Eidgenössisches Departement des Innern EDI Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV Risikobewertung Früherkennung Tuberkulose-Überwachung beim Wild in der Ostschweiz und im Fürstentum Liechtenstein Zwischenbericht 2015 │ Zeitraum Januar – Juni 2015 1 Hintergrund und Ziel der Überwachung Aufgrund von vermehrten Tuberkulose (TB)-Fällen bei Wildtieren in Westösterreich werden seit Juni 2014 in einem definierten TB-Überwachungsgebiet Wildtiere im Rahmen von zwei Überwachungsprogrammen gezielt untersucht. a) Das Ziel der risikobasierten Überwachung TB Wildtier ist das frühe Erkennen einer Einschleppung von TB über Wildtiere, bzw. von autochthonen TB-Fällen in Wildtieren. Fallwild und Hegeabschüsse von Rotwild jeden Alters, plus Gams, Steinbock, Rehwild, Schwarzwild und Dachse werden ganzjährig untersucht. b) Bei der Stichprobe TB gesundes Rotwild handelt es sich um eine vertiefte Stichprobenuntersuchung bei gesundem Rotwild, um einen Eintrag von TB im Rotwild festzustellen (z.B. frühe Formen ohne Klinik) bzw. um nachweisen zu können, dass die TB bislang noch nicht in Schweizer Rotwildpopulationen festgestellt werden kann. 2 Einsendungen Zwischen 1. Januar 2015 und 30. Juni 2015 wurden Lymphknoten und veränderte Organe von 15 Wildtieren am Nationalen Referenzlabor für Rindertuberkulose des Bakteriologischen Instituts der Vetsuisse in Zürich (NRL) auf TB untersucht. Insgesamt wurden 13 Stück Rotwild, eine Gams und ein Steinbock im Rahmen der risikobasierten Überwachung diagnostisch abgeklärt. Die Tiere wurden zwischen 12. Dezember 2014 und 26. März 2015 erlegt oder tot aufgefunden und über die zuständige Jagdverwaltung, resp. den Veterinärdienst an das NRL weitergeleitet. Die geographische Verteilung der Einsendungen kann der untenstehenden Karte (siehe Abb. 1) entnommen werden Da die Jagdsaison regional unterschiedlich erst im August/September 2015 wieder beginnt, wurde im ersten Halbjahr 2015 kein gesundes Rotwild im Rahmen der Stichprobe beprobt. Bei keiner der untersuchten Proben konnte Tuberkulose festgestellt werden. Bei den 10 Hegeabschüssen und 5 Totfunden wurden u.a. sehr stark abgemagerte oder geblähte Rothirsche registriert. Fünf Hirsche starben bei Unfällen (Bahnverkehr, Steinschlag, etc.). Bei einer abgemagerten, moribunden Gams konnte ein parasitärer und bakterieller Infekt festgestellt werden. 44/2013/16433 \ COO.2101.102.5.409524 Tuberkulose-Überwachung beim Wild in der Ostschweiz und im Fürstentum Liechtenstein Abbildung 1: Fund- und Schussorte der zwischen Januar und Juni 2015 untersuchten Wildtierproben im TBÜberwachungsgebiet (FL: gelb; CH: orange). Tabelle 1: Aufteilung der untersuchten Wildtiere nach Einsendegebieten und Überwachungsprogramm. Überwachungsgebiet: FL = ganz Liechtenstein, GR = Prättigau, nördlich der Landquart, und Unterengadin, SG = Sargans und Werdenberg (Rheintal). Gebiet FL GR SG Gesamt Risikobasierte Überwachung Gams* Rotwild* Steinwild* 1 1 11 1 1 1 13 1 Summe 2 12 1 Stichprobe gesund Rotwild - 15 - * Geschlecht: Gams (männlich), Rotwild (8 weiblich, 4 männlich, 1 unbestimmt), Steinwild (männlich). 3 Epidemiologische Einschätzung Gemäss Daten aus Österreich weisen die in der Hegejagd erlegten Tiere eine höhere TB-Prävalenz auf als gesund geschossene Tiere. Sie können daher als besondere Risikogruppe eingestuft werden. Wird diese Risikogruppe vermehrt getestet und ergibt stets negative TB-Resultate, unterstützt dies die Hypothese, dass das untersuchte Gebiet nach wie vor frei von TB ist, bzw. die TB auf Einzelfälle beschränkt auftritt. Im ersten Halbjahr 2015 war die Anzahl der untersuchten Wildtiere gering. Basierend auf den Untersuchungsergebnissen 2014/2015 und Informationen zur aktuellen TB-Situation in Vorarlberg gibt es mit Stand von 30. Juni 2015 jedoch keinen Hinweis, dass die Tuberkulose über Wildkontakt in die Schweiz oder nach Liechtenstein eingeschleppt wurde. Des Weiteren gibt es keinen Hinweis, dass im TB-Überwachungsgebiet eine Infektion zwischen tuberkulösen Rindern und Wild stattgefunden hat. 2 44/2013/16433 \ COO.2101.102.5.409524