Gesundheitsspektakel rund ums Burgtheater – Rückblick Genuss steigert die Lebensqualität – und muss nicht teuer sein SOMMER 2010 Ernährung: Alles zum neuen Aktionsplan Verlagsort: 1110 Wien › P. b. b. › 10Z038444M Gesunde Stadt DAS MAGAZIN DER WIENER GESUNDHEITSFÖRDERUNG ERNÄHRUNG MIT GENUSS LIEBE LESERIN, LIEBER LESER! erzlichen Dank für die positiven Rückmeldungen auf unsere erste Ausgabe „Gesunde Stadt“ nach dem, offenbar gelungenen, Relaunch! Auch mit der zweiten Ausgabe wollen wir wieder Ihre Aufmerksamkeit gewinnen: Sie ist dem weiten Feld der Ernährung gewidmet und damit ebenfalls einem Schwerpunktthema der Wiener Gesundheitsförderung. Dabei ist es uns besonders wichtig, Lust und Freude am gesunden Essen zu vermitteln. Wir wollen Wege aufzeigen, wie auch ein Leben mit Genuss ein gesundes sein kann. Der Zeitpunkt ist ideal: Was gibt es Schöneres, als die saisonale Vielfalt auf den Wiener Märkten zu bestaunen und sich vom bunten Angebot an Obst und Gemüse verführen zu lassen. Vielleicht mit frischem Fisch im Einkaufskorb ein geselliges Essen planen? Nebenbei trägt man damit viele Vitamine und ungesättigte Fettsäuren nach Hause. Wie wichtig diese sind und welche Bedeutung Genuss für unsere Gesundheit hat? Lesen Sie die spannenden Artikel! Und noch viel mehr – wie etwa über das Wiener Gesundheitsspektakel beim Burgtheater. Dabei bespielte die Wiener Gesundheitsförderung das Thema Gesundheit in umfassendem Sinn, fernab der medizinischen Verortung: Aktionen zu den Themen Bewegung, Ernährung und seelische Gesundheit animierten zum Mitmachen und transportierten die Anliegen der Gesundheitsförderung positiv und lebensfroh. Für ein gesundes Leben in einer gesunden Stadt. H Körper & Gewicht im Spannungsfeld von Wirtschaftsinteressen, Gesellschaftsnormen, Public Health und Lebensstil 28. September 2010 9-18 Uhr Wiener Rathaus Details & Anmeldung unter www.frauengesundheit-wien.at Dennis Beck Geschäftsführer Wiener Gesundheitsförderung – WiG INHALT Fotos: Foto-Schuster, Christian Jobst, Lisa Gastager Der Kampf ums Gewicht Beim Wiener Gesundheitsspektakel: Live mit dabei beim Fest ums Burgtheater war auch Gesundheitsstadträtin Mag.a Sonja Wehsely. S. 6 Frisches von den Märkten S. 13 06 Gesundheitsspektakel Action und Abenteuer rund um das Burgtheater – Rückblick. 10 Gesundes Genießen Was Österreich gerne isst und warum Genuss so wichtig ist. 20 Job mit Zukunft Diversitymanagement – ein Lehrgang an der VHS 11. 12 „Gesunde Stadt“ fragt nach Umfrage: Wie gesund haben Sie heute eingekauft? 21 Pro & Contra Radhelmpflicht für Erwachsene? Eine Diskussion. 13 Vital durch den Sommer Reportage: Ein Marktbesuch macht Lust auf Genuss. 22 Aus den Bezirken Spannende Veranstaltungen, Tipps und Einrichtungen. 14 Aktionsplan Ernährung Das neue Modell soll zum bewussteren Essen animieren. 24 Hilfe speziell für Männer Niederschwellige Angebote und Hilfe im „MEN“. 16 Wenn Essen krank macht Bulimie & Co – viele Jugendliche packt der Schönheitswahn. 25 Projekt „Feel Good“ Gesundheitsfördernde Workshops im 15. Bezirk. 17 Food Politics Welche Absichten die Ernährungsindustrie wirklich hat. 26 Termine Wien, Österreich, weltweit: Was wo los ist auf einen Blick. 18 Kochen mit Köpfchen Physiker Werner Gruber erklärt humorvoll seine Genussformel. 27 Schwein gehabt! Humortherapeut Dr. Andreas Kienzl über Ernährungsmythen. 3 Leitlinien für Genitalchirurgie Von Fußballturnier bis Picknick: Projekte für besseres Miteinander GESUNDHEIT HAT EIN GESCHLECHT GESUNDES GRÄTZL in umstrittener Trend aus Amerika ist nach Österreich übergeschwappt: „Schönheits-OPs” im Genitalbereich. Die Nachfrage nach solchen Eingriffen steigt stetig an, weil viele Frauen durch Intimrasur oder falsche Vorbilder in Pornofilmen verunsichert sind. Doch was, wenn bei der OP etwas schief läuft und es daraufhin zu Einschränkungen im Liebesleben kommt? Zusammen mit zahlreichen Organisationen hat die Frauengesundheitsbeauftragte, Dr.in Beate WimmerPuchinger, ein Konsensuspapier zum Thema erarbeitet. Ihre Forderungen: eine Qualifizierung der Ärztinnen und Ärzte in der Sexualmedizin, eine genaue Anamnese, ein Hinterfragen der Motivation der PatientInnen, Aufklärung über Risiken und die Klärung der rechtlichen Situation bezüglich Be● handlungsfehlern. renzen überwinden und auf andere Menschen zugehen – das ist das Motto des Projekts „Sei dabei. Wien für Dich – Du für Wien“, das von der Abteilung Integration und Diversität der Stadt (MA 17) unterstützt wird. WienerInnen sollen im Rahmen der Aktion selbst aktiv werden: Wer eine Idee für eine Veranstaltung hat, in deren Rahmen Brücken für ein gutes Zusammenleben gebaut werden können, kann sich an das Projektbüro wenden. Die ExpertInnen helfen dann mittels Beratung, Erfahrungsaustausch und geben materielle Unterstützung. Seit Projektstart im Jahr 2009 sind so schon 50 Events zustande gekommen, heuer soll E Gemeinsam gegen AIDS und HIV GESUNDE STADT ehr als 25.000 ExpertInnen und Betroffene kommen bei der großen Welt-AIDS-Konferenz von 18. bis 23. Juli zusammen, um zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen. Es werden Ideen erarbeitet, wie man Menschen stärker sensibilisieren und Lebensumstände von Betroffenen verbessern kann. Immerhin wurden 2009 alleine in Wien 300 Neuinfektionen gezählt. Vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr wird die Krankheit übertragen – und das betrifft längst nicht nur mehr gleichgeschlechtliche PartnerInnen. „Deshalb muss die Bedeutung von ,Safer Sex‘ unterstrichen werden“, sagt Wiens Ge- M sundheitsstadträtin Mag.a Sonja Wehsely (2. v. r.). Gemeinsam mit Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger, Aids-Life-Obmann Gery Keszler und Dennis Beck (r.), ehrenamtlicher Obmann der AIDS-Hilfe, zieht sie an einem Strang. Sie freut sich, dass sich Wien als Veranstaltungsort der Konfe„,Safer Sex‘ ist kein Spielverderb, sondern ein Bekenntnis zur Lebensqualität.“ Mag.a Sonja Wehsely, Gesundheitsstadträtin G GESUNDE SCHULE elissa (16) hat vor eineinhalb Jahren die Schule geschmissen – nun konnte sie bei einer vom AMS und der Stadt Wien finanzierten Lehrwerkstätte von Jugend am Werk eine Medientechnik-Lehre starten. Hilfe in solchen Fällen gibt es bei der Kümmer-Nummer. Deren Team unter- M www.aids2010.org Gesunde Zähne von klein auf: Colgate unterstützt Zahntheater D 4 www.tipptopp-kariesstopp.at Fotos: Christian Pichler, Colgate, Corbis, Wolfgang Zajc GESUNDE SCHULE tigen Umgang mit der Zahnbürste lernen. Beim Stück „Im Mund geht’s rund“ zeigen zwei ZahngesundheitserzieherInnen kindgerecht, wie richtiges Zähneputzen funktioniert und warum der regelmäßige Besuch bei Zahnarzt bzw. Zahnärztin so wichtig ist. Das Zahngesundheitsförderungsprogramm an Kindergärten und Volksschulen ist eine Initiative der Wiener Gesundheitsförderung, der WGKK und der Wiener Krankenversicherungsträger in Kooperation mit dem Verein für prophylaktische Ge● sundheitsarbeit (PGA). „Die Aktion soll einen Beitrag zu einem integrationsfreundlichen Klima leisten.