Marchegg Jahrtausend(wende)–Skriptum zur LV „Freilanddidaktik in BU“ (früher: „Zoologie im Schulunterricht“) Hrsg.: Erich Eder & Walter Hödl Institut für Zoologie der Universität Wien 1 Laubfrösche, rechts graue Farbvariante. © 2001: Verena Schmelz 2000 / 2001 Die Teilnehmer (2001) Vordere Reihe (v.l.n.r.): Simon Götsch, Stephanie „Pepi“ Eder, Verena Schmelz, Tina Hanz, Annette Bayer, Babsi Stetina, Günther Pass Hintere Reihe (v.l.n.r.): Erich Eder, Diana Duma, Alexander Pilat, Jürgen Baumgartner, Markus Gruber, Christine Scharner, Walter Hödl, Martin Fliegenschnee Die Teilnehmer (2000) (leider kein Gruppenbild vorhanden...) Erich Eder, Julia Maria Felling, Ursula Fraunschiel, Alexandra Fuchs, Andrea Gatzenauer, Margit Groiss, Barbara Heinze, Walter Hödl, Nikola Mahler, Stefan Trybus, Marianne Ullmann 2 Inhalt Geschichte Przemysl Otakars Glück und Ende.............................................................................. 4 von Manfred Scheuch Botanik Essbare Pflanzen.......................................................................................................... 6 von Julia Felling und Barbara Heinze (2000) Die kulinarische Au ................................................................................................... 12 von Diana Duma und Christina Hanz (2001) Zoologie „Niedere Tiere“ Urzeitkrebse – Kiemenfußkrebse .............................................................................. 19 von Alexandra Fuchs (2000) Urzeitkrebse (Groß- Branchiopoden) ........................................................................ 22 von Thomas Krknjak (2001) Blutsauger, Filtrierer und Lauerjäger ........................................................................ 27 Zur Biologie heimischer Stechmücken von Annette Bayer (2001) Zoologie „Höhere Tiere“ Fische der March ....................................................................................................... 33 Traditionelle Formen der Fischerei an der March von Simon Götsch (2001) Amphibien ................................................................................................................. 40 von Stefan Trybus (2000) Kröten und Unken ..................................................................................................... 44 von Verena Schmelz (2001) Akustik heimischer Frösche ...................................................................................... 52 von Barbara Stetina (2001) Reptilien und Schmetterlinge .................................................................................... 55 von Andrea Gatzenauer (2000) Reptilien .................................................................................................................... 58 von Christine Scharner und Andreas Pilat (2001) Der Weißstorch.......................................................................................................... 64 von Jürgen Baumgartner (2001) Der Biber ................................................................................................................... 69 von Margit Groiss (2000) Der Biber .................................................................................................................. 73 von Markus Gruber (2001) Feedback Auswertung studentisches Feedback ......................................................................... 78 von Martin Fliegenschnee Lehrer- und Schülerfeedback..................................................................................... 80 Grundsatzdiskussion Naturerfahrung - Fühlen statt Wissen? ...................................................................... 81 Esoterisch-pantheistische Ansätze in der Umwelterziehung von Erich Eder 3 Geschichte Przemysl Otakars Glück und Ende von Manfred Scheuch Dieser Artikel ist mit freundlicher Genehmigung dem STANDARD vom 7. Juli 2001 entnommen (Serie „Ins größere Europa“). Das Schicksal des Böhmenkönigs Przemysl Otakar II. ist bekanntlich eng mit der Marchregion verbunden (z.B. 1268 Gründung von Marchegg). Sein Versuch, ein Reich von den Sudeten bis zur Adria zu errichten, scheiterte 1278 - bei Dürnkrut an der March - an Rudolf von Habsburg. Dass Böhmen zu einem nicht zu unterschätzenden Machtfaktor geworden war, zeigte sich nicht nur an der Erhebung seiner Herrscher zu Königen; die Staufer versuchten auch, die Przemysliden durch eine Heirat an sich zu binden: Wenzel/Václav I. (mit den Königen beginnt die Zählung der Herrschernamen neu), der Sohn Przemysl Otakars I., bekam Kunigunde, die Tochter des Stauferkönigs Philipp, zur Gemahlin. Sie wurde Mutter der bedeutendsten tschechischen Herrscherpersönlichkeit des Mittelalters, des nach dem Großvater benannten Przemysl Otakar II., der auch in der österreichischen Geschichte eine nachhaltige, wenn auch letztlich tragische Rolle spielte. Przemysl Otakar I. hatte mit Unterstützung Kaiser Friedrichs II. das Senioriatsprinzip aufgehoben und seinen Sohn noch bei Lebzeiten zum Nachfolger wählen lassen. Damit erfuhr die Zentralgewalt in Böhmen eine Stärkung, allerdings nicht gegenüber den geistlichen Herren - ihnen hatte der König auf päpstlichen Druck Freiheit von allen Lasten und Abgaben gewähren müssen. Wenzel I. versuchte, durch die Verheiratung seines ältesten Sohnes Vladislav mit der Babenbergerin Gertrud (Tochter des vorletzten Babenbergerherzogs Leopold VI.) für Böhmen einen Anspruch auf Österreich zu sichern. Er beteiligte sich an der Reichsacht, die über den letzten Herzog Friedrich den Streitbaren verhängt worden war. Wie dieser Friedrich hatten auch Gertruds Ehemänner kein langes Leben: Sowohl Vladislav als auch Hermann von Baden starben früh. Nach längeren Wirren huldigte der von Kuenringern und Liechtensteinern angeführte österreichische Adel 1251 dem böhmischen König. Wenzel bestimmte seinen Sohn Przemysl Otakar zum Statthalter, die Ungarn besetzten die babenbergische Steiermark. Otakar wollte sich jedoch das gesamte Babenbergererbe sichern und heiratete die fast doppelt so alte Margarete, die Schwester des gefallenen Friedrich. 1253 folgte der 20-jährige Otakar seinem Vater auf den Königsthron. Er sicherte sich zunächst das päpstliche Wohlwollen, indem er zu einem ersten Kreuzzug gegen die heidnischen Preußen und Litauer aufbrach. 1255 wurde dort der Otakar zu Ehren Königsberg genannte Ort gegründet. Als mächtigster und reichster Reichsfürst wäre er sogar für die deutsche Königskrone in Betracht gekommen, doch verfolgte er dies in dem im Reich ausgebrochenen Interregnum nicht zielstrebig, sondern wandte sich gegen Ungarn, um seinen Anspruch auf die Steiermark mit Waffengewalt durchzusetzen. Er zettelte einen Aufstand des steirischen Adels an, und bei Groissenbrunn im Marchfeld besiegte er König Bela IV.; dieser musste die Steiermark abtreten (1260). Im Jahr darauf erreichte er vom Papst die Scheidung von Margarete und heiratete nun Kunhata, die Enkelin des Ungarnkönigs. Von Richard von Cornwall, einem der beiden ausländischen Scheinkönige, die um den Platz an der Spitze des Reichs stritten, wurde er mit den ehemals babenbergischen Ländern belehnt. Nach einem neuerlichen PreußenKreuzzug zur Unterstützung des dort zur Kolonisation eingesetzten Deutschen Ritterordens brachte das Jahr 1269 den Höhepunkt der Macht Przemysl Otakars II. Der kinderlose Kärntner Herzog Ulrich von Spanheim vermachte ihm Kärnten und Krain. Auch die Reichsstadt Eger hatte Otakar besetzt, die schlesischen Fürstentümer standen unter seiner Oberhoheit, und als vom Papst ernannter Generalvikar für das Patriarchat Aquileia verschaffte er sich den Zugang zur Adria. So unterstand ihm eine Ländermasse, wie sie kein anderer Reichsfürst zur Verfügung hatte. König Otakar förderte die Einwanderung von Deutschen nach Böhmen und Mähren, weil er sie als Bergbau- und Handwerkskundige schätzte, die waldreichen Grenzregionen von deutschen Siedlern roden ließ und die deutschen Stadtrechte für seine Städtegründungen übernahm. In Österreich begünstigte er die Kirche, die Städte und die 4 Entscheidungskampf entschlossen. Am 26. kleinen Ritter und bekämpfte den rebellischen August 1278 kam es bei Dürnkrut an der Adel. Etliche Burgen ließ er brechen, mit und March zur Schlacht. Rudolf erwies sich als der ohne Gerichtsverfahren wurden Standesherren umsichtigere Feldherr, Otakar, dessen hingerichtet. persönliche Tapferkeit er bewunderte, wurde In Otakars Zeit fiel auch eine auf der Flucht von österreichischen Adeligen bedeutende Erweiterung des Stadtgebiets von brutal erschlagen, sein Leichnam in Wien zur Wien, der Wohlstand der Bürger wuchs, nach Schau gestellt. So endete der erste Versuch einem verheerenden Brand erließ der Fürst den einer Vereinigung der Sudeten- und Wienern sogar die Steuern. Er ordnete hier Donauländer - wie er erst den Habsburgern auch die Münzprägung: Die österreichischen gelingen sollte. Pfennige hatten zum ersten Mal auf beiden Seiten Bilder - auf der einen den Böhmenkönig, auf der anderen den österreichischen Bindenschild. Die überragende Machtstellung Otakars dürfte der Hauptgrund dafür gewesen sein, dass die deutschen Fürsten bei der Königswahl 1273 den Grafen Rudolf von Habsburg dem Böhmen, der seine Interessen so rücksichtslos durchzusetzen verstand und ihnen einfach zu mächtig war, vorzogen. Die Kurstimme Böhmens blieb unberücksichtigt. Rudolf forderte Otakar bald nach seiner Wahl auf, alles unrechtmäßig erworbene Reichsgut - die Fürsten hatten der Cornwallschen Belehnung nicht zugestimmt - herauszugeben. Otakar schätzte den schwäbischen Grafen als nicht sehr durchschlagskräftig ein und ignorierte die Ladungen zu Reichstagen, auf denen das Problem vielleicht durch Verhandlungen hätte gelöst werden können. Daraufhin verfiel er der Reitersiegel Przemysl Otakars II. aus dem Jahr 1269 mit dem Reichsacht, der Erzbischof von Mainz österreichischen Wappenschild. Aus: Hoensch, Przemysl Otakar II., exkommunizierte ihn, und der Styria Verlag, Graz 1989. Habsburger marschierte 1276 mit einem Heer in Österreich ein. Der von Otakar drangsalierte Adel schloss sich rasch dem deutschen König an. Otakar, der offenbar eher mit einem Angriff auf Prag gerechnet hatte, fand zu spät zur Gegenwehr und musste im "Wiener Schiedsspruch" auf alle seine Neuerwerbungen verzichten, wurde aber von Rudolf mit Böhmen und Mähren belehnt. Als Rudolf von Habsburg auch Kontakte zu der gegen Otakar gerichteten böhmischen Adelsopposition, die Otakar die Begünstigung der Deutschen übelnahm, knüpfte, legte dieser eine Gegenmine und schürte eine Verschwörung der Kuenringer und der Patrizierfamilie Paltram. Sie wurde aufgedeckt, und nun waren beide Seiten zum 5 Botanik Essbare Pflanzen von Julia Felling und Barbara Heinze2000 Seit unserer Ankunft am Donnerstag tauchte in jedem unserer Gespräche ein wesentliches Problem auf: wie schafft man es, bei Kindern ein Interesse für Pflanzen zu wecken, wenn sie sich eine halbe Stunde vorher mit Schlangen, Frösche fangen und Keschern beschäftigt haben? Schon nach kurzer Zeit stießen wir auf die Lösung. Wir hielten uns an die Weisheit “Liebe geht durch den Magen“, und entschieden uns mit den Kindern Bärlauchaufstrich zuzubereiten. Und siehe da, die Kinder schnitten, rührten und aßen mit großer Begeisterung. Vor allem die Unterstufenklasse (3. Klasse) vom Freitag war sehr angenehm. Sie waren interessiert, für ihr Alter diszipliniert, sie stellten viele Fragen und hatten außerdem schon ein sehr großes Vorwissen. Auch die Oberstufenklasse vom Samstag war sehr nett, nur lange nicht so voll mit dabei, was vermutlich daran liegt, dass 15-jährige andere Probleme haben als das, wie man Bärlauch vom Maiglöckchen unterscheidet. Die Art und Weise den Stoff zu bringen unterschied sich an den beiden Tagen eigentlich nicht, aber jede einzelne Gruppe, ob Ober- oder Unterstufe, lenkte unsere Zusammenarbeit in eine etwas andere Richtung. So lernten wir flexibel zu sein, was die Länge und den Inhalt unseres Vortrages betraf, eine glaube ich sehr nützliche Erfahrung. Eine Große Attraktion, und nicht nur für die Kinder, war natürlich auch unser Igel, den wir gleich zu Beginn unserer Exkursion zufällig gefunden haben. Er wurde im Laufe der Zeit richtig zahm, man konnte ihn mit bloßen Händen halten und er fraß auch aus der Hand (bevorzugtes Futter in den 4 Tagen: Katzenfutter der Marke WHISKAS). Abschließend können wir nur sagen, dass wir jede Minute unseres Aufenthalts genossen haben; vom Keschern, Schlangenfangen, Pflanzenbestimmen und Terrarien einrichten bis zum abendlichen Essen und Singen am Lagerfeuer. kleinen Mengen keinen unangenehmen Geruch wie der nahe verwandte Knoblauch. Achtung!!!! Der Allgemeines: Bärlauch ist leicht mit dem schwer giftigen Maiglöckchen zu verwechseln. Sammelzeit: Kraut: März – Mai Zwiebel: August - Dezember Wiesen – Kerbel (Anthriscus sylvestris), Doldenblütler Merkmale: Bis zu 1,5 m hohe Pflanze mit 2 – 3fach gefiederten Blättern. Der aufrechte Stengel ist hohl und kantig gefurcht. Die Blüten sind in weißen Dolden angeordnet. Man findet den Wiesen – Kerbel in nahrhaften, feuchten Wiesen, an Gebüschen und Hecken, und in Gärten in Nord- und Mitteleuropa. Verwendung: Wurzel und Blätter als Gemüse. Die Wurzel nur zwischen Herbst und Frühjahr, da sie sonst unbekömmlich ist. Sammelzeit: März - Mai Große Klette (Arctium lappa), Korbblütler Bärlauch (Allium ursinum), Zwiebelgewächse Merkmale: Bis zu 50 cm hohe Pflanze mit lanzettförmigen Blättern die nach Lauch riechen. Weiße Blüten doldenförmig an einem langen Stiel. Standort in schattigen, humusreichen Laubwäldern in fast ganz Europa. Verwendung: die jungen Blätter kleingehackt als Salat, Suppe und Aufstrich. Der relativ milde Bärlauch verursacht in Merkmale: 1 – 2 m hoch mit dickem, behaartem, meist rötlichem Stängel. Die Blätter sind dick eiförmig und auf Ober- und Unterseite behaart. Die Blüten sind kugelige Köpfchen mit purpurnen Blüten. Die Köpfchen 6 sind am Rand von mit Haken versehenen Hüllblättern umschlossen. Verwendung: Die Wurzeln und die jungen Blätter werden als Gemüse verwendet, die Große Klette wird aber auch als Heilmittel bei Hautkrankheiten benutzt: Äußerlich als Umschlag und innerlich als Blutreinigungsmittel. Allgemeines: Besonders interessant ist der spezielle Ausbreitungsmechanismus der Klette: Die Hüllblätter hängen sich mit den Haken in Fell oder Kleidung von vorbeigehenden Menschen und Tieren Sammelzeit: Triebe: Mai, Juni (vor der Blüte) Wurzeln: März, April (im 2. Jahr) Oktober, November (im 1. Jahr) Merkmale: Bis zu 30 cm hohes Kraut mit grundständiger Blattrosette. Die Blüten sind unscheinbar bläulich, und stehen am Ende des Stengels in Gruppen. Standort sind Wegränder, Bahndämme, Getreidefelder und Büsche auf lehmigem Boden. Verwendung: junge Rosetten als Salat. Kann aber auch wie Spinat zubereitet werden. Allgemeines: Der Vogerlsalat wird seit dem 17. Jahrhunderten kultiviert. Sammelzeit: Februar - Mai März–Veilchen (Viola odorata), Veilchengewächse Vogerlsalat (Valerianella locusta), Baldriangew. Merkmale: 5 – 10 cm hohe Pflanze mit oberirdischen Ausläufern. Die Blätter sind herzförmig und langgestielt. Die Blüten sind dunkelviolett mit Sporn und stark duftend. Zu finden ist das Veilchen in lichten Wäldern und Waldrändern, am Bachufer und an Wegrändern auf nährstoffreichen Böden. Verwendung: Als Heilkraut: Schleimlösend bei Husten mit Schleimbildung, und schützend bei trockenem Husten. 7 Großer Sauerampfer (Rumex acetosa), Polygonacaea Merkmale: Bis 100 cm große Staude mit kahlen pfeilförmigen, etwas fleischigen Blättern. Die Blüten sind klein und unscheinbar rot - grünlich. Auch der Stängel kann rot gefärbt sein. Standort sind Kulturwiesen, Weiden und Flussufer. Verwendung: Als Suppengemüse, Salat oder wie Spinat gekocht. Als Heilpflanze: Blutreinigungsmittel bei Anämie und Hautausschlag. Allgemeines: Der saure Geschmack kommt vom Gehalt an Oxalsäure, deshalb sollte der Sauerampfer auch nicht in größeren Mengen verwendet werden. Bach–Nelkenwurz (Geum rivale), Rosengewächse Merkmale: Halbrosettenpflanze mit bis zu 50 cm hohen Stengeln die drüsig behaart sind. Die Rosettenblätter sind langgestielt und gefiedert, die Stengelblätter sind nur dreigeteilt. Die blaßgelben bis rosa Blüten stehen nickend auf drüsig behaarten Stielen. Verwendung: Als Blattgemüse und Heilkraut: zur Milderung von Zahnschmerzen und gegen Durchfall. Allgemeines: Die Blüten sind sehr nektarhaltig und werden deshalb gerne von Kindern ausgesaugt. Sammelzeit: Mai - August Hopfen (Humulus lupulus), Hanfgewächse Merkmale: 3 - 6m hohes, krautiges Schlinggewächs mit rauem Stängel. Die Blatter sind rundlich, 3 - 5-spaltig und oben rau. Blüten in hängender Rispe, Blüten in einem Kätzchen, aus dem sich dann der gelbgrüne Fruchtzapfen entwickelt. Verwendung: Inhaltsstoff Lupulin für die Konservierung und Aromatisierung von Bier, Sprossenspitzen in Gemüse und Salat, als Tee gegen Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Durchfall und Gicht. Hopfen hat eine dem Tabak entgegengesetzte, Wirkung! Allgemeines: Hopfen ist eine der am schnellsten wachsenden Pflanzen (in einem Jahr bis zu 8 m). Er schlingt rechtswindend: die Sprossspitze dreht sich von oben gesehen im Uhrzeigersinn. Sammelzeit: Sprossen: April, Mai Zapfen: September, Oktober 8 Beinwell (Symphytum officinale), Raublattgew. Merkmale: Bis 1 m hohe Halbrosettenstaude mit 30 cm langer und fleischiger Pfahlwurzel. Der Stängel ist hohl, die Blätter sind lanzettlich (schmal und lang) und rauborstig. Blüten sind glockig, nickend, violett bis rosa. Verwendung: Breiumschlag aus Blättern und Wurzeln reinigt Wunden, lindert Schwellungen und Blutergüsse und hilft Knochenbrüche zu heilen. Tee hilft gegen Brustbeschwerden und Husten. Junge Blätter können als Wildgemüse oder Salat verwendet werden. Allgemeines: Der Genuss von allzu viel Beinwell kann gefährlich sein! Sammelzeit: Kraut: April - Juni Wurzel: März, November und Dezember Brennnessel (Urtica dioica), Brennnesselgewächse Merkmale: Bis 150 cm hohe, ausdauernde Pflanze mit vierkantigem Stängel. Blätter am Rand grob gesägt und mit Brennhaaren besetzt. Blüten unscheinbar, grün, in Rispen in den Blattachseln. Verwendung: als Heilpflanze: Tee gegen Blasen - und Nierenleiden, Samen als Kräftigungsmittel; als Nahrungsmittel: junge Sprosse und Blätter in Salaten, Suppen und Aufläufen; als Schönheitsmittel: „Retter“ bei Haarproblemen (Shampoo gegen Schuppen, Haarausfall, macht das Haar geschmeidig) Allgemeines: Die Brennnessel enthält Kieselsäure, wichtige Mineralstoffe wie Kalium- und Kalziumsalze, außerdem die Vitamine A und C. Die Wurzel enthält Gerbstoffe, die Brennhaare enthalten Histamin. Sammelzeit: März - Juli Vogelmiere (Stellaria media), Nelkengewächse Merkmale: Bis 40 cm hohe Pflanze, Stängel niederliegend bis aufrecht, Blätter eiförmig und spitz. Die Blüten sind weiß und sitzen in den Achseln von Tragblättern. Staubblätter sind deutlich zu sehen. Verwendung: Junge Pflanzen werden als Salat gegessen Allgemeines: Im Mittelalter war die Vogelmiere das wichtigste Wildgemüse für arme Leute. Sie ist reich an Vitamin C und schmeckt nach jungen Maiskolben. Die Vogelmiere blüht und fruchtet fast das ganze Jahr! Sammelzeit: Februar - Dezember 9 Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), Hahnenfußgew. Merkmale: 5 - 20 cm hoch, Stengel niederliegend. Blätter herzförmig und fettig glänzend. Blüten 2-3 cm breit und gelb. Verwendung: Tee und Salbe wirkungsvoll gegen Hämorrhoiden, wegen ihres hohen Vitamin C - Gehaltes Heilmittel gegen Skorbut. Essbar sind die jungen Blätter, sowie die Wurzelknollen und Brutknollen (nicht mehr nach der Blüte ernten, weil schon Giftstoffe gebildet). Allgemeines: Der Name „Scharbock“ kommt von Skorbut (Vitamin C Mangelkrankheit) Sammelzeit: Blätter: Februar - April Wurzelknollen: Juli, August Allgemeines: Die unterschiedliche Blütenfarbe hängt vom Säurezustand der Kronblätter ab: in jungen Blüten ist der Zellsaft sauer und die Blüte rötlich, bei älteren Blüten geht der pH – Wert über neutral in den alkalischen Bereich über und bedingt dadurch den Farbwechsel nach blau (Lackmus – Effekt). Sammelzeit. März – Mai Wasserlinse (Lemna minor) zäh aber essbar, hübsche Garnierung für Suppen. Abbildungen von Carl Axel Magnus Lindman: „Bilder ur Nordens Flora“ (1901-1905) http://www.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/lindman/ Knoblauchrauke (Alliaria petiolata), Kreuzblüter Merkmale: Bis 1 m hohe Pflanze, Stängel aufrecht, Blätter dreieckig bis herzförmig und am Rand unregelmäßig gezähnt. Weiße Blüten in Trauben. Verwendung: Blätter in Salaten, außerdem verwendet zur Heilung von Geschwüren und als Wurmmittel. Allgemeines: Die Blätter schmecken gleichzeitig nach Senf und nach Knoblauch, weil sie ein scharfes ätherisches Öl enthalten, welches Knoblauchöl (Allylsulfid) und Senföl (Isothiocyanallyl) vereint. Ihren Namen hat die Pflanze dank dem Knoblauchgeruch, den sie beim Zerreiben der Blätter verströmt. Sammelzeit: März – Mai Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), Raublattgew. Merkmale: 20 – 30 cm hohe Staude mit dünnem Wurzelstock. Der Stängel ist borstig, die Blätter sind eiförmig und rau. Die Blüten sind anfangs rosa, später violett bis blau. Verwendung: Als Heilmittel bei allen Luftwegserkrankungen; die Blätter in Salaten und Suppen. 10 Pflanzen-Kreuzworträtsel 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. An den Ufern welches Flusses befinden wir uns? Mit welcher giftigen Pflanze kann man Bärlauch verwechseln? Für welche Vitamin C – Mangelerkrankung ist das Scharbockskraut ein Heilmittel? Nach welcher Richtung schlingt Hopfen? Wovon hängt die Farbe der Blüten des Lungenkrauts ab? Welches Gericht macht man aus den Blättern vieler Wildpflanzen? Das Klima des Auwaldes kann man als f____ bezeichnen? Welchen Pflanzenteil, außer den Blättern, kann man vom Bärlauch noch verwenden? Welche Pflanze gibt dem Bier den Geschmack? 11 Botanik Die kulinarische Au von Diana Duma und Christina Hanz Unser Thema lautete „Die kulinarische Au“ und wir beschäftigten uns mit essbaren Wildpflanzen. Viele im Volksmund als „Unkräuter“ bezeichnete Pflanzen sind vitaminreiche, schmackhafte Gemüse-, Würz- oder Heilpflanzen. Fachliche Grundlagen Lebensraum Au Als Au bezeichnet man eine durch einen Fluss mehr oder weniger geprägte Landschaft, die verschiedene Vegetationstypen (Auwald, Auwiesen, Altarme mit Verlandungsgesellschaften) beinhaltet. Beeinflusst werden die Pflanzengesellschaften durch den hohen, meist schwankenden Grundwasserstand, Überschwemmungen und hohen Nährstoffreichtum (von Hochwässern eingebracht). Die Höhe über dem Flusswasserspiegel (bedingt die Häufigkeit der Überschwemmungen) und die Korngröße des Substrats wirken differenzierend. Auwälder zählen zu den produktivsten Vegetationstypen überhaupt. Entsprechend sind unter den von uns verwendeten Pflanzen typische Aupflanzen zu finden, die nährstoff- und stickstoffreiche Standorte schätzen (Urtica dioica, Humulus lupulus, Anthriscus cerefolium). An der March finden wir eine Eschenau vor, eine frische (= nährstoffreiche) bis feuchte Hartholzau. Das Sammeln von Wildpflanzen • Als „Werkzeuge“ braucht man nur Messer, Schere und einen luftigen Korb (eignet sich zum Transport am besten) sowie eventuell Handschuhe (Brennnessel). • Nach Möglichkeit nur junge Pflanzen verwenden, von älteren nur Triebe und Herzblätter pflücken. • Pflanzen, die bald weiterverarbeitet werden, können auch feucht bis nass geerntet und zum Frischhalten beim Transport mit Wasser bespritzt werden. Sollen die Pflanzen in Öl oder Essig eingelegt werden, dürfen sie nicht nass sein. • 2001 Nur gesunde Pflanzen dürfen geerntet werden, Blätter mit Pilzbefall oder Flecken dürfen nicht verwendet werden. Der folgende Abschnitt behandelt die von uns verwendeten Pflanzen. Neben einer kurzen Beschreibung der Arten wird Wissenswertes zu Namensgebung, Verwendung in der Küche oder medizinischer Bedeutung aufgezeigt. Löwenzahn Taraxacum officinale (Asteraceae) Beschreibung Blütenstand: einzelne Körbchen am Stängelende, gelb, nur Zungenblüten, Haare der Früchtchen einzeln, Pflanze mit Milchsaft und blattlosem hohlen Schaft, Blätter in Rosette, lanzettlich und bis zum Mittelnerv schrotsägeförmig, stickstoffliebend Wissenswertes Der Volksname „Löwenzahn“ stammt vermutlich daher, dass die gezähnten Blätter einem Löwen- oder Raubtiergebiss ähneln. Deftigere Vulgärnamen wie „Soachbleaml“ oder die französische Bezeichnung „Pissenlit“ (Mach ins Bett) verweisen auf einen wesentlichen gesundheitlichen Aspekt: Der Löwenzahn wird wegen seiner harntreibenden und die Gallensekretion fördernden Wirkung als Heilpflanze geschätzt. Die Blätter enthalten viel Provitamin A, Vitamin B und C sowie Mineralsalze, Gerbstoffe und Bittersalze. In den Wurzeln ist Inulin (nicht Insulin!) enthalten, eine Substanz die für Zuckerkranke von Vorteil ist, da sie den Stoffwechsel entlastet. Die gesamte Pflanze ist essbar: die jungen Blätter werden vor allem im Frühjahr für Salate verwendet, aus den Blüten lässt sich ein von echtem Bienenhonig kaum unterscheidbarer Honig oder Gelee herstellen, die Wurzel kann das ganze Jahr über verzehrt 12 werden, vor allem aber wird sie im Winter geerntet und schmeckt dann süßlich. Echter Kerbel Anthriscus cerefolium (Apiaceae) Beschreibung Blütenstand Doppeldolde, weiß, Grundblätter und Stängelblätter gefiedert, duften bei Zerreiben süßlichwürzig (fencheloder anisartig), Nährstoffzeiger Die Laubblätter werden als Gewürz verwendet. Leicht mit anderen, giftigen Doldenblütlern verwechselbar. Hopfen Humulus lupulus (Cannabaceae) Beschreibung Stängel linkswindend mit winzigen Kletterhakenhaaren, dadurch sehr rau, Blätter handförmig eingeschnitten, männliche Blütenstände (in bis 10 cm langen, lockeren Rispen) und weibliche Blütenstände (dichtblättrige Ähren) auf verschiedenen Pflanzen, basen- und stickstoffliebend Die Triebe enthalten außer Vitaminen keine besonderen Inhaltsstoffe. Erst in den Fruchtzapfen findet man Lupulin, die darin vorkommenden Bitterstoffe sind Bestandteile der Bierwürze. Angebaut wird nur die weibliche Pflanze und zwar in Gegenden, in denen möglichst kein männlicher Hopfen wild wächst. Beim Bierbrauen werden samenlose Fruchtstände genutzt, die man in der Brennnessel Urtica dioica, U. urens – (Urticaceae) Beschreibung Aufrechter Wuchs, gegenständige, leicht herzförmig, spitz zulaufende leicht gesägte Blätter, Blüten unscheinbar, grünlich und in Trauben herabhängend, Stickstoffzeiger. Sowohl die Kleine (U. urens) als auch die Große Brennnessel (U. dioica) kommen bei uns vor und können verzehrt werden. Wissenswertes Wissenswertes Wissenswertes aus Malz gewonnenen süßen Würze kocht. Plinius der Ältere nannte die Brennnessel noch „die Verhassteste aller Pflanzen“, eine Ansicht die bis heute viele teilen. Hier wird den Brennnesseln allerdings Unrecht getan. Sie enthalten in reichem Maß Spurenelemente, Vitamin A und wichtige Enzyme. Aus Brennnesseln lassen sich schmackhafte Gerichte zubereiten. Die ganzen Pflanzen werden getrocknet und gehackt ebenso wie die Wurzeln als Tee zubereitet, dem eine blutreinigende Wirkung zugesagt wird. Man muss beim Verzehr keine Angst haben, dass die Blätter auf der Zunge brennen. Bei Verwendung in der Küche werden die Brennnesselblätter durch Überbrühen mit heißem Wasser, Einlegen in Öl oder mechanische Zerstörung der Brennhaare (Walken) vorbehandelt. Das bekannte Brennen auf der Haut bei Berührung einer Brennnessel wird durch die in glasartig spröden Haaren auf der Unterseite der Blätter enthaltenen Flüssigkeit verursacht. Die chemische Zusammensetzung des Giftstoffes ist noch unbekannt. Ameisensäure und Histamin verstärken den Schmerz, sind aber nicht das Nesselgift. Das Brennhaar ist vergleichbar mit einer Injektionsspritze: Das kleine Köpfchen an der Haarspitze bricht bei Berührung ab, das Haar dringt in die Haut ein und das mit hohem Druck aus der Zelle schießende Nesselgift wird „eingespritzt“. Bereits weniger als 1millionstel 13 Gramm ruft schon die typische Quaddel auf der Haut hervor. Der