2000/01 - Universität Wien

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Marchegg
Jahrtausend(wende)–Skriptum zur LV
„Freilanddidaktik in BU“ (früher: „Zoologie im Schulunterricht“)
Hrsg.: Erich Eder & Walter Hödl
Institut für Zoologie der Universität Wien
1
Laubfrösche, rechts graue Farbvariante. © 2001: Verena Schmelz
2000 / 2001
Die Teilnehmer (2001)
Vordere Reihe (v.l.n.r.): Simon Götsch, Stephanie „Pepi“ Eder, Verena Schmelz, Tina Hanz,
Annette Bayer, Babsi Stetina, Günther Pass
Hintere Reihe (v.l.n.r.): Erich Eder, Diana Duma, Alexander Pilat, Jürgen Baumgartner,
Markus Gruber, Christine Scharner, Walter Hödl, Martin Fliegenschnee
Die Teilnehmer (2000)
(leider kein Gruppenbild vorhanden...)
Erich Eder, Julia Maria Felling, Ursula Fraunschiel, Alexandra Fuchs, Andrea Gatzenauer,
Margit Groiss, Barbara Heinze, Walter Hödl, Nikola Mahler, Stefan Trybus, Marianne Ullmann
2
Inhalt
Geschichte
Przemysl Otakars Glück und Ende.............................................................................. 4
von Manfred Scheuch
Botanik
Essbare Pflanzen.......................................................................................................... 6
von Julia Felling und Barbara Heinze (2000)
Die kulinarische Au ................................................................................................... 12
von Diana Duma und Christina Hanz (2001)
Zoologie „Niedere Tiere“
Urzeitkrebse – Kiemenfußkrebse .............................................................................. 19
von Alexandra Fuchs (2000)
Urzeitkrebse (Groß- Branchiopoden) ........................................................................ 22
von Thomas Krknjak (2001)
Blutsauger, Filtrierer und Lauerjäger ........................................................................ 27
Zur Biologie heimischer Stechmücken
von Annette Bayer (2001)
Zoologie „Höhere Tiere“
Fische der March ....................................................................................................... 33
Traditionelle Formen der Fischerei an der March
von Simon Götsch (2001)
Amphibien ................................................................................................................. 40
von Stefan Trybus (2000)
Kröten und Unken ..................................................................................................... 44
von Verena Schmelz (2001)
Akustik heimischer Frösche ...................................................................................... 52
von Barbara Stetina (2001)
Reptilien und Schmetterlinge .................................................................................... 55
von Andrea Gatzenauer (2000)
Reptilien .................................................................................................................... 58
von Christine Scharner und Andreas Pilat (2001)
Der Weißstorch.......................................................................................................... 64
von Jürgen Baumgartner (2001)
Der Biber ................................................................................................................... 69
von Margit Groiss (2000)
Der Biber .................................................................................................................. 73
von Markus Gruber (2001)
Feedback
Auswertung studentisches Feedback ......................................................................... 78
von Martin Fliegenschnee
Lehrer- und Schülerfeedback..................................................................................... 80
Grundsatzdiskussion
Naturerfahrung - Fühlen statt Wissen? ...................................................................... 81
Esoterisch-pantheistische Ansätze in der Umwelterziehung
von Erich Eder
3
Geschichte
Przemysl Otakars Glück und Ende
von Manfred Scheuch
Dieser Artikel ist mit freundlicher Genehmigung dem
STANDARD vom 7. Juli 2001 entnommen (Serie „Ins
größere Europa“). Das Schicksal des Böhmenkönigs
Przemysl Otakar II. ist bekanntlich eng mit der
Marchregion verbunden (z.B. 1268 Gründung von
Marchegg). Sein Versuch, ein Reich von den Sudeten bis
zur Adria zu errichten, scheiterte 1278 - bei Dürnkrut an
der March - an Rudolf von Habsburg.
Dass Böhmen zu einem nicht zu
unterschätzenden Machtfaktor geworden war,
zeigte sich nicht nur an der Erhebung seiner
Herrscher zu Königen; die Staufer versuchten
auch, die Przemysliden durch eine Heirat an
sich zu binden: Wenzel/Václav I. (mit den
Königen
beginnt
die
Zählung
der
Herrschernamen neu), der Sohn Przemysl
Otakars I., bekam Kunigunde, die Tochter des
Stauferkönigs Philipp, zur Gemahlin. Sie
wurde Mutter der bedeutendsten tschechischen
Herrscherpersönlichkeit des Mittelalters, des
nach dem Großvater benannten Przemysl
Otakar II., der auch in der österreichischen
Geschichte eine nachhaltige, wenn auch
letztlich tragische Rolle spielte. Przemysl
Otakar I. hatte mit Unterstützung Kaiser
Friedrichs II. das Senioriatsprinzip aufgehoben
und seinen Sohn noch bei Lebzeiten zum
Nachfolger wählen lassen. Damit erfuhr die
Zentralgewalt in Böhmen eine Stärkung,
allerdings nicht gegenüber den geistlichen
Herren - ihnen hatte der König auf päpstlichen
Druck Freiheit von allen Lasten und Abgaben
gewähren müssen.
Wenzel I. versuchte, durch die
Verheiratung seines ältesten Sohnes Vladislav
mit der Babenbergerin Gertrud (Tochter des
vorletzten Babenbergerherzogs Leopold VI.)
für Böhmen einen Anspruch auf Österreich zu
sichern. Er beteiligte sich an der Reichsacht,
die über den letzten Herzog Friedrich den
Streitbaren verhängt worden war. Wie dieser
Friedrich hatten auch Gertruds Ehemänner
kein langes Leben: Sowohl Vladislav als auch
Hermann von Baden starben früh. Nach
längeren Wirren huldigte der von Kuenringern
und
Liechtensteinern
angeführte
österreichische Adel 1251 dem böhmischen
König. Wenzel bestimmte seinen Sohn
Przemysl Otakar zum Statthalter, die Ungarn
besetzten die babenbergische Steiermark.
Otakar wollte sich jedoch das gesamte
Babenbergererbe sichern und heiratete die fast
doppelt so alte Margarete, die Schwester des
gefallenen Friedrich.
1253 folgte der 20-jährige Otakar
seinem Vater auf den Königsthron. Er sicherte
sich zunächst das päpstliche Wohlwollen,
indem er zu einem ersten Kreuzzug gegen die
heidnischen Preußen und Litauer aufbrach.
1255 wurde dort der Otakar zu Ehren
Königsberg genannte Ort gegründet. Als
mächtigster und reichster Reichsfürst wäre er
sogar für die deutsche Königskrone in Betracht
gekommen, doch verfolgte er dies in dem im
Reich ausgebrochenen Interregnum nicht
zielstrebig, sondern wandte sich gegen Ungarn,
um seinen Anspruch auf die Steiermark mit
Waffengewalt durchzusetzen. Er zettelte einen
Aufstand des steirischen Adels an, und bei
Groissenbrunn im Marchfeld besiegte er König
Bela IV.; dieser musste die Steiermark abtreten
(1260). Im Jahr darauf erreichte er vom Papst
die Scheidung von Margarete und heiratete nun
Kunhata, die Enkelin des Ungarnkönigs. Von
Richard von Cornwall, einem der beiden
ausländischen Scheinkönige, die um den Platz
an der Spitze des Reichs stritten, wurde er mit
den ehemals babenbergischen Ländern belehnt.
Nach einem neuerlichen PreußenKreuzzug zur Unterstützung des dort zur
Kolonisation
eingesetzten
Deutschen
Ritterordens brachte das Jahr 1269 den
Höhepunkt der Macht Przemysl Otakars II.
Der kinderlose Kärntner Herzog Ulrich von
Spanheim vermachte ihm Kärnten und Krain.
Auch die Reichsstadt Eger hatte Otakar
besetzt, die schlesischen Fürstentümer standen
unter seiner Oberhoheit, und als vom Papst
ernannter Generalvikar für das Patriarchat
Aquileia verschaffte er sich den Zugang zur
Adria. So unterstand ihm eine Ländermasse,
wie sie kein anderer Reichsfürst zur Verfügung
hatte.
König
Otakar
förderte
die
Einwanderung von Deutschen nach Böhmen
und Mähren, weil er sie als Bergbau- und
Handwerkskundige schätzte, die waldreichen
Grenzregionen von deutschen Siedlern roden
ließ und die deutschen Stadtrechte für seine
Städtegründungen übernahm. In Österreich
begünstigte er die Kirche, die Städte und die
4
Entscheidungskampf entschlossen. Am 26.
kleinen Ritter und bekämpfte den rebellischen
August 1278 kam es bei Dürnkrut an der
Adel. Etliche Burgen ließ er brechen, mit und
March zur Schlacht. Rudolf erwies sich als der
ohne Gerichtsverfahren wurden Standesherren
umsichtigere
Feldherr,
Otakar,
dessen
hingerichtet.
persönliche Tapferkeit er bewunderte, wurde
In Otakars Zeit fiel auch eine
auf der Flucht von österreichischen Adeligen
bedeutende Erweiterung des Stadtgebiets von
brutal erschlagen, sein Leichnam in Wien zur
Wien, der Wohlstand der Bürger wuchs, nach
Schau gestellt. So endete der erste Versuch
einem verheerenden Brand erließ der Fürst den
einer Vereinigung der Sudeten- und
Wienern sogar die Steuern. Er ordnete hier
Donauländer - wie er erst den Habsburgern
auch die Münzprägung: Die österreichischen
gelingen sollte.
Pfennige hatten zum ersten Mal auf beiden
Seiten Bilder - auf der einen den
Böhmenkönig, auf der anderen den
österreichischen Bindenschild.
Die
überragende
Machtstellung Otakars dürfte der
Hauptgrund dafür gewesen sein, dass
die deutschen Fürsten bei der
Königswahl 1273 den Grafen Rudolf
von Habsburg dem Böhmen, der seine
Interessen
so
rücksichtslos
durchzusetzen verstand und ihnen
einfach zu mächtig war, vorzogen. Die
Kurstimme
Böhmens
blieb
unberücksichtigt. Rudolf forderte
Otakar bald nach seiner Wahl auf,
alles
unrechtmäßig
erworbene
Reichsgut - die Fürsten hatten der
Cornwallschen
Belehnung
nicht
zugestimmt - herauszugeben. Otakar
schätzte den schwäbischen Grafen als
nicht sehr durchschlagskräftig ein und
ignorierte
die
Ladungen
zu
Reichstagen, auf denen das Problem
vielleicht durch Verhandlungen hätte
gelöst werden können.
Daraufhin verfiel er der Reitersiegel Przemysl Otakars II. aus dem Jahr 1269 mit dem
Reichsacht, der Erzbischof von Mainz österreichischen Wappenschild. Aus: Hoensch, Przemysl Otakar II.,
exkommunizierte ihn, und der Styria Verlag, Graz 1989.
Habsburger marschierte 1276 mit
einem Heer in Österreich ein. Der von Otakar
drangsalierte Adel schloss sich rasch dem
deutschen König an. Otakar, der offenbar eher
mit einem Angriff auf Prag gerechnet hatte,
fand zu spät zur Gegenwehr und musste im
"Wiener Schiedsspruch" auf alle seine
Neuerwerbungen verzichten, wurde aber von
Rudolf mit Böhmen und Mähren belehnt.
Als Rudolf von Habsburg auch
Kontakte zu der gegen Otakar gerichteten
böhmischen Adelsopposition, die Otakar die
Begünstigung der Deutschen übelnahm,
knüpfte, legte dieser eine Gegenmine und
schürte eine Verschwörung der Kuenringer
und der Patrizierfamilie Paltram. Sie wurde
aufgedeckt, und nun waren beide Seiten zum
5
Botanik
Essbare Pflanzen
von Julia Felling und Barbara Heinze2000
Seit unserer Ankunft am Donnerstag tauchte in jedem
unserer Gespräche ein wesentliches Problem auf: wie
schafft man es, bei Kindern ein Interesse für Pflanzen zu
wecken, wenn sie sich eine halbe Stunde vorher mit
Schlangen, Frösche fangen und Keschern beschäftigt
haben? Schon nach kurzer Zeit stießen wir auf die
Lösung. Wir hielten uns an die Weisheit “Liebe geht
durch den Magen“, und entschieden uns mit den
Kindern Bärlauchaufstrich zuzubereiten.
Und siehe da, die Kinder schnitten, rührten
und aßen mit großer Begeisterung. Vor allem die
Unterstufenklasse (3. Klasse) vom Freitag war sehr
angenehm. Sie waren interessiert, für ihr Alter
diszipliniert, sie stellten viele Fragen und hatten
außerdem schon ein sehr großes Vorwissen. Auch die
Oberstufenklasse vom Samstag war sehr nett, nur lange
nicht so voll mit dabei, was vermutlich daran liegt, dass
15-jährige andere Probleme haben als das, wie man
Bärlauch vom Maiglöckchen unterscheidet. Die Art und
Weise den Stoff zu bringen unterschied sich an den
beiden Tagen eigentlich nicht, aber jede einzelne
Gruppe, ob Ober- oder Unterstufe, lenkte unsere
Zusammenarbeit in eine etwas andere Richtung. So
lernten wir flexibel zu sein, was die Länge und den Inhalt
unseres Vortrages betraf, eine glaube ich sehr nützliche
Erfahrung.
Eine Große Attraktion, und nicht nur für die
Kinder, war natürlich auch unser Igel, den wir gleich zu
Beginn unserer Exkursion zufällig gefunden haben. Er
wurde im Laufe der Zeit richtig zahm, man konnte ihn
mit bloßen Händen halten und er fraß auch aus der
Hand (bevorzugtes Futter in den 4 Tagen: Katzenfutter
der Marke WHISKAS). Abschließend können wir nur
sagen, dass wir jede Minute unseres Aufenthalts
genossen haben; vom Keschern, Schlangenfangen,
Pflanzenbestimmen und Terrarien einrichten bis zum
abendlichen Essen und Singen am Lagerfeuer.
kleinen Mengen keinen unangenehmen Geruch
wie der nahe verwandte Knoblauch.
Achtung!!!!
Der
Allgemeines:
Bärlauch ist leicht mit dem schwer giftigen
Maiglöckchen zu verwechseln.
Sammelzeit: Kraut: März – Mai
Zwiebel: August - Dezember
Wiesen – Kerbel
(Anthriscus sylvestris), Doldenblütler
Merkmale: Bis zu 1,5 m hohe Pflanze
mit 2 – 3fach gefiederten Blättern. Der
aufrechte Stengel ist hohl und kantig gefurcht.
Die Blüten sind in weißen Dolden angeordnet.
Man findet den Wiesen – Kerbel in nahrhaften,
feuchten Wiesen, an Gebüschen und Hecken,
und in Gärten in Nord- und Mitteleuropa.
Verwendung: Wurzel und Blätter als
Gemüse. Die Wurzel nur zwischen Herbst und
Frühjahr, da sie sonst unbekömmlich ist.
Sammelzeit: März - Mai
Große Klette
(Arctium lappa), Korbblütler
Bärlauch
(Allium ursinum), Zwiebelgewächse
Merkmale: Bis zu 50 cm hohe Pflanze
mit lanzettförmigen Blättern die nach Lauch
riechen. Weiße Blüten doldenförmig an einem
langen Stiel. Standort in schattigen,
humusreichen Laubwäldern in fast ganz
Europa.
Verwendung: die jungen Blätter
kleingehackt als Salat, Suppe und Aufstrich.
Der relativ milde Bärlauch verursacht in
Merkmale: 1 – 2 m hoch mit dickem,
behaartem, meist rötlichem Stängel. Die
Blätter sind dick eiförmig und auf Ober- und
Unterseite behaart. Die Blüten sind kugelige
Köpfchen mit purpurnen Blüten. Die Köpfchen
6
sind am Rand von mit Haken versehenen
Hüllblättern umschlossen.
Verwendung: Die Wurzeln und die
jungen Blätter werden als Gemüse verwendet,
die Große Klette wird aber auch als Heilmittel
bei Hautkrankheiten benutzt: Äußerlich als
Umschlag
und
innerlich
als
Blutreinigungsmittel.
Allgemeines: Besonders interessant ist
der spezielle Ausbreitungsmechanismus der
Klette: Die Hüllblätter hängen sich mit den
Haken in Fell oder Kleidung von
vorbeigehenden Menschen und Tieren
Sammelzeit: Triebe: Mai, Juni (vor der
Blüte)
Wurzeln: März, April (im 2. Jahr)
Oktober, November
(im 1. Jahr)
Merkmale: Bis zu 30 cm hohes Kraut
mit grundständiger Blattrosette. Die Blüten
sind unscheinbar bläulich, und stehen am Ende
des Stengels in Gruppen. Standort sind
Wegränder, Bahndämme, Getreidefelder und
Büsche auf lehmigem Boden.
Verwendung: junge Rosetten als Salat.
Kann aber auch wie Spinat zubereitet werden.
Allgemeines: Der Vogerlsalat wird seit
dem 17. Jahrhunderten kultiviert.
Sammelzeit: Februar - Mai
März–Veilchen
(Viola odorata), Veilchengewächse
Vogerlsalat
(Valerianella locusta), Baldriangew.
Merkmale: 5 – 10 cm hohe Pflanze mit
oberirdischen Ausläufern. Die Blätter sind
herzförmig und langgestielt. Die Blüten sind
dunkelviolett mit Sporn und stark duftend. Zu
finden ist das Veilchen in lichten Wäldern und
Waldrändern, am Bachufer und an Wegrändern
auf nährstoffreichen Böden.
Verwendung:
Als
Heilkraut:
Schleimlösend bei Husten mit Schleimbildung,
und schützend bei trockenem Husten.
7
Großer Sauerampfer
(Rumex acetosa), Polygonacaea
Merkmale: Bis 100 cm große Staude
mit kahlen pfeilförmigen, etwas fleischigen
Blättern. Die Blüten sind klein und
unscheinbar rot - grünlich. Auch der Stängel
kann rot gefärbt sein. Standort sind
Kulturwiesen, Weiden und Flussufer.
Verwendung: Als Suppengemüse,
Salat oder wie Spinat gekocht. Als
Heilpflanze: Blutreinigungsmittel bei Anämie
und Hautausschlag.
Allgemeines: Der saure Geschmack
kommt vom Gehalt an Oxalsäure, deshalb
sollte der Sauerampfer auch nicht in größeren
Mengen verwendet werden.
Bach–Nelkenwurz
(Geum rivale), Rosengewächse
Merkmale: Halbrosettenpflanze mit bis
zu 50 cm hohen Stengeln die drüsig behaart
sind. Die Rosettenblätter sind langgestielt und
gefiedert, die Stengelblätter sind nur
dreigeteilt. Die blaßgelben bis rosa Blüten
stehen nickend auf drüsig behaarten Stielen.
Verwendung: Als Blattgemüse und
Heilkraut: zur Milderung von Zahnschmerzen
und gegen Durchfall.
Allgemeines: Die Blüten sind sehr
nektarhaltig und werden deshalb gerne von
Kindern ausgesaugt.
Sammelzeit: Mai - August
Hopfen
(Humulus lupulus), Hanfgewächse
Merkmale: 3 - 6m hohes, krautiges
Schlinggewächs mit rauem Stängel. Die Blatter
sind rundlich, 3 - 5-spaltig und oben rau.
Blüten in hängender Rispe, Blüten in einem
Kätzchen, aus dem sich dann der gelbgrüne
Fruchtzapfen entwickelt.
Verwendung: Inhaltsstoff Lupulin für
die Konservierung und Aromatisierung von
Bier, Sprossenspitzen in Gemüse und Salat, als
Tee gegen Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit,
Durchfall und Gicht. Hopfen hat eine dem
Tabak entgegengesetzte, Wirkung!
Allgemeines: Hopfen ist eine der am
schnellsten wachsenden Pflanzen (in einem
Jahr bis zu 8 m). Er schlingt rechtswindend:
die Sprossspitze dreht sich von oben gesehen
im Uhrzeigersinn.
Sammelzeit: Sprossen: April, Mai
Zapfen: September, Oktober
8
Beinwell
(Symphytum officinale), Raublattgew.
Merkmale:
Bis
1
m
hohe
Halbrosettenstaude mit 30 cm langer und
fleischiger Pfahlwurzel. Der Stängel ist hohl,
die Blätter sind lanzettlich (schmal und lang)
und rauborstig. Blüten sind glockig, nickend,
violett bis rosa.
Verwendung:
Breiumschlag
aus
Blättern und Wurzeln reinigt Wunden, lindert
Schwellungen und Blutergüsse und hilft
Knochenbrüche zu heilen. Tee hilft gegen
Brustbeschwerden und Husten. Junge Blätter
können als Wildgemüse oder Salat verwendet
werden.
Allgemeines: Der Genuss von allzu
viel Beinwell kann gefährlich sein!
Sammelzeit: Kraut: April - Juni
Wurzel:
März, November und
Dezember
Brennnessel
(Urtica dioica), Brennnesselgewächse
Merkmale: Bis 150 cm hohe,
ausdauernde Pflanze mit vierkantigem Stängel.
Blätter am Rand grob gesägt und mit
Brennhaaren besetzt. Blüten unscheinbar, grün,
in Rispen in den Blattachseln.
Verwendung: als Heilpflanze: Tee
gegen Blasen - und Nierenleiden, Samen als
Kräftigungsmittel; als Nahrungsmittel: junge
Sprosse und Blätter in Salaten, Suppen und
Aufläufen; als Schönheitsmittel: „Retter“ bei
Haarproblemen (Shampoo gegen Schuppen,
Haarausfall, macht das Haar geschmeidig)
Allgemeines: Die Brennnessel enthält
Kieselsäure, wichtige Mineralstoffe wie
Kalium- und Kalziumsalze, außerdem die
Vitamine A und C. Die Wurzel enthält
Gerbstoffe, die Brennhaare enthalten Histamin.
Sammelzeit: März - Juli
Vogelmiere
(Stellaria media), Nelkengewächse
Merkmale: Bis 40 cm hohe Pflanze,
Stängel niederliegend bis aufrecht, Blätter
eiförmig und spitz. Die Blüten sind weiß und
sitzen in den Achseln von Tragblättern.
Staubblätter sind deutlich zu sehen.
Verwendung: Junge Pflanzen werden
als Salat gegessen
Allgemeines: Im Mittelalter war die
Vogelmiere das wichtigste Wildgemüse für
arme Leute. Sie ist reich an Vitamin C und
schmeckt nach jungen Maiskolben. Die
Vogelmiere blüht und fruchtet fast das ganze
Jahr!
Sammelzeit: Februar - Dezember
9
Scharbockskraut
(Ranunculus ficaria), Hahnenfußgew.
Merkmale: 5 - 20 cm hoch, Stengel
niederliegend. Blätter herzförmig und fettig
glänzend. Blüten 2-3 cm breit und gelb.
Verwendung:
Tee
und
Salbe
wirkungsvoll gegen Hämorrhoiden, wegen
ihres hohen Vitamin C - Gehaltes Heilmittel
gegen Skorbut. Essbar sind die jungen Blätter,
sowie die Wurzelknollen und Brutknollen
(nicht mehr nach der Blüte ernten, weil schon
Giftstoffe gebildet).
Allgemeines: Der Name „Scharbock“
kommt von Skorbut (Vitamin C Mangelkrankheit)
Sammelzeit: Blätter: Februar - April
Wurzelknollen: Juli, August
Allgemeines: Die unterschiedliche
Blütenfarbe hängt vom Säurezustand der
Kronblätter ab: in jungen Blüten ist der
Zellsaft sauer und die Blüte rötlich, bei älteren
Blüten geht der pH – Wert über neutral in den
alkalischen Bereich über und bedingt dadurch
den Farbwechsel nach blau (Lackmus –
Effekt).
Sammelzeit. März – Mai
Wasserlinse
(Lemna minor)
zäh aber essbar, hübsche Garnierung für
Suppen.
Abbildungen von Carl Axel Magnus Lindman:
„Bilder ur Nordens Flora“ (1901-1905)
http://www.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/lindman/
Knoblauchrauke
(Alliaria petiolata), Kreuzblüter
Merkmale: Bis 1 m hohe Pflanze,
Stängel aufrecht, Blätter dreieckig bis
herzförmig und am Rand unregelmäßig
gezähnt. Weiße Blüten in Trauben.
Verwendung: Blätter in Salaten,
außerdem verwendet zur Heilung von
Geschwüren und als Wurmmittel.
Allgemeines: Die Blätter schmecken
gleichzeitig nach Senf und nach Knoblauch,
weil sie ein scharfes ätherisches Öl enthalten,
welches Knoblauchöl (Allylsulfid) und Senföl
(Isothiocyanallyl) vereint.
Ihren Namen hat die Pflanze dank dem
Knoblauchgeruch, den sie beim Zerreiben der
Blätter verströmt.
Sammelzeit: März – Mai
Lungenkraut
(Pulmonaria officinalis), Raublattgew.
Merkmale: 20 – 30 cm hohe Staude
mit dünnem Wurzelstock. Der Stängel ist
borstig, die Blätter sind eiförmig und rau. Die
Blüten sind anfangs rosa, später violett bis
blau.
Verwendung: Als Heilmittel bei allen
Luftwegserkrankungen; die Blätter in Salaten
und Suppen.
10
Pflanzen-Kreuzworträtsel
1
2
3
4
5
6
7
8
9
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
An den Ufern welches Flusses befinden wir uns?
Mit welcher giftigen Pflanze kann man Bärlauch verwechseln?
Für welche Vitamin C – Mangelerkrankung ist das Scharbockskraut ein Heilmittel?
Nach welcher Richtung schlingt Hopfen?
Wovon hängt die Farbe der Blüten des Lungenkrauts ab?
Welches Gericht macht man aus den Blättern vieler Wildpflanzen?
Das Klima des Auwaldes kann man als f____ bezeichnen?
Welchen Pflanzenteil, außer den Blättern, kann man vom Bärlauch noch verwenden?
Welche Pflanze gibt dem Bier den Geschmack?
11
Botanik
Die kulinarische Au
von Diana Duma und Christina Hanz
Unser Thema lautete „Die kulinarische Au“ und wir
beschäftigten uns mit essbaren Wildpflanzen. Viele im
Volksmund als „Unkräuter“ bezeichnete Pflanzen sind
vitaminreiche, schmackhafte Gemüse-, Würz- oder
Heilpflanzen.
Fachliche Grundlagen
Lebensraum Au
Als Au bezeichnet man eine durch
einen Fluss mehr oder weniger geprägte
Landschaft, die verschiedene Vegetationstypen
(Auwald,
Auwiesen,
Altarme
mit
Verlandungsgesellschaften)
beinhaltet.
Beeinflusst werden die Pflanzengesellschaften
durch
den
hohen,
meist
schwankenden Grundwasserstand,
Überschwemmungen und hohen
Nährstoffreichtum
(von
Hochwässern eingebracht). Die
Höhe über dem Flusswasserspiegel
(bedingt
die
Häufigkeit
der
Überschwemmungen)
und
die
Korngröße des Substrats wirken
differenzierend. Auwälder zählen zu
den produktivsten Vegetationstypen überhaupt.
Entsprechend sind unter den von uns
verwendeten Pflanzen typische Aupflanzen zu
finden, die nährstoff- und stickstoffreiche
Standorte schätzen (Urtica dioica, Humulus
lupulus, Anthriscus cerefolium). An der March
finden wir eine Eschenau vor, eine frische (=
nährstoffreiche) bis feuchte Hartholzau.
Das Sammeln von Wildpflanzen
•
Als „Werkzeuge“ braucht man nur
Messer, Schere und einen luftigen Korb
(eignet sich zum Transport am besten)
sowie
eventuell
Handschuhe
(Brennnessel).
•
Nach Möglichkeit nur junge Pflanzen
verwenden, von älteren nur Triebe und
Herzblätter pflücken.
•
Pflanzen, die bald weiterverarbeitet
werden, können auch feucht bis nass
geerntet und zum Frischhalten beim
Transport mit Wasser bespritzt werden.
Sollen die Pflanzen in Öl oder Essig
eingelegt werden, dürfen sie nicht nass
sein.
•
2001
Nur gesunde Pflanzen dürfen geerntet
werden, Blätter mit Pilzbefall oder Flecken
dürfen nicht verwendet werden.
Der folgende Abschnitt behandelt die
von uns verwendeten Pflanzen. Neben einer
kurzen Beschreibung der Arten wird
Wissenswertes
zu
Namensgebung,
Verwendung in der Küche oder medizinischer
Bedeutung aufgezeigt.
Löwenzahn
Taraxacum officinale (Asteraceae)
Beschreibung
Blütenstand:
einzelne Körbchen
am
Stängelende,
gelb,
nur
Zungenblüten, Haare
der
Früchtchen
einzeln, Pflanze mit
Milchsaft
und
blattlosem
hohlen
Schaft, Blätter in Rosette, lanzettlich und bis
zum
Mittelnerv
schrotsägeförmig,
stickstoffliebend
Wissenswertes
Der Volksname „Löwenzahn“ stammt
vermutlich daher, dass die gezähnten Blätter
einem Löwen- oder Raubtiergebiss ähneln.
Deftigere Vulgärnamen wie „Soachbleaml“
oder die französische Bezeichnung „Pissenlit“
(Mach ins Bett) verweisen auf einen
wesentlichen gesundheitlichen Aspekt: Der
Löwenzahn wird wegen seiner harntreibenden
und die Gallensekretion fördernden Wirkung
als Heilpflanze geschätzt. Die Blätter enthalten
viel Provitamin A, Vitamin B und C sowie
Mineralsalze, Gerbstoffe und Bittersalze. In
den Wurzeln ist Inulin (nicht Insulin!)
enthalten, eine Substanz die für Zuckerkranke
von Vorteil ist, da sie den Stoffwechsel
entlastet. Die gesamte Pflanze ist essbar: die
jungen Blätter werden vor allem im Frühjahr
für Salate verwendet, aus den Blüten lässt sich
ein
von
echtem
Bienenhonig
kaum
unterscheidbarer Honig oder Gelee herstellen,
die Wurzel kann das ganze Jahr über verzehrt
12
werden, vor allem aber wird sie im Winter
geerntet und schmeckt dann süßlich.
Echter Kerbel
Anthriscus cerefolium (Apiaceae)
Beschreibung
Blütenstand
Doppeldolde, weiß,
Grundblätter
und
Stängelblätter
gefiedert, duften bei
Zerreiben süßlichwürzig
(fencheloder
anisartig),
Nährstoffzeiger
Die Laubblätter werden als Gewürz
verwendet. Leicht mit anderen, giftigen
Doldenblütlern verwechselbar.
Hopfen
Humulus lupulus (Cannabaceae)
Beschreibung
Stängel linkswindend mit winzigen
Kletterhakenhaaren, dadurch sehr rau, Blätter
handförmig
eingeschnitten,
männliche
Blütenstände (in bis 10 cm langen, lockeren
Rispen)
und
weibliche
Blütenstände
(dichtblättrige Ähren) auf verschiedenen
Pflanzen, basen- und stickstoffliebend
Die
Triebe
enthalten
außer
Vitaminen
keine
besonderen
Inhaltsstoffe. Erst in
den Fruchtzapfen findet
man Lupulin, die darin
vorkommenden
Bitterstoffe
sind
Bestandteile
der
Bierwürze. Angebaut
wird nur die weibliche
Pflanze und zwar in
Gegenden, in denen
möglichst
kein
männlicher
Hopfen
wild wächst. Beim
Bierbrauen
werden
samenlose Fruchtstände
genutzt, die man in der
Brennnessel
Urtica dioica, U. urens – (Urticaceae)
Beschreibung
Aufrechter
Wuchs, gegenständige,
leicht herzförmig, spitz
zulaufende
leicht
gesägte Blätter, Blüten
unscheinbar, grünlich
und
in
Trauben
herabhängend, Stickstoffzeiger. Sowohl die
Kleine (U. urens) als auch die Große
Brennnessel (U. dioica) kommen bei uns vor
und können verzehrt werden.
Wissenswertes
Wissenswertes
Wissenswertes
aus Malz gewonnenen süßen Würze kocht.
Plinius der Ältere nannte die
Brennnessel noch „die Verhassteste aller
Pflanzen“, eine Ansicht die bis heute viele
teilen. Hier wird den Brennnesseln allerdings
Unrecht getan. Sie enthalten in reichem Maß
Spurenelemente, Vitamin A und wichtige
Enzyme. Aus Brennnesseln lassen sich
schmackhafte Gerichte zubereiten. Die ganzen
Pflanzen werden getrocknet und gehackt
ebenso wie die Wurzeln als Tee zubereitet,
dem eine blutreinigende Wirkung zugesagt
wird.
Man muss beim Verzehr keine Angst
haben, dass die Blätter auf der Zunge brennen.
Bei Verwendung in der Küche werden die
Brennnesselblätter durch Überbrühen mit
heißem Wasser, Einlegen in Öl oder
mechanische Zerstörung der Brennhaare
(Walken)
vorbehandelt.
Das
bekannte Brennen auf der Haut bei
Berührung einer Brennnessel wird
durch die in glasartig spröden Haaren
auf der Unterseite der Blätter
enthaltenen Flüssigkeit verursacht.
Die chemische Zusammensetzung
des Giftstoffes ist noch unbekannt.
Ameisensäure
und
Histamin
verstärken den Schmerz, sind aber
nicht das Nesselgift. Das Brennhaar
ist
vergleichbar
mit
einer
Injektionsspritze:
Das
kleine
Köpfchen an der Haarspitze bricht
bei Berührung ab, das Haar dringt in
die Haut ein und das mit hohem
Druck aus der Zelle schießende
Nesselgift
wird
„eingespritzt“.
Bereits weniger als 1millionstel
13
Gramm ruft schon die typische Quaddel auf
der Haut hervor.
Der
umgangssprachliche
Name
„Hanfnessel“ weist auf eine weitere
Verwendungsmöglichkeit der Brennnessel hin:
Im Mittelalter, vor Einführung der Baumwolle,
wurden die Fasern aus den Stielen der großen
Brennnessel zu hanfähnlichem Gewebe
verarbeitet.
Vogelmiere
Stellaria media (Caryophyllaceae)
Beschreibung
Hellgrüne zierliche Pflanze, kleine,
weiße Einzelblüten mit tief gespaltenen
Blütenblättern am Stängelende und an den
Knoblauchsrauke
Alliaria petiolata (Brassicaceae)
Beschreibung
Blütenstand:
doldig
abgeflachte
Trauben an Stängelende und oberen Ästen,
weiß, ungeteilte, nieren- oder breit-herzförmig
und buchtig gekerbt-gezähnte Blätter, riecht
zerrieben stark nach Knoblauch.
