Protokoll_30.10.2013_Strukturen des Islam - RPI

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Strukturen des Islam – Sitzungsprotokoll vom 30.10.2013
Technische Universität Dortmund – Fakultät Humanwissenschaften und Theologie
Seminar: Vielfalt des Islam – Traditionen und Entwicklungen
Protokollantin: Christin Schroeter
Thematisches Sitzungsprotokoll vom 30.10.2013:
Strukturen des Islam – Schwerpunkte islamischen Glaubens: 5 Säulen
Wimmer, Jakob; Leimgruber, Stephan: Von Adam bis Muhammad.
Dieses Werk bietet einen Vergleich von biblischen und koranischen Texten durch Religionspädagogen. Im inhaltlichen Fokus stehen die Beziehungen von Bibel und Koran.
- Vergleichsthematiken sind:
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Urgeschichte (Schöpfung und Sündenfall): Die Schöpfungsgeschichte ist auch im Koran
enthalten. Sie wurde 600 Jahre später verfasst und verweist auf die Schaffung des Menschen aus einem „Samentropfen“. Gesellschaftliche/biologische Erkenntnisse haben offensichtlich Einfluss auf diesen Text genommen.
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Abraham, Ismael und Isaak (Stammväter und neutestamentliche Ausblicke). Gott schließt
mit Noah/Nuh einen Bund. Durch diesen Bund sind alle Gläubigen (vgl. Bund mit Abraham) mit Gott verbunden. Der Koran erzählt diese biblischen/koranischen Geschichten
i.d.R. nicht in ihrer Ausführlichkeit – der Koran „tippt sie an“.
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Josefsgeschichten – wiederum mit Hinweisen zum Neuen Testament und zu apokryphen
Schriften
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Mose, Gebote und Nächstenliebe: Mose, Jesus und Mohammad spielen besondere Rollen im Islam. Mose steht in direkter Verbindung mit der Tora, Jesus mit dem Evangelium
und Mohammad als das Siegel der Propheten mit dem Koran. Es besteht eine gemeinsame Ethik durch die Gebote.
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Saul, David, Salomo mit Exkursen zum sog. Heiligen Krieg und zu den Psalmen: Im Koran werden über die Könige Saul, David und Salomo Aussagen über deren Gottesverständnis getroffen. David gilt als Autor von Psalmen, welche auch m Islam als Gebete
geschätzt werden.
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Propheten und andere Gestalten in Koran und Bibel: unter anderem werden Hiob und
Jona erwähnt.
•
Jesus in Bibel und Koran (mit Bezug zur Trinitätsproblematik): (liberale) Muslime bezeichnen Jesus als zugehörig zur Heilsgeschichte der Muslime. Dies ist eine einzigartige
Verbindungstelle zwischen Christentum und Islam (im Gegensatz zum Judentum). Mohammed vollendet die bisherige Heilsgeschichte, deren Anfang bei Mose (Judentum) zu
verorten ist. Jesus ist ein Vorgänger Mohammads und Heilsbringer/Messias/Wort Gottes.
Die Jesusgeschichte bildet damit die Basis, und Jesus gehört zu den 25 im Koran genannten Propheten/Gesandten.
Vgl. IslamPedia: http://www.islam-pedia.de/index.php5?title=Propheten_und_Gesandte_%28Portal%29
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Die Ankündigung Mohammeds im Alten wie im Neuen Testament: Mohammad wird im
AT und NT (vgl. Joh 16) als „Tröster“ angekündigt; auch Jesus ist im AT zu finden, z.B.
als Gottesknecht (Vgl. Jes 9; 53) (Hierbei handelt es sich um Konstruktionen, die individuell bewertet werden müssen)
Exkurs: Nachislamische Religionen
Zu den nachislamischen Religionen gehören unter anderem die Baha‘i (19. Jh.), die Ahmadiyya (umstritten wegen Annahme der Variante einer Prophetenoffenbarung in jüngerer Zeit) sowie die Sikhs.
Weitere Ausführungen hierzu in den Sitzungen
„Sonderformen des Islam und Abgrenzungen“ am 18.12.2013 und 08.01.2014.
Exkurs: Offenbarungsbegriff nach Schleiermacher
Friedrich Schleiermacher (19. Jh.) definiert ’Offenbarung’ als das von mir Wahrgenommene. Demnach
ist Offenbarung subjektiv und auf Glaubenserfahrungen gegründet.
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Warum zählt die Bibel nicht zu den Glaubensgrundlagen des Islam?