“ Sandra Frauenberger, Integrationsstadträtin jekt „Sei dabei“ ist übrigens auch eine eigene Hotline verbunden, bei der WienerInnen über ihre Erfahrungen mit kultureller Vielfalt berichten können. Natürlich können sich Interessierte aber auch über das Projekt selbst infor● mieren. www.seidabei-wien.at, Hotline: 01/40 00-03919 Und die Zukunft kann kommen: Kümmer-Nummer berät Jugend www.frauengesundheit-wien.at renz in eine Reihe mit Städten wie Barcelona, Bangkok, Toronto und Mexico City einordnet. Auftakt ist der bunte und auffällige Life Ball am 17. Juli. Im Mittelpunkt steht das Thema „Erde“. ● erzeit sind laut Weltgesundheitsorganisation eindeutig zu wenige Kinder kariesfrei. Bis 2020 sollen aber mindestens 80 Prozent ein gesundes Gebiss haben. Einen wichtigen Beitrag dazu leisten die ZahngesundheitserzieherInnen und das Zahntheater, die regelmäßig in Wiens Kindergärten und Schulen zu Gast sind. Dank des neuen Kooperationspartner Colgate und einer noch effizienteren Planung können die ZahnexpertInnen heuer in noch mehr Schulen und Kindergärten aktiv werden. Statt jährlich 58.000 Kindern werden im kommenden Schuljahr 66.000 den rich- sogar die 100er-Marke überschritten werden. Generell werden dabei nicht nur Menschen unterschiedlicher Herkunft, sondern auch Jung und Alt einander nähergebracht. Mit dem Pro- stützt Jugendliche bei ihrer Ausbildung und beantwortet Fragen zu Lehre und Beruf. Egal ob man keine Lehrstelle gefunden und die Schule abgebrochen hat oder nicht weiß, wie es nach der Matura weitergeht – Rat gibt es, so Vizebürgermeisterin und Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner (Bild u.), bei der Küm● mer-Nummer. www.kuemmer-nummer.at, 0800/20 20 22 Umarmungen als klare Zeichen GESUNDE STADT ine Umarmung sagt mehr als tausend Worte und ist manchmal das Einzige, was in schwierigen Situationen hilft. Deshalb holt die Wiener Gesundheitsförderung mit der Non-Profit-Kampagne „FREE HUGS“ eine weltumspannende Aktion nach Wien. Diese hat in Australien durch Juan Mann ihren Anfang genommen. Durch In-die-Luft-Halten eines Schildes mit der Aufschrift dieser Worte werden den BesucherInnen der WeltAIDS-Konferenz Gratis-Umarmungen angeboten. Es soll ein klares Zeichen sein für den Kampf gegen Ausgrenzung und Desinteresse am Schicksal der Mitmenschen. Anteilnahme, Toleranz, Achtung und die Wahrnehmung von anderen werden dadurch mit einer ● einzigen Geste weitergeschenkt. E www.freehugs4aids.org 5 GESUNDE STADT Spiel, Spaß & Spektakel rund ums Burgtheater GEMEINSAM DEN ERSTEN SCHRITT IN EIN GESÜNDERES LEBEN GEHEN – BEIM WIENER GESUNDHEITSSPEKTAKEL BEGEISTERTEN DIE VIELEN A K T I V - S T AT I O N E N U N D D A S A B W E C H S L U N G S R E I C H E P R O G R A M M . howkochen mit Alois Mattersberger, Mitmachstationen und ein tolles Programm mit Tanz und Gesang auf der Bühne – das Wiener Gesundheitsspektakel lockte mehr als 5.000 BesucherIn- S nen an. Unter dem Motto „Gesundes Leben in einer gesunden Stadt“ lud die Wiener Gesundheitsförderung anlässlich des Weltgesundheitstags zum Burgtheater. Das Wiener Gesundheitsspektakel war Teil der WHO-Kampagne „1000 cities – 1000 lives“. Gesundes Kochen in fünf bis zehn Minuten – Starkoch Alois Mattersberger zeigte, wie’s geht. Stadträtin Mag.a Sonja Wehsely (links) beobachtete aufmerksam. Marlene Auer „Die Stadt Wien bietet jede Menge Angebote und Ideen für ein gesundes Leben!“ Mag.a Sonja Wehsely, Gesundheitsstadträtin der-)entdeckt. Mitmachen konnte man außerdem beim Trommeln und Tanzen, bei Tae Bo und Qigong sowie beim Nordic Walken. In der Life Lounge der Wiener Gesundheitsförderung strampelten die Gäste begeistert auf Ergometern, um durch die übertragene Kraft eine Modellrennbahn in Gang zu bringen – auch Stadträtin Mag.a Sonja Wehsely war mit dabei! Darüber hinaus konnten unterschiedliche Tests gemacht werden: Lebensmittel erschnuppern, Geschmäcker erkennen, die Reaktionsfähigkeit testen und vieles mehr. 6 Bewusst aktiv sein. Im Zentrum des Events standen die Themen Ernährung, Bewegung und seelische Gesundheit. So wurden bei den Aktiv-Stationen altbekannte Gassenspiele wie Tempelhüpfen, Seilspringen oder Jonglieren (wie- Gesundes Essen genießen. Es muss nicht teuer sein und geht sogar ganz schnell – davon überzeugten sich die BesucherInnen. Unter dem Motto „Tafeln mit Genuss“ nutzten die Gäste die entspannte Atmosphäre zum gemein● samen Schlemmen. Für Groß und Klein gab’s Programm! Fotos: Christian Jobst (6), Kromus/PID Die 2. Landtagspräsidentin Marianne Klicka, Frauengesundheitsbeauftragte Dr.in Beate Wimmer-Puchinger und WiG-Geschäftsführer Dennis Beck (v. l.) im Gespräch mit Robert Steiner und Rolf Rüdiger. Eine große Menge an BesucherInnen war mit dabei. Mag.a Hilde Wolf (Leiterin FEM Süd), Mag. Romeo Bissuti (Leiter des „MEN“) Mag.a Sonja Wehsely, Marianne Klicka und Dennis Beck. Shiatsu-Vorführung auf der Bühne. Die Gäste hatten Spaß an Bewegung und machten eifrig mit. In luftige Höhen! Eine Kletteranlage sorgte für Begeisterung. Bewegungsexpertin Mag.a Birgit Wesp, Ernährungsexpertin Mag.a Maria Holzer und Humortherapeut und „Gesunde Stadt“-Kolumnist Dr. Andreas Kienzl im Gespräch auf der Bühne. Mitmachen konnte man auch bei den TrommlerInnen . Es gab jede Menge Infos und kompetente Beratung zu Angeboten im Gesundheitsbereich. Bei den vielen Aktivstationen bewegten sich die BesucherInnen mit Freude! Live-Musik zum Mitsingen und Mittanzen – die „Florianer Tanzlgeiga“ spielten auf. Wer tritt schneller und stärker? In der Life Lounge wurde durch Strampeln am Ergometer ein Matchbox-Auto auf der Modellrennbahn angetrieben. Vom Gesundheitsspektakel begeistert: Stadträtin Mag.a Sonja Wehsely und Mag.a Michaela Langer, stv. Leiterin des Wiener Programms für Frauengesundheit. 4 Geschmacksprobe: In der Life Lounge der Wiener Gesundheitsförderung konnte man die Sinne testen. 8 Spiel und Spaß für Jung und Alt auch beim Streetsoccer! Fotos: Christian Jobst (10), Kromus/PID 12 Bewegung und Entspannung – die Gäste lernten, wie Körper und Seele in Einklang kommen. 9 SCHWERPUNKTTHEMA ERNÄHRUNG Zeit für frische Leckereien – jeder Biss ist ein Genuss GAUMENFREUDEN STEIGERN DIE LEBENSQUALITÄT: GENUSSMENSCHEN S I N D L A U T E I N E R S T U D I E G L Ü C K L I C H E R U N D E N T S PA N N T E R . E I N T E U R E S VERGNÜGEN? KEINESWEGS! LESEN SIE, WORAUF’S ANKOMMT. s muss nicht immer Trüffel, Kaviar und Champagner sein. Denn: Genug Zeit zum Schlemmen zu haben, Abwechslung im Menüplan der leckeren und frischen Gerichte sowie gemeinsames Essen im Familien- oder Freundeskreis – das bedeutet „Genuss“ für die meisten Menschen, so die Ergebnisse des ersten österreichischen Genussbarometers (siehe Grafik auf S. 12). Insge- E INTERVIEW Univ.-Prof. Dr. Jürgen König, wissenschaftlicher Begleiter des Genussbarometers Wie wichtig ist bewusstes Genießen? Sehr bedeutend! Jede/-r Dritte sieht im Zeitmangel sogar einen Genusskiller. Außerdem nimmt der Körper „Fast Food“ häufig nicht als volle Mahlzeit wahr. Gesundes Essen & Genuss: Geht das? Natürlich! Knapp 70 Prozent von jenen, die heute gesünder essen als früher, sind überzeugt, deswegen keine Einbußen im Genussbereich zu haben. Foto: Corbis Gemeinsam Genuss erleben! Miteinander gut zu essen, ist für viele Menschen besonders wichtig. Wie schafft man das Verständnis für ein Schlemmen ohne Reue? Einheitliche Infos über Lebensmittel, schon in der Schule,damit der Umgang mit den Zutaten entspannter wird. Verschiedene Theorien verwirren die Leute. samt bezeichnen sich 81,8 Prozent als Genussmenschen. „Damit sind wir auf dem richtigen Weg“, weiß Univ.-Prof. Dr. Jürgen König, wissenschaftlicher Begleiter der Studie. Denn Genießen wirkt sich positiv auf die Stimmung aus, steigert Selbstbewusstsein und Leistungsfähigkeit. Außerdem hat fast die Hälfte der Genussmenschen Normalgewicht – keine andere Gruppe erreicht so einen hohen Wert. „Mehr Genussverständnis scheint mit weniger Diäterfahrung zusammenzuhängen.“ Genuss muss nicht teuer sein. Nur 0,8 Prozent der 500 Befragten geben an, Genuss sei ein teures Vergnügen. „Zu genießen scheint eine Frage des Lebensstils zu sein“, konkretisiert der Experte, „zu einem tollen Essen braucht es keine sündteuren Zutaten, sondern vielmehr eine angenehme Atmosphäre.“ Genuss sei eine stark subjektive Wahrnehmung – wer weiß, was einem gut tut, kann sich leichter Genussmomente verschaffen. Doch sind frische Zutaten nicht automatisch teurer? Qualität hat zwar ihren Preis, doch „hochwertige Lebensmittel müssen nicht immer teuer sein und teure Waren sind nicht stets von hoher Qualität“, räumt König ein und findet, dass man sich beim Einkauf nicht nur vom Preis leiten lassen sollte. „Stattdessen die Gustostückerl zu besonderen Gelegenheiten auftischen – und das seltener, statt Abstriche bei Genuss und Qualität zu machen.