Alte Häuser neu gedacht - Mikado

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9.2014
September
ISSN 0944-5749
12,80 =C
Unternehmermagazin für Holzbau und Ausbau
Flachdächer
Sicher und trocken
Firmenfahrzeuge
Vollgas fürs Image
Fertigbau
Ein Haus mit zwei
Leben
Bauen im Bestand
Alte Häuser neu gedacht
Organ von
3HUIHNWHV8QWHUP|UWHOQGHU
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Editorial
Christoph Maria Dauner,
Chefredakteur mikado
Da steckt noch viel drin
Energiekosten senken, Wohnkomfort steigern, Immobilienwert
nachhaltig sichern – es gibt viele gute Gründe, ein Haus zu
sanieren. Deshalb füllen zurzeit besonders Sanierungen/
Modernisierungen die Auftragsbücher. Dennoch wurden in
den letzten Jahren die Potenziale in Deutschland bei Weitem
nicht ausgeschöpft. Warum zögern so viele Bauherren mit der
Auftragserteilung? Genügen die bestehenden Förderprogramme
sowie Beratungs- und Marketingmaßnahmen? Wie können
Holzbauer unentschlossene Bauherren effektiv abholen? Hier
Flachdächer haben’s in sich.
Abonnenten finden in mikadoplus
zuverlässige Konstruktionen.
kommt es auf eine qualifizierte Bauherreninformation an, denn
fast jeder Interessent kennt einen Immobilienbesitzer, der falsch beraten wurde. Wohl dem
Zimmerer, der mit Referenzprojekten überzeugen kann, wie wir sie Ihnen in dieser Ausgabe
vorstellen: Das Fachwerkhaus (ab Seite 12) und das Einfamilienhaus (ab Seite 24) besitzen
nach ihrer Sanierung neue Werte, die beeindrucken: optisch, energetisch, wirtschaftlich.
Beeindruckend ist auch das Ferienhaus in Massivholzbauweise mit vorgehängter
Lärchenfassade. Es zeigt Ihnen ab Seite 44 zum einen, wie trefflich sich in Österreich Urlaub
machen lässt. Zum anderen beweist es ganz unangestrengt und selbstverständlich, wie
moderner Holzbau anspruchsvolle Architektur gelingen lässt und zeitgemäße Gebäude ohne
Jodler-Schnickschnack stimmig in alpine Umgebung bettet. Schauen Sie sich das unbedingt
an – auch wenn Ihr Urlaub dieses Jahr vielleicht schon hinter Ihnen liegt.
Ihr
www.mikado-online.de
3
Holz möbelt Bestand auf
Eine Gemeinde hat ihr 1756 errichtetes Schulhaus zu
einem Bürgerhaus umgebaut. Dabei galt es, drei unterschiedliche Funktionsbereiche in die Struktur eines alten
Fachwerkgebäudes zu integrieren und gleichzeitig die
aktuellen Anforderungen an bauliche Sicherheit, Schallschutz und Energieoptimierung zu erfüllen.
Seite 12
Holz hält Natur Stand
Die „Résidences Jules Ferry“ im französischen Saint Dié
des Voges ist eine Anlage mit einem drei- und einem
achtgeschossigen Wohngebäude. Die Anlage steht einem
Erdbebengebiet der Stärke 3. Damit die Gebäude Erdbeben standhalten, sind unter anderem die BrettsperrholzElemente reißverschlussartig zugeschnitten.
Seite 30
Thema des Monats: Bauen im Bestand
Management
12 |Umbau
Mit erheblicher finanzieller Unterstützung durch
das Land Baden-Württemberg hat die Gemeinde
Altdorf ihr 1756 errichtetes Schulhaus zu einem
Bürgerhaus umgebaut.
38 |Firmenfahrzeuge
Werbung auf Rädern besitzt starke Außenwirkung.
24 |Mehrgenerationenhaus
Ein Einfamilienhaus soll zum Mehrgenerationenhaus werden. Gleichzeitig sind Anbauten geplant
und eine thermische Sanierung ist vonnöten. Ein
klarer Fall für den Holzbau.
44 |Ferienhaus
Zwei Baukörper stehen gestaffelt am steilen Hang.
Architektur
Zimmermeisterdach
62 |Gotteshaus
Sanierung einer Pfarrkirche mit speziellem Biber.
Ingenieurholzbau
30 |Erdbebengebiet
Die „Résidence Jules Ferry“ mit einem Acht- und
einem Dreigeschosser steht in einem Erdbebengebiet. Damit sie einem Beben standhält, haben
die Planer ein besonderes Tragwerk gewählt.
4
ASP ARCHITECTURE
PROF. DR.-ING. DIETER SENGLER
mikado 9.2014 Inhalt
Fortbildung
65 | 7. Europäischer Kongress (EBH 2014)
Verdichten, Aufstocken und Sanieren in Köln.
Details im Griff
Holzwelten
35 |Brandschutz
Bei Holzfassaden in der Stadt zählt die Kombina­
tion von Brandwand und brennbarer Fassade.
70 |Fertighaus
Second Hand mal anders: Eine Gemeinde ließ sich
ein Fertighaus zum Gemeindehaus umbauen.
mikado 9.2014
GRADT – FOTOLIA.COM
Werbung auf Rädern
Betriebe, für die eine positive Wirkung in der Öffentlichkeit wichtig
ist, nutzen die Chance, mit ihren
Firmenfahrzeugen nicht nur bei
Lieferungen „Werbung auf Rädern“
zu machen.
Seite 38
Titel:
Dr. Joachim Mohr;
mikado;
Gradt – Fotolia.com;
Peter Matt
Ein Magazin der
WEKA MEDIA
GmbH & Co. KG
Rubriken
3 |Editorial
6 | Kurz und bündig
37 | Ihr gutes Recht
42 | Büro kompakt
42 | Verband aktuell
50 | Produkte Spezial: Software
60 |Branchenführer
66 |Unternehmen
74 |Vorschau/Impressum
Flachdächer sicher und trocken ausführen
Ernst-Ullrich Köhnke und Jan Balkwoski geben wertvolle
Hinweise für Planung und Konstruktion des Flachdachs.
