Vorlesungen

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Allgemeines
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Allgemeine Studienberatung: Dietmar Koch, Fakultätsassistent
Di 10-12.30, Raum 214
Eventuelle Änderungen gegenüber den Erläuterungen zu den Lehrveranstaltungen werden aktuell angeschlagen!
Soweit nicht anders im Kommentar vermerkt, ist die Anmeldung zu den
Veranstaltungen nicht erforderlich.
Die Teilnahme an Proseminaren von Studierenden, die die Zwischenprüfung bereits abgelegt haben, bedarf der ausdrücklichen
Zustimmung des Seminarleiters.
Semestertermine:
Beginn der Vorlesungen: 16.10.
Ende der Vorlesungen: 17.02.
Freisemester:
Prof. Dr. Anton Friedrich Koch
Freistellung:
PD Dr. Johannes Brachtendorf
PD Dr. Cornelia Klinger
Prof. Dr. Günther Maluschke
Einführungsabend für Studienanfänger:
Mo 23.10., 18 Uhr c.t., Alte Burse, Raum X
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Vorlesungen
Vorlesungen
Engels: Ethik und Wissenschaftstheorie der Biowissenschaften
Di 11-13, Kleiner Botanischer Hörsaal (N 11), Beginn: 17.10.
Die Vorlesung soll in einige der wichtigsten und gegenwärtig meistdiskutierten Gebiete der Bioethik
einführen. Dabei werden vor allem Fragestellungen der ökologischen Ethik, der Tierethik und der biomedizinischen Ethik behandelt. In der ökologischen Ethik steht das Verhältnis des Menschen zur nichtmenschlichen Natur im Mittelpunkt der Betrachtung, insbesondere die Frage, mit welchen Argumenten sich Natur- und Umweltschutz am besten und überzeugendsten begründen lassen und wie
sich bereits existierendes Naturschutz- und Umweltbewusstsein in die Tat umsetzen lassen. In der
Tierethik steht das Verhältnis des Menschen zum Tier im Vordergrund, wie es sich in verschiedenen
Kontexten darstellt (Tiere in der Forschung, für die Ernährung, transgene Tiere für die Medikamentenproduktion, Haustiere). Hier wird nach dem moralischen Status des Tieres und seiner
Schutzwürdigkeit im Vergleich zu der des Menschen gefragt. Die biomedizinische Ethik befasst sich
derzeit vor allem mit den Herausforderungen durch die neuen biologischen und biomedizinischen
Technologien, durch welche die dem Menschen ursprünglich von der Natur gesetzten Grenzen hinausgeschoben oder teilweise gar überwunden werden, so dass der Mensch nun selbst über ethisch
wünschbare und vertretbare Grenzziehungen zu entscheiden hat. Kontexte sind hier u.a. die Fortpflanzungs-, Intensiv- und Transplantationsmedizin. In der Vorlesung sollen am Beispiel aktueller
Fragestellungen (Embryonenforschung, Organzüchtung, Xenotransplantation, Klonen usw.) mögliche ethische Argumentationsweisen im Umgang mit diesen Technologien vorgestellt werden. In eine
bioethische Beurteilung gehen jedoch immer auch naturphilosophische, philosophischanthropologische, wissenschaftstheoretische und wissenschaftshistorische Vorannahmen ein, die
ebenfalls Gegenstand der Vorlesung sein werden.
Figal: Einführung in die Philosophie Martin Heideggers
Mi 16-18, Hörsaal: Alte Physik, Beginn: 18.10.
Martin Heidegger gehört unzweifelhaft zu den herausragenden Philosophen des 20. Jahrhunderts,
wohl bereits zu den Klassikern der Philosophie. Schlüsselfiguren der neueren Philosophie wie
Foucault, Derrida, Lévinas und Gadamer sind ohne Heidegger nicht denkbar. Heideggers philosophisches Werk ist äußerst umfangreich und schwierig, so daß eine Vorlesung, die für die Beschäftigung mit ihm anleitend und orientierend sein will, sinnvoll erscheint. Ich werde in der
Vorlesung zunächst auf Heideggers philosophische Anfänge eingehen, das Hauptwerk Sein und
Zeit nur relativ kurz behandeln und mich dann auf den nach allgemeiner Überzeugung schwer
zugänglichen „mittleren“ und „späteren“ Heidegger konzentrieren. Dabei werden die Beiträge zur
Philosophie eine wichtige Rolle spielen. In thematischer Hinsicht bin ich besonders an Heideggers
Diagnose der Moderne, seiner „Theologie“ und seiner Sprachphilosophie interessiert. Zur begleitenden Lektüre empfehle ich meine im Junius-Verlag erschienene Heidegger-Einführung. Die
Vorlesung wird aber deutlich andere Akzente setzen als das Buch.
Frank: Einführung in Kants theoretische Philosophie
Di 16-18, Hörsaal: siehe Aushang, Beginn: 17.10.
Die Vorlesung wird in Kants Hauptwerk, die Kritik der reinen Vernunft, fasslich einführen. Akzente
stehen auf dem argumentativen Herzstück, der ‘transzendentalen Deduktion’ der Kategorien,
Vorlesungen
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Kants Lehre vom Selbstbewusstsein als ‘oberstem Grundsatz’ und auf der Ideenlehre. Von ihr
will ich abschliessend eine Brücke zu schlagen versuchen in den zweiten, naturteleologischen Teil
der 3. Kritik.
Die beste Vorbereitung besteht in der vorgängigen und begleitenden Lektüre des Texts (nach der
Meiner-, Reclam- oder Suhrkamp-Ausgabe). Zwei maßgebliche Forschungsarbeiten zur transzendentalen Deduktion sind Henrichs Buch Identität und Objektivität, Heidelberg 1976, und sein Aufsatz über Die Beweisstruktur von Kants transzendentaler Deduktion, in: G. Prauss (Hg): Kant, Zur Deutung seiner Theorie von Erkennen und Handeln, Köln 1974, 90-104. Zur Ideenlehre und Naturteleologie vgl. die entsprechenden Kommentarpassagen in Kants Schriften zur Ästhetik und Naturphilosophie, Bibliothek Deutscher Klassiker, Frankfurt/M.: Deutscher Klassiker Verlag 1996 (zu spät,
nämlich erst im März 2001, auch als Taschenbuch-Ausgabe: stw 1517).
Höffe: Politische Philosophie I: Rechts- und Staatsphilosophie
Di 10-12, Hörsaal: siehe Aushang, Beginn 17.10.
Die Vorlesung beginnt mit dem Leitprinzip Gerechtigkeit. Sie wendet sich dann der Frage zu: Ist
es gleichgültig, ob die Menschen ihr Zusammenleben rechtsförmig und die Rechtsform staatsförmig organisieren oder auf beides, Rechts- und Staatsform, verzichten? Sofern sich gute, vielleicht sogar moralische Gründe finden lassen, stellt sich die Anschlußfrage, ob die Gründe auch
für das Zusammenleben schon rechts- und staatsförmig organisierter Gesellschaften, also für die
Koexistenz der Staaten, gelten. Die Vorlesung befaßt sich also mit der Rechts- und Staatsphilosophie sowohl in einzelstaatlicher als auch in zwischenstaatlicher und in weltstaatlicher Perspektive.
Literatur:
Zur Vorbereitung: O. Höffe: Demokratie im Zeitalter der Globalisierung, München 1999 (Hörerscheine erhältlich im
Sekretariat, Alte Burse, Raum. 317).
Weitere Literaturangaben in der Vorlesung.
Keuth: Wissenschaftstheorie I
Do 10-12, Hörsaal: siehe Aushang, Beginn: 19.10.
Die Vorlesung soll die Grenzen erfahrungswissenschaftlicher Erkenntnis zeigen. Untersucht
werden: das Problem der Induktion und die deduktive Hypothesenprüfung, Erklärung, Prognose
und die Prüfung von Beobachtungssätzen anhand von Sinneswahrnehmungen.
Schroeder-Heister: Einführung in die Logik
Mi 8-10, Hörsaal: siehe Aushang, Beginn: 18.10.
Die Logik gehört traditionell zum philosophischen Fächerkanon. Aufgrund ihrer Fortschritte seit
G. Freges „Begriffsschrift“ (1879) ist ihre Bedeutung für die Philosophie gewachsen. Unbestritten ist die Logik zentrale Grundlage der Philosophie der Mathematik und der Wissenschaftstheorie der Naturwissenschaften. Aber auch für das Studium vieler anderer Bereiche der Philosophie
sind Logikkenntnisse unerläßlich. (Beispiel: Ohne zu wissen, was - nach traditioneller und moderner Meinung - ein logisch gültiger Schluß ist, läßt sich z. B. die Unterscheidung zwischen
synthetischen und analytischen Urteilen und die moderne Diskussion darüber kaum verstehen
und verfolgen.)
Themengebiete der Vorlesung sind unter anderem: Formalisierung von Argumenten, Logische
Symbolik, Aussagenlogik, Logische Folgerung, Tableaukalküle, Quantorenlogik, Syllogistik.
Grundlage ist in wesentlichen Punkten das Skriptum meiner Vorlesung vom WS 1995/96, das
über die Internet-Seiten der Philosophie abgerufen werden kann. Weitere Literatur wird in der
Vorlesung bekanntgegeben.
