Die „Sonne“ stand am Anfang der Tiefseeforschung im Roten Meer Vor mehr als 30 Jahren begann Senckenberg seine Untersuchungen im Roten Meer – wichtige biologische Grundlagenforschung, die auch heute noch von hoher Relevanz ist. von Michael Türkay & Hjalmar Thiel In den Jahren 1977 bis 1987 nahm Senckenberg an vier Forschungsfahrten ins Rote Meer teil. Sie dienten der Erfassung von Häufigkeit und Artenzusammensetzung der benthischen Makro- und Megafauna im Kontext einer ersten Abschätzung von Einflüssen des Tiefseebergbaus auf die Umwelt bei der Gewinnung erzhaltiger Schlämme aus dem Atlantis-II-Tief. Die besonderen hydrografischen Bedingungen des Roten Meers bewirken einzigartige Lebensgemeinschaften, die sonst an keinem anderen Ort der Ozeane zu finden sind. Dieser Sonderstellung muss bei der Risikoabschätzung des großskaligen industriellen Eingriffs in das Ökosystem Rechnung getragen werden. Einzigartige Lebensbedingungen im Roten Meer p Abb. 1 F. S. „Sonne“ vor dem Umbau im Jahr 1991. Foto: RF-Reederei­ gemeinschaft Forschungsschifffahrt, Bremen 28 Das Rote Meer ist ein ganz besonderer Wasserkörper, nicht nur wegen seiner hohen Salzgehalte und Temperaturen im Bereich der Oberfläche, sondern auch aufgrund der physikalischen Eigenschaften seiner Tiefsee (Braithwaite 1987). Bis zum Boden des Zentralgrabens betragen die Wassertemperaturen 21,5 °C. Im Weltozean dagegen herrschen in dieser Tiefe etwa 2 °C. Es gibt weltweit nur noch ein weiteres Nebenmeer, in dem höhere Temperaturen herrschen als in den Ozeanen: das Mittelmeer. Es weist bis in seine größten Tiefen, die um 5300 Meter liegen, Wassertemperaturen von 13,5 °C auf. Sowohl das Rote Meer als auch das Mittelmeer sind durch hohe Schwellen vom Indischen bzw. Atlantischen Ozean getrennt, sodass das Tiefseewasser des Weltmeers nicht in sie eindringen kann. Beide haben einen Ausstrom von Tiefenwasser in den Ozean, der Einstrom findet nur an der Oberfläche statt. Aus diesen Gründen kann sich das Tiefsee- Forschung SENCKENBERG – natur • forschung • museum 145 (1/2) 2015 wasser in den Becken dieser Nebenmeere nur durch Absinken des in den Wintermonaten abgekühlten Oberflächenwassers bilden. Es kann daher nicht kälter sein als die Temperatur der Oberflächenschicht in der kältesten Jahreszeit. Eine besondere und einmalige Tierwelt Diese besonderen hydrografischen Bedingungen im Roten Meer haben zwangsläufig eine einmalige Zusammensetzung der Tierwelt zur Folge. Dies wurde bereits im 19. Jahrhundert bei frühen Expeditionen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit S. M. S. „Pola“ (1895/96 und 1897/98) deutlich. Allerdings erkannten die Wissenschaftler das damals noch nicht als eine typische Eigenschaft der Tiefsee des Roten Meers, sondern sie sahen es als einen methodischen Misserfolg an. Erst mehr als 70 Jahre später, nach Intensivierung der biologischen Tiefseeforschung Ende der 1970er Jahre, wurde immer deutlicher, dass die Besonderheiten des Roten Meeres einer genaueren Untersuchung bedurften. der Fischtrawler „Sonne“ zum Forschungsschiff umgebaut worden (Abb. 1) und so konnten wir bereits im Jahr 1977 auf der zweiten Reise unsere Studien im Roten Meer aufnehmen. Die Kampagne lief unter dem Namen MESEDA I (Metalliferous Sediments Atlantis-II-Deep). Es folgten zwei weitere Expeditionen: MESEDA II (1979) und MESEDA III (1981) mit F. S. „Valdivia“. Das damals gesammelte Material bildete den Grundstock für die