G U N AT U R F Ü H R E R Die wichtigsten Arten entdecken und bestimmen So bestimmen Sie einfach und sicher Kapiteleinteilung zur leichten Identifizierung (siehe Klappe vorne) 42 Deutscher Name Wissenschaftlicher Name (A) = unter Artenschutz (G) = giftig • Klatschmohn (G) Papaver rhoeas BLÜTEZEIT J F M A M J J A S O N D Zeitleiste hell: Blütezeit in Mitteleuropa dunkel: Fruchtzeit (reife Blüten an der Pflanze, wo vorhanden) her Biologische Familie hutz MOHNGEWÄCHSE • 43 In der christlichen Mythologie galten die abfallenden Blätter des Klatschmohnes lange Zeit als Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens. Weitaus freudiger war der Brauch, den Klatschmohn als Liebesorakel zu gebrauchen: ein Schlag mit Die Knospen nicken, sobald sie der flachen Hand auf die aufblühen, richten sich die Stängel auf. Blütenblätter verursacht ein Dann fallen die beiden borstig behaarten knallendes Geräusch, dessen Kelchblätter ab. Intensität der Gegenliebe des Partners entsprechen soll. Heute ist der Bestand des einst häufigen Klatschmohnes durch Saatgutbereinigung stark zurückgegangen. VORKOMMEN fast ganz Europa, häufig, nach Norden zu seltener; Getreidefelder, Äcker, Schutt- und Brachflächen, Wegränder, Bahndämme; auf kalkhaltigen, nährstoffreichen Böden GRÖSSE 30–80 cm hoch; aufrechter Wuchs MERKMALE Blüten endständig, bis 8 cm im Durchmesser, leuchtend rot, oft mit schwarzem Fleck am Grund, zahlreiche schwarze Staubblätter (je Blüte etwa 2,5 Mio. Pollenkörner); Blätter fiederteilig mit gezähnten Abschnitten, bis 15 cm lang; Stängel behaart; Frucht eine Porenkapsel mit »Deckel« aus zahlreichen verwachsenen Narbenstrahlen (sog. Streufrucht), darunter ebenso viele lochförmige Öffnungen, durch die die leichten Samen vom Wind herausgeschüttelt und bis 4 m weit verblasen werden ACHTUNG! Der Milchsaft ist schwach giftig. Typisch Typisches Merkmal als zusätzliche Bestimmungshilfe Die Pflanze führt Milchsaft. Darauf bezieht sich vermutlich der wissenschaftliche Artname rhoeas, der Fließen bedeutet. Wissenswertes zur jeweiligen Art 26 • BLUMEN chern, denn Fotosynthese wäre im Frühjahr noch nicht im vollen Umfang möglich. Dann dringt zwar das Licht bis zum Boden durch, aber die Tageslichtdauer und die Strahlungsintensität der Sonne reichen nicht aus, um allein durch Fotosynthese alle Stoffe für Wachstum und Blühen bereitzustellen. Frühblüher sind darum immer mehrjährig (siehe Seite 8) und besitzen unterirdische Speicherorgane, in denen die Reservestoffe für die frühe Entwicklung gespeichert werden: entweder Zwiebeln wie beim Gelbstern, Wurzelknollen wie beim Scharbockskraut oder Rhizome (= ober- oder unterirdisch wachsende Sprossabschnitte, keine Wurzeln) wie beim Buschwindröschen. Nach ihrer Blüte im Frühjahr häufen die Pflanzen Speicherstoffe für das nächste Jahr an. Später sterben sie unter anderem wegen des Lichtmangels mit zunehmender Belaubung der Kronen ab. Im Sommer ist das Kronendach geschlossen, dann herrscht Lichtmangel am Boden, in der sog. Krautschicht des Waldes. In Anpassung daran haben manche Pflanzen Schattenblätter entwickelt, das sind zarte, durchscheinende Blätter, die mehr Licht aufnehmen können. Beispiele dafür sind Farne. Der Sauerklee richtet seine Blätter nach dem wenigen Licht aus, um möglichst viel davon aufzufangen. Er senkt die Blättchen, wenn plötzlich zu viel Licht einfällt (siehe auch Seite 10). Als weiterer Mangelkünstler kommt auch das Schattenblümchen (siehe Seite 126/127) mit wenig Licht aus. Die Krautschicht steht noch in voller Blüte. Schon bald schließt sich das Kronendach des Waldes, dann wird es für viele Frühblüher zu dunkel. BLUMEN IN FELD, WALD UND WIESE • 27 Gar kein Licht brauchen dagegen sog. Schmarotzer wie die Nestwurz (siehe Seite 7). Nadelwald: Wenn die Bäume im Nadelwald eng stehen, gelangt fast gar kein Licht bis zur Krautschicht am Boden. Dennoch gibt es Blütenpflanzen, die selbst auf extrem schattigen Böden gedeihen, so zum Beispiel das Wald-Veilchen (siehe Seite 25 und 160/161). Großflächiges Pflanzenwachstum ist im Wald nur auf Lichtinseln, den Lichtungen und Kahlschlägen (künstliche Lichtungen), oder an Weg- und Waldrändern möglich. Im Idealfall sind die Grenzbereiche zum Freiland ebenfalls in Stockwerke gegliedert. Dann bestehen sie aus einer Strauchschicht, vor der sich ein Saum von