Orgel plus … 4 bach counterpoints Donnerstag 18. April 2013 20:00 Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stofftaschentücher des Hauses Franz Sauer aus. Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Handys, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese zur Vermeidung akustischer Störungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen. Sollten Sie einmal das Konzert nicht bis zum Ende hören können, helfen wir Ihnen gern bei der Auswahl geeigneter Plätze, von denen Sie den Saal störungsfrei (auch für andere Konzertbesucher) und ohne Verzögerung verlassen können. Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass ihr Bild möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt wird oder auf Fotos in Medienveröffentlichungen erscheint. Orgel plus … 4 Marcus Weiss Sopran- und Altsaxophon Mike Svoboda Alt- und Tenorposaune, Konzeption Stefan Hussong Akkordeon Thierry Mechler Orgel bach counterpoints Donnerstag 18. April 2013 20:00 Pause gegen 20:45 Ende gegen 21:50 PROGRAMM Thierry Mechler *1962 Improvisation Orgel solo Johann Sebastian Bach 1685 – 1750 aus: Musikalisches Opfer BWV 1079 (1747) Bearbeitung für Saxophon, Posaune, Akkordeon und Orgel von Mike Svoboda Canon a 2 cancrizans Canon a 2 Violini in unisono Canon a 2 per motum contrarium Canon a 2 per augmentationem, contrario motu Johann Sebastian Bach »Aus tiefer Not schrei ich zu dir« BWV 687 Choralbearbeitung aus der Clavierübung Teil III Bearbeitung für Akkordeon von Stefan Hussong Johann Sebastian Bach aus: Partita a-Moll BWV 1013 Bearbeitung für Sopransaxophon von Marcus Weiss Allemande Sarabande Bourée Anglaise Johann Sebastian Bach aus: Musikalisches Opfer BWV 1079 Bearbeitung für Saxophon, Posaune, Akkordeon und Orgel von Mike Svoboda Canon a 2 per Tonos Fuga canonica in Epidiapente Mike Svoboda *1960 Variable Mass (Veränderbare Masse) (2012) für Saxophon, Posaune, Akkordeon und Drehorgel Pause 2 Mike Svoboda Speed (2006) für Drehorgel solo Johann Sebastian Bach / Robert Schumann 1810 – 1856 aus den Suiten Nr. 3 und 5 (BWV 1009 und 1011) für Violoncello solo mit hinzugefügter Klavierbegleitung von Robert Schumann Bearbeitung für Posaune und Akkordeon von Mike Svoboda Prelude Sarabande Bourée I & II Johann Sebastian Bach aus: Musikalisches Opfer BWV 1079 Bearbeitung für Saxophon, Posaune, Akkordeon und Orgel von Mike Svoboda Canon perpetuus super thema regium Canon perpetuus Canon a 2 »Quaerendo invenietis« Johann Sebastian Bach Präludium und Fuge f-Moll BWV 857 aus: Das Wohltemperierte Klavier Teil I Orgel Solo Johann Sebastian Bach aus: Musikalisches Opfer BWV 1079 Bearbeitung für Saxophon, Posaune, Akkordeon und Orgel von Mike Svoboda Canon a 4 Johann Sebastian Bach aus: Musikalisches Opfer BWV 1079 gesetzt für Saxophon, Posaune, Akkordeon und Orgel von Mike Svoboda nach der Tempogestaltung und Artikulation von Anton Weberns »Fuga (Ricercata)« (1934/35) Ricercare a 6 3 ZUM PROGRAMM Begegnung zweier Großer – Friedrich II. und Bachs Musikalisches Opfer Er gehört zu den historischen Zusammentreffen im Zeitalter der Aufklärung: Der Besuch Johann Sebastian Bachs am Hof des preußischen Königs Friedrich II., auch »der Große« genannt. Der berühmte Komponist traf auf den bedeutenden Staatsmann. Friedrich (1712 – 1786) war ein junger, aufgeklärter Herrscher, der sich durch seine besondere Liebe zur Musik hervortat. Das königliche Instrument war die Traversflöte. Bereits als Kronprinz hatte er heimlich Unterricht bei Johann Joachim Quantz genossen – verborgen vor seinem autoritären Vater, dem »Soldatenkönig« Friedrich Wilhelm I. Erst als Friedrich selbst König wurde, konnte er Quantz zu seinem Hofkomponisten machen und ein blühendes Musikleben im Potsdamer Schloss Sanssouci etablieren. Johann Sebastian Bach hatte es im Alter von 62 Jahren zu respektablem Ruhm gebracht, obgleich er sich mitunter Kontroversen um seine althergebrachte, kontrapunktische Kompositionsweise ausgesetzt sah. Der musikalische Zeitgeschmack tendierte zum »galanten Stil«, welcher eine natürliche, angenehme und gefällige Klangsprache anstrebte. Die Einladung beim preußischen König bot Bach die Möglichkeit, sich noch einmal wirkungsmächtig als Meister der polyphonen Schreibweise zu profilieren. Bachs Sohn Carl Philipp Emanuel lebte in Berlin und war Cembalist des Königs. Im Mai 1747 besuchte Johann Sebastian Bach die Familie und wurde alsbald von Friedrich II. nach Sanssouci befohlen. Der Bach-Biograph Johann Nikolaus Forkel schildert die näheren Umstände des Treffens: Demnach setzte Friedrich kurzerhand ein eigenes Flötenkonzert ab, als er schriftlich vom Eintreffen Bachs unterrichtet wurde. »Mit der Flöte in der Hand übersah er das Papier, drehte sich aber sogleich gegen die versammelten Capellisten und sagte mit einer Art von Unruhe ›Meine Herren, der alte Bach ist gekommen!‹« Statt des königlichen Flötenkonzertes wurde nun der Thomaskantor auf die 4 Probe gestellt. Von Zimmer zu Zimmer gehend, musste Bach die verschiedenen Silbermann-Klaviere des Schlosses begutachten und auf ihnen »probiren und fantasiren«. Anschließend gab Friedrich ein Thema vor, über das Bach eine dreistimmige Fuge improvisierte. Der König, scheinbar bemüht, Bach »aufs Glatteis« zu führen, bat sich daraufhin eine sechsstimmige Fuge aus – hier musste selbst Bach passen, versprach aber, eine solche Komposition später zu Papier zu bringen. Dass das »königliche Thema« wirklich der Feder Friedrichs entsprang, ist höchst zweifelhaft. Arnold Schönberg vertrat die Auffassung, am Hof habe allenfalls Carl Philipp Emanuel Bach ein kontrapunktisch derart anspruchsvolles Thema schreiben können. Für Johann Sebastian Bach zählte das Treffen wohl zu den herausragenden Ereignissen seiner Biographie. Zeitungen in ganz Deutschland berichteten über den Besuch des »Fugenmeisters« am Hof. Eine Bezahlung oder anderweitige Anerkennung von Seiten des Königs blieb indes aus. Trotz oder gerade wegen dieser Geringschätzung arbeitete Bach, wieder daheim in Leipzig, Friedrichs mutmaßliches Thema kompositorisch aus und bündelte die entstandenen Werke in einer Sammlung. Ein dreistimmiger sowie der von Friedrich gewünschte sechsstimmige fugenartige Satz tragen die bewusst altertümliche Bezeichnung Ricercare. Sie sind wohl für Cembalo geschrieben und gelten als Kernstücke der Sammlung. Die Anfangsbuchstaben der lateinischen Widmung »Regis Iussu Cantio Et Reliqua Canonica Arte Resoluta« ergeben das Wort Ricercar. Auch die kunstvollen und manchmal rätselhaften Kanons verarbeiten das Hauptthema in verschiedenen Satztechniken. Teils ist das Ende der Kanons nicht notiert und muss vom Spieler selbst bestimmt werden. Der erste Kanon kann als Krebskanon zugleich vorwärts wie rückwärts gespielt werden. Die Kanons à 2 und à 4 sind Rätselkanons – statt den Einsatzpunkt der zweiten Stimme zu notieren, gibt Bach den biblischen Hinweis »Quaerendo invenietis« (»Suchet, so werdet ihr finden«). Hermann Keller hob den theoretischen Aspekt der Kanons hervor und nannte sie »auf das Äußerste verdichtete musikalische Gedanken, die ebenso mit dem Auge wie mit dem Ohr erfaßt sein wollen«. 