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Vorlesungen
Es gilt folgende Regelung zum Scheinerwerb: Die regelmäßige Teilnahme an einer Übungsgruppe
ist obligatorisch. Der Schein wird vergeben aufgrund der Bearbeitung von Aufgabenblättern, die
nach jeder Vorlesung ausgegeben werden.
Achtung: In Abhängigkeit von der Besetzung der Philosophie-Professur (Nachfolge Prof.
Hoering) kann sich mein Vorlesungsangebot ändern. Bitte Aushänge und/oder InternetSeiten beachten.
Übungen zur Vorlesung "Einführung in die Logik"
nach Vereinbarung
Wieland: Natur – Kultur – Person. Einführung in die philosophische Anthropologie
Mo 11-13, Mi 11-12, Hörsaal: siehe Aushang, Beginn: 18.10.
Die Vorlesung gibt – orientiert an den Leitbegriffen Kultur, Natur, Person – eine Einführung in
die philosophische Lehre vom Menschen. Diese Einführung ist systematisch aufgebaut, macht
jedoch immer wieder auch die historischen Bezüge sichtbar. Eine zentrale Rolle spielt der anthropologische Grundgedanke der Exzentrizität (Plessner). Von ihm aus werden die fundamentalen Dimensionen menschlicher Existenz entfaltet: Gemeinschaft, Sprache, Bewußtsein, Geschichtlichkeit, Leiblichkeit, Tod.
Sprechstunde: Mi 12-13, Theologicum, Raum 26
Literatur:
G. Haeffner: Philosophische Anthropologie, Stuttgart 21989.
L. Honnefelder (Hg.): Die Einheit des Menschen. Zur Grundfrage der philosophischen Anthropologie, Paderborn
1994.
W. Oelmüller, R. Dölle-Oelmüller: Grundkurs philosophischer Anthropologie, München 1996.
Anzeige H. P. Willi
Einführungsveranstaltung / Proseminare
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Einführungsveranstaltung
D. Koch: Einführung in das Studium der Philosophie
Mo 10-12; Alte Burse, Raum X, Beginn: 23.10.
Die Einführungsveranstaltung dient der umfassenden Grundorientierung im Philosophiestudium.
Sie ist reserviert für Erst- und Zweitsemester im Fach Philosophie.
Aufgabe der Veranstaltung ist es, Kenntnisse zum Studienablauf und zur Studienorganisation zu
vermitteln, grundlegende Literatur bekannt zu machen, eine Anleitung zu wissenschaftlichem
Arbeiten zu geben, vor allem jedoch in geschichtlich wie systematisch bedeutsame Grundprobleme und Grundbegrifflichkeiten philosophischen Denkens einzuführen. Dies geschieht anhand
von Textauszügen zentraler philosophischer Werke von Parmenides bis Heidegger. (Die Textauszüge werden ausgegeben.)
Proseminare
Düwell/Eser: Einführung in die Umweltethik – (Veranstaltung des Zentrums Ethik in den
Wissenschaften)
Mo 18-20, Konferenzraum, Interfakultäres Zentrum für Ethik in den Wissenschaften, Keplerstr.
17, Beginn: 16.10.
In den letzten Jahrzehnten ist das Verhältnis des Menschen zu seiner natürlichen Umwelt Gegenstand zahlreicher Diskussionen in Politik, Recht, Ökonomie und Kulturwissenschaft geworden.
Die Umweltethik greift diese Diskussionen auf und reflektiert sie in Auseinandersetzung mit den
Kategorien und Grundbegriffen der Moralphilosophie.
Das Proseminar soll in die wichtigsten Fragestellungen und Konzepte der Umweltethik einführen. Durch eine Einführung in die moralphilosophischen Grundfragen der Umweltethik und eine
exemplarische Beschäftigung mit konkreten Fragen des Naturschutzes wollen wir uns ein Handwerkszeug für eine fundierte Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen der Umweltethik erarbeiten. Das Proseminar ist bewußt interdisziplinär angelegt. Neben Studierenden der Philosophie
sind auch Studierende der Biologie und der Geowissenschaften willkommen. Das Seminar ist
auch für Studienanfänger und Studienanfängerinnen geeignet. Die behandelte Literatur wird zu
Beginn des Seminars bekannt gegeben.
Dieses Proseminar findet im Rahmen der Veranstaltung des Zentrums für Ethik in den Wissenschaften statt. Es ist bei dieser Veranstaltung zur Zeit noch offen, ob im Rahmen des Philosophischen Seminars Scheine ausgestellt werden können: siehe Aushang.
Zur Einführung:
Uta Eser/Thomas Potthast: Naturschutzethik. Eine Einführung in die Praxis, Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1999.
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Proseminare
Anton Leist: Ökologische Ethik II: Gerechtigkeit, Ökonomie, Politik. In: Julian Nida-Rümelin (Hg.): Angewandte
Ethik. Die Bereichsethiken und ihre theoretische Fundierung. Ein Handbuch, Stuttgart: Kröner-Verlag 1996, 386456.
Düwell/Graumann: Einführung in biologische und philosophische Theorien der Anthropologie – (Veranstaltung des Zentrums Ethik in den Wissenschaften)
Mi 16-18, Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 18.10.
Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden zahlreiche anspruchsvolle philosophische Konzepte einer Lehre vom Menschen. Aber auch in der Biologie wurde verschiedentlich der Versuch
unternommen, vor dem Hintergrund der empirischen Forschung eine eigene biologisch fundierte
Anthropologie zu entwickeln. Heute werden seltener umfassende Entwürfe einer Anthropologie
in Angriff genommen. In der Regel spielen jedoch anthropologische Fragen in der Forschungspraxis der Biologie und in verschiedenen philosophischen Diskussionen eine wichtige
Rolle. In den Beurteilungen von Forschungen in den Neurowissenschaften und der Humangenetik, in den Diskussionen um das Mensch-Natur-Verhältnis, um bioethische Fragen und um die
Grundlagenfragen der Ethik wird immer wieder auch auf anthropologische Fragen Bezug genommen. Viele dieser Diskussionen versteht man besser, wenn man die wichtigsten Konzepte
der Anthropologie des 20. Jahrhunderts kennt.
Das Proseminar ist interdisziplinär angelegt und soll in wichtige Ansätze der Anthropologie einführen. Diese Ansätze sollen anhand kurzer ausgewählter Texte erarbeitet werden. Das Proseminar wendet sich besonders an Studierende der Philosophie und der Biologie, aber auch Studierende anderer Fächer sind willkommen. Es ist auch für Studienanfänger geeignet. Die behandelte
Literatur wird zu Beginn des Seminars bekannt gegeben.
Scheinvergabe: Referat und schriftliche Ausarbeitung desselben.
Zur Einführung:
Werner Schüßler (Hg.): Philosophische Anthropologie, Freiburg/München: Alber-Verlag 2000.
Engels: Erkenntnisfähigkeiten bei Tieren
Mi 8-10, Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 18.10.
Die Frage, ob nicht nur der Mensch, sondern auch (andere) Tiere erkennen können, worin die
Gemeinsamkeiten und Unterschiede menschlicher und tierlicher Erkenntnisfähigkeiten bestehen
und mit welchen Methoden sich dies überprüfen lässt, hat Philosophen und Biologen seit je her
beschäftigt. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich mit der Darwinschen Evolutionstheorie die Annahme der Abstammung des Menschen von vormenschlichen Tieren und eines verwandtschaftlichen Zusammenhangs zwischen Tier und Mensch durchgesetzt. Das bedeutet zugleich, dass sich
auch die Erkenntnisfähigkeiten des Menschen im Laufe der Evolution allmählich aus vormenschlichen kognitiven Fähigkeiten herausgebildet haben.
Ausgehend von einer Analyse und Explikation der Verwendungsweise von Begriffen wie Erkenntnis, Bewusstsein, Sprache usw. in Philosophie und Biologie sollen die oben genannten Fragen diskutiert werden.
Bedingung für den Erwerb eines unbenoteten Leistungsnachweises ist ein Seminarvortrag mit
Thesenpapier, für einen benoteten Leistungsnachweis eine zusätzliche schriftliche Hausarbeit.
Zur Einführung:
Hans-Peter Schütt (Hg.): Die Vernunft der Tiere. Frankfurt am Main: Keip Verlag 1990 (Eine Sammlung philosophischer Texte zum Thema von Platon bis Schopenhauer).
Donald R. Griffin: Wie Tiere denken. München, Wien, Zürich: BLV Verlagsgesellschaft 1985; Marian Stamp Dawkins:
Die Entdeckung des tierischen Bewusstseins. Hamburg: Rowohlt 1996.
Proseminare
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Frank: Kant, Kritik der reinen Vernunft – Interpretationskurs I
Di 14-16, Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 17.10.
Parallel zur Vorlesung, deren anschließenden Besuch ich den Teilnehmern und Teilnehmerinnen
empfehle, soll Kants Hauptwerk nach der 2. (der sog. B-) Auflage von 1787 Passage um Passage
in gemeinsamer Anstrengung (also nicht im Vorlesungsstil) erschlossen werden. Endpunkt der
Interpretation dieses ersten Teils könnte das Grundsätze-Kapitel (B 294) sein; aber ich glaube
nicht, daß wir so weit kommen.