Nur für Abonnenten
www.mikado-online.de
kurz & bündig
mikado-Interview
Flachdach: Feuchtigkeit draußen lassen!
Das Dach ist der Witterung am stärksten ausgesetzt. Damit auch
beim Flachdach nichts durchgeht, sind eine saubere Planung und
Ausführung nötig. Und die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen.
mikado: Architektonisch liegen
flache und flach geneigte Dächer
im Trend. Steigen somit auch
die Schadensfälle oder ist aus
den bereits gemachten Fehlern
gelernt worden?
Ernst-Ullrich Köhnke: Jede Dachkonstruktion besitzt eine mehr
oder weniger große Fehlertoleranz. Auch Steildächer hat-
ten und haben auch heute noch
gelegentlich Feuchteprobleme.
Die Konstruktionen werden neuen Anforderungen und neuen
Materialien angepasst und alles
Neue zeigt zu Beginn nun mal
auch neue Fehler. Wichtig ist dabei, aus den Schadensfällen die
richtigen Schlussfolgerungen zu
ziehen. Das allerdings geschieht
in der Praxis häufig nicht bzw.
es dauert zu lange, bis sich die
Erkenntnisse durchsetzen.
Flachdächer haben mitunter
mit Feuchtigkeitsproblemen zu
kämpfen. Darunter leidet ihr Ruf.
Zu Unrecht?
Dächer sind allgemein die Bauteile, die der Witterung am stärksten ausgesetzt sind. Deshalb sind
sie eher anfällig für Schäden.
Während es früher vorrangig
◂◂Mit dem neuen mikadoplus
klappt es auch mit dem Flachdach:
Die Feuchtigkeit bleibt draußen
die Haltbarkeit der Abdichtung
war, liegt es heute, speziell im
Holzbau, eher an der Bauphysik.
Doch mit dem richtigen Konzept
und einer kompetenten Planung
lassen sich sichere Flachdächer
ausführen.
im Holzbau und in der Bauphysik ist es meist nicht sehr schwierig, die Ursache zu identifizieren. Leider werden von vielen
Sachverständigen aber nicht alle
denkbaren Ursachen mit in die
Überlegungen einbezogen, son-
„Es reicht nicht, nur das Loch in
der Dampfbremsfolie zu suchen.“
Was ist aus Ihrer Sicht die häufigste Ursache für Schäden an
Flachdächern?
Zweifelsohne sind die meisten
Schäden auf Feuchtigkeit zurückzuführen. Sie resultiert zum einen aus der Abdichtung, die
nicht dauerhaft hält, und zum
anderen aus eingeschlossener
Feuchtigkeit, verbunden mit einer fehlerhaften oder unzweckmäßigen Bauteilschichtung bzw.
Konstruktion.
Wie schwierig ist es für Sachverständige, die Ursache zu finden?
Für erfahrene Sachverständige
mit ausreichenden Kenntnissen
dern wird nur unkritisch das Loch
in der Dampfbremsfolie gesucht.
Viel wichtiger ist es zu überdenken, ob das Schadensbild zu der
vermuteten Ursache passt. Ganz
besonders sollte dabei die Anamnese beachtet werden. Sie gibt
meist deutliche Hinweise auf die
wahre Ursache.
Was raten Sie Zimmerern zu tun,
bevor sie sich an ein Flachdach
wagen?
Sofern der Zimmermann die
Konstruktion und die Materialien
selbst wählen kann, aber etwas
unsicher ist, sollte unbedingt ein
im Holzbau erfahrener Bauphy-
London
Eine Muschel im Garten
ie eine große Muschel schraubt sich in London auf
der Rückseite eines Reihenhauses aus den 1950erJahren eine Holz-Konstruktion aus American White Oak
in den Garten hinein. Sie schützt eine gläserne Bürozelle, die nur mit einem Schreibtisch und einem schmalen Regal versehen ist, bietet im Freien eine überdachte
Abstellfläche und läuft in sanftem Schwung zu einer Holzterrasse aus. Das „Shoffice“ kommt als eine Mischung aus
Geräteschuppen und Büroraum (Shed + Office) daher und
ist ein Gemeinschaftsprojekt von Platform 5 Architects,
dem Ingenieurbüro Morph Structures und dem Bauunternehmen Millimetre. www.americanhardwood.org
6
→ Laubholzarten → Fallbeispiele
mikado 9.2014
ALAN WILLIAMS
W
▴▴Als Rückzugs- und Arbeitsort konzipiert, ist das „Shoffice“
gleichzeitig auch ein Kunstobjekt
kurz & bündig
siker kontaktiert werden. Sofern
die Bauteilschichtung von einem
Planer vorgegeben wurde, muss
der Zimmermann sich die bauphysikalischen Nachweise vorlegen lassen und kritisch prüfen,
gegebenenfalls Bedenken anmelden. Er hat die Nachweise
genauso zu prüfen wie der Folgehandwerker das Vorgewerk!
Ist der Zimmermann letztendlich gegenüber dem Auftraggeber vertraglich verantwortlich,
hat er zu beraten und dafür zu
sorgen, dass alle Rahmenbedingungen im Vertrag niedergeschrieben sind. Denn: Wer
schreibt, der bleibt.
Gibt es in den Fachregeln eigentlich Einschränkungen oder darf
grundsätzlich jeder Zimmerer
Flachdächer bauen?
Jeder Zimmerer darf Flachdächer
bauen! Die Fachregeln unterscheiden nicht nach Art der Firmierung. Beim voll gedämmten
Flachdach mit starrer Dampfbremse (sd 50 bis 100 m) ist in
der DIN 68800, Bild 23, lediglich ausgeführt, dass diese Konstruktion nur für kleinflächige
3d-cad/cam für den holzsystembau
Gute Gründe für hsbCAD:
佀 Technologieführung auf AutoCAD®-Basis
佀 Durchgängige und intelligente 3D-Gesamtlösung
佀 Intuitives Konstruieren erzeugt zuverlässige Ergebnisse
▴▴Ernst-Ullrich Köhnke ist Sachverständiger und Inhaber eines
Ingenieurbüros für Holzbau
(maximal 10 m²) Balkone/Terrassen über Wohnraum erlaubt
sind, wenn mit werkseitig vorgefertigten Elementen gearbeitet wird. Das hat mit einer sogenannten „Lex Fertigbau“, wie
gelegentlich behauptet wird,
allerdings nichts zu tun. Auch ein
Zimmereibetrieb kann ein derartiges Bauteil vorfertigen. Die
komplette Vorfertigung verhindert eine der häufigsten Schadensursachen, nämlich die Einwirkung der Baufeuchte. Was
aber bis zu 10 m² funktioniert,
klappt erfahrungsgemäß auch
bei 100 m².