5 Das Werk beschließt eine viersätzige Triosonate – im Vergleich zur strengen Kontrapunktik eher »eingängige Kost« und gleichsam eine »Verbeugung« vor der Flötenkunst des Königs. In Friedrichs erhaltenem Exemplar der Sammlung fehlt dies Werk – möglicherweise hat der König es tatsächlich selbst gespielt und zu diesem Zweck entnommen. Das Musikalische Opfer wurde mitsamt einer Widmung an den König in Kupfer gestochen und als Kunstbuch verlegt. Es diente somit wohl nicht nur dazu, das Ansehen des Königs zu steigern, sondern trug auch dazu bei, Bachs eigenen Ruhm zu mehren. »Bach revised« – Das Musikalische Opfer als Inspiration für Mike Svoboda und andere Der erste, der Bachs Musik bearbeitete, war der Komponist selbst. Zahlreiche Rückgriffe auf eigene Werke, die er je nach Anlass und verfügbarer Besetzung umarbeitete, mit neuem Text versah oder in andere Kompositionen integrierte, demonstrieren die gute Übersicht Bachs über das eigene Werk wie auch eine arbeitsökonomische Vorgehensweise. Auch die Nachwelt hat sich immer wieder von Bachs Kunst inspirieren lassen und seine Werke neu instrumentiert, stilistisch variiert oder sogar verfremdet. Das Musikalische Opfer bildet hier keine Ausnahme. Anton Webern (1883 – 1945) schrieb 1934/35 eine Version des Ricercare a 6 für Orchester – das besondere an seiner Fuga (Ricercata) ist, dass die Motive Ton für Ton durch die verschiedenen Instrumentalstimmen wandern. Nach Instrumentierung drängen förmlich auch die abstrakten Kanons, die größtenteils keine Instrumentenangabe tragen und in vielfältigen Besetzungen aufgeführt wurden. 1955 ging das Modern Jazz Quartet noch einen Schritt weiter und nutzte den Canon a 2 Violini in unisono als Introduktion zum melancholischen Song Softly, as in a Morning Sunrise. 6 Vor 20 Jahren befasste sich Mike Svoboda erstmals als Bearbeiter mit dem Musikalischen Opfer. Als jüngst die Anfrage der Kölner Philharmonie einging, ein Programm mit Posaune und Orgel zu gestalten, griff er zwar auf Ideen von damals zurück, erstellte aber eine komplett neue Bearbeitung: »Es wird nichts verjazzt und verniedlicht«, verspricht der Komponist. Svoboda sieht die Bearbeitung vielmehr als Teil der Interpretation, die lediglich einen Schritt weiter gehe als üblich. Er sucht die Essenz eines Kanons oder Ricercars zu ergründen und sie durch die Bearbeitungsweise zu verdeutlichen. Hierzu arbeitet er etwa mit Tempoänderungen, um besondere Passagen herauszustellen, oder versucht durch spezielle Instrumentierung, die Topographie einer Komposition herauszuarbeiten, wie er selbst es ausdrückt. Dem Publikum möchte Svoboda somit eine neue Hörweise der Komposition ermöglichen. Eine Improvisation zu Beginn stimmt thematisch auf den Abend ein und würdigt zugleich die Orgel als Improvisationsinstrument. Schlicht und fast barock klingt der anschließende 1. Kanon, in dem Bachs Musik wörtlich übernommen, jedoch als Dialog zwischen Orgel und Akkordeon gestaltet wird. Erst im 2. Kanon erfolgen auch Eingriffe in den Notentext: Zunächst stellen Posaune und Saxophon das Thema vor und präsentieren sich gleichsam als Soloinstrumente. Anschließend wird das thematische Material zerlegt und im Dialog aller Instrumente verwoben: tonale Abstände werden verändert, Haupttöne abgespalten und Motive überlagern sich. Meist bleibt »Svobodas Bach« tonal, in der Überlagerung von Stimmen und Themen tauchen jedoch auch besondere