SS 2009 Nochmal: Indifferenzwahrscheinlichkeiten und Nutzenfunktion Reihung: Selbständigkeit Erfolg Geschäftsführer Vorstandsassistent Insolvenz π=1 Ref.-L.1: Selbst. Erfolg 1-π = 0 Sicher (300000) Selbständigkeit Erfolg π = 0.8 Geschäftsführer (150000) Insolvenz 1-π = 0.2 Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 Selbständigkeit Erfolg π = 0.5 Insolvenz 1 SS 2009 Referenzlotterie 3 und 4 Selbständigkeit Erfolg π =0.4 π =0.166 VorstandsAssistent (50000) 1-π =0.6 π=0 Selbständigkeit Erfolg Ref.-L. 4 Insolvenz (0) Insolvenz 1-π = 1 Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 Insolvenz 2 SS 2009 Welche Nutzenfunktion folgt aus den Indifferenzwahrscheinlichkeiten? Resultate und Nutzenwerte 1.2 Nutzenwerte 1 0.8 Konvexe Nutzenfunktion 0.6 0.4 0.2 0 0 50000 100000 150000 200000 250000 300000 350000 Resultate Konkave Nutzenfunktion Lineare Nutzenfunktion Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 3 SS 2009 Die Indifferenzwahrscheinlichkeiten π aus den Referenzlotterien sind Nutzenwerte. Unsere konkave Nutzenwerte: risikoaverser Entscheider Π = [0, 0.4, 0.8, 1] U(x) Unsere linearen Nutzenwerte (Indifferenzwahrscheinlichkeiten): Risikoneutraler Entscheider Π = [0, 1/6, 0.5, 1] U(x) Unsere konvexen Nutzenwerte (Indifferenzwahrscheinlichkeiten): Π = [0, 0.08, 0.35, 1] U(x) Diese Nutzenwerte werden gewichtet mit ihren faktischen Eintrittswahrscheinlichkeiten q: Erwartungsnutzen Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 4 SS 2009 Beispiele von Nutzenfunktionen Positive monotone Transformationen der Indifferenzwahrscheinlichkeiten Konvex: Risikofreude Konkav: Risikoaversion Linear: Risikoneutralität Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 5 SS 2009 Arten der Risikoeinstellung z Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 6 SS 2009 Weitere Analyse der Risikoeinstellung: Untersuchung des Zusammenhang zwischen Risikoeinstellung und persönlichem Reichtum für konkrete Nutzenfunktionen (und deren positive Lineartransformationen) Ermittlung der Risikokennzahlen • absolute Risikoaversion (ARA) und • relative Risikoaversion (RRA) Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 7 SS 2009 Definition von ARA oder Definition von RRA Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 8 SS 2009 ARA: Maßzahl für den Zusammenhang zwischen Risikoeinstellung und absoluter Höhe des riskant angelegten Betrags in unserem gesamten Vermögensportfolio Beispiel Ausgangsportfolio: Gesamtportfolio = 1 Mio Euro Riskant angelegter Betrag: 250 000 Sicher angelegter Betrag: 750 000 ARA bezieht sich auf den absoluten Betrag Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 9 SS 2009 RRA: Maßzahl für den Zusammenhang zwischen Risikoeinstellung und Anteil des riskant angelegten Betrags in unserem gesamten Vermögensportfolio Beispiel: Gesamtportfolio = 1 Mio Euro Riskant angelegter Betrag: ¼ = 250 000 Sicher angelegter Betrag: ¾ = 750 000 RRA bezieht sich auf den riskanten Anteil Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 10 SS 2009 Anwendung der beiden Kennzahlen (Arrow-Pratt-Masse) Ableitung der Kennzahlen geben Antwort auf die Frage, wie sich die riskant angelegte Summe (der riskante angelegte Anteil) im Vermögensportfolio verändert, wenn sich das Vermögen verändert. Absolute Risikoaversion Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 11 SS 2009 Anwendung der beiden Kennzahlen: 1. ARA Beispiel: Gesamtportfolio = 1,2 Mio Euro (1 Mio) = Vermögenszunahme