umgangssprachliche Name „Hanfnessel“ weist auf eine weitere Verwendungsmöglichkeit der Brennnessel hin: Im Mittelalter, vor Einführung der Baumwolle, wurden die Fasern aus den Stielen der großen Brennnessel zu hanfähnlichem Gewebe verarbeitet. Vogelmiere Stellaria media (Caryophyllaceae) Beschreibung Hellgrüne zierliche Pflanze, kleine, weiße Einzelblüten mit tief gespaltenen Blütenblättern am Stängelende und an den Knoblauchsrauke Alliaria petiolata (Brassicaceae) Beschreibung Blütenstand: doldig abgeflachte Trauben an Stängelende und oberen Ästen, weiß, ungeteilte, nieren- oder breit-herzförmig und buchtig gekerbt-gezähnte Blätter, riecht zerrieben stark nach Knoblauch. Wissenswertes Die antiseptische und wundheilende Wirkung der Knoblauchsrauke ist medizinisch anerkannt. Wie Brennessel oder Gundelrebe wirkt sie blutreinigend und harntreibend. In der Küche werden ausschließlich die rohen jungen Blätter verwendet, das Aroma ist ähnelt dem des Bärlauchs, ist aber wesentlich zarter. Gundelrebe Glechoma herderaceum (Lamiaceae) Beschreibung Auszweigungen des Blütenstandes, Stängel mit nur einer Haarleiste, Blätter breit eiförmig, spitz Wissenswertes Die Vogelmiere ist ein äußerst mineralstoff- und vitaminreiches (Vitamin C, Karotin) Wildgemüse. Die Blättchen erinnern im Geschmack an junge Maiskolben. Sie wirkt schleimlösend und verdauungsfördernd. Da die Vogelmiere innerhalb eines Jahres etwa sechs Generationen hervorbringt, ist sie ein von Gärtnern wenig geschätztes Beikraut, kann aufgrund dessen allerdings das ganze Jahr gesammelt werden. Wegen der in den Stielen enthaltenen Fäden wird sie bei Verwendung in der Küche gehackt. Vierkantiger am Boden kriechender Stängel, der am Blütenende (hellblaue violette Lippenblüten in Scheinquirlen in den Blattachseln stehend) aufrecht in die Höhe steigt, Blätter kahl, gestielt, nierenförmig, am Blattrand gekerbt, balsamisch-aromatischer Geruch, nährstoffliebend 14 Wissenswertes Die Gundelrebe enthält viel ätherisches Öl, das ihren ungewöhnlichen Duft bedingt. Als Tee oder Salatbeigabe soll die Gundelrebe die Bleiausschwemmung aus dem Körper fördern. Eine Überlieferung besagt, dass wenn man die ersten drei Gundelrebenblätter, die man im Frühling findet, pflückt und sofort verspeist, ein ganzes Jahr gesund bleiben wird. Suppe abermals aufgekocht und mit Sauerrahm und Schlagobers abgeschmeckt. Mit frischem, gehackten Kerbel bestreut servieren. Hopfensprossen in Obers–Sauce Rezepte Die folgenden Gerichte wurden von uns zubereitet. Leider ist bei einigen Rezepten eine Mengenangabe der Zutaten nicht möglich, da sie „nach Gefühl“ zubereitet wurden (Kerbelsuppe, Hopfensprossen, Wildkräuteraufstrich). Steirischer Röhrlsalat Zutaten: 300 g Löwenzahnblätter, 1 kg Kartoffeln, 1 Knoblauchzehe, 1 kleine Zwiebel, Most- oder Apfelessig, Salz, Pfeffer, 3 Esslöffel Kernöl Zubereitung: Löwenzahnblätter gut waschen, zum Entbittern 15 min in kaltes Wasser einlegen, abtropfen lassen und klein schneiden. Die Kartoffeln kochen, schälen, blättrig schneiden und so heiß wie möglich über den Löwenzahn schichten. Zehn Minuten ziehen lassen. Mit Essig, Salz, Pfeffer, kleingehacktem Knoblauch und Zwiebel die Marinade zubereiten, mit dem Kernöl über den Salat geben und durchmischen. Nochmals kurz ziehen lassen und servieren. Kerbelsuppe Zutaten: Kerbelblätter, Butter, Mehl, Zwiebel, Weißwein, Gemüsesuppe, Rahm, Obers Zubereitung: Blätter vor der Blüte ernten, fein schneiden. Mit Butter und Mehl eine lichte Einbrenn herstellen, den Kerbel und eine kleingeschnittene Zwiebel anschwitzen lassen, mit Weißwein ablöschen. Mit Gemüsesuppe aufgießen, kurz aufkochen lassen und über Nacht kaltstellen. Am nächsten Morgen wird der größte Teil des Kerbels abfiltriert, die Zutaten: Hopfensprossen (junge Nebentriebe des Hopfens), je nach Sprossen-Menge entsprechend Schinken, Suppenwürfel, Milch, Schlagobers, Eigelb, Weißwein, Zucker, Salz, Muskat und weißen Pfeffer Zubereitung: Hopfensprossen waschen und kochen. Pro Liter Kochwasser 1 Suppenwürfel und 1/8 l Milch zugeben, um den bitteren Geschmack des Hopfens zu mildern. Mit weißem Pfeffer, einer Prise Muskat und etwas Zucker würzen. Wenn die Hopfensprossen kernig weich sind, den Kochsud in ein Gefäß abgießen. Mit Butter und Mehl eine helle Einbrenn herstellen, in Streifen geschnittenen Schinken zufügen. Mit einem Teil des Hopfensuds, Milch und etwas Weißwein aufgießen. Einige Zeit einreduzieren lassen, anschließend vom Herd nehmen, nach kurzem Abkühlen mit Eigelb legieren und mit Schlagobers verfeinern. Sauce mit den Hopfensprossen vermischen und anrichten. Gebackene Brennnesselblätter Zutaten: 125g Mehl, ¼ l helles Bier, 1 Ei, Salz Muskat, 1 Teelöffel Öl, Brennnesselblätter (nur obere Blätter und Triebspitzen verwenden) Zubereitung: Das Mehl mit Bier, Ei, Salz und Muskat zu einem dickflüssigen Teig verrühren, das Öl hinzugeben. Die Brennnesselblätter werden mit einem Nudelholz gewalkt und 15 leicht gesalzen. Kurz ziehen lassen, in den Bierteig tauchen und in heißem Öl goldbraun herausbacken. Anweisung ist in der Ausführung äußerst zeitaufwändig!), im Wasser kurz aufkochen, anschließend mindestens zwei Stunden ziehen lassen. Abseihen durch ein Leinentuch, die Blüten ausdrücken. Zu dem ausgekühlten Sud den Gelierzucker und den Saft der Zitrone hinzufügen, fünf Minuten kochen lassen und heiß in saubere Gläser füllen. Löwenzahnhonig Zutaten: 300 g Löwenzahnblüten, 2 l Wasser, 2 kg Zucker, 2 Stück ungespritzte Zitronen Wildkräuteraufstrich Zutaten: Topfen, Rahm, etwas Milch, Blätter von Knoblauchsrauke und Gundelrebe, Schnittlauch, Salz und Pfeffer Zubereitung: Topfen, Rahm und Milch mit den gewaschenen, abgetropften, kleingeschnittenen Kräutern vermengen, mit Salz und Pfeffer würzen. Löwenzahngelee Zutaten: 200 g Löwenzahnblüten, 1 l Wasser, 1,5 – 1,8 kg Gelierzucker, 1 Zitrone Zubereitung Blüten aus den grünen Körbchen zupfen (Achtung! Diese einfach klingende Zubereitung Blüten aus den grünen Körbchen zupfen und im Wasser kurz aufkochen. Über Nacht ziehen lassen. Dann durch ein Leinentuch abseihen, die Blüten ausdrücken. Diesen Blütenauszug wieder aufkochen, den Zucker einrühren und die in Scheiben geschnittenen Zitronen hinzufügen. Auf kleiner Flamme drei bis vier Stunden einreduzieren lassen. Der entstandene „Honig“ ist bei richtiger Zubereitung kaum von Bienenhonig zu unterscheiden. Didaktische Überlegungen Didaktische Ziele, Realisierung und Reflexion 1. Ziel: Kennenlernen einiger essbaren Pflanzen Eingeleitet wurde unser Vortrag von der Frage: „Was für essbare Wildpflanzen kennt ihr?“ Anhand von Plakaten wurden dann gemeinsam Besonderheiten im Blütenbau (Korb, Dolde, „Hopfenzapfen“) erarbeitet oder Wissenswertes wie die Funktionsweise der Brennhaare der Brennnessel aufgezeigt. Worauf wir vielleicht zuwenig hingewiesen haben ist, dass die Au ein äußerst produktives System darstellt (dieser Punkt ergab 16 sich nur bei einigen Schülergruppen im Gespräch). Dem Nährstoffreichtum dieser Umgebung entsprechen auch viele Ruderalstellen im städtischen Bereich, weshalb einige der vorgestellten Pflanzen auch dort gefunden werden können. 2. Ziel: Lernen mit allen Sinnen: Sehen und Angreifen der vorgestellten Pflanzen, Riechen, Schmecken können und deshalb gut bekannt sein sollten, wenn man sie essen möchte (Bsp. Verwechslungsmöglichkeit Kerbel mit Wasserschierling). An dieser Stelle müssen wir darauf hinweisen, dass auch wir in die Falle getappt sind: auf unser Plakat, anhand dessen die Doppeldolde erklärt wurde, ist fälschlicherweise der Wiesenkerbel Anthriscus sylvestris eingegangen, tatsächlich verwendet haben wir Anthriscus cerefolium, das Kerbelkraut. Gekostet wurde Kerbelsuppe. Hopfen Als Gliederung des Vortrags diente unsere „Speisekarte“. Die Pflanzen wurden in folgender Reihenfolge besprochen und die Gerichte jeweils im Anschluss an die kurze Vorstellung verkostet: Löwenzahn Viele SchülerInnen Meinung, der Löwenzahn sei giftig, eine Ansicht, die wir widerlegen konnten. Nach kurzer Besprechung einiger Merkmale und gesundheitlicher Aspekte wurde der Steirische Röhrlsalat angeboten. Löwenzahnblütengelee und –honig bildeten den Abschluss der Verkostung. waren der Obwohl auch eingetopft, zeigte sich, dass sich direkt neben unserem Stand eine Hopfenpflanze emporrankte, die dann als Anschauungsmaterial diente. Neben Informationen zur typischen Hopfenverwendung (Bierbrauerei), die den SchülerInnen bekannt war, wurden Hopfensprossen als besondere Delikatesse Kerbel Hier zeigten wir die eingetopfte Pflanze vor, die SchülerInnen wurden ermuntert die Blätter zu reiben und den Geruch zu bestimmen. (anis- oder fenchelartig). Anschließend wurden sie aufgefordert, den Kerbel unter den vor unserem Stand wachsenden Pflanzen ausfindig zu machen. Es zeigte sich, dass einige auf ähnliche Pflanzen deuteten, an dieser Stelle erfolgte der Hinweis, dass viele Pflanzen mit giftigen Doppelgängern verwechselt werden 17 vorgestellt. Auf dem Plakat zeigten wir die weibliche Blüte, durch Schmecken (rau auf der Zunge) und anschließendes Angreifen des Hopfenstängels wurden die Klimmhaare demonstriert. Brennnessel Die Brennnessel war den meisten SchülerInnen als essbar bekannt. Im Vortrag erklärten wir plakatunterstützt die Funktionsweise des Brennhaares und erläuterten, dass die Brennhaare durch vorheriges Walken der Blätter mechanisch zerstört wurden. Die SchülerInnen hatten anschließend die Möglichkeit unter Anleitung selbst Brennnesselblätter herauszubacken und zu kosten, dieser Programmpunkt gefiel ihnen am besten. Knoblauchsrauke, Gundelrebe Erklärungen erfolgten anhand der Pflanzen, auch hier machten die SchülerInnen die „Geruchsprobe“. Angeboten wurde ein Wildkräuteraufstrich. Vogelmiere Die neben dem Stand wachsende Vogelmiere wurde gepflückt und als „Frischkost“ zum Aufstrich verzehrt, hier war allerdings meist Vorkosten durch uns nötig, um die Schüler von der Genießbarkeit zu überzeugen. Bei einigen SchülerInnen kam dieses unmittelbare Erlebnis einer essbaren Pflanze besonders gut an. Erweiterungsmöglichkeiten 15 Minuten sind leider sehr knapp, einige Ideen konnten wir nicht unterbringen. So hätten beispielsweise die SchülerInnen in einem Rätselspiel die Namensschilder (anhand kurzer Beschreibungen) selbstständig den Pflanzen im Topf zuordnen können, auf diese Weise wäre das Anschauungsmaterial genauer betrachtet worden. Handout schon fertig mitzubringen wäre allerdings problematisch gewesen, da wir nicht wussten, welche Pflanzen vor Ort zur Verfügung stehen würden. Ergänzungen Gruppengröße: Studenten: 2 Personen, SchülerInnen: 2-4 Personen Material: Plakate, eingetopfte Pflanzen, Pflanzen direkt vor Ort, Kostproben Standort: rechts neben dem Eingang zum Haus, Vorteil: Küche in „Reichweite“, einige der besprochenen Pflanzen (Hopfen, Kerbelkraut, Vogelmiere, Brennnessel) wuchsen gleich daneben und konnten so noch besser in den Vortrag eingebaut werden. Vortragszeit: 15 min Quellen Aichele, Golte-Bechtle: Was blüht denn da? Wildwachsende Blütenpflanzen Mitteleuropas– Kosmos, Stuttgart (1997) Adler, Oswald, Fischer: Exkursionsflora von Österreich. – Ulmer, Stuttgart (1994) Graupe, Koller: Delikatessen aus Unkräutern. Das Wildpflanzen-Kochbuch – Orac, Wien (1995) Eisenreich, Handel, Zimmer: BLV Tier- und Pflanzenführer. – BLV Verlagsgesellschaft München (2001) Mayer, Elisabeth: Wildfrüchte, -gemüse, kräuter. Erkennen, Sammeln und Genießen. – Leopold Stocker Verlag, Graz (1999) Von einigen SchülerInnen wurden wir auch nach Rezepten gefragt. Wir hatten zwar einen Zettel mit den Rezepten für Löwenzahngelee und gebackene Brennnesselblätter vorbereitet, aber keine Möglichkeit ihn zu vervielfältigen. Dieses 18 Urzeitkrebse – Kiemenfußkrebse von Alexandra Fuchs2000 An den letzten beiden Tagen unseres Aufenthaltes in Marchegg haben uns eine 3. und eine 5. Klasse besucht. Für die 3. Klasse hatten wir einen sehr weitläufigen Stationenbetrieb geplant, da sie ca. 8 Stunden bei uns verbringen wollten. Bei jeder Station verbrachten die Schüler ca. 40 Minuten. Bei der „Urzeitkrebse – Station“ an der Triops-Senke konnten sie ca. die Hälfte dieser zur Verfügung stehenden Zeit Käschern und anschließend bekamen sie die Erklärungen zu den von ihnen gefangenen Tieren. Der Großteil der Schüler war begeistert von der Gelegenheit, die Krebse selbst zu suchen – sie waren mit Feuereifer bei der Sache. Die 5. Klasse blieb nur vormittags, deshalb mussten wir unsere Stationen etwas kürzer gestalten. Wir errichteten sie in der Nähe des Hauses. Diese Anordnung hatte leider den Nachteil, dass die Schüler keine Gelegenheit hatten, selber zu Käschern. Ich hoffe, dass sie mittels der in den Tagen vorher gefangenen Exemplare, die sie präsentiert bekamen, trotzdem eine guten Einblick bekommen haben. Ich war positiv überrascht, wie gut diese Klassen vorbereitet waren. Sie hatten schon in der Schule viel Information über die Urzeitkrebse als lebende Fossilien bekommen. Auch in praktischen Dingen waren sie - mit Gummistiefel oder ähnlichem – gut ausgestattet. Insgesamt betrachtet glaube ich, dass diese Exkursion nach Marchegg - mit dem Ziel die Fauna und Flora einer Aulandschaft nicht nur aus wissenschaftlichen Aspekten zu sehen, sondern auch „wirklich zu erleben“ für alle Beteiligten - besonders für uns Studierende - eine wesentliche Bereicherung gewesen ist. Urzeitkrebse existieren seit ca. 500 Mio. Jahren, seit ca. 280 Mio. Jahren sind sie in ihrer Gestalt nahezu unverändert. Aufgrund dieser Tatsache werden sie als lebende Fossilien bezeichnet. Ursprünglich sind sie im Meer entstanden, doch als im Devon räuberische Knochenfische das Meer besiedelten, mussten die Krebse in extremere Gewässer ausweichen. Daher findet man sie heute in chemisch instabilen oder astatischen (=kurzfristig wasserführenden) Gewässern, wie sie auch in Marchegg auftreten. Die Trockenphasen schaden den Tieren nicht, sie können auch jahrelang andauern. Diese Trockenperioden, die meist für die Entwicklung notwendig sind, überstehen sie in Form von Dauereiern (Cysten). Bei den heute lebenden Urzeitkrebsen unterscheidet man drei Ordnungen. Feenkrebse Anostraca Zu ihnen zählt der älteste bekannte Vertreter der Urzeitkrebse Rehbachiella kinnekullensis (Oberes Kambrium). Feenkrebse besitzen gestielte Komplexaugen, aber keinen körperbedeckenden Schild. Sie orientieren ihren Bauch in Richtung des einfallendes Lichtes – sie sind also Rückenschwimmer. Mit ihren beborsteten Beinen filtrieren sie Mikroorganismen und organische Schwebstoffe aus dem Wasser. In einer Bauchrinne wird dieser Nahrungsbrei nach vorne zum Mund transportiert. Eubranchipus grubii (ca.35mm) Sie treten zur Frühjahrsschmelze in schattigen Tümpeln auf, sind also typische Kaltwasserbewohner. Sie durchlaufen drei Larvenstadien und häuten sich bis zu 40 mal. Ab Mai sterben sie ab, da Sauerstoffmangel eintritt und die Temperatur zu hoch wird. Die Weibchen sind leicht an den zwei blauen Streifen am Rücken zu erkennen. Sie tragen einen gedrungenen Eisack am 1.und 2.Hinterleibsring. Die Männchen sind gelbbraun und tragen ein Begattungsorgan. Das Geschlechterverhältnis ist ungefähr ausgeglichen. Ihre Feinde: Vögel, Lurche, Insekten Chirocephalus shadini Sie sind ebenfalls Kaltwasserbewohner in lichtdurchfluteten, sauerstoffreichen Tümpeln. Die Weibchen sind kastanienbraun und ihr Eisack ist schlank und spindelförmig. Die Männchen haben eine leuchtend grüne Färbung. 19 Branchipus schaefferi (20-25mm) Diese Krebse treten im Sommer bei höheren Wassertemperaturen auf, auf unserer Exkursion konnten wir sie nicht finden. Rückenschaler – Notostraca Rückenschaler treten fossil seit dem Perm auf, das äußere Erscheinungsbild ist seit der Trias (ca. 250 Mio. Jahren) kaum verändert. Diese Krebse haben innere Komplex– augen und einen flachen Rückenpanzer (Carapax), der den Kopf und die beintragenden Segmente des Körpers bedecken. Sie schwimmen mit der Bauchseite nach unten und halten sich hauptsächlich am Gewässergrund auf. Bei Sauerstoffmangel kann es aber auch vorkommen, dass sie mit der Bauchseite nach oben knapp unter der Wasseroberfläche schwimmen. Mit der Vorderseite ihres Rückenpanzers wühlen sie im Bodenschlamm nach Nahrung. Mit ihren Blattbeinen filtrieren sie Wasserpflanzen, Mikroorganismen und Planktonkrebse. Doch sie ernähren sich auch räuberisch von Mückenlarven, Würmern, geschwächten Kaulquappen, Eubranchipus grubii etc. Lepidurus apus (ca.4 cm) Diese braun – grünen Krebse entwickeln sich März bis Mai im freien Gelände, wie z.B. auf überschwemmten Wiesen, Gräbern, Tümpeln etc. Zwischen den zwei Anhängen haben sie ein zusätzliches Schwanzschild, das einen besseren Antrieb gewährleistet. Die Blattbeine bilden ein System von Druck- und Saugkammern, welche die Atmung und die Filtriertätigkeit zur Nahrungsaufnahme ermöglichen. Die Weibchen tragen am 11. Brustsegment in einer Bruttasche ca. 10 Eier. Die Larven machen 12 Entwicklungsstadien und bis zu 40 Häutungen durch. Triops cancriformis (ca. 10 cm) Diese Krebse besitzen kein zusätzliches Schwanzschild. Sie sind wärmeliebend und vollziehen aufgrund der höheren Wassertemperatur eine rasante Entwicklung. Den Eibehälter tragen die Weibchen am 11. Beinpaar, die Eiproduktion beginnt schon nach 14 Tagen. Ihre Eier sind besonders unempfindlich, sie sind auch noch nach mehreren Jahren (ca. 10-20) schlupffähig. Beide Arten der Rückenschaler konnten wir in der Triopssenke in Marchegg finden. Muschelschaler Conchostraca Muschelschaler treten seit dem Silur auf, damit sind sie die älteste rezent in unveränderter Gestalt auftretende Ordnung der Urzeitkrebse. Diese Krebse erreichen eine Größe von ca. 1-1,5 cm. Ihr Körper ist von einer zweiklappige Schale umhüllt, die durch einen Schließmuskel zusammengehalten wird. Ihre Entwicklung verläuft sehr schnell, daher sind hervorragend an nur kurzfristig bestehende Gewässer angepasst. Ihre Schalen werden bei dem Wachstum nicht abgeworfen, sondern sie vergrößern sich ebenfalls (Zuwachsstreifen). Sie treten oft in seichten, mit dichtem Pflanzenwuchs ausgestatteten Tümpeln auf. Dort liegen sie träge seitlich auf dem Bodengrund oder wie Muscheln im Schlamm eingegraben, so dass nur ihr Hinterende hervorragt. Wenn sie schwimmen, ist der Rücken nach oben gekehrt und sie rudern mit ihren Zweiten Antennen, die beborstet sind und aus der Schale herausragen. Diese Bewegungen verleihen ihnen einen gaukelnden Schwimmstil. Mit ihren bedornten Furcakrallen wirbeln sie Schlamm auf und filtrieren die darin enthaltenen Algen, Pflanzenteile, usw. mit ihren Blattbeinen. In einer Bauchrinne werden diese Nahrungspartikel nach vorne zum Mund befördert. In Marchegg konnten wir zwei Arten finden: Imnadia yeyetta: bräunliche Färbung. Cyzicus tetracerus: rötlich gefärbt 20 Urzeitkrebs–Kreuzworträtsel Waagrecht: 1) Welche Tiere drängten ab dem Devon die Urzeitkrebse in temporäre Gewässer zurück? 2) In welcher Form werden Trockenphasen überdauert? 3) Die Urzeitkrebse werden auf Grund ihrer seit Mio. von Jahren unveränderten Gestalt als lebende ...?..... bezeichnet. 4) Die Urzeitkrebse finden wir in feuchten Gebieten, zum Beispiel in der ......?...... 5) Ein wesentliches Merkmal der Krebse ist das schlauchförmige ....?.... 6) Initialen eines berühmten Urzeitkrebsforschers. Senkrecht: 7) Feenkrebse schwimmen mit dem .....?..... (Verkleinerungsform) nach oben. 8) Natürliche Feinde sind .......?......... (4 Beine), 9) ........?........ (6 Beine) und 10) .........?........ (2 Beine). 11) Die Entwicklung zum geschlechtsreifen Tier erfolgt durch bis zu 40 ......?......... . 11↓ 8↓ 10↓ 9↓ a 7↓ g 2→ h c 4→ b 1→ d 5→ e f ←6 3→ Lösungswort: a__ b__ c__ d__ e__ f__ g__ h__ 21 Zoologie - Niedere Tiere Urzeitkrebse (Groß–Branchiopoden) von Thomas Krknjak 2001 Diese uralte Krebsgruppe unterscheidet sich von den anderen Gruppen durch einen hinter dem Kopf liegenden Filterapparat. Sie besitzen außerdem eine große Anzahl von Blattbeinen, welche der Atmung, der Fortbewegung und dem Nahrungserwerb gleichermaßen dienen. Daher wurden von früheren Autoren die GroßBranchiopoden auch als „Phyllopoda“ bezeichnet. Die heute noch lebenden Urzeitkrebse werden in drei Ordnungen gegliedert, nämlich in Anostraca (Feenkrebse), Notostraca (Rückenschaler) und Conchostraca (Muschelschaler). Anostraca (Chirocephalus shadini Männchen Weibchen oben. Foto: W. Hödl) unten; Anostraca gestielte Komplexaugen Rückenschwimmer im Freiwasser Filtrierer Geschlechterverhältnis in Österreich nahe 1:1 Notostraca großer Rückenschild wühlen im Boden Allesfresser in Österreich nur Parthenogenese Conchostraca Die phylogenetisch jüngste Ordnung der GroßBranchiopoden ist in Österreich durch 8 Arten vertreten. Diese Krebse leben vorwiegend freischwimmend und orientieren sich dabei am Licht. Dies ist einfach experimentell nachweisbar. Wenn man ein Aquarium von unten beleuchtet, drehen die Tiere den Rücken nach oben und schwimmen somit auf dem Bauch. Die Nahrung der anostraken Krebse stellen hauptsächlich Mikroorganismen und Plankton dar, welche durch die Bauchrinne zum Mund transportiert werden. Bei den heimischen Feenkrebsen findet man durchwegs ein Geschlechterverhältnis von 1:1 vor. Sehr auffällig ist auch noch, dass die zweiten Antennen bei den Männchen oft sehr stark vergrößert und auffällig geformt sind. Sie dienen zur Umklammerung des Weibchens während der Paarung. Notostraca muschelförmiger Schild wühlen im Boden Filtrierer Geschlechterverhältnis in Österreich nahe 1:1 Sie sind in Österreich nur durch zwei Arten vertreten und durch einen sehr urtümlich wirkenden Körperbau ausgezeichnet. Die Tiere tragen wegen ihres großen Rückenpanzers den deutschen Namen Rückenschaler. In ihrem Aussehen haben sie sich seit der Trias/Jura kaum verändert. Deshalb werden sie, wie auch 22 viele andere Tiere, die entwicklungsgeschichtlich sehr alt sind, als „Lebende Fossilien“ bezeichnet. Mit ihrem bekanntesten Vertreter Triops cancriformis kann diese Urzeitkrebsordnung mit der ältesten bekannten lebenden Tierart aufwarten. a: Hinterende von Lepidurus b: Hinterende von Triops Notostraca sind vorwiegend Bodenbewohner, die aber bei Sauerstoffmangel mit dem Bauch nach oben knapp unter der Wasseroberfläche schwimmen. Sie wühlen mit der Vorderkante ihres Schildes im Schlamm nach Nahrung, fressen hauptsächlich Plankton, können aber auch Mückenlarven oder geschwächte Kaulquappenlarven erbeuten. Das Geschlechterverhältnis ist je nach Breitengrad sehr unterschiedlich. Während in Nord- und Mitteleuropa kaum Männchen auftreten, ist das Verhältnis in Süd- und Westeuropa beinahe ausgeglichen. Conchostraca Mit sechs Arten in Österreich stellen die Conchostraca die zweitgrößte Ordnung von Groß-Branchiopoden dar. Sie sind wie die Anostraca Filtrierer. Die meisten Arten leben aber nicht freischwimmend, sondern wühlen wie die Notostraca im Schlamm. Wenn sie schwimmen, tun sie dies meist mit dem Rücken nach oben und verwenden dazu auch ihre zweiten Antennen. Ihr kleiner Körper ist von einer zweiklappigen Schale umgeben. Mit ihrer kurzen Individualentwicklung sind sie den Anforderungen von astatischen Gewässern bestens angepasst. Schon nach wenigen Tagen sind Adulttiere zu beobachten. Die Männchen besitzen zu Klammern umgebildete vordere Rumpfextremitäten, um sich bei der Paarung am Schalenrand der Weibchen festhalten zu können. Bei vielen Arten treten neben sexueller Fortpflanzung Selbstbefruchtung und/oder Parthenogenese auf. (Auch bei den Conchostraca umklammern die Männchen die Weibchen bei der Paarung, allerdings nicht wie die Feenkrebse mit den 2. Antennen, sondern mit den beiden vordersten Rumpfextremitäten. Foto: A. Hartl) Geschichte und Lebensweise Der älteste bisher bekannte Branchiopode ist Rehbachiella kinnekulensis. Er ist somit auch der älteste nachgewiesene Krebs im engeren Sinne. Die Funde aus Südschweden stammen mit großer Sicherheit aus dem Kambrium. Damals haben diese Ur- Branchiopoden aber vermutlich noch im Meer gelebt. Nach dem Auftreten der Raubfische im Devon wurden sie aber nach und nach verdrängt und wanderten zuerst in Brackwasser, dann in Süßwasserzonen der Flüsse ab und heute kommen sie schließlich fast ausschließlich in astatischen Gewässern vor. D. h. Gewässer, die eben nicht, sondern nur zu gewissen Zeiten Wasser führen. Für Österreich kann man auch sagen, dass Urzeitkrebse nur dort vorkommen, wo es keine Fische gibt. Diese Anpassung hat für die Tiere aber in letzter Zeit fatale konsequenten, denn ihr Lebensraum wurde durch den Menschen in den letzten zwei Jahrhunderten nachhaltig verändert, beziehungsweise zerstört. Während es noch im 18.Jahrhundert unzählige zeitweilig überflutete Gebiete, vor allem im Bereich der Donau, aber auch entlang anderer großer Flüsse in Österreich gab, sind diese Habitate durch Flussregulierungen und den Bau von Staukraftwerken weitgehend zerstört worden. Es war ein drastischer Rückgang der Urzeitkrebspopulationen zu beobachten. Deshalb galten 1993 (Löffler) die Hälfte der in Österreich einst vorgekommenen 23 Arten als ausgestorben. Erst bei 1995/96 von EDER & HÖDL durchgeführten Kartierungen in Ostösterreich wurden 6 (mittlerweile 7) von 8 für ausgestorben gehaltene Arten wieder nachgewiesen. Die Tiere gelten aber nach wie vor als gefährdet, beziehungsweise vom Aussterben bedroht, da die Arten meist auf sehr wenige Habitat beschränkt sind und diese wiederum gefährdet sind in der nächsten Zeit Trockenlegungen und dergleichen zum Opfer zu fallen. Seewinkel vor. Der Bau des Kraftwerkes Hainburg hätte wahrscheinlich auch diesen Standorten, mit Ausnahme des Seewinkels ein jähes Ende bereitet. Auch wenn dieses Projekt noch in letzter Sekunde verhindert werden konnte, sind die Urzeitkrebs- Vorkommen noch lange nicht dauerhaft geschützt. Viele der Standorte, welche sich meist auf Wiesen oder Äckern befinden sind dennoch stark gefährdet, da die Besitzer bestrebt sind den Ertrag zu steigern und die zeitweilig überfluteten Gebiete trocken zu legen. Es gibt nun Bestrebungen, möglichst viele Vorkommen als Naturdenkmal unter Schutz zu stellen. (Bauern versuchen oft mit allen Mitteln die zeitweilig überschwemmten Ackerflächen trockenzulegen. Foto: W. Hödl) Heute kommen die Groß-Branchiopoden noch vor allem im Bereich der March- Mündung, entlang der Donau in Ostösterreich und im (Tümpel beim Marchegger „Pulverturm“, dem einzigen Chirocephalus shadini- Vorkommen in Österreich. Foto: R. Gottwald) 24 Der „Pulverturm“- Tümpel bei Marchegg war das erste Naturdenkmal, welches ausschließlich wegen dem Vorkommen des Anostraken Chirocephalus shadini eingerichtet wurde. Des weiteren sind noch die „Blumengang- Senke“, die „Rabensburger Thaya-Auen“, die „Unteren Marchauen“ und der „Kleine Breitensee“ Naturschutzgebiete, in denen Urzeitkebse vorkommen. Es sind auch noch weitere Ansuchen zur Erklärung von Naturdenkmälern wegen Groß-Branchiopoden- Vorkommen in Bearbeitung. Jetzt stellt sich die Frage, warum diese urtümlichen Tiere eigentlich so schützenswert sind, und warum es uns nicht egal sein sollte, wenn sie jetzt nach 500 Mio. Jahre das zeitliche segnen. Einige Beispiele für Nutzungsmöglichkeiten: Urzeitkrebse als Bio-Indikatoren Bio-Indikatoren sind Arten, durch deren Anwesenheit in bestimmten Habitaten auf physikalische und biologische Parameter desselben geschlossen werden kann. Großbranchiopoden eignen sich deshalb gut als Bioindikatoren, weil: die einzelnen Arten relativ leicht zu fangen und zu bestimmen sind sich die Artenzahl in einem überschaubaren Rahmen bewegen, aber nicht zu gering ist sie für ihre Habitate, also astatische Gewässer Zeigerarten darstellen, in denen sie meist in großer Zahl vorkommen Wirtschaftliche Nutzung Zum einen könnten Süßwasserarten von Urzeitkrebsen, wie ihre Verwandten salinen Arten, in Massen produziert, und so als Futter für die Fischbrut eingesetzt werden. Zum anderen könnten sie aufgrund ihrer filtrierenden Lebensweise in der Abwasserwirtschaft eingesetzt werden. Sie wandeln nämlich unter anderem Bakterien in wertvolles tierisches Eiweiß um. Dies würde eine neue Möglichkeit für die Verwertung von