polytonale Momente auf. So wird der Canon perpetuus (»unendlicher Kanon«) vom Akkordeon über das Ende des Stückes hinausgeführt und spiralartig in Ganztonschritten nach oben transponiert. Nachdem das Ensemble bereits mit dem folgenden Kanon eingesetzt hat, scheint das Material des unendlichen Kanons in sehr hoher Lage wie durch ein Fenster in die Komposition und verändert ihren tonalen Raum. Für eine stimmige und nachvollziehbare Dramaturgie hat Mike Svoboda die Reihenfolge des Musikalischen Opfers leicht 7 umgestellt und das Programm um zusätzliche Facetten erweitert – Ziel ist es, immer neue Sicht- und Hörweisen auf das Phänomen des Kontrapunktes zu bieten. Eine Besonderheit ist dabei das Schlussstück des Abends, welches »Bach nach Webern« bietet. Svoboda greift auf Anton Weberns Ricercare-Bearbeitung zurück und übernimmt Tempogestaltung, Rubati und Artikulation. Lediglich die Instrumentation – Webern schrieb für kleines Orchester – adaptiert Mike Svoboda für Saxophon, Posaune, Akkordeon und Orgel. Solo-Inseln Neben dem Musikalischen Opfer, das sich wie ein roter Faden durchs Programm zieht, bereichern einige »Solo-Inseln« (Svoboda) das Thema »Bach-Bearbeitungen« um weitere Perspektiven. Bei einigen Werken steht dabei die Instrumentation im Vordergrund, während der Notentext sich eng am Vorbild orientiert. Stefan Hussong präsentiert seine Transkription des Choralpräludiums »Aus tiefer Not schrei ich zu dir« aus dem 3. Teil der ClavierÜbung. Markus Weiß hat Sätze der für Flöte geschriebenen Partita a-Moll fürs Sopransaxophon bearbeitet. Auf der Klais-Orgel erklingt schließlich ein Cembalowerk Bachs: Thierry Melcher interpretiert Präludium und Fuge f-Moll aus dem Wohltemperierten Klavier. Eine romantische Sicht auf Bach hingegen bietet die Transkription der sechs Cello-Suiten für Posaune. Robert Schumann schrieb eine Begleitung zu Bachs Solostücken, die erst in jüngerer Zeit veröffentlicht wurde. Diese Bearbeitung wurde wiederum von Svoboda für Posaune und Akkordeon instrumentiert. Mit guten Gründen hat sich die sogenannte »historische Aufführungspraxis« mehr und mehr zum Standard der Bach-Interpretation entwickelt – hier lässt sich nun aber einmal ganz bewusst Bach im Geiste der Romantik erleben. Den wohl größten Kontrast zu Bach setzen zwei Werke Svobodas für Drehorgel in der Mitte des Programms – nach der KlaisOrgel und dem Akkordeon als verwandtem Instrument wird noch 8 ein ganz anderer, stark automatisierter Typus Orgel vorgestellt. Seine Stücke für die 27-pfeifige Drehorgel notiert Svoboda am Computer, bevor sie von einem Spezialisten auf Lochkarten gestanzt werden. Das neu komponierte Variable Mass (»Veränderbare Masse«) ist ein sehr abstraktes Werk, das mit Klangschichtungen und ihrer Transformation experimentiert – vielstimmig, doch anders als bei Bach nicht kontrapunktisch. Speed (»Tempo«) hingegen gleicht einer Etüde, welche auf rasante Weise die technischen Möglichkeiten der Drehorgel auslotet. Das Stück ist ein Geschwindigkeitsexperiment, das der Frage nachgeht: Wie schnell kann man für ein Instrument, das mit Stanzkarten arbeitet, komponieren? Philipp Möller 9 BIOGRAPHIEN Marcus Weiss Marcus Weiss wurde 1961 in Basel geboren. Sein Saxophonstudium absolvierte er bei Iwan Roth an der Hochschule für Musik Basel sowie bei Frederick L. Hemke an der Northwestern University in Chicago. Marcus Weiss ist Preisträger des Solistenpreises des Schweizerischen Tonkünstlervereins 1989. Heute ist er einer der meistbeachtetsten und vielseitigsten