MARKETING II – VOM LIEFERANTEN ZUM HÄNDLER 1 6.1.1 Ziele und Aufgaben der Beschaffung Die 6 R der Beschaffung: Die benötigten (richtigen) Materialien und Produkte, in der erforderlichen (richtigen) Menge, in der richtigen Qualität, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und zu günstigem (richtigem) Preis bereitstellen. = Beschaffungswirtschaftliches Optimum 2 Zielkonflikte in der Beschaffung Niedrige Versorgungs-/ EntsorgungsKosten Beschaffung Hoher Lieferservice / Hohe Qualität der Güter Niedrige Kapitalbindung / Hoher Kapitalumschlag 3 Waren-, Geld- und Informationsflüsse in der Wertschöpfungskette Informations- und Geldfluss Produkt Zulieferer Produkt Produzent Sortiment Distributor Produkt Handel Kunde Güter- und Informationsfluss 4 Beschaffungspolitik Entscheidungsfelder Beschaffungssortiment Bestände Lieferanten Bereitstellung Termine Preise & Konditionen Mengen Qualität 5 Beschaffungsmarktforschung globaler Beschaffungsmarkt 6 Beschaffungsprozess Warenbedarf ermitteln (Art, Qualität, Menge usw.) evtl. Lieferant auswählen / Offerten einholen Bestellmenge / -zeitpunkt festlegen Bestellung auslösen (E-Shop, Fax usw.) Wareneingang terminieren / kontrollieren Ware einlagern Rechnung prüfen / bezahlen 7 Auftrag Beschaffungsprozess Auftrag Aus dem üK 2 kennen Sie die Methode, einen Prozessablauf als Flussdiagramm zu zeichnen. Zeichnen Sie nun einen Beschaffungsprozess aus Ihrem Lehrbetrieb auf ein Flip-Chart-Blatt. Benutzen Sie dazu die Symbole aus der LLD (Seite 85/86). Material Flip-Chart, Filzstift Sozialform Einzelarbeit Zeit 15 Minuten Plenum Galerie, Klärung von Fragen 8 Richtige Produkte Was soll beschafft werden? Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe Handelswaren Energien Anlagegüter (Investitionsgüter) Informationen und Rechte Dienstleistungen Kapital Personal 9 6.1.2 Richtige Produkte Standardprodukte oder Einzelbeschaffung? Standardprodukte grosse Serien Kundenspezifische Produkte Einzelanfertigung 10 Richtiger Lieferant Kriterien? Mit welchen Kriterien würden Sie einen neuen / aktuellen Lieferanten beurteilen? Wer soll an dieser Beurteilung beteiligt sein? 11 Richtiger Lieferant Kriterien! mögliche Kriterien für die Auswahl von Lieferanten Zuverlässigkeit Fertigungsmöglichkeit Preis und Konditionen Produkte Qualität Standort Unternehmen Zusammenarbeit 12 Lieferantenbeurteilung und –auswahl Beispiel Lieferant A Lieferant B Punkte Faktor Lieferant C Kriterien Gew. Faktor Qualität 30 5 150 4 120 5 150 Preis 30 5 150 3 90 4 120 Termintreue 15 2 30 4 60 5 75 Zuverlässigkeit 15 3 45 4 60 5 75 Konditionen 5 4 20 5 25 2 10 Standort 5 4 20 5 25 5 25 Summe 100 415 Punkte 380 Faktor Punkte 455 0 = keine / 1 = geringste / 5 = beste Voraussetzungen Welchen Lieferanten würden Sie denn wählen? Und warum? 13 Auftrag Lieferantenbeurteilung Auftrag Sie erhalten von Ihrer üK-Leitung einen Auftrag für eine Lieferantenbeurteilung: Die Firma Papierhof GmbH sucht einen neuen Lieferanten für ihren Bedarf an Kopierpapier hochweiss A4 80 g/m2. Zur Auswahl stehen drei Angebote. Definieren Sie 4 Auswahlkriterien und deren Gewichtung und erstellen Sie eine Nutzwertanalyse gemäss Beispiel im Branchenkundetext. Material Auftragsblatt, Branchenkundetext Sozialform Einzelarbeit Zeit 30 Minuten 14 Richtige Qualität Anforderungsprofil Produkt passgenaue Lieferung Wofür wird das Produkt benutzt oder eingesetzt? Wie oft wird es benötigt? Aus welchem/n Material/ein soll es bestehen? Welche Leistungen sollen damit verbunden sein? Wer benutzt das Produkt? 