Informationsvortrag

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Invasive Neophyten
Der Riesenbärenklau
(Heracleum mantegazzianum)
– ein „giftiger“ Neophyt
BH Deutschlandsberg 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
Nicht-heimische Arten
(Neobiota, Aliens)
Neobiota
• Neophyten (Pflanzenarten)
• Neozoen (Tierarten)
• Neomyzeten (Pilzarten)
Stichjahr: 1492 (Entdeckung Amerikas)
 Einbringung bewusst (Fast 60% der Neophyten bewusst angepflanzt)
Land- und Forstwirtschaft, Jagd, Fischerei, Zierpflanzen- und Tierhandel
 Einbringung unbewusst über Straße, Schiene, Seeweg, Luft
passiv durch Einschleppungen, Import von Gütern (Saatgut, Vogelfutter,
Wolle, Verpackungsmaterial…)
BH Deutschlandsberg, 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
Nicht-heimische Arten
(Neobiota, Aliens)
Viele Arten etabliert
keine Probleme
Faustregel: 1.000 eingeschleppte Arten
ca. 10 fassen Fuß
1 Problem
Laut AGES (Agentur für Ernährungssicherheit) 2015:
Österreich: 17 (ca. 2-3 %) Pflanzenarten invasiv
18 potenziell invasiv
46 Tierarten bereiten Probleme.
BH Deutschlandsberg, 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
Invasive Neophyten
Gebietsfremde Arten (seit 1492): über 12.000 (Arten in Europa)
Schäden verursachend: 10 - 15 % (1200 – 1800 Arten)
Österreich: ca. 1.100 (nicht heimische Pflanzenarten) 17 invasiv
Allen gemeinsam: Wachstum auf gestörten, vom Menschen
veränderten Standorten
Schäden
Gesundheit
Volkswirtschaft
Artenvielfalt
Bekämpfungskosten: ca. 12 Milliarden €/Jahr EU weit (2009)
BH Deutschlandsberg, 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
Von Neophyten zu Invasoren
Ursache des Erfolges:
• Geringes Vorkommen natürlicher Feinde
• Klimawandel
• Anspruchslosigkeit und Anpassungsfähigkeit
• Starke Vermehrung (Pflanzen: Wurzelausläufer, Samen...)
• Große Überdauerungsfähigkeit
•
Wirkungsvolle Verbreitung
• Hohe Konkurrenzkraft
BH Deutschlandsberg, 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
Invasive Neophyten
Stauden
Staudenknöterich
Kermesbeere
Staudenknöterich
Staudenknöterich
Kermesbeere
Riesenbärenklau
Drüsiges Springkraut
Goldrute
Götterbaum
Ambrosie „Ragweed“
Goldrute
Götterbaum
Sommerflieder
Robinie
BH Deutschlandsberg, 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
Rechtliche Situation
• Keine rechtliche Handhabe gegen Arten die nicht auf der
Unionsliste (EU-VO 1143/2014) stehen! EU-VO gültig seit
Jänner 2015, Artenliste mit 37 Pflanzen- und Tierarten
Biodiversitäts Konvention (Rio 1992)
Übereinkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt.
