NEUER RECHTSPOPULISMUS UND RECHTE PARTEIEN IN DER BRD 17. ANTIFASCHISTISCHE SOZIALKONFERENZ PHILLIP BECHER 15.02.2014 P a v i l lo n H a n n o v e r GLIEDERUNG Ausgangspunkt: Die EU-Wahlen 2014 in Deutschland Deutschlands Rechte und die EU-Wahlen Neofaschisten: NPD Rechtspopulisten: „pro“-Bewegung und „REP“ Kräfte auf dem Weg zum Rechtspopulismus: AfD AUSGANGSPUNKT: DIE EU-WAHLEN 2014 Wahlsystem für die EU-Wahlen in Deutschland: Wahlberechtige wählen über Landes- (im Falle von CDU/CSU) oder Bundeslisten (im Falle der meisten anderen Parteien) die 96 deutschen Abgeordneten im EU-Parlament nach dem Verhältniswahlrecht Zur Teilnahme an der Mandateverteilung ist Überspringen einer 3Prozent-Hürde nötig – diese wird z.Zt. vor dem BVerfG verhandelt und könnte noch kippen Ergebnis der EU-Wahl 2009 in Deutschland CDU/CSU: 37,9%; SPD: 20,8%; Grüne: 12,1%; FDP: 11%; PDL: 7,5%; FW: 1,7%; REP: 1,3%; Tierschutzpartei: 1,1% Ergebnis der Bundestagswahl 2013 CDU/CSU: 41,5%; SPD: 25,7%; Grüne: 8,4%; FDP: 4,8%; PDL: 8,6%; FW: 1%; REP: 0,2%; Tierschutzpartei: 0,3%; AfD: 4,7%; Piraten: 2,2%; NPD: 1,3% Aktuelle EU-Wahl-Sonntagsfrage (Infratest dimap, 06.02.2013) CDU/CSU: 38%; SPD: 29%; Grüne: 10%; FDP: 4%; PDL: 8%; AfD: 6%; Rest: 5% DEUTSCHLANDS RECHTE UND DIE EU-WAHL Neofaschisten: Europaparteitag der NPD unter dem Motto „Festung Europa schaffen – Asylflut stoppen“ wählte Ex-Chef Udo Voigt zum Spitzenkandidaten Partei sieht sich Verbotsverfahren und innerparteilichen Streitigkeiten ausgesetzt Zielstellung: 3 Abgeordnete im Straßburger Parlament Bundestagswahlergebnis 2013: 1,3% - laut Publikative.org Hinweis auf ein Milieu, welches „die NPD trotz Skandalen und Enthüllungen als einzige Alternative sieht“ z.Zt. in Umfragen kaum messbar, sogar in der „Hochburg“ Sachsen von den Demoskopen auf 1% geschätzt DEUTSCHLANDS RECHTE UND DIE EU-WAHL Rechtspopulisten nach zwischenzeitlichem „Bündnis“ treten „pro NRW“ und „REP“ nun gegeneinander an Spitzenkandidaten: Markus Beisicht („pro NRW“), Hermann Mack („REP“) Bundestagswahlergebnis 2013: jeweils 0,2% laut Publikative.org ist für „pro“ „Ausdehnung des einst auf Nordrhein-Westfalen bezogenen Konzepts […] gescheitert“ DEUTSCHLANDS RECHTE UND DIE EU-WAHL Kräfte auf dem Weg zum Rechtspopulismus DEUTSCHLANDS RECHTE UND DIE EU-WAHL Europawahlliste der AfD (beschlossen am 25.01 .2014) Platz 1: Bernd Lucke (Ökon.-Prof. Uni Hamburg; hat sich seit BTW-Kampf teilzeitbeurlauben lassen; AfD-Chef; Ex-CDU-Mitglied; geißelte in der Vergangenheit das „Hochlohnland“ BRD) Platz 2: Hans-Olaf Henkel (Manager; ex-BDI-Chef; ex-FDP-Unterstützer; seit Jahren federführend in “Reform”-Denkfabriken aktiv, u.a. “Konvent für Deutschland”) Platz 3: Bernd Kölmel (Referatsleiter Landesrechnungshof Karlsruhe; ex-CDU-Mitglied; führte BaWü-Landesliste der AfD bei der BTW) Platz 4: Beatrix von Storch (neoliberale Netzwerkerin [Zivile Koalition, BürgerKonvent, FreieWelt.net u.a.]; ex-FDP-Mitglied; “eigentümlich frei”-Autorin; Hayek-Gesellschaft-Mitglied; engagierte sich für enteigneten ostelbischen Großgrundbesitz) Platz 5: Joachim Starbatty (em. Ökon.-Prof. Uni Tübingen; ex-CDU-/ex-BFB-Mitglied; Chef der “Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft”; in der Vergangenheit Autor des neurechten “Criticón” und der “Jungen Freiheit”) Platz 6: Ulrike Trebesius (Bauingenieurin; führte Schlesig-Holstein-Landesliste der AfD bei der BTW) DEUTSCHLANDS RECHTE UND DIE EU-WAHL Ausgangslage und Zielstellungen der AfD bei der EU-Wahl z.Zt. in EU-Wahl-Sonntagsfrage bei 7% (BTW-Ergebnis 2013: 4,7%) Lucke agiert als Einiger in innerparteilichen Streits zentrale Rolle als „charismatischer Führer“ „Vater des Projekts“ Henkel nun auch „offiziell“ als Zugpferd dabei Zeichen des „bewegungsförmigen Charakters“ der Partei „Rechtskurve“ des BTW-Kampfes scheint sich zu verschärfen: „Ich glaube, dass es richtig ist, sich für die Interessen Deutschlands einzusetzen.