Frage des Monats
Immer mehr Software-Programme gehen online
und sind auch als mobile Apps verfügbar.
Haben Sie Ihr Büro und die Planungsprogramme auch
immer dabei?
佀 Produktivitätssteigerung mittels Durchgängigkeit und Parametrik
佀 Fehlervermeidung durch Dynamisches Verhalten der Bauteile
佀 Effizienz durch individuelle Anpassung
佀 Einsatzbereiche und Lösungen für:
Entwurf
Architektur
Zimmerei
Holzbau
Ing.-Holzbau
Fertighaus
Objektbau
Gerwerbebau
Hallenbau
BSH
Brettsperrholz©
Blockhausbau
/HLPKRO]
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A)Ja, ohne mein Tablet fahre ich nicht mehr raus.
B)Absolut, arbeiten kann ich jetzt fast überall.
Das erleichtert die Abläufe.
C)Nein. Außerhalb des Büros bin ich ganz bewusst
nicht online.
Stimmen Sie im Internet ab: www.mikado-online.de
Die Auswertung zu jeder Frage des Monats finden Sie im
Netz unter www.mikado-online.de → Frage des Monats
Besuchen Sie uns auf folgenden Messen und Veranstaltungen:
佀䢢䢢Faszination Holzbau, 30. bis 31. 10. 2014 in St. Gallen (CH)
佀䢢䢢Internationales Holzbau-Forum, 3. bis 5. 12. 2014 in
Garmisch-Partenkirchen (D)
佀䢢BAU 2015, 19. bis 24. 1 .2015 in München (D)
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▴▴Zünftig ging es zu auf der Meisterschulenparty in München
Meisterschulenparty
Spanferkel und Stimmung für Zimmerer
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enn Zimmerer feiern, wird es
zünftig. Und noch zünftiger
als sonst wurde das Sommerfest der
Fachschule für Bautechnik in München. Denn die Aktion „Wir machen
Deutschland heller“ von mikado und
Velux brachte den Schülern und ihren
Lehrern zusätzliches Budget ein: Der
Dachfensterhersteller sponserte das Essen (u. a. Spanferkel) und eine CoverBand. Für gute Laune sorgte aber auch
die „Vorgruppe“, nämlich die Meister-Musi – eine Blasmusik-Kapelle, in
der Lehrer und Schüler der Münchner
Schule spielen.
Da in München und Umland im
Aktionszeitraum (im vorigen Jahr) die
meisten Velux-Dachfenster eingebaut
worden waren, hatten die Münchner
Zimmerer-Meisterschüler eine Party gewonnen. Schulleiter Hans Seeger freute sich über den Gewinn: „Die
Aktion hat unserem Sommerfest einen
sehr schönen Rahmen gegeben.“ Mitgefeiert hat auch Günther Sperl, Ver-
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▴▴Spaß am Fest hatten (v.l.) Günther Sperl
(Velux), Gernot Röhm (Fachschule),
Astrid Unger (Velux), Schüler, Schulleiter
Hans Seeger und Jürgen Schultheiß,
Mitarbeiter der Schulleitung
antwortlicher für Velux-Fachseminare.
Mit seinem Team informiert er Meisterschüler zu Produkten und bietet auch
Management-Themen an wie „Auftritt beim Kunden“. An der Fachschule machen 270 Schüler mehrerer Gewerke ihren Abschluss zum Techniker,
die Meisterprüfung können sie zusätzlich ablegen. www.mikado-online.de
→ Aus der Holzbaubranche
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MIKADO
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▴▴Eine Band heizte den Feiernden am
Abend mit Cover-Songs ein
mikado 9.2014
▴▴Für Stimmung sorgte auch die MeisterMusi, bestehend aus Schülern und Lehrern
kurz & bündig
Fachschule Rosenheim
CAD zum Anfassen
D
Effizienztagung
Energisch in Hannover
D
ie 6. Effizienz-Tagung Bauen + Modernisieren im Hannover-Congress-Centrum
(HCC) bietet vom 28. bis 29. November 2014
einen Informationsaustausch für Handwerker,
Energieberater, Architekten, Bauingenieure und
Planer. Im Fokus stehen dabei die Energieberaterpraxis, Haustechnik, Dämmstoffe, gesetzliche Rahmenbedingungen und Trends bei
der Energieerzeugung und -speicherung. Durch
das modulare Tagungsprogramm können sich
die Teilnehmer ihre Schwerpunkte selbst zusammenstellen. An beiden Tagen finden drei
parallel laufende Themenblöcke mit Impulsvorträgen und Workshops statt. Eine Fachausstellung gibt es ebenfalls.www.effizienztagung.de
ie Fachschule Rosenheim, Schwerpunkt Holz, hat von ihrem Förderverein einen
3D-Drucker zur Ergänzung der Ausbildung
in CAD und CAM bekommen. Fachlehrer Franz Josef Gehr:
„Ich bin zum Teil ganz
froh, wenn die Studenten bei der CAD-Kon- ▴▴Über den 3D-Drucker freuen sich (v.l.) Gerald Rhein,
struktion am Rechner Vorsitzender des Fördervereins, Schulleiter ReinFehler machen, weil sie hard Pobel, CAD-CAM-Fachlehrer Franz Josef Gehr
und stellvertretender Schulleiter Franz Hampel
mithilfe des Druckers
die Auswirkungen einer falschen Eingabe gleich sehen und spüren können.“ Das
Gerät arbeitet wie eine intelligente Hightech-Klebepistole – ein sehr dünner Bio-Kunststofffaden wird erhitzt, verflüssigt sich, fließt auf ein „Tablett“ und baut dann die Konstruktion als Modell auf.www.fachschule-rosenheim.de
Design hat eine Adresse.