ersten Untersuchungen und eine weitere, rein wissenschaftlich ausgerichtete Expedition mit F. S. „Meteor“ (Me-5, 1987). Diese vier Expeditionen haben unsere Kenntnisse der Tiefseefauna des Roten Meers wesentlich erweitert und die Besonderheiten dieses Nebenmeers hervortreten lassen. Die Gelegenheit zu solchen Arbeiten ergab sich im Rahmen von Explorationsfahrten zur geplanten Erzschlammförderung aus einem der tiefen Becken des Roten Meers, dem Atlantis-II-Tief, durch die deutsche Firma Preussag im Auftrag der Anrainerländer Saudi-Arabien und Sudan. Das Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft der Universität Hamburg wurde in Zusammenhang mit diesem Tiefsee-Bergbauprojekt mit der Untersuchung zur Umweltverträglichkeit betraut. Für die Beschreibung der Biodiversität wurde das Forschungsinstitut Senckenberg beteiligt. Kurz zuvor war Das Rote Meer weist viele steile Hänge und rauen Untergrund auf. Wir mussten aber genau wissen, wo glatte und möglichst ebene Flächen vorliegen, damit wir zum einen unsere wertvollen Geräte nicht beschädigten oder sogar verlören und zudem auch möglichst repräsentative Abschnitte des Meeresbodens beprobt werden konnten. Es war also notwendig, den Untergrund vor Beginn der eigentlichen Sondierungen sehr genau mithilfe von Flächenloten zu kartieren, damit geeignete Flächen identifiziert werden konnten, auf denen Schleppgeräte zu fahren waren. Trotzdem kam es häufig zu Hakern und zur Beschädigung der Geräte. Insgesamt waren wir mit unseren Fängen jedoch sehr erfolgreich. Mithilfe eines Fotoschlittens (Thiel 1970) führten wir eine fotografische Kartierung des Meeresbodens durch (Abb. 4). Zur Erfassung der im Boden lebenden Fauna setzten wir Backengreifer und Kastengreifer ein. Eine Besonderheit war die große Fotofalle (Abb. 2). Darin platzierten wir einen Köder, der auch sehr mobile Arten SENCKENBERG – natur • forschung • museum 145 (1/2) 2015 Fors c hung p Abb. 2–4 Oben: Die Fotofalle wird ausgesetzt. Aufnahme: Michael Türkay Mitte: Fotofalle am Grund des westlichen zentralen Roten Meers in 740 m Tiefe mit einem gefangenen Tiefsee-Aal der Art Muraenesox cinereus. Aufnahme: Hjalmar Thiel Unten: Fotoschlittenaufnahme des Meeresbodens des zentralen Roten Meers mit Sedimenttrichtern, deren Entstehung unbekannt ist. Aufnahme: Hjalmar Thiel 29 anlockte, sodass auch etliche Arten an Deck gebracht wurden, die wir auf andere Weise nicht hätten fangen können. Durch eine eingebaute Kamera konnten wir dokumentieren, wie sich die Organismen näherten und schließlich „in die Falle“ gingen (Abb. 3). Die erzielten Ergebnisse betonen die Einzigartigkeit der Tierwelt dieses Tiefseegebiets (Türkay 1996). Aufgrund der hohen Temperaturen fehlen sämtliche kalt-angepassten typischen Tiefseeorganismen der Ozeane. Stattdessen kommt es bei Arten, die auch im flacheren Wasser vorkommen, zu einer Subduktion, das heißt zu einem Eindringen in für sie ungewöhnlich große Meerestiefen. Im Roten Meer erreichen sie dadurch ihre weltweit größten Tiefen. Dies gilt auch für Arten, die zwar nur in der Tiefsee des Roten Meers vorkommen, aber zu Gruppen gehören, die sonst in flacheren Meerestiefen beheimatet sind. Solche nur im Roten Meer vorkommenden Endemiten machen einen hohen Prozentsatz der Tierwelt des Gebiets aus. Ihr Anteil an der Gesamtfauna liegt bei 30 Prozent. Ursprünglich glaubten wir, dass viele Rotmeer-Arten im angrenzenden Golf von Aden ebenfalls leben könnten. Während