Mit einem Glocken-ähnlichen Dreiklang

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Datum:
Thema:
19.08.13
Medium:
Neuer Tag Weiden
Glocken-ähnlicher Dreiklang – Vielklang macht Gänsehaut
www.YoungArtistsBayreuth.com
Mit einem Glocken-ähnlichen Dreiklang
Kammerorchester des 63. Festivals junger Künstler Bayreuth: starker Akzent
bei Speinsharter Sommerkonzerten
Speinshart. Es waren die Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und Antonin Dvorák, denen fast
das gesamte Konzertprogramm galt: Aber es waren vor allem die etwa sechs Minuten Dauer des
Stückes eines anderen Komponisten, die den Besuchern in der Speinsharter Klosterkirche am
Freitagabend noch lange Zeit in Erinnerung bleiben werden.
Zu Gast bei den Speinsharter Sommerkonzerten war das knapp 30-köpfige Kammerorchester des 63.
Festivals junger Künstler Bayreuth unter der Leitung von Iagoba Fanlo. Arvo Pärt, der zeitgenössische
estnische Komponist, hat 1977 das Stück "Cantus in memory of Benjamin Britten" komponiert - ein Werk
zu Ehren des ein Jahr zuvor verstorbenen britischen Komponisten.
Vielklang macht Gänsehaut
Wer sich bisher unter Pärts Klangsprache - dem "Tintinnabuli"-Stil - wenig vorstellen konnte, wurde in der
Klosterkirche Zeuge einer außerordentlichen und außergewöhnlichen Darbietung durch das
Kammerorchester. Eine Musik des Glocken-ähnlichen Dreiklangs erfüllte den Raum und verlieh der
Darbietung schon fast mystischen Charakter: Die Musik entstand schon in der Stille, baute sich dann
durch das Einsetzen von immer mehr Instrumenten zu einem Gänsehaut erzeugenden Vielklang auf, und
nahm dann wieder ab, bis sie in der Stille geradezu versank.
Den Charakter einer Serenade hatte die sieben Sätze umfassende Cassation G-Dur KV 63 von
Wolfgang Amadeus Mozart, die das Ensemble zu Beginn des Konzertes anstimmte. Allerlei Beschwingtes
und Anrührendes in diesem Werk belegten, warum es gerne als "Unterhaltungsmusik" Mozarts
bezeichnet wird.
Das Orchester begeisterte mit einer ungeheuren Leichtigkeit im Spiel, die sich durch den
gesamten Konzertabend zog. Zum Großteil war dies natürlich dem Dirigenten Iagoba Fanlo zu
verdanken, dessen ruhiges Auftreten den Musikern die nötige Gelassenheit vermittelte. Als Beobachter
konnte man den Eindruck gewinnen, dass Fanlo über die Leistung seines Ensembles genauso begeistert
war wie die Zuhörer.
"Gute-Laune-Musik"
Einen besonderen Applaus erhielt Soloviolinist Matthias Wollong für sein couragiertes Spiel bei Mozarts
Violinkonzert Nr. 4 D-Dur KV 218. Das Mozart'sche Werk bot dem Solisten viele Möglichkeiten, seine
Virtuosität und Ausdruckskraft unter Beweis zu stellen - was ihm auch trefflich gelang. Einen nachhaltigen
Eindruck bei den Zuhörern hinterließ auch der 3. Satz mit seinen tänzerischen Abschnitten. Mit einem
Werk des "jungen" Antonin Dvoráks ging der Konzertabend zu Ende, nämlich der Serenade E-Dur op.22,
die übrigens Dvoráks erste Serenade war. In der Komposition vereint Dvorák eine Fülle böhmischer
Melodien, welche die Musiker mit Wärme und Innigkeit interpretierten. Dvorák nimmt es einem hoffentlich
nicht krumm, die Serenade ganz salopp als "Gute-Laune-Musik" zu charakterisieren.
Auch die Laune der Zuhörer war nach den letzten Klängen des Werkes zündend, was sich in Standing
Ovations für das Ensemble niederschlug.
Von Holger Stiegler
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