“ Marlene Auer Tabelle der Köstlichkeiten. Fisch, Gemüse/Salat, Nudeln, aber auch Süßigkeiten und Alkohol führen für die ÖsterreicherInnen die Liste der Genusserlebnisse an. „Es gibt kein gesundes oder ungesundes Lebensmittel“, stellt König klar, „sondern nur gesunde oder ungesunde Ernährungsweisen.“ Alles sei eine Frage der Menge. Bewusstes Genießen aller Lebensmittel solle einen höheren Stellenwert bekommen, um die Ernährung insgesamt ausgeglichen gestalten zu können. Als größte Genuss-Flops empfinden ÖsterreicherInnen Fast Food, mexikanisches, japanisches, thailändisches und französisches Essen. Was ist gesund? Fragt man, was „gesund“ ist, antworten die meisten mit Obst, Gemüse, frischen Lebensmitteln „Täglich trifft jede und jeder rund 200 Entscheidungen im Ernährungsbereich – nur ein Viertel davon bewusst.“ Mag.a Hanni Rützler, Leiterin der „futurefood“-Workshops und Fisch. Fleisch landet mit rund zehn Prozent nur auf dem zehnten Platz. Die Bedeutung des Umfelds. Aber: Das Essen kann noch so exquisit sein, wenn das „Drumherum“ nicht passt, schmeckt es einfach nicht so gut. Genuss bedeutet nämlich angenehme Atmosphäre (60 %), nette Gesellschaft gesunde stadt – sommer 2010 10 11 SCHWERPUNKTTHEMA ERNÄHRUNG 81,8 % „Ich bin ein Genussmensch.“ Genießen erlernen. Was will und darf man essen? Interessantes und Neues aus der Ernährungswissenschaft erfahren, während man kulinarisch verwöhnt wird – bei den „futurefood“Workshops wird im Zuge eines Menüs Buchtipp: „food change“, H. Rützer & Wolfgang Reiter, Hubert Krenn Verlag, 176 Seiten, ISBN: 978-3-99005-031-6 die Ernährungskompetenz der TeilnehmerInnen nachhaltig optimiert. „Anschauliche Beispiele und spielerische Übungen helfen, das Wissen zu vertiefen, die Geschmackssinne zu 80,4 % „Ich lege Wert auf Abwechslung beim Essen.“ 73,4 % „Ich verbinde Genuss mit gutem Geschmack.“ 61,3 % „Genuss bedeutet für mich, Zeit zum Essen zu haben.“ 60,2 % „Eine sehr wichtige Rolle beim Essen spielt eine angenehme Atmosphäre.“ 0,8 % „Genuss ist ein teures Vergnügen.“ schärfen und die Freude am Essen zu stärken“, erklärtMag.a Hanni Rützler, Leiterin des Instituts für Forschung, Beratung und Entwicklung im Ernährungsbereich und Leiterin der Workshops. Dieses Know-how ist für jede/-n wertvoll, immerhin „treffen wir täglich rund 200 Entscheidungen im Ernährungsbereich. Und lediglich ein Viertel Frisch & vital durch den Wiener Sommer Quelle: 1. Österreichisches Genussbarometer (54 %), gute Tischmanieren (43 %) und eine schön gedeckte Tafel (36 %). Erst dann folgt leckeres Essen (35 %) und wohltemperierter Wein (27 %). Dies gilt für beide Geschlechter – wobei Frauen mehr Wert auf das Umfeld legen. davon bewusst“, so die Foodtrendforscherin, selbstständige Ernährungswissenschafterin und Gesundheitspsychologin. Bei ihr lernt man, die eigene Ernährungsweise dauerhaft genuss● voller und gesünder zu gestalten. EIN ERLEBNIS FÜR DIE SINNE – DIE MÄRKTE DER STADT MACHEN LUST AUF GENUSS. it einem freundlichen Lächeln greift Hans Staud zur Ware und hilft dem Kunden beim Einpacken. „Kein Konservierungsmittel, kein Pflanzenschutzmittel“ sagt der Sprecher des Brunnenmarktes, während er auf seine Konfitüren, Kompotte, Gemüse- und Salatdelikatessen deutet, „ich verwende nur bestes Obst und Gemüse, das mit möglichst schonenden Verfahren verarbeitet wird.“ Er ist für den Brunnenmarkt schon ein richtiges „Unikat“: Seit 1971 produziert er dort seine Waren. M Blick ins Wagerl: „Wie gesund haben Sie heute eingekauft ?“ Dr. Fritz Simhandl, 45, Jurist „Marmeladen genieße ich besonders gerne. Etwas Süßes muss auch mal sein. Allerdings achte ich beim Einkauf darauf, dass es Bioprodukte sind. Regina Frimmel, 54, Hausfrau „Ein ,Gesundheitsfreak‘ bin ich zwar nicht, aber ich achte darauf, immer genug Obst und Gemüse daheim zu haben. Heute findet man Bananen in meinem Einkaufswagen. Ich achte auf gesunde Ernährung, gönne mir aber schon hie und da auch mal eine Pizza oder Fast Food.“ Michaela Ritter, 22, Studentin Fotos: Getty Images, Lisa Gastager (3), Masterfile UMFRAGE VOR WIENER SUPERMÄRKTEN. „Ich esse, was mir schmeckt. Daher sind Pasta und Hausmannskost wie Schnitzel auf meinem Speiseplan. Auch ein Burger darf es hie und da sein. Heute habe ich auch Gemüse und Obst gekauft.“ Roland Preiss www.forum-ernaehrung.at www.futurefoodstudio.at Vielfalt von nah und fern. Der Brunnenmarkt ist nur ein Beispiel für die hohe Qualität und die große Auswahl auf den Wiener Märkten. Dort können nicht nur exotische Früchte aus aller Welt, sondern natürlich auch regionale und saisonale Produkte gekauft werden. Die Kontrollen des Wiener Marktamtes stellen sicher, dass nur Obst und Gemüse von bester Güte auf den Tisch kommt. In den Sommermonaten hat heimisches Obst und Gemüse wieder Saison – eine gute Zeit für Broccoli, Eissalat, Karfiol, Erdbeeren und Kirschen aus Österreich. Teil der Nahversorgung. Doch Märkte sind nicht nur ein Einkaufsparadies für GenießerInnen, sondern auch ein wesentlicher Teil der Nahversorgung. Deswegen ist Marktbelebung ein Ziel der Stadtverwaltung. Investitionen in Millionenhöhe zur Revitalisierung der Infrastruktur und verbesserte Öffnungszeiten werden die Märkte in Zukunft ● noch attraktiver machen. Alles zu den Wiener Märkten Adressen, Angebote, Öffnungszeiten und Informationen von Bauernmärkten unter: www.wien.at/wirtschaft/marktamt INTERVIEW Dkfm. Hans Staud, Eigentümer der Staud’s GmbH, Staud’s Pavillon Brunnenmarkt Ecke Brunnengasse/Schellhammergasse Wie wichtig ist frisches Obst und Gemüse für Sie? Ohne frisches Obst und Gemüse geht’s gar nicht! Fleisch ist für mich nur Beilage. Warum sind Sie immer noch am Brunnenmarkt? Hier ist meine Heimat. Warum soll ich weggehen? Der Brunnenmarkt entwickelt sich zum Guten. Die Stadt Wien hat zur richtigen Zeit investiert. Welche Philosophie steckt dahinter? Eine gute Frucht ermöglicht auch eine konsequent saubere Ware. Qualität ist mir immer wichtiger als Quantität. gesunde stadt – sommer 2010 13 SCHWERPUNKTTHEMA ERNÄHRUNG sunde Ernährung und ungesunden Lebensstil verursacht werden, soll bis 2020 signifikant sinken. Auch die Zahl der Übergewichtigen soll kleiner werden und gesunde Ernährung für alle Menschen leistbar und lebbar werden. Der umfassende Aktionsplan dazu ist im Internet abrufbar. Dort können bis Ende des Jahres auch Stellungnahmen abgegeben werden. Aktionsplan gegen zu fett und zu salzig GESUNDE ERNÄHRUNG BEGINNT IM KOPF. EINE STARTH I L F E I S T D E R N AT I O N A L E AKTIONSPLAN MIT NEUER ERNÄHRUNGSPYRAMIDE, MEHR INFO- UND SERVICESTELLEN UND GESETZLICHEN MASSNAHMEN. Christine Oberdorfer und 42 Prozent der Erwachsenen sind übergewichtig, elf Prozent sogar krankhaft – Tendenz steigend. Neben dem „Zuviel“ ist auch das „Zuwenig“ ein Problem: Folsäure, Calcium und Vitamin D kommen eindeutig zu selten auf den Teller. Im Trend sind außerdem Nahrungsergänzungsmittel. 39 Prozent der ÖsterreicherInnen decken über Pillen bis zu 100 Prozent ihres Tagesbedarfs an Nährstoffen. Das ist zuviel und unnötig – aber zum Glück nicht gefährlich. R Gesünder bis 2020. Der „Nationale Aktionsplan für Ernährung“, der vom Bundesministerium für Gesunheit, der Tägliche Basis bilden kalorienarme Getränke, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Getreideprodukte. Drei Milchprodukte täglich und zwei Mal pro Woche Fisch gehören auch auf den Speiseplan. Fleisch oder Wurst gibt’s maximal drei Mal, pro Woche sind außerdem drei Eier ok. Wenig Fett, am besten hochwertige Planzenöle und Nüsse. Süßigkeiten, fettige und salzige Snacks, Gebackenes und Fast Food sollten seltene Ausnahmen sein! Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und dem Institut für Ernährungswissenschaften initiiert wurde, hat eine klare Aufgabe: „Es muss das Ziel von Gesundheitspolitik sein, dass die gesunde Wahl die leichtere wird“, so Gesundheitsminister Alois Stöger. Welchen Einfluss die Ernährung auf Krankheiten hat, lässt sich am Beispiel von Obst und Gemüse zeigen: „Eine zusätzliche Portion Obst und Gemüse pro Tag kann das Risiko für Herzerkrankungen um vier Prozent und das Risiko für Schlaganfall um fünf Prozent senken“, erklärt Univ.Doz.in Ingrid Kiefer, Leiterin des Kompetenzzentrums Ernährung der AGES. Die Zahl der Erkrankungen, die durch unge- Fotos: www.grebe-fotografie.com, Peter Rigaud, Corbis; Quelle Ernährungspyramide: Die Österreichische Ernährungspyramide, Bundesministerium für Gesundheit Je weiter an der Basis der Ernährungspyramide (siehe unten) und je größer die Segmente, desto mehr können Sie zugreifen, Umso weiter oben, dementsprechend maßvoller sollten Sie diese Lebensmittel wählen! Genuss in Maßen. Ein erster Schritt dazu ist die neue österreichische Ernährungspyramide (siehe Grafik rechts). Bisher führte die Vielzahl von Ernährungsmodellen zu Unsicherheiten und Fehlinterpretationen. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und spezifisch österreichische Ernährungsgewohnheiten wurden beim neuen Modell berücksichtigt. Grundsätzlich essen wir zu fett, salzig und süß. Bei Obst und Gemüse greifen die ÖsterreicherInnen zu wenig zu, ebenso bei Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten. Verstärkte Info- und Serviceangebote für KonsumentInnen, Einbindung des Themas in Lehrpläne oder einheitliche Nährwertbezeichnungen sind konkrete Maßnahmen des Aktionsplans. INTERVIEW Wien macht gesund. Diese Initiative speziell für die WienerInnen hat Gesundheitsstadträtin Mag.a Sonja Wehsely gestartet. Das Konzept für mehr Wohlbefinden baut auf drei Säulen auf: Bewegung, gesunde Ernährung und seelische Gesundheit gehören eng zusammen. Rund ums Thema Ernährung sind die Wiener Märkte ein guter Tipp. Gesundheitsminister Alois Stöger „Mein Herzenswunsch ist es, dass Wienerinnen und Wiener gesund sind und das auch möglichst lange bleiben.“ Mag.a Sonja Wehsely, Gesundheitsstadträtin Wichtig ist außerdem die Bewegung. ExpertInnen raten: Der Alltag ist der beste Fitnesstrainer. Wer dann noch auf ● seine Seele achtet, lebt gesund. www.bmg.gv.at, www.gesundheit.wien.at Was ist das Ziel des neuen Aktionsplans Ernährung? Verbesserungen bei der Ernährung nutzen nicht nur dem Einzelnen durch mehr Wohlbefinden. Sie helfen auch, die Qualität im Gesundheitswesen in Zeiten knappen Budgets zu erhalten. Wie sieht der Zeitplan aus? Bis Ende des Jahren können Stellungnahmen deponiert werden. Spätestens 2020 wollen wir mit unseren Maßnahmen messbare Erfolge erzielt haben. Wo wird konkret angesetzt? Einserseits wird es gesetzliche Regelungen geben, in vielen Bereichen ist aber Ernährungsbildung der beste Weg. Fettes, Süßes und Salziges: sehr sparsam! Fette und Öle: Qualität vor Quantität. Fleisch, Wurst und Eier: regelmäßig! Milch und Milchprodukte: jeden Tag. Getreide und Erdäpfel: fünf Portionen, die sich lohnen! Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst: fünf mal täglich. Viel trinken: über den Tag verteilt! 14 15 SCHWERPUNKTTHEMA ERNÄHRUNG SCHWERPUNKTTHEMA ERNÄHRUNG Schon viele junge Menschen kämpfen mit dem Gewicht – und dem Druck der Gesellschaft. Das „Light“Versprechen Wenn Essstörungen krank machen DIE INDUSTRIE WIRBT MIT GESUNDER ERNÄHRUNG – EIN S C H Ö N H E I T S WA H N U N D K Ö R P E R K U LT K Ö N N E N S C H O N B E I J U G E N D L I C H E N KRITISCHER BLICK STRESS UND ESSSTÖRUNGEN AUSLÖSEN. DER WEG HERAUS FÜHRT NUR IST NÖTIG. ÜBER DEN EIGENEN SELBSTWERT. M Nährboden Schönheitswahn. „Der gesellschaftliche Druck, einen schlan- 16 Isolde Seidl ken und wohlgeformten Körper zu haben, ist massiv.“ Das sei, so Wimmer -Puchinger, ein Nährboden für die Krankheit. Auch die Familie hat großen Einfluss: „Vor allem ein hoher Perfektionsanspruch und Leistungsstreben können zu Essstörungen führen. Auch dersetzung mit Medien und deren Bildern und Inhalten für das Thema sensibilisieren. Beim Wiener Programm für Frauengesundheit setzt man daher im Sinne von Prävention bei den Risikofaktoren an, zum Beispiel mit der Initiative S-O-Ess gegen ungesunde Körperideale oder der Hot„Essstörungen können schon bei line für Essstörungen Elfjährigen auftreten. Generell ist (Infos s. unten). Dessen die Bulimie die häufigste, aber Leiterin Christine Biauch die versteckteste Form.“ schof weiß: „EssstörunChristine Bischof, Leiterin der gen können schon bei ElfHotline für Essstörungen jährigen auftreten. Generell ist Bulimie die Eltern, die selbst ständig auf Diät sind, häufigste, aber auch die versteckteste Mütter, die unter einer Essstörung ge- Form.“ Übrigens: Von 10.000 Frauen litten haben oder leiden, übertragen haben nur sechs (!) das „Traummaß“ ihre Fixierung.“ 90-60-90. „Es ist also an der Zeit, von diesem unrealistischen Vorbild wegzuGegensteuern! Den Selbstwert unter- kommen“, so Wimmer-Puchinger. ● stützen und möglichst gegen den gesellschaftlichen Druck immunisieren, Hotline für Essstörungen das sind für die Expertin wichtige Telefonberatungsstelle in der Wiener GesundPunkte, um der Krankheit vorzubeuheitsförderung, Telefon 0800 20 11 20, von gen. Man müsse schon im Kindergarten Montag bis Donnerstag (werktags) 12–17 Uhr, vermitteln, dass die Persönlichkeit auch per E-Mail:[email protected], mehr wiegt als das Aussehen und in der mehr Infos: www.essstoerungshotline.at Schule in einer kritischen Auseinan- chnell, lecker und gesund – so muss Essen heute sein. Immerhin kennt jede/-r dritte Berufstätige keine festen Essenszeiten mehr, jede/-r Zweite gibt in einer deutschen Umfrage an, sich nur am Wochenende vernünftig ernähren zu können. Da kommen Produkte mit Aufschriften wie „Light“ oder „Wellness“ gerade recht. Doch was steckt wirklich dahinter? „Das Versprechen wird oft nicht eingelöst“, weiß Jane Dixon aus der Abteilung Epidemiologie der „Australian National University“ in Canberra. Statt wirklich ausgewogene Produkte anzubieten, versuchen große Konzerne mit dieser Suggestion Kasse zu machen. S Fotos: Getty Images, Programm für Frauengesundheit/Ralf Kliem, Corbis agersucht, Bulimie, Binge-Eating-Dis or der (Essstörung mit Essanfällen): Die Zahl der jungen Menschen, die an Essstörungen leiden, ist alarmierend. 2008 wurden laut Spitalsentlassungsstatistik für Wien 471 Mädchen wegen Essstörungen behandelt – eine Verfünffachung (!) seit 1989. „Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper ist kontinuierlich gestiegen. Studien zeigen, dass Mädchen mehr betroffen sind als Buben und dass es schon im Kindergartenund Volksschulalter beginnt“, weiß Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger, Leiterin des Wiener Programms für Frauengesundheit. Die Betroffenen – rund zehn Prozent sind männlich – würden zudem immer jünger: Zehnjährige in stationärer Behandlung seien keine Seltenheit mehr. Man geht davon aus, dass in Österreich mehr als 200.000 Mädchen und Frauen an Magersucht und Bulimie leiden. Marlene Auer Beim Einkauf in die Irre geführt. Das Jogurt, das angeblich das Immunsystem aktiviert (im Übrigen nicht stärker als vergleichbare Produkte), ist laut ExpertInnen teurer und zuckerhaltiger als herkömmliche Jogurts. Das Müsli, das „zur Wunschfigur verhilft“ und eine „ausgewogene Ernährung“ bietet, be- steht zu großen Teilen aus Zucker. Und vom Schokoladenriegel mit der „ExtraPortion Milch“, der den „Tagesbedarf an Kalzium deckt“, müsste ein Kind 13 Stück essen, um dies zu erreichen. Folgen ungesunden Essens. Mehr als 22 Prozent der Wiener Jugendlichen leiden mittlerweile an Übergewicht, ein Fünftel sogar an krankhafter Fettleibigkeit. Auch Diabetes bei jungen Menschen hat zugenommen – so die Ergebnisse einer Studie des „Fonds Gesundes Österreich“. Hinzu kommt, das nur rund ein Viertel der Elf- bis 15Jährigen die empfohlene Bewegungsdauer von einer Stunde am Tag einhält. Wissen, was man isst. Packerlsuppen ohne Geschmacksverstärker und ein Jogurt, das wirklich fit macht – schön wär’s! Doch die Etiketten sind so unübersichtlich, dass KonsumentInnen kaum Durchblick haben. Deshalb will die EU künftig klare, transparente Regeln zur Lebensmittelkennzeichnung aufstellen. Verpackungen sollen Infos zum Energiegehalt und verschiedenen Nährwerten (bisher geschieht das auf freiwilliger Basis) erhalten, dürfen aber nicht in die Irre führen. So sollen etwa stark zuckerhaltige, aber fettarme Produkte die Aufschrift „fettarm“ nur tragen, wenn zugleich auf den hohen Zuckergehalt verwiesen wird. Konferenz im Herbst. Nicht nur im EU-Parlament wird beratschlagt, sondern auch im Wiener Rathaus. Am 28. September (9–18.30 Uhr) diskutieren ExpertInnen aus aller Welt unter dem Motto „Kampf ums Gewicht“ über das große Spannungsfeld zwischen sozialen Einflüssen, öffentlicher Gesundheit, Gesellschaftsnormen und Wirtschaftsinteressen im Ernährungsbereich. Jane Dixon etwa hält einen Vortrag über die „sieben Sünden von Korpulenz“. Veranstaltet wird die Konferenz vom Wiener Programm für Frauengesundheit in Kooperation mit der Wiener Gesundheitsförderung und dem Fonds Ge● sundes Österreich. www.essstoerungshotline.at/konferenzen 17 SERVICE WA S H A B E N P H Y S I K UND CHEMIE MIT KOCHEN ZU TUN? WERNER GRUBER GEHT DER „GENUSSFORMEL“ ERNÄHRUNG: TIPPS & TRICKS AUF FUNDIERTE, HUMORIGE WEISE AUF DEN GRUND. Peter Bernthaler Kulinarische Physik: Kochen mit Köpfchen Einwandfreie Lebensmittel Die MitarbeiterInnen des Wiener Marktamts (MA 59) führen laufend Kontrollen im Lebensmittelhandel und in Gastronomiebetrieben durch. Entnommene Proben werden rasch von der Lebensmitteluntersuchungsanstalt der Stadt (MA 38) begutachtet. Damit sorgen si e vor , dass die WienerInnen einwandfreie Produkte erhalten. Für Fragen und Beschwerden steht die Helpline „Lebensmittel in Wien“ zur Verfügung. Helpline „Lebensmittel in Wien“, 01/40 00-8090 Der Experimentalphysiker will das Warum in der Küche erklären. Gemeinsam Gewicht verlieren Über den Zeitraum von einem Jahr treffen einander die „Starken Freunde“ zum Ernährungs- und Sporttraining. So soll unter professioneller Anleitung der Ernährungs- und Bewegungsalltag von übergewichtigen Kindern(7–12 Jahre) langfristig verändert werden. SCHWERPUNKTTHEMA ERNÄHRUNG F Buchtipp: „Die Genussformel – Kulinarische Physik“, W. Gruber, Ecowin-Verlag, EUR 21,90, ISBN: 978-3902404-59-6 und Aromen gesättigt ist. Dann die Würstel zugeben, aber nicht kochen, nur „ziehen“ lassen, da sie sonst platzen. Dieses „Ziehenlassen“ ist auch bei gefüllten Knödeln wichtig, da ab 92 Grad Dampfbläschen die Knödel bersten lassen können. Genuss als Formel. Selbst ein leidenschaftlicher Esser, hat Gruber die „Genussformel“ entwickelt: Sie gibt im Vorhinein den Genussfaktor einer Speise an, abhängig vom Mama-Faktor (bei ihr schmeckt’s am besten!), der Zahl der Geschmacksrichtungen sowie der Aromen-Harmonie. Wenn Gruber Torten, Knödel oder Schweinsbraten mit Knack-Kruste analysiert, klingt das nicht nach Gesundheits-Trip. Gruber zu gesundem Essen: „Würden wir nur das essen, worauf wir Gusto haben, hätten wir ● viele Probleme weniger.“ REZEPT: GULASCH www.starkefreunde.at Gratis Ernährungsberatung Die Wiener Gebietskrankenkasse bietet in fünf Gesundheitszentren (Wien-Mitte, Wien-Mariahilf, WienSüd, Wien-Nord und Hanusch-Krankenhaus) gratis Ernährungsberatungen bzw. Diabetes-Schulungen an (ausgenommen Wien-Mariahilf ). e-card, Überweisung und Terminvereinbarung nicht vergessen. Gruber: Mindestens zwölf Stunden kochen! „Dann erst löst sich Collagen, das das Fleisch zäh macht, heraus.“ Zutaten 1,8 kg Zwiebeln, 2 kg Rindfleisch (würfelig geschnitten), 2 St. Ochsenschlepp, 3 EL Paprikapulver (süß), 3 EL Paprikapulver (scharf ), 1 TL Cayennepfeffer, 2 TL Tomatenmark, Öl, Mehl, Majoran, Salz Zubereitung Die Zwiebeln anrösten, bemehltes Rindfleisch, Paprikapulver, Ochsenschlepp, Gewürze hinzufügen, sofort mit Wasser ablöschen (soll alles abdecken). Einige Stunden köcheln lassen, vom Herd nehmen. Umrühren, wieder aufkochen, dann weiter köcheln lassen. Öfter wiederholen. www.wgkk.at Foto: Ecowin Verlag rankfurter aus der Steckdose, Frühstücksei aus der Kaffeemaschine und Röntgen des Gugelhupfs im Rohr – der gebürtige Oberösterreicher Werner Gruber wagt abenteuerliche Experimente in der Küche. „Ich will erklären, warum was funktioniert“, sagt der Physiker, „das hilft, Rezepte besser zu verstehen und gestalten zu können.“ Dabei fängt er mit dem kleinen ABC an: Um etwa gute Würstel zu erhalten, soll man erst eine „Opferwurst“ zerschneiden und im Wasser kochen, bis dieses mit Fetten, Salzen Praxisnahe Auskünfte Seit 1999 betreibt der Fonds Gesundes Österreich mit dem Verein für Konsumenteninformation eine Ernährungshotline. Ziel ist, wissenschaftlich fundierte, industrieunabhängige und praxisnahe Auskünfte zu allen Themen rund um Ernährung zu geben. Tel. 0810/81 02 27 (zum Ortstarif ) Ernährungsinfos vom Profi In „What to Eat“ und „food POLITICS: How the Food Industry Influences Nutrition and Health“ setzt die bekannte USErnährungsexpertin Marion Nestle den Fokus auf „gute“ und „schlechte“ Lebensmittel sowie den Einfluss der Industrie auf unser Essen. „What to Eat“, 624 Seiten, North Point Pr, ca. EUR 14, ISBN: 978-0865477384; „food POLITICS“, 510 Seiten, University of California Press, ca EUR 17, ISBN: 978-0520254039 Buchtipp: „schlank ohne diät“ Motivation, Ernährung, Bewegung und Verhalten spielen in „Schlank ohne Diät“ (Programm- & Praxisbuch) die Hauptrolle. Programmbuch, Kneipp Verlag, 216 Seiten, EUR 24,90, ISBN: 978-3708803890 www.vielfalt.com Käse, Schinken,Fleisch, Brot, Nudeln, Essig oder Öl: In der Online-Greislerei von „Slow Food Wien“ können „gute“, „saubere“ und „faire“ Lebensmittel per Mausklick quasi Ab-Hof direkt von den ProduzentInnen bzw. Bäuerinnen und Bauern bestellt werden. Alle Bestellungen, die bis Montagabend (19 Uhr) eingehen, werden bereits am Dienstag mit dem schnellen EMS-Dienst versandt und jeweils am Mittwoch (8–12 Uhr) zugestellt. www.veoe.org/get-your-expert.html Buchtipp: „Vollwert-Ernährung … … Konzeption einer zeitgemäßen und nachhaltigen Ernährung“ bringt Transparenz in gesundheitliche, ökonomische und soziale Probleme unserer Ernährungsweise. Karl von Koerber, T. Männle, C. Leitzmann, Haug Verlag, 420 Seiten, EUR 46,30, ISBN: 9783830471042 Buchtipp: „Kinder lernen essen“ Kindgerechte Wege zum Wohlfühlgewicht und zum Abbau von Übergewicht, Hintergrundinformationen sowie wertvolle Tipps und Tricks. Hanni Rützler, Verlag Krenn, 240 Seiten, EUR 24,90, ISBN: 9783902351944 Von Ernährungsberatung bis Toxikologie, von Niederösterreich bis Vorarlberg: Über diesen Link kann man je nach Thema und Wohnort ErnährungsexpertInnen zu verschiedensten Spezialgebieten finden. www.arche-noah.at/etomite Das Team der „Arche Noah“ hat sich der Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt bzw. ihrer Entwicklung verschrieben und gibt ihr Wissen gerne an Interessierte weiter. Tipp: Heuer wird die „Arche Noah“ 20 Jahre alt und feiert am 22. 8. ihr Jubiläum im Rahmen des „Gartenfestes der Vielfalt“. gesunde stadt – sommer 2010 18 19 Radhelm-Pflicht für Erwachsene? SOLL UNS DIE ENTSCHEIDUNG FÜR ODER GEGEN DAS TRAGEN EINES H E L M S B E I M FA H R R A D FA H R E N V O M G E S E T Z G E B E R A B G E N O M M E N WERDEN? UND STEIGERN VERORDNUNGEN UNSERE SICHERHEIT? PRO Basis für Erfolg: Vielfalt managen Univ.-Prof. Dr. Vilmos Vécsei, Leiter der Universitätsklinik für Unfallchirugie Wien A U S D E R S T R AT E G I S C H E N U N T E R N E H M E N S F Ü H R U N G S I N D S I E N I C H T M E H R WEGZUDENKEN: DIVERSITYMANAGERINNEN UND DIVERSITYMANAGER. DIE VOLKSHOCHSCHULE SIMMERING BIETET DAZU EINEN LEHRGANG AN. Z „Themenschwerpunkte sind Kommunikations- und Konfliktmanagement, Marketing und PR, Ökonomie sowie interkulturelle Aspekte und vieles mehr.