Wissenswertes
Die antiseptische und wundheilende
Wirkung der Knoblauchsrauke ist medizinisch
anerkannt. Wie Brennessel oder Gundelrebe
wirkt sie blutreinigend und harntreibend. In der
Küche werden ausschließlich die rohen jungen
Blätter verwendet, das Aroma ist ähnelt dem
des Bärlauchs, ist aber wesentlich zarter.
Gundelrebe
Glechoma herderaceum (Lamiaceae)
Beschreibung
Auszweigungen des Blütenstandes, Stängel mit
nur einer Haarleiste, Blätter breit eiförmig,
spitz
Wissenswertes
Die Vogelmiere ist ein äußerst
mineralstoff- und vitaminreiches (Vitamin C,
Karotin) Wildgemüse. Die Blättchen erinnern
im Geschmack an junge Maiskolben. Sie wirkt
schleimlösend und verdauungsfördernd. Da die
Vogelmiere innerhalb eines Jahres etwa sechs
Generationen hervorbringt, ist sie ein von
Gärtnern wenig geschätztes Beikraut, kann
aufgrund dessen allerdings das ganze Jahr
gesammelt werden. Wegen der in den Stielen
enthaltenen Fäden wird sie bei Verwendung in
der Küche gehackt.
Vierkantiger am Boden kriechender
Stängel, der am Blütenende (hellblaue violette
Lippenblüten in Scheinquirlen in den
Blattachseln stehend) aufrecht in die Höhe
steigt, Blätter kahl, gestielt, nierenförmig, am
Blattrand gekerbt, balsamisch-aromatischer
Geruch, nährstoffliebend
14
Wissenswertes
Die Gundelrebe enthält viel ätherisches
Öl, das ihren ungewöhnlichen Duft bedingt.
Als Tee oder Salatbeigabe soll die Gundelrebe
die Bleiausschwemmung aus dem Körper
fördern. Eine Überlieferung besagt, dass wenn
man die ersten drei Gundelrebenblätter, die
man im Frühling findet, pflückt und sofort
verspeist, ein ganzes Jahr gesund bleiben wird.
Suppe abermals aufgekocht und mit Sauerrahm
und Schlagobers abgeschmeckt. Mit frischem,
gehackten Kerbel bestreut servieren.
Hopfensprossen in Obers–Sauce
Rezepte
Die folgenden Gerichte wurden von
uns zubereitet. Leider ist bei einigen Rezepten
eine Mengenangabe der Zutaten nicht möglich,
da sie „nach Gefühl“ zubereitet wurden
(Kerbelsuppe, Hopfensprossen, Wildkräuteraufstrich).
Steirischer Röhrlsalat
Zutaten:
300 g Löwenzahnblätter, 1 kg
Kartoffeln, 1 Knoblauchzehe, 1 kleine
Zwiebel, Most- oder Apfelessig, Salz, Pfeffer,
3 Esslöffel Kernöl
Zubereitung:
Löwenzahnblätter gut waschen, zum
Entbittern 15 min in kaltes Wasser einlegen,
abtropfen lassen und klein schneiden. Die
Kartoffeln kochen, schälen, blättrig schneiden
und so heiß wie möglich über den Löwenzahn
schichten. Zehn Minuten ziehen lassen. Mit
Essig,
Salz,
Pfeffer,
kleingehacktem
Knoblauch und Zwiebel die Marinade
zubereiten, mit dem Kernöl über den Salat
geben und durchmischen. Nochmals kurz
ziehen lassen und servieren.
Kerbelsuppe
Zutaten:
Kerbelblätter, Butter, Mehl, Zwiebel,
Weißwein, Gemüsesuppe, Rahm, Obers
Zubereitung:
Blätter vor der Blüte ernten, fein
schneiden. Mit Butter und Mehl eine lichte
Einbrenn herstellen, den Kerbel und eine
kleingeschnittene Zwiebel anschwitzen lassen,
mit Weißwein ablöschen. Mit Gemüsesuppe
aufgießen, kurz aufkochen lassen und über
Nacht kaltstellen. Am nächsten Morgen wird
der größte Teil des Kerbels abfiltriert, die
Zutaten:
Hopfensprossen (junge Nebentriebe
des Hopfens), je nach Sprossen-Menge
entsprechend Schinken, Suppenwürfel, Milch,
Schlagobers, Eigelb, Weißwein, Zucker, Salz,
Muskat und weißen Pfeffer
Zubereitung:
Hopfensprossen waschen und kochen.
Pro Liter Kochwasser 1 Suppenwürfel und 1/8
l Milch zugeben, um den bitteren Geschmack
des Hopfens zu mildern. Mit weißem Pfeffer,
einer Prise Muskat und etwas Zucker würzen.
Wenn die Hopfensprossen kernig weich sind,
den Kochsud in ein Gefäß abgießen.
Mit Butter und Mehl eine helle
Einbrenn herstellen, in Streifen geschnittenen
Schinken zufügen. Mit einem Teil des
Hopfensuds, Milch und etwas Weißwein
aufgießen. Einige Zeit einreduzieren lassen,
anschließend vom Herd nehmen, nach kurzem
Abkühlen mit Eigelb legieren und mit
Schlagobers verfeinern. Sauce mit den
Hopfensprossen vermischen und anrichten.
Gebackene Brennnesselblätter
Zutaten:
125g Mehl, ¼ l helles Bier, 1 Ei, Salz
Muskat, 1 Teelöffel Öl, Brennnesselblätter
(nur obere Blätter und Triebspitzen
verwenden)
Zubereitung:
Das Mehl mit Bier, Ei, Salz und
Muskat zu einem dickflüssigen Teig verrühren,
das Öl hinzugeben. Die Brennnesselblätter
werden mit einem Nudelholz gewalkt und
15
leicht gesalzen. Kurz ziehen lassen, in den
Bierteig tauchen und in heißem Öl goldbraun
herausbacken.
Anweisung ist in der Ausführung äußerst
zeitaufwändig!), im Wasser kurz aufkochen,
anschließend mindestens zwei Stunden ziehen
lassen. Abseihen durch ein Leinentuch, die
Blüten ausdrücken. Zu dem ausgekühlten Sud
den Gelierzucker und den Saft der Zitrone
hinzufügen, fünf Minuten kochen lassen und
heiß in saubere Gläser füllen.
Löwenzahnhonig
Zutaten:
300 g Löwenzahnblüten, 2 l Wasser, 2
kg Zucker, 2 Stück ungespritzte Zitronen
Wildkräuteraufstrich
Zutaten:
Topfen, Rahm, etwas Milch, Blätter
von Knoblauchsrauke und Gundelrebe,
Schnittlauch, Salz und Pfeffer
Zubereitung:
Topfen, Rahm und Milch mit den
gewaschenen, abgetropften, kleingeschnittenen
Kräutern vermengen, mit Salz und Pfeffer
würzen.
Löwenzahngelee
Zutaten:
200 g Löwenzahnblüten, 1 l Wasser,
1,5 – 1,8 kg Gelierzucker, 1 Zitrone
Zubereitung
Blüten aus den grünen Körbchen
zupfen (Achtung! Diese einfach klingende
Zubereitung
Blüten aus den grünen Körbchen
zupfen und im Wasser kurz aufkochen. Über
Nacht ziehen lassen. Dann durch ein
Leinentuch abseihen, die Blüten ausdrücken.
Diesen Blütenauszug wieder aufkochen, den
Zucker einrühren und die in Scheiben
geschnittenen Zitronen hinzufügen. Auf
kleiner Flamme drei bis vier Stunden
einreduzieren lassen. Der entstandene „Honig“
ist bei richtiger Zubereitung kaum von
Bienenhonig zu unterscheiden.
Didaktische
Überlegungen
Didaktische Ziele, Realisierung und
Reflexion
1. Ziel: Kennenlernen einiger essbaren
Pflanzen
Eingeleitet wurde
unser Vortrag von der
Frage: „Was für essbare
Wildpflanzen kennt ihr?“
Anhand
von
Plakaten
wurden dann gemeinsam
Besonderheiten
im
Blütenbau (Korb, Dolde,
„Hopfenzapfen“) erarbeitet
oder Wissenswertes wie die
Funktionsweise
der
Brennhaare der Brennnessel
aufgezeigt. Worauf wir
vielleicht
zuwenig
hingewiesen haben ist, dass
die
Au
ein
äußerst
produktives
System
darstellt (dieser Punkt ergab
16
sich nur bei einigen Schülergruppen im
Gespräch). Dem Nährstoffreichtum dieser
Umgebung
entsprechen
auch
viele
Ruderalstellen im städtischen Bereich, weshalb
einige der vorgestellten Pflanzen auch dort
gefunden werden können.
2. Ziel: Lernen mit allen Sinnen: Sehen
und Angreifen der vorgestellten
Pflanzen, Riechen, Schmecken
können und deshalb gut bekannt sein sollten,
wenn man sie essen möchte (Bsp.
Verwechslungsmöglichkeit
Kerbel
mit
Wasserschierling). An dieser Stelle müssen wir
darauf hinweisen, dass auch wir in die Falle
getappt sind: auf unser Plakat, anhand dessen
die
Doppeldolde
erklärt
wurde,
ist
fälschlicherweise der Wiesenkerbel Anthriscus
sylvestris eingegangen, tatsächlich verwendet
haben wir Anthriscus cerefolium, das
Kerbelkraut. Gekostet wurde Kerbelsuppe.
Hopfen
Als Gliederung des Vortrags diente
unsere „Speisekarte“. Die Pflanzen wurden in
folgender Reihenfolge besprochen und die
Gerichte jeweils im Anschluss an die kurze
Vorstellung verkostet:
Löwenzahn
Viele
SchülerInnen
Meinung, der Löwenzahn
sei giftig, eine Ansicht,
die
wir
widerlegen
konnten. Nach kurzer
Besprechung
einiger
Merkmale
und
gesundheitlicher Aspekte
wurde der Steirische
Röhrlsalat
angeboten.
Löwenzahnblütengelee
und –honig bildeten den
Abschluss
der
Verkostung.
waren
der
Obwohl auch eingetopft, zeigte sich,
dass sich direkt neben unserem Stand eine
Hopfenpflanze emporrankte, die dann als
Anschauungsmaterial
diente.
Neben
Informationen
zur
typischen
Hopfenverwendung (Bierbrauerei), die den
SchülerInnen
bekannt
war,
wurden
Hopfensprossen als besondere Delikatesse
Kerbel
Hier zeigten wir
die eingetopfte Pflanze
vor, die SchülerInnen
wurden ermuntert die
Blätter zu reiben und den
Geruch zu bestimmen.
(anis- oder fenchelartig).
Anschließend wurden sie
aufgefordert, den Kerbel
unter den vor unserem
Stand
wachsenden
Pflanzen ausfindig zu
machen. Es zeigte sich,
dass einige auf ähnliche
Pflanzen deuteten, an
dieser Stelle erfolgte der
Hinweis,
dass
viele
Pflanzen mit giftigen
Doppelgängern
verwechselt
werden
17
vorgestellt. Auf dem Plakat zeigten wir die
weibliche Blüte, durch Schmecken (rau auf der
Zunge) und anschließendes Angreifen des
Hopfenstängels wurden die Klimmhaare
demonstriert.
Brennnessel
Die Brennnessel war den meisten
SchülerInnen als essbar bekannt. Im Vortrag
erklärten
wir
plakatunterstützt
die
Funktionsweise
des
Brennhaares
und
erläuterten, dass die Brennhaare durch
vorheriges Walken der Blätter mechanisch
zerstört wurden. Die SchülerInnen hatten
anschließend die Möglichkeit unter Anleitung
selbst Brennnesselblätter herauszubacken und
zu kosten, dieser Programmpunkt gefiel ihnen
am besten.
Knoblauchsrauke, Gundelrebe
Erklärungen erfolgten anhand der
Pflanzen, auch hier machten die SchülerInnen
die „Geruchsprobe“. Angeboten wurde ein
Wildkräuteraufstrich.
Vogelmiere
Die neben dem Stand wachsende
Vogelmiere wurde gepflückt und als
„Frischkost“ zum Aufstrich verzehrt, hier war
allerdings meist Vorkosten durch uns nötig,
um die Schüler von der Genießbarkeit zu
überzeugen. Bei einigen SchülerInnen kam
dieses unmittelbare Erlebnis einer essbaren
Pflanze besonders gut an.
Erweiterungsmöglichkeiten
15 Minuten sind leider sehr knapp,
einige Ideen konnten wir nicht unterbringen.
So hätten beispielsweise die SchülerInnen in
einem Rätselspiel die Namensschilder (anhand
kurzer Beschreibungen) selbstständig den
Pflanzen im Topf zuordnen können, auf diese
Weise wäre das Anschauungsmaterial genauer
betrachtet worden.
Handout schon fertig mitzubringen wäre
allerdings problematisch gewesen, da wir nicht
wussten, welche Pflanzen vor Ort zur
Verfügung stehen würden.
Ergänzungen
Gruppengröße: Studenten: 2 Personen,
SchülerInnen: 2-4 Personen
Material: Plakate, eingetopfte Pflanzen,
Pflanzen direkt vor Ort, Kostproben
Standort: rechts neben dem Eingang zum
Haus, Vorteil: Küche in „Reichweite“,
einige der besprochenen Pflanzen (Hopfen,
Kerbelkraut, Vogelmiere, Brennnessel)
wuchsen gleich daneben und konnten so
noch besser in den Vortrag eingebaut
werden.
Vortragszeit: 15 min
Quellen
Aichele, Golte-Bechtle: Was blüht denn da?
Wildwachsende
Blütenpflanzen
Mitteleuropas– Kosmos, Stuttgart (1997)
Adler, Oswald, Fischer: Exkursionsflora von
Österreich. – Ulmer, Stuttgart (1994)
Graupe, Koller: Delikatessen aus Unkräutern.
Das Wildpflanzen-Kochbuch – Orac, Wien
(1995)
Eisenreich, Handel, Zimmer: BLV Tier- und
Pflanzenführer. – BLV Verlagsgesellschaft
München (2001)
Mayer, Elisabeth: Wildfrüchte, -gemüse, kräuter. Erkennen, Sammeln und Genießen. –
Leopold Stocker Verlag, Graz (1999)
Von einigen SchülerInnen wurden wir
auch nach Rezepten gefragt. Wir hatten zwar
einen Zettel mit den Rezepten für
Löwenzahngelee
und
gebackene
Brennnesselblätter vorbereitet, aber keine
Möglichkeit ihn zu vervielfältigen. Dieses
18
Urzeitkrebse – Kiemenfußkrebse
von Alexandra Fuchs2000
An den letzten beiden Tagen unseres Aufenthaltes in
Marchegg haben uns eine 3. und eine 5. Klasse
besucht. Für die 3. Klasse hatten wir einen sehr
weitläufigen Stationenbetrieb geplant, da sie ca. 8
Stunden bei uns verbringen wollten. Bei jeder Station
verbrachten die Schüler ca. 40 Minuten.
Bei der „Urzeitkrebse – Station“ an der
Triops-Senke konnten sie ca. die Hälfte dieser zur
Verfügung stehenden Zeit Käschern und anschließend
bekamen sie die Erklärungen zu den von ihnen
gefangenen Tieren. Der Großteil der Schüler war
begeistert von der Gelegenheit, die Krebse selbst zu
suchen – sie waren mit Feuereifer bei der Sache.
Die 5. Klasse blieb nur vormittags, deshalb
mussten wir unsere Stationen etwas kürzer gestalten.
Wir errichteten sie in der Nähe des Hauses. Diese
Anordnung hatte leider den Nachteil, dass die Schüler
keine Gelegenheit hatten, selber zu Käschern. Ich hoffe,
dass sie mittels der in den Tagen vorher gefangenen
Exemplare, die sie präsentiert bekamen, trotzdem eine
guten Einblick bekommen haben.
Ich war positiv überrascht, wie gut diese
Klassen vorbereitet waren. Sie hatten schon in der
Schule viel Information über die Urzeitkrebse als lebende
Fossilien bekommen. Auch in praktischen Dingen waren
sie - mit Gummistiefel oder ähnlichem – gut
ausgestattet.
Insgesamt betrachtet glaube ich, dass diese
Exkursion nach Marchegg - mit dem Ziel die Fauna und
Flora einer Aulandschaft nicht nur aus
wissenschaftlichen Aspekten zu sehen, sondern auch
„wirklich zu erleben“ für alle Beteiligten - besonders für
uns Studierende - eine wesentliche Bereicherung
gewesen ist.
Urzeitkrebse existieren seit ca. 500 Mio.
Jahren, seit ca. 280 Mio. Jahren sind sie in
ihrer Gestalt nahezu unverändert. Aufgrund
dieser Tatsache werden sie als lebende
Fossilien bezeichnet.
Ursprünglich sind sie im Meer
entstanden, doch als im Devon räuberische
Knochenfische das Meer besiedelten, mussten
die Krebse in extremere Gewässer ausweichen.
Daher findet man sie heute in chemisch
instabilen oder astatischen (=kurzfristig
wasserführenden) Gewässern, wie sie auch in
Marchegg auftreten.
Die Trockenphasen schaden den
Tieren nicht, sie können auch jahrelang
andauern. Diese Trockenperioden, die meist
für die Entwicklung notwendig sind,
überstehen sie in Form von Dauereiern
(Cysten).
Bei den heute lebenden Urzeitkrebsen
unterscheidet man drei Ordnungen.
Feenkrebse Anostraca
Zu ihnen zählt der älteste
bekannte Vertreter der
Urzeitkrebse Rehbachiella
kinnekullensis
(Oberes
Kambrium).
Feenkrebse
besitzen gestielte Komplexaugen, aber keinen
körperbedeckenden Schild.
Sie orientieren ihren Bauch
in Richtung des einfallendes Lichtes – sie sind
also Rückenschwimmer. Mit ihren beborsteten
Beinen filtrieren sie Mikroorganismen und
organische Schwebstoffe aus dem Wasser. In
einer Bauchrinne wird dieser Nahrungsbrei
nach vorne zum Mund transportiert.
Eubranchipus grubii (ca.35mm)
Sie treten zur Frühjahrsschmelze in
schattigen Tümpeln auf, sind also typische
Kaltwasserbewohner. Sie durchlaufen drei
Larvenstadien und häuten sich bis zu 40 mal.
Ab Mai sterben sie ab, da Sauerstoffmangel
eintritt und die Temperatur zu hoch wird.
Die Weibchen sind leicht an den zwei
blauen Streifen am Rücken zu erkennen. Sie
tragen einen gedrungenen Eisack am 1.und
2.Hinterleibsring. Die Männchen sind gelbbraun und tragen ein Begattungsorgan. Das
Geschlechterverhältnis
ist
ungefähr
ausgeglichen.
Ihre Feinde: Vögel, Lurche, Insekten
Chirocephalus shadini
Sie sind ebenfalls Kaltwasserbewohner
in
lichtdurchfluteten,
sauerstoffreichen
Tümpeln. Die Weibchen sind kastanienbraun
und ihr Eisack ist schlank und spindelförmig.
Die Männchen haben eine leuchtend grüne
Färbung.
19
Branchipus schaefferi (20-25mm)
Diese Krebse treten im Sommer bei höheren
Wassertemperaturen
auf,
auf
unserer
Exkursion konnten wir sie nicht finden.
Rückenschaler –
Notostraca
Rückenschaler treten fossil seit dem Perm auf,
das äußere Erscheinungsbild ist seit der Trias (ca.
250 Mio. Jahren) kaum
verändert.
Diese
Krebse
haben innere Komplex–
augen und einen flachen
Rückenpanzer (Carapax),
der den Kopf und die
beintragenden Segmente
des Körpers bedecken. Sie schwimmen mit der
Bauchseite nach unten und halten sich
hauptsächlich am Gewässergrund auf. Bei
Sauerstoffmangel kann es aber auch
vorkommen, dass sie mit der Bauchseite nach
oben knapp unter der Wasseroberfläche
schwimmen.
Mit
der
Vorderseite
ihres
Rückenpanzers wühlen sie im Bodenschlamm
nach Nahrung. Mit ihren Blattbeinen filtrieren
sie Wasserpflanzen, Mikroorganismen und
Planktonkrebse. Doch sie ernähren sich auch
räuberisch von Mückenlarven, Würmern,
geschwächten Kaulquappen, Eubranchipus
grubii etc.
Lepidurus apus (ca.4 cm)
Diese braun – grünen Krebse
entwickeln sich März bis Mai im freien
Gelände, wie z.B. auf überschwemmten
Wiesen, Gräbern, Tümpeln etc. Zwischen den
zwei Anhängen haben sie ein zusätzliches
Schwanzschild, das einen besseren Antrieb
gewährleistet.
Die Blattbeine bilden ein System von
Druck- und Saugkammern, welche die Atmung
und die Filtriertätigkeit zur Nahrungsaufnahme
ermöglichen.
Die Weibchen tragen am 11.
Brustsegment in einer Bruttasche ca. 10 Eier.
Die Larven machen 12 Entwicklungsstadien
und bis zu 40 Häutungen durch.
Triops cancriformis (ca. 10 cm)
Diese
Krebse
besitzen
kein
zusätzliches
Schwanzschild.
Sie
sind
wärmeliebend und vollziehen aufgrund der
höheren Wassertemperatur eine rasante
Entwicklung. Den Eibehälter tragen die
Weibchen am 11. Beinpaar, die Eiproduktion
beginnt schon nach 14 Tagen. Ihre Eier sind
besonders unempfindlich, sie sind auch noch
nach mehreren Jahren (ca. 10-20) schlupffähig.
Beide Arten der Rückenschaler
konnten wir in der Triopssenke in Marchegg
finden.
Muschelschaler Conchostraca
Muschelschaler
treten seit dem Silur auf,
damit sind sie die älteste
rezent in unveränderter
Gestalt
auftretende
Ordnung der Urzeitkrebse.
Diese Krebse erreichen eine Größe von
ca. 1-1,5 cm. Ihr Körper ist von einer
zweiklappige Schale umhüllt, die durch einen
Schließmuskel zusammengehalten wird. Ihre
Entwicklung verläuft sehr schnell, daher sind
hervorragend an nur kurzfristig bestehende
Gewässer angepasst. Ihre Schalen werden bei
dem Wachstum nicht abgeworfen, sondern sie
vergrößern sich ebenfalls (Zuwachsstreifen).
Sie treten oft in seichten, mit dichtem
Pflanzenwuchs ausgestatteten Tümpeln auf.
Dort liegen sie träge seitlich auf dem
Bodengrund oder wie Muscheln im Schlamm
eingegraben, so dass nur ihr Hinterende
hervorragt. Wenn sie schwimmen, ist der
Rücken nach oben gekehrt und sie rudern mit
ihren Zweiten Antennen, die beborstet sind
und aus der Schale herausragen. Diese
Bewegungen verleihen ihnen einen gaukelnden
Schwimmstil.
Mit ihren bedornten Furcakrallen
wirbeln sie Schlamm auf und filtrieren die
darin enthaltenen Algen, Pflanzenteile, usw.
mit ihren Blattbeinen. In einer Bauchrinne
werden diese Nahrungspartikel nach vorne
zum Mund befördert.
In Marchegg konnten wir zwei Arten finden:
Imnadia yeyetta: bräunliche Färbung.
Cyzicus tetracerus: rötlich gefärbt
20
Urzeitkrebs–Kreuzworträtsel
Waagrecht:
1) Welche Tiere drängten ab dem Devon die Urzeitkrebse in temporäre Gewässer zurück?
2) In welcher Form werden Trockenphasen überdauert?
3) Die Urzeitkrebse werden auf Grund ihrer seit Mio. von Jahren unveränderten Gestalt als
lebende ...?..... bezeichnet.
4) Die Urzeitkrebse finden wir in feuchten Gebieten, zum Beispiel in der ......?......
5) Ein wesentliches Merkmal der Krebse ist das schlauchförmige ....?....
6) Initialen eines berühmten Urzeitkrebsforschers.
Senkrecht:
7) Feenkrebse schwimmen mit dem .....?..... (Verkleinerungsform) nach oben.
8) Natürliche Feinde sind .......?......... (4 Beine),
9)
........?........ (6 Beine) und
10)
.........?........ (2 Beine).
11) Die Entwicklung zum geschlechtsreifen Tier erfolgt durch bis zu 40 ......?......... .
11↓
8↓
10↓
9↓
a
7↓
g
2→
h
c
4→
b
1→
d
5→
e
f
←6
3→
Lösungswort:
a__ b__ c__ d__ e__ f__ g__ h__
21
Zoologie - Niedere Tiere
Urzeitkrebse (Groß–Branchiopoden)
von Thomas Krknjak
2001
Diese uralte Krebsgruppe unterscheidet sich von den
anderen Gruppen durch einen hinter dem Kopf
liegenden Filterapparat. Sie besitzen außerdem eine
große Anzahl von Blattbeinen, welche der Atmung, der
Fortbewegung und dem Nahrungserwerb gleichermaßen
dienen. Daher wurden von früheren Autoren die GroßBranchiopoden auch als „Phyllopoda“ bezeichnet. Die
heute noch lebenden Urzeitkrebse werden in drei
Ordnungen gegliedert, nämlich in Anostraca
(Feenkrebse), Notostraca (Rückenschaler) und
Conchostraca (Muschelschaler).
Anostraca
(Chirocephalus shadini Männchen
Weibchen oben. Foto: W. Hödl)
unten;
Anostraca
gestielte Komplexaugen
Rückenschwimmer im Freiwasser
Filtrierer
Geschlechterverhältnis in Österreich nahe 1:1
Notostraca
großer Rückenschild
wühlen im Boden
Allesfresser
in
Österreich
nur
Parthenogenese
Conchostraca
Die phylogenetisch jüngste Ordnung der GroßBranchiopoden ist in Österreich durch 8 Arten
vertreten. Diese Krebse leben vorwiegend
freischwimmend und orientieren sich dabei am
Licht. Dies ist einfach experimentell
nachweisbar. Wenn man ein Aquarium von
unten beleuchtet, drehen die Tiere den Rücken
nach oben und schwimmen somit auf dem
Bauch. Die Nahrung der anostraken Krebse
stellen hauptsächlich Mikroorganismen und
Plankton dar, welche durch die Bauchrinne
zum Mund transportiert werden. Bei den
heimischen Feenkrebsen findet man durchwegs
ein Geschlechterverhältnis von 1:1 vor. Sehr
auffällig ist auch noch, dass die zweiten
Antennen bei den Männchen oft sehr stark
vergrößert und auffällig geformt sind. Sie
dienen zur Umklammerung des Weibchens
während der Paarung.
Notostraca
muschelförmiger Schild
wühlen im Boden
Filtrierer
Geschlechterverhältnis in Österreich nahe 1:1
Sie sind in Österreich nur durch zwei Arten
vertreten und durch einen sehr urtümlich
wirkenden Körperbau ausgezeichnet. Die Tiere
tragen wegen ihres großen Rückenpanzers den
deutschen Namen Rückenschaler. In ihrem
Aussehen haben sie sich seit der Trias/Jura
kaum verändert. Deshalb werden sie, wie auch
22
viele
andere
Tiere,
die
entwicklungsgeschichtlich sehr alt sind, als
„Lebende Fossilien“ bezeichnet. Mit ihrem
bekanntesten Vertreter Triops cancriformis
kann diese Urzeitkrebsordnung mit der ältesten
bekannten lebenden Tierart aufwarten.
a: Hinterende von Lepidurus
b: Hinterende von Triops
Notostraca sind vorwiegend Bodenbewohner,
die aber bei Sauerstoffmangel mit dem Bauch
nach oben knapp unter der Wasseroberfläche
schwimmen. Sie wühlen mit der Vorderkante
ihres Schildes im Schlamm nach Nahrung,
fressen hauptsächlich Plankton, können aber
auch Mückenlarven oder geschwächte
Kaulquappenlarven
erbeuten.
Das
Geschlechterverhältnis ist je nach Breitengrad
sehr unterschiedlich. Während in Nord- und
Mitteleuropa kaum Männchen auftreten, ist das
Verhältnis in Süd- und Westeuropa beinahe
ausgeglichen.
Conchostraca
Mit sechs Arten in Österreich stellen die
Conchostraca die zweitgrößte Ordnung von
Groß-Branchiopoden dar. Sie sind wie die
Anostraca Filtrierer. Die meisten Arten leben
aber nicht freischwimmend, sondern wühlen
wie die Notostraca im Schlamm. Wenn sie
schwimmen, tun sie dies meist mit dem
Rücken nach oben und verwenden dazu auch
ihre zweiten Antennen. Ihr kleiner Körper ist
von einer zweiklappigen Schale umgeben. Mit
ihrer kurzen Individualentwicklung sind sie
den Anforderungen von astatischen Gewässern
bestens angepasst. Schon nach wenigen Tagen
sind Adulttiere zu beobachten. Die Männchen
besitzen zu Klammern umgebildete vordere
Rumpfextremitäten, um sich bei der Paarung
am Schalenrand der Weibchen festhalten zu
können. Bei vielen Arten treten neben
sexueller Fortpflanzung Selbstbefruchtung
und/oder Parthenogenese auf.
(Auch bei den Conchostraca
umklammern die Männchen die Weibchen bei
der Paarung, allerdings nicht wie die
Feenkrebse mit den 2. Antennen, sondern mit
den beiden vordersten Rumpfextremitäten.
Foto: A. Hartl)
Geschichte und
Lebensweise
Der älteste bisher bekannte Branchiopode ist
Rehbachiella kinnekulensis. Er ist somit auch
der älteste nachgewiesene Krebs im engeren
Sinne. Die Funde aus Südschweden stammen
mit großer Sicherheit aus dem Kambrium.
Damals haben diese Ur- Branchiopoden aber
vermutlich noch im Meer gelebt. Nach dem
Auftreten der Raubfische im Devon wurden sie
aber nach und nach verdrängt und wanderten
zuerst
in
Brackwasser,
dann
in
Süßwasserzonen der Flüsse ab und heute
kommen sie schließlich fast ausschließlich in
astatischen Gewässern vor. D. h. Gewässer, die
eben nicht, sondern nur zu gewissen Zeiten
Wasser führen. Für Österreich kann man auch
sagen, dass Urzeitkrebse nur dort vorkommen,
wo es keine Fische gibt. Diese Anpassung hat
für die Tiere aber in letzter Zeit fatale
konsequenten, denn ihr Lebensraum wurde
durch den Menschen in den letzten zwei
Jahrhunderten
nachhaltig
verändert,
beziehungsweise zerstört. Während es noch im
18.Jahrhundert unzählige zeitweilig überflutete
Gebiete, vor allem im Bereich der Donau, aber
auch entlang anderer großer Flüsse in
Österreich gab, sind diese Habitate durch
Flussregulierungen und den Bau von
Staukraftwerken weitgehend zerstört worden.
Es war ein drastischer Rückgang der
Urzeitkrebspopulationen zu beobachten.
Deshalb galten 1993 (Löffler) die
Hälfte der in Österreich einst vorgekommenen
23
Arten als ausgestorben. Erst bei 1995/96 von
EDER & HÖDL durchgeführten Kartierungen
in Ostösterreich wurden 6 (mittlerweile 7) von
8 für ausgestorben gehaltene Arten wieder
nachgewiesen. Die Tiere gelten aber nach wie
vor als gefährdet, beziehungsweise vom
Aussterben bedroht, da die Arten meist auf
sehr wenige Habitat beschränkt sind und diese
wiederum gefährdet sind in der nächsten Zeit
Trockenlegungen und dergleichen zum Opfer
zu fallen.
Seewinkel vor. Der Bau des Kraftwerkes
Hainburg hätte wahrscheinlich auch diesen
Standorten, mit Ausnahme des Seewinkels ein
jähes Ende bereitet. Auch wenn dieses Projekt
noch in letzter Sekunde verhindert werden
konnte, sind die Urzeitkrebs- Vorkommen
noch lange nicht dauerhaft geschützt. Viele der
Standorte, welche sich meist auf Wiesen oder
Äckern befinden sind dennoch stark gefährdet,
da die Besitzer bestrebt sind den Ertrag zu
steigern und die zeitweilig überfluteten
Gebiete trocken zu legen. Es gibt nun
Bestrebungen, möglichst viele Vorkommen als
Naturdenkmal unter Schutz zu stellen.
(Bauern versuchen oft mit allen Mitteln die
zeitweilig überschwemmten Ackerflächen
trockenzulegen. Foto: W. Hödl)
Heute kommen die Groß-Branchiopoden noch
vor allem im Bereich der March- Mündung,
entlang der Donau in Ostösterreich und im
(Tümpel
beim
Marchegger
„Pulverturm“, dem einzigen Chirocephalus
shadini- Vorkommen in Österreich. Foto: R.
Gottwald)
24
Der „Pulverturm“- Tümpel bei
Marchegg war das erste Naturdenkmal,
welches
ausschließlich
wegen
dem
Vorkommen des Anostraken Chirocephalus
shadini eingerichtet wurde. Des weiteren sind
noch die „Blumengang- Senke“, die
„Rabensburger Thaya-Auen“, die „Unteren
Marchauen“ und der „Kleine Breitensee“
Naturschutzgebiete, in denen Urzeitkebse
vorkommen. Es sind auch noch weitere
Ansuchen zur Erklärung von Naturdenkmälern
wegen Groß-Branchiopoden- Vorkommen in
Bearbeitung.
Jetzt stellt sich die Frage, warum diese
urtümlichen Tiere eigentlich so schützenswert
sind, und warum es uns nicht egal sein sollte,
wenn sie jetzt nach 500 Mio. Jahre das
zeitliche segnen. Einige Beispiele für
Nutzungsmöglichkeiten:
Urzeitkrebse als Bio-Indikatoren
Bio-Indikatoren sind Arten, durch deren
Anwesenheit in bestimmten Habitaten auf
physikalische und biologische Parameter
desselben
geschlossen
werden
kann.
Großbranchiopoden eignen sich deshalb gut als
Bioindikatoren, weil:
die einzelnen Arten relativ leicht zu fangen
und zu bestimmen sind
sich
die
Artenzahl
in
einem
überschaubaren Rahmen bewegen, aber
nicht zu gering ist
sie für ihre Habitate, also astatische
Gewässer Zeigerarten darstellen, in denen
sie meist in großer Zahl vorkommen
Wirtschaftliche Nutzung
Zum einen könnten Süßwasserarten von
Urzeitkrebsen, wie ihre Verwandten salinen
Arten, in Massen produziert, und so als Futter
für die Fischbrut eingesetzt werden. Zum
anderen
könnten
sie
aufgrund
ihrer
filtrierenden
Lebensweise
in
der
Abwasserwirtschaft eingesetzt werden. Sie
wandeln nämlich unter anderem Bakterien in
wertvolles tierisches Eiweiß um. Dies würde
eine neue Möglichkeit für die Verwertung von
Klärschlamm, welcher hauptsächlich aus
Bakterien besteht, bieten.