Klärschlamm, welcher hauptsächlich aus Bakterien besteht, bieten. Verwendung in der Lehre Urzeitkrebse faszinieren vor allem durch ihr urtümliches Aussehen. Sie zeigen den urtümlichen Crustaceen- Bauplan und sind aufgrund ihrer Größe leicht zu halten und zu untersuchen. Durch ihre schnelle Individualentwicklung eigen sie sich perfekt für die Veranschaulichung von Lebenszyklen und ihrer eigenen Lebensweise. Triops-Eier können auf Erichs Internetseite http://www.triops.cc bestellt werden. Urzeitkrebse als Schirmarten Da Artenschutz langfristig nur über den Schutz der Habitate erfolgen kann, ist es notwendig für bestimmte Habitate attraktive Tiere zu finden, deren Schutz von der breiten Öffentlichkeit als wichtig erachtet wird. Werden nun Habitate unter Schutz gestellt, ist das natürlich auch für alle anderen hier vorkommenden Arten fast eine Überlegensgarantie. Im Falle der Urzeitkrebse sind die Arten, welche davon profitieren unter anderen: bunte Strudelwürmer, einige Froschund Krötenarten, aber auch des DonauKammmolchs. Der Lebenszyklus Groß-Branchiopoden sind, wie bereits oben erwähnt, Bioindikatoren für astatische Gewässer. Sie zeigen deshalb auch charakteristische Eigenschaften solcher Tiere, beispielsweise die kurze Individualentwicklung. Nach der Überschwemmung schlüpfen die NaupliusLarven und entwickeln sich rasant. Sie machen bis zu 40 Häutungen durch, ehe sie ihre endgültige Form erreicht haben. Schon wenige Wochen nachdem der Standort überflutet wurde, sind bereits die ersten geschlechtsreifen Tiere zu beobachten. Die Habitate werden jedoch durch verschieden Anpassungen doch über eine lange Zeitspanne hinweg genutzt. So schlüpfen die Larven von Lepidurus apus bereits bei Temperaturen von einigen Grad Celsius über Null, während Trips cancriformis als wärmeliebende Art, erst im Frühsommer auftritt. Tiergruppen, die astatische Gewässer nutzen, verbringen die Zeit zwischen den Überschwemmungen als Dauerstadien die sehr resistent gegen physikalische und chemische Einwirkungen sind. Wenn also so ein Tümpel austrocknet, sterben die erwachsenen Tiere und im Schlamm bleiben nur die Dauereier, sogenannte Zysten zurück. Diese Zysten 25 können Jahre ohne Sauerstoff auskommen. Welchen Trick die Natur hier anwendet ist allerdings ungeklärt. Die Dauerstadien enthalten bereits Embryonen im Gastrulastadium und können Jahrzehnte der Trockenheit unbeschadet überstehen. Ausgetrocknet warten die Eier dann auf die nächste Überschwemmung, um den nächsten Reproduktionszyklus durchlaufen zu können. Zur Didaktik Den Schülern, die uns in Marchegg bei unserer Exkursion besucht haben, die Urzeitkrebse näher zu bringen hat mir sehr gut gefallen. Als Einstieg und Motivation habe ich eine Fantasiereise erfunden, die ich den Kindern dann vorgelesen habe. Danach mussten sie herausfinden, um welches Tier es sich hier handelte: Stellt euch vor, ihr seid Forscher. Aber nicht heute, sondern in der Zukunft. Ihr seid auf der Suche nach der ältesten, noch lebenden Tierart und habt da auch schon einen Verdacht. Diesen Verdacht wollt ihr natürlich überprüfen. Dafür steht euch in der Zukunft natürlich eine Raum- Zeit- Maschine zur Verfügung. Ihr setzt euch in die Maschine und macht euch auf den Weg in die Vergangenheit. Die Zeit zieht jetzt wie ein Film an euch vorüber. Zuerst verschwinden die Menschen, dann kommen plötzlich die Dinosaurier und verschwinden wieder. Kurz nach dem Verschwinden der Dinosaurier haltet ihr die Zeitmaschine an einem kleinen See an. betrachten. Es scheint gerade im Boden zu wühlen. Das Ur-Tier sieht mit seinem Rückenpanzer aus, als würde es eine Rüstung tragen. Es ist cirka fünf Zentimeter lang. Das Einzige, was aus dem Rückenpanzer ragt, ist der Schwanz mit seinen zwei verlängerten Anhängen. Als es sich kurz vom Boden abhebt, stellt ihr fest, das sich an der Unterseite eine Menge Beinchen befinden. Ihr zählt mehr als zwanzig. Während das Tier den Boden durchwühlt, nähert sich ein urzeitlicher Räuber in Form eines Fisches. Er hat das kleine Tier schon fest anvisiert und mit einer blitzartigen Bewegung ist es auch schon in seinem Maul verschwunden. Ihr betrachtet dann einen größeren Teil des kleinen Sees und könnt feststellen, dass es noch eine Unmenge dieser Tiere dort gibt. Mit diesem Eindruck verabschiedet ihr euch aus der Unterwasserwelt. Ihr setzt euch wieder in die Raum- ZeitMaschine und macht euch auf den Weg zurück in die Zukunft. Mit dem Wissen die älteste noch lebende Tierart sozusagen in ihrer Kindheit gesehen zu haben, kehrt ihr zurück in eure Welt, als Forscher der Zukunft. Ordnung Anostraca Artenliste Branchinecta ferox Branchinecta orientalis Branchipus schaefferi* Tanymastix stagnalis Chirocephalus carnuntanus Chirocephalus shadini* Eubranchipus grubii* Streptocephalus torvicornis Ordnung Notostraca Lepidurus apus* Triops cancriformis* Ordnung Conchostraca Cyzicus tetracerus* Eoleptestheria ticinensis* Imnadia yeyetta* Leptestheria dahalacensis* Limnadia lenticularis* * an der March vorkommend * bei der Exkursion nachgewiesen Literatur Mit eurem Unterwasserteleskop könnt ihr euch beinahe frei unter Wasser bewegen. Ihr seht euch um und habt auch schon eines der Tiere entdeckt. Ihr folgt ihm mit eurem Teleskop und könnt es nun aus der Nähe Erichs Website: http://www.urzeitkrebse.at Hödl, W. & E. Eder (Eds.), 1996. Urzeitkrebse Österreichs. Stapfia 42, zugleich Kataloge des OÖ. Landesmuseums N.F. 100, 170 pp. 26 Zoologie - Niedere Tiere Blutsauger, Filtrierer und Lauerjäger Zur Biologie heimischer Stechmücken von Annette Bayer 2001 oft ein spitzig wirkendes Ende auf. AedesArten stechen in der Regel während des Tages. Anopheles (Malariastechmücken) Schnell, zieh Deinen Stachel wieder heraus, Betty. Du hast eine Arterie erwischt! Systematik Reich: Animalia Stamm: Arthropoda Klasse: Hexapoda Ordnung: Diptera Familie: Culicidae (Stechmücke) weltweit 2900 Arten Anopheles brütet in permanenten Ansammlungen von frischem Wasser und bevorzugt einen dichten Pflanzenbewuchs, da dieser den Larven Schutz vor Fischen und anderen Feinden bietet. Die Eier werden einzeln auf die Wasseroberfläche abgelegt. Anophelesmücken unterscheiden sich von Aedes- und Culexarten durch vier Punkte: 1. Anophelesmücken weisen gefleckte Flügel auf. 2. Erwachsene Tiere halten in der Ruheposition ihren Kopf tiefer als das Abdomen, während Culex und Aedes eine zur Oberfläche parallele Körperhaltung einnehmen. 3. Die Taster der Anophelesweibchen sind nahezu gleich lang wie der Stechrüssel. 4. Anopheleslarven haben ein kürzeres Atemrohr als Culex und Aedes und sind dadurch gezwungen parallel zur Wasseroberfläche zu liegen, und nicht in einem Winkel wie bei den beiden anderen Gattungen. Die Unterscheidung der verschiedenen Anophelesarten ist nur mit Hilfe der Stereolupe möglich. Bei Arten, die einem sogenannten Artenkomplex angehören, ist eine optische Unterscheidung oft überhaupt nicht möglich. Deshalb wird die Artenbestimmung heute über einen Antikörpertest durchgeführt. Dazu werden die Anophelesmücken auf einem mit Antikörpern beschichteten Filterpapier Aedes Stechmücken der Gattung Aedes legen ihre Eier oft nicht im Wasser ab, sondern in feuchten Gebieten, welche periodisch überschwemmt werden wie zum Beispiel in den astatischen Gewässern der March der Fall ist. Die Eier verharren in einem Ruhezustand manchmal mehrere Monate lang, bis die Umstände für die Entwicklung der Larve günstig sind. Einige Arten haben sich auf salzige Gewässer spezialisiert. Im Gegensatz zu Anopheles legen Aedesstechmücken Distanzen von bis zu 30 km zurück. Wie bei Anophelesarten weist das Abdomen von Aedes Typische Sitzhaltung von Anopheles im Vergleich zu anderen Stechmücken 27 zerdrückt. Kommt es zu einer Verbindung von Antigenen der Anophelesmücke und Antikörper auf dem Papier, tritt eine Farbveränderung ein. Culex Stechmücken der Gattung Culex brüten in ruhigem stehenden Wasser jeglicher Art. Die meisten Arten bevorzugen schmutziges Wasser mit einem hohen Anteil an organischem Material. Die Eier werden in Paketen von rund 100 Eiern auf die Wasseroberfläche abgelegt. Das Abdomen der Culexarten weist ein stumpfes Ende auf. und Puppe entwickeln sich im Wasser, erst die adulte Mücke lebt an Land. Bei idealen Bedingungen dauert die gesamte Entwicklung vom Ei bis zum erwachsenen Tier nur gerade eine, meist etwa zwei Wochen Gelsenlarve Hat Dich schon einmal eine Gelse gestochen? Das war vielleicht meine Mama, die Nahrung brauchte um uns Kinder als Eier ins Wasser abzulegen. Denn wie bei den meisten stechenden Fliegenverwandten saugen lediglich die Weibchen Blut, das sie für die Entwicklung Ihrer Eier unbedingt benötigen. Familie: Chaoboridae (Büschelmücken) weltweit 50 Arten 6 Arten der Gattung: Mochlonyx und der Gattung: Chaoborus Imagines ähnlich den Culicidae. Sie unterscheiden sich jedoch in ihrer Nahrungswahl. Sowohl Männchen als auch Weibchen sind Blütenbesucher. Ihre Larven sind räuberische Lauerjäger und ernähren sich von CulicidenLarven, Planktonkrebsen und anderen Kleintieren die sie mit kräftigen Mundwerkzeugen erbeuten. Sie sprechen auf die Vibrationen an, die von Beutetieren erzeugt werden. Tiere erzählen Geschichten über sich... Kleine Geschichten über Tiere und deren Leben können Kindern Blick und Gefühl für andere Lebewesen eröffnen. Zweifellos am bekanntesten unter den blutsaugenden Insekten sind die als Gelsen oder Moskitos (=spanische Bezeichnung für kleine Fliegen) bezeichneten Mücken. Lebenszyklus Du bist ihr nicht mehr böse, jetzt, da ich Dir das erzähle... Mein Papa macht so etwas nicht, der ernährt sich nicht von Blut. Gleich nachdem sich meine Eltern im Flug verpaart haben werden wir einzeln oder in Form von ganzen Eischiffchen auf die Wasseroberfläche abgelegt. Eier Die Weibchen können ihre Eier an den unterschiedlichsten Wasserstellen ablegen: Einige Arten bevorzugen permanente Gewässer wie Seen und Teiche, andere können bei entsprechend hoher Luftfeuchtigkeit in Hufspuren, weggeworfenen Gefäßen oder anderen kleinen Wasseransammlungen brüten. Je nach Art werden auch unterschiedliche Anforderungen an die Wasserqualität gestellt. Einmal im Wasser abgelegt, schlüpfen die Larven innerhalb von einem bis drei Tagen aus den von bloßen Auge kaum sichtbaren Eiern. Je nach Gattung können unterschiedliche Zahl und Form der Eier vorkommen. Der Lebenszyklus einer Stechmücke umfasst vier Stadien. Die ersten drei Stadien Ei, Larve 28 Sobald ich aus dem Ei geschlüpft bin hab geh ich auf Nahrungssuche um mich weiterentwickeln zu können. Ich bin eine ganz verdrehte: mit dem Kopf nach unten hänge ich unter der Wasseroberfläche. Um meinen Mund habe ich etwas ähnliches wie Mixquirln, die ständig Wasser an meinem Mund vorbeistrudeln. Aus diesem suche ich mir dann die leckersten Dinge raus: Algen und alles, was so kleines im Wasser schwimmt. Zu groß darf die Nahrung nicht sein, bin ich selber doch auch nicht groß: etwa 4-5 mm. Larven Die Larven der Gattungen Aedes, Culex und Anopheles ernähren sich von kleinen meist pflanzlichen Partikeln, die sie während des Hängens am Wasserspiegel aus dem Wasser filtern und durch eine besondere Vorrichtung in den Schlund stopfen.. Sie können aber auch bei fehlendem Plankton abtauchen und Bodensubstrat abweiden. Die Larven der Büschelmücke Mochlonyx sp. sind hingegen Lauerjäger und erbeuten mit kräftigen Mundwerkzeugen v.a. Kleinkrebse. Sie sind deshalb so gute Lauerjäger, da sie durch Hautatmung weitgehend oder ganz von der Luftatmung unabhängig sind. Ihre Atemröhren sind im Gegensatz zu denen der Stechmückenlarven stark rückgebildet und in Vorder und- Hinterkörper zu je einem Paar hydrostatischer Blasen erweitert. Diese erlauben ein freies Schweben in Horizontallage wo sie auf Beute lauern. Bei einer Störung tauchen sie ab, müssen aber wieder an die Oberfläche kommen, um ihren Sauerstoffbedarf zu decken. Über hornartige Atemröhren nehmen sie Luftsauerstoff auf. Während der Entwicklung im Wasser häuten sich die Larven viermal. Je nach Art und herrschenden Temperaturen verwandelt sich die Larve nach 4 - 5 Tagen, allenfalls auch erst nach mehreren Wochen, in eine Puppe. Habe ich genug gegessen, verpuppe ich mich und ruhe ein wenig von der vielen Esserei. Bald schon komme ich mit einem ganz anderen Kleid aus der Puppenhülle und gehe dann auf Nahrungssuche. Also denk daran, wenn Dich wieder mal eine Gelse sticht, bin ich das vielleicht.. Puppen Bevor die Mücken schlüpfen können, müssen sie ein Puppenstadium durchlaufen. Bei den meisten Stechmückenarten treiben die äußerst beweglichen Puppen – an Atemröhrchen aufgehängt – an der Oberfläche. Bei Gefahr lösen sie sich ähnlich wie die Larvenstadien blitzschnell von dem Oberflächenhäutchen und schwimmen in die Tiefe. Sie sind durch einen luftgefüllten Raum unter den Scheiden der Flügel und Beine meist leichter als Wasser und treiben daher in der Regel an der Oberfläche, berühren den Wasserspiegel mit den beiden prothorakalen Atemhörnchen und (Culex, Anopheles, Aedes) mit sternförmigen 29 Haargebilden, wobei der Hinterleib meist ventral eingeschlagen ist. Am Ende des Puppenstadiums pumpt die schlupfbereite Mücke Luft in den Raum zwischen ihrer Körperdecke und der Puppenhaut. Durch einen Riss entlang der an der Wasseroberfläche liegenden Sollbruchstelle gelangt die Stechmücke ins Freie ohne mit dem Wasser in Berührung zu kommen. Nach einer Stunde sind sie nach ca. 1 Stunde. Männchen sehr stark und lang wirtelig behaart. An diesen befindet sich außerdem ein Hörorgan zum Wahrnehmen des Flugtons der Weibchen. Erwachsene Tiere Adulte Stechmücken können sich bis zu zwei Kilometer von ihrer Brutstätte entfernen. Je nach Art liegt die Lebensspanne zwischen wenigen Stunden und einigen Monaten, wobei das Männchen weniger lang lebt als das Weibchen. Das Männchen ernährt sich von Pflanzennektar und Pflanzensäften. Das Weibchen benötigt ihre Blutmahlzeit als Proteinspender für die Bildung von Eiern. Mit einem Bündel von feinsten als Stechborsten funktionierenden Mundwerkzeugen gelingt es ihnen die menschliche Haut und in weitere Folge die Wand von Blutkapillaren zu durchdringen. Der während des Stechvorganges injizierte Speichel hemmt die Blutgerinnung und löst vermutlich den bekannten Juckreiz aus. Dem langen Rüssel des Männchens fehlen die eigentlichen Stechborsten. Die Mundwerkzeuge: Mücken haben sogenannte stechend- saugende Mundwerkzeuge mit unserem Gebiss homologen Mundteilen. Oberlippe (Labrum) Oberkiefer- Stechborsten (Mandibeln) Innenlippe- (Hypopharynx) Unterkiefer- Sägen (Maxillen) Unterlippe (Labium) Sexualdimorphismus zwischen Männchen und Weibchen Dieser Geschlechtsunterschied ist anhand der Ausbildung der Fühler und Taster zu sehen. Die Taster beim Weibchen sind kurz, beim Männchen etwa so lang wie der Rüssel und die Endglieder stark behaart. Die Antennen sind beim Weibchen schwach, beim Stechvorgang: Die mit Sinnesorganen besetzte Ober und Unterlippe wird auf die Haut aufgesetzt und dann das Stechborstenbündel durch sehr rasche Auf- Ab- Bewegungen der gezähnten Unterkiefer- Sägen und der OberkieferStechborsten innerhalb von wenigen Sekunden bis auf ca. halbe Länge eingesenkt. Dabei dringt nur das Bündel der Stechborsten ein, nicht die Unterlippe. Während des Saugvorganges wird über die Innenlippe Speichel injiziert, der die Blutgerinnung hemmt und außerdem die Serumdurchlässigkeit der Kapillarwände erhöht. Das Jucken wird vermutlich durch das im Speichel enthaltene Histamin verursacht. Blutlieferanten: Dies sind meist Säugetiere und Vögel, aber auch Amphibien und Reptilien werden „angezapft“. Wirtsfindung: Dabei sind verschiedene Faktoren im Spiel. Auf jeden Fall werden Mücken durch Wärme, Schweiß und Harn, verschiedene Stoffe aus dem Blut des Wirtes, wie Geschlechtshormone (Frauen werden in der Regel häufiger gestochen als Männer) 30 Krankheitsüberträger: Eine Reihe von Arten, besonders in den wärmeren Ländern ist als Überträger verschiedenster Krankheiten auf Tier und Mensch bekannt. Trotz des Vorkommens der gefürchteten “Fiebermücke“ stellt sie für den Menschen bei uns kein Gesundheitsrisiko dar, da die früher in einigen mitteleuropäischen Gebieten heimischen Malariaherde durch Änderung der Entwicklungsbedingungen Es kann Elephantiasis, Gelbfieber, Vogelmalaria und Menschenmalaria übertragen werden. Wie sich alles abspielte........ Meinen Kollegen und ich hatten die ersten 3 Tage dieser freilanddidaktischen Übungstage völlig freie Hand in der Planung der Präsentation unsere jeweiligen Tiergruppen. Dadurch waren Organisations-, Kreativitätsund Improvisationsgabe bei jedem von uns gefragt. Der 1.Tag stand unter dem Motto „Materialfindung und Vorbereitung“ Der 2. Tag und 3. Tag: Sie standen unter demselben Motto w.o. jedoch am 3. Tag mit anschließender Vorstellung unserer Ziele, Inhalte und methodischer Ideen, die jeweiligen Tiergruppen den Schülern näherzubringen. Was hatte ich vorbereitet... Meine Station lag am Ufer des Tümpels der, wie ich mir sagen ließ, die letzten Jahre einen höheren Wasserstand aufwies. Das hatte aber den Vorteil, dass ich ihn ohne Probleme durchwaten konnte was mit beim Tierfang sehr entgegen kam. Meine Station bestand aus einem hochbeinigen Tisch, auf dem standen ein Binokular, viele Petrischalen, eine Pipette, Vergrößerungsgläser zur genaueren Betrachtung der gefangenen Tiere, ein großes Plakat des Lebenszyklus einer Stechmücke, erzählt aus der Sicht einer Larve, ein selbst gebautes Modell der StechmückenMundwerkzeuge, ein Plakat auf dem ich, mit Hilfe eines Tortendiagramms die enorme Artenvielfalt der Insekten darstellte und zu guter Letzt hab ich auch 3 Fragen auf einer Drehscheibe gemalt, deren Antwort durch Drehung in einem Sichtfenster erschien. Nach Einzug in das „Biologenhaus“ erster Ausflug in die umliegende Au. Bei meinem Gang durch die Natur traf ich bald auf den naheliegenden Tümpel und bei genauerer Beobachtung entdeckte ich erstmals Mückenlarven. Diese sofort mit einem Kescher gefangen und in ein Glasgefäß eingebracht um, so hoffte ich, in ein paar Tagen die Verpuppung hautnah miterleben zu können. Durch die kühle Witterung hatten sich noch nicht viele Larven verpuppt und warteten sozusagen in dieser temporär überschwemmten Auwiese auf Annettes Gelsenstation. Foto: W.Hödl wärmere Zeiten. Meine Ziele: ...für die 3. Klasse.. Lebenszyklus einer GelseUnterschied zwischen hemimetabolen und holometabolen Insekten Wie sehen diese Tiere eigentlich in ihren verschiedenen Entwicklungsstadien aus Gefahr der Krankheitsübertragung durch Stechmücken Sexualdimorphismus in Habitus und Ernährungsweise Relevanz dieser doch sehr lästigen Tiere, da sie Nahrung für andere Tiere darstellen... Was sind Insekten? Was nicht? Wie unterscheiden sie sich von anderen Tieren in 31 Ihrer Körperbedeckung und warum müssen sich daher einige Häuten? Wie atmen Insektenlarven unter Wasser? Ernähren sich alle Larven gleich? Eines meiner Hauptziele war es auf jeden Fall den Schülern zu zeigen, dass jedes Lebewesen interessant ist und seine Berechtigung zu Leben hat, selbst diese lästigen Gelsen werden durch genauere Betrachtung faszinierende Lebewesen die perfekt an ihre Umwelt angepasst sind. Der 4. Tag - Unser Auftritt!! Bereits um 9 Uhr fand sich eine 3. Klasse AHS vorm Biologenhaus ein. Nach einer kurzen Begrüßung und einer ausführlichen Darlegung des Tagesprogramms wurden die Schüler in 3er Gruppen von „Station zu Station“ geschickt. Wir hatten insgesamt 8 solcher Stationen vorbereitet, direkt beim Haus beginnend „die kulinarische Au“, weiter zu meiner Station „Gelsen“ am naheliegenden Tümpel dann ab zu den „Urzeitkrebsen“ zur „totes Holz lebt“ Station. Direkt an der March hatten wir das Thema „Fische“, nicht weit davon entfernt „den Biber“ wieder Richtung Haus gehend „die Amphibien“ und zuletzt noch unter der Eisenbahnbrücke „die Reptilien“. Da wir jeweils nur 15 min für jede Gruppe Schüler Zeit zur Verfügung hatten, konnte ich meine, für diese Klasse gesteckten Ziele nicht verwirklichen. Ich konnte die Kinder nicht mit Keschern und Gummistiefeln bewaffnet auf Tierfang schicken, da wahrscheinlich allein die Stiefelanprobe die Hälfte der Zeit beansprucht hätte. So bekamen sie eine Einführung in die Biologie und Ökologie der Gelsen und ich frischte ihr Vorwissen über Insekten auf, das bei fast allen vorhanden war! Ein Großteil der Kinder fanden die Larven und Puppen sogar „niedlich“ und lernten auch gleich den Umgang mit einem Binokular kennen. Da dies mein erster Kontakt mit Schülern war und dadurch entsprechend aufgeregt, hatte aber nach der 3. Gruppe den „Dreh heraußen“, regte Sie an Fragen zu stellen um das Interesse zu wecken! Durch diese geringe Anzahl an Schülern hatten wir eine halbe Stunde Zeit uns mit Ihnen zu Beschäftigen. Ich änderte mein Programm des Vortages derart, das ich mit Ihnen mit Keschern und Gummistiefeln bestückt in den Tümpel watete und Ihnen auftrug alles zu fangen was sich auf und im Wasser bewegt und in vorbereitete, mit Wasser gefüllte Schalen zu geben. Die anfängliche Begeisterung war bei den zwei 3- er Gruppen nicht sehr groß, doch sobald jeder mit einem Kescher in der Hand auf Fang ging, war es eine wahre Freude mit anzusehen wie Ihr Entdeckergeist zu wachsen begann! Nach 15 Minuten musste ich sie buchstäblich aus dem Tümpel „zerren“, da Ihnen das Käschern sehr viel Spaß machte. Dann begannen wir zusammen das gefundene Material unter dem Binokular zu betrachten und ich ging auf Ihre sehr interessierten Fragen ein. Wir fanden neben den bereits besprochenen Stechmückenlarven noch eine Reihe anderer WASSERINSEKTEN: Wasserläufer Wasserkäfer Schwimmkäfer Springschwänze Köcherfliegen-Larven Schwimmwanze KREBSE: Hüpferlinge Flohkrebse SPINNEN Wasserspinnen Süßwassermilben WEICHTIERE Posthornschnecken versch. Süßwasserlungenschnecken Der 5. Tag: An diesem Tag hatten wir 8 Burschen einer 6. Klasse AHS, die alle den naturwissenschaftlichen Zweig gewählt hatten. Wir teilten sie in zwei 3- er und einer 2-er Gruppe auf. 32 Zoologie - Höhere Tiere Fische der March Traditionelle Formen der Fischerei an der March von Simon Götsch Als wir am 23.4.01 zur Freilandexkursion nach Marchegg fuhren, hatte ich ursprünglich einen Vortrag über die Hydrologie der March geplant, ein mir durchaus interessant erscheinendes Thema, von dem ich überzeugt war, dass es doch auch den Schülern lebhaft erklärt werden könnte. Ich hatte mich darauf entsprechend vorbereitet, wobei ich schon ein Konzept zur Präsentation dieses Themengebiets parat hatte. Doch bereits am Nachmittag desselben Tages sollten alle meine Pläne über den Haufen geworfen werden: Auf der kleinen Insel nahe unseres Stützpunktes machte ich Bekanntschaft mit einem überaus sympathischen Herrn, der gerade an der March mit seiner Handdaubel fischte. Er erklärte sich bereit, mir die Grundzüge des Daubelfischens zu erläutern, einer Methodik des Fischens, die mir bis dato unbekannt war. Manfred, so sein Name, schilderte mir im weiteren die charakteristischen Fischarten der March, ihren Stellenwert bei den Anglern, jene, die häufig bzw. selten vorkommen und welche Fische wann und wo gefangen werden. Das Anglerglück schien Manfred lange nicht hold zu sein, da ging ihm plötzlich ein Rotauge, ein sehr häufig gefangener Cyprinide, ins Netz. Manfred hatte offenbar mein Interesse für den Fisch bemerkt, er meinte dann, ich solle doch den Kindern anhand eines lebenden Fisches etwas über die Fischerei erzählen und stellte mir darauf seinen Fisch unentgeltlich zur Verfügung. Ich war sehr angetan von Manfreds Idee und 2001 die Tatsache, dass ein lebendes Exponat wohl eher das Interesse der Kinder wecken könnte als ein Referat über die Hydrologie der March, überzeugte mich letztendlich, einen Vortrag über Fische und das Fischereiwesen zu halten. Überdies waren meine Vorkenntnisse auf diesem Gebiet, so denke ich, mehr als ausreichend und ließen den Umstand, dass ich keinerlei Literatur zu diesem Thema bei mir hatte, als nicht wesentlich schlimm erscheinen. Außerdem musste ich die einmalige Gelegenheit nutzen, einen lebenden Fisch präsentieren zu können, wobei ich mir bewusst war, dass dies nur durch großen Zufall und die ausgesprochene Hilfsbereitschaft diesen Herrn zustande kommen konnte. An dieser Stelle möchte ich mich recht herzlich bei Manfred bedanken, ohne dessen Hilfe die Behandlung dieses Themas auf diese Weise nicht möglich gewesen wäre. Meiner Meinung nach ist es gerade bei der Bearbeitung solcher Themen sehr hilfreich, Involvierte vor Ort zu befragen, vor allem deshalb, weil Erzählungen aus deren Erfahrungsschatz oft viel lehrreicher und interessanter sind als das Studium der entsprechender Fachliteratur. Im nachhinein bin ich ob meiner Entscheidung, das ursprünglich geplante Thema in letzter Sekunde doch noch zu Gunsten eines anderen zu wechseln, sehr glücklich, war mir damit ein Gebiet eröffnet worden, wo ich all meine Kenntnisse auf diesem Bereich zur Anwendung bringen konnte. 