Saxophonisten. Sein Repertoire umfasst alle »Epochen« der kurzen Geschichte seines Instrumentes, von ihren Anfängen im impressionistischen Frankreich bis in die Gegenwart. Mit unzähligen Uraufführungen neuer Werke trägt er seit Jahren maßgebend dazu bei, dem Saxophon ein umfangreiches Repertoire zu verschaffen. So spielte er Erstaufführungen von Werken von Georges Aperghis, Vykintas Baltakas, Jörg Birkenkötter, John Cage, Aldo Clementi, Beat Furrer, Stefano Gervasoni, Vinko Globokar, Erhard Grosskopf, Manuel Hidalgo, Toshio Hosokawa, Michael Jarrell, Hanspeter Kyburz, Jô Kôndô, Helmut Lachenmann, Detlev Müller-Siemens, Giorgio Netti, Brice Pauset, Salvatore Sciarrino, Elliott Sharp, Mauricio Sotelo, Walter Zimmermann und vieler anderer. Als Solist arbeitete er u. a. mit den verschiedensten europäischen Orchestern und Ensembles wie dem Klangforum Wien, dem Ensemble Contrechamps, dem ensemble recherche, dem Ensemble Modern, dem Chamber Orchestra of Europe, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen zusammen. Seine Konzerte als Solist und Kammermusiker führen ihn zu Festivals wie Wien Modern, Wittener Tage für neue Kammermusik, Donaueschinger Musiktage, Festival d’Automne à Paris, Biennale München, Tage für Neue Musik Zürich, Salzburger Festspiele, Eclat Stuttgart, Darmstädter Ferienkurse und Warschauer Herbst sowie zu verschiedenen Festivals in Berlin und auch nach Österreich, Frankreich, Italien, Spanien, England, Schottland, Russland, Polen, in die Ukraine, in die USA und nach Japan. 10 Als Kammermusiker tritt Marcus Weiss seit einigen Jahren in erster Linie mit seinen zwei eigenen Formationen auf. Mit dem TRIO ACCANTO (mit Yukiko Sugawara, Klavier und Christian Dierstein, Perkussion) hob er bereits über 50 eigens für das Trio geschriebene Werke aus der Taufe. Daneben spielt Marcus Weiss bereits seit über zehn Jahren mit dem Saxophonensemble XASAX in Paris sowie in verschiedenen Duoformationen, so unter anderen mit der Harfenistin Sarah O’Brien und mit dem Pianisten Stefan Litwin. Marcus Weiss gibt regelmäßig Kurse an den verschiedensten Musikhochschulen, u. a. an der Royal Academy of Music London, der Universidad de Alcala Madrid, der Universität der Künste in Berlin, der Universität für Musik in Wien, an Hochschulen in den USA, so in Boston, New York, Chicago oder auch beim Takefu International Composition Workshop in Japan. Seit 1995 unterrichtet Marcus Weiss Saxophon und Kammermusik an der Hochschule für Musik Basel. Bei uns war er zuletzt im Mai 2010 im Rahmen der MusikTriennale Köln zu Gast. 11 Mike Svoboda Mike Svoboda wurde 1960 auf der Pazifikinsel Guam geboren, wuchs in Chicago auf und kam 1982 nach Abschluss seiner Studien (Komposition und Dirigieren) dank eines Kompositionspreises nach Deutschland. Von entscheidender Bedeutung für seinen künstlerischen Weg war die elf Jahre währende Zusammenarbeit mit Karlheinz Stockhausen. Durch den Austausch mit ihm und anderen Komponisten wie Peter Eötvös, Helmut Lachenmann, Benedict Mason, Martin Smolka und Frank Zappa verhalf Svoboda in den vergangenen zwanzig Jahren mehr als 300 Werken zu ihrer Uraufführung. Erst nach dem Ende seiner Zusammenarbeit mit Stockhausen nahm Mike Svoboda das Komponieren selbst wieder auf. Seither erteilten ihm Orchester und Theater – darunter das Staatstheater Hannover, das Nationaltheater Mannheim, das Staatstheater Stuttgart und das Opernhaus Chemnitz –, aber auch andere Musikinstitutionen wie der Südwest-Rundfunk und das Lucerne Festival