Verwendung in der Lehre
Urzeitkrebse faszinieren vor allem durch ihr
urtümliches Aussehen. Sie zeigen den
urtümlichen Crustaceen- Bauplan und sind
aufgrund ihrer Größe leicht zu halten und zu
untersuchen.
Durch
ihre
schnelle
Individualentwicklung eigen sie sich perfekt
für die Veranschaulichung von Lebenszyklen
und ihrer eigenen Lebensweise.
Triops-Eier können auf Erichs Internetseite
http://www.triops.cc bestellt werden.
Urzeitkrebse als Schirmarten
Da Artenschutz langfristig nur über den Schutz
der Habitate erfolgen kann, ist es notwendig
für bestimmte Habitate attraktive Tiere zu
finden, deren Schutz von der breiten
Öffentlichkeit als wichtig erachtet wird.
Werden nun Habitate unter Schutz gestellt, ist
das natürlich auch für alle anderen hier
vorkommenden
Arten
fast
eine
Überlegensgarantie. Im Falle der Urzeitkrebse
sind die Arten, welche davon profitieren unter
anderen: bunte Strudelwürmer, einige Froschund Krötenarten, aber auch des DonauKammmolchs.
Der Lebenszyklus
Groß-Branchiopoden sind, wie bereits oben
erwähnt, Bioindikatoren für astatische
Gewässer.
Sie
zeigen
deshalb
auch
charakteristische Eigenschaften solcher Tiere,
beispielsweise
die
kurze
Individualentwicklung.
Nach
der
Überschwemmung schlüpfen die NaupliusLarven und entwickeln sich rasant. Sie machen
bis zu 40 Häutungen durch, ehe sie ihre
endgültige Form erreicht haben. Schon wenige
Wochen nachdem der Standort überflutet
wurde, sind bereits die ersten geschlechtsreifen
Tiere zu beobachten. Die Habitate werden
jedoch durch verschieden Anpassungen doch
über eine lange Zeitspanne hinweg genutzt. So
schlüpfen die Larven von Lepidurus apus
bereits bei Temperaturen von einigen Grad
Celsius über Null, während Trips cancriformis
als wärmeliebende Art, erst im Frühsommer
auftritt.
Tiergruppen, die astatische Gewässer
nutzen, verbringen die Zeit zwischen den
Überschwemmungen als Dauerstadien die sehr
resistent gegen physikalische und chemische
Einwirkungen sind. Wenn also so ein Tümpel
austrocknet, sterben die erwachsenen Tiere und
im Schlamm bleiben nur die Dauereier,
sogenannte Zysten zurück. Diese Zysten
25
können Jahre ohne Sauerstoff auskommen.
Welchen Trick die Natur hier anwendet ist
allerdings ungeklärt. Die Dauerstadien
enthalten
bereits
Embryonen
im
Gastrulastadium und können Jahrzehnte der
Trockenheit
unbeschadet
überstehen.
Ausgetrocknet warten die Eier dann auf die
nächste Überschwemmung, um den nächsten
Reproduktionszyklus durchlaufen zu können.
Zur Didaktik
Den Schülern, die uns in Marchegg bei unserer
Exkursion besucht haben, die Urzeitkrebse
näher zu bringen hat mir sehr gut gefallen. Als
Einstieg und Motivation habe ich eine
Fantasiereise erfunden, die ich den Kindern
dann vorgelesen habe. Danach mussten sie
herausfinden, um welches Tier es sich hier
handelte:
Stellt euch vor, ihr seid Forscher. Aber nicht
heute, sondern in der Zukunft. Ihr seid auf der Suche
nach der ältesten, noch lebenden Tierart und habt da
auch schon einen Verdacht. Diesen Verdacht wollt ihr
natürlich überprüfen. Dafür steht euch in der Zukunft
natürlich eine Raum- Zeit- Maschine zur Verfügung. Ihr
setzt euch in die Maschine und macht euch auf den Weg
in die Vergangenheit.
Die Zeit zieht jetzt wie ein Film an euch
vorüber. Zuerst verschwinden die Menschen, dann
kommen plötzlich die Dinosaurier und verschwinden
wieder. Kurz nach dem Verschwinden der Dinosaurier
haltet ihr die Zeitmaschine an einem kleinen See an.
betrachten. Es scheint gerade im Boden zu wühlen. Das
Ur-Tier sieht mit seinem Rückenpanzer aus, als würde es
eine Rüstung tragen. Es ist cirka fünf Zentimeter lang.
Das Einzige, was aus dem Rückenpanzer ragt, ist der
Schwanz mit seinen zwei verlängerten Anhängen. Als es
sich kurz vom Boden abhebt, stellt ihr fest, das sich an
der Unterseite eine Menge Beinchen befinden. Ihr zählt
mehr als zwanzig.
Während das Tier den Boden durchwühlt,
nähert sich ein urzeitlicher Räuber in Form eines
Fisches. Er hat das kleine Tier schon fest anvisiert und
mit einer blitzartigen Bewegung ist es auch schon in
seinem Maul verschwunden. Ihr betrachtet dann einen
größeren Teil des kleinen Sees und könnt feststellen,
dass es noch eine Unmenge dieser Tiere dort gibt. Mit
diesem Eindruck verabschiedet ihr euch aus der
Unterwasserwelt.
Ihr setzt euch wieder in die Raum- ZeitMaschine und macht euch auf den Weg zurück in die
Zukunft. Mit dem Wissen die älteste noch lebende Tierart
sozusagen in ihrer Kindheit gesehen zu haben, kehrt ihr
zurück in eure Welt, als Forscher der Zukunft.
Ordnung Anostraca
Artenliste
Branchinecta ferox
Branchinecta orientalis
Branchipus schaefferi*
Tanymastix stagnalis
Chirocephalus carnuntanus
Chirocephalus shadini*
Eubranchipus grubii*
Streptocephalus torvicornis
Ordnung Notostraca
Lepidurus apus*
Triops cancriformis*
Ordnung Conchostraca
Cyzicus tetracerus*
Eoleptestheria ticinensis*
Imnadia yeyetta*
Leptestheria dahalacensis*
Limnadia lenticularis*
* an der March vorkommend
* bei der Exkursion nachgewiesen
Literatur
Mit eurem Unterwasserteleskop könnt ihr euch beinahe
frei unter Wasser bewegen. Ihr seht euch um und habt
auch schon eines der Tiere entdeckt. Ihr folgt ihm mit
eurem Teleskop und könnt es nun aus der Nähe
Erichs Website: http://www.urzeitkrebse.at
Hödl, W. & E. Eder (Eds.), 1996. Urzeitkrebse
Österreichs. Stapfia 42, zugleich Kataloge des
OÖ. Landesmuseums N.F. 100, 170 pp.
26
Zoologie - Niedere Tiere
Blutsauger, Filtrierer und Lauerjäger
Zur Biologie heimischer Stechmücken
von Annette Bayer
2001
oft ein spitzig wirkendes Ende auf. AedesArten stechen in der Regel während des Tages.
Anopheles (Malariastechmücken)
Schnell, zieh Deinen Stachel wieder heraus, Betty.
Du hast eine Arterie erwischt!
Systematik
Reich: Animalia
Stamm: Arthropoda
Klasse: Hexapoda
Ordnung: Diptera
Familie: Culicidae (Stechmücke) weltweit
2900 Arten
Anopheles
brütet
in
permanenten
Ansammlungen von frischem Wasser und
bevorzugt einen dichten Pflanzenbewuchs, da
dieser den Larven Schutz vor Fischen und
anderen Feinden bietet. Die Eier werden
einzeln auf die Wasseroberfläche abgelegt.
Anophelesmücken unterscheiden sich von
Aedes- und Culexarten durch vier Punkte: 1.
Anophelesmücken weisen gefleckte Flügel auf.
2. Erwachsene Tiere halten in der
Ruheposition ihren Kopf tiefer als das
Abdomen, während Culex und Aedes eine zur
Oberfläche
parallele
Körperhaltung
einnehmen.
3.
Die
Taster
der
Anophelesweibchen sind nahezu gleich lang
wie der Stechrüssel. 4. Anopheleslarven haben
ein kürzeres Atemrohr als Culex und Aedes
und sind dadurch gezwungen parallel zur
Wasseroberfläche zu liegen, und nicht in
einem Winkel wie bei den beiden anderen
Gattungen.
Die Unterscheidung der verschiedenen
Anophelesarten ist nur mit Hilfe der Stereolupe
möglich. Bei Arten, die einem sogenannten
Artenkomplex angehören, ist eine optische
Unterscheidung oft überhaupt nicht möglich.
Deshalb wird die Artenbestimmung heute über
einen Antikörpertest durchgeführt. Dazu
werden die Anophelesmücken auf einem mit
Antikörpern
beschichteten
Filterpapier
Aedes
Stechmücken der Gattung Aedes legen ihre
Eier oft nicht im Wasser ab, sondern in
feuchten
Gebieten,
welche
periodisch
überschwemmt werden wie zum Beispiel in
den astatischen Gewässern der March der Fall
ist. Die Eier verharren in einem Ruhezustand
manchmal mehrere Monate lang, bis die
Umstände für die Entwicklung der Larve
günstig sind. Einige Arten haben sich auf
salzige Gewässer spezialisiert. Im Gegensatz
zu Anopheles legen Aedesstechmücken
Distanzen von bis zu 30 km zurück. Wie bei
Anophelesarten weist das Abdomen von Aedes
Typische Sitzhaltung von Anopheles im Vergleich
zu anderen Stechmücken
27
zerdrückt. Kommt es zu einer Verbindung von
Antigenen
der
Anophelesmücke
und
Antikörper auf dem Papier, tritt eine
Farbveränderung ein.
Culex
Stechmücken der Gattung Culex brüten in
ruhigem stehenden Wasser jeglicher Art. Die
meisten Arten bevorzugen schmutziges Wasser
mit einem hohen Anteil an organischem
Material. Die Eier werden in Paketen von rund
100 Eiern auf die Wasseroberfläche abgelegt.
Das Abdomen der Culexarten weist ein
stumpfes Ende auf.
und Puppe entwickeln sich im Wasser, erst die
adulte Mücke lebt an Land. Bei idealen
Bedingungen dauert die gesamte Entwicklung
vom Ei bis zum erwachsenen Tier nur gerade
eine, meist etwa zwei Wochen
Gelsenlarve
Hat Dich schon einmal eine Gelse gestochen?
Das war vielleicht meine Mama, die Nahrung
brauchte um uns Kinder als Eier ins Wasser
abzulegen. Denn wie bei den meisten
stechenden
Fliegenverwandten
saugen
lediglich die Weibchen Blut, das sie für die
Entwicklung Ihrer Eier unbedingt benötigen.
Familie: Chaoboridae (Büschelmücken)
weltweit 50 Arten
6 Arten der
Gattung: Mochlonyx und der
Gattung: Chaoborus
Imagines ähnlich den Culicidae. Sie
unterscheiden
sich
jedoch
in
ihrer
Nahrungswahl. Sowohl Männchen als auch
Weibchen sind Blütenbesucher.
Ihre
Larven
sind
räuberische
Lauerjäger und ernähren sich von CulicidenLarven,
Planktonkrebsen
und
anderen
Kleintieren
die
sie
mit
kräftigen
Mundwerkzeugen erbeuten. Sie sprechen auf
die Vibrationen an, die von Beutetieren erzeugt
werden.
Tiere erzählen
Geschichten über sich...
Kleine Geschichten über Tiere und deren Leben können
Kindern Blick und Gefühl für andere Lebewesen eröffnen.
Zweifellos am bekanntesten unter den
blutsaugenden Insekten sind die als Gelsen
oder Moskitos (=spanische Bezeichnung für
kleine Fliegen) bezeichneten Mücken.
Lebenszyklus
Du bist ihr nicht mehr böse, jetzt, da ich Dir
das erzähle... Mein Papa macht so etwas nicht, der
ernährt sich nicht von Blut.
Gleich nachdem sich meine Eltern im Flug
verpaart haben werden wir einzeln oder in Form von
ganzen Eischiffchen auf die Wasseroberfläche abgelegt.
Eier
Die Weibchen können ihre Eier an den
unterschiedlichsten Wasserstellen ablegen:
Einige
Arten
bevorzugen
permanente
Gewässer wie Seen und Teiche, andere können
bei entsprechend hoher Luftfeuchtigkeit in
Hufspuren, weggeworfenen Gefäßen oder
anderen kleinen Wasseransammlungen brüten.
Je nach Art werden auch unterschiedliche
Anforderungen an die Wasserqualität gestellt.
Einmal im Wasser abgelegt, schlüpfen die
Larven innerhalb von einem bis drei Tagen aus
den von bloßen Auge kaum sichtbaren Eiern.
Je
nach
Gattung
können
unterschiedliche Zahl und Form der Eier
vorkommen.
Der Lebenszyklus einer Stechmücke umfasst
vier Stadien. Die ersten drei Stadien Ei, Larve
28
Sobald ich aus dem Ei geschlüpft bin hab geh ich auf
Nahrungssuche um mich weiterentwickeln zu können. Ich
bin eine ganz verdrehte: mit dem Kopf nach unten
hänge ich unter der Wasseroberfläche. Um meinen Mund
habe ich etwas ähnliches wie Mixquirln, die ständig
Wasser an meinem Mund vorbeistrudeln. Aus diesem
suche ich mir dann die leckersten Dinge raus: Algen und
alles, was so kleines im Wasser schwimmt. Zu groß darf
die Nahrung nicht sein, bin ich selber doch auch nicht
groß: etwa 4-5 mm.
Larven
Die Larven der Gattungen Aedes, Culex und
Anopheles ernähren sich von kleinen meist
pflanzlichen Partikeln, die sie während des
Hängens am Wasserspiegel aus dem Wasser
filtern und durch eine besondere Vorrichtung
in den Schlund stopfen.. Sie können aber auch
bei fehlendem Plankton abtauchen und
Bodensubstrat abweiden. Die Larven der
Büschelmücke Mochlonyx sp. sind hingegen
Lauerjäger und erbeuten mit kräftigen
Mundwerkzeugen v.a. Kleinkrebse. Sie sind
deshalb so gute Lauerjäger, da sie durch
Hautatmung weitgehend oder ganz von der
Luftatmung unabhängig sind. Ihre Atemröhren
sind
im
Gegensatz
zu
denen
der
Stechmückenlarven stark rückgebildet und in
Vorder und- Hinterkörper zu je einem Paar
hydrostatischer Blasen erweitert. Diese
erlauben ein freies Schweben in Horizontallage
wo sie auf Beute lauern. Bei einer Störung
tauchen sie ab, müssen aber wieder an die
Oberfläche
kommen,
um
ihren
Sauerstoffbedarf zu decken. Über hornartige
Atemröhren nehmen sie Luftsauerstoff auf.
Während der Entwicklung im Wasser häuten
sich die Larven viermal. Je nach Art und
herrschenden Temperaturen verwandelt sich
die Larve nach 4 - 5 Tagen, allenfalls auch erst
nach
mehreren
Wochen,
in
eine
Puppe.
Habe ich genug
gegessen, verpuppe ich
mich und ruhe ein wenig
von der vielen Esserei.
Bald schon komme ich mit
einem ganz anderen Kleid
aus der Puppenhülle und
gehe dann auf
Nahrungssuche.
Also denk daran, wenn Dich wieder mal eine Gelse sticht,
bin ich das
vielleicht..
Puppen
Bevor die Mücken schlüpfen können, müssen
sie ein Puppenstadium durchlaufen. Bei den
meisten Stechmückenarten treiben die äußerst
beweglichen Puppen – an Atemröhrchen
aufgehängt – an der Oberfläche. Bei Gefahr
lösen sie sich ähnlich wie die Larvenstadien
blitzschnell von dem Oberflächenhäutchen und
schwimmen in die Tiefe. Sie sind durch einen
luftgefüllten Raum unter den Scheiden der
Flügel und Beine meist leichter als Wasser und
treiben daher in der Regel an der Oberfläche,
berühren den Wasserspiegel mit den beiden
prothorakalen Atemhörnchen und (Culex,
Anopheles,
Aedes)
mit
sternförmigen
29
Haargebilden, wobei der Hinterleib meist
ventral eingeschlagen ist.
Am Ende des Puppenstadiums pumpt
die schlupfbereite Mücke Luft in den Raum
zwischen ihrer Körperdecke und der
Puppenhaut. Durch einen Riss entlang der an
der
Wasseroberfläche
liegenden
Sollbruchstelle gelangt die Stechmücke ins
Freie ohne mit dem Wasser in Berührung zu
kommen. Nach einer Stunde sind sie nach ca. 1
Stunde.
Männchen sehr stark und lang wirtelig behaart.
An diesen befindet sich außerdem ein
Hörorgan zum Wahrnehmen des Flugtons der
Weibchen.
Erwachsene Tiere
Adulte Stechmücken können sich
bis zu zwei Kilometer von ihrer
Brutstätte entfernen. Je nach Art
liegt die Lebensspanne zwischen
wenigen Stunden und einigen
Monaten, wobei das Männchen
weniger lang lebt als das
Weibchen. Das Männchen ernährt
sich von Pflanzennektar und
Pflanzensäften. Das Weibchen
benötigt ihre Blutmahlzeit als
Proteinspender für die Bildung
von Eiern. Mit einem Bündel von
feinsten als Stechborsten funktionierenden
Mundwerkzeugen gelingt es ihnen die
menschliche Haut und in weitere Folge die
Wand von Blutkapillaren zu durchdringen. Der
während des Stechvorganges injizierte
Speichel hemmt die Blutgerinnung und löst
vermutlich den bekannten Juckreiz aus. Dem
langen Rüssel des Männchens fehlen die
eigentlichen Stechborsten.
Die Mundwerkzeuge:
Mücken haben sogenannte stechend- saugende
Mundwerkzeuge
mit
unserem
Gebiss
homologen Mundteilen.
Oberlippe (Labrum)
Oberkiefer- Stechborsten (Mandibeln)
Innenlippe- (Hypopharynx)
Unterkiefer- Sägen (Maxillen)
Unterlippe (Labium)
Sexualdimorphismus zwischen Männchen und
Weibchen
Dieser Geschlechtsunterschied ist
anhand der Ausbildung der Fühler und Taster
zu sehen. Die Taster beim Weibchen sind kurz,
beim Männchen etwa so lang wie der Rüssel
und die Endglieder stark behaart. Die
Antennen sind beim Weibchen schwach, beim
Stechvorgang:
Die mit Sinnesorganen besetzte Ober und
Unterlippe wird auf die Haut aufgesetzt und
dann das Stechborstenbündel durch sehr rasche
Auf- Ab- Bewegungen der gezähnten
Unterkiefer- Sägen und der OberkieferStechborsten innerhalb von wenigen Sekunden
bis auf ca. halbe Länge eingesenkt. Dabei
dringt nur das Bündel der Stechborsten ein,
nicht
die
Unterlippe.
Während
des
Saugvorganges
wird über die Innenlippe
Speichel injiziert, der die Blutgerinnung
hemmt
und
außerdem
die
Serumdurchlässigkeit
der
Kapillarwände
erhöht. Das Jucken wird vermutlich durch das
im Speichel enthaltene Histamin verursacht.
Blutlieferanten:
Dies sind meist Säugetiere und Vögel, aber
auch Amphibien und Reptilien werden
„angezapft“.
Wirtsfindung:
Dabei sind verschiedene Faktoren im Spiel.
Auf jeden Fall werden Mücken durch Wärme,
Schweiß und Harn, verschiedene Stoffe aus
dem Blut des Wirtes, wie Geschlechtshormone
(Frauen werden in der Regel häufiger
gestochen als Männer)
30
Krankheitsüberträger:
Eine Reihe von Arten, besonders in den
wärmeren Ländern ist als Überträger
verschiedenster Krankheiten auf Tier und
Mensch bekannt. Trotz des Vorkommens der
gefürchteten “Fiebermücke“ stellt sie für den
Menschen bei uns kein Gesundheitsrisiko dar,
da die früher in einigen mitteleuropäischen
Gebieten heimischen Malariaherde durch
Änderung der Entwicklungsbedingungen
Es kann Elephantiasis, Gelbfieber,
Vogelmalaria
und
Menschenmalaria
übertragen werden.
Wie sich alles abspielte........
Meinen Kollegen und ich hatten die ersten 3
Tage dieser freilanddidaktischen Übungstage
völlig freie Hand in der Planung der
Präsentation unsere jeweiligen Tiergruppen.
Dadurch waren Organisations-, Kreativitätsund Improvisationsgabe bei jedem von uns
gefragt.
Der 1.Tag stand unter dem Motto
„Materialfindung und Vorbereitung“
Der 2. Tag und 3. Tag:
Sie standen unter demselben Motto w.o. jedoch
am 3. Tag mit anschließender Vorstellung
unserer Ziele, Inhalte und methodischer Ideen,
die jeweiligen Tiergruppen den Schülern
näherzubringen.
Was hatte ich vorbereitet...
Meine Station lag am Ufer des Tümpels der,
wie ich mir sagen ließ, die letzten Jahre einen
höheren Wasserstand aufwies. Das hatte aber
den Vorteil, dass ich ihn ohne Probleme
durchwaten konnte was mit beim Tierfang sehr
entgegen kam.
Meine Station
bestand aus einem hochbeinigen Tisch, auf
dem standen ein Binokular, viele Petrischalen,
eine
Pipette,
Vergrößerungsgläser
zur
genaueren Betrachtung der gefangenen Tiere,
ein großes Plakat des Lebenszyklus einer
Stechmücke, erzählt aus der Sicht einer Larve,
ein selbst gebautes Modell der StechmückenMundwerkzeuge, ein Plakat auf dem ich, mit
Hilfe eines Tortendiagramms die enorme
Artenvielfalt der Insekten darstellte und zu
guter Letzt hab ich auch 3 Fragen auf einer
Drehscheibe gemalt, deren Antwort durch
Drehung in einem Sichtfenster erschien.
Nach Einzug in das „Biologenhaus“
erster Ausflug in die umliegende Au. Bei
meinem Gang durch die Natur traf ich bald auf
den naheliegenden
Tümpel und bei
genauerer
Beobachtung
entdeckte
ich
erstmals
Mückenlarven.
Diese sofort mit
einem
Kescher
gefangen und in ein
Glasgefäß
eingebracht um, so
hoffte ich, in ein
paar Tagen die
Verpuppung
hautnah miterleben
zu können. Durch
die kühle Witterung
hatten sich noch
nicht viele Larven
verpuppt
und
warteten sozusagen
in dieser temporär
überschwemmten
Auwiese
auf Annettes Gelsenstation. Foto: W.Hödl
wärmere Zeiten.
Meine Ziele:
...für die 3. Klasse..
Lebenszyklus
einer
GelseUnterschied
zwischen hemimetabolen
und
holometabolen
Insekten
Wie sehen diese Tiere
eigentlich
in
ihren
verschiedenen
Entwicklungsstadien aus
Gefahr
der
Krankheitsübertragung
durch Stechmücken
Sexualdimorphismus in
Habitus
und
Ernährungsweise
Relevanz dieser doch
sehr lästigen Tiere, da
sie Nahrung für andere
Tiere darstellen...
Was sind Insekten? Was
nicht?
Wie
unterscheiden sie sich
von anderen Tieren in
31
Ihrer Körperbedeckung und warum
müssen sich daher einige Häuten?
Wie atmen Insektenlarven unter Wasser?
Ernähren sich alle Larven gleich?
Eines meiner Hauptziele war es auf
jeden Fall den Schülern zu zeigen, dass jedes
Lebewesen interessant ist und seine
Berechtigung zu Leben hat, selbst diese
lästigen Gelsen werden durch genauere
Betrachtung faszinierende Lebewesen die
perfekt an ihre Umwelt angepasst sind.
Der 4. Tag - Unser Auftritt!!
Bereits um 9 Uhr fand sich eine 3. Klasse AHS
vorm Biologenhaus ein. Nach einer kurzen
Begrüßung und einer ausführlichen Darlegung
des Tagesprogramms wurden die Schüler in 3er Gruppen von „Station zu Station“ geschickt.
Wir hatten insgesamt 8 solcher Stationen
vorbereitet, direkt beim Haus beginnend „die
kulinarische Au“, weiter zu meiner Station
„Gelsen“ am naheliegenden Tümpel dann ab
zu den „Urzeitkrebsen“ zur „totes Holz lebt“
Station. Direkt an der March hatten wir das
Thema „Fische“, nicht weit davon entfernt
„den Biber“ wieder Richtung Haus gehend
„die Amphibien“ und zuletzt noch unter der
Eisenbahnbrücke „die Reptilien“.
Da wir jeweils nur 15 min für jede
Gruppe Schüler Zeit zur Verfügung hatten,
konnte ich meine, für diese Klasse gesteckten
Ziele nicht verwirklichen.
Ich konnte die Kinder nicht mit
Keschern und Gummistiefeln bewaffnet auf
Tierfang schicken, da wahrscheinlich allein die
Stiefelanprobe die Hälfte der Zeit beansprucht
hätte. So bekamen sie eine Einführung in die
Biologie und Ökologie der Gelsen und ich
frischte ihr Vorwissen über Insekten auf, das
bei fast allen vorhanden war! Ein Großteil der
Kinder fanden die Larven und Puppen sogar
„niedlich“ und lernten auch gleich den
Umgang mit einem Binokular kennen.
Da dies mein erster Kontakt mit
Schülern war und dadurch entsprechend
aufgeregt, hatte aber nach der 3. Gruppe den
„Dreh heraußen“, regte Sie an Fragen zu
stellen um das Interesse zu wecken!
Durch diese geringe Anzahl an
Schülern hatten wir eine halbe Stunde Zeit uns
mit Ihnen zu Beschäftigen. Ich änderte mein
Programm des Vortages derart, das ich mit
Ihnen mit Keschern und Gummistiefeln
bestückt in den Tümpel watete und Ihnen
auftrug alles zu fangen was sich auf und im
Wasser bewegt und in vorbereitete, mit Wasser
gefüllte Schalen zu geben. Die anfängliche
Begeisterung war bei den zwei 3- er Gruppen
nicht sehr groß, doch sobald jeder mit einem
Kescher in der Hand auf Fang ging, war es
eine wahre Freude mit anzusehen wie Ihr
Entdeckergeist zu wachsen begann!
Nach 15 Minuten musste ich sie
buchstäblich aus dem Tümpel „zerren“, da
Ihnen das Käschern sehr viel Spaß machte.
Dann begannen wir zusammen das
gefundene Material unter dem Binokular zu
betrachten und ich ging auf Ihre sehr
interessierten Fragen ein.
Wir fanden neben den bereits
besprochenen Stechmückenlarven noch eine
Reihe anderer
WASSERINSEKTEN:
Wasserläufer
Wasserkäfer
Schwimmkäfer
Springschwänze
Köcherfliegen-Larven
Schwimmwanze
KREBSE:
Hüpferlinge
Flohkrebse
SPINNEN
Wasserspinnen
Süßwassermilben
WEICHTIERE
Posthornschnecken
versch. Süßwasserlungenschnecken
Der 5. Tag:
An diesem Tag hatten wir 8 Burschen einer 6.
Klasse
AHS,
die
alle
den
naturwissenschaftlichen Zweig gewählt hatten.
Wir teilten sie in zwei 3- er und einer 2-er
Gruppe auf.
32
Zoologie - Höhere Tiere
Fische der March
Traditionelle Formen der Fischerei an der March
von Simon Götsch
Als wir am 23.4.01 zur Freilandexkursion nach
Marchegg fuhren, hatte ich ursprünglich einen Vortrag
über die Hydrologie der March geplant, ein mir durchaus
interessant erscheinendes Thema, von dem ich
überzeugt war, dass es doch auch den Schülern lebhaft
erklärt werden könnte. Ich hatte mich darauf
entsprechend vorbereitet, wobei ich schon ein Konzept
zur Präsentation dieses Themengebiets parat hatte.
Doch bereits am Nachmittag desselben Tages sollten
alle meine Pläne über den Haufen geworfen werden:
Auf der kleinen Insel nahe unseres
Stützpunktes machte ich Bekanntschaft mit einem
überaus sympathischen Herrn, der gerade an der March
mit seiner Handdaubel fischte. Er erklärte sich bereit,
mir die Grundzüge des Daubelfischens zu erläutern,
einer Methodik des Fischens, die mir bis dato unbekannt
war. Manfred, so sein Name, schilderte mir im weiteren
die charakteristischen Fischarten der March, ihren
Stellenwert bei den Anglern, jene, die häufig bzw. selten
vorkommen und welche Fische wann und wo gefangen
werden. Das Anglerglück schien Manfred lange nicht
hold zu sein, da ging ihm plötzlich ein Rotauge, ein sehr
häufig gefangener Cyprinide, ins Netz. Manfred hatte
offenbar mein Interesse für den Fisch bemerkt, er
meinte dann, ich solle doch den Kindern anhand eines
lebenden Fisches etwas über die Fischerei erzählen und
stellte mir darauf seinen Fisch unentgeltlich zur
Verfügung. Ich war sehr angetan von Manfreds Idee und
2001
die Tatsache, dass ein lebendes Exponat wohl eher das
Interesse der Kinder wecken könnte als ein Referat über
die Hydrologie der March, überzeugte mich letztendlich,
einen Vortrag über Fische und das Fischereiwesen zu
halten. Überdies waren meine Vorkenntnisse auf diesem
Gebiet, so denke ich, mehr als ausreichend und ließen
den Umstand, dass ich keinerlei Literatur zu diesem
Thema bei mir hatte, als nicht wesentlich schlimm
erscheinen. Außerdem musste ich die einmalige
Gelegenheit nutzen, einen lebenden Fisch präsentieren
zu können, wobei ich mir bewusst war, dass dies nur
durch großen Zufall und die ausgesprochene
Hilfsbereitschaft diesen Herrn zustande kommen konnte.
An dieser Stelle möchte ich mich recht herzlich
bei Manfred bedanken, ohne dessen Hilfe die
Behandlung dieses Themas auf diese Weise nicht
möglich gewesen wäre. Meiner Meinung nach ist es
gerade bei der Bearbeitung solcher Themen sehr
hilfreich, Involvierte vor Ort zu befragen, vor allem
deshalb, weil Erzählungen aus deren Erfahrungsschatz
oft viel lehrreicher und interessanter sind als das
Studium der entsprechender Fachliteratur. Im nachhinein
bin ich ob meiner Entscheidung, das ursprünglich
geplante Thema in letzter Sekunde doch noch zu
Gunsten eines anderen zu wechseln, sehr glücklich, war
mir damit ein Gebiet eröffnet worden, wo ich all meine
Kenntnisse auf diesem Bereich zur Anwendung bringen
konnte.
33
In der March konnten bislang 48 Arten (41
autochthone und 7 standortfremde Arten) von
Neunaugen und Fischen nachgewiesen werden.
Grundsätzlich verteilen sich die Lebensräume
der Fische aufgrund ihrer verschiedenen
Ansprüche bezüglich Wasserqualität und
Nahrungsangebot in den unterschiedlichen
Fließregionen der March. Lachsartige, zum
Beispiel, befinden sich
in den oberen
Zuflüssen
der
March,
vor
allem
schnellfließende, sauerstoffreiche Gewässer,
die eine geringe Artenzahl aufweisen.
Karpfenartige hingegen bevorzugen wärmeres,
langsam fließendes Gewässer, sie kommen
daher bevorzugt im unteren Lauf der March
vor. Barschartige, Hecht, Wels und Aal
bewohnen als Räuber der Weißfische ebenso
diese Flussregion.
Das Gros der Fischarten der March
machen die Vertreter der Karpfenartigen aus
(29 Arten). Von den Barschartigen konnten
bislang 6 Arten nachgewiesen werden, von den
Lachsartigen gibt es 3 Arten, wobei 2 davon
(Regenbogenforelle und Bachsaibling) bei uns
eingeführt wurden. Hinzu kommen noch die
Familie der Schmerlen, die Koppe, die Grundel
und, wie schon erwähnt, Hecht, Wels und Aal.
Auch äußerst seltene Arten, wie das
ukrainische Bachneunauge, sind hier zu finden.
In früheren Zeiten sollen sogar der Huchen, ein
prächtiger Großsalmonide, der Sterlet und der
Hausen zeitweilig in der March vorgekommen
sein. Der Leitfisch dieser Region ist die
Brachse, ein hochrückiger Cyprinide, der
aufgrund seiner Dominanz für diese Region
kennzeichnend ist. Grundsätzlich ist der Trend
bei der Artenverteilung dahingehend, dass
immer weniger Arten den quantitativen
Hauptteil der Fische ausmachen.
Während Arten wie Laube, Güster
und Brachse, allesamt bei Anglern
wenig geschätzte Arten, über 90%
aller Individuen ausmachen, sind vor
allem Raubfische stark im Rückgang,
ebenso manche Weißfischarten wie
der Wildkarpfen, die Karausche, oder
die Elritze. Von den ursprünglich 48
Arten können heute nur noch 40
nachgewiesen werden, 32 Arten
gelten als gefährdet, wobei 10 davon
akut vom Aussterben bedroht sind. Der
Huchen, die Aalrutte, ein Vertreter aus der
Familie der Dorsche (!), und die Störe müssen
heute als ausgestorben angesehen werden.
Wieso war in den letzten Jahrzehnten
ein sukzessives Abnehmen der Artenvielfalt
bemerkbar? Die größte Gefährdung der
Fischfauna der March sind sicherlich die
flussbaulichen Maßnahmen des Menschen, die
eine starke Verringerung der Anzahl an
ökologischen Nischen bewirken. Durch
Blockwurfsicherung der Ufer, Durchstiche der
Mäander, Drainagierung des Umlands,
Kanalisierung etc. wurde das Gewässer
monotonisiert, damit war ein starker Rückgang
der verschiedenen Gewässertypen (offene und
abgetrennte
Flussarme,
verlandende
Augewässer, astatische Gewässer usw.)
verbunden.
Ein weiteres, nicht zu
unterschätzendes Problem ist die Tatsache,
dass vielen Fischen durch den Bau von
Hochwasserdämmen die Möglichkeit zum
Ablaichen in überschwemmten Gebieten
genommen wurde. Gerade frühjahrslaichende
Fische suchen oft überflutete Wiesen zum
Ablaichen auf, weil die Larven und Jungfische
dort ein nähr- und sauerstoffreiches Milieu
vorfinden, das zudem weniger Räuber
aufweist. Überdies hat sich die Einbürgerung
von fremden, konkurrenzstarken Arten, wie
z.B. Giebel, für andere Fischarten als sehr
ungünstig erwiesen. Ein anderes Dilemma ist
der hohe Eutrophierungsgrad der March, der in
Verbindung mit starker Erwärmung zu
enormen Sauerstoffzehrungen führt und so bei
Niederwasser oft zu fallweisem Fischsterben
führen kann. Besonders Fische während ihrer
Embryonal- und Larvalphase sind davon stark
beeinträchtigt. Vielfach ist das Vorkommen
einiger Fischarten nur mehr auf die
Zuwanderung aus der Donau zurückzuführen.
