tellvariationen tell-variationen nach Schiller, Rossini URAUFFÜHRUNG Mit Robert Besta Klaus Cofalka-Adami Gunnar Schmidt Samuel stoll als Gast Regie Bühne und Kostüme Musik Dramaturgie Regieassistenz Bühnenbildassistenz Kostümassistenz Soufflage Till Wyler von Ballmoos Evi Bauer Samuel Stoll Michael Nijs Mathias Hannus / Manuel Lindemann Christine Beggel Julia Marquardt Dagmar Weber Premiere 17.6.12 STUDIO Aufführungsdauer 1 ¼ Stunden, keine Pause Aufführungsrechte Wilhelm Tell für die Schule Suhrkamp Theater und Medien, Berlin Technische Direktion Harald Faßlrinner, Ralf Haslinger Technische Leitung Maik Fröhlich Bühne/Licht/Ton Tobias Becker, Marc Eisele, Ernst Hollemeyer, Sebastian Huber, Mike Krause-Bergmann, Yannick Mai, Peter Peregovitz, Urban Schmelze, Simon Torka Leiter der Beleuchtung Stefan Woinke Leiter der Tonabteilung Stefan Raebel Leiter der Requisite Wolfgang Feger Werkstättenleiter Theo F. Hauser, Guido Schneitz Malsaalvorstand Dieter Moser Theaterplastiker Ladislaus Zaban Schreinerei Günter Furrer Schlosserei Mario Weimar Polster- und Dekoabteilung Ute Wienberg Kostümdirektorin Doris Hersmann Gewandmeister/in Herren Petra Annette Schreiber, Robert Harter Gewandmeisterinnen Damen Tatjana Graf, Karin Wörner, Annette Gropp Waffenmeister Michael Paolone Schuhmacherei Thomas Mahler, Barbara Kistner Modisterei Diana Ferrara, Jeanette Hardy Chefmaskenbildner Raimund Ostertag Maske Hatay Yalcin Impressum Herausgeber BADISCHES STAATSTHEATER Karlsruhe Generalintendant Peter Spuhler Verwaltungsdirektor Michael Obermeier Schauspieldirektor Jan Linders Redaktion Michael Nijs Titelfoto Jochen Klenk Konzept Double Standards Berlin www.doublestandards.net Gestaltung Danica Schlosser Druck medialogik GmbH Programm Nr. 66 Staatstheater Karlsruhe 2011/12 www.staatstheater.karlsruhe.de Gewalt für die Freiheit An der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert verweigert der Armbrustschütze Wilhelm Tell im schweizerischen Altdorf dem aufgestellten Hut des österreichischen Landvogts Geßler den Gruß. Der tyrannische Geßler verpflichtet den Gesetzesbrecher, einen Apfel vom Kopf seines Sohnes zu schießen. Tell besteht die Probe, aber er wird gefangengenommen und an Bord eines Schiffes gebracht. Während eines Sturms auf dem Vierwaldstättersee ergreift er die Chance zur Flucht. Wieder an Land lauert er in der hohlen Gasse auf Geßler. Mit einem treffsicheren Schuss tötet er den Tyrannen und befreit die Schweiz von der Lehensherrschaft. Aegidius Tschudi, der erste Schweizer Historiker, schrieb 1536 in der Chronicon Helveticum die Sage von Wilhelm Tell, heute der Nationalheld der Schweiz, nieder. Friedrich Schiller bediente sich 1804 dieser Chronik für sein letztes Schauspiel. Der italienische Komponist Gioachino Rossini wählte dieses Drama 20 Jahre später als Grundlage für seine letzte Oper Guillaume Tell – und schuf bis heute populäre Melodien. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden beide Bühnenwerke zensiert: Der Aufruf zum Tyrannenmord wirkte wie ein rotes Tuch. Tell begründet die Tötung mit Notwehr: er habe für die Verteidigung der Freiheit gehandelt. Der pazifistische evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer, 1945 auf Befehl Hitlers hingerichtet, beantwortete die Frage „Darf ein Christ gegen das Gebot ‚Du sollst nicht töten‘ verstoßen?