Die Dachziegel von ERLUS stehen nicht nur für Langlebigkeit, sondern genauso für zeitloses Design. Das
beweist eine feine Auswahl spannender Farben und
Formen. Ein beeindruckendes Plus an Charakter und
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Unternehmensgründung
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Gute Geschäfte für Meister
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er Anteil der Betriebe
im zulassungspflichtigen Handwerk, die fünf Jahre nach ihrer Gründung noch
am Markt aktiv sind, ist deutlich höher als in B1- oder
B2-Handwerken. Insgesamt
gilt außerdem: Betriebe, deren Inhaber keinen Meisterbrief haben, verschwinden am
schnellsten wieder vom Markt.
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Holzbau in Sachsen
W
as ist im
Holzbau alles möglich? Eine
Schrift mit dem
Titel „Bauen mit Holz
in Sachsen – modern
und klimafreundlich“ hat das Sächsische Staatsministerium für Umwelt
und Landwirtschaft
herausgegeben. Es
werden darin Referenzobjekte in Holz aus dem
Bundesland Sachsen vorgestellt, vom Gemeindesaal über Sporthallen bis hin zu Kindertagesstätten. So sollen der Holzbau und seine Vorzüge bekannter gemacht werden – vor allem bei Planern
und Bauherren. Und natürlich geht es auch um den
Rohstoff Holz und die Bereitstellung von Bauholz.
Professionelle Lösungen
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Umbau
Schmuckstück mit Vergangenheit
Mit erheblicher finanzieller Unterstützung durch das Land
Baden-Württemberg hat die Gemeinde Altdorf ihr 1756 errichtetes
Schulhaus zu einem Bürgerhaus umgebaut.
12
mikado 9.2014
Projekt 1
Altes Gebäude neu erfunden
Gemeinde Altdorf baut ihr Schulhaus zum Bürgerhaus um.
Umbau: Schmuckstück mit Vergangenheit
12
Steckbrief 14
Konstruktion: Vier spannende Geschosse
15
Haustechnik und Brandschutz: Clever gelöst
19
Interviews mit Architekt und Bauherr
20
Fazit: Neu auf Alt gebaut
21
Fenstersanierung: Historische Fenster erhalten
22
B
◂◂Vom Schulhaus
zum Tausendsassa: Das neue
Gemeindehaus
in Altdorf
beherbergt heute
Bürgersaal,
Vereinsräume und
eine Jugendbibliothek
eim Umbau des 1756 errichteten
Schulhaus in der Gemeinde Altdorf bei Tübingen zu einem Bürgerhaus galt es, drei ganz unterschiedliche, getrennte Funktionsbereiche in
die Struktur eines alten Fachwerkgebäudes zu integrieren und gleichzeitig alle aktuellen Anforderungen an
die bauliche Sicherheit, den Schallschutz und an die Energieoptimierung zu erfüllen – keine alltägliche
Aufgabe. Die Energieoptimierung
bestehender Fachwerkgebäude stellt
Sanierer vor besondere Herausforderungen: Will man auf zusätzliche
Bauteilschichten verzichten, um die
alte Konstruktion von beiden Seiten
sichtbar zu lassen, sind die aktuellen Vorgaben an den U-Wert oder
die Luftdichtheit kaum zu erfüllen.
Beim alten Schulgebäude in Altdorf kamen wegen der öffentlichen
Nutzung besondere bauliche Anforderungen hinzu. Architekt Prof.
Dr.-Ing. Dieter Sengler blieb deshalb
praktisch keine andere Wahl, als das
▸▸Nach der
Instandsetzung
fügt sich
die weitgehend
exakte Replik
des historischen
Gebäudes
harmonisch in
den alten
Ortskern ein
www.mikado-online.de
13
Steckbrief
Thema des Monats Bauen im Bestand
Bauvorhaben:
Bürgerhaus in D-71155 Altdorf.
Umbau eines historischen Schulhauses von 1756
weiter als Schule genutzt. Danach
diente es als Wohnhaus, stand
schließlich seit dem Jahr 2000 leer –
unter anderem, weil die Wohnungen
in seinem Inneren schlecht geschnitten waren. Als das Land Baden-Württemberg erhebliche Zuschüsse genehmigt hatte, fasste die Gemeinde den
Beschluss, das Fachwerkshaus zu einem Bürgerhaus umzugestalten.
Bauweise:
mehrschalige Fachwerkkonstruktion
Energiestandard:
jetzt Niedrigenergiestandard
Bauzeit:
Juli 2010 bis April 2013
Baukosten: ca. 2,04 Mio. Euro
Nutzfläche: ca. 600 m²
Umbauter Raum: ca. 2465 m³
Fachwerkhaus
in erfahrenen Händen
Bauherr:
Gemeinde Altdorf
vertreten durch BM Erwin Heller
D-71155 Altdorf
Architektur und Bauleitung:
Prof. Dr.-Ing. Dieter Sengler mit
Dipl.-Ing. (FH) Achim Schäfer
D-71155 Altdorf
Tragwerksplanung:
Prof. Dipl.-Ing. Erich Milbrandt
D-70597 Stuttgart
Dipl.-Ing. Bernd Raff
D-74321 Bietigheim-Bissingen
Decker-Ingenieurgesellschaft mbH
D-71032 Böblingen
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Prüfingenieur Holzbau:
Prof. Dr.-Ing. Heiner Hartmann
D-70376 Stuttgart
www.ib-drhartmann.de
▴▴Das Fachwerkhaus wurde
vom Erdgeschoss
bis zum
Dachfirst völlig
neu konzipiert
Holzbauarbeiten:
Zimmereigeschäft
Karlheinz Huber
D-71155 Altdorf
Holzbau Amann GmbH
D-79809 Weilheim-Bannholz
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Dämmelemente:
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▾▾1756 erbaut,
diente das
Gebäude 200
Jahre lang
als Schule. Doch
ab 2000 stand
das Fachwerkhaus
leer
Fachwerkhaus konstruktiv neu zu erfinden. Dennoch ist es dem Architekten im Zuge der Sanierung gelungen, eine weitgehend exakte Replik
des historischen Gebäudes zu schaffen, die sich harmonisch in den alten Ortskern einfügt. Möglich war das
unter anderem deshalb, weil Sengler
sich für ein Dämmsystem entschied,
das wegen hoher Effizienz schlanke
Bauteile mit gutem U-Wert ermöglicht. Denn mit PUR/PIR-Dämmstoffen konnte er einen effizienten Wärmeschutz mit maximaler Nutzfläche
vereinbaren.
