Kohlhernie in Raps

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Ralf Brune und Dr. Kathrin Urban beraten Sie gerne.
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von der Aussaat bis zur Ernte
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Pflanzenschutzes, der Sorten und der Bestandesführung
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Syngenta Agro GmbH
Am Technologiepark 1–5
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TM = angemeldete Marke einer Syngenta Konzerngesellschaft
www.syngenta.de
Stand: Januar 2014.
Kohlhernie
in Raps
Erkennen – Vorbeugen – Schützen
Liebe Kundin,
lieber kunde,
Raps ist weltweit nach Ölpalme und Soja
die drittwichtigste Ölfrucht. Aufgrund seiner
ökonomischen Vorzüge und seines hohen
Vorfruchtwertes ist das „schwarze Gold“
vom Acker eine hochinteressante Kulturart
und unverzichtbar in der Landwirtschaft.
Entsprechend hoch ist auch der strategische Stellenwert der Rapszüchtung bei
Syngenta mit folgendem Ziel: Kontinuierlicher Züchtungsfortschritt für mehr Ertrag,
Qualität und Sicherheit unter den verschiedensten Bedingungen in der landwirtschaftlichen Praxis.
In vielen Betrieben sind es immer mehr
auch bodenbürtige Krankheitserreger, die
den Rapsanbau an Ertragsgrenzen stoßen
lassen. Der Kohlhernie (Plasmodiophora
brassicae) kommt in diesem Zusammenhang eine zentrale Bedeutung zu. Nicht nur
aus den traditionellen Rapsanbaugebieten in
Deutschland wird von einem zunehmenden
Auftreten der Kohlhernie berichtet. Auch in
Nachbarländern, wie Polen, wird in Praxis
und Wissenschaft ein großes Augenmerk
auf diese Krankheit gelegt.
Weltweit wird die Kohlhernie als eine der
bedeutendsten Krankheit im Acker- und
Gemüsebau gefürchtet. Plasmodiophora
brassicae ist der parasitische Erreger der
Kohlhernie, der viele Kreuzblütler befällt
und durch ungesteuertes Wachstum eine
2
Beeinträchtigung bzw. Zerstörung der Wurzel- und Leitgefäße mit gravierenden Folgen
für die Pflanze verursacht. Im Raps drohen
Ertragsverlust und Beeinträchtigung von Ölgehalt und -qualität bis hin zum Totalausfall.
Plasmodiophora brassicae hat „ausgeklügelte Strategien“ entwickelt: Dieser Pilz kann
viele Jahre im Boden überdauern, somit
kann er den Raps effektiv befallen und sich
stark vermehren.
Inhalt
Syngenta beschäftigt sich seit Langem
intensiv mit der Kohlhernie. Im Vordergrund
steht dabei eine erfolgreiche Resistenzzüchtung bei Gemüsekohlarten und nunmehr
auch bei Rapssorten. Wichtig ist zudem
der Dialog mit der Wissenschaft, um neue
Erkenntnisse in die Züchtungsarbeit sowie
in den Beratungsservice für die praktische
Landwirtschaft einzubringen.
Kohlhernie – eine wachsende Gefahr
04
Mit vorliegender Broschüre geben wir Ihnen
die Möglichkeit, mehr über die Krankheit
und ihr Auftreten zu erfahren. Vor allem aber
möchten wir Ihnen Wissen an die Hand
geben, damit Sie Schäden durch Kohlhernie
verhindern können.
Verwechslungsmöglichkeiten
08
Faktoren, die die Entwicklung und
Verbreitung begünstigen
09
Vorbeugende Maßnahmen
10
Verbreitungsgebiete
04
Krankheitsbild
05
Entwicklungszyklus
06
Schadwirkung
07
Ihr
Jürgen Scholz
Kampagnenmanager Raps
Wir danken Prof. Dr. Marek Korbas und Dr. Ewa Jajor
(Institut für Pflanzenschutz, Posnan) für ihre inhaltliche
Unterstützung und die Bereitstellung von Bildmaterial.
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Kohlhernie – eine wachsende Gefahr
Kohlhernie ist eine typische Fruchtfolgekrankheit, die durch den bodenbürtigen
Erreger Plasmodiophora brassicae verursacht wird. Es handelt sich um einen obligat
parasitisch lebenden Organismus aus dem
Reich der Protisten, der die Wurzeln der
meisten Kreuzblütlergewächse befällt.
