebung
ihrer Pflanzen beobachten und auch interpretieren konnten.
Ebenfalls wichtig war die Erfahrung, dass es mit dieser Art des
Unterrichtes als Lehrer auch möglich ist, zwischendurch
abzuschalten, andere Dinge zu erledigen oder aus Freude an der
Natur mit den Schülern mit zu forschen (schließlich und gottseidank
hat man ja mit dem Abschluss des Studiums noch nicht
ausgelernt...). Und als wir bei der letzten Gruppe nicht einmal die
Schlussbesprechung mehr selber machen mussten sondern die
Schüler als „Experten“ über ihre Pflanze referieren ließen, konnten
wir merken, wie motiviert die Schüler waren und wie locker,
angenehm und dadurch hoffentlich auch ertragreich unsere Station
für sie gewesen sein muss.
Daneben war es eine tolle Erfahrung für mich, dass wir wirklich wie
verheißen – „in geschützter Atmosphäre auf einer Probebühne“
stehen durften. – Es war uns keiner böse, obwohl die ersten beiden
Durchgänge so kläglich gescheitert sind, sondern wir konnten durch
konstruktive Kritik so lernen, wie man meiner Meinung nach am
besten lernt: Durch Fehler, aber auch durch das Spüren von Erfolg
nach dem Ändern seiner Strategie.
12
Birgit Weis, Irene Holzinger, Abwehrstrategien Pflanzen
Literatur
Bücher:
Attenborough, David (1998): Das geheime Leben der Pflanzen.
München: Scherz
Fitter, Alastair (1987): Blumen – Wildblühende Pflanzen.
Biologie+Bestimmen+Ökologie. Pareys Naturführer plus.
Hamburg; Berlin: Parey
Martin, Konrad (2002): Ökologie der Biozönosen. Berlin;
Heidelberg, Deutschland: Springer-Verlag
Websites:
https://www.uni-hohenheim.de/www260/pdf/NFGZ%202002.pdf
- Zugriff am 26. Mai 2011.
13
Haunold Aladin, Schernhammer Tobias, Boden
Lebensraum Boden
Boden: „Wir stehen drauf“
von Haunold Aladin & Schernhammer Tobias
Fachliches
Was ist Boden? Boden ist nicht nur Erde
oder Gestein. Er ist die Summe aller
organischen und anorganischen Einzelteile.
Ohne Böden könnten wir nicht auf dieser
Erde leben. Der Ursprung eines Bodens
liegt dem Gestein zugrunde auf dem er
heranwächst. Das Grundgestein (CHorizont) bildet das Fundament. Es
beeinflusst durch seine chemischen und
physikalischen Eigenschaften wie sich der
Boden entwickeln wird. Je nachdem ob der
Boden wasserdurchlässig oder
undurchlässig, Sauer oder Basisch ist, liegt
der Grundstein für die späteren
Ökosysteme. Durch Regen, Frost, Schnee,
Sonne und Wind aber auch durch Algen
und Moose wird die oberste Schicht des
Gesteins aufgebrochen und verwittert.
Verwitterung ist die Treibende Kraft am
Anfang der Bodenbildung. Auf dem
gebildeten Substrat können die ersten
höheren Pflanzen Nährstoffe und halt finden. Mit der Zeit sterben
die Pflanzen ab und eine schmale Humusschicht (A-Horizont)
bildet sich durch die Zersetzungsarbeit von Bakterien, Pilzen, und
diversen Kleinlebewesen. Ist dieser Prozess im Gange können über
die Jahrtausende mächtige Schwarzerdeböden entstehen. Zwischen
A und C Horizont liegt der B Horizont der den Übergang von
Humusschichten zur Gesteinsschicht darstellen (Blume 2010). Der
Boden bietet Lebensraum für Tiere, Maulwürfe, Regenwürmer und
andere grabende Tiere fördern die Bodendurchlüftung und
vermischen die unterschiedlichen Horizonte. Der
Wasserhaushalt des Bodens ist ein Maßgeblicher
Faktor bei der Zersetzung von organischen
Materialien. Je nach Bodenfeuchte und
Grundwasserspiegel bilden sich unterschiedliche
Böden aus.
Der Boden der Au:
Flussnahe Böden werden durch die häufigen
Überschwemmungen geprägt. Sedimentschichten
überdecken die Humusschichten und werden wieder
weggewaschen. Nach jeder Überschwemmung
entstehen neue Rohböden die durch Pionierarten
rasch besiedelt werden. Weiden können rasch auf den
freien Schotterflächen Fuß fassen. Die so entstandene
Pflanzengesellschaft nennt man „Weiche Au“. Je
weiter man vom Fluss weggeht umso seltener reichen
die jährlichen Überschwemmungen aus das
umliegende Gebiet zu überschwemmen. Die
Humusschicht wird nicht mehr weggewaschen und
kann wachsen. Waldgesellschaften entstehen und
bilden die „Harte-Au“, in ihr dominieren Eschen und
14
Haunold Aladin, Schernhammer Tobias, Boden
Eichen. Die Böden weisen meist einen erheblichen Anteil an
Lehmen auf (Blume 2010). Jede Überschwemmung bringt auch
wieder neue Sedimente und neue Nährstoffe in den Auwald,
begünstigt somit das Pflanzenwachstum und der Boden wächst. Die
Produktivität des Bodens liegt in erster Linie an den Nährstoffen die
in ihm vorhanden sind. In Bezug auf Artenvielfalt gilt meist die
Regel: „ Weniger ist mehr“. Produktive Wiesen die einen hohen
Landwirtschaftlichen Ertrag erzielen sollen beherbergen meist
wenige Arten die mit dem hohen Dünger Eintrag zurechtkommen.
Die Artenvielfalt im Boden besteht zu einem großen Teil aus
Bakterien und Wirbellosen Tieren (Reicholf 1989). Wirbeltiere
stellen nur einen geringen Prozentsatz. Folgende Arten sollen als
Beispiele für das Leben im Boden dienen:
Maulwurf (Talpa europea) gehört zur Familie der Talpidae in der
Ordnung Eulipotyphla. Er verbringt Zeit seines Lebens unterirdisch
in selbst gegrabenen Gängen. Er ernährt sich von Insektenlarven und
Regenwürmern. Er bewohnt lichte Wälder, Wiesen und Äcker.
Die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) gehört zur Familie der
Pelobatidae. In Österreich liegt ihr Verbreitungsschwerpunkt in den
östlichen Bundesländern. Sie besiedelt Landschaften mit lockeren
grabfähigen Böden, wo sie sich über den Tag eingräbt und erst in
der Nacht auf Nahrungssuche geht.
Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa) ist der einzige Vertreter
aus der Familie der Gryllotalpidae (Ensifera) in Europa. Sie lebt in
selbstgegrabenen Röhren auf sandigen, feuchten Böden. Wo sie in
Gärten vorkommt wird sie von den Gärtnern nicht geschätzt, da sie
sich auch von Wurzeln ernährt.
Regenwurm (Lumbricus sp.) ist einer der wichtigsten Boden
bewohnenden Tiere, er trägt in vielfältige Weise zur natürlichen
Bodenfruchtbarkeit bei.
Dachs (Meles meles) ist ein Allesfresser aus der Familie Mustelidae.
Er bewohnt verzweigte Gangsysteme, die er meist in Böschungen
gräbt. Dachsbaue werden meist über Generationen benütz und
erreichen oft beachtliche Längen. (Reichholf 1982).
Didaktik
2. Fachdidaktik
a) Didaktische Reduktion (wie für Kinder aufbereiten?)
Die Geschichte:
Wir spielten zwei Bodenforscher. Als erstes erklärten wir ihnen, mit
was sich Bodenforscher beschäftigen. Auch fragten wir sie, ob sie
wissen weshalb die Fischerhütten auf Stelzen stehen und nicht direkt
am Wasser. Dies war wichtig, da sie für das weiter arbeiten mit dem
Boden, wissen mussten, dass die March oft Hochwasser führte. Zum
Schluss meinten wir, dass wir ihre Hilfe benötigen. Gaben ihnen 2
Schaufeln und ließen sie selbst graben. Sie sollten am Fluss ein
kleines Loch ausheben um zu erkennen, dass der Boden mehrere
Schichten hat. Wir hatten die Tage davor schon zwei tiefe Löcher
ausgehoben, eines neben dem Fluss und eines im Wald. Die Frage
stellte sich, worin der Unterschied zwischen diesen Löchern und
damit dem Boden im Wald und am Fluss bestand.
Damit die kurze Zeit besser genutzt werden konnte, teilten wir die
Schulkinder in zwei Gruppen, wobei eine das Loch im Wald und die
andere das Loch nahe dem Fluss untersuchten. Sie sollten in die
15
Haunold Aladin, Schernhammer Tobias, Boden
Löcher hinabsteigen, alles Visuelle aber auch
den Boden angreifen und gefühlte
Unterschiede erkennen. Ein Schulkind schrieb
alle Eigenschaften der Löcher auf. Danach
kamen sie wieder zusammen, um sich die
herausgefundenen Eigenschaften gegenseitig
vorzulesen. Hier sollten sie den großen
Unterschied zwischen
Überschwemmungsgebiet und NichtÜberschwemmungsgebiet durch
Zusammenarbeit beider Gruppen selbst
herausfinden.
Danach Zeigten wir ihnen noch ein großes
Gefäß mit Erde und sagten, sie sollen
vorsichtig darin graben. Nun stellten wir uns
ein paar Meter weg, damit wir nicht in ein
LSG fielen und überließen sie sich selbst. Wir hatten ein paar
Knoblauchkröten gefangen und wollten, dass die Schulkinder die
Eigenschaften der Tiere ohne unsere Hilfe erkennen.
Nur bei direkten Fragen an uns, erklärten wir etwas, sonst hielten
wir uns ganz heraus.
Anmerkungen:
Das Schwerste für uns war, nicht andauernd in LSGs zu schlittern,
denn wir wollten Wissen vermitteln und das was wir wussten,
wollten wir auch „lehren“. Leider hatte wir nur einen wirklich sehr
gut gelungen Versuch, da kurz vor der letzten Gruppe ein Gewitter
auf kam.
b) Reflexion:
Vorgenomen hatten wir uns vieles und auch vorbereitet wurde alles,
doch sahen wir schnell ein, dass nicht alles umsetzbar war. Die
langen Arbeitszeiten (Löcher graben) und die Umstände, dass wir so
viele Schichten fanden, ließen uns nur eine Entscheidung übrig.
Wir mußten das halbe Konzept auf den Kopf stellen und versuchen
den Schulkindern nun die ausgegrabenen Schichten näher zu
bringen und nicht nur verschiedene Boden bewohnende Tiere zu
zeigen.
Die ersten Gruppen versuchten wir noch mit vielen Tiere zu
begeistern, doch nicht nur dass, das Zeitfenster viel zu eng
geworden ist, sondern auch LSGs(klassisches Lehrer-SchülerGespräche) (Eder 2011) nahmen Überhand. Da wir ja viel Wissen
vermitteln wollten, kamen wir unter Zugzwang. Wir versuchten
16
Haunold Aladin, Schernhammer Tobias, Boden
alles aus ihnen herauszukitzeln und hakten auch immer nach, wenn
sie es nicht genau wußten.
Kurz gesagt, anfangs ging Vieles schief. Einzelne Dinge aber
funktionierten gut oder sogar besser als wir dachten, z.B.: Die in die
Löcher gefallenen Tiere, bis auf das, dass manche Kinder Angst
davor hatten, haben sie schnell erkannte, dass sie normalerweise auf
dem Boden und nicht darin leben.
Auch die Knoblauchkröten waren ein fast voller Erfolg, sie
erkannten die meisten Eigenschaften von selbst und nur manchmal
fielen wir in ein LSG. Was wir aber bei den späteren Gruppen
penibel versuchten zu unterlassen. Dies funktionierte viel besser.
Bei anderen Tieren, wie der Dachs oder der Maulwurf, konnten wir
nicht anders und erklärten alle Eigenschaften der Tiere ohne
wirklich auf die Schulkinder einzugehen. Erst als wir bemerkten,
dass es viel zu kompliziert und auch zu lange dauern würde, die
Kinder selbst diese Tiere erforschen zu lassen, wir wussten einfach
auch nicht wie, ließen wir sie weg und reduzierten uns auf wenigere
Tiere. Mit der letzten Gruppe trafen wir dann voll ins Schwarze, wir
hatten uns auf wenigere Lehrziele geeignet und ließen dieses auch
von den Schulkindern selbst herausfinden. Auch wenn wir ihnen
auch noch andere Eigenschaften vermitteln wollten, ließen wir sie
ihr neues Wissen selbst wählen und waren erstaunt, wie viel sie sich
selbst aneigneten.
Anmerkungen.
Als verschieden Professoren uns beobachteten waren wir sehr
nervös und wollten unser Bestes geben. Dies waren meist LSGs und
17
Haunold Aladin, Schernhammer Tobias, Boden
wir waren nach der ersten Gruppe ein bisschen niedergeschlagen.
Am Abend, nachdem sie uns erklärten, was wir gut gemacht hatten
und was nicht, kamen wir drauf, dass das Ziel dieser
Lehrveranstaltung, nicht nur Schülern die Umwelt und die Biologie
schmackhaft zu machen, sonder auch uns ins offene Messer laufen
zu lassen, damit wir aus Selbsterfahrung lernen, wie Kinder lernen.
c) Was war das Lehrziel? :
Unser Lehrziel bestand in der Vermittlung das Boden nicht nur aus
Erde besteht sondern einen Komplexen Lebensraum darstellt. Der
Ansatz zur Vermittlung dieses Lehrziels war spielerisches
Erforschen des Bodens, was anfangs in einem gefühlten Chaos
mündete. Erst am zweiten Tag konnten wir unser Lehrziel wirklich
umsetzen. Durch erforschendes Lernen kamen die Kinder von selbst
auf Eigenschaften des Bodens. Im Endeffekt konnten wir sie auf die
Bodenbildung und den Lebensraum aufmerksam machen.
Literatur
Bücher Zitate:
Reichholf J. (1982): Säugetiere Mosaik Verlag, München 285 pp.
Reichholf J. (1989): Feld und Flur, Mosaik Verlag, München 223
pp.
Blume, H-P., Horn R., Kandeler E., Kagel-Knabner I., Kretzschmar
R., Stahr K. & Wilke B.-M. (2010): Lehrbuch der Bodenkunde
Spektrum Akad.Verl., Heidelberg 569 pp.
Eder E. (2011): persönl.Mitteilung: Das Lehrer-Schüler-Gespräch
18
Eva Hausberger & Eva Maria Mühlbauer, Aupflanzen
Aupflanzen
Eva Hausberger & Eva Maria
Mühlbauer
Fachliches
Einleitung
Das Wort „Au“ kommt aus dem
Mittelhochdeutschen
und
bedeutet „Wasserwald“. Wasser
stellt das Charakteristikum einer
jeden Au dar. In Marchegg trafen wir auf eine natürlich Au, die von
zwei Hochwässern im Jahr gekennzeichnet ist. Zum Einen das
Frühjahrs-Hochwasser das März/April durch die Schneeschmelze
ausgelöst wird. Zum Anderen kommt es zu einem SommerHochwasser in den Monaten Juli/August, das durch die
Schneeschmelze in den Alpen induziert wird. Die Donau, als
„Gebirgsstrom“ führt in dieser Zeit große Wassermengen mit sich
und dies führt dazu, dass der langsamfließende Tieflandfluss March
von der reißenden und schnellfließenden Donau bei Hainburg, wo
die March in die Donau mündet, bis zu 25km flussaufwärts
zurückgestaut wird. Folglich kommt es zu beträchtlichen
Überflutungen entlang der March.
Der Lebensraum Au ist für Pflanzen aus jenem Grund besonders, da
durch diese großen Wassermengen viele Nährstoffe wie zB
Huminsäure und andere Schwebstoffe mit den Hochwässern
herangetragen werden. Die Pflanze ist somit
ausreichend mit Wasser und Nährstoffen
versorgt. Große Bodenfeuchtigkeit bis
Staunässe und anhaltende Düngung kann bei
vielen Pflanzen zu Fäulnis und zum Absterben
führen. Aupflanzen jedoch sind an diesen
Lebensstandort angepasst und können mit
diesen extremen Bedingungen umgehen.
Fachdidaktisches Konzept
Für die Erarbeitung des Lebenraum Au, aus
Sicht der Pflanzen, bereiteten wir einen
Stationenbetrieb vor. Die Schüler sollten
eigenständig in Gruppen von vier bis fünf Schülern bzw.
Schülerinnen den Lebensraum der Aupflanzen entdecken und
erforschen.
Nach der SchülerInnenbegrüßung und dem gegenseitigen
Vorstellen, gaben wir den SchülerInnen eine kurzen Überblick über
die Au. Wir stellten Fragen zu den Besonderheiten der Au hier in
Marchegg und wir erläuterten die Hochwässer. Zur
Veranschaulichung der katastrophalen und beeindruckenden
Ausmaße der Hochwässer weisten wir die SchülerInnen auf die
Hochwassermarken an einem Brückenpfeiler hin. Die Baumarten,
die die „weiche“ und „harte Au“ kennzeichnen, wurden besprochen.
Die Schüler waren sehr aktiv bei der Sache, sie erkannten viele
Unterschiede in den Farben, Formen und in den Wuchsschichten der
Au. Ziel dieser kleinen Einführung war es, die Schüler auf die
Umgebung aufmerksam zu machen und ihnen die grundlegenden
Faktoren einer Au vor Augen zu führen.
19
Eva Hausberger & Eva Maria Mühlbauer, Aupflanzen
Unser Startpunkt für den Stationenbetrieb war eine Übergangsstelle
zwischen der weichen und der harten Au, selbst wenn hier in
Marchegg die Au eine eher fließende Grenze aufweist, erkannten die
Schüler die wichtigsten Elemente der Au-Unterschiede. Es war gut
zu erkennen, dass die weiche Au blassere Grüntöne beinhält und die
Baumschicht lichter ist. Die Baumarten wie Schwarz-Pappel
(Populus nigra) und Silber-Weide (Salix alba) sind charakteristisch
für eine weiche Au. Zudem enhält diese keine Strauchschicht und
nur wenige krautige Pflanzen. Hingegen konnte man den dichten
Bewuchs durch viele krautige Pflanzen und eine dichte
Strauchschicht
zB
Schlehdorn
(Prunus
spinosa)
und
Weißdornsträucher (Crataegus sp.) in der harten Au gut erkennen.
Typische Baumarten, die die harte Au in einem saftigen Grünton
erscheinen ließen, sind Gewöhnliche- (Fraxinus excelsior ) und
Quirl-Esche (Fraxinus angustifolia), Eschen-Ahorn (Acer negundo),
Feld-Ahorn (Acer campestre) und Flatter-Ulme (Ulmus laevis).
Für den Ablauf der Stationen bekamen die Schüler einen
Arbeitsplan, jenen sollten sie der Reihe nach erledigen und die
Stationen in der Reihenfolge besuchen. Der Parcours war durch
Nummerntafeln gut beschildert.
Der Stationenbetrieb startete mit einem Welkversuch von
gepflückten Brennnesseln (Urtica dioica ) und Gräsern. Die Schüler
hatten die Aufgabe Brennnesseln zu schneiden und jene in die
Sonne zu legen. Station zwei, befand sich auf einem sandigen
Standort, wo die Schüler gebeten waren Gräser zu pflücken und sich
den sandigen Untergrund genauer anzuschauen.
Anschließend wurden die Gräser zu den Brennnesseln in die Sonne
gelegt und es ging weiter zur dritten Station im Wald.
Dort sollten die Schüler einen Spatenstich durchführen um sich das
Erdreich genauer anzusehen. Ihre Analyse des Bodens sollte ihnen
Aufschlüsse über den Geruch, die Konsistenz, die Feuchtigkeit und
die Farbe geben. Zudem wurden die Schüler im Arbeitsplan
hingewiesen auf die Festigkeit des Bodens und das Geräusch zu
achten, wenn sie den Spatenstich machten. Ziel, dieser Aufgabe war
es den Lebensraum einer Aupflanze mit den Sinnen zu erfassen. Die
Schüler sollten die feuchte, nährstoffreiche Erde wahrnehmen und
ihre Erkenntnisse interpretrieren. Die SchülerInnen sollten erkennen,
dass hier die Pflanzen durch das hohe Nährstoffangebot vermehrt
wachsen und viele Wurzeln ausbilden um die vorhandenen
Nährstoffe maximal für sich zu nutzen und um sich fest im Boden
20
Eva Hausberger & Eva Maria Mühlbauer, Aupflanzen
zu verankern (Gefahr der Entwurzelung und Verfrachtung durch
Überflutung).
Bei der nächsten Station war es Aufgabe der Schüler die
Hopfenlänge zu messen. Zwei Hopfenpflanzen sollten mit einem
Zahlstab gemessen werden und die Ergebnisse mit den Ergebnissen
des Vortages verglichen werden. Die Wachstumsergebnisse waren
beeindruckend.
Der Stationenbetrieb war somit zu Ende und in Form einer
Schlussbesprechung sollten die Schüler-Erkenntnisse und
Ergebnisse gemeinsam besprochen werden.
Die gewelkten Brennnesseln wurden mit den noch frischaussehenden Gräsern verglichen. Die Aufgabe der SchülerInnen war
Rückschlüsse auf das Pflanzengeweben zu machen. Die Schüler
sollten die Erkenntnis haben, dass Brennnesseln es gewohnt sind an
feuchten, nährstoffreichen Standorten zu wachsen, während ein
Gras, von einem trockenen Standort, ausgezeichnet an die trockenen
Verhältnisse angepasst ist und es viel langsamer welkt, als eine
Brennnessel. Weitere Gründe für dieses Ergebnis war die größere
Transpiration bei der viel größeren Oberfläche der Brennnessel. Die
Turgeszenz, die die Stützfunktion der Brennnessel übernimmt, brach
durch das Abreißen und die Einwirkung der Sonne schnell
zusammen. Die Gräser weisen zudem eine viel kompaktere und
robustere Bauweise auf und sie sind somit bestens an
Überschwemmungen (Wasserstrom) angepasst.
Die Bodenuntersuchungen führten zu der Erkenntnis, dass es in
einem Auboden viele Wurzelausbildungen aufgrund von einem
großen Angebot an Wasser und Nährstoffen, im Gegensatz zu einem
trockenen Sandboden, gibt. Mit Hilfe einer Aupflanze im Glasgefäß
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Eva Hausberger & Eva Maria Mühlbauer, Aupflanzen
konnte den Schülern das Problem der Staunässe veranschaulicht
werden. Eine Pflanze die vollständig mit Wasser überflutet war und
im Erdreich in Wasser „badete“, konnte die Schüler überzeugen,
dass dieses Hochwasser-Phänomen tatsächlich ungünstig für die
Pflanze ist. Der Vergleich mit einer zu stark gegossenen
Zimmerpflanze im Blumentopf, die bereits verfaulen würde, führte
zu einem Aha-Erlebnis auf Seiten der Schüler.
Durch ihr bereits vorhandenes Wissen zum Hopfen (Humulus
lupulus), als Würz- und Konservierungsmittel in der Bierproduktion,
konnten mit weiteren interessante Details anknüpfen. Stichwort:
Hopfen als Nutzpflanze, die außerdem viele interessante
Eigenschaften aufweist, die auch uns noch zuvor unbekannt waren.
Die Tatsache, dass Hopfen schnell wächst (bis zu 8cm pro Tag)
beeindruckte die Schüler sehr stark. Auf die Frage, warum das so ist,
kam prompt die Antwort - großes Nährstoffangebot. Wir erläuterten
noch, dass diese Pflanze die Fähigkeit besitzt die vorhandenen
Nährstoffe sehr schnell in Biomasse umzubauen. Da es in der Au ein
Überangebot an Wasser und Nährstoffen gibt, müssen Aupflanzen
lediglich um Licht konkurrieren. Der Hopfen rankt sich deswegen in
Richtung des Sonnenlichts und klettert mit Hilfe seiner Klettborsten
an anderen Pflanzen, Zäunen oder Hauswänden empor.
Die Fähigkeit der Aupflanzen diesen extremen Bedingungen Stand
zu halten und diese für das Wachstum zu nutzen, ist der Grund
warum der Hopfen und auch andere Aupflanzen wie zB die
Brennnessel (früher als Faserpflanze genutzt), zu Nutzen des
Menschen aus der Au kultiviert wurden.
Reflexion
Im Laufe der Vorbereitungsphase für die Freilanddidaktik hatten wir
eine Fülle von Ideen, welche wir im Konzept von „10 Hinweisen in
der Au“ vereinen wollten. Unser ursprüngliches Vorhaben,
besonders markante Pflanzen bzw. Standorte auffällig zu markieren
und die Schüler auf Entdeckungsreise zu schicken, mussten wir
aufgrund der vorliegenden örtlichen Gegebenheiten geringfügig
abändern. Es erschien uns vorort wichtiger, dass die Schüler weniger
Stationen durchmachen, dafür diese erforschen und daraus
nachhaltig profitieren können. Nach anfänglicher Zweifel, ob die
Schüler unsere Begeisterung für die Aulandschaft und deren Botanik
teilen können, bestätigte sich nicht, denn sie absolvierten unseren
Stationenbetrieb sehr gewissenhaft.
Am ersten Tag hatten wir jedoch das Problem, dass wir den
Schülern zu wenig Freiraum für forschendes Lernen gewährten, weil
wir ständig Instruktionen während des Lernprozesses gaben. Da
diese Strategie dazu führte, dass sich die Schüler von uns gestört
fühlten und daher immer wieder Fragen an uns richteten, mussten
wir unser Konzept abändern.
Am darauffolgenden Tag nahmen wir uns vor, die Schüler
selbstständig arbeiten zu lassen und gemeinsam mit ihnen die
Forschungsergebnisse zu besprechen. Aufgrund der genauer
formulierten Arbeitspläne mit einer Wegbeschreibung, fanden sich
die Schüler sehr gut zurecht und hatten Freude am Erforschen der
Natur. Diese Schulklasse war auch im Vergleich zur
vorhergehenden Klasse sichtlich an eigenständiges Arbeiten
gewöhnt, was unseren Einsatz bedeutend in den Hintergrund
verlagerte. Wir waren somit nicht unentwegt hinter den Schülern her
22
Eva Hausberger & Eva Maria Mühlbauer, Aupflanzen
und wir hatten während dem Stationenbetrieb Zeit die Schüler von
der Ferne zu beobachten und zu beaufsichtigen.
Bei unseren Beobachtungen fiel uns auf, dass sich der Lernprozess
innerhalb der Gruppen durch eine enorme Gruppendynamik von
ganz alleine regulierte.
Literatur
Einige Fakten wie beispielsweise die Bodenuntersuchung
überschnitten sich zu einem gewissen Teil mit der Bodengruppe,
wodurch zwei Gruppen schon Vorwissen mitbrachten und dies stolz
verkündeten. Diese Überschneidung lieferte den Schülern
Erfolgserlebnisse, weil sie an bereits gelerntes Wissen anknüpfen
konnten. Das größte Erstaunen lösten das Hopfenwachstum und die
Hochwassermarken aus. Für die Schüler war es faszinierend, dass
eine Pflanze in nur einem Tag so schnell wachsen kann bzw. welche
Dimensionen ein Hochwasser an der March annehmen kann.
GRANER H.
Trotz anfänglicher Schwierigkeiten wie der Zeiteinteilung und der
Konzeption unserer Stationen, gelang es uns unsere Lernziele zu
erreichen. Grundsätzlich war es uns wichtig die Schüler für die
Natur zu begeistern und ihnen die Merkmale und Besonderheiten
der Pflanzen im dynamischen Lebensraum Au zu vermitteln.
Rückblickend schafften wir es bei nahezu allen Gruppen, dass sie
die Nährstoffe als wichtigste Ressourcenquelle der Aupflanzen bzw.
den speziellen Wasserhaushalt dieser Pflanzen erkannten.
Abschließend kann gesagt werden, dass diese Woche nicht nur zu
unserer persönlichen Entwicklung in Bezug auf Kenntnisse über den
Tier- und Pflanzenreichtum einer Aulandschaft, sondern auch
maßgeblich zu unseren Erfahrungen als zukünftige Lehrerinnen
beigetragen hat.
(2005): Was blüht denn
da?; 57. unveränderte Auflage – Franckh-Kosmos Verlag,
Stuttgart.
AICHELE D. & GOLTE-BECHTLE M.
(2008): Nationalpark Donau-March-Thaya-Auen, 3.
vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage- Christian
Brandstätter Verlag, Wien.
(1999): Auwald. In: Fließende Grenzen. Lebensraum
March-Thaya-Auen. Umweltbundesamt, Wien: 129-153.
LAZOWSKI, W.
(1999): Zur Flora und Vegetation des
österreichischen March- und Thaya- Tales. In: Fließende
Grenzen. Lebensraum March-Thaya-Auen.
Umweltbundesamt, Wien: 181-202.
SCHRATT-EHRENDORFER, L.
(2007): Die Pflanzen der Au – einige
didaktische Vorschläge. Verfügbar in:
http://aeccbio.univie.ac.at/
fileadmin/user_upload/kompetenzzentrum_aeccb/Symposiu
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TURIC, K. und PANY, P.
ZUNA-KRATKY, T.
(1999): Übersicht über die Lebensräume. In:
Fließende Grenzen. Lebensraum March-Thaya-Auen.
Umweltbundesamt, Wien: 103-108.
23
Mario Huber, Philipp Enders
Signale im Tier- und
Pflanzenreich
Funktion und Eigenschaften
Von Mario Huber & Philipp Enders
Fachliches
Signale - Einführung
Definition:
Signale sind Umweltreize die eine spezifische Verhaltensänderung
im Empfängerorganismus hervorrufen.
Sender – Empfänger – Modell:
Botschaften in Form von Signalen gehen von einem Sender aus und
werden von einem Empfänger wahrgenommen. Nach Übermittlung
von Nachrichten findet eine Veränderung im Empfängerorganismus
statt welche sich auf physiologischer Ebene oder im Verhalten
ausdrückt und mit oder ohne Rückmeldung zum Sender ablaufen
kann.
Mimikry–Nachahmung und Betrug im Tier- und Pflanzenreich:
Sowohl Sender als auch Empfänger können Betrüger sein. Im Laufe
der Evolution entstanden zwangsläufig „Betrüger“, die Signale
verfälschen um daraus einen Vorteil zu ziehen, oder die von einem
Sender empfangene Information nicht zu dem von ihm
vorgesehenen Zweck verwenden. So gibt es im Pflanzenreich zum
Signale im Tier und Pflanzenreich
Beispiel nektarlose Blüten die Insektenweibchen oder auch
stinkendem Aas ähneln. Nachahmungen solcher Art werden in der
Biologie unter dem Begriff „Mimikry“ eingeordnet.
Ein Beispiel tierischer Mimikry wäre die
Viersteifige Dickkopffliege(Conops
quadrifasciatus). Dieses wehrlose
Individuum ahmt das Aussehen der
wehrhaften Wespen nach und wirkt so
ebenfalls gefährlich und giftig.
Signaltypen im Tier- und Pflanzenreich
Tiere und Pflanzen sind also Organismen die, wie wir Menschen, die
Fähigkeit zur Signalübermittlung besitzen. Es gibt allerhand
Möglichkeiten ein Signal zu überbringen.
Tiere als wesentlich komplexere Organismen haben im Vergleich zu
Pflanzen den Vorteil, Signale auf deutlich mehr Kanälen übertragen
zu können.
Welche Signale können wir nun im Tier- und Pflanzenreich
unterscheiden?
Tierreich: chemische(i.W. olfaktorische) Signale, optische Signale,
akustische Signale, taktile Signale ,vibratorische Signale oder elektrische
Signale
Pflanzenreich: chemische Signale(i.W. olfaktorische) Signale, optische
Signale
Was man sich unter den einzelnen Signaltypen vorstellen kann wollen wir
nun kurz erläutern und anhand von Beispielen klarmachen:
Chemisch:
[Tierreich]: Geruch hat die Funktion eigene Artgenossen wiedererkennen
zu können und spielt eine große Rolle bei der Reproduktion. Außerdem
wird Geruch zur Revierabgenzung eingesetzt.
24
Mario Huber, Philipp Enders
Bsp.: Hund – Reviermarkierung; Pheromone sowie weitere
Geruchsstoffe sorgen dafür, dass die Partner ihre Liebesbotschaften
austauschen können und zum richtigen Zeitpunkt zusammen finden.
[Pflanzenreich]: Pflanzen locken mit speziellen Duftstoffen Insekten
an. Es gibt aber auch Pflanzen die Duftstoffe zur Schädlingsabwehr
produzieren.
Optisch:
[Tierreich]: Leuchtkäfer – Durch das Aussenden von spezifischen
Lichtimpulsen werden Partner der gleichen Art angelockt.
[Pflanzenreich]: Farben als optische Signale locken Insekten an.
Akustisch: [Tierreich]: Quaken der Frösche, Zwitschern der Vögel
Taktil: [Tierreich]: Das Lausen bei Affen dient z.B. zur
Aufrechterhaltung von sozialen Strukturen.
Vibratorisch: [Tierreich]: Balzsignale bei Spinnen durch ruckartige
Bewegungen der Beine oder „Trommeln“ mit den Pedipalpen.
Elektrisch: [Tierreich]: Elektrokommunikation bei Meeresfischen
während der Balz.
Beispiele von Signalen im Tier und Pflanzenreich
Da sich mein Kollege und ich im Rahmen des Seminars auf die
Vermittlung der optischen, akustischen und olfaktorischen Signale
festgelegt haben möchten wir uns auch in diesem Beitrag speziell
auf die Ausführung dieser drei Signaltypen beschränken.
Funktion der Signale:
Nach der Funktion der Signale wollen wir nun etliche interessante
Beispiele aus dem Tier- und Pflanzenreich näher betrachten.
Signale im Tier und Pflanzenreich
a) Warnen
b) Tarnen/Täuschen
c) Anlocken
a) Warnen
Unter einer Warntracht versteht man auffällige tierische Farbkleider
mit vielfach charakteristischen Farbzusammenstellungen. Diese
Farbkonstellationen vermitteln Giftigkeit, Ungenießbarkeit oder
Gefährlichkeit.
 Gelb – schwarze Warntracht
Wespe (Vespinae)
Es gibt viele Fliegenarten und auch einige
Käfer und Schmetterlinge die sich, wie die
Vierstreifige Dickkopffliege, welche bereits
in der Einleitung kurz angesprochen wurde,
eine gelb-schwarze Warntracht zu Nutzen
machen. Wenn auch manche Vogelarten, wie
Wespenbussard, Neuntöter, Grauer
Fliegenschnäpper, und Bienenfresser
besonders auf Wespenfang eingestellt
sind, besitzen Wespen und Bienen doch
im Großen und Ganzen weniger Feine
als andere unbestachelte Insekten. Als
wespenähnliche Arten sind besonders
zahlreiche Schwebfliegen (Syrphiden)
Schwebfliege (Syrphiden)
bekannt. Damit man die Ähnlichkeiten sowie etwaige
Unterschiede zwischen Schwebfliege und Wespe noch einmal
per se betrachten kann haben wir Bilder der beiden Tiere
nebenstehend eingefügt.
25
Mario Huber, Philipp Enders
Signale im Tier und Pflanzenreich
Zu den Nachahmern stachelbesitzender Insekten gehören
außerdem die sogenannte
„Schlammfliege“ (Eristalis), viele
Bockkäfer, wie z.B. der Wespenbock
(Necydalis major) und unter den
Schmetterlingen der
Hornissenschwärmer (Trochilium
apiforme).
Wespenbock (Necydalis major)
li.: Hornissenschwärmer
(Trochilium apiforme)
re.: Hornisse
(Vespa crabro)
Rot-schwarze Warntracht:
Viele der rot-schwarzen Tierarten weisen chemische
Schutzmechanismen auf. Durch einen Kontakt mit diesen
Tieren werden die Räuber von weiteren Beutefangversuchen
abgeschreckt.
Fühlen sich Marienkäfer(Coccinellidae)
angegriffen so fallen sie in einen
Totstellreflex und pressen die Beine und
Antennen in Vertiefungen an ihrer
Körperunterseite. Dabei scheiden sie
einen gelblichen, stark riechenden,
bitteren Saft aus den Gelenken zwischen
Femur und Tibia aus, der sich als Tropfen am Rande des
Halsschildes und der Flügeldecken sammelt. Auch andere
Tiere zeigen ein solches „Reflexbluten“. Zusammen mit der
Warnfärbung schützt es vor Angriffen von Wirbeltieren und
räuberischen Insekten.
Die Feuerwanzen(Pyrrhocoridae) vermitteln mit ihrer rotschwarz Färbung ebenso Gefahr und
Ungenießbarkeit. Sie haben
Stinkdrüsen am Hinterleib, deren
Sekret Vögeln den Appetit verdirbt
und bei anderen angreifenden
Insekten als Kontaktgift wirkt, das Lähmungen hervorruft.
Die Rotbauchunke (Bombina
bombina) zeigt auf der Bauchseite
orangerote Flecken. Wenn die
Rotbauchunken außerhalb des
Wassers belästigt oder in Gefahr
gebracht werden, nehmen sie in
der Regel die sogenannte
„Kahnstellung“ ein. Mit
hochgezogenen Vorder- und
Hinterbeinen und gekrümmten
Rücken präsentieren sie die rotschwarze Zeichnung. Sie dient
ebenso als Warntracht und soll
Ungenießbarkeit signalisieren. Das dabei abgesonderte
Hautsekret wirkt ätzend und kann bei sehr empfindlichen
Menschen allergische Reaktionen hervorrufen.
26
Mario Huber, Philipp Enders
b) Tarnen/Täuschen
Betrachten wir die Bewohner verschiedener Landschaftstypen, z.B.
der Wüste, der Schnee- oder Eislandschaft oder einer Wiese, so fällt
eine Einheitlichkeit in der Färbung der Tiere einer Landschaft auf.
Eine sehr weit verbreitete Schutzfarbe ist grün. Sie kommt bei vielen
im Gras lebenden Tieren vor, aber auch bei vielen Vögeln und
baumbewohnenden Nagetieren.
Die grüne Färbung des Laubfrosches(Hyla arborea) verleiht ihm die
nötige Tarnung. Dadurch kann er sich
einen besonders lauten und dominanten
Ruf leisten. Die gereihten „ap-äp-äp…“Rufe werden meist im Chor vorgetragen.
Die Rufaktivität(akustisches Signal) des
Laubfrosches beginnt im Frühjahr und
zieht sich bis in den Sommer hinein.
Das Tagpfauenauge (Nymphalis io)
ist ein Meister der Täuschung. Seinen
Namen hat es aufgrund der großen
augenförmigen Flecken auf der
Oberseite
der
Vorderund
Hinterflügel
bekommen.
Lauert
Gefahr klappt das Tagpfauenauge die Flügel auseinander und täuscht
dem angreifenden Feind vor, ein großes Tier blicke ihn an. Befindet
sich der Schmetterling im Ruhezustand klappt er seine Flügel
zusammen und kann sich durch seine dunkle Flügelunterseiten gut
tarnen.
Signale im Tier und Pflanzenreich
Der
Osterluzeifalter
(Zerynthia
polyxena)
besitzt
eine
gelbe
Flügelgrundfarbe. Seine Flügel weisen
zusätzlich ein Muster von schwarzen
Bändern und Flecken auf. Besonders
auffällig ist bei diesem Falter der
wellenförmig gezeichnete Flügelrand.
Das Tier wirkt durch seine gelb-schwarze Färbung wiederum
gefährlich und giftig und schafft es so Feinde abzuschrecken.
c) Anlocken
Blütenpflanzen locken ihre Bestäuber durch Blütenduft und
Blütenfarbe an. Duftstoffe wirken auf maximal 10 bis 20 m
Entfernung. Dabei handelt es sich um gutriechende Ketone,
Phenylpropanderivate und Terpene, wie bspw. der Duft von
Rosen, und, für den Menschen, schlecht riechende Amine und
Indolderivate. Als Blütenfarbstoffe kommen rote oder blaue bis
violette Anthocyane, gelbe bis rote Chalcone, Aurone, Betalaine,
rote bis orangerote Carotine, gelbe Xanthophylle und die braunen
bis schwarzen Melanine vor.
Jede Farbe wirkt als ein
spezifisches Signal. Die spektrale Empfindlichkeit des
Insektenauges unterscheidet sich von der des menschlichen
Auges. Bienen nehmen z.B. ultraviolettes Licht wahr, sie
erkennen langwelliges Licht des (für den Menschen) sichtbaren
Bereichs (Rotbereich) nicht. Um den passenden Bestäuber zur
eigenen Blüte zu locken verwenden Pflanzen die
unterschiedlichsten Farben. Als Belohnung wird Blütenstaub und
Nektar angeboten. Bestimmte Tiere steuern bestimmte Farben an.
Die Farben violett und blau locken Bienen und Hummeln an. Rot,
rosa, orange und gelb ziehen Schmetterlinge, Bienen und
27
Mario Huber, Philipp Enders
Hummeln an u. Nachtfalter werden z.B. von weißen Blüten
angezogen.
Der
Löwenzahn
(Taraxacum) lockt durch
seine
vielen
gelben
Einzelblüten
besonders
Bienen an.
Signale im Tier und Pflanzenreich
Unser Ziel war es, durch die eigene Erfahrung zu erleben was Signale
sind und wozu sie verwendet werden um diese Erfahrungen dann auf
die Tier- und Pflanzenwelt zu übertragen und damit zu Verstehen,
warum und wozu es so etwas überhaupt gibt.
Wir reduzierten den großen Themenkomplex auf die drei
wesentlichen Arten von Signalen. Akustisch, optisch und olfaktorisch.
Es ging also darum, zu hören, zu sehen und zu riechen und sich dann
in die Lage der Tiere und Pflanzen hinein zu versetzen.
Die Vorbereitung
Der Echte Beinwell (Symphytum
officinale) weist hell-purpurfarbenen
bis violetten Kronblätter auf. Für die
Bestäubung benötigt er langrüsselige Hummeln die er auch
gerade durch seine violetten Blüten besonders anzieht.
Didaktik
Didaktische Reduktion
Grundstein für unsere Vorbereitung legte das Alter der zu
erwartenden Schüler/innen. Da unsere Schüler/innen erst in der
vierten bzw. fünften Schulstufe waren, ging es uns bei unserem
Konzept vor allem um das Verständnis und weniger um die
fachspezifische Tiefe.
Zu diesen drei Themen entwickelten wir im Vorhinein drei Stationen:
Optisch: Für das Sehen ordneten wir Gummibärchen nach Farben und
legten sie so geordnet neben einander. Aufgabe war es nun, sich ein
Gummibärchen auszuwählen und dieses zu essen. Anschließend
stellten wir die Frage, warum sie sich gerade für dieses
Gummibärchen entschieden hatten. Unsere erhoffte Antwort sollte
‚Weil das Rote/Grüne/... mir am besten schmeckt’ lauten. Im weiteren
Gespräch wollten wir so auf die Blütenfarben zu sprechen kommen.
Akustisch: Zum Thema Hören,
teilten wir die Kinder in Paare
ein. Einem/einer der Beiden
wurden die Augen verbunden.
Nun sollten sich immer zwei
Paare Gleichzeitig durch den
von uns aufgebauten Parcours
(siehe Skizze) führen. Der/die
Partner/in, der/die sehen konnte,
musste den/die „Blinde/n“ mit
Hilfe eines vorher ausgemachten
Lautes (zum Bsp. „lalala....“)
28
Mario Huber, Philipp Enders
führen. Der/die Blinde musste dem Laut folgen. Lag ein Hindernis im
Weg, sollte der Laut lauter gemacht werden, wodurch der/die
Partner/in gewarnt wurde und somit das Hindernis überwinden
konnte. Die gegeneinander laufenden Paare hatten verschiedene
Laute. Durch diese Aufgabe sollte verdeutlicht werden, dass man sich
nur durch Laute verständigen kann und man auch unter mehreren
Lauten, seinen eigenen identifizieren und auf diesen reagieren kann.
Im Anschluss wollten wir so auf die Vögel zu sprechen kommen.
Olfaktorisch: Unsere dritte Station
sollte ein Riechkarussel darstellen.
Hierbei war eines der Kinder mit
einem Seil an einem Pflog befestigt,
wodurch es sich nur im Kreis
bewegen konnte (siehe Skizze).
Außerdem wurden ihm/ihr die
Augen verbunden. Alle anderen
Kinder sollten sich im Kreis um
den/die in der Mitte stehende/n
Schüler/in verteilen. Einer von uns
sprühte sich mit Deo ein und stellte
sich mit dazu. Das in der Mitte stehende Kind hatte nun die Aufgabe,
nur durch Riechen herauszufinden, wo sich der „Lehrer“ befindet.
Darauf hin wollten wir den Hund und die Ameise als Beispiel
thematisieren.
Mit den gemachten Erfahrungen und dem vor den Stationen geführten
Gespräch sollten die Kinder zum Schluss noch die Möglichkeit
bekommen, sich Tiere und Pflanzen anzuschauen und selber heraus
finden, welches Signal das jeweilige Tier oder die jeweilige Pflanze
verwendet. Dazu wollten wir vor Ort ein Paar Tiere und Pflanzen
sammeln.
Signale im Tier und Pflanzenreich
Vor Ort
In
Marchegg
angekommen,
suchten wir uns
einen
geeigneten
Platz, bauten unseren
Parcours und das
Riechkarussel
auf
und suchten unsere
Anschauungsmateria
lien.
Letztendlich
hatten
wir
die
Rotbauchunke
(Bombina bombina), den Siebenpunkt-Marienkäfer (Conccinella
septumpunctata), die Schwebfliege (Syrphidae), die Walnuss
(Junglans regia), den Weißdorn (Crataegus) und den Beinwell
(Symphytum).
Der Stationsbetrieb lief dann vollgendermaßen: Als die jeweilige
Gruppe zu uns kam, setzten wir uns auf eine Decke und Frage zu
Beginn, was sie sich unter Signalen vorstellen, ob sie solche
kennen und wo ihnen diese in Ihrem normalen Alltag begegnen.
Dadurch erarbeiten wir die drei uns wichtigen Klassen Riechen,
Hören, Sehen. Besonders gut funktionierten hierbei die Vergleiche
mit „Mutti’s Kochtopf“, dem Handy und der Ampel. Im weiteren
Gespräch versuchten wir diese alltäglichen Dinge auf die Tiere
und Pflanzen zu übertragen. Je nach Wissensstand konnte wir so,
nach den jeweiligen Stationen, an diesem Wissen anknüpfen.
29
Mario Huber, Philipp Enders
Dann deckten wir die geordneten Gummibärchen auf. Unsere
erhoffte Antwort auf die Frage, warum sie gerade jenes
Gummibärchen gegessen hatten kam und wurde außerdem noch
unterstützt von der Antwort ‚Weil es meine Lieblingsfarbe ist.’.
So hatten wir keine Mühe, zusammen mit den Kindern zu
erarbeiten, warum sich zum Beispiel die Biene gerade auf die
gelben Blüten setzt und der Schmetterling eher auf die Rote.
Danach widmeten wir uns dem Parcours. Nach jeder Menge Spaß
konnte wir, durch die eben gemachte Erfahrung, mühelos auf die
um uns herum zwitschernden Vögel hinweisen. Auch die Frage,
wie es sein kann, dass hier gleich mehrere Vögel zwitschern und
die sich trotzdem alle verstehen, war sehr schnell und ohne
weitere Hilfestellung geklärt.
Nach dem Parcours ging es direkt zum Riechkarussel. Hier wollte
jedes Kind dran kommen. Als alle Kinder an der Reihe waren
fragten wir, wer einen Hund daheim habe und warum dieser beim
Gassi gehen nicht einfach einmal „Pippi macht“, sondern überall
anhält um zu urinieren. Die Verbindung zu dem Riechkarussel war
sehr schnell hergestellt und die Frage damit beantwortet.
Anschließend besprachen wir noch das Beispiel mit der Ameise,
welche ihr Futter durch einen Duftstoff markiert, damit auch die
Artgenossen die Futterstelle finden.
Nach den drei Stationen gingen wir dann zu unseren Materialien.
Hier hatten wir den Vergleich der Farben mit Beinwell und
Weißdorn, den Geruch mit der Walnuss, die fast alle Kinder
erkannten, und den Marienkäfern, von denen wir sehr viele
gesammelt hatten, um sie in ein Glas zu sperren (sehr starker
Eigengeruch) und die optischen Signale der Tiere als Warnung
durch die Rotbauchunke und als Tarnung mit Hilfe der
Schwebfliege.
Signale im Tier und Pflanzenreich
Zum Schluss führten wir die Kinder zu ihrer nächsten Station. Auf
dem Weg dorthin versuchten wir immer wieder auf verschiedene
Signale hinzuweisen. Als zwei Highlights auf diesem Weg hatten
wir noch eine gelbe Jacke gelegt, auf welcher sich die Fliegen
sammelten. So konnten wir auch noch zeigen, dass nicht einmal
eine Blüte nötig ist, um ein Insekt anzulocken. Zu guter Letzt
hielten wir unter einem Weißdorn. Die Kinder sollten die vielen
Bienen hören, die sich dort nach Nektar suchten. So hatten wir
einen tollen Abschluss und konnten die Gruppe an die nächste
Station übergeben.
Reflexion
Nach der ersten Gruppe mussten wir uns eingestehen, dass wir
vielleicht selber ein wenig viel erzählen wollten und damit die
Kinder teilweise nicht zu Wort kommen ließen. Es war schwer
sich zurück zu nehmen und vor allem nicht immer noch seinen
Stationspartner ergänzen zu wollen. So nahmen wir uns vor, dass
jeder einfach weniger sagt, wir somit die Kinder mehr zu Wort
kommen lassen und einfach mal warten, wenn nicht gleich eine
Antwort kommt.
Dieses Konzept ging voll auf. Jeder von uns beiden nahm sich ein
wenig mehr zurück und schon waren die Gespräche zwischen den
Kindern und uns viel flüssiger.
Ein weiterer Punkt, waren zu Beginn die Übergänge zwischen den
einzelnen Themenbereichen. Doch je öfter wir mit den
verschiedenen Gruppen arbeiten, desto besser wurde es.
Wir hatten jede Menge Spaß mit den Kindern und fanden eine
Gute Mischung zwischen Wissensvermittlung und Spaß in der
Natur.
30
Mario Huber, Philipp Enders
Durch den jeweiligen „Aha-Effekt“ der nach jeder Station bei den
Kindern zu beobachten war wussten wir, dass die Kinder
verstanden hatten, was wir ihnen zu vermitteln versucht hatte.
Lernziel
Unser Ziel war es, den Kindern zu vermitteln, was Signale sind,
welche Arten von Signalen es gibt und wie und warum diese von
Tieren und Pflanzen angewandt werden.
Methode
Die Kinder sollten die Arten von Signalen am eigenen Körper
erfahren, um zu verstehen, wozu es die verschiedenen Signale
gibt. Durch den Vergleich mit der Natur, sollte die eigene
Erfahrung dann auf die Tier- und Pflanzenwelt übertragen werden.
Literatur
Bildernachweis:
Bild: Vierstreifige Dickkopffliege
http://www.australien-fox-downunder.de/wespen/hautfluegler_
mimikry.html (Zugriff am 08.06.2011)
Bild: Wespenbock
http://www.falkenseeaktuell.de/files/wespenbock.jpg (Zugriff am
08.06.2011)
Bild: Hornissenschwärmer und Hornisse
http://www.genesisnet.info/bild.php?ID=131&Sprache=de (Zugriff
am 08.06.2011)
Bild: Marienkäfer
http://www.neubilder.net/schlagwort/marienkafer-bild/ (Zugriff am
08.06.2011)
Bild Feuerwanze
Signale im Tier und Pflanzenreich
http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/439585 (Zugriff am
08.06.2011)
Bilder Rotbauchunke
http://de.wikipedia.org/wiki/Rotbauchunke (Zugriff am 08.06.2011)
Bild Laubfrosch
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Laubfrosch_Macro.j
pg&filetimestamp=20080729140904(Zugriff am 09.06.2011)
Bild Tagpfauenauge
http://de.wikipedia.org/wiki/Tagpfauenauge(Zugriff am 09.06.2011)
Bild Osterluzeifalter
http://de.wikipedia.org/wiki/Osterluzeifalter(Zugriff am 10.06.2011)
Bild Löwenzahn+Biene:
http://www.l-seifert.de/bilder-blueten/Loewenzahn.html(Zugriff am
10.06.2011)
Bild Beinwell:
http://www.heilkraeuter.de/lexikon/beinwell.htm(Zugriff am
10.06.2011)
Bücher:
Barth ,F.G. (1986): Vibratonssinn und vibratorische Umwelt von
Spinnen. Naturwissenschaften 73: 519f.
Bruns, H. (1958): Schutztrachten im Tierreich. A. Ziemsen Verlag,
Wittenberg Lutherstadt.
Burkhardt, D. (1887): Signale in der Tierwelt. München
Kainz, F. (1961): Die „Sprache“ der Tiere. Tatsachen –
Problemschau – Theorie. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart.
Klausnitzer, B. & Klausnitzer H. (1997): Marienkäfer. Westarp
Wissenschaften, Magdeburg.
Diesener, G. & Reichholf, J. (1985): Lurche und Kriechtiere.
Mosaik Verlag Gmbh, München.
31
Mario Huber, Philipp Enders
Signale im Tier und Pflanzenreich
Smith, J.M. & Harper, D. (2003): Animal Signals. Oxford
University Press, New York.
Websites:
Lutz, J. (2009): Die Sprache der Pflanzen. Internetartikel,
http://www.geo.de/GEOlino/natur/pflanzen/4932.html
http://www.schule-bw.de/unterricht/faecher/biologie/material/
tier/insekt/hautfluegler/anlockung_bestaeuber.html (Zugriff
am 10.06.2011)
http://www.pflanzenforschung.de/journal/umwelt/biodiversitaet/anlo
cken-und-abschrecken-%E2%80%93-pflanzen-kopiereninsekten-duftstoffe(Zugriff am 10.06.2011)
http://www.alzd.de/2005/11/27/duft-die-alteste-form-derkommunikation/(Zugriff am 10.06.2011)
32
Melanie Senekowitsch, Clara Etzlstorfer/ Algen- Moose- Farne
Vom Wasser aufs Land und
wieder zurück
Algen- Moose- Farne
von Melanie Senekowitsch, Clara Etzlstorfer
Fachliches
Bakterien waren die ersten Lebewesen der Erde. Sie lebten im Meer.