“ (Lucke, Süddeutsche.de) „Im Bundestagswahlkampf wurde versucht uns als Einthemenpartei hinzustellen, im Europawahlkampf kann uns das sogar nutzen.“ (Henkel, heute.de) EU-Wahlprogramm wird Ende März verabschiedet DEUTSCHLANDS RECHTE UND DIE EU-WAHL Ausgangslage und Zielstellungen der AfD bei der EU-Wahl (im Anschluss an Luckes Parteitagsrede) keine (vorzeitige?) Assoziation mit offenen Rechtspopulisten wie Wilders und Le Pen und rechten Euroskeptikern wie der UKIP (trotz Sympathien an der Basis Streitpotential) „David vs. Goliath“: „Klar, die Altparteien sind noch immer viel reicher, können vor Kraft kaum laufen und nichts macht mehr Spaß, als ab und zu auf die arme kleine AfD einzudreschen.“ Weiterreichung des RP-Vorwurfs:„Liebe Genossen Sozialdemokraten, wenn Sie die Position der AfD für rechtspopulistisch halten, dann müssen Sie jetzt stante pede die Koalition mit der CSU beenden!“ Referenz auf nationales Interesse: „[W]ir brauchen keine Bundeskanzlerin, deren größtes Interesse es ist, im Interesse ihrer Partner zu handeln.“ (Rechts-)Populistische Politikerschelte: „Wir brauchen in Brüssel Menschen, die unabhängig von der Politik sind. Wir brauchen Menschen, die sich in einem ordentlichen Beruf bewährt haben.“ DEUTSCHLANDS RECHTE UND DIE EU-WAHL Ausgangslage und Zielstellungen der AfD bei der EU-Wahl (Forts.) Anklänge an Sozialpopulismus: „Unsolidarisch aber ist, was der ESM eigentlich bewirkt: Die Umverteilung von Mitteln der einfachen Sparer und Steuerzahler zur Deckung der Verluste von Banken und institutionellen Finanzinvestoren.“ Aufgreifen des (real bestehenden) Demokratiedefizits der EU Kritik an EU wird mit spezifischem Pro-Europäismus (im Sinne Adenauers und de Gaulles) verbunden; „diffuser“ Pro-Europäismus wird abgelehnt: „[…] Mut zu einem Deutschland, das Teil der EU ist und es bleiben soll. […] Deutschland ist von der EU geprägt und die Mitgliedschaft in der EU ist ein unverzichtbarer Teil Deutschlands. Aber Deutschland lässt sich nicht auf die EU reduzieren und die EU soll und darf nicht alles in Deutschland prägen. Unser Sozialwesen soll nicht vergemeinschaftet werden, noch soll dies mit unserer Kultur geschehen oder unseren Bildungseinrichtungen oder unserer Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik. Deutschland soll ein souveränes Land bleiben […].“ DEUTSCHLANDS RECHTE UND DIE EU-WAHL Ausgangslage und Zielstellungen der AfD zur EU-Wahl (im Anschluss die „Thesen der großen Europakommission“): „Die Wertegrundlagen der Europäischen Union gehen hervor aus der christlich-abendländischen Tradition, der Aufklärung und dem Streben der Völker nach Menschenrechten und Demokratie.“ „Deutschland muss entsprechend seiner Einwohnerzahl und Bedeutung ein größeres Gewicht in den europäischen Institutionen erhalten.“ „Deutschland braucht qualifizierte Zuwanderung.“ „Sozialleistungen werden in Deutschland ausschließlich nach den Gesetzen der Bundesrepublik Deutschland gewährt.“ „Die Niederlassungsfreiheit darf nicht dazu missbraucht werden, Sozialleistungen zu beziehen.“ „Ausländische EU-Bürger, die wegen einer Straftat rechtskräftig verurteilt werden, sind konsequent abzuschieben.“ „Eine europäische Umweltpolitik ist nur bei bedeutenden grenzüberschreitenden Bedrohungen von Ökosystemen gerechtfertigt.“ „Meinungsfreiheit/PC“: „Wir wenden uns entschieden gegen eine Überwachung von politischen Gruppen, nur weil sie euro- oder europakritische Positionen vertreten.“ DEUTSCHLANDS RECHTE UND DIE EU-WAHL Ideologie und Programmatik der AfD (hier BT W 2013)