Es ist vorteilhaft, wenn alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen dieselbe Ausgabe benutzen. Ich
schlage die neue und verbesserte Edition in Meiners Philosophischer Bibliothek (37 a) vor. Ab
März 2001 wird die von Georg Mohr edierte und gründlich kommentierte vierbändige Suhrkamp-Ausgabe (stw 1518) zur Verfügung stehen, die den zuverlässigsten Textstand bietet.
Scheinvergabe: Schriftliche Ausarbeitung einer mündlichen Stunden-Einführung.
Grundmann: Cicero, Akademische Abhandlungen
Di 10-12, Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 17.10.
Aus der Antike sind uns bedauerlicherweise nur sehr wenige rein erkenntnistheoretische Schriften überliefert. Das sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, daß es insbesondere im Hellenismus bereits eine Erkenntnistheorie im modernen Sinne gab. Einer der wichtigsten Klassiker in
dieser Disziplin sind Ciceros Akademische Abhandlungen. Das beherrschende Thema dieses Dialogs
ist der Streit zwischen Stoikern und Akademischen Skeptikern über die Frage, ob es unfehlbare
Wahrheitskriterien (und damit Wissen) gibt. Die Stoiker (im Dialog Lucullus) treten vehement für
die Möglichkeit infalliblen Wissens ein. Cicero versucht dagegen, die Position der Akademischen
Skeptiker zu verteidigen. Danach sind alle unsere Kriterien fallibel. Doch obwohl der Skeptiker
die Möglichkeit von Wissen bestreitet, ist er nach Cicero weder zur Untätigkeit (apraxia) noch
zum Schweigen (und damit auch zur Unfähigkeit, den eigenen Standpunkt zu artikulieren) verurteilt. Auf der Basis von Wahrscheinlichkeitseinsichten versucht Cicero, seinen Skeptizismus mit
dem Common sense zu vereinbaren.
Wir wollen im Seminar gemeinsam der Frage nachgehen, ob es sich bei den Wahrscheinlichkeitsüberlegungen der Akademischen Skepsis nur um rein pragmatische Kriterien handelt oder
ob dieser Skeptizismus durch die Hintertür eine konstruktive Theorie fallibler Rechtfertigung
einführt. Dazu werden wir den argumentreichen Text sehr genau rekonstruieren und auch einige
verwandte akademische Positionen (die vor allem durch Sextus Empiricus überliefert sind) studieren. Das Seminar soll anhand des Textes in erkenntnistheoretische Fragen und Probleme einführen. Es ist also vor allem für Studienanfänger geeignet. Ein benoteter Schein kann durch eine
Stundenvorbereitung und eine schriftliche Hausarbeit erworben werden.
Textgrundlage:
Marcus Tullius Cicero: Akademische Abhandlungen, lat.-dt. Ausgabe, Hamburg: Meiner (Philosophische Bibliothek
479) 1995.
Höffe/Pinzani: Ethische Aspekte der Globalisierung
Mi 14-16, Alte Burse, Raum X, Beginn 18.10.
Die Globalisierung findet nicht nur in der Wirtschaft statt. Sie erstreckt sich auch auf die Politik,
die Wissenschaften, das Bildungswesen und die Kultur, nicht zuletzt auf die organisierte Kriminalität und die Bedrohung der Umwelt. Sie wirft ethische Fragen auf, die sich nicht immer durch
überlieferte moralische Traditionen und Argumentationsmuster beantworten lassen und fordert
die Entwicklung neuer ethischer und rechtsethischer Paradigmen. Insbesondere scheinen geboten: die Bildung einer demokratischen Weltordnung, eine Lösung des Problems der gerechten
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Proseminare
Verteilung knapper Ressourcen und Klärungen zur Durchsetzung der Menschenrechte und zur
Etablierung eines sozial- und umweltverträglichen Weltmarktes.
Literatur:
Zur Vorbereitung: O. Höffe: Demokratie im Zeitalter der Globalisierung, München 1999 (Hörerscheine erhältlich im
Sekretariat, Alte Burse, Zi. 317).
K.-J. Kuschel/A. Pinzani/M. Zillinger (Hgg.): Ein Ethos für eine Welt?, Frankfurt/M. 1999.
Nähere Literaturangaben im Seminar.
Hofmann: Saul Kripke, Name und Notwendigkeit
Do 18-20, Alte Burse, Raum X, Beginn: 19.10.
Kripkes Text über Semantik (‘Name’) und Metaphysik (‘Notwendigkeit’) ist inzwischen zu einem
Klassiker neuerer analytischer Philosophie geworden. Die Unterscheidungen und Grundbegriffe,
die Kripke hier einführt, sind grundlegend für viele zentrale Themen der Sprachphilosophie und
der Philosophie des Geistes. Kripke gibt sich große Mühe, intuitiv einleuchtende Beispiele anzuführen, anhand derer die wichtigen begrifflichen Unterscheidungen deutlich werden. Der Text
beginnt also frisch und neu, ‘von unten’, ohne sich in vielen historischen Analysen zu verlieren.
Dies ermöglicht es auch den Einsteigern in Philosophie, dem Text ohne große Vorkenntnisse
folgen zu können und eine Begrifflichkeit zu erwerben, die in allen Themen der Philosophie erforderlich und nützlich ist.
So versucht Kripke zunächst zu klären, was unter ‘analytisch’, ‘apriori’, und ‘notwendig’ zu verstehen ist. Des weiteren werden verschiedene Arten von ‘Definitionen’ untersucht. Dies führt
Kripke auf die wichtige Einsicht der referenzfixierenden Verwendung von Beschreibungen: Wir
greifen manchmal mittels einer Beschreibung (‘der flüssige, trinkbare, klare, manchmal vom
Himmel fallende Stoff’) eine Sache heraus, ohne daß der Name der Sache (‘Wasser’) damit synonym wäre. Daran anschließend werden Theorien von Eigennamen betrachtet, und Kripke zeigt,
daß Eigennamen eine eigene Semantik aufweisen. Zum Schluß beleuchtet Kripke die Frage der
Körper-Geist-Identität in semantischer und metaphysischer Hinsicht. Kann es sein, daß ein geistiger Zustand (wie z. B. Schmerz) identisch ist mit einem physischen Zustand (wie z. B. dem
Feuern bestimmter Neuronen)? Kripke will zeigen, daß die Semantik von Identitätsaussagen zu
einer negativen Antwort führen muß. Da Identitätsaussagen auch in anderen Bereichen der Philosophie eine große Rolle spielen (z. B. in der Ethik: ‘Das Gute ist identisch mit dem so-und-soNützlichen’), kann man hier ganz Grundlegendes lernen. Das Proseminar ist so konzipiert, daß
auch Studienanfänger und Studienanfängerinnen teilnehmen können.
Erwerb eines benoteten Scheines: Schriftlich ausgearbeitetes Referat oder Hausarbeit.
(Der deutsche Text ist hinreichend, aber wer kann, sollte den englischen Originaltext lesen.)
Literatur:
Kripke, Saul: Naming and Necessity, Blackwell, 1972. Auf dt.: Name und Notwendigkeit, Suhrkamp, Frankfurt, 1981.
Keuth: David Hume über Moral und Religion
Do 14-16, Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 19.10.
In den Dialogen über natürliche Religion behandelt Hume die verschiedenen Formen der Gottesbeweise und das Theodizee-Problem. Zur Kritik der verschiedenen Argumente setzt er seine
empiristische Erkenntnistheorie ein, in deren Grundgedanken er hier ganz nebenbei einführt.
Seine Untersuchung über die Prinzipien der Moral lehnt sich an den dritten Band des Traktats
Über die menschliche Natur an. Hier entwirft er eine pragmatische Ethik, in der die Sympathie die
grundlegende Emotion ist. Weil der klassische Utilitarismus Benthams und Mills hier anknüpft,
spielen seine Argumente noch heute eine wichtige Rolle.
Bedingung für einen benoteten Schein: Referat.
Proseminare
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Literatur:
David Hume: Dialoge über natürliche Religion, Reclam UB 7692.
David Hume: Eine Untersuchung über die Prinzipien der Moral, Reclam UB 8231.
Koch, D.: Lektürekurs für Erst- und Zweitsemester: Platon, Phaidros
Di 16-18, Alte Burse, Raum X, Beginn: 17.10. (in der ersten Sitzung findet eine Vorbesprechung
statt)
Der Umgang mit philosophischen Schriften bedarf bestimmter „hand-werklicher“ Voraussetzungen: Die Fähigkeit eines begrifflich genauen Lesens, das Vermögen, die spezifische Problemstellung eines Textes herauszupräparieren, die Beherrschung der charakteristischen Begrifflichkeit
eines Autors, zudem die stete Beachtung der Differenz von Textauslegung und eigener Sachinterpretation und anderes mehr.
Der Lektürekurs für Erst- und Zweitsemester will über die Demonstration dieser Umgangsweisen hinaus zugleich eine Einführung in die Bewegung philosophischen Denkens selbst sein. Dies soll in
Auseinandersetzung mit Platons Dialog Phaidros geschehen. Der Phaidros handelt – wie auch sein
Schwesterdialog Symposion – vom göttlichen Eros und seinem Verhältnis zur Philosophie, vor
allem zur Philosophie, wie sie Platon in Gestalt des Sokrates auftreten läßt. Der Text eignet sich
nicht nur zur Auseinandersetzung mit Grundgedanken Platons, sondern ist auch einer der faszinierendsten Schriften zur Frage nach der Herkunft und dem Sinn des Philosophierens überhaupt.