Historisches Gebäude mit
moderner Ausstattung
1756 von der evangelischen Kirche
erbaut, diente das Fachwerkgebäude
im Ortskern von Altdorf als Schulhaus. Dieter Sengler erzählt: „Bemerkenswert ist daran, dass die Kirche
dieses Schulhaus mit zwei Klassenräumen und einer Lehrerwohnung
damals in einem 500-Seelen-Ort gebaut hat und dass die Schule danach
rund 200 Jahre bestand.“
Später hat die Gemeinde das Gebäude übernommen und bis 1948
14
mikado 9.2014
Dass Dieter Sengler den Auftrag für
die Planung der Umbauarbeiten bekam, war kein Zufall: Nach über
30 Jahren Lehrtätigkeit an der Universität und der Hochschule für Technik in Stuttgart hatte sich der am Ort
lebende Architekt bereits seit 1993
mit der Umnutzung und Sanierung
einiger historischer Gebäude im Ortskern von Altdorf befasst. Dabei hatte er mit guten Planungsideen erreicht, dass die bis zu 500 Jahre alten,
von Kriegsschäden verschonten Gebäude nicht abgerissen, sondern zu
hochwertigem Wohnraum aufgewertet wurden.
Hohe Anforderungen an Statik,
den Brand- und Schallschutz
Allerdings stellte die historische
Schule Sengler vor eine besondere
Herausforderung: „Da sie öffentlich
als Bürgersaal, Vereinsraum und Jugendbibliothek genutzt werden sollte, mussten wir entsprechende Anforderungen an die Statik, den Brand-,
Wärme- und Schallschutz einhalten.
Hinzu kamen Forderungen an eine
zeitgemäße Ausstattung, zu der neben
der Gebäude- und Heiztechnik eine
moderne Elektroinstallation gehörte.“
Eine genaue Untersuchung der
Konstruktion führte schnell zu dem
Ergebnis, dass viele der alten Hölzer
von ihren Querschnitten her den heutigen Lastannahmen nicht mehr genügten. Es gab also schon aus statischen Gründen keine Alternative, als
das historische Gebäude vom Erdgeschoss bis zum Dachfirst neu zu konzipieren. Ziel der Planer war es dabei aber, wo immer möglich, die alten
Materialien zu verwenden.
▪
▴▴Unter dem
neuen alten Dach
ist heute eine
Jugendbibliothek
untergebracht
Konstruktion
Vier spannende Geschosse
Aus statischen Gründen bauten die Holzbauer das zukünftige
Bürgerhaus Geschoss für Geschoss neu auf. Ziel war dabei, so viele
alte Materialien wie möglich zu verwenden.
D
ie marode, mit Lehm gebundene Kalksteinwand, die im Untergeschoss die Außenhülle bildete, wurde abgerissen. Die Steine ließ
Dieter Sengler neu zuschlagen, „damit sich eine bessere Mauerwerksstruktur ergab“. Anschließend mauerte ein „begabter Maurer“ die Wand
unter Verwendung der alten Steine wieder auf. Da die Energieoptimierung des Gebäudes eine zentrale Vorgabe der Gemeinde war, ließ
Sengler die ca. 550 mm starke Mauer von innen dämmen: Auf einer
100 mm starken Mineralfaserdämmung (WLS 035), die als Ausgleichsschicht die Unebenheiten des Mauerwerks nivelliert, fungieren 120 mm
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starke, beidseitig alukaschierte Linitherm PAL-Platten als Wärmedämmschicht. Über der Dämmung
folgt eine 12,5 mm starke Gipskartonplatte. Eine Unterkonstruktion,
das in eine Mineralfaserdämmung
eingebettete Wandheizsystem und
eine zweite 12,5 mm starke Gipskartonplatte komplettieren den Aufbau der Erdgeschosswand. Unter
dem Strich erreicht sie einen U-Wert
von ca. 0,10 W/(m² · K). Die Fenster
sind wie im ganzen Gebäude mit einem Dreischeiben-Wärmeschutzglas
ausgestattet, der UW-Wert liegt bei
1,0 W/(m² · K.) Auch der Estrich unter
dem Bürgersaal wurde im Zuge der
Sanierung vollflächig gedämmt. Hier
kam 120 mm PUR/PIR-HartschaumDämmung zum Einsatz, deren U-Wert
bereits bei 0,19 W/(m² · K) liegt.
Die Erdgeschossdecke:
neuartig und stützenfrei
Das Erdgeschoss dient heute als Bürgersaal, in dem unter anderem auch
Konzerte und Vorträge veranstaltet
werden. Wer möchte, kann den Saal
auch mieten.
Eine verschraubte Deckenkonstruktion aus Buchenholz, die gestalterisch den Kreuzgedanken des historischen Kirchengebäudes aufnimmt
und ohne Mittelstütze auskommt,
bietet diesen Veranstaltungen den
15
P 1
◂◂Die Träger des
Kreuzes
in der Decke
bestehen
aus je sechs
hochkant
verleimten
Buche-BSHEinzelträgern
weiträumigen und ästhetisch ansprechenden Rahmen. Basis der Deckenkonstruktion sind zwei Doppelträger,
die auf unmittelbar vor der Außenwand platzierten, mehrteiligen und
verschraubten BS-Holzstützen aufliegen. Die Träger bestehen aus je
sechs hochkant verleimten BucheBSH-Einzelträgern, die über 120 mm
starke und 600 mm lange Vollgewindeschrauben miteinander verbunden sind. Bei der Fertigung der
Träger wurde ihre voraussichtliche
Durchbiegung durch eine Überhöhung vorweggenommen. Ein System
von Nebenträgern, die an der Decke
die charakteristischen Formen von
Kreuz und Raute bilden, und zusätzlichen Randträgern, die den Raum in
Form eines Rechtecks umfassen, ergänzen die Träger.
