Thema Ausbruch der Weltwirtschaftskrise Bemerkung zur Lerngruppe: Die abgehaltene Doppelstunde erfolgt in einer 7. Klasse AHS, in der sich insgesamt 16 S/S befinden. Die angenommene Klasse setzt sich aus 5 Mädchen und 11 Jungen zusammen, die naturgemäß zwischen 16 und 18 Jahre alt sind. An der Schule gibt es keinen besonderen Bildungsschwerpunkt, sondern es werden die für die AHS allgemeinen Lehrziele verfolgt. Das soll bedeuten, dass ein breites Allgemeinwissen für ein hohes Kompetenzniveau in allen Lerngebieten zu erreichen ist. Geographische Grundbegriffe, sollten für die Schüler keine Herausforderung darstellen. Bezüglich der Arbeitssprache, die ausschließlich in Deutsch abgehalten wird, lässt sich erwähnen, dass für keinen der S/S die deutsche Sprache ein Hindernis darstellt und diejenigen S/S mit Migrationshintergrund die Sprache so gut beherrschen, dass es für sie zu keinem Nachteil kommt. An den Unterrichtsraum selbst werden keine speziellen Anforderungen gestellt, es werden jedoch Tafel und Beamer als gegeben vorausgesetzt. Einordnung der Stunde in den Lehrplan Die 7. Klasse der AHS verfügt mit Blick auf den Lehrplan welcher der Oberstufe zu Grunde liegt, über einen ausgeprägten Wirtschaftsschwerpunkt. Der Österreichische Lehrplan der AHS Oberstufe schreibt für das Fach Geographie und Wirtschaftskunde der 7. Klasse, im besagten Themengebiet folglich gleich mehrere Punkte vor: Gesamtwirtschaftliche Leistungen und Probleme – Wirtschafts- und Sozialpolitik - anhand des Budgets wirtschafts- und sozialpolitische Absichten sowie Maßnahmen der Bundesregierung besprechen und analysieren - das Zustandekommen wichtiger wirtschaftlicher Daten kennen lernen und deren Aussagekraft beurteilen Weniger relevant (aber dennoch wirtschaftlich) scheint: Wirtschaftsstandort Österreich - die Vor- und Nachteile des Wirtschaftsstandortes Österreich aus unterschiedlicher Sicht erarbeiten und mit anderen Staaten vergleichen - die Entstehung regionaler Disparitäten erklären und die sich daraus ergebenden Auswirkungen auf das Alltagsleben und die Wirtschaft erläutern (LEHRPLANBEZUG: 7. Klasse AHS) BUNDESGESETZBLATT (2004): http://www.bmukk.gv.at/schulen/unterricht/lp/lp_ahs_oberstufe.xml (Zugriff: 2014-12-12). Wie die Modulplanung der 4 Einheiten darauf zurückkommt wird in der Folge beschrieben. Theoriebezug aus der Pflichtliteratur: Da das Thema der ausbrechenden Wirtschaftskrise natürlich nicht nur rein wirtschaftlich, sondern auch politisch zu betrachten ist, scheint mit die Literatur über politische Bildung durchaus ebenfalls als wichtiger Aspekt. Dabei soll verstanden werden weshalb Staaten auf Gegebenheiten unterschiedlich reagierten und die in der Unterrichtsstunde so wichtigen Zeitungsartikel können so von den Schülern unter den Gesichtspunkt der Politik besser verarbeitet werden. Macht als Basiskonzept politischer Bildung von Sander(2009) greift hier sehr schön die Querverbindungen auf, die sich dabei mit anderen Konzepten treffen lassen. Diese Konzepte politischer Bildung sind neben der angesprochenen Macht noch: Recht, Gemeinwohl, System, Öffentlichkeit und Knappheit. Wie in nahezu jedem modernen didaktischen Werk, geht es dabei nicht darum den Schülern reines Reproduktionswissen zu vermitteln, sondern vielmehr ihnen die Nähe zu ihren eigenen Leben herzustellen. Dabei ist es für den Autor von zentraler Bedeutung, dass sich die S/S kritisch mit dem Thema auseinandersetzen. So sollen diese induktiven Unterrichtsmodelle das Konzept der Macht den S/S veranschaulichen und greifbar machen. Nachfolgend sollte es den Schülern leichter fallen, politische Geschehnisse zu erfassen und zu verstehen. Da es den entscheidenden Unterschied macht, wie die Lehrkraft den zu vermittelnden Inhalt methodisch aufbereitet, wähle ich als zweiten wichtigen Literaturhinweis aus der Pflichtliteratur BESAND A. (2011). In diesen Werk wird