Inhalt: Maßnahmen zum Erhalt der Flora und Fauna und nachhaltige Nutzung der Ressourcen
Bezugnahme auch auf Neobiota (Artikel 8h):
„Die Vertragsparteien gehen die Verpflichtung ein…soweit möglich und sofern
angebracht, die Einbringung gebietsfremder Arten, welche Ökosysteme,
Lebensräume und Arten gefährden, zu verhindern und diese Arten zu
kontrollieren und zu beseitigen“
BH Deutschlandsberg, 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
Riesenbärenklau, Herkulesstaude
Geschichtliches und Verbreitung
• Einfuhr nach Europa im 19. Jhd. als
Zier- und Trachtpflanze
• Wiener Kongress (1814/15) Geschenk
Zar Alexander I an Fürst Metternich
• Samenliste Kew Botanic Gardens (1817)
• Goethe (1831) im Garten in Weimar
• Englische Royals (um 1890) Pflanzung
in Gärten und Parks
• Verbreitung durch Imker
• Siegeszug Mitte des letzten Jahrhunderts
in Europa und N-Amerika (1917 Einfuhr
nach New York)
• Genesis 1971 „The return of the Giant Hogweed“
BH Deutschlandsberg, 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
Allgemeines und
Erkennungsmerkmale
Herkunft: Kaukasus, bis auf 2.300m
Familie: Doldenblütler (Petersilie, Möhre,
Kümmel, Sellerie…)
Größe: 2-4 (5) m
Blätter: tief eingeschnitten
Stängel: hohl, unten rötlich gefleckt
Blüte: Juni-Juli/August, große weiße Dolden
bis 80.000 Einzelblüten/Pflanze,
erst ab 2. oder 3. Jahr, Absterben nach
Blüte
Samen: bis zu 55.000 pro Pflanze, in der
obersten Bodenschicht (ca. 5 cm tief)
BH Deutschlandsberg, 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
Allgemeines und
Erkennungsmerkmale
Keimfähigkeit: 7 - 15 Jahre, sehr früh
Wurzel: bis 60 cm lang, Pfahlwurzel,
rübenförmig
Standort: nährstoffreich, kühl, feucht,
licht, z.B. Uferböschungen,
Waldränder, Gärten, offene
Rohböden, Deponien…
Gefahr: Pflanze ist phytotoxisch
Saft enthält Giftstoffe
(Furanocumarine), größter
Giftgehalt: April und Mai
BH Deutschlandsberg, 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
Verbreitungswege
• Wind
Samen 4 - 8 m entfernt von Mutterpflanze
durch Luftverwirbelung (z.B. Fahrtwinde)
bis 100 m möglich
• Wasser
Samen bis 3 Tage schwimmfähig, weite Strecken
• Mensch (oftmals unbewusst )
Transport von Erdreich
Blütendolden als Dekomaterial
Pflanzenmaterial falsch entsorgt
Samen an Kleidung, Fahrzeugen,
Werkzeugen….
BH Deutschlandsberg, 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
Ausbreitungserfolg - Ursachen
• Keimung zeitig im Frühjahr, Wachstum vor heim. Vegetation
• Durch schnelles Wachstum der Rosetten – rasche Populationsentwicklung
• Bildung dichter Vegetationsdecken (Dominanzbestände) –
Verdrängen heimischer Arten
• !Fähigkeit unter ungünstigen Bedingungen Blühzeitpunkt zu
verschieben bis zur Speicherung genügender Reserven
• Selbstbestäubung möglich, keimfähige Samen
• Durch hohe Samenproduktion auch Ausbreitung einzelner
Individuen
• Hohe Samendichte in Samenbank (bis zu 12.000/m²)
• Extrem hohe Keimungsraten der Samen
BH Deutschlandsberg, 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
Verwechslungsgefahr mit
heimischen Arten
Wiesenbärenklau (heimisch)
tief eingeschnitten
Blätter lappig eingeschnitten
Wiesenbärenkl
Riesenbärenklau
au Wald Engelwurz
BH Deutschlandsberg, 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
Bekämpfungsmaßnahmen
Nachkontrolle über Jahre
Nur mit Schutzkleidung!!! Werkzeuge abwaschen!
Lange Hose, langärmliges Hemd, Handschuhe,
Schutzbrille, Mundschutz, wasserabweisende
Schutzkleidung
Vor der Blüte
Ziel: Fruchtausbildung unterbinden
• Schräges Abstechen des Wurzelstockes
ca. 15-20 cm tief, zeitig im Frühjahr, Teile
aus dem Boden ziehen, am wirkungsvollsten
• Ausgraben (arbeitsaufwändig)
Nur bei kleineren Beständen (1-100) sinnvoll!
BH Deutschlandsberg, 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
Bekämpfungsmaßnahmen
Nachkontrolle über Jahre
Bei Beginn der Blüte/Fruchtreife
Abschneiden des Blütenstandes bei beginnender Blüte
Vorsicht: Pflanze entwickelt oft neue Blüten, sehr regenerationsfähig
• Mahd 6-8malige regelmäßige Wiederholung während der
Vegetationsperiode (alle 2 – 4 Wochen), Weiterführung in
mindestens 5 Folgejahren
Vorsicht: Pflanze stirbt nicht immer ab, viele
kleine Nebendolden, deutlicher
Rückgang von Beständen erst nach
ca. 6 Jahren!
