Amt der Steiermärkischen Landesregierung BH Murau - Veterinärreferat Tierschutz bei Farmwild (Gatterwild) Nutztierschutztagung 2014 Armin DEUTZ Motivation, Einleitung © Deutz 2 ATA und Wildtiere Anlassfälle Haltung und Betreuung Betäubung und Schlachtung, Immobilisieren Transport von Farmwild, Boxenhaltung „Jagd“ in Farmwildgehegen Entlaufene Wildtiere „Auswildern“ von Farmwild, Kreuzungen Arzneimitteleinsatz Anzeigepflichtige Tierseuchen Tierschutz - Farmwild Bundestierschutzgesetz 1. Tierhaltungsverordnung (Mindestanforderungen) Tierschutz-Schlachtverordnung (Betäuben und Schlachten von Zuchtwild) Wildtier(fern)transporte (unzureichend geregelt) Arzneimittelanwendung an Wildtieren (TAKG, TGD-VO, Rückstandskontroll-VO) Bei „Auswilderung“: Landes-Jagdgesetze und Landes-Naturschutzgesetze Bundestierschutzgesetz Schalenwild: Rot-, Dam-, Sika-, Muffel- und Schwarzwild sowie Davidshirsche § 11: Transport von Tieren (soweit nicht Tiertransportgesetz-Straße unterliegend) § 13: Grundsätze (Genotyp, Phänotyp) – Rehe! § 21: Aufzeichnungen (medizinische Behandlungen, Anzahl toter Tiere) § 25: befasst sich mit „Wildtieren“ Bundestierschutzgesetz § 25: Wildtiere: Anzeige (Anschrift des Halters, Art und Höchstzahl der gehaltenen Tiere, Ort der Haltung, weitere Angaben) binnen zwei Wochen Weitere Genehmigungen: 1. Genehmigung zur Durchführung des Betäubens mittels Gewehr-, Pistolen- oder Revolverschuss 2. Schlachtung von Farmwild im Betrieb (Gehege) 3. Vorgezogene Schlachttieruntersuchung Mindestanforderungen nach 1. THVO 1. Grundsätzliche Anforderungen 2. Gehege: Umzäunung, Bodenbeschaffenheit, Gehegeeinrichtung 3. Bewegungsfreiheit 4. Ernährung 5. Betreuung 1. THVO Aufzählung der Spezies Zuchtgruppe muss mindestens aus einem männlichen und drei weiblichen Zuchttieren bestehen Umzäunung: keine spitzen Ecken, keine Trichter Bodenbeschaffenheit: Muffel > trocken; Suhle Gehegeeinrichtung: mind. 5% Sträucher oder Bäume, sonst künstlicher Witterungsschutz Bewegungsfreiheit (Gattergröße, Besatzdichte) Ernährung (Futter, H2O); Betreuung (Gehegebuch) 1. THVO Tierart Mindestgehegegröße Max. Besatzdichte Rotwild, Davidshirsche 2 ha 10 Adulte/ha 1 Dam-, Sikawild 1 ha 20 1 Muffelwild 1 ha 15 2 Schwarzwild 2 ha 53 1 zwei Tiere bis 18 Mo. entsprechen 1 adulten (erwachsenen) Tier drei Tiere bis 12 Mo. entsprechen 1 adulten 3 Frischlinge bis 6 Mo zählen nicht; zwei von 6 – 12 Mo entsprechen 1 adulten 2 Wildbiologisches zum Farmwild Wildbiologische Grundkenntnisse sind erforderlich, um Bedürfnisse von Wildtieren besser zu verstehen Rotwild Physiologischerweise täglich ca. 6 – 8 Aktivitätsschübe mit Äsungsaufnahme, bei Störung > Dämmerungs- und Nachttier. Für einen Wildwiederkäuer muss jederzeit Futter (z.B. Heu) verfügbar sein, wenn keine natürliche Äsung vorhanden ist; 10-12 Stunden Wiederkäuen/Tag! hoch entwickeltes Sozialverhalten: nach Alter und Geschlecht strukturierte Gesellschaften, welche nach Verwandtschaft und Bekanntschaft gruppiert sind. Kerngruppen sind Mutterfamilien (Tier, Kalb und Schmaltier/-spießer) Damwild Damwild suhlt nicht, Prellsprung, röchelndes