Flitzer, Tränen, Busenblitzer

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Titelgeschichte
Flitzer, Tränen, Busenblitzer
Die Oscarverleihungen haben dem Fernsehpublikum schon zahlreiche unvergessliche Momente
beschert. Zur Einstimmung auf die Gala am Sonntag gibt es hier die Top Ten. Vanessa Buff
Titelgeschichte
Michael Moore, 2002:
Normalerweise herrscht bei den Oscars immer Friede,
Freude, Eierkuchen: Alle fühlen sich geehrt, lobpreisen
das Werk der anderen und sind emotional tief berührt,
wenn auf der Bühne einmal Tränen fliessen. Ganz anders lief es da bei der Dankesrede von Dokumentarfilmer Michael Moore, der 2002 für sein Werk «Bowling
for Columbine», in dem er den Umgang der Amerikaner
mit Waffen kritisiert, einen Oscar erhielt.
Als Moore nämlich zu einer Schimpftirade gegen den
damaligen Präsidenten George W. Bush ansetzte, waren im Publikum plötzlich laute Pfiffe und Buhrufe zu
hören. Doch Moore wäre nicht Moore, wenn er sich davon beirren liesse, und so redete er munter zu Ende,
obwohl ihn die Regie schon mit dem Einspielen von Musik hatte von der Bühne spedieren wollen.
Ring frei: Für seine Schimpferei auf George W. Bush wurde
Filmemacher Michael Moore ausgebuht. Quelle YouTube
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Gwyneth Paltrow, 1999:
Halle Berry, 2002:
Ebenfalls gemischte Gefühle im Publikum rief die Dankesrede von Gwyneth Paltrow hervor. Die Schauspielerin gewann 1999 den Oscar als Beste Hauptdarstellerin
im Film «Shakespeare in Love» und bedankte sich für
die Auszeichnung mit einer verheulten Ansprache, in
der sie jedem Menschen seit Anbeginn der Zeit zu danken schien − Familie, Co-Darsteller, Regisseure, Adam
und Eva natürlich eingeschlossen. Geschlagene drei
Minuten dauerte die Danksagung − rekordverdächtig.
Die einzige Rede, bei der es möglicherweise noch mehr
Tränen gab als bei der von Gwyneth Paltrow, war diejenige von Halle Berry 2002. Sie war nämlich die erste afroamerikanische Schauspielerin, die den Oscar als Beste Hauptdarstellerin entgegennehmen konnte, und
zwar für ihre Rolle in Marc Forsters Drama «Monster’s
Ball». Berry war darob so geschockt, dass sie auf der
Bühne kaum ein Wort herausbrachte und erst einmal
kräftig weinte, bevor sie zum Dank ansetzen konnte.
Titelgeschichte
Alfred Hitchcock, 1968:
Adrien Brody, 2002:
Es geht aber auch kürzer − bedeutend kürzer, wie Kultregisseur Alfred Hitchcock angesichts der Verleihung
des «Irving G. Thalberg Memorial Awards», einer Art
Ehrenoscar, demonstrierte. Als er den Preis 1968 entgegennahm, quittierte er das lediglich mit einem knappen
«Thank you», schob noch ein verzögertes « ... very much
indeed» hinterher und schritt danach würdevoll von der
Bühne. Chapeau!
Unvergessen auch dieser Oscarmoment: Adrien Brody
gewinnt für seine Rolle in «Der Pianist» den Oscar als
Bester Hauptdarsteller − und verpasst Halle Berry, die
den Preis übergeben soll, einen fetten Knutscher. Da
waren die Herren Cage, Caine, Day-Lewis und Nicholson, die ebenfalls nominiert gewesen waren, wohl ganz
schön neidisch. Ob’s Halle Berry allerdings auch gefallen hat, ist nicht überliefert.
Titelgeschichte
Hugh Jackman, 2009:
Der Flitzer, 1974:
Nicht nur die Gäste, auch die Moderatoren lieferten in
der Geschichte der Oscars schon schöne Momente. So
zum Beispiel Hugh Jackman, der 2009 souverän durch
den Abend führte − keine leichte Aufgabe bei all den
langatmigen Dankesreden und Laudationes. Doch schon
der Beginn von Jackmans Show war ein Highlight: Er
zeigte nicht nur Selbstironie, weil er für keinen Oscar nominiert worden war, sondern legte gleich noch eine Gesangsnummer aufs Parkett. Wenn’s nur immer so wäre!
Zugegeben, heute ist ein Flitzer − also ein Mensch, der
nackt durch einen mehr oder weniger öffentlichen
Raum rennt − keine Seltenheit mehr. Im Amerika der
70er-Jahre allerdings war das noch anders, und als ein
Mann bei den Oscars 1974 über die Bühne flitzte, war
das schon fast ein Skandal. Der britische Redner David
Niven nahm’s mit gewohnt trockenem Humor; es sei
vielleicht die einzige Chance des Mannes zu zeigen, wo
er im Leben zu kurz gekommen sei, so Niven.
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Die Mode, 1929–2013:
Cuba Gooding Junior, 1996:
Auch wenn sie es abstreiten − die meisten Leute schauen die Oscars eigentlich nur wegen der Kleider, die von
den Stars und Sternchen so über den roten Teppich getragen werden. Und die geben auch immer einiges her:
Sei es das Schwanenkleid von Sängerin Björk oder der
angebliche Busenblitzer von Jennifer Lopez, über den
sich heute noch ganz Amerika streitet (war es nun einer oder doch nur ein unglücklicher Schatten auf dem
Dekolleté?).
Zurück zu den Dankesreden: Cuba Gooding Junior gewann für seine Rolle im Film «Jerry Maguire – Spiel des
Lebens» den Oscar als Bester Nebendarsteller. Er war
darob so begeistert, dass er die Bühne kaum mehr verlassen wollte. Obwohl die Musik fast eine Minute lang
spielte und ihn so zum Gehen aufforderte, flippte der
Schauspieler total aus und überschüttete das halbe Publikum mit «I love you, I love you, I love you». Das schien
sich jedoch nicht daran zu stören.
Titelgeschichte
Heath Ledger, 2009:
Wiederum für einen der emotionalsten Momente sorgte der australische Schauspieler Heath Ledger, der 2009
als Bester Nebendarsteller für seine Rolle des Jokers in
«The Dark Knight» geehrt wurde. Ledger war nur wenige Monate zuvor verstorben, seine Familie nahm den
Preis stellvertretend für ihn an und widmete ihn seiner
kleinen Tochter Matilda. Das Publikum war sichtlich
berührt und zollte Ledger Tribut mit tosendem Applaus
und Standing Ovations.
Ein schwerer Gang: Stellvertretend für den verstorbenen
Ledger nahm seine Familie den Oscar entgegen.
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