Das Rotauge (Rutilus rutilus)
Wie bereits im Vorwort erwähnt, hatte
ich anlässlich meiner Ausstellung die
Möglichkeit, einen lebenden Fisch präsentieren
zu können. Bei dem Fisch handelte es sich um
ein Rotauge (Rutilus rutilus L.), das mir ein
hilfsbereiter Fischer überlassen hatte. Ich
34
musste den Fisch eine Zeitlang in einem Netz
gefangen halten und konnte ihn erst in den
letzten beiden Tagen in ein Aquarium
übersiedeln, wo er dann des öfteren von mir
und den Schülern herausgehoben und
begutachtet wurde. Die Tatsache, dass er diese
Torturen einigermaßen gut überstanden hatte,
weist auf die Genügsamkeit und Robustheit
dieser Art hin. Außerdem war dieser Fisch
aufgrund seiner Morphe und Anatomie
prädestiniert,
um
exemplarisch
die
Charakteristika
einheimischer
Fische
aufzuzeigen. So absurd es auch klingen magich bin meinem Fisch zu großem Dank
verpflichtet und hoffe, dass er noch eine Weile
die March durchstreifen wird.
Beschreibung: Das Rotauge wird zu
der Familie der Karpfenartigen (Cyprinidae)
gezählt. Kennzeichnend hierfür sind seine
Mundwerkzeuge- Kauplatten im hinteren
Gaumenbereich ersetzen die Bezahnungweiters die großen Rundschuppen, die
hochrückige Körperform und die Tatsache,
dass das Rotauge nur 1 Rückenflosse aufweist.
Alle Flossen dieses Fisches sind von
sogenannten
Weichstrahlern
gesäumt.
Charakteristisch für das Rotauge ist seine rote,
namensgebende Iris, die diesen Fisch klar von
der Rotfeder, einem nahe verwandten
Cypriniden, unterscheidet. Auffallend sind
auch die rotgefärbten Ventralflossen dieses
Fisches.
Gut
erkennbar
ist
das
Seitenlinienorgan, das sich von den
Kiemendeckeln bis zur Schwanzwurzel
erstreckt. Im Alter ist eine zusehende
Aufwölbung des Rückens feststellbar.
Größe: mittlere Größe 20-30 cm,
maximal 40 cm
Schonzeit1: 1.April - 31.Mai
und Sauerstoffangebot äußerst genügsam, was
sicher ein Grund für seine weite Verbreitung
ist. Das Rotauge lebt meist gesellig in
kleineren Schwärmen, die auf Nahrungssuche
den Fluss durchstreifen. Es zählt zu den
Friedfischen, das heißt, es macht keine aktive
Jagd auf andere Fische und lebt zu einem
großen Teil von pflanzlicher Nahrung und
Kleingetier des Benthal. Im adulten Stadium
werden gelegentlich auch Wasserschnecken
gefressen, die eine wertvolle Eiweißquelle
darstellen.
Bedeutung: Im allgemeinen ist das
Rotauge bei Fischern nicht sehr beliebt. Das ist
zum einen Teil auf seine relative Häufigkeit
zurückzuführen, zum anderen auf sein
„Fleisch“, das zwar genießbar, aber nicht
gerade delikat sein soll. Die Tatsache, dass für
das Rotauge in der March kein Brittelmaß gilt,
lassen 2 Vermutungen nahe erscheinen.
Erstens, dass dieser Fisch offenbar zu oft
vorkommt, und zweitens, dass er nach wie vor
des öfteren als lebender Köder, vor allem für
Hecht, verwendet wird. Diese Methode des
Fischens ist hier immer noch erlaubt. In der
Natur ist das Rotauge ein wichtiger Beutefisch
für Wels, Zander, Hecht und andere
Raubfische. Für andere Cypriniden, die
ähnliche oder gleiche Lebensansprüche stellen,
ist diese Fischart aufgrund ihrer Dominanz ein
starker Konkurrent, der auch zur Verdrängung
einiger Arten beigetragen hat.
Literatur
Wintersberger H. & Spindler T. (1999) : 7.4
Fische, 8.6 Fischerei. In: Fließende Grenzen,
Umweltbundesamt, Wien.
Brittelmaß: keines
Lebensweise: Das Rotauge ist ein in
Europa weit verbreiteter Cyprinide, der keine
bestimmte Habitatbindung aufweist (eurytop).
Seine Reproduktionsstrategie besteht darin,
sowohl auf Pflanzen, als auch auf Kies
abzulaichen (phytolithophil). Das Ablaichen
erfolgt
im
Frühjahr,
bevorzugt
bei
Überschwemmungsperioden, wo dann in
überfluteten Regionen die Eiablage stattfindet.
Diese Fischart ist bezüglich Wasserqualität
1
diese Werte gelten für die March
35
Daubelfischerei
Die Daubelfischerei gilt als die traditionelle
Form der Fischerei an der March. Sie ist eine
historisch gewachsene Form der Landeskultur,
die schwerpunktmäßig an der March und
Thaya, teilweise auch an der östlich von Wien
gelegenen Donau und am Wiener Donaukanal
angewandt wird. Die Daubelanlage ist ein
typisch österreichisches Fischereigerät, das auf
eine lange Vergangenheit zurückblicken kann.
Bereits zu Zeiten Maria Theresias kam es zu
ersten Lizenzierungen bzw. Registrierungen
von Daubelanlagen entlang der March. Heute
bestehen an der March 340 Fischerhütten
unterschiedlicher Art, das entspricht einer
durchschnittlichen Nutzungsdichte von 4,6
Fischerhütten pro Kilometer,
wobei die größten Dichten an
Fischerhütten
im
oberen
Bereich der March feststellbar
sind. Im mittleren Bereich
nimmt die Dichte
ab und
entlang
der
letzten
Flusskilometer- dort befindet
sich ein Naturschutzgebiet- sind
keine Daubelanlagen mehr
vorhanden. Die Fischerei an der
March erfolgt mittels Vergabe
von Jahreslizenzen, die vom
Fischereiverband II Korneuburg
mit 1.193 pro Jahr festgelegt
werden.
Zusätzlich
zur
Daubelfischerei wird auch die klassische Form
der Fischens, die Angelfischerei, in vielen
Bereichen der March, vor allem in den
Altarmen, praktiziert.
Bestandteile und Funktionsweise
einer
Daubelanlage:
Die
klassische
Daubelanlage besteht aus einer Daubelhütte,
die aus Schutz vor Hochwasser zumeist auf
einem Steg liegt, und einer Krandaubel, das
eigentliche Fischfanggerät. Die Daubel wird
von der Hütte aus bedient, wobei periodisch,
oft alle paar Minuten- es gibt hierfür keine
Richtlinien, das bleibt dem Gutdünken des
Fischers überlassen- das sich im Wasser
befindliche
Daubelnetz
mittels
eines
Stahlseiles, das über eine Winde mit der
Handkurbel in Verbindung steht, möglichst
rasch nach oben gehievt wird. Nachdem der
Fischer das Netz auf etwaige Fänge
begutachtet hat, lässt er, sofern sich nichts im
Netz befindet, das Netz wieder ins Wasser
zurück. Falls ein fangreifer Fisch gefangen
wird, so wird dieser mit einem langstieligen
Kescher aus dem Daubelnetz gehoben. Manche
Daubelhütten sind überaus komfortabel
eingerichtet, teilweise befinden sich sogar
Schlaf-Koch- und Heizmöglichkeiten darin.
Die Daubel: Prinzipiell besteht jede
Daubel aus einem oder 2 Ausleger, an deren
Ende sich eine Winde befindet. Über die
Winde führt ein Seil, meist aus Stahl, welches
mit 2 Daubelbögen in Verbindung steht. Die
Daubelbögen bespannen das Daubelnetz,
welches eine gesetzlich vorgeschriebene
Maschenweite von mindestens 4cm aufweisen
muss. Das Hieven des Daubelnetzes erfolgt
entweder mit einer Handkurbel, das ist zumeist
bei stationären Daubelanlagen der Fall, oder
36
Formen der
Daubelfischerei
Im Laufe meiner
örtlichen
Recherche
zur
Daubelfischerei bin ich auf
mehrere
Formen
des
Daubelfischens gestoßen. Die
Daubelanlage
als
Fischfanggerät kann nämlich
vielerorts und in mehreren
Modifikationen
verwendet
werden:
durch Ziehen mit bloßer Hand, was beim
Fischen mit der Handdaubel geschieht.
Kommentar zur Daubelfischerei:
Gerade die Netzfischerei wird von vielen
Leuten des öfteren mit qualvollem, langsamen
Sterben einer riesigen Menge von Fischen in
Verbindung gebracht. Dies mag bei industriell
betriebenem Fischfang in unseren Weltmeeren
durchaus häufig zutreffen, im vorliegenden
Fall der Daubelfischerei trifft dies sicher nicht
zu. Bei der Daubelfischerei muss der Fisch
höchstens ein paar Momente im Netz
verweilen und ein Releasing, sprich das
Zurücksetzen eines nicht fangreifen Fisches, ist
absolut unproblematisch. Der Fisch wird dabei
einfach durch Absenken des Daubelnetzes
wieder ins Wasser entlassen. Im Gegensatz zur
Angelfischerei muss weder ein Auslösen des
Fischhakens,
das
Verletzungen
im
Mundbereich verursachen kann, noch ein
Berühren des Fisches durch den Menschen, das
bei unvorsichtiger Durchführung sehr oft zu
Verletzungen
der
empfindlichen Schleimhaut
führt, angewandt werden.
Außerdem werden juvenile
Fische
und
die
Kleinfischfauna von diesem
Netz- bedingt durch die große
Maschenweite-erst gar nicht
erfasst. Die Daubelfischerei
entspricht also absolut den
Gesetzen des Fischwaid. Ein
Nachteil dieser Methodik des
Fischfangs ist sicherlich die
Tatsache, dass sie bestimmt
nicht so spektakulär und
abwechslungsreich wie die
Angelfischerei erscheint.
Die
Handdaubel:
Die Handdaubel basiert auf dem selben Prinzip
wie die Krandaubel. Das Herausziehen des
Daubelnetzes erfolgt jedoch mit der Hand.
Außerdem sind die Ausleger nicht fix montiert,
sondern können je nach Belieben des Fischers
an verschiedenen Uferstellen aufgestellt
werden. Der große Vorteil dieser Mobilität
liegt darin, dass je nach Wasserstand die
günstigsten Angelplätze befischt werden
können. Es gibt noch eine zweite Form der
Handdaubel, bei der nur ein Ausleger
vorhanden ist. Dieser Ausleger besitzt keine
Winde und ist direkt mit den Daubelbögen
verbunden. Hier wird nun mittels eines Seiles
der Ausleger nach vorne gekippt und damit das
Daubelnetz versenkt (siehe dazu Abb. 6).
Die
Zillendaubel:
Bei
dieser
Daubelform befindet sich eine fix montierte
Krandaubel am hinteren Ende der Zille. Die
Zille, vulgo Züün, ist ein kleines, wendiges
Holzboot, das durch Rudern angetrieben wird.
Der Vorteil dieser Daubel liegt vor allem darin,
37
dass Stellen, die weder von der Kran- noch von
der Handdaubel erfasst werden können,
befischbar
sind,
wie
z.B.
Überschwemmungsgebiete oder die Flussmitte
(Abb. 7).
Die Hausbootdaubel: Vor allem
entlang der Donau befinden sich viele
Hausboote, die eine Daubelanlage besitzen.
Die Daubelnetze dieses Daubeltyps haben
vielfach einen stattlichen Durchmesser, auch
sie werden mit einer gut übersetzten Kurbel
nach oben gezogen (Abb. 8).
Anhang
Diese Freilandexkursion war für mich, einem
Lehramtsstudenten im 4. Semester, die erste
Möglichkeit, um mit Schülern als Lehrperson
in Kontakt zu treten. Dementsprechend nervös
war ich auch beim Beginn der Veranstaltung.
Wie würden sich die Schüler verhalten? Sind
eher die 13 jährigen oder doch die 16 jährigen
für den Vortrag zu begeistern? Was mache ich,
wenn sich einige völlig daneben benehmen
oder sich gar nicht für den Vortrag
interessieren? Soll ich autoritär sein oder eher
kumpelhaft?
Welche
Methodik
des
Unterrichtens wäre anzuwenden? Ist eine
Aufarbeitung des Themengebiets mittels
kreativer Gestaltung, wie etwa das Anfertigen
bunter Plakate oder die Verlosung von
Sachpreisen, vorteilhafter oder sollte ich den
Schwerpunkt auf meine Rhetorik und mein
Fachwissen legen und einfach versuchen, das
Interesse der Schüler durch einen möglichst
gut gehaltenen Vortrag zu wecken? Es stellten
sich mir also im Laufe der Vorbereitung
mehrere Fragen, von denen ich einige vorerst
nicht beantworten konnte.
Bis zum tatsächlichen Eintreffen der
Schüler habe ich mich entschlossen, dass ich
bei der Präsentation meines Themengebiets auf
eine allzu bunte Umrahmung des Vortrags
verzichten werde. Das würde meiner Meinung
nach zu sehr vom eigentlichen Thema
ablenken und ich wollte die Aufmerksamkeit
der Schüler bei mir haben, außerdem fungierte
ich als Lehrperson und nicht als Entertainer.
Meine Intention war es, den Schüler etwas
beizubringen,
für
Unterhaltung
und
Zeitvertreib erachtete ich mich nicht zuständig.
Wenn schon Plakate verwendet werden, dann
sollten diese einen kurzen, prägnanten
Überblick von meinem Vortrag bieten, sie
sollten mir quasi als eine Möglichkeit zur
Veranschaulichung des Vorgetragenen für die
Schüler dienen. Grellbunte Plakate mit
ausführlichen
Texten
und
diversen
Bildgeschichten mögen zwar durchaus nett und
hübsch erscheinen, die eigentlichen Ziele des
Unterrichts vermögen sie aber aufgrund ihrer
Unübersichtlichkeit nur bedingt zu erfüllen.
Ich habe für meine Ausstellung ein Plakat mit
einer Skizze und einigen Stichworten zum
Thema angefertigt, mein eigentliches Exponat
war jedoch der lebende Fisch, und darauf
wollte ich unbedingt meinen Vortrag
anknüpfen. Die Erklärung der Sinnesorgane
und die Erläuterungen über die Anatomie des
Fisches habe ich daher ausschließlich am Fisch
selber durchgeführt, das Plakat diente mir nur
ein paar Mal zum nochmaligen Verdeutlichen
des Gezeigten. Außerdem ließ ich die Schüler,
nachdem ich ihnen die richtige Handhabung
von lebenden Fischen erklärt hatte, den Fisch
selber in die Hand nehmen. Sie sollten dadurch
eine Vorstellung bekommen, wie sich ein
lebender Fisch anfühlt, denn viele hatten gar
phantastische
Vorstellungen
von
der
Körperoberfläche
eines
Fisches.
Als
Ausstellungsplatz wählte ich bewusst die
kleine Insel nahe unseres Stützpunktes, nicht
nur aufgrund der unmittelbare Nähe der
March, wo ich dann den Fisch am Ende der
Veranstaltung wieder aussetzte, sondern vor
allem wegen den vielen Daubelanlagen,
anhand deren ich den Schülern etwas über
diese traditionelle Form der Fischerei erzählen
konnte. Die Tatsache, dass uns nur etwa 15
Minuten für unsere Vorträge zur Verfügung
standen und dass ich in dieser Zeit dennoch
einige Themenbereiche zumindest anschneiden
wollte, erfordert eine Erklärung meiner
didaktischen Vorgangsweise.
An dieser Stelle möchte ich etwas über
das Konzept meines Unterrichts während
dieser Exkursion sagen. Ich habe mir
stundenlang
irgendwelche
didaktischen
Vorgangsweisen überlegt und je länger ich das
tat, desto größer wurde meine Unsicherheit.
Angenommen, ich hätte bereits ein fixes
Konzept für meinen Unterricht fest in meinen
Gehirnzellen verankert und ich könnte meinen
Vortrag
ohne
Probleme
auswendig
runterleiern. Was wäre dann wohl, wenn nur
eine kleine Störung dazwischen käme, wenn
man etwa unerwartet von einem Schüler
unterbrochen wird oder wenn sich sonstige
Eventualitäten ergeben? Die Gefahr wäre sehr
groß, dass einem das wohlüberlegte, jedoch
starre Konzept aus den Bahnen gerät bzw. dass
man sich möglicherweise schwer tut, wieder in
38
sein Konzept zurückzufinden. Ach was, dachte
ich mir, pfeif auf das Konzept und sei einfach
nur du selber. Eine ungefähre Vorstellung von
meinen Unterrichtszielen hatte ich klarerweise
schon. Ich verbrachte daher die letzten
Minuten bis zur Ankunft der Schüler in
wohliger Entspannung auf einer Isomatte
liegend neben dem Aquarium, wobei ich das
langsam dahinfließende Wasser der March
beobachtete und mir dabei keinerlei Gedanken
machte. Als die Schüler dann tatsächlich
ankamen, war ich so unverkrampft und
entspannt, dass ich einfach aus dem Bauch
reden konnte. Zu Beginn stellte ich ihnen dann
einige
Fragen,
wobei
dies
keine
Suggestivfragen nach Ja-Nein Schema waren,
sondern ich wollte damit nur herausfinden, wie
groß der Wissensstand der Schüler auf diesem
Gebiet war und welche Bereiche aus meinem
Themengebiet ihre Interessen fanden. Ich
konnte mir damit individuell für jede Gruppe
sozusagen ein Grundgerüst für meinen Vortrag
zurechtlegen. Ich habe bei einer Gruppen z.B.
5 Minuten nur über die Formen der
Daubelfischerei referiert, weil ich beim
anfänglichen Gespräch ihre Empfänglichkeit
für dieses Thema gespürt habe. Bei manchen
Gruppen habe ich dieses Thema kaum oder nur
in wenigen Sätzen behandelt, dafür zog ich es
vor, beispielsweise über die Gründe
unterschiedlicher Brittelmaße und Schonzeiten
der Fischarten etwas ausführlicher zu sprechen.
Teilweise kam es zu anregenden Diskussionen
mit Schülern, die selber fischten und mir eine
Fülle allgemeiner Fragen stellten und das war
mir eine willkommene Möglichkeit, über
andere die Fischerei betreffende Dinge zu
diskutieren. Auf diese Weise war keiner der
10 Vorträge identisch, sie sind inhaltlich
teilweise sogar ziemlich divergiert, wobei mir
jetzt der Vorwurf gemacht werden kann, ich
hätte kein einheitliches Unterrichtsziel
verfolgt. Ich finde jedoch, dass es sinnvoller
ist, den Schülern jene Teile dieses Themas
beigebracht zu haben, an denen sie ihr
Interesse bekundeten, schon allein deswegen,
um damit zumindest ein Ziel erreicht zu
haben. Ich empfände es falsch, würde man- vor
allem bei einem zeitlich so knapp bemessenen
Vortrag- krampfhaft ein bestimmtes Lehrziel
verfolgen. Daher versuchte ich also, möglichst
flexibel zu sein und auf die Interessen der
Schüler einzugehen. Überdies habe ich bei
Gruppen, die schon mehrere Stationen hinter
sich hatten, meine Lehrambitionen schon doch
einigermaßen relativiert, weil ich der Ansicht
war, dass deren Aufnahmefähigkeit schon
etwas nachgelassen hatte. Da konnte es schon
vorkommen, dass wir in den letzten Minuten
nur noch die Frage diskutierten, ob denn nun
Tirol oder doch noch Rapid österreichischer
Fußballmeister wird. Im großen und ganzen
war es bestimmt meine Absicht, den Schülern
doch eher kumpelhaft entgegenzutreten, wobei
ich mir bewusst bin, dass diese Situation mit
dem Schulalltag keinesfalls zu vergleichen ist
und dass dort eine gewisse Distanz zu den
Schülern wohl nicht vermieden werden kann.
Ebenso wird eine solche Flexibilität im realen
Unterricht nicht möglich sein, weil es dort
einen vorgeschriebenen Lehrplan gibt und eine
Abweichung von diesem
sicher nicht
erwünscht wäre.
39
Zoologie - Höhere Tiere
Amphibien
von Stefan Trybus2000
Die Amphibienpopulationen der Marchauen stehen in
Kontakt mit denen der Thaya und der Donauauen. Dies
ergibt einen großräumigen Biotopverbund.
In den March/Thayaauen kommen die Hälfte
aller in Österreich vorkommenden Arten (21) vor. Die
häufigsten sind Wasserfrösche wie der Teichfrosch und
der Kleine Wasserfrosch. Der Seefrosch ist nur an der
Mündung in die Donau zu finden. Selten sind
Wechselkröte, Knoblauchkröte, Donau-Kammmolch und
Teichmolch. Auch wenn hier in den Marchauen viele
Amphibien in großer Zahl vorkommen sind alle
Amphibien in Österreich geschützt. Alle nutzen
Kleingewässer, die durch die jahreszeitlichen
Überschwemmungen entstehen, als Laichgewässer.
Daraus sind auch einige Gründe der Gefährdung dieser
Arten zu erklären. Durch die Regulierung der Flüsse
bleiben die Überschwemmungen aus und es entstehen
keine Laichgewässer. Ebenfalls ist ein Rückgang dieser
Kleingewässer
durch
die
Senkung
des
Grundwasserspiegels zu erkennen. Durch landwirtschaftliche Nutzung (Düngung) erfolgt eine Verringerung
der Nahrung und Vermehrung der Giftstoffe in der
Nahrung. Auf ihrem Weg zu den Laichgewässern müssen
sie immer häufiger Straßen überqueren, wo sie der
Gefahr von einem Auto überfahren zu werden
ausgesetzt sind. Weiters werden etwas größere
Laichgewässer vom Menschen als Fischteiche
verwendet. Diese Fische stellen einen natürlichen Feind
der Amphibien dar.
Sytematik der Amphibien
St. Chordata (Chordatiere)
Ust. Vertebrata (Wirbeltiere)
Kl. Amphibia (Amphibien)
O. Urodela (Schwanzlurche)
z.B. Molche, Salamander
O. Anura (Froschlurche)
z.B. Frösche, Kröten, Unken
(O.Gymnophiona
(Blindwühlen, tropische Arten)
Körperbau
Amphibien besitzen eine Wirbelsäule, die in
eine Rumpf- und Schwanzregion unterteilt
wird. Bei den Anuren sind die Schwanzwirbeln
zu einem kleinen Knochen reduziert. Sie haben
4 Extremitäten, von denen die vorderen 4strahlig, die hinteren meist 5-strahlig sind. Bei
den vorderen Extremitäten ist jeweils der
„Daumen“ reduziert. Auffällig bei den hinteren
Extremitäten bei Molchen und bei Anuren die
dauernd in Wassernähe leben sind mehr oder
weniger stark ausgebildete Schwimmhäute.
Der Blutkreislauf der Amphibien ist
zweigeteilt: Lungen- und Körperkreislauf.
Jedoch ist er noch nicht so vollständig
ausgebildet wie beim Menschen.
Hinsichtlich der Atmung durchleben
alle Amphibien eine Metamorphose. Die
Larven besitzen Kiemen, während adulte Tiere
mit Lungen atmen. Zwischen Mundraum und
Lunge befindet sich fast nie eine Luftröhre,
jedoch sehr häufig Stimmbänder. Viele
Amphibien (nur männliche Tiere) besitzen
Schallblasen, die eine Ausstülpung des
Mundhöhlenbodens sind. Weiters ist die Haut
ein wichtiger Faktor bei der Atmung, da das
Corium gut durchblutet ist. Die Haut ist nackt,
ohne Schuppen und besitzt viele Drüsen als
Austrocknungs- und Infektionsschutz. Die
meisten
Drüsen
sind
auf
der
Rückendrüsenleiste und in der Ohrdrüse zu
finden. Giftdrüsen dienen auch einigen
Amphibien als Feindabwehr (z.B.: Bauchseite
der Unken – nicht giftig für Menschen).
Amphibien besitzen kein äußeres Ohr,
was bedeutet, dass das Trommelfell ganz
außen liegt.
Die Zunge ist meist vorne festgeheftet
(Herausschnellen beim Beutefang) außer bei
den Unken. Hier ist sie auf der gesamten
Unterseite festgehaftet.
Alle
heimischen
Arten
sind
getrenntgeschlechtlich.
Lebensraum und Lebensweise
Amphibien kommen nur an Land und im
Süßwasser vor, in marinen Biotopen fehlen sie
völlig. Sie halten Winterruhe und sind
poikilotherme (wechselwarme) Tiere.
Die befruchteten Eier werden von den
meisten (von allen heimischen) ins Wasser
gelegt. Aus diesen Eiern schlüpfen dann die
Larven die sich im Wasser zu adulten Tieren
entwickeln und teilweise dann an Land gehen.
Es gibt jedoch noch andere Möglichkeiten:
einige Amphibien legen ihre Eier an Land, aus
denen dann vollentwickelte Tiere schlüpfen.
Einige andere Tiere können die Jungtiere an
ihrem
Körper
bis
zur
vollständigen
Entwicklung tragen. Aus den ins Wasser
gelegten Eiern schlüpfen nach einigen Tagen
bis Wochen die Larven. Nun setzt die
Metamorphose ein und die wasserlebenden,
40
kiemenatmenden Larven entwickeln sich zu
landlebenden, lungenatmenden ausgewachsenen Tieren.
Bei Amphibien ist ein arttypischer und
klimaabhängiger
Aktivitätszyklus
und
Ortswechsel von Wasserferne und Wassernähe
zu beobachten. Zum Beispiel halten sich
Molche, Grünfrösche und Unken immer in
Wassernähe auf. Andere kommen im Frühjahr
zur
Laichzeit
zu
den
Gewässern
(Laichgewässer). Hier sind es zuerst die
Männchen die am Wasser eintreffen und mit
ihren Rufen die Weibchen anlocken. Nach der
Paarungszeit werden die Gewässer wieder
verlassen und die Sommerquartiere aufgesucht.
Die
Winterquartiere
sind
ebenfalls
artspezifisch.
Molche
zum
Beispiel
überwintern im Wasser oder wandern sofort
nach der Schneeschmelze wieder ins Wasser
ein.
Da Amphibien eher nachaktive Tiere
sind, kann man ihre Rufe meist nur in der
Nacht hören und sie vor allem in der
Dämmerung bei der Paarung beobachten. Bei
der Paarung umklammert das Männchen das
Weibchen
von
hinten
mit
seinen
Vorderextremitäten (Amplexus).
Verständigung bei Fröschen
Das Rufen der Frösche dient vor allem dem
Informationsaustausch, der Anlockung der
Weibchen,
der
Abschreckung
von
Konkurrenten. Frösche verwenden meist
akustische [Ihr Lieben: „Akustisch“ kommt
nicht von „Akku“ (lat. accumulare=sammeln),
sondern aus dem gr. ακουειν =hören - daher
nur mit einem „k“! EE] Signale, wobei jedoch
auch andere Formen vorkommen (Winkerfrösche). In der Regel sind nur männliche
Tiere dazu begabt, Laute von sich zu geben.
Das Tier holt durch die Nasenlöcher
Luft und pumpt diese durch Anhebung
des Mundbodens in die Lunge bis diese
voll ist. Beim Ruf wird die Luft bei
geschlossenem Mund zwischen Lunge
und Mundraum hin und her bewegt.
Zwischen Lunge und Mundraum liegen
die Stimmbänder. Alle heimischen
Amphibien
die
lautbegabt
sind
produzieren ihre Laute exspiratorisch
(beim Ausatmen). Nur Unken sind
inspiratorische Rufer. Die Schallblasen
kommen
nur
bei
lautbegabten,
geschlechtsreifen Tieren vor. Sie dienen
der gleichmäßigen Lautabstrahlung und
haben möglicherweise auch eine optische
Wirkung auf Weibchen, die sich in
unmittelbarer Nähe befinden, oder auf andere
Männchen.
Die Rufe sind ein ganz spezifisches
und sehr gutes Arterkennungsmerkmal,
welches angeboren ist. Im Gegenteil dazu sind
zum Beispiel Vögel in der Lage sich Rufe
anzueignen. Rufe von Amphibien sind also
sehr vielfältig.
Amphibien sind in der Lage die
einzelnen Rufe der verschieden Arten zu filtern
und sich so nur auf ihre Artgenossen zu
konzentrieren.
Der häufigste Ruf der Frösche
(Anzeigeruf) hat eine Doppelfunktion.
Einerseits lockt er das Weibchen an zur
Paarung und andererseits beinhaltet er
Informationen für Rivalen über Standort und
Territorium. Natürlich gibt es noch andere
Rufe, wie zum Beispiel den Paarungsruf selbst,
der nur in direkter Nähe des Weibchens
ausgestoßen wird und zum Amplexus führt.
Der Aggressionsruf ertönt während dem
Kampf mit Rivalen, der Schreckruf nach oder
bei Attacke eines Fressfeindes (einziger Ruf
bei geöffnetem Maul). Schließlich ist
manchmal noch der Befreiungsruf zu Hören,
der von irrtümlich umklammerten Männchen
ertönt.
Die Lautstärke der Rufe ist natürlich
ein Risiko von Feinden entdeckt zu werden. So
gibt es einige Satellitenmännchen, die sich
ohne zu rufen unter die anderen Männchen
mischen und auf ein Weibchen hoffen. Weiters
haben die Rufe der Männchen eine
ovulationsauslösende Wirkung bei den
Weibchen. Diese wählen ihren Partner nach
Ausdauer beim Rufen, Tiefe und Lautstärke
des Rufes, was Information über Alter und
Größe des Männchens gibt. Die Lautstärke des
Rufens ist also durch eine Kosten/Nutzen
Rechnung zu erklären.
Rotbauchunke: inspiratorisches Rufen.
Foto: E.Eder
41
Alle Rufe liegen im Bereich des
menschlichen Hörvermögens
Außer dieser akustischen Signale sind
noch andere Methoden wie zum Beispiel das
Winken der Winkerfrösche oder das Klopfen
auf den Boden (seismische Kommunikation)
einer tropischen Art bekannt. Beide Methoden
werden in der Nähe tropischer Bäche
angewendet, wo ein monotones Hintergrund
Geräusch eine akustische Kommunikation
unmöglich macht.
Eier, Frösche legen Klumpen und Kröten
Schnüre von Eiern.
Letztendlich sind wie schon vorher
gesagt die Rufe als besonders gutes
Arterkennungsmerkmal anzusehen.
Einige Unterscheidungsmerkmale der
Amphibien
Die Schwanzlurche besitzen wie der Name
sagt einen Schwanz und ihre vorderen
Extremitäten sind nur wenig kürzer als die
hinteren. Ist der Querschnitt des Schwanzes
rund, handelt es sich um Salamander (z.B.:
Feuersalamander: nachtaktiv, terrestrisch,
verschiedene rot oder gelbe Muster). Ist der
Querschnitt des Schwanzes jedoch seitlich
abgeflacht hat man einen Molch vor sich.
Allgemein besitzen nur Männchen einen
ausgeprägten Kamm. Der Kamm des
Kammmolches ist stark gezackt, der Bauch
rötlich gefleckt und die Haut grobkörnig. Das
Männchen des Teichmolches besitzt einen
welligen Kamm und eine glatte Haut. Der
Bergmolch (kommt nicht in den March/ThayaAuen vor) hat einen ganzrandigen Kamm.
Die Froschlurche zeichnen sich durch
einen gedrungenen, schwanzlosen Körper aus,
dessen Hinterbeine wesentlich länger und
muskulöser sind als die Vorderbeine. Kröten
haben deutliche Ohrdrüsen, eine warzige Haut
und einen zahnlosen Mund. Sind zum Beispiel
die Ohrdrüsen parallel handelt es sich um eine
Wechselkröte, gehen sie nach hinten hin
auseinander ist es eine Erdkröte. Bei den
eigentlichen Frösche sind die Ohrdrüsen
schwach bis fehlend und bei den zu den
eigentlich
Fröschen
gehörenden
Wasserfröschen kann man vor allem an den
Hinterextremitäten deutliche Schwimmhäute
erkennen. Die Laubfrösche zeichnen sich
durch Saugscheiben an den Fingern aus und
sind damit die einzigen zum Klettern
befähigten Amphibien. Ihre Haut ist glatt,
einheitlich gefärbt und an der Unterseite
körnig. Unken besitzen eine warzige Haut, ihre
Unterseite
ist
gefleckt
(gelb
->
Gelbbauchunke, rot -> Rotbauchunke – ist hier
zu finden) und ihre Zunge ist wie schon vorhin
erwähnt vollständigangewachsen.
Die einzelnen Gruppen sind aber auch
am Laich zu erkennen. Molche legen einzelne
Teichmolch ♂ Foto: W.Hödl
Präsentation der Amphibien auf der
Marcheggexkursion 2000
Folgende Amphibien wurden auf der heurigen
Exkursion gefunden:
Schwanzlurche:
mehrere Donau-Kammmolche (Männchen
und
Weibchen)
und
Teichmolche
(Männchen und Weibchen).
Froschlurche:
Unken: 3 Rotbauchunken
Schaufelkröten: 1 Knoblauchkröte
Knoblauchkröte gräbt sich ein. Fotos: W.Hödl
Kröten: 1 Erdkröte
Laubfrösche: 1 grüner Laubfrosch
42
Frösche: 2 Moorfrösche, 1 Springfrosch, 3
Wasserfrösche
Das Fangen der einzelnen Tiere war nur
teilweise ein Problem. Die Molche konnten nur
in der Nacht im Wasser gefunden werden und
der
Laubfrosch
musste
vom
Baum
heruntergefangen werden. Rotbauchunken,
Wasserfrösche und Moorfrösche gab es viele,
wobei das Fangen auch kein Problem war und
sich so für Kinder eignete. Die restlichen
Amphibien waren sehr selten bzw. es wurde
nur dieses eine Tier gesehen (Knoblauchkröte,
Erdkröte).
Die Präsentation der einzelnen
Tiergruppen erfolgte am ersten Tag (3.Klasse)
in Form einer Ausafari. Der Platz für die
Amphibien war doch etwas weiter weg vom
Haus, was bedeutete, dass so wenig wie
möglich Terrarien mitgenommen werden
konnten. Dies war natürlich bei der
Präsentation nicht günstig. Noch dazu war der
Standplatz nicht unbedingt geeignet die Kinder
selbst nach Amphibien suchen zu lassen, da an
dieser Stelle nur wenige vorkamen. Diese
wenigen freilebenden Exemplare wurden durch
die ersten Kindergruppen verscheucht und
ließen sich bei den späteren Gruppen nicht
mehr finden. Nach dieser Ausafari wurden mit
den Kindern beim Haus neue Terrarien für jede
einzelne Art gebaut. Dies funktionierte am
Anfang noch relativ gut, da sie selbst Wasser,
Erde, Steine und Wasserpflanzen holen
mussten. Doch nach einer halben Stunde war
der Spaß an einer Wasserschlacht an der Thaya
doch größer.