Röhren vorwiegend in parkähnlichen Kulturlandschaften In freier Wildbahn werden Gebiete über 800 m Seehöhe nur selten besiedelt Cerviden, Sinnesorgane Für Kommunikation hpts. Gesichts- und Geruchssinn Gesichtssinn: weites Gesichtsfeld und ovale Pupille, gutes Dämmerungssehen, Bewegungssignale größere Bedeutung als Farbsignale (Astigmatismus); Area centralis Gehörsinn sehr gut, exakte räumliche Orientierung nach Geräuschquellen, sehr variable Lautgebungen z.B. für Mutter-KindKontakt Cerviden, Sinnesorgane Geruchssinn: Reh hat Gesamtriechfläche von 90 cm2 (Mensch 2,5 cm2) (z.B. Mensch bis ca. 400 m wahrnehmbar). Stirndrüsen von Weißwedelhirschen sezernieren 75 versch. Geruchskomponenten (Alkane, Terpene, Phenole, Aldehyde, Ketone, aliphat. Alkohole) – innerartliche Kommunikation in Harnproben von Weißwedelhirschen 55 versch. flüchtige Substanzen (abhängig vom Rang) Rotwild, 3 Duftdrüsen Laufbürsten (unterm Sprunggelenk), hinterlässt Sekret beim Ziehen im hohen Gras Voraugendrüse beim ♀ nur angedeutet, Hirsch und Kalb wesentlich deutlicher sichtbar (Mutter-Kalb-Kontakt) wesentlichstes und zugleich unbekanntestes Duftorgan des Rotwildes ist das Wedelorgan (ca. 12 -16 cm x 3,5 - 4 cm); Sekret setzt ein „Vertrauenssignal“ beim Ziehen des Rudels. Wiederkäuer – Unterschiede! Äsungstypen: Raufutteräser (Muffel), Zwischentypen (Rot-, Damwild), selektierende Konzentratfutteräser (Reh) Anzahl und Länge der Pansenzotten nimmt bei ungefütterten Wildwiederkäuern im Winter stark ab, bei Ruhe und ausreichenden Fettreserven ist Reh- und Rotwild winters von Natur aus auf gehaltärmere Äsung eingestellt. Häufigster Fütterungsfehler: Pansenazidose Muffelwild kann Zellulose aufschließen Bedürfnisse des Tierschutzes 9 Funktionskreise der Lebensraumansprüche von Wildtieren n. HATLAPA u. REUSS (1974): Ernährung Ausruhen Lokomotion Ausscheidung Fortpflanzung Sozialverhalten Raumstrukturbezug Feindvermeidung Komfortverhalten Bedürfnisse des Tierschutzes Den Funktionskreisen vom Verhalten entsprechen 9 Funktionsbereiche der Haltung Fütterung Ausruhen Fortbewegung Exkrementbeseitigung Fortpflanzung Gruppierung Klima Produktion Gesunderhaltung Möglichkeit zum Suhlen, Rot-, Schwarzwild Möglichkeiten zum Fegen Ausreichend Setzplätze! Sicht- und Witterungsschutz Zunahme heißer, trockener Sommer – Tierärztlicher Physikatskurs 2010/2011 Wasserversorgung sowie Witterungsschutz einplanen Hitzestress? Konkurrenz zwischen Wildarten Dichte und „Monotonie“ Gefahr der „Vermenschlichung“ der Stand: 25.9.2008 Bedürfnissen von Wildtieren Tierärztlicher Physikatskurs 2010/2011 27 Anlassfälle Tierschutz Beispiele Zu kleine Gatterflächen, kein natürlicher Bodenaufwuchs Tierärztlicher Physikatskurs 2010/2011 Beurteilung des natürlichen Aufwuchses Verletzungsgefahr Ausgebeulter Zaun, Verwendung von Stacheldraht Kranke Tiere nicht behandelt bzw. nicht getötet a Zur Haltung von Rehen Probleme: innerartliche Aggression, Konzentratselektierer, Übernutzung der Vegetation, Aggression gegenüber dem Menschen, Stressanfälligkeit, Jagdrecht Tierschutzzeitung Hase Arzneimittelanwendung