“ Beatrix Binder, Fachleiterin Bildungszentrum für Gesundheit und Pflege VHS 11 achtet und zum Vorteil aller Beteiligten nutzen möchte. Diversity Management toleriert nicht nur die individuelle Verschiedenheit der MitarbeiterInnen, sondern hebt diese im Sinne einer positiven Wertschätzung besonders hervor. Präsenzphasen plus eLearning. Das Bildungszentrum für Gesundheit und Pflege der Volkshochschule Simmering bietet dazu einen Lehrgang an, der sich an Führungskräfte im Gesundheitswesen, zukünftige Führungskräfte sowie BeraterInnen in der Gesundheitsbranche richtet. Themenschwerpunkte sind Kommunikations-, Konfliktmanagement, Marketing/PR, Ökonomie, Interkulturelle Aspekte, Wertemanagement und vieles mehr. Der Lehrgang dauert drei Monate. Das Besondere ist, dass neben Präsenzphasen auch eLearning eingesetzt wird. Der nächste Lehrgang startet im November 2010. Interaktives Lernen. Unterlagen und eine Literaturliste werden auf der eLearning-Plattform zur Verfügung stehen, interaktive Teile des Lehrgangs werden bei Bedarf ebenfalls über eLearning abgewickelt. Alle Infos direkt beim Gesundheitszentrum für Gesundheit und Pflege der VHS Simmering unter 01/749 53 73. ● www.vhs.at/simmering Auf einen Blick • Lehrgangsbeginn: November, Kursnr.: BZ5001 • Kosten: 990 Euro (AMS/waff/CERT-gefördert) • 48 Therorie-Einheiten, 48 eLearing-Einheiten • Bewerbung mit persönlichem Vorgespräch; Anmeldeschluss: 5. November 2010 Fotos: August Lechner, Privat, Thomas Rottenberg, Corbis iele von Diversity Management oder Vielfaltsmanagement sind eine produktive Gesamtatmosphäre im Unternehmen zu erreichen und Diskriminierungen von Minderheiten zu verhindern. Dadurch wird die Chancengleichheit erhöht und die Motivation der MitarbeiterInnen gesteigert. Es ist ein Konzept der Unternehmensführung, das die Vielfalt und Verschiedenheit der Beschäftigten be- Beatrix Binder Die Helmpflicht sollte unbedingt gesetzlich verankert werden! Das würde nämlich auch die Unvernünftigen zur Vernunft zwingen. Die Geschwindigkeit, die Radfahrerinnen und Radfahrer im Stadtverkehr erreichen, sind nahe der höchsten zulässigen Geschwindigkeit. Problematisch ist es auch, dass viele ihre Rechte erzwingen wollen. Versuchen Sie zum Beispiel einmal, am Ring in Wien mit dem Auto rechts abzubiegen! Wer mit dem Fahrrad so schnell unterwegs ist und sich auf die Vorsicht der anderen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer verlässt, kann schnell in einen schweren Unfall verwickelt werden. Und viele vergessen, dass sie am Rad zu den Schwächsten im Straßenverkehr gehören. Bei einem Zusammenstoß bedeutet eine Delle im Auto für die Radfahrerin bzw. den Radfahrer oftmals einen Unterschenkelbruch. Das ist aber immer noch besser als eine Gehirnprellung. Grundsätzlich kommen vor allem deshalb viele Kopfverletzungen vor, weil man bei einem Sturz mit dem Rad vorne über fällt. Das verursacht dann leichte bis schwere Gesichts- und Kopfverletzungen, Frakturen, schwere Hautabschürfungen oder Gehirnprellungen. CONTRA Thomas Rottenberg, Standard-Redakteur und Moderator bei Servus-TV Dass eine erhöhte Sicherheit durch das Tragen eines Helms nicht in Frage gestellt werden kann, leuchtet wohl jedem ein. Auch das Argument, dass es vernünftig ist, einen Kopfschutz zu tragen, egal wo man fährt, lässt sich schwer widerlegen – der Asphalt ist überall gleich hart. Aber Gesetze zu erlassen und die Leute in die Pflicht zu nehmen, ist nur da notwendig, wo andere gefährdet sind und geschützt werden müssen, wie etwa beim NichtraucherInnenschutz. In einer Sache wie dieser, bei der jede/-r für sich selbst die Verantwortung übernimmt und bei einem Unfall auch den Schaden zu tragen hat, sind ein Appell an die Vernunft und eine dringende Empfehlung besser als Gesetz und Pflicht. Pflicht erzeugt Widerwillen. Wer sich überreguliert fühlt, steigt gar nicht erst auf das Fahrrad. Das schadet der Fitness und ist kontraproduktiv bei dem Vorhaben, das Rad zu promoten. Man muss einfach das Image des Helms heben und an die Vernunft der Leute appellieren. In vielen Zeitschriften werden unbehelmte RadfahrerInnen gar nicht abgebildet – positives Image und Vorbilder haben eine große Breitenwirkung. Es ist nicht notwendig, Helmpflicht zu verordnen. Anmerkung der Redaktion: Die Texte wurden auf Basis von Interviews erstellt. gesunde stadt – sommer 2010 20 21 AUS DEN BEZIRKEN Neue Radfahranlagen Tolle Nachricht für alle begeisterten PedalritterInnen: Auf der Nebenfahrbahn des Stubenrings sowie in der Kantgasse – jeweils zwischen Christi- Mehr Platz für Wiens RadlerInnen: Ein neues Teilstück entlang des Ringradwegs wurde nun fertiggestellt. nengasse und Pestalozzigasse – wurde von der MA 28 neue Radwege errichtet. Weiters können BikerInnen ab sofort in der Pestalozzigasse auf der gesamten Länge gegen die Einbahn fahren. Mit diesen neuen Anschlüssen an den Ringradweg ist das Wegenetz für Drahtesel in Wien nun bereits rund 1.200 Kilometer lang. 2. LEOPOLDSTADT Nachbarschaftsgarten Gemeinsam für mehr Grün sorgen: Das ermöglicht das Projekt Nachbarschaftsgarten von und für die AnrainerInnen des Stuwerviertels, das unter anderem von der Bezirksvorstehung und der Gebietsbetreuung unterstützt wird. Ob Gemüse, Blumen oder Kräuter: Die Hobby-GärtnerInnen können die vor kurzem fertig gestellten Hochbeete nach eigener Vorstellung gestalten. Zusätzlich werden Kletterpflanzen die Umgebung verschönern. Und: Durch das Projekt wird auch die Kommunikation im Viertel verbessert. Infos: www.gebietsbetreuung.wien.at 5. MARGARETEN Interkulturelle Begegnungen Für ein besseres Zusammenleben: Der Verein „Station Wien“ organisiert beim Projekt „Kontaktepool Wien“ Treffen von Menschen unterschiedlicher Herkunft sowie Lernhilfe für Kinder mit Migrationshintergrund. Durch den persönlichen Kontakt können nicht nur Bekanntschaften geknüpft werden. Auch Hemmungen werden abgebaut, beim Plaudern kann nebenbei Deutsch gelernt werden. Übrigens: Für zweisprachig aufgewachsene Kinder sucht der Verein ehrenamtliche MitarbeiterInnen für die Lernhilfe. Verein Station Wien, Einsiedlerplatz 5, Tel. 01/941 48 36 www.stationwien.com 7. NEUBAU Mädchencafé in Planung Jugendarbeit wird in Neubau großgeschrieben: In der Bezirksvertretungssitzung wurde deshalb beschlossen, einen exklusiven Sozialraum für Mädchen einzurichten, in dem kein Konsumzwang besteht und sich die Besucherinnen ungestört unterhalten können. Bei der Umsetzung dürfen die späteren Nutzerinnen mitbestimmen. Sie werden sowohl bei der Suche nach einer geeigneten Lokalität als auch bei der Planung mit eingebunden. Infos: http://de.netlog.com/mc_1070 9. ALSERGRUND Biomarkt im Servitenviertel Saisonales Obst und Gemüse, Käse, Eier, Wurst- und Fleischwaren, Fisch, Brot und vieles mehr: In Alsergrund wurde einem lang gehegten Wunsch der BewohnerInnen nachgegangen und ein Biomarkt ins Leben gerufen. Die Stände vor der Servitenkirche haben jeden Samstag geöffnet. Zusätzlich gibt es auch einen Webshop, über den die Waren vorbestellt und dann am Stand abgeholt werden können. Biomarkt am Servitenplatz, jeden Samstag, 8 bis 12.30 Uhr Infos und Webshop: www.servitenmarkt.at wegungsapparat. Auf einem Areal von 6.000 Quadratmetern stehen unter anderem mehr als 200 Behandlungsplätze, zehn Einzeltherapieräume sowie ein großes Schwefelwasserbecken für Unterwassergymnastik und eines für Unterwassermassage und Rehabilitationsanwendungen bereit. Dank der Thermalquelle Oberlaa wird im Gesundheitszentrum ein besonderes Augenmerk auf Hydro- und Balneotherapie gelegt. Das Zusammenspiel von Bewegungstherapien, physikalischen Therapien sowie Rehabilitationsstrategien tragen ebenfalls zum Behandlungserfolg bei. Und: Ab Herbst besteht auch eine direkte Anbindung an die Therme Wien. www.thermewienmed.at 10. FAVORITEN Gratis-Hebammensprechstunde In Zusammenarbeit mit dem „Zentrum Neun” bietet das Hebammenzentrum Beratungsgespräche für türkischstämmige Frauen und Familien an. Fragen zum Thema Schwangerschaft, Wahl des Geburtsortes, Geburtsablauf, Stillen, Ernährung, Empfängnisverhütung etc. werden dabei von Hebammen beantwortet. Hebammensprechstunde, jeden ersten Donnerstag im Monat, von 10 bis 12 Uhr, Zentrum Neun, Marktgasse 35 www.hebammenzentrum.at oder 01/319 23 50 Hochmoderne Gesundheitsoase Die Therme Wien Med (in der Bildmitte Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely bei der Eröffnung) ist eines der modernsten medizinischen Kompetenzzentren Österreichs für den Be- 13. HIETZING Fotos: www.picturedesk.com, Therme Wien, Gymnasium auf der Schmelz, MA 49 1. INNERE STADT Pfade im Lainzer Tiergarten Besonders für Kinder empfehlenswert sind der Natur- und der Waldlehrpfad im Lainzer Tiergarten: Sie bieten spannende Einblicke in den Lebensraum Wienerwald, die Geschichte des Areals und in die Tier- und Pflanzenwelt. Die Gehzeit liegt zwischen 20 Minuten und einer Stunde. Entlang des Weges vermitteln Schautafeln Wissenswertes, für den Nachwuchs wurden teils eigene Bereiche angelegt. Beim Naturlehrpfad gibt das Wildschwein „Susa“ Tipps für Beobachtungen, Experimente und die Benützung der interaktiven Spiele. Info: www.wien.gv.at/umwelt/wald/erholung/lainzertiergarten/freizeit/pfad e.html bereitet, in denen die Länder, aus denen die TeilnehmerInnen anreisen, vorgestellt werden. Zudem ist ein großes Eröffnungsfest geplant. 