Die Krankheit ist seit dem 13. Jahrhundert
bekannt und wurde 1870 zum ersten Mal
durch den russischen Wissenschaftler
M. S. Woronin an Kohlkulturen beschrieben.
Das Wirtsspektrum umfasst Nutzpflanzen
wie Kohl, Raps, Senf und Rettich, Zierpflanzen und eine Vielzahl von Unkräutern.
Zu den betroffenen Unkräutern gehören
Acker-Hellerkraut, Hirtentäschel, Hederich,
Besenrauke, Wegrauke und Acker-Senf.
nachhaltigsten ertragsmindernde Krankheit
im intensiven Rapsanbau.
Verbreitungsgebiete
Von Plasmodiophora brassicae sind eine
Vielzahl verschiedener Rassen bekannt. Ihre
Verbreitug ist regional sehr unterschiedlich.
Kohlhernie kann überall auftreten, insbesondere dort, wo Raps und andere Kreuzblütler
angebaut werden. Eine hohe Befallsdichte
wird unter anderem in Deutschland, Polen,
Frankreich, der Tschechischen Republik,
Schottland, Großbritannien, Dänemark und
den Niederlanden sowie in Nordamerika,
Australien und Asien verzeichnet.
Die Bodenverseuchung durch Plasmodiophora brassicae kann bis zu 20 Jahre
anhalten. Kohlhernie gilt daher als die am
Kohlhernie-Befallsgebiete
in Deutschland
starker Befall
mittlerer Befall
Krankheitsbild
Unter günstigen Bedingungen kann es
bereits 4 bis 6 Wochen nach der Infektion
zu einer Symptomausprägung kommen.
Im Rapsbestand tritt Kohlhernie meist
nesterweise auf. Symptome sind gelbe oder
violett-rote Verfärbungen an den oberirdischen Pflanzenteilen. Darüber hinaus kann
es zu Wachstumshemmungen, einer beschleunigten Blüte bzw. Abreife bis hin zum
Absterben der Rapspflanzen kommen.
Unterirdische Symptome sind die charakteristischen Wurzelwucherungen.
Das Wurzelsystem infizierter Pflanzen ist
reduziert, und die Seitenwurzeln, die für
die Aufnahme von Nährstoffen und Wasser
verantwortlich sind, fehlen gänzlich.
Die Wucherungen können sowohl an
der Hauptwurzel als auch an den Seitenoder Adventivwurzeln entstehen.
Die Wucherungen werden als Gallen
bezeichnet und sind im Inneren anfangs
cremeweiß und später braun gefärbt.
Die Form und Größe der Gallen ist unregelmäßig, die konzentrische Ringstruktur im
Wurzelquerschnitt ist gestört. Dadurch
wird die Funktion der Gefäße beeinträchtigt,
und es kommt zur Welke. Die Oberfläche
der Wucherungen ist zunächst glatt, im
Laufe der Zeit wird sie allerdings spröde
bis faulig und zerfällt.
Oberirdische Symptome für Kohlherniebefall sind
violett-rote Verfärbungen der Blätter
Bei einem frühen und starken Befall können sich
Gallen auch oberhalb des Bodens ausbilden
Die Gallen befinden sich üblicherweise
unter der Bodenoberfläche, jedoch können
sie sich bei einem frühen und starken
Befall auch teilweise oberhalb des Bodens
ausbilden.
Quelle: Syngenta, Einschätzung der regionalen Syngenta Verkaufsberater
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S_017-082_paras_RAPS.Q5:S_017-082_paras_RAPS.Q5
29.11.2012
10:24 Uhr
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Entwicklungszyklus
Pilzkrankheiten
Plasmodiophora brassicae durchläuft während des Lebenszyklus drei Stadien:
Überleben im Boden als Dauerspore,
Infektion der Wurzelhaare und im Anschluss
Zyklus von Plasmodiophora brassicae, dem Erreger der Kohlhernie
daran Infektion der Wurzelrinde.
4 Vielkerniges
Plasmodium
5 Zoosporangien entlassen
zweigeißelige Zoosporen
Lebenszyklus des
Kohlhernieerregers
Plasmodiophora brassicae
6 Zweikerniges
Plasmodium in einer
Wurzelrindenzelle
3 Penetration eines
Wurzelhaares
ren
?
Bildung eines Plasmodiums, worin die Dauersporen heranreifen
un
dä
re
Zo
o
spo
Schadwirkung
2 Zoospore an
einem Wurzelhaar
k
Se
7.1 Vielkerniges
Plasmodium
7.2 Wurzelgallen
8 Dauersporen in einer
Wurzelzelle
Prof. Dr. V. H. Paul: RAPS, Krankheiten ·
Schädlinge · Schadpflanzen, 2. überarbeitete
und erweiterte Auflage, AtgroConcept
Verlagsgesellschaft, 2003.