Die Veranstaltung ist ausschließlich für Erst- und Zweitsemester im Studienfach Philosophie bestimmt. Studierende in einem höheren Fachsemester können keine Aufnahme finden. Griechischkenntnisse sind nicht vorausgesetzt.
Leistungsnachweise für einen unbenoteten Schein: Übernahme eines Protokolls (Umfang jeweils
2-3 Seiten) oder die mündliche Einführung in eine Textpassage (eine Vorschlagsliste wird zu Beginn des Semesters ausgegeben).
Leistungsnachweis für einen benoteten Schein: Hausarbeit (Höchstumfang: 15 Seiten à 2000 Anschläge; Abgabetermin: bis 31. März 2001); eine Vorschlagsliste zu Hausarbeitsthemen wird zu
Beginn des Semesters ausgegeben.
Textgrundlage für das Seminar:
Platon: Phaidros. Nach der Übersetzung von Kurt Hildebrandt. Stuttgart 1994 oder nachfolgende Auflagen (Reclam).
Merle: Fichte, Grundlage des Naturrechts
Di 10-13, Alte Burse, Raum X, Beginn: 17.10., Ende: 19.12.
Fichtes Grundlage des Naturrechts (1796) verabschiedet sich – ein Jahr vor Kants Rechtslehre – von
der unter den Kantianern damals üblichen Ableitung des Rechtsbegriffs allein aus dem kategorischen Imperativ. Vor allem aber leistet Fichte damit eine erste systematische Anwendung seiner
Grundlage der Gesamten Wissenschaftslehre (1794), die sich auch als deren Vertiefung betrachten läßt;
dabei wird nämlich das Selbstbewußtsein in der Intersubjektivität und diese wiederum in der
Rechtsordnung begründet. Als ideale Rechtsordnung strebt Fichte eine republikanische Synthese
der Ansprüche des Individuums und der des Staates an, die sich in einer innovativen Konzeption
des Eigentumsrechts, des Widerstandsrechts und des Strafrechts ausdrückt.
Literatur:
J.G. Fichte: Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, hrsg. v. M. Zahn, Meiner, Hamburg
1960.
M. Kahlo (Hg.): Fichtes Lehre vom Rechtsverhältnis, Klostermann, Frankfurt/M. 1992.
M. Maesschalck: Droit et Création Sociale chez Fichte, Peeters, Louvain 1996.
H.-J. Verweyen: Recht und Sittlichkeit in J. G. Fichtes Gesellschaftslehre, Alber, Freiburg i.Br. 1975.
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Proseminare
Mirbach: Karl Philipp Moritz, Über die bildende Nachahmung des Schönen
Fr 10-12, Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 20.10.
Karl Philipp Moritz – Autor u. a. des Anton Reiser (1785-1790) und Herausgeber des Magazins zur
Erfahrungsseelenkunde (1783-1793) - veröffentlichte 1788 seine während des Aufenthalts in Rom
verfaßte ästhetische Hauptschrift Über die bildende Nachahmung des Schönen. Deren zentrale, für die
Geschichte der Ästhetik und Kunsttheorie epochemachende These ist die Autonomie oder
Selbstzwecklichkeit des Kunstwerks als ‘in sich selbst Vollendetes’, das als durch die künstlerische
‘Tatkraft’ hervorgebrachte ‘Erscheinung’ das Ganze der Natur widerspiegelt und vollendet und
damit zugleich die höchste Erkenntnisleistung für sich beanspruchen kann.
Wir wollen uns im Seminar diese Schrift 1.) im Zusammenhang mit Moritz’ weiteren Entwürfen
zur Theorie der Kunst (u. a. „Versuch einer Vereinigung aller schönen Künste und Wissenschaften unter dem Begriff des in sich selbst Vollendeten“, 1785, „Die metaphysische Schönheitslinie“, 1793), 2.) im Hinblick auf ihre philosophischen Voraussetzungen (u. a. Leibniz, Baumgarten, Shaftesbury) und 3.) im Hinblick auf Moritz’ kritische Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen ästhetischen Debatte (Meier, Sulzer, Mendelssohn) erarbeiten. Abschließend wäre dann
auch ein Blick auf Moritz’ konsequente Anwendung seiner ästhetischen Grundbegriffe in seiner
Götterlehre oder Mythologische Dichtungen der Alten (1791) denkbar.
Erwerb eines benoteten Scheins: Schriftliche Ausarbeitung eines Referats oder Sitzungsprotokolls
oder eine Hausarbeit.
Texte:
Die Schrift Über die bildende Nachahmung des Schönen sowie die kleineren Entwürfe zur Theorie der Kunst werden als
Seminarreader zur Verfügung gestellt, der ab Anfang September in meiner Sprechstunde abgeholt werden können.
Scarano: Habermas, Demokratie- und Rechtstheorie
Mi 18-20, Alte Burse, Raum X, Beginn 18.10.
Die Demokratie- und Rechtstheorie von Jürgen Habermas gehört zu den international meistdiskutierten Ansätzen der politischen Philosophie der Gegenwart. Von besonderem Interesse ist
seine prozeduralistische Verschränkung von Recht und Demokratie, die starke Auswirkungen
sowohl auf die Idee der Menschenrechte als auch auf das Verständnis der Legitimationskraft demokratischer Verfahren hat.
Wir werden die zentralen Teile seines 1992 erschienenen Werkes „Faktizität und Geltung“ lesen
und diskutieren, uns zuvor jedoch über einige kleinere und leichter zugängliche Abhandlungen
dem Gegenstand nähern. Das Proseminar ist auch für Anfänger geeignet. Für einen benoteten
Schein sollte ein Thesenpapier erstellt und dieses später zu einer Hausarbeit ausgearbeitet werden.
Literatur:
J. Habermas: Faktizität und Geltung. Beiträge zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechtsstaats,
Frankfurt/M. 1992.
Zwei einführende Texte:
J. Habermas: Vom pragmatischen, ethischen und moralischen Gebrauch der Vernunft, in: Erläuterungen zur Diskursethik, Frankfurt/M. 1991, 100-118.
J. Habermas: Über den internen Zusammenhang von Rechtsstaat und Demokratie, in: Die Einbeziehung des Anderen, Frankfurt/M. 1996, 293-305.
Schick: G. W. F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts – Interpretationskurs II
Mi 18-20, Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 18.10.
Im zweiten Teil des Interpretationskurses werden wir uns nach Abschluß der Behandlung des
Abstrakten Rechts – insbesondere der Theorie von Vertrag und Vertragsbruch – mit ausgewähl-
Proseminare
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ten Abschnitten des zweiten und des dritten Teils der Hegelschen Rechtsphilosophie, die Hegels
Theorie von Moralität und Sittlichkeit umfassen, auseinandersetzen. Das nähere Programm wird
in Abstimmung mit den Interessen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen gegen Ende des Sommersemesters ausgearbeitet.
Benoteter Schein (für den ganzen Interpretationskurs): Zwei der folgenden Leistungen: mündliches Referat, schriftliche Hausarbeit, Protokoll.
Sprechstunde: Mi 13-14, Alte Burse, Raum 306
Texte:
G. W. F. Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundrisse. Mit
Hegels eigenhändigen Notizen und den mündlichen Zusätzen. G. W. F. Hegel: Werke 7, Frankfurt a. M. (Suhrkamp)
1970.
Ergänzend: G. W. F. Hegel: Der objektive Geist, in: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse, Werke 10, §§ 483-552, Frankfurt a. M. 1970.
Sekundärliteratur:
M. Riedel (Hg.): Materialien zu Hegels Rechtsphilosophie, 2 Bde., Frankfurt a. M. 1975.
L. Siep (Hg.): G. W. F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts (Klassiker Auslegen Bd. 9), Berlin 1997.
Schick: John Stuart Mills System der deduktiven und induktiven Logik
Di 18-20, Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 17.10.
Mills erstmals 1843 erschienenes System of Logic ist kein Lehrbuch und keine Theorie formaler
Logik im heutigen Sinn, sondern, nach Mills eigenem Verständnis, eine umfassende Theorie des
Gewinnens und der Sicherung erschlossener Wahrheiten. Im Zentrum des Werks stehen zwei
Thesen: 1. Jedes echte Urteil und jeder echte Schluß ist erkenntniserweiternd; 2. alle Erkenntniserweiterung, die nicht unmittelbares Produkt einzelner Erfahrung ist, beruht auf Induktion,
d. h.
auf der Generalisierung einzelner Erfahrungsbefunde. In konsequenter Entfaltung dieser Thesen
kommt Mill zu dem Ergebnis, daß auch Mathematik, Logik und Erkenntnistheorie weder analytische noch apriorische, sondern empirische Wissenschaften sind. Im Seminar werden wir die bedeutungs- und urteilstheoretischen Voraussetzungen dieser Position (Buch I) und die Entwicklung und Begründung der Position in Mills Theorien der syllogistischen Deduktion (Buch II) und
der Induktion (Buch III) untersuchen. Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt.