33 In der March konnten bislang 48 Arten (41 autochthone und 7 standortfremde Arten) von Neunaugen und Fischen nachgewiesen werden. Grundsätzlich verteilen sich die Lebensräume der Fische aufgrund ihrer verschiedenen Ansprüche bezüglich Wasserqualität und Nahrungsangebot in den unterschiedlichen Fließregionen der March. Lachsartige, zum Beispiel, befinden sich in den oberen Zuflüssen der March, vor allem schnellfließende, sauerstoffreiche Gewässer, die eine geringe Artenzahl aufweisen. Karpfenartige hingegen bevorzugen wärmeres, langsam fließendes Gewässer, sie kommen daher bevorzugt im unteren Lauf der March vor. Barschartige, Hecht, Wels und Aal bewohnen als Räuber der Weißfische ebenso diese Flussregion. Das Gros der Fischarten der March machen die Vertreter der Karpfenartigen aus (29 Arten). Von den Barschartigen konnten bislang 6 Arten nachgewiesen werden, von den Lachsartigen gibt es 3 Arten, wobei 2 davon (Regenbogenforelle und Bachsaibling) bei uns eingeführt wurden. Hinzu kommen noch die Familie der Schmerlen, die Koppe, die Grundel und, wie schon erwähnt, Hecht, Wels und Aal. Auch äußerst seltene Arten, wie das ukrainische Bachneunauge, sind hier zu finden. In früheren Zeiten sollen sogar der Huchen, ein prächtiger Großsalmonide, der Sterlet und der Hausen zeitweilig in der March vorgekommen sein. Der Leitfisch dieser Region ist die Brachse, ein hochrückiger Cyprinide, der aufgrund seiner Dominanz für diese Region kennzeichnend ist. Grundsätzlich ist der Trend bei der Artenverteilung dahingehend, dass immer weniger Arten den quantitativen Hauptteil der Fische ausmachen. Während Arten wie Laube, Güster und Brachse, allesamt bei Anglern wenig geschätzte Arten, über 90% aller Individuen ausmachen, sind vor allem Raubfische stark im Rückgang, ebenso manche Weißfischarten wie der Wildkarpfen, die Karausche, oder die Elritze. Von den ursprünglich 48 Arten können heute nur noch 40 nachgewiesen werden, 32 Arten gelten als gefährdet, wobei 10 davon akut vom Aussterben bedroht sind. Der Huchen, die Aalrutte, ein Vertreter aus der Familie der Dorsche (!), und die Störe müssen heute als ausgestorben angesehen werden. Wieso war in den letzten Jahrzehnten ein sukzessives Abnehmen der Artenvielfalt bemerkbar? Die größte Gefährdung der Fischfauna der March sind sicherlich die flussbaulichen Maßnahmen des Menschen, die eine starke Verringerung der Anzahl an ökologischen Nischen bewirken. Durch Blockwurfsicherung der Ufer, Durchstiche der Mäander, Drainagierung des Umlands, Kanalisierung etc. wurde das Gewässer monotonisiert, damit war ein starker Rückgang der verschiedenen Gewässertypen (offene und abgetrennte Flussarme, verlandende Augewässer, astatische Gewässer usw.) verbunden. Ein weiteres, nicht zu unterschätzendes Problem ist die Tatsache, dass vielen Fischen durch den Bau von Hochwasserdämmen die Möglichkeit zum Ablaichen in überschwemmten Gebieten genommen wurde. Gerade frühjahrslaichende Fische suchen oft überflutete Wiesen zum Ablaichen auf, weil die Larven und Jungfische dort ein nähr- und sauerstoffreiches Milieu vorfinden, das zudem weniger Räuber aufweist. Überdies hat sich die Einbürgerung von fremden, konkurrenzstarken Arten, wie z.B. Giebel, für andere Fischarten als sehr ungünstig erwiesen. Ein anderes Dilemma ist der hohe Eutrophierungsgrad der March, der in Verbindung mit starker Erwärmung zu enormen Sauerstoffzehrungen führt und so bei Niederwasser oft zu fallweisem Fischsterben führen kann. Besonders Fische während ihrer Embryonal- und Larvalphase sind davon stark beeinträchtigt. Vielfach ist das Vorkommen einiger Fischarten nur mehr auf die Zuwanderung aus der Donau zurückzuführen. Das Rotauge (Rutilus rutilus) Wie bereits im Vorwort erwähnt, hatte ich anlässlich meiner Ausstellung die Möglichkeit, einen lebenden Fisch präsentieren zu können. Bei dem Fisch handelte es sich um ein Rotauge (Rutilus rutilus L.), das mir ein hilfsbereiter Fischer überlassen hatte. Ich 34 musste den Fisch eine Zeitlang in einem Netz gefangen halten und konnte ihn erst in den letzten beiden Tagen in ein Aquarium übersiedeln, wo er dann des öfteren von mir und den Schülern herausgehoben und begutachtet wurde. Die Tatsache, dass er diese Torturen einigermaßen gut überstanden hatte, weist auf die Genügsamkeit und Robustheit dieser Art hin. Außerdem war dieser Fisch aufgrund seiner Morphe und Anatomie prädestiniert, um exemplarisch die Charakteristika einheimischer Fische aufzuzeigen. So absurd es auch klingen magich bin meinem Fisch zu großem Dank verpflichtet und hoffe, dass er noch eine Weile die March durchstreifen wird. Beschreibung: Das Rotauge wird zu der Familie der Karpfenartigen (Cyprinidae) gezählt. Kennzeichnend hierfür sind seine Mundwerkzeuge- Kauplatten im hinteren Gaumenbereich ersetzen die Bezahnungweiters die großen Rundschuppen, die hochrückige Körperform und die Tatsache, dass das Rotauge nur 1 Rückenflosse aufweist. Alle Flossen dieses Fisches sind von sogenannten Weichstrahlern gesäumt. Charakteristisch für das Rotauge ist seine rote, namensgebende Iris, die diesen Fisch klar von der Rotfeder, einem nahe verwandten Cypriniden, unterscheidet. Auffallend sind auch die rotgefärbten Ventralflossen dieses Fisches. Gut erkennbar ist das Seitenlinienorgan, das sich von den Kiemendeckeln bis zur Schwanzwurzel erstreckt. Im Alter ist eine zusehende Aufwölbung des Rückens feststellbar. Größe: mittlere Größe 20-30 cm, maximal 40 cm Schonzeit1: 1.April - 31.Mai und Sauerstoffangebot äußerst genügsam, was sicher ein Grund für seine weite Verbreitung ist. Das Rotauge lebt meist gesellig in kleineren Schwärmen, die auf Nahrungssuche den Fluss durchstreifen. Es zählt zu den Friedfischen, das heißt, es macht keine aktive Jagd auf andere Fische und lebt zu einem großen Teil von pflanzlicher Nahrung und Kleingetier des Benthal. Im adulten Stadium werden gelegentlich auch Wasserschnecken gefressen, die eine wertvolle Eiweißquelle darstellen. Bedeutung: Im allgemeinen ist das Rotauge bei Fischern nicht sehr beliebt. Das ist zum einen Teil auf seine relative Häufigkeit zurückzuführen, zum anderen auf sein „Fleisch“, das zwar genießbar, aber nicht gerade delikat sein soll. Die Tatsache, dass für das Rotauge in der March kein Brittelmaß gilt, lassen 2 Vermutungen nahe erscheinen. Erstens, dass dieser Fisch offenbar zu oft vorkommt, und zweitens, dass er nach wie vor des öfteren als lebender Köder, vor allem für Hecht, verwendet wird. Diese Methode des Fischens ist hier immer noch erlaubt. In der Natur ist das Rotauge ein wichtiger Beutefisch für Wels, Zander, Hecht und andere Raubfische. Für andere Cypriniden, die ähnliche oder gleiche Lebensansprüche stellen, ist diese Fischart aufgrund ihrer Dominanz ein starker Konkurrent, der auch zur Verdrängung einiger Arten beigetragen hat. Literatur Wintersberger H. & Spindler T. (1999) : 7.4 Fische, 8.6 Fischerei. In: Fließende Grenzen, Umweltbundesamt, Wien. Brittelmaß: keines Lebensweise: Das Rotauge ist ein in Europa weit verbreiteter Cyprinide, der keine bestimmte Habitatbindung aufweist (eurytop). Seine Reproduktionsstrategie besteht darin, sowohl auf Pflanzen, als auch auf Kies abzulaichen (phytolithophil). Das Ablaichen erfolgt im Frühjahr, bevorzugt bei Überschwemmungsperioden, wo dann in überfluteten Regionen die Eiablage stattfindet. Diese Fischart ist bezüglich Wasserqualität 1 diese Werte gelten für die March 35 Daubelfischerei Die Daubelfischerei gilt als die traditionelle Form der Fischerei an der March. Sie ist eine historisch gewachsene Form der Landeskultur, die schwerpunktmäßig an der March und Thaya, teilweise auch an der östlich von Wien gelegenen Donau und am Wiener Donaukanal angewandt wird. Die Daubelanlage ist ein typisch österreichisches Fischereigerät, das auf eine lange Vergangenheit zurückblicken kann. Bereits zu Zeiten Maria Theresias kam es zu ersten Lizenzierungen bzw. Registrierungen von Daubelanlagen entlang der March. Heute bestehen an der March 340 Fischerhütten unterschiedlicher Art, das entspricht einer durchschnittlichen Nutzungsdichte von 4,6 Fischerhütten pro Kilometer, wobei die größten Dichten an Fischerhütten im oberen Bereich der March feststellbar sind. Im mittleren Bereich nimmt die Dichte ab und entlang der letzten Flusskilometer- dort befindet sich ein Naturschutzgebiet- sind keine Daubelanlagen mehr vorhanden. Die Fischerei an der March erfolgt mittels Vergabe von Jahreslizenzen, die vom Fischereiverband II Korneuburg mit 1.193 pro Jahr festgelegt werden. Zusätzlich zur Daubelfischerei wird auch die klassische Form der Fischens, die Angelfischerei, in vielen Bereichen der March, vor allem in den Altarmen, praktiziert. Bestandteile und Funktionsweise einer Daubelanlage: Die klassische Daubelanlage besteht aus einer Daubelhütte, die aus Schutz vor Hochwasser zumeist auf einem Steg liegt, und einer Krandaubel, das eigentliche Fischfanggerät. Die Daubel wird von der Hütte aus bedient, wobei periodisch, oft alle paar Minuten- es gibt hierfür keine Richtlinien, das bleibt dem Gutdünken des Fischers überlassen- das sich im Wasser befindliche Daubelnetz mittels eines Stahlseiles, das über eine Winde mit der Handkurbel in Verbindung steht, möglichst rasch nach oben gehievt wird. Nachdem der Fischer das Netz auf etwaige Fänge begutachtet hat, lässt er, sofern sich nichts im Netz befindet, das Netz wieder ins Wasser zurück. Falls ein fangreifer Fisch gefangen wird, so wird dieser mit einem langstieligen Kescher aus dem Daubelnetz gehoben. Manche Daubelhütten sind überaus komfortabel eingerichtet, teilweise befinden sich sogar Schlaf-Koch- und Heizmöglichkeiten darin. Die Daubel: Prinzipiell besteht jede Daubel aus einem oder 2 Ausleger, an deren Ende sich eine Winde befindet. Über die Winde führt ein Seil, meist aus Stahl, welches mit 2 Daubelbögen in Verbindung steht. Die Daubelbögen bespannen das Daubelnetz, welches eine gesetzlich vorgeschriebene Maschenweite von mindestens 4cm aufweisen muss. Das Hieven des Daubelnetzes erfolgt entweder mit einer Handkurbel, das ist zumeist bei stationären Daubelanlagen der Fall, oder 36 Formen der Daubelfischerei Im Laufe meiner örtlichen Recherche zur Daubelfischerei bin ich auf mehrere Formen des Daubelfischens gestoßen. Die Daubelanlage als Fischfanggerät kann nämlich vielerorts und in mehreren Modifikationen verwendet werden: durch Ziehen mit bloßer Hand, was beim Fischen mit der Handdaubel geschieht. Kommentar zur Daubelfischerei: Gerade die Netzfischerei wird von vielen Leuten des öfteren mit qualvollem, langsamen Sterben einer riesigen Menge von Fischen in Verbindung gebracht. Dies mag bei industriell betriebenem Fischfang in unseren Weltmeeren durchaus häufig zutreffen, im vorliegenden Fall der Daubelfischerei trifft dies sicher nicht zu. Bei der Daubelfischerei muss der Fisch höchstens ein paar Momente im Netz verweilen und ein Releasing, sprich das Zurücksetzen eines nicht fangreifen Fisches, ist absolut unproblematisch. Der Fisch wird dabei einfach durch Absenken des Daubelnetzes wieder ins Wasser entlassen. Im Gegensatz zur Angelfischerei muss weder ein Auslösen des Fischhakens, das Verletzungen im Mundbereich verursachen kann, noch ein Berühren des Fisches durch den Menschen, das bei unvorsichtiger Durchführung sehr oft zu Verletzungen der empfindlichen Schleimhaut führt, angewandt werden. Außerdem werden juvenile Fische und die Kleinfischfauna von diesem Netz- bedingt durch die große Maschenweite-erst gar nicht erfasst. Die Daubelfischerei entspricht also absolut den Gesetzen des Fischwaid. Ein Nachteil dieser Methodik des Fischfangs ist sicherlich die Tatsache, dass sie bestimmt nicht so spektakulär und abwechslungsreich wie die Angelfischerei erscheint. Die Handdaubel: Die Handdaubel basiert auf dem selben Prinzip wie die Krandaubel. Das Herausziehen des Daubelnetzes erfolgt jedoch mit der Hand. Außerdem sind die Ausleger nicht fix montiert, sondern können je nach Belieben des Fischers an verschiedenen Uferstellen aufgestellt werden. Der große Vorteil dieser Mobilität liegt darin, dass je nach Wasserstand die günstigsten Angelplätze befischt werden können. Es gibt noch eine zweite Form der Handdaubel, bei der nur ein Ausleger vorhanden ist. Dieser Ausleger besitzt keine Winde und ist direkt mit den Daubelbögen verbunden. Hier wird nun mittels eines Seiles der Ausleger nach vorne gekippt und damit das Daubelnetz versenkt (siehe dazu Abb. 6). Die Zillendaubel: Bei dieser Daubelform befindet sich eine fix montierte Krandaubel am hinteren Ende der Zille. Die Zille, vulgo Züün, ist ein kleines, wendiges Holzboot, das durch Rudern angetrieben wird. Der Vorteil dieser Daubel liegt vor allem darin, 37 dass Stellen, die weder von der Kran- noch von der Handdaubel erfasst werden können, befischbar sind, wie z.B. Überschwemmungsgebiete oder die Flussmitte (Abb. 7). Die Hausbootdaubel: Vor allem entlang der Donau befinden sich viele Hausboote, die eine Daubelanlage besitzen. Die Daubelnetze dieses Daubeltyps haben vielfach einen stattlichen Durchmesser, auch sie werden mit einer gut übersetzten Kurbel nach oben gezogen (Abb. 8). Anhang Diese Freilandexkursion war für mich, einem Lehramtsstudenten im 4. Semester, die erste Möglichkeit, um mit Schülern als Lehrperson in Kontakt zu treten. Dementsprechend nervös war ich auch beim Beginn der Veranstaltung. Wie würden sich die Schüler verhalten? Sind eher die 13 jährigen oder doch die 16 jährigen für den Vortrag zu begeistern? Was mache ich, wenn sich einige völlig daneben benehmen oder sich gar nicht für den Vortrag interessieren? Soll ich autoritär sein oder eher kumpelhaft? Welche Methodik des Unterrichtens wäre anzuwenden? Ist eine Aufarbeitung des Themengebiets mittels kreativer Gestaltung, wie etwa das Anfertigen bunter Plakate oder die Verlosung von Sachpreisen, vorteilhafter oder sollte ich den Schwerpunkt auf meine Rhetorik und mein Fachwissen legen und einfach versuchen, das Interesse der Schüler durch einen möglichst gut gehaltenen Vortrag zu wecken? Es stellten sich mir also im Laufe der Vorbereitung mehrere Fragen, von denen ich einige vorerst nicht beantworten konnte. Bis zum tatsächlichen Eintreffen der Schüler habe ich mich entschlossen, dass ich bei der Präsentation meines Themengebiets auf eine allzu bunte Umrahmung des Vortrags verzichten werde. Das würde meiner Meinung nach zu sehr vom eigentlichen Thema ablenken und ich wollte die Aufmerksamkeit der Schüler bei mir haben, außerdem fungierte ich als Lehrperson und nicht als Entertainer. Meine Intention war es, den Schüler etwas beizubringen, für Unterhaltung und Zeitvertreib erachtete ich mich nicht zuständig. Wenn schon Plakate verwendet werden, dann sollten diese einen kurzen, prägnanten Überblick von meinem Vortrag bieten, sie sollten mir quasi als eine Möglichkeit zur Veranschaulichung des Vorgetragenen für die Schüler dienen. Grellbunte Plakate mit ausführlichen Texten und diversen Bildgeschichten mögen zwar durchaus nett und hübsch erscheinen, die eigentlichen Ziele des Unterrichts vermögen sie aber aufgrund ihrer Unübersichtlichkeit nur bedingt zu erfüllen. Ich habe für meine Ausstellung ein Plakat mit einer Skizze und einigen Stichworten zum Thema angefertigt, mein eigentliches Exponat war jedoch der lebende Fisch, und darauf wollte ich unbedingt meinen Vortrag anknüpfen. Die Erklärung der Sinnesorgane und die Erläuterungen über die Anatomie des Fisches habe ich daher ausschließlich am Fisch selber durchgeführt, das Plakat diente mir nur ein paar Mal zum nochmaligen Verdeutlichen des Gezeigten. Außerdem ließ ich die Schüler, nachdem ich ihnen die richtige Handhabung von lebenden Fischen erklärt hatte, den Fisch selber in die Hand nehmen. Sie sollten dadurch eine Vorstellung bekommen, wie sich ein lebender Fisch anfühlt, denn viele hatten gar phantastische Vorstellungen von der Körperoberfläche eines Fisches. Als Ausstellungsplatz wählte ich bewusst die kleine Insel nahe unseres Stützpunktes, nicht nur aufgrund der unmittelbare Nähe der March, wo ich dann den Fisch am Ende der Veranstaltung wieder aussetzte, sondern vor allem wegen den vielen Daubelanlagen, anhand deren ich den Schülern etwas über diese traditionelle Form der Fischerei erzählen konnte. Die Tatsache, dass uns nur etwa 15 Minuten für unsere Vorträge zur Verfügung standen und dass ich in dieser Zeit dennoch einige Themenbereiche zumindest anschneiden wollte, erfordert eine Erklärung meiner didaktischen Vorgangsweise. An dieser Stelle möchte ich etwas über das Konzept meines Unterrichts während dieser Exkursion sagen. Ich habe mir stundenlang irgendwelche didaktischen Vorgangsweisen überlegt und je länger ich das tat, desto größer wurde meine Unsicherheit. Angenommen, ich hätte bereits ein fixes Konzept für meinen Unterricht fest in meinen Gehirnzellen verankert und ich könnte meinen Vortrag ohne Probleme auswendig runterleiern. Was wäre dann wohl, wenn nur eine kleine Störung dazwischen käme, wenn man etwa unerwartet von einem Schüler unterbrochen wird oder wenn sich sonstige Eventualitäten ergeben? Die Gefahr wäre sehr groß, dass einem das wohlüberlegte, jedoch starre Konzept aus den Bahnen gerät bzw. dass man sich möglicherweise schwer tut, wieder in 38 sein Konzept zurückzufinden. Ach was, dachte ich mir, pfeif auf das Konzept und sei einfach nur du selber. Eine ungefähre Vorstellung von meinen Unterrichtszielen hatte ich klarerweise schon. Ich verbrachte daher die letzten Minuten bis zur Ankunft der Schüler in wohliger Entspannung auf einer Isomatte liegend neben dem Aquarium, wobei ich das langsam dahinfließende Wasser der March beobachtete und mir dabei keinerlei Gedanken machte. Als die Schüler dann tatsächlich ankamen, war ich so unverkrampft und entspannt, dass ich einfach aus dem Bauch reden konnte. Zu Beginn stellte ich ihnen dann einige Fragen, wobei dies keine Suggestivfragen nach Ja-Nein Schema waren, sondern ich wollte damit nur herausfinden, wie groß der Wissensstand der Schüler auf diesem Gebiet war und welche Bereiche aus meinem Themengebiet ihre Interessen fanden. Ich konnte mir damit individuell für jede Gruppe sozusagen ein Grundgerüst für meinen Vortrag zurechtlegen. Ich habe bei einer Gruppen z.B. 5 Minuten nur über die Formen der Daubelfischerei referiert, weil ich beim anfänglichen Gespräch ihre Empfänglichkeit für dieses Thema gespürt habe. Bei manchen Gruppen habe ich dieses Thema kaum oder nur in wenigen Sätzen behandelt, dafür zog ich es vor, beispielsweise über die Gründe unterschiedlicher Brittelmaße und Schonzeiten der Fischarten etwas ausführlicher zu sprechen. Teilweise kam es zu anregenden Diskussionen mit Schülern, die selber fischten und mir eine Fülle allgemeiner Fragen stellten und das war mir eine willkommene Möglichkeit, über andere die Fischerei betreffende Dinge zu diskutieren. Auf diese Weise war keiner der 10 Vorträge identisch, sie sind inhaltlich teilweise sogar ziemlich divergiert, wobei mir jetzt der Vorwurf gemacht werden kann, ich hätte kein einheitliches Unterrichtsziel verfolgt. Ich finde jedoch, dass es sinnvoller ist, den Schülern jene Teile dieses Themas beigebracht zu haben, an denen sie ihr Interesse bekundeten, schon allein deswegen, um damit zumindest ein Ziel erreicht zu haben. Ich empfände es falsch, würde man- vor allem bei einem zeitlich so knapp bemessenen Vortrag- krampfhaft ein bestimmtes Lehrziel verfolgen. Daher versuchte ich also, möglichst flexibel zu sein und auf die Interessen der Schüler einzugehen. Überdies habe ich bei Gruppen, die schon mehrere Stationen hinter sich hatten, meine Lehrambitionen schon doch einigermaßen relativiert, weil ich der Ansicht war, dass deren Aufnahmefähigkeit schon etwas nachgelassen hatte. Da konnte es schon vorkommen, dass wir in den letzten Minuten nur noch die Frage diskutierten, ob denn nun Tirol oder doch noch Rapid österreichischer Fußballmeister wird. Im großen und ganzen war es bestimmt meine Absicht, den Schülern doch eher kumpelhaft entgegenzutreten, wobei ich mir bewusst bin, dass diese Situation mit dem Schulalltag keinesfalls zu vergleichen ist und dass dort eine gewisse Distanz zu den Schülern wohl nicht vermieden werden kann. Ebenso wird eine solche Flexibilität im realen Unterricht nicht möglich sein, weil es dort einen vorgeschriebenen Lehrplan gibt und eine Abweichung von diesem sicher nicht erwünscht wäre. 39 Zoologie - Höhere Tiere Amphibien von Stefan Trybus2000 Die Amphibienpopulationen der Marchauen stehen in Kontakt mit denen der Thaya und der Donauauen. Dies ergibt einen großräumigen Biotopverbund. In den March/Thayaauen kommen die Hälfte aller in Österreich vorkommenden Arten (21) vor. Die häufigsten sind Wasserfrösche wie der Teichfrosch und der Kleine Wasserfrosch. Der Seefrosch ist nur an der Mündung in die Donau zu finden. Selten sind Wechselkröte, Knoblauchkröte, Donau-Kammmolch und Teichmolch. Auch wenn hier in den Marchauen viele Amphibien in großer Zahl vorkommen sind alle Amphibien in Österreich geschützt. Alle nutzen Kleingewässer, die durch die jahreszeitlichen Überschwemmungen entstehen, als Laichgewässer. Daraus sind auch einige Gründe der Gefährdung dieser Arten zu erklären. Durch die Regulierung der Flüsse bleiben die Überschwemmungen aus und es entstehen keine Laichgewässer. Ebenfalls ist ein Rückgang dieser Kleingewässer durch die Senkung des Grundwasserspiegels zu erkennen. Durch landwirtschaftliche Nutzung (Düngung) erfolgt eine Verringerung der Nahrung und Vermehrung der Giftstoffe in der Nahrung. Auf ihrem Weg zu den Laichgewässern müssen sie immer häufiger Straßen überqueren, wo sie der Gefahr von einem Auto überfahren zu werden ausgesetzt sind. Weiters werden etwas größere Laichgewässer vom Menschen als Fischteiche verwendet. Diese Fische stellen einen natürlichen Feind der Amphibien dar. Sytematik der Amphibien St. Chordata (Chordatiere) Ust. Vertebrata (Wirbeltiere) Kl. Amphibia (Amphibien) O. Urodela (Schwanzlurche) z.B. Molche, Salamander O. Anura (Froschlurche) z.B. Frösche, Kröten, Unken (O.Gymnophiona (Blindwühlen, tropische Arten) Körperbau Amphibien besitzen eine Wirbelsäule, die in eine Rumpf- und Schwanzregion unterteilt wird. Bei den Anuren sind die Schwanzwirbeln zu einem kleinen Knochen reduziert. Sie haben 4 Extremitäten, von denen die vorderen 4strahlig, die hinteren meist 5-strahlig sind. Bei den vorderen Extremitäten ist jeweils der „Daumen“ reduziert. Auffällig bei den hinteren Extremitäten bei Molchen und bei Anuren die dauernd in Wassernähe leben sind mehr oder weniger stark ausgebildete Schwimmhäute. Der Blutkreislauf der Amphibien ist zweigeteilt: Lungen- und Körperkreislauf. Jedoch ist er noch nicht so vollständig ausgebildet wie beim Menschen. Hinsichtlich der Atmung durchleben alle Amphibien eine Metamorphose. Die Larven besitzen Kiemen, während adulte Tiere mit Lungen atmen. Zwischen Mundraum und Lunge befindet sich fast nie eine Luftröhre, jedoch sehr häufig Stimmbänder. Viele Amphibien (nur männliche Tiere) besitzen Schallblasen, die eine Ausstülpung des Mundhöhlenbodens sind. Weiters ist die Haut ein wichtiger Faktor bei der Atmung, da das Corium gut durchblutet ist. Die Haut ist nackt, ohne Schuppen und besitzt viele Drüsen als Austrocknungs- und Infektionsschutz. Die meisten Drüsen sind auf der Rückendrüsenleiste und in der Ohrdrüse zu finden. Giftdrüsen dienen auch einigen Amphibien als Feindabwehr (z.B.: Bauchseite der Unken – nicht giftig für Menschen). Amphibien besitzen kein äußeres Ohr, was bedeutet, dass das Trommelfell ganz außen liegt. Die Zunge ist meist vorne festgeheftet (Herausschnellen beim Beutefang) außer bei den Unken. Hier ist sie auf der gesamten Unterseite festgehaftet. Alle heimischen Arten sind getrenntgeschlechtlich. Lebensraum und Lebensweise Amphibien kommen nur an Land und im Süßwasser vor, in marinen Biotopen fehlen sie völlig. Sie halten Winterruhe und sind poikilotherme (wechselwarme) Tiere. Die befruchteten Eier werden von den meisten (von allen heimischen) ins Wasser gelegt. Aus diesen Eiern schlüpfen dann die Larven die sich im Wasser zu adulten Tieren entwickeln und teilweise dann an Land gehen. Es gibt jedoch noch andere Möglichkeiten: einige Amphibien legen ihre Eier an Land, aus denen dann vollentwickelte Tiere schlüpfen. Einige andere Tiere können die Jungtiere an ihrem Körper bis zur vollständigen Entwicklung tragen. Aus den ins Wasser gelegten Eiern schlüpfen nach einigen Tagen bis Wochen die Larven. Nun setzt die Metamorphose ein und die wasserlebenden, 40 kiemenatmenden Larven entwickeln sich zu landlebenden, lungenatmenden ausgewachsenen Tieren. Bei Amphibien ist ein arttypischer und klimaabhängiger Aktivitätszyklus und Ortswechsel von Wasserferne und Wassernähe zu beobachten. Zum Beispiel halten sich Molche, Grünfrösche und Unken immer in Wassernähe auf. Andere kommen im Frühjahr zur Laichzeit zu den Gewässern (Laichgewässer). Hier sind es zuerst die Männchen die am Wasser eintreffen und mit ihren Rufen die Weibchen anlocken. Nach der Paarungszeit werden die Gewässer wieder verlassen und die Sommerquartiere aufgesucht. Die Winterquartiere sind ebenfalls artspezifisch. Molche zum Beispiel überwintern im Wasser oder wandern sofort nach der Schneeschmelze wieder ins Wasser ein. Da Amphibien eher nachaktive Tiere sind, kann man ihre Rufe meist nur in der Nacht hören und sie vor allem in der Dämmerung bei der Paarung beobachten. Bei der Paarung umklammert das Männchen das Weibchen von hinten mit seinen Vorderextremitäten (Amplexus). Verständigung bei Fröschen Das Rufen der Frösche dient vor allem dem Informationsaustausch, der Anlockung der Weibchen, der Abschreckung von Konkurrenten. Frösche verwenden meist akustische [Ihr Lieben: „Akustisch“ kommt nicht von „Akku“ (lat. accumulare=sammeln), sondern aus dem gr. ακουειν =hören - daher nur mit einem „k“! EE] Signale, wobei jedoch auch andere Formen vorkommen (Winkerfrösche). In der Regel sind nur männliche Tiere dazu begabt, Laute von sich zu geben. Das Tier holt durch die Nasenlöcher Luft und pumpt diese durch Anhebung des Mundbodens in die Lunge bis diese voll ist. Beim Ruf wird die Luft bei geschlossenem Mund zwischen Lunge und Mundraum hin und her bewegt. Zwischen Lunge und Mundraum liegen die Stimmbänder. Alle heimischen Amphibien die lautbegabt sind produzieren ihre Laute exspiratorisch (beim Ausatmen). Nur Unken sind inspiratorische Rufer. Die Schallblasen kommen nur bei lautbegabten, geschlechtsreifen Tieren vor. Sie dienen der gleichmäßigen Lautabstrahlung und haben möglicherweise auch eine optische Wirkung auf Weibchen, die sich in unmittelbarer Nähe befinden, oder auf andere Männchen. Die Rufe sind ein ganz spezifisches und sehr gutes Arterkennungsmerkmal, welches angeboren ist. Im Gegenteil dazu sind zum Beispiel Vögel in der Lage sich Rufe anzueignen. Rufe von Amphibien sind also sehr vielfältig. Amphibien sind in der Lage die einzelnen Rufe der verschieden Arten zu filtern und sich so nur auf ihre Artgenossen zu konzentrieren. Der häufigste Ruf der Frösche (Anzeigeruf) hat eine Doppelfunktion. Einerseits lockt er das Weibchen an zur Paarung und andererseits beinhaltet er Informationen für Rivalen über Standort und Territorium. Natürlich gibt es noch andere Rufe, wie zum Beispiel den Paarungsruf selbst, der nur in direkter Nähe des Weibchens ausgestoßen wird und zum Amplexus führt. Der Aggressionsruf ertönt während dem Kampf mit Rivalen, der Schreckruf nach oder bei Attacke eines Fressfeindes (einziger Ruf bei geöffnetem Maul). Schließlich ist manchmal noch der Befreiungsruf zu Hören, der von irrtümlich umklammerten Männchen ertönt. Die Lautstärke der Rufe ist natürlich ein Risiko von Feinden entdeckt zu werden. So gibt es einige Satellitenmännchen, die sich ohne zu rufen unter die anderen Männchen mischen und auf ein Weibchen hoffen. Weiters haben die Rufe der Männchen eine ovulationsauslösende Wirkung bei den Weibchen. Diese wählen ihren Partner nach Ausdauer beim Rufen, Tiefe und Lautstärke des Rufes, was Information über Alter und Größe des Männchens gibt. Die Lautstärke des Rufens ist also durch eine Kosten/Nutzen Rechnung zu erklären. Rotbauchunke: inspiratorisches Rufen. Foto: E.Eder 41 Alle Rufe liegen im Bereich des menschlichen Hörvermögens Außer dieser akustischen Signale sind noch andere Methoden wie zum Beispiel das Winken der Winkerfrösche oder das Klopfen auf den Boden (seismische Kommunikation) einer tropischen Art bekannt. Beide Methoden werden in der Nähe tropischer Bäche angewendet, wo ein monotones Hintergrund Geräusch eine akustische Kommunikation unmöglich macht. Eier, Frösche legen Klumpen und Kröten Schnüre von Eiern. Letztendlich sind wie schon vorher gesagt die Rufe als besonders gutes Arterkennungsmerkmal anzusehen. Einige Unterscheidungsmerkmale der Amphibien Die Schwanzlurche besitzen wie der Name sagt einen Schwanz und ihre vorderen Extremitäten sind nur wenig kürzer als die hinteren. Ist der Querschnitt des Schwanzes rund, handelt es sich um Salamander (z.B.: Feuersalamander: nachtaktiv, terrestrisch, verschiedene rot oder gelbe Muster). Ist der Querschnitt des Schwanzes jedoch seitlich abgeflacht hat man einen Molch vor sich. Allgemein besitzen nur Männchen einen ausgeprägten Kamm. Der Kamm des Kammmolches ist stark gezackt, der Bauch rötlich gefleckt und die Haut grobkörnig. Das Männchen des Teichmolches besitzt einen welligen Kamm und eine glatte Haut. Der Bergmolch (kommt nicht in den March/ThayaAuen vor) hat einen ganzrandigen Kamm. Die Froschlurche zeichnen sich durch einen gedrungenen, schwanzlosen Körper aus, dessen Hinterbeine wesentlich länger und muskulöser sind als die Vorderbeine. Kröten haben deutliche Ohrdrüsen, eine warzige Haut und einen zahnlosen Mund. Sind zum Beispiel die Ohrdrüsen parallel handelt es sich um eine Wechselkröte, gehen sie nach hinten hin auseinander ist es eine Erdkröte. Bei den eigentlichen Frösche sind die Ohrdrüsen schwach bis fehlend und bei den zu den eigentlich Fröschen gehörenden Wasserfröschen kann man vor allem an den Hinterextremitäten deutliche Schwimmhäute erkennen. Die Laubfrösche zeichnen sich durch Saugscheiben an den Fingern aus und sind damit die einzigen zum Klettern befähigten Amphibien. Ihre Haut ist glatt, einheitlich gefärbt und an der Unterseite körnig. Unken besitzen eine warzige Haut, ihre Unterseite ist gefleckt (gelb -> Gelbbauchunke, rot -> Rotbauchunke – ist hier zu finden) und ihre Zunge ist wie schon vorhin erwähnt vollständigangewachsen. Die einzelnen Gruppen sind aber auch am Laich zu erkennen. Molche legen einzelne Teichmolch ♂ Foto: W.Hödl Präsentation der Amphibien auf der Marcheggexkursion 2000 Folgende Amphibien wurden auf der heurigen Exkursion gefunden: Schwanzlurche: mehrere Donau-Kammmolche (Männchen und Weibchen) und Teichmolche (Männchen und Weibchen). Froschlurche: Unken: 3 Rotbauchunken Schaufelkröten: 1 Knoblauchkröte Knoblauchkröte gräbt sich ein. Fotos: W.Hödl Kröten: 1 Erdkröte Laubfrösche: 1 grüner Laubfrosch 42 Frösche: 2 Moorfrösche, 1 Springfrosch, 3 Wasserfrösche Das Fangen der einzelnen Tiere war nur teilweise ein Problem. Die Molche konnten nur in der Nacht im Wasser gefunden werden und der Laubfrosch