die eben angesprochene kompetenzorientierte Gestaltung ausführlich diskutiert. Folgt man den Werk, ist vor allem zu bedenken dass die Unterrichtsmedien sich stark geändert haben, verglichen zur Vergangenheit. Die Zeitung wurde abgelöst durch das TV. Mittlerweile ist das Internet die Infoquelle Nr. 1. für Politische Informationsbeschaffung. Hier reichen Contenet Standards und Prozess Standards nicht mehr aus, es muss vielmehr eine OutputOrientierte Zielperspektive bei der Methode geschaffen werden. Hier wird ersichtlich, dass der Auswahl der Materialien höchste Aufmerksamkeit zuteilwerden muss. Sie sollen Schüler bei der Bearbeitung herausfordern und Problemstellungen präsentieren, die geeignet sind, politische Urteilsfähigkeit der Schüler zu erhöhen. Vor allem aber ist es wichtig, dass sie gut strukturiert und klar aufgebaut sind. Besonders in der Unterstufe ist eine eindeutige Strukturierung erforderlich 3.0. Aufbau der Einheiten – Unterteilung in 3 Module: 1. Im ersten Modul (Doppelstunde) erfahren die S/S Grundlegend unterschiedliche Zeitungsartikel, Vor und Nach der Krise. 2. Im zweiten Modul erarbeiten sich die S/S in Einzelarbeit und in Form einer offenen Lernumgebung (Stationenbetrieb) über Wirtschaftspolitik. 3. Im dritten Modul recherchieren die S/S im Internet bezüglich Strategien der Regierung im Umgang mit der Krise und verfassen im Anschluss einen Zeitungskommentar. 1.Modul: Methodik: Gruppenpuzzle (Doppelstunde) Das Gruppenpuzzle, nach dem amerikanischen Vorbild auch Jigsaw-Methode genannt, ist eine Form der Gruppenarbeit, bei der jede Gruppe das Gesamtthema bearbeitet, jedoch jedes Mitglied der Gruppe einen anderen Teil. Dann treffen sich alle „Experten“ eines Teilgebiets, um ihre Ergebnisse abzugleichen. Anschließend kehren die Experten in ihre Stammgruppe zurück, um dort nun den anderen Gruppenmitgliedern ihr Spezialgebiet vorzutragen. Abschließend wird das Gesamtthema bei allen Gruppenmitgliedern in Form eines Plakates “geprüft”. Im konkreten Fall erhalten die Schülerinnen und Schüler 4 Zeitungsartikel (4 Personen pro Gruppe/ 4 Gruppen / 16 Schüler) zu verschiedenen Aspekten der Finanzkrise sowohl zwei Artikel vor als auch zwei Artikel nach der Lehmann Pleite. Sie lesen sich diese in Einzelarbeit durch und finden sich anschließend wie angesprochen in den Expertenteams zusammen, um über ihren Text zu diskutieren. Hat diese Expertengruppe ihre Ergebnisse zusammengetragen und alle Unklarheiten beseitigt, kehren die S/S wieder in ihre ursprüngliche Stammgruppe zurück wo sie ihre Texte den anderen Mitgliedern vortragen. Wichtig ist, dass die S/S Gemeinsamkeiten und Gegensätze der Texte herauszufiltern versuchen. In weiterer Folge wird in dieser Stammgruppe ein Plakat gestaltet. Dieses soll sichtbar im Klassenraum aufgehängt werden und wird in der Folge im Klassenverband diskutiert werden. Lernziele: • Die S/S sollen die Ausgangssituation vor der Krise kennenlernen. • Die S/S sollen die akuten Auswirkungen der Krise benennen können. • Die S/S sollen in Gruppen zusammenarbeiten und dabei in eigenen Worten die Inhalte ihrer Texte wiedergeben Modul 2: Wirtschaftspolitik Methodik: Einzelarbeit – Stationenbetrieb Die Schülerinnen und Schüler arbeiten sich durch die Stationen. Die verschiedenen Stationen enthalten jeweils Fragen der unterschiedlichen Anforderungsbereiche (I-III). Die Thematik ist hierbei die Wirtschaftspolitik. Diese soll mittels Stationen soweit aufgeteilt werden, damit die S/S die Komplexität und die einzelnen Aspekte erfassen und begreifen können. Weil die Zeit für einen Stationenbetrieb mit einer Einheit zu je 50 Minuten nur sehr eng bemessen ist, stelle ich hier nur 3 Stationen zur Verfügung die von den Schülern selbstständig erarbeitet werden. Lernziele: • Die S/S sollen die Konjunkturkurven verstehen können und wissen warum diese Entstehen. • Die S/S sollen