Die Aussteifung des Trägersystems übernehmen 40 mm starke
Dreischichtplatten, die in ihre Zwischenräume eingelegt sind. An ihren Stößen sind die Platten mit passgenauen KVH-Trägern verschraubt,
welche die Platten stabilisieren und
die Deckenfläche für die Splittschüttung in Kammern unterteilen.
Die Elektroinstallation verlegten
die Handwerker teilweise auf der Ebene der Splittschüttung, die der Verbesserung des Schallschutzes dient,
teilweise verschwindet sie hinter einer Deckenoberfläche aus abgehängten Gipsfaserplatten. Nach oben
komplettiert schwimmender Estrich
mit Fußbodenheizung den Deckenaufbau.
Zu den Besonderheiten der Konstruktion gehört, dass sie zum einen
sich selbst trägt, aber auch die Decke
über dem Obergeschoss, deren Stützen, in bis zu 750 mm Abstand von
der Fassade im Raum platziert, auf
der Erdgeschossdecke stehen.
Das Obergeschoss:
Fachwerk in zwei Schalen
◂◂Die ca. 550 mm
starke Mauer
im Erdgeschoss ist
von innen mit
100 mm Mineralfasern als
Ausgleichsschicht
und mit
120 mm beidseitig
alukaschierten
PAL-Platten
gedämmt
16
mikado 9.2014
Eine Etage darüber befinden sich
Räume für örtliche Vereine, wobei
die Raumaufteilung den drei Achsen der Fachwerkkonstruktion folgt.
Über flexible Raumteiler lässt sich
der Raum in drei kleinere Einheiten
segmentieren. Seine Decke entspricht
konstruktiv der Decke über dem Erdgeschoss, weist aber kürzere Spannweiten auf, sodass ihre Last teilweise
auf der Erdgeschossdecke ruht.
Senglers ursprünglicher Plan für
die Gebäudesanierung hatte vorgesehen, das noch erhaltene Bestandsfachwerk durch eine Dämmung im
Gefach, eine beidseitige Beplankung
und ein neues Sichtfachwerk auf der
Außenseite zu ergänzen. Allerdings
zeigte sich, dass die Fachwerkkonstruktion für heutige Wind- und Erdbebenlasten zu schwach ausgelegt war.
Also bauten die Zimmerer der
ortsansässigen Zimmerei Huber
die komplette Fachwerkkonstruktion im Ober- und Dachgeschoss ab.
Aus den noch verwendbaren Hölzern rekonstruierten sie eine Fachwerkkonstruktion ohne Diagonalen,
die das innere Sichtfachwerk in den
Vereinsräumen im Obergeschoss bildet. Die in den Innenräumen sichtbaren Gefache sind auf der Sichtseite
mit einer Dämmung und passgenau
◂◂Die Träger
sind über
960 Vollgewindeschrauben
miteinander verbunden
▸▸Das Sparrendach kommt
auf beiden Dachebenen
ohne Stützen aus
zugeschnittenen Gipskarton-Platten
ausgefacht. Auf der Außenseite des
Sichtfachwerks schließt sich an eine
luftdicht verklebte Beplankung eine
180 mm starke Balkenkonstruktion an, in deren Gefachen die Dämmung liegt. Diese Lösung erschien
statisch als sinnvoll, um der tragenden Konstruktion aus alten Hölzern
eine zusätzliche Stabilitätsreserve zu
verleihen – auch wenn man sich dadurch Wärmebrücken in der äußeren Dämmschicht einhandelte. Dieter
Sengler: „Wir haben die Balkenkonstruktion deshalb möglichst schlank
konzipiert, um die Wärmebrücken zu
reduzieren. Bezahlt gemacht hat sie
sich unter anderem dadurch, dass die
ganze Wand weniger arbeitet, weshalb die Putzflächen bis heute rissfrei sind.“
Der Architekt wählte auch bei den
Außenwänden eine PUR/PIR-Dämmung, um den im Bauteil vorhandenen Platz möglichst effizient zu
nutzen. Die Zimmerer verlegten deshalb eine 160 cm starke Linitherm
Immer schön das Dach
flach halten – schon ab
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P 1
PAL-W-Außenwanddämmung.
Über diese Dämmung kam im Zuge
der Vormauerung lagenweise eine
40 mm starke Mineralfaserdämmung.
Auf die Balkenkonstruktion montierten die Zimmerer das äußere
Sichtfachwerk. Es besteht aus dreilagig verleimtem Eichenholz, „weil
man keine massiven Eichenbalken
in dieser Stärke bekommt, die sich in
einem vertretbaren Zeitraum trocknen lassen. Also werden die 40 mm
starken Lagen einzeln getrocknet und
dann verleimt.“ Die Gefache sind mit
Hochloch-Dämmziegeln ausgemauert, Letztere verputzt und gestrichen.
Das neue Sichtfachwerk ist dem ursprünglichen Gebäude nachempfunden. Tropfnasen und Fugen dienen
der Wasserabführung und damit dem
konstruktiven Holzschutz.
Rein rechnerisch ist das innere, aus
dem Bestand stammende Fachwerk
die Tragkonstruktion des Gebäudes.
Der U-Wert der Fachwerkwand liegt
bei 0,12 W/(m² · K).
Das Dachgeschoss:
ein stützenfreies Dreieck
„Da wir das Dach allein schon aus
statischen Gründen ändern mussten,
haben wir gleich eine Konstruktion entwickelt, die auf beiden Dachebenen ohne Stützen auskommt“, erläutert Sengler. Seine Lösung: ein
Dach aus 160 mm × 200 mm starken
Sparren mit zwei Kehlbalken – oben
einer als Tragkonstruktion für den
Spitzboden, unten einer als vermeintlicher Träger unter der Lesegalerie.
Der Dachstuhl wurde in Form von
◂◂Das neue
Sichtfachwerk ist
dem des
ursprünglichen
Gebäudes
nachempfunden
▴▴Die marode
Wand im
Untergeschoss
wurde abgerissen und mit
den neu
zugeschlagenen
alten Steinen
wieder aufgebaut
◂◂Im Obergeschoss befinden
sich Räume
für die örtlichen
Vereine. Die
Raumaufteilung
folgt den
drei Achsen der
Fachwerkkonstruktion
18
mikado 9.2014
selbsttragenden Sparrenelementen
abgebunden und auf der Baustelle
montiert. Die gesamte Sparrenkonstruktion steht nur auf den Traufwänden auf, sodass man innen keine weiteren Stützen braucht – auch nicht
für die Lesegalerie, die die Bibliothek
um eine obere Ebene erweitert. Diese Galerie wurde mit 16 mm starken,
aus Brandschutzgründen ummantelten Stahlzügen an den Knotenpunkten der oberen Kehlbalken aufgehängt. Auch die unteren Kehlbalken
hängen an diesen Knotenpunkten.