musste vom Baum heruntergefangen werden. Rotbauchunken, Wasserfrösche und Moorfrösche gab es viele, wobei das Fangen auch kein Problem war und sich so für Kinder eignete. Die restlichen Amphibien waren sehr selten bzw. es wurde nur dieses eine Tier gesehen (Knoblauchkröte, Erdkröte). Die Präsentation der einzelnen Tiergruppen erfolgte am ersten Tag (3.Klasse) in Form einer Ausafari. Der Platz für die Amphibien war doch etwas weiter weg vom Haus, was bedeutete, dass so wenig wie möglich Terrarien mitgenommen werden konnten. Dies war natürlich bei der Präsentation nicht günstig. Noch dazu war der Standplatz nicht unbedingt geeignet die Kinder selbst nach Amphibien suchen zu lassen, da an dieser Stelle nur wenige vorkamen. Diese wenigen freilebenden Exemplare wurden durch die ersten Kindergruppen verscheucht und ließen sich bei den späteren Gruppen nicht mehr finden. Nach dieser Ausafari wurden mit den Kindern beim Haus neue Terrarien für jede einzelne Art gebaut. Dies funktionierte am Anfang noch relativ gut, da sie selbst Wasser, Erde, Steine und Wasserpflanzen holen mussten. Doch nach einer halben Stunde war der Spaß an einer Wasserschlacht an der Thaya doch größer. Am zweiten Tag (5.Klasse) stand nur noch der Vormittag zur Verfügung. So blieben alle Präsentationen in der Nähe des Hauses. Für die Amphibienausstellung war das ein Vorteil, da nicht alle Terrarien wegtransportiert werden mussten. Noch dazu war ein kleiner Teich in der Nähe, in dem es vor Unken und Wasserfröschen „wimmelte“. Zusätzlich konnten auf einem Baum 2 grüne und ein brauner Laubfrosch gesehen werden. Ich trennte die Präsentation also nicht mehr in einen Theorie und in einen praktischen Teil (Selbstsuchen), sondern erklärte einige theoretische Dinge (z.B. Kletterfähigkeit der Laubfrösche; Vielfalt der Rufe) direkt anhand der freilebenden Tieren. Dies war möglich da einige Rufe (Wasserfrösche, Unken) auch bei Tag gehört werden konnten. Weiters erwies es sich als vorteilhaft die gefangenen Exemplare aus den Terrarien herauszunehmen und den Kinder selbst in die Hand zu geben. So war es zum Beispiel möglich den Unterschied der Haut zwischen Kröten und Fröschen selbst zu spüren. Anatomische Grundlagen wie Schwimmhäute, Lage der Rückendrüsenleiste, Ohrdrüsen, Trommelfell konnten anhand lebender Exemplare besprochen werden. Ein Publikumshit war die große Erdkröte, da sie aufgrund ihrer Unfähigkeit zu Springen lange und leicht in der Hand gehalten und betrachtet werden konnte. Allgemein ist für so eine Präsentation der Standort ein sehr wichtiger Faktor. Mit der 5.Klasse wäre es zum Beispiel am Standort des ersten Tages schwierig geworden die Aufmerksamkeit der Schüler für längere Zeit zu gewinnen. Die Exkursion bestätigt also dass theoretische Grundlagen am besten nicht trocken vorzutragen, sondern an Hand von Beispielen in der Natur zu besprechen sind. 43 Zoologie - Höhere Tiere Kröten und Unken von Verena Schmelz 2001 Die feinen Unterschiede zwischen Kröten und Unken Kröten Unken Bufo Bombina Gattung Systematik zur Familie der Bufonidae (Echte Kröten) Verbreitung weltweit mit Ausnahme von Grönland, Antarktis, Madagaskar, Neuseeland, einige Pazifikinseln; ursprünglich auch nicht in Australien und Neu-Guinea → dort wurde aber die Aga-Kröte zur Schädlingsbekämpfung eingeführt und entwickelte sich zu einer großen Bedrohung für die bestehenden Ökosysteme Erdkröte (Bufo bufo) Kreuzkröte (Bufo calamita) Wechselkröte (Bufo viridis) Die Bufonidae zählen 410 Arten in 34 Gattungen, die Gattung Bufo 225 Arten Heimische Vertreter … in Zahlen zur Familie der Discoglossidae (Scheibenzüngler), andere Autoren stellen die Unken zusammen mit einer 2. Gattung (Barbourula) in eine eigene Familie, die Bombinatoridae Die Familie ist fast ausschließlich in der alten Welt verbreitet. Rotbauch- (Bombina bombina) Gelbbauchunke (B. variegata) Die Discoglossidae zählen 18 Arten in 4 Gattungen Gestalt plump, kräftig, ~ 9 cm groß Körperfarbe je nach Art unterschiedlich Ohrdrüsen (Parotiden) Trommelfell Haut sehr gut ausgebildet Form der Pupillen elliptisch, horizontal Zunge Schleuderzunge, die am Ende nicht ausgerandet dick, rundlich, mit der Unterseite größtenteils am Mundboden festgewachsen und daher nicht ist (der Mund ist zahnlos) zum Herausschnellen beim Beutefang geeignet meist sichtbar dick und stark warzig, trocken abgeplattet, bis 5,5 cm groß; sie sind die kleinsten Froschlurche Mitteleuropas Bauchseite gelb/orangerot und schwarz gefleckt, oberseits olivgrün bis graubraun fehlend nie sichtbar viele Wärzchen, auf denen kleine schwarze Hornstacheln sitzen herzförmig 44 Kröten Unken Schallblasen keine bei der Erdkröte, bedingt durch die Art der Lauterzeugung stehen eine große unpaare Schallblase bei Wechsel- u. die Lungen in Funktion einer Schallblase Kreuzkröte Lauterzeugung exspiratorisch d.h. wenn die Luft aus der Lunge inspiratorisch d.h. wenn die Luft aus den herausgepresst wird Kehlblasen durch den Kehlkopf in die Lungen strömt Paarung Axillärer Amplexus (♂ klammert das ♀ in der Lumbaler Amplexus (Klammerung des ♂ in der Lendenregion des ♀) Achselregion) ein Wechselkrötenpärchen ein Gelbbauchunkenpärchen Fortpflanzung Das Laichgewässer wird traditionell immer können auch kurzlebige Kleingewässer nutzen wieder aufgesucht Laich wird in Schnüren abgesetzt mit mehreren in lockeren Klumpen mit bis zu 30 Eiern an tausend Eiern Wasserpflanzen geheftet • als „Kahnstellung“ oder „Unkenreflex“ bekannte Körperstellung, bei der die Wirbe• größeres Volumen vortäuschen: Aufblähen lsäule durchgebogen, Kopf und Hinterteil des Körpers und Anheben des Hinterteils (Erd- angehoben und die Gliedmaßen seitlich und Kreuzkröte) aufwärts gedreht werden → Warnfärbung gelegentlich werfen sie sich auch auf den Rücken, damit die grelle Bauchseite sichtbar • Absonderung von giftigen Hautsekreten wird • Absonderung eines weißlichen Hautsekretes • Abwehrrufe bei ♂♂ • Flucht auf den Gewässergrund Abwehrverhalten • Abwehrrufe z.B. bei der Wechselkröte 45 Die heimischen Kröten im Vergleich Bufo bufo Bufo calamita (Erdkröte) Bufo viridis (Kreuzkröte) (Wechselkröte) Gelenkshöckerchen an den Zehen einfache paarige einfache Gelenkhöckerchen ♀ 11 - 15 cm ♂ 9 – 10 cm Größe ♀ 5 – 8 cm ♂ 4 –7 cm ♀ ~ 9 cm ♂ ~ 8 cm Färbung Oberseite: oliv, braun, grau, gelblich oder mit Oberseite: braun, grau oder grünlich-gelblich, oft Oberseite: mit grünen, meist dunkel gerandeten orangerotem, schwarzem oder hellem Fleckenmuster fleckig, Flecken auf hellem Grund und mit roten Warzen; meist mit gelber Linie entlang der Rückenmitte bei ♂♂ ist die Farbe blasser und die Fleckung weniger deutlich Farbe der Iris kupferfarben bis rotgolden zitronengelb bis grünlich zitronengelb bis grünlich Ohrdrüsen und Interorbitalraum (IR) nach hinten auseinanderweichend (divergierend) ± parallel und IR höchstens so breit wie ein oberes 46 und IR breiter als ein oberes Augenlid Augenlid bei der Wechselkröte ebenfalls ± parallel Kreuzkröte Erdkröte metallisch, hohes krächzendes oäck…oäck…oäck Oszillosgramm des Paarungsrufes (Gallikos, Griechenland; Wassertempertur 14°C) ├───┤= 1 ms nicht entwickelt Paarungsruf rollend, metallisches ärr…ärr…ärr > 2 km weit zu hören Böblingen; Wassertemp. 6°C ├───┤= 1 ms Schallblase eine große kehlständige langes (bis zu 10 s dauerndes), melodisches Trillern ürrr…ürrr…ürrr ~ 4 Triller pro Minute Illmitz, Neusiedlersee; Wassertemp. 19°C ├───┤= 1 ms eine große kehlständige Fortpflanzung Explosiv- und Frühlaicher → kurze Laichzeiten, ♀♀ bleiben nur 3-6 d am Gewässer Wanderungen von Ende Februar bis Ende März April – August ♀♀ verbleiben ebenfalls nur kurz am Laichgewässer Spätlaicher: kommt erst ab April an den Laichplatz zur Eiablage April - Juni Laichgewässer Große Weiher, Randbereich von Seen, Altarme in flach und vegetationsarm, oft temporäre Kleinge- seicht, vegetationsarm mit flach auslaufender Uferden Auen, Grubengewässer, Fischteiche wässer region 47 Laich In 3 –5 m langen Schnüren (5 – 8 mm dick) mit in 1 –2 m langen Schnüren (4 – 6 mm dick) mit 3000 – 8000 Eiern in 2 – 4 Reihen, 3000 – 4000 Eier in 1 –2 Reihen, zwischen der Vegetation aufgespannt werden oft direkt am Boden des Gewässers abgelegt Embryonalentwicklung 2 – 3 Wochen 2 – 14 Tage Larvalzeit 3 – 12 Wochen Verbreitung in 2 – 4 m langen Schnüren (4 – 6 mm dick) mit 2000 – 15 000 Eiern in 2 – 4 Reihen 3 – 6 Tage 3 – 4 Monate z. B. im nördl. Waldviertel im Gebiet der Lainsitz im Osten Österreichs, bes. Neusiedler See, Marchfeld, entlang der Donau bis in die Wachau (Einzugsgebiet der Oder) oft weit entfernt vom Wasser auf Sandböden Lebensräume anpassungsfähig, Pionierart offener, trocken-warmer L., Steppenart besiedelt alle Klimate, Landschaften und Lebens- bevorzugt auf lockeren, sandigen Böden unempfindlich gegen Trockenheit, Wärme, Kälte räume Europasbis ins Hochgebirge und erhöhten Salzgehalt der Laichgewässer Besonderheiten die Kreuzkröte läuft mäuseähnlich schnell 48 Die heimischen Unken im Vergleich Bombina variegata Gelbbauchunke Bombina bombina Rotbauchunke Aussehen schlanker mit dünneren Hinterbeinen kräftiger, Hinterbeine dicker, Oberseite wirkt durch den stärkeren Besatz mit Hornstacheln rauer als bei der Rotbauchunke Färbung der Oberseite graubraun, oft mit dunklen Flecken olivgrün bis graubraun, meist einfarbig Färbung der Bauchseite • rotorange und schwarz, schwarze Anteile domi- • gelborange und schwarz, gelbe Anteile überwiegen → isolierte schwarze Flecken nieren → isolierte bunte Flecken • rötliche Leisten- und Oberschenkelflecken, • gelbe Leisten- und Oberschenkelflecken, ebenso ebenso wie die Brust- und Oberarmflecken stehen wie die Brust- und Oberarmflecken stehen in Kontakt nicht in Kontakt • 1. Finger- und Zehenspitze sind gelb • 1. Finger- und Zehenspitze sind dunkel • nur wenige weiße Pünktchen • mit vielen weißen Pünktchen melodisches uuh…uuh…uuh > 40 mal in der Minute wiederholt lauter als die G. Paarungsrufe melodisches, leises uh…uh…uh < 40 mal in der Minute leiser als R. Oszillogramm des Paarungsrufes (Illmitz, Neusiedlersee; Wassertemperatur 16°C) ├───┤= 1 ms Bebenhausen, Tübingen; Wassertemperatur 16°C ├───┤= 1 ms 49 Lauterzeugung Kehlblasen vorhanden; zuerst wird die Lunge aufgepumpt, ♂ liegt wie ein Das Fehlen von Kehlblasen und ein kleineres kleiner Ballon am Wasser, Luft strömt in die Lungenvolumen bedingen das leisere Rufen der Kehlblasen, von dort wird sie durch den Kehlkopf Gelbbauchunken. in die Lunge gepresst, wobei der Ruf entsteht Durch das zarte Rufen ist die erzeugte Schallenergie nicht groß genug, um das Wasser ringsum sichtbar in Schwingungen zu versetzen wie das bei den Rotbauchunken der Fall ist. ♂ beim Rufen; Lunge fungiert als Schallblase; Schallenergie wird auf das Wasser übertragen → Wasserwellen! Fortpflanzung April – August April – August mehrere Ruf- und Laichzeiten pro Jahr möglich mehrere Ruf- und Laichzeiten pro Jahr möglich bis zu 170 Eier / ♀ / Saison bis zu 300 Eier / ♀ / Saison in lockeren Laichklümpchen mit bis zu 30 Eiern, in lockeren Laichklümpchen mit bis zu 30 Eiern an Wasserpflanzen geheftet Embryonalentwicklung 2 – 5 Tage 2 – 3 Tage Larvalentwicklung 60 – 90 Tage 40 – 70 Tage Lebensweise sie leben beide von Frühling bis Herbst am Wasser und überwintern von ~ September bis März an Land z.B. im Wurzelbereich von Bäumen oder in totem Holz Lebensräume in stehenden Gewässern mit üppiger Vegetation in flachen Lacken mit wenig Vegetation und auf offenen, besonnten Wiesen, Weiden, am G. besiedeln Pionierlebensräume wie ErdaufAcker, Waldrand, in Überschwemmungsbereichen schlüsse, Industriebrachen, Truppenübungsplätze und nutzen temporäre Wasserstellen zum Laichen, in Flußauen weil sie konkurrenzschwach sind und dort auf weniger Feinde und Konkurrenz treffen bei fortschreitender Sukzession der Gewässer werden diese für die G. unattraktiv Verbreitung haupts. im Flachland Ostösterreichs, oberhalb 200 im Hügel und Bergland bis auf 1800 m m kaum anzutreffen 50 punktiert … Verbreitung von Bombina bombina (Rotbauchunke) schraffiert … Verbreitung von Bombina variegata (Gelbbauchunke) Dort, wo sich die Areale der beiden Unkenarten überschneiden – und das ist gerade bei uns der Fall (eine Grenze verläuft im Südwesten von Wien) – existieren Hybridpopulationen. Man findet daher Individuen, die Merkmale beider Unkenarten tragen und schwer zu bestimmen sind. Meine Erfahrungen Vor der Freilanddidaktik war ich bei dem Gedanken bald vor „echten“ Schülern zu stehen ein wenig nervös. Jetzt danach bin ich überrascht, wie einfach es war. Ein Grund dafür war natürlich, dass wir nur kleine Schülergruppen zu unterhalten hatten. Dadurch war es möglich, jeden Einzelnen anzusprechen und zum Mitmachen anzuregen. Dass wir, bedingt durch die Kleingruppen, unser Programm oft wiederholen mussten, war für mich interessant und lehrreich. Jeder Durchlauf war anders und ich konnte Fehler, die mir beim einen passiert sind, beim nächsten Mal vermeiden. Man konnte experimentieren! Mit der dritten Klasse machte es besonderen Spaß, weil die Schüler selbst so viel wussten, aktiv, lebhaft waren und Begeisterung für die Tiere mitbrachten. Hingegen hatte ich nicht erwartet, dass die Schüler der 6. Klasse so wenig wissen, sich vor den Tieren unverhältnismäßig stark ekeln können und diese unerschütterliche Passivität ausstrahlen. Ich wüsste auch jetzt nicht, wie ich sie vom Hocker bzw. den Baumstämmen vor unserer Amphibienstation reißen hätte können. Darüber hinaus habe ich es als sehr angenehm empfunden, selbst werken und die eigenen Vorstellungen ohne große Vorgaben von oben umsetzen zu können. Und das Schöne daran: wenn das Thema Natur ist, sich auch genau dort, in der Natur, damit zu beschäftigen. Literatur Nöllert A.&C.: Die Amphibien Europas. Bestimmung, Gefährdung, Schutz. Kosmos Naturführer. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 1992. Hofrichter R. (Hg.): Amphibien. NaturbuchVerlag, Augsburg 1998. Hödl W., Aubrecht G. (Hg): Frösche Kröten Unken. Aus der Welt der Amphibien. Stapfia 47. Linz 1996. Hödl W., Jehle R., Gollmann G. (Hg.): Populationsbiologie von Amphibien. Eine Langzeitstudie auf der Wiener Donauinsel. In Zusammenarbeit mit dem Magistrat der Stadt Wien MA 45 (Wasserbau). Stapfia 51. Linz 1997. Unterricht Biologie. Heft 242, Februar 1999. Pädagogische Zeitschrift. Friedrich Verlag . 51 Zoologie - Höhere Tiere Akustik heimischer Frösche von Babsi Stetina 2001 Um von Rivalen und Geschlechtspartnern wahrgenommen zu werden haben Frösche eine Fülle von akustischen Kommunikationsstrategien entwickelt. Nächtliche Lebensweise, geringer Energieaufwand beim Rufen und die Tatsache, dass mit dem Schallsignal große Informationsmengen übertragen werden können, haben zur Ausbildung komplexer Mechanismen der akustischen Kommunikation geführt. Wichtige Merkmale der Froschrufe Froschrufe sind angeboren Die Rufe der Frösche sind angeboren d.h. in den Genen manifestiert und ermöglichen daher eine eindeutige Artbestimmung. Die Vererbbarkeit der Rufe kann man am Beispiel der heimischen Grünfroscharten besonders gut zeigen. Der Kleine Wasserfrosch (Rana lessonae) produziert lange, „schnarrende“ Rufe, während die Laute des Seefrosches (Rana ridibunda) an menschliche Lacher erinnern (lat. ridere, lachen). Bei der Paarung des Kleinen Wasserfrosches mit dem Seefrosch entsteht eine Hybrid-Form, der Teichfrosch (Rana esculenta), der in seinen Rufen sowohl lachende als auch schnarrende Elemente enthält. Anders als bei Vögeln, die Gesangselemente erlernen können, sind Stimmnachahmungen und akustische Prägungsphänomene bei Fröschen unbekannt. Froschrufe sind von verschiedenen Einflussfaktoren abhängig (Körpervolumen, Temperatur, ...) Je größer der Körper der ♂♂ desto tiefer der Ruf. Größere, mit tieferer Stimme ausgestattete ♂♂ sind meist älter und erfahrener und damit in der ♀♀-Werbung erfolgreicher als kleinere Individuen. Bei steigender Temperatur erhöht sich in der Regel die Ruffrequenz, d.h. dass die Dauer der Rufe und der Rufpausen verkürzt und die Tonlage erhöht wird, während bei niedriger Temperatur die Ruffrequenz abnimmt. Neben der temperaturabhängigen Veränderung im Rufspektrum kommt es außerdem zur Verschiebung der Hörempfindlichkeit der ♀♀. Ruftypen Froschrufe sind für unterschiedliche Zwecke einsetzbar und daher kann man innerhalb einer Art verschieden klingende Ruftypen unterscheiden, wie: Paarungsrufe: dienen der Anlockung paarungswilliger ♀♀ Anzeigerufe: neben der Mitteilung der Paarungsbereitschaft enthalten die Anzeigerufe häufig die Info der Verteidigungsbereitschaft des Rufstandortes oder Territoriums; Aggressionsrufe: werden vor und während einer Auseinandersetzung produziert und weisen kontinuierliche Übergangsformen auf, die vermutlich den unterschiedlichen Grad der Aggression vermitteln; Befreiungsrufe: ♀♀ zeigen damit an, dass die Laichabgabe beendet ist oder sie nicht laichbereit sind, um sich ihres Geschlechtspartner zu entledigen. Will sich ein ♂ irrtümlicherweise mit einem anderen ♂ paaren, versucht sich das vermeindliche ♀ (tatsächliche ♂) durch solche Rufe aus der Umklammerung des Verführers zu befreien; Schreckrufe: werden charakteristischerweise mit geöffnetem Maul von ♂♂, ♀♀ und Jungtieren unmittelbar nach der Attacke durch vermeindliche Feinde abgegeben; Wie funktioniert die Lauterzeugung? Durch Absenken des Mundbodens bei geschlossenem Mund wird Luft durch die Nasenlöcher eingesaugt und durch Schließen der Nasenlöcher sowie Heben des Mundbodens in die Lunge gepresst. Danach wird die Verbindung zwischen Lunge und Mundraum verschlossen und der Vorgang solange wiederholt bis die Lunge prall gefüllt ist. Dann erst ist der Frosch rufbereit. Während des Rufens sind der Mund und die Nasenlöcher 52 verschlossen, wodurch die Luft zwischen Lunge und Mundraum hin- und herbewegt werden kann. Dabei durchströmt die Luft den Kehlkopf und versetzt die Stimmbänder in Schwingung, woraufhin ein Laut erzeugt wird. Bei nahezu allen Froscharten entsteht der Ruf in der expiratorischen (Ausatmungs-) Phase, d.h. beim Herausströmen der Luft aus der Lunge. Im Unterschied dazu wird bei den Unken der Schall während der inspiratorischen (Einatmungs-) Phase erzeugt, d.h. wenn die Luft in die Lunge gepresst wird. Meist werden die Rufe über aufgeblähte Kehlsäcke, die Schallblasen, abgestrahlt, die ein typisches Kennzeichen der geschlechtsreifen Froschmännchen darstellen, da nur sie diese besitzen. Man unterscheidet zwischen unpaaren, paaren, kehlständigen, lateralen, inneren oder äußeren Schallblasen. Unter den heimischen Fröschen findet man sowohl Vertreter mit unpaaren, kehlständigen Schallblasen wie z.B. bei den Hylidae (Laubfrösche), aber auch solche mit paaren, lateralen, wie z.B. bei den Grünfröschen. Die Vertreter der Braunfrösche weisen innere oder gar keine Schallblasen auf.(Abb.1) Wozu Schallblasen? Die runde Form bedingt ein in alle Richtungen gleichmäßiges Abstrahlen des Schalls, was für das ♂ von Vorteil ist, weil es nicht wissen muss in welcher Richtung sich das ♀ genau befindet dienen als Resonanzkörper durch ihre Dehnbarkeit ermöglichen sie ein rasches Zurückströmen der Luft in die Lunge weisen eventuell lautverstärkende Wirkung auf, was aber wissenschaftlich noch nicht bestätigt werden konnte neben der akustischen Funktion ist eine optische Signalwirkung denkbar Wie hören Frösche? Frösche können mit dem Trommelfell, dass hinter dem Auge deutlich sichtbar ist, Schwingungen aufnehmen, die über ein Gehörknöchelchen und ovale Fenster in das Innenohr weitergeleitet werden. Dabei funktioniert die Hörbahn als akustischer Filter, der artfremde Signale unterdrückt und artgleiche Lautmuster fast ungedämpft passieren lässt. Neue Studien zeigen, dass Luftschall nicht nur von außen das Trommelfell erreicht, sondern zusätzlich über die Flankenhaut, Lunge und weiter über Luft- und Eustachische Röhre von innen zum Trommelfell gelangt. Dieser Mechanismus ist vermutlich dafür verantwortlich, dass Frösche ihre Ohren nicht durch ihre eigenen Rufe, die teilweise gesundheitsschädliche Intensität, entsprechend einem Presslufthammer oder Motorrad in einem Meter Entfernung, erreichen können, schädigen. Die selbstproduzierten Laute werden daher gedämpft wahrgenommen. 53 Art Grasfrosch (Rana temporaria) Europäischer Laubfrosch (Hyla aborea) Schallblasen 1 äußere, kehlständige Schallblase laute, hart klingende Rufserien „äpp...äpp...äpp“ Rufe Art Springfrosch (R. dalmatina) 2 innere Schallblasen 2 innere Schallblasen keine Schallblasen dumpfes, tiefes Knurren od. Grunzen dumpfe, Rufe „wuog...wuog...wuog“ leise Rufe „wog...wog...wog“ Seefrosch (R. ridibunda) Schallblasen 2 äußere, laterale Schallblasen Rufe Moorfrosch (R. arvalis) laute Paarungsrufe, erinnern an menschl. Lacher, wie „ä...ä...ä“ Kleiner Wasserfrosch (R. lessonae) Teichfrosch (R. esculenta) 2 äußere, laterale Schallblasen 2 äußere, laterale Schallblasen lange, schnarrende Rufe; etwas leiser als See- und Teichfrosch laute lachend, schnarrende Rufe „rä...rä...rä“ 54 Zoologie - Höhere? Tiere Reptilien und Schmetterlinge Eine neue systematische Gruppe der Zoologie ? von Andrea Gatzenauer2000 Am Mittwoch angekommen und bis Mittag ein Haus eingerichtet, machte ich mich gleich auf die Suche nach Material für mein ursprüngliches Thema: Reptilien: Alle waren der Meinung, dass diese schnell gesammelt wären, aber dieses Jahr sollte es nicht so sein. Bis zum Abend konnten wir nur 2 (in Worten: zwei!) Zauneidechsen (männl. und weibl.) einfangen. Mit der Befürchtung mein Thema fallen lassen zu müssen, ging ich am Donnerstag erneut auf die Suche. Doch selbst mit der eifrigen Unterstützung meiner Kollegen war keine Schlange aufzutreiben. Schließlich entschloss ich, das aus den FensterFliegengittern aufgebaute „Schmetterlingshaus“ zu nützen, um die wichtigsten Arten der Au vorzustellen: Schmetterlinge Osterluzeifalter (Zerynthia polyxena, Papilionidae) Raupe des Osterluzeifalters. Foto: E.Eder Puppe: unter Steinen, Stängeln, Ästen Osterluzei: Kesselfallenblume mit Lichtfenster, Insekten rutschen hinein, bringt Pollen auf Narbe , dafür werden sie freigelassen, indem die Wand begehbar wird und sich die Blüte senkt. Tagpfauenauge (Incharis io, Nymphalidae) Spannweite: 5,4 – 5,8 cm Lebensraum: Parks, Gärten, Waldränder Beschreibung: dunkelrot bis braun, schwarz und gelb gezeichnet, auf Flügel fliederfarbene Augenflecken, Unterseite großteils schwarz, Geschlechter sind gleich Foto: E.Eder Spannweite: 4,6 - 5,2 cm Lebensraum: Auwälder, Wiesen, Trockenrasen Beschreibung: hellgelb mit schwarzer und roter Zeichnung, am Flügelrand Zickzack Muster, Unterseite ähnlich aber eher weiß Überwinterung: Puppe Flugzeit: April und Mai Fraßpflanze: Osterluzei (Aristolochia) Auf diese Pflanze Eiablage (wenige) Raupe: frisst anfangs Blüten, nach Häutung dann auch Blätter Raupen des Tagpfauenauges. www.tagfalter.de Überwinterung: Imago (daher im Frühjahr oft „ramponiert“) Flugzeit: Sommermitte bis Herbstanfang und Frühlingsanfang bis Mitte Frühling Fraßpflanze: Brennnessel (Urtica) 55 Aurorafalter (Antocharis cardamis) Foto: www.tagfalter.de Spannweite: 3,8 – 4,8 cm Lebensraum: Waldränder, feuchte Wiesen Beschreibung: weiß, Vorderflügel mit schwarzen Spitzen, Männchen mit großen leuchtenden orangen Fleck, Unterseite schwarz und gelb gesprenkelt Überwinterung: Puppe Flugzeit: April bis Juni Fraßpflanze: Wiesenschaumkraut (Cardamine), Wegranke (Sisymbrium) Am Abend brachte mir Professor Hödl noch eine Würfelnatter, die ich mit den Zauneidechsen in mein Programm für die Klasse einbauen wollte. Freitag, früh aufgestanden und die letzten Vorbereitungen getroffen, warteten wir alle gespannt auf die 3.Klasse. Unsere Idee war es eine Art Au-Safari zu veranstalten, wobei vier Stationen eingerichtet wurden, die die Schüler in kleinen Gruppen besuchten, um von den vielen Themen betreffend der Au einen Eindruck zu gewinnen. Meine Aufgabe bestand nun darin, die Schüler 40 Minuten zu unterhalten !! 6 mal !! Es war mir klar, dass meine Attraktion die Schlangen gewesen wären, von denen ich aber nur eine magere Ausbeute bieten konnte. Also überlegte ich mir meinen Vortrag über die Schmetterlinge der Au nicht allzusehr auszudehnen und die Schüler selbständig arbeiten zu lassen. Ich lies sie Plakate malen, die die Entwicklungsstadien des Schmetterlings beinhalten sollten. Großteils begeistert von der Idee begannen die Schüler eifrig zu zeichnen. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt: Von den naturgetreuen kleinen Eiern auf dem Blatt bis zu großen „Knödeln“, war das Entwicklungsstadium abgehakt. Auch die Raupen und Puppen nahmen verschiedene Gestalten an: Eine Gruppe von kreativen Burschen zeichnete an Stelle der Schmetterlingspuppe eine echte Puppe und das letzte Stadium, also der fertige Schmetterling, wurde durch ein „Butterfly“ (Messer) ersetzt!! Außerdem war es wichtig, dass sie zu jedem Stadium auch deren Hauptaufgabe dazuschreiben: Also unter die Raupe wurde „fressen“ und „wachsen“ geschrieben, der Schmetterling steht für „Fortpflanzung“ und „Bestäubung“. Die Gesamtbilder der einzelnen Plakate sind sehr unterschiedlich ausgefallen: Von sehr bunt/verziert über verspielt zu kreativ. Insgesamt glaube ich, dass dieser Teil ganz gut angekommen ist. Inzwischen wurde noch eine Äskulapnatter gefangen, die neue Hauptattraktion meiner Station!! Die also mittlerweile zu drei Arten herangewachsene „Reptilienausstellung“ besprach ich nach dem Malen: Reptilien Zauneidechse (Lacerta agilis) Foto: Babsi Stetina Länge: 20 cm ? Lebensraum: sonnige, trockene Stellen mit Versteckmöglichkeiten (z.B. unter Steinen) Nahrung: Insekten, Spinnen, Asseln, Schnecken, Krebstiere Paarung: April/Mai, Gelege: Juni: 4 – 12 Eier, in Erdhöhlen oder Kompost- und Laubhaufen Merkmale: gedrungener Körper, Schwanz lang (eineinhalb so lang wie Kopf und Rumpf), Männchen während der Balzzeit grüne Flanken ? Verhalten bei Gefahr: Schwanzabwurf 56 Blindschleiche (Anguis fragilis) (nicht gesehen!) Länge: bis 50 cm Lebensraum: schattig, gewisse Bodenfeuchte, teilweise sonnig - trockene Plätze Nahrung: Regenwürmer, Nacktschnecken, Heuschrecken, Spinnen Feinde: Greifvögel, Eulen, Störche, Mader, Füchse, Igel, Schlingnatter Paarung: April/Mai Gelege: lebendgebärend! 