wirtschaftspolitische Maßnahmen kennenlernen(Keynes/ Neoklassik) und die Unterschiede der Systeme herausarbeiten. • Die S/S können wichtige Fachbegriffe der Wirtschaftswelt erklären. Modul 3: Sicherung Methodik: Gruppenarbeit Die S/S stimmen ab ob sie pro Staatsverschuldung und damit für die Ankurbelung der Wirtschaft sind, oder contra der Staatsverschuldung und damit den Konkurs mancher Institute sind. Die gegenteiligen Gruppen werden dann aufgefordert einen Fach-Artikel für eine renommierte Zeitung zu schreiben und darin die Vor- und Nachteile beider Gangarten zu erläutern. Lernziele: Die S/S sollen das erlernte wirtschaftspolitische Wissen auf aktuelle Beispiele (Krise #08) anwenden können. Die in den Einheiten hauptsächlich behandelte Kompetenz: Ich denke, dass diese grundlegenden wirtschaftsgeographischen Themenbereiche unbedingt erforderlich sind, um das Verständnis für Zusammenhänge in Firmen, dem Staat und im persönlichen wirtschaftlichen Leben zu begreifen. (Witschaftskompetenz) Dabei ist das Anknüpfen an Vorkenntnisse unbedingt notwendig, da es ansonsten unmöglich wäre, etwa die Unterschiede zwischen Keynesianismus und Klassik in einer Doppelstunde für die Schüler verständlich herauszustellen. Die geplanten Einheiten sollen zum einen Begriffe festigen, helfen die bereits bekannten Begriffe zuzuordnen und zu benennen und zum anderen neue Einblicke in die Konjunktur bieten. Es handelt sich dabei also teils um alten und bereits bekannten, sowie um Lehrstoff der vertiefend neu aufbereitet wird. Daneben werden aber klarerweise auch eine Vielzahl anderer Kompetenzen gefördert und gefordert wie etwa die Soziale –Kompetenz. Auch die Fähigkeit zur Selbstrecherche und die kreative Anfertigung eines Zeitungsartikels fördern die so wichtigen Kompetenzen der S/S. Arbeitsblätter für den Stationenbetrieb: Station 1: Puzzle: Grundlegende Begriffe der Wirtschaft : Versuche in Einzelarbeit, die jeweiligen wirtschaftstheoretischen Begriffe den entsprechenden Definitionen zuzuordnen. Trage die Lösungen schließlich auf dem Arbeitsblatt hinter den dafür vorgesehenen Begriffen ein. Wichtig: Kontrolliere dein Ergebnis mithilfe des Lösungsblattes bevor du die Definitionen verschriftlichst! Bedarf Bedürfnis Produktionsfaktoren Sekundärer Sektor Tertiärer Sektor Extremumprinzip Ökonomisches Prinzip Aufschwung Freie Marktwirtschaft Bruttoinlandsprodukt (BIP) Kaufkraft Inflationsrate Produktivität Zentralverwaltungs wirtschaft Station 2: Die Konjunkturperiode Arbeitsauftrag: Lies dir den folgenden Text mehrmals aufmerksam durch und unterstreiche die wichtigsten Passagen. Fasse anschließend kurz in Stichworten zusammen, was du gelesen hast und versuche dann anhand deiner Notizen(möglichst ohne nochmals im Text nachzulesen) die fehlenden Begriffe in die dafür vorgesehenen Zeilen im Konjunkturzyklus in Abbildung 1 einzusetzen. Text 1: Konjunktur: Da die wirtschaftliche Entwicklung eines Bereiches (Unternehmen, Branche, Staates) nicht immer absolut gleichmäßig und konstant verläuft, sondern Schwankungen unterliegt, spricht man bei Aufwärts- und Abwärtsbewegungen, die eine gewisse Periodizität aufweisen, von Konjunktur bzw. den Konjunkturzyklen. Staaten durchlaufen solche Zyklen im Durchschnitt in 4 bis 8 Jahren, wobei die Teilbereiche der Konjunkturwelle unterschiedlich charakterisiert sind. Normalerweise sind sie für die Konjunkturpolitik eines Staates Verantwortlichen stets bemüht, unterschiedliche (ihren politischen Ideologien hinsichtlich des Wirtschaftsystems entsprechende) Maßnahmen einzuleiten, um diese Kurven so weit als möglich zu glätten und so ein beständiges Wachstum zu erreichen. Grundsätzlich besteht ein solcher Zyklus immer aus 4 Phasen: Der Aufschwung, der gemeinsam mit der Hochphase die sogenannte Expansionsphase ergibt, ist gekennzeichnet durch eine langsame, aber stetige Zunahme der Produktion, sinkende Arbeitslosigkeit