Am zweiten Tag (5.Klasse) stand nur
noch der Vormittag zur Verfügung. So blieben
alle Präsentationen in der Nähe des Hauses.
Für die Amphibienausstellung war das ein
Vorteil, da nicht alle Terrarien wegtransportiert
werden mussten. Noch dazu war ein kleiner
Teich in der Nähe, in dem es vor Unken und
Wasserfröschen
„wimmelte“.
Zusätzlich
konnten auf einem Baum 2 grüne und ein
brauner Laubfrosch gesehen werden. Ich
trennte die Präsentation also nicht mehr in
einen Theorie und in einen praktischen Teil
(Selbstsuchen), sondern erklärte einige
theoretische Dinge (z.B. Kletterfähigkeit der
Laubfrösche; Vielfalt der Rufe) direkt anhand
der freilebenden Tieren. Dies war möglich da
einige Rufe (Wasserfrösche, Unken) auch bei
Tag gehört werden konnten.
Weiters erwies es sich als vorteilhaft
die gefangenen Exemplare aus den Terrarien
herauszunehmen und den Kinder selbst in die
Hand zu geben. So war es zum Beispiel
möglich den Unterschied der Haut zwischen
Kröten und Fröschen selbst zu spüren.
Anatomische Grundlagen wie Schwimmhäute,
Lage der Rückendrüsenleiste, Ohrdrüsen,
Trommelfell konnten anhand lebender
Exemplare
besprochen
werden.
Ein
Publikumshit war die große Erdkröte, da sie
aufgrund ihrer Unfähigkeit zu Springen lange
und leicht in der Hand gehalten und betrachtet
werden konnte.
Allgemein ist für so eine Präsentation
der Standort ein sehr wichtiger Faktor. Mit der
5.Klasse wäre es zum Beispiel am Standort des
ersten Tages schwierig geworden die
Aufmerksamkeit der Schüler für längere Zeit
zu gewinnen. Die Exkursion bestätigt also dass
theoretische Grundlagen am besten nicht
trocken vorzutragen, sondern an Hand von
Beispielen in der Natur zu besprechen sind.
43
Zoologie - Höhere Tiere
Kröten und Unken
von Verena Schmelz 2001
Die feinen Unterschiede zwischen Kröten und Unken
Kröten
Unken
Bufo
Bombina
Gattung
Systematik
zur Familie der Bufonidae (Echte Kröten)
Verbreitung
weltweit mit Ausnahme von Grönland,
Antarktis, Madagaskar, Neuseeland, einige
Pazifikinseln; ursprünglich auch nicht in
Australien und Neu-Guinea → dort wurde aber
die Aga-Kröte zur Schädlingsbekämpfung
eingeführt und entwickelte sich zu einer großen
Bedrohung für die bestehenden Ökosysteme
Erdkröte (Bufo bufo)
Kreuzkröte (Bufo calamita)
Wechselkröte (Bufo viridis)
Die Bufonidae zählen 410 Arten in 34
Gattungen, die Gattung Bufo 225 Arten
Heimische
Vertreter
… in Zahlen
zur Familie der Discoglossidae (Scheibenzüngler), andere Autoren stellen die Unken
zusammen mit einer 2. Gattung (Barbourula) in
eine eigene Familie, die Bombinatoridae
Die Familie ist fast ausschließlich in der alten
Welt verbreitet.
Rotbauch- (Bombina bombina)
Gelbbauchunke (B. variegata)
Die Discoglossidae zählen 18 Arten in 4
Gattungen
Gestalt
plump, kräftig, ~ 9 cm groß
Körperfarbe
je nach Art unterschiedlich
Ohrdrüsen
(Parotiden)
Trommelfell
Haut
sehr gut ausgebildet
Form der
Pupillen
elliptisch, horizontal
Zunge
Schleuderzunge, die am Ende nicht ausgerandet dick, rundlich, mit der Unterseite größtenteils
am Mundboden festgewachsen und daher nicht
ist (der Mund ist zahnlos)
zum Herausschnellen beim Beutefang geeignet
meist sichtbar
dick und stark warzig, trocken
abgeplattet, bis 5,5 cm groß;
sie sind die kleinsten Froschlurche Mitteleuropas
Bauchseite gelb/orangerot und schwarz gefleckt,
oberseits olivgrün bis graubraun
fehlend
nie sichtbar
viele Wärzchen, auf denen kleine schwarze
Hornstacheln sitzen
herzförmig
44
Kröten
Unken
Schallblasen
keine bei der Erdkröte,
bedingt durch die Art der Lauterzeugung stehen
eine große unpaare Schallblase bei Wechsel- u. die Lungen in Funktion einer Schallblase
Kreuzkröte
Lauterzeugung
exspiratorisch d.h. wenn die Luft aus der Lunge inspiratorisch d.h. wenn die Luft aus den
herausgepresst wird
Kehlblasen durch den Kehlkopf in die Lungen
strömt
Paarung
Axillärer Amplexus (♂ klammert das ♀ in der Lumbaler Amplexus (Klammerung des ♂ in der
Lendenregion des ♀)
Achselregion)
ein Wechselkrötenpärchen
ein Gelbbauchunkenpärchen
Fortpflanzung
Das Laichgewässer wird traditionell immer können auch kurzlebige Kleingewässer nutzen
wieder aufgesucht
Laich
wird in Schnüren abgesetzt mit mehreren in lockeren Klumpen mit bis zu 30 Eiern an
tausend Eiern
Wasserpflanzen geheftet
• als „Kahnstellung“ oder „Unkenreflex“
bekannte Körperstellung, bei der die Wirbe• größeres Volumen vortäuschen: Aufblähen lsäule durchgebogen, Kopf und Hinterteil
des Körpers und Anheben des Hinterteils (Erd- angehoben und die Gliedmaßen seitlich
und Kreuzkröte)
aufwärts gedreht werden → Warnfärbung
gelegentlich werfen sie sich auch auf den
Rücken, damit die grelle Bauchseite sichtbar
• Absonderung von giftigen Hautsekreten
wird
• Absonderung eines weißlichen Hautsekretes
• Abwehrrufe bei ♂♂
• Flucht auf den Gewässergrund
Abwehrverhalten • Abwehrrufe z.B. bei der Wechselkröte
45
Die heimischen Kröten im Vergleich
Bufo bufo
Bufo calamita
(Erdkröte)
Bufo viridis
(Kreuzkröte)
(Wechselkröte)
Gelenkshöckerchen an den Zehen
einfache
paarige
einfache Gelenkhöckerchen
♀ 11 - 15 cm
♂ 9 – 10 cm
Größe
♀ 5 – 8 cm
♂ 4 –7 cm
♀ ~ 9 cm
♂ ~ 8 cm
Färbung
Oberseite: oliv, braun, grau, gelblich oder mit Oberseite: braun, grau oder grünlich-gelblich, oft Oberseite: mit grünen, meist dunkel gerandeten
orangerotem, schwarzem oder hellem Fleckenmuster fleckig,
Flecken auf hellem Grund und mit roten Warzen;
meist mit gelber Linie entlang der Rückenmitte
bei ♂♂ ist die Farbe blasser und die Fleckung
weniger deutlich
Farbe der Iris
kupferfarben bis rotgolden
zitronengelb bis grünlich
zitronengelb bis grünlich
Ohrdrüsen und Interorbitalraum (IR)
nach hinten auseinanderweichend (divergierend) ± parallel und IR höchstens so breit wie ein oberes
46
und IR breiter als ein oberes Augenlid
Augenlid
bei der Wechselkröte ebenfalls ± parallel
Kreuzkröte
Erdkröte
metallisch, hohes krächzendes oäck…oäck…oäck
Oszillosgramm des Paarungsrufes
(Gallikos, Griechenland; Wassertempertur 14°C)
├───┤= 1 ms
nicht entwickelt
Paarungsruf
rollend, metallisches ärr…ärr…ärr
> 2 km weit zu hören
Böblingen; Wassertemp. 6°C
├───┤= 1 ms
Schallblase
eine große kehlständige
langes (bis zu 10 s dauerndes), melodisches Trillern
ürrr…ürrr…ürrr
~ 4 Triller pro Minute
Illmitz, Neusiedlersee; Wassertemp. 19°C
├───┤= 1 ms
eine große kehlständige
Fortpflanzung
Explosiv- und Frühlaicher
→ kurze Laichzeiten, ♀♀ bleiben nur
3-6 d am Gewässer
Wanderungen von Ende Februar bis Ende März
April – August
♀♀ verbleiben ebenfalls nur kurz am Laichgewässer Spätlaicher: kommt erst ab April an den Laichplatz
zur Eiablage
April - Juni
Laichgewässer
Große Weiher, Randbereich von Seen, Altarme in flach und vegetationsarm, oft temporäre Kleinge- seicht, vegetationsarm mit flach auslaufender Uferden Auen, Grubengewässer, Fischteiche
wässer
region
47
Laich
In 3 –5 m langen Schnüren (5 – 8 mm dick) mit in 1 –2 m langen Schnüren (4 – 6 mm dick) mit
3000 – 8000 Eiern in 2 – 4 Reihen,
3000 – 4000 Eier in 1 –2 Reihen,
zwischen der Vegetation aufgespannt
werden oft direkt am Boden des Gewässers abgelegt
Embryonalentwicklung
2 – 3 Wochen
2 – 14 Tage
Larvalzeit
3 – 12 Wochen
Verbreitung
in 2 – 4 m langen Schnüren (4 – 6 mm dick) mit
2000 – 15 000 Eiern in 2 – 4 Reihen
3 – 6 Tage
3 – 4 Monate
z. B. im nördl. Waldviertel im Gebiet der Lainsitz im Osten Österreichs, bes. Neusiedler See,
Marchfeld, entlang der Donau bis in die Wachau
(Einzugsgebiet der Oder)
oft weit entfernt vom Wasser auf Sandböden
Lebensräume
anpassungsfähig,
Pionierart offener, trocken-warmer L.,
Steppenart
besiedelt alle Klimate, Landschaften und Lebens- bevorzugt auf lockeren, sandigen Böden
unempfindlich gegen Trockenheit, Wärme, Kälte
räume Europasbis ins Hochgebirge
und erhöhten Salzgehalt der Laichgewässer
Besonderheiten
die Kreuzkröte läuft mäuseähnlich schnell
48
Die heimischen Unken im Vergleich
Bombina variegata
Gelbbauchunke
Bombina bombina
Rotbauchunke
Aussehen
schlanker mit dünneren Hinterbeinen
kräftiger, Hinterbeine dicker, Oberseite wirkt
durch den stärkeren Besatz mit Hornstacheln rauer
als bei der Rotbauchunke
Färbung der Oberseite
graubraun, oft mit dunklen Flecken
olivgrün bis graubraun, meist einfarbig
Färbung der Bauchseite
• rotorange und schwarz, schwarze Anteile domi- • gelborange und schwarz, gelbe Anteile
überwiegen → isolierte schwarze Flecken
nieren → isolierte bunte Flecken
• rötliche Leisten- und Oberschenkelflecken, • gelbe Leisten- und Oberschenkelflecken, ebenso
ebenso wie die Brust- und Oberarmflecken stehen wie die Brust- und Oberarmflecken stehen in
Kontakt
nicht in Kontakt
• 1. Finger- und Zehenspitze sind gelb
• 1. Finger- und Zehenspitze sind dunkel
• nur wenige weiße Pünktchen
• mit vielen weißen Pünktchen
melodisches uuh…uuh…uuh
> 40 mal in der Minute wiederholt
lauter als die G.
Paarungsrufe
melodisches, leises uh…uh…uh
< 40 mal in der Minute
leiser als R.
Oszillogramm des Paarungsrufes (Illmitz, Neusiedlersee;
Wassertemperatur 16°C)
├───┤= 1 ms
Bebenhausen, Tübingen; Wassertemperatur 16°C
├───┤= 1 ms
49
Lauterzeugung
Kehlblasen vorhanden;
zuerst wird die Lunge aufgepumpt, ♂ liegt wie ein Das Fehlen von Kehlblasen und ein kleineres
kleiner Ballon am Wasser, Luft strömt in die Lungenvolumen bedingen das leisere Rufen der
Kehlblasen, von dort wird sie durch den Kehlkopf Gelbbauchunken.
in die Lunge gepresst, wobei der Ruf entsteht
Durch das zarte Rufen ist die erzeugte Schallenergie nicht groß genug, um das Wasser ringsum
sichtbar in Schwingungen zu versetzen wie das
bei den Rotbauchunken der Fall ist.
♂ beim Rufen; Lunge fungiert als Schallblase; Schallenergie wird
auf das Wasser übertragen → Wasserwellen!
Fortpflanzung
April – August
April – August
mehrere Ruf- und Laichzeiten pro Jahr möglich
mehrere Ruf- und Laichzeiten pro Jahr möglich
bis zu 170 Eier / ♀ / Saison
bis zu 300 Eier / ♀ / Saison
in lockeren Laichklümpchen mit bis zu 30 Eiern, in lockeren Laichklümpchen mit bis zu 30 Eiern
an Wasserpflanzen geheftet
Embryonalentwicklung
2 – 5 Tage
2 – 3 Tage
Larvalentwicklung
60 – 90 Tage
40 – 70 Tage
Lebensweise
sie leben beide von Frühling bis Herbst am Wasser und überwintern von ~ September bis März an
Land z.B. im Wurzelbereich von Bäumen oder in totem Holz
Lebensräume
in stehenden Gewässern mit üppiger Vegetation in flachen Lacken mit wenig Vegetation
und auf offenen, besonnten Wiesen, Weiden, am G. besiedeln Pionierlebensräume wie ErdaufAcker, Waldrand, in Überschwemmungsbereichen schlüsse, Industriebrachen, Truppenübungsplätze
und nutzen temporäre Wasserstellen zum Laichen,
in Flußauen
weil sie konkurrenzschwach sind und dort auf
weniger Feinde und Konkurrenz treffen
bei fortschreitender Sukzession der Gewässer
werden diese für die G. unattraktiv
Verbreitung
haupts. im Flachland Ostösterreichs, oberhalb 200 im Hügel und Bergland bis auf 1800 m
m kaum anzutreffen
50
punktiert … Verbreitung von Bombina bombina (Rotbauchunke)
schraffiert … Verbreitung von Bombina variegata (Gelbbauchunke)
Dort, wo sich die Areale der beiden Unkenarten überschneiden – und das ist gerade bei uns der Fall
(eine Grenze verläuft im Südwesten von Wien) – existieren Hybridpopulationen. Man findet daher
Individuen, die Merkmale beider Unkenarten tragen und schwer zu bestimmen sind.
Meine Erfahrungen
Vor der Freilanddidaktik war ich bei dem Gedanken bald
vor „echten“ Schülern zu stehen ein wenig nervös. Jetzt
danach bin ich überrascht, wie einfach es war. Ein Grund
dafür war natürlich, dass wir nur kleine Schülergruppen
zu unterhalten hatten. Dadurch war es möglich, jeden
Einzelnen anzusprechen und zum Mitmachen
anzuregen.
Dass wir, bedingt durch die Kleingruppen,
unser Programm oft wiederholen mussten, war für mich
interessant und lehrreich. Jeder Durchlauf war anders
und ich konnte Fehler, die mir beim einen passiert sind,
beim nächsten Mal vermeiden. Man konnte
experimentieren!
Mit der dritten Klasse machte es besonderen
Spaß, weil die Schüler selbst so viel wussten, aktiv,
lebhaft waren und Begeisterung für die Tiere
mitbrachten.
Hingegen hatte ich nicht erwartet, dass die
Schüler der 6. Klasse so wenig wissen, sich vor den
Tieren unverhältnismäßig stark ekeln können und diese
unerschütterliche Passivität ausstrahlen. Ich wüsste
auch jetzt nicht, wie ich sie vom Hocker bzw. den
Baumstämmen vor unserer Amphibienstation reißen
hätte können.
Darüber hinaus habe ich es als sehr angenehm
empfunden, selbst werken und die eigenen
Vorstellungen ohne große Vorgaben von oben umsetzen
zu können. Und das Schöne daran: wenn das Thema
Natur ist, sich auch genau dort, in der Natur, damit zu
beschäftigen.
Literatur
Nöllert A.&C.: Die Amphibien Europas.
Bestimmung, Gefährdung, Schutz. Kosmos
Naturführer.
Franckh-Kosmos
Verlag,
Stuttgart 1992.
Hofrichter R. (Hg.): Amphibien. NaturbuchVerlag, Augsburg 1998.
Hödl W., Aubrecht G. (Hg): Frösche Kröten
Unken. Aus der Welt der Amphibien. Stapfia
47. Linz 1996.
Hödl W., Jehle R., Gollmann G. (Hg.):
Populationsbiologie von Amphibien. Eine
Langzeitstudie auf der Wiener Donauinsel. In
Zusammenarbeit mit dem Magistrat der Stadt
Wien MA 45 (Wasserbau). Stapfia 51. Linz
1997.
Unterricht Biologie. Heft 242, Februar 1999.
Pädagogische Zeitschrift. Friedrich Verlag
.
51
Zoologie - Höhere Tiere
Akustik heimischer Frösche
von Babsi Stetina 2001
Um von Rivalen und Geschlechtspartnern wahrgenommen zu werden haben Frösche eine Fülle von
akustischen Kommunikationsstrategien entwickelt.
Nächtliche Lebensweise, geringer Energieaufwand beim
Rufen und die Tatsache, dass mit dem Schallsignal
große Informationsmengen übertragen werden können,
haben zur Ausbildung komplexer Mechanismen der
akustischen Kommunikation geführt.
Wichtige Merkmale
der Froschrufe
Froschrufe sind angeboren
Die Rufe der Frösche sind angeboren d.h. in
den Genen manifestiert und ermöglichen daher
eine
eindeutige
Artbestimmung.
Die
Vererbbarkeit der Rufe kann man am Beispiel
der heimischen Grünfroscharten besonders gut
zeigen. Der Kleine Wasserfrosch (Rana
lessonae) produziert lange, „schnarrende“
Rufe, während die Laute des Seefrosches
(Rana ridibunda) an menschliche Lacher
erinnern (lat. ridere, lachen). Bei der Paarung
des Kleinen Wasserfrosches mit dem
Seefrosch entsteht eine Hybrid-Form, der
Teichfrosch (Rana esculenta), der in seinen
Rufen sowohl lachende als auch schnarrende
Elemente enthält. Anders als bei Vögeln, die
Gesangselemente erlernen können, sind
Stimmnachahmungen
und
akustische
Prägungsphänomene bei Fröschen unbekannt.
Froschrufe sind von verschiedenen
Einflussfaktoren abhängig
(Körpervolumen, Temperatur, ...)
Je größer der Körper der ♂♂ desto tiefer der
Ruf. Größere, mit tieferer Stimme ausgestattete
♂♂ sind meist älter und erfahrener und damit
in der ♀♀-Werbung erfolgreicher als kleinere
Individuen.
Bei steigender Temperatur erhöht sich in
der Regel die Ruffrequenz, d.h. dass die Dauer
der Rufe und der Rufpausen verkürzt und die
Tonlage erhöht wird, während bei niedriger
Temperatur die Ruffrequenz abnimmt. Neben
der temperaturabhängigen Veränderung im
Rufspektrum kommt es außerdem zur
Verschiebung der Hörempfindlichkeit der ♀♀.
Ruftypen
Froschrufe sind für unterschiedliche
Zwecke einsetzbar und daher kann man
innerhalb einer Art verschieden klingende
Ruftypen unterscheiden, wie:
Paarungsrufe:
dienen der Anlockung
paarungswilliger ♀♀
Anzeigerufe:
neben der Mitteilung
der Paarungsbereitschaft enthalten die
Anzeigerufe häufig die Info der
Verteidigungsbereitschaft
des
Rufstandortes oder Territoriums;
Aggressionsrufe: werden
vor
und
während
einer
Auseinandersetzung
produziert und weisen kontinuierliche
Übergangsformen auf, die vermutlich den
unterschiedlichen Grad der Aggression
vermitteln;
Befreiungsrufe:
♀♀ zeigen damit an,
dass die Laichabgabe beendet ist oder sie
nicht laichbereit sind, um sich ihres
Geschlechtspartner zu entledigen. Will
sich ein ♂ irrtümlicherweise mit einem
anderen ♂ paaren, versucht sich das
vermeindliche ♀ (tatsächliche ♂) durch
solche Rufe aus der Umklammerung des
Verführers zu befreien;
Schreckrufe:
werden
charakteristischerweise mit geöffnetem
Maul von ♂♂, ♀♀ und Jungtieren
unmittelbar nach der Attacke durch
vermeindliche Feinde abgegeben;
Wie funktioniert die
Lauterzeugung?
Durch Absenken des Mundbodens bei
geschlossenem Mund wird Luft durch die
Nasenlöcher eingesaugt und durch Schließen
der
Nasenlöcher
sowie
Heben
des
Mundbodens in die Lunge gepresst. Danach
wird die Verbindung zwischen Lunge und
Mundraum verschlossen und der Vorgang
solange wiederholt bis die Lunge prall gefüllt
ist. Dann erst ist der Frosch rufbereit. Während
des Rufens sind der Mund und die Nasenlöcher
52
verschlossen, wodurch die Luft zwischen
Lunge und Mundraum hin- und herbewegt
werden kann. Dabei durchströmt die Luft den
Kehlkopf und versetzt die Stimmbänder in
Schwingung, woraufhin ein Laut erzeugt wird.
Bei nahezu allen Froscharten entsteht
der Ruf in der expiratorischen (Ausatmungs-)
Phase, d.h. beim Herausströmen der Luft aus
der Lunge. Im Unterschied dazu wird bei den
Unken
der
Schall
während
der
inspiratorischen
(Einatmungs-) Phase
erzeugt, d.h. wenn die Luft in die Lunge
gepresst wird.
Meist werden die Rufe über
aufgeblähte Kehlsäcke, die Schallblasen,
abgestrahlt, die ein typisches Kennzeichen der
geschlechtsreifen Froschmännchen darstellen,
da nur sie diese besitzen. Man unterscheidet
zwischen unpaaren, paaren, kehlständigen,
lateralen, inneren oder äußeren Schallblasen.
Unter den heimischen Fröschen findet man
sowohl Vertreter mit unpaaren, kehlständigen
Schallblasen wie z.B. bei den Hylidae
(Laubfrösche), aber auch solche mit paaren,
lateralen, wie z.B. bei den Grünfröschen. Die
Vertreter der Braunfrösche weisen innere oder
gar keine Schallblasen auf.(Abb.1)
Wozu Schallblasen?
Die runde Form bedingt ein in alle
Richtungen gleichmäßiges Abstrahlen des
Schalls, was für das ♂ von Vorteil ist, weil
es nicht wissen muss in welcher Richtung
sich das ♀ genau befindet
dienen als Resonanzkörper
durch ihre Dehnbarkeit ermöglichen sie ein
rasches Zurückströmen der Luft in die
Lunge
weisen eventuell lautverstärkende Wirkung
auf, was aber wissenschaftlich noch nicht
bestätigt werden konnte
neben der akustischen Funktion ist eine
optische Signalwirkung denkbar
Wie hören Frösche?
Frösche können mit dem Trommelfell, dass
hinter dem Auge deutlich sichtbar ist,
Schwingungen aufnehmen, die über ein
Gehörknöchelchen und ovale Fenster in das
Innenohr weitergeleitet werden. Dabei
funktioniert die Hörbahn als akustischer Filter,
der artfremde Signale unterdrückt und
artgleiche Lautmuster fast ungedämpft
passieren lässt.
Neue Studien zeigen, dass Luftschall
nicht nur von außen das Trommelfell erreicht,
sondern zusätzlich über die Flankenhaut,
Lunge und weiter über Luft- und Eustachische
Röhre von innen zum Trommelfell gelangt.
Dieser Mechanismus ist vermutlich dafür
verantwortlich, dass Frösche ihre Ohren nicht
durch ihre eigenen Rufe, die teilweise
gesundheitsschädliche Intensität, entsprechend
einem Presslufthammer oder Motorrad in
einem Meter Entfernung, erreichen können,
schädigen. Die selbstproduzierten Laute
werden daher gedämpft wahrgenommen.
53
Art
Grasfrosch
(Rana temporaria)
Europäischer
Laubfrosch (Hyla
aborea)
Schallblasen 1 äußere, kehlständige
Schallblase
laute, hart klingende
Rufserien
„äpp...äpp...äpp“
Rufe
Art
Springfrosch
(R. dalmatina)
2 innere Schallblasen
2 innere Schallblasen
keine Schallblasen
dumpfes, tiefes
Knurren od. Grunzen
dumpfe, Rufe
„wuog...wuog...wuog“
leise Rufe
„wog...wog...wog“
Seefrosch
(R. ridibunda)
Schallblasen 2 äußere, laterale
Schallblasen
Rufe
Moorfrosch
(R. arvalis)
laute Paarungsrufe,
erinnern an menschl.
Lacher, wie „ä...ä...ä“
Kleiner Wasserfrosch
(R. lessonae)
Teichfrosch
(R. esculenta)
2 äußere, laterale
Schallblasen
2 äußere, laterale
Schallblasen
lange, schnarrende Rufe;
etwas leiser als See- und
Teichfrosch
laute lachend, schnarrende
Rufe „rä...rä...rä“
54
Zoologie - Höhere? Tiere
Reptilien und Schmetterlinge
Eine neue systematische Gruppe der Zoologie ?
von Andrea Gatzenauer2000
Am Mittwoch angekommen und bis Mittag ein Haus
eingerichtet, machte ich mich gleich auf die Suche nach
Material für mein ursprüngliches Thema: Reptilien:
Alle waren der Meinung, dass diese schnell
gesammelt wären, aber dieses Jahr sollte es nicht so
sein. Bis zum Abend konnten wir nur 2 (in Worten: zwei!)
Zauneidechsen (männl. und weibl.) einfangen.
Mit der Befürchtung mein Thema fallen lassen
zu müssen, ging ich am Donnerstag erneut auf die
Suche. Doch selbst mit der eifrigen Unterstützung
meiner Kollegen war keine Schlange aufzutreiben.
Schließlich entschloss ich, das aus den FensterFliegengittern aufgebaute „Schmetterlingshaus“ zu
nützen, um die wichtigsten Arten der Au vorzustellen:
Schmetterlinge
Osterluzeifalter (Zerynthia polyxena,
Papilionidae)
Raupe des Osterluzeifalters. Foto: E.Eder
Puppe: unter Steinen, Stängeln, Ästen
Osterluzei:
Kesselfallenblume
mit
Lichtfenster, Insekten rutschen hinein,
bringt Pollen auf Narbe , dafür werden sie
freigelassen, indem die Wand begehbar
wird und sich die Blüte senkt.
Tagpfauenauge (Incharis io,
Nymphalidae)
Spannweite: 5,4 – 5,8 cm
Lebensraum: Parks, Gärten, Waldränder
Beschreibung: dunkelrot bis braun,
schwarz und gelb gezeichnet, auf Flügel
fliederfarbene Augenflecken, Unterseite
großteils schwarz, Geschlechter sind
gleich
Foto: E.Eder
Spannweite: 4,6 - 5,2 cm
Lebensraum:
Auwälder,
Wiesen,
Trockenrasen
Beschreibung: hellgelb mit schwarzer und
roter Zeichnung, am Flügelrand Zickzack
Muster, Unterseite ähnlich aber eher weiß
Überwinterung: Puppe
Flugzeit: April und Mai
Fraßpflanze: Osterluzei (Aristolochia)
Auf
diese
Pflanze
Eiablage (wenige)
Raupe: frisst anfangs Blüten, nach
Häutung dann auch Blätter
Raupen des Tagpfauenauges. www.tagfalter.de
Überwinterung: Imago (daher im Frühjahr
oft „ramponiert“)
Flugzeit: Sommermitte bis Herbstanfang
und Frühlingsanfang bis Mitte Frühling
Fraßpflanze: Brennnessel (Urtica)
55
Aurorafalter (Antocharis cardamis)
Foto: www.tagfalter.de
Spannweite: 3,8 – 4,8 cm
Lebensraum: Waldränder, feuchte Wiesen
Beschreibung: weiß, Vorderflügel mit
schwarzen Spitzen, Männchen mit großen
leuchtenden orangen Fleck, Unterseite
schwarz und gelb gesprenkelt
Überwinterung: Puppe
Flugzeit: April bis Juni
Fraßpflanze: Wiesenschaumkraut
(Cardamine), Wegranke (Sisymbrium)
Am Abend brachte mir Professor Hödl noch eine
Würfelnatter, die ich mit den Zauneidechsen in mein
Programm für die Klasse einbauen wollte.
Freitag, früh aufgestanden und die letzten
Vorbereitungen getroffen, warteten wir alle gespannt auf
die 3.Klasse.
Unsere Idee war es eine Art Au-Safari zu
veranstalten, wobei vier Stationen eingerichtet wurden,
die die Schüler in kleinen Gruppen besuchten, um von
den vielen Themen betreffend der Au einen Eindruck zu
gewinnen.
Meine Aufgabe bestand nun darin, die Schüler
40 Minuten zu unterhalten !! 6 mal !! Es war mir klar,
dass meine Attraktion die Schlangen gewesen wären,
von denen ich aber nur eine magere Ausbeute bieten
konnte. Also überlegte ich mir meinen Vortrag über die
Schmetterlinge der Au nicht allzusehr auszudehnen und
die Schüler selbständig arbeiten zu lassen.
Ich lies sie Plakate malen, die die
Entwicklungsstadien des Schmetterlings beinhalten
sollten.
Großteils begeistert von der Idee begannen die
Schüler eifrig zu zeichnen. Der Kreativität waren keine
Grenzen gesetzt:
Von den naturgetreuen kleinen Eiern auf dem
Blatt bis zu großen „Knödeln“, war das
Entwicklungsstadium abgehakt.
Auch die Raupen und Puppen nahmen
verschiedene Gestalten an: Eine Gruppe von kreativen
Burschen zeichnete an Stelle der Schmetterlingspuppe
eine echte Puppe und das letzte Stadium, also der
fertige Schmetterling, wurde durch ein „Butterfly“
(Messer) ersetzt!!
Außerdem war es wichtig, dass sie zu jedem
Stadium auch deren Hauptaufgabe dazuschreiben:
Also unter die Raupe wurde „fressen“ und
„wachsen“ geschrieben, der Schmetterling steht für
„Fortpflanzung“ und „Bestäubung“.
Die Gesamtbilder der einzelnen Plakate sind
sehr unterschiedlich ausgefallen: Von sehr bunt/verziert
über verspielt zu kreativ.
Insgesamt glaube ich, dass dieser Teil ganz
gut angekommen ist.
Inzwischen wurde noch eine Äskulapnatter
gefangen, die neue Hauptattraktion meiner Station!!
Die also mittlerweile zu drei Arten
herangewachsene „Reptilienausstellung“ besprach ich
nach dem Malen:
Reptilien
Zauneidechse (Lacerta agilis)
Foto: Babsi Stetina
Länge: 20 cm
? Lebensraum: sonnige, trockene Stellen
mit Versteckmöglichkeiten (z.B. unter
Steinen)
Nahrung: Insekten, Spinnen, Asseln,
Schnecken, Krebstiere
Paarung: April/Mai,
Gelege: Juni: 4 – 12 Eier, in Erdhöhlen
oder Kompost- und Laubhaufen
Merkmale: gedrungener Körper, Schwanz
lang (eineinhalb so lang wie Kopf und
Rumpf), Männchen während der Balzzeit
grüne Flanken
? Verhalten bei Gefahr: Schwanzabwurf
56
Blindschleiche (Anguis fragilis)
(nicht gesehen!)
Länge: bis 50 cm
Lebensraum:
schattig,
gewisse
Bodenfeuchte, teilweise sonnig - trockene
Plätze
Nahrung: Regenwürmer, Nacktschnecken,
Heuschrecken, Spinnen
Feinde: Greifvögel, Eulen, Störche, Mader,
Füchse, Igel, Schlingnatter
Paarung: April/Mai
Gelege: lebendgebärend! 8 - 12 Junge
schlüpfen aus einer sehr dünn häutigen,
gallertigen Hülle, die sofort zerreißt ->
Junge ca. 7 – 10 cm groß
Merkmale: kupferfarben, ca. die Hälfte bis
zwei Drittel des Körpers ist der Schwanz,
gelbrote kleine Augen ->sehtüchtig,
dämmerungsaktiv
Verhalten bei Gefahr: Schwanzabwurf
Ringelnatter (Natrix natrix)
(nicht gefangen)
Länge: bis 130 cm
Lebensraum: feuchte Biotope: Bäche,
Tümpel, Seen, aber auch vom Wasser
entfernt anzutreffen
Nahrung: Kaulquappen, Frösche, Molche
Feinde: Iltisse, Störche, Reiher, Igel
Paarung: April/Mai
Gelege: 10 – 30 Eier in Kompost, Moos;
Größe beim Schlüpfen: 15 – 18 cm
Merkmale:
grau-graubraun,
zwei
halbmondförmige gelbe Flecken am
Nacken, dahinter je zwei schwarze
sichelförmige Flecken, gekielte Schuppen
Verhalten bei Gefahr: züngeln, zischen,
Körper
abgeplattet,
Scheinbisse,
Absonderung aus Stinkdrüse bzw.
Erbrechen, Bewegungslosigkeit
Würfelnatter (Natrix tessellata)
Foto: W.Hödl
Länge: bis 90 cm
Lebensraum: Uferbereich von langsam
fließenden Gewässern mit reichhaltiger
Vegetation
? Nahrung: Fische, Frösche, Molche
Paarung: April/Mai
Gelege: 4 – 25 Eier in Laubhaufen
Merkmale: schmaler Kopf, Augen und
Nasenlöcher nach oben gestellt (kann im
Wasser beobachten und atmen), gekielte
Schuppen, würfelförmige Struktur an
Bauchseite
Verhalten bei Gefahr: ebenfalls züngeln,
zischen und Absonderungen
Äskulapnatter (Elaphe longissima)
Länge: bis 200 cm
Lebensraum: steiniges, sandiges und
trockenes Gelände, Mauern, Laubwälder,
Bahngleise, Bäume
? Nahrung: Mäuse, Kleinvögel, Eidechsen
Paarung: April/Mai
Gelege: 5 – 8 schmale, längliche Eier,
Junge leicht mit Ringelnatter zu
verwechseln (gelbe Flecken)
Merkmale: glatte Schuppen, frisst Beute
nicht lebend ->erdrückt sie
Die Eigenschaft, dass diese Schlange einen
ziemlichen Druck ausübt, wenn sie sich
um das Handgelenk „wickelt“, weckte
großes Interesse bei den Schülern und
einige probierten dies auch aus.