8 - 12 Junge schlüpfen aus einer sehr dünn häutigen, gallertigen Hülle, die sofort zerreißt -> Junge ca. 7 – 10 cm groß Merkmale: kupferfarben, ca. die Hälfte bis zwei Drittel des Körpers ist der Schwanz, gelbrote kleine Augen ->sehtüchtig, dämmerungsaktiv Verhalten bei Gefahr: Schwanzabwurf Ringelnatter (Natrix natrix) (nicht gefangen) Länge: bis 130 cm Lebensraum: feuchte Biotope: Bäche, Tümpel, Seen, aber auch vom Wasser entfernt anzutreffen Nahrung: Kaulquappen, Frösche, Molche Feinde: Iltisse, Störche, Reiher, Igel Paarung: April/Mai Gelege: 10 – 30 Eier in Kompost, Moos; Größe beim Schlüpfen: 15 – 18 cm Merkmale: grau-graubraun, zwei halbmondförmige gelbe Flecken am Nacken, dahinter je zwei schwarze sichelförmige Flecken, gekielte Schuppen Verhalten bei Gefahr: züngeln, zischen, Körper abgeplattet, Scheinbisse, Absonderung aus Stinkdrüse bzw. Erbrechen, Bewegungslosigkeit Würfelnatter (Natrix tessellata) Foto: W.Hödl Länge: bis 90 cm Lebensraum: Uferbereich von langsam fließenden Gewässern mit reichhaltiger Vegetation ? Nahrung: Fische, Frösche, Molche Paarung: April/Mai Gelege: 4 – 25 Eier in Laubhaufen Merkmale: schmaler Kopf, Augen und Nasenlöcher nach oben gestellt (kann im Wasser beobachten und atmen), gekielte Schuppen, würfelförmige Struktur an Bauchseite Verhalten bei Gefahr: ebenfalls züngeln, zischen und Absonderungen Äskulapnatter (Elaphe longissima) Länge: bis 200 cm Lebensraum: steiniges, sandiges und trockenes Gelände, Mauern, Laubwälder, Bahngleise, Bäume ? Nahrung: Mäuse, Kleinvögel, Eidechsen Paarung: April/Mai Gelege: 5 – 8 schmale, längliche Eier, Junge leicht mit Ringelnatter zu verwechseln (gelbe Flecken) Merkmale: glatte Schuppen, frisst Beute nicht lebend ->erdrückt sie Die Eigenschaft, dass diese Schlange einen ziemlichen Druck ausübt, wenn sie sich um das Handgelenk „wickelt“, weckte großes Interesse bei den Schülern und einige probierten dies auch aus. ? ........habe die Schüler danach gefragt und sie sind meistens selbst darauf gekommen!! Nachdem die Schüler mit alle sechs Stationen fertig waren, beschlossen sie diesen Erlebnistag mit einem Bad in der March zu beenden. Der Samstag mit der 5. Klasse sollte wesentlich kürzer ausfallen, also mussten Einschränkungen vorgenommen werden. Zwanzig Minuten war für die neue Programmlänge vorgesehen und jeder hatte vier Gruppen zu betreuen. Die neue Aufgabenstellung für die Schüler war nun, nach meinem Vortrag über die Schlangen, einen Steckbrief für eine Art zu verfassen. Nach Beendigung der kurzen Ausafari verabschiedeten sich die schon etwas ruhigeren Schüler. Zusammenfassend war diese Exkursion ein tolles Erlebnis für mich. Durch die Begegnung mit den Schülern habe ich viele neue Erfahrungen gesammelt, die ich auf keinen Fall missen möchte. Mir ist durch diesen Ausflug bewusst geworden, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen habe. 57 Reptilien von Christine Scharner und Andreas Pilat Zunächst hatten wir ein Problem, nämlich die Absenz von Hauptdarstellern. Der 1. Tag dieser Exkursion bescherte uns schlechtes Wetter. Es war bewölkt, recht kühl und windig. Wir streiften mehrere Stunden in der Landschaft herum, ohne auch nur eine Spur eines Reptils zu finden. Gott sei Dank konnte Walter Hödl unsere Not lindern, indem er binnen Sekunden, vor unseren Augen, 3 kleine Schlangen aus dem Unterholz zauberte. Sie hatten sich offenbar unters Laub zurückgezogen um sich zu wärmen. Also drehten wir den restlichen Nachmittag fast jedes abgefallene Blatt um, jedoch ohne Erfolg. Etwas frustriert dachten wir schon, dass Walter Hödl diese Schlangen zuvor ausgesetzt haben musste. Was sich aber (natürlich) als falsch erwies. Das Wetter am 2. Tag war viel freundlicher. Die Sonne schien und es war sommerlich warm. Also machten wir uns auf, um an sonnigen, trocken Standorten Schlangen zu fangen. Bald sichteten wir das erste Exemplar, waren aber von dieser Tatsache schon so beeindruckt, dass wir vergaßen nach dem Tierchen zu schnappen. Diese nützte ihre Chance um binnen Zehntelsekunden in eine Felsspalte zu fliehen. Wenig später sahen wir eine Ringelnatter, die vor unseren Füssen in den Tümpel schnellte. Ich schnappte nach ihr und holte mir nichts als nasse Handschuhe. Von diesen Begegnungen ermutigt gingen wir nun die Brombeersträucher ab, die sich rund ums Haus befanden. Urplötzlich waren wir mit mehreren Schlangen auf kleinsten Raum konfrontiert. Ohne lang zu zögern griffen wir nach einer Schlange und hatten unseren 1. Erfolg. In den nächsten Stunden folgten weitere Fänge und wir konnten unsere Technik verbessern. Allgemeines Die Reptilien treten als erste vollkommen wasserunabhängige Landwirbeltiere im mittleren Karbon auf. Heute sind etwa 6000 Reptilienarten bekannt. Die Reptilien haben mit ihrer terrestrisch oviparen Fortpflanzung die für 2001 Amphibien noch bestehende Bindung ans Wasser überwunden. Sie gehören zu der Gruppe der Amniota, bei denen sich der Embryo innerhalb schützender Embryonalhüllen (=Amnion) entwickelt. Diese Hülle schützt den Embryo vor Austrocknung und mechanischer Beeinträchtigung. Einige Arten, wie Kreuzotter, Blindschleiche, Schlingnatter und Bergeidechse sind lebendgebärend. Die Adulttiere schützen sich vor Austrocknung mit Hilfe ihrer epidermalen Hornstrukturen. Bei Schlangen und Eidechsen wird diese Hornschicht regelmäßig gehäutet. Übersicht: Kl. Reptilia O. Crocodilia (Krokodile) O.Chelonia (Schildkröten) † O. Dinosauria O. Squamata (Schuppentiere) UO. Eidechsen UO. Schlangen Ordnung: Squamata (Schuppentiere) Sie sind heute mit über 5500 Arten die führende Reptilienordnung (3100 Eidechsen, 2700 Schlangenarten). Der Gehör- und Sehsinn ist bei den Schuppentieren schlecht ausgebildet. Bei den Schlangen ist das Auge durch eine durchsichtige Schutzhaut geschützt, die sog. „Brille“. Sie entsteht aus der Verwachsung der Augenlider, die durchsichtig geworden sind. Die Schlangen bekommen damit ihren charakteristischen „starren Blick“. Der Geruchsinn ist hingegen wieder sehr gut ausgeprägt. Sie riechen („züngeln“) mit der gespaltenen Zunge. Sie dient zur Übertragung von Geruchsstoffen an das „Jacobson’sche Organ“, ein blinder Schlauch, der isoliert vom Nasenraum in die Mundhöhle mündet. Schlangen reagieren auch empfindlich auf Bodenerschütterungen. 58 UO: Lacertilia (Echsen) Wir haben heuer in Marchegg nur eine Eidechsenart gefunden, nämlich die Zauneidechse (Lacerta agilis). Sie ist die Eidechsenart. häufigst vorkommende Merkmale: - Kurzbeinig und dicker Kopf - Körperlänge 18-20 cm - Rücken hellbraun mit dunklem Mittelstreifen Die Männchen unterscheiden sich von den Weibchen durch eine auffallende, zur Paarungszeit schillernde, Grünfärbung an Kopf und Seiten. Zauneidechsen kommen in sonnige, krautige Böschungen, Hecken, Grasflächen und Feldraine vor. Sie ist tagaktiv und wärmeliebend. Ernährt sich von Insekten, Würmer und Spinnen. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu den Schlangen ist die Art ihrer Häutung: Eidechsen häuten sich schuppenartig, Schlangen häuten sich als Ganzes. Sie verlassen sozusagen ihre „alte“ Haut. Schlangen und Eidechsen unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer Anordnung der Schuppen auf der Bauchseite: Schlangen: vertikale Ansicht: 1 ganzer Schuppenteil pro Reihe: └−−−−−−−−┘ Eidechsen: viele kleine Schuppen nebeneinander pro Reihe: UUUUUU Unterordnung: Ophidia (Serpentes, Schlangen) Schlangen sind im Gegensatz zu den Echsen beinlose Reptilien. Sie bewegen sich mit Hilfe der queren Hornschienen an der Bauchseite und der differenzierten Muskulatur der Leibeswand. Die artenreichste Gruppe sind die Nattern (Colubridae mit 250 Gattungen). Nattern sind „aglyph“ (d.h. sie besitzen keine Giftzähne, sondern wenig differenzierte Giftdrüsen). Diese Giftdrüsen sind umgewandelte Speichel- bzw. Lippendrüsen, deren Sekret auch bei sog. Ungiftigen Schlangen oft giftig wirkt. Schlangen haben ihren ganzen Kieferapparat in beweglichen Spangen aufgelöst, damit sie auch große Beutetiere fressen können. Auch die rechten und linken Kiefer sind nicht verwachsen, so dass sie unabhängig voneinander bewegt werden können. In Marchegg haben wir verschiedene Natternarten gefunden: drei - Ringelnatter (Natrix natrix) - Würfelnatter (Natrix tessellata) - Äskulapnatter (Elaphe longissima) Ringelnatter (Natrix natrix) Wird oft auch als „Wassernatter“ bezeichnet. Sie ist durch Gewässerverschmutzung und direkte Verfolgung durch den Menschen sehr gefährdet! Beschreibung Meist ohne Schwierigkeiten an den beiden hellgelben, orangegelben oder weißen mit anschließenden schwarzen Halbmondflecken am Hinterkopf zu erkennen. Sie haben runde Augen. Kopf ist braun bis schwarz gefärbt und Körper oliv-grau, braun oder grünlich mit dunklen Flecken und Streifen. Unterseite ist schwarz oder dunkelbraun, auch weiß gewürfelt. Die Schuppen sind gekielt, mit Ausnahme des Schwanzes (Anpassung an das Wasser!). Die Ringelnatter wird zwischen 60 und 200 cm lang und wird 20-25 Jahre alt. Verbreitung Die Ringelnatter kommt überall in Europa unterhalb des nördlichen Polarkreises bis Russland vor. Südlich bis in den Iran und Irak. Lebensweise 59 Ihre Lebensräume sind Erlenbuchwälder, Sumpfgebiete wie Tümpel (wie in unserem Fall in Marchegg), Teiche, Altwässer, Dämme und Gräben. Aber auch Äcker und Hänge in Wassernähe. Wichtige ist das Vorkommen von Kraut und Pflanzendickichten. Mit eleganten Bewegungen kommt die hervorragende Schwimmerin im Wasser genauso wie zu Lande voran. Nahrung Ringelnattern fressen vorwiegend Frösche und Kröten, denen sie sogar in die Gebüsche folgt. Aber auch vor Fischen, Kaulquappen und anderen Kleinsäugern machen sie nicht halt. Schaden können sie damit nicht anrichten, weil sie nicht in der Lage ist, gesunde Fische zu erbeuten. Sie werden daher auch als Gesundheitspolizei bezeichnet, da sie nicht aktive, sondern kranke Fische fangen. Zum Fressen wird die Beute an Land gebracht. Fortpflanzung Nach dem Winterschlaf wird die Ringelnatter im April/Mai wieder beweglich. Danach findet die Paarung statt. Sie legt ihre Eier (15-30) ca. zwischen Juni und August in verrottete Pflanzen, unter Laub oder vergräbt sie in feuchtwarmen, weichen Boden. Jungtiere schlüpfen dann Ende Juli aus den weichhäutigen Eiern. Manche der erwachsenen Tiere stellen sich tot, um den Angreifer abzuwehren. Interessant ist auch das Verhalten bei Gefangennahme – entleert ihre Analdrüse (Kloake). Die unangenehm stinkende Flüssigkeit dient zur Abschreckung der Feinde. Auch in unserem Fall machte sie leider keine Ausnahme!!! Würfelnatter (Natrix tessellata) Die Würfelnatter ist eine der seltensten Tierarten unser einheimischen Fauna und gilt bundes- und landesweit als vom Aussterben bedroht. Die größte Gefahr für sie stellt wieder der Mensch dar.(Wir haben in Marchegg aber heuer viele Exemplare gefunden). Beschreibung Die Würfelnatter ist eine mittelgroße Schlange (max. Körperlänge von 130 cm). In der Regel bleiben die Männchen kleiner als die Weibchen. Der Kopf ist schmal und gestreckt, Nasenlöcher und Augen sind in Anpassung an die überwiegend wassergebundene Lebensweise in Richtung der Kopfoberseite verlagert und schräg nach oben gerichtet. Die Grundfarbe von Körperoberseiten und Flanken variieren zwischen graugrün, oliv bis graubraun und trägt die namensgebende „Würfelzeichnung“ aus den dunklen Flecken. Die Bauchseite ist weißlich-grau mit einem dunklen Flecken- oder Linienmuster. Alle Körperschuppen sind stark gekielt. Von der nah verwandten Ringelnatter unterscheidet sich die Würfelnatter vor allem durch die fehlenden halbmondförmigen, hellen Flecken am Hinterkopf. Verbreitung Der Schwerpunkt ihres Vorkommens liegt in Ost- und Südosteuropa. Lebensweise In ihrer Lebensweise ist sie eng an klimatisch begünstigte Fließgewässer gebunden. Einen Großteil des Tages verbringt die Würfelnatter im Wasser. Als wechselwarmes, von der Umgebungstemperatur abhängiges Reptil nutzt sie wärmeexponierte Standorte in Ufernähe als Sonnenplatz zum Aufwärmen. Die Würfelnatter zeigt eine deutliche Bindung an Flussabschnitte mit Flachwasserzonen, Kiesund Schotterbänken sowie reichem Fischbestand. Sie bewegt sich im Wasser überwiegend tauchend fort und unterscheidet sich damit im Schwimmverhalten von der in der Regel an der Wasseroberfläche schwimmenden Ringelnatter. Nahrung Die Würfelnatter ernährt sich nahezu ausschließlich von Fischen, die sie durch aktive Jagd überwiegend in Flachwasserzonen oder durch Auflauern aus einem Versteck heraus erbeutet. Sie ist in der Lage auch verhältnismäßig große Fische zu überwältigen, die zum Verschlingen meist an Land gebracht werden. Natürliche Feinde sind kleinere 60 herrscht. Die Schlupfdauer beträgt etwa 50-60 Tage. Wir haben auf unserer Exkursion sogar eine Baby-Äskulapnatter gefunden. Sie sah einer Ringelnatter sehr ähnlich, da sie ähnliche Halbmonde am Hinterkopf hatte. Bei Äskulapnattern ist eine Winterruhe für eine erfolgreiche Vermehrung unbedingt erforderlich, die etwa 2-3 Monate dauern. Säugetiere wie Wanderratte, Mauswiesel und Hermelin sowie einige Vogelarten. Fortpflanzung Nach einer ca. halbjährigen Winterruhe werden erste aktive Würfelnattern meist im April oder Mai beobachtet. Ungefähr vier Wochen später beginnt die Paarungszeit. Ende September suchen die Tiere ihre Winterquartiere wieder auf, wie Felsspalten, Geröll oder Hohlräumen in Uferbefestigungen. Verhalten Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Äskulapnattern sehr schnell zubeißen können, wenn man sie in Kopfnähe berühren möchte. Wenn sie allerdings in der Mitte oder weiter hinten berührt werden, bleiben sie ruhig. Nach längerem Herumtragen akzeptierten sie uns als „Ast“ und ließen sich gefahrlos hantieren. Äskulapnatter (Elaphe longissima) Beschreibung Äskulapnatter besitzen einen schlanken Körper mit runden Augen. Die Rückenseite ist olivgrün bis gelbgrün und die Bauchseite ist einheitlich weiß. Sie sind die größten einheimischen Schlangen. Sie können etwa eine Länge von 2m erreichen. Verbreitung Sie kommt in Nordost-Spanien, MittelSüdeuropa bis zum vorderen und mittleren Orient vor. Bissspur einer Äskulapnatter auf Erich Eders Hand. Foto: S. Götsch Lebensraum In der freien Natur kommt die Äskulapnatter im buschbewachsenen, steinigen, trockenen Gelände vor. Sie mögen gerne Ruinen, Laubwälder (v.a. auf Bäumen) und alte Bahngleise. Unterholz und dichtes Gestrüpp sind auch sehr beliebt. Trockene Wiesen werden allerdings von dieser Schlangenart gemieden. Fachdidaktik und Feedback Die Aufgabe unseres Kleinteams bestand also darin, den Schülern die oben besprochenen Tiergruppen näher zu bringen. Wir wollten ihren Wissensstand erweitern und vielleicht sogar etwas Freude und Begeisterung wecken. Bevor wir jedoch mit der Arbeit begannen, setzten wir uns 3 Hauptziele: Nahrung Äskulapnattern fressen gern Mäuse, Eidechsen, Jungvögel, Vogeleier und Babyratten, welche sie durch Umschlingen tötet. Fortpflanzung Die Paarungszeit der Äskulapnatter ist im April/Mai. Im Juli werden dann 5-18 Eier abgelegt. Die Eier werden sehr gerne im Komposthaufen abgelegt, da darin schon die optimale Bebrütungstemperatur von 24-27°C 1. Den Kindern einen kleinen systematischen Überblick geben. Sie sollten die wichtigsten Merkmale der Reptilien selbst erarbeiten. Sowie die Ordnungen neben den Schlangen, nämlich die Schildkröten, Krokodile und Eidechsen, in diesem Kontext präsentiert bekommen. 61 2. Wir wollten ihnen möglichst viele einheimische Reptilien zeigen und dann gemeinsam die Unterscheidungsmerkmale der verschiedenen Arten herausfinden. 3. Sollten Kinder unter Berührungsängsten oder echten Phobien gegen Schlangen leiden, so wollten wir durch unsere “Show” diese zumindest etwas lindern. Schlangenjagd Grundregeln fürs Schlangenfangen: Es empfiehlt sich Handschuhe zu tragen. Nicht das die Schlangen so gefährlich wären, aber diese Viecher bevorzugen ungastliche Standorte, vor allem dornige und stachelige Sträucher. Da man keine Zeit hat zu schauen wo man hingreift, sollte man sich besser schützen. Aufmerksam den Boden nach Bewegungen absuchen, aber auch immer auf verdächtige Geräusche achten. Wenn man irgendetwas vom “Objekt der Begierde” sieht, sofort und ohne zu denken zuschnappen. Hat man eine Schlange erwischt, nicht erschrecken und festhalten. Nun wieder das Gehirn einschalten und die Schlange vorsichtig und ohne sie zu verletzten aus der Umgebung ziehen. Häufig klammern und wickeln sie sich recht fest an Äste. Besonders gut funktioniert die “Treibjagd”. Hierzu muss man zumindest zu zweit sein. Einer schneidet dem flüchtenden Reptil den Weg ab. Der zweite verhält sich völlig ruhig und bewegt sich nicht. Daraufhin macht die Schlange normalerweise kehrt und kann vom “Lauernden” gefangen werden. Sollte dieser sie nicht festhalten können, wird die “Beute” dem Ersten vor die Hände getrieben (der wird nun zum “Lauerer”). Dieses hin- und herjagen wird so lange gespielt bis die Schlange gefangen wird, oder einen Fluchtweg gefunden hat. Letzteres gelang jedoch bei uns keinem einzigen Opfer. Terrarien: Die gefangenen Schlangen steckten wir in Terrarien, die wir entsprechend dem Lebensraum der verschiedenen Arten eingerichtet haben. Zum Beispiel erhielt die Äskulapnatter mehrere gegabelte Äste zum herumklettern. Während die Ringelnattern ein großes Becken mit Wasser zum herumschwimmen erhielten. In diesen Terrarien präsentierten wir unsere Fänge auch den Kindern. Wir steckten alle Individuen jeder Art in ein entsprechend eingerichtetes Terrarium und beschrifteten es mit dem Artnamen und einem Symbol für den Lebensraum (Baum für Baumschlange, blaue Wellenlinie für Wasserschlange). Material: Wir präsentierten den Schülern 2 Äskulapnattern (1 adult, zweite juvenil), 6 Ringelnattern, 7 Würfelnattern und 3 ZaunEidechsen (1 Männchen, 2 Weibchen). Nebenbei: Das Fangen von Eidechsen verlangt viel mehr Gefühl, da diese verletzungsanfälliger sind und außerdem ihren Schwanz abwerfen können. Zur Veranschaulichung malten wir ein Plakat mit der groben Systematik. Weiter klebten wir Bilder der Schlangen dazu und beschrifteten sie mit dem Trivialnamen, um den Kindern die Bestimmung zu erleichtern. Dazu skizzierten wir einige Details groß auf A4-Blätter um Dinge zu besser veranschaulichen zu können (Unterschiedliche Bauchplatten von Schlangen und Eidechsen; Kiele der Wasserschlangen,....). Vorbereitung auf den Vortrag: Wir lasen uns in die Literatur ein, konzentrierten uns dabei hauptsächlich auf die Bestimmungsmerkmale der Arten, deren Lebensweise und interessante “G’schichteln”. Außerdem durchforsteten wir unsere Erinnerungen nach persönlichen Erfahrungen und Allgemeinwissen über Reptilien. Danach schrieben wir die Schritte unserer Präsentation auf und gleichzeitig auch die Informationen, die wir bringen wollten. Wir hatten vor viel zu fragen und die Kinder zum Mitdenken und zum Mitraten aufzufordern. Wir suchten einen Dialog, dessen Ablauf die Kinder durch Fragen selbst mitbestimmen konnten. Die beiden Klassen, die uns besuchten wurden jeweils in Dreiergruppen aufgeteilt. Diese spazierten nun von Station zu Station. Pro Gruppe hatten wir etwa 15 bis 20 Minuten Zeit. 62 Vortrag: Wir sprachen beide frei und wechselten uns bei bestimmten Stichwörtern immer wieder ab. Einer begann mit der Einleitung (Begrüßung, Systematik der Reptilien anhand des Plakates). Wir schrieben auch die Dinosaurier als ausgestorbene Ordnung der Klasse Reptilien auf das Poster. Bei diesem Thema übernahm der Zweite und berichtete über die Hintergründe des Verschwindens der Riesenechsen. Wir hofften die Kinder damit motivieren zu können, da dieses Gebiet bei Kindern ja recht beliebt sein soll. So gelangten wir zu den Eidechsen, besprachen deren Geschlechtsdimorphismus, die Häutung und die Unterschiede zu den Schlangen. Hierzu nahm einer von uns eine Eidechse heraus, der andere eine Würfelnatter. Anhand dieser Exemplare ließen wir die Schüler die Merkmale vergleichen. Anschließend erzählten wir Wissenswertes über die Würfelnatter. Wir forderten die Schüler auf die Schlange zu berühren und zu halten, so uns das Reptil nicht sowieso vor Begeisterung aus den Händen gerissen wurde. Danach holte der zuvor pausierende Student eine Ringelnatter heraus und die Schüler erforschten die Unterschiede zwischen diesen Arten. Es folgte wieder einige Ausführungen über Lebensweise, Sinnesorgane, ... und mit dem gelben “Halbmond” schafften wir den Übergang zu den juvenilen Äskulapnattern. Als krönenden Abschluss präsentierten wir dann die große Äskulapnatter (1,5 m lang), die wir bis zu diesem Zeitpunkt verdeckt im Hintergrund ließen, da wir die Aufmerksamkeit durch unseren „Star“ nicht schon vorzeitig verlieren wollten. Schüler: Uns beehrten Schüler der 2. und der 7. Klasse AHS. Alle waren unserer Ansicht nach sehr interessiert und rieten brav mit. Vor allen die Kinder der 2.Kl. waren sehr begeisterungsfähig uns stellten viele Fragen. Fast alle wollten die Schlangen halten. Die 7. Kl. war zurückhaltender und wussten auch nicht wirklich mehr über Reptilien als die “Kleinen”. Es waren ein oder zwei Schüler dabei, die sich die Schlangen nicht angreifen trauten. Wir haben dieses “Nein” natürlich akzeptiert und betont, dass es völlig in Ordnung ist. Alle anderen waren, teilweise nach Überwindung anfänglicher Berührungsangst, von den Schlangen sehr angetan. Wir waren eigentlich positiv überrascht wie brav und unproblematisch alle waren. Es gab also keine Schwierigkeiten. Fehler: Zweimal waren wir auf eine Antwort zu fixiert und verneinten eine Aussage, die eigentlich stimmte, weil wir auf ein anderes Faktum hinaus wollten. Einmal konnten wir eine sehr spezielle Frage eines Schülers nicht beantworten und haben diese “überredet”, wie dies Politiker zu tun pflegen. Hier wäre es besser gewesen einfach zuzugeben, die Antwort nicht zu kennen. Fazit: Wir haben unsere Ziele erreicht und zumindest bei einigen Schülern echte Begeisterung wecken können, was wir auch an deren Reaktionen in der Mittagspause feststellen konnten. Die anfängliche Nervosität, die wir beide hatten wich jedoch nach wenigen Sätzen. Nach zwei Gruppen hatten wir eine gewisse Routine und konnten flexibler auf die verschiedenen Schülerfragen eingehen. Diese Arbeit mit den Kindern hat uns wirklich Spaß gemacht und es war schön ihnen etwas beibringen und erklären zu können. Wir haben hier in Marchegg sicher nicht nur interessante Erfahrungen gesammelt, sondern auch die Bestätigung erhalten, dass wir durchaus in der Lage sind, Kindern Fakten auch spielerisch nahe bringen zu können. Obwohl hier die Aufgabe für uns sicher zu leicht war, denn wir hatten einerseits ein sehr spannendes Thema und andererseits sind Dreiergruppen in der Natur sicher viel leichter zu handhaben als 30 Schüler in einer Schulklasse. Abschließend können wir beide sagen, dass diese Exkursion alle Erwartungen übertroffen hat und dass sich jeder Lehramtskandidat dieser Herausforderung stellen sollte. 63 Zoologie - Höhere Tiere Der Weißstorch von Jürgen Baumgartner2001 Der Weißstorch (Ciconia ciconia) gehört zu den Stelzvögeln. Das Erscheinungsbild des sympathischen Rotschnabels ist unverwechselbar. Der Storch wird etwa 80 cm groß, hat eine Flügelspannweite von bis zu 2 m und wiegt zwischen 2,6 und 4,4 kg. Er kann ein Alter von bis zu 20 Jahren erreichen. Er schließt sich als Kulturfolger dem Menschen an. Viele Verbreitungsgebiete hat ihm der Mensch erschlossen, indem er Wälder rodete um das Land zu bewirtschaften. Als Kindersegen bescherender “ Klapperstorch “, weiser Ratgeber “Adebar“ und als Glücksbringer hat er seinen festen Platz in unserer Märchen und Sagenwelt. Vogelzug Als Zugvogel verbringt der Weißstorch die kalte Jahreszeit in Süd und Ostafrika. Auf Grund ihrer Flugroute werden Ost und Westzieher unterschieden. Die Störche südwestlich der Zugscheide, die sich mitten in Deutschland befindet, ziehen über Westfrankreich und Westspanien nach Afrika. Die Ostzieher, die sich nordöstlich der Zugscheide aufhalten, gelangen über den Bosporus und den Golf von Suez nach Ägypten und Afrika. Die Flugrouten, die formal einen Umweg darstellen, kommen durch die Abneigung des Storches die Alpen und das Mittelmeer zu überqueren, zustande. Sie umgehen das ungeliebte Meer indem sie Meerengen und Landbrücken (Straße von Gibraltar im Westen, Türkei im Osten) benutzen. Die Zugzeit von Europa bis nach Afrika kann bis zu 15 Wochen dauern, wobei an einem Tag bis zu 400 km zurückgelegt werden. Im März / April kommen die Störche, meist die Männchen zuerst, aus den Winterquartieren zurück. Ende August erfolgt der Flug retour, wobei hier die Jungstörche früher aufbrechen, was zeigt, dass die Flugroute offensichtlich angeboren ist. Foto: E.Eder Nahrung und Lebensraum Er bewohnt bevorzugt Sümpfe, Feuchtwiesen, flache Gewässer und offene Landschaft mit niedrigem Bewuchs, von wo er auch hauptsächlich seine Nahrung bezieht. Gemähte oder beweidete Wiesenflächen, sowie im Frühjahr überschwemmte Wiesen oder Flutmulden entlang von Flüssen, stellen die produktivsten Nahrungsgründe dar. In diesen Feuchtbiotopen findet Adebar hauptsächlich seine Nahrung, z. B. Frösche, Eidechsen, Schlangen, große Insekten und deren Larven, Regenwürmer und Kleinsäuger wie Mäuse und Maulwürfe. Sein Speiseplan besteht aber vor allem aus Mäusen und Insekten und nicht aus Fröschen, wie ihm oft nachgesagt wird. Störche sind Schreitjäger. Man kann sehr gut beobachten, wenn sie auf einer Wiese auf und abgehen und sich nach Fressbarem umsehen. Ein Storch der eine Stunde lang beobachtet wurde fing vierundvierzig Mäuse, zwei junge Hamster und einen Frosch, ein anderer in einer Minute fünfundzwanzig Grillen! Einen besonderen Leckerbissen stellen Fische dar, die entweder aus nahe liegenden Bächen oder zum Leidwesen der Fischzüchter aus dem Randbereich von Teichen, gefischt werden. Der Storch ist also als Indikator für biologisch nicht verarmte Gebiete anzusehen. Während der Aufzucht der Jungvögel besteht natürlich ein besonders großer Nahrungsbedarf. Ein Paar mit drei Jungen braucht etwa 4 kg Nahrung am Tag, wobei diese aus dem Umkreis von maximal 3 km entnommen wird. Adebars Nachwuchs Der Weißstorch brütet in offenen Landschaften und Flussniederungen. Wälder stellen eher eine Ausnahme dar. Er zeichnet sich für den Bau von mächtigen Horsten aus, die oft Jahrzehnte lang bewohnt und durch ständiges hinzufügen von Nistmaterial zu einer Höhe und Durchmesser von bis zu 2 m, anwachsen können. Bevorzugte Horststandorte sind 64 exponierte Stellen, von denen er die ganze Landschaft überblicken kann, wie z.B. Häuserdächer, Dächer von Hochständen, Schornsteine und auch Bäume. Die Jungen verlassen den Horst erst wenn sie richtig fliegen können, wobei sie nach dem Ausfliegen noch zwei Wochen noch von den Eltern mitgefüttert werden. Foto: BirdLife Zur Brautwerbung gehört ein ritualisierter Schreittanz, der für das Männchen einen akrobatisch anmutenden Balanceakt darstellt. Sobald ein Weibchen erscheint wirft das Männchen den Kopf zurück und beginnt mit dem Schnabel zu klappern, wobei es den Hals von vorn bis in die Normalhaltung bewegt. Dann schnellt der Kopf erneut zurück, bis er auf dem Rücken zu liegen kommt. In dieser Haltung klappert das Männchen weiter. Das Storchenpaar vereinigt sich mehrmals zur Begattung und wechselt sich beim Brüten ab. Im Durchschnitt legt Mutter Storch 3-4, manchmal auch bis zu 7 Eier. Wieviele Jungen schließlich ausfliegen hängt aber im hohen Maße vom Nahrungsangebot der Umgebung ab. Da sowohl Männchen als auch Weibchen nesttreu sind, kommt es über den Horst häufig zu einer mehrjährigen Ehe, die eigentlich nur eine Saisonehe ist, denn während des Zuges und im Winterquartier besteht diese soziale Bindung nicht. Die Brutzeit dauert von Anfang April bis Anfang Juli. Bis zum Schlüpfen der Jungen vergehen 32 bis 33 Tage, die anschließende Nestlingsdauer beträgt 54 bis 63 Tage. Das Schnabelklappern ist ebenfalls angeboren, da diese Verhaltensweise von im Brutschrank erbrütenden Vögel ebenfalls gezeigt wird. Die beiden Altvögeln teilen sich die Aufzucht der Jungvögel. Die von den Eltern im Schlund herangetragene Nahrung wird in der Nestmitte erbrochen und gerecht unter den Jungen verteilt. Foto: BirdLife Die Probleme der Störche Der Hauptgrund für die erschreckende Abnahme der Weißstörche Europas in den letzten Jahrzehnten war der Nahrungsmangel, der durch eine zunehmende Industrialisierung und Intensivierung der Landwirtschaft hervorgerufen worden war. Ein drastisches Beispiel ist die Weißstorchentwicklung in Baden- Würtemberg wo 1948 noch 252 und im Jahr 1977 nur noch 17 Paare gezählt wurden. Eine verfehlte Agrarpolitik förderte die Überschussproduktion, begünstigte so die Trockenlegung von Feuchtgebieten und zerstörte die Lebensgrundlage der Störche. Was wie naturnahe Kulturlandschaft erscheint, entpuppt sich als Grasacker fetter Kulturgräser, in dem der Storch die gewohnte Vielfalt an Nahrungstieren vermisst. Zudem werden, vor Allem in Deutschland , noch immer Überschwemmungsgebiete eingedeicht und trockengelegt. Die Aufrechterhaltung der traditionellen Wiesen und Weidennutzung ist ein sehr wichtiger Beitrag zum Schutz des Weißstorches in Mitteleuropa. Zum Glück ist dieses Problem rechtzeitig erkannt worden und es werden diverseste biotopenverbessernde Maßnahmen durchgeführt, wodurch die Bestände in den letzten Jahren wieder deutlich zugenommen haben. Ein weiteres Problem der Störche stellen Freileitungen dar. Mehr als zwei Drittel aller Todesfälle gehen auf das Konto von 65 Stromstößen und Leitungsanflügen wobei vom Ausfliegen bis zum Ende des ersten Lebensjahres, auf Grund der Unerfahrenheit, die größten Verluste auftreten. Rund vierundsiebzig Prozent der Todesfälle im Heimatgebiet und fünfundfünfzig Prozent der Verluste im Winterquartier betreffen diesen Jahrgang. Öffentlichkeitsarbeit durch Schaffung von Infozentren, Information der Landwirte über alternative Bewirtschaftung und Zusammenarbeit mit Schulen Die Weißstorchentwicklung der March-Thaya-Auen Die March-Thaya-Auen im Grenzgebiet zwischen Österreich, der Slowakei und Tschechien gehören zu den wertvollsten Aulandschaften Mitteleuropas. Ihre reichhaltige Ausstattung mit Gewässern, Feuchtwiesen und Auwäldern bot seit jeher ideale Lebensbedingungen für den Weißstorch. Die ersten Nachweise des Weißstorches in den March-Taya-Auen stammen aus dem 9. Jahrhundert von der Grabungsstätte Valy / Mikulcice aus dem Gebiet der heutigen Slowakei. Foto: BirdLife Notwendige Maßnahmen zum Schutz des Weißstorches: Lebensraumschutz durch Sicherung, Wiederherstellung und Management von Nahrungsbiotopen; Vermeidung von Biozideinsatz und Überdüngung Verhinderung des Todes an Freileitungen durch Anbringen von Schutzvorrichtungen bzw. Erdverkabelung von Starkstromleitungen Schutz im Winterquartier durch internationale Naturschutzvereinbarungen und finanzielle Unterstützung von Naturschutzprojekten in Afrika 66 Man nimmt an, dass der „ Nimmersatt“ seither ein verbreiteter Vogel war. Die größte Kolonie des Gebietes befindet sich an der Schlosswiese Marchegg. Sie wurde 1885 mit einem Horst begründet. Ab diesem Zeitpunkt stieg der Bestand stetig an.Von einer Kolonie kann jedoch erst ab 1890 gesprochen werden. 