15 Verpackung Funktionen Schutzfunktion Lagerfunktion Transportfunktion Verkaufsfunktion Verwender- oder Wiederverwendungsfunktion Allgemeine und gesetzliche Erwartungen 16 Auftrag Analyse Verpackung Auftrag Nehmen Sie eine Verpackung zur Hand und analysieren Sie diese: - Welche Informationen sind darauf vorhanden? - Woraus besteht die Verpackung? - Welche Funktionen erfüllt sie? - Welche Funktionen erfüllt sie nicht? Material beliebige Verpackung Sozialform Partnerarbeit Zeit 10 Minuten Plenum kurze Vorstellung der Verpackung und Beantwortung der obigen Fragen dazu 17 GTIN-Code (früher EAN-Code) Bedeutung in der Handelskette Umschlag Beschaffung Umschlag Lager Transport Umschlag Verteilung Transport Entsorgung Transport 18 GTIN-Code (früher EAN-Code) Inhalt 13-stelliger Code Variable Länge Variable Länge GTIN-13 7 6 1 2 3 4 5 6 7 0 02 7 GS1 Teilnehmernummer Artikelbezug Präfix Prüfziffer GS1 Basisnummer Das Präfix lässt keinen Rückschluss auf das Herkunfts- oder Produktionsland zu. Der Code muss immer als Ganzes verwendet werden, da die einzelnen Teile eine variable Länge aufweisen (variable Länge, üblicherweise 9stellig) Quelle: GS1 Switzerland, 2016 19 Richtiger Preis Ziel Händler: Kosten- und Leistungsoptimierung langfristige Einkaufs- / Rahmenverträge wenige Lieferanten Vorteile Lieferant: langfristige Abnahmegarantien / Synergien in Produktentwicklung und Sortimentsplanung 20 Richtige Menge Bedarfsplanung Handelswaren Produkte Marktbedarf Hilfs- und Betriebsstoffe Einflussfaktoren Lagerbestände, Absatzplanung Wetter, Saison Trends, Produkteinführungen Werbemassnahmen, Aktionen 21 Richtige Menge Kosten Optimale Bestellmenge Gesamtkosten Lagerkosten Bezugskosten Optimale Bestellmenge Bestellmenge 22 Auftrag Bestellmenge berechnen Auftrag Die Papierhof GmbH hat sich für einen Lieferanten entschieden – nun geht es darum, die optimale Bestellmenge des gewünschten Papiers zu berechnen. Führen Sie diese Berechnung aus aufgrund der Informationen auf dem verteilten Auftragsblatt. Material Auftragsblatt, Branchenkundetext Sozialform Einzelarbeit Zeit 30 Minuten 23 Richtiger Zeitpunkt Beschaffungsarten Vorratsbeschaffung Einzelbeschaffung Just-in-time-Beschaffung 24 6.1.2 Vorratsbeschaffung periodische Beschaffung von relativ grossen Mengen Waren gehen an Lager, kein direkter Zusammenhang zwischen Beschaffung und Verbrauch zu einem bestimmten Zeitpunkt 25 Einzelbeschaffung Zeitpunkt der Bestellung wird von der Produktionsplanung bestimmt Bestellung beim Lieferanten erfolgt aufgrund einer konkreten Kundenbestellung 26 Just-in-time-Beschaffung geringe oder keine Lagerhaltung angelieferte Ware wird sofort verarbeitet Voraussetzung: Abschluss von langfristigen Lieferverträgen 27 Richtiger Zeitpunkt Planungsgrundlage: Lagerbestände Höchstbestand maximal erlaubter Bestand Meldebestand Meldung zur Nachbestellung Mindestbestand / Sicherheitsbestand minimal vorhandener Bestand / keine Unterschreitung erlaubt 28 Bestellzeitpunktverfahren Lagerbestand Bestellmenge vorgegeben, Bestellzeitpunkt variabel Höchstbestand Bestellmenge Meldebestand Sicherheitsbestand Bestellzeitpunkt Lieferung Bestellzeitpunkt Lieferung Zeit 29 Bestellrhythmusverfahren Lagerbestand Bestellmenge variabel, Bestellzeitpunkt fix Höchstbestand B1 B3 B2 Zeit Lieferung 1 Lieferung 2 Lieferung 3 30 Auftrag Bestellzeitpunkt bestimmen Auftrag Berechnen Sie den richtigen Bestellzeitpunkt für die Papierhof GmbH für das gewünschte Papier. Benutzen Sie dafür die Angaben auf dem Arbeitsblatt. Material Arbeitsblatt, Branchenkundetext Sozialform Einzelarbeit Zeit 20 Minuten 31 Terminsteuerung Termingestaltung Terminsicherung Terminkontrolle 32 Richtiger Ort Wohin soll geliefert werden? richtige Lieferadresse Lieferung bereits Filial- oder Kundenkommissioniert Lieferung direkt an Filiale oder Kunde Kostenoptimierungen möglich durch Verkürzung / Vereinfachung der Transportwege 33 Unterstützung der Beschaffungsprozesse Warenwirtschaftssysteme Bestandesverwaltung Bestellungen Abverkaufsdaten Voraussetzungen Codierung der Waren mit GTIN Lesegeräte an allen Kontaktpunkten mit der Ware (Wareneingang, Warenausgang, Verkaufspunkt) 34 Fachtagung Beschaffungsprozesse Tagungszentrum Sonnenhof, 8999 Tägerig procure.ch Fachverband für Einkauf, 5001 Aarau 35