Die Sparren sind über ein Firstholz miteinander verbunden und zur
Aussteifung mit 30 mm OSB-Platten beplankt. Über dieser Aussteifung montierten die Zimmerer eine
PE-Folie als luftdichte Ebene, eine
40 mm starke, mit Mineralfaserdämmung ausgefachte Querlattung, darüber die eigentliche Dämmebene aus
160 mm starken Linitherm PAL-Polymer-Dämmplatten mit einer robusten Polymerbahn an der Oberseite.
Über der Dämmschicht komplettieren
die aufkaschierte Polymerbahn, eine
Konterlattung mit Lattung und die
Dacheindeckung den Dachaufbau.
Der U-Wert des Dachs bewegt sich
mit 0,13 W/(m² · K) in einem sehr guten Bereich. Die Effizienz der PUR/
PIR-Dämmung macht sich auch im
Sommer bemerkbar: Sie sorgt auch
an heißen Sonnentagen für angenehme Temperaturen in der Bibliothek.
Architekt Sengler hat das selbst überprüft und dabei erfahren, dass „die
ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen in
der Bibliothek darüber sehr erfreut
▪
sind.“
DIE ROTO
DACHFENSTERINNOVATION
2014
RotoComfort i8
◂◂Die Treppe
wurde ausgelagert, um
die Anforderungen an den
Brandschutz in
einem
finanzierbaren
Rahmen zu
halten
Technik voll automatisch.
Komfort auf Knopfdruck.
Einbau längst bekannt.
Haustechnik und Brandschutz
Clever gelöst
Innen wartet das Gemeindehaus mit einer zeitgemäßen
Ausstattung in Sachen Gebäudetechnik und Installation auf.
E
ine Lüftungsanlage im Bürgersaal mit kontrollierter Lüftung
mit Wärmerückgewinnung dient dem
Luftwechsel während größerer Veranstaltungen. Als Wärmequelle für
das Gebäude genügt eine Gastherme,
die sich auf der Ebene der Bibliotheken-Galerie befindet. Der Wärmeaustausch erfolgt auf allen Ebenen über
eine Fußbodenheizung, im Bürgersaal kommen die Flächen der Wandheizung hinzu. Die Energiedaten des
Gebäudes sprechen für sich: Sein
Heizwärmebedarf liegt laut Energieausweis bei 151,40 kWh/(m² · K),
sein jährlicher Primärenergiebedarf bei 199,98 kWh/(m² · K) (max. =
282 kWh/(m² · K)), sein Endenergiebedarf bei 166,93 kWh/(m² · K).
Brandschutztechnisch wurde die
Außenhülle in Ober- und Dachgeschoss als REI 30 (F30-B) klassifiziert.
Möglich war das, weil im Gebäude
nicht geschlafen wird, weil es in allen
Bereichen Rauchmelder mit Aufschaltung zur Feuerwehr gibt und weil die
Feuerwache nur 100 m vom Bürgerhaus entfernt ist. Sensible Bereiche
wie die Küche befinden sich im ausbetonierten Teil des Erdgeschosses,
www.mikado-online.de
nur für die Lüftungsschächte gab es
eine F90-A-Anforderung. Fluchtwege gibt es in Erd- und Obergeschoss
zu ebener Erde, im Obergeschoss fungieren speziell dimensionierte Fenster, im Dachgeschoss ein Steg zu einem Notausgang über der Treppe als
Fluchtmöglichkeit.
Die Treppe wurde aus dem Gebäude ausgelagert, um die Brandschutzanforderungen in einem finanzierbaren Rahmen zu halten.
Sengler erklärt: „Für ein innen liegendes Treppenhaus hätten wir eine
F90-A- oder sogar eine F120-Anforderung erreichen müssen. Für unsere nach außen verlegte Treppe gelten diese Anforderungen nicht.“ Zu
den Vorteilen dieser Lösung gehört
auch, dass sie das breite Nutzungsspektrum des Gebäudes eigentlich
erst möglich macht: „Hätten wir die
Treppe ins Gebäude integriert, wären
von den rund 100 m² pro Geschoss
30 – 40 m² für die Treppe verloren
gegangen. Im Klartext: Bürgersaal,
Vereinsräume und Bibliothek wären
nur noch mit großen Einschränkungen nutzbar gewesen.“
Dr. Joachim Mohr, Tübingen ▪
Intelligente Technik sieht man
nicht. Man spürt sie.
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Thema des Monats Bauen im Bestand
P 1
Architekt im Interview
Zwischen Tradition und Moderne
mikado sprach mit dem Architekt Prof. Dr.-Ing. Dieter Sengler über die
Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne bei Sanierungsaufgaben.
mikado: Herr Prof. Dr. Sengler, Sie haben
ja schon eine gewisse Erfahrung mit
der Sanierung historischer Gebäude in
Altdorf?
Sengler: Das kann man schon sagen.
Seit 1993 arbeite ich im Auftrag privater Bauherren vor Ort an der Sanierung einiger teils über 500 Jahre
alter Fachwerkhäuser. Dabei haben
wir in mehreren leer stehenden Gebäuden Wohnungen für 13 neu zugezogene Familien geschaffen.
Nur der Denkmalschutz hat den
schon freigegebenen Abriss der letzten noch erhaltenen Fachwerkgebäude im Ort verhindert und dafür
gesorgt, dass die Bauherren für die
Sanierung Zuschüsse und Steuererleichterungen bekamen. Andererseits
hat der Denkmalschutz das Bauen
selbst teilweise erheblich erschwert …
Weil man sich dabei auf eine
Gratwanderung begibt: möglichst viel
von der alten Substanz erhalten, aber
auch die heutigen Anforderungen
erfüllen und einen möglichst hohen
Wohnwert erzielen?
