Felix Stutz RISIKEN BEI ZAHNÄRZTLICH-CHIRURGISCHEN EINGRIFFEN Dr. med. dent. Fachzahnarzt Oralchirurgie Frauenfelderstr. 124 8404 Winterthur Telefon 052 245 12 21 Telefax 052 245 12 10 E-mail [email protected] www.dr-stutz.ch Bei jedem chirurgischen Eingriff besteht grundsätzlich das Risiko von Komplikationen. Diese Komplikationen können im Zusammenhang mit bestehenden Krankheiten oder Medikamenten stehen. Genaue Angaben zum Gesundheitszustand helfen diese Risiken einzugrenzen. Operationsrisiken bei chirurgischen Eingriffen sind: Lokalanästhesie Neben den systemischen unerwünschten Wirkungen (z.B. intravasale Injektion mit Herzklopfen) kann es zu verschiedenen Komplikationen auf Grund der Verabreichungstechnik der Lokalanästhesie kommen. In den meisten Fällen sind diese reversibel und bleiben damit ohne Folgen. Nervenschädigungen treten auf, insbesondere des Nervus lingualis und des Nervus alveolaris inferior, wenn diese durch die Nadel verletzt werden. Diese sind meist irreversibel und aufklärungspflichtig. Auch können Gefäßschädigungen und Gewebeschäden der Schleimhaut auftreten. Hämatome (Blutergüsse) können durch Eröffnung von Blutgefäßen auftreten. In seltenen Fällen kommt es dadurch zur Infektion (Spritzenabszess) oder zu einer Kieferklemme. Extrem selten tritt ein Bruch der Injektionskanüle auf, der im schlimmsten Fall zu ihrer Aspiration oder zum Verschlucken führen kann. Blutungen können während des operativen Eingriffes wie auch ein bis zwei Tage danach auftreten. Häufigste Ursache sind Blutungen aus dem Weichgewebe oder Medikamente zur Senkung der Blutgerinnung. Infektionen können auf Grund bereits bestehender Infekte im Knochen oder durch Infektionen nach Eingriff z.B. durch Nahrungsreste aber auch durch Fehler in der chirurgischen Handhabung auftreten. Infektionen können durch eine antibiotische Abschirmung vor operativem Eingriff vermieden werden. Verletzungen anatomischer Strukturen im Unterkiefer Im Unterkiefer verläuft im unteren Drittel des Kieferkörpers ein Nervenkanal, der den Mandibularnerv (1) und Blutgefässe enthält. Der Nerv tritt auf Höhe der Lippenwinkel seitlich am unteren Kieferrand (2) aus dem Kieferknochen und verläuft dann Richtung Backe, Kinn und Lippe. Der Mandibularnerv versorgt sensibel die Zähne, die Kinn- und Lippenregion, d.h. er ist für die Empfindungen wie Berührung, Kälte, Wärme, Schmerz etc. verantwortlich. Wird dieser Nerv verletzt, treten Empfindungsstörungen bis hin zum vollständigen Sensibilitätsverlust auf. Der Nerv ist auf beiden Seiten symmetrisch angelegt. Auf der Innenseite des Kieferkörper verläuft der Zungennerv (3). Bei falscher Schnittführung des Chirurgen kann dieser Nerv durchtrennt werden. Der Nerv ist für die Zungenbewegungen verantwortlich. Der Zungennerv ist auf beiden Seiten symmetrisch angelegt. Im Bereich des Mundbodens verlaufen Blutgefässe, die bei einem chirurgischen Vorgehen verletzt werden können. Verletzungen dieser anatomischen Strukturen sind aufkärungspflichtig Verletzungen anatomischer Strukturen im Oberkiefer Gestörte Wundheilung Implantatverlust Im Bereich des Oberkiefers können die Nasennebenhöhlen, insbesondere die Kieferhöhle perforiert werden. Die Kieferhöhle wird mit einer elastischen und gut durchblutenden Schleimhaut bedeckt, die die Perforationstelle innert weniger Tage wieder überwächst. Bei einem Sinuslift kann die Kieferhöhlenschleimhaut reissen. In solchen Situationen muss die Kieferhöhle verschlossen werden, damit keine chronische Infektionen mit Vereiterung der Kieferhöhle auftreten. Verletzungen von Nerven und Blutgefässen sind im Oberkiefer eher selten. Diabetiker oder Patienten mit Stoffwechselstörungen, Blutgerinnungstörungen, Schilddrüsenunterfunktion, Parodontitis, Immunerkrankungen oder reduziertem Allgemeinzustand können eine verzögerte oder gestörte Wundheilung aufweisen Die Einnahme gewisser Substanzen kann die Wundheilung stören (Gerinnungshemmer, Rauchen, Alkohol, Kaffee, Teein). Trotz sorgfältiger Planung kann ein Implantat nicht einheilen. Das Implantat wird bindegewebig eingescheidet und wird beweglich. Nach Entfernung des Implantates kann bei genügendem Knochenangebot und nach einer Wartezeit von einigen Wochen bis Monaten ein neues Implantat gesetzt werden. Von 100 gesetzten Implantaten sind bei gesunden Personen nach 10 Jahren 96% dieser Implantate noch voll in Funktion. 2 In Situationen gestörter Wundheilung kann das Risiko eines Implantatverlustes auf bis zu 25% steigen. Implantate können nach Jahren auch zu ästhetischen Einbussen führen, wenn sich der Knochen zurückzieht und die Implantatschulter freigelegt wird. Gewisse Risikofaktoren können die Lebensdauer von Implantaten beeinträchtigen. Bekannte Risikofaktoren sind ein reduzierter Allgemeinzustand, Nikotin- und Alkoholmissbrauch, Parodontitis, Stoffwechselstörungen wie z.B. unbehandelter Diabetes mellitus, Immunerkrankungen, gewisse Tumorbehandlungen wie Bestrahlungen der Kiefer oder Chemotherpeutika (Bisphosphonate) in der Onkologie und der Osteoporoseprophylaxe. Bei Knirschen und Pressen mit den Zähnen muss die Anfertigung einer „Knirscherschiene“ abgeklärt werden. Parodontitis und Mundhygiene Parodontalerkrankungen weisen ein höheres Risiko für Spätverluste von Implantaten auf (7-12 Jahre). Eine gute Mundhygiene und professionelle Dentalhygiene sind eine absolute Notwendigkeit. Knochenverlust nach Zahnextraktion Nach Extraktionen von Zähnen bildet sich der Kieferknochen in den ersten 6 Monaten zurück. Wird eine implantologische Versorgung gewünscht, ist eine röntgenologische Abklärung in den ersten 3-6 Monaten wichtig. Verlust des Knochenaufbaues Knochenaufbauten unterliegen während der Einheilphase erhöhten Umbauvorgänge. Das führt auch zu Substanzverlusten in Höhe und Breite. Diese Umbauvorgänge (Resorption) können im ungünstigsten Fall bis zur vollständigen Resorption des Knochenaufbaues führen. 3