um 200 000 Zunehmende absolute Risikoaversion Riskant angelegter Betrag: 200 000 (250 000) Sicher angelegter Betrag: 1 000 000 (750 000) Konstante absolute Risikoaversion Riskant angelegter Betrag: 250 000 Sicher angelegter Betrag: 950 000 Abnehmende absolute Risikoaversion Riskant angelegter Betrag: 400 000 Sicher angelegter Betrag: 800 000 Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 12 SS 2009 Relative Risikoaversion d RRA/d x Veränderung der RRA Riskant angelegter Vermögensanteil Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 13 SS 2009 Beispiel: Gesamtportfolio = 1,2 Mio Euro (Zunahme um 200 000) Zunehmende relative Risikoaversion Riskant angelegter Anteil: 1/5 = 200 000 Sicher angelegter Betrag: 4/5 = 1 000 000 Konstante relative Risikoaversion Riskant angelegter Anteil: ¼ = 300 000 Sicher angelegter Betrag: ¾ = 900 000 Abnehmende relative Risikoaversion Riskant angelegter Betrag: 1/3 = 400 000 Sicher angelegter Betrag: 2/3 = 800 000 Zunehmende und konstante absolute Risikoaversion implizieren zunehmende relative Risikoaversion. Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 14 SS 2009 Bisher rationale Entscheidungen unter Unsicherheit nach dem Bernoulli-Prinzip: Nutzenfunktion abgeleitet aus Indifferenzwahrscheinlichkeiten Nun: eine andere Art der Nutzenfunktion Klassische Entscheidungsregeln Investoren, die auf der Grundlage dieser Regeln entscheiden, praktizieren (unter bestimmten Bedingungen) einen eher pragmatischen Umgang mit unsicheren Resultaten. Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 15 SS 2009 Eine andere Art der Nutzenfunktion Klassische Entscheidungsregeln Investoren gehen davon aus, daß Verteilungen durch besondere Kennzahlen, wie Erwartungswert und Varianz zu beschreiben sind. Als Argumente in der Nutzenfunktion des Individuums steuern diese Kennzahlen die Auswahl der besten Verteilung. Frage: Sind Bernoulli–Prinzip und klassisches Erwartungswert–Varianz–Kriterium miteinander vereinbar? Wenn ja, dann gründet auch die Erwartungswert/Varianz Nutzenfunktion auf Axiomen, die Konsistenz und Widerspruchsfreiheit sichern. Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 16 SS 2009 Vereinbarkeit 1. Quadratische Nutzenfunktion vom Typ 2. Lineare Nutzenfunktion vom Typ 3. Resultate sind normalverteilt Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 17 SS 2009 Plausibilitätsdefizite quadratischer Nutzenfunktionen 1. Quadratische Nutzenfunktionen können nur verwendet werden, wenn die Annahme getroffen wird, dass der Definitionsbereich möglicher Konsumgüterverteilungen im Bereich der Nichtsättigung liegt. Bei der Nutzenfunktion muss z.b. unterstellt werden, dass x<b/2a da ansonsten der Grenznutzen negativ wird. 2. Es ergibt sich d ARA/dx > 0, d.h. mit zunehmendem Vermögen sinkt der riskant angelegte Absolutbetrag. Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 18 SS 2009 Präferenzfreie Bewertung von unsicheren Ansprüchen Geht das? Antwort ja, wenn Arbitragefreiheit herrscht. Bewertung unter der Prämisse der Arbitragefreiheit Vorbereitung auf die arbitragefreie Bewertung unter Unsicherheit anhand eines Beispiels Drei Titel A,B,C werden auf dem Markt gehandelt. Es gibt in der Zukunft drei mögliche Zustände der Welt Z1, Z2, Z3. . Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 19 SS 2009 Präferenzfreie Bewertung von unsicheren Ansprüchen . Ihr jetziges Vermögen beträgt 4761,50 Euro. Sie möchten in der zukünftigen Periode folgende zustandsabhängige Einkommen erzielen: Z1: 3015 Euro, Z2: 2105 Euro und Z3: 3535 Euro. Wie hoch muss der Rückfluss von C im Zustand 3 sein, wenn der Markt arbitragefrei ist? Ist der Markt auch arbitragefrei, wenn Kassenhaltung möglich ist? Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 20 SS 2009 Präferenzfreie Bewertung von unsicheren Ansprüchen Bewertung unter der Prämisse der Arbitragefreiheit Notation: Zwei Zeitpunkte Modell: t=0 und t=1 In t=1 können mehrere unsichere Zustände ZS eintreten . Es existiert ein Kapitalmarkt auf dem so viele Finanztitel J gehandelt werden wie Zustände eintreten (d.h. vollständiger Kapitalmarkt) Jeder Finanztitel j wirft in t=1 den Cashflow XjS = {XJ1……XjS} ab. Der Preis des Finanztitels j beträgt p(Xj). Kauf von n Finanztiteln vom Typ j: n p(Xj) Kauf eines Portfolios aus mehreren Wertpapieren von Typ j: J p( ! n j X j ) 1 Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 21 SS 2009 Präferenzfreie Bewertung von unsicheren Ansprüchen Annahmen: Homogene Erwartungen • Alle Marktteilnehmer sind sich einig über die in den einzelen Zuständen eintreffenden Zahlungen • Alle Marktteilnehmer sind sich einig über die eintretenden Zustände und deren Eintrittswahrscheinlichkeiten . Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 22 SS 2009 Präferenzfreie Bewertung von unsicheren Ansprüchen Annahmen fortg. : Reibungsloser Markt Beliebige Teilbarkeiten, Keine Transaktionskosten und Steuern, keine Marktzutrittsbeschränkungen, Zulässigkeit von Leerverkäufen. Kompetitiver Markt Marktteilnehmer sind Mengenanpasser. Keine Arbitragegelegenheiten Pure Transaktionen in existierenden Finanztiteln sind wertneutral. . Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 23 SS 2009 Anwesenheit von Arbitragegelegenheiten: • Sichere Einnahmen, die nichts oder weniger als nichts kosten • Wahrscheinlich Einnahmen, die weniger als nichts kosten • Positive Mindesteinnahmen mit negativem Preis • Preissumme der Finanztitel bei Einzelkauf ist ungleich Preis eines Portfolios, das die gleichen Rückflüsse abwirft. Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 24 SS 2009 Prüfung auf Abwesenheit von Arbitragegelegenheiten Vorbereitungen: Reine Wertpapiere bei Unsicherheit Reines Wertpapier ist ein Finanztitel, der in nur einem Zustand genau eine Geldeinheit als Rückfluss gewährt; in allen anderen Zuständen nichts. Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 25 SS 2009 Reine Wertpapiere unter Unsicherheit Beispiel: Zwei Zustände up und down 1 (u) Typ 1: !1 0 (d) 0 (u) Typ 2: ! 2 1 (d) Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 26 SS 2009 Duplikation von Finanztiteln mit reinen Wertpapieren Finanztitel: Xj= {200, 50, 100} Duplikation dieses Finanztitels mit einem Portfolio aus reinen Wertpapieren (Arrow-Debreu-Papieren)? Duplikation eines sicheren Finanztitels mit einem Portfolio aus reinen Wertpapieren? Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 27 SS 2009 Rückkehr zum Beispiel Bewertung unter der Prämisse der Arbitragefreiheit Ihr jetziges Vermögen beträgt 4761,50 Euro. Sie möchten in der zukünftigen Periode folgende zustandsabhängige Einkommen erzielen: Z1: 3015 Euro, Z2: 2105 Euro und Z3: 3535 Euro. Wie gehen Sie auf einem arbitragefreien Markt vor. . Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 28 SS 2009 Gleichungssystem zur Bestimmung des fehlenden zustandsabhängigen Cashflows Finanzierung, Investition und Kapitalmärkte Vorlesung 4 29