Heute leben Verwandte von ihnen noch in den „Schwarzen
Rauchern“ am mittelozeanischen Rücken.
Bald nach ihnen entstanden die ersten Cyanobakterien
(„Blaualgen“), die Photosynthese betreiben konnten. Erste
Nachweise für Cyanobakterien gab es schon vor 3,5 Milliarden
Jahren, für echte Algen vor 2,2 Milliarden Jahren. Die
Cyanobakterien setzten Sauerstoff in die Atmosphäre frei. Das war
die Voraussetzung für tierische Organismen. Es entwickelte sich
dadurch auch die Ozonschicht, die die UV-Strahlung abhält, was
Landleben erst möglich machte.
Vielzeller vor. Es gibt verschiedene Organisationsstufen, in die man
die Algen nach ihrem Bau einordnen kann:
- monadale Stufe (begeißelte Einzeller)
- rhizopodial/ amöboid (unbegeißelte Einzeller)
- koloniebildend ( Volvox, Bild)
- capsal (Coenobien)
- coccal (unbewegliche Einzeller)
- trichal (fadenförmig)
- siphonal (vielkernige Zellen)
- thallös (Thallus)
Sie besitzen kein Festigungsgewebe und ein schlecht ausgebildetes
Wurzelsystem. Sie können trotzdem aufrecht stehen, da ihre
Interzellularräume mit Luft gefüllt sind. Die benötigten Nährstoffe
nehmen sie über die gesamte Körperoberfläche auf.
Algen haben mittels der Photosynthese wesentlich zu einer
Sauerstoffanreicherung in der Atmosphäre beigetragen. Das hatte
zur Folge, dass sich die Atmosphäre erwärmte und die Bedingungen
für neue Organismen zu finden waren. Es entstanden zunächst
Moose und Farne und schließlich die Samenpflanzen.
Moose
Algen
Die ersten Pflanzen waren die Algen. Nach den Farbpigmenten kann
man Grün-, Braun- und Rotalgen unterscheiden. Algen sind eine
sehr vielfältige Gruppe- es kommen sowohl Einzeller als auch
Die ersten Moose sind vor 400 Millionen Jahren entstanden. Man
unterscheidet 3 Gruppen: Laubmoose, Lebermoose und Hornmoose.
Moose sind bereits Landpflanzen, sind aber noch sehr vom Wasser
abhängig. Sie haben keine Epidermis und keine Wachsschicht
33
Melanie Senekowitsch, Clara Etzlstorfer/ Algen- Moose- Farne
(Cuticula) als Verdunstungsschutz und können daher leicht
austrocknen, weil sie ihren Wasserhaushalt kaum regulieren können.
Wasser, das durch die Oberfläche in die Pflanzen aufgenommen
wird, verdunstet bei Trockenheit sehr schnell. Moose können aber
trotzdem Trockenperioden überdauern: Beim Austrocknen verkürzt
sich die Mittelrippe der Moosblättchen. Diese legen sich an das
Stämmchen oder kräuseln sich. Dadurch wird feuchte Luft
eingeschlossen und die Wasserabgabe eingeschränkt. Einige Moose
34
Melanie Senekowitsch, Clara Etzlstorfer/ Algen- Moose- Farne
benötigt Wasser. Die Schwärmzellen (Spermatozoiden) sind mit
Geißeln beweglich und müssen zur Eizelle schwimmen. Brutkörper
stellen die vegetative Vermehrung dar.
Farne
wie z.B. Torfmoose können in ihren Blättchen Wasser speichern.
Torfmoose könne das 30-Fache ihres Trockengewichts speichern,
andere Moose das 7-Fache.
Laubmoose: sind in Spross und Blättchen gegliedert. Der Spross
dient zur Stabilität der Pflanze und hat kaum Leitungsfunktion. Sie
besitzen wurzelähnliche Strukturen, die Rhizoide genannt werden
und zur Verankerung dienen. Bei den Laubmoosen gibt es schon
Spaltöffnungen. Die Lebermoose haben einen oft lappigen Körper
(thallös), aber es treten auch beblätterte (foliose) Formen auf.
Hornmoose bilden eine sehr kleine Gruppe der Moose. Sie sind
blattlos und meist thallös.
Der heteromorphe Generationswechsel der Pflanzen zeigt die
Abhängigkeit an das Wasser: Der Gametophyt ist dominant,
während der Sporophyt von diesem abhängig ist. Die Befruchtung
Farne entstanden wie die Moose vor ca. 400 Millionen Jahren. Sie
sind ebenfalls Embryophyten, aber haben im Gegensatz zu den
Moosen bereits Leitbündel ( Gefäßpflanzen): Sie besitzen
Wurzeln, Sprosse und Blätter.
Farne wachsen meist an schattigen und feuchten Plätzen. Die
größten Farne sind im tropischen Regenwald zu finden. Hier werden
die Farnwedel bis zu einem Meter lang. Sehr charakteristisch sind
die Sporangien (Sporenbehälter) an der Unterseite eines Farnwedels.
Ein weiteres Charakteristikum ist der eingerollte junge Farn, der
sich erst im Laufe seiner Entwicklung ausrollt. Die Blätter der Farne
sind gefiedert. Es werden wie bei den Moosen Photosynthese und
Generationswechsel betrieben. In unseren Breiten findet man ca.
200 verschiedene Farnarten.
Didaktik
Wir haben uns folgendermaßen auf Freilanddidaktik vorbereitet:
Zuerst haben wir uns in unser Thema eingelesen, d.h. wir holten uns
Informationen aus Büchern und dem Internet. Dabei haben wir
versucht gleich Ideen für eine mögliche didaktische Aufbereitung
des Themas zu sammeln. Wir fanden schnell einiges an Theorie-
35
Melanie Senekowitsch, Clara Etzlstorfer/ Algen- Moose- Farne
Material und konnten uns ein fundiertes Wissen über das Thema
erarbeiten. Etwas problematischer für uns war die Suche nach
didaktischen Unterlagen zu den Moosen, Farnen und Algen. Wir
stießen kaum auf – für die Freilanddidaktik - brauchbares Material.
Wir suchten in diversen Biologiebüchern und im Internet, und
entschlossen uns letztendlich dafür, das Thema als eine Art
Schatzsuche zu gestalten. Dafür formulierten wir 16 Fragen passend
zu unserem Thema, drucken diese aus und laminierten sie (damit sie
u.a. auch Regen standhalten). Die eine Hälfte der Fragen erhielt von
uns eine gelbe Markierung, die andere eine blaue. Dazu entschlossen
wir uns, weil wir später die SchülerInnen in zwei Gruppen (Gruppe
blau und gelb) aufteilen wollten und dadurch für sie die Übersicht
durch die zwei verschiedenen Farben besser gegeben werden
konnte. Zusätzlich hatten wir noch sechs Fragen, die wir im
Vorhinein noch nicht markierten und welche unsere Ersatzfragen
darstellten (denn hätten wir in Marchegg feststellen müssen, dass die
SchülerInnen bei gewissen Fragen gröbere Schwierigkeiten haben,
hätten wir diese dann ausgetauscht!).
Weiters haben wir Bilder von Farnen, Moosen und Algen, und auch
Handouts ausgedruckt. Letztere sollten dann die SchülerInnen nach
der Schatzsuche von uns erhalten. Vorort haben wir zwei Plakate
gestaltet, zwei Schatzkarten gezeichnet (weil zwei Gruppen) und
Standorte für die Fragen gesucht (wir haben diese dann mit
Schnüren an bestimmten Stellen festgebunden). Außerdem haben
wir in Marchegg Moose, Farne und Algen gesucht und bestimmt.
Auch auf Flechten sind wir gestoßen und haben sie mitgenommen.
Wir suchten einen guten Ort für die Schatztruhe und fanden eine
Höhle in einem Baum, welche uns als geeignet vorkam.
Anschließend sind wir die Stationen selbst durchgegangen um die
benötigte Zeit und Klarheit zu überprüfen.
Um den Schatz zu bekommen, mussten die SchülerInnen das
richtige Passwort herausfinden (jede Frage hatte zwei
Antwortmöglichkeiten und zu jeder Antwort gab es einen
Buchstaben  wenn sie die Fragen immer richtig beantworteten,
dann erhielten sie am Schluss das richtige Losungswort). Wir haben
uns zwei Lösungswörter (eines pro Gruppe) für die Schatzsuche
überlegt. Es sollten keine Wörter sein die die SchülerInnen kennen
konnten, damit sie bei den Fragen nicht schummeln konnten.
Deshalb benutzten wir zwei lateinische Namen (Evernia und
Sphagna). Wir haben uns eine Belohnung überlegt, und kamen zu
dem Entschluss: Haribo macht Kinder froh ;) Dies wurde
anschließend auch bestätigt.
Wir haben uns Vorort ein kleines Mikroskop, Lupen und Pinzetten
ausgeborgt, welche wir den Kindern auf die Suche mitgaben.
Bei unserer Station gab es für die SchülerInnen von uns eine kurze
Inputphase mit Plakaten und anschließend die Schatzsuche, wo die
Kinder dann dazu gestellte Fragen beantworten sollten. Wenn es
eine Gruppe nicht schaffte das richtige Lösungswort zu finden,
erhielt sie trotzdem einen Trostpreis von uns. Anschließend gab es
auf dem Rückweg zur Station Klärung offener Fragen der
SchülerInnen und Nachbesprechung. Zum Schluss konnten sie dann
noch gesammeltes Material beim Stationsstand mikroskopieren.
Reflexion
Zuerst waren wir ziemlich verzweifelt und ratlos, was wir mit
unserem Thema anfangen sollten. Da es im Vergleich zu anderen
36
Melanie Senekowitsch, Clara Etzlstorfer/ Algen- Moose- Farne
Themen nicht so spannend war, versuchten wir es trotzdem für die
Kinder interessant zu gestalten. Anfangs wollten wir eine Art
Schnitzeljagd machen, wofür wir auch die Fragen vorbereiteten.
Vorort entschieden wir uns aber spontan für eine Schatzsuche, da
uns das spannender und zeitlich passender vorkam. Da wir viele
(Bastel-)Utensilien mithatten, konnten wir gut damit arbeiten. Am
ersten Tag waren wir zunächst noch etwas verzweifelt, da wir nur
wenige Zentimeter große Farne fanden. Wir entschlossen uns
kurzfristig auch eine Flechte einzubauen, da sie Vorort vorhanden
war. Leider fühlten wir uns hier etwas im Stich gelassen von den
Betreuern.
Der erste Tag mit den SchülerInnen hat nicht 100%ig so geklappt,
wie wir uns das vorgestellt hatten. Die SchülerInnen waren nicht
sehr motiviert und wir selbst machten auch einige Fehler, z.B. dass
wir hinter der Gruppe mitgegangen sind und somit teilweise den
Kindern die Eigenständigkeit genommen haben
Der zweite Tag war wesentlich besser und stressfreier. Die Kinder
der 3. Klasse waren total wissbegierig und motiviert. Besonders toll
fanden wir es, dass eine Gruppe freiwillig unsere Station noch
einmal machen wollte, weil sie von unserer Schatzsuche so
begeistert gewesen war. Jedenfalls war diese Klasse wesentlich
begeisterungsfähiger und hat aktiver mitgearbeitet. Wir ließen an
diesem Tag auch die Kinder ganz allein die Schatzsuche machen
und einer von uns wartete nur in der Nähe des Schatzstandortes, um
das Lösungswort abzufragen. Diese Vorgehensweise war wesentlich
besser als die vom Vortag.
Unser Fazit: am besten für SchülerInnen und LehrerInnen bei einem
Stationenbetrieb ist es, die SchülerInnen einfach machen zu lassen.
Denn wenn man die Arbeitsaufträge gut ausformuliert und genau
erklärt hat, finden sich die SchülerInnen auch allein zurecht. Wir
haben uns sehr gefreut feststellen zu können, dass die SchülerInnen
gut mit unseren Arbeitsaufträgen (=Schatzkarten) zurechtgekommen
sind und auch die Idee mit dem Schatz und den Lösungsworten sehr
positiv und freudig aufgenommen haben. Auch das Mikroskopieren
am Schluss der Station ist sehr gut angekommen, auch wenn es sich
nicht bei jeder Gruppe ausgegangen ist, was sehr schade war. Sehr
hilfreich war das Feedback des Betreuers nach dem 1. Tag (haben
am 2.ten Tag Kinder wirklich alleine arbeiten lassen). Wir merkten
dass die Arbeit mit den Kindern so wesentlich effektiver und
angenehmer war.
Wir waren sehr froh, dass unsere Schatzsuche zeitlich so gut
funktioniert hat. Die Kinder sind (bis auf eine Ausnahme) immer
pünktlich zurückgekommen und es war noch Zeit für das
Mikroskopieren. Die Idee lateinische Lösungswörter zu nehmen war
im Nachhinein auch eine sehr gute Wahl, da die Kinder dadurch
versuchen mussten, die Fragen richtig zu beantworten und nicht
nach den Buchstaben zu gehen. Und ein anderer positiver
Nebeneffekt davon war, dass die Kinder sich die Wörter kaum
genau merkten und sie dadurch diese auch nicht an die nächsten
Gruppen weitergeben konnten (ein Bub kam vor der Schatzsuche zu
uns und meinte: „Gell, ihr habt so ein komisches Lösungswort..
irgendwas mir E und A, aber ich weiß es nicht mehr genau!“). Wir
klärten sie natürlich nach der Schatzsuche auf, worum es sich bei
diesen zwei Namen wirklich handelte.
Alles in allem können wir sagen, dass wir für uns das Beste aus dem
Thema herausgeholt haben und wirklich positiv überrascht waren,
wie gut es bei den SchülerInnen ankam.
37
Melanie Senekowitsch, Clara Etzlstorfer/ Algen- Moose- Farne
Flechten. BLV Buchverlag. München.
Literatur
Bücher:
Dr. Wendelberger, Elfrune (1986): Pflanzen der Feuchtgebiete.
Gewässer, Moore, Auen. BLV Vertragsgesellschaft. München.
Wien. Zürich.
Dr. Marbach, Bernhard/ Kainz, Christian (2010): Farne, Moose &
Prof. Dr. Jahns, Hans Martin (1987): Farne- Moose- Flechten
Mittel-, Nord- und Westeuropas. BLV Verlagsgesellschaft.
München. Wien. Zürich.
Campbell
Websites: www.wikipedia.de (April 2011)
38
Claudia Gottlieb & Stephanie Vorderwinkler, Evertebraten
Evertebraten
Untertitel
von Claudia Gottlieb & Stephanie Vorderwinkler
Fachliches
Schwimmkäfer
Fam. Dytiscidae
Schwimmkäfer sind an das Leben im Wasser evolutionär schon sehr
gut angepasst. Diese Familie der Käfer zeigt einen flach kahnartigen
Körperbau und verbreiterte Hinterbeine, „Schwimmbeine“, die zur
Verbesserung der Schwimmgeschwindigkeit dienen. Die Atemluft
wird unter den Flügeldecken am Ende des Körpers transportiert und
man kann sehr schön beobachten, wie die Luftblase mit der Zeit
kleiner wird und die Käfer alle paar Minuten an die Wasseroberfläche
schwimmen müssen, um den Luftvorrat neu zu „aufzufüllen“.
Ihre Lebensweise ist meist räuberisch. Die Larven der Schwimmkäfer
haben zangenartige, durchbohrte und als Saugzangen wirkende
Mandibeln. Zu den Schwimmkäfern gehören z.B. der Gelbrandkäfer
und der Furchenschwimmer.
Gelbrandkäfer
Dytiscus marginalis
Der adulte Gelbrandkäfer mit seinem stromlinienförmigen Körper
ist über drei Zentimeter lang und abgeflacht. Halsschild und
Deckflügel sind gelb gerandet,
ansonsten
beim
Männchen
schwarzgrün
und
glatt,
beim
Weibchen meist grünbraun und längs
gerillt.
Die
Männchen
haben
außerdem Haftorgane auf den
Vorderbeinen, um das Weibchen bei
der Paarung festzuhalten. Die Hinterbeine sind dicht mit Borsten
besetzt, die beim Schwimmen als Paddel dienen. Er ist ein
geschickter Räuber und Aasfresser. Etwa alle zehn Minuten muss er
kurz an die Wasseroberfläche, um Luft in seinen Hinterleib tanken.
Die holometabolen Gelbrandkäferlarven haben einen langgestreckten
Körper, einen großen Kopf mit sehr kräftigen Mandibeln, die die
völlig zurückgebildete Mundöffnung ersetzen und sind ausgewachsen
etwa sechs Zentimeter lang. Sie leben ebenso räuberisch und saugen
ihre, mit den Mandibeln gepackten, Opfer
z.B. Kaulquappen aus. Dabei lauern sie
mit
dem
Körperende
über
der
Wasseroberfläche, um Sauerstoff über die
beiden Stigmen aufzunehmen. Sie
schnappen die Beute, durchbohren sie mit
ihren spitzen Mandibeln und pumpen nun
eine Flüssigkeit hinein, die das Beutetier
lähmt und seine inneren Organe zersetzt.
Den entstandenen Nahrungsbrei kann die
Larve dann mit ihren Mandibeln
aufsaugen.
39
Claudia Gottlieb & Stephanie Vorderwinkler, Evertebraten
Furchenschwimmer
Acilius sulcatus
Die
Käfer
werden
15
Millimeter lang. Ihr ChitinPanzer ist gelblich grundiert.
Auf
den
Flügeldecken
befinden sich aber viele kleine
schwarze Pünktchen. Auf
ihrem Halsschild befinden sich
waagerecht
zwei
breite
schwarze und dazwischen ein gelber Streifen. Das Scutellum ist
dunkel. Der Umriss des Körpers ist oval ohne ein deutliches
Absetzen zwischen Kopf, Halsschild und Hinterleib, was dem Käfer
im Wasser eine Stromlinienform verleiht. Die männlichen Tiere
haben glatte Flügeldecken, die Weibchen haben darauf behaarte
Längsrillen. Die Männchen tragen an den Vorder- und an den
Hinterbeinen Saugnäpfe, die den Weibchen fehlen. An den
Hinterbeinen kann man lange Borsten erkennen, die der Käfer als
Ruder zur schnellen Fortbewegung benutzt.
Die Furchenschwimmer durchlaufen, wie der Gelbrandkäfer, eine
holometabole Metamorphose.
Die Larven zeigen einen
langgestreckte Körper, der
vorne
(Vorderbrust)
sehr
schmal, hinten deutlich breiter
gebaut ist. Die Mandibeln sind
kurz und dolchförmig und auch
die Furchenschwimmerlarven
nehmen Luftsauerstoff über
Öffnungen am Körperende auf.
Wasserkäfer
Fam. Hydrophilidae
Die
Wasserkäfer
sind
aus
evolutionärer Sicht noch nicht so gut
an das Leben im Wasser angepasst
wie die Schwimmkäfer. Man kann
also darauf schließen, dass sie noch
nicht so lange Zeit im Wasser leben.
Sehr deutlich erkennt man dies an
ihrer etwas tollpatschigen Schwimmtechnik. Wasserkäfer sind viel
deutlich schlechtere Schwimmer als die Schwimmkäfer und müssen
sich zwischendurch immer wieder an Wasserpflanzen oder ähnlichem
festhalten. Ihren Luftvorrat speichern sie als Luftblase am Bauch. Die
Adulttiere sind Pflanzenfresser. Die Wasserkäferlarven sind eher
plump gebaut und unterscheiden sich von den Schwimmkäferlarven,
weil sie keine so stark ausgeprägten Mundwerkzeuge und großen
Kopf besitzen.
Bild oben: braunfüßiger Wasserkäfer - Hydrobius fuscipes
Wanzen
Fam. Heteroptera
Wasserskorpion
Nepa cinerea (Syn. Nepa rubra)
Der Wasserskorpion ist kein Skorpion, sondern zählt zu den
Wasserwanzen. Sein Körper ist etwa eineinhalb bis zwei Zentimeter
40
Claudia Gottlieb & Stephanie Vorderwinkler, Evertebraten
lang und er trägt am Hinterende
ein Atemrohr, welches oft
fälschlicherweise als Stachel
bezeichnet wird. Die beiden
vorderen Beine sind zu kräftigen
Fangbeinen umgebildet (Räuber!),
die vier übrigen Beine sind dünn
und
werden
meist
flach
abgespreizt. Er ist braun bis
schwarz und hat voll ausgebildete Flügel, doch fliegt der
Wasserskorpion nur sehr selten. Er hält sich meistens im Flachwasser
von stehenden oder langsam fließenden Gewässern, dicht unter der
Wassoberfläche auf, streckt seine Atemröhre zur Oberfläche empor
und lauert auf Beutetiere.
Ruderwanze
Fam. Corixidae
Die
Ruderwanzen
besitzen
auffällig kurze Vorderbeine, die
am Ende eine Art Schaufel tragen,
mit der Algen und Detritus dem
Mund zugeführt werden können.
Sie ernähren sich aber auch
räuberisch. Die Hinterbeine sind
behaart
und
zu
kräftigen
Ruderorganen entwickelt. Das
mittlere Beinpaar dient hauptsächlich dazu, sich unter Wasser
festzuhalten, um aufgrund des sehr geringen Gewichtes, nicht an die
Oberfläche getrieben zu werden. Die meisten Arten haben gut
entwickelte Flügel und können gut fliegen. Der Rüssel ist sehr kurz
und im Gegensatz zu anderen Wanzenarten ohne Speichelkanal.
Wasserläufer
Fam. Gerridae
Sie sind so leicht, dass sie die
Oberflächenspannung des Wassers
ausnützen und sich so auf der
Wasseroberfläche
fortbewegen
können, ohne zu versinken. Die
deutlich kürzeren Vorderbeine
dienen dem Beutefang, während die
langen Mittel- und Hinterbeine den
Körper fortbewegen. Der langgestreckte Körper ist zusätzlich
komplett mit feinen Härchen bedeckt, die das Wasser abweisen.
Wasserläufer haben gut entwickelte Facettenaugen. Sie ernähren sich
räuberisch von ins Wasser fallende Insekten, die sie mit
empfindlichen Vibrationssinnesorganen an den Beinen orten können.
Rückenschwimmer
Fam. Notonectidae
Auch der Rückenschwimmer gehört zu den Wasserwanzen. Wie der
Name verrät, schwimmt er mit
dem Rücken nach unten. Er wird
durch
die
bauchseitig
am
Hinterleib gespeicherte Atemluft
nach oben getrieben und erhält
somit auch eine gut getarnte
Körperfarbe. Der Kopf ist breit und
trägt große Augen. Sie bewegen
41
Claudia Gottlieb & Stephanie Vorderwinkler, Evertebraten
sich mit ihren kräftigen Ruderbeinen knapp unter der
Wasseroberfläche stoßweise fort. Rückenschwimmer sind wie alle
Wanzen hemimetabol. Sie durchlaufen fünf Larvenstadien, die über
Häutungen ineinander übergehen. Die Larven entsprechen in etwa
dem Habitus des fertigen Tieres.
Krebse
Wasserassel
Asellus aquaticus
Die meisten Arten der Asseln
leben im Meer, nur zwei oder
drei
Arten
leben
in
Binnengewässern. Sie sind
entweder am Boden oder
zwischen Wasserpflanzen zu
finden
und
sind
sehr
widerstandsfähig. Sie ernähren
sich
von
zahlreichen
Pflanzenresten. Am kleinen Kopf sitzen zwei Komplexaugen sowie
zwei Paar Antennen von denen ein Paar fast körperlang, das andere
sehr kurz ist. An den Kopf schließen sich sieben Segmente an. Das
letzte ist zu einer auffälligen Platte umgebildet, unter der sich die
Blattkiemen befinden. Sehr oft findet man die Wasserasseln
paarweise, wobei das Männchen am Rücken des Weibchens
klammert. Auch nach der Besamung bewacht das Männchen es noch
so lange, bis das Weibchen den „Brutsack“ ausgebildet hat und von
keinem anderen Männchen mehr besamt werden kann.
Muschelkrebse
Ostracoda
Ostrakoden sind kleine, ihre Größe bewegt
sich um 1 Millimeter Länge, die ihren
Körper rundum durch ein zweiklappiges
Gehäuse schützen, wodurch sie wie kleine
Muscheln aussehen. Ihre Ernährungsweise
ist sehr unterschiedlich. Man kennt vom
Detritus lebende, Aasfresser, Filtrierer und
auch Räuber.
Ostrakoden sind gute Faziesindikatoren. Fossile Ostrakoden gehören
durch ihre Häufigkeit, z.T. rasche Evolutionsgeschwindigkeit und
ökologische Anpassungsfähigkeit zu den wichtigsten Leitfossilien in
der Mikropaläontologie.
Libellen
Odonata
Die Libellen unterteilt man in zwei Hauptgruppen: Großlibellen und
Kleinlibellen, die sich im Körperbau deutlich unterscheiden. Libellen
sind vor allem in der Nähe von Gewässern zu finden, da ihre Larven
auf Wasser als Lebensraum angewiesen sind. Sie durchleben eine
hemimetabole Entwicklung.
Im Wasser sind die Larven gut angepasste Räuber, sie fangen ihre
Beute mit einer Art „Fangmaske“. Zur Atmung besitzen
Libellenlarven zwei verschiedene Techniken, wodurch sie auf den
ersten Blick unterschieden werden können: Die Kleinlibellen haben,
ganz charakteristisch, an ihrem Hinterende drei blattförmige
Tracheenkiemen, mit denen sie Sauerstoff aus dem Wasser
42
Claudia Gottlieb & Stephanie Vorderwinkler, Evertebraten
aufnehmen können. Großlibellen hingegen besitzen keine sichtbaren
Kiemen, diese sind in den Enddarm verlagert.
Die Dauer des Larvenlebens einer Libelle übertrifft jenes der daraus
hervorgehenden Imago in der Regel beträchtlich: Sie kann bis zu
einigen
Jahren
dauern.
Eine
einoder
zweijährige
Larvalentwicklung ist der am häufigsten vorkommende Fall. Dabei
durchlaufen die Tiere mehr als zehn kontinuierlich größer werdende
Larvenstadien, jeweils mit
einer Häutung abgeschlossen.
Sind
sie
ausgewachsen,
steigen sie aus dem Wasser
und suchen Stängel oder
Blätter von Ufer- oder
Wasserpflanzen
beziehungsweise Schilf zum
Schlüpfen auf. Dort schlüpft
dann das ausgewachsene
Insekt aus der Larvenhülle,
die als Exuvie zurückbleibt.
Eintagsfliege
Nahrungsverwertung funktionslosen Darm
aus, der nur noch als körperstabilisierendes
„Skelett“ dient. Diese Strukturen wurden
modifiziert, da sich die Tiere im
Erwachsenenstadium nicht mehr ernähren.
Sie leben an Land und meist nur ein bis vier
Tage, manchmal nur wenige Minuten, was sie
ausschließlich zur Begattung und Eiablage
nutzen.
Die Eintagsfliegenlarve hingegen lebt im
Wasser und entwickelt sich über zahlreiche
Häutungen direkt zur Imago, man spricht
deshalb auch von Nymphen. Sie haben gut
entwickelte
Mundwerkzeuge.
Typische
Erkennungsmerkmale sind die außen
liegenden Kiemenblättchen an den ersten fünf
bis sieben Hinterleibssegmenten, die bei
verschiedenen
Familien
unterschiedlich
geformt sind, sowie die Schwanzfäden,
welche bis auf wenige Ausnahmen in
Dreizahl ausgebildet sind (im Gegensatz zu
den Steinfliegenlarven mit zwei Fäden).
Ephemeroptera
Die Eintagsfliegen zählen nicht zu den Fliegen, sondern bilden eine
eigene Insektenordnung. Die Imago besitzt große Flügel, wobei der
Vorderflügel deutlich größer ist als der Hinterflügel, der bei vielen
Arten reduziert ist. Ein weiteres charakteristisches Merkmal sind die
drei Schwanzfäden (Cerci). Außerdem zeichnen sich die Adulttiere
durch verkümmerte Mundwerkzeuge und einen für die
43
Claudia Gottlieb & Stephanie Vorderwinkler, Evertebraten
Didaktik
Vor Marchegg
Schon einige Zeit vor unserer Freilandexkursion nach Marchegg
machten wir uns daran, ein Konzept für unsere geplante Station
„Wirbellose Tiere“ zu überlegen und planen. Nach einem
gemeinsamen Nachmittag in der Fachbereichsbibliothek Biologie
beim Heraussuchen etlicher Fachliteratur wurde uns nicht nur
bewusst, dass die Artenvielfalt im Lebensraum Tümpel sehr
umfangreich ist, sondern auch, dass, solange wir nicht tatsächlich
vor Ort sind, wir nicht wissen können, welche Wassertiere wir dort
wirklich finden werden. Somit blieb uns nichts erspart und wir
bereiteten uns den fachlichen Teil wirklich sehr umfangreich vor.
Von Urzeitkrebsen, Käfern, Wasserwanzen bis hin zu Libellen und
Wasserschnecken umfasste unsere Ausarbeitung eigentlich alle
möglichen Tierarten, Adulttiere als auch Larvenstadien. Hier
durchstöberten wir auch die Skriptenbeiträge der Vorjahre, was uns
wirklich hilfreich war.
Nun stellte sich die Frage nach Lehrziel und Methode. Da wir
unsere Station für zwei wirklich junge Schulklassen, eine 4.Klasse
Volksschule und eine 1.Klasse AHS, vorbereiteten, war es uns am
wichtigsten, den Schüler/innen die Möglichkeit zu geben einmal
selbst zu keschern und aktiv zu sein. Es war auch von Anfang an
klar, dass wir sie nicht mit Fachwissen volltrichtern wollen, sondern
sie aktiv forschen lassen und ihnen Spaß am Entdecken (in) der
Natur zu vermitteln. Als altersadäquates Lernziel sahen wir also
aktives, forschendes Keschern und Spaß daran haben!
Um einerseits mit dem in etwa vorgegebenen Zeitlimit von einer
halben Stunde auszukommen und andererseits unsere noch so
jungen Schüler/innen nicht zu langweilen und/oder überfordern
entschieden wir uns gegen das Vorbereiten von Vorträgen, Plakaten,
Fragenbögen oder ähnliches, sondern gestalteten nur ein sehr
einfaches Arbeitsblatt. Hierbei sollten sie dem Tier einen Namen
geben, es ein wenig beschreiben und vor allem zeichnen, da man
dadurch noch genauer schaut. Da es wichtig ist, konkrete
Aufgabenstellungen vorzugeben, haben wir uns Beobachtungsfragen
für die SchüllerInnen überlegt. Der Fokus lag trotzdem auf der
Zeichnung. Es war zum Teil auch unser Notfallplan, diese Aufgaben
mit einzubeziehen, sollten Kinder zum Beispiel nicht keschern
wollen, oder wir zu viel Zeit hätten.
44
Claudia Gottlieb & Stephanie Vorderwinkler, Evertebraten
WIRBELLOSE TIERE
Name des Tieres:
Zeichne dein Tier:
Beschreibe das Aussehen (Farbe, Größe, Anzahl der Beine,
Fühler, Augen, Behaarung):
Was glaubst du frisst das Tier?
Überlege dir eine Anpassung an das Wasserleben!
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Claudia Gottlieb & Stephanie Vorderwinkler, Evertebraten
In Marchegg
Als wir in Marchegg ankamen, haben wir uns sofort die Kescher,
Behälter und die Wathosen geschnappt, und sind zu den Tümpeln
gegangen. Unser Plan war es, so viele verschiedene Tiere wie
möglich zu fangen, diese selbst zu bestimmen, und zur Sicherheit
aufbewahren, sollten die Kinder selber keine Tiere fangen, oder
nicht fangen wollen. Anfangs fiel es uns schwer, da wir fast nur
Wasserasseln gefangen haben, doch nach kurzer Zeit hatten wir es
raus, richtig zu keschern und konnten doch einige verschiedene
Insekten finden. Das Keschern im Tümpel, mit den riesigen Hosen
und dem Gefühl nochmal Kind sein zu dürfen, hat uns wahnsinnig
Spaß gemacht, wodurch wir bestärkt waren, uns ein gutes Konzept
überlegt zu haben. Anschließend ging es ans Bestimmen. Hier haben
wir uns schon sehr schwer getan, doch mit der Hilfe von Herrn
Professor Eder, konnten wir dann schließlich doch alle Tiere
bestimmen. Am nächsten Tag sind wir dann doch nocheimal
keschern gegangen, um eine große Anzahl und Vielfältigkeit zu
garantieren.
46
Claudia Gottlieb & Stephanie Vorderwinkler, Evertebraten
Reflexion
Tag 1
Am ersten Tag war eine 1.Klasse AHS zu Besuch. Am Tag zuvor
hatte sich die komplette Marchegg-Truppe einen Ablauf überlegt,
und somit hatten wir am ersten Tag zwei Gruppen mit jeweils 4 bis
5 Schüler/innen. Wir hatten eine reine Mädchengruppe, die von
Anfang an begeistert war, in den Tümpel steigen zu dürfen und
Tiere zu fangen. Es war zwar ein wenig schwer, sie für Insekten zu
interessieren, wenn nebenbei Frösche herumspringen, doch
schlussendlich konnten wir ihr Interesse auf unser Thema lenken. Zu
allererst haben wir ihnen erklärt, worauf sie achten müssen, und wie
sie die Tiere am besten fangen. Anschließend haben sie sich ihre
selbstgefangenen Tiere anschauen können und außerdem unsere
Ausgestellten. Wir hatten eigentlich ein recht gutes Gefühl, wie wir
die erste Gruppe gemeistert haben, dass wir unser Konzept gut
durchgebracht haben, auch wenn wir das Arbeitsblatt weggelassen
hatten, und dass wir uns ganz gut im Hintergrund gehalten haben.
Was uns allerdings ein wenig Probleme bereitet hat, war der
Zeitdruck. Ständig haben wir auf die Uhr gesehen, da uns die Kinder
schon zu spät gebracht wurden, und wir selber dann auch wieder
überzogen haben, da es doch länger braucht, Kinder aus den
Gummistiefeln zu bekommen. Im anschließenden Feedback wurde
uns klar, dass unsere Selbsteinschätzung nicht ganz mit der
Fremdeinschätzung übereinstimmte. Das Fazit aus dem Gespräch
war, dass wir viel zu viel geredet haben und uns mehr im
Hintergrund halten sollen. Nachdem Feedback haben wir uns
untereinander unterhalten, und dem zugestimmt und uns gleich
überlegt wie wir das besser machen können. Wir haben versucht uns
gegenseitig zu unterstützen, und sobald uns aufgefallen ist, dass eine
zu viel redet, hat die andere sie unauffällig darauf aufmerksam
gemacht. Die zweite Gruppe war insofern schwieriger, da wir eine
reine Jungs-Gruppe mit einem Störenfried hatten. Doch auch mit
ihm sind wir fertig geworden, indem wir auf seine Provokationen
nicht eingegangen sind. Da wir auch bei dieser Gruppe beobachtet
wurden, konnten wir gleich, vor dem großen Gruppenfeedback,
einige Anregungen einholen. Unsere jetzige Zurückhaltung wurde
positiv erkannt und somit waren wir zufrieden, den einen Punkt
gleich umgesetzt zu haben. Ein weiterer Kritikpunkt war der
Arbeitsplatz, er war nicht anregend und Schüler/innen gerecht. Auf
diesen Verbesserungsvorschlag legten wir unser Augenmerk für den
nächsten Tag.
Tag 2
Neuer Tag, neues Glück, dachten wir uns. Am Abend zuvor haben
wir zusammen den Tag reflektiert und überlegt, wie und was wir für
die 4. Klasse Volksschule besser machen können. Wir sind zu dem
Entschluss gekommen, dass wir eine kleine Forscherstation machen
wollen. Dies haben wir realisiert, indem wir für jeden Schüler, jede
Schülerin mit Behältern, Löffeln, Lupen und Stifte ihren eigenen
Forscherbereich vorbereiteten.
47
Claudia Gottlieb & Stephanie Vorderwinkler, Evertebraten
Dadurch hatte jeder der Schüler/innen einen eigenen Platz an dem sie
arbeiten konnten, und keiner kam zu kurz. Auch unser Arbeitsblatt
haben wir hinzugezogen. Um es noch einmal zu vereinfachen, haben
wir alle Fragen weggestrichen und die Kinder nur zeichnen zu lassen.
Dadurch hatten wir kein Zeitproblem und unser Lernziel, die Kinder
keschern und beobachten zu lassen wurde somit erfüllt. Nun hat es
uns so richtig Spaß gemacht, da wir sehen konnten, wie fasziniert die
Kinder an die Sache rangegangen waren, und es wirklich um einiges
besser war, als am Tag zuvor. Wir hätten am Tag 2 sogar drei
Gruppen gehabt, doch leider hat uns das Wetter einen Strich durch die
Rechnung gemacht, und wir mussten schon bei der zweiten Gruppe
48
Claudia Gottlieb & Stephanie Vorderwinkler, Evertebraten
abbrechen, da es zu blitzen angefangen hatte und viel zu gefährlich
für die Kinder gewesen wäre, weiterhin im Freien zu sein.
Abschließend sollte noch gesagt werden, dass diese paar Tage
wirklich sehr wichtig waren für unsere weitere Laufbahn. Das direkte
Arbeiten mit Kindern, kommt in der jetzigen Ausbildung leider oft
viel zu kurz, und deswegen ist dieser Kurs enorm wichtig. Wir haben
selbst wieder gemerkt, wie viel Spaß es uns bereitet mit Kindern zu
Arbeiten und es hat uns in unserer Studienwahl bestärkt.
Literatur
Bücher:
Bellmann, H. (2006): Kosmos-Atlas Spinnentiere Europas.
Extra: Süßwasserkrebse, Asseln und Tausendfüßer, 3.Auflage,
Kosmos-Verlag.
Engelhardt, Wolfgang (1989): Was lebt in Tümpel, Bach und
Weiher? Kosmos Stuttgart.
Lazowski, W. (1999): Fließende Grenzen. Lebensraum MarchThaya-Auen. Umweltbundesamt, Wien: 129-155.
Wachmann, Ekkehard (1989): Wanzen - beobachten-kennenlernen.
Neumann-Neudamm.
Westheide, Wilfried & Dohle, Wolfgang: Spezielle Zoologie. Teil 1:
Einzeller und wirbellose Tiere. Spektrum, Akad. Verlag.
Wichard W, Arens W, Eisenbeis G (1995): Atlas zur
Biologie der Wasserinsekten. Gustav Fischer Verlag.
Diplomarbeit:
Lechthaler, Wolfgang. Gesellschaften epiphytischer
Makroevertebraten in überschwemmten Wiesen an der March
(Niederösterreich).
Websites:
http://de.wikipedia.org/wiki/Eintagsfliegen – Zugriff am
30.4.2011.
http://www.natur-lexikon.com/Texte/MZ/001/00067Wasserlaeufer/MZ00067-Wasserlaeufer.html – Zugriff am
1.5.2011
http://www.submers.org/index.php?title=Ruderwanze – Zugriff
am 1.5.2011.
http://www.geodz.com/deu/d/Ostracoda – Zugriff am 15.6.2011.
http://www.hydro-kosmos.de/winsekt/waskaef5.htm – Zugriff am
15.6.2011.
http://www.hydro-kosmos.de/winsekt/wasassl.htm – Zugriff am
15.6.2011.
49
Pero Limbeck & Hanna Stadlbauer Die Kräuterhexe und der böse Magier
Aupflanzen
Die Kräuterhexe und der böse Magier
von Hanna Stadlbauer & Pero Limbeck
Fachliches
Was ist eine Au?
Weicher und nährstoffreicher Humus, gut vermengt mit den
Mineralstoffen des feinen Schwemmsandes, das ist der Grund des
Auwaldes,
der
sein
reiches
Pflanzenleben
den
Überschwemmungswassern des Flusses verdankt, der immer wieder
neue Zufuhren an Schlick und Schlamm erhält und darum die
anspruchvollsten und besonders Feuchtigkeit liebenden Kräuter,
Büsche und Bäume in sich versammelt.
Pflanzen im Gebiet der Au (essbar / giftig)
Kratzbeere Rubus caesius
Blütezeit: Mai - Juli
Strauch
Merkmale/Aussehen: 0,30 - 0,60m hoch, Stängel kurze schwache
Stacheln und niederliegend, Blätter 3- zählig gefingert und behaart,
Blüten weiß bis hellrosa (Trugdolde)
Zusatzinformation: Tee aus Brombeerblättern hilft gegen
Magenbeschwerden
Namensgebung: die Stacheln
der Kratzbeere sind klein und
kratzen nur anstatt zu stechen
Sommerknotenblume
Leucojum aestivum
Blütezeit. April - Mai
Giftig & geschützt
Merkmale/Aussehen: 0,10 0,30m,
längliche
grundständige Blätter, Blüte
weiß mit grünem Spitzenfleck,
Blütenstände 3-7 Blüten an
ungleich langen Stielen
Zusatzinformation: Bei einer
Vergiftung kommt es zu
Überlkeit
und
Herzrythmusstörungen.
Die
Sommerknotenblume
wächst
im
Überschwemmungsgebiet der
March und ersetzt dort das
Schneeglöckchen und die
Frühlingsknotenblume,
da
diese dort nicht wachsen
können, da im Frühling dieses
Gebiet überschwemmt ist.
Namensgebung:
Späte
Blütezeit und knotenartiger
unterständiger Fruchtknoten
50
Pero Limbeck & Hanna Stadlbauer Die Kräuterhexe und der böse Magier
Gewöhnliche Brennessel Urtica diocia
Juli – Oktober
Staude
Merkmale/Aussehen: 0,30 - 1,5m hoch, Blätter (über 5 cm lang)
grob gesägt, berühren der Pflanze führt zu brennendem Schmerz
(Brennhaare), männliche und weibliche Blüte (Rispe) auf zwei
verschiedenen Pflanzen (zweihäusig), Blätter gegenständig, Pflanze
mit kurzen Borsten- und langen Brennhaaren.
Zusatzinformation: Bis ins 18. Jh. waren die haltbaren Stängelfasern
wichtig für Stoffe, Fischernetze und Schnüre. Wenn man vom
unterem Ende des Stiels mit der Hand die ganze Pflanze entlang
fährt kann man sich nicht „verbrennen“.
Namensgebung: Die Brennessel hat ihren Namen der Nesselsucht zu
verdanken, die wie das Gift der Brennessel kleine Quasteln
verursacht.
Hopfen Humulus lupulus
Blütezeit: Juli – August
Staude
Merkmale/Aussehen: 2 - 4 m, windende Kletterpflanze
Blätter mit gesägtem Rand und auf der Unterseite borstig behaart
(fühlen sich an wie Schleifpapier), Männliche und weibliche Blüten
auf zwei Pflanzen, weibliche Blüten bilden zur Fruchtzeit gelbgrüne
Fruchtzapfen
Zusatzinformation:
Sie verleihen dem Bier seine besondere Würze und lindern leichte
Schlafstörungen. In zu Hohen Dosen kann er Kopfschmerzen und
Schwindel auslösen.
Die Hopfensprossen können wie Spargel zubereitet werden.
Schafgarbe Achillea millefolium
Blütezeit: Juni-November
Merkmale/Aussehen: 0,20 - 1,50m hoch
Sie fällt durch ihre kleinen, weißen Blüten auf, die in Doldenform
angeordnet sind, sie gehört aber zu den Korbblütlern ->
Scheindolde. Die Blätter sind wechselständig & gefiedert.
Zusatzinformation: wenn man ihre Blätter reibt, dann kann man
einen scharfen, balsamischen Geruch riechen. Heilkraft: steckt in
Blättern und Blüten, stillt Blutungen, wirkt entzündungshemmend,
fördert den Kreislauf und die Absonderung von Magensaft.
Namensgebung: Achilles soll Wunden mit diesem Kraut geheilt
haben; Schafe fressen die Blätter; (auch Achilleskraut genannt)
Wiesenkerbel Anthriscus silvestris
Blühtezeit: April-Juli
Staude
Merkmale/Aussehen: Bis zu 1,5m hoch
hohe, kantige Sprossachsen und Schirmdolden aus weißen Blüten.
Die Blätter sind gefiedert und an der Unterseite behaart. Der Stängel
ist scharfkantig gefurcht und hohl.
Zusatzinformationen: Der Wiesenkerbel wächst an Stellen die stark
mit Jauche gedüngt sind.
Gundelrebe/Gundermann Glechoma hederaceum
Blütezeit: März-Juni
Staude
Merkmale/Aussehen: 0,10 - 0,40m hoch, die Blüten sind blauviolett,
klein, zweilippig und sitzen an den Blattachseln;
Nieren- bis herzförmige Blätter, Blattrand grob stumpf gezähnt
Blätter gegenständig & wintergrün;
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Pero Limbeck & Hanna Stadlbauer Die Kräuterhexe und der böse Magier
Stängel liegend an den knoten wurzelnd
Zusatzinformation: riecht aromatisch durch ätherisches Öl, enthält
auch Gerb- und Bitterstoffe. Sie wird verwendet bei Durchfall und
Husten.
Koblauchsrauke Alliaria petiolata
Blütezeit: April-Juni
Einjährig
Merkmale/Aussehen: 0,20- 1,00m hoch, kantiger Stängel,
Blätter herzförmig, und riechen beim Zerreiben zwischen den
Fingern nach Knoblauch, kleine weiße Blüten in Büscheln an der
Stängelspitze, Schotenfrüchte 20-70mm lang aufrecht abstehend
Zusatzinformation: junge kleine Blätter (intensivstes
Knoblaucharoma) kann man mit Topfen und Joghurt zu einem
Aufstrich vermengen
Namensgebung: richt und schmeckt nach Knoblauch
Gewöhnliche Osterluzei Aristolochia clematitis
Blütezeit: Mai - Juni
Staude, giftig
Merkmale/Aussehen: 0,30 - 0,70m hoch, Blätter gelbgrün und
herzförmig, tütenförmige gelbe Blüten, Blüte bildet Kesselfalle -> in
der Blüte sitzen Haare, wodurch kleine Fliegen hineinkriechen
können aber nicht mehr hinaus. Erst wenn die Blüte bestäubt ist
welken die Haare und die Fliegen können entkommen. Hat einen
merkwürdigen leicht fruchtigen Geruch.
Zusatzinformation: Alte Heilpflanze, wurde im Altertum gegen
Schlangenbisse und im Mittelalter als geburtenfördernd angewendet,
Seit 1981 ist die Anwendung verboten, da die in der Osterluzei
vorhandene Aristolochiasäure das Erbgut verändert und zu Tumoren
führen kann. Den Osterluzeifalter kann man immer in der Nähe der
Osterluzei treffen, da er dort seine Eier legt.
Gefleckte Taubnessel Lamium maculatum
Blütezeit: April-September
Staude
Merkmale/Aussehen: brennesselartige Pflanze ohne Brennhaare,
Blüten 2-lappig, Oberlippe helmförmig, Blätter gekreuzt
gegenständig , gestielt, herz-eiförmig, unregelmäßig gezähnt
Zusatzinformation: die Oberlippe ist beweglich und weicht zurück,
wenn eine Hummel in die Blüte kriecht, um den Nektar zu
erreichen, dieser enthält 42 Prozent Zucker, die Früchte tragen einen
nahrhaften Ölkörper, der Ameisen anlockt, die für die Verbreitung
sorgen.
Namensgebung: Die Taubnessel hat ihren Namen der
brennesselartigen Blätter die aber keine Brennhaare besitzen (also
taube Nessel) zu verdanken
Purpurne Taubnessel Lamium purpureum
Blütezeit: März-Oktober
Einjährig, Staude
Merkmale/Aussehen: 0,10- 0,70cm hoch, Blüte purpur, kleiner als
bei gefleckter Taubnessel Oberlippe helmförmig, Unterlippe
schwach gemustert, Stängel vierkantig und von unten verzweigt,
Stängel gekreuzt gegenständig, am Grund herzförmig, stumpf
gezähnt
Zusatzinformation: Bei günstigen Bedingungen blüht sie sogar im
Winter, Stickstoffzeiger, man kann aus der Blüte den süßen Nektar
heraus saugen , Blüten schmecken gut in Salaten
Namensgebung: siehe gefleckte Taubnessel
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Pero Limbeck & Hanna Stadlbauer Die Kräuterhexe und der böse Magier
Didaktik
Die Kräuterhexe und der böse Magier ( 1. Konzept)
Der böse Magier stiehlt das Kräuterbuch der Kräuterhexe. Die
Seiten des Buches zaubert er in die Äste der Bäume. Die
Kräuterhexe bittet die Kinder ihr zu helfen die Seiten wieder zu
finden, damit sie ein neues Kräuterbuch machen kann. Kinder
gehen los und suchen die Seiten; entweder ein Blatt einfolieren und
Kinder müssen sich die Informationen die auf einer Seite über eine
Pflanze stehen (kurzer Steckbrief über eine Pflanze, die später in den
Kräuteraufstrich kommt) notieren oder mehrere Blätter von einer
Kräuterbuchseite in eine Folie und jede Kindergruppe bekommt ein
Blatt.
Kinder kommen zurück zu Kräuterhexe und geben ihr die Blätter
bzw. sagen ihr was sie heraus gefunden haben und sie legt bzw. trägt
dass dann in ihr neues Kräuterbuch ein und bedankt sich bei den
Kindern.
Dann kommt der böse Magier und entschuldigt sich bei der
Kräuterhexe (hatte solche Zahnschmerzen und deswegen war er so
böse.. was auch immer!!). Zur Versöhnung möchte
er einen Kräuteraufstrich für die Kräuterhexe
machen. Er hat es leider nur geschafft, Topfen
Joghurt Salz & Pfeffer (oder was man sonst noch
braucht) her zu zaubern. Da nun seine Zauberkräfte
erschöpft sind bittet er die Kinder ihm zu helfen.
Kinder sagen ja, kommen dafür das Kräuterbuch der
Kräuterhexe, damit sie auch die richtigen Kräuter
finden und eine Karte des Magiers der Umgebung
mit lauter Kreuzen (für jedes Kreuz steht eine
Pflanze). Die Kinder sollen dann die Pflanzen finden
und mit Hilfe des Kräuterbuches herausfinden, um
welche Pflanze es sich handelt. Wenn sie alle
gefunden haben, kommen sie wieder zur
Kräuterhexe und zum jetzt nettem Zauberer und
machen alle zusammen einen Kräuteraufstrich.
Material: Kräuterbuch, Kräuterbuchseiten, Joghurt,
Topfen, Salz Pfeffer, Brett, Messer, Brot, Pflanzen

53
Pero Limbeck & Hanna Stadlbauer Die Kräuterhexe und der böse Magier
Vorbereitungen am Standort
Nachdem wir uns am im Schutzgebiet umgesehen haben, haben wir
festgestellt, dass wir nicht alle Pflanzen, die wir im Vorfeld den
Kindern vorstellen wollten auch auf einem Standort finden werden.
Nach reichlichem Überlegen haben wir uns für den Platz vor dem
Haus entschieden, da wir da die Brennessel, die Brombeere, die
Knoblauchsrauke, die Brombeere, die Osterluzei, den Wiesenkerbel,
der Gemüselauch die purpurne Taubnessel und die gefleckte
Taubnessel gefunden haben. Danach haben wir noch von anderen
Standorten die Sommerknotenblume, die Schafgarbe und den
Gundermann importiert
Konzeptänderungen
Nach dem ersten Tag haben wir nach der Besprechung mit den
Lehrveranstaltungsleitern und nach dem wir besprochen haben, was
wir verbessern können, entschieden, dass wir nicht alle Pflanzen den
Kindern näher bringen können. Da die Bandbreite an Informationen
zu groß für diese kurze Zeit ist, und wir den Kindern die wichtigsten
und interessantesten unserer Pflanzen vorstellen wollten.
Am zweiten Tag haben wir dann den Kindern die Brombeere, die
Knoblauchsrauke, den Gemüselauch, die gefleckte und die purpurne
Taubnessel, die Sommerknotenblume und die Osterluzei vorgestellt.
Reflexionen
Reflexion Pero
Aus fachdidaktischer Sicht sind die sich anbietenden „offenen
Fenster“ [=Möglichkeit, auf eine bestimmte Fragestellung/ein
Wissensgebiet hier und jetzt näher einzugehen, wo die Antwort/die
Erklärung im Kontext verstanden werden kann, für die Schüler
interessant ist und so besser gemerkt werden kann] zu beachten, auf
die man sofort eingehen sollte, sofern es nicht zu viele werden und
so die grundsätzliche Struktur des „Unterrichts“ gestört wird.
Anstatt sich als Lehrer ständig in die Rolle des Lehrenden und
Erklärenden zu begeben ist es oft besser sich zu zurückzunehmen
und die Schüler einfach forschend und entdeckend ein Thema
erarbeiten zu lassen. Das nimmt auch viel Druck und Anstrengung
von den Lehrpersonen und es bleibt mehr Zeit und Energie auf die
Schüler einzugehen, wenn diese wirklich Hilfe brauchen, weil sie
bei einer Sache von selbst nicht weiterkommen.
Oft stellt man als Lehrperson erstaunt fest wie viel die Schüler
eigentlich bereits von einem Thema wissen bzw. wie originell und
sachlich sie sich neues Wissen von selbst aneignen.
Es hat sich allerdings auch gezeigt, dass der Erfolg einer Lerneinheit
auch von der Motivation, dem Eigeninteresse und der
Eigenständigkeit der Schüler abhängt.
Reflexion Hanna
Nach dem Ankommen, haben wir uns auch schon auf die Suche
nach unseren im Vorfeld vorbereiteten und wie wir hofften auch
vorhandenen Pflanzen gemacht. Dadurch haben wir das Gebiet rund
um das Schutzhaus gut kennengelernt und auch einige Pflanzen
gefunden. Das Suchen und vor allem das Erkennen von Pflanzen hat
mir großen Spaß gemacht, da ich dadurch gesehen habe, dass ich
doch einige Pflanzen kenne und auch erkenne.