“ ebenfalls mit einem Ja. Die Rote Armee Fraktion rechtfertigte 1971 den Gebrauch von Gewalt im Klassenkampf mit ihrem Konzept Stadtguerilla. In einer Welt, in der die Vereinigten Staaten ihre Verantwortung militärisch behaupten, ruft der marxistische Philosoph Slavoj Žižek 2010 in Le Monde diplomatique zu radikalen Umwälzungen der Demokratie auf. Den kommenden Aufstand, so das „Unsichtbare Komitee“, kann nichts mehr aufhalten. Dass Widerstand auch gewaltlos funktioniert, listete der Politikwissenschaftler Gene Sharp 1973 an Hand von 198 Methoden auf. Dass er gewaltlos sein muss, fordert 2010 der ehemalige RésistanceKämpfer Stéphane Hessel: Empört Euch! Ob Banker oder Bin Laden – ein eindeutiger Tyrann wie Geßler ist heute nicht mehr erkennbar. Aber wer war dieser Mensch?, fragt der Schweizer Autor Max Frisch in Wilhelm Tell für die Schule. Der Schweizer Regisseur Till Wyler von Ballmoos komponiert die Stimmen zu Freiheit und Gewalt wie musikalische Variationen. Robert Besta, 1978 in Oberschlesien/Polen geboren, ist seit der Spielzeit 05/06 in Karlsruhe engagiert. 2007 erhielt er den „Goldenen Fächer“, der jährlich an ein Nachwuchstalent des STAATSTHEATERS verliehen wird. Seit 2006 ist er Leiter eines Jugendclubs, führt Regie und dreht Filme. Er spielte in Fiesco und Hermannsschlacht und steht zur Zeit in Immer noch Sturm von Peter Handke und Jakob der Lügner auf der Bühne. Als Lewis Caroll eröffnet er mit Alice die Spielzeit 12/13 im KLEINEN HAUS. Der Bankkaufmann Klaus Cofalka-Adami entschied sich 1980 für eine Karriere als Schauspieler. Nach Engagements in Dortmund, Mannheim und Tübingen war er 2005 bis 2011 fest im Ensemble des Heidelberger Theaters, wo er u. a. als Kreon in Ödipus, Ödipus auf Kolonos und Antigone, als Lucky in Warten auf Godot und als Clov in Endspiel zu erleben war. Am STAATSTHEATER KARLSRUHE spielt er u. a. in Du musst dein Leben ändern, Jakob der Lügner und Gilgamesch im JUNGEN STAATSTHEATER. Der gebürtige Kieler Gunnar Schmidt, Jahrgang 1966, absolvierte seine Schauspielausbildung in Hamburg. Nach Engagements an der Landesbühne Niedersachsen Nord in Wilhelmshaven, an den Städtischen Bühnen in Münster und am Landestheater Tübingen kam er 2002 fest ans STAATSTHEATER KARLSRUHE, wo er zuletzt in Woyzeck, Cabaret, Big Money, Herzog Theodor von Gothland und Philotas+ spielte. Aktuell ist er außerdem in Jakob der Lügner nach Jurek Becker zu sehen. Der Schweizer Samuel Stoll, 1979 in Basel geboren, studierte Waldhorn und Naturhorn in Luzern und Bern. Er musizierte mit Ensembles für neue Musik wie Klangforum Wien, MusikFabrik Köln und Collegium Novum Zürich. 2011 war er mit einem Stipendium des Kantons Bern „artist in residence“ in New York. Als Performer und Bühnenmusiker war er schon an den Münchner Kammerspielen, am Stadttheater Bremerhaven und am Theater Bielefeld zu erleben. Till Wyler von Ballmoos, geboren 1979 in Bern, studierte Violoncello in Bern und Regie an der Bayerischen Theaterakademie „August Everding“ in München. Er komponierte Musik für Spielfilme sowie für Installationen und Theater. Seine Inszenierung Der Tod und das Mädchen, eingeladen zum „Körber Studio Junge Regie“, gewann bei den Bayerischen Theatertagen 2011 den Preis für beste Regie. In Bremerhaven brachte er den Erfolgsroman EisTau des deutsch-bulgarischen Schriftstellers Ilija Trojanow auf die Bühne. Evi Bauer, 1980 in Kempten im Allgäu geboren, studierte Bühnen- und Kostümbild in London und Freie Kunst in München. 2010 erhielt sie den Bühnenbildpreis „Offenbacher Löwe“. Sie schuf die Bühne für Sicherheitskonferenz von Rimini Protokoll und das Kostümbild der Uraufführung von Alpsegen an den Münchner Kammerspielen. Zur Spielzeiteröffnung 12/13 stattet sie für Regisseur Sebastian Nübling dort Orpheus steigt herab aus. In Bremen entwirft sie 2013 das Bühnenbild für Schillers Die Räuber.