Kohlehydrate - Ruhr-Universität Bochum

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81
BIO
OCHEMIE
E DER KO
OHLENH
HYDRATE
E
Gege
enstand die
eses Praktiikumstagess ist die Biochemie der Kohlenhhydrate. Da
azu werden
n
zwei Experimen
nte durchgefführt:

E
Enzymatisc
che Hydroly
yse von Di saccharide
en
In die
esem Versu
uch werden
n unterschie
edliche Disa
accharide mit
m Hilfe versschiedener Enzyme in
n
die entspreche
enden monomeren Zu
ucker gesp
palten. Ans
schließend wird mit Hilfe einerr
Zucker eine Aldehyd-Fehliing-Reaktio
on untersuc
cht, welche der entsta
andenen mo
onomeren Z
Grup
ppe enthalte
en, die zu einer Carboxxyl-Gruppe oxidiert werden kann.

E
Experimentt mit dem Enzym
E
Glyk
kogen-Pho
osphorylase:
In diiesem Expe
eriment rea
agiert Glyko
ogen in Gegenwart der
d Glykogeen-Phospho
orylase mitt
Gluccose-1-phossphat. Dabei wird die
e Phospha
at-Gruppe vom
v
Glucoose-1-phosp
phat abge-spaltten und die
e Glucose wird
w in das Glykogen-M
Molekül eingebaut. (Diie Reaktion
n läuft unterr
physsiologischen
n Bedingung
gen in der u
umgekehrte
en Richtung
g ab: Das E
Experiment zeigt, dasss
eine biochemiscche Reaktio
on unter gee
eigneten Be
edingungen ihre Richtuung ändern kann.)
D
der experim
e
Das begleitende Seminar soll nicht nur der Diskussion
mentellen Ergebnisse
diene
en, sondern
n auch eine
e Gelegenh
heit bieten, einige elem
mentare Grrundlagen der
d Zucker-chem
mie in Erinnerung zu ru
ufen.
Mitzub
bringen siind Kittel und Tasch
henrechneer
BIOC
CHEMISCHE GRUNDLAGE
EN
Alle Zucker besstehen aus einem Koh
hlenstoffgru
undgerüst, Hydroxyl- uund Carbon
nylgruppen..
Die P
Position der Carbonylg
gruppen en tscheidet darüber, ob es sich beii dem Zuck
ker um eine
e
Aldo
ose (Carbo
onylgruppe endständig
g) oder eiine Ketose
e (Carbonyylgruppe am
a
zweiten
n
Kohle
enstoffatom
m) handelt.
Fructose
D-F
D-Gluc
cose
L-Glucosee
(ein
ne Ketose)
(eine Aldose)
A
(eine Aldoose)
82
Die Einordnung, ob ess sich um eine
e
D- ode r L-Konfigu
uration han
ndelt, geschhieht anhan
nd der
Fischer-Prrojektion. Dabei
D
wird das
d
Molekü
ül von obe
en nach unten notiert,, wobei das am
höchsten o
oxidierte C--Atom oben
n steht. Mit der Angab
be D und L wird die K
Konfiguration
n des
am höchstten priorisie
erten Rests
s des unte rsten Stere
eozentrums angegebeen (hier die
e OHGruppe > H
H, am C-Ato
om Nr. 5). Dabei
D
steht D für „dexter“ (rechts) und L für „llaevus“ (link
ks):
←
Das unte
erste Stereozzentrum ist
in diesem
m Fall das C
C-Atom 5.
Die OH-Gruppe zeiggt nach rechts
s,
somit istt D-Konfiguraation gegebe
en.
Physiologissch haben meist nur Zucker
Z
in de
er D-Konfigu
uration Bedeutung (z.B
B. D-Glucos
se, DD-Galactosse). Eine Au
Fructose, D
usnahme biildet die L-F
Fucose, die
e in den Bluutgruppenantigenen des AB
B0- System
ms enthalten
n ist.
Bildung eines Halba
acetals: In wässriger
w
L
Lösung liegt die offenk
kettige Form
m der Zucke
er nur
zu einem g
geringen Prrozentsatz vor.
v Der grö
ößte Teil liegt dagegen
n in Ringform
m vor. Der Ringschluss erffolgt im Fall der D-Glucose durch
h Angriff des
s Sauerstofffatoms derr Hydroxylgrruppe
von C-Atom
m 5 an dem
m partiell po
ositiv gelad
denen C-Ato
om der Carrbonylgrupppe an Positiion 1.