? ........habe die Schüler danach gefragt
und sie sind meistens selbst darauf
gekommen!!
Nachdem die Schüler mit alle sechs
Stationen fertig waren, beschlossen sie diesen
Erlebnistag mit einem Bad in der March zu
beenden.
Der Samstag mit der 5. Klasse sollte
wesentlich kürzer ausfallen, also mussten
Einschränkungen
vorgenommen
werden.
Zwanzig Minuten war für die neue
Programmlänge vorgesehen und jeder hatte
vier Gruppen zu betreuen.
Die neue Aufgabenstellung für die
Schüler war nun, nach meinem Vortrag über
die Schlangen, einen Steckbrief für eine Art zu
verfassen.
Nach Beendigung der kurzen Ausafari
verabschiedeten sich die schon etwas ruhigeren
Schüler.
Zusammenfassend
war
diese
Exkursion ein tolles Erlebnis für mich. Durch
die Begegnung mit den Schülern habe ich viele
neue Erfahrungen gesammelt, die ich auf
keinen Fall missen möchte. Mir ist durch
diesen Ausflug bewusst geworden, dass ich
den richtigen Weg eingeschlagen habe.
57
Reptilien
von Christine Scharner und Andreas Pilat
Zunächst hatten wir ein Problem, nämlich die Absenz
von Hauptdarstellern. Der 1. Tag dieser Exkursion
bescherte uns schlechtes Wetter. Es war bewölkt, recht
kühl und windig. Wir streiften mehrere Stunden in der
Landschaft herum, ohne auch nur eine Spur eines
Reptils zu finden. Gott sei Dank konnte Walter Hödl
unsere Not lindern, indem er binnen Sekunden, vor
unseren Augen, 3 kleine Schlangen aus dem Unterholz
zauberte. Sie hatten sich offenbar unters Laub
zurückgezogen um sich zu wärmen. Also drehten wir
den restlichen Nachmittag fast jedes abgefallene Blatt
um, jedoch ohne Erfolg. Etwas frustriert dachten wir
schon, dass Walter Hödl diese Schlangen zuvor
ausgesetzt haben musste. Was sich aber (natürlich) als
falsch erwies.
Das Wetter am 2. Tag war viel freundlicher. Die
Sonne schien und es war sommerlich warm. Also
machten wir uns auf, um an sonnigen, trocken
Standorten Schlangen zu fangen. Bald sichteten wir das
erste Exemplar, waren aber von dieser Tatsache schon
so beeindruckt, dass wir vergaßen nach dem Tierchen
zu schnappen. Diese nützte ihre Chance um binnen
Zehntelsekunden in eine Felsspalte zu fliehen. Wenig
später sahen wir eine Ringelnatter, die vor unseren
Füssen in den Tümpel schnellte. Ich schnappte nach ihr
und holte mir nichts als nasse Handschuhe. Von diesen
Begegnungen ermutigt gingen wir nun die
Brombeersträucher ab, die sich rund ums Haus
befanden. Urplötzlich waren wir mit mehreren Schlangen
auf kleinsten Raum konfrontiert. Ohne lang zu zögern
griffen wir nach einer Schlange und hatten unseren 1.
Erfolg. In den nächsten Stunden folgten weitere Fänge
und wir konnten unsere Technik verbessern.
Allgemeines
Die Reptilien treten als erste
vollkommen
wasserunabhängige
Landwirbeltiere im mittleren Karbon auf. Heute
sind etwa 6000 Reptilienarten bekannt.
Die Reptilien haben mit ihrer
terrestrisch oviparen Fortpflanzung die für
2001
Amphibien noch bestehende Bindung ans
Wasser überwunden. Sie gehören zu der
Gruppe der Amniota, bei denen sich der
Embryo innerhalb schützender Embryonalhüllen (=Amnion) entwickelt. Diese Hülle
schützt den Embryo vor Austrocknung und
mechanischer Beeinträchtigung. Einige Arten,
wie Kreuzotter, Blindschleiche, Schlingnatter
und Bergeidechse sind lebendgebärend. Die
Adulttiere schützen sich vor Austrocknung mit
Hilfe ihrer epidermalen Hornstrukturen. Bei
Schlangen und Eidechsen wird diese
Hornschicht regelmäßig gehäutet.
Übersicht:
Kl. Reptilia
O. Crocodilia (Krokodile)
O.Chelonia (Schildkröten)
† O. Dinosauria
O. Squamata (Schuppentiere)
UO. Eidechsen
UO. Schlangen
Ordnung: Squamata
(Schuppentiere)
Sie sind heute mit über 5500 Arten die
führende Reptilienordnung (3100 Eidechsen,
2700 Schlangenarten).
Der Gehör- und Sehsinn ist bei den
Schuppentieren schlecht ausgebildet. Bei den
Schlangen ist das Auge durch eine
durchsichtige Schutzhaut geschützt, die sog.
„Brille“. Sie entsteht aus der Verwachsung der
Augenlider, die durchsichtig geworden sind.
Die Schlangen bekommen damit ihren
charakteristischen „starren Blick“.
Der Geruchsinn ist hingegen wieder
sehr gut ausgeprägt. Sie riechen („züngeln“)
mit der gespaltenen Zunge. Sie dient zur
Übertragung von Geruchsstoffen an das
„Jacobson’sche Organ“, ein blinder Schlauch,
der isoliert vom Nasenraum in die Mundhöhle
mündet.
Schlangen reagieren auch empfindlich
auf Bodenerschütterungen.
58
UO: Lacertilia (Echsen)
Wir haben heuer in Marchegg nur eine
Eidechsenart gefunden, nämlich die
Zauneidechse (Lacerta agilis).
Sie
ist
die
Eidechsenart.
häufigst
vorkommende
Merkmale:
- Kurzbeinig und
dicker Kopf
- Körperlänge 18-20
cm
- Rücken hellbraun
mit
dunklem
Mittelstreifen
Die
Männchen
unterscheiden sich von den Weibchen durch
eine auffallende, zur Paarungszeit schillernde,
Grünfärbung an Kopf und Seiten.
Zauneidechsen kommen in sonnige,
krautige Böschungen, Hecken, Grasflächen
und Feldraine vor. Sie ist tagaktiv und
wärmeliebend. Ernährt sich von Insekten,
Würmer und Spinnen.
Ein
wichtiges
Unterscheidungsmerkmal zu den Schlangen ist die Art ihrer
Häutung: Eidechsen häuten sich schuppenartig,
Schlangen häuten sich als Ganzes. Sie
verlassen sozusagen ihre „alte“ Haut.
Schlangen
und
Eidechsen
unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer
Anordnung der Schuppen auf der Bauchseite:
Schlangen: vertikale Ansicht: 1 ganzer
Schuppenteil pro Reihe: └−−−−−−−−┘
Eidechsen: viele kleine Schuppen nebeneinander pro Reihe: UUUUUU
Unterordnung: Ophidia (Serpentes,
Schlangen)
Schlangen sind im Gegensatz zu den Echsen
beinlose Reptilien. Sie bewegen sich mit Hilfe
der queren Hornschienen an der Bauchseite
und der differenzierten Muskulatur der
Leibeswand.
Die artenreichste Gruppe sind die
Nattern (Colubridae mit 250 Gattungen).
Nattern sind „aglyph“ (d.h. sie besitzen
keine Giftzähne, sondern wenig differenzierte
Giftdrüsen).
Diese
Giftdrüsen
sind
umgewandelte Speichel- bzw. Lippendrüsen,
deren Sekret auch bei sog. Ungiftigen
Schlangen oft giftig wirkt.
Schlangen haben ihren ganzen
Kieferapparat in beweglichen Spangen
aufgelöst, damit sie auch große Beutetiere
fressen können. Auch die rechten und linken
Kiefer sind nicht verwachsen, so dass sie
unabhängig voneinander bewegt werden
können.
In Marchegg haben wir
verschiedene Natternarten gefunden:
drei
- Ringelnatter (Natrix natrix)
- Würfelnatter (Natrix tessellata)
- Äskulapnatter (Elaphe longissima)
Ringelnatter
(Natrix natrix)
Wird oft auch als
„Wassernatter“
bezeichnet. Sie ist
durch Gewässerverschmutzung und direkte
Verfolgung durch den Menschen sehr
gefährdet!
Beschreibung
Meist ohne Schwierigkeiten an den beiden
hellgelben, orangegelben oder weißen mit
anschließenden schwarzen Halbmondflecken
am Hinterkopf zu erkennen. Sie haben runde
Augen. Kopf ist braun bis schwarz gefärbt und
Körper oliv-grau, braun oder grünlich mit
dunklen Flecken und Streifen. Unterseite ist
schwarz oder dunkelbraun, auch weiß
gewürfelt. Die Schuppen sind gekielt, mit
Ausnahme des Schwanzes (Anpassung an das
Wasser!). Die Ringelnatter wird zwischen 60
und 200 cm lang und wird 20-25 Jahre alt.
Verbreitung
Die Ringelnatter kommt überall in Europa
unterhalb des nördlichen Polarkreises bis
Russland vor. Südlich bis in den Iran und Irak.
Lebensweise
59
Ihre Lebensräume sind Erlenbuchwälder,
Sumpfgebiete wie Tümpel (wie in unserem
Fall in Marchegg), Teiche, Altwässer, Dämme
und Gräben. Aber auch Äcker und Hänge in
Wassernähe. Wichtige ist das Vorkommen von
Kraut und Pflanzendickichten. Mit eleganten
Bewegungen kommt die hervorragende
Schwimmerin im Wasser genauso wie zu
Lande voran.
Nahrung
Ringelnattern fressen vorwiegend Frösche und
Kröten, denen sie sogar in die Gebüsche folgt.
Aber auch vor Fischen, Kaulquappen und
anderen Kleinsäugern machen sie nicht halt.
Schaden können sie damit nicht anrichten, weil
sie nicht in der Lage ist, gesunde Fische zu
erbeuten. Sie werden daher auch als
Gesundheitspolizei bezeichnet, da sie nicht
aktive, sondern kranke Fische fangen. Zum
Fressen wird die Beute an Land gebracht.
Fortpflanzung
Nach dem Winterschlaf wird die Ringelnatter
im April/Mai wieder beweglich. Danach findet
die Paarung statt. Sie legt ihre Eier (15-30) ca.
zwischen Juni und August in verrottete
Pflanzen, unter Laub oder vergräbt sie in
feuchtwarmen, weichen Boden. Jungtiere
schlüpfen dann Ende Juli aus den
weichhäutigen Eiern.
Manche der erwachsenen Tiere stellen
sich tot, um den Angreifer abzuwehren.
Interessant ist auch das Verhalten bei
Gefangennahme – entleert ihre Analdrüse
(Kloake).
Die
unangenehm
stinkende
Flüssigkeit dient zur Abschreckung der Feinde.
Auch in unserem Fall machte sie leider keine
Ausnahme!!!
Würfelnatter (Natrix tessellata)
Die Würfelnatter ist eine der seltensten
Tierarten unser einheimischen Fauna und gilt
bundes- und landesweit als vom Aussterben
bedroht. Die größte Gefahr für sie stellt wieder
der Mensch dar.(Wir haben in Marchegg aber
heuer viele Exemplare gefunden).
Beschreibung
Die Würfelnatter ist eine mittelgroße Schlange
(max. Körperlänge von 130 cm). In der Regel
bleiben die Männchen kleiner als die
Weibchen. Der Kopf ist schmal und gestreckt,
Nasenlöcher und Augen sind in Anpassung an
die
überwiegend
wassergebundene
Lebensweise in Richtung der Kopfoberseite
verlagert und schräg nach oben gerichtet.
Die Grundfarbe von Körperoberseiten
und Flanken variieren zwischen graugrün, oliv
bis graubraun und trägt die namensgebende
„Würfelzeichnung“ aus den dunklen Flecken.
Die Bauchseite ist weißlich-grau mit
einem dunklen Flecken- oder Linienmuster.
Alle Körperschuppen sind stark
gekielt. Von der nah verwandten Ringelnatter
unterscheidet sich die Würfelnatter vor allem
durch die fehlenden halbmondförmigen, hellen
Flecken am Hinterkopf.
Verbreitung
Der Schwerpunkt ihres Vorkommens liegt in
Ost- und Südosteuropa.
Lebensweise
In ihrer Lebensweise ist sie eng an klimatisch
begünstigte Fließgewässer gebunden. Einen
Großteil des Tages verbringt die Würfelnatter
im Wasser. Als wechselwarmes, von der
Umgebungstemperatur abhängiges Reptil nutzt
sie wärmeexponierte Standorte in Ufernähe als
Sonnenplatz
zum
Aufwärmen.
Die
Würfelnatter zeigt eine deutliche Bindung an
Flussabschnitte mit Flachwasserzonen, Kiesund
Schotterbänken
sowie
reichem
Fischbestand. Sie bewegt sich im Wasser
überwiegend tauchend fort und unterscheidet
sich damit im Schwimmverhalten von der in
der
Regel
an
der
Wasseroberfläche
schwimmenden Ringelnatter.
Nahrung
Die Würfelnatter ernährt sich nahezu
ausschließlich von Fischen, die sie durch
aktive Jagd überwiegend in Flachwasserzonen
oder durch Auflauern aus einem Versteck
heraus erbeutet. Sie ist in der Lage auch
verhältnismäßig große Fische zu überwältigen,
die zum Verschlingen meist an Land gebracht
werden. Natürliche Feinde sind kleinere
60
herrscht. Die Schlupfdauer beträgt etwa 50-60
Tage. Wir haben auf unserer Exkursion sogar
eine Baby-Äskulapnatter gefunden. Sie sah
einer Ringelnatter sehr ähnlich, da sie ähnliche
Halbmonde am Hinterkopf hatte. Bei
Äskulapnattern ist eine Winterruhe für eine
erfolgreiche
Vermehrung
unbedingt
erforderlich, die etwa 2-3 Monate dauern.
Säugetiere wie Wanderratte, Mauswiesel und
Hermelin sowie einige Vogelarten.
Fortpflanzung
Nach einer ca. halbjährigen Winterruhe werden
erste aktive Würfelnattern meist im April oder
Mai beobachtet. Ungefähr vier Wochen später
beginnt die Paarungszeit. Ende September
suchen die Tiere ihre Winterquartiere wieder
auf, wie Felsspalten, Geröll oder Hohlräumen
in Uferbefestigungen.
Verhalten
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass
Äskulapnattern sehr schnell zubeißen können,
wenn man sie in Kopfnähe berühren möchte.
Wenn sie allerdings in der Mitte oder weiter
hinten berührt werden, bleiben sie ruhig. Nach
längerem Herumtragen akzeptierten sie uns als
„Ast“ und ließen sich gefahrlos hantieren.
Äskulapnatter (Elaphe longissima)
Beschreibung
Äskulapnatter besitzen einen schlanken Körper
mit runden Augen. Die Rückenseite ist
olivgrün bis gelbgrün und die Bauchseite ist
einheitlich weiß. Sie sind die größten
einheimischen Schlangen. Sie können etwa
eine Länge von 2m erreichen.
Verbreitung
Sie kommt in Nordost-Spanien, MittelSüdeuropa bis zum vorderen und mittleren
Orient vor.
Bissspur einer Äskulapnatter auf Erich Eders
Hand. Foto: S. Götsch
Lebensraum
In der freien Natur kommt die Äskulapnatter
im buschbewachsenen, steinigen, trockenen
Gelände vor. Sie mögen gerne Ruinen,
Laubwälder (v.a. auf Bäumen) und alte
Bahngleise. Unterholz und dichtes Gestrüpp
sind auch sehr beliebt. Trockene Wiesen
werden allerdings von dieser Schlangenart
gemieden.
Fachdidaktik und
Feedback
Die Aufgabe unseres Kleinteams
bestand also darin, den Schülern die oben
besprochenen Tiergruppen näher zu bringen.
Wir wollten ihren Wissensstand erweitern und
vielleicht sogar etwas Freude und Begeisterung
wecken.
Bevor wir jedoch mit der Arbeit
begannen, setzten wir uns 3 Hauptziele:
Nahrung
Äskulapnattern fressen gern Mäuse, Eidechsen,
Jungvögel, Vogeleier und Babyratten, welche
sie durch Umschlingen tötet.
Fortpflanzung
Die Paarungszeit der Äskulapnatter ist im
April/Mai. Im Juli werden dann 5-18 Eier
abgelegt. Die Eier werden sehr gerne im
Komposthaufen abgelegt, da darin schon die
optimale Bebrütungstemperatur von 24-27°C
1.
Den Kindern einen kleinen systematischen
Überblick geben. Sie sollten die wichtigsten
Merkmale der Reptilien selbst erarbeiten.
Sowie die Ordnungen neben den Schlangen,
nämlich die Schildkröten, Krokodile und
Eidechsen, in diesem Kontext präsentiert
bekommen.
61
2.
Wir wollten ihnen möglichst viele
einheimische Reptilien zeigen und dann
gemeinsam die Unterscheidungsmerkmale der
verschiedenen Arten herausfinden.
3.
Sollten Kinder unter Berührungsängsten
oder echten Phobien gegen Schlangen leiden,
so wollten wir durch unsere “Show” diese
zumindest etwas lindern.
Schlangenjagd
Grundregeln fürs Schlangenfangen:
Es empfiehlt sich Handschuhe zu tragen.
Nicht das die Schlangen so gefährlich
wären, aber diese Viecher bevorzugen
ungastliche Standorte, vor allem dornige
und stachelige Sträucher. Da man keine
Zeit hat zu schauen wo man hingreift,
sollte man sich besser schützen.
Aufmerksam
den
Boden
nach
Bewegungen absuchen, aber auch immer
auf verdächtige Geräusche achten.
Wenn man irgendetwas vom “Objekt der
Begierde” sieht, sofort und ohne zu denken
zuschnappen. Hat man eine Schlange
erwischt, nicht erschrecken und festhalten.
Nun wieder das Gehirn einschalten und die
Schlange vorsichtig und ohne sie zu
verletzten aus der Umgebung ziehen.
Häufig klammern und wickeln sie sich
recht fest an Äste.
Besonders gut funktioniert die “Treibjagd”.
Hierzu muss man zumindest zu zweit sein.
Einer schneidet dem flüchtenden Reptil den
Weg ab. Der zweite verhält sich völlig ruhig
und bewegt sich nicht. Daraufhin macht die
Schlange normalerweise kehrt und kann vom
“Lauernden” gefangen werden. Sollte dieser
sie nicht festhalten können, wird die “Beute”
dem Ersten vor die Hände getrieben (der wird
nun zum “Lauerer”). Dieses hin- und herjagen
wird so lange gespielt bis die Schlange
gefangen wird, oder einen Fluchtweg gefunden
hat. Letzteres gelang jedoch bei uns keinem
einzigen Opfer.
Terrarien:
Die gefangenen Schlangen steckten wir in
Terrarien, die wir entsprechend dem
Lebensraum
der
verschiedenen
Arten
eingerichtet haben. Zum Beispiel erhielt die
Äskulapnatter mehrere gegabelte Äste zum
herumklettern. Während die Ringelnattern ein
großes
Becken
mit
Wasser
zum
herumschwimmen
erhielten.
In
diesen
Terrarien präsentierten wir unsere Fänge auch
den Kindern. Wir steckten alle Individuen
jeder Art in ein entsprechend eingerichtetes
Terrarium und beschrifteten es mit dem
Artnamen und einem Symbol für den
Lebensraum (Baum für Baumschlange, blaue
Wellenlinie für Wasserschlange).
Material:
Wir
präsentierten
den
Schülern
2
Äskulapnattern (1 adult, zweite juvenil), 6
Ringelnattern, 7 Würfelnattern und 3 ZaunEidechsen (1 Männchen, 2 Weibchen).
Nebenbei: Das Fangen von Eidechsen
verlangt viel mehr Gefühl, da diese
verletzungsanfälliger sind und außerdem ihren
Schwanz abwerfen können.
Zur Veranschaulichung malten wir ein
Plakat mit der groben Systematik. Weiter
klebten wir Bilder der Schlangen dazu und
beschrifteten sie mit dem Trivialnamen, um
den Kindern die Bestimmung zu erleichtern.
Dazu skizzierten wir einige Details groß auf
A4-Blätter
um
Dinge
zu
besser
veranschaulichen zu können (Unterschiedliche
Bauchplatten von Schlangen und Eidechsen;
Kiele der Wasserschlangen,....).
Vorbereitung auf den Vortrag:
Wir lasen uns in die Literatur ein,
konzentrierten uns dabei hauptsächlich auf die
Bestimmungsmerkmale der Arten, deren
Lebensweise und interessante “G’schichteln”.
Außerdem
durchforsteten
wir
unsere
Erinnerungen nach persönlichen Erfahrungen
und Allgemeinwissen über Reptilien. Danach
schrieben wir die Schritte unserer Präsentation
auf und gleichzeitig auch die Informationen,
die wir bringen wollten. Wir hatten vor viel zu
fragen und die Kinder zum Mitdenken und
zum Mitraten aufzufordern. Wir suchten einen
Dialog, dessen Ablauf die Kinder durch Fragen
selbst mitbestimmen konnten.
Die beiden Klassen, die uns besuchten
wurden jeweils in Dreiergruppen aufgeteilt.
Diese spazierten nun von Station zu Station.
Pro Gruppe hatten wir etwa 15 bis 20 Minuten
Zeit.
62
Vortrag:
Wir sprachen beide frei und wechselten uns bei
bestimmten Stichwörtern immer wieder ab.
Einer begann mit der Einleitung (Begrüßung,
Systematik der Reptilien anhand des Plakates).
Wir schrieben auch die Dinosaurier als
ausgestorbene Ordnung der Klasse Reptilien
auf das Poster.
Bei diesem Thema übernahm der
Zweite und berichtete über die Hintergründe
des Verschwindens der Riesenechsen. Wir
hofften die Kinder damit motivieren zu
können, da dieses Gebiet bei Kindern ja recht
beliebt sein soll. So gelangten wir zu den
Eidechsen,
besprachen
deren
Geschlechtsdimorphismus, die Häutung und
die Unterschiede zu den Schlangen. Hierzu
nahm einer von uns eine Eidechse heraus, der
andere eine Würfelnatter. Anhand dieser
Exemplare ließen wir die Schüler die
Merkmale vergleichen. Anschließend erzählten
wir Wissenswertes über die Würfelnatter. Wir
forderten die Schüler auf die Schlange zu
berühren und zu halten, so uns das Reptil nicht
sowieso vor Begeisterung aus den Händen
gerissen wurde. Danach holte der zuvor
pausierende Student eine Ringelnatter heraus
und die Schüler erforschten die Unterschiede
zwischen diesen Arten. Es folgte wieder einige
Ausführungen
über
Lebensweise,
Sinnesorgane, ... und mit dem gelben
“Halbmond” schafften wir den Übergang zu
den juvenilen Äskulapnattern. Als krönenden
Abschluss präsentierten wir dann die große
Äskulapnatter (1,5 m lang), die wir bis zu
diesem Zeitpunkt verdeckt im Hintergrund
ließen, da wir die Aufmerksamkeit durch
unseren „Star“ nicht schon vorzeitig verlieren
wollten.
Schüler:
Uns beehrten Schüler der 2. und der 7. Klasse
AHS. Alle waren unserer Ansicht nach sehr
interessiert und rieten brav mit. Vor allen die
Kinder der 2.Kl. waren sehr begeisterungsfähig
uns stellten viele Fragen. Fast alle wollten die
Schlangen halten. Die 7. Kl. war
zurückhaltender und wussten auch nicht
wirklich mehr über Reptilien als die “Kleinen”.
Es waren ein oder zwei Schüler dabei, die sich
die Schlangen nicht angreifen trauten. Wir
haben dieses “Nein” natürlich akzeptiert und
betont, dass es völlig in Ordnung ist. Alle
anderen waren, teilweise nach Überwindung
anfänglicher Berührungsangst, von den
Schlangen sehr angetan. Wir waren eigentlich
positiv
überrascht
wie
brav
und
unproblematisch alle waren. Es gab also keine
Schwierigkeiten.
Fehler:
Zweimal waren wir auf eine Antwort zu fixiert
und verneinten eine Aussage, die eigentlich
stimmte, weil wir auf ein anderes Faktum
hinaus wollten. Einmal konnten wir eine sehr
spezielle Frage eines Schülers nicht
beantworten und haben diese “überredet”, wie
dies Politiker zu tun pflegen. Hier wäre es
besser gewesen einfach zuzugeben, die
Antwort nicht zu kennen.
Fazit:
Wir haben unsere Ziele erreicht und zumindest
bei einigen Schülern echte Begeisterung
wecken können, was wir auch an deren
Reaktionen in der Mittagspause feststellen
konnten. Die anfängliche Nervosität, die wir
beide hatten wich jedoch nach wenigen Sätzen.
Nach zwei Gruppen hatten wir eine gewisse
Routine und konnten flexibler auf die
verschiedenen Schülerfragen eingehen. Diese
Arbeit mit den Kindern hat uns wirklich Spaß
gemacht und es war schön ihnen etwas
beibringen und erklären zu können. Wir haben
hier in Marchegg sicher nicht nur interessante
Erfahrungen gesammelt, sondern auch die
Bestätigung erhalten, dass wir durchaus in der
Lage sind, Kindern Fakten auch spielerisch
nahe bringen zu können. Obwohl hier die
Aufgabe für uns sicher zu leicht war, denn wir
hatten einerseits ein sehr spannendes Thema
und andererseits sind Dreiergruppen in der
Natur sicher viel leichter zu handhaben als 30
Schüler in einer Schulklasse.
Abschließend können wir beide sagen,
dass diese Exkursion alle Erwartungen
übertroffen hat und dass sich jeder
Lehramtskandidat dieser Herausforderung
stellen sollte.
63
Zoologie - Höhere Tiere
Der Weißstorch
von Jürgen Baumgartner2001
Der Weißstorch (Ciconia ciconia)
gehört
zu
den
Stelzvögeln.
Das
Erscheinungsbild
des
sympathischen
Rotschnabels ist unverwechselbar.
Der Storch wird etwa 80 cm groß, hat
eine Flügelspannweite von bis zu 2 m und
wiegt zwischen 2,6 und 4,4 kg. Er kann ein
Alter von bis zu 20 Jahren erreichen.
Er schließt sich als Kulturfolger dem
Menschen an. Viele Verbreitungsgebiete hat
ihm der Mensch erschlossen, indem er Wälder
rodete um das Land zu bewirtschaften.
Als Kindersegen bescherender “
Klapperstorch “, weiser Ratgeber “Adebar“
und als Glücksbringer hat er seinen festen
Platz in unserer Märchen und Sagenwelt.
Vogelzug
Als Zugvogel verbringt der Weißstorch die
kalte Jahreszeit in Süd und Ostafrika. Auf
Grund ihrer Flugroute werden Ost und
Westzieher unterschieden.
Die
Störche
südwestlich
der
Zugscheide, die sich mitten in Deutschland
befindet, ziehen über Westfrankreich und
Westspanien nach Afrika. Die Ostzieher, die
sich nordöstlich der Zugscheide aufhalten,
gelangen über den Bosporus und den Golf von
Suez nach Ägypten und Afrika. Die
Flugrouten, die formal einen Umweg
darstellen, kommen durch die Abneigung des
Storches die Alpen und das Mittelmeer zu
überqueren, zustande. Sie umgehen das
ungeliebte Meer indem sie Meerengen und
Landbrücken (Straße von Gibraltar im Westen,
Türkei im Osten) benutzen.
Die Zugzeit von Europa bis nach
Afrika kann bis zu 15 Wochen dauern, wobei
an einem Tag bis zu 400 km zurückgelegt
werden. Im März / April kommen die Störche,
meist die Männchen zuerst, aus den
Winterquartieren zurück. Ende August erfolgt
der Flug retour, wobei hier die Jungstörche
früher aufbrechen, was zeigt, dass die
Flugroute offensichtlich angeboren ist.
Foto: E.Eder
Nahrung und
Lebensraum
Er bewohnt bevorzugt Sümpfe, Feuchtwiesen,
flache Gewässer und offene Landschaft mit
niedrigem Bewuchs, von wo er auch
hauptsächlich seine Nahrung bezieht.
Gemähte
oder
beweidete
Wiesenflächen,
sowie
im
Frühjahr
überschwemmte Wiesen oder Flutmulden
entlang von Flüssen, stellen die produktivsten
Nahrungsgründe dar. In diesen Feuchtbiotopen
findet Adebar hauptsächlich seine Nahrung, z.
B. Frösche, Eidechsen, Schlangen, große
Insekten und deren Larven, Regenwürmer und
Kleinsäuger wie Mäuse und Maulwürfe. Sein
Speiseplan besteht aber vor allem aus Mäusen
und Insekten und nicht aus Fröschen, wie ihm
oft nachgesagt wird.
Störche sind Schreitjäger. Man kann
sehr gut beobachten, wenn sie auf einer Wiese
auf und abgehen und sich nach Fressbarem
umsehen.
Ein Storch der eine Stunde lang
beobachtet wurde fing vierundvierzig Mäuse,
zwei junge Hamster und einen Frosch, ein
anderer in einer Minute fünfundzwanzig
Grillen!
Einen besonderen Leckerbissen stellen
Fische dar, die entweder aus nahe liegenden
Bächen oder zum Leidwesen der Fischzüchter
aus dem Randbereich von Teichen, gefischt
werden. Der Storch ist also als Indikator für
biologisch nicht verarmte Gebiete anzusehen.
Während der Aufzucht der Jungvögel
besteht natürlich ein besonders großer
Nahrungsbedarf. Ein Paar mit drei Jungen
braucht etwa 4 kg Nahrung am Tag, wobei
diese aus dem Umkreis von maximal 3 km
entnommen wird.
Adebars Nachwuchs
Der Weißstorch brütet in offenen Landschaften
und Flussniederungen. Wälder stellen eher eine
Ausnahme dar. Er zeichnet sich für den Bau
von mächtigen Horsten aus, die oft Jahrzehnte
lang bewohnt und durch ständiges hinzufügen
von Nistmaterial zu einer Höhe und
Durchmesser von bis zu 2 m, anwachsen
können. Bevorzugte Horststandorte sind
64
exponierte Stellen, von denen er die ganze
Landschaft überblicken kann, wie z.B.
Häuserdächer, Dächer von Hochständen,
Schornsteine und auch Bäume.
Die Jungen verlassen den Horst erst
wenn sie richtig fliegen können, wobei sie
nach dem Ausfliegen noch zwei Wochen noch
von den Eltern mitgefüttert werden.
Foto: BirdLife
Zur Brautwerbung gehört ein ritualisierter
Schreittanz, der für das Männchen einen
akrobatisch anmutenden Balanceakt darstellt.
Sobald ein Weibchen erscheint wirft das
Männchen den Kopf zurück und beginnt mit
dem Schnabel zu klappern, wobei es den Hals
von vorn bis in die Normalhaltung bewegt.
Dann schnellt der Kopf erneut zurück, bis er
auf dem Rücken zu liegen kommt. In dieser
Haltung klappert das Männchen weiter. Das
Storchenpaar vereinigt sich mehrmals zur
Begattung und wechselt sich beim Brüten ab.
Im Durchschnitt legt Mutter Storch 3-4,
manchmal auch bis zu 7 Eier. Wieviele Jungen
schließlich ausfliegen hängt aber im hohen
Maße vom Nahrungsangebot der Umgebung
ab. Da sowohl Männchen als auch Weibchen
nesttreu sind, kommt es über den Horst häufig
zu einer mehrjährigen Ehe, die eigentlich nur
eine Saisonehe ist, denn während des Zuges
und im Winterquartier besteht diese soziale
Bindung nicht.
Die Brutzeit dauert von Anfang April
bis Anfang Juli. Bis zum Schlüpfen der Jungen
vergehen 32 bis 33 Tage, die anschließende
Nestlingsdauer beträgt 54 bis 63 Tage. Das
Schnabelklappern ist ebenfalls angeboren, da
diese Verhaltensweise von im Brutschrank
erbrütenden Vögel ebenfalls gezeigt wird. Die
beiden Altvögeln teilen sich die Aufzucht der
Jungvögel.
Die von den Eltern im Schlund
herangetragene Nahrung wird in der Nestmitte
erbrochen und gerecht unter den Jungen
verteilt.
Foto: BirdLife
Die Probleme der
Störche
Der Hauptgrund für die erschreckende
Abnahme der Weißstörche Europas in den
letzten Jahrzehnten war der Nahrungsmangel,
der durch eine zunehmende Industrialisierung
und Intensivierung der Landwirtschaft
hervorgerufen worden war. Ein drastisches
Beispiel ist die Weißstorchentwicklung in
Baden- Würtemberg wo 1948 noch 252 und im
Jahr 1977 nur noch 17 Paare gezählt wurden.
Eine verfehlte Agrarpolitik förderte die
Überschussproduktion, begünstigte so die
Trockenlegung von Feuchtgebieten und
zerstörte die Lebensgrundlage der Störche.
Was wie naturnahe Kulturlandschaft erscheint,
entpuppt sich als Grasacker fetter Kulturgräser,
in dem der Storch die gewohnte Vielfalt an
Nahrungstieren vermisst. Zudem werden, vor
Allem in Deutschland , noch immer
Überschwemmungsgebiete eingedeicht und
trockengelegt.
Die
Aufrechterhaltung
der
traditionellen Wiesen und Weidennutzung ist
ein sehr wichtiger Beitrag zum Schutz des
Weißstorches in Mitteleuropa.
Zum Glück ist dieses Problem
rechtzeitig erkannt worden und es werden
diverseste biotopenverbessernde Maßnahmen
durchgeführt, wodurch die Bestände in den
letzten Jahren wieder deutlich zugenommen
haben.
Ein weiteres Problem der Störche
stellen Freileitungen dar. Mehr als zwei Drittel
aller Todesfälle gehen auf das Konto von
65
Stromstößen und Leitungsanflügen wobei vom
Ausfliegen bis zum Ende des ersten
Lebensjahres, auf Grund der Unerfahrenheit,
die größten Verluste auftreten.
Rund vierundsiebzig Prozent der
Todesfälle
im
Heimatgebiet
und
fünfundfünfzig Prozent der Verluste im
Winterquartier betreffen diesen Jahrgang.
Öffentlichkeitsarbeit durch Schaffung
von Infozentren, Information der
Landwirte
über
alternative
Bewirtschaftung und Zusammenarbeit
mit Schulen
Die
Weißstorchentwicklung der
March-Thaya-Auen
Die March-Thaya-Auen im Grenzgebiet
zwischen Österreich, der Slowakei und
Tschechien gehören zu den wertvollsten
Aulandschaften
Mitteleuropas.