Nach dem wir uns einen Standort für unsere Station ausgesucht
haben, haben wir damit begonnen unsere Station herzurichten, was
auch mit einer kleinen Bastelarbeit verbunden war, die mir
54
Pero Limbeck & Hanna Stadlbauer Die Kräuterhexe und der böse Magier
besonders gut gefallen hat . Da wir eigentlich recht schnell mit
unserer Station fertig waren, konnten wir anderen helfen und auch
anfangen die Sammelpässe vorzubereiten.
Am nächsten Tag war es soweit: die Kinder kamen. Von Nervosität
keine Spur, da ich mir ziemlich sicher war, dass unsere Station gut
geplant war und die Chancen, dass alles ins Wasser fällt
(sprichwörtlich) nicht sehr hoch standen. Nachdem die Kinder ihren
Gruppen zugeteilt wurden, hieß es für uns: warten und warten, da
unsere Station erst in der zweiten Runde geplant war. Nun wurde es
endlich Zeit, dass die Kinder zu uns kamen was sie dann auch taten.
Der erste Versuch unsere Station an den Mann, besser gesagt an die
Schüler zu bringen. Und im Großen und Ganzen ist uns das auch
gelungen. Zwar habe ich bei der ersten Gruppe meiner Meinung
nach, noch zuviel erzählt und es war größtenteils ein LehrerSchüler-Gespräch, aber ich denke spätestens bei der zweiten
Gruppe, habe ich mich mehr zurück gehalten und die Kinder
selbstständig arbeiten lassen, ihnen aber auch Wissenswertes über
unsere Pflanzen erzählt.
Bei der Besprechung habe ich dann erfahren, dass ich auf ein
„offenes Fenster“ einfach nicht eingegangen bin. Im Nachhinein ist
mir das natürlich klar, aber in der Situation habe ich es einfach nicht
erkannt (obwohl es sehr offensichtlich war). Für mich war und ist es
immer noch schwer zu entscheiden, wann soll ich auf etwas
eingehen und wann nicht. Aber ich denke, dass werde ich im Laufe
der Zeit lernen, hoffe ich zumindest .
Am zweiten Tag lief auch alles super und als es dann zum Regnen
begonnen hat, haben wir einfach die Kinder rein geschickt und alles
Wichtige in Sicherheit gebracht.
Im Großen und Ganzen war es für mich eine schöne und auch
lustige Erfahrung obwohl ich am Anfang nicht besonders begeistert
war, mir das Bett mit zehn Spinnen zu teilen. Aber auch die haben
dann am Schluss schon dazu gehört. 
Kurze Zusammenfassung (Lehrziele)
Unser Ziel war es den Schülern die Pflanzen, die sie in der Au
antreffen können, näher zu bringen und ihnen zu zeigen, welche
davon essbar sind und welche gefährlich, weil sie giftig sind. Wir
haben dabei auch auf Verwechslungsgefahren hingewiesen. Die
Schüler sollten sich dieses Wissen durch Suchen und Entdecken
aneignen. Während der Zubereitung des Aufstrichs haben wir
nachgefragt was sich die Schüler gemerkt haben.
Literatur
Bücher: Chinery, M. (1986): Das große Kosmos-Handbuch der
Natur (The natural history of Britain and Europe). Franckh’sche
Verlagshandlung, W. Keller & Co., Stuttgart
Fischer, M. A. & Oswald, K. & Adler, W. (3. Aufl. 2008):
Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol.
Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz
Smolik, H. W. (1985): Pflanzen und Tiere unserer Heimat.
Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft, Köln, 187-194.
Dreyer E.-M. & W. (2008): Wildkräuter, Beeren und Pilze, FranckhKosmos Verlags-GmbH & Co.KG, Stuttgart
Spohn M., Spohn R., Aichele D. & Golte-Bechtle M. (2008): Was
blüht denn da?, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH &
Co.KG, Stuttgart
55
Christian Pichler & Andreas Zimmerer
Blütenökologie
Blütenökologie
Auch Pflanzen machen Spaß!!
von Christian Pichler & Andreas Zimmerer
Fachliches
Die Blütenökologie behandelt den Zusammenhang zwischen dem
Bau der Blüte und der Art der Bestäubung bzw. dem bestäubenden
Lebewesen. Weitere
Bezeichnungen für Blütenökologie
sind Bestäubungsökologie,
Pollinationsökologie oder
Blütenbiologie.
Blüte:
Die Blüte ist kein Grundorgan
(Wurzel – Sprossachse – Blatt) der
Pflanze, sondern ein unverzweigter
Kurzspross
mit
begrenztem
Wachstum dessen Blätter direkt
oder indirekt im Dienst der
geschlechtlichen
Fortpflanzung
stehen.
Vereinfacht könnte man die Blüte
also als Sexualorgan der Pflanze
betrachten.
56
Christian Pichler & Andreas Zimmerer
Aufbau einer „vollständigen“ Blüte:
Eine typische, zwittrige Blüte der Bedecktsamer besteht aus:
• Blütenboden (=Blütenachse)
• Perianth (=Blütenhülle)
• Andrözeum (=Gesamtheit d. Staubblätter)
• Gynözeum (=Gesamtheit d. Fruchtblätter)
Blütenboden (=Blütenachse):
Ist jener Achsenabschnitt, der die Hüll-, Staub- und Fruchtblätter
trägt. Er ist die direkte Fortsetzung des Blütenstiels.
Er kann flach, gewölbt, schüsselförmig, kegelförmig, spindelförmig,
etc. ausgebildet sein.
Perianth (=Blütenhülle):
Ungleichförmige Blütenhülle: Blütenhüllblätter sind in äußere, meist
grüne Kelchblätter (=Sepalen) und innere, meist auffällig gefärbte
Kronblätter (=Petalen) gegliedert.
Gleichförmige Blütenhülle (=Perigon): nicht in Sepalen und Petalen
gegliedert. Blütenhüllblätter heißen Perigonblätter (=Tepalen).
Kelch-, Kron- und Perigonblätter können auch verwachsen sein und
diverse Formen annehmen (Röhre, Schlund, Lippe, Zipfel…)
Bei der nackten Blüte fehlt die Blütenhülle dagegen vollkommen.
Formen der verwachsenblättrigen Blütenhülle:
• röhrenförmig
• keulenförmig
• glockenförmig
• trichterförmig
Blütenökologie
•
•
•
•
stieltellerförmig
zungenförmig
ausgesackt
gespornt
Die wichtigsten Sonderformen der zygomorphen Blütenhülle:
• Schmetterlingsblüte
• Lippenkrone
• Zungenblüte
• Strahlblüte
Andrözeum (Gesamtheit d. Staubblätter):
Staubblätter (=Stamina) sind Mikrosporophylle, d.h. sie bilden den
Pollen. Das Staubblatt der Bedecktsamigen besteht in der Regel aus:
• dem stielartigen Staubfaden (=Filament)
• dem Staubbeutel (=Anthere)
• dem die beiden Antherenhälften (=Theken) verbindenden
Mittelband (=Konnektiv)
57
Christian Pichler & Andreas Zimmerer
Gynözeum (Gesamtheit d. Fruchtblätter):
Fruchtblätter (=Karpelle) sind Megasporophylle, in denen die
Samenanlage der Samenpflanzen ist. In einer Blüte können eines oder
mehrere Fruchtblätter frei oder verwachsen vorkommen. Sind die
Fruchtblätter frei, bildet jedes einen eigenen Stempel – sind sie
verwachsen (Synkarpie), dann bilden sie gemeinsam einen Stempel.
Ein typisches Fruchtblatt besteht aus:
• Fruchtknoten (=Ovar) (verschiedene Stellungen!)
• Griffel (=Stylus)
• Narbe (=Stigma)
Das Geschlecht der Blüte:
Blütenökologie
•
•
•
Zwittrig: Blüte enthält Andrözeum und Gynözeum
Eingeschlechtig: nur Andrözeum oder Gynözeum
Geschlechtslos: nur Blütenhülle
Bestäubung:
Unter Bestäubung versteht man den Transport des Pollenkorns zur
Narbe des Stempels.
Man unterscheidet:
• Autogamie (Selbstbestäubung)
Besonders bei einjährigen Pflanzen. Eigener Pollen wird für
Bestäubung verwendet. Zuverlässig, aber fehlende
Durchmischung von Erbgut.
Gegen Selbstbestäubung schützen sich die
meisten Pflanzen in mannigfaltiger Hinsicht:
Dichogamie (weibl. Organe reifen zeitlich vor den
männl.), Herkogamie (räuml. Trennung männl. –
weibl.) und Heterostylie
(Verschiedengriffeligkeit)
• Allogamie (Fremdbestäubung)
Hydrogamie (Wasserbestäubung), Anemogamie
(Windbestäubung), Zoogamie (Tierbestäubung)
Die Hydrogamie (hat bei uns nur geringe
Bedeutung) und die Anemogamie eignen sich nur
für diffuse Übertragungen, während Tiere
effektiver sind, da sie den Pollen mehr oder
weniger gezielt übertragen.
58
Christian Pichler & Andreas Zimmerer
Anemogamie:
Anemogame (z.B.: Abies, Pinus, Fagus, Quercus, Ulmus, …) leben
meist in Riesenpopulationen (Wälder, Rasen) und produzieren
massenhaft trockene, schwebfähige Pollenkörner. Diese werden oft
in großer Höhe präsentiert und ihre Narben sind eher groß.
Zoogamie:
Bei uns spielen Insekten die mit abstand
wichtigste Rolle. In außereuropäischen
Ländern können auch Vögel, Säuger, Fische
u. Reptilien eine Rolle spielen.
Blüten bzw. Blütenstände haben sich auf
vielfältige Art an die Bestäubergruppen
angepasst (Scheiben-, Trichter-, Glocken-,
Stielteller-, Lippenblume u.a.) und umgekehrt.
Man kann auch nach den Bestäubern Käfer-, Bienen-, Tagfalter-,
Nachtfalterblume etc. unterscheiden.
Da Insekten rotblind sind und bei uns keine Vogelbestäubung
stattfindet, gibt es bei uns nur wenige rote Blüten.
Zur Anlockung der Tiere dienen optische Signale (Krone, Perigon,
Saftmal) und Gerüche.
Als Belohnung erhalten die Tiere entweder Pollen oder Nektar.
Eine Ausnahme stellen so genannte Täuschblumen dar, die entweder
Pollen oder Nektar imitieren und so ohne Gegenleistung bestäubt
werden.
(vgl. Fischer, M. 2005)
Blütenökologie
Verschiedene Bestäuber (vgl. www.biozac.de)
Bestäuber
Käfer
Bienen und
Hummeln
Fliegen
Tagfalter
Nachtfalter
charakteristische
Blumenmerkmale
weiß, mit vielen Pollen, oft derb
Beispiele
Doldenblütler,
Seerosen
Lippen – und
Schmetterlingsblütler
zygomorph mit deutlicher Lippe
("Landebahn"), Nektar in kurzer
Röhre oder Sporn, eine
kontrastreich gefärbte Zeichnung
(Saftmal) deutet auf den Nektar
hin
weiß mit offen dargebotenem
Doldenblütler
Nektar
oft rötlich, duftend, Nektar in
Nelken
Röhren (Rüssel!), Blütenblätter
bilden Landefläche
weiß, duftend, Nektar in Röhren, Zaunwinde
kein Landeplatz nötig (kann im
fliegen "stehen")
59
Christian Pichler & Andreas Zimmerer
Einige behandelte Pflanzen:
Alliaria petiolata Knoblauchrauke
Aristolochia clematitis Osterluzei
Barbarea vulgaris Barbarakraut
Brassica napus Raps
Capsella bursa-pastoris Hirtentäschlkraut
Chelidonium majus Schöllkraut
Crataegus monogyna Weißdorn
Euphorbia esula
Esels-Wolfsmilch
Glechoma hederacea
Gundelrebe
Lamium maculatum
gefleckte Taubnessel
Lepidium draba
Pfeilkresse
Leucojum aestivum
Sommerknotenblume
Myosotis arvensis Ackervergissmeinnicht
Prunus padus gewöhnliche Traubenkirsche
Prunus spinosa Schlehdorn
Ranunculus arvensis Acker-Hahnenfuß
Ranunculus ficaria Scharbockskraut
Symphytum officinale Echter Beinwell
Taraxacum sect. Ruderalia gemeiner Löwenzahn
Thlaspi arvense Acker-Hellerkraut
Valerianella locusta gewöhnlicher Feldsalat
u.v.m.
Blütenökologie
Didaktik
Didaktische Reduktion
Unsere Grundsätze für den Unterricht waren:
•
•
•
•
•
•
Realitätsnah, der Aufwand für die Vorbereitung der Station
sollte dem Aufwand im späteren Berufsleben entsprechen.
Begeisterung, unser Unterricht sollte die SchülerInnen für das
Thema begeistern.
SchülerInnen-nah,
sparsam
mit
wissenschaftlichen
Ausdrücken, Wortwahl und Beispiele lebensnah präsentieren.
Selbstständigkeit, SchülerInnen sollen so viel wie möglich
selbst zu Forschern werden.
Spontan und flexibel, immer offen sein für kurzfristige
Änderungen oder spontane Beiträge der SchülerInnen.
Zielgerichtet, trotz Flexibilität ein klares Ziel vor Augen, was
mit dem Unterricht erreicht werden soll.
Unsere große Herausforderung war für ein „eher langweiliges“
Thema Begeisterung bei den SchülerInnen hervor zu rufen. Deshalb
gingen wir mit der Einstellung ans Werk, als ob wir das tollste Thema
hätten. Doch dazu bedurfte es keines Schauspielertalents. Die
Auseinandersetzung mit dem Thema Blüten hatte uns schon im
Vorhinein für die Sache begeistert…
60
Christian Pichler & Andreas Zimmerer
Blütenökologie
Unser Unterricht war folgendermaßen gegliedert:
1. Arbeitsauftrag: SchülerInnen sollen in der Umgebung
möglichst viele unterschiedliche Blüten sammeln (5Min)
2. Theoretischer Input (L-S Gespräch): Aufbau, Funktion
von Blüten (5-10Min)
3. Arbeitsauftrag: S dürfen sich eine Blüte aussuchen und
diese dann skizzieren (8Min)
4. Theoretischer Input (L-S Gespräch): Unterschiedliche
Blüten und Bestäuber (5-10Min)
5. „Joker“ für eventuelle Restzeit: Aufbau und Funktion der
Osterluzei
Obwohl uns versichert wurde, dass die SchülerInnen mit Vorwissen
zu unserer Station kommen würden, gingen wir von einem
Wissensstand „Null“ aus. Das sollte sich als gute Entscheidung
herausstellen.
Zu Beginn bekamen die
SchülerInnen von uns ein
Arbeitsblatt ausgeteilt, auf
dem die Arbeitsaufträge
formuliert waren und eine
Blütenskizze vorhanden war,
die den Aufbau und die
Bezeichnung der Blütenteile
darstellte. Auf diese Weise
sollte
das
selbständige
Arbeiten unterstützt werden.
In den ersten Minuten schwärmten die SchülerInnen in die
Umgebung aus, um möglichst viele verschiedene Blüten zu finden.
Angespornt wurden sie mit dem Hinweis auf eine süße Belohnung für
den/die SammlerIn der meisten unterschiedlichen Blüten. Dies hat
didaktisch zwei wesentliche Vorteile: Erstens Motivation das Beste
zu geben und zweitens hatten wir damit gleich ein
Anschauungsbeispiel für unsere Station. Wie bei den Blüten, gibt es
für die „Ausschwärmenden“ eine Belohnung.
Als die SchülerInnen mit
ihrer reichen Beute zu
unserer
Station
zurückkamen, erklärten
wir ihnen anhand ihrer
Blüten (eventuell mit
Ergänzungen durch von
uns selbst gesammelten
Blüten) den generellen
Aufbau. Wegen ihrer
guten Eignung wählten
wir dazu meist die
Sommerknotenblume und einen Vertreter der Rosaceae aus. Beim
Aufbau reduzierten wir die Thematik auf die drei Grundorgane
(Wurzel, Stengel, Blatt) der Pflanzen und die 4 Blätter der Blüten
(Kelchblatt, Kronblatt, Staubblatt und Fruchtblatt). Zusätzlich hatten
wir laminierte Skizzen in Farbe um den Unterricht zu unterstützen.
Als Demonstration für das Kelchblatt diente ein Becher, der die
Funktion gut zeigt. An der Sommerknotenblume, konnte man die
Kelchblätter gut sehen und ihre Funktion verstehen. Die Kronblätter
61
Christian Pichler & Andreas Zimmerer
verglichen wir mit der Krone eines Königs. Wieder konnte man diese
Blätter anhand der Sommerknotenblume gut demonstrieren. Die
Staubblätter ließen sich beim Weißdorn und dem Scharbockkraut gut
zeigen. Ein kurzes Angreifen genügte, um zu zeigen, warum es
Staubblatt heißt. Beim Fruchtblatt genügte ein Hinweis auf die
Funktion als weibliches Geschlechtsorgan, aus der einmal eine
„Frucht“ entspringen sollte. Bei diesem L-S Gespräch versuchten wir
so viel Information wie möglich von den SchülerInnen selbst zu
entnehmen. Wir gaben sehr genau darauf Acht, wie gut ihr Vorwissen
war, damit wir unseren Unterricht auf das Niveau der Gruppe
anpassen konnten. So konnten wir bei manchen Gruppen in der
Thematik schon weiter in die Tiefe gehen und kompliziertere
Zusammenhänge erklären.
Als Nächstes sollten die SchülerInnen auf ihrem Arbeitsblatt
selbstständig eine Skizze einer Blüte anfertigen. Die soeben erklärten
Dinge, sollten nun in der Praxis verstanden werden. Die SchülerInnen
konnten selbst eine Blüte wählen, die sie dann skizzieren und
beschriften mussten. Dazu stellten wir ihnen des Weiteren Lupen und
Binokulare zur Verfügung, damit sie dadurch auch selbstständig
forschen konnten.
Let's talk about Sex
Nun war eine wichtige Grundlage gelegt, anhand derer wir weitere
wesentliche Dinge besprechen konnten. Folgende Dinge standen noch
auf unserem Programm:
Blütenökologie
•
•
•
•
Wesentliche Funktion der Blüte
Unterschied Blüte – Blume
3 Verbreitungsmethoden des Pollens
Blütenvariationen incl. Zusammenspiel mit den Bestäubern
Wir stellten die Frage, wozu es überhaupt Blüten gibt. Um die
Aufmerksamkeit der SchülerInnen zu gewinnen, erklärten wir ihnen,
dass es bei Blüten um Sex geht. Genauso wie sich ein Mädchen
hübsch macht, um die Aufmerksamkeit der Männer zu gewinnen,
präsentieren sich auch die Blumen so, dass sie für den Bestäuber
attraktiv wirken.
Sehr oft wird zwischen
Blüte
und
Blume
unterschieden. Um diesen
Unterschied
zu
veranschaulichen
eigneten sich das nahe
Rapsfeld
und
ein
Löwenzahn. Handelt es
sich beim Löwenzahn um
eine Blüte oder eine
Blume, war unsere Frage.
Mit Hilfe der Lupe stellten die SchülerInnen mit Begeisterung fest,
dass es sich um viele Blüten in einem Korb handelte. Wir ließen die
SchülerInnen zum Rapsfeld blicken, das in voller Blüte stand, und
ließen sie überlegen, was der Sinn so einer Blume mit vielen Blüten
ist. Natürlich, viele Blüten auf engem Raum erhöhen die Attraktivität
für die Insekten!
62
Christian Pichler & Andreas Zimmerer
Leidet jemand von euch an Heuschnupfen? Mit dieser Frage leiteten
wir die Verbreitungsmethoden des Pollens ein. Warum leiden viele an
Heuschnupfen, wenn die Pollen sowieso durch Insekten verbreitet
werden? Durch diese Frage wurde der Weg geöffnet um über andere
Ausbreitungsmethoden als Insekten zu sprechen. Wir erwähnten
dabei, Insekten, Wind und
Wasser. Um die Verbreitung
durch
den
Wind
zu
demonstrieren benutzten wir
einen Becher. Dieser wurde in
3 Meter Entfernung auf den
Boden gestellt. Nun mussten
die SchülerInnen versuchen
einen Kieselstein in den
Becher zu befördern. Natürlich
gelang es ihnen nicht. Darauf
nahmen wir eine ganze Hand voll Grasteilchen und warfen es in die
Richtung. Somit konnte eindrucksvoll demonstriert werden, dass es
für die Windbestäubung eine große Menge an Pollen braucht, damit
ein Pollenkorn an den richtigen Ort gelangt. Bei der Verbreitung
durch Wasser wiesen wir darauf hin, dass wir uns in einem
Überschwemmungsgebiet befanden. Dadurch schafften wir es auch
bei diesem Thema eine Verknüpfung zu erstellen.
Wieder einmal stellten wir eine Frage. Warum fliegt ein Insekt zu
einer Blüte? Damit sie bestäubt wird, war eine häufige Antwort. Und
als Belohnung bekommen die Insekten Honig. Wieder einmal durften
wir falsche Vorstellungen korrigieren. Sowohl Insekt als auch Pflanze
arbeiten völlig eigennützig. Die Insekten werden nur für die
Bedürfnisse der Pflanze benützt und erhalten dafür eine Belohnung.
Blütenökologie
Ja, es geht noch immer um Sex. Jetzt war die Zeit gekommen auf die
Belohnung hinzuweisen, die die SchülerInnen von uns bekommen
hatten.
Zum Abschluss unserer Einheit zeigten wir den SchülerInnen anhand
verschiedener Vertreter die wichtigsten
Blütenvariationen. Eine Apfelblüte diente
als klassischer Blütenvertreter einer
Scheibenblume,
der
Beinwell
als
Röhrenblüte,
die
Gundelrebe
als
Lippenblütler und der Löwenzahn als
Korbblütler. In diesem Zusammenhang
erklärten wir den SchülerInnen das
Zusammenwirken der verschiedenen Blüten
mit verschiedenen Bestäubern. Anhand des
Beinwells konnte man gut demonstrieren, dass nicht jedes Insekt für
jede Blüte „geeignet“ ist. Es braucht ein Insekt mit einem langen
Rüssel, wie die Hummel.
Reflexion: Was hat geklappt? Was hat nicht geklappt?
Anmerkungen.
Unter dem Strich ist unser Eindruck, dass unsere Station sehr gut
geklappt hat. Wir konnten sehr schnell einen geeigneten Platz für
unsere Station finden, in dessen Nähe sich genügend unterschiedliche
Blumen befanden. Die Gruppengröße war ideal, sodass man auf die
einzelnen gut eingehen konnte. Auch der Wechsel zwischen den
Stationen hat bis auf ein Mal gut funktioniert. Alle Gruppen waren
mit Freude und Einsatz bei unserer Station. Wir durften sehen, dass
63
Christian Pichler & Andreas Zimmerer
wir die SchülerInnen für unser Thema begeistern konnten. Wir hatten
von Anfang an eine lockere Atmosphäre, sodass die SchülerInnen
wenig Hemmungen hatten aktiv mitzuarbeiten. Wir mussten nie
zwanghaft versuchen zur Mitarbeit zu motivieren, weil alle super
mitmachten. Durch die guten Anschauungsbeispiele und die
einfachen Erklärungen konnten die SchülerInnen das meiste gut
verstehen, Zusammenhänge erfassen und viele Details in Erinnerung
behalten. Somit hatten wir alle Ziele erreicht, die wir uns für unsere
Station gesetzt hatten.
Folgende Verbesserungen wurden von uns
durchgeführt:
•
•
Bei der ersten Gruppe wurde von unserer Seite etwas zu viel
gesprochen und der Forschungsteil für die SchülerInnen zu
kurz gehalten. Danach versuchten wir die SchülerInnen mehr
sprechen zu lassen und sie selbst in die Expertenrolle
schlüpfen zu lassen.
Die SchülerInnen setzten sich am Tisch alle gegenüber von
uns hin. Erst am zweiten Tag versuchten wird uns bewusst so
am Tisch zu positionieren, dass sich die SchülerInnen
Blütenökologie
•
gleichmäßig um den Tisch aufteilten. Dadurch wurde das
klassische L-S Gespräch gebrochen und eine offenere
Atmosphäre geschaffen.
Der erste Teil unserer Station, die Blütensuche, war zu Beginn
etwas zu lang. Außerdem hatten wir uns kein Signal für die
Rückkehr zu Station ausgemacht. Dadurch ging für diesen
Teil etwas zu viel Zeit verloren.
kurze Zusammenfassung:
Was war das Lehrziel:
• Aufbau der Blüten verstehen
• Blütenformen erforschen und Zusammenwirken mit den
Insekten verstehen
• alternative Verbreitungsmethoden kennen lernen
Was war die Methode:
• forschendes Lernen, selbständiges Arbeiten
• Lehrer – SchülerInnen Gespräch mit vielen Fragestellungen
• Arbeitshilfen
wie
Arbeitsblatt,
Folien
und
Anschauungsbeispiele
64
Christian Pichler & Andreas Zimmerer
Blütenökologie
Literatur:
WEBSEITEN:
http://www.nua.nrw.de/nua/var/www/de/oeffentl/publikat/pdfs/12_bl
ute.pdf
http://www.ufz.de/data/BIOLFLOR%20BLUETEN1927.pdf
http://www.planten.de/2001/12/18/bluetenoekologie-bestaeubung/
http://www.biozac.de
http://www.zum.de
http://www.wikipedia.at
Zugriff jeweils am 20. April 2011
BÜCHER:
FISCHER, M. A. et al (2008): Exkursionsflora für Österreich,
Liechtenstein und Südtirol; 3. Auflage – Biologiezentrum der
Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz. S.90-99 & 112-114.
LEINS, P. (2000): Blüte und Frucht. Aspekte der Morphologie,
Entwicklungsgeschichte, Phylogenie, Funktion und Ökologie.
Schweizerbart. Stuttgart.
AICHELE D. & M. GOLTE-BECHTLE (2005): Was blüht denn
da?; 54. Auflage – Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart.
HINTERMEIER, H. & HINTERMEIER, M. (2002): Blütenpflanzen
und ihre Gäste - Teil 1; 1. Auflage – Obst- und Gartenbauverlag,
München.
CAMBELL, N.A. & J.B. REECE (2003): Biologie; 6. Auflage,
Spektrum, Berlin.
65
Adebesin und Schak, Die unbekannte Reise
Die Unbekannte Reise
Von Wasser aufs Land-und zurück
von Adesola Adebesin und Lisa Schak
Fachliche Grundlagen
Einführung
Alles Leben stammt aus dem Wasser, welches bis heute, sowohl für
tierische als
auch für
pflanzliche
Organismen eine
überlebenswichtige Rolle spielt. Aus diesem Grund ist es keine
Überraschung dass der Beginn des Lebens im Wasser begonnen hat.
Doch während den meisten Schülern die Evolution im Tierreich
durch den Biologieunterricht gut bekannt sein sollte, ist die
Evolution der Pflanzen für die meisten Kinder und Jugendlichen ein
„unbekannte Reise“. Die Tatsache welche Anpassungen die
Pflanzen erlangen mussten um sich an ein Leben am Land
anzupassen und damit erst die Besiedlung der Kontinente von
tierischem Leben ermöglichte, ist den meisten Schülern wenig
vertraut. Um diesen Schritt vom Wasser zu Land zu verstehen,
muss man beginnen sich mit den ursprünglichsten Vertretern im
Pflanzenreich auseinander setzen: die Algen.
Algen
Unter dem Begriff Algen verstehen wir die autotrophen Eukaryoten,
die ihre Gameten und Sporen in einzelligen primär nicht geschützten
Behältern bilden. Sie sind meist an die Marin- als auch an die
Limnische Lebensweise angepasst. Manche Arten
können auch im feuchten Milieu leben bzw. auf
Baumrinden, Felsen, Mauern und als Symbionten in
Flechten. Für eine anschauliche Einordnung der
Algenphylogenie
spielt
das
farbstoffträge
Chromatophor eine wichtige Rolle. Die Algen werden
nach ihrer äußerlichen Farbprägung (Pigmente)
taxonomisch wichtig:
• Grünalgen mit Chloroplasten gegliedert in die
Unterreiche der Chlorobionta.
• Rotalgen mit Rhodoplasten gegliedert in die
Unterreiche der Rhodobionta.
66
Adebesin und Schak, Die unbekannte Reise
•
Braunalgen mit Phaeoplasten gegliedert in die Unterreiche der
Heterobionta.
All diese Algen enthalten, wie bei allen höheren Pflanzen,
Chlorophyll, Carotinoide und Xantophyll. Die Chlorophyll a kommt
überall vor, sogar bei den prokaryonte Cyanobakterien, , aber das
entscheidende ist Chlorophyll b, dass nur bei den Grünalgen und
Euglenophyta vorkommt. Algen haben mehrere parallele
Entwicklungstendenzen wie die Reservestoffe, die Wandsubstanzen,
und die Begeißelung, die so unterschiedlich sind bspw. die Plastiden
werden nur bei den Gruppen Glaucophyta, Rhodophyta und
Chlorophyta von einer Doppelmembran umhüllt. Dieser
Entwicklungsschritt ähnelt bei allen höheren Pflanzen. Sowie das
dominante vorkommen von Chlorophyll a und b bei den Grünalgen,
ist es ähnlich bei den höheren Pflanzen. Weitere Eigenschaftensind:
• Synthese von Stärke als Reservestoff.
• Zellwände aus Zellulose und gemeinsame Merkmale des
Wandausbaus.
• Nachweis von Plasmodesmen zwischen den Zellen eines
Zellverbandes.
• Isokonte Begeißelung.
• Eine sternförmige Übergangsregion zwischen Geißel und
Basal Körper.
Bevor wir noch einen detaillierten Einblick in die Familie der
Grünalgen werfen, ist es notwendig zu erwähnen, dass der Begriff
„Grünalge“ zweideutig ist. Zuerst kann der Begriff mit der
Beschreibung der Linie der Pflanzen und somit auch der
Landpflanzen in Verbindung gebracht werden. Zweitens, ist
„Grünalge“ auch ein Begriff für Pflanzen, die keine Anpassung an das
Leben am Land bzw. nicht in die Gruppe der Embryophyta gehören.
Hier ist der zweite Begriff von Grünalgen gemeint, obwohl die
Grünalgen nicht zu den Embryophyta gehören, trotzdem haben sie
einige
wichtige
Entwicklungsschritte
durchlebt.
Diese
Entwicklungstendenzen werden anhand von zwei Abteilungen der
Grünalgen beschrieben.
Chlorophyta: Die Gruppe umfasst einzellige Organismen die bei
Grünalgen vorkommen. Ihre Zellwände bestehen häufig nicht aus
Zellulose sondern aus anderen Polysacchariden bspw. bei
Chlamydomonas bestehen sie aus Glykoproteine. In dieser Gruppe
befinden sich auch Bewegungsorganelle bzw. Geißeln. Begeißelte
Algen können günstige Lichtbedingungen aktiv aufsuchen.
Eine besondere Entwicklungstendenz ist schon in dieser Abteilung zu
finden bzw. eine Entwicklung zu Mehrzelligkeit zu beobachten. Bei
bestimmten Vertretern der Familie der Volvocacaea bleiben die
Tochterzellen nach der Teilung miteinander verbunden. Daher nennt
man sie Koloniebildend. Bei den Koloniebildenden Algen besteht
noch keine Arbeitsteilung zwischen den Zellen, wie bei höheren
Pflanzen, aber immerhin ist es doch ein Schritt in die Richtung der
Mehrzelligkeit. Höhepunkt dieser Entwicklungstendenz weist die
Gattung Volvox vor; sie zeigt bereits Merkmale die echte Vielzeller
besitzen. Volvox globator ist bis zu etwa 10.000 bis 20.000 Zellen
miteinander durch Plasmabrücken verbunden. Neben dieser
Netzwerkbildung zeigt Volvox eine Arbeitsteilung durch
Differenzierung in vegetativen und generativen Zellen. Letztendlich
stellt die Ausbildung der Polarität ein weiteres Kriterium eines echten
Vielzellers dar. Schließlich sind die meisten Chlorophyta an das
Leben in Süß- oder Salzwasser angepasst, aber es gibt auch die
Familie der Trebouxiophyceae, die auf dem Land angepasste Formen
67
Adebesin und Schak, Die unbekannte Reise
aufweisen. Allerdings bilden solche Formen eine Symbiose zwischen
Cyanobakterien und Flechten.
Charophyta: in dieser Gruppe handelt es sich um mehrzellige
Pflanzen in dem die vegetativen Zellen keine Geißeln besitzen, zu
finden sind einige Merkmale, die den höheren Landpflanzen ähneln.
Zuerst finden wir in dieser Gruppe die Ausbildung von
Zellulosefäden durch rosettenförmige Zellulose-Synthese-Komplexe
die auch bei allen höheren Pflanzen zu finden sind.
Moose
Moose sind grüne, gefäßlose Landpflanzen, die über die ganze Erde
verbreitet sind und von wichtiger ökologischer Bedeutung sind.
Moose sind vermutlich die ersten Pflanzen die Felsen und
Gebirgsspalten besiedelten. Ihre Rhiziode sondern Säure ab, die den
Fels auflösen und daher einen Lebensraum für die kommenden
Kormophyten darstellt. Obwohl sich Landpflanzen aus Grünalgen
entwickelten, waren Moose unter den ersten Pflanzen die sich an das
Landleben anpassten. Trotz dieser Evolution ist ihre
Anpassungstendenz nicht vollkommen entwickelt. Daher benötigen
sie einen feuchten Lebensraum. Moose sind unter den Namen
Byrophyten (gefäßlose) gekennzeichnet weil sie kein Leitgewebe
(Xylem und Phloem) und Stutzgewebe aufweisen, sind ihre Größe
und Ausbreitung beschränkt. Nach derzeitiger Auffassung sind die
Moose vor etwa 400 bis 450 Millionen Jahren, als der
Sauerstoffgehalt der Atmosphäre etwa zwei Prozent erreicht hatte,
entstanden. Zur selben Zeit haben sich auch die Amphibien
entwickelt, die ebenfalls einen feuchten Lebensraum benötigen. Aus
den Grünalgen sind die Moose entstanden,
daher haben sie einige gemeinsame
Merkmale z.B:
• Zellwände
hauptsächlich
aus
Zellulose ohne Lignin.
• Chloroplasten enthalten Chlorophyll
a und b sowie Karotinoide.
• Stärke als Speichersubstanz.
• Das Pigment Phytochrom ist
vorhanden.
• Thylakoide werden zu Grana
gestalpelt.
Anhand der taxonomischen Gliederung der
Unterabteilung werden einige wichtige
Überlebensmerkmale vorgestellt. Diese sind
in drei Unterabteilungen zusammengefasst:
Marchantiophytina
(Lebermoose),
Bryophytina
(Laubmoose)
und
Anthoceritophytina (Hornmoose).
Lebermoose: Die Bezeichnung Lebermoose
verdanken sie dem leberformigen Thallus
von Marchantia. Es wurde geglaubt dass es
bei der Behandlung von Leberbeschwerden
nützlich sei. Die Lebermoose sind sehr
Artenreich
und
zeigen
einige
Entwicklungsstadien in Richtung Anpassung
an das Landleben auf,
durch das
Vorhandensein von Ölkörpern in Thallus
(vermutlich als Energiespeicher)
und
68
Adebesin und Schak, Die unbekannte Reise
Laubmoose: Die Laubmoose differenzieren sich von Leber- und
Hornmoose in dem sie eher eine pflanzenähnliche (Folios) und
seltener (Thallos) algenähnliche Form aufweisen. Die Unterabteilung
ist sehr Artenreich und hat mehrere Entwicklungstendenzen zu
Landpflanzen bzw. Kormophyten nachgewiesen. Zuerst wachsen ihre
Gametophyten häufig Vertikal; ihre Sporophyten besitzen
Spaltöffnungen und haben eine doppelte Sporenwand mit perine als
äußerste Schicht. Einen weiteren Entwicklungsschritt zeigen die
Lebermoose anhand ihres Lebensraums. Wie andere Bryophyten sind
die Laubmoose in Feuchtgebieten dominant, aber sie besiedeln auch
Felsen an relativ trockenem Standorte wie Wüsten. Einige Arten sind
sogar aquatisch (Quellmoos: Fontinalis antipyretica)
Schleuderzellen in den Sporangien. Die Unterabteilung der
Lebermoose können in zwei Hauptkategorien unterteilt werden
(Thallose- und Foliose Lebermoose). Dies verdanken sie ihren
Wuchsformen. Bei den thallosen Lebermoosen haben ihre
Gametophyten eine flache, grüne Struktur und ähneln den Algen. Im
Gegensatz zu den foliosen Lebermoosen sind die Gametophyten
pflanzenähnlich bzw. haben sie drei Reihen aus flachen Blättchen.
Diese Blättchen sind Zellschicht dick und stark verzweigt aber ohne
Leitbündel gestaltet.
Hornmoose: Hornmoose entwickeln sich aus ihren Vorfahren, den
Algen. Daher kann man einige Merkmale nachweisen, zum Beispiel,
dass die Chloroplast des Gametophyten Pyrenoiden enthält.
Hornmoose sind die einzigen Pflanzen, die dieses Merkmal mit Algen
teilen, insbesondere mit Grünalgen. Ein weiteres Merkmal ist, dass sie
eine Spaltöffnung nicht nur in der Sporophyt besitzen, wie bei den
Lebermoosen, sondern auch bei dem Gametophyt. Dieses Merkmal
ist einmalig im Pflanzenreich. Ähnlichkeit zu den Kormophyten
zeigen der Aufbau des Sporophyten, dieses besteht aus einer Kapsel
(Sporogon) und einem Stiel (seta). Ihr Stiel hat ein Interkalares
Meristem, ähnlich wie bei den Gräsern, und daher ist das Wachstum
nicht begrenzt.
Farne
Im Karbon, vor 325 bis 280 Millionen Jahren, waren die Farne
(Pteridophyten) dominant. Sie sind heute die am weitesten verbreitete
69
Adebesin und Schak, Die unbekannte Reise
Gruppe der samenlosen Gefäßpflanzen und zeigen eine Reihe von
Entwicklungsstadien
auf.
Eine
bahnbrechende
neue
Entwicklungstendenz an das Landleben ist die Makrophylle bzw. die
Farne, diese ist die erste Pflanzengruppe die Blätter mit hoch
verzweigtem Leitsystem aufweisen. Dies ist auch für alle
Samenpflanzen (Spermatophyta) charakteristisch. Eine weitere
Anpassung war die Entwicklung
von Gefäßsystemen d.h. sie besitzen
echte Wurzeln, Sprossen und
Blätter,
die
als
Kormus
zusammengefasst werden.
Zusammenfassung
Wenn wir in unserer Reise noch
weiter zurückgehen, würden wir
entdecken, dass der Stammbaum des
Lebens vermutlich von einer Alge,
die zur Gruppe der Dinoflagellaten
gehört,
abstammt.
Ihr
Fortpflanzungsmechanismus,
mithilfe von Sporen, zeigt schon
einen wesentlichen Schritt in
Richtung Landanpassung. Trotzdem
war an ein Leben außerhalb des
Wassers nicht zu denken, Blau-,
Rot-, und Grünalgen besiedeln die
flachen und küstennahen Meeresgebiete. Bei unruhigen
Meereserscheinungen wurden die Algen immer an Land geworfen,
deshalb haben sie Mechanismen entwickelt die die Austrocknung an
der Luft verhindern. Insbesondere haben die Grünalgen sich an diese
neuen Bedingungen gut angepasst und aufgrund von Fossilienfunden
nimmt man an, dass die ersten Gefäßpflanzen von den Charophyceen
abstammten. Auch zu dieser Zeit beginnen sich einzelne Algenzellen
sich zu organisieren, und es entsteht Arbeitsteilung und
Spezialisierung bzw. der Schritt zu mehrzelligen Organismen. Es
wurde
angenommen,
dass
Moospflanzen
die
ersten
Landpflanzen waren und von
Grünalgen abstammen. Bei den
Moosen
finden
wir
zwei
vielzellige
Formen,
den
Gametophyt und den Sporophyt.
Der
Gametophyt
ist
die
eigentliche Moospflanze die wir
kennen, der Sporophyt ist
unscheinbar. Dieses Merkmal
wird im Laufe der Entwicklung zu
Spermatophyten umgekehrt. Im
nächsten Schritt kommen die
Farne.
Ihre
äußerliche
Erscheinung verdanken sie den
Sporophyten, die Gametophyten
sind unscheinbar. Eine neue
Anpassung
war
auch
die
Entwicklung von Gefäßsystemen.
Sie besitzen echte Wurzeln, Achsen und Blätter sowie Leitbündel.
Dieses ermöglicht die Aufrechterhaltung von vertikalen
Wuchsformen, die durch sekundäres Dickenwachstum abgegrenzt
wurde. Nach den Farnen kommen die Nacktsamer. Sie entwickelten
70
Adebesin und Schak, Die unbekannte Reise
sich bereits im späten Devon, und sie sind unterteilt in vier Klassen:
Gingkogewächse, Palmfarne, Gnetumgewächse und Nadelbäume. Ein
wesentlicher Schritt ist die Entwicklung von Same. Dadurch sind die
Nacktsamer nicht abhängig von Wasser für die weitere Fortpflanzung.
Zudem können die Samenpflanzen ein sekundäres Dickenwachstum
durchführen.
Didaktischer Teil
Vorbereitung und Planung in Wien
Wie die meisten Vorgänger mit diesem Thema, waren wir ratlos und
fragten uns wie man ein solches Thema Schülern, insbesondere
jungen Kinder wie in unserer Woche, näher bringen kann.
In Wien begannen wir erstmals eine literarische Recherche. Borgten
uns sowohl wissenschaftliche Bücher aus, um uns in das Thema
einzulesen, wie auch Kinderbücher, die das Thema altersgerecht
behandelten. Aus letzterem hofften wir Anregungen zu bekommen,
wie man Kinder ein solches Thema schmackhaft beibringen können.
Von Anfang an war uns klar, dass wir aufgrund des Alters unserer
„Probanden“, das Thema der Fortpflanzung weg lassen. Das
fehlende Wissen von geschlechtlicher und ungeschlechtlicher
Fortpflanzung, hätte es uns sehr schwer gemacht die Genialität von
der Revolution des Sexes den Schülern zu vermitteln. Somit
einigten wir uns bei unserm ersten Treffen, einen Schwerpunkt auf
Themen zu legen, die auch ohne viel Vorwissen zu verstehen waren,
aber vor allem auch visuell zu ergreifen sind. Leider fanden wir
nicht viele Experimente in den Kinderbüchern, die in der kurzen
Zeit die uns gegeben war, umsetzbar gewesen wären.
Am Ende festigte sich die Idee dass wir die Kinder auf eine Art
Zeitreise schicken und ihnen begreiflich machen, was alles
geschehen musste in der Evolution damit sich aus einzelligen Algen
Landpflanzen entwickeln konnten, von denen sich manche wieder
an ein Leben im Wasser anpassten . Weshalb wir beschlossen 4
Stationen machen:
Als erstes wollten wir die Algen präsentieren und den Schülern klar
machen dass das was sie als Algen bezeichneten in Wahrheit
eigentlich Wasserpflanzen sind. Wir haben auch gehofft dass wir zu
diesen Thema die Schüler ein wenig das Mikroskopieren näher
bringen können. Aufgrund der Unsicherheit ob wir überhaupt Algen
gut beobachten können, haben wir beschlossen zusätzlich kleine, aus
Salzteig geformte Modelle zu modellieren.
Bei der nächsten Station wollten wir die Flechten behandeln, um
den Schülern die Symbiose zwischen Pilz und Alge begreiflich zu
machen.
Die dritte Station sollte das Thema Moose und Farne behandeln,
ohne auf deren Lebenszyklus zurückzukommen. Vielmehr wollten
wir ein Augenmerk auf die Entwicklung von echtem Gewebe
werfen, ohne den die Landpflanzen nicht denkbar wären. Die
Schüler sollen verstehen dass es den Moosen aufgrund ihres Baues
möglich war außerhalb des Wassers zu leben und somit die nächste
Stufe nach den Algen auf der Leiter der Evolution stehen.
Als Letzte Station waren die Landpflanzen und Wasserpflanzen. Wir
wollten den Kindern die Überlegung näher bringen dass erst gewisse
Entwicklungen es Landpflanzen ermöglicht hat in die Höhe zu
wachsen. Zudem sollen die Schüler verstehen dass Wasserpflanzen
alle Errungenschaften der Evolution im Pflanzen reich auf den Weg
ins Wasser mitgenommen haben und somit die jüngste Gruppe
darstellen.
71
Adebesin und Schak, Die unbekannte Reise
Am Ende hätten wir geplant dass die Kinder ein Mobile
zusammenstellen, wobei das Mobile die Reihenfolge der
Erscheinungen der verschiedenen Pflanzenfamilien präsentiert.
Zusätzlich hatte Adesola die Idee, dass er sich als Clown verkleiden
könnte um dann als Pantomime den Kindern Hinweise zu geben.
In weiteren machten wir uns Gedanken über den Inhalt der
einzelnen Stationen. Die Kinder sollten die einzelnen Pflanzen
selber untersuchen und mit Hilfsmitteln wie Luppe die Unterschiede
zwischen ihnen entdecken.
Zum Abschluss hatten wir die Idee, diese 4 Stationen mit einer
Wäscheleine zu verbinden, um so einen „Zeitfaden“ zu schaffen.
Marchegg
Für Marchegg hatten wir neben unserem Gepäck, einen großen Sack
gefüllt mit Büchern zu unserem Thema, all die Sachen die wir in
Wien schon vorbereitet haben (Modelle von Algen, ein paar
Unterwasserlupen aus Blechdosen und Frischhaltefolie, leider
undicht,…) und noch Utensilien zu Aufbau von unserer Station
(Draht, Stanleymesser, Seile,...) mit. Am Nachtmittag unserer
Ankunft machten wir uns mit der Umgebung vertraut und suchten
uns einen Platz für unsere Station. Zudem versuchten wir, uns
einmal einen Überblick über die Verfügbarkeit von pflanzlichem
Material zu verschaffen. Dabei stiefelten wir in dem Nebenarm der
March im Schlack herum, gruben eine Wasserpflanze aus und
nahmen unterschiedliche Wasserproben, um diese dann später auf
Algen zu untersuchen. Nach der Anleitung aus einem der
Umweltsprünasenbücher erstellten wir einen kleinen Mooswald in
einem Aquariumsbehälter.
Am Anfang wollten wir unsere Station am Ufer des schon
erwähnten Seitenarms platzieren, entschlossen uns aber für einen
Platz am hinteren Tümpel (der hinter den Bahnschienen). Dort
fanden wir ein hohes Vorkommen an Moosen und Flechten, wie
auch eine Vielfalt an Landpflanzen und vor allem einen Weg wo wir
unsere Zeitschnur spannen konnten. Am nächsten Tag bauten wir
an diesem Ort unsere Station auf und beendeten mach noch nicht
fertige Arbeit, wie das Bauen des Mobile. Wir spannten das Seil
zwischen den Bäumen und sprachen uns ab wo genau die einzelnen
Stationen sich befinden sollten. Außerdem entfernten wir alles
spitze Unterholz, die womöglich eine Verletzungsgefahr darstellen
könnten. Die ausgegrabene Wasserpflanze, aus dem Nebenarm der
March versenkten wir am Ende der Zeitschnur, in einer größeren
Wasserpfütze mit vielen kleinen Wasserlinsen.
Am ersten Tag mussten wir feststellen dass sich unser Konzept nicht
ganz so umsetzbar war wie wir es uns vorgestellt haben. Noch am
Vortag wurde ausgemacht dass jede Station (außer den Reptilien
und Amphibien) für beide Tage 5 Gruppen betreuen sollen, für je
20 Minuten. Diese 20 Minuten waren kürzer als wir gedacht haben,
denn als wir uns endlich begannen auf die Kinder richtig
einzustellen, mussten wir feststellen, dass die Zeit schon zu Hälfte
um war. Wodurch wir einen weitverbreiteten Fehler begingen, wir
versuchten alles was wir noch vermitteln wollten in die Zeit
einzubringen, die uns noch blieb. Zudem mussten wir feststellen
dass, der Stoff, den wir den Schülern näher bringen wollten, war
einfach zu umfangreich für zwanzig Minuten. Außerdem
überschätzen wir den Wortschatz der Schüler, wir benutzten Wörter
die sie, aufgrund ihres jungen Alters, noch nicht kannten. Wenn
wir sie fragten ob sie mit dem einen oder anderen Begriff
verstanden, nickten sie alle nur brav, aber wir waren nicht siecher ob
72
Adebesin und Schak, Die unbekannte Reise
dieses Nicken auch der Wahrheit entsprach. Wir begingen zudem
auch den Fehler die Schüler nicht genug loszulassen und sie
selbstständig die vorgegebene Umgebung zu erforschen.
Ein zusätzliches Problem, mit denen wir zu kämpfen hatten, war
wie geahnt die Tatsache dass Schüler für ein botanisches Thema
schwer zu begeistern sind.
Am Abend bekamen wir durch die Rückmeldungen der Professoren
gute Ideen wie wir es am nächsten Tag es besser machen könnten.
Wir kürzten einfach unser Programm und begannen eine neue
Strategie zu entwickeln. Die Schüler sollten genauere Anweisungen
erhalten, in Form eines Fragebogens und in Gruppen eingeteilt
werden, die zwei Pflanzenfamilien untereinander vergleichen sollen
(bsp.; Wasserpflanzen und Algen oder Moose und Landpflanzen).
Sie sollten sich freier in der Umgebung bewegen und zu uns nur
kommen wenn sie Fragen hätten. In den letzten Minuten der Einheit
sollen die gemachten Beobachtungen besprochen werden, um diese
in Zusammenhang mit der Evolution der Pflanzen vom Wasser aufs
Land zu bringen.
Am nächsten Tag setzten wir unsere neuen Pläne um. Wir teilten
die Kinder in zweier bis dreier Gruppen ein und gaben ihnen in
Klemmbrett mit Stift und einem Fragebogen, mit den Fragen, an
denen sie sich orientieren sollten. Nach einer kurzen Einführung
ließen wir sie in die Umgebung los.
Aus Zufall waren noch die kleinen Gartenwerkzeuge (zwei
Minischaufeln und eine Minigartenkralle), am Tisch, was zu
Ergebnis führte, dass die Kinder sich einfach jeder eines nahmen
bevor sie losgeschickt wurden. Die Tatsache dass sie nun mit einem
Utensil durch den Matsch stampften um die Pflanzen ihrer Gruppe
zu suchen, schien ihnen eine leichte Motivation zu geben. Selbst die
Gruppen welche die Algen beobachten sollten, ließen sich gerne mit
dem bereitgestellten Okular helfen und in deren Gebrauch einführen.
Wir hatten die erste Aha-Erlebnisse als die Kinder sich unter der
Lupe Moospolster angeschaut haben, oder als andere verstanden
das Flechten in Wahrheit eine Gemeinschaft zwischen Algen und
Pilzen sind.
Am Ende waren die meisten Fragenbögen
gutausgefühlt und selbst wenn fürs Feedback uns ein wenig die Zeit
zu knapp wurden, klappte es viel besser als am Vortag. Zudem
hatten wir das Gefühl, das die meisten Kinder was von unserer
Station mitgenommen haben.
Zusammen fassend sei gesagt, das unser größtes Erlebnis war der
Unterschied im Verhalten der Schüler wenn man einen interaktiven
Frontalunterricht versucht abzuhalten oder wenn man die Kinder
mit einfachen Anweisungen wortwörtlich in die Natur raus schickt.
Die Gruppen am zweiten Tag waren viel motivierter als die des
ersten Tages und hörten auch am Ende der Einheit viel interessierter
zu, nachdem man sie selbstständiger forschen gelassen hat. Auch
unsere Motivation war viel größer am zweiten Tag als am ersten.
Wichtig ist zu lernen dass man die Schüler loslassen muss und nicht
die Angst zu haben darf dass sie an dem Thema vorbeilaufen,
vorausgesetzt natürlich dass man ihnen passende Anweisungen
mitgegeben hat. Wir glauben, dass wir auf jeden Fall wichtige
Erfahrung von Marchegg für unseren künftigen Unterricht
mitgenommen haben.
73
Adebesin und Schak, Die unbekannte Reise
Literatur
Bücher:
Murray W.Nabors (2007): Botanik. Brocks Pearson Studium,
München.
Brosse, Jacques (2004): Magie der Pflanzen. Patmos Verlag,
Düsseldorf.
Nultsch Wilhelm (2001): Allgemeine Botanik. Georg Thieme
Verlag, Stuttgart.
Duddington, C.L. (1972): Baupläne der Pflanzen (1. Aufl.).
Suhrkamp Verlag, Frankfurt an Main.
Knodel, Hans & Horst Bayerhuber (Hrsg.) (1992): Linder Biologie,
Teil 3 (20. Aufl.). Verlag Gustav Swoboda & Bruder, Wien.
Campbell, Neil & Jane B. Reece (2003): Biologie (6.Aufl.).
Spektrum Akademischer Verlag, Berlin.
Adler, Oswald, Fischer (2008): Exkursionsflora für Österreich,
Liechtenstein und Südtirol (3. Aufl.), Ulmer.
Umweltspürnasen:
Greisenegger, Farasin, Pitter (1993): Aktivbuch
Tümpel Trend profil Orac Wien
Greisenegger, Farasin, Pitter (1993): Aktivbuch Wald Trend profil
Orac Wien.
Greisenegger, Farasin, Pitter (1993): Aktivbuch Wasser Trend profil
Orac Wien.
74
Theresa Weinberger, Verena Schmiedrathner: Boden
Thema: Der Boden
Lebensraum Boden
Theresa Weinberger,
Verena Schmiedrathner
Fachliches
Boden allgemein
Als Boden bezeichneit man die
oberste, belebte
Verwitterungsschicht der
Erddkruste. Durch
Umwandlungsprozesse entsteht
ein lokal unterschiedlich
strukturierter Bodenkörper.