Benoteter Schein: Mündliches Referat mit kurzer schriftlicher Ausarbeitung oder Hausarbeit.
Textausgaben:
John Stuart Mill: A System of Logic, Bd. 7 und 8 der Collected Works of John Stuart Mill, Gesamtherausgeber J. M.
Robson, London und Toronto 1973.
John Stuart Mill: System der deduktiven und induktiven Logik, Bd. 2-4 der Gesammelten Werke, hg. v. Th. Gomperz, Leipzig 1873.
Da gegenwärtig weder diese noch eine andere deutsche Übersetzung im Buchhandel zu haben ist, wird ein Reader
mit Auszügen aus der Gomperz-Ausgabe bereitgestellt, der ab Ende August in meinen Feriensprechstunden abgeholt werden kann.
Sekundärliteratur:
John Skorupski: John Stuart Mill, London und New York 1989.
Schmidt: Leibniz, Metaphysische Schriften – Interpretationskurs II
Fr 14-16, Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 20.10.
Nachdem wir uns im ersten Teil dieses Interpretationskurses durch die Lektüre des Discours de
Métaphysique einen Überblick über das Leibnizsche System verschafft haben, soll nun durch die
Lektüre einiger kürzerer Texte das Verständnis der Leibnizschen Metaphysik erweitert und vertieft werden. Besondere Beachtung verdienen dabei der (1686/87 geführte) Briefwechsel mit
Antoine Arnauld über Kontingenz und Notwendigkeit, substantielle Formen und die Interaktion
von Körper und Geist, sowie der (zwischen 1698 und 1706 geführte) Briefwechsel mit Burcher
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Proseminare
de Volder über (u. a.) Substanz, Kraft und Ausdehnung. Abschließend soll noch ein Blick auf die
Monadologie (1714) geworfen werden.
Scheinerwerb: je eine Hausarbeit oder ein Referat pro Semester
Text:
G.W. Leibniz: Hauptschriften zur Grundlegung der Philosophie, Teil II, Hamburg: Meiner, 1996
Wimmer: Platons mittlere Dialoge – Interpretationskurs I
Do 8.30-10, Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 19.10.
Im ersten Teil des Interpretationskurses werden jene Dialoge behandelt, von denen angenommen
wird, dass sie den Übergang von der frühen zur mittleren Schaffensperiode Platons darstellen:
‘Protagoras’, ‘Menon’, ‘Gorgias’ und ‘Euthydemos’.
Scheinvergabe: Referat oder Prüfungsgespräch sowie Hausarbeit.
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Seminare
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Seminare
Braun: Der Fetischcharakter der Ware (Karl Marx: Das Kapital I, Zur Kritik der politischen
Ökonomie) – Kompaktseminar
9.02.-11.02.2001, Heinrich-Fabri-Haus, Auf dem Rucken 35, 89143 Blaubeuren, Tel.: 07344/4529
Vorbesprechung: 24.10., 14 Uhr c.t., Melanchthon-Zimmer (Raum 308)
Wer war Marx? Der Theoretiker totalitärer Verhältnisse? Ein radikaler Demokrat? Auf jeden Fall
ein radikaler Kritiker der gegenwärtigen kapitalistischen Gesellschaft. Sein Lebenswerk blieb,
nach Raul Rojas’ treffendem Wort, ein „unvollendetes Projekt“, das er beharrlich 40 Jahre lang
verfolgte von 1843 bis zu seinem Tod 1883, mit Phasen übersteigerter Produktivität – Tag-, vor
allem Nachtarbeit – bis zur Erschöpfung, auch langen Zeitstrecken resignativer Ermüdung, bis er
gegen Ende seines Lebens bitter sich eingestehen mußte, er werde mit der Vollendung seines
Lebenswerks scheitern: jenes Programms einer umfassenden radikalen Kritik der gegenwärtigen
bürgerlichen, das heißt kapitalistischen Gesellschaft. Er konnte nur einen schmalen Ausschnitt
seiner vieltausendseitigen Ausarbeitungen veröffentlichen, denen er in den sechziger Jahren den
Namen Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie gab. Den Riesenwust von Manuskripten hinterließ er seinem „dear Fred“ – Friedrich Engels – mit der Bitte, er solle „was draus machen“. Die
beiden Freunde hatte die preußische Zensurbehörde in „zivilisierte Länder“ vertrieben – Paris,
Brüssel, London: ein Leben im Exil. Im Londoner ‘British Museum’ fand der Theoretiker ausgi ebig Gelegenheit, im wirtschaftlich fortgeschrittensten Land seiner Zeit Literatur im Original zu
studieren. Der rastlose ‘workaholic’ hinterließ Berge von Manuskripten: nulla dies sine linea –
kein Tag ohne Zeile. Da kam einiges zusammen.
Thema des Seminars ist ein ganz schmaler, gleichwohl fundamentaler Ausschnitt seiner Lebensarbeit: der Anfang des Kapitals, näher die Analyse der Ware, die im Fetischcharakter der Ware und sein
Geheimnis gipfelt. Marxens Kernthese: „Das bürgerliche Bewußtsein ist das verkehrte Weltbewußtsein einer verkehrten Welt“. In der Warenanalyse versucht der Autor im Ansatz, nicht jedoch in der Durchführung, diese durchschlagende These zu begründen. Die Warenanalyse hat
dem Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft die bei weitem größten Schwierigkeiten bereitet. Wiederholt machte er Anläufe: 1859 Zur Kritik der politischen Ökonomie, 1869 die erste Auflage des Kapitals, die französische Übersetzung 1872, die letzte Darstellung 1883. Auch in der letzten Darstellung sind Mängel und Begründungsschwächen nicht zu verkennen. Dennoch bin ich der Ansicht: es ist ein Projekt, woran sich zwar weiterarbeiten läßt, aber nicht ohne revidierende Eingriffe. Ist das Konzept „Fetischcharakter der Ware“ eine Totgeburt? Ich meine: nein. Textgrundlage
bildet die letzte Darstellung.
Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der zweiten Ausgabe der MEGA (Marx/EngelsGesamtausgabe) haben die komplexe Entstehungsgeschichte der Kritik der politischen Ökonomie in allen ihren Phasen zum erstenmal lückenlos rekonstruiert und auch ediert. Die Zweite
Abteilung Kapital und Vorarbeiten ist unentbehrliche Grundlage. Aber sie ist teuer, ein einziger
Band kostet in der Gegend von dreihundert Mark, für die allermeisten Studierenden unerschwinglich. Wir müssen uns nach billigem Ersatz umsehen in Gestalt von Bd. 13 und Bd. 23 der
MEW (Marx/Engels-Werke). Wir werden uns zu konzentrieren haben vor allem auf „3. Die
Wertform oder der Tauschwert“, den Abschnitt, der das Geheimnis des Fetischcharakters der
Ware im Ursprung enthüllen will. Untersucht werden sollte auch die Wirkungsgeschichte. Georg
Lukács hat in seiner 1923 erschienenen Aufsatzsammlung Geschichte und Klassenbewußtsein zuerst
die philosophische Relevanz der Warenanalyse erkannt. Das ist und bleibt sein großes Verdienst.
Die Sammlung wäre eines gesonderten Referats würdig.
Eine Literaturliste wird in der Vorbesprechung ausgegeben.
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Seminare
Engels: Ökologische Ethik
Di 16-18, Konferenzraum, Interfakultäres Zentrum für Ethik in den Wissenschaften, Keplerstr.
17 (oberste Etage), Beginn: 17.10.
Die ökologische Ethik ist ein Teilgebiet der anwendungsbezogenen Ethik und macht es sich zur
Aufgabe, eine normative Verständigung über die Spielräume und Grenzen menschlichen Handelns im Umgang mit der nichtmenschlichen Natur herbeizuführen. Dabei wird zwischen Naturschutzethik und Umweltethik unterschieden. Beim Naturschutz ist das primäre Schutzobjekt die außermenschliche Natur selbst, also Pflanzen und Tiere in ihrer Vielfalt, in ihrer wechselseitigen Bedeutung füreinander und in ihrer jeweiligen Besonderheit und Seltenheit. Ökosysteme sind durch
eine komplexe Vernetzungsstruktur charakterisiert, und Störungen in einem Bereich können die
Existenzgrundlage der dort und anderswo beheimateten Pflanzen- und Tierarten tangieren oder gar
vernichten. Die Umweltethik fokussiert demgegenüber auf die Natur, insofern diese als überlebensrelevante bzw. überlebensnotwendige Umwelt des Menschen in Erscheinung tritt. Daher stehen hier
andere Schutzaspekte und -güter als beim Naturschutz im Vordergrund. Der Schutz von Luft, Boden und Gewässern wird direkt im Hinblick auf die Gesundheit und das Wohlergehen des Me nschen postuliert und begründet, d. h. primäres Schutzobjekt und primärer Nutznießer des Umweltschutzes ist der Mensch selbst. Im Seminar sollen einige Hauptpositionen der ökologischen Ethik
diskutiert und ihre ethischen Begründungsweisen sowie anthropologischen, naturphilosophischen
und biologischen Voraussetzungen herausgearbeitet werden.
