Steckbrief Nr. 115 Jedes Jahr im Frühling begeben sich die Grasfrösche auf Wanderschaft, um zu ihrem Laichgewässer zu gelangen. Leider führt der Weg oft über Straßen, die die Wanderung verfrüht unter dem Autoreifen beenden. Das überLEBEN dieser Tiere ist dadurch in Gefahr. Grasfrosch Rana temporaria Lebensraum Als Laichgewässer werden flachere, aber selten austrocknende, von der Sonne beschienene Stillgewässer wie kleine Teiche und Weiher (auch Gartenteiche) oder auch Viehtränken in Grünlandgebieten bevorzugt. Nach der Eiablage verlassen die Tiere meist sehr rasch das Gewässer und gehen zum Landleben über. Hier werden beispielsweise Grünland, Saumbiotope, Gebüsche, Gewässerufer, Wälder, Gärten, Parks sowie Moore besiedelt. Beschreibung Die Kopf-Rumpf-Länge der erwachsenen Tiere erreicht maximal elf Zentimeter, wobei die Weibchen im Durchschnitt geringfügig größer werden als die Männchen. Die Oberseite kann gelb-, rot- oder dunkelbraun gefärbt sein. Bei manchen Tieren ist diese nur wenig gezeichnet, andere weisen unregelmäßige schwarze Flecken auf, die gelegentlich die Grundfarbe fast verdecken können. Die Unterseite ist beim Männchen weißlich-grau und meist ungefleckt, bei den Weibchen oft gelb und dabei rötlich marmoriert. er beidseitige, charakteristisch dreieckige Schläfenfleck mit dem darin befindlichen Trommelfell ist deutlich dunkelbraun abgesetzt. Auch die Querstreifung der Hinterbeine ist ein Merkmal des Grasfrosches. Lebensweise und Biologie Grasfrösche sind Früh- und Explosivlaicher, die (je nach Wetter- und Höhenlage) zwischen Februar und Mai zum Laichgewässer wandern. Die Weibchen werden bei der Paarung vom Männchen in der Achselgegend umklam- NATURSCHUTZBUND Österreich Museumsplatz 2, 5020 Salzburg [email protected] www.naturschutzbund.at mert und legen vorzugsweise am Boden von gut besonnten Flachwasserstellen ein bis zwei Laichballen ab. Die Zahl der Eier ist abhängig vom Ernährungszustand des Weibchens - meist sind es ca. 2000. Je nach Umgebungstemperatur schlüpfen die zunächst sechs bis neun Millimeter langen Larven nach wenigen Tagen oder auch erst vier Wochen. Die aquatische Larvenentwicklung bis zur Metamorphose zum Landtier dauert je nach äußeren Bedingungen zweieinhalb bis drei Monate, so dass in Mitteleuropa Mitte bis Ende Juni die meisten Jungfrösche das Gewässer verlassen haben. Zwei- bis dreijährig werden Grasfrösche geschlechtsreif. Zur Nahrung des Grasfrosches zählen Insekten wie Käfer und Laubheuschrecken, Asseln, Würmer, Spinnen und Nacktschnecken. Selbst als Nahrung dient der Grasfrosch u.a. dem Schwarz- und Weißstorch, Mäusebussard, Uhu, Waldkauz, der Schleiereule und auch der Amsel, ferner der Ringelnatter, verschiedenen Forellenfischen, dem Wildschwein, Rotfuchs, Dachs, Iltis und der Wanderratte. Gefährdung und Schutz Der Grasfrosch wird in Österreich als gefährdet eingestuft. Durch vielfältige Zerstörung seiner Lebensräume, begonnen beim Winter- und Sommerquartier über die Wanderrouten bis zum Laichgewässer, sind die Bestandseinbußen zum Teil dramatisch. Bei der alljährlichen Straßenüberquerung werden die wandernden Grasfrösche Opfer des überhöhten Verkehrsaufkommens und erleiden hohe Verluste. Um die Tiere zu schützen, ist die Erhaltung und Vernetzung ihrer Lebensräume von großer Bedeutung, ebenso die Betreuung von Wanderstrecken. Literaturhinweise KYEK M. & MALETZKY A. (2006): Atlas und Rote Liste der Amphibien und Reptilien Salzburgs. NÖLLERT A. & NÖLLERT C. (1992): Die Amphibien Europas: Bestimmung, Gefährdung, Schutz. Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH & Co. Stuttgart. © R. Hofrichter w w w. n a t u r b e o b a c h t u n g . a t Verbreitung Der Grasfrosch ist im größten Teil Europas vertreten. Das Areal reicht vom Nordrand der Iberischen Halbinsel über Frankreich und die Britischen Inseln über ganz Mitteleuropa und den europäischen Teil Russlands bis über den Ural hinaus. In der nördlichen Schweiz wurden Grasfrösche bis in 2630 Metern über Meereshöhe gesichtet. Der Grasfrosch gehört zu den ersten Amphibien, die im Frühjahr auf Wanderschaft gehen. überLEBEN ist eine gemeinsame Kampagne von NATURSCHUTZBUND, Lebensministerium und Bundesforsten