Dieser besteht aus Humus,
Wasser, Mineralien, Luft und
wird durch viele Poren
durchzogen. Es dauert
Jahrhunderte bis sich Boden
entwickelt. Aus den oberen
Bodenschichten können Pflanzen
fast ihren gesamten Wasser und
Mineralstoffbedarf decken. Im
Boden lebt eine enorme Vielfalt
an lebenden Organismen, welche untereinander und mit der
abiotischen Umwelt in Wechselwirkung stehen. Der Boden wird in
verschiedene Horizonte unterteilt, diese werden mit A,B,C,G
bezeichnet. Den Lebewesen, die den Boden als ihren Lebensraum
besiedelt haben steht somit ein sehr individuell unterschiedliches
Substrat zu Verfügung, welches sie auch aktiv mitgestalten.
Betrachtet man den Boden sehr flüchtig, und mit freiem Auge, so
begegnen einem zahlreiche Regenwürmer,
Geißeltierchen, Fadenwürmer, Springschwänze und viele andere
Organsimen welche bei der Umsetzung des Bodens beteiligt sind.
Die organische Substanz wird mineralisiert und somit können die
Pflanzen Nährsalze aufnehmen. Weiters bilden die vielen
Organsimen eine Nahrungsgrundlage für andere Tiere, wie Insekten,
Vögel und Säugetiere wie z.B. dem Maulwurf. Das Leben im Boden
ist die Grundlage, für anderes Leben, somit auch für die Existenz
des Menschen auf der Erde. Spinnen, Käfer, Samen, keimende
Pflanzen, Steinchen,etc. Doch wird Substanz des Bodens unter dem
Mikroskop betrachtet, so kann man feststellen, dass der Lebensraum
Boden ein enormes Artenreichtum an Tieren und Pilzen bietet. In
den ersten 30 cm des Ackerbodens leben entwa durchschnittlich eine
Billiarde Bakterien, würde man sie zu einer Kette aneinanderreihen,
so könnte man die Bakterienkette 25 mal um die Erde wickeln
Bodenarten
Die Bodenart ist abhängig von der Korngröße. Die Bodenpartikel
entstehen durch Verwitterung von Gesteinen.
Man unterscheidet dabei von Grobsand (0,02-2mm) über Schluff
(0,002-0,02) bis zu den Tonmineralen (kleiner als 0,002mm)
75
Theresa Weinberger, Verena Schmiedrathner: Boden
Bodenverdichtung
Schwere Landmaschinen sind eine Ursache der Bodenverdichtung.
Die Partikel werden zusammengedrückt und somit wird das
Porenvolumen verkleinert. Aufgrund der geringen Porenvolumens
kann Wasser langsamer versickern und der Boden trocknet auch
langsamer wieder ab. Der Gasaustausch zwischen Wurzeln und
Erdreich wird ebenfalls aufgrund von Bodenverdichtung minimiert.
Außerdem nimmt das Wurzelwachstum ab, da die Wurzeln den
harten Boden nur schwer durchdringen können, weshalb Wasserund Nährstoffaufnahme der Pflanze reduziert wird.
Der Regenwurm
Der Regenwurm ist ein im Boden lebender Ringelwurm. Er besitzt
keine Gliedmaßen und ist im mitteleuropischen Raum bis zu 30 cm
lang. Er besteht aus einzelnen Segmenten, die bei genauerer
Beobachtung mit freiem Auge erkannt werden können. Der
Kopflappen ist ein Segment, welches lappig nach vorne gezogen ist,
er überdeckt die Mundöffnung. In jedem Segment befinden sich vier
Paar Chitinborsten, sie helfen bei der Fortbewegung. Der
Regenwurm ist wegen seiner mithilfe bei der Bodenumarbeitung für
die Landwirtschaft von enormer Bedeutung. Nach starkem
Niederschlag kommen vermehrt Regenwürmer aus dem Boden.
Nach Schätzungen soll es mehr als 3000 verschiedene
Regenwurmarten geben. Man findet ihn überall im Erdreich, vom
Regenwald, bis ins Hochgebirge, kann man den nützlichen
Bodenbewohner antreffen.
Wasserhaushalt
Je nach Bodenart ist der Boden fähig Wasser zu speichern. Manche
Bodenarten saugen das Wasser auf, wie ein Schwamm, andere
wiederum lasse fast die gesamte Wassermenge hindurch. Ob ein
Boden als Speicher fungiert, hängt von der Korngröße der
Bestandteile ab, aus denen er sich zusammensetzt.
Didaktik
a) Wir haben unsere Stationseinheit damit begonnen, in dem die
Kinder gemeinsam mit uns in den Wald gegangen sind. Mit einem
Spaten durften sie selbst ein Stück Boden ausheben. Durch die
Vibration des Spatens in der Erde kamen einige Regenwürmer an
die Oberfläche, die Schüler waren von diesem Phänomen sehr
begeistert. Jeder Schüler durfte ausprobieren, wie schwierig es sein
kann, mit dem Spaten erfolgreich in die Erde zu graben. Zum
Vergleich liesen wird die Schüler auch auf einen nahegelegnen
Forstweg einen Spatenstich machen. Wir fragten sie, zuvor welche
Unterschiede es bei den beiden Spatenstichen geben könnte, wo es
76
Theresa Weinberger, Verena Schmiedrathner: Boden
leichter sein würde in die Erde zu graben und warum. Dabei gingen
wir auf die Problematik der Erdverdichtung ein. Ebenfalls
besprachen wir mit den Schülern die Auswirkungen des Menschen
auf die Umwelt im Hinblick auf das Bauen von Straßen. Die Schüler
nahmen ihr selbst ausgestochenes Stück Waldboden mit auf die
Decken, auf welchen Lupen, Papier und Stifte lagen. Die Schüler
durften sich einen zweiten suchen und gemeinsam haben sie das
zuvor ausgestochene Stück Erde auf der Decke zerlegt. Wir stellten
ihnen die Aufgabe, dass sie Bestandteile des Bodens aufschreiben
sollten, ebenfalls haben sie zwei Lupendosen erhalten, wo sie die
wichtigsten Merkmale des Bodens herausnehmen durften und in die
Dose geben konnten. Einige Kinder sammelten Steine,
Regenwürmer, eine keimende Jungpflanze, Samen. Mit ihrem
Partner haben die Schüler nun selbst forschend den Boden erkundet.
Die Schüler wurden von uns informiert, wie lange sie Zeit hatten.
Wir ließen die Schüler selbst forschen und stellten uns einige Meter
weiter weg, damit sie sich nicht gestört fühlten. Nach etwa zehn
Minuten haben wir uns wieder zu den Schülern begeben und
gemeinsam haben wir die einzelnen Bestandteile, welche sie in der
Lupendose herausgesucht hatten besprochen. Zuerst durfte die eine
Gruppe ihre Aufzeichnungen hernehmen und präsentieren, dann die
zweite Gruppe. Wir ergänzten dabei einige Komponenten des
Bodens und lobten die Schüler für ihre zahlreich gesammelten
Erkenntnisse. Nach dem forschenden Teil gingen meine Kollegin
und ich zu den Experimenten über. Jeder Schüler erhielt von uns ein
Glas, in dem er eine Bodenprobe einsammeln sollte. Die Schüler
hatten dazu fünf Minuten Zeit, sich im Gelände umzusehen, sie
sollten sich von dem Flussbett eine Bodenprobe holen. Den
Schülern wurde aufgetragen den Boden bezüglich ihrer Konsistenz
zu beschreiben. Die Schüler sollten nun selbst ein wenig von der
Bodenprobe in die Hand nehmen. Wir fragten die Schüler, wie sich
der Boden anfühlt, ob er sich kneten lässt, ob er glänzt,….Die
Schüler beschrieben die Probe sehr genau. Nun erhielten sie von uns
eine Tabelle, in der sie zu zweit versuchen sollten den Bodentyp zu
bestimmen. Ein weiteres Experiment war zum Thema
Wasserspeicherung des Bodens. Wir fragten die Schüler, welcher
Boden das Wasser am besten Speichern würde, und wo sie denken,
bei welchem Boden das Wasser am schnellsten durchlaufen wird.
Wir gaben ihnen die Aufgabe eine Hypothese aufzustellen. Wir
hatten drei Gurkengläser aufgestellt, auf denen sich jeweils ein
Blumentopf befand. Die Schüler sollten nun die drei Blumentöpfe,
in denen sich ein Kaffefilter befand mit unterschiedlichen
Bodentypen befüllen. In den ersten Filter kam ein typischer
Auboden, in den zweiten Filter füllten die Schüler Kies, ein und den
dritten Filter befüllten sie mit Sand. Die Schüler leerten nun selbst in
jeden Filter dieselbe Menge Wasser. Sie durften nun ausprobieren,
durch welche der drei Bodentypen das Wasser am schnellsten
hindurchläuft, bzw. welcher Boden am meisten Wasser aufnimmt.
Im Gurkenglas sammelte sich das hindurchgelaufene Wasser und
die Schüler konnten nun Vergleiche anstellen. Gemeinsam
besprachen wir die Ergebnisse, indem wir die Hypothesen der
Schüler aufgriffen und an ihr Wissen anknüpften. Wir erörterten die
möglichen Gründe für unsere Ergebnisse. Zum Abschluss unseres
Pogrammes durften die Schüler einen „Gatschabdruck“ mit dem
Auboden auf einem Plakat machen, welches sie sich mitnehmen
durften.
b) Reflexion:
Meine Kollegin und ich hatten am ersten Tag mit dem Wetter
ziemlich zu kämpfen. Wir versuchten einige Bodenproben
77
Theresa Weinberger, Verena Schmiedrathner: Boden
einzusammeln, doch da es stark regnete war es für uns sehr
schwierig unser Pogramm so zu gestalten, wie wir es geplant hatten.
Wir versuchten nun die Materialien Sand, Erde einzusammeln und
einigermaßen trocken zu halten Wir entschieden uns die
Bodenproben in Plastikschütten zu leeren, damit die Schüler die
Möglichkeit hatten die Bodentypen anzugreifen und ihre
unterschiedliche Beschaffenheit zu spüren. Zu Beginn unserer
Station gingen wir gemeinsam in ein Waldstück. Während des
Spaziergangs zum Wald führten wir ein Lehrer Schülergespräch.
Die Schüler erzählten uns, was sie schon über den Boden wussten,
gleichzeitig versuchten wir an das vorhandene Wissen anzuknüpfen
Die Versuche, welche wir für die Schüler vorbereitet hatten, waren
anfangs alle gescheitert. Durch den enormen Regen war der Boden
so durchnässt, dass Eperimente zum Thema Wasserspeicherung
kaum Sinn machten. Als wir den Ph-Wert gemessen haben, kamen
wir zu dem Ergebnis, dass er sich kaum unterscheidet. Fast jede
Bodenprobe hatte den selben Wert, wir vermuteten dies, weil in
diesem Gebiet kaum gedüngt wurde. Dieses Experiment fiel nun ins
Wasser. Wir versuchten ebenfalls, die Speicherfähigkeit des Bodens
von verschiedenen Substanzen zu testen. Zum Glück schafften wir
es einen Teil der Proben zu trocknen und versuchten das
Wasserspeicherexperiment erneut. Wir führten es auch mit den
Schülern durch und da es am letzten Tag sonniger war, waren auch
unsere Bodenproben nicht mehr so durchnässt, kleine Unterschiede
bezüglich der Wasserspeicherung machten sich bemerkbar. Wir
wiesen auch die Schüler darauf hin, dass die eher geringen
Unterschiede durch den starken Regen bedingt waren. Ebenfalls
liesen wir die Schüler beobachten, wie schnell das Wasser
durchsickerte. Dieses Experiment ist uns gut gelungen. Meine
Kollegin und ich waren sehr erstaunt, wie konzentriert die Schüler
die Bodenproben beobachtet hatten. Sie hatten die Aufgabe, die
selbst ausgestochene Walderde genau zu erforschen, wichtiges zu
notieren und gegebenfalls Interessantes in Lupengläsern
einzufangen. Besonders die jüngere Klasse (13-jährige) konnte mit
dieser Aufgabenstellung gut umgehen. Die Schüler wirkten sehr
konzentriert und wir hatten die Möglichkeit zehn Minuten
ausschließlich die Beobachterrolle einzunehmen. Auch die
Sozialform, die wir gewählt hatten (zweier Teams) war sehr
erfolgreich. Die Schüler besprachen auf der Decke zu zweit, was sie
beobachteten und eine angeregte Diskussion entstand. Dadurch dass
wir aus der Entfernung beobachteten entstand ein geschützer Raum,
indem die Schüler mit dem gleichaltrigen Partner sich effizient
austauschen konnten. Die Schüler wirkten sehr konzentriert, sie
arbeiteten fleißig und in den freien Phasen, waren sie kaum
ablenkbar. Der Gatschabdruck, den die Schüler zum Abschluss
unserer Station machen durften, löste bei manchen
Berührungsängste aus. Doch zum Schluss wollten alle Schüler den
Auboden „begreifen“ und die Schüler verewigten sich auf dem
Plakat. Die Fingerprobe, die die Schüler in Gruppen durchführen
sollten funktionierte von Team zu Team unterschiedlich. Manche
Schüler brauchten uns kaum als Informationsquelle, andere
wiederum hinterfragten öfters unser Vorhaben. Dies gab uns zu
denken und wir versuchten unsere Aufgabenstellungen noch präziser
zu formulieren. Die gegenseitige Präsentation der gewonnen
Informationen durch das Erforschen des Waldbodens hat hingegen
sehr gut funktioniert. Wir waren von dem Vorwissen der Schüler
sehr begeistert. Meine Kollegin und ich hatten großen Spaß am
Durchführen unserer Station, da die Schüler mit großer Begeisterung
mit machten.
78
Theresa Weinberger, Verena Schmiedrathner: Boden
c) Das Lehrziel war, dass die Schüler den Lebensraum Boden
„begreifen“. Die Schulung der taktilen Wahrnehmung,
Eigenschaften des Bodens kennen lernen und erforschen. Unsere
Methoden waren so ausgewählt, dass die Schüler sehr frei und fast
ohne Hilfe des Lehrers die Aufgaben bewältigen konnten. Wir
verwickelten die Schüler in ein Gespräch, in dem sie nicht das
Gefühl bekommen sollten, dass wir sie „belehren“ wollen, sondern
dass sie Wissen erfahren, welches wir mit ihrem vorhandenen
Erkenntnissen verknüpfen.
Die Experimente waren so ausgesucht, dass die Schüler mit einer
kurzen Anleitung selbstständig arbeiten können. Sie forschten in
zweier oder dreier Teams und präsentierten sich gegenseitig ihr
erworbenes Wissen. Am ersten Tag, als wir die fünfte Klasse hatten,
wendeten wir hauptsächlich das Schüler Lehrer Gespräch an, doch
noch während des Tagesablaufs änderten meien Kollegin und ich
unsere Station um, die Schüler sollten aktiver einbezogen werden
und wir sollten nur mehr als Begleiter bereit stehen. Wir gaben den
Schülern am zweiten Tag mehr Freiraum und so konnten die Schüler
selbstständiger arbeiten. Wir nahmen uns mehr zurück. Bei dem
Spaziergang zur nächsten Station haben wir mit den Schülern das
Erlebte besprochen somit reflektiert und das Wissen gefestigt. Es
zeigte sich, dass die Schüler einiges an Information mitgenommen
hatten. Durch die gemeinsamen Abschlussgespräche stellten wir
fest, dass unsere Lehrziele erreicht wurden. Wir haben nach jeder
Gruppe evaluiert und unsere Station nach den Erfahrungen neu
adaptiert. Somit war unser persönlicher Lernerfolg sehr hoch, weil
wir nicht erst im Nachhinein aus unseren Beobachtungen gelernt
haben, sondern gleich aktiv die Erworbenen Erkenntnisse versucht
haben in unserem Stationenabetrieb einzubauen. Es fand eine
kontinuierliche Veränderung des Ablaufs der Stationen statt.
Literatur
Bücher: Neil A. Campbell, Jane B. Reece, Biologie 8. Auflage,
Person Education Deutschland GMBH, 2009
Erhard Henning, Geheimnisse der fruchtbaren Böden : die
Humuswirtschaft als Bewahrerin unserer natürlichen
Lebensgrundlage / Erhard Hennig - 4. Aufl. - 2002
Ulrich Gisi,Schenker R.,Bodenökologie, Stuttgart, Thieme 1997- 2.
Auflage
79
Katrin Friedl & Klaus Kaltenbrunner, Abwehrmechanismen
Abwehrmechanismen der
Pflanzen
Reagieren Pflanzen auf etwaigen Schädlingsbefall, so spricht man
von einer induzierten Abwehr.
Wehrhaftes Kraut und grauenhafte Killerpflanzen
von Katrin Friedl & Klaus Kaltenbrunner
Fachliches
Das geheime Leben der Pflanzen
Im Laufe der Evolution haben Pflanzen unterschiedliche Strategien
entwickelt, um sich gegen Herbivore (Pflanzenfresser) und
Krankheiten zu wehren. Pflanzen unterliegen genauso dem Prinzip
der Selektion und so konnten sich Merkmale entwickeln, die
Pflanzen perfekt an ihren Lebensraum anpassten.
Abwehrstrategien
Mit dem Erscheinungsbild der unterschiedlichen Arten, entwickelte
sich im Laufe der Evolution auch eine Vielzahl an
Abwehrmechanismen artspezifisch. Es ist unmöglich eine Pflanze
auf einen Abwehrmechanismus zu beschränken, da die
unterschiedlichen Strategien häufig in Kombination auftreten,
dennoch ist es möglich Abwehrstrategien zu kategorisieren.
Pflanzen verfügen über eine konstitutive Abwehr, wenn ihr
Abwehrmechanismus bereits vor dem Befall vorhanden ist.
Mechanische Abwehr
Nach Andreas Schaller sind „Mechanische Resistenzfaktoren (…)
Barrieren, die dem Schädling den Zugang erschweren und damit die
Resistenz der Pflanze erhöhen.“1 Ein Beispiel für mechanische
Abwehrmechanismen sind Dornen und Stacheln oder die
Borstenhaare der Raublattgewächse. Es handelt sich dabei also um
einen vorbeugenden Abwehrmechanismus, da diese anatomischen
1 Schaller, Andreas (2002): Die Abwehr von Fressfeinden:
Selbstverteidigung im Pflanzenreich in Vierteljahrsschrift der
naturforschenden Gesellschaft in Zürich 147/7; 141-150
80
Katrin Friedl & Klaus Kaltenbrunner, Abwehrmechanismen
Besonderheiten, bereits vor dem Schädlingsbefall ausgeprägt sind.
Durch mechanische Abwehrmechanismen wird Herbivoren der
Zugang zu ihrer Nahrung verwehrt.
Im Folgenden sollen Informationen zu den von uns gewählten
Abwehrmechanismen gegeben werden:
Stacheln und Dornen
Stacheln und Dornen ermöglichen einer Pflanze mechanische
Abwehr gegenüber Fressfeinden. Bei Dornen und Stacheln handelt
es sich um anatomische Gebilde unterschiedlichen Ursprungs. So
handelt es sich bei Dornen um umgewandelte Organe, meist Blätter,
die an deren Stelle sitzen. Durch ihren Ursprung sind Dornen immer
von Leitbündeln durchzogen.
Stacheln sind hingegen Vorsprünge an Sprossachsen oder Blättern.
Sie sind Emergenzen, die nicht von Leitbündeln durchzogen sind,
sondern aus der Epidermis und darunterliegenden Schichten
bestehen.
Borstenhaare
Die Borstenhaare der Pflanzenfamilie der Raublattgewächse dienen
einer mechanischen Abwehr gegenüber Fressfeinden. Durch
eingelagerte Kieselsäure sind die Blätter der Raublattgewächse zum
einen unangenehm zu essen und schwer verdaulich, des Weiteren
stellen die charakteristischen Borstenhaare eine schwer überbrückbare
Barriere für kleine Insekten dar.
Borstenhaare des Gewöhnlichen Beinwell
(Symphytum officinale)
Dornen der Robine
(Robinia pseudoacacia)
Stacheln der Hundsrose
(Rosa canina)
Chemische Abwehr
Bei chemischen Abwehrmechanismen handelt es sich um sekundäre
Pflanzeninhaltsstoffe. Das bedeutet, dass diese Stoffe zwar nicht
überlebensnotwendig für die Pflanze sind, dennoch ihr Überleben
erleichtern. Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die der Abwehr dienen,
können etwa giftig für ihre Fressfeinde sein, aber auch Bitterstoffe
enthalten, die Herbivoren aufgrund ihres Geschmacks und Geruches
81
Katrin Friedl & Klaus Kaltenbrunner, Abwehrmechanismen
meiden. Gifte können unterschiedlich stark wirken und
unterschiedlich aufgebaut sein. Des Weiteren gibt es auch Pflanzen,
deren Gift nur auf bestimmte Tierarten(Bsp.: Gundelrebe (Glechoma
hederaceae)ist tödlich für Pferde und wird von Menschen als
Gewürz verwendet) wirkt.
Geruch und Geschmack
Sei es Minze, Salbei, Zwiebel oder Rosmarin… die Inhaltstoffe dieser
Pflanzen dienen uns nicht nur in unserer Küche, sie helfen der Pflanze
auch als Abwehrmechanismus. Dass wir (Menschen) den Geruch und
Geschmack von Pflanzen mit ätherischen Ölen und ähnlich intensiv
riechenden Inhaltstoffen, als wohlriechend, oder -schmeckend
empfindet, verhält sich eigentlich konträr zur tatsächlichen Funktion
vieler dieser Stoffe. Denn genau das implizieren diese Pflanzen nicht.
Sie wollen durch ihre Inhaltsstoffe Fressfeinde abwehren. Die
Gewöhnliche Knoblauchsraukre erhält ihren charakteristischen
Geschmack etwa durch ätherische Öle und das Glukosid Sinigrin.
Gewöhnliche Knoblauchsrauke
(Alliaria petiolata)
Gift
Sehr viele Pflanzen verteidigen sich mit Gift gegen Herbivoren. In
Marchegg wählten wir als Beispiel die Osterluzei, deren
eingelagerte Aristolochiasäure bei verzehr krebserregend wirkt.
Aber auch andere von uns behandelte Pflanzen, wie die EselsWolfsmilch oder der Beinwell, enthalten giftige Stoffe. Die
unterschiedlichste Wirkungen nach dem Verzehr an den
Fressfeinden zeigen.
Gewöhnliche Osterluzei (Aristolochia
clematitis)
Milchsaft
Milchsaft ermöglicht Pflanzen eine chemische Abwehr gegenüber
Fressfeinden und wird von vielen verschiedenen Pflanzenfamilien
ausgebildet. Als Anschauungsmaterial wurde von uns der
Löwenzahn (Taraxacum officinale), aus der Familie der Korbblütler,
die Esels-Wolfsmilch (Euphorbia esula), aus der Familie der
Wolfsmilchgewächse und das Schöllkraut (Chelidonium majus), aus
der Familie der Mohngewächse, gewählt. Der Milchsaft enthält in
erster Linie, Isoprenoide und Terpene. Bei manchen Pflanzenarten
sind zusätzliche Alkaloide und Glycoside eingelagert, die giftig
wirken. Der Milchsaft der Wolfsmilchgewächse enthält Di- und
Triterpenester, die zudem hautreizend wirken.
82
Katrin Friedl & Klaus Kaltenbrunner, Abwehrmechanismen
Milchsaft besitzt aber auch eine klebende Wirkung, die die
Mundwerkzeuge von Insekten verkleben kann und somit abwehrend
wirkt.
Milchsaft vom Löwenzahn
(Taraxacum officinale)
Biologische Resistenzfaktoren
Da in unserem didaktischen Konzept keine Pflanzen mit
biologischen Resistenzfaktoren verwendet wurden, soll dieser
Terminus nur kurz erklärt werden. Pflanzen mit diesem
Abwehrmechanismus nützen die natürlichen Feinde ihrer
Schädlinge um sich zu verteidigen. Dabei handelt es sich häufig um
eine Symbiose. Als sehr interessantes Beispiel wäre hier das
Zusammenleben von Baumakazien und Ameisen zu nennen.
Milchsaft des Schöllkrauts
(Chelidonium majus)
Brennhaare
Die Brennhaare der Brennnessel (Urtica dioica) dienen sowohl der
mechanischen als auch chemischen Abwehr. Zum einen erschweren
ihre Trichome kleinen Insekten das hinaufklettern, zum anderen
enthalten die komplex aufgebauten Brennhaare Methansäure. Diese
Ameisensäurehaltige Flüssigkeit wird dem Fressfeind bei
Hautkontakt injiziert. Diese Injektion wirkt hautreizend.
Brennhaare der Brennnessel
(Urtica dioica)
(So eine Feedbackrunde kann müde machen...)
83
Katrin Friedl & Klaus Kaltenbrunner, Abwehrmechanismen
Didaktik
Didaktische Reduktion
Wenn unsere Beschäftigung mit dem Thema eines gezeigt hat, dann
dass Pflanzen kein passives Grünzeug sind, das nur darauf wartet von
Tier oder Mensch verzehrt zu werden. Pflanzen verteidigen sich auf
die raffiniertesten Arten, sie reagieren, kommunizieren, sie wehren
sich spezifisch gegen spezielle Fressfeinde und warnen andere
Pflanzen vor Angriffen derselbigen.
Das Spektrum der pflanzlichen Abwehrmechanismen ist
überraschend groß und komplex, die Pflanzen verteidigen sich mit
raffiniert wirkenden Giften oder verkleben „einfach“ die
Mundwerkzeuge von Fraßfeinden, sie wehren sich mit komplexen
Brennhaaren, oder mit simpleren, aber ebenso schmerzhaften
Stacheln und Dornen.
Ein Bruchteil dieses faszinierenden Spektrums an Strategien wollten
wir den Schülerinnen und Schülern vermitteln. Die Frage, die sich
nun stellten war bloß: was genau und wie?
Nach vielen Gesprächen und (meist reduzierenden) Änderungen
definierten wir für uns Lehrziele. Wir legten fest was wir den Kindern
vermitteln wollten, und was diese am Ende wissen bzw. anwenden
können sollten. Diese Ziele waren anfangs viel zu umfangreich und
groß gesetzt. Die reduzierten Lernzielen waren:
• Pflanzen wehren sich
Pflanzen sind nicht wehrlos, sie verteidigen sich auf
vielfältigste Art und Weise. Die Schülerinnen und
Schüler sollten verstehen, dass auch Pflanzen durch
den ständigen Kampf ums Überleben Mechanismen
entwickelten um sich zu schützen.
• Kennenlernen von Abwehrmechanismen
Die zuvor erwähnte Vielfalt von verschiedenen
Abwehrtaktiken sollte vermittelt werden. Einige
Abwehrmechanismen sollten im Detail betrachtet und
dadurch kennengelernt werden.
• Gift ist nicht gleich Gift
Verschiedene Tiere reagieren unterschiedlich auf
verschiedene Abwehrstoffe. Pflanzen, die der Mensch
als wohlriechend empfindet, wirken auf Tiere durch
ihren Geruch oft abschreckend, oder sind für manche
Tiere sogar giftig (z.B. Gundelrebe). Gewisse Tiere
fressen hingegen Pflanzen, die für den Menschen
giftig wären.
Es sollte also vermittelt werden, dass giftige Pflanzen
nicht für alle giftig sind. Zudem wollten wir die
Schülerinnen und Schüler angstfrei (!) für
Pflanzengifte sensibilisieren.
• Kennenlernen und (eigenständiges) Ausprobieren von
wissenschaftlichen Methoden
Die Schülerinnen und Schüler sollten, wie gefordert
eigenständig forschen, und selbst Hypothesen
aufstellen
84
Katrin Friedl & Klaus Kaltenbrunner, Abwehrmechanismen
Nach einer Vielzahl von Adaptionen (auch vor Ort) und
weiteren Reduktionen ergab sich für uns zur Erfüllung der
Lernziele folgendes Konzept:
Uns besuchten eine erste Klasse Gymnasium und eine vierte
Klasse Volksschule. Der geringe Altersunterschied
ermöglichte es uns, an beiden Tagen das gleiche Konzept
anzuwenden. Bei unserer Vorbereitung wurde uns bewusst,
dass das Thema Pflanzliche Abwehrmechanismen sehr
vielschichtig und komplex ist, aber an sehr junge
Schülerinnen und Schüler vermittelt werden sollte. Daher
beschlossen wir, nur einige wenige Abwehrmechanismen
vorzustellen, aber anhand dieser die Grundaussage „Pflanzen
wehren sich“ zu vermitteln.
Somit achten die Schülerinnen und Schüler auf verschiedene
Dimensionen der Abwehr. Eine Pflanze währt sich gegen
einen großen Herbivor (etwa das Reh) mitunter anders, als
gegen ein Insekt. (nachschauen Marienkäfer, Ameise).
Als Einstieg in das Thema werden die einzelnen Rollen kurz
auf ihr tierisches Abwehrverhalten angesprochen. Konkret:
Wie kann der Hase verhindern, dass der Fuchs ihn frisst?
Antwort: Verstecken, Fluchtverhalten etc. Wie entkommt der
Marienkäfer usw.? Nun wird gefragt, wie sich die Pflanzen
gegen Übergriffe wehren könnten. Dabei soll von den
Schülerinnen und Schülern die Kernaussage, erstmals
herausgearbeitet werden: Pflanzen können nicht vor ihren
Fressfeinden fliehen, aber sie können sich dennoch wehren.
Als Stationsstandort wählten wir einen Bereich indem, die
sämtliche von uns behandelten Pflanzen vorkamen. Zusätzlich
ermöglichte uns die Standortwahl bei Schlechtwetter unter der
Brücke Schutz zu suchen.
Auf dem Tisch der Station befinden sich sechs
unterschiedliche Pflanzenarten, die jeweils als Beispiel für
eine Abwehrstrategie dienen.
Diese Pflanzen werden
zunächst kurz benannt. Die Schülerinnen und Schüler sollen
nun im Umfeld der Station die sechs Pflanzen sammeln. So
wird garantiert, dass die Schülerinnen und Schüler sich die
Merkmale der Pflanzen einprägen, diese eigenständig
erkennen und realisieren, dass diese am Standort natürlich
vorkommen.
Nach dem Sammeln werden im fragenden Lehrer-SchülerGespräch
unterschiedliche Forschungsmethoden zur
Untersuchung von Pflanzen definiert. Die Formel „sehen,
fühlen, riechen, knicken“ findet von da an Anwendung bei der
Untersuchung der Pflanzen.
Zur Untersuchung der Pflanzen standen Lupen und ein
Binokular zur Verfügung, sowie Vergleichspflanzenarten, die
Konzept:
Nach einer kurzen Begrüßung werden den einzelnen
Schülerinnen und Schülern mithilfe von Kärtchen Tierrollen
zugewiesen.
Da die Schülergruppen 4- 5 Personen umfassten wurden
folgende Tierrollen gezogen:
Ameise, Reh, Hase, Marienkäfer und bei Bedarf Kuh.
Somit können sich die Schülerinnen und Schüler in
unterschiedliche „Frassfeinde“ hineinversetzen und von den
Lehrenden als Vertreter der Tierart angesprochen werden.
85
Katrin Friedl & Klaus Kaltenbrunner, Abwehrmechanismen
den gleichen Abwehrmechanismus zeigen. Diese können
ebenfalls untersucht werden, um durch Ähnlichkeiten leichter
die Abwehrtaktik zu erkennen.
Die Pflanzenarten werden in einer vorgegebenen Reihenfolge
untersucht. Dabei soll garantiert werden, dass jeder Schüler
bzw. jede Schülerin ein eigenes Exemplar zur Untersuchung
der Pflanzenart zur Verfügung steht. Die Schülerinnen und
Schüler sollen bei der Untersuchung der Pflanzen von den
Lehrenden möglichst nicht gestört werden, sondern
eigenständig forschen und Hypothesen aufstellen. Auch
falsche Annahmen sollten gestattet sein, und nicht gleich
korrigiert werden.
Im
Kommenden
werden
Abwehrmechanismen vorgestellt.
die
Vertreter
der
zu unterscheiden. Von uns
wurde aber darauf geachtet,
die richtige Bezeichnung zu
verwenden. Sowohl Dornen
als auch Stacheln stellen
denselben
Verteidigungsmechanismus
dar, weshalb wir auch aus
Zeitgründen den Unterschied
nicht weiter ausführten.
Als
Vergleichspflanzen
dienen die Kratzbeere (Rubus caesius) und Hundsrose (Rosa
canina).
Es sollte noch erwähnt werden, dass es sich bei der Robinie
um einen Neophyten handelt. Sie wurden aber heimischen
Arten dennoch vorgezogen, da die Dornen sofort in die Augen
springen.
Stachel und Dornen – Robinie (Robinia pseudoacacia)
Diese Pflanze ermöglicht einen guten Einstieg in die
verschiedenen Mechanismen, da sich leicht feststellen lässt,
wie sich die Pflanze verteidigt. Hier können die einzelnen
Rollen angesprochen werden, um zu verdeutlichen, dass diese
Art der Abwehr gegen große Tierarten gerichtet ist. Die
Rollen der Insekten sollten eigenständig erkennen, dass diese
Abwehrstrategie nicht gegen sie gerichtet ist. So wird gleich
zu Beginn, dass die einzelnen Strategien oft nur vor gewissen
Fressfeinden schützten.
Da das Konzept auf sehr junge Schülerinnen und Schüler
ausgerichtet ist, wurde darauf verzichtet Stacheln und Dornen
Geruch – Gewöhnliche Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata)
Mit Hilfe der Formel „sehen, fühlen, riechen, knicken“ sollen
die Schülerinnen und Schüler den starken Geruch der
frischgepflückten (!) Knoblauchrauke erkennen.
Von den Lehrenden kann an dieser Stelle, oder bei der
Nachbesprechung (um den Forschungsprozess nicht zu
unterbrechen) thematisiert werden, dass Gerüche oft als
Abwehrmechanismus dienen und dass viele für den Menschen
wohlriechende Pflanzen (die auch in der Küche Verwendung
finden), sich durch ihren Geruch eigentlich verteidigen.
86
Katrin Friedl & Klaus Kaltenbrunner, Abwehrmechanismen
Mögliche Vergleichspflanze:
scorodoprasum).
Schlangenlauch
(Allium
Die genaue Funktion kann
anschließend,
oder
in
der
Nachbesprechung
genauer
ausgeführt werden.
Brennhaare – Gewöhnliche Brennnessel (Urtica dioica)
Den meisten Schülerinnen und Schülern ist der
Abwehrmechanismus der Brennnessel wohl schon im
Vorhinein bekannt. Es bietet sich an, ihnen das richtige
(schmerzfreie) Pflücken der Brennnessel zu vermitteln. Das
sollte allerdings freiwillig sein. Schülerinnen und Schüler, die
die Brennnessel nicht angreifen wollen, sollten nicht dazu
gezwungen werden. Um den Schülerinnen und Schülern die
Angst vor der Brennnessel zu nehmen, kann diese auch
verkostet werden. Dabei sollte aber unbedingt darauf geachtet
werden, dass sämtliche Brennhaare entfernt werden.
Geschieht dies nicht gründlich, kann es sehr schmerzhaft
werden, wie wir aus eigener leidvoller Erfahrung zu berichten
wissen. Es ist sehr schwierig, trotz Verbrennungen im Mund
fröhlich weiter zu kauen, um für die Schülerinnen und Schüler
den Schein zu wahren.
Auch wenn der schmerzhafte Abwehrmechanismus der
Brennnessel, den meisten bekannt ist, kennen nur die
wenigsten die komplexe Mechanik, die dahinter steckt. Die
frischen (!) Brennnesseln können daher von den Schülerinnen
und Schülern unter dem Binokular untersucht werden, um so
die Brennhaare genauer zu betrachten. Wenn es die Zeit
zulässt, bietet es sich an dieser Stelle an, die Schülerinnen und
Schüler dazu anzuhalten, Skizzen anzufertigen.
Milchsaft – Wiesen- Löwenzahn
(Taraxacum officinale)
Da Schülerinnen und Schüler
durch das Knicken zwar den
Milchsaft erkennen können, es
aber relativ schwierig ist, die
genaue Bedeutung des Safts durch
Hypothesen zu erkennen, kann
hier ein Spiel durchgeführt
werden.
Dazu werden Gummibärchen am
Herd oder in der Mikrowelle
einfach kurz erhitzt. Diese
schmelzen relativ leicht und bilden
beim Auskühlen einen unglaublich
klebrigen Schleim. Dieser kann
von den Schülerinnen und
Schülern nun verkostet werden.
87
Katrin Friedl & Klaus Kaltenbrunner, Abwehrmechanismen
Vergleichspflanzen:
Schöllkraut
(Chelidonium majus) und EselsWolfsmilch
(Euphorbia
esula)
(Vorsicht giftig)
D
Borstenhaare – Gewöhnlicher Beinwell
(Symphytum officinale)
Drei Schülerinnen versuchen den unglaublich klebrigen
Gummibärchenschleim zu verkosten.
Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass der „Schleim“
nicht zu heiß ist, da es sonst zu Verbrennungen kommen
kann. Nachdem allen Schülerinnen und Schülern erfolgreich
der Mund verklebt wurde und diese (nach geraumer Zeit)
wieder zum Sprechen fähig sind, ist es nicht mehr schwer
ihnen zu verdeutlichen, wie Milchsaft den Insekten die
Mundwerkzeuge verklebt.
Es sollte darauf geachtet werden, dass Wasser zum
anschließenden Händewaschen vorhanden ist.
Abschließend kann noch erwähnt werden, dass der Milchsaft
nicht nur klebrig ist, sonder auch giftige Stoffe enthält.
Durch Sehen und Fühlen ist es den
Schülerinnen
und
Schülern
wahrscheinlich möglich, die Trichome
des Beinwells zu erkennen. Hier ist eine
genaue Untersuchung unter dem
Binokular sinnvoll und eine Skizze
möglich. Die Schülerinnen und Schüler
sollen darauf achten, in welche
Richtung
die
Borstenhaare
des
Beinwells gerichtet sind, um so
Hypothesen zu bilden. Eine weitere
Hilfestellung bietet hier das Rollenspiel.
Einer Ameise fällt es schwer den
Beinwell zu erklimmen.
Die hier thematisierte Abwehrstrategie
ist die leicht erkennbare Funktion der
Trichome der Raublattgewächse gegen
Insekten. Die zusätzliche Abwehr gegen
größere
Herbivore
durch
88
Katrin Friedl & Klaus Kaltenbrunner, Abwehrmechanismen
Kieselsäureeinlagerung
werden.
kann
abschließend
thematisiert
Als Vergleichspflanze kann hier der Gartenampfer (Rumex
sp.) dienen. Dieser weist allerdings keine anatomischen
Ähnlichkeit auf, sondern dessen glatte Struktur steht im
Gegensatz zur rauen Oberfläche des Beinwells.
Gift – Gewöhnliche Osterluzei (Aristolochia clematitis)
Da Giftpflanzen mit Hilfe der Formel „sehen, fühlen, riechen,
knicken“ nur schwer erkannt werden und das Kosten der
Pflanzen ganz und gar nicht empfehlenswert ist, kann
wiederum ein Spiel durchgeführt werden.
Dazu wird bloß ein oben abgerundeter Stock benötigt. Ein
Freiwilliger soll nun seine Stirn auf den Stock drücken und
sich um den, am Boden stehenden Stock, so schnell wie
möglich drehen. Um die Motivation zu steigern, kann daraus
ein Wettbewerb gemacht werden. Wie viele Umdrehungen
schaffen die einzelnen Schülerinnen und Schüler in einer
halben Minute. Anschließend werden die Schülerinnen und
Schüler nach ihrem Befinden befragt. Die meisten fühlen sich
vermutlich schwindelig, einigen ist vermutlich sogar übel.
Davon ausgehend können die Schülerinnen und Schüler ihre
Hypothesen über die Wirkung dieser Pflanze bilden.
Nachdem die Schülerinnen und Schüler die sechs
Abwehrmechanismen eigenständig untersucht haben, wird
abschließend die Hypothesen überprüft und das Gelernte
wiederholt. Zur Wiederholung dient die „Killerpflanze“, die
sämtliche Abwehrmechanismen in einer Pflanze vereint. Die
Killerpflanze ist eine Illustration, die aus acht Teilen besteht.
Neben dem Boden und dem „gefährlichen“ Kopf werden die
sechs beispielhaften Abwehrmechanismen dargestellt.
Die Pflanze wurde mit Karton versteckt und die einzelnen
Teile ausgeschnitten. Weitere sechs Abbildungen zeigen
malträtierte Fressfeinde. Nun wird die „Killerpflanze“
aufgelegt und die Schülerinnen und Schüler sollen die selbst
gepflückten Pflanzen den richtigen Abwehrmechanismen
zuordnen. Anschließend können noch die verstümmelten
Fressfeinde angelegt werden.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Schülerinnen
und Schüler die untersuchten Pflanzen selbst sammeln,
eigenständig untersuchen und erforschen, dazu angehalten
werden Hypothesen aufzustellen und die Ergebnisse anhand
der Killerpflanzen selbstständig präsentieren und wiederholen.
Vergleichspflanze: Esels- Wolfsmilch (Euphorbia esula)
89
Katrin Friedl & Klaus Kaltenbrunner, Abwehrmechanismen
Reflexion
Es gab einiges, das in der Praxis weniger gut funktioniert hat,
als theoretisch angenommen. Aber prinzipiell finden wir, dass
unser Konzept von Anfang an gut geklappt hat. Wir haben im
Vorfeld sehr viel Zeit in das Konzept investiert und viele
Ideen wieder verworfen. Es fiel uns anfangs sehr schwer ein
Konzept zu planen, bei dem die Schülerinnen und Schüler im
Vordergrund stehen und es ihnen ermöglicht wird, tatsächlich
eigenständig zu forschen. Das Thema ist relativ komplex, und
wir hatten anfangs große Schwierigkeiten, es für so junge
Schülerinnen und Schüler zu adaptieren. Gerade das
eigenständige Forschen erschien uns in diesem Alter als
schwer umsetzbar.
In der Praxis gelang es uns anfangs nicht uns zurückzuhalten.
Wir verfielen in die typische Lehrerrolle, und wollten alles
erklären und die Schülerinnen und Schüler zu den
erwünschten Ergebnissen hinführen, anstatt auf die
Eigenständigkeit der Schülerinnen und Schüler zu vertrauen.
Am ersten Tag waren wir sehr unsicher. Diese Unsicherheit
haben die Schülerinnen und Schüler wahrscheinlich gespürt.
Wir setzten uns selbst, aber auch die Kinder unter zeitlichen
Druck, um ja alles zu erreichen, was wir uns vorgenommen
hatten. Da wir nicht abgesprochen hatten, wer die
Arbeitsaufgaben erklären, und die Forschung betreuen soll,
unterbrachen wir uns häufig gegenseitig, was oft dazu führte,
dass nur einer zu Wort kam. Obwohl wir den Ablauf relativ
genau planten, verlief besonders die allererste Einheit sehr
unstrukturiert. Die Pflanzen wurden nicht nacheinander
untersucht, sonder jeder Schüler, bzw. jede Schülerin hatte
eine andere Pflanzen in den
Händen, was zu einen Chaos
führte. Die Schülerinnen und
Schüler arbeiteten dadurch mehr
gegeneinander als miteinander.
Wir reagierten jedoch auf die
Situation
und
gaben
eine
Reihenfolge vor.
Die Schülerinnen und Schüler
hatten zudem Schwierigkeiten
gewisse Abwehrmechanismen zu
erkennen, da sie sich nicht in die
Rolle eines Herbivoren versetzten,
sondern
alles
von
ihrem
menschlichen
Standpunkt
betrachteten.
Das erste Feedback half uns
unsere
Unsicherheit
zu
überwinden und Evi gab uns auch
den Tipp Tierrollen zu verteilen.
Durch
die
vorgenommenen
Veränderungen funktionierten die
anschließenden Einheiten gut. Wir
waren zufrieden mit dem Ergebnis
und auch den Schülerinnen und
Schülern schien es (für ein
Pflanzenthema) zu gefallen.
Im Grunde haben die Schülerinnen
und Schüler eigeständig in der
Natur geforscht, wobei wir uns, im
90
Katrin Friedl & Klaus Kaltenbrunner, Abwehrmechanismen
Nachhinein betrachtet, sicherlich mehr zurücknehmen hätten
können. Wir waren von den meisten Schülerinnen und
Schülern sehr positiv überrascht, wie begeistert und mit
welcher Motivation sie selbstständig an das Forschen
herangingen.
Dennoch ist es wichtig den Schülerinnen und Schülern gut
verständliche Forschungsmethoden anzubieten bzw. diese
gemeinsam zu erarbeiten und für die Schülerinnen und
Schüler strukturierte Rahmenbedingungen zu schaffen.
Wir haben auch den Eindruck, dass wir die meisten unserer
vorgenommenen
Lehrziele
erfüllt
haben.
Unser
Hauptanliegen zu vermitteln, dass Pflanzen sich währen, ist in
Konzept und Praxis gut umgesetzt worden. Wir glauben den
meisten Kindern verständlich gemacht zu haben, dass
Pflanzen sich währen.
Einige typische Abwehrmechanismen wurden von den
Kindern selbst erforscht und gemeinsam wiederholt.
Das Prinzip „Gift ist nicht gleich Gift“ wurde von uns leider
nicht wirklich vermittelt. Es wäre aber auch zeitlich nicht
möglich gewesen, dieses Lehrziel angemessen zu behandeln.
Wir versuchten auch den Schülerinnen und Schülern
Methoden der Forschung zu vermitteln, wobei es sich dabei
um sehr simple Methoden handelt. Wir versuchten
Möglichkeiten zu vermitteln, wie man Pflanzen untersuchen
kann (Bsp.:„sehen, riechen, tasten, knicken und Binokular),
wie man Besonderheiten feststellen kann (mithilfe von
Vergleichspflanzen) und wie sich aus diesen Beobachtungen
einfache Hypothesen aufstellen lassen.
Wir hätten sicherlich noch mehr auf den Standort (Lernen und
Forschen in der Natur) eingehen können. Das Erforschen (und
Sammeln) von Pflanzen war zwar Teil
unserer Einheit, aber ein Teil des
Programms hätte auch ohne Probleme
im Klassenzimmer stattfinden können.
Die Stunden mit den Kindern waren für
uns beide eine große Bereicherung, die
Rückmeldungen haben uns sicher einen
Schritt weitergebracht. Marchegg war
einfach fein. Hoffentlich dürfen noch
viele hinfahren.
91
Katrin Friedl & Klaus Kaltenbrunner, Abwehrmechanismen
Literatur
Schaller A. (2002): Die Abwehr von Fressfeinden:
Selbstverteidigung im Pflanzenreich in Vierteljahrsschrift der
naturforschenden Gesellschaft in Zürich 147/7; 141-150
Bildnachweis:
Dornen der Robinie:
http://thinkoholic.com/gallery.php?l=de&s=535
Stacheln der Hundsrose
http://www.fotosearch.de/bilder-fotos/dog-rose.html
Arzt V. (2009): Kluge Pflanzen. Wie sie locken und lügen, sich
warnen und wehren und Hilfe holen bei Gefahr. C. Bertelsmann,
München. (Zudem die DVD Kluge Pflanzen, Ein Film von Volker
Arzt und Immanuel Birmelin. Produktion Matthey Film für WDR
und ARTE)
Borstenhaare des Gewöhnlichen Beinwells
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Symphytum_officinale
2_ies.jpg&filetimestamp=20070526160954
Dietrich G., Kalous E. (2006): Keine Angst vor Giftpflanzen.
Pflanzen kennen, Kinder schützen. Avbuch, Wien.
Gewöhnliche Knochblauchsranke:
http://flora.nhm-wien.ac.at/Seiten-Arten/Alliaria-petiolata.htm
Spohn M., Golte-Bechtle M. (2005): Was blüht denn da? Die
Enzyklopädie. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co.KG,
Stuttgart.
Milchsaft von Löwenzahn
http://de.academic.ru/pictures/dewiki/84/Taraxacum_sect_Ruderalia
10_ies.jpg
Attenborough, D. (1995) Das geheime Leben der Pflanzen. Wie
Pflanzen sich orientieren, verständigen, fortbewegen, ums
Überleben kämpfen – eine neue Sicht der Pflanzenwelt. Scherz,
Wien.
Milchsaft des Schöllkrauts:
http://www.ch-raimann.ch/n2n/page.php?page_id=81&lid=1&cid=0
Brennhaare der Brennnessel:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Urtica_dioica_stingi
ng_hair.jpg&filetimestamp=20070529185954
http://de.wikipedia.org/wiki/Stachel_(Botanik), 18.08.2011.
http://de.wikipedia.org/wiki/Michsaft, 18.08.2011.
92
Katrin Friedl & Klaus Kaltenbrunner, Abwehrmechanismen
Vorlagen für die Zombiepflanze:
(für uns visualisiert von Felix Goldberg)
93
Pirmin Suter, Simon Canaval
Evertebraten
Wirbellose Tiere in Tümpeln
nahe der March
Evertebraten astatischer Gewässer
von Primin Suter & Simon Canaval
Fachliches
Diversität der wirbellosen Tiere:
Im Voraus machten wir uns bereits Gedanken darüber, welche wirbellosen Tiere wir überhaupt in Marchegg finden könnten. Auf diese
Weise konnten wir uns gezielt auf die Freilandwoche vorbereiten.
Trotzdem erlebten wir Überraschungen, wie das trockenheitsbedingte
Fehlen sämtlicher Branchiopoden (Urzeitkrebse).
Mollusca/Weichtiere (Stamm)
• Gastropoda/Schnecken (Klasse)
o Lymnaea stagnalis/Spritzschlammschnecke (Art)
o Planorbarius corneus/Posthornschnecke (Art)
o Planorbarius planorbis/Gemeine Tellerschnecke (Art)
Arthropoda/Gliederfüßer (Stamm)
• Insecta/Insekten = Hexapoda (Klasse)
o Coleoptera/Käfer (Ordnung)
 Dytiscidae/Schwimmkäferlarven + Imagines (Familie)
• Dytiscus marginalis/Gelbrandkäfer (Art)
• Acilius sulcatus/Furchenschwimmer (Art)
• Cybister lateralimarginalis/Gaukler (Art)
Hydrophilidae/Wasserkäfer (Familie)
• Hydrophilus piceus/Kolbenwasserkäfer (Art)
o Hemiptera/Schnabelkerfe (Ordnung)
 Heteroptera/Wanzen (U-Ordnung)
• Nepa cinerea/Wasserskorpion (Art)
• Naucoridae/Schwimmwanzen (Familie)
• Gerridae/Wasserläufer (Familie)
• Corixidae/Ruderwanzen (Familie)
• Notonectidae/Rückenschwimmer (Familie)
o Trichoptera/Köcherfliegenlarven (Ordnung)
o Ephemeroptera/Eintagsfliegenlarven (Ordnung)
o Odonata/Libellenlarven (Ordnung)
o Diptera/Zweiflügler (Ordnung)
 Culicidae/Stechmückenlarven + Puppen (Familie)
Crustacea / Krebse (Klasse)
o Malacostraca (U-Klasse)
 Isopoda/Asseln (Ordnung)
• Asellus aquaticus/Wasserassel (Art)
 Amphipoda/Flohkrebse (Ordnung)
o Anostraca/Feenkrebse (U-Klasse)
• Chirocephalus shadini (Art)
• Eubranchipus grubii (Art)
o Phyllopoda (U-Klasse)
 Notostraca/Rückenschaler (Ordnung)
• Triops cancriformis (Art)
 Diplostraca (Ordnung)
• Conchostraca/Muschelschaler (U-Ordnung)
• Cladocera / Wasserflöhe (U-Ordnung)
Arachnida/Spinnentiere (Klasse)
- Hydrachna sp./Kugelwassermilbe (Art)

•
•
95
Pirmin Suter, Simon Canaval
Zusammenhänge zwischen Körperbau und
Funktionalität als Anpassung an den Lebensraum:
Der Lebensraum Wasser verlangt von den Evertebraten einige Anpassungen, um in diesem für Insekten, Gastropoden, Anneliden…
primär fremden Lebensraum überleben zu können. Einige dieser Anpassungen sollen im Folgenden an Hand exemplarischer Tierarten
erläutert werden.
Respiratorische Anpassungen
Die O2-Sättigung im Wasser ist mit 0,5% in etwa um den Faktor 40
geringer als die O2-Sättigung in der Luft. Vor allem stehende
Gewässer wie die astatischen Tümpel nahe der March, die von
Insekten gerne zur Eiablage und „Kinderstube“ genutzt werden, sind
von Sauerstoffmangel gekennzeichnet und können im Extremfall
sogar „kippen“. Es liegt auf der Hand, dass hier spezielle
Anpassungen notwendig waren, um einen ausreichenden
Gasaustausch betreiben zu können. Dabei haben die
Wasserevertebrat
en
durchaus
konvergente
Strategien
verfolgt und auf
Grund der relativ
früh
erfolgten
evolutionären
Adaption diese
Systeme
perfektioniert.
Abb. 1: Posthornschnecke/Planorbius corneus
Evertebraten
Ursprünglich
atmeten
die
meisten Insekten
über ein offenes
Tracheensystem.
Dieses muss –
falls
es
beibehalten wurde
– von den im
Wasser lebenden
Insekten entweder
direkt mit der
Wasseroberfläche
Abb. 2: Rückenschwimmer/Notonecta sp.
in
Kontakt
gebracht werden
(z.B. abdominales Atemrohr der Culicidae-Larve) oder es wird
atmosphärische Luft in Form einer Luftblase mit in die Tiefe
genommen (z.B. Luftkammern unter den Flügeldecken der
Dytiscidae oder des Rückenschwimmers – siehe Abb. 2), so dass die
Tracheen auch unter Wasser atmosphärische Luft aufnehmen können.
Diese Form des Gasaustausches hat auch eine direkte Auswirkung
auf die Lebensweise der Tiere. Diese müssen immer wieder
auftauchen, um sauerstoffreiche Luft zu tanken. Sie haben es
geschafft, ihre Lebensweise an diese Abhängigkeit von der
Wasseroberfläche anzupassen.
Andere Wasserinsekten haben eine physikalische Kieme entwickelt.