• Beweiden (Schafe, Rinder, Ziegen)
effiziente Methode für große Populationen,
Tiere fressen grüne Teile, zertrampeln
Vegetationskegel; 20-30 Schafe/ha im Frühjahr
im Frühsommer Reduktion auf 5-10/ha
BH Deutschlandsberg, 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
Entsorgung
Vor der Blüte
• Liegen lassen
• Auf Kompost
Foto:Moll
Während, nach der Blüte
• Blüten und Fruchtstände NICHT in Bio- oder Restmüll
Biomüll: Gefahr der Nachreife
Restmüll: Trennung des Mülls in verschiedene Fraktionen
In Müllsack , in der Sonne verrotten lassen
• Kompostieranlage: Bei 70 Grad kompostieren
• Biogasanlage
• Verbrennungsanlage
BH Deutschlandsberg, 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
Aktivitäten in der Steiermark
• Aktionstag gegen invasive Neophyten (Seit 2008)
(Abt 13 und Steiermärkische Berg- und Naturwacht BNW)
• ELER-Projekte BNW: EU-ko finanziert, Projektleitung Frau Dr.
Gabriele Leitner (Seit 2010)
• Aktionstag explizit auch gegen den Riesenbärenklau (Seit 2011)
• „Haller Vereinbarung“ zum Schutz von Landschaft und Flora vor
Neophyten (Seit 2014)
• Expositur Gröbming, Info an alle Gemeinden, Bezirksnachrichten
Liezen, Bekämpfungsmaßnahmen (Seit 2014)
• BBL Südoststeiermark, Info an alle Gemeinden mit Bitte um
Meldung an 1 Person der BBL, Bekämpfungsmaßnahmen
(Seit 2015)
• Naturpark „Mürzer Oberland“, Privatpersonen, Gemeinden…..
BH Deutschlandsberg, 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
Gesundheitliche Auswirkungen
auf Mensch….
•
Kontakt mit Pflanze schmerzfrei
•
Photosensibilisierende, chemische
Substanzen (Furanocumarine) im Saft,
Kontaktgift
•
In Kombination mit UV Strahlung
schwere Haut verbrennungen
(bis zum 3. Grad) = Phytophotodermatitis
© W. Obermayr
•
Zeitpunkt maximaler Gefährdung: 30 Minuten bis 2 Stunden
•
Nach 24 Stunden: Hautrötungen, gefolgt von Ödemen
(Flüssigkeitsansammlungen)
•
Nach ca. 1 Woche: starke Verdunkelung der Haut
(Hyperpigmentierung), kann monatelang anhalten
•
Betroffene Hautteile schnellstmöglich mit Seife und Wasser abwaschen,
48 Stunden kein Sonnenlicht
BH Deutschlandsberg, 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
…und Tier
https://www.youtube.com/watch?v=t46TiZ5q97A
• Hautentzündungen
Gefährdet: v.a. vom Fell unbedeckte und wenig pigmentierte
Hautbereiche z.B.: Ohren, Maul, Nase, Augenbereich
Betroffen z.B.: Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine,
Kaninchen, Hunde…
• Bei Beweidung Mischfutter verabreichen
Aus www.tierwelt.de
BH
BHDeutschlandsberg,
Deutschlandsberg, 18.07.2016,
18.07.2016,Dr.
Dr.Andrea
AndreaKrapf,
Krapf,A13
A13Umwelt
Umweltund
undRaumordnung,
Raumordnung,Referat
Referat Naturschutz
Natursc hutz
………..
DANKE FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT!
Dank für zur Verfügung gestellte Fotos
Dr. Gabriele Leitner
Steiermärkische Berg- und Naturwacht
Dr. Walter Obermayer
BH Deutschlandsberg, 18.07.2016, Dr. Andrea Krapf, A13 Umwelt und Raumordnung, Referat Naturschutz
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