Bedingung für den Erwerb eines unbenoteten Leistungsnachweises ist ein Seminarvortrag mit
Thesenpapier, für einen benoteten Leistungsnachweis eine zusätzliche schriftliche Hausarbeit.
Zur Einführung wird empfohlen:
Uta Eser/Thomas Potthast: Naturschutzethik. Eine Einführung für die Praxis, Baden-Baden 1999; Angelika Krebs (Hg.):
Naturethik. Frankfurt/M: Suhrkamp 1997; Konrad Ott/Martin Gorke (Hgg.): Spektrum der Umweltethik. Marburg:
Metropolis 2000.
Engels: Altruismus und Egoismus in philosophischer und biologischer Perspektive
Do 9-11, Konferenzraum, Interfakultäres Zentrum für Ethik in den Wissenschaften, Keplerstr.
17 (oberste Etage), Beginn: 19.10.
In der Philosophie hat die Diskussion um das Verhältnis von Egoismus und Altruismus eine lange Tradition. Unter Berufung auf anthropologische Grundannahmen wurde die These von der
Gleichursprünglichkeit von Egoismus und Altruismus ebenso vertreten wie die der Reduzierbarkeit des Altruismus auf den Egoismus. Neuen Nährboden hat diese Diskussion durch die Soziobiologie und ihren Anspruch der Erklärbarkeit des Altruismus (Kooperationsbereitschaft, Hilfsbereitschaft usw.) bei Tier und Mensch durch die Hypothese vom „egoistischen Gen“ gewonnen.
Diese besagt, dass sich unsere edelsten Handlungsmotive letztlich auf die Funktionsweise von
Genen zurückführen lassen, die uns auf eine Weise bestimmen, dass unser Verhalten und Handeln der Verbreitung unserer Gene nützt.
Im Seminar sollen sowohl Klassiker der Philosophie (Hobbes, de Mandeville, Hutcheson, Butler,
Smith, Hume u. a.) als auch soziobiologische Ansätze diskutiert werden.
Bedingung für den Erwerb eines unbenoteten Leistungsnachweises ist ein Seminarvortrag mit
Thesenpapier, für einen benoteten Leistungsnachweis eine zusätzliche schriftliche Hausarbeit.
Eine Literaturliste der philosophischen und biologischen Texte wird zu Beginn des Semesters
verteilt.
Sprechstunde: Mi 11-12.30
Zur Einführung in die soziobiologische Theorie:
Heinrich Meier (Hg.): Die Herausforderung der Evolutionsbiologie. 3. Aufl. 1992, München/Zürich: Piper.
Seminare
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Figal: Platon, Philebos
Di 14-16, Alte Burse, Raum X, Beginn. 17.10.
Der Philebos gehört zu den sogenannten Spätdialogen Platons. Orientiert an der Sokratischen Frage nach dem guten Leben wird hier das Verhältnis von Lust und Einsicht erörtert. Das geschieht
jedoch in der weiteren Perspektive einer Platonischen Prinzipienlehre, die auch durch die Sekundärüberlieferung, vor allem durch Aristoteles, bekannt ist und, soweit sie Platons philosophische
Lehrtätigkeit betrifft, als „ungeschriebene“ bezeichnet wird. Der Philebos ist also ein Schlüsseltext
für das Verständnis der Platonischen Philosophie. Der Text ist entsprechend schwer und stellt an
den Interpreten hohe Anforderungen. Griechisch-Kenntnisse sind zwar keine formale Teilna hmebedingung für das Seminar, aber sie sind doch wünschenswert. Die Arbeit am Text kann sich
auf zwei vorzügliche Kommentare stützen: auf Hans-Georg Gadamers immer noch unüberholte
Arbeit „Platos dialektische Ethik“ (in: Gesammelte Werke Bd. 5; beim Verlag Felix Meiner ist
auch eine Separatausgabe erhältlich) und auf den Kommentar von Dorothea Frede (Philebos,
Translated with introduction & notes by D. Frede, Indianapolis 1973).
Scheinvergabe: Hausarbeit
Grundmann/Hofmann: Begriffsanalyse und Intuitionen
Mi 10-12, Alte Burse, Raum X, Beginn: 18.10.
Quines berühmte Attacke auf die analytisch-synthetische Unterscheidung wird seit einiger Zeit
äußerst kritisch beäugt, ja von vielen (Bonjour, Devitt, Peacocke u. a.) als undurchschaubar oder
nicht zwingend abgelehnt. Der neue Konsens scheint nun darin zu bestehen, daß die Attacke
nicht erfolgreich war. Da sie implizit auch die Unterscheidung zwischen apriori und aposteriori betrifft, wird derzeit versucht, die beiden Unterscheidungen neu zu bestimmen. Ausgangspunkte für
diese Ansätze bilden verschiedene Intuitionen: Es scheint einen Unterschied zu geben zwischen
demjenigen Wissen um die Bedeutung der eigenen Sprache und den Gehalt der eigenen Gedanken, das wir ‘direkt’ und nur aufgrund unseres Verstehens besitzen, und demjenigen, das wir erst
durch empirische Untersuchungen erlangen können. Kann dann eine Begriffsanalyse nicht doch
ein solches ‘direktes’, erfahrungsunabhängiges Wissen explizit machen? Des weiteren scheinen
Intuitionen einen besonderen Status zu genießen. Vielfach beginnen (beenden?) wir unsere Argumente mit dem Hinweis, ‘daß es doch intuitiv einleuchte’. Läßt sich ein solches Vorgehen verstehen und als gerechtfertigt ausweisen? Sowohl zum Begriffs-/Bedeutungswissen als auch zu
Intuitionen wollen wir untersuchen, wie der Fluß der erkenntnistheoretischen und semantischen
Verhältnisse verläuft. Sind Intuitionen immer der Ausdruck von Begriffs-/Bedeutungswissen?
Welche psychologischen Prozesse (imaginative, induktive etc.) sind beteiligt? Anworten auf diese
Fragen sind auch zur Klärung metaphysischer Fragen (z. B. des Status des Materialismus) erforderlich.
Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar sind Grundkenntnisse zu Semantik und Erkenntnistheorie.
Scheinerwerb: Hausarbeit für benoteten Schein.
Literatur:
Frank Jackson: From Metaphysics to Ethics. A Defence of Conceptual Analysis, Clarendon Press, Oxford 1998.
Michael R. DePaul, William Ramsey (Hg.): Rethinking Intuitions, Rowman & Littlefield, Lanham 1998.
Hägler: Zur Interpretation der Quantentheorie – Kompaktseminar
Vorbesprechung: Mo 23.10., 14.00 Uhr, Melanchthon-Zimmer (Raum 308)
Das Kompaktseminar wird nach Absprache am Ende des Wintersemesters stattfinden.
Die von Werner Heisenberg und Ernst Schrödinger entwickelte Quantenmechanik ist die fundamentale physikalische Theorie der Atome und Teilchen. Sie liegt – in ihren Erweiterungen
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Seminare
durch Dirac, Feynman, Weinberg und Gell-Mann – dem heutigen sogenannten Standardmodell
zugrunde, das sich bislang glänzend bewährt hat. Während die Theorie äußerst erfolgreich ist,
bleibt ihre weiche oder ‘philosophische’ Interpretation nach wie vor umstritten. Das Verhalten
fundamentaler Teilchen läßt sich offenbar nicht in Modellvorstellungen der klassischen Mechanik
beschreiben, denn Elektronen und Photonen zeigen im Experiment eine merkwürdige ‘Doppelnatur’ als Teilchen und Welle. Ort und Impuls lassen sich niemals zugleich exakt ermitteln oder
prognostizieren. Damit scheint der Determinismus der klassischen Physik überwunden zu sein.
Wir wollen uns im Kompaktseminar neben der ‘Kopenhagener Interpretation’ hauptsächlich mit
neueren Deutungen der verrückten Quantenphänomene befassen (Bohm, Everett, Hawking,
Gell-Mann). Schrödingers Katze soll nicht wieder zu Tode gefoltert werden!
Teilnahmevoraussetzungen: Von den Nicht-Physikern wird Neugier und Interesse erwartet neben der Bereitschaft, sich qualitativ auf einige Resultate der neueren Physik einzulassen. Ansonsten: die Bereitschaft, ein Referat zu übernehmen.
Scheinvergabe: Ausgearbeitetes Referat oder Hausarbeit.
Hesse: Kant, Kritik der teleologischen Urteilskraft
Mo 15-18, 14-täglich, Alte Burse, Melanchthon-Zimmer (Raum 308), Beginn: 23.10.
In seiner grundlegenden ersten Kritik, der „Kritik der reinen Vernunft“, hat Kant die allgemeinen
Bedingungen der Möglichkeit objektiver Erkenntnis herausgearbeitet. Dabei stand ihm in Gestalt
der Newtonschen Kraft-Physik das Modell einer mathematisch-empirischen Naturwissenschaft
vor Augen, die auf die mechanische Erklärbarkeit aller natürlichen Phänomene setzt und alle
Naturteleologie zurückweist. Mit dem zweiten Teil seiner Kritik der Urteilskraft, der „Kritik der
teleologischen Urteilskraft“ jedoch thematisiert Kant die Unzulänglichkeit dieses Modells: es wird
der besonderen Organisationsweise biologischer Organismen nicht gerecht. Das heuristische
Prinzip, nichts an einem lebendigen System als umsonst anzusehen, wird von Kant daher als regulative Ergänzung des für alle Erfahrungswissenschaft konstitutiven Prinzips der Kausalität legitimiert.