Dazu überziehen sie sich mit einer dünnen Luftschicht, so dass der
Sauerstoff vom Wasser in diese Luftschicht diffundieren kann. Von
hier gelangt der Sauerstoff über das offene Tracheensystem in den
Körper. Dieser so genannte „Akku“ muss aber von Zeit zu Zeit
96
Pirmin Suter, Simon Canaval
erneuert werden, da der Stickstoff von der Luftschicht ins Wasser
diffundiert und so das Volumen der Luftblase mit zunehmender
Dauer abnimmt. Auch Notonecta atmet beim Abtauchen über eine
solche „physikalische Kieme“.
Wenn diese Luftblase von feinen Härchen am Körper gehalten wird,
die permanent erhalten bleibt, spricht man von einer „PlastronAtmung“. Puppen einiger Dipterenarten verwenden diese Form der
Atmung.
Es gibt aber auch Wasserevertebraten, die über Tracheenkiemen mit
einem geschlossenen Tracheensystem verfügen. Über eine solche
Oberflächenvergrößerung nehmen sie Sauerstoff direkt aus dem
Wasser auf. Die Großbranchiopoden verfügen sogar über
Kiemenfüßchen. Hier lassen sich exemplarisch evolutive
Effektivitätsoptimierungen beobachten, da die Atmung über
Kiemenfüßchen gleichzeitig der Fortbewegung und der
Nahrungsaufnahme dient.
Lokomotorische Anpassungen
Die Fortbewegung im Wasser unterscheidet sich natürlich auch von
jener an Land oder in der Luft. Während Tiere an Land kriechen,
laufen oder springen, haben sich viele Wasserevertebraten auf das
Schwimmen
spezialisiert.
Man
unterscheidet
folgende
„Schwimmtypen“:
• Das Rückstoßschwimmen kommt zum Beispiel bei
Großlibellenlarven vor, die aus dem Enddarm ruckartig
Wasser pressen und somit wie bei einem „Raketenstart“
ruckartig starten können, um Beute zu fangen.
• Schwimmen durch Schlängelbewegungen (z.B. bei
Bartmücken).
Evertebraten
•
•
Das
Schnicksschwimmen
einiger
Culicidenlarven,
die abwechselnd
die linke und
rechte
Rumpfmuskulatur
kontrahieren
Schließlich
das
Schwimmen mit
den Beinen. Dabei
ist zu beachten,
dass sich einige
Abb. 3: Schwimmkäfer/Dytiscidae
Tierarten
schon
relativ gut an den Lebensraum Wasser angepasst haben und
sowohl über einen abgerundeten Körperbau zur Minimierung
des Wasserwiderstandes als auch über regelrechte
Schwimmbeine verfügen (Bsp.: Dytiscidae – siehe Abb.3),
während andere noch weniger angepasst wie „paddelnde
Hunde“ im Wasser „herumtorkeln“ (Bsp.: Hydrophilidae)
Weiters wäre noch das Expansionsschwimmen des Wasserläufers
zu erwähnen, dessen Körperunterseite mit vielen kleinen Härchen
besetzt ist, die wasserabweisend sind und der sich Dank der
Oberflächenspannung über die Tarsen auf dem Wasser halten kann.
Es gibt aber auch Arten, die nach wie vor im Wasser Laufen (z.B.
Wasserasseln, die unter Steine kriechen).
97
Pirmin Suter, Simon Canaval
Didaktik
Lehrziele
Da die Evertebraten in astatischen Gewässern bei Marchegg ein
schier endloses Feld an Informationen umfassen, waren wir
gezwungen, unsere Lehrziele auf einige konkrete Punkte zu
beschränken gemäß dem Sprichtwort: „Multum, sed non multa!“ Dies
bedeutet, dass wir die Schüler/-innen nicht mit möglichst vielen
oberflächlichen Informationen vollstopfen, sondern einige wenige
profunde Erkenntnisse vermitteln wollten. Diese sollten von allen
erfasst werden können und zu einer weiteren Beschäftigung mit der
Materie anregen. Wir einigten uns also auf folgende Lehrziele:
• Begeisterung für die Natur wecken;
• Sich der Diversität der Evertebraten in astatischen Gewässern
bewusst werden;
• Zusammenhänge zwischen Körperbau und Funktionalität als
Anpassung an den Lebensraum verstehen lernen.
Methoden
Nach der Vorbesprechung haben wir unser gesamtes Konzept
nochmals überarbeitet. Geplant war eine Fokussierung auf die in den
letzten Jahren (siehe Jahresberichte) von den Kindern so heiß
geliebten „Urzeitkrebse“. In diesem Zusammenhang wollten wir auf
die Bedeutung, bzw. den Schutz dieser so seltenen Standorte
aufmerksam machen, an denen Urzeitkrebse vorkommen.
Trockenheitsbedingt mussten wir unser Konzept aufgeben. Es gelang
uns in dieser Woche nicht einmal mit Hilfe von Professor Hödl, einen
einzigen Urzeitkrebs zu fangen – es waren ganz einfach keine
Evertebraten
vorhanden. Da es aber genügend andere Evertebraten im Wasser von
Marchegg gibt, bereitete die Konzeptänderung keine größere
Schwierigkeit.
Bei der Vorbesprechung wurde die Bedeutung der Eigenaktivität der
Schüler/-innnen nochmals hervorgehoben. Wir beschlossen uns
daher, die Schüler/-innnen mit Hilfe eines Arbeitsblattes gezielt zu
selbstständigem Forschen zu animieren, wobei wir uns für folgende
Methode entschieden:
• Selber im Gewässer wirbellose Tiere fangen;
• Ein Tier auswählen, dieses beobachten, skizzieren und
beschriften;
• Vermutungen über Zusammenhänge zwischen Körperbau und
Funktionalität als Anpassung an den Lebensraum aufstellen
und diese konkretisieren.
Diese Methode schien
uns geeignet, das
Forschen
für
die
Schüler/-innen
zu
einem
Erlebnis
werden zu lassen, um
dadurch die Freude,
die Begeisterung an
der Natur zu wecken.
Parallel
dazu
erarbeiteten wir für
uns
eine
98
Pirmin Suter, Simon Canaval
Evertebraten
Lösungsanleitung für rund 30 Tiere, die uns helfen sollte, den
Schülern/-innen bei der Beantwortung allfälliger Fragen zur Seite zu
stehen.
Insgesamt aber wollten wir die Eigenaktivität der SchülerInnen nicht
allzu sehr einschränken und ihnen beim „forschenden Lernen“ freie
Hand lassen.
Ob das Arbeitsblatt
nun
vollständig
ausgefüllt
wurde
oder nicht, erschien
uns
dabei
zweitrangig.
Wir
sahen dieses nur als
Hilfsmittel,
als
„Mittel zum Zweck“
–
dem
eigenständigen
Beobachten
durch
die Schüler/-innen.
Diese sollten ein gefundenes Tier in einem Gefäß möglichst genau
skizzieren und beschriften. Dadurch wurden sie praktisch gezwungen,
Aussehen und Verhalten des Tieres zu beobachten und sich
weiterführende Gedanken dazu zu machen. Um diese Überlegungen
in die richtigen Bahnen zu lenken, haben wir mit wenigen Fragen die
Denkrichtung der Schüler/-innen beeinflusst. Diese sollten sich
Gedanken über die Atmung, Ernährung und Anpassung an den
Lebensraum Wasser (Körperbau, Fortbewegung,…) machen.
Zusätzlich sollte das Markieren des Fundortes – soweit bekannt – das
Bild noch etwas abrunden, um eventuell Rückschlüsse auf die
Lebensweise des Tieres schließen zu können (z.B. Wasserläufer,
Rückenschwimmer, Wasserassel,…).
Station: Wirbellose Tiere im Wasser
1.) Schnapp dir einen Kescher und suche im Wasser nach allen
Tieren, die du finden kannst – ca. 10min!
2.) Zeichne ein Tier davon hier auf – so genau wie nur möglich!
(Zeichne auch im Schema ein, wo genau du das Tier gefunden
hast)
3.) Beobachte!
- Was könnte dieses Tier fressen?
- Wie kommt dieses Tier wohl an den lebensnotwendigen Sauerstoff?
- Findest du Hinweise auf Anpassungen an das Leben im Wasser?
99
Pirmin Suter, Simon Canaval
Didaktische Reduktion – Was haben wir gelernt?
Pirmin:
Dass wir wirklich alle Kinder für die Natur begeistern konnten, wie
wir es im Lehrziel formuliert hatten, lässt sich höchstens vermuten.
Aber eines weiß ich gewiss: Dass ich selbst mit viel mehr Freude und
Begeisterung an der Natur nach Wien zurückgekehrt bin, als ich je
zuvor hatte. Selbst die kleinen wirbellosen Tierchen der Gewässer
faszinieren mich jetzt, was zuvor eher in Grenzen der Fall war.
In der Tat hat es etwas Faszinierendes
an sich, in der Natur selbst zu
forschen. Ich war erstaunt, wie
Schüler/innen zum Beispiel wie
gebannt
eine
Larve
des
Gelbwasserkäfers
beobachten
konnten, wobei die einen eher Partei
für die Kaulquappe, die anderen für
die Larve ergriffen. Eine Schülerin
versteckte sogar die Kaulquappen, die
ich gerade füttern wollte, weil sie
Mitleid mit ihnen hatte. Dies änderte
aber nichts an meinem Vorhaben, hatten wir doch genügend
Kaulquappen auf Reserve. Die Schüler/-innen konnten dadurch
jedenfalls selbst beobachten, wie das Leben in der Natur viel mit
„fressen und gefressen werden“ zu tun hat. Manche Schüler/-innen
scheuten sich anfangs, die gefundenen Tierchen selber anzufassen.
Bis auf eine Schülerin konnten sich dann aber alle dazu überwinden.
Solche Eindrücke werden den Schüler/-innen sicher lange im
Evertebraten
Gedächtnis bleiben. Dies ist ein Punkt, den ich in Marchegg gelernt
habe: Zu einem guten Biologieunterricht gehört das Erlebnis in der
Natur. Und selbst wenn man als Biologielehrer nicht allzu oft
Gelegenheit hat, mit einer Schulklasse eine Exkursion in die Natur zu
machen, so kann man doch in vielen Themenbereichen wenigstens
einen Teil der Natur ins Biologiezimmer holen – hier ist die Fantasie
des Lehrers gefragt!
Bei der ersten Schulklasse versuchten wir, die Schüler/-innen mit
vielen zielführenden Fragen zu unterstützen und ihnen möglichst
viele Details zu erklären. Die Schüler/-innen waren zwar interessiert,
dadurch jedoch etwas eingeengt im forschenden Lernen. Daher
bemühten wir uns bei der zweiten Schulklasse bewusst, den Schüler/innen mehr Freiraum zu gewähren, uns selbst zurückzunehmen und
einfach da zu sein, wenn Fragen auftauchen. Ich war erstaunt, wie
Schüler/-innen oft auf gute Ansätze kommen. Jedenfalls wurde mir
dadurch bewusst, dass ein guter Biologielehrer nicht ununterbrochen
reden und erklären muss. Gewiss braucht er ein profundes
Fachwissen, um auf Fragen der Schüler/-innen eingehen zu können –
in diesem Bereich habe ich noch viel Arbeit vor mir. Didaktisch ist es
aber oft sinnvoll, die Schüler/-innen mehr zum Nachdenken
anzuregen, sie selbst durch forschendes Lernen eine Antwort finden
zu lassen, oder mit anderen Worten: ich habe gelernt, wie wichtig es
für einen Lehrer ist, die Schüler/-innen nicht in einer passiven, rein
empfangenden Haltung zu lassen, sondern immer wieder auch in eine
aktive, forschende Rolle zu versetzen.
Diese Woche in Marchegg hat mir sehr viel für mein Biologiestudium
gebracht. Ich empfand die Tage in dieser Gruppe als sehr angenehm
und denke gerne daran zurück.
100
Pirmin Suter, Simon Canaval
Evertebraten
Simon:
Wir wurden am dritten Tag nach zwei Tagen der Vorbereitung und
Sichtung der tatsächlich vorhandenen Tierarten von einer 6. Klasse
besucht. Anfangs erklärten wir den SchülerInnen lediglich dass sie
Wirbellose im Wasser suchen sollten, mit denen wir später noch
arbeiten würden. Auch wenn sich die Kinder sogleich begeistert ans
Werk machten: das Keschern nahm uns an diesem Tag zu viel Zeit in
Anspruch, den konkreten Arbeitsauftrag erhielten die SchülerInnen
zu spät – was dem eigentlichen Auftrag nicht förderlich war.
Infolgedessen waren wir gezwungen unser Konzept zu überdenken.
Außerdem schienen die SchülerInnen zwar sehr interessiert, unser
Versuch ihnen eine möglichst breite Bandbreite an Wirbellosen
vorzustellen musste aber bald eingestellt werden, da uns die Zeit stets
zu knapp wurde. Erfreulich war, dass uns zwei der drei an diesem
Tag besuchenden Schülergruppen nach dem Stationenbetrieb
nochmals besuchten, um ihren Wissensdurst zu stillen.
Den darauf folgenden Tag gestalteten wir – auch auf Grund des
Feedbacks der ProjektleiterInnen – etwas anders. Zum Ersten
verlegten wir unsere Station direkt zum Haustümpel, an dem
anschließend mit den SchülerInnen gekeschert wurde, also direkt zum
Lebensraum der von uns besprochenen Tierarten. Diese Umstellung
hatte zwar den Vorteil, dass den SchülerInnen zwar eher eine
Verbindung von Organismen und Habitat verdeutlicht wurde, es
bestand aber hin & wieder die Gefahr, dass einzelne SchülerInnen
von der Anwesenheit von Fröschen, Unken und Kröten des nahen
Tümpels abgelenkt wurden. Weiters gaben wir nach der Begrüßung
einen kurzen Abstract zur Arbeitsaufgabe welche die SchülerInnen
erwarten würde und ließen diese das Arbeitsblatt kurz selbst
überfliegen. Dann beschränkten wir unsere Zeit am Tümpel auf rund
10min, um anschließend noch genügend Zeit für eine Besprechung
der Tierarten zu haben. Da es sich bei der Schulklasse am vierten Tag
um eine 3. Klasse Unterstufe handelte, wollten wir ihnen auch mehr
Zeit geben ihre Zeichnungen zu vervollständigen und die Fragen zu
bearbeiten. Um die somit fehlende Zeit gegen Ende kompensieren zu
können, gingen verstärkt auf die von den SchülerInnen gefangenen
Tiere ein, bzw. zogen vereinzelt Tierarten heran, die ein gewisses
Merkmal mit den beobachteten Arten verband, bzw. davon
unterschied (Bsp.: Wasserkäfer – Schwimmkäfer). Von einer
vollständigen Behandlung aller vorkommenden Arten wie sie am
dritten Tag vorgesehen war nahmen wir Abstand. Eine weitere
Maßnahme die ich mir an diesem Tag sehr zu Herzen nahm, war die
Vermeidung von Suggestivfragen (für mich eine sehr schwere
101
Pirmin Suter, Simon Canaval
Aufgabe) und ein Zurückhalten meiner Selbst, um den SchülerInnen
mehr Zeit zur eigenständigen Beantwortung der Fragen zu geben.
Öfters musste ich mich zwingen nicht einzugreifen, wenn die
SchülerInnen eigene Überlegungen anstellten und erst aktiv zu
werden, wenn es konkrete Fragen an mich gab.
Gelernt habe ich außerdem einen wichtigen „Trick“ von Prof. Hödl,
der natürlich schon eine ganz andere Erfahrung mit der Materie, bzw.
im Umgang mit Lernenden mit sich bringt. Und zwar hat dieser auf
die Frage einer Schülerin wie viele Kaulquappen eine
Gelbrandkäferlarve denn fressen könne, mit folgender Gegenfrage
geantwortet: „Was glaubst du, wie könnte man das herausfinden?“. Er
hat damit nicht nur sein Gesicht gewahrt (denn bei aller Hochachtung,
Evertebraten
so etwas kann nicht einmal ein Experte wie Prof. Hödl beantworten),
sondern auch die Schülerin dazu gebracht selbst ein Experiment zu
überlegen, um eine wissenschaftliche Fragestellung überprüfen zu
können. Diese Mehrdimensionalität der Gegenfrage hat mich in ihrer
Schlichtheit und gleichzeitigen didaktischen Brillanz beeindruckt.
Ich denke im Endeffekt nehme ich neben einer äußerst
entspannten (aber dennoch arbeitsintensiven) Woche in der Natur
folgendes mit:
• Die Erkenntnis, dass Kinder – entgegen der landläufigen
Meinung, dass sie sich nur noch für Internet & Co
interessieren – äußerst lernwillig sind und selbst die
„Coolsten“ wieder kindliche Begeisterung aufkommen
lassen, wenn man sie mit den vielen kleinen Wundern der
Natur konfrontiert
• Eine Bestätigung der Weisheit „Weniger ist oft mehr…“.
Denn nur wer Kinder nicht überfordert und ihnen an Hand
der selbst gefundenen Tierarten interessante Details
erklären kann, wird erfolgreich Wissen weitergeben
können
• Den Ansporn an möglichst vielen Lehrveranstaltungen
teilzunehmen, die einen persönlichen Kontakt mit
Studenten und Professoren ermöglichen – die Herzlichkeit
und das persönliche Engagement aller betreuenden
Personen war einfach überwältigend – DANKE!
• Diverse Zaubertricks (auch solche die nicht funktioniert
haben) und einen Einblick in das für einen
Westösterreicher erstaunlich vielfältige Repertoire an
linken Lagerfeuerliedern die bis zum heutigen Tag überlebt
102
Pirmin Suter, Simon Canaval
haben (Danke Peter für das Musizieren, bzw. Prof. Hödl +
Erich für das leidenschaftliche Mitsingen ;-)
Evertebraten
•
•
Literatur
Bücher:
• Bellmann Heiko. Der neue Kosmos Insektenführer. Stuttgart
2009.
• Bellmann Heiko. Kosmos-Atlas. Spinnentiere Europas.
Stuttgart 1997.
• Engelhardt W. Was lebt im Tümpel, Bach und Weiler?
Pflanzen und Tiere unserer Gewässer. Stuttgart 2008.
• Hilgers Adrienne und Helge. Von der Amöbe bis zum Zebra.
Skriptum zur Vorlesung Anatomie und Biologie der Tiere.
Wien 20103.
• Land Oberösterreich, OÖ. Landesmuseum. Urzeitkrebse Österreichs. Lebende Fossilien in kurzlebigen Gewässern.
Stapfia 1995.
• Schaefer Matthias. Brohmer – Fauna von Deutschland. Ein
Bestimmungsbuch unserer heimischen Tierwelt. Wiebelsheim 201023.
• Wehner Rüdiger, Gehring Walter. Zoologie. Stuttgart
200724.
• Wichard Wilfried, Arens Werner, Gerhard Eisenbeis. Atlas
zur Biologie der Wasserinsekten. Stuttgart 1995.
Websites:
• http://www.urzeitkrebse.at/ (15. April 2011).
•
•
•
http://www.hydro-kosmos.de/winsekt/wasassl.htm (15. April
2011).
http://www.bfv-nagoldtal.de/indikatororganismen.htm (15.
April 2011).
http://www.hydrokosmos.de/winsekt/waskaef5.htm#Wasserskorpion (15. April 2011).
http://www.mollbase.de/ (15. April 2011).
http://www.naturschutzbund.at/aktivitaeten/Projekte/gruenes_band/gruenes_band/art
icles/gruenes-band.html (15. April 2011).
Letzte verzweifelte Suche nach Urzeitkrebsen, bevor es hieß:
„Auf Wiedersehen – es waren schöne Tage in Marchegg!“
103
Johanna Seelich und Fenja Teubert: Blütenökologie (Wer hat was vom Blütenbesuch?)
Blütenökologie
Wer hat was vom Blütenbesuch?
Von Hanna Seelich & Fenja Teubert
Fachliches
Begriff Blütenökologie
Blüte: Das gestauchte „Ende eines Sprosses, dessen Blattorgane direkt
oder indirekt im Dienst der sexuellen Fortpflanzung stehen“1.
Blume: Die „Funktionseinheit bei der Bestäubung“2.
Dies kann in manchen Fällen eine einzelne Blüte oder in anderen auch
ein ganzer Blütenverband sein (z.B. bei den Korbblütlern, bei denen die
Blume aus vielen Einzelblüten besteht).
Blütenökologie: Die Wissenschaft von verschiedenen Blumentypen,
die Merkmalsmuster zeigen, die der „Ausdruck einer
Wechselbeziehung zwischen Blumen und Bestäubern sind“3. Dabei
kann die Beziehung stärker (Bienenblumen) oder weniger stark
(Käferblumen) sein.
1
Vgl.Heß 1993
2
Vgl. ebd.
3
Vgl. ebd.
Wie entsteht aus einer Blüte eine Frucht?
In den weiblichen Geschlechtsorganen, den Fruchtknoten, werden die
Samenanlagen gebildet. In den männlichen Geschlechtsorganen, den
Staubblättern, werden die Pollenkörner gebildet. Fruchtblätter und
Staubblätter können entweder in ein und der selben Blüte oder in
getrennten Blüten liegen.
Gelangt nun ein Pollenkorn auf die Narbe einer Pflanze derselben Art,
bezeichnet man dies als Bestäubung. Anschließend bildet es einen
Pollenschlauch aus, der durch den Griffel bis zu einer Samenanlage im
Fruchtknoten wächst. Die Spermazellen aus dem Pollenkorn wandern
hinunter zur Samenanlage und es kommt zur Befruchtung. Aus der
befruchteten Eizelle entwickelt sich ein Same der dann wieder zu einer
neuen Pflanze auskeimen kann.
Es gibt nun aber die verschiedensten Arten, wie ein Pollenkorn auf die
Narbe gelangen kann.
Selbstbestäubung
Das Pollenkorn kann einen kurzen Weg zurücklegen, nämlich vom
Staubblatt bis zur Narbe in ein und derselben Blüte. Dieser Vorgang
wird dann als Selbstbestäubung oder Autogamie bezeichnet. Der Vorteil
daran ist, dass der Pollen keinen weiten Weg zurücklegen muss und die
Blüte sicher bestäubt und somit befruchtet wird, wodurch für
Nachkommen gesorgt ist.
Der Nachteil dabei ist die fehlende Durchmischung der Erbanlagen
(Rekombination). Dies bringt den Vorteil der größeren Variation und an
Standorten mit schwankenden Bedingungen eine größere
Anpassungswahrscheinlichkeit.
104
Johanna Seelich und Fenja Teubert: Blütenökologie (Wer hat was vom Blütenbesuch?)
Viele Pflanzen haben deswegen Mechanismen eingebaut, welche die
Selbstbestäubung bzw. Selbstbefruchtung entweder gänzlich verhindern
oder zumindest erschweren.
Erschwerung der Selbstbestäubung:
o Staub- und Fruchtblätter reifen zu unterschiedlichen
Zeitpunkten (Proterandrie, Proterogynie)
o Staubblätter und Griffel sind räumlich so angeordnet, dass
Selbstbestäubung unwahrscheinlich wird
o Staub- und Fruchtblätter sind auf verschiedene Blüten aufgeteilt,
die wiederum entweder auf derselben Pflanze (monözisch,
einhäusig)
oder auf verschiedenen Pflanzen (diözisch,
zweihäusig) liegen
Verhinderung der Selbstbefruchtung:
o Selbstinkompatibilität: Ein Pollenkorn, das auf die Narbe der
gleichen Pflanze gelangt, kann keinen Pollenschlauch ausbilden.
Fremdbestäubung
Im Verhältnis zu windbestäubten produzieren insektenbestäubte Blüten
viel weniger Pollen, da dieser viel gezielter von Blüte zu Blüte
transportiert wird.
In besonders spezialisierten Blüten wird der Pollen exakt an der Stelle
auf das Insekt geladen, an der sich die Narbe einer anderen Blüte
befindet, wo er dann abgestreift wird.
Welche Vorteile haben beide Seiten vom Blütenbesuch?
Sowohl die Insekten als Bestäuber als auch die Pflanzen haben einen
Vorteil vom Blütenbesuch. Hätte er ihn nicht, würde er sich evolutiv
nicht erhalten, denn in der Natur wird stets versucht, mit möglichst
geringem Arbeitsaufwand eine möglichst große Energieausbeute zu
erzielen. Worin aber liegt der Vorteil für beide Seiten?
Blüten machen durch ihren Schauapparat und durch Düfte auf sich
aufmerksam. So lotsen sie den Insekten den Weg zum Pollen bzw. zur
Narbe und werden bestäubt, womit es zu neuen Nachkommen in der
nächsten Generation kommt.
Zum Transport des Pollens über weite Strecken kommen in Österreich
hauptsächlich zwei Bestäubungsmöglichkeiten in Frage: Wind(Anemophilie) und Insektenbestäubung (Entomophilie).
Windbestäubte Arten produzieren große Mengen an Pollen, da die
Pollenübertragung unwahrscheinlicher, da nicht so zielgerichtet ist. Die
Blüten sind unauffällig und eingeschlechtig. Ihre Staubbeutel und
Narben (mit einer großen Oberfläche) stehen exponiert, um die
Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Bestäubung zu erhöhen.
Abb. 1: Honigbiene an Rapsblüte
105
Johanna Seelich und Fenja Teubert: Blütenökologie (Wer hat was vom Blütenbesuch?)
Woran die Insekten aber interessiert sind, ist Nahrung. Hier kommt
hauptsächlich Nektar und Pollen in Frage. Nektar ist Zuckerwasser und
für die Pflanze billig herzustellen. Pollen ist proteinreich und seine
Herstellung für die Pflanzen energieaufwändiger.
Manche Pflanzen produzieren einen Überschuss an Pollen, der gut
sichtbar und leicht zugänglich dargeboten wird. Blütenbesucher können
davon fressen und trotzdem bleibt noch genügend Pollen übrig, der
dann mit den Besuchern auf eine andere Pflanze gelangen kann.
Eine für die Pflanze energieeffizientere Methode ist „billigen“ Nektar
darzubieten und dennoch die Insekten mit Pollen zu beladen.
Die Insekten kommen um Nektar zu saugen, der Pollen bleibt dabei
unbemerkt in ihrem Haarkleid haften und gelangt auf diese Weise zu
einer anderen Blüte.
Es gibt Insekte, wie z.B. die Bienen, die nicht nur Nektar, sondern auch
Pollen sammeln. Aber auch in diesem Fall sind sie nicht daran
interessiert, Pollen zu übertragen, sondern Futter für ihre Larven zu
sammeln. Die Bestäubung passiert nebenbei.
Die Bedeutung der Blütenökologie für den Menschen
Manche Insekten brauchen den Nektar nur, um ihren eigenen
Energiebedarf zu decken. Brutfürsorgliche Insekten hingegen müssen
nicht nur für ihren eigenen Bedarf, sondern auch für den ihrer
Nachkommen sorgen. Eine Hummel z.B. benötigt allein für ihren
eigenen Energiebedarf 150mg Zucker am Tag. Pro Blüte bekommt sie
ca. 0,3mg Zucker. Sie muss also allein um ihren eigenen Bedarf zu
decken 450 Blüten/Tag besuchen. Um zusätzliche Vorräte für die
Nachkommen anzulegen muss sie dementsprechend eine wesentlich
größere Anzahl an Blüten besuchen. Aus diesem Grund kommt den
brutfürsorglichen staatenbildenden Insekten mit großer Individuenzahl
und großer Nachkommenzahl eine beträchtliche Bedeutung bei der
Bestäubung zu; davon ist auch der Mensch betroffen. Von 150
wirtschaftlich genutzten Pflanzenarten in Europa sind 70 Arten auf die
Bestäubung durch Insekten angewiesen, um Früchte bilden zu können.
Der Mensch ist folglich sowohl auf Pflanzen als auch auf Tiere
angewiesen, um Nahrung in Form von Früchten zu gewinnen.
Didaktik
Vorbereitung
Der wichtigste Punkt der Freilanddidaktik war derjenige, die
SchülerInnen selbständig ein Thema erforschen zu lassen. Sie sollten
die meiste Zeit über ohne unsere Unterstützung arbeiten können.
Im Vorfeld hatten wir zahlreiche Ideen:
- Die SchülerInnen pressen Blumen und basteln aus diesen ein Bild
- Die SchülerInnen malen verschiedene Blüten
- Täuschblumen – was haben die Pflanzen davon?
- Windbestäubte vs. insektenbestäubte Blüten: worin unterscheiden
sich die Blüten? Warum?
- SchülerInnen untersuchen Nektarraub an Blüten (gibt es Blüten mit
Spuren eines Raubes?), möglicherweise in Verbindung mit einem
vorbereitenden Rollenspiel
- Wir erstellen einen eigenen Bestimmungsschlüssel, mit dessen Hilfe
die SchülerInnen verschiedene Blütenpflanzen bestimmen können
- Suchspiel: An welcher Stelle befindet sich der Pollen bei den
verschiedenen Blüten? Mit Hilfe von Binokularen wird der goldene
Blütenstaub gesucht
106
Johanna Seelich und Fenja Teubert: Blütenökologie (Wer hat was vom Blütenbesuch?)
- Untersuchung der Symmetrie, nach einer theoretischen Einführung
in die Symmetrie von Gegenständen und Dingen der Natur sollen die
SchülerInnen die verschiedenen symmetrischen oder nicht
symmetrischen Figuren von Blüten ermitteln
- Blütenbeobachtung: wer besucht welche Blüte?
- Rollenspiel: die SchülerInnen laufen in einer Art Staffellauf zu uns,
bekommen ein Zuckerl und auf dem Rückweg Curry auf den Rücken
- Blütenmodelle: Selbst gebastelte lebensgroße Blüten aus Draht
werden mit Coca-Cola-Plastik-Gefäß (Nektardrüse) gefüllt, die
Kinder versuchen, mit Hilfe eines Strohhalmes (Insektenrüssel) an
den Nektar zu gelangen und werden dabei von einem Schwamm mit
Curry-Pulver eingestaubt. In der nächsten großen Blüte, in der
ebenfalls Coca-Cola ist, wird das Currypulver unwissend auf
schwarzes Klebeband abgestreift.
- Blüten und Bestäuber werden unter künstlichen Bedingungen
zusammengebracht (in einem Glasgefäß z.B.) und beobachtet, ob sich
das Tier für die Blüte interessiert.
Neben dem eigenständigen forschenden Lernen stand bei unseren
primären Ideen die Spezialisierung der Bestäuber an verschiedene
Blütentypen im Vordergrund.
Im Vorhinein haben wir uns schließlich für zwei mögliche
Umsetzungen entschieden:
o Die Schlecht-Wetter-Variante: Sammeln von verschiedenen
Blumentypen und Rückschlüsse auf mögliche Besucher
Ablauf: Es werden Blüten gesammelt, Blütensteckbriefe
verfasst und die Blüten gezeichnet. Dadurch werden die
SchülerInnen ExpertInnen für die verschiedenen Blüten. Sie
ordnen anschließend ihrer Blüte am vorbereiteten Plakat den
jeweiligen Bestäubern zu und überlegen, weshalb gerade
dieser ihre Blüte besucht. Abschließend werden die
„Blüten+Bestäuber-Ergebnisse“ präsentiert.
o Die Schön-Wetter-Variante: Die SchülerInnen gehen als
WissenschaftlerInnen in die Natur und beobachten Blüten
eine Zeitlang, um festzustellen, ob und von wem sie besucht
werden. Im Anschluss wird besprochen, weshalb gerade
dieser Blütenbesucher beobachtet wurde (Blüten und
Besucher passen zusammen)
o Mögliche Zusatzspiele: Staffellauf und Blütenmodelle
Umsetzung im Freiland
Die tatsächliche Umsetzung hat sich im Laufe des Projektes
kontinuierlich verändert und wurde zunehmend modifiziert.
Gerade was Planung und Arbeitsauftrag der SchülerInnen betrifft,
haben wir durch einige wenige Änderungen eine starke
Verbesserung erlebt.
Abb.: 2 Fenja bei forschenden Vorbereitungen
107
Johanna Seelich und Fenja Teubert: Blütenökologie (Wer hat was vom Blütenbesuch?)
1. Tag: 2 Gruppen
Erste Gruppe: 5 Burschen (ein wenig aufgeregt, weil sie gerade
bei der Reptilien-Station nebenan waren) besuchen unser
„Forscherzelt“, das wir mit Blütenbildern und einem großen
Blumenstrauß geschmückt haben.
Abb. 3: Diana in unserem „Forscherzelt“
Wir begrüßen sie als „Forscher“ (jedes Kind bekommt einen
weißen Forscherkittel und eine Brille mit Fensterglas bzw. ohne
Glas) und geben ihnen, da schönes Wetter ist, ihre
Beobachtungsprotokolle. Die Schüler rennen sofort los und wir
müssen sie zurückrufen, um ihnen den Arbeitsauftrag zu geben:
Blüten zu sammeln, die sie schön und ansprechend finden und
diese eine Zeitlang zu beobachten. Wir geben ihnen den Tipp, zum
Rapsfeld (etwa 30 Meter entfernt) zu gehen und bleiben selbst im
Forschungszelt sitzen, damit sie eigenständig arbeiten können.
108
Johanna Seelich und Fenja Teubert: Blütenökologie (Wer hat was vom Blütenbesuch?)
Nach einiger Zeit gehen wir hinterher, um zu sehen, ob sie
arbeiten, während sie uns aber schon entgegenlaufen. Wir gehen
gemeinsam mit ihnen zum Rapsfeld und stellen fest, dass sie
hauptsächlich Insekten fangen wollen, anstatt sich die Blüten
anzuschauen. Wir gehen zur Station zurück und sie zeichnen die
Rapsblüten in ihren Forscherpass. Dabei reden sie hauptsächlich
von den Schlagen, die sie gesehen haben.
Zweite Gruppe: 5 Mädchen besuchen unsere Station und wir
gehen gleich gemeinsam mit ihnen zum Rapsfeld, geben also die
zu beobachtenden Blüten jetzt vor, anstatt ihnen die Wahl zu
überlassen. Wir geben ihnen, wie von Prof. Hödl nach der ersten
Gruppe vorgeschlagen, den Arbeitsauftrag, dass sie in wenigen
Sätzen aufschreiben sollen was die beobachteten Insekten machen.
Die SchülerInnen sind wesentlich ruhiger und wir fangen eine
Biene, die über und über mit Pollen bedeckt ist. Als wir wieder im
Forscherzelt sind, kleben wir die von uns im Vorhinein gepressten
Blüten auf den Forscherbogen, anstatt zu zeichnen, weil dafür
keine Zeit mehr ist.
Sowohl bei der ersten, als auch bei der zweiten Gruppe haben wir
das Spiel mit den lebensgroßen Blütenmodellen zwar neben der
Station aufgebaut, aus Zeitgründen aber weggelassen. In der nach
den Stationen stattfindenden freien Wahlphase, in der die
SchülerInnen nach Belieben zu verschiedenen Stationen gehen
können, machen wir mit einigen SchülerInnen das Spiel und
merken, dass es ihnen viel Spaß macht wie Bienen zwischen den
Blütenmodellen hin und her zu „fliegen“ und Cola zu schlürfen.
Wir besprechen, was dabei mit dem Blütenstaub (Currypulver)
passiert. Wir nehmen uns vor, es am nächsten Tag beim
verpflichtenden Stationen-Besuch einzubauen.
Abb. 4: Hanna mit 2 Schülerinnen an den Blütenmodellen
2. Tag: 3 Gruppen (tatsächlich 2 Gruppen, während der
letzten begann das Gewitter)
Erste Gruppe: 4 Mädchen kommen zu unserem Forscherzelt, das
nun direkt neben dem Rapsfeld steht, und werden wie gewöhnlich
zu Forscherinnen eingekleidet. Wir fragen sie, was wir wohl
erforschen wollen und bekommen „Blumen“ als Antwort. Wir
füllen die ersten Zeilen des Forscherblattes gemeinsam aus
(Datum, Wetter, Uhrzeit, Standort) und gehen gemeinsam ins
Rapsfeld hinein.
109
Johanna Seelich und Fenja Teubert: Blütenökologie (Wer hat was vom Blütenbesuch?)
Zum Abschluss bekommen sie von uns „essbare Samen“
(Mandeln) zu essen, um nochmals den gerade besprochenen Sinn
der Bestäubung zu unterstreichen.
Abb. 5: Gruppe 1 im Rapsfeld beim Forschen
Wir führen sie direkt zu der „Aussichtsplattform“ und lassen sie
ihre Beobachtungssätze aufschreiben. Anschließend gehen wir
zum Zelt zurück und vergleichen das Aufgeschriebene, indem
jedes Kind seinen Satz vorliest und wir die Inhalte
besprechen/verbessern. Wir versuchen dabei die Überlegung: „was
hat das Tier davon/was hat die Pflanze davon?“ in den
Vordergrund zu rücken. Nach der Besprechung werden die
Pflanzen gezeichnet, wobei wir selbst ebenfalls mitzeichnen.
Im Gegensatz zum ersten Tag bauen wir das Spiel in unsere
Station mit ein und die SchülerInnen können sich selbst wie ein
Insekt fühlen und die Bestäubung, die sie beobachteten, selbst
machen.
Zweite Gruppe: 4 Buben besuchen unsere Station und werden wie
immer als Forscher eingekleidet. Wir füllen gemeinsam die
Eckdaten zum Beobachtungsprotokoll aus, danach wird das ganze
Forscherteam fotografiert (einmal mit ernstem Gesichtsausdruck
weil Forscher immer sehr bei der Sache sein müssen, einmal
lächelnd weil Forscher auch Spaß haben können) , bevor wir zur
Arbeit schreiten. Der Arbeitsauftrag: „Schreibt drei Sätze dazu auf
was die Insekten tun.“ Schon auf der Aussichtsplattform sitzend
besprechen wir wie sich ein Forscher benehmen muss. Als
Antwort bekommen wir als erstes: Ernst und lustig. Und dann
noch leise, aufmerksam und er muss gut beobachten.
Günstigerweise sind wirklich Bienen zu sehen. Die Schüler
beobachten sie und schreiben Sätze auf. Ein Bub entdeckt
Fruchtansätze am Raps und fragt was das ist.
Zurück im Forscherzelt liest jeder sein Sätze vor und wir schauen
gemeinsam eine Biene (die wir schon im Vorhinein gefangen
haben) in einem Sammelröhrchen an die mit Pollen bedeckt ist.
Wir zeichnen die von dem Forschungsausflug mitgebrachten
Blüten und besprechen die Fruchtansätze vom Raps die der eine
Schüler bemerkt hat. Ein Schüler bemerkt richtig: „Ein Kreislauf“.
Zur Verabschiedung bekommen die Schüler wieder essbar Samen,
zuerst sind sie skeptisch ob man Samen essen kann und ob das
wohl gut schmeckt. Als sie dann aber kosten und wir ihnen
nochmals welche anbieten greifen sie ein zweites Mal zu bevor sie
zur nächsten Station gehen.
110
Johanna Seelich und Fenja Teubert: Blütenökologie (Wer hat was vom Blütenbesuch?)
Dritte Gruppe: 3 Mädchen und ein Bub besuchen unsere Station.
Schon als sie bei uns ankommen ziehen Wolken auf und es wird
zunehmend windiger. Wir beginnen dennoch mit unserer
Forschungsarbeit im Rapsfeld und erklären den Kindern, dass
Forscher bei fast jedem Wetter unterwegs sind und es für sie
eigentlich kein schlechtes Wetter, sondern nur eine schlechte
Ausrüstung gibt. Da unsere Ausrüstung aber leider nicht gut genug
ist und beim aufkommendem Sturm unser Forscherzelt umfällt,
retten wir uns mit den Kindern ins Haus, wo sie ihren Mitschülern
erzählen, dass sie zwar leider keine genügend gute Ausrüstung
haben, aber wiederholen, dass Forscher tapfer sind, so wie sie, und
bei jedem Wetter hinaus gehen. Als wir sie fragen, ob wir weiter
forschen sollen, antworten sie mit einem eindeutigen „JA“.
Feedback durch Lehrende
Die ProfessorInnen haben uns im Rahmen der Durchführung
einige Male direkt im Anschluss an eine Gruppe Rückmeldung
gegeben und dadurch bewirkt, dass wir das Besprochene gleich
danach bei der nächsten Gruppe umsetzen konnten. Dadurch
haben wir mit einem klareren Arbeitsauftrag die Forsch-Tätigkeit
der SchülerInnen erst ermöglicht.
Während der Feedbackrunde am ersten Tag hat sich für uns der
Punkt am stärksten herauskristallisiert, der uns selbst bei der
Durchführung störte: der Standort neben der Reptilien-Station und
der weite Weg zum Rapsfeld. Daher platzierten wir am zweiten
Tag unser Forscherzelt direkt neben das Rapsfeld.
Nach dem zweiten Tag war das Feedback wesentlich positiver.
Der Punkt, der uns am schwersten zu fallen schien, war der, uns
selbst stärker zurückzunehmen und die SchülerInnen alleine
arbeiten zu lassen. Der Ablauf fiel durchweg positiv auf und auch
der Umgang mit den SchülerInnen (auf einer Ebene, indem wir
beispielsweise mit ihnen zeichneten) wurde herausgehoben.
Fenjas Reflexion
Die Erfahrungen, die ich in der Freilanddidaktik gemacht habe,
haben auf mich großen Eindruck gemacht. Die Tatsache, dass eine
bestimmte Durchführung nicht funktioniert, durch kleine
Änderungen an den richtigen Stellen aber auf eine Art modifiziert
werden kann, die dafür sorgt, dass die Umsetzung sowohl den
SchülerInnen, als auch uns großen Spaß machen kann, werde ich
mir für meine zukünftige Lehrtätigkeit mitnehmen. Wenn etwas
nicht klappt, kann es möglicherweise an einem unklaren
Arbeitsauftrag und nicht am Thema oder meiner Art der
Durchführung liegen.
Für mich war es eine große Herausforderung, mich im Kontakt mit
den SchülerInnen stärker zurücknehmen zu wollen. Ich hatte
große Schwierigkeiten damit, nicht einzugreifen und nicht helfend
zur Seite zu stehen, falls Fragen auftauchen und die SchülerInnen
nicht sicher sind, was sie beobachten sollen. Einige anschauliche
Situationen, die beim Feedback beschrieben wurden (ein Kind holt
einen einzelnen Samen aus der Frucht und will ihn mir zeigen,
doch ich bekomme es nicht mit, weil ich anderen Kindern gerade
etwas erkläre) haben mich wirklich berührt. Ich weiß, dass in einer
realen Schulsituation, wo vermutlich 30 Kinder anwesend sind,
eine solche Situation nicht besonders auffällig ist, doch bei 5
SchülerInnen finde ich es wirklich traurig. Dies werde ich mir für
die Zukunft merken und hoffentlich lernen, den SchülerInnen
mehr Aufmerksamkeit für ihre eigenen Handlungen zu schenken.
111
Johanna Seelich und Fenja Teubert: Blütenökologie (Wer hat was vom Blütenbesuch?)
Das Feedback durch die ProfessorInnen hat mir sehr geholfen. Ich
empfand es als sehr erleichternd und hilfreich, technische
Verbesserungen zu bekommen, die zeigten, dass die Fehler nicht
an mir lagen, was ich zuerst dachte. Dadurch hat es am zweiten
Tag wesentlich besser funktioniert und ich fühlte mich nicht mehr
unsicher, was unser Programm angeht.
Die aufgeschriebenen Sätze der SchülerInnen kamen bei diesen
sogar gut an, da keiner etwas Falsches auf seinem Protokoll stehen
haben wollte. Deshalb nahmen sie die „Verbesserungen“ im
anschließenden Gespräch an und waren teilweise sogar stolz auf
ihre eigenen Beobachtungen.
Hannas Reflexion
Nach jeder Schülergruppe hieß es beim Feedback durch die
Lehrenden: „Lasst die Schüler noch mehr selbst forschen, nehmt
euch noch mehr zurück. Wenn sie wirklich Fragen haben, kommen
sie schon.“ Es dauerte eine Zeit, bis wir diese Ratschläge umsetzten
konnten, weil wir anfangs dachten, wir müssen immer sofort auf die
Fragen der Schüler eingehen.
Erst bei der letzten Gruppe schafften wir es, uns tatsächlich einige
Meter weiter wegzubegeben und die Schüler mit ihrem
Arbeitsauftrag „allein“ zu lassen. Und wirklich, über eine
Rapspflanze gebeugt, scheinbar eine Blüte untersuchend, konnte ich
aus dem Augenwinkel beobachten, wie sich die Kinder ebenfalls
über eine Rapspflanze beugten, mit dem Finger einer Biene
nachzeigten und sich gegenseitig irgendetwas zeigten. Es war
wirklich toll zu sehen, wie vertieft sie dabei waren. Einige Minuten
später riefen sie uns dann zu sich, weil sie etwas entdeckt hatten.
Was ich gelernt habe ist, dass man den Schülern Zeit und Raum für
das selbständige Arbeiten geben muss und warten muss, bis die
Fragen kommen. Dann ist der richtige Zeitpunkt gekommen etwas
zu erklären, das „Interessensfenster“ ist offen.
Es war faszinierend zu sehen, dass ein Schüler fragte, was diese
komischen Würstchen (gemeint waren die Fruchtansätze) auf den
Rapspflanzen seien. Eigentlich konnten wir gerade damit besonders
schön demonstrieren, dass aus dem Fruchtblatt in der Blüte die
Fruchtansätze entstehen, da sie im Grunde genau die gleiche Form
hatten, nur eben viel größer waren. Wir hatten gar nicht bewusst
gemerkt, dass sich an den Blütenständen schon Früchte zu
entwickeln begannen. Ich habe gesehen, dass man in solchen
Situationen die Entdeckungen der Schüler gleich in den Unterricht
einbauen kann. Wie schon die Fenja beschrieben hat, finde auch ich
es schade, dass ich nicht bemerkte, wie ein Schüler einen einzelnen
unreifen Samen aus dem Schötchen herausholte und herzeigen
wollte. Das wäre der richtige Moment gewesen zu besprechen, dass
aus diesem einzelnen Samen wieder eine ganze neue Pflanze
wächst. Ich hoffe, dass ich in kommenden ähnlichen Situationen
bemerke, wenn sich solch ein Interessensfenster öffnet und dann
gleich darauf reagieren kann.
Eine wichtige Erfahrung war es auch zu sehen, wie wichtig es ist,
die Kinder langsam auf ein neues Thema einzustimmen. Vor allem,
wenn sie gerade von einer anderen Station kommen, kann man sie
nicht gleich mit dem neuen Thema „überfallen“. Bei unserer ersten
Gruppe haben die Schüler eigentlich die ganze Zeit über noch von
der Schlangenstation gesprochen, von der sie gekommen waren, was
112
Johanna Seelich und Fenja Teubert: Blütenökologie (Wer hat was vom Blütenbesuch?)
uns nicht so recht war, weil wir wollten, dass sie sich auf unsere
Station konzentrieren.
Als erfolgreichen Übergang zwischen der vorigen Station und
unserer Station hat es sich aber erwiesen, das Erzählbedürfnis der
Kinder nicht gleich abzuwürgen, sondern sie kurz erzählen zu lassen
und sie dann auf das neue Thema mit Fragen neugierig zu machen:
„Was glaubt ihr, was erforschen wir in unserer Station?“. Das
Einkleiden mit Forscherkittel und Brille und das anschließende
Fotoshooting vom Forscherteam erwies sich als gute Methode, die
Kinder vom vorigen Thema wegzubringen und in das neue Thema
einzustimmen und dafür zu begeistern.
Als die Schüler unserer letzten Gruppe auf unsere Frage, ob sie trotz
schlechtem Wetter weiter forschen wollten, mit einem eindeutigen
„JA“ antworteten, war das richtig erfreulich und wie ein großes Lob.
113
Johanna Seelich und Fenja Teubert: Blütenökologie (Wer hat was vom Blütenbesuch?)
Literatur
Bücher: Heß, Dieter (1993): Die Blüte. Eine Einführung in Struktur
und Funktion, Ökologie und Evolution der Blüten. 2. Aufl.
Ulmer
Websites: http://www.naturschutzgruppejettingen.de/Archiv/HUMMMELN.HTM (20.06.2011)
Bilder
Abbildungen aus eigener Herstellung
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Johanna Greber, Matthias Mair: Amphibien
Der Lurch im Sumpf
Die Amphibien der March-Auen
von Johanna Greber & Matthias Mair
Fachliches
Was sind Amphibien?
Das Wort Amphibia leitet sich aus dem Griechischen ab und
bedeutet „doppellebig“ bzw. „auf beiden Seiten lebend“. Damit ist
gemeint, dass die Tiere sowohl im Wasser als auch an Land leben.
Alle Amphibien besitzen eine drüsenreiche, oft feuchte und nackte
Haut. Die Larven atmen durch deren Kiemen und die adulten Tiere
mit der Haut und der Lunge.
Die Klasse der Amphibien oder Lurche umfasst cirka 6.500 rezente
Arten und wird in 3 Ordnungen unterteilt: Schwanzlurche (Caudata),
Froschlurche (Anura), Blindwühlen (Apoda).
Schwanzlurche (Caudata)
Die Schwanzlurche haben einen langgestreckten Körper mit vier ca.
gleich langen Beinen. Wie der Name schon sagt, besitzen sie einen
deutlichen Schwanz. Es gibt sowohl ausschließlich aquatisch
lebende Exemplare als auch welche, die entweder als Erwachsene
oder ihr gesamtes Leben an Land verbringen. Zu ihnen zählen die
Molche und die Salamander.
Froschlurche (Anura)
Die Froschlurche stellen mit rund 5.800 Arten die artenreichste
Ordnung innerhalb der Amphibien dar. Sie haben einen kurzen,
rundlichen Körper und keinen Schwanz. Sie besitzen
zwei Paar Extremitäten, wobei deren Hinterbeine länger
und kräftiger sind als deren Vorderbeine. Allgemein sind
die Froschlurche besser an das Landleben angepasst.
Aufgrund ihrer langen, kräftigen Hinterbeine können die
Froschlurche weite Sprünge nehmen, um sich vor ihren
Feinden in Sicherheit zu bringen.
Zu ihnen zählen Frösche, Kröten und Unken. Kröten
besitzen eine warzige und trockene Haut, einen plumpen
gedrungenen Körper und eher kurze Hinterbeine. Frösche
hingegen weisen eine glatte und feuchte Haut, einen
schlankeren Körper und lange, kräftige Hinterbeine auf.
Diese Einteilung, wie sie im Volksmund üblich ist, stellt
115
Johanna Greber, Matthias Mair: Amphibien
jedoch kein striktes Unterscheidungsmerkmal dar. Unken hingegen,
mit ihrem flachen warzenbesetzten Körper und ihrer gelb-orangen
Fleckung auf der Unterseite, sind leichter abzugrenzen.
Blindwühlen (Apoda)
Die Blindwühlen besitzen keine Gliedmaßen und sind bei uns nicht
heimisch, sie sind nur in den Tropen verbreitet.
Fortpflanzung
Zur Fortpflanzung sind die meisten Amphibien im Wasser.
Die Froschlurche gehen im Frühjahr auf Laichwanderung. Die
Männchen locken die Weibchen durch lautes Quacken an. Das meist
kleinere Männchen umklammert das Weibchen während der
Paarung, welches dann die Eier ablegt. Die Kröten umklammern
ihre Weibchen besonderst fest. Das Männchen gibt seine Spermien
darüber, es findet eine sogenannte äußere Befruchtung statt, eine
Befruchtung außerhalb des Körpers.
Bei den Schwanzlurchen findet hingegen eine indirekte, innere
Befruchtung statt. Das Männchen führt dem Weibchen einen
sogenannten Paarungstanz vor und umwirbt dieses regelrecht. Es
wedelt dem Weibchen mithilfe des Schwanzes Pheromone zu. Wenn
sich das Weibchen paarungsbereit zeigt, legt das Männchen ein
Packet an Spermatophoren ab, die dann vom Weibchen mit der
Kloake aufgenommen werden.
Entwicklung
Der Laich, der sich aus den befruchteten Eiern zusammensetzt, wird
von den Weibchen im Wasser abgelegt. Nach einigen Wochen
entwickeln sich daraus Larven. Die Larven der Schwanzlurche
besitzen äußere Kiemen. Die Larven der Froschlurche werden
Kaulquappen genannt und atmen über Kiemen und über die Haut.
Alle Amphibien, die sich im Larvenstadium befinden, weisen einen
Schwanz auf. Bei der Metamorphose, der Umwandlung zum
Adulttier, werden die Gliedmaßen gebildet. Beim Schwanzlurch
zuerst die Vorderbeine, beim Froschlurch zuerst die Hinterbeine.
Außerdem wird beim Froschlurch der Schwanz zurückgebildet. Die
Kiemen werden durch eine einfache Lunge ersetzt. Die adulten
Tiere atmen durch die Haut und die Lunge. Besonders bei den
Froschlurchen sind die Veränderungen auffallend, da die Larven
dem adulten Tier vom Aussehen her nicht ähneln.
Nahrung
Die Larven der Schwanzlurche ernähren sich, anders als die der
Froschlurche, ausschließlich carnivor. Adulte Amphibien fressen
neben Insekten hauptsächlich Spinnen und Mollusken. Mit ihrer
langen, klebrigen Zunge können Froschlurche Insekten fangen.
Gefährdung & Schutz
Alle in Österreich vorkommenden Amphibienarten sind als
gefährdet registriert. Die Gefährdung der Amphibien hat mehrere
Gründe. Besonders die menschlichen Einwirkungen sind
ausschlaggebend dafür. Da sehr viele Straßen die Laichwanderwege
der Amphibien kreuzen, Amphibien zudem meist nachtaktiv und
116
Johanna Greber, Matthias Mair: Amphibien
daher schlechter zu sehen sind, werden sie nicht selten Opfer des
Straßenverkehrs. Andere Gründe sind neben dem Verlust von
Lebensräumen, bedingt durch Regulierung von Fließgewässern und
der Senkung des Grundwasserspiegels, die Verschmutzungen durch
die agrarwirtschaftliche Nutzung der Lebensräume.
Die natürlichen Feinde der Amphibien sind Vögel, Reptilien und
Spinnentiere.
Von besonderer Bedeutung für den Schutz der Amphibien ist, dass
die bestehenden Lebensräume erhalten bleiben. Außerdem werden
vermehrt Amphibienzäune und Tunnels gebaut, um deren
Wanderung sicherer zu gestalten.
