Spezielle Musik, ausgezeichnet interpretiert

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Jungfrau Zeitung - Spezielle Musik, ausgezeichnet interpretiert
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MEIRINGEN 15. JULI 2013
Spezielle Musik, ausgezeichnet
interpretiert
Der neunte Konzertabend an der Musikfestwoche Meiringen stand
unter dem Motto «Tierkreis». Zu hören waren Werke von Karlheinz
Stockhausen, Arnold Schönberg und Wolfgang Amadeus Mozart.
Die Musikfestwoche Meiringen hebt sich seit
sieben Jahren durch musikalische Trouvaillen
von anderen Festivals ab, und das macht diese
Konzertreihe so kostbar. Ganz speziell war das
Programm des Freitagabendkonzerts, das
schwerpunktmässig der Moderne gewidmet war.
Als wunderschöne Ergänzung, vielleicht war es
auch ein Kompromiss an den musikalischen
Geschmack des Publikums, erklang zu
Konzertbeginn die herrliche Serenade c-Moll KV
Die charismatische Sängerin Lina Maria Åkerlund
388 von Wolfgang Amadeus Mozart, komponiert
begeisterte durch stete Präsenz und ihre herrliche
1782, für je zwei Oboen, Klarinetten, Hörner und
Fotos: Marianne Baumann
Stimme.
Fagotte. «Ich habe geschwind eine Nacht
Musique machen müssen, aber nur auf Harmonie (Bläser)», schrieb Mozart an seinen Vater. Viel
ist nicht bekannt über dieses so melodische Werk, wahrscheinlich war es ein Nebenschauplatz
und eine willkommene Geldquelle im kompositorischen Wirken von Mozart. Musikalisch
wertvoll und unterhaltsam ist diese Serenade jedoch zweifelsohne, dies umso mehr, wenn sie wie
in Meiringen von Topmusikern gespielt wird. Wegen krankheitsbedingter Abwesenheit der
Bratschistin Kim Kashkashian entfiel leider Marin Marais «Les folies d'Espagne», eine reizende
Barockkomposition, dafür erlebten die Musikfreunde wegen des Ausfall eine Uraufführung.
Karlheinz Stockhausens «Tierkreis», komponiert 1974/75, ertönte erstmals als PerkussionSolokomposition, gespielt von Robyn Schulkowsky. Unglaublich, wie elegant und subtil die in
Deutschland wirkende Perkussionistin in diesem eigenwilligen Werk ihre Instrumente einsetzte,
gekonnt improvisierte und so den zwölf Tierkreiszeichen ein ganz besonderes Gesicht gab.
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Pierrot und der Mond
Höhepunkt des so speziellen Konzertabends war
Arnold Schönbergs «Pierrot lunaire», nach den
gleichnamigen Gedichten von Albert Giraud.
Schönberg, der Schöpfer der 12-Ton-Musik,
schrieb dieses so eindringliche Werk 1912 auf
Initiative der Diseuse Albertine Zehmes.
http://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/print/126024/
12.08.2013
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Musikalischer Mittelpunkt ist der höchst
anspruchsvolle Part einer hohen SprechSingstimme, wetteifernd mit der wechselnden
Begleitung von Klavier, Flöte (Piccolo),
Klarinette, Violine und Cello. Die
Mezzosopranistin Lina Maria Åkerlund, übrigens
eine höchst charismatische Persönlichkeit,
überzeugte in allen Belangen und gab dem äusserlich disharmonischen Werk Tiefe, Brillanz und
Dramatik. Glaubhaft gestaltete die ausgebildete Opernsängerin die Leiden der Colombine,
rezitierte über den kranken Mond, sprach ein eindringliches Gebet für Pierrot, beklagte die
Gemeinheit der Menschen und besang zum Schluss die Heimkehr Pierrots nach Bergamo. Es war
Musikerlebnis der ganz besonderen Art, ein Werk, das polarisiert und zum Nachdenken anregt.
Die Interpreten von «Pierrot lunaire» beim Schlussapplaus: Christian Altenburger, Silke Avenhaus, Felix Renggli, Lina
Maria Åkerlund, Ulf Rodenhäuser und Patrick Demenga (vlnr).
ARTIKELINFO
Artikel Nr. 126024
15.7.2013 – 16.12 Uhr
Autor/in: Marianne Baumann
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