und damit verbundene erhöhte Kaufkraft und Konsumbereitschaft. In der Phase der Hochkonjunktur herrscht Übernachfrage, die Aktienkurse steigen und Löhne und Preise sind relativ hoch und stabil. Die wirtschaftlichen Wachstumsraten liegen in dieser eher kurzen Phase weit über dem mittelfristigen Durchschnitt, es kommt zur Vollbeschäftigung und einem somit entstehenden bestmöglichen Ausnutzen der volkswirtschaftlichen Kapazitäten. In der Abschwungphase, die gemeinsam mit der Depression die Kontraktionsphase darstellt, beginnen Produktion und Löhne nach einer kurzen Stagnation langsam zu fallen, es kommt zunehmend zu Unterbeschäftigung und sinkender Nachfrage. Der Tiefstand (auch: Depression) wird charakterisiert durch zahlreiche Entlassungen und so entstehende, sehr hohe Arbeitslosigkeit, absoluten Rückgang der Investitionen und rapiden Preisverfall. In dieser Phase der Konjunkturwelle ist die gesellschaftliche und wirtschaftliche Existenz besonders gefährdet – Konkurse sind an der Tagesordnung, die Nachfrage nach Produkten stagniert und der Konsum von Gütern ist auf das aller-geringste reduziert. Gelingt es, die pessimistischen Erwartungen an die Zukunft abzubauen und trotz niedrigstem Zinsniveau und fallenden Aktienkursen neue Investitionen zu tätigen, kann auf die Phase des absoluten Tiefpunktes ein erneuter Aufschwung folgen. Abbildung 1: Konjunkturwelle: Trage nun die fehlenden Begriffe in die leeren Zeilen in der Abbildung ein. Die Auflösung zur Konjunkturwelle findest du in deinem Buch auf Seite ???. Bei sinkender wirtschaftlicher Konjunktur muss der Staat mehr ausgeben und bei der folgenden Hochkonjunktur werden die staatlichen Ausgaben verringert, um etwaige Schulden abbezahlen zu können. Bei sinkender wirtschaftlicher Konjunktur muss der Staat seine Ausgaben verringern. Somit steht dem Staat in Zeiten der Hochonjunktur mehr Geld zur Verfügung. Station 3: Domino – Wirtschaftspolitische Ideologien Arbeitsauftrag: Ordnet die folgenden Kärtchen den wirtschaftlich-politischen Ideologien von Keynebzw. Smith zu. Vergleicht anschließend euer Ergebnis mit der Lösung JOHN MAYNARD KEYNES ADAM SMITH Zentralverwaltungswirtschaft Freie Marktwirtschaft Staatliches Eigentum Privateigentum Staatliche Preisfestsetzung Preisbildung durch Angebot und Nachfrage Zentrale Planung und Lenkung Dezentrale Planung und Lenkung Planerfüllung steht im Vordergrund Gewinnerzielung steht im Vordergrund Maßnahme: Kindergeld Maßnahme: Senkung der Körperschaftssteuer auf 25% Maßnahme: Schulbuchaktion Maßnahme: Senkung der Lohnnebenkosten Maßnahme: Schülerfreifahrt Maßnahme: Studiengebühren Literatur: • • • • • • • • SANDER W. (2009 ): Macht als Basiskonzept Politischer Bildung. In: Informationen zur Politischen Bildung Bd. 31, Innsbruck–Wien–Bozen. BESAND A., T. Grammes, R. Hedtke, et.al. (2011): Sozialwissenschaftliche Basiskonzepte als Leitideen der politischen Bildung. Perspektiven für die Wissenschaft und Praxis. o.V BMBF (2014): Lehrplan AHS Oberstufe, Geographie und Wirtschaftskunde. https://www.bmbf.gv.at/schulen/unterricht/lp/lp_neu_ahs_06_11858.pdf?4dzgm2 (Zugriff: 2014-12-28) OTTO(HRSG.)(1978):Didaktische Trends. Urban und Schwarzenberg, Hamburg. SCHULZ(1997) :Unterrichtsplanung. Schröder Verlag, Braunschweig. WALTER(1979):Pragmatische Unterrichtsplanung. Georg Westerman Verlag, Braunschweig. Links zu den 4 Zeitungsartikeln die den Schülern in Modul 1 vorgelegt werden (alle Zugriff 29.12.14): 1. http://www.zeit.de/2014/42/eurokrise-griechenland-schuldenschnitt 2. http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/geldpolitik/europa-vs-usa-uncle-sammachts-vor/10882550.html 3. http://www.zeit.de/2013/38/wall-street-finanzkrise 4. http://www.instock.de/aid=7512.phtml In dieser Arbeit ist absichtlich keine Minutenplanung enthalten, da ich diese bei einer derart offenen Lernplanung für nicht zielführend halte.