117
Johanna Greber, Matthias Mair: Amphibien
Tiere vor Ort
Der Wasserfrosch Pelophylax
Die Familie der echten Frösche
lässt
sich
aufgrund
ihrer
Färbungen
in
Grünfrösche
(Wasserfrösche)
und
Braunfrösche
(Springfrosch,
Moorfrosch,
Grasfrosch)
unterteilen.
Die Wasserfrösche stellen die am
häufigsten vorkommenden Amphibien der March-Thaya-Auen dar.
Die Gattung Pelophylax setzt sich in Österreich aus drei Taxa
zusammen: Seefrosch (Rana ridibunda), Kleiner Wasserfrosch (Rana
lessonae) und Teichfrosch (Rana esculanta). Der Teichfrosch ist ein
Hybrid, der aufgrund von Kreuzungen des Kleinen Wasserfrosches
und des Seefrosches entstanden ist. In den
Teichen und Tümpeln der March-TayaAuen
trifft man oft zahlreiche
Wasserfrösche an, die ihren Kopf aus dem
Wasser recken. Sie sonnen sich gerne in der
Nähe von Gewässern. Bei den kleinsten
Bewegungen und Lauten springen sie
jedoch blitzschnell ins Wasser, um sich vor
Fressfeinden
zu
schützen.
Deren
Schwimmhäute sind besonders an den
Hinterbeinen sehr deutlich erkennbar. Zur
Fortpflanzungszeit
bilden
Wasserfroschmännchen Rufchöre, die tagsüber, aber auch nachts weit
zu hören sind.
Der Laubfrosch (Hyla arborea)
Die Hautoberfläche des Laubfrosches ist glatt, glänzend und auffällig
grün gefärbt. Seine feuchten Haftscheiben
an den Füßen ermöglichen es ihm, auf
Sträucher und Bäume zu klettern. Dort ist er
aufgrund seiner Farbe sehr gut getarnt und
schwer zu sichten. Oft schläft er ganz
unscheinbar, zusammengekauert auf einem
Ast. Nur seine knarrenden Rufe, die gut von
den anderen Fröschen unterscheidbar sind,
machen auf ihn aufmerksam. Mit seinem
Kehlsack
können
die
männlichen Tiere sehr laute Rufe
von sich geben und dadurch
Weibchen in über 2 km Entfernung
anlocken. Oft sind besonders in der
Nacht rufende Laubfroschchöre zu
hören.
Der Springfrosch (Rana dalmatina)
Der Springfrosch, der Moorfrosch und der Grasfrosch stellen die drei
Braunfroscharten Österreichs dar. Sie haben eine braune Färbung und
einen dunklen Schläfenfleck. Wie der Name bereits vermuten lässt,
kann der Springfrosch außerordentlich gut springen. Dessen
Hinterbeine sind besonders lang und kräftig. An warmen Tagen
118
Johanna Greber, Matthias Mair: Amphibien
wurden bereits Distanzen bis zu zwei
Metern beobachtet. Mittels des Beintestes
kann man ihn besonders gut von den
anderen Braunfroscharten unterscheiden.
Dabei werden die Hinterbeine des Tieres
am Körper vorsichtig nach vorne gelegt.
Wenn die Ferse weit über deren
Körperlänge hinaus ragt, handelt es sich
um einen Springfrosch. Im Gegensatz zu
den anderen Braunfröschen besitzt das
Springfroschmännchen keinerlei Schallblase. Aufgrund dessen ist
sein Ruf eher leise.
Der Moorfrosch (Rana arvalis)
Der Moorfrosch stellt ebenfalls eine der drei Braunfroscharten dar.
Seine Schnauze ist im Gegensatz zu der des Grasfrosches kurz und
spitz. Durch den oben erwähnten Beintest kann der Moorfrosch leicht
vom Springfrosch auseinandergehalten werden. Das Männchen kann
während der Paarungszeit bläulich gefärbt sein. Es trägt dann das
sogenannte Hochzeitskleid.
Die Tieflandunke (Bombina bombina)
Das oft auch als Rotbauchunke
bezeichnete
Tier
hat
einen
abgeflachten, gedrungenen Körper
und stellt mit einer Größe von bis zu
5 cm einen kleinen Vertreter der
Amphibien dar. Deren Oberseite ist
oliv bis graubraun und mit etlichen
kleinen Warzen bedeckt. Durch diese
Färbung ist sie gut getarnt. Charakteristisch für die Tieflandunke ist
die orange-rote Fleckung auf der Unterseite. Diese spielt eine
bedeutende Rolle beim Abwehrverhalten, dem sogenannten
„Unkenreflex“. Bei Bedrohung
nehmen
die
Tiere
eine
kahnförmige Stellung ein, indem
sie sich blitzschnell auf den
Rücken werfen und ihre bunte
Unterseite präsentieren. Die bunte
Färbung soll die Fressfeinde
abschrecken und signalisieren,
dass sie giftig sind. Die Unken
können nicht so weite Sprünge nehmen wie die Frösche und sind
deshalb auch leichter zu fangen.
Die Erdkröte (Bufo bufo)
Die echten Kröten – Erdkröte, Wechselkröte und Kreuzkröte (nicht in
den March-Thaya-Auen zu finden) – besitzen eine warzige Haut,
kurze Hinterbeine und deutliche
Ohrendrüsen. Die Kröten können
im Gegensatz zu den Fröschen
deutlich weniger gut springen. Die
Erdkröte hat eine sehr plumpe
Gestalt und ist, wie der Name schon
sagt, erdig-braun gefärbt. Sie kann
ein Sekret ausscheiden, das auf
Beutegreifer giftig bis tödlich wirkt.
Die Erdkröte kommt in sehr hohen Dichten explosionsartig zum
Ablaichen an Gewässer und wird auf ihren Laichwanderungen nicht
119
Johanna Greber, Matthias Mair: Amphibien
selten Opfer des Verkehrs. Sie ist besonders nachtaktiv, bei feuchtem,
warmen Wetter kann sie auch tagaktiv sein.
Die Wechselkröte (Bufo viridis)
Auch die Wechselkröte gehört zur
den echten Kröten. Ihre Gestalt ist
ähnlich der Erdkröte, jedoch ist sie
nicht ganz so groß. Auffällig ist
deren
Färbung:
eine
helle
Grundfarbe mit dunkelgrünen
Flecken und vielen kleinen roten
Warzen. Durch diese auffällige
Farbzeichnung ist sie kaum mit
anderen Kröten zu verwechseln.
Die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus)
Die Knoblauchkröte gehört im Gegensatz zur Erdkröte und zur
Wechselkröte nicht zur Familie der echten Kröten, sondern zur
Familie der Schaufelfüßer. Sie bevorzugt besonders offene
Lebensräume mit lockeren, sandigen Böden. Sie hat eine spezielle
Muskulatur und harte Höcker an
der Ferse der Hinterbeine,
wodurch sich das Tier gut und
schnell in den Boden eingraben
kann. Das stellt auch den Grund
dar, dass sie selten angetroffen
wird. Zudem ist sie ein
nachtaktives Tier, was die Suche
nach ihr noch erschwert. Bei
Bedrohung kann die Knoblauchkröte ein nach Knoblauch riechendes
Sekret ausscheiden.
Der Teichmolch (Triturus vulgaris)
Der Teichmolch zählt zu den Wassermolchen. Der jahreszeitliche
Lebensraumwechsel von Wasser und Land bedingt bei den Tieren
eine Veränderung der äußeren Gestalt, sie besitzen sowohl eine
Wasser- als auch eine Landtracht. Die Wasserpracht ist deutlich
bunter gefärbt. Das Männchen hat
während der Paarungszeit einen
hohen Hautkamm, vom Nacken
bis zum Ende des Körpers, ohne
Einbuchtung am Schwanzansatz.
Außerdem hat er eine orange
gefärbte
Bauchseite.
Gerne
verstecken sie sich zwischen
Wasserpflanzen, weshalb sie
meist schwer zu sehen sind.
Der Donau-Kammmolch (Triturus cristatus dobrogicus)
Der Donau-Kammmolch ist dem Teichmolch in seiner Gestalt und
seiner Lebensweise sehr ähnlich. Er besitzt jedoch eine dunklere
Grundfarbe. Besonders charakteristisch ist der hohe, gezackte
Rückenkamm sowie der orange gefärbte Bauch des männlichen
Tieres während der Paarungszeit. Im Gegensatz zum Teichmolch ist
der Kamm des Donau-Kammmolches am Schwanzansatz deutlich
unterbrochen.
120
Johanna Greber, Matthias Mair: Amphibien
Didaktik
Zur Bedeutung der Freilanddidaktik
Exkursionen und Besuche im Freiland gehören zu unserem Bild vom
Biologieunterricht, wie das Geodreieck und der Taschenrechner zur
Mathematik. Jedoch sind Exkursionen in die Natur nicht nur dazu da,
die letzten Schultage nach Notenschluss noch mit Aktivitäten zu
füllen, sondern es sind diese ein wichtiger Bestandteil modernen
Biologieunterrichts. Erich Eder (2004) formuliert das Ziel moderner
Umwelterziehung folgendermaßen:
„Sinn und Zweck von Umwelterziehung sollte es sein, ein Verständnis
für ökologische Zusammenhänge herzustellen und als daraus
resultierendes Fernziel ein verantwortliches Verhalten gegenüber
Natur und Umwelt zu bewirken.“
Und wo sollte das besser gehen, als direkt draußen in der Natur, vor
Ort? Tatsächlich ist es so, dass von Besuchen im Freiland vermutlich
nicht nur haptische Lerner profitieren werden, sondern dass
hoffentlich jedem mit eigenen Augen Gesehenes und in eigenen
Händen Gehaltenes besser im Gedächtnis bleibt. John Grace (in
Barker et. al 2002), der Präsident der British Ecology Society, geht
sogar soweit die These aufzustellen, dass bei fast allen BiologInnen
und ÖkologInnen das Interesse an der Natur durch Exkursionen und
Feldarbeiten während der Schulzeit geweckt worden ist. Darüber
hinaus scheint es auch so, als ob wir uns an Dinge, welche wir selber
gesehen und selber getan haben, anstatt darüber in einem Schulbuch
gelesen zu haben, lebhafter erinnern.
Dillon et al. (2006) haben deutliche Hinweise darauf gefunden, dass
Freilandarbeit mit SchülerInnen, sofern diese wohl durchdacht,
ordentlich geplant, gut ausgeführt und in der Klasse entsprechend
aufgearbeitet wird, Lernenden die Möglichkeit bietet, ihr Wissen und
ihre Fähigkeiten so zu entwickeln, dass es einen Mehrwert zu den
täglichen Erfahrungen im Klassenzimmer darstellt. In Bezug auf die
Planung warnen jedoch Ballantyne und Parker (in Dillon, 2006) auch
vor der Überstrukturierung der Lernaktivitäten: Das Ausfüllen von
Arbeitsblättern, das Anfertigen von Notizen und das Erstellen von
Berichten sind bei SchülerInnen tendenziell unbeliebt und tragen
darüber hinaus auch nicht besonders viel zu ihrem Lernen in der
Natur bei.
Nachdem wir bereits viel darüber gelesen und im Studium auch
vermehrt darauf hingewiesen worden waren, sollten wir unsere ersten
Erfahrungen mit Schulklassen im Freiland im Frühsommer 2011 in
Marchegg machen.
Die Vorbereitungen
Nachdem uns bei der Vergabe der Themen die Amphibien zugelost
worden waren, begannen wir uns mit Hilfe der Berichte der
vergangenen Jahre und natürlich diverser Fachliteratur ein Bild davon
zu machen, was uns in Marchegg erwarten könnte.
Wir informierten uns über voraussichtlich vorkommende Arten im
Buch „Lurche und Kriechtiere Niederösterreichs“ (Grillitsch et al.
1983) und prüften in den Berichten der vergangenen Jahre nach, ob
121
Johanna Greber, Matthias Mair: Amphibien
unsere VorgängerInnen wirklich auch die von uns erwarteten Arten
gefunden hatten.
Take-home-message:
-
Zu Vorbesprechung überlegten wir uns ein Konzept, welches auf 30
Minuten ausgelegt war: Nach einer kurzen Einführung in die
Thematik, bei welcher ein Bild von einem Frosch und einem
Staubknäul am Boden („Lurch“) gezeigt werden sollte, wollten wir
den SchülerInnen 15 Minuten Zeit geben, um die von uns gefangenen
Tiere zu beobachten und verschiedene, von uns vorbereitete Fragen
zu den Tieren zu beantworten. In den anschließenden 10 Minuten
hatten wir geplant, die Ergebnisse zu sichern, die Beobachtungen der
SchülerInnen zu ergänzen und gegebenenfalls zu erklären. Am Ende
wollten wir das Rätsel vom Beginn auflösen und den SchülerInnen
eine kleine Belohnung zukommen lassen.
Für die Vorbesprechung hatten wir uns auch Lehr- und Lernziele
sowie eine „Take-home-message“ überlegt:
Lehrziele:
-
-
genaues Beobachten üben
kennenlernen der wichtigsten Merkmale von Amphibien
Forschendes Lernen: Von den eigenen Beobachtungen auf die
Lebensgewohnheiten und den Lebensraum von Amphibien
schliessen.
Kennen der grundlegenden Unterschiede zwischen Schwanz- und
Froschlurchen, sowie Fröschen, Kröten und Unken.
-
Amphibien sind keine grausligen, glitschigen Tiere, vor denen
man sich ekeln muss.
Wenn ich ein Tier aufmerksam beobachte und auf Details achtet,
kann ich mir ein Bild davon machen, wie und wo das Tier lebt.
Da unser Vorhaben prinzipiell als durchführbar angenommen wurde,
beschlossen wir es auf diesem Wege zu probieren und fertigten vor
der Woche in Marchegg zusätzlich noch laminierte Steckbriefe der zu
erwartenden Arten an.
Mittwoch: Die erste Schulklasse
Nachdem wir äußerst erfolgreich die ersten beiden Tage in Marchegg
damit
verbracht
hatten,
unseren
Amphibienzoo zu erstellen, kam am dritten
Tag die erste Schulklasse zu uns. Es war
dies eine 6. Klasse aus einem Wiener
Gymnasium. Aufgrund des wechselhaften
Wetters hatten wir unsere Station direkt an
der Hausmauer, zwischen dem Bahndamm
und dam Haus aufgebaut, um bei eventuell
auftretendem Regen geschützt zu sein.
Leider hatten wir dadurch nicht wirklich
viel Platz um unsere Station herum.
Für die SchülerInnen, von welchen wir aufgrund ihres Alters
annahmen, dass sie doch schon über ein relativ fundiertes
122
Johanna Greber, Matthias Mair: Amphibien
biologisches
Grundwissen
verfügen müssten, hatten wir
einen
Fragenkatalog
ausgearbeitet,
welcher
aus
insgesamt 8 Fragen bestand. Wir
hatten diese Fragen auf ein Plakat
geschrieben, welches über unserer
Station hing. Die Fragen lauteten
folgendermaßen:
1. Alle diese Tiere hier sind Lurche. Welche davon gehören deiner
Meinung nach zu den Schwanzlurchen, welche zu den
Froschlurchen?
2. Die Tiere in einem Terrarium sind für Räuber besonders giftig.
Welche, glaubst du, könnten das sein und weshalb glaubst du das?
3. Eine hier gezeigt Art kann besser springen als alle anderen.
Welche könnte das sein und warum?
4. Einige dieser Tiere halten sich häufiger als andere im Wasser auf.
Welche könnten das sein und weshalb?
5. Betrachte die Färbungen der Tiere. Warum glaubst du, haben sie
diese Farben?
6. Manche dieser Tiere sind besser gegen Austrocknung geschützt,
als andere. Welche könnten das sein und weshalb?
7. Häufig findet man Frösche an sonnigen Plätzen. Hast du eine Idee
weshalb?
8. Eine hier gezeigte Art kann ganz besonders gut klettern. Welche
ist das und weshalb glaubst du das?
Nach dem Einstig, bei welchem von uns unbemerkt auch gleich der
ungefähre Wissensstand der SchülerInnen erhoben wurde, hatten die
Jugendlichen Zeit, sich die Tiere in den Aquarien/Terrarien genau
anzuschauen und über die Fragen nachzudenken. Wir erklärten
ihnen auch den richtigen Umgang mit den Tieren und zeigten ihnen,
wie man diese richtig hält. Nachdem die Viertelstunde um war,
begannen wir mit der Beantwortung der Fragen. Wir zeigten die
Steckbriefe der Tiere, auf welchen auch große Fotos zu sehen waren
und versuchten gemeinsam mit den SchülerInnen die Antworten zu
erarbeiten, wenn nötig.
Zum Abschluss sollte jede Schülerin und jeder Schüler eine
Tatsache nennen, die ihm/ihr vor dem Besuch unserer Station nicht
bekannt gewesen war, und die er sich in Bezug
auf Amphibien merken wollte. Zur Belohnung
bekamen dann alle einen Button mit einem
Laubfrosch drauf.
Wir waren mit dem Ablauf an unserer Station am
ersten Tag relativ zufrieden, wenn uns auch der
Platzmangel, die Kälte im Schatten des Hauses
und die Tatsache, dass wir selber ständig sehr viel
reden mussten, nicht so gut gefiel. In der abschließenden
Feedbackrunde wurden wir noch einmal darauf hingewiesen, dass
die Lage unserer Station nicht besonders geschickt gewählt war, und
dass wir den SchülerInnen mehr Freiraum lassen sollten. Außerdem
wurden wir noch auf kleinere inhaltlichen Fehler aufmerksam
gemacht.
123
Johanna Greber, Matthias Mair: Amphibien
Donnerstag: Die zweite Schulklasse
Am zweiten Tag besuchte uns eine dritte Klasse aus Wiener Neustadt.
Da wir uns die Verbesserungsvorschläge
vom Vortag zu Herzen genommen
hatten, stellten wir unsere Station am
zweiten
Tag
bei
strahlendem
Sonnenschein hinter der biologischen
Station in der Nähe des Tümpels auf.
Dies hatte den großen Vorteil, dass wir
rundherum Sitzmöglichkeiten aufstellen
konnten und sich die SchülerInnen
hinsetzen konnten. Auch hatten wir uns
den Ablauf des Programms anders
überlegt. Am heutigen Tag begannen
wir mit der Einführung ins Thema
bereits auf dem Weg zu unserer Station. Wir blieben kurz stehen,
blicken zum Teich hinunter und fragten die SchülerInnen, was sie
hier denn für Tiere erwarten würden und was sie bereits über diese
wissen.
Jeder Schüler und jede Schülerin bekam daraufhin von uns einen
kleinen Zettel, auf dem ein Symbol gezeichnet war. Dieselben
Symbole fanden sich auch auf den Terrarien/Aquarien. Jeder setzte
sich dann zu seinem Forschungsobjekt und hatte eine Minute Zeit,
sich die darin enthaltenen Tiere anzuschauen oder gegebenenfalls
zuerst zu suchen. Die SchülerInnen versuchten dann auch, den Tieren
vor ihnen einen Namen zu geben. Wir erklärten sodann den richtigen
Umgang mit den Tieren und baten die SchülerInnen darum, sich beim
Herausholen der Tiere von uns helfen zu lassen. Wir verteilten
danach auch gleich Zettel mit Fragen, welche dasselbe Symbol
aufwiesen, wie auch die Terrarien/Aquarien. Für jeden gab es
insgesamt zwei Fragen zu den in seinem/ihrem Terrarium/Aquarium
lebenden Tieren zu beantworten, welche durch genaues Beobachten
und überlegen gelöst werden konnten.
Diese Fragen lauteten:
Von der Kaulquappe zum Frosch:
- Welche Veränderungen sind nötig, dass aus einer Kaulquappe ein
Frosch oder eine Kröte werden kann?
- Beschreibe die Kaulquappe und den Frosch!
Kröte:
- Beschreibe das Aussehen und Verhalten der Kröten!
- Was sind die auffallendsten Unterschiede zwischen Kröten und
Fröschen?
Der Wasserfrosch:
- Schau dir den Wasserfrosch genau an! Was deutet darauf hin, dass
er im Wasser lebt?
- Beobachte die Färbung des Wasserfrosches! Weshalb könnte er
genau so gefärbt sein?
Die Unke:
- Beobachte die Unken! Wie sehen sie aus, woran kann man sie
erkennen?
- Wie ist die Unke gefärbt? Was könnte der Grund sein?
124
Johanna Greber, Matthias Mair: Amphibien
Der Laubfrosch:
- Beobachte den Laubfrosch genau! Kannst du dir vorstellen, wo er
lebt und weshalb?
- Wie könnte ein Laubfrosch atmen? Warum glaubst du das?
Durch das Aufteilen der Fragen auf verschiedene SchülerInnen
hatten diese auch mehr Zeit, sich intensiv mit den Tieren
auseinanderzusetzen und sich diese genau anzuschauen. Wir
warteten bewusst in einigen
Metern Entfernung von der
Station, um gar nicht erst in
Versuchung zu kommen, zu
viel zu reden. Auch hatten
wir beschlossen, auf den
Einstieg vom Vortag, mit den
Gemeinsamkeiten vom Lurch
(Frosch) und dem Lurch
(Staubknäul), nämlich der
Herkunft des Namens aus dem Althochdeutschen („sich am Boden
herum winden“), zu verzichten.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass der zweite Tag doch viel
entspannter für uns und vermutlich auch für die SchülerInnen
abgelaufen ist. Was wir auf jeden Fall gelernt haben ist die
enorme Geschwindigkeit, in der 30 Minuten vorbei sein können.
Nachdem wir uns anfangs sogar überlegt hatten, die SchülerInnen
selber auf Amphibienjagd gehen zu lassen, war uns nach der
ersten Gruppe bereist klar, dass dafür zu wenig Zeit vorhanden ist.
Eines unserer Lehrziele, nämlich das Schließen vom Tier auf den
Lebensraum, konnten wir vermutlich nicht vollständig erfüllen,
wir waren mit dem Ablauf an der Station am zweiten Tag jedoch
sehr zufrieden und glauben, dass die SchülerInnen doch auch so
auf ihre Kosten gekommen sind.
In Bezug auf die Arbeit im Freien haben wir gelernt, dass es
extrem wichtig aber für LehrerInnen auch schwierig ist, sich
bewusst herauszunehmen und die SchülerInnen selber arbeiten zu
lassen. Auch ist es hilfreich, das Programm knapp zu halten und
die SchülerInnen in kurzer Zeit nicht zu viel zu fordern – Mut zur
Lücke!
Nachdem die SchülerInnen 15 Minuten Zeit gehabt hatten, kamen
wir wieder zu ihnen an die Station zurück. Nun hatte jeder ein
wenig zeit, um sein untersuchtes Tier als Experte oder Expertin
vorzustellen und seine Beobachtungen zu schildern. Dazu holten
wir die Tiere auch aus den Terrarien und ein jeder der dies wollte,
durfte einen Frosch oder eine Kröte halten.
125
Johanna Greber, Matthias Mair: Amphibien
Literatur
Barker, S., D. Slingsby, et al. (2002). Teaching biology outside the
classroom - Is it heading for extinction? Focus group meeting,
Malham Tarn Field Study Centre, North Yorkshire, British
Ecologcical Society.
Campbell, N. A. und J. B. Reecr (2006). Biologie. München, Pearson
Studium.
Coborn, J. (1996). Das große Buch der Amphibien. Ruhmannsfelden, BedeVerlag.
Dillon, J., M. Rickinson, et al. (2006). "The value of outdoor learning:
evidence from research in the UK and elsewhere." School Science
Review 87(320): 107 - 111.
Eder, E. (2004). "Naturwissenschaften im Out? - Umwelterziehung und
Naturerfahrung zwischen Aufklärung und Esoterik."
Naturbeziehungen - Von Biotopen und Psychotopen,
Österreichischer Alpenverein.
Engelhardt, W. (1996). Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher? Pflanzen
und Tiere unserer Gewässer. Stuttgart, Franckh-Kosmos VerlagsGmbH & Co.
Grillitsch, B., H. Grillitsch, et al. (1983). Lurche und Kriechtiere
Niederösterreichs. Wien, Facultas-Verlag GmbH.
Hofrichter, R. (1998). Amphibien - Evolution, Anatomie, Physiologie,
Ökologie und Verbreitung, Verhalten, Bedrohung und Gefährdung.
Augsburg, Naturbuch Verlag.
Nöllert, A. und C. Nöllert (1992). Die Amphibien Europas. Stuttgart,
Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co.
Umweltbundesamt (1999). Fließende Grenzen. Lebensraum
March-Thaya-Auen. Wien, Umweltbundesamt.
126
Marion Lehner & Carina Gaster
Reptilien
Reptilien
von Marion Lehner & Carina Gaster
Fachliches
Allgemein
Die Klasse der Reptilien
zeichnet sich durch
mehrere Anpassungen an
das Leben an Land aus,
welche
man
bei
Amphibien
im
Allgemeinen
nicht
findet. Die Haut eines
Reptils ist von Schuppen
und Schildern bedeckt.
Diese Schuppen sind
wasserdicht und tragen
somit dazu bei, selbst bei
geringer Luftfeuchtigkeit
ein Austrocknen zu
verhindern. Weil sie
nicht über ihre trockene
Haut atmen können,
erlangen die meisten
Reptilien ihren gesamten Sauerstoff über die Lunge. Die meisten
Reptilien legen beschalte, amniotische Eier an Land ab, jedoch gibt es
auch einige Schlangen- und Echsenarten, die vivipar sind, wie zum
Beispiel die in Marchegg vorkommende Schlingnatter oder auch die
Blindschleiche. Gelegentlich werden Reptilien als Kaltblüter
bezeichnet, weil sie ihre Körpertemperatur nicht mithilfe ihres
Stoffwechsels regulieren können. Dies kompensieren sie jedoch durch
spezielle Verhaltensanpassungen. Zahlreiche Echsenarten können
beispielsweise ihre innere Temperatur einstellen, indem sie
ausgiebige Sonnenbäder nehmen, wenn die Luft kühl ist, und
Schatten aufsuchen, wenn die Luft zu warm wird. Weil Reptilien
Wärme in erster Linie von außen aufnehmen, statt selbst viel davon
zu erzeugen, bezeichnet man sie als ektotherm, was ein besser
passender Begriff als „kaltblütig“ ist. Durch Aufwärmen an der Sonne
statt durch Oxidation von Nährstoffen im Stoffwechsel kann ein
Reptil mit weniger als zehn Prozent der Kalorien überleben, die ein
Säugetier entsprechender Größe braucht. (Campbell & Reese, 2006,
S. 832 f)
Laut Campbell (2006, S. 834) gibt es ungefähr 6500 rezente
Reptilienarten. Diese können in vier Gruppen eingeteilt werden:
Schildkröten
(Testudines),
Brückenechsen
(Sphenodontia),
Schuppenkriechtiere (Squamata) und Krokodile (Crocodylia). Mit
Ausnahme der leider schon sehr selten gewordenen europäischen
Sumpfschildkröte (Emys orbicularis), welche hier auch nicht näher
beschrieben wird, gehören alle in Marchegg lebenden Reptilienarten
der Ordnung Squamata an.
Die Echsen sind die bei weitem zahlreichste und vielfältigste heute
lebende Reptiliengruppe. Die meisten von ihnen sind relativ klein,
was womöglich auch ein Grund dafür ist, dass sie die kritische Phase
in der Kreidezeit überlebten, indem sie ihre Gelege verbargen und
127
Marion Lehner & Carina Gaster
Reptilien
ihre Aktivität während kalter Perioden zurückschraubten. Schlangen
sind offenbar Abkömmlinge von grabenden Echsen. Heute leben die
meisten Schlangen oberirdisch, behielten jedoch den gliedmaßenlosen
Körper bei. Schlangen sind Fleischfresser; zum Fang ihrer Beute
weisen sie eine Reihe von Spezialisierungen auf. Sie besitzen scharfe,
chemische Sinnesorgane, und obgleich ihnen Trommelfelle fehlen,
sind sie sehr empfindlich für Erschütterungen des Untergrunds, durch
die sie Bewegungen ihrer Beutetiere wahrnehmen. Giftschlangen
injizieren ihr in abgewandelten Speicheldrüsen produziertes Gift über
zwei spitze, hohle oder mit einer Furche versehene Giftzähne. Die
ständig vorschnellende Zunge ist nicht giftig; das Züngeln fächelt
Duftmoleküle zu den Riechorganen am Gaumen der Schlange.
Locker gelenkig verbundene Kiefer ermöglichen den meisten
Schlangen, Beutetiere zu verschlingen, die größer sind als ihr eigener
Durchmesser. (vgl. Campbell & Reese, 2006, S. 832 f)
Im Folgenden werden alle 5 Arten der in in Marchegg gefundenen
Reptilien kurz vorgestellt und beschrieben:
(Die Schlingnatter und die europäische Sumpfschildkröte wurden
nicht vorgefunden, deshalb wird hier auf diese nicht näher
eingegangen.)
Blindschleiche – Anguis fragilis
Die Blindschleiche kann bis zu 40-50cm lang werden und ist, wie
viele Menschen fälschlicherweise glauben keine Schlange sondern
eine beinlose Echse. Dies ist auch daran erkennbar, dass ihre
Augenlider, im Gegensatz zu den Augenlidern von Schlangen
getrennt und frei beweglich sind. Weiters kann der Schwanz, wie bei
Eidechsen abgeworfen werden und der Kopf ist nicht wie bei vielen
Schlangen vom Körper abgesetzt. Auch ist die Fortbewegung bei
Blindschleichen etwas steifer und weniger agil als dies bei Schlangen
der Fall ist. Der Name „Blindschleiche“ hat nichts mit dem
Sehvermögen zu tun, sondern leitet sich vom althochdeutschen Wort
„Plintslicho“ ab, was in etwa „blendender Schleicher“ bedeutet und
sofort klar wird, wenn man eine Blindschleiche in der Sonne
betrachtet, da sie einen schimmernden Glanz aufweist. Jungtiere
weisen eine sehr einheitliche Färbung auf, sie haben eine silbrig
graue Oberseite, einen schwarzen Bauch und dunkle Flanken. Adulte
128
Marion Lehner & Carina Gaster
Reptilien
Zauneidechse – Lacerta agilis
Abbildung 1: männliche Blinschleiche (http://www.herpetofauna.at)
Tiere hingegen haben eine braun bis kupferfarbene Oberfläche und
weisen manchmal noch einen dunklen Aalstrich auf. Oft haben
Weibchen eine dünklere Bauch- und Flankenfärbung als Männchen.
Blindschleichen sind nahezu in ganz Österreich bis zu einer Höhe von
etwa 2000m anzutreffen und bewohnen fast alle Lebensräume, sofern
diese ausreichend Deckung bieten. Zu ihrer Hauptnahrungsquelle
zählen kleine Nacktschnecken und Würmer. Auch wenn die
Blindschleiche noch nicht zu den bedrohten Reptilienarten in
Österreich zählt, erfährt sie jährlich erhebliche Verluste durch die
intensive Forst- und Landwirtschaft (Mähwerkzeuge) , aber auch
durch Biotopzerstörung.
Abbildung 2: Zauneidechsen-Männchen
Die Zauneidechse ist die in Österreich am häufigsten und weitesten
verbreitete Eidechsenart. Sie ist praktisch in ganz Österreich
anzutreffen mit Ausnahme der hochalpinen Gebiete. Ihr Körper ist
kräftig gebaut und wirkt etwas plump, der Kopf ist kurz und
rundschnäuzig. Diese Art hat relativ kurze Beine und kann etwa bis
zu 20 cm lang werden. Außerdem kann bei der Zauneidechse ein
Sexualdimorphismus beobachtet werden. Adulte Männchen weisen
129
Marion Lehner & Carina Gaster
besonders zur Paarungszeit eine auffällige grüne Färbung auf. Auf der
Rückenmitte und dem Schwanz sind sie bräunlich gefärbt mit
dunklen Flecken, hellen Längsstreifen und Augenpunkten. Die
Bauchseite ist ebenfalls grün und die Beine sind bräunlich. Die
Weibchen weisen zwar auch eine kontrastreiche Zeichnung auf,
jedoch ist ihr Körper gelbbraun oder braun gefärbt und ihre
Bauchseite cremeweiß oder gelb. Die Zauneidechse ist vorwiegend in
offenen, reichhaltig strukturierten Gegenden anzutreffen. Das
Vorhandensein vegetationsfreier, offener Stellen ist für die Eiablage
unerlässlich. Zu ihrer Nahrung zählen vorwiegend Arthropoden, aber
auch Wespen, Bienen, Ameisen und Feuerwanzen. Feinde sind vor
allem Greif- und Rabenvögel, aber auch die in Marchegg
vorkommende Schlingnatter. Bei Gefahr werfen sie, wie alle
Eidechsenarten ihren Schwanz an einer „Sollbruchstelle“ ab, um den
Gegner abzulenken und schnell die Flucht ergreifen zu können.
Obwohl die Zauneidechse sehr häufig vorkommt, wird sie dennoch
durch die rasche Biotopzerstörung, streunende Hauskatzen und
Pestizide bedroht.
Ringelnatter – Natrix tesselata
Die Ringelnatter ist die am weitesten verbreitete Schlangenart in
Österreich und kann in Gebieten bis zu 1900m Höhe gefunden
werden. Sie hat einen kräftig gebauten Körper und kann bis zu 140cm
lang werden, wobei die Ringelnatter-Weibchen in der Regel größer
und auch massiger sind. Ihre Körperschuppen sind stark gekielt und
ihre Färbung variiert von hellgrau bis dunkelbraun. Auch wurden
schon völlig schwarze (melanistische) Exemplare beobachtet. Die
Unterseite ist weiß gefärbt und weist eine schwarze
schachbrettmusterförmige Fleckenzeichnung auf. Charakteristisch ist
Reptilien
ein gelblichweiß bis orangefarbener Halbmondfleck seitlich am Kopf,
welcher am Hinterende durch einen breiten schwarzen Fleck begrenzt
wird. Ringelnattern sind ausgezeichnete Schwimmer, jedoch nicht so
ans Wasser gebunden, wie beispielsweise Würfelnattern. Sie beißen
nur in seltenen Fällen, und gelegentlich kommt es zu einem
sogenannten „Totstellreflex“. Bei dieser Abwehrreaktion erschlafft
das Tier, öffnet sein Maul und lässt die Zunge raushängen. Oftmals
scheiden Ringelnattern zur Verteidigung auch ein übelriechendes,
milchig weißes Analsekret aus. Ihr Lebensraum sind vorwiegend
größere, reich strukturierte Feuchtgebiete, wie Teiche, Seen, Sümpfe,
Flüsse, etc. wo sie ihre bevorzugte Beute, wie etwa Wasserfrösche,
Kaulquappen und ab und zu sogar Unken jagen. Durch großflächige
Zerstörung von Feuchtgebieten und der Lebensräume ihrer Beute ist
auch diese Schlangenart gefährdet.
Würfelnatter – Natrix tesselata
Würfelnattern können eine Länge bis zu 120 cm erreichen. Sie ist
häufiger anzutreffen in größeren Flusslandschaften in klimatisch
begünstigten Gebieten in den südlich- und östlichen Bundesländern
Österreichs. Ihr Körperbau ähnelt dem einer Ringelnatter, jedoch
haben Würfelnattern nach oben gerichtete Augen und
Nasenöffnungen. Ihre Körperschuppen sind ebenfalls stark gekielt.
Ihre Körperfarbe ist grau bis braun mit einer charakteristischen
Würfelzeichnung, die ab und an zu Flecken oder Längsstreifen
verschmelzen können. Von allen einheimischen Schlangenarten ist
die Würfelnatter am stärksten an aquatische Lebensräume gebunden.
Dies und die Abhängigkeit von wärmebegünstigten Lagen bewirken,
dass die Würfelnatter mittlerweile zu den am meisten gefährdeten
130
Marion Lehner & Carina Gaster
Reptilien in Österreich zählt. Bei Gefahr flüchten die Schlangen stets
ins Wasser, wo sie auch mehrere Stunden verbleiben können. Ab und
zu können Würfelnattern auch in einiger Entfernung von ihren
Gewässern angetroffen werden. Bei diesen Exemplaren handelt es
sich jedoch meistens um Weibchen, welche Eiablageplätze aufsuchen
sowie Tiere in der Nähe von Winterquartieren. Sie können, genauso
wie die Ringelnatter ein übelriechendes Analsekret ausscheiden, und
gelegentlich kann es sogar zu einem „Totstellreflex“ kommen. Zu
ihrer Nahrung zählen hauptsächlich Fische, nur gelegentlich werden
auch Amphibien und deren Larven gefressen.
Reptilien
anzutreffen. Sie sind sehr gute Kletterer und flüchten bei Gefahr
gerne auf Bäume. Zu ihrer Nahrung zählen vorwiegend Mäuse,
Ratten, Maulwürfe, Vogeleier und Eidechsen. Die Beute wird sofort
erdrosselt und verschlungen. Gefährdung erfährt diese Art meistens
nur durch den Menschen, der ihre Lebensräume durch Aufforstung,
Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft, etc. dezimiert.
Äskulapnatter – Zamenis longissimus
Die Äskulapnatter ist die größte Schlangenart in ganz Mitteleuropa
und kann Längen bis zu zwei Metern erreichen, ist jedoch meistens
unter 1,50m lang. Die Grundfarbe der Körperoberseite ist meist
einfärbig gelbbraun, olivfarben bis schwarzbraun, die Bauchseite ist
blassgelb. Im Gegensatz zur Ringelnatter hat diese Art glatte
Körperschuppen und breite Bauchschilder, welche bis auf die Flanken
reichen. Oft haben viele Rückenschuppen eine schmale weiße
Umrandung. Der Kopf ist schmal und klein und besitzt eine
abgerundete Schnauze. Die Jungtiere haben eine deutlich andere
fleckige Zeichnung, ein dunkles Schläfenband und je einen hellgelben
Fleck hinter diesem Band, welcher dazu beiträgt, dass juvenile
Äskulapnattern oft mit Ringelnattern verwechselt werden. In
Österreich kommt diese Art im zentralen und östlichen Teil des
Landes und nördlich und südlich der Alpen vor. Als Lebensraum
dienen häufig gut strukturierte Habitate und sie sind auch häufig an
Grenzlinien zwischen offenen und bewachsenen Bereichen
Abbildung 4: Äskulapnatter (http://www.herpetofauna.at)
131
Marion Lehner & Carina Gaster
Reptilien
Didaktik
Didaktische Zielsetzungen
Bei unserer ersten Konzeptbesprechung überlegten wir uns, welche
Ziele wir mit unserer Station in Marchegg eigentlich verfolgen
wollen. Was soll im Enddefekt bei den Schülerinnen und Schülern
hängen bleiben?
Die Einarbeitung in das Thema zeigte uns sehr schnell auffallende
Daten und Fakten über den Bestand und die Gefährdung von
Reptilien in Österreich, wobei die Gefährdung bei vielen Arten
droht, oder sie bereits gefährdet, stark gefährdet oder sogar vom
Aussterben bedroht sind, wie die Europäische Sumpfschildkröte
(Emys orbicularis). Die Hauptursachen für diese Bedrohung sind
Lebensraum- und Strukturverlust in der Landschaft, die moderne
Land- und Forstwirtschaft (z. B. Schadstoff- und Düngereintrag,
Aufforstungen) und Siedlungstätigkeit.
Den Punkt den wir bei unserer Station in Marchegg aufzeigen
wollten, ist die anthropogene Bedrohung. Da viele Menschen Angst
vor Schlagen haben, fühlen sie sich unwohl in deren Gegenwart. Der
Grund dafür ist unter anderem, die mangelnde Kenntnis über die
Arten und das Verhalten der Schlagen, sowie der richtige Umgang
bei der Begegnung mit einer Schlage. Der erste Impuls eines
Menschen beim Sichten einer Schlange ist oftmals, die
wahrgenommene Bedrohung zu eliminieren, und dies passiert viel
zu oft dadurch, dass man die Schlange tötet indem man diese
erschlägt, oder sogar köpft.
132
Marion Lehner & Carina Gaster
Unsere erste Zielsetzung für die Station in Marchegg lautete somit:
•
•
•
Die Schüler und Schülerinnen sollen die Angst, die Scheu
und den Ekel vor den Schlangen verlieren, und somit
Reptilien mit „anderen Augen“ sehen.
Bewusst machen der SchülerInnen, dass Schlangen keine
Bedrohung für den Menschen sind, wobei die untersuchten
Arten in Marchegg alle ungiftig sind.
Wie verhält man sich richtig, wenn man eine Schlange in
freier Wildbahn, wie zum Beispiel beim Wandern, antrifft?
In diesem Zusammenhang wollten wir die Verhaltensweisen der
Reptilien erläutern, wie z. B. dass Schlagen nicht angriffslustig sind,
sondern sich nur verteidigen, wenn sie sich bedroht fühlen. Für diese
Verteidigung haben die Schlagen verschiedene Mechanismen
entwickelt – die Äskulapnatter beißt zu, die Ringelnatter hingegen
scheidet ein extrem stinkendes Analsekret aus.
Grundsätzlich haben wir uns überlegt, den Aufbau und die
Vermittlung der Theorie der Reptilien nur auf den wesentlichen
Merkmalen der gefundenen Tiere zu beschränken, d.h. alles
Sichtbare, wie Schuppen, Beine bzw. keine Beine, Krallen, Zunge,
Augen, … zu beobachten und zu vergleichen, und somit die
Charkateristika jeder Art herauszuarbeiten, und auch die
Ähnlichkeiten z. B. von Blindschleichen und Eidechsen. Es sollten
auch die Fragen über die Herkunft der Namen wie Blindschleiche,...
geklärt werden.
Reptilien
Um diese Zielsetzung nun auch erreichen zu können, wollten wir
verschiedene didaktische Methoden ausprobieren:
•
Wesentliches Augenmerk sollte auf das Berühren, Streicheln,
Ansehen, Untersuchen (z. B. mit Lupe),... gelegt werden
•
Verschiedene Verhaltensweisen und Charakteristika anhand
der gefundenen Exemplare zeigen:
◦ verschiedene Fortbewegungen der Schlangen bzw. der
Vergleich zwischen einer Schlange und einer
Blindschleiche
◦ Wie schwimmt eine Schlange? Anpassung der Schuppen
◦ Wie kann man Schlangen / Eidechsen einfangen und
damit verbunden der richtige UMGANG mit Reptilien.
Wie hält man diese Tiere in der Hand?
◦ VERHALTEN beim Antreffen einer Schlange in freier
Wildbahn
◦ Unterschied Männchen – Weibchen, vor allem bei den
Zauneidechsen → Wie kann man es erkennen, und damit
verbunden die Themen Fitness und Selektion –
altersgerecht!
→ immer angepasst an die jeweiligen Tiere die gefunden wurden
und vor allem altersgerecht d. h. für 10 bis 12-Jährige
Es sollte permanent um das Tier selbst gehen – wie lebt es, wie
kriecht es, was frisst es, wie fühlt es sich an, welche Rolle spielt die
Färbung,...
133
Marion Lehner & Carina Gaster
Natürlich wollten wir nicht nur das Berühren und den Abbau der
Angst bei den SchülerInnen fördern, sondern es sollten auch
wesentliche biologische und evolutionäre Grundlagen anhand der
gefundenen Arten erläutert bzw. erarbeitet werden, und ebenso die
Lebensräume dieser Reptilien aufgezeigt werden.
Somit haben wir weitere Zielsetzungen für die Durchführung unseres
Konzept herausgefiltert:
•
•
•
Zauneidechse – Blindschleiche – Schlangen – die gefundenen
und untersuchten Arten erkennen und evtl. auch benennen
können
die Lebensräume der gefundenen und untersuchten Arten
kennenlernen
grundlegende biologische Eckdaten über Reptilien erfahren
wie z. B. Was bedeutet die Bezeichnung: Reptilien sind
wechselwarme Tiere?
Reptilien
wobei wir uns angangs selbst sehr überwinden mussten, die Schlagen
einfach so anzugreifen. Es stellte sich heraus, dass es gar nicht so
einfach war diese Tiere aufzuspüren, wobei wir die potentiellen
Aufenthaltsorte eigentlich kannten. Beim Haus waren eigens für die
Schlagen und Blindschleichen schwarze Matten ausgelegt worden,
unter denen sich die Tiere verstärkt aufhalten um sich aufzuwärmen.
Am ersten Tag fingen wir bereits zwei Blindschleichen und eine
Würfelnatter unter den Planen, die wir in vorbereitete Terrarien
einquartierten. Leider ist uns die Würfelnatter aufgrund eines
Zusammenspiels von menschlichem Irrtum und technischem
Gerätefehler am ersten Tag gleich wieder entwischt.
Am nächsten Tag fanden wir weitere Blindschleichen, eine etwas
Vorbereiten der Station
Wir hatten das Glück, dass die Woche zuvor bereits eine Gruppe von
Studentinnen und Studenten in Marchegg waren, und für die Station
Reptilien bereits ein Zelt gleich neben dem Haus aufgebaut war. Wir
fanden diesen Standort ebenfalls sehr gut, und übernahmen die Lage
der Station gleich von der Vorgruppe.
Die ersten beiden Tage in Marchegg haben wir durchgehend mit dem
Suchen und Fangen von den Schlagen und Blindschleichen verbracht,
134
Marion Lehner & Carina Gaster
kleinere Ringelnatter und eine große Äskulapnatter. Diese war 1,35
Meter lang und befand sich auf dem Dachboden des Hauses.
Äskulapnattern sind sehr ortstreue Schlagen, und wie wir erfahren
haben, hatte auch die Reptiliengruppe zuvor die selbe Schlage
gefangen, und für ihre Station verwendet.
Festlegung des Ablaufs
Einstieg:
•
•
Begrüßung der SchülerInnen und kurzes Vorstellen der
Station
Wissenstand der SchülerInnen erheben
Praktische Durchführung:
•
•
Suche von Reptilien und währenddessen erläutern der
wichtigsten allgemeinen Theorie
Rückkehr zur Station und vorstellen der einzelnen Arten in
folgender
Reihenfolge:
Eidechse,
Blindschleiche,
Würfelnatter, Ringelnatter, Äskulapnatter
Die Eidechse haben wir als Einstieg gewählt, weil wir vermuteten,
dass sich die SchülerInnen von den Eidechsen am wenigsten
fürchten würden, und bei diesen ihre Scheu vor der Berührung
vielleicht am ehesten überwinden könnten. Wir hatten hier auch
Reptilien
einige sehr kleine Exemplare was dies zusätzlich unterstützen
sollte.
Als nächstes wollten wir die Blindschleiche „begreifen“. Der
Vergleich von Eidechse und Blindschleiche bzw. die
Verwandtschaft von diesen beiden Arten, war sehr gut anhand der
abgeworfenen Schwänze zu sehen, da von beiden Arten bereits
Tiere ohne Schwanz gefunden wurden.
Zwischendurch machten wir eine Wiederholungsrunde, um sich
nochmals an alle bis zu diesem Zeitpunkt gesammelten, und
erarbeiteten Daten und Fakten zu erinnern.
Als nächstes entschieden wir uns für die Würfelnatter, da diese
laut den Lehrenden bei dieser Lehrveranstaltung noch nie
jemanden gebissen hatte und auch recht klein war. Es folgte die
Ringelnatter, wobei wir hier ein Exemplar hatten, dass kurz vor
der Häutung stand, und wir bei dieser genau auf dieses Thema
eingehen wollten. Zum Verdeutlichen hatten wir bereits einige
Schlangenhäute vorbereitet.
Für den Abschluss hoben wir uns die Äskulapnatter auf, da wir
von dieser Art auch das größte Exemplar gefunden hatten. Wobei
wir mit einem kleineren Tier beginnen, und mit der größten
abschließen wollten. Diese hatten wir auch in einem abgedeckten
Terrarium, denn sie sollte am Schluss noch das krönende
Highlight sein.
135
Marion Lehner & Carina Gaster
Durchführung
Als die SchülerInnen zu unserer Station gekommen sind hatten wir den
Vorteil, dass sich die Schlagen und Echsen meist versteckt gehalten
haben, und somit die SchülerInnen oft gar nicht bemerkten, dass in den
Terrarien bereits Tiere waren. Den Käfig mit der sehr großen
Äskulapnatter haben wir abgedeckt, um die Aufmerksamkeit nicht
gleich auf diese zu lenken – vor allem präsentierte sich diese auch meist
gut sichtbar in dem Terrarium.
Wir begrüßten die SchülerInnen und versuchten gleich
herauszufinden, was sie schon über Reptilien wissen bzw. ob
diese überhaupt wissen was Reptilien sind.
Die Gruppen waren durchwegs sehr gut informiert, fast alle
wussten welche Tiere zu den Reptilien gehören, von Schlagen bis
zu den Krokodilen wurde alles aufgezählt, es waren nur sehr
wenige Aufzählungen dabei, die anderen Klassen zugeordnet
werden.
Als nächstes sagten wir den SchülerInnen, dass wir jetzt mit ihnen
Schlangen suchen und fangen gehen wollen. Plötzlich waren alle
sehr aufgeregt, und man merkte die aufflammende Begeisterung.
Es kam zu Äußerungen wie: Ich greif aber keine an! Cool! usw.
Wir gingen auch sofort los. Die Zeit für das Suchen der Reptilien
verwendeten wir um den SchülerInnen die ersten theoretischen
Grundlagen zu vermitteln, da es unwahrscheinlich war, wirklich
auch Reptilien zu finden. Wir gingen mit ihnen auf den kleinen
Weg hinter dem Haus entlang und erklärten ihnen, worauf man
achten muss, wenn man Reptilien bzw. Schlagen sucht. Wir
wollten die SchülerInnen sensibilisieren für die Natur und die
Reptilien
Tiere die dort leben, indem wir ihnen erklärten, dass es wichtig ist
leise zu sein, und auch „leise“ zu gehen bzw. behutsam auf den
Boden aufzutreten, da Schlagen Erschütterungen des Erdreiches
sehr schnell wahrnehmen können, und sich dann verkriechen. Bei
dieser Suche sprachen wir über die Lebensweise der Schlangen,
das die Schlagen in Marchegg alle ungiftig sind, den Begriff
„wechselwarm“, was dies für die Tiere bedeutet und auch für
unsere Suche – wo werden sich die Schlagen somit aufhalten, über
die Angst der Menschen und damit verbunden das Töten der
Schlagen, …
Die SchülerInnen waren alle mit Begeisterung dabei. Durch
mehrmaliges Erwähnen, dass wir leise sprechen müssen und
behutsam gehen, bekam diese Suche einen sehr geheimnisvollen
und spielerischen Charakter.
Beim Zurückgehen zur Station haben wir den SchülerInnen die
„Schlagen-Aufwärmzonen“ gezeigt, und sie diese auch anfassen
lassen. Es war ihnen bereits bewusst, warum die Schlagen evtl.
hier unter dieser Plane liegen könnten. Die erste Plane wurde von
uns hochgehoben, die anderen von SchülerInnen. Auch hier
schafften wir es die Spannung sehr gut aufzubauen, mit einem
sehr behutsamen Hinsteigen, langsamen Hingreifen und dann
schnellem Hochheben. Die SchülerInnen standen nah an der Plane
und schauten alle gebannt, ob sich etwas unter der Plane bewegt.
Als wir nichts gefunden haben, waren sie anfangs etwas
enttäuscht. Wir erzählten ihnen dann, dass wir schon zwei Tage
hier sind und für sie schon mehrmals auf der Suche waren, und
dabei auch Schlagen gefunden haben.
Zurück bei der Station nahmen wir gleich die Eidechsen heraus.
Es wurde geschaut, gefragt, angefasst, herumgetragen,
diskutiert,... Wir zeigten den SchülerInnen ganz genau, wie sie die
136
Marion Lehner & Carina Gaster
Tiere am besten halten können, ohne diese zu zerquetschen bzw.
ihnen weh zu tun. Bei den Eidechsen wiesen wir auf die
unterschiedliche Färbung von Männchen und Weibchen hin, und
erklärten spielerisch die Bedeutung dieses Sexualdimorphismus.
Es kam gleich eine Frage zum abgeworfenen Schwanz der
Eidechse, hier sagten wir ihnen, dass es ein Ablenkungsmanöver
der Eidechse ist, und sie bei einem Angriff entkommen, und somit
überleben kann. Die Überleitung zu den Blindschleichen war
dadurch sehr fließend, denn auch hier hatten wir ein Exemplar mit
abgeworfenem Schwanz. Durch das Vergleichen und genaue
Betrachten war den SchülerInnen sehr schnell klar, dass die
Blindschleiche extrem viel Ähnlichkeiten mit einer Eidechse hat.
Als wir ihnen dann von der Blindschleiche nur den Kopf zeigten,
und den Körper mit den Händen verdeckten,
kamen die
Äußerungen, dass der Kopf wie der von der Eidechse aussieht,
und dadurch war die enge Verwandtschaft dieser beiden Arten für
die SchülerInnen ganz deutlich erkennbar.
Bei der Blindschleiche war auch noch die Frage zu klären, warum
man diese so nannte. Natürlich kam von den SchülerInnen, weil
sie blind ist. Darauf folgte die Erklärung des Namens
(„Plintslicho“ – übersetzt „blendende Schleiche“) und auch das
Ansehen der Blindschleiche in der Sonne.
Reptilien
Gruppe sehr mutige SchülerInnen die sie gleich anfassten.
Einige Kinder hatten immer noch die Eidechsen und
Blindschleichen in der Hand, andere beschäftigten sich bereits mit
der Würfelnatter. Wir nahmen dann auch gleich eine Ringelnatter
aus dem Terrarium, wobei wir uns für die kleinere entschieden.
Die größere wirkte etwas angsteinflößend auf die Kinder, da sie
sehr aktiv war, und auch zu fauchen begann. Wir zeigten ihnen
lediglich die getrübten Augen dieser Ringelnatter und erwähnten,
dass sie sich bald Häuten wird. Bei dieser Gelegenheit zeigten wir
auch die Schlangenhäute her, die dann von den Schülern
betrachtet wurden.
Es folgte das Vergleichen der Schlangen und Blindschleichen, das
Wiederholungsrunde – Was wissen wir bereits alles? Die
SchülerInnen haben sich wirklich sehr viel gemerkt, und
gemeinsam nochmals alle Informationen gesammelt.