Kompositionsaufträge für Orchesterwerke oder abendfüllende Bühnenstücke. Renommierte Festivals wie die Niedersächsischen Musiktage und mouvement – Musik im 21. Jahrhundert luden ihn als Artist in Residence ein. Seine Hauptwerke der letzten Jahre sind 14 Versuche, Wagner lieben zu lernen (2002), Love Hurts – Carmen Remix (2003), Clara, Robert und Johannes – Fantasie über ein romantisches Dreieck (2004), Alias – Mozart ist Rossini (2005), Der Phonometrograph Erik Satie (2006), Studien zu ›Adorno (sex, drugs, and new music)‹ (2007), Inner Antiphony – ein Auftragswerk für die Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz 2010 und seine Music for trombone and orchestra, die er beim Stuttgarter Festival eclat mit dem SWR-Sinfonieorchester Stuttgart unter der Leitung von Peter Rundel zum ersten Mal aufführte. Seit langem arbeitet Svoboda auch mit dem Dramatiker Manfred Weiss zusammen, der die Libretti zu den beiden Opern Der unglaubliche Spotz (2007) und Erwin, das Naturtalent (2005/07) schrieb – beide Stücke sind mitterlweile an vielen deutschen Theatern auf die 12 Bühne gekommen. 2008 wurde Svoboda mit dem PraetoriusPreis des Landes Niedersachsen in der Kategorie »Musikinnovation« ausgezeichnet. Die Jury würdigte in ihrer Begründung, dass Svoboda sich »durch seine Ideen und Konzepte für die Weiterentwicklung der Musik und ihrer Aufführung international verdient gemacht« habe. Seit September 2007 ist Mike Svoboda Professor für Posaune und zeitgenössische Kammermusik an der Hochschule für Musik Basel. In der Kölner Philharmonie war er zuletzt im Oktober 2007 zu hören. 13 Stefan Hussong Der Akkordeonist Stefan Hussong wurde in Koellerbach an der Saar geboren. Er studierte bei Eugen Tschanun, Hugo Noth, Joseph Macerollo und Mayumi Miyata in Trossingen, Toronto und Tokyo (Geijutsu Daigaku). Er war Stipendiat des DAAD, der Akademie Schloss Solitude Stuttgart und der Kunststiftung Baden-Württemberg und gewann Erste Preise beim Internationalen HugoHerrmann-Wettbewerb (1983) und beim Gaudeamus-Wettbewerb (1987). Stefan Hussong konzertierte in ganz Europa, in den USA, Russland und Asien. Er gastierte bei Festivals wie den Salzburger Festspielen, Ultraschall Berlin, Warschauer Herbst, der Münchener Biennale, Wien Modern, dem Rheingau Musik Festival, »Meet the Moderns« in San Francisco sowie Takefu- und Akiyoshidai-Festival in Japan. Als Solist arbeitete er u. a. mit dem Orchestre de la Suisse Romande, den Berliner Philharmonikern, den Wiener Philharmonikern, dem Ensemble intercontemporain, dem Ensemble Modern, dem Klangforum Wien, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken, dem Tokyo Harmonia Chamber Orchestra, der Tokyo Sinfonietta und dem Tokyo Shin Nippon Philharmonic Orchestra zusammen. Zudem arbeitet er eng mit zeitgenössischen Komponistinnen und Komponisten zusammen, darunter Sofia Gubaidulina, Keiko Harada, Adriana Hölszky, Toshi Ichiyanagi, Toshio Hosokawa, Uroš Rojko und Klaus Huber. Er brachte über 100 Kompositionen zur Uraufführung; über 50 Werke wurden ihm bislang gewidmet. Stefan Hussongs Einspielungen umfassen das Repertoire vom Barock bis zur Gegenwart. Mehrere der inzwischen über 40 CDs wurden mit verschiedenen Preisen bedacht. 1999 erhielt er den ECHO Klassik in der Kategorie »Best Performer«. Im gleichen Jahr wurde seine Solo-CD mit Musik von John Cage als Best Record of the Year ausgezeichnet. Sefan Hussong ist Professor für Akkordeon und Kammermusik an der Hochschule für Musik Würzburg. In der Kölner Philharmonie ist er heute zum ersten Mal solistisch zu hören. 