1934 fand die erste Gesamtzählung der Weißstorch-Horste statt, die einen Bestand von 31 Paaren im tschechischen und 32-35 Paaren im österreichischem Augebiet ergab. Die Horste auf slowakischer Seite wurden jedoch noch nicht gezählt. Der Brutbestand blieb dann mit 60-70 Brutpaaren bis in die 50er- Jahre annähernd konstant. Von 1960 bis 1990 konnte nur mehr der österreichische Stand komplett erfasst werden, der 1972 auf 43 besetzte ( und 7 unbesetzte ) Horste anstieg. Seit 1992 gibt es flächendeckende Erhebungen des Storchenbestandes im gesamten March-Thaya-Gebiet. Neben den heutigen Marcheggkolonien (Schlosswiese Marchegg , Herrschaftsau Marchegg) gibt es noch eine weitere Kolonie auf österreichischer Seite, nämlich seit 1993, Flureisl Drösing. Was die Gesamtbestände betrifft, haben sich diese im Gegensatz zum europäischen Trend seit den 30er- Jahren verdreifacht. Die höchsten Gesamtbestände wurden in den feuchten Jahren 1996 und 1999 mit 172 bzw. 177 Brutpaaren festgestellt. 1994 und 1996 flogen jeweils über 400 Jungvögel aus den March-Thaya- Auen aus. Die Bruterfolge schwanken jedoch sehr stark zwischen den einzelnen Jahren und liegen zwischen 1,2 (1997) und 2,8 (1994) ausgeflogenen Jungen pro Horstpaar. Ursachen für die Störungsjahre sind vor allem ausbleibende Hochwässer, Schlechtwettereinbrüche und Ausfälle der Wiesenmaht. Die ersten Weißstörche erscheinen in der zweiten Märzhälfte an den Brutplätzen, wobei die Marchegger Kolonie meist zuerst besetzt wird Seit Mitte der 90-iger Jahre kommt es jedoch zu einer markanten Verspätung des Eintreffens der ersten Störche um gut drei Wochen gegenüber den 15 Jahren zuvor. Der Grund für dieses Phänomen ist allerdings noch unklar. Der Einzug der Brutvögel kann sich weit in den April hineinziehen. Für gewöhnlich ist Ende August der gesamte Storchenbestand wieder abgezogen. Erwähnenswert ist, wie auch aus der angeführten Tabelle ersichtlich ist, dass Gebäudebruten, die im übrigen Mitteleuropa die Norm sind, im March-Taya Gebiet eher eine Ausnahme darstellen. Hier brüten die Störche fast ausschließlich auf Bäumen. Bevorzugte Brutbäume sind alte Stielleichen, aber gelegentlich werden auch Silberpappeln, Schwarzpappeln, Quirleschen und Silberweiden angenommen. Auf slowakischer Seite ist die Situation etwas anders. Der Großteil der Störche brütet auf Masten, teilweise Relikte des eisernen Vorhanges. Die folgende Tabelle zeigt den Brutbestand des Weißstorches in den March– Thaya– Auen in den Jahren 1990-1999, aufgeteilt auf Länder und Horsttypen. (A= Österreich, CZ= Tschechien, SK= Slowakei) Die Störche von Marchegg Die Geschichte der Störche beginnt 1885 mit dem Bau eines Horstes auf einer großen Pappel in der sogenannten Herrschaftsau. Bis 1934 erhöhte sich die Zahl der Horste im Ortsgebiet von Marchegg auf ungefähr sieben. Die genaue Verlauf der Storchenenwicklung ist aber damals noch nicht erfasst worden. Bis auf einen leichten Rückgang in der Mitte der 50erJahre ist die Horstzahl bis heute stetig angestiegen. Der Grund für den damaligen Rückgang war die Regulierung und Begradigung der March in den Jahren 1955 und 1956. Horste, die sich vorher auf österreichischem Staatsgebiet befanden, waren durch die Durchschneidung der Mäander nun auf slowakischer Seite gelegen und umgekehrt. Dadurch konnten auch keine genauen Stände erfasst werden. 1958 fand die erste konkrete Horstzählung statt. Es wurden 13 Horste in der Baumgartner-Allee gezählt, die allerdings nach und nach Windbruch erlitten. Der verbleibende Rest schloss sich der Kolonie an 67 der Schlosswiese, die 1972 gegründet worden war, an. Die Horste befanden und befinden sich im Gegensatz zu denen in der Allee nicht auf Pappeln, sondern ausschließlich auf Eichen. 1990 wurde eine zweite, relativ kleine Kolonie in der Herrschaftsau gegründet, deren Horste sich ebenfalls fast zur Gänze auf Eichen befinden. Brutpaare vs. besetzte Horste: Storchenentwicklung von 1983 bis 2001: Literaturliste: Internet: http://www.tier.de/magazin/lexikon/storch http://www.kitzingen.de/lsh-wiesentheid/storch/storch http://www.rivernet.org/elbe/Weiss-Storch Jungstörche pro Altstorch: Anzahl Jungstörche pro Brutpaar: Die Vögel der March-Thaya-Auen Der Weißstorch- Vogel des Jahres 1994 (Broschüre) Persönliche Unterlagen des Hr. Maywald, Vizebürgermeister von Marchegg und Hauptverantwortlicher der dortigen Storchenzählung Zu dem Buch „ Die Vögel der March-ThayaAuen“ ist zu bemerken, dass laut Hr. Maywald ein Fakt nicht korrekt ist und deshalb zu korrigieren ist. Auf S. 81 wird behauptet, dass es in Marchegg 1934 bereits 30 Horste mit 100 Jungen gegeben haben soll. Dies wird von Hr. Maywald entschieden dementiert und erscheint mir auch logisch, denn gleich im nächsten Satz wird von einer Gesamtzählung, die ebenfalls 1934 stattgefunden hat und bei der 31 Paare im gesamten österreichischen Augebiet gezählt wurden, gesprochen. Daraus müsste man den Schluss ziehen, dass sich 1934 nahe zu der gesamte Storchenbestand in Marchegg befunden hat. 68 Zoologie - Höhere Tiere Der Biber von Margit Groiss 2000 Besondere Merkmale Nach dem südamerikanischen Wasserschwein ist der Biber das zweitgrößte Nagetier der Welt. Körperlänge + Schwanz: bis zu 130 cm Gewicht: bis 20-30 Kg Kelle = beschuppter Schwanz: 30-50 cm lang; horizontal abgeflacht; dient als Antriebsund Steuerruder beim Schwimmen Auch die Hinterfüße mit Schwimmhäuten zwischen den Zehen dienen als Ruder bzw. Paddel. Sie stehen im Dienste der Fortbewegung. Die Vorderfüße dienen zur Nahrungsnutzung und zur Bautätigkeit. Die Krallen sind beim Graben unentbehrlich und die Finger eignen sich hervorragend zum Ergreifen und Festhalten von Ästen. Fell: außerordentlich dicht; schützt gegen Nässe und Kälte. Außerdem ist es gut eingefettet und somit wasserabweisend. Die Geschlechtsorgane sind in das Körperinnere verlegt. Unter den Sinnesorganen ist der Geruchssinn der bedeuternste. Damit lokalisiert er Nahrung, Artgenossen und Gefahren. Die kräftigen Nagezähne sind das „Holzfällerwerkzeug“ und wachsen das ganze Leben des Tieres lang nach. Alter: 10-15 Jahre Nicht zu verwechseln ist der Biber mit der Bisamratte, Nutria und Fischotter! Lebensweise und Verhaltensweise Der Biber lebt an verschiedensten Gewässer mit gut ausgebildeter Ufervegetation, die er sowohl als Nahrung als auch als Baumaterial nutzt. Er ist reiner Vegetarier und sehr scheu. Außerdem ist er dämmerungs- und nachtaktiv. Ernährung Der Biber ist daher Vegetarier. Im Sommer frisst er Grünpflanzen. Im Herbst ,wenn das Grünfutter rar wird, stellen sich Biber, die ja keinen Winterschlaf halten auf den Verzehr von Rinde und Knospen um. So beginnt er bevorzugt ufernahe Weichhölzer (Pappel, Weiden) zu fällen, um an die feinen Zweige der Baumkrone zu kommen. Die meisten Fällungen findet man in einem 20 Meter breiten Streifen entlang des Gewässers. Beim Nagen hält der Biber den Kopf schief und stützt sich auf Hinterbeine und Kelle ab. An größeren Bäumen arbeiten die Biber meist rund um den Stamm, so dass der charakteristische sanduhrförmige Kegelschnitt entsteht. Dünnere Stämme werden mit einer schrägen Schnittfläche abgebissen. In der Regel bevorzugt der Biber dünne Stämme. Viele Biberfamilien legen einen Wintervorrat im Wasser vor dem Hauptbau an, damit sie im Winter mit einer Eisdecke am Gewässer nicht mehr auf die Fraßplätze am Ufer angewiesen sind. Das Gehölz wird jedoch nicht nur als Nahrung, sondern auch als Baumaterial für den Biberbau genutzt 69 Abb.3: Der Biber beim Nagen Das Biberhaus Der Eingang eines Biberhauses liegt immer am Ufer des Wohngewässers unter der Wasseroberfläche. Ein Gang führt zu einem oder mehreren höhlenartigen Wohnkesseln, die mit trockenem Pflanzenmaterial ausgepolstert sind. Am Eingang liegt meistens eine Vorkammer, die als Esskammer dient. An Steilufern überwiegen Röhrenbaue, das sind reine Erdbaue. An flachen Ufern werden aus Ästen, Zweigen und Wasserpflanzen bis zu mannshohe Burgen aufgeschichtet. In Kanada findet man Biberburgen, die ringsum von Wasser umgeben sind. Meist stehen diese „Wasserburgen“ inmitten der von Bibern selbst aufgestauten Biberseen. Ein weiteres Werk des Bibers, ist der Biberdamm. Dieser wird nur im Fall von schwankenden Wasserständen unter 50-80cm errichtet. Bei unseren Gewässern sind die Regulierungsmaßnahmen durch den Menschen meistens ausreichend. Manchmal werden jedoch Gräben oder kleine Bäche aufgestaut, um sie bewohnbar zu machen. Abb. 4: Röhrenbaue und Burgen Fortpflanzung und Familienleben Im zeitigen Frühjahr beginnt die Fortpflanzungsperiode. Die Paarung findet im Wasser statt. Beim europäischen Biber rechnet man im Mittel mit 3 Jungen pro Weibchen. Die Jungen werden rund um die Uhr beschützt und bleiben zwei Jahre lang im Familienverband. Todesursachen der jungen Biber sind eine missglückte Umstellung von krautiger auf Rindennahrung, Infektionen und rasch kommende Hochwässer. Biber leben monogam und bleiben ein Leben lang zusammen. Die Tätigkeit Bibers insgesamt führt Erhöhung Lebensraumvielfalt seinem Aktionsraum. des zur der in 70 Biberspuren • Charakteristische Fraßspuren: abgenagte Stämme von Bäumen und Sträuchern • Ausgetretene Pfade zum Wasser hin und sogenannte „Rutschen“ in das Wasser hinein • Fußabdrücke auf schlammigen Uferboden Entwässerungsversuche der Menschen. Außerdem nützte er die Feldfrüchte oder Baumkulturen als Futterquelle. So wurde der Biber in Europa zum Freiwild erklärt und war zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahezu ausgerottet. In Österreich, wie in vielen anderen Ländern, setzt schließlich mit dem Umdenken in Umweltfragen die erfolgreich Wiedereinbürgerung Mitte der siebziger Jahre ein. Heute gilt das Überleben der Biberstände als gesichert. Wiedereinbürgerung Abb.5: Biberspur • • • • • • Systematik Ordnung: Rodentia Unterordnung: Sciuromorpha Überfamilie: Castoroidea Familie: Castoridae 2 Arten: Castor fiber (europäisch) Castor canadensis (nordamerikanisch) Weitere Unterarten Geschichtliches Der Biber war ein äußerst beliebtes Jagdwild aufgrund folgender Vorzüge: • Biberfell: war ein heißer Rohstoff für die Filzherstellung • Biberfleisch: war besonders als Fastensspeise sehr geschätzt • Castoreum: Diesem Sekret, auch Bibergeil“ genannt, wurde potenzfördernde Wirkung nachgesagt, was die Biberjagd zum lukrativen Geschäft machte. Die ersten Wiedereinbürgerungsversuche erfolgten mit dem Ziel, wieder ein jagdbares Wild für die Fellgewinnung zu etablieren. Später setzten sich ökologische Gründe durch: • Der Biber gilt als „Baumeister der Natur“ weil er für hohe Habitatstrukturierung und Lebensraumvielfalt verantwortlich ist. Gerade leerstehende „Fluchtbaue“ des Bibers werden gerne von Fischotter, Bisamratte oder Nutria bezogen. Er schafft wertvolle Feuchtgebiete, gefällte Bäume sind als Totholz wichtige Ressource für zahlreiche Insekten, Dämme und Burgen sind Sitzwarten für Vögel, Sonnenplätze für Sumpfschildkröten und Einstandplätze für Fische. • Insgesamt steigt die Heterogenität der Landschaft. • Der Biber lässt sich für die Renaturierung von Ufern einsetzen. • Biberdämme haben wasserspeichernde und -puffernde Wirkung und sind regulierend bei Hochwässern • Als weichkuscheliger Vegetarier eignet er sich als Leittier oder „umbrella species“ für Naturschutzprojekte. Methodik: Die erfolgreichste Methode Biber auszusetzen erfolgt mittels Kunstbau. Auch wurde der Biber als vermeintlicher Nahrungskonkurrent betrachtet, da er als Fischesser galt. Heute weiß man, dass er sich rein vegetarisch ernährt. Auch durchkreuzte er mit seinen Bauaktivitäten öfters die Regulierungs- und vor allem 71 Bestandsentwicklung und Verbreitung des Bibers in Österreich In den ersten Jahren nach 1976 kam es aufgrund von Wilderei und hochwasserreicher Jahre nur zu einem langsamen Wachsen der Population. Ab 1984/85 kam es zu einem höheren Populationsanstieg und es begann die Eroberung neuer Lebensräume (March, rechtes Donauufer, Schwechat, Fischa). Im gesamten Donauraum östlich von Wien schätzte man die Gesamtpopulation 1988/1989 auf 100-150 Tiere. Ab 1989 kam es dann zu einem starken Anwachsen der Population, verbunden mit einer erhöhten Dispersion. Der Biber breitete sich in das System des Rußbaches, über die March bis zur Thaya und über die Donau bis Krems aus. Heute besiedeln sie die Auen entlang der Donau aufwärts bis Amstetten trotz der total kanalisierten Wasserwege. Der Biberstand im Raum Wien-NiederösterreichSlowakei wird heute auf 1000 Tiere geschätzt. eingreifen. Deshalb benötigen die Biber ein Management. Das sind einfache Maßnahmen, die Konflikte verkleinern könnten. Abb.7: Verbreitung des Bibers in Österreich Literatur Errichtungsgesellschaft Marchfeldkanal: Biber im Marchfeldkanal (Broschüre) Distelverein: Biber: Sie schwimmen wieder ! Kollar, H. P. und Seiter, M. (1990): Biber in den Donau-Auen östlich von Wien. Eine erfolgreiche Wiederansiedlung Singer, G. : Vom Biberschutz zum Bibermanagement (Seminararbeit) Abb.6: Bestandesentwicklung in/östl.von Wien Das weitere Populationswachstum wird kurze Zeit noch exponentiell verlaufen, dann ist aber mit Erreichen der Umweltkapazität eine Sättigung zu erwarten. Biber Probleme können dann auftreten, wenn in menschliche Nutzungsrechte 72 Zoologie - Höhere Tiere Der Biber von Markus Gruber Glücklicherweise nahm sich Bruno – Biber und alter Freund meinerseits – einige Wochen vor unserem Eintreffen in Marchegg Zeit, nagte also – wahrscheinlich innerhalb einer einzigen Nacht – an der March einem großen Baum sanduhrförmig die Rinde und 15cm vom Holz ab und ließ die großen Holzspäne rund um den Baum liegen. Ein Fischer, der seine fixe Hütte zum Daubelfischen gleich neben diesem Baum stehen hatte, bekam es mit der Angst zu tun, denn Bruno hätte ihm bei Vollendung seines Werks den Baum genau auf seine Hütte geschmissen, und schnitt den Baum kurzerhand um. Bruno kam freundlicherweise wieder und fraß den Baumstücken einen Großteil der Rinde ab. Außerdem hinterließ er eine Rutsche und einige Pfotenspuren. Das alles tat er netterweise nur einige Meter von unserer Behausung entfernt und ich hatte den perfekten Platz für meine Station. Von der Biberspezialistin Österreichs Dr. Sieber lieh ich mir den Schädel und das Fell Berts (verstorbener Kollege Brunos), denn Bruno ließ sich nicht breitschlagen, sich zwei Tage an meine Station zu legen. Außerdem lieh mir Dr. Sieber freundlicherweise die ausgestopfte Bisamratte Beate, um dieses - bis auf den Schwanz und die Größe Bert sehr ähnliche - Tier den Schülern zum Vergleich zu zeigen. Ein Zelt als Regenschutz für Bert und einige Zetteln an den umliegenden Bäumen mit Informationen rund um den Biber (Reviere in Österreich, ähnliche Tiere, Bauten, usw.) vervollständigte die Station. 2001 verschiedenen Varianten auszuprobieren und mich in dieser Hinsicht zu verbessern. Beim abschließenden Quiz schnitten die Schüler besser als erwartet ab, sieben Schüler hatten alle Fragen (bis auf die Schätzfrage) richtig. Die Fragen waren teils aus dem Vortrag, teils von den aufgehängten Zetteln, aber auch durch Raten bzw. Logik zu beantworten. Besonders freute mich, dass sich einige Schüler zum Beantworten der Fragen die Zettel noch einmal aufmerksam durchsahen. Die Quizlösung wurde nicht verraten, sondern war nur am T-Shirt des Gewinners zu sehen. Dieser musste in einem Stechen mit einer Entscheidungsfrage (Wie viel Rinde muss ein Biber am Tag fressen, wenn er mit 1,5 kg krautigen Pflanzen auskommt? Antwort: 5kg) ermittelt werden. Erfreulicherweise interessierten sich im allgemeinen Trubel relativ viele Schüler für den Rücken des Gewinners, auf dem die Quizlösung stand. Am Nachmittag erschien eine Gruppe von Biologiestudenten mit einigen Professoren, denen wir eine kurze Form unserer Stationen präsentierten. Interessanterweise zeigte sich keiner von uns bei diesem viel anspruchsvolleren Publikum besonders nervös, wir waren wohl alle bereits etwas zu müde, um solche Regungen zu zeigen. Vorbereitet hatte ich mir zuhause außerdem etliche Zettel mit einem Biberquiz und zwei T-Shirts für die Quizgewinner der beiden Klassen, die uns am Donnerstag und am Freitag besuchten. Die T-Shirts waren vorne mit einer etwas makaberen Darstellung von Bert und hinten mit der Quizlösung (beide Seiten sowie das Quiz sind im Anhang beigefügt) bedruckt. Am Donnerstag besuchte uns eine 3. Klasse aus Wr. Neustadt, die wir in 3er bzw. 4er Gruppen einteilten. Die Schüler wussten überraschend viel und waren auch sehr begeistert bei der Sache. Ich meine, dass ihre engagierte Lehrerin großen Anteil an ihrem guten Vorwissen und der Begeisterungsfähigkeit für das Fach hatte. Der Vortrag vor den Schüler war eine gute Erfahrung und mit jeder Gruppe wurde man etwas sicherer. Besonders interessant war es für mich das Frage- und Antwortspiel mit den Schülern in Die 6. Klasse, die uns am Freitag besuchte, wurde in drei 2er bzw. 3er Gruppen aufgeteilt und war 73 deutlich schwerer zu begeistern (obwohl sie Biologie als Wahlpflichtfach gewählt hatten) als die jüngeren Schüler am Vortag. Etwas merkwürdig erschien mir auch, dass sie bei den selben Quizfragen schlechter abschnitten als die 3.Klassler. Zu erklären ist das sicher durch die geringere Begeisterung und durch weniger Vorwissen. Ich glaube aber doch, dass sie einiges an Wissen mit nach Hause nahmen. Als Sieger vom Biberquiz traf es hier den einzigen Army-Fanatiker in der Klasse, der mit dem Preis, einem gänzlich ungrünen Kleidungsstück, wenig anzufangen wusste. Nach dem südamerikanischen Wasserschwein ist der Biber das zweitgrößte Nagetier der Welt. Erwachsene Tiere können ein Gewicht von über 30kg erreichen und eine Länge von über 1,3m. Weibchen werden dabei ein wenig größer als die Männchen. Das auffälligste Merkmal des Bibers ist wohl seine Kelle, der bis zu 35cm lange, breit abgeflachte und beschuppte Schwanz. Die Kelle ist ein wahres Multifunktionsorgan. Sie dient beim Schwimmen der Steuerung und unterstützt den Vortrieb, sie dient als Fettspeicher für die karge Winterszeit, sie ist Stütze für den sitzenden Biber, sie dient der Alarmierung von Familiengenossen (Warnung durch Klatschen auf das Wasser) und besonders auch der Wärmeregulierung. Wegen seines massigen Körpers und des dichten Pelzes könnte der Biber bei Temperaturen über 20°C leicht überhitzen. Über die Kelle wird die überschüssige Wärme aber ans Wasser abgegeben. Wirken Biber an Land oft plump und unbeweglich, so ist ihr Körper dem Leben im Wasser hervorragend angepasst. Der Kopf geht halslos in den nach hinten breiter werdenden Rumpf über, die gesamte Gestalt ist im Wasser spindelförmig. An den Füßen befinden sich kräftige Krallen, die beim Graben eingesetzt werden. Die Fortbewegung im Wasser besorgen hauptsächlich die großen mit Schwimmhäuten versehenen Hinterfüße, welche überdies eine Putzkralle besitzen, die der Biber zur Fellpflege benutzt. Die kleineren Vorderfüße dienen dem Biber als geschickte Greifhände, mit denen er Holz zum Abnagen festhalten und drehen kann. Beim Tauchen sind sie fest an den Körper angelegt. Das typische Nagetiergebiss mit insgesamt 20 Zähnen hat tief im Ober- und Unterkiefer verankerte Schneidezähne. Mit den oberen Schneidezähnen hackt sich der Biber im Holz fest und mit den unteren schlägt er die Späne heraus, aber auch Feinarbeiten, wie das Abschälen von Rinde, sind für ihn kein Problem. Die Vorderseite der Schneidezähne besteht aus einer schmalen härteren Schmelzschicht, der breitere hintere Teil aus weicherem Dentin. Durch ihre unterschiedlichen Härten nutzten sich die Schichten verschieden schnell ab und die Schneidezähne sind daher ständig scharf. Mit den 16 Backenzähnen zerkleinert der Biber die Nahrung. 12.000 Haare/cm² am Rücken und bis zu 23.000 Haare/cm² am Bauch machen das Biberfell zu einem der dichtesten im Tierreich überhaupt. Das Haarkleid besteht aus einer dichten Unterwolle, die von an der Spitze verbreiterten Grannenhaaren abgedeckt wird. Das Fell wird regelmäßig untertags im Wohnbau mit der Putzkralle gekämmt und mit einem ölhältigen Sekret, dem Bibergeil, aus einem Drüsenpaar im Afterbereich eingefettet. Ein zwischen den Haaren gespeicherter Luftpolster bietet Wärmeschutz und unterstützt den Auftrieb beim Schwimmen. Das Biberfell ist in der Regel hell- bis dunkelbraun, es kommen aber auch schwarze Exemplare vor. Biber sind hervorragende Taucher; in der Regel tauchen sie nur etwa zwei bis fünf Minuten, bei Gefahr können sie aber auch bis zu zwanzig Minuten unter Wasser bleiben. Der Blutkreislauf wird bei langen Tauchgängen so gesteuert, dass nur das Gehirn mit Sauerstoff aus dem Blut versorgt wird, der restliche Körper wird mit dem im Muskelgewebe gespeicherten Sauerstoff versorgt. Biberbau und Familienleben Der Wohnbau wird immer so errichtet, dass ein Einschwimmen unter Wasser möglich ist, und der Wohnraum auch bei höherem Wasserstand trocken bleibt. Eine mögliche Form des Biberbaus ist die Burg (s.rechts). An flachen Uferböschungen baut sich der Biber eine Uferburg, die er bis zu 2m mit Holz bedeckt. Nur an ganzen flachen Ufern errichtet der Biber die „klassischen“, inselartig im Wasser 74 stehenden Burgen, die den größten Arbeitsaufwand in Bau und Erhaltung erfordern. Über das Grundgerüst aus starken und dünneren Ästen wird eine Abdichtung aus Schlamm, Erde und Pflanzenmaterial gelegt, es wird immer wieder ausgebessert und überbaut. Dämme sind in Österreich sehr selten, da in den bisher besiedelten Gebieten meist ausreichend Uferböschungen zu Verfügung stehen. Zu erwähnen ist aber die Tatsache, dass Biber mit solchen Staudämmen in der Lage sind, den Wasserstand in ihrer Burg sehr genau zu regeln, indem sie Material hinzufügen oder entfernen. Hat der Biber ein steileres Ufer zur Verfügung, so gräbt er sich unterirdisch eine Röhre in die Böschung. Der Röhrenbau (s.o.) ist die bei weitem häufigere Form und es gibt ihn in den verschiedensten Ausführungen: bedeckt mit Holz/ohne Holz oder auch unter Uferbäumen. Normalerweise gräbt sich der Biber einen oder auch mehrere Fluchtbaue. Ganz oben im Bau befindet sich die Wohnhöhle, direkt über dem Wasserspiegel ist oft ein zweiter, kleinerer Raum, den der Biber nutzt und von kleinen Zweigen die Rinde abschält und frisst. Da der Eingang unter Wasser liegt, bleiben Röhrenbaue für den Menschen meist unsichtbar; nur bei Niederwasser kommen die Röhren zum Vorschein. Leichter zu finden sind sogenannte „Rutschen“, ca. halbmeterbreite Rinnen, die dem Biber den Ein- und Ausstieg aus dem Wasser über die Uferböschung erleichtern. Von den Rutschen aus können häufig ausgetretene Wege und Fraßspuren beobachtet werden. Ist ein junger Biber zwei Jahre alt, so muss er sich ein eigenes Revier und einen Partner suchen. Hat sich ein Paar in einem eigenen Revier gefunden, so richtet es im ersten gemeinsamen Sommer seinen zukünftigen Lebensraum ein. Im Hochwinter darauf umwirbt das Männchen seine Partnerin mit Ausdauer und wenn sie bereit ist, bleiben sie ein Leben lang, also bis zu 20 Jahren und mehr, zusammen. Im Frühjahr kommen nach rund 90 Tagen Tragezeit zwei bis vier Jungen zur Welt und werden von den Eltern und Geschwistern rund um die Uhr betreut. Zwei Monate werden sie gesäugt und erst nach einem halben Jahr suchen sie selbständig Futter. Im ersten Lebenswinter beteiligen sich die Jungen an allen Arbeiten im Revier. Der Biber in Österreich In Nordamerika dürfte es vor dem Eingriff des Menschen noch zwischen 60 und 400 Millionen, in Europa und Asien mehrere 100 Millionen Biber gegeben haben. Wegen seines Fells, dem Bibergeil und seinem Fleisch wurde der Biber in 300 Jahren drastisch reduziert und in Österreich völlig ausgerottet. Das Biberfell wurde ob seiner enormen Dichte, der schönen Färbung und der Haltbarkeit bald ein wertvolles Handelsgut, es erreichte zu Spitzenzeiten sogar den Gegenwert eines Pferdes und trug wesentlich zum Reichtum der Hanse bei. Das Bibergeil erfreute sich als Heilund Potenzmittel enormer Beliebtheit und auch dem Fleisch kam eine besondere Bedeutung zu. Da beinahe die Hälfte des Jahres aus Fasttagen bestand und der Biber immerhin einen beschuppten Schwanz hat, wurde er einfach zu den Fischen gezählt und durfte damit auch zur Fastenzeit verspeist werden. 75 Am Inn und in der Salzach wurden 1971 Biber wiederausgesetzt, die inzwischen unter dem Einfluss einiger bayrischer Biber stabile Bestände gebildet haben und breiten sich über die Donau weiter aus. Im Nationalpark Grünau im Almtal, OÖ entkam 1985 ein Biberpärchen und hat eine kleine „Biberzelle“ gebildet. Das größte Bibergebiet liegt im Osten Niederösterreichs, 1976 wurden hier 45 Europäische Biber am nördlichen Ufer der Donau zwischen Eckartsau und Wien ausgewildert. Nach anfänglichen Verlusten vermehrte sich der Bestand auf 150 Tiere und die Eroberung neuer Lebensräume begann. Im Osten drang der Biber bis in die Slowakei vor, im Süden besiedelt er die Schwechat und die Fischa, im Westen wurde sogar Wien überwunden und die Lücke zu den Beständen weiter westlich geschlossen und im Norden ist er bereits bis nach Tschechien vorgedrungen. Diese ostösterreichische Bibergruppe umfasst heute sicher mehr als 1000 Tiere, dazu kommen noch mindestens 150 Tiere in den nordöstlichen Nachbarstaaten. Nicht nur die ursprünglich heimische Biberart Castor fiber, sondern auch die nordamerikanische Art Castor canadiensis wurde in Österreich wiederausgesetzt. War man lange Zeit der Meinung, dass der Castor canadiensis nicht überlebt hat, so zeigen neuere genetische Untersuchungen, dass in Österreich Hybriden der beiden Arten vorhanden sind. Sie lassen sich in jedem Fall fertil untereinander kreuzen. Über das Wiederaussetzen sind vor allem viele Fischer und Bauern nicht sehr glücklich, denn durch seine Holzfällerei zerstört er hin und wieder ein Gebäude oder einen Damm. Er frisst auch gerne Mais, Zuckerrüben oder andere Kulturpflanzen. Für die Artenvielfalt in der Natur leistet er aber große Dienste, er schafft vielfältige Lebensräume. Gefällte Bäume beherbergen eine Vielzahl von Tieren und schaffen kleine, sonnengewärmte Lichtungen im dunklen Auwald. Mit dem Damm schafft er mitten im © Sieber 1999 Fluss ein stehendes Gewässer, das von den Wasserbewohnern aber trotzdem überwunden werden kann und viele sehr unterschiedliche Tiere nutzen verlassene Biberbauten. Das Fehlen seiner früheren Feinde wird sich wahrscheinlich nicht negativ auswirken, da sich Populationen selbst regulieren; die Kinderanzahl sinkt bei zu vielen Individuen und die Reviere sind klar abgesteckt Vergleich mit ähnlichen Säugern Die 60cm große Bisamratte, Ondatra zibethicus, könnte auf den ersten Blick, vor allem beim Schwimmen, mit einem kleinen Biber verwechselt werden. Im Gegensatz zum Biber besitzt die Bisamratte, die zu den Wühlmäusen gezählt wird, aber keinen flachen, breiten, sondern einen vertikal abgeflachten, kleineren Schwanz und sie hinterlässt unterschiedliche Spuren. Auch die Nutria, Myocastor coypus, ist durch Spuren und Schwanz vom Biber zu unterscheiden; der Schwanzquerschnitt ist bei ihr dreiecksförmig. Sie wird ungefähr 100 cm groß, stammt aus Südamerika und wird bei uns noch immer als Pelztier gehalten, kommt aber auch in der Natur immer häufiger vor. Durch ihre schlechte Anpassung an unsere Breiten kann ihr in einem kalten Winter der Schwanz abfrieren. Der Fischotter, Lutra lutra, wird nicht so leicht mit dem Biber verwechselt, der längere Hals und der dichtbehaarte Schwanz sind ein deutliches Unterscheidungsmerkmal. Bisamratte, Nutria und Fischotter, die nicht so gern graben, beziehen oft auch leerstehende Uferlöcher des Bibers. Dieser duldet manchmal auch Bisamratten als Untermieter. 