Dadurch entsteht ein Halbacetal.. Das C-Ato
om 1 wird alls anomeres
s C-Atom bbezeichnet:
acetal-Form
m und der R
Ringschluß sind revers
sibel. Gelöstt in Wasserr liegt
Die Bildung der Halba
m chemischen Gleichge
ewicht zu e twa 0,25% in der offen
nkettigen Alddol-Form vo
or.
Glucose im
Disaccharride entste
ehen durch
h Bildung e
einer glyko
osidischen Bindung zzwischen MonoM
saccharide
en. Dabei entsteht
e
eine Bindung zwischen dem
d
anome
eren Kohlennstoffatom eines
Zuckers m
mit einem we
eiteren Zuckermolekül.. Die Stellun
ng des Sau
uerstoffatom
ms am anom
meren
Kohlenstofffatom wird durch den griechische
g
en Buchstab
ben  bzw.  angegebeen.
83
3
uzierende Zucker
Z
zeic
chnen sich dadurch au
us, dass sie
e über eine freie Aldeh
hydgruppe
e
Redu
verfü
ügen bzw. in der Lage sind, durc h Ringöffnu
ung eine fre
eie Aldehyddgruppe zu bilden. Die
e
Aldehydgruppe kann leichtt zu einer C
Carboxylgru
uppe oxidie
ert werden. Der Zucker hat dabeii
reduzzierende Eiigenschafte
en, denn er reduziert da
as Oxidationsmittel.
Beisp
piele für Zu
ucker mit reduzierend
r
den Eigenschaften sin
nd die Monnosaccharide Glucose,,
Fructtose und Galactose
G
(G
Gleichgewiccht in wässrriger Lösung mit der ooffenkettigen
n Form, beii
Fructtose gefolgt von einerr Keto-Enol--Tautomerie
e), aber auch die Disaaccharide Lactose und
d
Malto
ose. Bei die
esen Disacc
chariden ha
andelt es sich um Halb
bacetale, diee in wässrig
ger Lösung
g
eben
nfalls im Gleichgewic
G
cht mit ein
ner offenke
ettigen Forrm vorliegeen. Die Öffnung derr
Halbacetalbindu
ung und die
e damit ve
erbundene Bildung der Aldehydggruppe ist hier
h
für die
e
Malto
ose gezeigtt:
Rin
ngöffnung vo
on Maltose
nicht-reduzierender Zucker ist niccht in der La
age, eine fre
eie Aldehyddgruppe zu bilden. Ein
n
Ein n
Beisp
piel dafür ist
i das Dis
saccharid S
Saccharose. Dieser Zu
ucker ist chhemisch ge
esehen ein
n
Volla
acetal, welches im basiischen bzw . neutralen Milieu stabil vorliegt.
Saccharoose
In de
er Saccharrose sind -D-Glucos

se und -D
D-Fructose über eine -1,2-gly
ykosidische
e
Bindung aneina
ander geko
oppelt. And
ders als be
ei der Maltose ist ei ne Ringöfffnung nichtt
mögllich, es kann sich keine
e Aldehydg ruppe bilde
en (→ Keine
e reduzierennden Eigens
schaften).
84
Fehling-Prrobe
Anhand de
er Fehling-P
Probe könne
en reduzierrende Zucke
er nachgew
wiesen werdden. Die FehlingProbe wurrde von dem
m Chemikerr Hermann Christian Fehling
F
im Jahr
J
1848 eentwickelt. In der
Nachweis--Lösung lieg
gen Cu(II)-Ionen durcch Tartrat komplexiert
k
vor. (Tartra
rat ist das Anion
A
der Weinssäure, eine
er Dicarbonsäure.) Die
e Komplexierung hältt die Cu(II))-Ionen sta
abil in
Lösung. W
Wird ein red
duzierender Zucker h
hinzugefügt,, erfolgt be
ei Erwärmu ng eine Re
edoxreaktion, d
die mehrere
e Schritte umfasst. D
Dabei wird die Aldeh
hydgruppe der jeweiiligen
Zucker zu
ur Carboxyllgruppe ox
xidiert. Die bei der Oxidation anfa
allenden Eleektronen we
erden
letztlich vo
on den Kupfferionen auffgenommen
n:
1. Oxidation: Die Aldehydgrupp
A
pe des Zuckkers wird durc
ch OH--Ionen
n zur Carbonnsäure oxidie
ert.