18. Internationales Schmelzer Jugendhandballturnier, 2. bis 5. September 2010, Auf der Schmelz 4, www.schmelz-turnier.at 21. FLORIDSDORF Seelische Probleme lösen Ob Ärger in der Partnerschaft oder Trauer: Um die Schwierigkeiten des Lebens meistern zu können, kann nun auch ganz einfach professionelle Hilfe herangezogen werden. Denn Susanne Bluma und die Psychotherapeutin Hildegard Köhler haben ein Projekt zur kostenlosen Erstberatung ins Leben gerufen. Betroffene werden dabei – nach Voranmeldung – über Therapiemethoden und -kosten informiert. Psychotherapeutische Erstberatung, jeden ersten Mittwoch im Monat, 15 bis 16 Uhr, Amtshaus Floridsdorf, Am Spitz 1, 2. Stock, Zimmer 202, Telefon: 01/40 00-21110 22. DONAUSTADT StreitschlichterInnen für Schulen Gewaltprävention ist das Schlagwort beim so genannten Peer-Mediations- Sportliche Action wird auch heuer wieder beim großen Jugendhandballturnier Auf der Schmelz geboten. projekt in Donaustadt: Dabei werden SchülerInnen zwischen zwölf und 19 Jahren von Profis zu StreitschlichterInnen ausgebildet, die helfen, Konflikte zu verhindern oder friedlich zu lösen. Insgesamt 200 Jugendliche nehmen bereits begeistert an dem Programm teil. Allein im Mai 2009 erhielten 80 SchülerInnen das Diplom. Ihr Einsatz ist enorm wichtig – immerhin gibt es im Bezirk 50 Schulen und mehr als 15.000 SchülerInnen. 23. LIESING Maurer Babymeile Von Yoga- und Qi-Gong-Kursen über Stillgruppen bis hin zur Zwergensprache: Bei der „Maurer Babymeile“, die auf Initiative von vier Müttern gegründet wurde, stehen Angebote für die ganze Familie vor und nach einer Geburt im Zentrum. Die Aktion soll mit viel Einfühlungsvermögen sowie Tipps und Tricks Mütter aus dem Grätzl unterstützen. Natur pur im Lainzer Tiergarten (Infos l.). 15. RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS Jugendhandballturnier Hier steht nicht nur der Sport, sondern auch das Miteinander im Mittelpunkt. Für das Turnier hat das Gymnasium „Auf der Schmelz“ Ausstellungen vorgesunde stadt – sommer 2010 22 23 GESUNDHEIT HAT EIN GESCHLECHT Aktiv und bewusst das Leben meistern Probleme? Hilfe speziell für Männer MÄNNER HABEN EINEN EIGENEN ZUGANG ZU GESUNDHEITSTHEMEN. DAS „MEN“-MÄNNERGESUNDHEITSZENTRUM NIMMT SICH AUF SENSIBLE WEISE eistung, Erfolg, Mut – wenn es um Gesundheit geht, orientieren sich viele Männer an althergebrachten Werten des „starken“ Geschlechts. Das im Jahr 2002 gegründete „MEN“ hat daher einen männerspezifischen Zugang zu gesundheitlichen Themen etabliert. In bis hin zur Gesundheitsförderung und kostengünstigen Psychotherapie. Themen wie Sexualität, psychische Probleme oder Opfer-Erlebnisse sind besonders angst- und schambesetzt. Im „MEN“ wurden daher spezielle Räume geschaffen, in denen Männer zu diesen Problemen ungestört Hilfe und Beratung erhalten. „Humor darf nicht zu kurz kommen. Männer tun sich oft leichter, erst mal über sich selbst zu lachen, bevor sie über Persönliches sprechen.“ Mag. Romeo Bissuti, Leiter des MEN Die richtige Sprache sprechen. „Unser Projekt ist in ganz Europa einzigartig, im vergangenen Jahr hatten wir mehr als 19.000 Kontakte“, schildert Mag. Romeo Bissuti, Leiter des „MEN“. „Das zeigt, dass Männer und Buben sehr wohl für das Thema Ge- L enger Zusammenarbeit mit der Wiener Gesundheitsförderung ist das Zentrum eine niederschwellige Anlaufstelle für männliche Hilfesuchende. Die Angebote werden so gesetzt, dass Männer und Buben sie leichter annehmen können. Persönliche Beratung. Unabhängig von Alter, Bildung, sexueller Orientierung oder kultureller beziehungsweise religiöser Zugehörigkeit – die Möglichkeiten reichen von persönlicher Beratung über körperliche, seelische und soziale Gesundheitsthemen durch PsychologInnen und altersgerechte Workshops Claudia Rabl Buchtipp: „Männergesundheit: Neue Herausforderungen für Gesundheitsförderung und Prävention“, Thomas Altgeld, Juventa-Verlag, 288 Seiten, EUR 23,50, ISBN: 3-7799-1659-2 BEWEGUNG, ERNÄHRUNG, SEELISCHES WOHLBEFINDEN – sundheit zu gewinnen sind, wenn man sie nur auf die richtige Art und Weise anspricht.“ Übrigens: Im „MEN“ spricht man die Sprache der Männer nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Bosnisch, Kroatisch, Serbisch, Türkisch, Franzö● sisch und Spanisch. BEIM GESUNDHEITSPROJEKT „I FEEL GOOD“ GIBT ES JEDE MENGE ANGEBOTE UND AKTIONEN. Peter Bernthaler GESUNDER BEZIRK anz- und Selbstverteidigungskurse, Ernährungsvorträge, Schwimmen, Kinderturnen, sexualpädagogische Workshops, Wanderungen – das und noch vieles mehr wird im Rahmen des Projekts „Feel Good“ des Vereins ZEIT!RAUM geboten. Ziel ist, den TeilnehmerInnen Wissen und Kompetenz zu vermitteln, um eigenverantwortliches und gesundheitsförderndes Verhalten entwickeln zu können. Kinder und Jugendliche werden bei der Entwicklung ihres Körperbewusstseins unterstützt. T www.men-center.at Workshops stärken das Teamwork und das Gefühl, füreinander da zu sein. Fotos: Michael Rausch-Schott (2), Verein Zeitraum PROBLEMEN AN UND HILFT, RESSOURCEN ZU STÄRKEN. Kostenlose Workshops. Motivation, Wohlbefinden und bewusste Lebensführung durch Spiel und Spaß! Mit dem niederschwelligen, kostenlosen Angebot sollen Schwellenängste bei der Inanspruchnahme abgebaut und vor allem sozial Benachteiligte, aber auch Personen mit Migrationshintergrund erreicht werden. Bewusste Regionswahl. Warum ausgerechnet in Rudolfsheim-Fünfhaus? Der Bezirk verfügt bereits über viele engagierte Initiativen und Angebote, die zur Gesundheitsförderung und Prävention beitragen. Außerdem waren auch sozio-demografische Faktoren und Gesundheitsstatistiken ausschlaggebend, das Projekt in dieser Gegend ins Leben zu rufen. Denn ein schwaches Bildungsniveau und das niedrigste Individualeinkommen in Wien äußern sich auch in der Lebenserwartung, die für die BewohnerInnen des 15. Bezirks mit rund 77 Jahren um vier Jahre niedriger ist als für EinwohnerInnen des ersten Bezirks, der City. Der Pass zur Aktion. Ein wichtiges Medium des Projekts ist der „Feel Good“-Pass – dieser informiert über die Gesundheitsangebote im 15. Bezirk und gibt einen Überblick über regelmäßige Aktivitäten, die an mehreren Orten und „Im Jahr 2009 konnten wir mit ,Feel Good‘-Projekten insgesamt 1.467 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erreichen.