1 Sporenkeimung
(Zoosporenbildung)
9 Dickwandige Dauersporen
25
Die Dauersporen können im Boden viele
Jahre überleben. In Anwesenheit von
geeigneten Wirtspflanzen und ausreichend
Bodenwasser keimen die Dauersporen und
setzten Zoosporen frei, welche sich aktiv
im Bodenwasser bewegen können.
Die Zoosporen infizieren zunächst nur die
Wurzelhaare und nach einer Zwischenvermehrung auch die Wurzelrinde.
6
Bei genetisch anfälligen Pflanzen kann sich
der Erreger in der Wurzelrinde etablieren.
In der Folge kommt es zu intensiven,
abnormalen Zellteilungen und -vergrößerungen und damit zu den charakteristischen
Wucherungen an den Wurzeln.
Zum Abschluss seines Lebenszyklus
bildet der Erreger Dauersporen, die
durch den natürlichen Zerfall des Wurzelgewebes freigesetzt werden.
Bedingt durch das ungesteuerte Wachstum
der Zellen bilden sich im Wurzelbereich
Gallen. Diese Gallen führen zu einer Beeinträchtigung bzw. Zerstörung der Wurzelund Leitgefäße. Insbesondere kommt es
dabei zu einer Störung der Nährstoff- und
Wasserversorgung, wodurch die Pflanzen
so geschwächt werden, dass sie unter dem
Einfluss von Stressfaktoren häufig absterben. Die Infektionsschwelle ist bereits bei
wenigen Sporen pro Gramm Boden erreicht.
Die Schadwirkung des Erregers wird durch
eine Reihe von Faktoren beeinflusst:
Unter sehr ungünstigen Bedingungen
können die Wurzeln der Rapspflanzen durch
den Erreger vollständig zerstört werden.
Dementsprechend muss mit deutlichen
Ertragseinbußen sowie einem geringeren
Ölgehalt bzw. -qualität gerechnet werden.
In vereinzelten Fällen gelingt es jedoch
befallenen Pflanzen, die Infektion durch Ausbildung eines sekundären Wurzelsystems
zu überstehen.
 Menge und Alter der Dauersporen
im Boden (Inokulum)
 Entwicklungsstadium der Pflanze,
indem die Infektion erfolgt
 Pflanzenart und -sorte
 pH-Wert
 Bodenfeuchtigkeit und -temperatur
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Verwechslungsmöglichkeiten
Die Symptome der Kohlhernie ähneln den
Wurzelbeschädigungen, die durch den Kohlgallenrüssler (Ceutorhynchus pleurostigma)
verursacht werden. Im Vergleich zur Kohlhernie bildet dieser rundliche, glattwandige,
etwas kleinere Gallen am Wurzelhals und
an der Hauptwurzel des Rapses. Im Inneren
befinden sich Fraßgänge bzw. die Larve
des Kohlgallenrüsslers. Ein weiterer
Unterschied ist, dass die Gallen während
der Vegetation nicht zerfallen.
Zudem kann die Krankheit im Herbst mit
Symptomen der Keimlingsfäule aufgrund
des Welkens und Absterbens der Pflanzen
oder auch mit Symptomen eines Nährstoffmangels verwechselt werden.
Hinweis
fahr besteht
Verwechslungsge
mptomen der
zwischen den Sy
Kohlhernie und
igungen durch
• Wurzelbeschäd
Kohlgallenrüssler
Keimlingsfäule
• Welke wegen
gelsymptomen
• Nährstoffman
Wurzelbeschädigungen, die durch den Kohlgallenrüssler verursacht werden (Abb. links) bzw. Blattverfärbungen bedingt
durch Nährstoffmangel (Abb. rechts) können leicht mit den Symptomen eines Kohlherniebefalls verwechselt werden.
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Faktoren, die die Entwicklung
und Verbreitung begünstigen
Faktoren
Bemerkungen
Bodentemperatur
breiter Temperaturbereich:
9 − 35°C
optimal:
20 − 25°C
Boden-pH
unter 6,5
optimal:
5,3 − 5,7
Bodenfeuchtigkeit
hoch
Bodentyp
leichte humose Böden
Bodenstruktur
Böden mit schlechter Melioration; zu Verhärtung bzw.