2. Red
duktion: Die Cu(II)-Ionen werden zu C
Cu(I) reduzie
ert.
Das entste
ehende Kup
pfer(I)-oxid ist unlöslich
h und bilde
et einen rotb
braunen Nieederschlag. Das
Kupfer(I)-o
oxid entsteh
ht nur bei einer
e
Reaktiion mit redu
uzierenden Zuckern, aalso mit Zuckern
wie Glucosse oder Malltose. Mit Sa
accharose kann die Re
eaktion nich
ht ablaufen..
Die Reaktion wurde zeitweise
z
zu
ur quantitativven Bestim
mmung von Glucose
G
veerwendet un
nd zur
Diagnose vvon Diabete
es mellitus eingesetzt.
e
Glykogen und die Glykogen-Ph
hosphoryla
ase
Z
eine leicht mobiilisierbare Speicherform
S
m der Glucoose. Ähnlic
ch wie
Glykogen ist in den Zellen
in der Maltose sind im Glykoge
en die Gluccose-Einheiten über -1→4-glyk

kosidische Bindungen m
miteinander verbunden.. Die Verzw
weigungsste
ellen des Glykogens e nthalten -1→6glykosidiscche Bindung
gen. Große Mengen an
n Glykogen sind insbes
sondere in dder Leber und
u in
der Skeletttmuskulaturr gespeiche
ert.
Am Abbau
u des Glykkogens sind
d mehrere Enzyme beteiligt,
b
am
m wichtigsteen ist dabe
ei die
Aktivität de
er Glykoge
en-Phosphorylase. D
Das Enzym katalysiert keine Hydrrolyse (!) der
d 1→4-glyko
osidische Bindungen, sondern
s
ein
ne Reaktion
n mit freien Phosphaationen. Es
s liegt
also keine Hydrolyse vor, sonderrn eine Pho
osphorolys
se. Aus dies
sem Grund wird das Enzym
auch als G
Glykogen-Ph
hosphorylas
se bezeichn
net. Als Abb
bauprodukt entsteht daabei Gluco
ose-1phosphat.. Zu beachtten ist dabei: An der Re
eaktion der Glykogen-Phosphoryllase ist kein
n ATP
beteiligt! D
Das für die
e Reaktion benötigte anorganisc
che Phosph
hat stammtt nicht aus ATP
sondern au
us dem Gem
misch der verschieden
v
nen Salzione
en in der Ze
elle.
Die Glykog
gen-Phosph
horylase kattalysiert som
mit die folge
ende Reaktion:
(Glyykogen)n + Pa
(Glykogen)n-1 + Gluco
ose-1-phospphat
85
Die Reaktion kann grundsätzlich in beide Richtungen ablaufen, sie ist reversibel. In vitro
(also "im Reagenzglas") liegt das Gleichgewicht der Reaktion sogar auf der Seite des
Glykogens. Es bildet sich also leichter das Glykogen als das Glucose-1-phosphat. In den
Zellen, in vivo, wird das entstehende Glucose-1-phosphat aber sehr schnell in den Stoffwechsel einbezogen. (Es wird zu Glucose-6-phosphat isomerisiert.) Die Konzentration an
Glucose-1-phosphat ist in den Zellen deshalb stets sehr gering, und aus diesem Grund wird
in den Zellen von der Glykogen-Phosphorylase primär der Abbau des Glykogens katalysiert.
Die Glykogen-Phosphorylase ist ein dimeres Enzym, das aus zwei identischen Monomeren
aufgebaut ist. Jede Untereinheit enthält 841 Aminosäuren. Die Aktivität des Enzyms wird
durch reversible Phosphorylierung gesteuert, also durch Interkonversion. Die Phosphorylierung wird von dem Enzym Phosphorylase-Kinase katalysiert. Es phosphoryliert das
Serin in Position 14 der Aminosäuresequenz der beiden Untereinheiten. Durch diese Phosphorylierung wird die inaktive Phosphorylase b in die aktive Phosphorylase a überführt:
Die Inaktivierung, d.h. die Überführung der Phosphorylase a in die Phosphorylase b, wird
durch die Phosphorylase-Phosphatase katalysiert, wobei der Phosphatrest hydrolytisch
abgespalten wird.