Indikation, Vorbereitung, Versorgung immobilisierter Tiere, Freisetzen in fremdem Gehege Problem Stall- oder Tierärztlicher Physikatskurs Boxenhaltung 2010/2011 von Rotwild Absetzen des Geweihes? Als „Managementmaßnahme“ verboten! UVS-Erkenntnis 30.1937/2011 vom 19.7.2011 Befähigungsnachweis?, Raumangebot?, Tierärztlicher Physikatskurs 2010/2011 lange Beförderungen? Futter- und Fütterungshygiene Farmwildhalter sind Lebensmittelunternehmer – Verbot des Verfütterns von verdorbenem Futter! Listeriose (verdorbene Silage) Fütterung <> Parasitosen! Tierschutz-Schlachtverordnung, 2004 Personen müssen über Grundkenntnisse der Anatomie, Physiologie, Verhalten der Tiere, Tierschutz, Durchführung des Ruhigstellens, Betäubens und Schlachtens sowie Kriterien der ordnungsgemäßen Betäubung und Schlachtung verfügen. Sachkundenachweis erforderlich Betäubungsverfahren (Gewehr-, Pistolen oder Revolverschuss) muss von BVB genehmigt sein. Tierschutz-Schlachtverordnung, 2004 Tiere müssen vor ungerechtfertigten Schmerzen, Leiden, Schäden und schwerer Angst verschont bleiben. Schlachtung sollte möglichst schnell und schonend, ohne vorherige Beunruhigung der Tiere, durch gezielten Schuss, bei Mehrfachabschüssen mit Bedacht auf die Beunruhigung (Glykogengehalt!) erfolgen Stress auch für „stumme Zeugen“ Tierärztlicher Physikatskurs 2010/2011 Stress < > Fleischqualität Mehrfachabschüsse: erste Tiere 70 µmol Glykogen/g, nach 2-3 Stunden 7-17 µmol Glykogen/g (Mojto et al., 1994) Was löst Stress aus? Auslöser für die Ausschüttung von Stresshormonen variieren von Tierart zu Tierart und auch von Tier zu Tier (je nach Scheuheit) und auch im Laufe des Lebens Physiologische Auslöser: Kälte, Hitze, Unterzuckerung, Wassermangel, Anstrengung, Verletzung usw. Psychologische Auslöser: Furcht, Angst, Frustration, Rivalität usw. n ! o v en en tor r ie fak d s Ad es r St Krankheiten Wie läuft Stressreaktion ab? Unmittelbarer Blutdruckanstieg, schnell verfügbare Energie wird mobilisiert Gehirn und Muskulatur werden stärker durchblutet, Appetit sinkt Aufmerksamkeit erhöht sich schlagartig, Erlebnisse werden im Langzeitgedächtnis gespeichert Jede Form von Sexualverhalten und Sexualinteresse wird eingestellt Beispiel SNP bis zu 200 Tiere Schnitt: 20 Tiere Verlust des Kalbes Leittier hat immer Kalb Folgen von „Dauerstress“ Verhaltensänderungen Störung des Zuckerstoffwechsels Wachstum wird gebremst, Kondition sinkt Muskel- und Knochenschwund, Nervenzellen sterben ab Immunsuppression, höhere Krankheitsanfälligkeit, höherer Parasitenbefall Empfindlichere Reaktion auf Stressoren Weitere Schussentfernungen > größere Fehleranfälligkeit > weitere Stressoren Weitere Stressfaktoren „Qualzucht“ … ? 8 Jahre www.gutgollin.de Farmwild <> Tierschutz <> Jagd „Sicher der stärkste Hirsch, der dieses Jahr in Europa geschossen wird“ Abschussmöglichkeiten für Hirsche der absoluten Weltklasse, bis 320 CIC in Europas bestem 500 ha Hirschpark www.gutgollin.de Rotwild = Haustier!? Hirschkälber auf Woburn Estate im November Bracken, 34 Enden als Spießer www.gutgollin.de Besten Dank für irre Aufmerksamkeit