Kants Unterscheidung von Naturzweck und äußerer Zweckmäßigkeit gewinnt heute im Rahmen
ökologischer Theoriebildung wieder Bedeutung. Seine Theorie des Organismus ist aber nicht
bloß im Hinblick auf das Selbstverständnis der modernen Biologie von systematischem Interesse,
sie bietet auch wirkungsgeschichtlich wichtige Hinweise darauf, wie Naturgesetzlichkeit und Freiheit vermittelt werden können.
Der Text soll in dem Seminar in gemeinsamer Diskussion gründlich interpretiert werden. Grundkenntnisse der „Kritik der reinen Vernunft“ sind dafür hilfreich.
Höffe: Kant, Kritik der praktischen Vernunft
Mi 16-18, Alte Burse, Raum X, Beginn 18.10.
Die „Kritik der praktischen Vernunft“ ist nach der „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“
Kants zweite ethische Hauptschrift. Um sich mit seiner Ethik auseinanderzusetzen, widmet man
sich meistens der „Grundlegung“, ist diese doch durch ihren Ausgang von alltäglich erfahrbaren
moralischen Phänomenen etwas leichter zugänglich. Unter systematischen Gesichtspunkten ist
jedoch die „Kritik der praktischen Vernunft“ ergiebiger. Durch ihre höheren Begründungsansprüche und ihre vielfältige Verknüpfung zu Kants theoretischer Philosophie ist sie jedoch weniger einfach lesbar und wirft schwierige Interpretationsfragen auf. Wir werden die einzelnen Teile
der Schrift gründlich lesen, dabei die neuere Sekundärliteratur und auch die Frage nach der Aktualität der Kantischen Ethik nicht aus dem Blick verlieren.
Das Intensivseminar gipfelt in einem zweitägigen Kant-Symposium mit auswärtigen Referenten
(15. und 16. Februar 2001).
Voraussetzung für den Erwerb eines benoteten Scheins sind die Bereitschaft, ein Referat zu
übernehmen, und das Verfassen einer Hausarbeit. Für einen Teilnahmeschein genügt die Über-
Seminare
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nahme eines Protokolls. Die Themenliste ist ab September im Sekretariat (Alte Burse, Zi. 317)
erhältlich.
Text:
Alle Ausgaben mit der Paginierung der Akademie-Ausgabe.
Literatur:
L. W. Beck: Kants ‘Kritik der praktischen Vernunft’ . Ein Kommentar, München 1974.
Zur Einführung: O. Höffe: Immanuel Kant, 6. Aufl., München 2000, bes. Kap. 9 und 11.
Jüngel: I. Kant, Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft
Mi 18-20, Raum: siehe Aushang, Beginn: 18.10.
Das Seminar soll eine Einführung in Kants Religionsphilosophie geben. Inwiefern „mußte“ der
Philosoph „das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu bekommen“ (I. Kant, Vorrede zur 2.
Auflage der Kritik der reinen Vernunft)? Zu Grunde gelegt wird Kants Schrift Die Religion innerhalb
der Grenzen der bloßen Vernunft. Beigezogen werden Texte aus der Schrift Der Streit der Fakultäten
und aus der Kritik der reinen Vernunft.
Sprechstunde: Mo 16.30 Uhr nach vorheriger Anmeldung, Zimmer 321.
Keuth: Der Pragmatismus
Mi 14-16, Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 18.10.
Der Pragmatismus versteht sich nicht als philosophisches System, sondern als philosophisches
Verfahren. Es enthält empiristische wie rationalistische Elemente. Das Seminar wird sich mit
einigen zentralen Texten von Pragmatisten der ersten Generation, Peirce, James und Dewey, auseinandersetzen und abschließend noch kurz auf Quine, Davidson und Rorty eingehen.
Bedingung für einen benoteten Schein: Referat.
Literatur:
Charles Sanders Peirce: Über die Klarheit unserer Gedanken, Einleitung, Übersetzung, Kommentar von Klaus Oehler, Klostermann, Frankfurt/M., 3. Aufl. 1985.
William James: Der Pragmatismus, Meiner Philosophische Bibliothek 297.
John Dewey: Die Erneuerung der Philosophie, Sammlung Junius, ISBN 3-88506-409-X.
John P. Murphy: Pragmatism. From Peirce to Davidson, Westview Press, Boulder/San Francisco/Oxford 1990,
ISBN 0-8133-7810-9.
Merle: Theorien des Strafrechts – Kompaktseminar
15.12.-17.12., Alte Burse, Raum X, Vorbesprechung: siehe Aushang
Der Begriff des Verbrechers und der Strafe setzt die Zurechnungsfähigkeit des Verbrechers voraus. Das Verbrechen als schwere Rechtsverletzung und Gefährdung der Rechtssicherheit kann
aber nicht – etwa durch die Strafe - rückgängig gemacht werden. Die Strafe kann immerhin einen
oder mehreren der folgenden Zwecke u. a. verfolgen: der Wiedervergeltung des Verbrechens, der
Abschreckung künftiger Verbrechen, der Abschreckung künftiger rückfälliger Verbrecher. Wie
werden klassische Texte der philosophischen Straftheorien der drei entsprechenden Traditionen
lesen: die Rechtfertigung der Strafe kann der Retributivismus (Kant, Hegel), die Generalprävention (Bentham und der Utilitarismus) oder die Spezialprävention heißen. Auch die neueren sogenannten Mischtheorien der Strafe werden untersucht, die diese Rechtfertigungen zu kombinieren
versuchen.
Scheinvergabe: Referat und Hausarbeit
Sprechstunde: Di 15-16, Alte Burse, Raum 322
Literatur:
Ch. Beitz, J. Cohen, M. Cohen u. A. J. Simmons: Punishment, Princeton University Press 1995.
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Seminare
H. L. A. Hart: Punishment and Responsibility, Oxford University Press 1968.
O. Höffe: Gibt es ein interkulturelles Strafrecht?, Frankfurt/M.: Suhrkamp 1999.
J.-C. Wolf: Verhütung oder Vergeltung?, Freiburg i.Br.: Alber 1992.
Schmidt: J. G. Fichte, Darstellung der Wissenschaftslehre von 1801/02
Mi 12-14, Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 18.10.
In Fichtes unermüdlichen Versuchen, die Wissenschaftslehre in immer neuen Versionen darzustellen, nimmt die (erst posthum veröffentliche) Fassung von 1801/1802 einen privilegierten Ort
ein. Dieser Text läßt sich nämlich als das erste Zeugnis der (noch kaum erschlossenen) Spätphilosophie Fichtes betrachten, in der - so scheint es zumindest - die Subjektivität nicht mehr die
Stellung des ersten Prinzips einnimmt, sondern sich im Rahmen einer Reflexion auf die Bedingungen von Wissen als bloße ‘Erscheinung’ eines Absoluten erweist, das nur durch die Selbstaufhebung der Subjektivität als solches noch erfaßbar ist. Da der Text ausgesprochen schwierig ist,
soll eine geduldige und detaillierte Lektüre des Textes im Zentrum des Seminars stehen.
Scheinerwerb: schriftliche Hausarbeit
Sprechstunde: Fr 16-17, Alte Burse, Raum 307
Text: J. G. Fichte: Darstellung der Wissenschaftslehre. Aus den Jahren 1801/02; Hamburg: Meiner 1977.
Schneider: Thomas von Aquin: Summa contra Gentiles
Mo 16-18; Alte Burse, Raum X, Beginn: 23.10.
Die Summa contra Gentiles des Thomas von Aquin wird allgemein als sein philosophisches
Hauptwerk bezeichnet, obwohl es der Intention nach keine philosophische Summe ist, sondern
das Ziel verfolgt: „die Wahrheit, die der katholische Glaube bekennt, nach unserem Vermögen
darzulegen und dabei entgegenstehende Irrtümer auszuschließen“ (S.c.g. I2). In Frage steht daher
gleich zu Beginn des Werks die Bestimmung des Verhältnisses zwischen Theologie und Philosophie; denn wie jedes mittelalterliche Werk, so steht auch dieses im Kontext einer christlichen
Intellektualität, die das Denken der mittelalterlichen Autoren prägt. Insofern bietet das Werk mit
seinen theologischen Implikationen zugleich eine Reflexion über die Möglichkeit des philosophischen Denkens. Es legt eine umfassende Gesamtsicht der Möglichkeiten und Begrenztheiten der
menschlichen Vernunft dar. Die Summa contra Gentiles ist in vier Bücher eingeteilt, die wiederum in
Kapitel gegliedert sind. In ihr geht es um die Darlegung jener Wahrheit, die „der Glaube bekennt
und die Vernunft erforscht“, und zwar unter Heranziehung von „Beweisgründen und Wahrscheinlichkeitsgründen“, durch die die „Wahrheit bestätigt und der Gegner überzeugt wird“ (Bücher I-III). Im IV. Buch ist von jener Wahrheit zu sprechen, die „über die Vernunft hinausgeht“
(S.c.g. 19). Die Summa contra Gentiles strukturiert sich nach einem Schema, das auch für das andere
Hauptwerk des Thomas, die Summa Theologiae, von Bedeutung ist: Die gesamte Absicht zielt da rauf, „auf dem Wege der Vernunft“ das zu verfolgen, was die menschliche Vernunft von Gott
erforschen kann. So ist erstens eine Betrachtung über das anzustellen, was „Gott an ihm selbst
zukommt“ (Buch I); zweitens die Betrachtung über den „Hervorgang der Geschöpfe aus ihm“
(Buch II); drittens die Betrachtung über die „Hinordnung der Geschöpfe zum ihm als zu ihrem
Ziel“ (Buch III). Das IV. Buch befaßt sich mit Fragen der Trinität, der Christologie, der Sakramentenlehre, der Auferstehung. Von besonderem Interesse ist das Schema des Hervorgangs der
Geschöpfe aus Gott und der Rückkehr zu ihm. Die Summa contra Gentiles gehört zu dem unverzichtbaren Bestand des Erbes der mittelalterlichen Philosophie und Theologie.