Neben dieser kovalenten Modifikation gibt es weitere Möglichkeiten, die Enzymaktivität zu
beeinflussen. So kann AMP (Adenosin-5'-monophosphat) an das Enzym binden und es
dadurch aktivieren. In diesem Fall liegt keine Interkonversion vor, sondern eine allosterische Aktivierung. Bindung des AMP führt im Enzym zu Konformationsänderungen, die
mit einer gesteigerten Umsatzgeschwindigkeit in den aktiven Zentren des Enzyms verbunden sind.
Die Glykogen-Phosphorylase liegt gewebespezifisch in drei unterschiedlichen Isoformen vor.
Im Praktikum wird eine Isoform verwendet, die aus Skelettmuskel (des Kaninchens) isoliert
wurde. Alle Isoformen enthalten Pyridoxalphosphat (PALP). Dieses ist im Reaktionszyklus
der Glykogen-Phosphorylase lediglich an der Übertragung eines H+ beteiligt. Anders als in
vielen anderen Enzymen, hat es in diesem Fall keinen Bezug zum Aminosäurestoffwechsel.
86
DIE EXPERIMENTE
1.
Enzymatische Spaltung der Disaccharide Lactose, Maltose und Saccharose
Zum biochemischen Hintergrund: Neben Polysacchariden enthält die Nahrung auch
Monosaccharide und Disaccharide. Wichtige Beispiele für solche Disaccharide sind Lactose
(Milchzucker), Maltose (Abbauprodukt der Stärke) und Saccharose (Haushaltszucker). Um
vom Körper aufgenommen zu werden, müssen Disaccharide zunächst extrazellulär zu
Monosacchariden hydrolysiert werden. Diese Aufgabe übernehmen Enzyme aus der Gruppe
der Glycosidasen, welche in den Mikrovilli der Dünndarmschleimhaut verankert sind.
Beispiele für solche Enzyme sind die Saccharase-Isomaltase (aus der Gruppe der
Invertasen, sie spalten Saccharose) und die β-Galactosidase (Lactase, spaltet Lactose). In
diesem Versuch wird zudem eine α-Amylase zur Spaltung von Maltose verwendet. αAmylasen werden in den menschlichen Speicheldrüsen und in der Bauchspeicheldrüse
gebildet.
1. Teil: Enzymreaktion
Dieser Versuchsteil besteht aus drei parallel durchgeführten Enzymreaktionen. Diese werden
in 1,5ml-Plastikgefäßen („Eppis“) nach folgendem Pipettierschema angesetzt. Anschließend
erfolgt die enzymatische Reaktion für 20 Minuten bei der unter dem jeweiligen Pipettierschema angegebenen Temperatur.
Ansatz A
Ansatz B
Maltose (100 mg/ml)
800 µl
Lactose (50 mg/ml)
800 µl
0,1M Phosphatpuffer
200 µl
0,1M Phosphatpuffer
200 µl
33 mM NaCl
33 mM NaCl
pH=6,9
pH=7,3
Amylase
25 µl
20 min, Raumtemperatur
20 min, 37°C (Wasserbad)
Ansatz C
Saccharose (100 mg/ml)
800 µl
0,1M NaAcetatpuffer
200 µl
pH=4,5
Invertase
20 min, 55°C (Heizblock)
β-Galactosidase
25 µl
25 µl
87
2. Teil: Fehling-Nachweis der Zucker mit reduzierenden Eigenschaften
Dieser Versuchsteil wird nach folgendem Pipettierschema in Plastikreagenzgläsern angesetzt.