Das nächste Exemplar war die Würfelnatter, und somit die erste
Schlange, die sie angreifen konnten. Einige sahen sich die
Schlange vorerst einmal von der ferne an, aber es gab in jeder
137
Marion Lehner & Carina Gaster
Ansehen der Schuppen, der Färbung und des Musters am Bauch,...
Hin und wieder ist eine Blindschleiche oder Eidechse auf den
Boden gefallen, da sie sich sehr heftig in der Hand der
SchülerInnen bewegten, und diese dann doch etwas erschreckten.
Hier konnten wir dann das Einfangen der Tiere vom Boden
demonstrieren.
Auch die Äskulapnatter nahmen wir heraus, und zeigten die
Schuppen an der Bauchseite her. Jede Schülerin und jeder Schüler
bei unserer Station hatte eine Schlage bzw. Echse zumindest
einmal gehalten, wobei die meisten Kinder permanent die Tiere
herumtrugen und bewunderten.
Das Highlight kam am Schluss – unsere riesige Äskulapnatter.
Anfangs waren die SchülerInnen etwas skeptisch, dies legte sich
jedoch gleich wieder. Wir versuchten die SchülerInnen zu
motivieren den Körper dieser großen Schlange zu halten, wobei
wir den Kopf hielten, und immer darauf achteten, dass sich der
Kopf der Schlange nicht in unmittelbarer Nähe der Kinder befand.
Nach einer kurzen „Aufwärmphase“ wurde auch diese Schlage
herumgetragen, untersucht und um den Hals gewickelt um Fotos
zu machen.
Meiner Meinung nach hatte unser Konzept keine Lücken, und
musste auch nicht verbessert bzw. adaptiert werden. Die
gefundenen Arten wurden besprochen und untersucht. Ich glaube,
den SchülerInnen wurde ein durchwegs positiver Zugang zu
Reptilien, vor allem den Schlagen, vermittelt. Unsere zuvor
festgelegten Lernziele haben wir sicher zum Großteil erreicht,
wobei dies durch folgende Äußerungen von SchülerInnen
untermauert wurde:
Reptilien
Warum bringen den Menschen Schlagen um, die sind doch eh so
lieb!
Schlagen sind ab jetzt meine Lieblingstiere!
Ich werde mir jetzt auch Schlagen als Haustiere zulegen!
Komm, wir gehen dann Schlagen fangen!
Literatur
Bücher:
Campbell, N. & Reese J. (2006): Biologie (6., aktualisierte Auflage)
Berlin: Spektrum Akademischer Verlag
Schuhböck, J., (2003): Reptilien im Unterrichtsfach Biologie und
Umweltkunde – praxisrelevante Aspekte und Möglichkeiten
einer didaktischen Umsetzung im Schulunterricht (AHS).
Wien.
Zulka, K. P., (2007): Rote Listen gefährdeter Tiere Österreichs:
Checklisten, Gefährdungsanalysen, Handlungsbedarf. Teil 2:
Kriechtiere, Lurche, Fische, Nachtfalter, Weichtiere. Wien,
38 – 55.
Websites:
http://www.herpetofauna.at – Zugriff am 26.4.2011, 14:05.
138
Christoph Winter & Gerald Schmid, Tierspuren
Tierspuren
Die von uns für die Schülergruppen markierten Tierspuren umfassten
folgende Objekte:
Viel mehr als nur Trittsiegel und Fährten!
1. Fährte einer Hirschkuh
2. Fährte eines Fuchses
3. Muscheln am Flussufer
4. Schneckenhäuser
5. Zerfressener Fisch (wurde im Verlauf des Kurses stärker abgenagt)
6. Schaumzikadenschaum (Kuckucksspeichel)
7. Vogelfeder
8. Hundekot
9. Toter Igel (war das schönste/grauslichste Exponat)
10.
Wespenwabe
11.
Schlangenhaut
12.
Gewölle (eines Turmfalken?)
13.
Ameisenstraße
14.
Trittsiegel Marder (am Flussufer im Sand)
15.
Biberrutsche
16.
Skelettiertes Reh (lag etwas abgelegen)
17.
Spinnennetz
18.
Frische Fraßspur eines Bibers
19.
Alte Fraßspur eines Bibers
20.
Insektenfraßspuren an Blättern
21.
Trittsiegel eines Vogels (am Flussufer im Sand)
22.
Lebensspur einer Muschel
von Christoph Winter & Gerald Schmid
Fachliches
Die stummen Zeugen tierischen Wirkens
Tiere hinterlassen in ihrer Umwelt eine schier unermessliche Fülle an
Spuren, seien es die allseits bekannten Trittsiegel oder Fraßspuren
oder auch die Reste ihrer Beute oder ihrer selbst. Dazu kommen noch
abgeworfene bzw. abgestreifte Körperteile, Ausscheidungen (Kot,
aber auch z. B. Schleim), Bauten (von Ameisen, Vögeln, Wespen ...)
oder auch Fangeinrichtungen (Spinnennetz).
Die Tierspuren könnte man also grob in tote Tiere, Teile von Tieren,
welche diese nicht mehr brauchen, Spuren von Tieren an (oder in)
Pflanzen und Spuren von Tieren im Boden (oder manchmal auch
Wasser), unterteilen.
Neben der Sensibilisierung, die nötig ist, um alle diese Spuren zu
erkennen, geben viele dieser Überreste auch noch die Möglichkeit,
mehr als nur ihr bloßes Vorhandensein daraus abzulesen, manche
Teilbereiche des Spurenlesens (z. B. das Fährtenlesen) sind wahre
Wissenschaften, deren Perfektionierung viel Zeit, Übung und auch
etwas Talent erfordert.
Das Erkennen von Tierspuren mag in unserer zivilisierten Welt nicht
mehr die (lebenserhaltende) Bedeutung haben, die es noch für unserer
Vorfahren in jüngerer Zeit hatte, trotzdem kann man neben dem
bloßen Reiz daran, Tierspuren richtig zu interpretieren, manchmal
139
Christoph Winter & Gerald Schmid, Tierspuren
auch einen greifbaren Nutzen daraus ziehen (wenn ein Haustier
entläuft oder auch als Jäger ...). Auch ein anhaltender Trend “zurück
zur Natur”, der vor allem Stadtmenschen einen Ausgleich zur
(biologischen) Tristesse mancher Großstadt bringen soll, trägt dazu
bei, dass dieses Thema einen starken Aufschwung erfährt, was auch
an zahlreichen Publikationen und Dokumentationen zum Thema
nachvollzogen werden kann. Für Leute, die mit und von der Natur
leben, war die korrekte Deutung von Tierspuren ohnehin immer ein
wesentlicher Teil ihres Lebens bzw. ihrer Arbeit.
drei Arten des Ganges:
• Sohlengänger: Sie treten mit der ganzen bzw. einem Großteil der
Fußsohle auf und haben an jeder Extremität fünf Zehen. Vertreter
dieser Gruppe finden sich vor allem bei Primaten, Raubtieren (z. B.
Bär, Dachs) und Insektenfressern (z. B. Igel).
• Zehengänger: Die Mittelfussknochen sind aufgerichtet, daher treten
sie nur mit den Zehen auf. Die Anzahl der Zehen ist zumeist
verringert und dieser Typ findet sich häufig bei Raubtieren.
Eine Übersicht über die wichtigsten Tierspuren:
Fährten
Einfache Abdrücke von Tieren im
Untergrund (meist von Hufen oder
Pfoten) bezeichnet man als
Trittsiegel, kann man eine Abfolge
von Trittsiegeln erkennen, so
bezeichnet man diese als Fährte.
Fährten können, wenn man ein
geübter “Leser” ist, viel erzählen:
Die Art des Tieres, die Größe
(bzw. das ungefähre Gewicht), das
Geschlecht, die Geschwindigkeit,
eventuell
Verletzungen/Erkrankungen und
noch andere Details.
Bezüglich
der
Auftrittfläche
unterscheidet man bei Säugetieren
• Zehenspitzengänger: Auch bei
ihnen sind die Zehenknochen
aufgerichtet, die Zehenzahl ist
noch weiter verringert als bei den
Zehengängern. Die Zehen sind mit
Hufen ausgestattet, zu ihnen
zählen die Paarhufer (z. B. Hirsch,
Rind,
Schwein)
und
die
Unpaarhufer (z. B. Pferd, Tapir).
Bauten und Nester
(Behausungen)
Hier gibt es eine Vielzahl an
Möglichkeiten, wie sich Tiere gegen
die Härten des Wetters und auch
gegen Fressfeinde schützen können:
Nester, Baumhöhlen, Felshöhlen,
Bauten im Erdreich aber auch
140
Christoph Winter & Gerald Schmid, Tierspuren
selbsterrichtete Bauten (Ameisenhaufen, Bienenstöcke) sind nur
einige Beispiele dafür.
Manchmal werden solche Behausungen das ganze Jahr benutzt,
manchmal z. B. nur während der Aufzucht des Nachwuchses.
Teilweise werden einfach in der Umwelt vorhanden
Behausungsmöglichkeiten leicht adaptiert, in manchen Fällen
investieren die Bewohner aber sehr viel Energie und Zeit um sehr
komplexe Bauten zu errichten, die sie sehr gut schützen und die es
Fressfeinden erschweren oder unmöglich machen, diese Tiere in ihren
Behausungen erfolgreich anzugreifen.
Fraßspuren
Bei diesen Fraßspuren handelt es sich zumeist um Spuren, die Herbiocer Carnivoren auf Pflanzen und Tieren hinterlassen. Das können
Nagespuren von Säugetieren sein, aber auch Pickspuren von Vögeln
oder Fraßspuren z. B. von Insekten.
Manche Tiere haben auch eine spezielle Fertigkeit entwickelt um zu
ihrer Nahrung zu kommen, z. B. Vögel die Nüsse oder Beutetiere von
hoch oben auf einen Felsen fallen lassen, damit sie diese
(zerbrochenen) Nahrungsstücke dann leichter fressen können (das hat
man z. B. auch bei Steinadlern mit Schildkröten beobachtet). Auch
das Einklemmen von Zapfen in Astgabeln um die Samen besser
herauspicken zu können ist z. B. bei Spechten bekannt
(Spechtschmiede).
Der Biber beispielsweise fällt mit seinen starken Nagezähnen ganze
Bäume um somit leichter an die frischen Zweige und Knospen zu
kommen.
Häufig sind an einem Objekt (z. B. einem toten Reh) auch die Spuren
mehrerer Tiere erkennbar, die sich der Reihe nach am Kadaver
gütlich tun.
Losungen und Exkremente
Tierkot wird auch als Losung bezeichnet. Besonders für die Jagd, aber
auch z. B. für die Beobachtung seltener/gefährdeter Tiere bieten sich
durch die Beschaffenheit dieser Tierausscheidungen viele wichtige
Hinweise. Menge/Anzahl, Form, Geruch, Farbe und Konsistenz
geben Aufschluss darüber von welchem Tier der Kot stammt und
welche Nahrung aufgenommen wurde.
Darüber hinaus können fallweise auch Krankheiten (v. a. wenn
Parasiten oder Blut im Kot sind) an den Ausscheidungen erkannt
werden. Kot und Urin spielen für die Tiere häufig auch für die
Reviermarkierung und die anschließende Paarung eine wesentliche
Rolle. Auch bei der Verfolgung durch Fressfeinde kann der “Duft”
des Kots eine verräterische Spur legen.
Bei Vögeln werden durch die Kloake Kot und Urin gemeinsam
ausgeschieden, die weiße Farbe erklärt sich auch durch die ebenfalls
ausgeschiedene Harnsäure, ein Abbauprodukt von Purinbasen und
anderen biologisch wichtigen Substanzen.
Andere Auscheidungen von Tieren sind z. B. der Schleim bei
Schnecken, der das Kriechen erleichtern soll oder der “Schaum” der
Schaumzikaden, der die Larven vor Fressfeinden schützt.
141
Christoph Winter & Gerald Schmid, Tierspuren
Didaktik
Didaktik, Durchführung und Nachbereitung
Nachdem wir uns einen Überblick über vorhandene Tierspuren
verschafft hatten, stellte sich die Frage nach dem Standort unserer
Station, an der wir die Schüler und Schülerinnen empfangen
wollten. Unsere Erwartungen an die Station waren leicht erfüllbar:
Sie sollte einige interessante Tierspuren und bei sintflutartigen
Regenfällen ein überlebenssicherndes Dach über dem Kopf
bereithalten. Jenes fanden wir realisiert in einer auf Pfeilern
stehenden Fischerhütte. Der geduldige Fischer, der am ersten Tag
noch anzutreffen war, wurde den Rest der Woche übrigens nicht
mehr wiedergesehen. Vermutlich macht es keinen Spaß, stundenlang
auf eine im Schritttempo fließende Wassermasse zu starren, wenn
Studenten die friedliche Geräusch-Kulisse stören.
Weiters waren an eben beschriebenem Schauplatz eine Vielzahl an
wirklich interessanten und für Lehrzwecke ergiebigen Tierspuren zu
finden, sodass wir der Natur nicht auf die Sprünge helfen hätten
müssen. Trotzdem nutzten wir die menschliche Überlegenheit, mit
einer Schaufel umzugehen schamlos aus und legten noch die ein
oder andere – in unseren Augen besonders vielversprechende Tierspur in unseren Erkundungsbereich, sodass wir schlussendlich
auf etwa 25 unterschiedliche Spuren kamen, die wir den Schülern
und SchülerInnen keineswegs vorenthalten wollten: Die Fährten
einer Hirschkuh oder eines Rehs und eines Fuchses im Schlamm,
Trittsiegel eines Vogels und eines Marders am Ufer,
Muschelschalen, Schneckenhäuser, ein zerfressener, im Uferbereich
liegender Fisch, „Kuckucksspeichel“ von Schaumzikaden,
„städtische Tierspuren“ wie Vogelfedern und Hundekot, papierartige
Wespenwaben, Schlangenhäute, Ameisenstraßen, das Gewölle eines
Turmfalken, Spinnennetze, alte und frische Biberfraßspuren,
Insektenfraßspuren an Blättern, Spechtlöcher und vieles, vieles
mehr. Die breite Palette an Tierspuren musste nun nur noch
didaktisch aufgearbeitet werden.
Uns ging es aber nicht nur darum, den Schülern und Schülerinnen
einen netten Tag außerhalb des Klassenzimmers, in der freien Natur
zu bescheren und ihnen nebenbei etwas beizubringen. Vielmehr
wollten wir, dass sie sich selbst und gegenseitig Inhalte vermitteln.
Sie sollten ihren eigenen Verstand dazu nutzen, um nicht wie
geblendet zu marschieren, sondern die kleinen, feinen Spuren, die
sich uns überall – selbst im Betondschungel der Stadt – anbieten,
wahrzunehmen. Andererseits wollten wir sie auch nicht blindlings,
ohne jegliche Hilfestellung, in das Beobachtungsgebiet entlassen –
142
Christoph Winter & Gerald Schmid, Tierspuren
Zu vielfältig war das Angebot und – obwohl alle Spuren potentiell
gleichwertig sind – wollten wir die Schüler und Schülerinnen
unserer Station natürlich auf die – in unseren Augen besonders
ergiebigen – Spuren lenken.
Deshalb brachten wir knallige
Geschenkbändchen im Umkreis
von etwa einem Meter bei jeder
Tierspur an, die an beiden Enden
mit einer Ziffer oder Zahl
versehen waren. Mit dieser
einfachen
Vorkehrung
versicherten wir uns dreierlei:
Erstens konnte es nicht passieren,
dass Schüler oder Schülerinnen
den Wald vor lauter Bäumen
nicht sehen und in der – für
eigenständige Entdeckungsarbeit
doch recht knapp bemessenen
Zeit von grob 20 Minuten – nur
sehr wenige Spuren finden.
Zweitens steuern sie dadurch
instinktiv auf die von uns
markierten Spuren zu und sehen auf diese Weise viele verschiedene,
tolle Spuren, obwohl sie – wie später beschrieben – ausdrücklich
den Freibrief bekamen, auch selbst auf Spurensuche gehen zu
dürfen. Und drittens macht es die Spuren vergleichbar, indem man
die zugehörige Ziffer/Zahl nennt, auch ohne direkt davor zu stehen
und mit dem Finger darauf zu zeigen, was in Folge noch ein
wichtiger Aspekt unserer Freilanddidaktik sein wird.
Die Schülergruppen empfingen wir, je nach Belegung unserer
Station, direkt am Standort oder wir holten sie von der vorherigen
Station ab, um ihnen die Wegfindung zu ersparen.
Am Anfang jedes Durchganges
erarbeiteten wir mit den Schülern in
2-5 Minuten unser Thema. Dabei
warfen wir die Frage in den Raum,
was Tierspuren sind und welche
Tierspuren sie kennen. Wie erwartet
war
die
Gesamtheit
der
Erstnennungen den Trittsiegeln und
Fährten zuzuordnen. Doch nachdem
es den Schülern und Schülerinnen
bei unserer Station offenbar ein
inneres
oder
konditioniertes
Anliegen
war,
uns
zufriedenzustellen und sie unser
Schweigen
oder
beifälligen
Zuspruch zu Recht als Warten in
gespannter Vorfreude deuteten, kam
dem einen oder anderen dann doch
zögerlich eine Tierspur über die
Lippen, die weder Fährte, noch Trittsiegel war. Mehr als zufrieden
zeigten wir in etwas höherem Maße als zuvor Emotionen der
Freude, worauf eine Salve an weiteren Tierspuren auf uns
losgelassen wurde.
Abschließend ließen wir eine/n besonders ehrgeizige/n
Teilnehmer/in zusammenfassen, dass als Tierspuren also jegliche
Belege für das aktuelle oder einstige Vorhandensein von tierischen
Organismen bezeichnet werden und erklärten ihnen ebenfalls in
143
Christoph Winter & Gerald Schmid, Tierspuren
kürzest möglicher Form, in etwa 60 Sekunden, was sie nachfolgend
zu tun hätten: Die nächsten 20 Minuten standen ganz im Zeichen der
Entdeckung und Forschung. Die Schüler und Schülerinnen sollten
sich in einem klar definierten, nicht allzu großen Areal, der
vorhandenen Spuren bewusst werden. Dabei war es uns wirklich
egal, ob sie die markierten Tierspuren aufsuchten oder ihrem
eigenen Entdeckergeist nachgaben und selbst welche aufspürten. In
jedem Fall aber, und das war einer der Kernaspekte unserer
Freilanddidaktik, sollten sie sich Gedanken über die entdeckten
Spuren machen: Was kann man aus jener Spur herauslesen?
Welches Tier hat sie hinterlassen? Warum gerade hier? War es ein
großes oder ein kleines Tier?
Auch war es in keiner Weise unser Ziel/unsere Erwartung, dass die
SchülerInnen alle (von uns markierten) Spuren fanden. Genauso
legitim wäre es gewesen, wenn sich jemand nur mit drei Spuren
beschäftigt hätte, dafür aber umso intensiver.
Die letzten fünf Minuten der zur Verfügung stehenden Zeit nutzten
wir zur Zusammenschau. Dabei präsentierte jeder Schüler/jede
Schülerin
ein bis zwei
Spuren, die
für ihn/sie
besonders
interessant
waren und
erklärte uns
und
seinen/ihren
Mitschülern
warum
ihn/sie jene Spur fasziniert und seine/ihre im Vorfeld angelegten und
auf seinen/ihren Schreibunterlagen notierten Überlegungen, was uns
diese Spur sagt/sagen könnte. Dieser Abschluss erfreute sich stets
großer Beliebtheit, sodass es selten bei ein bis zwei Spuren pro Kopf
und Nase blieb. Mögliche Fehldeutungen korrigierten wir behutsam,
indem wir die Gruppe nochmals darüber nachdenken ließen, wobei
meist irgendjemandem eine „bessere“ Auslegung in den Sinn kam.
Auch nutzten wir am Ende die Neugier der SchülerInnen aus, über
eine bestimmte Spur mehr erfahren zu wollen, um ihnen ein paar
zusätzliche Informationen mit auf den Weg zu geben.
Während des 20-minütigen, im Zeichen der Spurenentdeckung
stehenden Zeitabschnittes arbeiteten die Schüler völlig selbstständig,
und wurden auch bei Fragen „alleine gelassen“, indem wir sie dazu
anregten, die Lösung selbst zu ermitteln, sofern das möglich war.
Auch leiteten wir die Gruppe dazu an, nicht gesammelt eine Spur
einzukreisen und schließlich zur nächsten zu pilgern, sondern
zumindest zwei Kleingruppen zu bilden, um mehr zu entdecken und
auch vielfältigere Interpretationen entstehen zu lassen.
Unsere Station lief vom ersten Durchgang an wunderbar, ganz im
Sinne der schülerzentrierten Didaktik, was uns vom Lehrkörper auch
so vermittelt wurde. Lediglich ein paar Ansätze wurden uns
vorgestellt, mit denen man den Ablauf noch etwas verbessern und
den Schülernutzen dadurch steigern könnte. Die folgenden
Durchgänge nutzten wir also für den Feinschliff, was ein Leichtes
war, da die Durchführung bis auf Kleinständerungen dieselbe blieb.
Eine unserer Verbesserungen war beispielsweise, dass wir am Ende
der Station den Kreis schlossen und inhaltlich zum Anfang
zurückkehrten, indem wir nochmals einen Schüler oder eine
Schülerin zusammenfassen ließen, was denn eine Tierspur nun,
144
Christoph Winter & Gerald Schmid, Tierspuren
nachdem sie so viele gesehen hatten, ausmacht, was also allen
Tierspuren gemein ist.
Unser Lehrziel, den Schülern und Schülerinnen Tierspuren mittels
eigenständigen (vor)wissenschaftlichen Entdeckungs-, Forschungsund Denkprozessen näherzubringen ging im Rahmen der
Möglichkeiten unserer Station erfreulicherweise auf. Nach
anfänglicher Spurensuche, stellten die Jugendlichen – möglichst
jeder/jede für sich – Überlegungen zu den Funden auf, welche
Informationen daraus gewonnen werden können und präsentierten
ihre Ansätze dann in der Runde. Hierbei entstanden in den meisten
Fällen kleinere Diskussionen, in denen aus den verschiedenen
Interpretationen ein gemeinsamer Konsens gebildet wurde.
Literatur
Bücher:
• Bang P, Dahlström P (2000): Tierspuren, BLV.
• Kriebel H-J (2007): Wie lerne ich Spurenlesen?, Books on
demand.
• Sternath M et al. (2007): Jagdprüfungsbehelf, Österreichischer
Jagd- und Fischerei-Verlag.
• Graner HP (2008): Nationalpark Donau-March-Thaya-Auen:
Eine Dreiländervision, Christian Brandstätter Verlag.
• Hecker F (2010): Welche Tierspur ist das? Kosmos Verlag.
Internet:
http://spirittracker.de/
http://kamana.org/kamanaservices.html
145
Schweitzer & Salihovic, Amphibien
Die Amphibien der MarchAuen
Das Leben ist eine Zweibahn...
von Florian Schweitzer & Sanela Salihovic
Fachliches
„Frösche gehören zur Familie der Lurche respektive Amphibia und
diese ist die phylogenetisch älteste Gruppe an Land lebender
Wirbeltiere. Ihre Haut ist nicht verhornt, sie leben sowohl an Land
als auch im Wasser, sie quaken gerne und durchleben eine
Metamorphose.“ – „Schnarch, erzähl’ uns was Neues!“
In diesem Teil, der mit der unter Umständen wenig einladenden
Überschrift „Fachliches“ beginnt, wollen wir keine Eulen nach
Athen tragen. Wir wollen den Biologie-StudentInnen und
angehenden LehrerInnen nicht erzählen, was sie ohnehin schon
wissen müss(t)en. In diesem Teil wird es nicht um die
Stammesgeschichte, die Sinnesorgane, den Prozess der
Metamorphose, die Funktionen der Haut, die Physiologie oder, oder,
oder gehen. Diejenigen der Nachwelt, die dieses wundervolle
Thema (unter vielen anderen wundervollen Themen) den
SchülerInnen zukünftig vermitteln dürfen, kommen ohnehin nicht
daran vorbei, die im Anhang aufgelistete Literatur sorgfältig zu
lesen.
Anstatt also einem verdauten Haufen der einschlägigen und wirklich
zu empfehlenden Fachliteratur gleich, die Dinge, die wir hier
produzieren, derart zu gestalten, dass man sie gleichsam hinunter
spülen kann – da von niemandem gelesen –, wollen wir etwas
Sinnvolles leisten: wir wollen euch zeigen, wo der Frosch die
Locken hat.
Denn jeder Versuch einer fachlich befriedigenden Darstellung des
Themas würde erstens den Rahmen sprengen und wäre letztlich zum
Scheitern verurteilt. Daher soll hier eine Hilfe für die zukünftigen
Gruppen zu finden sein; ein Guide der Dinge, die wir gerne vorher
gewusst hätten, bevor wir nach Marchegg gekommen sind. Also:
Don’t panic!
„Martschegg?! Kenn isch nich…“
Bevor die tatsächliche Planungsphase für die Unterrichtseinheit
beginnen kann, sollte das man sich über das (Er)Forschungsgebiet im
Bilde sein. Die Reise geht in die March-Thaya- Auen, im
nordöstlichen Weinviertel.
Klimatisch
befindet sich
das an die
Slowakei
grenzende
Weinviertel
im
relativ
trockenen
146
Schweitzer & Salihovic, Amphibien
pannonischen Tiefland. Der Jahresniederschlag in dieser Region
beträgt nicht mehr als 600 mm. Eigentlich denkbar schlechte
Voraussetzungen, wasserliebenden Tieren ein gutes zu Hause zu
bieten. Möglich macht es die Überschwemmungsdynamik der March,
die mit ihren zwei Mal im Jahr stattfindenden Hochwässern das
Umland überspült. Nicht nur die Weich- und Harthölzer folgen
diesem Lauf; der gesamte Lebensraum ist davon geprägt.
Gemäß dem aus der Ökologie stammenden „River Continuum
Concept“ kann man in „Marchegg“ (und damit ist ab nun das in der
Karte eingezeichnete Areal gemeint) permanente Gewässer im
Überschwemmungsbereich,
periodisch
wasserbedeckte
Überschwemmungsebenen und den Hauptkanal, die March, erwarten.
Da Amphibien auf die Verfügbarkeit von zumindest kurzzeitig
vorhandenen Süßwasserseen, Tümpeln, Lacken o.ä. angewiesen sind,
empfiehlt es sich, in den beiden ersten Kategorien zu suchen. Die
March fließt zwar nicht besonders schnell und Amphibien wie
Erdkröte, Seefrosch, Moorfrosch u.a. können sich durchaus in
größeren Flüssen mit Buchten und Altarmen aufhalten. Der
Einfachheit halber sollte die Suche nach „Herzeig-Material“ doch
lieber an den Süßwasseransammlungen betrieben werden.
Die March-Auen gehören zu den amphibienreichsten Fleckchen in
Österreich und bieten eine große Auswahl an im Tiefland
vorkommenden Arten. Teichmolche (3), Kammmolche (4-),
Rotbauchunke (1), Knoblauchkröte (2), Erdkröte (3), Wechselkröte
(2-3), Europäischer Laubfrosch (3), Moorfrosch (2), Springfrosch (1),
und Teich- bzw. Seefrosch (1) konnten von uns mit der in Klammer
angegebenen Fundwahrscheinlichkeit gesichtet und gefangen werden
(1= sehr häufig, 5= selten). Laich konnte Ende Mai/ Anfang April
nicht gefunden werden. Nördlich der Bahnbrücke konnten in einer
„Lagune“ zahlreiche Erdkröten- Kaulquappen gefunden werden
(Merkmal: schwimmen gern in Schwärmen).
„Ich seh’, ich seh’, was du nicht hörst!“
Zwei Dinge sind in Marchegg – neben Luxusverzicht –
notwendig: Augen und Ohren.
Es mag verlockend scheinen, sofort aus dem Auto zu
springen um die ersten Tiere einfangen zu können. Aber
erstens wird man erfahrungsgemäß wenige finden und
zweitens müssen die Tiere nur umso länger in ihren
Terrarien ausharren.
Es empfiehlt sich, erstmal die Gegend kennen zu lernen, die
Wasserstellen auszukundschaften, seine Stirnlampe für den
nächtlichen Ausflug vorzubereiten, Terrarien vorzubereiten
etc. Bei all den Wanderungen sollten Augen und Ohren weit
aufgesperrt werden. Verräterische Erdhügel verbergen
147
Schweitzer & Salihovic, Amphibien
vielleicht eine Knoblauchkröte, in einem Ast
sitzt vielleicht ein Laubfrosch oder dort
„kichert“ ein Teichfrosch. Beim Überqueren
sind
Wasseransammlungen
in
Wagenradspuren, kurz: Lacken, ein heißer
Tipp. Achtet bei euren Wanderungen darauf,
vorsichtig in Lacken zu treten und warnt eure
KollegInnen; jeder zertretene Frosch ist
vermeidbar.
Wie findet man nun die verschiedenen
Amphibien? Neben keschern und mit den
Händen fangen (ja, auch diese Fertigkeit wirst
Du in Marchegg leicht lernen können) kann
die so genannte „Triangulation“ (© by Hödl)
angewandt werden. Dabei wandern zwei
aufmerksame Personen durchs Gelände und
sperren ihre Augen und Ohren weit auf. Sobald der gewünschte Laut
oder optische Reiz von den Wanderern wahrgenommen wird, zeigen
oder leuchten beide mit ihren Taschenlampen auf den ungefähren
Ausgangspunkt. Die Schnittstelle der Lichtkegel/ Armverlängerungen
ist der ungefähre Aufenthaltsort des Individuums. Diese Methode hat
uns tatsächlich das ein oder andere Mal geholfen; speziell bei einem
sonst schwer zu entdeckenden Laubfrosch, der direkt vor dem Haus
auf einem Ast gesessen ist. Hätte er sich durch eine kurze
Lautäußerung nicht verraten, hätten wir ihn ohne diese Methode
wahrscheinlich nicht entdeckt.
Diverse Medien zur Forschstimmenerkennung sind im Handel
erwerbbar oder in der Fachbereichsbibliothek auszuleihen. Für uns
hat sich gezeigt, dass da Kennen der Froschlaute nicht nur Spaß
macht, sondern auch einen groben Überblick über Bestand und
Individuenzahl
geben
kann.
Wer
einem
besonderen
Laubfroschkonzert lauschen möchte, sollte in der Nacht den Feldweg
zur Langen Luss aufsuchen. Obgleich es sich so anhört, als wären es
hunderte Individuen handelt es sich um weit weniger. Durch nicht
quakende Satellitenmännchen, die andere für sich quaken lassen, um
den erschöpften Rufern quasi das angelockte Weibchen vor der Nase
wegzuschnappen, ist die tatsächliche Individuenzahl noch einmal
höher zu vermuten. Die Laubfrösche gehören zu den lautesten
Lautproduzenten im Reich der Amphibien. Dieser Umstand kann
beispielsweise auch Gegenstand eines Unterrichtskonzepts sein: Wir
haben einen männlichen Laubfrosch gefangen (Merkmal: orange
gefärbte Kehle) und konnten ihn auf Abruf quaken lassen. Indem wir
den Frosch richtig gehalten (mehr dazu später) und währenddessen
148
Schweitzer & Salihovic, Amphibien
seinen Bauch gekitzelt haben, blähte der Laubfrosch seine
Stimmblase auf und er konnte somit mit den Kindern
„kommunizieren“. Diese einfache Methode hat zweierlei
Sinnesorgane der Kinder angesprochen: das Auge und das Ohr.
Spielerisch wurde somit der Sinn des Quakens – die (innerartliche)
Kommunikation – gelernt; ohne allzu viele Worte, die nur ablenkend
gewirkt hätten, zu verlieren. Dies führt zum nächsten Punkt…
In Marchegg gibt es keine Wände!
[OFF] Ein sehr wichtiges Feedback, welches wir von den Lehrenden
einmal bekommen haben, war für uns der Lichtschalter der
Erkenntnis: „Das könnt ihr auch im Klassenzimmer machen!“.
Wir haben im Vorfeld viele Überlegungen angestellt und dem
„Froschkönig“ letztlich ein Luftschloss gebaut, in das er nicht
wirklich einziehen konnte. Denn a) wussten wir nicht, womit wir es
zu tun bekommen werden und b) haben wir unsere Unterrichtseinheit
als „normalen Biologie-Unterricht unter freiem Himmel“ konzipiert.
Im didaktischen Teil ist die Evolution unserer Idee nachzulesen. Den
größten Erfolg hatten wir jedoch, als wir die Wände unseres
„Klassenzimmers“ in Marchegg niederrissen. Weg von den Stationen
mit vorbereiteten Zetteln, Requisiten, schematischen Darstellungen,
Hörproben der Froschlaute auf mp3! Wir hatten alles vor unserer
Nase und unsere lehrreichen Spiele waren da eher kontraproduktiv.
Wir haben erkannt, dass mit den einfachsten Mitteln, nämlich den
Tieren selbst, die besten Ergebnisse erzielt werden konnten.
Es soll damit nicht gesagt werden, dass auf jegliche materielle
Vorbereitung verzichtet werden kann. Aus unserer Erfahrung zeigte
sich jedoch, dass das „froschende Lernen“ nur mit den Fröschen
selbst möglich war. Denn eines gibt es in den echten Klassenzimmern
bestimmt nicht: einen derartigen Amphibienreichtum.
Versuche also das zu machen, was in der Klasse niemals möglich
wäre und das Ergebnis wird erfreulich sein. [ON]
Haltungsnoten
Nachdem die gewünschten Tiere gefangen wurden, ist eine
angemessene Haltung der Amphibien zwingend notwendig. Ganz
allgemein gilt: je kürzer sich die Amphibien in einem Terrarium
befinden müssen, desto besser. Eventuell können Amphibien
zwischendurch ausgetauscht werden, wenn neue Individuen der
gleichen Art gefunden werden.
Frösche bzw. Kröten, die verschiedene Substanzen über die Haut
ausscheiden, sollten mit bedacht zusammen gehalten werden. So
sollten beispielsweise Rotbauchunken in einem mit wassergefüllten
Terrarium nicht unbedingt zusammen mit Wasserfröschen gehalten
werden. Das Bombesin der Rotbauchunken könnte auf kleinem Raum
zu hoch konzentriert sein und den Wasserfröschen schaden. Bei
Kröten ist dieser Effekt eher zu vernachlässigen, wenn sie sich
zusammen mit anderen Körten in einem mit Erde gefülltem
Terrarium aufhalten.
Die Terrarien sollten so lebensnah wie möglich sein. Es ist sinnlos,
einen Laubfrosch die ganze Zeit im Wasser schwimmen zu lassen
oder eine Knoblauchkröte auf einen Ast zu setzen. Die im Folgenden
aufgelisteten Kurzbeschreibungen zu den einzelnen Arten soll ein
„artgerechtes“ Halten möglich machen.
Für das Arbeiten mit Fröschen ist es wichtig, diese richtig zu halten
(jetzt ist vom Halten mit den Händen die Rede). Anfänglich werden
dir die Exemplare bestimmt das ein oder andere Mal aus der Hand
149
Schweitzer & Salihovic, Amphibien
hüpfen. Eine einfache Methode, wie man Frösche richtig hält,
funktioniert folgendermaßen:
Nimm’ den Frosch in die Hand und halte ihn vorsichtig in der halb
geschlossenen Hand. Nun versuche, mit dem Zeigefinger bauchseitig
nach unten zu rutschen, bis Du bei den Hinterbeinen ankommst.
Währenddessen sollte der Daumen den Frosch stets fixieren. Nun
sollten dein Zeigefinger und Daumen die langgestreckten Beine des
Frosches festhalten. In dieser Position bewegt sich das
Demonstrationsobjekt nicht. Pass aber darauf auf, dass Du mit
Zeigefinger und Daumen nicht die Hinterbeine zerquetscht oder
verletzt.
Mit ein bisschen Übung lässt sich noch etwas anderes
bewerkstelligen: Froschhypnose! Hierzu musst Du einen Frosch auf
den Rücken legen und darauf achten, dass keine seiner Arme oder
Beine eine Unterlage finden, seine Extremitäten sozusagen in alle
Himmelsrichtungen ausgestreckt sind. Während Du den am Rücken
liegenden Frosch eine kurze Zeit fixierst, kannst Du als Showeinlage
noch einige Worte der Beschwörung und Verzauberung sprechen.
Wenn Du dann deine Hände langsam entfernst, bleibt der Frosch
reglos am Rücken liegen. Erst wenn der Frosch wieder Boden unter
seinen Füßen spürt, hüpft er gesund und munter davon.
The Who is who?!
Um vor Ort die einzelnen Tiere besser zuordnen bzw. finden zu
können, sei nun eine kurze Liste der zu erwartenden Amphibien
vorgestellt, samt Besonderheiten und Beobachtungstipps.
Fragen, die Du dir zur leichteren Identifikation stellen kannst, wären:
o Wie lange sind die Hinterbeine? (charakteristische Länge der
Hinterextremitäten. Bei Uneindeutigkeit die Hinterbeine
vorsichtig Richtung Kopf ziehen und vergleichen).
o Wie gut ist das Trommelfell zu erkennen?
o Wie ist die Beschaffenheit der Haut?
o Wie groß ist der Fersenhöcker? (Wichtig bei der
Unterscheidung der Wasserfrösche)
o Wie groß sind die Ohrendrüsen?
o Welche Form haben die Pupillen? (Echte Kröten und Frösche
waagrecht,
Knochblauchkröte
senkrecht,
Unken
herzförmig…)
o Wie sieht die bauchseitige Färbung bei Molchen aus?
u.v.m.
Teichmolch, Lissotriton vulgaris (Triturus vulgaris)
Im auf der Karte weiter oben als „Tümpel B“ gekennzeichneten
Bereich konnte ein Teichmolch gefunden werden. Das Männchen
zeichnet sich durch rundliche Flecken auf mittelbraunem Grund aus.
Auffällig sind eine orangene Färbung am Schwanzansatz sowie eine
leichte Färbung auf den Flanken. Das wesentlichste Merkmal sind
jedenfalls die Streifen entlang der Kopfseite. Das Weibchen weist
diese Bänderung auch auf, meist jedoch etwas undeutlicher. Es ist
etwas kleiner als das Männchen und hat eher spärlich gesäte Flecken.
In einem wassergefüllten Terrarium mit viel Holz und Grünzeug
wurde er gehalten.
Besonderheiten: Teichmolche haben manchmal zwei Laichzeiten. Die
aus der zweiten stammenden Larven schaffen es oft nicht bis zur
150
Schweitzer & Salihovic, Amphibien
Metamorphose und verbleiben im Gewässer. Die Larven können
somit eine beträchtliche Größe im nächsten Jahr erreichen.
Beobachtungstipps: in flacher Uferzone kann etwa im März/April das
Balzverhalten (=“Wedeln“) beobachtet werden. Etwas später können
unter Steine, Bretter usw. im Umfeld der Laichgewässer Alt- und
Jungtiere in Landtracht entdeckt werden.
Kammmolch, Triturus cristatus
Die eher schwer zu findenden Exemplare aus der Gattung Triturus
cristatus zeichnen sich durch eine dünklere Grundfärbung und
ebenfalls dunklen Flecken aus. An den Kopf- und Bauchseiten
besitzen sowohl Männchen als auch Weibchen charakteristische
weiße Pünktchen.
Kammmolche wurden zwar gesichtet, nicht jedoch eingefangen.
Rotbauchunken, Bombina bombina
Deutliche Merkmale sind die orange-rötliche Färbung an der
Bauchseite (die für jede Unke individuell ist; ähnlich einem
Fingerabdruck), die herzförmige Pupille (bei Kröten quer-oval) und
die durch die besondere Rufmechanik eher dumpf klingenden Rufe.
In Massen konnten Rotbauchunken hinter dem Haus bei „A“
gefunden werden. Sie halten sich vor allem an sonnenexponierten
Stillgewässern mit dichter Sumpf- und Wasserpflanzenvegetation auf,
wie sie hier besonders gut gegeben ist.
Besonderheiten: Sollte jemand nach der natürlichen Lebensdauer von
Amphibien fragen, so kann am Beispiel der Rotbauchunke die Zahl
30 angegeben werden.
Beobachtungstipps: Bei Tümpel A zahlreiche Individuen zu finden.
Knoblauchkröte, Pelobates fuscus
Der Name kommt von der knoblauchig riechenden Flüssigkeit, die von
den Drüsen abgegeben werden kann. Tatsächlich konnten wir dies nicht
beobachten und unsere Grillabende damit würzen.
Sehr leicht zu identifizieren sind Knoblauchkröten an ihren
katzenähnlichen Pupillen (Schlitz nach unten) und ihrer gefleckten
Haut. Im Gegensatz zu den echten Kröten wirkt die Knoblauchkröte
etwas gedrungen in ihrer Erscheinung. Die Grabschwielen an den
Hinterbeinen können ganz eindeutig erfühlt werden.
Besonderheiten: Wurde zum Froschlurch des Jahres 2007 gewählt.
Unter www.dght.de können weitere Informationen abgerufen werden,
sofern nicht ohnehin schon genug recherchiert wurde.
Beobachtungstipps: nach den Tieren zu keschern ist sinnlos. Am besten
werden sie bei Nacht entlang des Weges gefangen. Es ist jedoch nicht
immer ganz einfach, eine Knochblauchkröte zu erwischen. Innerhalb
kürzester Zeit können sie sich mit ihren Grabschaufeln an ihren
Hinterfüßen in die Erde einbuddeln. (Vielleicht eine Idee für deine
Unterrichtseinheit?!)
Erdkröte, Bufo bufo
Das Sinnbild der Kröte schlechthin: plump, warzig, nierenförmige
Drüsen hinter dem Auge, braun und unbeholfen wirkende
Fortbewegung. Erdkröten sind Früh- und Explosivlaicher. Aus ihren
Laichschnüren entwickeln sich zahlreiche Larven, deren besonderes
Merkmal ein Schwarmverhalten ist. Nördlich der Bahnbrücke konnten
in einem stillen Arm der March Hunderte Erdkrötenlarven gefangen
werden.
151
Schweitzer & Salihovic, Amphibien
Besonderheiten: entgegen dem volkstümlichen Glauben sind Erdkröten
für den Menschen nicht tödlich. Zwar produzieren ihre Drüsen so
genannte Bufotenine, die als passives Abwehrverhalten gegen
Fressfeinde und Mikroorganismen auf der Haut dienen soll, aber für den
Menschen können höchstens Schleimhautreizungen auftreten. Nach
dem Hantieren mit Amphibien sollten die Hände ohnehin stets
gewaschen werden. Angst sollte aber nicht vermittelt werden.
Eine weitere Besonderheit, die wohl nur mit viel Glück zu beobachten
sein wird, ist das „Aufpumpen“ der Erdkröte gegen Fressfeinde.
Beobachtungstipps: ähnlich der Knoblauchkröte; am Wegesrand in der
Nacht gefunden.
Wechselkröte, Bufo viridis
Auf hellem, beigefarbenem oder grünlichem Grund finden sich
oberseits große unregelmäßige grüne Flecken. I.d.R. ohne einem
Rückenstreifen. Manchmal wird sie aufgrund ihrer schönen grünen
Flecken „Grüne Kröte“ genannt. Der Name „Wechselkröte“ geht auf
ihre Fähigkeit des Farbenwechselns zurück. Tatsächlich ist die
umgebungsbedingte Umfärbung nicht so stark ausgeprägt wie beim
Laubfrosch. Die Wechselkröte kann an vegetationsarmen Flächen mit
grabfähigem Untergrund gefunden werden.
Besonderheiten: Wechselkröten tolerieren hohen Salzgehalt, indem sich
die Larven noch bei einer Slinität von mehr als 10 Promille entwickeln.
Um im Meer leben zu können, reicht das allerdings nicht aus…
Beobachtungstipps: tagsüber in der nähe von Laichgewässern flache
Steine, Bretter o.ä. hochheben. Bitte alle umgedrehten Materialien
jedenfalls wieder vorsichtig an die alte Position zurücklegen!
Laubfrosch, Hyla arborea
Es ist DER Frosch schlechthin. Die Kulturgeschichte des Frosches nicht
einbezogen, könnte man stundenlang über diesen Amphibienvertreter
reden.
Auffällig ist die meist grasgrüne Färbung. In unserem Terrarium zeigte
sich jedoch, wie wandlungsfähig dieser Frosch ist. Versteckt hinter
einem aus Steinen gebauten Thron hat sich unser Froschkönig fast
steingrau gefärbt. Deutlich ist immer das oben hell gesäumte Längsband
zu sehen, welches hinten in einer so genannten Hüftschlinge
zusammenläuft. Es darf gerätselt werden, welchen Zweck diese
Schlinge erfüllt. Am wahrscheinlichsten dient sie der Imitation eines
Gesichts und hat damit abschreckende Wirkung.
152
Schweitzer & Salihovic, Amphibien
Besonderheiten: unter den heimischen Amphibien sind Laubfrösche die
einzigen, die hervorragend klettern können (=Haftscheiben). Sogar an
Glaswänden der Terrarien (hier sind die Haftscheiben besonders schön
zu demonstrieren, da man sozusagen den Blick von unten bekommt).
Beobachtungstipps: wie schon erwähnt, sind Laubfrösche besonders
durch ihre lautstarken Rufkonzerte ausfindig zu machen. Ab etwa 22.00
Uhr geht’s los! Für Individuen außerhalb des Chors empfiehlt sich die
Triangulation.
Moorfrosch, Rana arvalis
Zierlich gebauter, meist 5-6 cm, selten bis 8cm langer Frosch mit
zugespitztem Kopf. Oben bräunlich bis rötlich gefärbt! Trommelfell gut
zu erkennen.
Besonderheiten: in der Paarungszeit sind die Männchen blau gefärbt.
Wie diese Färbung zustande kommt ist bis heute noch nicht ganz
geklärt.
Beobachtungstipps: Hier empfiehlt sich Keschern im Wasser oder in
Ufernähe.
Springfrosch extrem weit hüpfen. Er ist einer der besten Springer: er
kommt mit einem Satz bis zu 2m weit und 1m hoch.
Beobachtungstipps: Sind ebenfalls an den oben beschriebenen
Standorten A und B gut zu finden.
Seefrosch, Rana ridibunda
Um ehrlich zu sein, ist es nicht immer ganz einfach, die Vertreter der
Wasserfrösche zu unterscheiden. See- und Teichfrosch ähneln sich
mitunter sehr, was nicht zuletzt auf die Hybridisierung von Letzterem
zurückzuführen ist. Der größte Unterschied vom Seefrosch zum
Teichfrosch sind seine anderen Proportionen: seine Hinterbeine sind im
Verhältnis zu seinem Rumpf sehr lange. Sein Fersenhöcker ist klein und
flach, da sie stärker wassergebunden sind und daher wahrscheinlich
keine so gut ausgeprägten Grabinstrumente benötigen.
Besonderheiten: Der Erstbeschreiber dieser hat die Rufe der Seefrösche
für ein Lachen oder vielmehr ein Meckern gehalten. Daher rührt der
lateinische Name „ridibunda“ für „lachend“.
Beobachtungstipps: unzählige in den Tümpeln A und B.
Teichfrosch, Rana esculenta
Springfrosch, Rana dalmatina
Zierlicher Körperbau mit langen Hinterbeinen. Im Vergleich zum
Moorfrosch hat dieser die längsten Beine. Seine Färbung erinnert ein
wenig an herbstliches Laub.
Besonderheiten: Springfrosch-Männchen haben, anders als die anderen
heimischen Forscharten, keine Schallblasen. Dennoch stoßen sie Rufe
aus, die aber eher leise sind. Dank der großen Hinterbeine kann der
Diese „Art“ (phylogenetisch noch eine Baustelle) ist ursprünglich aus
Kreuzungen zwischen Seefrosch und dem kleinen Wasserfrosch
hervorgegangen. Daher hat er in den Merkmalen eine mediäre
Ausprägung. So sind seine Fersenhöcker nicht ganz so ausgeprägt wie
beim kleinen Wasserfrosch aber deutlich besser als beim Seefrosch.
Besonderheiten: wie schon erwähnt handelt es sich beim Teichfrosch
um einen Hybriden, der sich durch Rückkreuzung mit einer der beiden
153
Schweitzer & Salihovic, Amphibien
Elternarten vermehrt. In manchen Gebieten leben aber auch reine
Teichfroschpopulationen, die notwendigerweise einen dreifachen
Chromosomensatz aufweisen müssen (vgl. Heimische Amphibien.
Dieter Glandt). Die Entdeckung dieses Umstandes in den 60er Jahren
war eine zoologische Sensation. Denn normalerweise sind ja Hybride
nicht fruchtbar.
Didaktik
Es war einmal ein alter Froschkönig...
Auf der Suche nach einem Konzept für unsere Station stand eine
Sache für uns von vornherein fest: Wir wollten eine Station bieten,
bei der vor allem der haptische Sinn angesprochen wird und trotz
spielerischem Charakter unsere Lehrziele altersadäquat vermittelt
werden. Über Schnitzeljagd und Rätselralley kamen wir schließlich
zur Idee, unsere Station in den Rahmen eines Märchens zu verpacken.
Einerseits waren Märchen als Unterrichtsthema nämlich in der ersten
Klasse der Unterstufe (die ja zu uns kommen sollte) im Lehrplan
verankert, andererseits entsprach dieser Rahmen unserer Idee von
einer altersgemäßen, spielerischen Umsetzung unseres Themas.
Mit diesem Rahmen versuchten wir sodann, das große Thema der
Amphibien auf drei wesentliche Kapitel zu beschränken: Wir
entschieden uns für die Taxonomie, die Metamorphose und die
Bedeutung des Begriffes „Amphib“. Im Bezug auf die Taxonomie
wollten wir ein Plakat gestalten, auf welchem die zwei heimischen
Ordnungen, sowie namhafte Familien und Gattungen als Beispiele
genannt werden sollten. Für die Erarbeitung der Metamorphose
zählten wir auf den Fund von Laich, Kaulquappen und Adulti vor Ort.
Die Begriffsklärung sollte mit Hilfe eines „Zweibahnschildes“,
welches zwischen Land und Wasser stehen sollte, visualisiert werden.
Der Ablauf sollte mit einer Begrüßung und Vorbereitung unserer
SchülerInnen beginnen: Der alte Froschkönig sucht einen Nachfolger,
um sich in seiner Pension beruhigt um die Kaulquappen kümmern zu
können. Natürlich wünscht sich der Froschkönig einen verwandten
Nachfolger, um über das Königreich der Amphibien zu regieren,
daher stehen Vertreter der zwei heimischen Ordnungen zur Wahl (die
dritte, nicht heimische Ordnung wollten wir als entfernte, tropische
Verwandte erwähnen), die wir auf dem Plakat vorstellen wollten.
Anschließend wollten wir uns die Kaulquappen des Königs ansehen
und an Hand dieser auf die Metamorphose übergehen – bestenfalls
mit Lebendexemplaren, notfalls auch mit Abbildungen. Dann sollten
die SchülerInnen in Gruppen aufgeteilt selbst nach Amphibien
suchen, um anschließend einen Steckbrief über die wichtigsten
Merkmale ihres Tieres, welches sie anfassen und gründlich ansehen
sollten, ausfüllen. Da wir zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, wie
viele SchülerInnen und wie viel Zeit wir pro Durchgang haben
würden, wollten wir das selbstständige Suchen und Fangen nur bei
einem großen Zeitrahmen durchführen, ansonsten hofften wir, mit
von uns gefangenen Individuen auftrumpfen zu können. Zuletzt
sollten die Gruppen ihr Tier den anderen Gruppen vorstellen und
begründen, warum ihr Tier der Nachfolger des Königs werden sollte.
Dabei sollten sie die Stärken der Tiere hervorheben („Der Frosch
kann mit seinen langen Hinterbeinen sehr gut springen“). Zuletzt
sollten die SchülerInnen unter sich über den Gewinner abstimmen,
damit wir als LehrerInnen keine falsche Vorstellung von einem
„überlegenen“ Amphib überbringen, sondern die Wahl allein bei den
SchülerInnen liegt. Die Gruppenmitglieder des Siegertieres sollten
mit Kronen und Gummifröschen zu den Siegern gekürt werden.
154
Schweitzer & Salihovic, Amphibien
Wer suchet, der findet...