Da es sich um einen umfangreichen Text handelt, werden wir aller Wahrscheinlichkeit nach im
kommenden Semester seine Lektüre und Interpretation fortsetzen. Eingeladen sind insbesondere
Studierende der Philosophie und Theologie; Studierende anderer Fächer sind herzlich willkommen. Das Seminar richtet sich an Fortgeschrittene, aber auch an Anfänger der Philosophie.
Kenntnisse des Lateinischen sind erwünscht, aber keine Bedingung der Teilnahme. Ein qualifi-
Seminare
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zierter Seminarschein kann auf Grund regelmäßiger und tatkräftiger Mitarbeit und einer Hausarbeit erworben werden. Literatur wird in der ersten Seminarsitzung bekanntgegeben.
Textgrundlage:
Thomas von Aquin: Summe gegen die Heiden. Summa contra Gentiles, lat.-dt., hrsg. und übers. v. K. Albert/P. Engelhardt,
5 Bde., Darmstadt 1974ff.
Schroeder-Heister: Induktive Verfahren
Do 8-10, Alte Burse, Raum X, Beginn: 19.10.
Das Seminar richtet sich an Studierende der Informatik. Es behandelt induktive Verfahren, die
im Rahmen der Künstliche-Intelligenz-Forschung entwickelt worden sind. Da Induktion aber
auch fundamentales philosophisches und wissenschaftstheoretisches Thema darstellt, ist das Seminar auch für Studierende der Philosophie einschlägig. Voraussetzung sind Grundkenntnisse in
Logik. Aufgrund eines Referats mit schriftlicher Ausarbeitung kann ein PhilosophieSeminarschein vergeben werden.
Achtung: In Abhängigkeit von der Besetzung der Philosophie-Professur (Nachfolge Prof.
Hoering) kann sich mein Vorlesungsangebot ändern. Bitte Aushänge und/oder InternetSeiten beachten.
Steinmann: Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen II
Do 18-20, Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 19.10.
Das Seminar setzt die Beschäftigung mit Cassirer vom letzten Semester fort, versteht sich aber
nicht als direkte Weiterführung und steht daher allen Neueinsteigern offen. Cassirers Werk soll
nun als Ausgangspunkt für eine systematische Frage genommen werden, die Frage nach dem
Status der Transzendentalphilosophie im gegenwärtigen Denken. Transzendental ist eine Theorie,
die von der Annahme notwendiger logischer Bedingungen der Erfahrung oder des Denkens ausgeht. Dabei ist es in der Gegenwart fraglich geworden, inwieweit angesichts der Geschichtlichkeit
oder auch der Sprachlichkeit des Wissens überhaupt von der Notwendigkeit solcher Bedingungen
gesprochen werden kann. Cassirers Ansatz kann als Versuch gesehen werden, auf diese Frage zu
reagieren und einen formalen Begriff des Transzendentalen zu entwickeln, der die Notwendigkeit
in die Prozessualität des Denkens selbst zurücknimmt. Dieser Versuch ist in seinen Möglichkeiten, aber auch in seinen Grenzen zu diskutieren und mit anderen transzendentalphilosophischen
Ansätzen zu vergleichen. Das Seminar hat in dieser Hinsicht einführenden Charakter und soll das
Spektrum eines sich an Kant orientierenden Denkens in der Gegenwart zumindest ausschnitthaft
verdeutlichen.
Bedingungen für den Scheinerwerb: Hausarbeit.
Textgrundlage:
Ernst Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen. Weitere Texte werden im Seminar angegeben.
Wiesing/Marckmann: Philosophische Theorien der Medizinethik I
Do 14-16, Alte Burse, Raum X, Beginn: 19.10.
Das auf zwei Semester angelegte Seminar versucht einen Überblick über die in der medizinischen
Ehtik derzeit diskutierten Theorien zu geben. An der medizinischen Ethik als einem Fallbeispiel
angewandter Ethik soll überdies untersucht werden, welchen Einfluß angewandte Ethiken auf die
Theoriebildung genommen haben. Die Literatur wird in der Vorbesprechung bekanntgegeben.
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Seminare / Oberseminare
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Wimmer: Zhuangzi (Dschuang Dse)
Do 10.30-12, Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 19.10.
In Fortsetzung der Beschäftigung mit dem philosophischen Daoismus wird das Werk des neben
Laozi bedeutendsten Daoisten der klassischen Antike Chinas behandelt.
Scheinvergabe: Referat oder Prüfungsgespräch oder Hausarbeit.
Literatur:
Victor H. Mair (Hg.): Zhuangzi (dt. Untertitel: Das klassische Buch daoistischer Weisheit ). Frankfurt/M.: Wolfgang
Krüger Verlag 1998.
Burton Watson (Hg.): The Complete Works of Chuang Tzu. New York: Columbia University Press 1968 u. ö.
Oberseminare
Figal: Dialektik II – Kompaktseminar für Doktoranden und Examenskandidaten
nach Vereinbarung
Teilnahme nur nach persönlicher Anmeldung.
Frank: Ned Block über Bewusstsein: Oberseminar für Doktoranden/Doktorandinnen
Mi 20-22, Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 18.10.
Ned Block, Professor an NYU, ist ein Hauptvertreter der bewusstseinsfreundlichen Fraktion der
Philosophy of Mind und arbeitet an einer Monographie über das Thema. Er wird mit den Teilnehmern und Teilnehmerinnen des Kolloquiums an einigen Tagen Ende Januar über Texte diskutieren, die rechtzeitig als Reader vorliegen, die in meinem Seminar gekauft werden können.
Höffe: Neuerscheinungen zur politischen Philosophie und Vorstellung eigener Projekte
Oberseminar/Doktorandenkolloquium
Do 15-19, Termine und Ort werden noch bekanntgegeben
Es werden eigene Projekte vorgestellt und neue Literatur zur Politischen Philosophie diskutiert.
Neuteilnahme nur nach Rücksprache in der Sprechstunde möglich.
Keuth: Perspectives on Quine
Mi 10-12, Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 18.10.
Willard Van Orman Quine ist einer der bedeutendsten Logiker des 20. Jahrhunderts. Zugleich ist
er wohl der bedeutendste Vertreter des jüngeren Pragmatismus. Das Seminar wird sich mit Kritiken zahlreicher Autoren aus verschiedenen Disziplinen an Quines Philosophie und mit Quines
Antworten auseinandersetzen.
Bedingung für einen benoteten Schein: Referat.
Literatur:
Robert Barrett und Roger Gibson (Hgg.): Perspectives on Quine, Blackwell, Cambridge, Mass., ISBN: 0-631-19178X.
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Kolloquien / Arbeitskreis
Kolloquien
Fahrenbach: Kolloquium
nach Vereinbarung
Kümmel: Gedächtnis und Erinnerung
Fr 18-20, Alte Burse, Melanchthon-Zimmer (Raum 308), Beginn: 27.10.
Schroeder-Heister: Logik und Sprachtheorie
Di 18-20, Sand 13, Raum: siehe Aushang, Beginn: 17.10.
Besprechung von aktuellen Publikationen, Examensarbeiten sowie Gastvorträge. Wer interessiert
ist, möge eine mail an [email protected] senden mit der Bitte, auf den Einladungsverteiler gesetzt zu werden.
Wimmer: Doktoranden/Doktorandinnen-Kolloquium
Do 14-17.30, 14-täglich, Ethikzentrum, Keplerstraße 17, Beginn: 2.11.
Arbeitskreis
Hoering: Lernprogramm (insbesondere für Logik)
Di 19-21, Alte Burse, Computerpool, Beginn: 24.10.
Seit einiger Zeit gibt es ein Tutor-Programm zum Einüben des logischen Ableitens in Formalismen der Aussagen-, Prädikaten- und Modallogik, das im Rahmen dieses Arbeitskreises entwickelt
worden ist. Dieses Programm wurde zunächst in Pascal für IBM-kompatible Rechner geschrieben; für seine Portierung auf andere Plattformen stellen wir Versionen in TCL/TK her. Neue
Mitglieder, die bereits Kenntnisse in diesen Sprachen besitzen, oder stark motiviert sind, sich
einzuarbeiten, sind herzlich willkommen.
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