der Reise „Meteor-5“ wurden wir aber eines Besseren belehrt. Keine der uns zuvor aus dem Roten Meer bekannten Arten war in entsprechenden Tiefen zu finden, stattdessen erbeuteten wir immer nur die „normale“ kalt-angepasste Tiefseefauna, wie sie im Indischen Ozean vorkommt. Davon gab es eine Ausnahme: Rotmeer-Arten wurden auch im innersten Teil des Golfs von Aden gefunden, dort wo das ausfließende, wärmere Rotmeer-Tiefenwasser noch in Kontakt mit dem Meeresboden war und damit Bedingungen wie in der Tiefsee des Roten Meers vorherrschten (Abb. 5 und 6). Seither sind wir sicher, dass die Rotmeer-Endemiten nicht nur dem Rotmeer-Becken zuzuordnen, sondern Endemiten des Rotmeer-Wassers sind. Das erklärt auch, wie die Rotmeer-Tiefseefauna Krisenzeiten im Pleistozän mit sehr hohen Salzgehalten (s. Almogi-Labin et al. 1991) überleben konnte. Die Tiere müssen in Refugien außerhalb des Rotmeer-Beckens überdauert und dieses dann erneut besiedelt haben. Forschung SENCKENBERG – natur • forschung • museum 145 (1/2) 2015 Wärmeliebende Arten in ungewöhnlichen Tiefen q Abb. 5/6 Links: Verbreitung der Grundgarnele Pontocaris profundior im Roten Meer und im unmittelbar angrenzenden inneren Golf von Aden Rechts: Grundgarnele Pontocaris profundior, ein Endemit des RotmeerTiefseewassers. Foto: Michael Türkay 30 Völlig andere Fauna als in der Nachbarschaft q Abb. 7/8 Oben: Lage des Atlantis-II-Tiefs im zentralen Roten Meer. Unten: Der Solitäreinsiedler Solitariopagurus profundus kommt nur in der Tiefsee des Roten Meers vor und hat verkleinerte Augen, alle verwandten Arten haben stark vergrößerte Augen. Foto: Michael Türkay Ein außergewöhnliches Labor der Evolution Auf eine solche pulsierende Wiederbesiedlung mit anschließender Isolation und Artbildung deuten auch die verwandtschaftlichen Beziehungen der Faunenelemente hin. Vier Verwandtschaftsgrade lassen sich unterscheiden: • A rten, die identisch sind mit solchen des Indischen Ozeans, • Arten, die sich nur wenig von ihren Verwandten im Indischen Ozean unterscheiden, meist nur als Unterarten oder Schwesterarten, • Arten, die von ihren Verwandten im Indischen Ozean gut zu unterscheiden sind, deren Abstand jedoch von anderen Arten innerhalb einer Gattung nicht größer ist als der anderen Angehörigen untereinander, • Arten, deren Position und Verwandtschaft klar sind, die sich aber sehr wesentlich von denen derselben Verwandtschaftsgruppe unterscheiden, z. B. durch Anpassungen an die Verhältnisse in der Tiefsee wie reduzierte Augen und besonders lange Antennen (Abb. 6 und 8). Diese Gruppen deuten auf eine schrittweise Differenzierung hin und könnten in unterschiedlichen Perioden der Isolation und Wiederbesiedlung entstanden sein. Insofern ist die Tiefsee des Roten Meers auch ein evolutionsbiologisches Labor, in dem man sowohl Artbildung als auch Tiefseeanpassungen studieren kann, die im Roten Meer sehr viel später abgelaufen sind als im Weltozean. Besonders spannend wäre es, diese Differenzierungsfrage mit molekulargenetischen Methoden nachzuzeichnen und da­durch auch die Zeitskalen zu konkretisieren, auf denen diese Prozesse abgelaufen sind. Solche Methoden standen uns damals noch nicht zur Verfügung. Tiefseebergbau und Umweltschutz im Roten Meer Dieser besondere Lebensraum mit seiner einmaligen Fauna soll Aktionsplatz des Tiefseebergbaus werden. Schon in den 1960er Jahren war das Atlantis-II-Tief westlich von Jeddah in 2000 Metern Tiefe