In Marchegg angekommen, hatten wir unser Konzept bereits deutlich
umgekrempelt. Wir hatten unsere Pläne verkürzt und auch die
Umsetzung verändert, ohne dabei von unseren Lehrzielen
abzuweichen. Wir hatten uns nämlich zwei Ziele gesetzt: Die
SchülerInnen sollten einerseits eine mögliche Scheu und Abneigung
vor Amphibien verlieren und die Tiere am besten auch anfassen;
andererseits sollten die SchülerInnen am Ende des Tages wissen, was
es mit dem Begriff Amphib auf sich hat. Um unsere Materialien
möglichst zu reduzieren, machten wir uns zunächst auf die Suche
nach Amphibien. Unsere Ausbeute war sehr erfreulich: Nach zwei
Tagen hatten wir etliche Rotbauchunken, zwei Kammmolche, zwei
Wechselkröten, zwei Knoblauchkröten und eine Erdkröte, zwei
Laubfrösche, einen Moorfrosch, einen Springfrosch und zwei
Teichfrösche gefangen. Den größeren Laubfrosch machten wir zum
König und bastelten ihm aus Karton ein Schloss, mit welchem wir
das Terrarium, welches wir mit einem königlichen Thron und vielen
Accessoires ausgeschmückt hatten, verkleideten. Hier sollte das
Märchen seinen Ausgang nehmen. Die übrigen Amphibien stellten
wir in einigen Terrarien verteilt um das Schloss herum, um an ihnen
die Diversität der Amphibien darzustellen und uns das Plakat zu
ersparen. Darüber hinaus hatten wir einen MP3-Player mit sechs
verschiedenen Tierlauten (Schaf, Huhn, Ente, Wechselkröte,
Laubfrosch und Rotbauchunke) mit, welche die SchülerInnen
anhören und entscheiden sollten, ob es sich jeweils um den Laut eines
Amphibs handelt oder nicht. Im Zuge dessen erklärten wir auch die
Lautbildung und die Funktion der Laute. Weiters wollten wir die
unterschiedliche Ernährungsweise der Kaulquappen und Adulti
darstellen: Dazu hatten wir zur Darstellung der Beweidung bei den
Kaulquappen eine kleine Raspel mitgenommen und bei Eva eine
Zucchini bestellt, welche die SchülerInnen mit der Raspel bearbeiten
sollten; zur Darstellung des Filterns bei den Kaulquappen hatten wir
ein Küchensieb und eine Schüssel mit Wasser und Salatstücken
vorbereitet. Die Ernährung der adulten Frösche stellten wir mit Hilfe
eines „Schnalz-Armbandes“, das wir mit doppelseitigem Klebeband
an einem Ende versehen hatten, dar und bastelten Fliegen und kleine
Käfer, die wir ebenfalls mit doppelseitigem Klebeband versahen,
welche die SchülerInnen mit gestrecktem Armband fangen sollten,
wobei sich das Armband zusammenrollte und so den Mechanismus
der Froschzunge nachahmte. Die Metamorphose stellten wir
weiterhin vor, wobei wir Kaulquappen der Wechselkröte und zwei
adulte Wechselkröten gefangen hatten und diese als
Lebendexemplare vorzeigen konnten. Laich hatten wir leider keinen
gefunden, daher zeigten wir diese auf einer Abbildung. Im Zuge
dessen versuchten wir die SchülerInnen die wichtigsten
Veränderungen im Habitus und in der Lebensweise von Kaulquappen
und Adulti erkennen zu lassen. Als abschließenden Teil wollten wir
die Krötenwanderung nachstellen, indem wir die SchülerInnen im
Froschsprung über den Kiesweg springen lassen wollten, während wir
sie mit einer Schubkarre „überfahren wollen“. Letztendlich blieb uns
jedoch keine Zeit für diesen Teil der Station. Nachdem wir nur 30
Minuten pro Durchlauf hatten und am ersten Tag alle drei Durchläufe
direkt hintereinander hatten, blieb uns zwischen den einzelnen
Gruppen leider keine Zeit für Veränderungen. So machten wir uns
nach dem Feedback daran, die Station völlig abzuändern, um von
vorherrschenden
Lehrer-Schüler-Gesprächen
verstärkt
auf
entdeckendes Lernen überzugehen.
155
Schweitzer & Salihovic, Amphibien
Und die Moral von der Geschicht’...
...ohne Spontaneität geht es nicht! Innerhalb der Mittagspause
veränderten wir unser Konzept völlig und probierten es auch
gleich an den Gruppen beim Freilauf aus. Wir stellten die
Terrarien auf Baumstümpfen und einem Tisch auf und beließen
den Beginn bei unserem Märchen. Anschließend wurden die
SchülerInnen jedoch in zwei Gruppen geteilt, nämlich die
Schwanzlurche und die Froschlurche (wir losten die Gruppen aus,
wobei ein Gummifrosch für die Froschlurche und ein
Gummiwurm für die Schwanzlurche stand). Die Gruppen sollten
dabei eine Art ihrer Ordnung wählen und aufschreiben, warum
gerade ihr Tier der Nachfolger des Königs werden sollte. Wir
gaben ihnen nur einen Zettel und einen Stift, legten ein Buch zur
Unterstützung auf und gaben ihnen ein paar Tipps, welche
Eigenschaften des Tieres sie sich besonders ansehen sollten
(Farbe, Körpergestalt, Gliedmaßen, Hautstruktur etc). Dann ließen
wir sie zwanzig Minuten lang bei den Tieren, wobei wir ihnen
zuvor gezeigt hatten, wie sie richtig gehalten werden. Es zeigte
sich, dass alle bereit waren die Tiere anzufassen und dies auch
ganz selbstständig während ihrer Beobachtungen taten. Wir
gingen immer wieder an den SchülerInnen vorbei, falls sie uns
etwas fragen wollten oder verwiesen sie kurz darauf, auch in das
Buch zu schauen und sich ein wenig bei der „Konkurrenz“
umzusehen. Nach zwanzig Minuten ließen wir die Gruppen ihre
Beobachtungen vortragen, wobei teilweise richtige Briefe an den
König geschrieben wurden und die SchülerInnen viel Kreativität
an den Tag legten. Wir entschieden diesmal zu dritt (Flo, Sanela
und eine der Lehrerinnen oder ProfessorInnen) über den Sieger
und kürten diesen auch ganz feierlich mit Kronen und
Naschereien; natürlich bekam auch die
zweite Gruppe einen Trostpreis!
Resümee
Die zwei Unterrichtstage haben uns gezeigt,
wie wichtig ein „Plan B“ und Spontaneität
beim Unterrichten sind. Nachdem wir beim
Feedback gehört hatten, dass wir das uns
selbst gesetzte Lehrziel vom entdeckenden
Lernen nicht richtig umgesetzt hatten und zu
viel Zeit mit Lehrer-Schüler-Gesprächen
verbracht hatten, krempelten wir unser
Konzept binnen einer halben Stunde völlig
um und erlebten bei der nächsten Runde
einen unglaublichen Wandel: Nicht nur
waren die 30 Minuten viel entspannter und
angenehmer, sondern wir merkten auch, wie
sehr man sich als LehrerIn aus dem
Unterrichtsgeschehen heraus nehmen kann
und die SchülerInnen dabei trotzdem hoch
motiviert und ertragreich (vielleicht sogar
noch motivierter und ertragreicher als sonst)
arbeiten. Wir ließen zwar sämtliche
„Teilstationen“, die wir zuvor mühsamst in
30 Minuten gepresst hatten, weg, doch die
SchülerInnen wussten am Ende teilweise
noch mehr als zuvor durch unseren Input
und lebten auch noch ihre kreativen
156
Schweitzer & Salihovic, Amphibien
Schreibadern aus. Die lebenden Tiere, welche die SchülerInnen
selbstständig erforschen konnten, st ellten bereits so eine
Faszination dar, dass wir gar keine Spiele und sonstige Methoden
anwenden mussten, um die SchülerInnen zum Arbeiten zu
motivieren. Wir ließen die Amphibien für sich sprechen und so
waren am Ende nicht nur die SchülerInnen, sondern auch wir
beide selbst vollauf begeistert!
Ach, und da sie nicht gestorben sind, leben alle Amphibien und
SchülerInnen noch heute…
Literatur
Bücher
Engelhardt, Wolfgang (2008): Was lebt in Tümpel, Bach und
Weiher? Pflanzen und Tiere unserer Gewässer [über 400
Arten]. Stuttgart: Kosmos-Literaturführer.
Glandt, Dieter (2008): Heimische Amphibien. Bestimmen –
Beobachten – Schützen. Wiebelsheim, AULA Verlag.
Grillitsch, Britta (1983): Lurche und Kriechtiere Niederösterreichs.
Wien, Facultas Verlag
Hofrichter, Robert (1998)
Amphibien:
Evolution,
Anatomie, Physiologie,
Ökologie
und
Verbreitung, Verhalten,
Bedrohung
und
Gefährdung. Augsburg:
Naturbuch-Verlag.
Kelemen, Julia (1999):
Fließende
Grenzen.
Lebensraum
MarchThaya-Auen.
Wien:
Umweltbundesamt,
Distelverein.
Grafik: © Google Earth
157
Maria Hölzl, Valerie Schönbeck: Reptilien
Reptilien
Von Maria Hölzl und Valerie Schönbeck
verbunden, das Mittelohr verfügt, außer bei Schlangen, über nur ein
Gehörknöchelchen und das Unterkiefer besteht aus mehreren
Knochen (Günther, 1996).
Fachliches
Reptilien allgemein
Zu der Gruppe der Reptilien gehören Schildkröten (Testudines) und
Schuppenkriechtiere (Squamata). Die Schuppenkriechtiere teilen
sich wiederum in Echsen (Lacertalia), zu den die Eidechsen und die
Schleichen gehören und in die Schlangen (Serpentes).
Reptilien sind im Mesozoikum die dominierende Tiergruppe,
werden aber dann von Säugetieren und Vögeln abgelöst. Reptilien
sind ovipar und so, im Gegensatz zu Amphibien, auch bei der
Fortpflanzung von Wasser unabhängig. Die Eier sind mit einer
pergamentartigen oder kalkreichen Schale versehen und dotterreich.
Sie werden an Land an günstigen Stellen abgelegt. Im Ei wird der
Embryo von einer Embryonalhülle, dem Amnion, umhüllt, das
erstmals bei Reptilien auftritt (Wehner, Gehring, 1995).
Gemeinsame Merkmale der rezenten Reptilien sind die epidermalen
Hornstrukturen (Schuppen, Schilder), die zum Schutz vor
Austrocknung dienen. Squamata müssen sich daher häuten (Wehner,
Gehring, 1995). Weiters haben sie eine Kloake, die als
Geschlechtsöffnung und Exkretionsorgan dient, wobei Männchen
über Begattungsorgane verfügen (außer Brückenechsen). Die
Befruchtung erfolgt im Inneren des Körpers. Der Schädel der
Reptilien ist nur durch einen Gelenkhöcker mit der Wirbelsäule
Reptilien regulieren ihre Körpertemperatur durch unterschiedliches
Verhalten, da es ihnen nicht möglich ist, sie mithilfe des
Stoffwechsels zu regulieren. Benötigen sie Wärme, begeben sie sich
an warme Orte oder sonnen sich, benötigen sie Abkühlung,
wechseln sie an kältere Orte. Das Phänomen, dass Wärme von
außen aufgenommen wird und nicht durch den Stoffwechsel erzeugt
wird nennt man ektotherm.
Durch die geringere Stoffwechselaktivität verbrauchen Reptilien
auch weniger Nährstoffe und können daher im Vergleich mit viel
weniger Nahrung als Säugetiere auskommen. Darüber hinaus sind
158
Maria Hölzl, Valerie Schönbeck: Reptilien
Reptilien poikilotherm, das heißt ihre Köpertemperatur passt sich
der Temperatur ihrer Umgebung an (Campbell et al, 2006).
In Marchegg zu erwartende Reptilien sind:
•
•
Testudines:

Europäische Sumpfschildkröte Emys
orbicularis
Squamata:
o Eidechsen
 Zauneidechse Lacerta agilis
 Smaragdeidechse Lacerta viridis
o Schleichen
 Blindschleiche Lacerta fragilis
o Schlangen
 Ringelnatter Natrix natrix
 Würfelnatter Natrix tessellata
 Äskulapnatter Zamenis longissimus
 Schlingnatter Coronella austriaca
Im Folgenden sollen die Tiere, die von uns gefunden wurden, kurz
charakterisiert werden.
Zauneidechse Lacerta agilis
Die Zauneidechse hat einen kräftigen, nicht abgeflachten Körper
und einen sich langsam verjüngenden Schwanz. Die Schnauze ist
relativ rund. Sie erreicht eine Größe von ca 18-22 cm. Adulte
Weibchen weisen eine gelbbraune bis braune Färbung an Rücken
und eine cremeweiße bis gelbe Bauchfärbung auf. Seitlich befinden
sich die charakteristischen Augenflecke. Adulte Männchen hingegen
haben eine auffällige Grünfärbung an Kehle und Bauch. Ihr Rücken
und Schwanz sind braun gefärbt und zeigen dunklere Flecken.
Zauneidechsen kommen in allen Bundesländern Österreichs
zwischen 115-1700 m vor. Bevorzugte Lebensräume sind offene,
stark strukturierte Landschaften wie zum Beispiel Waldränder,
Trockenrasen, Bahndämme, Feldraine, etc. Wir haben sehr viele
Zauneidechsen an der Böschung zur Straße beim Pulverturm
gefunden. Die Nahrung der Zauneidechsen setzt sich aus Würmer,
anderen Reptilien, Arthropoden oder Spinnen zusammen.
Zauneidechsen sind ca. von Ende März bis Anfang Oktober aktiv,
wobei die Männchen die Winterquartiere 1-2 Wochen früher
verlassen als die Weibchen. Im Frühjahr fällt die Hauptaktivitätszeit
in die Mittagsstunden, im Sommer in den Nachmittag. Ende April
ist Paarungszeit. Es folgen zwei Eiablagen: Ende Mai bis Ende Juni
und Ende Juni bis Ende Juli. Die Gelege haben 9-14 Eier, die
entweder in selbstgebauten Röhren oder an günstigen Plätzen unter
Steinen, die genug Feuchtigkeit und Wärme bieten, abgelegt
werden. Die Inkubationszeit beträgt ca. drei Monate.
Blindschleiche Lacerta fragilis
Der Körper der Blindschleiche ist schlangenförmig, jedoch ist
schnell erkennbar, dass der Schwanz im Vergleich zu Schlangen viel
länger ist. Der Schwanz ist klar vom Körper abgesetzt und kann, wie
bei Eidechsen auch, abgeworfen werden. Der Kopf ähnelt in der
Form dem der Eidechsen. Die Augenlider sind beweglich.
Blindschleichen werden bis zu 40 cm lang und sind glänzend braun
gefärbt. Die Schuppen sind einheitlich rund, inklusive der
Bauchschuppen.
159
Maria Hölzl, Valerie Schönbeck: Reptilien
Blindschleichen kommen in allen Bundesländern Österreichs in
allen Höhenlagen bis auf hochalpine Lagen vor und besiedeln
nahezu alle Vegetationsformen. Besonders häufig findet man sie in
weichem, lockerem Substrat wie zum Beispiel Komposthaufen,
Rinden Mulch, zerfallendes Totholz, Laubschicht. Ihre Nahrung
beschränkt sich auf Würmer und Nacktschnecken.
Die Überwinterung erfolgt in Erdlöchern, in denen teilweise bis zu
100 Individuen gemeinsam überwintern. Die Winterquartiere
werden zwischen Februar-April verlassen. Es folgt die Paarung, bei
der das Männchen das Weibchen am Hinterkopf packt und die
Kloake an die des Weibchens presst. Blindschleichen sind vivipar
und nach 11-13 Wochen Tragzeit werden die fertig entwickelten
Jungen in einer weichen Hülle abgelegt, die sie aber sofort
durchstoßen.
Ringelnatter Natrix natrix
Ringelnattern erreichen eine Länge von 80-140 cm und sind die
häufigste Schlangenart Österreichs. Besonderes Merkmal ist die
Färbung des Kopfes. Dieser weist zwei auffällig gelbe,
halbmondförmige Flecken auf, die vom Rest des Köpers mit zwei
schwarzen Flecken
abgegrenzt werden.
Seitlich ist der Kopf mit
vertikalen hell-dunklen
Streifen versehen. Die
gekielten
Rückenschuppen sind
meist grau bis schwarz
gefärbt, die
Bauchschuppen weisen eine weiß-schwarze Musterung auf.
Das Verbreitungsgebiet der Ringelnatter reicht von montanen Lagen
bis zu 1900 m Höhe bis zu den Tiefebenen in Ostösterreich.
Besonders stark vertreten ist sie in Auenlandschaften (z.B. Donau,
March, Mur, Salzach, Drau) und an Seen (z.B. Neusiedlersee). Die
Ringelnatter ernährt sich hauptsächlich von Amphibien und Fischen
und jagt daher im und am Wasser. Daher bevorzugt sie Standorte an
Gewässern, die mit gut strukturierten Uferbereichen kombiniert sind
und an denen es genug Möglichkeiten zum Sonnen und Verstecken
gibt. Um sich zu sonnen, verlässt die Ringelnatter unter Umständen
die wassernahen Gebiete. Wir haben sie zum Beispiel unter der
Reptilienfolie gefunden.
Ringelnattern überwintern unter anderem in Komposthaufen,
Kleinsäugerbauten oder Spalten von Mauern. Diese Winterquartiere
werden ca. Ende April oder später verlassen und Ende September
wieder aufgesucht. Nach der ersten Häutung im Frühjahr findet die
Paarung statt. Dabei bilden die Schlangen häufig regelrechte
Knäuel, die im Volksmund Schlangennester genannt werden. Die
Ablage der Eier erfolgt Ende Juni- Anfang August. Es werden
zwischen 5 und 30
Eier abgelegt, häufig
an anthropogen
beeinflussten Orten,
wie zum Beispiel in
Sägemehl,
Misthaufen, etc.
160
Maria Hölzl, Valerie Schönbeck: Reptilien
Würfelnatter Natrix tessellata
Die Würfelnatter wird 70-120 cm lang. An der Rückenseite befinden
sich stark gekielte Schuppen, die eine bräunlich bis gräulich, z.T.
auch grünliche Färbung aufweisen. Die Bauchseite ist hell-dunkel
gefärbt und weist das charakteristische Würfelmuster auf. Der Kopf
ist klar vom Rumpf abgegrenzt und die Augen und Nasenöffnungen
sind nach oben gerichtet.
Die Würfelnatter kommt in allen Bundesländern Österreichs, außer
Vorarlberg, Tirol und Salzburg vor. Sie bevorzugt klimatisch
günstige Gebiete, sowie eher Flach- und Hügelland. Da sie sich vor
allem von Fisch, aber auch von Amphibien ernährt, ist sie stark an
Gewässer gebunden und bevorzugt Flusslandschaften. Ideale
Lebensräume stellen ruhige, klare, naturnahe Gewässer (zum
Beispiel Altarme) dar, deren Ufer reich strukturiert sind und genug
Versteck-und Sonnenplätze bieten.
Die Winterquartiere werden Ende März-Anfang April verlassen und
im September wieder aufgesucht. Die Würfelnatter ist tagaktiv und
sonnt sich meist am Morgen, um die Idealtemperatur zu erreichen.
Danach hält sie sich
meist am oder im
Wasser auf. Sie ist
daher auch an sehr
heißen Tageszeiten
anzutreffen. Bei
Gefahr flüchtet sie
stets ins Wasser, wo
sie genug
Versteckmöglichkeiten hat. Die Jagd erfolgt ebenfalls im Wasser,
wo sie der Beute auflauert. Im Frühjahr sind Würfelnattern unter
Umständen auch fern von aquatischen Lebensräumen zu finden, da
sie Sonnenplätze aufsuchen.
Die Paarung erfolgt nach der ersten Häutung im Frühjahr. Ende Juni
bis Anfang August werden dann 5 bis 25 Eier abgelegt, die, wie bei
der Ringelnatter, auch an anthropogen beeinflussten Plätzen platziert
werden.
Äskulapnatter Zamenis longissimus
Die Äskulapnatter ist die größte Schlange Österreichs und wird bis
zu 2 m lang. Der Kopf ist klein, und weist vor allem bei jungen
Tieren zwei halbmondförmige gelbe Flecken auf, die jedoch bei
161
Maria Hölzl, Valerie Schönbeck: Reptilien
adulten Tieren nicht mehr so deutlich erkennbar sind. Die Schnauze
hat eine abgerundete Form, die Augen sind relativ groß und haben
runde Pupillen. Die Färbung der Rückenseite kann von braun über
gelbbraun bis schwarzbraun oder olivfarben reichen. Die Bauchseite
weist eine schwachgelbe bis zitronengelbe Färbung auf. Die
Bauchschilder sind leicht gekielt, was der Schlange als Kletterhilfe
dient. Sie sind außerdem sehr breit und reichen daher auf beiden
Seiten bis zur Flanke. Dadurch ist seitlich ein gelber Streifen
erkennbar, auch wenn die Schlange mit dem Bauch aufliegt.
Die Verbreitung der Äskulapnatter beschränkt sich auf den
submontanen Bereich nördlich und südliche der Alpen auf einer
Höhe von 200 bis 600 m. Sie kommt außer in Vorarlberg in allen
Bundesländern Österreichs vor. Ihre bevorzugten Lebensräume sind
gut strukturierte Gebiete, nach Süden gerichtete Hänge, die sowohl
Sichtschutz als auch Sonnenplätze aufweisen. Äskulapnattern
ernähren sich vor allem von Kleinsäugern, Vogeleiern und jungen
Vögeln. Sie sind sehr gute Kletterer und daher häufig an Bäumen
anzutreffen. Typischerweise findet man Äskulapnattern auch an
anthropogen geprägten Standorten, wie zum Beispiel Obst- und
Weingärten, Bahndämme, Holzstöße und Gebäude. Einer unserer
Funde wurde zum Beispiel am Dachboden im Gebälk gemacht, ein
anderes Exemplar fanden wir im Erdkeller.
Die Hauptaktivitätsperiode reicht von April bis Anfang November.
Äskulapnattern sind tagaktiv, an sehr heißen Tagen aber auch in der
Dämmerung anzutreffen. Die Paarung findet von Mai bis Juni statt,
die Eiablage erfolgt dann von Juni bis Juli. Beim Werben um das
Weibchen kann es zu Kommentkämpfen kommen, bei denen sich
die Männchen umschlingen und versuchen, den Kopf des Gegners
hinunter zu drücken. Die Gelegegrößen betragen ca. 2-11 Stück. Die
Eier werden in lockere Substrate, wie zum Beispiel mit Mulch
gefüllte Baumhöhlen, Komposthaufen und Sägemehl abgelegt. Nach
6 Wochen schlüpfen die Jungen.
Didaktik
Lehrziele und didaktisches Konzept
Die Lehrziele unserer Station waren, dass die SchülerInnen
allgemeine Merkmale von Reptilien kennen, Unterschiede zwischen
Blindschleiche und Schlange benennen können, gezielt beobachten
und die vorhandenen Reptilienarten benennen und wiedererkennen
können.
Unser finales didaktisches Konzept zielte darauf ab die
SchülerInnen in die Lage von Reptilienforschern zu versetzen. Dies
diente als roter Faden, in welchen folgende Fragen eingebettet
waren:
• Welche Forschungsinteressen könnten ForscherInnen, die
sich mit Reptilien beschäftigen, haben?
• Wo würden ForscherInnen nach Reptilien suchen?
• Wie würden ForscherInnen Terrarien einrichten?
• Was würden ForscherInnen an den Reptilien beobachten
wollen und warum?
Diese Fragen wurden folgendermaßen bearbeitet:
Als Einstieg diente die erste Frage, um das Wissen der
SchülerInnen zu aktivieren. Dann sollten letztere überlegen, wo in
der näheren Umgebung Reptilien zu finden sind. Hierzu konnten sie
selbstständig entlang der Hausmauer suchen. Gemeinsam wurde
dann anhand der vorgeschlagenen Fundorte (Holzstoß,
162
Maria Hölzl, Valerie Schönbeck: Reptilien
Reptilienfolien, Steine,…) die ektotherme und poikilotherme
Lebensweise von Reptilien thematisiert. Weiters konnte an dieser
Stelle der Realitätseffekt des Freilands besonders gut genutzt
werden, da wir zweimal tatsächlich ein Reptil unter der Folie
fanden.
Danach sollten die SchülerInnen ein Terrarium einrichten. Dazu
hatten sie bestimmte Gegenstände zur Auswahl, wobei einige davon
gut geeignet waren (Bsp.: Holz, Rinde, Wasserschale, Rindenmulch,
Steine, Äste,…) und andere, die unpassend für das Einrichten von
Terrarien waren (Bsp.: Bananenschale, Blechdose, Plastik). Durch
diese Aufgabenstellung sollten die SchülerInnen angeregt werden,
über die jeweiligen Lebensräume der Reptilien nachzudenken und
über anthropogene Einflüsse zu reflektieren.
Als nächster Schritt wurden die SchülerInnen in zwei Gruppen
aufgeteilt. Die Kleingruppen umfassten ca. 2-3 Personen, die jeweils
von einer Studentin betreut wurden. Bei den folgenden
Aufgabenstellungen stand die Beobachtung der Tiere im
Vordergrund. Den SchülerInnen wurde deshalb der Auftrag
gegeben, bestimmte Merkmale und Eigenheiten der Tiere zu
beobachten, zu beschreiben und eventuell Hypothesen dazu
aufzustellen. Die Beobachtungen wurden sowohl an einer
Würfelnatter als auch an einer Blindschleiche durchgeführt. Hierbei
wurden hauptsächlich auf Unterschiede zwischen Schlangen und
Blindschleichen sowie auf Besonderheiten der Individuen
eingegangen. Schwerpunkte dabei waren: Funktion der Zunge,
Köperaufbau, Färbung, Kieferbau bei Schlangen, Schuppen und
Schilde.
Abschließendes und vordringlichstes didaktisches Ziel war es,
Scheu vor den Reptilien insbesondere vor Schlangen abzubauen und
Interesse an ihnen zu wecken. Dies versuchten wir zu erreichen
indem die SchülerInnen die Tiere angreifen, fühlen, weiterreichen,
um den Arm schlängeln und bestaunen konnten.
Reflexion
Vorweg ist zu sagen, dass wir im Laufe des Aufenthaltes in
Marchegg stark von unserem Ursprungskonzept abgewichen sind
und immer wieder neue Konzepte entwickelt haben:
Anfänglich war geplant, dass die SchülerInnen die Tiere anhand
eines Beobachtungsbogens analysieren und zeichnen. Weiters
sollten
Hypothesen
zu
Lebensform,
Lebensraum
und
Körperfunktionen der Tiere aufgestellt werden. Vor Ort mussten wir
163
Maria Hölzl, Valerie Schönbeck: Reptilien
jedoch feststellen, dass die Aufgabenstellungen nicht ideal waren.
Beispiele hierfür waren die Reihenfolge der Aufgaben, die
Formulierung der Aufgaben sowie deren Angemessenheit für das
Freiland. Wir beschlossen daher, die Beobachtungsbögen nicht zu
verwenden, sondern zu versuchen, die darauf formulierten Aufgaben
so zu verändern, dass wir die oben beschriebenen Mängel vermeiden
würden. Es folgte ein Konzept, welches bereits die meisten
Aufgabenstellungen der finalen Version enthielt. Zusätzlich gab es
jedoch
weitere
beziehungsweise
leicht
veränderte
Aufgabenstellungen:
Eine Aufgabe, die wir später strichen, war das Beobachten der
Reptilien in den Terrarien. Die Idee war, dass die SchülerInnen
anhand der Beobachtungen Rückschlüsse auf Lebensweise und
Lebensraum machen. Es stellte sich jedoch heraus, dass dabei sehr
viel Zeit verging, in welcher die SchülerInnen nur sehr distanziert
mit den Tieren zu tun hatten. Weiters entpuppte sich das
Beschreiben der Terrarien als eine sehr künstliche Situation (Bsp.:
angeschlagene Scheiben der Terrarien, von Menschen eingerichtete
Terrarien, Tiere die durch das Fangen verschreckt waren und kein
„repräsentatives“ Verhalten an den Tag legten). Diese gekünstelte
Situation führte dazu, dass von den SchülerInnen nicht die von uns
erhofften Beobachtungen gemacht werden konnten und wir dazu
neigten ihnen vermehrt Suggestivfragen stellten. Aufgrund des
eigenen Missfallens der Aufgabenstellung und weil wir fanden, dass
die Lehrziele die wir verfolgten, bei anderen Aufgaben abgedeckt
werden würden, entschlossen wir uns diese Aufgabe ganz zu
streichen.
Eine weitere Veränderung war das Aufteilen der Kinder bei den
Beobachtungen. Zuerst gingen wir gemeinsam der Reihe nach die
einzelnen Reptilien durch. Dazu standen wir vor den Reptilien und
den
Kindern,
weshalb
hier
eine
„Prüfungssituation“/
„Abfragesituation“ entstand. Dies hatte die Auswirkung, dass nur
die Aufgewecktesten und die, die am wenigsten Scheu vor den
Tieren hatten, Kontakt zu den Tieren suchten und Beobachtungen
machten. Das Aufteilen hatte dann den Effekt, dass nur zwei
SchülerInnen sich jeweils mit einem Tier beschäftigten, wobei
dadurch auch stillere Kinder Beiträge machten. Außerdem war es
leichter, in diesem intimeren Rahmen den SchülerInnen die Scheu
zu nehmen ohne sie vor den MitschülerInnen zu blamieren. Ein
weiterer positiver Aspekt war dann auch, dass die SchülerInnen
nahe an das Tier heran konnten und so bessere Beobachtungen
machen konnten. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass durch das
Aufteilen der Kinder viel schneller der Kontakt zu den Tieren
hergestellt werden und somit die Scheu abgebaut werden konnte.
Eine letzte Änderung betraf das Einrichten der Terrarien. Zuerst
hatten die Kinder die Aufgabe, selber Materialien zu suchen mit
denen sie das Terrarium einrichten würden. Die Kinder waren
hierbei meist sehr unmotiviert und ergriffen den nächstgelegenen
Gegenstand der ihnen unter die Augen kam. Wir beschlossen daher
selber Materialien zu Verfügung zu stellen und die Schüler
entscheiden zu lassen, welche der Materialien sie wählen würden.
Die Wahl musste dann auch begründet werden. Durch das
Hinzufügen von unpassenden Gegenständen konnten auch
anthropogene Einflüsse auf unsere Umwelt besprochen werden.
Alles in allem war es zwar sehr anstrengend, unser Konzept ständig
überarbeiten zu müssen, jedoch gelang uns durch das ständige
Reflektieren und Neuorganisieren ein für uns zufriedenstellender
Ablauf am zweiten Tag. Neben den didaktischen Aspekten haben
uns die Station und die Auseinandersetzung mit den Reptilien
164
Maria Hölzl, Valerie Schönbeck: Reptilien
zusätzlich geholfen, selber unsere Scheu vor Schlangen abzulegen
und unsere Artenkenntnis zu erweitern.
Literatur
Campbell, N. A., Reece, J.B. & J. Markl (Hg.) (2006): Biologie.
Pearson, München p. 1115 ff.
Cabela A., Grillitsch H. & F. Tiedemann (2001): Atlas zur
Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in
Österreich
Günther, R. (Hg.) (1996): Die Reptilien und Amphibien
Deutschlands. Gustav Fischer Verlag, Jena p. 508 ff.
Storch, V. & U. Welsch (2003): Zoologie. Spektrum Akademischer
Verlag, Heidlberg
Wehner, R. & W. Gehring (1995): Zoologie. Thieme Verlag,
Stuttgart p. 766 ff.
Websites:
http://www.echsenseite.at/content/view/101/126/
http://www.herpetofauna.at
165
Caroline Wedl und Maria Leberl
Tierspuren
TIERSPUREN
Den Tieren dicht auf den Fersen….
von Caroline Wedl & Maria Leberl
Jedes Tier hinterlässt im Laufe seines Lebens Spuren. Diese lassen
sich in Losungen und Gewölle, Fußspuren, Bauten und Nester und
Fraßspuren unterteilen. Neben diesen gibt es noch jede Menge
anderer Spuren, so wie Federn, Gallen, Eierschalen,
Duftmarkierungen, Skelette und Zahnfunde.
Losungen und Gewölle
Unter Losungen und Gewölle versteht man unverdauliche
Nahrungsbestandteile, die von Tieren ausgeschieden wurden. Wir
finden die Spuren der Tiere beispielsweise in Form von
ausgewürgte Speiballen (Gewölle) oder auch in Form von Kot, auch
Losungen genannt. Dies gibt dem Spurensucher Aufschluss über die
Lebensweise, Nahrungszusammensetzung und ebenfalls über das
Territorialverhalten. In Gewöllen findet man Reste von Knochen,
Fell, Federn, Zähne, Kerne, Chitin, Krebs- oder Muschelschalen.
Durch die Zusammensetzung eines Gewölles lässt sich sehr leicht
erkennen, was der Vogel frisst und um welche Vogelart es sich
handelt. Zum Beispiel haben Eulen und Greifvögel dasselbe
Beuteschema. Das Gewölle der beiden Gruppen ist sich sogar in
Form, Größe und Farbe sehr ähnlich. Jedoch findet man bei
Greifvogelgewöllen fast gar keine Knochenreste. Dies ist auf die
166
Caroline Wedl und Maria Leberl
sehr aggressive Magensäure zurückzuführen. Damit können sie
Knochen weitgehend auflösen. Außerdem zerstückeln Greifer ihre
Beute beim Fressen, so mit nehmen sie schon von vornherein
weniger Knochen auf.
Bei Losungen sind die Bestandteile dieselben wie bei Gewöllen,
hinzu kommen noch abgestoßene Darmzellen, Bakterien und
Wasser. Aufgrund von Form, Größe, Konsistenz, Inhalt, Farbe und
Geruch lässt sich leicht erkennen ob es sich um einen Fleischfresser
oder um einen Pflanzenfresser handelte. Die Losung von
Pflanzenfresser ist gekennzeichnet durch unverdauliche
Pflanzenreste und eine spezielle Form, die sich als Bohnen oder
Kugeln beschreiben lassen. Meistens findet man Losungen von
Pflanzenfressern, weil diese viel mehr fressen müssen, da die
Pflanzennahrung sehr energiearm ist. Fleischfresserkot ist seltener
anzutreffen, weil sie durch ihre eiweißreiche Nahrung weniger
aufnehmen müssen. Er besteht aus Resten von Knochen, Haaren und
Federn und riecht unglaublich stark. Die Form würde man als
länglich walzenförmig bezeichnen, meist ist er an einem Ende zu
einer Spitze ausgezogen.
Trittsiegel uns Fährten
Findet man einen einzelnen Fußabdruck bezeichnet man diesen als
Trittsiegel, lässt sich dieser weiterverfolgen so bezeichnet man es als
Fährte. Bei Säugetieren unterscheidet man zwischen Sohlengängern,
Zehenspitzengängern und Zehengängern. Sohlengänger treten mit
der ganzen Fußfläche auf. Sie haben fünf gut entwickelte Zehen und
bewegen sich nur langsam fort. Beispiele dazu sind der Bär, der
Dachs oder auch der Mensch. Zehengänger sind meistens Raubtiere,
Tierspuren
diese haben meistens vier Zehen. Zehenspitzengänger bezeichnet
man auch als Paarhufer und Unpaarhufer. Unpaarhufer treten nur
mit der Spitze der dritten Zehe auf, Paarhufer hingegen treten mit
der dritten und vierten Zehe auf. Pferde und Eseln sind in unseren
Breitengraden die einzigen Unpaarhufer, Beispiele für Paarhufer
wären, Reh, Wildschwein und die Ziege. Am besten findet man
Fährten und Trittsiegel auf einem weichen Untergrund, wie zum
Beispiel feuchtem Sand oder Schnee. Findet man ein Trittsiegel
oder eine Fährte kann man schon sehr viel über das Tier sagen. Man
muss die Größe, das Vorhandensein von Schwimmhäuten oder
Afterklauen und die oftmals typischen Anordnungen der Trittsiegel
berücksichtigen.
Bauten und Nester
Diese sind eher selten zu finden, da sie meistens sehr gut versteckt
sind. Sie werden als Schlafplatz, Aufzuchtstation von Jungtieren, zur
Überwinterung oder als Schutzort vor Feinden genutzt. Sie
unterscheiden sich nicht nur in Größe, Form und Baumaterial,
sondern auch durch ihren Standort. Es gibt Liegeplätze auf dem
Boden, einfache Behausungen in Bäumen, aber auch kompliziert
verzweigte mehrstöckige Wohnbauten. Soll das Nest zur
Jungenaufzucht verwendet werden, so ist die Bauweise abhängig
von dem Grad der Selbstständigkeit. Die Jungtiere des
Schalenwildes sind bei der Geburt voll entwickelt, somit brauchen
sie keine schützende Kinderstätte. Bei den Bauten dieser Arten
handelt es sich lediglich um leichte Vertiefungen direkt am Boden.
Tiere die ihre Jungen nackt und blind zur Welt bringen benötigen
167
Caroline Wedl und Maria Leberl
ein Nest. Sie brauchen besonders in den ersten Lebenstagen einen
wärmenden und geschützten Bau. Beispielsweise bauen
Eichhörnchen ihre Nester aus Zweigen, Gräsern, Laub und anderen
Naturprodukten.
Fraßspuren
Tierspuren
Spurentyp überwunden, eröffnet sich ihm ein spannendes
Betätigungsfeld“ (Welche Tierspur ist das, Hecker F., S.88, 2006)
Genau diesen Satz nahmen wir uns sehr zu Herzen und waren den
ganzen Tag auf „Kötelsuche“ (Köteln= Kot). Wir waren so
euphorisch, dass wir sogar unsere Kolleginnen und Kolleggen
begeistern konnten uns bei der spannenden Suche behilflich zu sein.
Das funktionierte hervorragend, im Gegensatz zu dem Rest. Als die
Schüler letztendlich am Montag Vormittag einrauschten (mit muaz
an Rausch  ) sah unser Plan wie folgt aus:
Bei der Nahrungsaufnahme hinterlassen alle Tiere Fraßspuren.
Betrachtet man einen Baum, so kann man erkennen welche Tiere an
ihm gefressen haben. Unten bei den Wurzeln erkennt man Spuren
von Wühlmäusen, an der Rinde lässt sich eine Biberspur erkennen,
in Kopfhöhe fressen Rehe und oben im Wipfelbereich nagen die
Kletterer (Eichhörnchen, Maus).
Konzept 1: Auf den Spuren der Marcheggindianer
Konzept 2: Erfolglos im Plastikröhrl
Unser Plan war es, die Schüler auf einen von uns ausgesuchten Weg
zu schicken, auf dem sie Tierspuren finden sollten. Dazu passend,
wollten wir uns als Indianer verkleiden um den Schülern auf diesem
Wege erklären wie wichtig Tierspuren früher waren und auch heute
noch sind. Wir wollten das gesamte Konzept wie eine Schnitzeljagd
aufbauen und den Schülern so wenige Anweisungen geben wie
möglich. Wir konnten uns jedoch erst vor Ort überlegen wie genau
der Aufbau unserer Station aussieht.
Angekommen in Marchegg, waren wir so in die Suche unserer
Tierspuren vertieft, so dass wir vollkommen auf unser erstes
Konzept vergaßen. „Hat der Spurenkundler erst einmal den
anfänglichen Ekel gegenüber diesem unappetitlich anmutenden
Wir legen unsere Tierspuren auf einem bestimmten Wegabschnitt
aus, wie gesagt in Plastikröhrchen und in weißen, ziemlich
unauffälligen Tassen, so dass die Schüler mit Sicherheit nicht daran
vorbei gehen konnten und so mit alle Tierspuren bemerken und
sehen. Die Schüler stiegen beinahe schon auf die Spuren drauf, weil
sie so offensichtlich mitten am Weg gelegen sind. Zu Beginn gaben
wir den Schülern eine kurze Einführung in das Themengebiet
Tierspuren und schickten sie auch gleich nach ca. 5 Minuten auf den
präparierten Pfad. Wir haben ein fixes Ziel in Form eines Baumes,
der von einem Bieber angenagt wurde, festgelegt und markiert. Die
Schüler waren innerhalb von 7 Minuten am Endpunkt angelangt und
haben sich die ausgelegten Tierspuren eigentlich nicht wirklich
168
Caroline Wedl und Maria Leberl
genau angeschaut, welches wir ursprünglich geplant hätten. Am
Endpunkt angekommen gingen wir gemeinsam wieder den Pfad
zurück und besprachen jede Tierspur einzeln durch. Dabei hatten
wir die volle Aufmerksamkeit der Schüler und es hat ihnen sichtlich
Spaß gemacht. Das einzige Problem an unserem Konzept war, dass
die Schüler nur wenige Tierspuren selbst als solche erkannten und
somit mussten wir die ganze Zeit reden. Es kam also eher einem
Frontalunterricht gleich als einem forschenden Lernen.
Konzept 3: Ohne Plan und ohne Röhrln
Wir veränderten bei diesem Konzept die Unterrichtsmethode, vom
Frontalunterricht zum Lehrer-Schüler- Gespräch und ließen die
weißen Tassen und die Plastikröhrchen weg, so dass die Kinder
doch etwas mehr suchen
mussten. Somit wurde die
Suche etwas naturgetreuer,
wobei die Tierspuren noch
immer mitten am Weg lagen
und die Schülerfast darüber
stolperten. Dieses Konzept
funktionierte im Prinzip genau
so wie das Konzept 2, nur war
hier wiederrum das Problem,
dass wir noch immer zu viel
redeten und erklärten. Die
Schüler hatten zu wenig Raum
um selbst Erkenntnisse zu
Tierspuren
erlangen und selbstständig zu forschen.
Konzept 4: Es wurde immer kalter, jedoch ohne Walter….
Zu guter Letzt am Dienstag nach der Mittagspause hatten wir es
doch noch geschafft ein fulminantes Erfolgskonzept zu entwickeln.
Dieses sah so aus: Wir legten die Tierspuren links und rechts
unseres ursprünglichen Startpunktes aus, ohne jegliche
Plastikhilfsmittel und schickten die Schüler nach kurzer Einführung
los. Wir erklärten den Schülern, dass sie nun in zweier Teams
gegeneinander so viele Tierspuren wie nur möglich finden müssen
und diese auch notieren sollen. Jeder Schüler bekam von uns ein
Klemmbrett mit einem Zettel und einem Stift als Ausrüstung.
Außerdem sollten sie die gefundenen Tierspuren mit Hilfe eines
Absperrbandes markieren. Es ging um
Gummizeug. Die Schüler waren sofort
eifrig bei der Suche und wir ließen sie
15 Minuten suchen. Dann holten wir
wieder alle zusammen und jeder durfte
eine, besonders interessante Tierspur
für sich vorstellen und wir besprachen
diese gemeinsam. Zusätzlich
diskutierten wir zwei Spuren von denen
sie keine Ahnung hatten
(Beutelmeisennest und Rehskelett).
Danach wurde der Sieger feierlich
gekürt und auch die wohlverdienten
zweitplatzierten bekamen natürlich ein
169
Caroline Wedl und Maria Leberl
Tierspuren
paar Gummischlangen. Glücklich über den Erfolg und zufrieden mit
dem Gewinn brachten wir sie zur nächsten Station. Ende gut alles
gut 
Unsere Lehrziele waren die Kinder selbstständig arbeiten zu lassen
und ihnen beizubringen was Tierspuren sind, dabei haben wir auch
darauf hingewiesen wie man sich in der Natur und insbesondere im
Bezug auf Tierspuren richtig verhält. Es war uns ein großes
Anliegen den Kindern nicht viel zu erzählen, sondern sie selbst
erkennen zu lassen.
Literaturverzeichnis
Hecker,
Frank:
Welche
Tierspur
ist
das?,
Kosmos,
Stuttgart,
2006
Richarz,
Klaus:
Tierspuren,
Ulmer,
Stuttgart,
2006
Ohnesorge,
Gerd:
Tierspuren
und
Fährten
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Feld
und
Wald,
Naturbuchverlag,
Augsburg,
1995
M.
Bouchner:
Der
Kosmos
Spurenführer,
Frankh´sche
Verlagshandlung,
Stuttgart
K.
Brandt
–
H.Behnke:
Fährten
und
Spurenkunde,
11.
Auflage,
Paul
Parey
Verlag,
Bang/Dahlström:
Tierspuren,
BLV‐Bestimmungsbuch,
Reflexion Caro
Wenn wir Konzept 1 von Anfang an umgesetzt hätten, hätten wir
uns sicherlich viel Zeit und Nerven gespart. Vor allem hätten die
Kinder dann bei den ersten Durchgängen auch etwas „davon
gehabt“. Leider waren wir, wie oben schon beschrieben so mit
unserer Spurensuche beschäftigt, dass wir uns zu wenig auf unser
didaktisches Konzept konzertierten. Ich fand es jedoch auch sehr
interessant zu sehen, wie wir unsere Kollegen und Kolleginen mit
der Spurensuche ansteckten. Kaum waren wir für kurze Zeit im
„Basislager“, kamen schon wieder die nächsten mit großen Augen
angerannt und hielten uns die nächste Tierspur unter die Nase.
Unser Konzept 2 schien für uns im Vorfeld eigentlich recht gut,
jedoch wurden wir während der Durchführung eines besseren
belehrt. Wir glaubten, dass die Kinder selbst mehr erkennen
würden. Allerdings war es eher so, dass die Schüler durch unseren
Parcours mehr oder weniger durchliefen, ohne sich wirklich
Gedanken über die verschiedensten Tierspuren zu machen. Als wir
den Weg wieder zurück gingen und „gemeinsam“ die Spuren
besprachen, kamen sie zwar manchmal von selbst auf gewisse
Erkenntnisse, im Großen und Ganzen, sprachen aber wir. Erich und
Eva hatten uns dann darauf hingewiesen, dass es besser wäre die
Plastikröhrln und Plastikschalen wegzunehmen, weil dadurch die
Tierpsuren schon relativ ersichtlich und eigentlich kaum zu
übersehen waren. (Zur Erklärung: wir hatten die Exponate
eigentlich nur in den Plastikbehältnissen, weil wir Angst hatten, dass
die Schüler unsere, in mühsamer Arbeit gesammelten, Spuren
zerstörten. Denn sie schafften es sogar, obwohl wir mehrfach darauf
hingewiesen hatten genau zu schauen, auf die „Ausstellungstücke“
im Platikgefäß zu steigen.) Wir befolgten den Rat der beiden und
ließen die Schüler nun bewaffnet mit Clipboards auf die Suche.
Somit sind wir jetzt mitten bei Konzept 3 angekommen. Die
Schüler sollten jetzt genau notieren, was sie gefunden hatten. Sie
mussten es zwar nicht benenn können aber zumindest Vermutungen
170
Caroline Wedl und Maria Leberl
darüber aufstellen können. Hier war mehr oder weniger das
Problem, dass dies eine reine Burschengruppe war und das ihre
letzte Station war und man ihnen die mangelnde Motivation und
auch die Müdigkeit schon ansah. Trotz alledem schafften wir es, sie
von unserer Station zu begeistern und wir hatten das Gefühl, dass
dies die erste halbwegs gelungene Runde war. In dieser Gruppe war
ein etwas schüchterner Bursche dabei, bei dem wir merkten, dass er
oftmals etwas genauer untersuchen wollte. Der ging jedoch etwas
unter, weil die anderen immer davon stürmten und er somit mehr
oder weniger gezwungen war, seine Recherchen abzubrechen um
Tierspuren
ihnen hinterher zu hasten. Wir erzählten von diesem Problem Evi,
die uns den Rat gab die Gruppe noch einmal in 2er oder 3er Teams
zu teilen. Folglich sind wir beim Konzept 4, dieses wirklich
hervorragend funktionierte. „ Ende gut alles gut“. Genauso war es
bei uns, dass letzte Konzept war einfach super. Nach unserer sehr
kurz gehaltenen Einführung, hatten wir eigentlich eine viertel
Stunde nichts zu tun. Die Schüler suchten mit voller Begeisterung
von alleine, ohne uns einmal um Rat zu fragen. Wir kamen uns zu
Beginn etwas blöd vor, weil wir es nicht gewohnt waren, nicht zu
tun. So saßen wir etwas ratlos am Steg und ließen uns die noch
vorhandene Sonne am
Bauch scheinen. Unsere
Kollegen die neben uns
ihre Station auf gebaut
hatten, fragten uns
schon ob wir auf die
Kinder vergessen
hatten. Leider war bei
diesem grandiosen
Finish kein
Lehrbeauftragter dabei,
der unsere bewerten
hätte können. Eigentlich
hätte Herr Hödl dabei
sein sollen, jedoch
begann es zu Regnen
und er war damit
beschäftigt die Kinder
einzusammeln. Das war
echt schade.
171
Caroline Wedl und Maria Leberl
Reflexion Mitzi
Im Endeffekt hätten wir uns ein bisschen besser vorbereiten müssen,
dann hätten wir nicht die Probleme gehabt, die wir oben beschrieben
haben. Aber ich wusste natürlich auch nicht wirklich was uns vor
Ort erwartet. Ich nahm alles etwas zu viel auf die leichte Schulter
und deshalb mussten wir unser Konzept immer wieder überdenken
und überarbeiten. Die Spurensuche machte mir sehr viel Spaß und
wir haben auch so einiges gefunden in den March-Auen. Vielleicht
auch etwas zu viel, da wir schließlich gar nicht alle gefundenen
Tierspuren herzeigen konnten. Die Zeiteinteilung habe ich komplett
unterschätzt, aber jetzt weiß ich dass eine halbe Stunde, die wir mit
den Kindern eingeplant hatten, viel zu schnell vergeht und man die
Schüler und Schülerinnen auch nicht überfordern kann. Zuerst
wollten wir, dass die Schüler und Schülerinnen alle Tierspuren
sehen und auch noch wissen von welchem Tier diese stammt.
Erstens waren die SchülerInnen damit leicht überfordert und
zweitens wollten wir ihnen so viel Wissen vermitteln, dass wir im
Endeffekt ein Lehrer-Schüler Gespräch führten und komplett darauf
vergessen hatten, dass die zu verwendende Methode
„selbstständiges lernen“ lautete. Uns schien das Konzept 2 auf dem
Zettel sehr gut, nur die Umsetzung war dann doch nicht so toll. Wie
gesagt, wir schickten die Kinder durch unseren vorbereiteten
Parcours und gingen gemeinsam mit ihnen jede einzelne Tierspur
durch. Das größte Problem dabei war eigentlich, dass wir alle
Tierspuren wunderschön aufgelegt hatten und die Kinder keinen
konkreten Arbeitsauftrag von uns erhielten. Wir haben nur gesagt:
„Schauts amal was ihr da so findets am Weg….“. Das war wohl
etwas schwammig formuliert und die Kinder „rannten“ mehr oder
Tierspuren
weniger durch und sie haben sich viele Tierspuren gar nicht näher
angeschaut. Sie haben nur gesehen dass hier und da etwas am Boden
liegt und sind schnell weitergegangen. So hatten wir uns das nicht
vorgestellt. Die Kritik, die wir danach von Herrn Prof. Eder
erhielten war absolut berechtigt und wir mussten unser Konzept
nochmal überarbeiten.
Beim Konzept 3 hatten wir einen konkreten Arbeitsauftrag
formuliert und jeder einzelne Schüler bekam einen Zettel und einen
Stift mit auf den Weg. Sie sollten sich notieren was sie sehen, auch
wenn sie nicht wussten was es ist, sie sollten zumindest bei jeder
Nummer(wir nummerierten ja jede Tierspur) etwas stehen haben.
Zuerst dachten wir, dass dieses Konzept gut durchführbar wäre,
jedoch hatten wir dann das Problem, dass die Schüler manchmal
trotzdem nichts hingeschrieben haben, bzw. war es ihnen völlig
egal, denn es ging ja auch um nix. Außerdem hatten wir einen
Burschen in der Gruppe, der etwas länger brauchte beim anschauen
und der auch wirklich überlegte, was diese Tierspur sein könnte oder
von wem sie stammt. Nur konnte dieser gar nicht so lange
nachdenken, da die restlich Gruppe beinahe durch unseren Parcours
durchlief und er schnell nachkommen musste. Der Rat von Evi, dass
wir Kleingruppen machen sollten und die Tierspuren nicht gar so
offensichtlich mit Plastikröhrchen und diesen weißen Tassen
drapieren sollten, erschien uns auch nicht blöd. Weiters wollten wir
den Kindern auch einen Anreiz geben, damit sie sich mehr
bemühen. Eine Chance hatten wir noch und diesmal musste es
einfach klappen. Die letzte Gruppe mit denen wir Konzept 4
probierten erschien uns schon sehr vielversprechend. Es waren sehr
interessierte und aufgeweckte Kindern. Wir gaben ihnen also eine
kurze Einführung, was Tierspuren eigentlich sind (ca. 5 Minuten)
und dann schickten wir eine zweier und eine dreier Gruppe los um
172
Caroline Wedl und Maria Leberl
selbstständig 15 Minuten Tierspuren zu suchen und wenn sie eine
gefunden haben, sollten sie diese auch markieren. Wir haben die
Spuren einfach so wie auch wir sie gefunden haben ausgelegt und
haben den Kindern 15 Minuten lang zugesehen. Und auf einmal hat
es funktioniert. Genau so hatten wir uns das vorgestellt. Zum ersten
Mal waren wir richtig relaxt und konnten es genießen. Ich konnte so
richtig an den Gesichtern erkennen, dass es den Kindern unheimlich
viel Spaß machte, selber etwas zu suchen und zu markieren.
Eigentlich blöd von uns, dass wir nicht gleich darauf kamen, dass
das was uns selber am meisten Spaß gemacht hat, auch mit den
Kindern zu machen. Nach der besagten viertel Stunde riefen wir alle
wieder zusammen und jedes Kind durfte uns eine Tierspur zeigen
und auch erklären was sie glaubten von wem diese stammt. Wir
gingen mit jedem Kind die aufregendsten Tierspuren durch und so
haben wir ihnen zwar nicht alle Tierspuren gezeigt und erklärt, aber
die Spuren die wir mit ihnen durchgegangen sind, wissen sie
bestimmt heute noch. Alleine weil sie die Spuren selber gefunden
haben, glaube ich, ist es besser im Gedächtnis hängen geblieben.
Erstaunlich war auch, dass uns die Kinder auch Tierspuren zeigten,
die wir selbst noch gar nicht entdeckt hatten. Diese Tatsache machte
die Kleinen sichtlich stolz. Am Ende haben wir noch die Gruppe
ausgezeichnet, die die meisten Tierspuren gefunden haben.
Natürlich bekamen auch die zweit platzierten einen Preis. Mir
machten die Kinder einen sehr zufriedenen Eindruck und gelernt
haben sie auch noch etwas, wobei sie es gar nicht so gemerkt haben.
Tierspuren
Ich war sehr glücklich, dass es den Kindern so gut gefallen hat und
dass wir letztendlich doch noch ein richtig tolles Konzept umsetzen
konnten. Die Zusammenarbeit mit Caro war sowieso super und wir
waren komplett auf einer Wellenlänge. Schade, dass wir nicht von
Anfang an dieses Konzept umgesetzt haben, aber immerhin können
wir behaupten in diesen Tagen wirklich etwas dazu gelernt zu haben

Bei der letzten Gruppe hat es ja dann ein Gewitter gegeben und wir
mussten abbrechen. Da war ich sehr enttäuscht, weil es doch gerade
so gut lief. Aber was soll man machen, der Notfallplan mit heißem
Tee am Dachboden hat auch super funktioniert und wir haben alle
voll super zusammengearbeitet. So hoffe ich, dass es den Kindern
immer in Erinnerung bleiben wird und dass sie mit Freuden an den
Tag in Marchegg zurückdenken werden. Ich tue dies bestimmt 
Nachwort
Auf den folgenden Seiten möchten wir noch ein paar Impressionen
aus Marchegg einbringen und uns herzlich für die wunderschöne
Zeit bedanken! Wir werden es nie vergessen 
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Tierspuren
Eigiiiiiiiiiiiiii !!!!!!!!
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