Ihre
reichhaltige Ausstattung mit Gewässern,
Feuchtwiesen und Auwäldern bot seit jeher
ideale Lebensbedingungen für den Weißstorch.
Die ersten Nachweise des Weißstorches in den
March-Taya-Auen stammen aus dem 9.
Jahrhundert von der Grabungsstätte Valy /
Mikulcice aus dem Gebiet der heutigen
Slowakei.
Foto: BirdLife
Notwendige Maßnahmen zum Schutz
des Weißstorches:
Lebensraumschutz durch Sicherung,
Wiederherstellung und Management
von Nahrungsbiotopen; Vermeidung
von Biozideinsatz und Überdüngung
Verhinderung
des
Todes
an
Freileitungen durch Anbringen von
Schutzvorrichtungen bzw. Erdverkabelung von Starkstromleitungen
Schutz im Winterquartier durch
internationale
Naturschutzvereinbarungen
und
finanzielle
Unterstützung
von
Naturschutzprojekten in Afrika
66
Man nimmt an, dass der „ Nimmersatt“ seither
ein verbreiteter Vogel war.
Die größte Kolonie des Gebietes
befindet sich an der Schlosswiese Marchegg.
Sie wurde 1885 mit einem Horst begründet. Ab
diesem Zeitpunkt stieg der Bestand stetig
an.Von einer Kolonie kann jedoch erst ab 1890
gesprochen werden. 1934 fand die erste
Gesamtzählung der Weißstorch-Horste statt,
die einen Bestand von 31 Paaren im
tschechischen und 32-35 Paaren im
österreichischem Augebiet ergab. Die Horste
auf slowakischer Seite wurden jedoch noch
nicht gezählt. Der Brutbestand blieb dann mit
60-70 Brutpaaren bis in die 50er- Jahre
annähernd konstant. Von 1960 bis 1990 konnte
nur mehr der österreichische Stand komplett
erfasst werden, der 1972 auf 43 besetzte ( und
7 unbesetzte ) Horste anstieg.
Seit 1992 gibt es flächendeckende
Erhebungen des Storchenbestandes im
gesamten March-Thaya-Gebiet. Neben den
heutigen Marcheggkolonien (Schlosswiese
Marchegg , Herrschaftsau Marchegg) gibt es
noch eine weitere Kolonie auf österreichischer
Seite, nämlich seit 1993, Flureisl Drösing. Was
die Gesamtbestände betrifft, haben sich diese
im Gegensatz zum europäischen Trend seit den
30er- Jahren verdreifacht.
Die höchsten Gesamtbestände wurden
in den feuchten Jahren 1996 und 1999 mit 172
bzw. 177 Brutpaaren festgestellt. 1994 und
1996 flogen jeweils über 400 Jungvögel aus
den March-Thaya- Auen aus.
Die Bruterfolge schwanken jedoch
sehr stark zwischen den einzelnen Jahren und
liegen zwischen 1,2 (1997) und 2,8 (1994)
ausgeflogenen Jungen pro Horstpaar. Ursachen
für die Störungsjahre sind vor allem
ausbleibende
Hochwässer,
Schlechtwettereinbrüche und Ausfälle der
Wiesenmaht.
Die ersten Weißstörche erscheinen in
der zweiten Märzhälfte an den Brutplätzen,
wobei die Marchegger Kolonie meist zuerst
besetzt wird
Seit Mitte der 90-iger Jahre kommt es
jedoch zu einer markanten Verspätung des
Eintreffens der ersten Störche um gut drei
Wochen gegenüber den 15 Jahren zuvor. Der
Grund für dieses Phänomen ist allerdings noch
unklar. Der Einzug der Brutvögel kann sich
weit in den April hineinziehen. Für gewöhnlich
ist Ende August der gesamte Storchenbestand
wieder abgezogen.
Erwähnenswert ist, wie auch aus der
angeführten Tabelle ersichtlich ist, dass
Gebäudebruten, die im übrigen Mitteleuropa
die Norm sind, im March-Taya Gebiet eher
eine Ausnahme darstellen.
Hier brüten die Störche fast
ausschließlich auf Bäumen. Bevorzugte
Brutbäume sind alte Stielleichen, aber
gelegentlich werden auch Silberpappeln,
Schwarzpappeln,
Quirleschen
und
Silberweiden angenommen.
Auf slowakischer Seite ist die
Situation etwas anders. Der Großteil der
Störche brütet auf Masten, teilweise Relikte
des eisernen Vorhanges.
Die folgende Tabelle zeigt den
Brutbestand des Weißstorches in den March–
Thaya– Auen in den Jahren 1990-1999,
aufgeteilt auf Länder und Horsttypen.
(A= Österreich, CZ= Tschechien, SK=
Slowakei)
Die Störche von
Marchegg
Die Geschichte der Störche beginnt 1885 mit
dem Bau eines Horstes auf einer großen Pappel
in der sogenannten Herrschaftsau. Bis 1934
erhöhte sich die Zahl der Horste im Ortsgebiet
von Marchegg auf ungefähr sieben. Die genaue
Verlauf der Storchenenwicklung ist aber
damals noch nicht erfasst worden. Bis auf
einen leichten Rückgang in der Mitte der 50erJahre ist die Horstzahl bis heute stetig
angestiegen. Der Grund für den damaligen
Rückgang war die Regulierung und
Begradigung der March in den Jahren 1955
und 1956. Horste, die sich vorher auf
österreichischem Staatsgebiet befanden, waren
durch die Durchschneidung der Mäander nun
auf slowakischer Seite gelegen und umgekehrt.
Dadurch konnten auch keine genauen Stände
erfasst werden.
1958 fand die erste konkrete
Horstzählung statt. Es wurden 13 Horste in der
Baumgartner-Allee gezählt, die allerdings
nach und nach Windbruch erlitten. Der
verbleibende Rest schloss sich der Kolonie an
67
der Schlosswiese, die 1972 gegründet worden
war, an.
Die Horste befanden und befinden sich
im Gegensatz zu denen in der Allee nicht auf
Pappeln, sondern ausschließlich auf Eichen.
1990 wurde eine zweite, relativ kleine
Kolonie in der Herrschaftsau gegründet, deren
Horste sich ebenfalls fast zur Gänze auf Eichen
befinden.
Brutpaare vs. besetzte Horste:
Storchenentwicklung von 1983 bis 2001:
Literaturliste:
Internet:
http://www.tier.de/magazin/lexikon/storch
http://www.kitzingen.de/lsh-wiesentheid/storch/storch
http://www.rivernet.org/elbe/Weiss-Storch
Jungstörche pro Altstorch:
Anzahl Jungstörche pro Brutpaar:
Die Vögel der March-Thaya-Auen
Der Weißstorch- Vogel des Jahres 1994
(Broschüre)
Persönliche Unterlagen des Hr. Maywald,
Vizebürgermeister
von
Marchegg
und
Hauptverantwortlicher
der
dortigen
Storchenzählung
Zu dem Buch „ Die Vögel der March-ThayaAuen“ ist zu bemerken, dass laut Hr. Maywald
ein Fakt nicht korrekt ist und deshalb zu
korrigieren ist. Auf S. 81 wird behauptet, dass
es in Marchegg 1934 bereits 30 Horste mit
100 Jungen gegeben haben soll. Dies wird von
Hr. Maywald entschieden dementiert und
erscheint mir auch logisch, denn gleich im
nächsten Satz wird von einer Gesamtzählung,
die ebenfalls 1934 stattgefunden hat und bei
der 31 Paare im gesamten österreichischen
Augebiet gezählt wurden, gesprochen. Daraus
müsste man den Schluss ziehen, dass sich 1934
nahe zu der gesamte Storchenbestand in
Marchegg befunden hat.
68
Zoologie - Höhere Tiere
Der Biber
von Margit Groiss
2000
Besondere Merkmale
Nach
dem
südamerikanischen
Wasserschwein ist der Biber das
zweitgrößte Nagetier der Welt.
Körperlänge + Schwanz: bis zu 130 cm
Gewicht: bis 20-30 Kg
Kelle = beschuppter Schwanz: 30-50 cm
lang; horizontal abgeflacht; dient als
Antriebsund
Steuerruder
beim
Schwimmen
Auch die Hinterfüße mit Schwimmhäuten
zwischen den Zehen dienen als Ruder bzw.
Paddel. Sie stehen im Dienste der
Fortbewegung.
Die
Vorderfüße
dienen
zur
Nahrungsnutzung und zur Bautätigkeit.
Die
Krallen
sind
beim
Graben
unentbehrlich und die Finger eignen sich
hervorragend
zum
Ergreifen
und
Festhalten von Ästen.
Fell: außerordentlich dicht; schützt gegen
Nässe und Kälte. Außerdem ist es gut
eingefettet und somit wasserabweisend.
Die Geschlechtsorgane sind in das
Körperinnere verlegt.
Unter den Sinnesorganen ist der
Geruchssinn der bedeuternste. Damit
lokalisiert er Nahrung, Artgenossen und
Gefahren.
Die kräftigen Nagezähne sind das
„Holzfällerwerkzeug“ und wachsen das
ganze Leben des Tieres lang nach.
Alter: 10-15 Jahre
Nicht zu verwechseln ist der Biber mit der
Bisamratte, Nutria und Fischotter!
Lebensweise und
Verhaltensweise
Der Biber lebt an verschiedensten
Gewässer
mit
gut
ausgebildeter
Ufervegetation, die er sowohl als Nahrung als
auch als Baumaterial nutzt. Er ist reiner
Vegetarier und sehr scheu. Außerdem ist er
dämmerungs- und nachtaktiv.
Ernährung
Der Biber ist daher Vegetarier. Im
Sommer frisst er Grünpflanzen. Im Herbst
,wenn das Grünfutter rar wird, stellen sich
Biber, die ja keinen Winterschlaf halten auf
den Verzehr von Rinde und Knospen um.
So beginnt er bevorzugt ufernahe
Weichhölzer (Pappel, Weiden) zu fällen, um
an die feinen Zweige der Baumkrone zu
kommen. Die meisten Fällungen findet man in
einem 20 Meter breiten Streifen entlang des
Gewässers. Beim Nagen hält der Biber den
Kopf schief und stützt sich auf Hinterbeine und
Kelle ab. An größeren Bäumen arbeiten die
Biber meist rund um den Stamm, so dass der
charakteristische sanduhrförmige Kegelschnitt
entsteht. Dünnere Stämme werden mit einer
schrägen Schnittfläche abgebissen. In der
Regel bevorzugt der Biber dünne Stämme.
Viele Biberfamilien legen einen
Wintervorrat im Wasser vor dem Hauptbau an,
damit sie im Winter mit einer Eisdecke am
Gewässer nicht mehr auf die Fraßplätze am
Ufer angewiesen sind. Das Gehölz wird jedoch
nicht nur als Nahrung, sondern auch als
Baumaterial für den Biberbau genutzt
69
Abb.3: Der Biber beim Nagen
Das Biberhaus
Der Eingang eines Biberhauses liegt
immer am Ufer des Wohngewässers unter der
Wasseroberfläche. Ein Gang führt zu einem
oder mehreren höhlenartigen Wohnkesseln, die
mit trockenem Pflanzenmaterial ausgepolstert
sind. Am Eingang liegt meistens eine
Vorkammer, die als Esskammer dient.
An Steilufern überwiegen Röhrenbaue,
das sind reine Erdbaue. An flachen Ufern
werden
aus
Ästen,
Zweigen
und
Wasserpflanzen bis zu mannshohe Burgen
aufgeschichtet.
In Kanada findet man Biberburgen, die
ringsum von Wasser umgeben sind. Meist
stehen diese „Wasserburgen“ inmitten der von
Bibern selbst aufgestauten Biberseen.
Ein weiteres Werk des Bibers, ist der
Biberdamm. Dieser wird nur im Fall von
schwankenden Wasserständen unter 50-80cm
errichtet. Bei unseren Gewässern sind die
Regulierungsmaßnahmen durch den Menschen
meistens ausreichend. Manchmal werden
jedoch Gräben oder kleine Bäche aufgestaut,
um sie bewohnbar zu machen.
Abb. 4: Röhrenbaue und Burgen
Fortpflanzung und Familienleben
Im zeitigen Frühjahr beginnt die
Fortpflanzungsperiode. Die Paarung findet im
Wasser statt. Beim europäischen Biber rechnet
man im Mittel mit 3 Jungen pro Weibchen. Die
Jungen werden rund um die Uhr beschützt und
bleiben zwei Jahre lang im Familienverband.
Todesursachen der jungen Biber sind eine
missglückte Umstellung von krautiger auf
Rindennahrung, Infektionen und rasch
kommende Hochwässer.
Biber leben monogam und bleiben ein
Leben lang zusammen.
Die Tätigkeit
Bibers insgesamt führt
Erhöhung
Lebensraumvielfalt
seinem Aktionsraum.
des
zur
der
in
70
Biberspuren
•
Charakteristische
Fraßspuren:
abgenagte Stämme von Bäumen und
Sträuchern
• Ausgetretene Pfade zum Wasser hin
und sogenannte „Rutschen“ in das
Wasser hinein
• Fußabdrücke
auf
schlammigen
Uferboden
Entwässerungsversuche
der
Menschen.
Außerdem nützte er die Feldfrüchte oder
Baumkulturen als Futterquelle.
So wurde der Biber in Europa zum
Freiwild erklärt und war zu Beginn des 20.
Jahrhunderts nahezu ausgerottet.
In Österreich, wie in vielen anderen
Ländern, setzt schließlich mit dem Umdenken
in
Umweltfragen
die
erfolgreich
Wiedereinbürgerung Mitte der siebziger Jahre
ein. Heute gilt das Überleben der Biberstände
als gesichert.
Wiedereinbürgerung
Abb.5: Biberspur
•
•
•
•
•
•
Systematik
Ordnung: Rodentia
Unterordnung: Sciuromorpha
Überfamilie: Castoroidea
Familie: Castoridae
2 Arten: Castor fiber (europäisch)
Castor canadensis (nordamerikanisch)
Weitere Unterarten
Geschichtliches
Der Biber war ein äußerst beliebtes
Jagdwild aufgrund folgender Vorzüge:
• Biberfell: war ein heißer Rohstoff für
die Filzherstellung
• Biberfleisch: war besonders als
Fastensspeise sehr geschätzt
• Castoreum: Diesem Sekret, auch
Bibergeil“
genannt,
wurde
potenzfördernde Wirkung nachgesagt,
was die Biberjagd zum lukrativen
Geschäft machte.
Die ersten Wiedereinbürgerungsversuche
erfolgten mit dem Ziel, wieder ein jagdbares
Wild für die Fellgewinnung zu etablieren.
Später setzten sich ökologische Gründe durch:
• Der Biber gilt als „Baumeister der
Natur“
weil
er
für
hohe
Habitatstrukturierung
und
Lebensraumvielfalt verantwortlich ist.
Gerade leerstehende „Fluchtbaue“ des
Bibers werden gerne von Fischotter,
Bisamratte oder Nutria bezogen. Er
schafft
wertvolle
Feuchtgebiete,
gefällte Bäume sind als Totholz
wichtige Ressource für zahlreiche
Insekten, Dämme und Burgen sind
Sitzwarten für Vögel, Sonnenplätze für
Sumpfschildkröten und Einstandplätze
für Fische.
• Insgesamt steigt die Heterogenität der
Landschaft.
• Der Biber lässt sich für die
Renaturierung von Ufern einsetzen.
• Biberdämme haben wasserspeichernde
und -puffernde Wirkung und sind
regulierend bei Hochwässern
• Als
weichkuscheliger
Vegetarier
eignet er sich als Leittier oder
„umbrella
species“
für
Naturschutzprojekte.
Methodik: Die erfolgreichste Methode
Biber auszusetzen erfolgt mittels Kunstbau.
Auch
wurde
der
Biber
als
vermeintlicher Nahrungskonkurrent betrachtet,
da er als Fischesser galt. Heute weiß man, dass
er sich rein vegetarisch ernährt. Auch
durchkreuzte er mit seinen Bauaktivitäten
öfters die Regulierungs- und vor allem
71
Bestandsentwicklung
und Verbreitung des Bibers
in Österreich
In den ersten Jahren
nach 1976 kam es
aufgrund von Wilderei
und hochwasserreicher
Jahre nur zu einem
langsamen Wachsen der
Population.
Ab
1984/85
kam es zu einem
höheren
Populationsanstieg und
es
begann
die
Eroberung
neuer
Lebensräume (March,
rechtes
Donauufer,
Schwechat, Fischa). Im gesamten Donauraum
östlich von Wien schätzte man die
Gesamtpopulation 1988/1989 auf 100-150
Tiere.
Ab 1989 kam es dann zu einem starken
Anwachsen der Population, verbunden mit
einer erhöhten Dispersion. Der Biber breitete
sich in das System des Rußbaches, über die
March bis zur Thaya und über die Donau bis
Krems aus.
Heute besiedeln sie die Auen entlang
der Donau aufwärts bis Amstetten trotz der
total
kanalisierten
Wasserwege.
Der
Biberstand im Raum Wien-NiederösterreichSlowakei wird heute auf 1000 Tiere geschätzt.
eingreifen. Deshalb benötigen die Biber ein
Management. Das sind einfache Maßnahmen,
die Konflikte verkleinern könnten.
Abb.7: Verbreitung des Bibers in Österreich
Literatur
Errichtungsgesellschaft Marchfeldkanal:
Biber im Marchfeldkanal (Broschüre)
Distelverein: Biber: Sie schwimmen
wieder !
Kollar, H. P. und Seiter, M. (1990): Biber
in den Donau-Auen östlich von Wien. Eine
erfolgreiche Wiederansiedlung
Singer, G. : Vom Biberschutz zum
Bibermanagement (Seminararbeit)
Abb.6: Bestandesentwicklung in/östl.von Wien
Das weitere Populationswachstum
wird kurze Zeit noch exponentiell verlaufen,
dann
ist
aber
mit
Erreichen
der
Umweltkapazität eine Sättigung zu erwarten.
Biber
Probleme können dann auftreten, wenn
in
menschliche
Nutzungsrechte
72
Zoologie - Höhere Tiere
Der Biber
von Markus Gruber
Glücklicherweise nahm sich Bruno – Biber und alter
Freund meinerseits – einige Wochen vor unserem
Eintreffen in Marchegg Zeit, nagte also – wahrscheinlich
innerhalb einer einzigen Nacht – an der March einem
großen Baum sanduhrförmig die Rinde und 15cm vom
Holz ab und ließ die großen Holzspäne rund um den
Baum liegen. Ein Fischer, der seine fixe Hütte zum
Daubelfischen gleich neben diesem Baum stehen hatte,
bekam es mit der Angst zu tun, denn Bruno hätte ihm
bei Vollendung seines Werks den Baum genau auf seine
Hütte geschmissen, und schnitt den Baum kurzerhand
um. Bruno kam freundlicherweise wieder und fraß den
Baumstücken einen Großteil der Rinde ab. Außerdem
hinterließ er eine Rutsche und einige Pfotenspuren. Das
alles tat er netterweise nur einige Meter von unserer
Behausung entfernt und ich hatte den perfekten Platz
für meine Station.
Von der Biberspezialistin Österreichs Dr.
Sieber lieh ich mir den Schädel und das Fell Berts
(verstorbener Kollege Brunos), denn Bruno ließ sich
nicht breitschlagen, sich zwei Tage an meine Station zu
legen. Außerdem lieh mir Dr. Sieber freundlicherweise
die ausgestopfte Bisamratte Beate, um dieses - bis auf
den Schwanz und die Größe Bert sehr ähnliche - Tier
den Schülern zum Vergleich zu zeigen. Ein Zelt als
Regenschutz für Bert und einige Zetteln an den
umliegenden Bäumen mit Informationen rund um den
Biber (Reviere in Österreich, ähnliche Tiere, Bauten,
usw.) vervollständigte die Station.
2001
verschiedenen Varianten auszuprobieren und mich in
dieser Hinsicht zu verbessern. Beim abschließenden
Quiz schnitten die Schüler besser als erwartet ab, sieben
Schüler hatten alle Fragen (bis auf die Schätzfrage)
richtig. Die Fragen waren teils aus dem Vortrag, teils von
den aufgehängten Zetteln, aber auch durch Raten bzw.
Logik zu beantworten. Besonders freute mich, dass sich
einige Schüler zum Beantworten der Fragen die Zettel
noch einmal aufmerksam durchsahen. Die Quizlösung
wurde nicht verraten, sondern war nur am T-Shirt des
Gewinners zu sehen. Dieser musste in einem Stechen mit
einer Entscheidungsfrage (Wie viel Rinde muss ein Biber
am Tag fressen, wenn er mit 1,5 kg krautigen Pflanzen
auskommt? Antwort: 5kg) ermittelt werden.
Erfreulicherweise interessierten sich im allgemeinen
Trubel relativ viele Schüler für den Rücken des
Gewinners, auf dem die Quizlösung stand. Am
Nachmittag erschien eine Gruppe von Biologiestudenten
mit einigen Professoren, denen wir eine kurze Form
unserer Stationen präsentierten. Interessanterweise
zeigte sich keiner von uns bei diesem viel
anspruchsvolleren Publikum besonders nervös, wir
waren wohl alle bereits etwas zu müde, um solche
Regungen zu zeigen.
Vorbereitet hatte ich mir zuhause außerdem
etliche Zettel mit einem Biberquiz und zwei T-Shirts für
die Quizgewinner der beiden Klassen, die uns am
Donnerstag und am Freitag besuchten. Die T-Shirts
waren vorne mit einer etwas makaberen Darstellung von
Bert und hinten mit der Quizlösung (beide Seiten sowie
das Quiz sind im Anhang beigefügt) bedruckt.
Am Donnerstag besuchte uns eine 3. Klasse
aus Wr. Neustadt, die wir in 3er bzw. 4er Gruppen
einteilten. Die Schüler wussten überraschend viel und
waren auch sehr begeistert bei der Sache. Ich meine,
dass ihre engagierte Lehrerin großen Anteil an ihrem
guten Vorwissen und der Begeisterungsfähigkeit für das
Fach hatte. Der Vortrag vor den Schüler war eine gute
Erfahrung und mit jeder Gruppe wurde man etwas
sicherer. Besonders interessant war es für mich das
Frage- und Antwortspiel mit den Schülern in
Die 6. Klasse, die uns am Freitag besuchte,
wurde in drei 2er bzw. 3er Gruppen aufgeteilt und war
73
deutlich schwerer zu begeistern (obwohl sie Biologie als
Wahlpflichtfach gewählt hatten) als die jüngeren Schüler
am Vortag. Etwas merkwürdig erschien mir auch, dass
sie bei den selben Quizfragen schlechter abschnitten als
die 3.Klassler. Zu erklären ist das sicher durch die
geringere Begeisterung und durch weniger Vorwissen.
Ich glaube aber doch, dass sie einiges an Wissen mit
nach Hause nahmen. Als Sieger vom Biberquiz traf es
hier den einzigen Army-Fanatiker in der Klasse, der mit
dem Preis, einem gänzlich ungrünen Kleidungsstück,
wenig anzufangen wusste.
Nach
dem
südamerikanischen
Wasserschwein ist der
Biber das zweitgrößte
Nagetier der Welt.
Erwachsene
Tiere
können ein Gewicht
von über 30kg erreichen und eine Länge von
über 1,3m. Weibchen werden dabei ein wenig
größer als die Männchen.
Das auffälligste Merkmal des Bibers
ist wohl seine Kelle, der bis zu 35cm lange,
breit abgeflachte und beschuppte Schwanz. Die
Kelle ist ein wahres Multifunktionsorgan. Sie
dient beim Schwimmen der Steuerung und
unterstützt den Vortrieb, sie dient als
Fettspeicher für die karge Winterszeit, sie ist
Stütze für den sitzenden Biber, sie dient der
Alarmierung von Familiengenossen (Warnung
durch Klatschen auf das Wasser) und
besonders auch der Wärmeregulierung. Wegen
seines massigen Körpers und des dichten
Pelzes könnte der Biber bei Temperaturen über
20°C leicht überhitzen. Über die Kelle wird die
überschüssige Wärme aber ans Wasser
abgegeben.
Wirken Biber an Land oft plump und
unbeweglich, so ist ihr Körper dem Leben im
Wasser hervorragend angepasst. Der Kopf geht
halslos in den nach hinten breiter werdenden
Rumpf über, die gesamte Gestalt ist im Wasser
spindelförmig. An den Füßen befinden sich
kräftige Krallen, die beim Graben eingesetzt
werden. Die Fortbewegung im Wasser
besorgen hauptsächlich die großen mit
Schwimmhäuten
versehenen
Hinterfüße,
welche überdies eine Putzkralle besitzen, die
der Biber zur Fellpflege benutzt. Die kleineren
Vorderfüße dienen dem Biber als geschickte
Greifhände, mit denen er Holz zum Abnagen
festhalten und drehen kann. Beim Tauchen
sind sie fest an den Körper angelegt.
Das typische Nagetiergebiss mit
insgesamt 20 Zähnen hat tief im Ober- und
Unterkiefer verankerte Schneidezähne. Mit den
oberen Schneidezähnen hackt sich der Biber
im Holz fest und mit den unteren schlägt er die
Späne heraus, aber auch Feinarbeiten, wie das
Abschälen von Rinde, sind für ihn kein
Problem. Die Vorderseite der Schneidezähne
besteht aus einer schmalen härteren
Schmelzschicht, der breitere hintere Teil aus
weicherem
Dentin.
Durch
ihre
unterschiedlichen Härten nutzten sich die
Schichten verschieden schnell ab und die
Schneidezähne sind daher ständig scharf. Mit
den 16 Backenzähnen zerkleinert der Biber die
Nahrung.
12.000 Haare/cm² am Rücken und bis
zu 23.000 Haare/cm² am Bauch machen das
Biberfell zu einem der dichtesten im Tierreich
überhaupt. Das Haarkleid besteht aus einer
dichten Unterwolle, die von an der Spitze
verbreiterten Grannenhaaren abgedeckt wird.
Das Fell wird regelmäßig untertags im
Wohnbau mit der Putzkralle gekämmt und mit
einem ölhältigen Sekret, dem Bibergeil, aus
einem Drüsenpaar im Afterbereich eingefettet.
Ein zwischen den Haaren gespeicherter
Luftpolster bietet Wärmeschutz und unterstützt
den Auftrieb beim Schwimmen. Das Biberfell
ist in der Regel hell- bis dunkelbraun, es
kommen aber auch schwarze Exemplare vor.
Biber sind hervorragende Taucher; in
der Regel tauchen sie nur etwa zwei bis fünf
Minuten, bei Gefahr können sie aber auch bis
zu zwanzig Minuten unter Wasser bleiben. Der
Blutkreislauf wird bei langen
Tauchgängen so gesteuert, dass
nur das Gehirn mit
Sauerstoff aus dem
Blut versorgt wird,
der restliche Körper
wird mit dem im
Muskelgewebe
gespeicherten
Sauerstoff
versorgt.
Biberbau und
Familienleben
Der Wohnbau wird immer so errichtet, dass ein
Einschwimmen unter Wasser möglich ist, und
der Wohnraum auch bei höherem Wasserstand
trocken bleibt. Eine mögliche Form des
Biberbaus ist die Burg (s.rechts). An flachen
Uferböschungen baut sich der Biber eine
Uferburg, die er bis zu 2m mit Holz bedeckt.
Nur an ganzen flachen Ufern errichtet der
Biber die „klassischen“, inselartig im Wasser
74
stehenden
Burgen,
die
den
größten
Arbeitsaufwand in Bau und Erhaltung
erfordern. Über das Grundgerüst aus starken
und dünneren Ästen wird eine Abdichtung aus
Schlamm, Erde und Pflanzenmaterial gelegt, es
wird immer wieder ausgebessert und überbaut.
Dämme sind in Österreich sehr selten, da in
den bisher besiedelten Gebieten meist
ausreichend Uferböschungen zu Verfügung
stehen. Zu erwähnen ist aber die Tatsache, dass
Biber mit solchen Staudämmen in der Lage
sind, den Wasserstand in ihrer Burg sehr genau
zu regeln, indem sie Material hinzufügen oder
entfernen.
Hat der Biber ein steileres Ufer zur
Verfügung, so gräbt er sich unterirdisch eine
Röhre in die Böschung. Der Röhrenbau (s.o.)
ist die bei weitem häufigere Form und es gibt
ihn in den verschiedensten Ausführungen:
bedeckt mit Holz/ohne Holz oder auch unter
Uferbäumen. Normalerweise gräbt sich der
Biber einen oder auch mehrere Fluchtbaue.
Ganz oben im Bau befindet sich die
Wohnhöhle, direkt über dem Wasserspiegel ist
oft ein zweiter, kleinerer Raum, den der Biber
nutzt und von kleinen Zweigen die Rinde
abschält und frisst. Da der Eingang unter
Wasser liegt, bleiben Röhrenbaue für den
Menschen meist unsichtbar; nur bei
Niederwasser kommen die Röhren zum
Vorschein. Leichter zu finden sind sogenannte
„Rutschen“, ca. halbmeterbreite Rinnen, die
dem Biber den Ein- und Ausstieg aus dem
Wasser über die Uferböschung erleichtern.
Von den Rutschen aus können häufig
ausgetretene Wege und Fraßspuren beobachtet
werden.
Ist ein junger Biber zwei Jahre alt, so
muss er sich ein eigenes Revier und einen
Partner suchen. Hat sich ein Paar in einem
eigenen Revier gefunden, so richtet es im
ersten
gemeinsamen
Sommer
seinen
zukünftigen Lebensraum ein. Im Hochwinter
darauf umwirbt das Männchen seine Partnerin
mit Ausdauer und wenn sie bereit ist, bleiben
sie ein Leben lang, also bis zu 20 Jahren und
mehr, zusammen. Im Frühjahr kommen nach
rund 90 Tagen Tragezeit zwei bis vier Jungen
zur Welt und werden von den Eltern und
Geschwistern rund um die Uhr betreut. Zwei
Monate werden sie gesäugt und erst nach
einem halben Jahr suchen sie selbständig
Futter. Im ersten Lebenswinter beteiligen sich
die Jungen an allen Arbeiten im Revier.
Der Biber in
Österreich
In Nordamerika dürfte es vor dem
Eingriff des Menschen noch zwischen 60 und
400 Millionen, in Europa und Asien mehrere
100 Millionen Biber gegeben haben. Wegen
seines Fells, dem Bibergeil und seinem Fleisch
wurde der Biber in 300 Jahren drastisch
reduziert und in Österreich völlig ausgerottet.
Das Biberfell wurde ob seiner enormen Dichte,
der schönen Färbung und der Haltbarkeit bald
ein wertvolles Handelsgut, es erreichte zu
Spitzenzeiten sogar den Gegenwert eines
Pferdes und trug wesentlich zum Reichtum der
Hanse bei. Das Bibergeil erfreute sich als Heilund Potenzmittel enormer Beliebtheit und auch
dem Fleisch kam eine besondere Bedeutung
zu. Da beinahe die Hälfte des Jahres aus
Fasttagen bestand und der Biber immerhin
einen beschuppten Schwanz hat, wurde er
einfach zu den Fischen gezählt und durfte
damit auch zur Fastenzeit verspeist werden.
75
Am Inn und
in der Salzach wurden
1971
Biber
wiederausgesetzt, die
inzwischen unter dem
Einfluss
einiger
bayrischer
Biber
stabile
Bestände
gebildet haben und
breiten sich über die
Donau weiter aus. Im
Nationalpark Grünau
im
Almtal,
OÖ
entkam 1985 ein
Biberpärchen und hat
eine kleine „Biberzelle“ gebildet. Das
größte
Bibergebiet
liegt im Osten Niederösterreichs, 1976 wurden
hier 45 Europäische Biber am nördlichen Ufer
der Donau zwischen Eckartsau und Wien
ausgewildert. Nach anfänglichen Verlusten
vermehrte sich der Bestand auf 150 Tiere und
die Eroberung neuer Lebensräume begann. Im
Osten drang der Biber bis in die Slowakei vor,
im Süden besiedelt er die Schwechat und die
Fischa, im Westen wurde sogar Wien
überwunden und die Lücke zu den Beständen
weiter westlich geschlossen und im Norden ist
er bereits bis nach Tschechien vorgedrungen.
Diese ostösterreichische Bibergruppe umfasst
heute sicher mehr als 1000 Tiere, dazu
kommen noch mindestens 150 Tiere in den
nordöstlichen Nachbarstaaten.
Nicht nur die ursprünglich heimische
Biberart Castor fiber, sondern auch die
nordamerikanische Art Castor canadiensis
wurde in Österreich wiederausgesetzt. War
man lange Zeit der Meinung, dass der Castor
canadiensis nicht überlebt hat, so zeigen
neuere genetische Untersuchungen, dass in
Österreich Hybriden der beiden Arten
vorhanden sind. Sie lassen sich in jedem Fall
fertil untereinander kreuzen.
Über das Wiederaussetzen sind vor
allem viele Fischer und Bauern nicht sehr
glücklich, denn durch seine Holzfällerei
zerstört er hin und wieder ein Gebäude oder
einen Damm. Er frisst auch gerne Mais,
Zuckerrüben oder andere Kulturpflanzen. Für
die Artenvielfalt in der Natur leistet er aber
große Dienste, er schafft vielfältige Lebensräume. Gefällte Bäume beherbergen eine
Vielzahl von Tieren und schaffen kleine,
sonnengewärmte Lichtungen im dunklen
Auwald. Mit dem Damm schafft er mitten im
© Sieber 1999
Fluss ein stehendes Gewässer, das von den
Wasserbewohnern aber trotzdem überwunden
werden kann und viele sehr unterschiedliche
Tiere nutzen verlassene Biberbauten. Das
Fehlen seiner früheren Feinde wird sich
wahrscheinlich nicht negativ auswirken, da
sich Populationen selbst regulieren; die
Kinderanzahl sinkt bei zu vielen Individuen
und die Reviere sind klar abgesteckt
Vergleich mit
ähnlichen Säugern
Die 60cm große Bisamratte, Ondatra
zibethicus, könnte auf den ersten Blick, vor
allem beim Schwimmen, mit einem kleinen
Biber verwechselt werden. Im Gegensatz zum
Biber besitzt die Bisamratte, die zu den
Wühlmäusen gezählt wird, aber keinen
flachen, breiten, sondern einen vertikal
abgeflachten, kleineren Schwanz und sie
hinterlässt unterschiedliche Spuren. Auch die
Nutria, Myocastor coypus, ist durch Spuren
und Schwanz vom Biber zu unterscheiden; der
Schwanzquerschnitt ist bei ihr dreiecksförmig.