entdeckt worden (Abb. 7). Der Boden dieser Depression im Zentralgraben des Roten Meeres ist mit einer bis zu 30 Meter dicken Schicht erzhaltiger Schlämme bedeckt und diese wiederum von einer 200 Meter mächtigen Sole überschichtet: Temperatur über 60 °C, Salzgehalt bis siebenmal so hoch wie normales Seewasser, Oberfläche des Solekörpers: 55 km². Vor Ende des SENCKENBERG – natur • forschung • museum 145 (1/2) 2015 Fors c hung 31 Abbaumenge (in t) 100 000 Feststoffanteil von Zeile 1 (in t) 10 000 Verdünnung mit Tiefen- und Oberflächenwasser (in t) Rückführung des Wassers mit den Feststoffen, erhöhtem Salzgehalt und gelösten Stoffen, wie z. B. Schwermetallen (in %) Organismen aus dem eingespeisten Oberflächenwasser (in kg) 3 97 100 60 Jahrzehnts und in den nachfolgenden Jahren wurden Prospektionsfahrten unternommen. Diesen folgte im Zeitraum 1977 bis 1981 die Explorationsphase mit den RohstoffForschungsschiffen „Sonne“ und „Valdivia“, durchgeführt von der deutschen Firma Preussag im Auftrage der SaudiSudanese Commission for the Exploitation of the Red Sea Resources. Vom Beginn dieser Phase an waren Untersuchungen zur Abschätzung möglicher Umweltschäden durch den Abbau der Erzschlämme eingeplant. Wegen sinkender Metallpreise wurde das Vorhaben 1981 jedoch vorzeitig eingestellt und der Bericht über die Umweltuntersuchungen nicht mehr publiziert. Kurze Darstellungen einiger Ergebnisse wurden von Karbe (1987), Thiel (1987) und Weikert (1987) sowie von Schriever und Thiel (2013) publiziert. Der gesamte Bericht ist seit 2011 auf der Homepage von Senckenberg online verfügbar (www.senckenberg.de/MESEDA). der Erzschlämme dürften weit höher liegen als diejenigen, die vor 30 Jahren als ökonomisch rentabel angenommen worden sind. Man ging damals davon aus, dass Tag für Tag rund 100 000 Tonnen Erzschlamm gefördert und der Abraum anschließend mit der dreifachen Menge an Wasser und Sole verdünnt wieder ins Rote Meer zurückgepumpt werden sollten (Tab. 1). Die Industrie wollte diese Mengen an Abraum und Wasser ursprünglich in die Meeresoberflächenschichten einleiten. Schon 1977 haben die Ökologen die Einleitung in große Tiefen gefordert. Nach anfangs heftiger Ablehnung von Seiten der Industrie entwickelten sich später Akzeptanz für die Einleitung in über 1000 Meter Wassertiefe (Vermeidung von Störungen in den Küstenregionen, der Korallenriffe und der biologisch aktiveren Zonen bis in 850 m Tiefe) und gute Zusammenarbeit mit Modellqualität. Gute fachliche Praxis verlangt neue Untersuchungen Die vor Jahrzehnten angestellten Überlegungen zum Ausmaß der Eingriffe durch einen Rohstoffabbau können allerdings keinesfalls einfach auf die heutigen Verhältnisse übertragen werden. Abbaumethoden und Fördertechniken haben sich weiterentwickelt und die damals geschätzten Werte zu Massentransporten durch den geplanten Abbau Die Forschungsarbeiten vor über 30 Jahren erfolgten unter Verwendung der damals üblichen numerischen Modellrechnungen für Schlamm- und Wassertransporte sowie Beobachtungs- und Messmethoden. Schon in dem Bericht von Karbe et al. (1981/2011) wurden weiterführende Studien gefordert (Thiel, Karbe & Weikert 2015). Nach den enormen Entwicklungen in den Geräte- und Auswertungstechniken mit ferngesteuerten Robotern, leistungsfähigeren Computern und fortgeschrittenen numerischen Modellen während der letzten drei Jahrzehnte muss die heutige Industrie als Verursacher potenzieller Störungen des