Verkrustung neigend (ohne entsprechenden Durchlüftung)
Bodenwasser/
Bodenerosion
temporär mit Wasser überflutete Felder;
Möglichkeit einer schnellen Fortbewegung der Sporen
Winderosion
Sporenübertragung mit Bodenteilchen
Fruchtfolge
Anbauunterbrechung von Kreuzblütlern < 3 − 4 Jahre
Unkräuter aus der
Familie der Kreuzblütler
starkes Auftreten − auch in Folgekulturen;
Mangel an effektiver Bekämpfung
Maschinen/ Geräte
Sporenübertragung mit Bodenteilchen
auf unverseuchte Felder
Düngung
„Verunreinigtes“ Futter wird von den Tieren aufgenommen,
die Sporen sterben im Verdauungskanal der Tiere
nicht ab − Übertragung durch organischer Dünger (Mist)
Lebensdauer der Sporen
hohe Widerstandskraft der Sporen (physiologisch,
morphologisch) gegen Trockenheit und niedrige Tempera­
turen; keine antagonistischen Organismen im Boden
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Vorbeugende Maßnahmen
Landwirtschaftliche Flächen, auf denen
Kohlhernie aufgetreten ist, sind für lange
Jahre verseucht. Die Dauersporen von
Plasmodiophora brassicae überdauern
auch ohne Wirtspflanze bis zu 20 Jahre im
Boden. Aus diesem Grund sollten vorbeugende Maßnahmen getroffen werden, um
Infektionen des Rapses zu verhindern bzw.
zu reduzieren. Chemische Bekämpfungsmethoden stehen nicht zur Verfügung.
Um den Befall zu kontrollieren, können vorsorgliche Maßnahmen getroffen werden:
1. Fruchtfolge
Eine weit gestellte Fruchtfolge mit einer mindestens drei- bis vierjährigen Anbaupause
zwischen Kreuzblütlergewächsen ist wichtig,
um die Wahrscheinlichkeit eines Kohlherniebefalls zu reduzieren. Als Zwischenfrucht
sollten keinesfalls andere Kreuzblütler wie
z. B. Senf angebaut werden. Trat Kohlhernie
auf einem Feld auf, so sollten noch längere
Anbaupausen eingehalten werden.
2. Bekämpfung von Kreuzblütlern
5. Später Saattermin
Eine konsequente Bekämpfung von kreuzblütigen Unkräutern sollte während der
gesamten Fruchtfolge erfolgen. Dazu zählt
in diesem Zusammenhang auch der Ausfallraps. Dieser sollte nach der Ernte schnellstmöglich beseitigt werden, da er stark zur
Vermehrung des Erregers beitragen kann.
Früh gesäter Raps wird häufiger und
stärker befallen als spät gesäter Raps.
Die Aussaat in warme, feuchte Böden
steigert das Infektionsrisiko, da der
Pilz sein Optimum bei einer Temperatur
von 20 bis 25°C hat. Dagegen hemmen
kühle Temperaturen die Keimung und
das Wachstum des Erregers.
3. Melioration
Verbesserung der Bodenstruktur und
Drainierung verhindern die Gefahr von
Staunässe. Die Wanderung von Kohlherniesporen im Boden wird damit unterbunden.
4. Erhöhung des Boden-pH-Werts
Durch eine Kalkung kann der Befall durch
die Kohlhernie reduziert werden, da der
Erreger in seiner Entwicklung gestört wird.
Anzustreben ist ein pH-Wert von 6,5 bis 7,2.
Eine Reduktion des Erregerpotenzials wird
durch das Kalken nicht erreicht, jedoch wird
der Krankheitsdruck verringert. Die Kalkung
sollte kurz vor dem Anbau des Rapses bzw.
der Kreuzblütler durchgeführt werden.
6. Feldhygiene
Das Auftreten von Kohlhernie sollte unbedingt dokumentiert werden, damit die
weitere Verbreitung über kontaminierte
Erde verhindert wird. Flächen mit Befall
sollten zuletzt bearbeitet werden, und
die verwendeten Maschinen müssen
gründlich gereinigt werden.
7. Feldkontrolle
Um Flächen auf eine Verseuchung mit
Kohlhernie zu überprüfen, gibt es die
Möglichkeit, einen Biotest zum Nachweis
von Kohlhernie im Winterraps durchzuführen. Besonders in potenziellen Risikogebieten ist die Kohlhernie-Kontrolle
anzuraten.
8. Sortenwahl
Auf Standorten mit Kohlherniebefall
sollten Sorten mit rassenspezifischer
Resistenz angebaut werden.
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