14 Thierry Mechler Thierry Mechler wurde 1962 im elsässischen Mulhouse geboren. Als einer der wichtigsten Repräsentanten der jüngeren französischen Organistengeneration ist er als besonders vielseitiger Musiker bekannt. Neben seinen außergewöhnlichen Orgelinterpretationen widmet er sich seit einigen Jahren auch intensiv dem konzertanten Klavierspiel. Dabei setzt er sich besonders mit Werken von Johann Sebastian Bach und Olivier Messiaen, aber auch mit der Improvisation an beiden Instrumenten auseinander. Seine wichtigsten künstlerischen Stationen waren das Klavierstudium bei der legendären Pianistin Helene Boschi und das Orgelstudium bei Daniel Roth in Straßburg. Diese Studien setzte er in Paris bei Marie-Claire Alain und Jacques Taddei fort. Bereits als 19-Jähriger erhielt er den Ersten Preis beim internationalen Orgelwettbewerb in Paris. 1985 folgte der Prix d’Excellence, ein Jahr darauf der Prix de Virtuosité mit Auszeichnung. Die Reihe weiterer Auszeichnungen für Mechler ist lang, beispielhaft seien der Kompositionspreis für ein Te Deum für Orgel (1987) und der Europäische Förderpreis in Dresden (1991) genannt. Von Beginn an war Thierry Mechler neben seiner Konzerttätigkeit weltweit (u. a. mit 11 Konzertreisen in die USA) auch als Juror und Komponist tätig. Im Januar 2009 wurden seine 6 Metamorphosen über BACH op. 14 in der Kölner Philharmonie uraufgeführt. Zahlreiche CD- und Rundfunkaufnahmen dokumentieren seine international geschätzte Interpretations- und Improvisationskunst als Pianist und Organist. Er war von 1991 bis 1999 Titularorganist der Primaskathedrale in Lyon und künstlereicher Leiter der internationalen Orgelzyklen im Auditorium Maurice Ravel in Lyon. Seit 1984 ist er Titularorganist der Wallfahrtsbasilika NotreDame de Thierenbach im Elsass, wo er 1995 das gesamte Orgelwerk von Johann Sebastian Bach in zwölf Konzerten spielte. 1998 führte er die sechs Orgelsinfonien von Louis Vierne in drei 15 Konzertreihen in Thierenbach, Lyon und Straßburg auf. Seit 1998 ist Thierry Mechler Professor für künstlerisches Orgelspiel und Improvisation an der Hochschule für Musik in Köln. 2002 übernahm er die Aufgaben des Organisten und Orgelkustos der Kölner Philharmonie. In der Kölner Philharmonie war er zuletzt im Februar 2011 zu hören. 16 KÖLNMUSIK-VORSCHAU April SO 28 20:00 SO 21 Fanny Ardant Sprecherin Jennifer Johnston Mezzosopran Stuart Skelton Tenor Gidon Saks Bassbariton 20:00 Christian Gerhaher Bariton Gerold Huber Klavier Monteverdi Choir London Symphony Orchestra Sir John Eliot Gardiner Dirigent Heinz Holliger Elis, Drei Nachtstücke für Klavier Lunea, 23 Sätze von Nikolaus Lenau Igor Strawinsky Apollon musagète Ballett in zwei Bildern für Streichorchester Robert Schumann Zwölf Gedichte von Justinus Kerner op. 35 Sechs Gedichte von Nikolaus Lenau und Requiem op. 90 Oedipus Rex Opern-Oratorium in zwei Akten Die Kunst des Liedes 5 Aufführung der gesungenen Texte in lateinischer und der Erzähltexte in französischer Sprache Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e. V. DO 25 Sir John Eliot Gardiner 4 20:00 Filmforum ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln »Warm-up« DI 30 Mouse on Mars spielt live zu »Glam« Regie: Josh Evans Mit: William MacNamara, Frank Whaley und Natasha Gregson Wagner 15:00 – 19:00 Filmforum ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln Eröffnungstag 2013 feiert Mouse on Mars sein 20-jähriges Jubiläum. In Köln präsentiert die Band