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Wasser
1 ml
-
-
-
-
-
-
Maltose
-
1 ml
-
-
-
-
-
Lactose
-
-
1 ml
-
-
-
-
Saccharose
-
-
-
1 ml
-
-
-
D-Fructose
-
-
-
-
1ml
-
-
-
Glycogen
-
-
-
-
-
0.1ml
-
-
Ansatz A
-
-
-
-
-
-
Ansatz B
-
-
-
-
-
1 ml
-
Ansatz C
-
-
-
-
-
-
1 ml
Fehling-
4 ml
4 ml
4 ml
4 ml
4 ml
4 ml
(100mg/ml)
1ml
4ml
4 ml
4ml
reagenz
Die Reagenzgläser werden anschließend für 15 Minuten bei 60°C im Heizblock inkubiert.
Die Müllentsorgung erfolgt im Schwermetallabfall! (Das Fehling-Reagenz enthält u.a.
Kupferionen.)
Qualitative Auswertung
Farbe der
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Wasser
Maltose
Lactose
Saccharose
D-Fructose
Glykogen
Ansatz
Ansatz
Ansatz C
A Maltose
B Lactose
Saccharose
Probe
blau
rot
Eine rote Farbe verweist auf eine Bildung von Kupfer(I)-oxid und damit auf eine Reduktion
der Cu2+-Ionen des Fehling-Reagenz zu Cu1+. Die Kupferionen haben in diesen Fällen die
Elektronen aufgenommen, die bei der Oxidation der Aldehydgruppen der jeweiligen Zucker
zu Carboxylgruppen angefallen sind.
88
2.
Vergleich der enzymatischen Aktivität der Formen an und b der GlykogenPhosphorylase
In diesem Experiment wird Glykogen in Gegenwart der Glykogen-Phosphorylase mit
Glucose-1-phosphat inkubiert. Da Glucose-1-phosphat unter den gewählten experimentellen
Bedingungen in einer vergleichsweise hohen Konzentration eingesetzt wird, läuft die
enzymkatalysierte Reaktion in Richtung der Glykogensynthese ab. (Unter physiologischen
Bedingungen katalysiert das Enzym den Glykogenabbau!)
Bei der Reaktion wird das Glucose-1-phosphat gespalten: Die Glucose wird in das
Glykogenmolekül eingebaut, das Phosphat wird freigesetzt. Das Phosphat wird dann
mit Hilfe einer einfachen Reaktion nachgewiesen (Bildung von Molybdänblau).
Das Experiment zeigt, dass die Aktivität der Glykogen-Phosphorylase von zwei Faktoren
abhängig ist:

Interkonvertierung: Die Phosphorylase a (die phosphorylierte Form des Enzyms) ist
aktiver als die Phosphorylase b (die dephosphorylierte Form des Enzyms).

Allosterische Aktivierung: Die Aktivität der Phosphorylase b kann durch AMP gesteigert
werden. (Die Aktivität der ohnehin aktiven Phosphorylase a wird durch AMP kaum
beeinflusst.)
Pipettierschema: Die Proben für die Enzymreaktion werden in 4 Eppi-Gefäße
(1.5 ml-Gefäße) pipettiert:
Phosphorylase a
Phosphorylase b
-AMP
+AMP
-AMP
+AMP
Beschriftung
1
2
3
4
AMP (µl)
−
100
−
100
Wasser (µl)
200
100
200
100
Glykogen (µl)
100
100
100
100
Phosphorylase (µl)
100
100
100
100
Die Ansätze werden 5 Min. bei 30°C im Wasserbad inkubiert.
Glucose1-Phosphat (µl)
100
100
100
100
Die Ansätze werden genau (!) 10 Min. bei 30°C im Wasserbad inkubiert.
TCA (µl)
500
500
500
500
89
Sicherheitshinweis: TCA (= Trichloressigsäure) kann die Haut verätzen. Bei Benetzung der
Haut oder der Augen ist die TCA sofort mit Wasser abzuspülen.
Um eine eventuelle Phosphatverunreinigung in den Ansätzen berücksichtigen zu können,
werden während der Inkubationszeit die zwei Leerwerte (LW A und LW B, ebenfalls im
Reaktionsgefäß) hergestellt. Wichtig ist in diesem Fall, dass Substrate und Effektoren erst
nach der Trichloressigsäure (TCA)-Zugabe zu dem Enzym pipettiert werden, so dass keine
enzymatische Reaktion ablaufen kann. Die Leerwerte brauchen nicht inkubiert werden.
Wichtig: Die Reihenfolge des Pipettierschemas ist genau einzuhalten!