Ökosystems neue Forschungen initiieren und finanzieren. Eine junge Forschergeneration muss die Fragen nach potenziellen Schäden durch den Abbau der Erzschlämme und die Rückführung der „Tailings“ (Abraumwasser und Schlamm) erneut aufgreifen und auch die möglichen Auswirkungen bewerten: Wohin treiben die rückgeleiteten Schlammmassen? Wie groß ist die Fläche, auf der sie abgelagert werden? Wie verhalten sich die im Rückleitungswasser gelösten Stoffe (z. B. Schwermetalle)? Kommen oberhalb des Solekörpers hydrothermale Quellen vor? Gibt es an den Hängen des Tiefs oberhalb des Solekörpers eine besondere Fauna, vergleichbar derjenigen an Hydrothermalquellen? Welche Mikroorganismen leben in der Sole und in der Grenzschicht zum normalen Tiefenwasser? Wird die einzigartige Fauna in diesem einzigartigen Lebensraum teilweise vernichtet? Forschung SENCKENBERG – natur • forschung • museum 145 (1/2) 2015 Alte Pläne könnten wieder aufgenommen werden Im Jahr 2010 erwarb die kanadische Firma Diamond Fields in Kooperation mit der saudischen Firma Manafa die Erkundungs- und Abbaulizenzen für den langen Zeitraum von 30 Jahren. Bisher ist nicht bekannt, wann weitere Explorationsarbeiten beginnen und ob überhaupt weitere Untersuchungen zur Abschätzung von Auswirkungen auf die Umwelt geplant sind. 32 Tab. 1 Tägliche Abbaumengen und Einträge bei der Erzschlammförderung im Roten Meer. Planzahlen nach Abschätzung der Wirtschaftlichkeit zum Ende der 1970er Jahre. 300 000 Konzentration der Erzkomponenten an Bord des Abbauschiffs (in %) Rückführung der Feststoffe in den Lebensraum (in %) t Die Autoren Prof. Dr. Michael Türkay hat an der Goethe-Universität in Frankfurt Biologie und Chemie studiert und leitet am Senckenberg Forschungsinstitut die Abteilung Marine Zoologie. 2008 wurde er zum apl. Professor am Fachbereich Biowissenschaften der Goethe-Universität ernannt. Sein Forschungsinteresse gilt vor allem der Taxonomie, Systematik und Ökologie der Krabben (Brachyura) sowie meeresökologischen Themen. Im vorliegenden Übersichtsaufsatz berichtet er über seine Forschungsergebnisse in diesem einmaligen Lebensraum. Prof. Dr. Hjalmar Thiel hatte bis 1998 eine Professur für Biologische Ozeanografie am Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft der Universität Hamburg. Er befasste sich mit der ökologischen Erforschung des Tiefseebenthos, insbesondere mit den Umweltrisiken des geplanten Tiefseebergbaus. Dieses Thema beschäftigt ihn auch heute noch. In der Zwischenzeit hat er sich für die Ausweisung von Schutzgebieten in den Bereichen der Hohen See eingesetzt. Kontakt (korresp. Autor): Prof. Dr. Michael Türkay, Senckenberg, Gesellschaft für Naturforschung, Senckenberg­anlage 25, D-60325 Frankfurt a. M.; [email protected] Neutrale Grundlagenforschung ist die Basis Dies sind einige der Fragen, die frühzeitig vor einem Abbau der Erzschlämme beantwortet und bewertet werden müssen. Es bleibt zu hoffen, dass sich – wie in der Vergangenheit – eine gute Zusammenarbeit zwischen Industrie, Wissenschaft, Administration und Politik entwickeln wird. Alle Beteiligten müssen sich darüber im Klaren sein, dass die Öffentlichkeit, vertreten durch die großen international agierenden Naturschutzorganisationen, alle Eingriffe in die Ozeane und Meere beobachten und hinterfragen wird. Ein Weiteres zeigt sich in aller Deutlichkeit: Ohne Grundlagenforschung lassen sich solche angewandten und gesellschaftlich relevanten Fragen