einen Meilenstein ihrer Geschichte und eine Welt-Premiere: Das Album »Glam«, wurde ursprünglich als Soundtrack für den gleichnamigen Film produziert. Aus Gründen, die so abstrus sind wie der Streifen selbst, kam die Musik nie zusammen mit dem Film in die Kinos. In Köln wird der Film erstmals mit dieser Musik, live gespielt von Mouse on Mars, zu sehen sein. Elektroakustischer Salon: Intona rumori – Musikalische Maschinen Mit Werken von Luigi Russolo, John Bischoff, Stefan Helmreich, Frank Rothkamm, Voice Crack u. a. Karten nur an der Kinokasse. MusikTriennale Köln GmbH gemeinsam mit KölnMusik, Filmforum NRW und Kino Gesellschaft Köln 17 IHR NÄCHSTES ABONNEMENT-KONZERT DI Liebe Konzertbesucher, liebe Abonnenten! 30 mit dem heutigen Konzert endet Ihr Abonnement Orgel plus … Auch für die kommende Spielzeit haben wir Ihnen ein Abonnement mit vier Konzerten, in denen die Orgel im Mittelpunkt steht, zusammengestellt. 17:00 – 21:00 (Einlass) U-Bahnhof Bonner Wall ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln Eröffnungstag Sam Auinger & Bruce Odland (o+a) urban space – urban sound Carsten Seiffarth Konzeption Wir freuen uns, Sie auch in der nächsten Spielzeit als Abonnenten begrüßen zu können! Kostenlose Zugangstickets nur vorab bei KölnMusik Ticket am Roncalliplatz erhältlich (gilt auch für Festivalpass-Inhaber). Weitere Einzelheiten zu dieser Reihe entnehmen Sie bitte unserer neuen Vorschau »Kölner Philharmonie 2013/2014«, die am 17. Mai 2013 erscheint. Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e. V. In der neuen Vorschau finden Sie neben den Konditionen für den Erwerb Ihres Abonnements auch Informationen zu unserer Aktion »Abonnenten werben Abonnenten«! Veranstaltet gemeinsam mit der Kölner Verkehrs-Betriebe AG und bonnhoeren - beethovenstiftung für kunst und kultur der bundesstadt bonn DI 30 20:00 Hoher Dom zu Köln ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln Eröffnungstag Winfried Bönig Orgel Vokalensemble Kölner Dom Eberhard Metternich Leitung Kathinka Pasveer Klangregie Winfried Bönig lux et color Karlheinz Stockhausen GESANG DER JÜNGLINGE Lisa Streich Neues Werk Auftragswerk von ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln. Uraufführung Veranstaltet gemeinsam mit der Kölner Dommusik 18 Philharmonie-Hotline 0221 280 280 koelner-philharmonie.de Informationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner Philharmonie! Kulturpartner der Kölner Philharmonie Herausgeber: KölnMusik GmbH Louwrens Langevoort Intendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbH Postfach 102163, 50461 Köln koelner-philharmonie.de Redaktion: Sebastian Loelgen Corporate Design: hauser lacour kommunikationsgestaltung GmbH Textnachweis: Der Text von Philipp Möller ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Fotonachweise: Michael Fritschi, Fotowerk Basel S. 12; Klaus Rudolph S. 15 Gesamtherstellung: adHOC Printproduktion GmbH Robert Schumann Zwölf Gedichte von Justinus Kerner op. 35 Heinz Holliger Lunea, 23 Sätze von Nikolaus Lenau für Singstimme und Klavier Robert Schumann Sechs Gedichte von N. Lenau und Requiem op. 90 für Singstimme und Klavier Bariton Heinz Holliger Elis, Drei Nachtstücke für Klavier Christian Gerhaher Sonntag 21.04.2013 20:00 Gerold Huber Foto: Alexander Basta Klavier koelner-philharmonie.de Roncalliplatz, 50667 Köln direkt neben dem Kölner Dom (im Gebäude des RömischGermanischen Museums) Neumarkt-Galerie 50667 Köln (in der Mayerschen Buchhandlung) Philharmonie-Hotline 0221 280 280