meist großblättrigen, hochwüchsigen, ausdauernden Hochstauden ausbreitet. Beispiele dafür sind Kanadische Goldrute (siehe Seite 232/233), Wasserdost (siehe Seite 76/77) oder Drüsiges Springkraut (siehe Seite 58/59). Davor wachsen niedrigere Pflanzen, wie zum Beispiel Fingerkräuter. Auf Lichtungen und Waldwiesen findet man Weidenröschen, Greiskräuter, Scharfen Hahnenfuß (siehe Seite 178/179) und verschiedene Storchschnabel-Arten. Auwald: Er ist die artenreichste Waldformation in Mitteleuropa, aber kein einheitlicher Wald, sondern ein feuchter Lebensraum, in dem sich viele verschiedene Biotoptypen begegnen. Auwälder sind unterholzreiche, dichte Laubwälder mit einer ausgeprägten Strauch- und Rote Blütenfarbe 42 • Klatschmohn (G) Papaver rhoeas MOHNGEWÄCHSE • 43 In der christlichen Mythologie galten die abfallenden Blätter des Klatschmohns lange Zeit als Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens. Weitaus freudiger war der Brauch, den Klatschmohn als Liebesorakel zu gebrauchen: ein Schlag mit der flachen Die Knospen nicken, sobald sie aufblüHand auf die Blütenblätter hen, richten sich die Stängel auf. Dann fallen die beiden borstig behaarten verursacht ein knallendes Geräusch, dessen Intensität Kelchblätter ab. der Gegenliebe des Partners entsprechen soll. Heute ist der Bestand des einst häufigen Klatschmohns durch Saatgutbereinigung stark zurückgegangen. VORKOMMEN fast ganz Europa, häufig, nach Norden zu seltener; Getreidefelder, Äcker, Schutt- und Brachflächen, Wegränder, Bahndämme; auf kalkhaltigen, nährstoffreichen Böden GRÖSSE 30–80 cm hoch; aufrechter Wuchs MERKMALE Blüten endständig, bis 8 cm im Durchmesser, leuchtend rot, oft mit schwarzem Fleck am Grund, zahlreiche schwarze Staubblätter (je Blüte etwa 2,5 Mio. Pollenkörner); Blätter fiederteilig mit gezähnten Abschnitten, bis 15 cm lang; Stängel behaart; Frucht eine Porenkapsel mit »Deckel« aus zahlreichen verwachsenen Narbenstrahlen (sog. Streufrucht), darunter ebenso viele lochförmige Öffnungen, durch die die leichten Samen vom Wind herausgeschüttelt und bis 4 m weit verblasen werden Typisch ACHTUNG! Der Milchsaft ist schwach giftig. BLÜTEZEIT J F M A M J J A S O N D Die Pflanze führt Milchsaft. Darauf bezieht sich vermutlich der wissenschaftliche Artname rhoeas, der »Fließen« bedeutet. 168 • Kornblume Centaurea cyanus Ihren Namen bekam die Kornblume, weil sie früher fast in jedem Kornfeld vorkam. Noch vor 30 bis 40 Jahren galt sie als Ackerunkraut. Durch Saatgutbereinigung war sie lokal fast verschwunden. Schutzmaßnahmen haben dazu geführt, dass man wieder das namengebende leuchtende Kornblumenblau in der Landschaft sieht. Auf diese schöne Farbe bezieht sich nämlich der wissenschaftliche Artname cyanus, von griechisch »kyanos« für blau. VORKOMMEN fast ganz Europa, überall verbreitet, aber selten geworden; Getreidefelder, Ödflächen, Schutt- und Brachflächen, Wegränder, wird oft in Gärten angepflanzt; meist auf lockeren, nährstoffreichen Böden Typisch Die Blüten bestehen aus einem äußeren Kranz blauer Zungenblüten, die vergrößert und strahlenförmig angeordnet sind, und inneren rotvioletten Röhrenblüten. KORBBLÜTENGEWÄCHSE • 169 GRÖSSE 30–70 cm hoch; aufrechter Wuchs MERKMALE Blütenstand ein endständiges Körbchen, bis 3 cm im Durchmesser; Blüten mit blauen Zungenblüten und rotvioletten Röhrenblüten, Hülle eiförmig, bis 1,5 cm lang, Hüllblätter des Blütenkorbs mit schwarzem Fransenrand; Blätter schmal lanzettlich, bis 5 mm breit, sitzend, die unteren oft fiederspaltig, fein filzig behaart, dadurch graugrün aussehend, wechselständig; Stängel kantig, mehrfach verzweigt, weißwollig behaart; Samen werden vom Wind verbreitet, haben dafür Haarkranz Die Blüten erinnerten die BLÜTEZEIT J F M A M J J A S O N D Menschen früher an Augen. Deshalb vermuteten sie auch eine Heilwirkung bei Augenbeschwerden. Die wichtigsten Arten entdecken und bestimmen ▶ Eine Expertenauswahl der wichtigsten Blumenarten Mitteleuropas zeigt alle diejenigen Pflanzen, die Sie in der Natur entdecken und erleben können ▶ Atemberaubende Fotografie und spannende Infotexte ermöglichen einzigartige Einblicke in die Natur ▶ Das handliche Format und der robuste Umschlag eignen sich ideal zur Mitnahme nach draußen WG 422 Naturführer ISBN 978-3-8338-2610-8 PEFC/04-31-1404 € 12,99 [D] € 13,40 [A] www.gu.de