Beschriftung
LW A
LW B
Phosphorylase a bzw. b (µl)
100
100
TCA (µl)
500
500
AMP (µl)
100
100
Wasser (µl)
100
100
Glykogen (µl)
100
100
Glucose-1-phosphat (µl)
100
100
Die 4 Reaktionsansätze und die beiden Leerwerte werden zusammen für 10 min bei 2000
rpm zentrifugiert, um das durch TCA denaturierte und präzipitierte Protein abzutrennen.
ACHTUNG: Der Zentrifugenrotor ist auf beiden Seiten mit der gleichen Anzahl an
Reaktionsgefäßen zu bestücken (3 links und 3 rechts)!
Während der Zentrifugation 6 Reagenzgläser beschriften und für die Phosphatbestimmung
vorbereiten:
Wasser
1,8 ml
NH4+-Molybdat
2,0 ml
Reduktionslösung ANSA
0,2 ml
Nach der Zentrifugation werden jeweils 0,5 ml des Überstandes in die Reagenzgläser
pipettiert und vorsichtig durch Schwenken gemischt.
10 min. bei Raumtemperatur inkubieren, anschließend wird zu jeder Probe 1ml 2,9 M NaAcetat-Lösung gegeben. Aus allen Reagenzgläsern werden ca. 3 ml der Ansätze in Küvetten
gefüllt (vorsichtig schütten, Küvettenvolumen beträgt 4 ml) und die Extinktion bei 720 nm
bestimmt.
90
Zuerst Photometer mit dem Leerwert A eichen, dann die restlichen Proben für Phosphorylase a messen.
Anschließend analog das Photometer mit dem Leerwert B eichen und die Phosphorylase bProben messen.
Übersichtstabelle der zu berechnenden Daten:
Probe
Gemessene
nMol
Enzymaktivität
Relative
Spezifische
Extinktion
Phosphat
Volumenaktivität
Aktivität
Aktivität
nMol Phosphat x 0.002
%
µmol x min-1 x mg-1
720nm
pro Ansatz
(Phosphat-
µmol x min1 x ml-1
Eichkurve)
Phosphorylase A
- AMP
Phosphorylase A
+ AMP
Phosphorylase B
- AMP
Phosphorylase B
+ AMP
AUSWERTUNG
-1
-1
Berechnen Sie die Phosphorylase a und b Aktivitäten (µmol · min · ml ) anhand der
Eichkurve und anschließend stellen Sie Ihre Ergebnisse auf Millimeterpapier in Säulendiagrammen dar.
Nehmen Sie die Aktivität der Phosphorylase b (Reagenzglas 4) in Gegenwart von AMP und
die der Phosphorylase a (Reagenzglas 1) ohne AMP als 100% und geben Sie die beiden
anderen Aktivitäten als relative Aktivitäten (in %) an.
In Kenntnis der Proteinkonzentration der beiden Phosphorylasen (ausgehängte Legende und
Skript) berechnen Sie die entsprechenden spezifischen Aktivitäten.
Proteinkonzentration: Phosphorylase A 35µg/ml
Phosphorylase B 25µg/ml
91
Berechnung der Enzymaktivität:
Bei der Aktivitätsmessung wird 100 µl Enzym eingesetzt, die Aktivität
wird auf 1 ml Enzymlösung bezogen, deswegen
Für die Phosphatbestimmung wird nur die Hälfte des Ansatzes genommen
Die Inkubation dauert 10 min, aber die Aktivität wird pro Minute berechnet
Die Aktivität wird auf µmol berechnet
d.h.:
nmol Phosphat x 10 x 2 x 1/10 x 1/1000 = nmol Phosphat x 0,002
→ Enzymaktivität in µmol x min1 x ml-1
x 10
x2
x 1/10
x 1/1000
92
Spezifische Aktivität:
Volumenaktivität in µmol x min-1 x ml-1 dividiert durch die Proteinkonzentration in mg x ml-1
→ Spezifische Aktivität der Phosphorylase in µmol x min-1 x mg-1
Phosphat-Eichkurve
0,8
0,7
Extiktionsdifferenz bei 720 nm
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0
0
100
200
300
400
500
600
nm ol Phosphat/Ansatz
700
800
900
1000
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