Sie wird ungefähr 100 cm groß, stammt aus
Südamerika und wird bei uns noch immer als
Pelztier gehalten, kommt aber auch in der
Natur immer häufiger vor. Durch ihre
schlechte Anpassung an unsere Breiten kann
ihr in einem kalten Winter der Schwanz
abfrieren. Der Fischotter, Lutra lutra, wird
nicht so leicht mit dem Biber verwechselt, der
längere Hals und der dichtbehaarte Schwanz
sind ein deutliches Unterscheidungsmerkmal.
Bisamratte, Nutria und Fischotter, die nicht so
gern graben, beziehen oft auch leerstehende
Uferlöcher des Bibers. Dieser duldet
manchmal auch Bisamratten als Untermieter.
76
Biberquiz
Mitsamt der beschuppten Kelle (Schwanz)
wird der Biber bis zu
470 cm
4100 cm
4130
cm
lang
Das ölhältige Sekret, mit dem sich der Biber
einfettet, stammt aus einem Drüsenpaar im
Afterbereich und
wurde im Mittelalter
besonders als
4Heilund
Potenzmittel
4Massageöl
und
Schuhfett geschätzt.
Der Eingang eines Biberbaus liegt
4unter Wasser
4über Wasser
Biber leben
4monogam
4polygam
Der Biber ernährt sich 4von Fischen
4vegetarisch
Am Bauch, an der dichtest behaarten Stelle
besitzt der Biber
bis zu .................
Haare/cm². (Zum
Vergleich:
der
Mensch hat auf
der Kopfhaut 300
Haare/cm².)
Ich bin Biberspezialist...
...und wusste, dass ...
... der Biber mitsamt der beschuppten Kelle bis
zu 130 cm lang wird.
... das ölhältige Sekret, mit dem sich der Biber
einfettet,
aus
einem
Drüsenpaar
im
Afterbereich stammt und im Mittelalter mehr
als Heil- und Potenzmittel und weniger als
Massageöl und Schuhfett geschätzt wurde.
... der Eingang
eines
Biberbaus
unter Wasser
liegt.
... Biber
monogam
leben.
... er sich rein vegetarisch und nicht von
Fischen ernährt.
... der Biber am Bauch, an der dichtest
behaarten Stelle bis zu 23.000 Haare/cm²
besitzt.
(Menschl.
Kopfhaut 300
Haare/cm².)
77
Feedback
Auswertung studentisches Feedback
von Martin Fliegenschnee(Tutor seit 2001)
Gesamte Statements
Was hat es mir gebracht?
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Erfahrung in der Freilanddidaktik
Habe Möglichkeit aufgezeigt bekommen, wie man anschaulich Wissen vermitteln kann
und auch durch die Beschäftigung mit meinem Thema profitiert
Erste Berührungsängste abgebaut
Erfahrung sammeln in Bezug auf Präsentation
Fragen stellen, wie verhalte ich mich gegenüber den SchülerInnen beim Vortrag…
Umgang mit SchülerInnen „geübt“
Koordination und Organisation was habe ich zur Verfügung
was kann ich damit machen
Lebendes Anschauungsmaterial ist wichtig
Die LV hat mir sehr viel gebracht; Ich bin positiv überrascht; Habe viel Erfahrungen gesammelt.
Vor allem der erste Kontakt mit den SchülerInnen; Es war interessant, mich selbst zu beobachten,
wie ich mit den SchülerInnen umgehe.
Ebenso auch das Zusammenstellen der Materialien (Einfangen der Tiere)
Mir persönlich gefallen praktische LV (Exk.) viel besser als reine Theorie „learning by doing“
Überraschend viel; dazu gelernt bei Wissensvermittlung, pädagogische Erfahrung,…
Allgemein im Umgang mit Menschen dazugelernt (Gruppenverhalten: SchülerInnenSchülerInnen, StudentInnen-StudentInnen)
Viel gelernt, mich trotzdem wie in einem anstrengendem Urlaub gefühlt
Viel! Umgang mit SchülerInnen gelernt und verbessert.
Wichtigkeit von Anschauungsmaterial gesehen
Anregungen und Ideen erhalten
Spaß mit SchülerInnen und KollegInnen gehabt
Schönen Gegend kennengelernt
Über viele verschiedene Themen nachgedacht und gehört (andere Stationen)
Viele Infos erhalten und sehr interessante Tiere über mehrere Tage beobachtet und kennengelernt
Hatte mit vorher viel erwartet und wurde sogar noch positiv überrascht P noch besser als erwartet
Zugang zu nicht beliebten und nicht genau bekannten Tiergruppen bekommen
Effizienz
Flexibilität
Erster Kontakt zu SchülerInnen
Erfahrung des Unterschieds zwischen Unter + Oberstufe
Arbeit in der Natur vor Ort
Erstmaliger Umgang mit SchülerInnen
Fachwissen teilweise verbessert
Tolle Gemeinschaft erlebt
Lehrpersonal war sehr kollegial
Sehr angenehmes und liberales Klima
Appell an Selbständigkeit Super!!!
Erfahrung
Direkten Vergleich Ober- und Unterstufe
Kein Biologie ohne Freiland
Was hätte ich gerne anders gehabt?
Am Donnerstag mehr Zeit zum relaxen und für mich selbst, um den Vormittag wirken zu lassen
Mehr Zeit pro Gruppe
Mehr Zeit mit den SchülerInnen; sonst was alles in Ordnung
Finde, dass die LV schon sehr ausgereift ist; tut mir leid, keine Verbesserungsvorschläge
Mehr Trink- und sauberes (Wr.) Wasser fürs Hände waschen
Kontaktlinsen
Mehr Fleisch fürs grillen
78
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Heuriger war für 150.- viel zu teuer!
Zielsetzung vorher definieren
Großzügige Einleitung bei der 6. Klasse + Hinführen zum Thema
Bessere fachliche Kompetenz meinerseits
Fließendes Wasser wäre super
15 min waren eindeutig zu kurz für Vortrag (vielleicht zu viele Stationen?)
Thema gut, aber etwas zu spät
fehlende Literatur (trotzdem bestmögliche Unterstützung d.
Erich)
Was ist offen geblieben?
Für die Naturerfahrungsspiele war keine Zeit mehr
Hätte gerne verschiedene Fachdidaktikspiele vorgestellt bekommen
Alles in Nachbesprechung zu erledigen
Nichts blieb offen
Nix!
Keine Beschwerden!
Wie die Situation bei 30 SchülerInnen (statt 2,3) ist
diese Übung konnte die Situation in der
Schule nicht imitieren
Zusammengefasstes Feedback
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Was hat es mir gebracht?
Erste Erfahrungen
Erstmaliger Umgang mit SchülerInnen
Erste Berührungsängste abgebaut
Wichtigkeit von Anschauungsmaterial gesehen
Reflexion
Fragen stellen, wie verhalte ich mich gegenüber den SchülerInnen beim Vortrag…
Es war interessant, mich selbst zu beobachten, wie ich mit den SchülerInnen umgehe.
Prinzipielles
Mir persönlich gefallen praktische LV (Exk.) viel besser als reine Theorie „learning by doing“
Allgemein im Umgang mit Menschen dazugelernt (Gruppenverhalten: SchülerInnenSchülerInnen, StudentInnen-StudentInnen)
Über viele verschiedene Themen nachgedacht und gehört (andere Stationen)
Viele Infos erhalten und sehr interessante Tiere über mehrere Tage beobachtet und kennengelernt
Flexibilität
Erfahrung des Unterschieds zwischen Unter + Oberstufe
Was hätte ich gerne anders gehabt?
Schulgruppe
Mehr Zeit pro Gruppe
Mehr Zeit mit den SchülerInnen
15 min waren eindeutig zu kurz für Vortrag (vielleicht zu viele Stationen?)
Bedingungen vor Ort
Mehr Trink- und sauberes (Wr.) Wasser fürs Hände waschen
Kontaktlinsen
Fließendes Wasser wäre super
Reflexion
Am Donnerstag mehr Zeit zum relaxen und für mich selbst, um den Vormittag wirken zu lassen
Was ist offen geblieben?
Naturerfahrungsspiele
Für die Naturerfahrungsspiele war keine Zeit mehr
Hätte gerne verschiedene Fachdidaktikspiele vorgestellt bekommen
Prinzipiell
Wie die Situation bei 30 SchülerInnen (statt 2,3) ist
diese Übung konnte die Situation in der
Schule nicht imitieren
79
Feedback
Lehrer- & Schüler-Feedback
3.Klasse BG Gröhrmühlgasse, Wr. Neustadt2001
„Was hat dir am besten gefallen?“
Station
Essen
Anzahl
9
♂:♀
5:1
Schlangen
8
3:3
Fische
4
3:0
Urzeitkrebse
4
2:0
Frösche
2
?
Insekten
1
1:0
Kommentar
Hunger (3x)
weil es voll gut geschmeckt hat (4x)
da es interessant ist was man alles essen kann
da es einmal ein anderes Essen als sonst war
durfte man angreifen
da ich Schlangen sehr mag
sind faszinierende Tiere, weil sie sich anders bewegen
da ich mich sehr für Fische interessiere und daher war diese
Station ideal für mich
interessant (2x)
sehr informativ, spannend
interessant
durfte man angreifen
„Was hat dir weniger gut gefallen?“
Station
Fische
Totes Holz lebt
Mücken
Anzahl
6
♂:♀
3:3
2
1
1:0
1:0
Kommentar
weil die war irgendwie fad (2x)
langweilig (2x)
nur ein Fisch
da es nicht interessant war
da ich mich überhaupt nicht für Mücken interessiere
80
Grundsatzdiskussion
Naturerfahrung: Fühlen statt Wissen?
Esoterisch-pantheistische Ansätze in der Umwelterziehung
von Erich Eder
Dieser Artikel erschien in „schulheft“ Nr. 103 (2001)
und ist als kritische Diskussionsanregung für alle mit
Umwelterziehung Befassten gedacht. Gegründet wurden
die „schulhefte“ 1976, nach Eigendefinition getragen
von der Aufbruchsstimmung der 68er-Bewegung, als ein
kritisch pädagogisches Forum, das Theorie und Praxis
verzahnt. Das „schulheft“ erscheint vier Mal im Jahr.
Aus dem Inhalt von Heft 103 („Karma und
Aura statt Tafel und Kreide: Der Vormarsch der Esoterik
im Bildungsbereich“): Positiv statt kritisch denken,
Esoterikboom, Die obskure Welt von Anthroposophie
und Waldorfpädagogik, NLP, Baumkreise und andere
Kraftorte, Ahnungslose Schwärmerei - die Begeisterung
für den Dalai Lama.... Autoren: El Awadalla, Christoph
Bördlein, Erich Eder, Colin Goldner, Claudia KierspeGoldner, Reinhard Pitsch, Erich Ribolits, Maria
Wölflingseder, Heinz Zangerle, Johannes Zuber.
Bestellbar am Internet: www.schulheft.at
Wozu Naturerfahrung
Brauchen Kinder Naturerfahrung - und wenn
ja, welche? „Für manche gilt diese Frage schon
als ketzerisch, denn sie glauben inniger an das
Gute in der Natur, als je ein Heiliger an Gott.“2
Sinn
und
Zweck
der
modernen
Umwelterziehung ist es, ein Verständnis für
ökologische Zusammenhänge herzustellen und
als daraus resultierendes Fernziel ein
verantwortliches Verhalten gegenüber Natur
und Umwelt zu bewirken. Alle Studien weisen
darauf hin, dass Naturerfahrung tatsächlich
eine notwendige Bedingung für jede Art von
umweltverantwortlichem Verhalten zu sein
scheint.3 4 – Einer durch multimediale
Reizüberflutung geprägten Jugend die stille,
unaufdringliche Schönheit der Natur zu
vermitteln, ist für den Pädagogen von heute
tatsächlich eine Herausforderung: Natur ist in
Wirklichkeit viel unspektakulärer, als es die
actionreichen „Universum“-Filme vorgaukeln.
2
Stuik, H. 1993. Sind Umwelterzieher bessere
Menschen? Umwelterziehung 4/5: 52-54.
3
Finger, M. 1993. Führt Umweltlernen zu
verantwortungsbewussterem
Verhalten?
Umwelterziehung 4/5: 18-19.
4
Bögeholz, S. 1999. Qualitäten primärer
Naturerfahrung und ihr Zusammenhang mit
Umweltwissen und Umwelthandeln. Leske u. B.
Vlg., Leipzig.
LehrerInnen sind nicht anfälliger für
New-Age-Esoterik als andere Berufsgruppen.
Für den Biologie-Unterricht im Freiland gilt
aber ganz besonders, dass mangelndes
Grundlagen- und Detailwissen für „alternative“
Konzepte anfällig macht. Selbst BiologieLehrerInnen
verfügen
vielfach
über
mangelhafte Kenntnisse der heimischen Fauna
und Flora und laufen leicht Gefahr, von
unkontrolliert ausschwärmenden Kindern
unbekannte Tiere und Pflanzen apportiert zu
bekommen. Da es oft schwer fällt, ehrlich zu
sagen „das kenne ich nicht“, greifen sie
vielleicht bei der nächsten Exkursion auf
strukturierte Fühl-, Tast- oder Riechspiele
zurück und lassen die Kinder mit verbundenen
Augen Bäume umarmen... Ein großer Teil der
verbreiteten
Literatur
zum
Thema
Naturerfahrung stammt von Nicht-Biologen,
und oft hat es den Anschein, dass konkrete
Wissenslücken durch „ganzheitliche“ Spiele
und „Naturmeditationen“ kompensiert werden.
Die Grenzen zur Esoterik-Szene werden dabei
gelegentlich überschritten, wie im Folgenden
gezeigt werden soll.
Romantik - Kitsch - Esoterik
Die Übergänge zwischen Ästhetik, „Romantik“, Kitsch und Esoterik sind fließend und
nicht immer klar nachvollziehbar. „Für viele
ist es heute sehr schwer geworden, sich noch
als Teil der Natur zu verstehen.“5 Mag sein dennoch wird ein Buch, das dem Leser
verspricht, „an den Mysterien der Natur
teilzuhaben und in den Genuss ihrer
machtvollen Weisheit zu kommen“, von
aufgeklärten Pädagogen wohl kaum zu Rat
gezogen werden. Doch auch der weltweit
bekannteste Naturpädagoge, Joseph Cornell,
spricht in der Einleitung zu seinem Bestseller
„Mit Kindern die Natur erleben“ wörtlich von
„Herrlichkeit und Kraft, Mysterium und
Wunder“ der Natur6. Ist die wörtliche
Übereinstimmung mit Vaterunser und Credo
5
Gabriel, V. 1999. Der alte Pfad. Wege zur Natur
in uns selbst. Arun Verlag, Vilsb.
6
Cornell, J.B. 1979. Sharing nature with children.
A parents’ and teachers’ nature-awareness
guidebook. (Mit Kindern die Natur erleben).
Deutsche Ausgabe 1989. Ahorn Verlag, Prien.
81
ein Zufall? Cornells drittes Buch gibt die
Antwort:
Die Vö gel des Himmels
sind meine Brüder,
all die Blumen meine Schwestern,
die Bäume meine Freunde.
Alles, was lebt, die Berge und die Flüsse
sie alle nehm’ ich in Schutz.
Denn diese grüne Erde ist unsere Mutter,
verborgen im Himmel oben ist der Geist.
Ich teile mein Leben mit allen hier;
und jedem geb’ ich meine Liebe
und jedem geb’ ich meine Liebe. 7
Sinnsprüche,
Aphorismen
und
Sprichworte in geschwungener Zierschrift auf
der einen Seite, Ansichtskartenästhetik-Fotos
gegenüber - wer kennt sie nicht, die
ungeliebten, kleinen Geschenk-Bücher namens
„Freundschaft“ oder „Kleine Weisheiten“, die
man entweder so rasch wie möglich
weiterschenkt oder in der Straßenbahn liegen
lässt.
Doch
Cornells
„Wege
zur
Naturerfahrung“ sind eine nähere Betrachtung
wert, arbeitet doch heute weltweit ein Großteil
der Umwelterzieher nach seinen Konzepten8 9
10
.
Um
keine
Missverständnisse
aufkommen zu lassen: Die internationale
Anerkennung für Cornells Naturerlebnispädagogik besteht zu Recht. Cornell
entwickelte anregende, sinnesbetonte Spiele11,
die als „Eisbrecher“ oft den Einstieg zu Beginn
7
Cornell, J. 1987. Listening to nature. How to
deepen your awareness of nature. (Auf die Natur
hören. Wege zur Naturerfahrung). Deutsche
Ausgabe 1991. Verlag an der Ruhr, Mühlheim an
der Ruhr.
8
Trommer, G. 1991. Natur wahrnehmen mit der
Rucksackschule. Westermann Schulbuchverlag,
Braunschweig.
9
Claussen, C. 1996. Umwelt und Natur erleben,
erfahren, begreifen, erhalten 2. Lehrerhandbuch.
Kinder erfahren Umwelt und Natur mit allen
Sinnen (Lernmaterialien). Klett Schulbuch,
Stuttgart.
10
Seifert, G., Steiner, R., Tschapka, J. 1999.
Zwischen
Management
und
Mandala:
Umweltbildung quer durch Europa - Ein Lese- und
Methodenbuch. Forum Umweltbildung, Wien.
11
Cornell, J. 1989. Sharing the joy of nature.
Nature activities for all ages. (Mit Freude die Natur
erleben. Naturerfahrungsspiele für alle). Deutsche
Ausgabe 1991. Verlag an der Ruhr, Mühlheim an
der Ruhr.
einer Freiland-Exkursion erleichtern. Die
meisten
dieser
Spiele
sind
der
Sinneswahrnehmung förderlich und noch nicht
als „esoterisch“ einzustufen12. Dennoch
misstraue ich Cornells Ansatz des „intuitiven“
Naturverständnisses. Emotionen sind mit
Sicherheit der wichtigste Faktor menschlichen
Handelns, und „nur was man liebt, das schützt
man“.
Doch
in
Analogie
zu
zwischenmenschlicher Liebe erscheinen mir
Emotionen als Folge einer intensiven
Auseinandersetzung mit einer Thematik
„echter“ als kurzfristig durch charismatische
Persönlichkeiten
suggerierte
Gefühle.
Emotionen
sind
darüber
hinaus
per
„Zwangsbeglückung“
nicht
nachhaltig
vermittelbar.
Man sieht nur mit dem Herzen gut
Cornell selbst ist sich bewusst, dass
„[...]Gefühle allein oft nicht genug sind,
besonders dann, wenn andere sie nicht teilen“
und wie wichtig es ist, sein „intuitives
Verständnis der Natur mit Fachkenntnissen zu
untermauern.“ 13 Doch wie ein roter Faden
zieht sich der Grundsatz „Man sieht nur mit
dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die
Augen unsichtbar“14 durch die einschlägige
Literatur und taucht selbst in seriösen Werken
unwidersprochen auf15. Trotz der in weiten
Gesellschaftskreisen
mittlerweile
stattgefundenen „Heiligsprechung“ Saint-Exupérys
sei darauf hingewiesen, dass diese Haltung alle
(selbst von Cornell geforderten) Fachkenntnisse ad absurdum führt. Immerhin
verdanken wir die wesentlichen ökologischen
Erkenntnisse unserer Zeit nicht romantischen
Poeten, sondern „trockenen“ Wissenschaftern.
Doch im Sinne der postmodernen
Wissenschaftsskepsis und Beliebigkeit (jeder
Mensch hat einen anderen „Zugang“ zur Welt,
den man eben akzeptieren muss) wird Bildung
12
Ob sie ökologisch relevante Information
vermitteln, darf in einigen Fällen bezweifelt
werden.
13
Cornell, J.B. 1979. Sharing nature with children.
A parents’ and teachers’ nature-awareness
guidebook. (Mit Kindern die Natur erleben).
Deutsche Ausgabe 1989. Ahorn Verlag, Prien.
14
de Saint-Exupéry, A. 1945. Le petit prince. (Der
kleine Prinz). Deutsche Ausgabe 1998. Rauch,
Düsseldorf.
15
Fliegenschnee, M. & Schelakovsky, A. 1998.
Umweltpsychologie und Umweltbildung. Eine
Einführung aus humanökologischer Sicht. FacultasUniv.-Verl., Wien.
82
erst „verantwortbar“, wenn ihr „Bildung des
Herzens“ vorangeht, „weil sie Liebe für alles
Sein
weckt.“16
Im
Namen
eines
„ganzheitlichen“ Bildungsanspruch wird die
Einbeziehung von Sinnen, Kreativität,
Phantasie, Spiel, ästhetischem Empfinden,
Philosophie und (!) Meditation gefordert.
Meditation, Yoga und dergleichen werden
wiederum häufig von Gurus oder sektenähnlichen Organisationen als Köder für den
Mitgliederfang eingesetzt17. Durch die
selbstverständliche Anwendung von Meditationsübungen, vor allem, wenn diese bereits in
frühester Kindheit stattfinden („Kraftquellen
für Kinder“)18 19 20, besteht die Gefahr, Kinder
und Jugendliche für Beeinflussungen aus der
Esoterik-Szene empfänglich zu machen.
Naturphilosophie und Animismus
Wenn die Bäume unsere Brüder werden21 (und
wir zum Baum) oder die Aura von Kraftorten
wahrgenommen werden soll, ist die Grenze
zum Parareligiösen überschritten worden. „Mit
den Wurzeln suche vorsichtig Halt, mit dem
Stamm strecke dich neugierig ans Licht, recke
deine Äste und fühle dich wohl. Zweige
schaukeln
sanft
deine
Seele
im
22
Wind...leben.“ – „Wie finde ich meinen
eigenen Kraftort? Wie nehme ich Kontakt zu
Naturgeistern und Elementarwesen auf? Wo
steht mein Lebens- und Kraftbaum?“ Und
(offenbar wieder ein Tipp für unsere Brüder,
die Bäume): „Wie finde ich Zugang zu den
eigenen Wurzeln?“23
16
Kalff, M. 1994. Was ist Natur- und
Umweltpädagogik? In: Kalff, M. (Hrsg.):
Handbuch zur Natur- und Umweltpädagogik Theoretische
Grundlagen
und
praktische
Anleitungen für ein tieferes Mitweltverständnis.
Ulmer Verlag, Thuningen.
17
Awadalla, E. 2000. Kraftorte Geldquellen –
Österreichischer Sekten- und Esoterikatlas. Folio
Verlag, Wien.
18
Hufmann, S.& Hufmann, S. 1997. Blumen der
Sonne. Naturmeditationen mit Kindern. Kösel,
München.
19
Hufmann, S.& Hufmann, S. 1998. Bäume sind
Freunde. Naturmeditationen mit Kindern. Kösel,
München.
20
Brunner, R. 1996. Hörst du die Stille? Meditative
Übungen mit Kindern. Kösel, München.
21
Fuhrmann, E. 2000. Mein Freund, der Baum.
Humboldt, München.
22
Knelles, S. 1999. Bäume, Freunde fürs Leben.
Eigenverlag.
23
Gabriel, V. 1999. Der alte Pfad. Wege zur Natur
in uns selbst. Arun Verlag, Vilsb.
Bei einer Herausgeberin der Zeitschrift
„Hag
und
Hexe“
mögen
solche
„naturreligiöse“ Tendenzen nicht verwundern,
aber selbst manche Exponenten der Öko-Szene
bekennen sich ganz öffentlich zu einem neuen
Animismus: „Es läuft darauf hinaus, dass wir
die religiöse Dimension, die wir jetzt seit 2000
Jahren an die Kirche delegiert haben, wieder
bewusst
in
unser
tägliches
Leben
integrieren.“24 Wen wundert es da noch, wenn
selbst „hochoffizielle“ Stellen wie die ÖGNU
oder die Gemeinde Wien höchst fragwürdige
„Naturerfahrungs“-Projekte
wie
den
„keltischen“ Baumkreis auf der Himmelswiese
unterstützen? Mit insgesamt (unbestätigten) 40
Millionen Schilling16 (2,9 Mio. EUR) förderte
die Stadt Wien das Projekt des "keltischen
Baumkreises". Vierzig (zum Teil, wie Ölbaum,
Feige oder Zypresse, völlig standortfremde)
Bäume zieren mitten im Landschaftsschutzgebiet Wienerwald die „Himmelswiese“
am Cobenzl. Ein vor rund 40 Jahren
erfundenes „Baumhoroskop“ wird dem
unbedarften Besucher als „original keltisch“
präsentiert.
Welche
Form
der
„Naturerfahrung“ soll hier vermittelt werden?
Jedenfalls genierten sich weder der Wiener
Bürgermeister, übrigens Biologe, noch der
Präsident des Kuratoriums "Rettet den Wald"
und des Umweltdachverbands ÖGNU,
spatenstechend für New-Age-Esoterik zu
werben.
Zurück zu Joseph Cornell: „John Muir
hat gesagt: ‚Jeder Gegenstand in der Natur ist
ein Leiter von Göttlichkeit’. [...] Wenn ein
Tier, eine Pflanze, ein Fels oder ein schöner
Flecken ihre Aufmerksamkeit weckt, halten
Sie und danken Sie still für die Freude und
Schönheit, die Sie fühlen. Sie können [...] das
folgende Gebet benutzen25...“.
Es steht mir nicht zu, solche
Naturphilosophie
oder
Pantheismus
grundsätzlich zu verunglimpfen - doch
erscheinen sie mir wohl eher für den
Religions- als für den Biologieunterricht
geeignet. Im Sinne religiöser Toleranz muss
auf die immer größere Zahl konfessionsloser
SchülerInnen Rücksicht genommen werden!
Auch und gerade Agnostiker sind an intakter
24
Kennedy,
M.
1993.
Ökologie
als
Verführungskonzept. Umwelterziehung 4/5: 25-27.
25
Cornell, J. 1987. Listening to nature. How to
deepen your awareness of nature. (Auf die Natur
hören. Wege zur Naturerfahrung). Deutsche
Ausgabe 1991. Verlag an der Ruhr, Mühlheim an
der Ruhr.
83
Natur und gesunder Umwelt interessiert, sind
sie doch ausschließlich darauf angewiesen, ihr
Heil im Diesseits zu finden...
Tiere und Pflanzen als Brüder und
Schwestern zu bezeichnen, wie im oben
zitierten Gedicht „Die Vögel des Himmels“
(eine ästhetische Wertung sei Berufeneren
überlassen), kann aus unterschiedlichen
Motiven heraus geschehen, etwa aus
religiösen. Als Biologe bevorzuge ich die
evolutionäre Deutung: Alles Leben stammt
von gemeinsamen Vorfahren ab. Kann nicht
das Staunen über ein selbstorganisiertes
System, dessen enorme Vielfalt nur aus dem
Spiel von Zufall und Selektion entstanden ist,
ein viel größeres sein als die verordnete
„Ehrfurcht“26
vor
einer
willkürlichen
Schöpfung?
Aufgeklärte
Verund
Bewunderung bei den SchülerInnen zu
wecken, sollte unser Ziel sein, um frei
denkende Menschen heranzuziehen, die der
Natur und ihren Mitlebewesen mit Respekt und
Verständnis, durchaus auch mit Emotionen,
aber ohne sentimentale Ehrfurcht begegnen.
Nur wirklich fundiertes Wissen kann
ein
tieferes
Verständnis
für
die
Schutzwürdigkeit von Ökosystemen schaffen:
„Der ‚naturschützende Mensch’ [kann] auch
selbst zum Gefährdungsfaktor für die Natur
werden [...] durch Maßnahmen, die aus
mangelnder Grundkenntnis der ökologischen
Zusammenhänge zwar gut gemeint, aber falsch
angesetzt sind“27. Unreflektierte „Baumliebe“
führte in Perchtoldsdorf bei Wien zur absurden
Situation, dass sich eine Bürgerinitiative
„Rettet die Föhren“ formierte, obwohl die
geplanten Fällungen im Rahmen von
Naturschutzmanagement-Maßnahmen
stattfanden (Erhaltung des TrockenrasenCharakters der Perchtoldsdorfer Heide).
ökologischen Probleme? Wie weit kann
Erleben und Erfahren von Natur in Amerika
überhaupt auf europäische Verhältnisse
umgemünzt werden?
„Die ausgefeiltesten Programme, die
ich kenne, stammen von amerikanischen
Nationalparkpädagogen. Doch nirgends habe
ich einen größeren Widerspruch zwischen
Anspruch und Handeln erlebt: Auch in
Naturschutzzentren kommt Nachdenklichkeit
über den energieverschwendenden ’American
Way of Life’ nicht auf.“28
Der
suggestive
Eindruck
von
„Unberührtheit“ der riesigen amerikanischen
Nationalparks, wie er in Naturfilmen ausgiebig
strapaziert wird, kann bei uns nicht vermittelt
werden. „Es gibt kaum noch unberührte Natur,
daher sind Naturerfahrungen somit auch
Kulturerfahrungen. Und auch Natur ist nicht
für jeden allzeit Paradies, Ganzheit und
Glück.“ 29 Doch dieses scheinbare Manko
Mitteleuropas ist auch eine Chance, die wir
Joseph Cornell & Co. voraus haben: Wir
können
vielerorts
auf
Jahrtausende
kontinuierlicher
Siedlungstätigkeit30,
Landwirtschaft31 und Jagd zurückgreifen, die
teils im Einklang mit den natürlichen
Ressourcen, teils im Kampf gegen die
Unbilden der Natur unsere heutige Landschaft
mitgeprägt haben, ohne das abgenutzte
Klischee der unberührten Wildnis oder des
„edlen Wilden“ à la Winnetou32 aufwärmen zu
müssen. Wir müssen im Umgang mit der Natur
meist nicht gegen Hygiene-Wahnvorstellungen
ankämpfen und auch nicht aus juristischen
Gründen langatmige Hinweise auf potentielle
Gefahren verlesen...
Die
meditativ-esoterische
Naturwahrnehmung Cornells und vieler
28
Natur, Kultur und Bildung
Sind die weisen Sprüche der Navajo, Hopi
oder Winnebago Indianer, in geschwungenen
Lettern auf Hochglanz gedruckt, noch ihrer
ursprünglichen Intention, ihrem kulturellen
Kontext gerecht? Liefern sie auch nur
ansatzweise Lösungsansätze für unsere
26
Es stellt sich die Frage, ob ein Gefühl wie die
„Ehrfurcht“ in einer demokratischen Gesellschaft
überhaupt noch wünschenswert sein kann.
27
Hillenbrand, M. 1993. Der Mensch als Faktor im
Naturschutzgeschehen. In: Schahn, J. & Giesinger,
T. (Hrsg.): Psychologie für den Umweltschutz.
Psychologie-Verl.-Union, Weinheim: 163-171.
Linder, W. 1993. Wozu Naturerfahrung?
Umwelterziehung 4/5: 20-21.
29
Stuik, H. 1993. Sind Umwelterzieher bessere
Menschen? Umwelterziehung 4/5: 52-54.
30
Stillfried an der March ist z.B. seit der
Jungsteinzeit
kontinuierlich
besiedelt.
Im
Weinkeller
der
Familie
Klotz
sind
Mammutknochen und eiszeitliche Feuerspuren zu
besichtigen.
31
Im Nationalpark Seewinkel wird vom
Naturschutzmanagement zur Erhaltung des
pannonischen
Steppencharakters
auf
die
traditionelle Hutweidenwirtschaft zurückgegriffen.
Die Artenvielfalt im Seewinkel ist nicht zuletzt auf
die menschliche Nutzung zurückzuführen.
32
Bear Heart 2000. Der Wind ist meine Mutter.
Leben und Lehren eines indianischen Schamanen.
Lübbe, Berg.-Gladbach.
84
ist durchwegs positiv33. Die meisten haben
hier zum ersten Mal Kontakt zu
SchülerInnen, stehen erstmals vor dem
Problem, ihr Wissen (und nach Möglichkeit
ihre Begeisterung) weiterzugeben. Vielen
Jugendlichen fehlt tatsächlich jedes Gefühl
für natürliche Zusammenhänge; damit
verbunden ist oft eine Gleichgültigkeit
gegenüber der Natur. „Aha-Erlebnisse“, etwa
angesichts der „technischen“ Problemlösung
des Unterwasserlebens bei luftatmenden
Insekten können solche SchülerInnen aus
ihrer Lethargie holen, ja sind vermutlich
sogar eine nachdrücklichere Erfahrung für
die meisten als eine meditative „Harmonie
mit Naturwesen“34.
Aber schon das einfache Fangen und
Angreifen von Tieren, besonders wenn es
zunächst, etwa bei Fröschen und Schlangen,
mit einer gewissen Überwindung verbunden
ist, kann SchülerInnen jeder Altersgruppe
begeistern- sofern die Aktivitäten nicht
„verordnet“
sind:
„Der
Wert
von
Naturerfahrung besteht für Kinder vor allem
in der Freiheit, die sie vermittelt. Die besten
Spielorte für Kinder sind die, in denen sie
ihre Anliegen quasi nebenbei austoben
können.
Dabei
sind
pädagogische
Arrangements überflüssig.“ 35
Marchegg 2000: „Urlieb!“ (Erdkröte). Foto: E.Eder
anderer Autoren kann letztlich auch als Folge
des Verlustes eines selbstverständlichen,
unvoreingenommenen Zugangs betrachtet
werden. Wer (wie der Autor) als Kind
Staudämme in Bächen gebaut hat, Steinkrebse
und Bachforellen mit der Hand gefangen (und
womöglich noch am Ufer zubereitet) hat und
dank unmittelbarer persönlicher Erfahrung
Insekten
bereits
am
Einstichschmerz
bestimmen kann, wird ein tieferes Verständnis
für die Natur besitzen als jene, die in
Meditationsübungen letztlich doch nur ihre
innere Erlebenswelt nach außen projizieren.
Im neuen Lehrplan für Biologie und
Umweltkunde (Lehramt) an der Univ. Wien ist
seit 2001 erstmals (!) ein FreilanddidaktikPraktikum verpflichtend. Das Feedback der
TeilnehmerInnen auf diese Lehrveranstaltung,
in der fachliche Grundlagen und didaktische
Fähigkeiten erlernt und/oder vertieft werden,
33
Am Lagerfeuer kam es zu fortgeschrittener
Stunde auch schon zu Diskussionen über
esoterische Praktiken, worauf ich den StudentInnen
spontan das spektakulär wirkende Gehen auf
glühender Holzkohle beibrachte - ein einfaches
physikalisches Phänomen, das von Gurus oft als
„höchste psychische Konzentration“ und Körperbeherrschung vermarktet wird. Ein Teil der
Exkursionsteilnehmer wird diese Aufklärungsarbeit
womöglich an der Schule fortsetzen - ein wichtiger
Multiplikatoreneffekt...
34
Braunroth, E. 1998. In Harmonie mit den
Naturwesen in Garten, Feld und Flur. OLV,
Xanten.
35
Stuik, H. 1993. Sind Umwelterzieher bessere
Menschen? Umwelterziehung 4/5: 52-54.
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