Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) Violinkonzert Nr. 3 KV 216 Im Dezember 1774 begab sich Mozart nach München, wo seine neue Opera buffa La Finta Giardiniera zur Aufführung kam. Das Werk fand eine freundliche Aufnahme, aber der Komponist erhielt weder ein Angebot für eine Anstellung noch eine neue Bestellung. Somit blieb ihm nur der Weg zurück nach Salzburg. Gleich nach seiner Rückkehr schrieb Mozart fast in einem Zug (zwischen April und Dezember 1775) seine fünf Konzerte für Violine und Orchester, zweifellos zum Eigengebrauch. Diese konzertante Werkgruppe nimmt im Katalog Mozarts einen ganz besonderen Platz ein. Bis dahin hatte sich Mozart mit dieser Gattung nur in Form von kurzen, in Serenaden eingefügten Konzertsätzen befasst. Die fünf Violinkonzerte können somit als eine Erweiterung dieser Stücke aufgefasst werden. Das Konzert Nr. 3 ist aus verschiedener Hinsicht überraschend. Wenn es auch dem "galanten" Stil treu bleibt, unterscheidet es sich durch die Verwendung einer Vielzahl thematischer Ideen, vor allem im Finale, einem eigentlichen "pot-pourri" nach französischer Art. Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) Violinkonzert Nr. 5 KV 219 Das Konzert in A-Dur KV 219 wurde am 20. Dezember 1775 vollendet. In diesem letzten Geigenkonzert Mozarts werden die Möglichkeiten des Soloinstrumentes voll ausgeschöpft; Neuerungen und Überraschungen folgen sich während des ganzen Werkes, immer mit dem Ziel des Ausdrucks. Damit erreichte Mozart eine organische Einheit, die in den vorangehenden Konzerten noch wenig ausgeprägt war. Der Kopfsatz, schon den grossen Werken der Reifezeit ebenbürtig, beginnt mit einem langen Orchestervorspiel, dem eine breit angelegte Einführung durch das Soloinstrument folgt. Der langsame Satz, in der von Mozart über alles geschätzten Tonart E-Dur, fliesst wie eine unendliche sinnliche Phrase, und das Finale ist ein langes menuettartiges Rondo. In diesen Satz integrierte der Komponist einen "türkischen" Rhythmus, den er schon in seinem Ballett Le Gelosie del Seraglio (1772) verwendet hatte. Dieser "Orientalismus" ist nicht echter als der berühmte "türkische Marsch": Mozart war nie mit der Musik aus dem Osmanischen Reich in Kontakt gekommen. Piotr Iljitsch Tschaikowski (1840-1893) Melancholische Serenade Op. 26, Souvenir d'un lieu cher Op. 42 und Valse-Scherzo, Op. 34 Wegen der Bekanntheit von Tschaikowskis Violinkonzert in D-Dur werden die anderen Werke des russischen Komponisten für dieses Instrument oft vernachlässigt. Sie stehen jedoch zu dem berühmten Op. 35 in enger Beziehung. Drei Jahre vor dem Violinkonzert schrieb Tschaikowski die Melancholische Serenade, die Zitate von Werken aus dem gleichen Zeitabschnitt enthält. Das Konzertstück entstand Anfang 1875 in Moskau, wo der Komponist den Geiger Leopold Auer kennengelernt hatte. Sowohl die Melancholische Serenade als auch das Violinkonzert hätte er zur Uraufführung gerne diesem Musiker anvertraut. Dieser war jedoch nicht bereit, die Aufgabe zu übernehmen, und Tschaikowski verzichtete deswegen auf die für Auer vorgesehenen Widmungen. Schliesslich spielte Adolf Brodsky bei der Uraufführung den Solopart dieser Serenade. Der gleiche Geiger war dann auch Solist bei der ersten Aufführung des D-Dur Konzerts. Souvenir d'un lieu cher (Andenken an einen lieben Ort) ist eine dreisätzige Suite, die ursprünglich für Violine und Klavier vorgesehen war. Der Titel bezieht sich auf das ukrainische Landgut Brailow, Eigentum von Nadeschda von Meck, der langjährigen Brieffreundin des Musikers. Er hatte dort den Sommer 1878 verbracht, um sich von seiner verheerenden Ehe zu erholen. Den ersten dieser drei Sätze hatte er jedoch schon in Clarens am Genfersee komponiert, während der Arbeit am Opus 35. Diese "Meditation" war ursprünglich als langsamer Satz des Konzerts vorgesehen und wurde dann durch die neu komponierte Canzonetta ersetzt. Das Konzertstück Valse-Scherzo entstand ein Jahr bevor sich Tschaikowski an die Komposition des Violinkonzerts machte und gibt einen Vorgeschmack auf die brillante Virtuosität des Kopfsatzes. In der Orchesterfassung wurde dieses unterhaltende Stück erst postum publiziert.