“ Mag.a Fatma Akcay-Akbulut, Projektleiterin „Feel Good“ Institutionen angeboten werden. Darüber hinaus werden aktuelle Informationen ganzjährig am Fenster des Vereins ZEIT!RAUM präsentiert. Außerdem informieren mehrsprachige Folder, die etwa bei „Beratung am Eck“, in städtischen Büchereien oder der Volkshochschule Rudolfsheim aufgelegt werden. Das Monatsprogramm ist ● aber auch im Internet zu finden. www.zeitraum.org gesunde stadt – sommer 2010 24 25 TERMINE Mittwoch, 30. Juni 4. Favoritner Mädchen- und Burschengesundheitstag Infos für Jugendliche über Ernährung, aber auch zu Themen wie Sexualität, Drogen oder Computerspiele. Veranstalter: FEM Süd und MEN. Eintritt frei. Ort: FH Campus Wien, Favoritenstraße 226, 1100 Wien, 9–13 Uhr www.fem.at/FEM_Sued/femsued.htm, www.men-center.at 18. bis 23. Juli 18. Internationale Aids-Konferenz (AIDS 2010) RepräsentantInnen verschiedener Interessenvertretungen und ExpertInnen aus aller Welt diskutieren über Fortschritte und Prioritäten im Kampf gegen HIV/AIDS. Veranstalter: Internationale Aids-Gesellschaft und internationale/nationale Partner, Ort: Reed Messe Wien www.aids2010.org 28. Juni bis 1. Juli „Hot in the City“ Beim großen Schulabschlussfest „Hot in the City“ gibt es Sportmöglichkeiten – von American Football bis Gokart oder Rodeo. Außerdem: Workshops in der Life Lounge der Wiener Gesundheitsförderung. Veranstalter: Middle European Sport Association, Ort: Strandbad Gänsehäufel www.sommerzauber.at Freitag, 3. September Tag der seelischen Gesundheit Seelische Probleme und psychische Störungen sind nach wie vor ein Tabu, Behandlungen und Maßnahmen zur Vorbeugung oft zu wenig bekannt. Daher laden Wien und KAV zur Informationsveranstaltung. Veranstalter: Wiener Krankenanstaltenverbund. Eintritt frei. Ort: Rathaus, 10–18 Uhr www.wienkav.at Samstag, 18. September Wiener-Herz-Kreislauf-Event Auftaktveranstaltung Neben Tipps, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen, gibt es eine Gesundheitsstraße mit zahlreichen Checkpoints. Auch die Unterhaltung kommt nicht zu kurz. Eintritt frei. Veranstalter: Spirit One in Kooperation mit der Wiener Gesundheitsförderung, Ort: Lugner City Dienstag, 28. September Der Kampf ums Gewicht In der Konferenz beschäftigen sich ExpertInnen u. a. mit der Frage, wie nachhaltige Ernährungspolitik aussehen kann und welchen Einfluss die Industrie auf den Kampf ums Idealgewicht hat. Veranstalter: Wiener Programm für Frauengesundheit in Kooperation mit der Wiener Gesundheitsförderung und dem Fonds Gesundes Österreich, Ort: Rathaus, 9–18.30 Uhr www.essstoerungshotline.at/ konferenzen ÖSTERREICH Österreichische Konferenz Gesundheitsfördernder Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen Wie kann man gesunde Ernährung für PatientInnen, MitarbeiterInnen und die regionale Bevölkerung umsetzen? Veranstalter: Österreichisches Netzwerk Gesundheitsfördernder Kranken- häuser und Gesundheitseinrichtungen Ort: Elisabethinen Linz www.ongkg.at Sonntag, 22. August Gartenfest der Vielfalt Markt der Vielfalt: Pflanzen, Gemüse und bäuerliche Köstlichkeiten zum Verkosten und Kaufen. Veranstalter: ARCHE NOAH Büro, Ort: Schiltern/Niederösterreich www.arche-noah.at „Schwein gehabt!“ INTERNATIONAL 1. bis 2. Juli KOLUMNE – gender health in motion – Gesundheit, Bewegung und Geschlecht aus interdisziplinärer Perspektive WissenschafterInnen aus Europa präsentieren Forschungsergebnisse aus den Bereichen Gesundheit, Bewegung und Geschlecht. Ort: Köln/Deutschland. Dr. Andreas Kienzl über Mythen im Bereich der Ernährung und die Lust des Genusses. Ich war zum Abendessen eingeladen. Acht Personen, alle noch bester Stimmung, saßen rund um den festlich gedeckten Tisch versammelt. Kurz vor dem Essen kam das Thema „Gesundheit“ auf. Die Ankündigung der Gastgeberin, dass es auch Gemüse geben wird, hatte eine Diskussion ausgelöst. www.dshs-koeln.de/igis_symposium 11. bis 15. Juli 20. IUHPE World Conference on Health Promotion Mehr als 2.000 Fachleute aus aller Welt diskutieren über Gesundheitsförderung, öffentliches Gesundheitswesen und nachhaltige Entwicklung. Ort: Genf/Schweiz www.iuhpeconference.net 25. bis 28. August World Ageing & Generations Congress Das Programm des Kongresses teilt sich in vier Module: Work & Welfare, Health, Innovation & Markets, Lifestyle & Society. Ort: St. Gallen Universität/Schweiz. www.wdassociation.org IMPRESSUM: Gesunde Stadt; Heft 2/2010; Medieninhaber und Herausgeber: Wiener Gesundheitsförderung gemeinnützige GmbH – WiG, Treustraße 35–43, Stg. 6, 1200 Wien, Tel. 01/40 00-76925. Geschäftsführer: Dennis Beck. Magazinkoordination: Franziska Renner. Inhaltliche Koordination des Schwerpunktthemas: Mag.a Maria Holzer. Layout: Qarante, Wolfgang Krimmel.Verleger: Bohmann Druck und Verlag Gesellschaft m. b. H. & Co. KG, Leberstr. 122, 1110 Wien. Geschäftsführer: Dr.in Gabriele Ambros, Gerhard Milletich. Redaktion: Leberstr. 122, 1110 Wien, Tel. 01/740 32-0. Verlags-Chefredaktion: Mag. Helmut Widmann, Christoph Berndl (Stv.). Chefin vom Dienst: Marlene Auer. Grafik: Mag.a Marion Karasek. Fotoredaktion: Marion Batty. Lektorat: Carina G. Divischek, Mag.a Daniela Oberhuber. Coverfoto: Corbis. Druck: Wograndl. Verlags- und Herstellungsort: Wien. Erscheinungsweise: vier Mal jährlich. Grundlegende Richtung der Zeitschrift: Das Magazin kommuniziert als Botschafterin die Gesundheitsförderungs-Projekte und -Aktivitäten der WiG und der Stadt Wien sowie die Kernthemen der Wiener Gesundheitsförderung an relevante ExpertInnen und MultiplikatorInnen. Foto: Kienzl / Illustration: Tim Maresch WIEN Heimische Schweine – (bio)logisch? „Mindestens fünf Mal am Tag muss man Obst und Gemüse essen“, sagte die übergewichtige Dame neben mir mit belehrender Miene. „Und nach dem Essen soll man eine Tasse heißes Wasser trinken“, warf eine andere ebenso streng ein. „Das fördert die Verdauung und wirkt beruhigend auf den Darm. Eine ayurvedische Weisheit“, ergänzte sie im Brustton der Überzeugung. „Vor oder nach dem Kaffee?“, fragte ich. „Stattdessen!“, kam zurück. „Haben Sie nicht gelesen, dass Kaffee ungesund ist? Eine Studie der University of Michigan belegt das ausführlich.“ „Aha“, sagte ich und wollte als eingefleischter Kaffeetrinker protestieren. Das war gar nicht möglich, denn am anderen Ende des Tisches referierte bereits ein Ehepaar aufgeregt über eine Untersuchung, die beweist, dass Fleisch ungesund ist. „Das habe ich auch in einem Lifestyle-Magazin gelesen“, erregte sich die übergewichtige Dame. „Meinen Sie die Studie über hormonbelastetes Kalbfleisch?“ – „Nein, ich meine die Analyse der Miami University of Ohio, die bestätigt, dass Schweinefleisch eine einengende Wirkung auf Herzkranzgefäße hat .“ „Was Sie nicht sagen“, bemerkte die irritierte Gastgeberin, „es gibt Schweinslungenbraten.“ „Vielleicht sind österreichische Schweine nicht ganz so gefährlich wie amerikanische“, bemerkte ich mit einem Augezwinkern. „Schwein bleibt Schwein“, donnerte der Gatte der übergewichtigen Dame über den ganzen Tisch. „Mein Herzinfarkt ist mit Sicherheit darauf zurückzuführen. Machen Sie sich nur lustig!“. „Ja, wirklich total ungesund“, bestätigte die übergewichtige Dame mit mittlerweile feuerroten Wangen und warf mir einen Blick der höchsten Verachtung zu. Raps- statt Olivenöl Der sympathische ältere Herr mir gegenüber, der sich bisher aus dem Gespräch herausgehalten hatte, fragte sehr höflich die Gastgeberin: „Kochen Sie mit Olivenöl? Meine Frau könnte heute noch leben, hätte sie nicht alles mit Butter und Schmalz gekocht. Ihr Bluthochdruck und Cholesterinspiegel waren viel zu hoch, schrecklich.“ „Olivenöl? Wo denken Sie nur hin! Haben Sie nichts von der Studie der New York University gehört? Ich koche ausschließlich mit Rapsöl! Aufgrund des hohen Anteils an einfach ungesättigten Fettsäuren wird Rapsöl ein positiver Einfluss auf den Cholesterinspiegel zugeschrieben. Zudem ist es reich an Vitamin E, Provitamin A und Vitamin K.“... Und von der Vorspeise bis hin zur zarten Malakofftorte wurde alles lust- aber restlos aufgegessen. Genuss als Schlüssel zur Lebenslust An dem Abend habe ich viel über das Todbringende von Lebensmitteln erfahren. Aber vor allem, wie wichtig Genussfähigkeit und Lebenslust für ein gesundes Dasein sind. Ich habe beides und so den Abend trotz aller Studien genossen – am meisten den Kaffee! Schwein gehabt! Dr. Andreas Kienzl ist Humortherapeut und leitet das Institut für Vital Empowerment in Baden (NÖ). Infos: www.ive.at gesunde stadt – sommer 2010 26 27 GE GE GE GE SU SU SU SU ND ND ND ND ER ES ER ES GR BE AL KI GE NDE ÄT TR TER SU RG ZL IEB N ND AR GE ES TE SU N K SE N RA LB DE NK ST SC EN HI H H U A L …… FE LE US …… DIE WIENER GESUNDHEITSFÖRDERUNG: GESUNDES LEBEN IN EINER GESUNDEN STADT.