nicht beantworten. Die Krux ist, dass prinzipiell nicht voraussagbar ist, wann dieses Wissen abgerufen wird, also zur Verfügung stehen muss. Mittlerweile sind wir in der glücklichen Lage, auf spezielle Fragen zur Biodiversität und Einmaligkeit einer Lebens- gemeinschaft oder eines Lebensraums mindestens für Schlüsselgruppen des Ökosystems „Tiefsee Rotes Meer“ Antworten parat zu haben, die im Rahmen zweckfreier Forschung gewonnen wurden. Dank Unsere wissenschaftlichen Arbeiten im Roten Meer wurden unterstützt von der Red Sea Commission, vom damaligen Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) sowie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Allen drei Organisationen gilt unser Dank. Harald Bäcker, Projektleiter der MESEDA-Fahrten von der damaligen Preussag-Meerestechnik, zeigte großes Verständnis für unsere Grundlagenforschung und förderte sie nach Kräften. Das Einstiegsbild dieses Beitrags stellte die RF-Reedereigemeinschaft Forschungsschifffahrt in Bremerhaven zur Verfügung. Für die Abdruckgenehmigung danken wir dem Geschäftsführer Herrn Niels Roggemann. Schriften Almogi-Labin, A., Hemleben, C., Meischner, D. & Erlenkeuser, H. (1991): Paleoenvironmental events during the last 13 000 years in the central Red Sea as recorded by & Braithwaite, C. J. R. (1987): Climate and oceanography. – In: Edwards, A. J. & Head, S. M. [Hrsg.]: Key environments: Pteropoda. – Paleoceanography, 6: 83–98. & Karbe, L. (1987): Hot brines and the deep environment. – In: Edwards, A. J. & Head, S. M. [Hrsg.]: Key environments: Red Sea: 22–44; Oxford (Pergamon Press). & Karbe, L., Thiel, H. Weikert, H. & Mill, A. J. B. [Hrsg.] (1981/2011): Mining of metalliferous sediments from the Atlantis II Red Sea: 70–89. Oxford (Pergamon Press). Deep, Red Sea. Pre-mining environmental conditions and evaluation of the risk to the environment. Environmental Impact Study. Presented to the Saudi Sudanese Red & Schriever, G. & Thiel, H. (2013): Tailings and their disposal in deep-sea mining. Sea Joint Commission. Hannover, 352 S. Auch in: www.senckenberg.de/MESEDA. & Thiel, H. (1970): Ein Foto­ – In: Proceedings of the Tenth (2013) ISOPE Ocean Mining and Gas Hydrates Symposium, Szczecin, Poland, September, 22–26: 5–17. & Thiel, H. (1987): Benthos of the deep Red Sea. schlitten für die biologische und geologische Kartierung des Meeresbodens. – Mar. Biol., 7(3): 223–229, Abb. 1–9. & Thiel, H., Karbe, L. & Weikert, H. (2015): Environmental – In: Edwards, A. J. & Head, S. M. [Hrsg.]: Key environments: Red Sea: 112–127; Oxford (Pergamon Press). risk of mining metalliferous muds in the Atlantis II Deep, Red Sea. – In: Rasul, N. & Stewart, J. C. F. [Hrsg.]: The Red Sea. The formation, morphology, oceanography and & Türkay, M. (1996): Composition of the deep Red Sea macro- and environment of a young ocean basin: Springer earth system sciences; Berlin (Springer). – Im Druck. megabenthic invertebrate fauna. Zoogeographic and ecological implications. – In: Uiblein, F. , Ott, J. & Stachowitsch, M. [Hrsg.]: Deep-sea and extreme shallow water & Weikert, H. (1987): habitats: affinities and adaptations. – Biosystematics and Ecology series, 11: 43–59; Wien (Österreichische Akademie der Wissenschaften). Plankton and the pelagic environment. – In: Edwards, A. J. & Head, S. M. [Hrsg.]: Key environments: Red Sea: 90–111; Oxford (Pergamon Press). SENCKENBERG – natur • forschung • museum 145 (1/2) 2015 Fors c hung 33