- Konflikte der Redaktionsgeschichte: Die Texte über Mose (5 Bücher Mose) und Jesus (Evangelien) erhielten durch die Redaktionen verfälschende Veränderungen und darum bildet der
Koran einen klärenden Abschluss.
- Ein gewisser Konflikt besteht sogar in der islamsichen Theologie im Islam, da es mekkanische
und medinensische Suren gibt, die scheinbar/anscheinend Widersprüche beinhalten.
1. Beispiel Kreuzigung: Die Kreuzigung Jesu ist historisch höchstwahrscheinlich, für Muslime ist dies jedoch eine Undenkbarkeit, weil ein Prophet nicht von Gott verlassen am
Kreuz stirbt Die christliche Theologie dagegen ist auf dem Heilsverständnis der Kreuzigung aufgebaut.
2. Beispiel Abraham: Hagar wird im Koran als die Verheißene dargestellt und Sarah damit
in den Hintergrund gedrängt und damit das durch die Geburt Ismaels entstandene Familiendrama entschärft.
- Im Islam geht man allgemein davon aus ausgegangen, dass der Koran alle Offenbarungen
enthält. Im Vergleich zeigen sich bereits hier unterschiedliche Offenbarungsverständnisse im
Christentum und Islam.
Die islamische Rechtslehre und der Rechtsrahmen (Scharia)
- Definition: Scharia bedeutet im engeren Sinne die von Gott gesetzte Ordnung als Lebensorientierung. In mehreren Staaten wird die Scharia heutzutage in der Verfassung ausdrücklich
als Quelle der Rechtsschöpfung anerkannt und durch erlassene Gesetze verschärfend ausgelegt, denn die Umsetzung der Scharia erfolgt durch politische Institutionen.
- Erscheinungen wie das „Handabhacken“ bei schwerem Diebstahl fallen in den Bereich einer
verschärften Rechtstradition.
Islamische Rechtschulen
- Im Christentum gibt es das Kirchenrecht in verschiedenen Formen. Die katholische Kirche hat
zudem einen ausführlichen Rechtskanon entwickelt, den Codex Iuris Canonici,
online abrufbar: http://www.codex-iuris-canonici.de/
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Kennzeichnend für die heutige Situation ist die Säkularisierung (1789 Französische Revolution; 1803-1805 Säkularisierung durch Napoleon; 1815 Wiener Kongress). Im Islam ist die Säkularisierung bisher weniger stark ausgeprägt.
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Im sunnitischen Islam gibt es vier Rechtschulen:
1. Die Hanafitische Fiqh-Schule (nicht streng konservativ, eher flexible durch die historische
Verbindung zum Osmanischen Reich als Vielvölkerstaat)
2. Die Malikitische Fiqh-Schule
3. Die Schafiitische Fiqh-Schule
4. Die Hanbalitische Fiqh-Schule
Als Rechtsquellen gelten für alle Schulen und auch die Schia (in hierarchischer Abfolge)
1. Koran = Glaubensquelle
2. Sunna = Tradition
3. Idschtihad (idjtihad) = (Vernunftgemäße) Urteilsfindung
auf der Basis der islamischen Quellen
4. Qiyas = Analogieschluss im Vergleich mit den Glaubensquellen.
Teilweise können Spannungen entstehen, insbesondere, wenn in einem Land mehrere
Rechtsschulen vertreten sind. Offen ist auch die Frage nach einer Rechtschule für Europa –
ist sie angesichts der gesellschaftlichen und politischen Voraussetzungen notwendig?
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Methoden-Hinweis – Verfassen von Rezensionen
Beim Verfassen einer Buchrezension soll das Buch detailliert vorgestellt werden, es empfiehlt sich
allerdings einen selbstgewählten Schwerpunkt zu setzen, diesen ausführliche zu behandeln und abschließend eine kritische Bewertung vorzunehmen. Korrekte Literaturangaben werden vorausgesetzt.
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Literaturgrundlage
--- Schimmel, Annemarie: Die Religion des Islam. Eine Einführung. Reclam 2010, S. 27-64.
Weiterführende Literatur/Verweise
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Wimmer, Jakob; Leimgruber, Stefan: Von Adam bis Muhammad. Bibel und Koran im Vergleich. Mit einem Geleitwort von Isa Güzel. Hg. Deutscher Katecheten-Verein München.
Stuttgart: Katholisches Bibelwerk 2005:
Rechtssschulen: http://www.islam-pedia.de/index.php5?title=Fiqh-Schulen_%28Rechtsschulen%29
TU-DO/WiSe 2013-14/Protokoll-Strukturen_30.10.13
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