76 Biberquiz Mitsamt der beschuppten Kelle (Schwanz) wird der Biber bis zu 470 cm 4100 cm 4130 cm lang Das ölhältige Sekret, mit dem sich der Biber einfettet, stammt aus einem Drüsenpaar im Afterbereich und wurde im Mittelalter besonders als 4Heilund Potenzmittel 4Massageöl und Schuhfett geschätzt. Der Eingang eines Biberbaus liegt 4unter Wasser 4über Wasser Biber leben 4monogam 4polygam Der Biber ernährt sich 4von Fischen 4vegetarisch Am Bauch, an der dichtest behaarten Stelle besitzt der Biber bis zu ................. Haare/cm². (Zum Vergleich: der Mensch hat auf der Kopfhaut 300 Haare/cm².) Ich bin Biberspezialist... ...und wusste, dass ... ... der Biber mitsamt der beschuppten Kelle bis zu 130 cm lang wird. ... das ölhältige Sekret, mit dem sich der Biber einfettet, aus einem Drüsenpaar im Afterbereich stammt und im Mittelalter mehr als Heil- und Potenzmittel und weniger als Massageöl und Schuhfett geschätzt wurde. ... der Eingang eines Biberbaus unter Wasser liegt. ... Biber monogam leben. ... er sich rein vegetarisch und nicht von Fischen ernährt. ... der Biber am Bauch, an der dichtest behaarten Stelle bis zu 23.000 Haare/cm² besitzt. (Menschl. Kopfhaut 300 Haare/cm².) 77 Feedback Auswertung studentisches Feedback von Martin Fliegenschnee(Tutor seit 2001) Gesamte Statements Was hat es mir gebracht? • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Erfahrung in der Freilanddidaktik Habe Möglichkeit aufgezeigt bekommen, wie man anschaulich Wissen vermitteln kann und auch durch die Beschäftigung mit meinem Thema profitiert Erste Berührungsängste abgebaut Erfahrung sammeln in Bezug auf Präsentation Fragen stellen, wie verhalte ich mich gegenüber den SchülerInnen beim Vortrag… Umgang mit SchülerInnen „geübt“ Koordination und Organisation was habe ich zur Verfügung was kann ich damit machen Lebendes Anschauungsmaterial ist wichtig Die LV hat mir sehr viel gebracht; Ich bin positiv überrascht; Habe viel Erfahrungen gesammelt. Vor allem der erste Kontakt mit den SchülerInnen; Es war interessant, mich selbst zu beobachten, wie ich mit den SchülerInnen umgehe. Ebenso auch das Zusammenstellen der Materialien (Einfangen der Tiere) Mir persönlich gefallen praktische LV (Exk.) viel besser als reine Theorie „learning by doing“ Überraschend viel; dazu gelernt bei Wissensvermittlung, pädagogische Erfahrung,… Allgemein im Umgang mit Menschen dazugelernt (Gruppenverhalten: SchülerInnenSchülerInnen, StudentInnen-StudentInnen) Viel gelernt, mich trotzdem wie in einem anstrengendem Urlaub gefühlt Viel! Umgang mit SchülerInnen gelernt und verbessert. Wichtigkeit von Anschauungsmaterial gesehen Anregungen und Ideen erhalten Spaß mit SchülerInnen und KollegInnen gehabt Schönen Gegend kennengelernt Über viele verschiedene Themen nachgedacht und gehört (andere Stationen) Viele Infos erhalten und sehr interessante Tiere über mehrere Tage beobachtet und kennengelernt Hatte mit vorher viel erwartet und wurde sogar noch positiv überrascht P noch besser als erwartet Zugang zu nicht beliebten und nicht genau bekannten Tiergruppen bekommen Effizienz Flexibilität Erster Kontakt zu SchülerInnen Erfahrung des Unterschieds zwischen Unter + Oberstufe Arbeit in der Natur vor Ort Erstmaliger Umgang mit SchülerInnen Fachwissen teilweise verbessert Tolle Gemeinschaft erlebt Lehrpersonal war sehr kollegial Sehr angenehmes und liberales Klima Appell an Selbständigkeit Super!!! Erfahrung Direkten Vergleich Ober- und Unterstufe Kein Biologie ohne Freiland Was hätte ich gerne anders gehabt? Am Donnerstag mehr Zeit zum relaxen und für mich selbst, um den Vormittag wirken zu lassen Mehr Zeit pro Gruppe Mehr Zeit mit den SchülerInnen; sonst was alles in Ordnung Finde, dass die LV schon sehr ausgereift ist; tut mir leid, keine Verbesserungsvorschläge Mehr Trink- und sauberes (Wr.) Wasser fürs Hände waschen Kontaktlinsen Mehr Fleisch fürs grillen 78 • • • • • • • • • • • • • • Heuriger war für 150.- viel zu teuer! Zielsetzung vorher definieren Großzügige Einleitung bei der 6. Klasse + Hinführen zum Thema Bessere fachliche Kompetenz meinerseits Fließendes Wasser wäre super 15 min waren eindeutig zu kurz für Vortrag (vielleicht zu viele Stationen?) Thema gut, aber etwas zu spät fehlende Literatur (trotzdem bestmögliche Unterstützung d. Erich) Was ist offen geblieben? Für die Naturerfahrungsspiele war keine Zeit mehr Hätte gerne verschiedene Fachdidaktikspiele vorgestellt bekommen Alles in Nachbesprechung zu erledigen Nichts blieb offen Nix! Keine Beschwerden! Wie die Situation bei 30 SchülerInnen (statt 2,3) ist diese Übung konnte die Situation in der Schule nicht imitieren Zusammengefasstes Feedback • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Was hat es mir gebracht? Erste Erfahrungen Erstmaliger Umgang mit SchülerInnen Erste Berührungsängste abgebaut Wichtigkeit von Anschauungsmaterial gesehen Reflexion Fragen stellen, wie verhalte ich mich gegenüber den SchülerInnen beim Vortrag… Es war interessant, mich selbst zu beobachten, wie ich mit den SchülerInnen umgehe. Prinzipielles Mir persönlich gefallen praktische LV (Exk.) viel besser als reine Theorie „learning by doing“ Allgemein im Umgang mit Menschen dazugelernt (Gruppenverhalten: SchülerInnenSchülerInnen, StudentInnen-StudentInnen) Über viele verschiedene Themen nachgedacht und gehört (andere Stationen) Viele Infos erhalten und sehr interessante Tiere über mehrere Tage beobachtet und kennengelernt Flexibilität Erfahrung des Unterschieds zwischen Unter + Oberstufe Was hätte ich gerne anders gehabt? Schulgruppe Mehr Zeit pro Gruppe Mehr Zeit mit den SchülerInnen 15 min waren eindeutig zu kurz für Vortrag (vielleicht zu viele Stationen?) Bedingungen vor Ort Mehr Trink- und sauberes (Wr.) Wasser fürs Hände waschen Kontaktlinsen Fließendes Wasser wäre super Reflexion Am Donnerstag mehr Zeit zum relaxen und für mich selbst, um den Vormittag wirken zu lassen Was ist offen geblieben? Naturerfahrungsspiele Für die Naturerfahrungsspiele war keine Zeit mehr Hätte gerne verschiedene Fachdidaktikspiele vorgestellt bekommen Prinzipiell Wie die Situation bei 30 SchülerInnen (statt 2,3) ist diese Übung konnte die Situation in der Schule nicht imitieren 79 Feedback Lehrer- & Schüler-Feedback 3.Klasse BG Gröhrmühlgasse, Wr. Neustadt2001 „Was hat dir am besten gefallen?“ Station Essen Anzahl 9 ♂:♀ 5:1 Schlangen 8 3:3 Fische 4 3:0 Urzeitkrebse 4 2:0 Frösche 2 ? Insekten 1 1:0 Kommentar Hunger (3x) weil es voll gut geschmeckt hat (4x) da es interessant ist was man alles essen kann da es einmal ein anderes Essen als sonst war durfte man angreifen da ich Schlangen sehr mag sind faszinierende Tiere, weil sie sich anders bewegen da ich mich sehr für Fische interessiere und daher war diese Station ideal für mich interessant (2x) sehr informativ, spannend interessant durfte man angreifen „Was hat dir weniger gut gefallen?“ Station Fische Totes Holz lebt Mücken Anzahl 6 ♂:♀ 3:3 2 1 1:0 1:0 Kommentar weil die war irgendwie fad (2x) langweilig (2x) nur ein Fisch da es nicht interessant war da ich mich überhaupt nicht für Mücken interessiere 80 Grundsatzdiskussion Naturerfahrung: Fühlen statt Wissen? Esoterisch-pantheistische Ansätze in der Umwelterziehung von Erich Eder Dieser Artikel erschien in „schulheft“ Nr. 103 (2001) und ist als kritische Diskussionsanregung für alle mit Umwelterziehung Befassten gedacht. Gegründet wurden die „schulhefte“ 1976, nach Eigendefinition getragen von der Aufbruchsstimmung der 68er-Bewegung, als ein kritisch pädagogisches Forum, das Theorie und Praxis verzahnt. Das „schulheft“ erscheint vier Mal im Jahr. Aus dem Inhalt von Heft 103 („Karma und Aura statt Tafel und Kreide: Der Vormarsch der Esoterik im Bildungsbereich“): Positiv statt kritisch denken, Esoterikboom, Die obskure Welt von Anthroposophie und Waldorfpädagogik, NLP, Baumkreise und andere Kraftorte, Ahnungslose Schwärmerei - die Begeisterung für den Dalai Lama.... Autoren: El Awadalla, Christoph Bördlein, Erich Eder, Colin Goldner, Claudia KierspeGoldner, Reinhard Pitsch, Erich Ribolits, Maria Wölflingseder, Heinz Zangerle, Johannes Zuber. Bestellbar am Internet: www.schulheft.at Wozu Naturerfahrung Brauchen Kinder Naturerfahrung - und wenn ja, welche? „Für manche gilt diese Frage schon als ketzerisch, denn sie glauben inniger an das Gute in der Natur, als je ein Heiliger an Gott.“2 Sinn und Zweck der modernen Umwelterziehung ist es, ein Verständnis für ökologische Zusammenhänge herzustellen und als daraus resultierendes Fernziel ein verantwortliches Verhalten gegenüber Natur und Umwelt zu bewirken. Alle Studien weisen darauf hin, dass Naturerfahrung tatsächlich eine notwendige Bedingung für jede Art von umweltverantwortlichem Verhalten zu sein scheint.3 4 – Einer durch multimediale Reizüberflutung geprägten Jugend die stille, unaufdringliche Schönheit der Natur zu vermitteln, ist für den Pädagogen von heute tatsächlich eine Herausforderung: Natur ist in Wirklichkeit viel unspektakulärer, als es die actionreichen „Universum“-Filme vorgaukeln. 2 Stuik, H. 1993. Sind Umwelterzieher bessere Menschen? Umwelterziehung 4/5: 52-54. 3 Finger, M. 1993. Führt Umweltlernen zu verantwortungsbewussterem Verhalten? Umwelterziehung 4/5: 18-19. 4 Bögeholz, S. 1999. Qualitäten primärer Naturerfahrung und ihr Zusammenhang mit Umweltwissen und Umwelthandeln. Leske u. B. Vlg., Leipzig. LehrerInnen sind nicht anfälliger für New-Age-Esoterik als andere Berufsgruppen. Für den Biologie-Unterricht im Freiland gilt aber ganz besonders, dass mangelndes Grundlagen- und Detailwissen für „alternative“ Konzepte anfällig macht. Selbst BiologieLehrerInnen verfügen vielfach über mangelhafte Kenntnisse der heimischen Fauna und Flora und laufen leicht Gefahr, von unkontrolliert ausschwärmenden Kindern unbekannte Tiere und Pflanzen apportiert zu bekommen. Da es oft schwer fällt, ehrlich zu sagen „das kenne ich nicht“, greifen sie vielleicht bei der nächsten Exkursion auf strukturierte Fühl-, Tast- oder Riechspiele zurück und lassen die Kinder mit verbundenen Augen Bäume umarmen... Ein großer Teil der verbreiteten Literatur zum Thema Naturerfahrung stammt von Nicht-Biologen, und oft hat es den Anschein, dass konkrete Wissenslücken durch „ganzheitliche“ Spiele und „Naturmeditationen“ kompensiert werden. Die Grenzen zur Esoterik-Szene werden dabei gelegentlich überschritten, wie im Folgenden gezeigt werden soll. Romantik - Kitsch - Esoterik Die Übergänge zwischen Ästhetik, „Romantik“, Kitsch und Esoterik sind fließend und nicht immer klar nachvollziehbar. „Für viele ist es heute sehr schwer geworden, sich noch als Teil der Natur zu verstehen.“5 Mag sein dennoch wird ein Buch, das dem Leser verspricht, „an den Mysterien der Natur teilzuhaben und in den Genuss ihrer machtvollen Weisheit zu kommen“, von aufgeklärten Pädagogen wohl kaum zu Rat gezogen werden. Doch auch der weltweit bekannteste Naturpädagoge, Joseph Cornell, spricht in der Einleitung zu seinem Bestseller „Mit Kindern die Natur erleben“ wörtlich von „Herrlichkeit und Kraft, Mysterium und Wunder“ der Natur6. Ist die wörtliche Übereinstimmung mit Vaterunser und Credo 5 Gabriel, V. 1999. Der alte Pfad. Wege zur Natur in uns selbst. Arun Verlag, Vilsb. 6 Cornell, J.B. 1979. Sharing nature with children. A parents’ and teachers’ nature-awareness guidebook. (Mit Kindern die Natur erleben). Deutsche Ausgabe 1989. Ahorn Verlag, Prien. 81 ein Zufall? Cornells drittes Buch gibt die Antwort: Die Vö gel des Himmels sind meine Brüder, all die Blumen meine Schwestern, die Bäume meine Freunde. Alles, was lebt, die Berge und die Flüsse sie alle nehm’ ich in Schutz. Denn diese grüne Erde ist unsere Mutter, verborgen im Himmel oben ist der Geist. Ich teile mein Leben mit allen hier; und jedem geb’ ich meine Liebe und jedem geb’ ich meine Liebe. 7 Sinnsprüche, Aphorismen und Sprichworte in geschwungener Zierschrift auf der einen Seite, Ansichtskartenästhetik-Fotos gegenüber - wer kennt sie nicht, die ungeliebten, kleinen Geschenk-Bücher namens „Freundschaft“ oder „Kleine Weisheiten“, die man entweder so rasch wie möglich weiterschenkt oder in der Straßenbahn liegen lässt. Doch Cornells „Wege zur Naturerfahrung“ sind eine nähere Betrachtung wert, arbeitet doch heute weltweit ein Großteil der Umwelterzieher nach seinen Konzepten8 9 10 . Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die internationale Anerkennung für Cornells Naturerlebnispädagogik besteht zu Recht. Cornell entwickelte anregende, sinnesbetonte Spiele11, die als „Eisbrecher“ oft den Einstieg zu Beginn 7 Cornell, J. 1987. Listening to nature. How to deepen your awareness of nature. (Auf die Natur hören. Wege zur Naturerfahrung). Deutsche Ausgabe 1991. Verlag an der Ruhr, Mühlheim an der Ruhr. 8 Trommer, G. 1991. Natur wahrnehmen mit der Rucksackschule. Westermann Schulbuchverlag, Braunschweig. 9 Claussen, C. 1996. Umwelt und Natur erleben, erfahren, begreifen, erhalten 2. Lehrerhandbuch. Kinder erfahren Umwelt und Natur mit allen Sinnen (Lernmaterialien). Klett Schulbuch, Stuttgart. 10 Seifert, G., Steiner, R., Tschapka, J. 1999. Zwischen Management und Mandala: Umweltbildung quer durch Europa - Ein Lese- und Methodenbuch. Forum Umweltbildung, Wien. 11 Cornell, J. 1989. Sharing the joy of nature. Nature activities for all ages. (Mit Freude die Natur erleben. Naturerfahrungsspiele für alle). Deutsche Ausgabe 1991. Verlag an der Ruhr, Mühlheim an der Ruhr. einer Freiland-Exkursion erleichtern. Die meisten dieser Spiele sind der Sinneswahrnehmung förderlich und noch nicht als „esoterisch“ einzustufen12. Dennoch misstraue ich Cornells Ansatz des „intuitiven“ Naturverständnisses. Emotionen sind mit Sicherheit der wichtigste Faktor menschlichen Handelns, und „nur was man liebt, das schützt man“. Doch in Analogie zu zwischenmenschlicher Liebe erscheinen mir Emotionen als Folge einer intensiven Auseinandersetzung mit einer Thematik „echter“ als kurzfristig durch charismatische Persönlichkeiten suggerierte Gefühle. Emotionen sind darüber hinaus per „Zwangsbeglückung“ nicht nachhaltig vermittelbar. Man sieht nur mit dem Herzen gut Cornell selbst ist sich bewusst, dass „[...]Gefühle allein oft nicht genug sind, besonders dann, wenn andere sie nicht teilen“ und wie wichtig es ist, sein „intuitives Verständnis der Natur mit Fachkenntnissen zu untermauern.“ 13 Doch wie ein roter Faden zieht sich der Grundsatz „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“14 durch die einschlägige Literatur und taucht selbst in seriösen Werken unwidersprochen auf15. Trotz der in weiten Gesellschaftskreisen mittlerweile stattgefundenen „Heiligsprechung“ Saint-Exupérys sei darauf hingewiesen, dass diese Haltung alle (selbst von Cornell geforderten) Fachkenntnisse ad absurdum führt. Immerhin verdanken wir die wesentlichen ökologischen Erkenntnisse unserer Zeit nicht romantischen Poeten, sondern „trockenen“ Wissenschaftern. Doch im Sinne der postmodernen Wissenschaftsskepsis und Beliebigkeit (jeder Mensch hat einen anderen „Zugang“ zur Welt, den man eben akzeptieren muss) wird Bildung 12 Ob sie ökologisch relevante Information vermitteln, darf in einigen Fällen bezweifelt werden. 13 Cornell, J.B. 1979. Sharing nature with children. A parents’ and teachers’ nature-awareness guidebook. (Mit Kindern die Natur erleben). Deutsche Ausgabe 1989. Ahorn Verlag, Prien. 14 de Saint-Exupéry, A. 1945. Le petit prince. (Der kleine Prinz). Deutsche Ausgabe 1998. Rauch, Düsseldorf. 15 Fliegenschnee, M. & Schelakovsky, A. 1998. Umweltpsychologie und Umweltbildung. Eine Einführung aus humanökologischer Sicht. FacultasUniv.-Verl., Wien. 82 erst „verantwortbar“, wenn ihr „Bildung des Herzens“ vorangeht, „weil sie Liebe für alles Sein weckt.“16 Im Namen eines „ganzheitlichen“ Bildungsanspruch wird die Einbeziehung von Sinnen, Kreativität, Phantasie, Spiel, ästhetischem Empfinden, Philosophie und (!) Meditation gefordert. Meditation, Yoga und dergleichen werden wiederum häufig von Gurus oder sektenähnlichen Organisationen als Köder für den Mitgliederfang eingesetzt17. Durch die selbstverständliche Anwendung von Meditationsübungen, vor allem, wenn diese bereits in frühester Kindheit stattfinden („Kraftquellen für Kinder“)18 19 20, besteht die Gefahr, Kinder und Jugendliche für Beeinflussungen aus der Esoterik-Szene empfänglich zu machen. Naturphilosophie und Animismus Wenn die Bäume unsere Brüder werden21 (und wir zum Baum) oder die Aura von Kraftorten wahrgenommen werden soll, ist die Grenze zum Parareligiösen überschritten worden. „Mit den Wurzeln suche vorsichtig Halt, mit dem Stamm strecke dich neugierig ans Licht, recke deine Äste und fühle dich wohl. Zweige schaukeln sanft deine Seele im 22 Wind...leben.“ – „Wie finde ich meinen eigenen Kraftort? Wie nehme ich Kontakt zu Naturgeistern und Elementarwesen auf? Wo steht mein Lebens- und Kraftbaum?“ Und (offenbar wieder ein Tipp für unsere Brüder, die Bäume): „Wie finde ich Zugang zu den eigenen Wurzeln?“23 16 Kalff, M. 1994. Was ist Natur- und Umweltpädagogik? In: Kalff, M. (Hrsg.): Handbuch zur Natur- und Umweltpädagogik Theoretische Grundlagen und praktische Anleitungen für ein tieferes Mitweltverständnis. Ulmer Verlag, Thuningen. 17 Awadalla, E. 2000. Kraftorte Geldquellen – Österreichischer Sekten- und Esoterikatlas. Folio Verlag, Wien. 18 Hufmann, S.& Hufmann, S. 1997. Blumen der Sonne. Naturmeditationen mit Kindern. Kösel, München. 19 Hufmann, S.& Hufmann, S. 1998. Bäume sind Freunde. Naturmeditationen mit Kindern. Kösel, München. 20 Brunner, R. 1996. Hörst du die Stille? Meditative Übungen mit Kindern. Kösel, München. 21 Fuhrmann, E. 2000. Mein Freund, der Baum. Humboldt, München. 22 Knelles, S. 1999. Bäume, Freunde fürs Leben. Eigenverlag. 23 Gabriel, V. 1999. Der alte Pfad. Wege zur Natur in uns selbst. Arun Verlag, Vilsb. Bei einer Herausgeberin der Zeitschrift „Hag und Hexe“ mögen solche „naturreligiöse“ Tendenzen nicht verwundern, aber selbst manche Exponenten der Öko-Szene bekennen sich ganz öffentlich zu einem neuen Animismus: „Es läuft darauf hinaus, dass wir die religiöse Dimension, die wir jetzt seit 2000 Jahren an die Kirche delegiert haben, wieder bewusst in unser tägliches Leben integrieren.“24 Wen wundert es da noch, wenn selbst „hochoffizielle“ Stellen wie die ÖGNU oder die Gemeinde Wien höchst fragwürdige „Naturerfahrungs“-Projekte wie den „keltischen“ Baumkreis auf der Himmelswiese unterstützen? Mit insgesamt (unbestätigten) 40 Millionen Schilling16 (2,9 Mio. EUR) förderte die Stadt Wien das Projekt des "keltischen Baumkreises". Vierzig (zum Teil, wie Ölbaum, Feige oder Zypresse, völlig standortfremde) Bäume zieren mitten im Landschaftsschutzgebiet Wienerwald die „Himmelswiese“ am Cobenzl. Ein vor rund 40 Jahren erfundenes „Baumhoroskop“ wird dem unbedarften Besucher als „original keltisch“ präsentiert. Welche Form der „Naturerfahrung“ soll hier vermittelt werden? Jedenfalls genierten sich weder der Wiener Bürgermeister, übrigens Biologe, noch der Präsident des Kuratoriums "Rettet den Wald" und des Umweltdachverbands ÖGNU, spatenstechend für New-Age-Esoterik zu werben. Zurück zu Joseph Cornell: „John Muir hat gesagt: ‚Jeder Gegenstand in der Natur ist ein Leiter von Göttlichkeit’. [...] Wenn ein Tier, eine Pflanze, ein Fels oder ein schöner Flecken ihre Aufmerksamkeit weckt, halten Sie und danken Sie still für die Freude und Schönheit, die Sie fühlen. Sie können [...] das folgende Gebet benutzen25...“. Es steht mir nicht zu, solche Naturphilosophie oder Pantheismus grundsätzlich zu verunglimpfen - doch erscheinen sie mir wohl eher für den Religions- als für den Biologieunterricht geeignet. Im Sinne religiöser Toleranz muss auf die immer größere Zahl konfessionsloser SchülerInnen Rücksicht genommen werden! Auch und gerade Agnostiker sind an intakter 24 Kennedy, M. 1993. Ökologie als Verführungskonzept. Umwelterziehung 4/5: 25-27. 25 Cornell, J. 1987. Listening to nature. How to deepen your awareness of nature. (Auf die Natur hören. Wege zur Naturerfahrung). Deutsche Ausgabe 1991. Verlag an der Ruhr, Mühlheim an der Ruhr. 83 Natur und gesunder Umwelt interessiert, sind sie doch ausschließlich darauf angewiesen, ihr Heil im Diesseits zu finden... Tiere und Pflanzen als Brüder und Schwestern zu bezeichnen, wie im oben zitierten Gedicht „Die Vögel des Himmels“ (eine ästhetische Wertung sei Berufeneren überlassen), kann aus unterschiedlichen Motiven heraus geschehen, etwa aus religiösen. Als Biologe bevorzuge ich die evolutionäre Deutung: Alles Leben stammt von gemeinsamen Vorfahren ab. Kann nicht das Staunen über ein selbstorganisiertes System, dessen enorme Vielfalt nur aus dem Spiel von Zufall und Selektion entstanden ist, ein viel größeres sein als die verordnete „Ehrfurcht“26 vor einer willkürlichen Schöpfung? Aufgeklärte Verund Bewunderung bei den SchülerInnen zu wecken, sollte unser Ziel sein, um frei denkende Menschen heranzuziehen, die der Natur und ihren Mitlebewesen mit Respekt und Verständnis, durchaus auch mit Emotionen, aber ohne sentimentale Ehrfurcht begegnen. Nur wirklich fundiertes Wissen kann ein tieferes Verständnis für die Schutzwürdigkeit von Ökosystemen schaffen: „Der ‚naturschützende Mensch’ [kann] auch selbst zum Gefährdungsfaktor für die Natur werden [...] durch Maßnahmen, die aus mangelnder Grundkenntnis der ökologischen Zusammenhänge zwar gut gemeint, aber falsch angesetzt sind“27. Unreflektierte „Baumliebe“ führte in Perchtoldsdorf bei Wien zur absurden Situation, dass sich eine Bürgerinitiative „Rettet die Föhren“ formierte, obwohl die geplanten Fällungen im Rahmen von Naturschutzmanagement-Maßnahmen stattfanden (Erhaltung des TrockenrasenCharakters der Perchtoldsdorfer Heide). ökologischen Probleme? Wie weit kann Erleben und Erfahren von Natur in Amerika überhaupt auf europäische Verhältnisse umgemünzt werden? „Die ausgefeiltesten Programme, die ich kenne, stammen von amerikanischen Nationalparkpädagogen. Doch nirgends habe ich einen größeren Widerspruch zwischen Anspruch und Handeln erlebt: Auch in Naturschutzzentren kommt Nachdenklichkeit über den energieverschwendenden ’American Way of Life’ nicht auf.“28 Der suggestive Eindruck von „Unberührtheit“ der riesigen amerikanischen Nationalparks, wie er in Naturfilmen ausgiebig strapaziert wird, kann bei uns nicht vermittelt werden. „Es gibt kaum noch unberührte Natur, daher sind Naturerfahrungen somit auch Kulturerfahrungen. Und auch Natur ist nicht für jeden allzeit Paradies, Ganzheit und Glück.“ 29 Doch dieses scheinbare Manko Mitteleuropas ist auch eine Chance, die wir Joseph Cornell & Co. voraus haben: Wir können vielerorts auf Jahrtausende kontinuierlicher Siedlungstätigkeit30, Landwirtschaft31 und Jagd zurückgreifen, die teils im Einklang mit den natürlichen Ressourcen, teils im Kampf gegen die Unbilden der Natur unsere heutige Landschaft mitgeprägt haben, ohne das abgenutzte Klischee der unberührten Wildnis oder des „edlen Wilden“ à la Winnetou32 aufwärmen zu müssen. Wir müssen im Umgang mit der Natur meist nicht gegen Hygiene-Wahnvorstellungen ankämpfen und auch nicht aus juristischen Gründen langatmige Hinweise auf potentielle Gefahren verlesen... Die meditativ-esoterische Naturwahrnehmung Cornells und vieler 28 Natur, Kultur und Bildung Sind die weisen Sprüche der Navajo, Hopi oder Winnebago Indianer, in geschwungenen Lettern auf Hochglanz gedruckt, noch ihrer ursprünglichen Intention, ihrem kulturellen Kontext gerecht? Liefern sie auch nur ansatzweise Lösungsansätze für unsere 26 Es stellt sich die Frage, ob ein Gefühl wie die „Ehrfurcht“ in einer demokratischen Gesellschaft überhaupt noch wünschenswert sein kann. 27 Hillenbrand, M. 1993. Der Mensch als Faktor im Naturschutzgeschehen. In: Schahn, J. & Giesinger, T. (Hrsg.): Psychologie für den Umweltschutz. Psychologie-Verl.-Union, Weinheim: 163-171. Linder, W. 1993. Wozu Naturerfahrung? Umwelterziehung 4/5: 20-21. 29 Stuik, H. 1993. Sind Umwelterzieher bessere Menschen? Umwelterziehung 4/5: 52-54. 30 Stillfried an der March ist z.B. seit der Jungsteinzeit kontinuierlich besiedelt. Im Weinkeller der Familie Klotz sind Mammutknochen und eiszeitliche Feuerspuren zu besichtigen. 31 Im Nationalpark Seewinkel wird vom Naturschutzmanagement zur Erhaltung des pannonischen Steppencharakters auf die traditionelle Hutweidenwirtschaft zurückgegriffen. Die Artenvielfalt im Seewinkel ist nicht zuletzt auf die menschliche Nutzung zurückzuführen. 32 Bear Heart 2000. Der Wind ist meine Mutter. Leben und Lehren eines indianischen Schamanen. Lübbe, Berg.-Gladbach. 84 ist durchwegs positiv33. Die meisten haben hier zum ersten Mal Kontakt zu SchülerInnen, stehen erstmals vor dem Problem, ihr Wissen (und nach Möglichkeit ihre Begeisterung) weiterzugeben. Vielen Jugendlichen fehlt tatsächlich jedes Gefühl für natürliche Zusammenhänge; damit verbunden ist oft eine Gleichgültigkeit gegenüber der Natur. „Aha-Erlebnisse“, etwa angesichts der „technischen“ Problemlösung des Unterwasserlebens bei luftatmenden Insekten können solche SchülerInnen aus ihrer Lethargie holen, ja sind vermutlich sogar eine nachdrücklichere Erfahrung für die meisten als eine meditative „Harmonie mit Naturwesen“34. Aber schon das einfache Fangen und Angreifen von Tieren, besonders wenn es zunächst, etwa bei Fröschen und Schlangen, mit einer gewissen Überwindung verbunden ist, kann SchülerInnen jeder Altersgruppe begeistern- sofern die Aktivitäten nicht „verordnet“ sind: „Der Wert von Naturerfahrung besteht für Kinder vor allem in der Freiheit, die sie vermittelt. Die besten Spielorte für Kinder sind die, in denen sie ihre Anliegen quasi nebenbei austoben können. Dabei sind pädagogische Arrangements überflüssig.“ 35 Marchegg 2000: „Urlieb!“ (Erdkröte). Foto: E.Eder anderer Autoren kann letztlich auch als Folge des Verlustes eines selbstverständlichen, unvoreingenommenen Zugangs betrachtet werden. Wer (wie der Autor) als Kind Staudämme in Bächen gebaut hat, Steinkrebse und Bachforellen mit der Hand gefangen (und womöglich noch am Ufer zubereitet) hat und dank unmittelbarer persönlicher Erfahrung Insekten bereits am Einstichschmerz bestimmen kann, wird ein tieferes Verständnis für die Natur besitzen als jene, die in Meditationsübungen letztlich doch nur ihre innere Erlebenswelt nach außen projizieren. Im neuen Lehrplan für Biologie und Umweltkunde (Lehramt) an der Univ. Wien ist seit 2001 erstmals (!) ein FreilanddidaktikPraktikum verpflichtend. Das Feedback der TeilnehmerInnen auf diese Lehrveranstaltung, in der fachliche Grundlagen und didaktische Fähigkeiten erlernt und/oder vertieft werden, 33 Am Lagerfeuer kam es zu fortgeschrittener Stunde auch schon zu Diskussionen über esoterische Praktiken, worauf ich den StudentInnen spontan das spektakulär wirkende Gehen auf glühender Holzkohle beibrachte - ein einfaches physikalisches Phänomen, das von Gurus oft als „höchste psychische Konzentration“ und Körperbeherrschung vermarktet wird. Ein Teil der Exkursionsteilnehmer wird diese Aufklärungsarbeit womöglich an der Schule fortsetzen - ein wichtiger Multiplikatoreneffekt... 34 Braunroth, E. 1998. In Harmonie mit den Naturwesen in Garten, Feld und Flur. OLV, Xanten. 35 Stuik, H. 1993. Sind Umwelterzieher bessere Menschen? Umwelterziehung 4/5: 52-54. 85