In der Tat, und das geht natürlich
nicht ohne Kompromisse. So ist es
zum Beispiel kaum möglich, ein
Fachwerk ohne zusätzliche Abdichtung und Dämmschicht an heutige Wärmeschutz- und Komfortstandards anzupassen. Wir gehen deshalb
in der Regel so vor, dass wir die bestehende Konstruktion durch eine Außendämmung und ein Sichtfachwerk
ergänzen.
◂◂Prof. Dr.-Ing.
Dieter Sengler hat
als Architekt
die Sanierung des
Schulgebäudes
übernommen
▸▸Handzeichnung
vom neu
gelösten Firstdetail
wir auf Produkte aus einem PUR/PIRDämmsystem zurück – auch bei einer Innendämmung, die bei der Sanierung alter Fachwerkgebäude oft
besondere Vorteile bietet.
Damit gelingt es uns, bei vertretbarer Bauteilstärke einen sehr hohen
Wohnkomfort zu erreichen. Ich spreche hier aus eigener Erfahrung: Mein
eigenes Büro liegt am Kirchplatz 11,
also in einem der sanierten Altdorfer Fachwerkhäuser.
Was wegen des knappen Raums ja nicht
ganz einfach ist?
Genau. Hier benötigen wir eine sehr
effiziente Dämmung, die uns auch
bauphysikalisch möglichst viel Sicherheit gibt. In der Regel greifen
Dessen Sanierung war vermutlich etwas
einfacher als die des Schulgebäudes?
Das schon, auch wenn jedes alte Gebäude seine Eigenheiten hat. Beim
Schulgebäude gab es ganz besondere
Herausforderungen, weil zum einen
die Schäden in der Fachwerkwand
auf der Kirchenseite groß waren.
Zum anderen mussten wir wegen
der öffentlichen Nutzung alle Anforderungen an den Brand-, Wärmeund Schallschutz einhalten, nicht
zu vergessen die moderne Ausstattung inklusive Installation, die so
20
mikado 9.2014
ein Gebäude benötigt. Deshalb hatten wir keine andere Möglichkeit, als
tiefgreifend in die bestehende Konstruktion einzugreifen und das Gebäude quasi neu zu erfinden – zum Glück
stand es nicht unter Denkmalschutz.
Ich glaube aber, dass wir eine Lösung
gefunden haben, mit der wir nicht
nur der Moderne, sondern auch dem
historischen Ortsbild voll und ganz
gerecht geworden sind.
Insgesamt haben sich die neun
Jahre Arbeit am Bürgerhaus für mich
gelohnt, und es freut mich als Architekt, wenn das Ergebnis meiner Arbeit auf so viel Zustimmung bei den
Bürgern trifft. Als schmerzlich habe
ich allerdings die zahlreichen Eingriffe durch Baubehörden und Gemeinderat empfunden, die so manch
gute Planungsidee verhindert haben.
Das Ergebnis könnte in meinen Augen also noch ein Stück weit besser sein.
Herr Sengler, wir danken Ihnen für das
interessante Gespräch.
Thema des Monats Bauen im Bestand
Bürgermeister im Interview
Wertvoller Treffpunkt
Bürgermeister Erwin Heller und die Bürger von Altdorf
freuen sich über das schöne Ensemble, das rege genutzt wird.
mikado: Herr Heller, Sie zählten ja von
Anfang an zu den Befürwortern der
Sanierung des Schulgebäudes. Sind Sie
mit dem Ergebnis zufrieden?
Heller: Absolut, obwohl auch mich
anfangs hin und wieder Zweifel beschlichen, ob man aus diesem unattraktiven Altbau tatsächlich noch ein
Schmuckstück machen kann.
Wie sehen Sie denn die Funktion des
sanierten Gebäudes im sozialen Gefüge
des Orts?
Das Gebäude ist ein zentraler Ort der
Begegnung, der von den Altdorfern
sehr gut angenommen wird. Highlight ist die Bücherei mit ihren gemütlichen Sitz- und Lesebereichen.
Man trifft sich hier, um einen Kaffee
zu trinken, um auf der Außenterrasse
zu plaudern oder zu lesen. Eine Etage weiter unten stehen den Vereinen Räume zur Verfügung, die wir
vorher in dieser Form nicht anbieten konnten. Abendtermine sind so
gefragt, dass man schon frühzeitig
buchen muss. Gleiches gilt für den
Bürgersaal im Erdgeschoss, der für
Familienfeiern, aber auch für kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte,
Autorenlesungen und Ausstellungen
genutzt wird.
▸▸Erwin Heller
ist Bürgermeister
von Altdorf
und war von
Anfang an
ein Befürworter
der Sanierung
Während der Finanzkrise haben uns
Bund und Land im Zuge eines Konjunkturpakets einen Zuschuss von
770 000 Euro für die energetische Gebäudesanierung bewilligt. Eine weitere Finanzspritze bekamen wir aus
dem Ausgleichstopf für finanzschwächere Kommunen, das waren noch
einmal 130 000 Euro. Nur so ließ sich
die aufwendige Sanierung stemmen.
Ein beliebter Treffpunkt im Ortszentrum.
Damit hat sich die Investition wohl
schon gelohnt. Wie kann ein kleiner Ort
wie Altdorf so einen Brocken schultern?
In jedem Fall nur mit Zuschüssen,
die auch eine Voraussetzung für die
Bewilligung im Gemeinderat waren.
Vielen Dank – und weiterhin viel Freude
mit dem neuen Gemeindehaus.
Projekt 1
Fazit
FOTOS: VOLKER WINKLER / JOACHIM MOHR
Neu auf Alt gebaut
www.mikado-online.de
Beim Umbau des Schulhauses zu
einem Bürgerhaus gelang es, drei
unterschiedliche, getrennte Funktionsbereiche in die Struktur eines alten
Fachwerkgebäudes zu integrieren und
gleichzeitig alle aktuellen Anforderungen an die bauliche Sicherheit,
den Schallschutz und an die Energieoptimierung zu erfüllen. Die Untersuchung des Bestandes führte schnell
zu dem Ergebnis, dass viele der alten
Hölzer den heutigen Lastannahmen
nicht mehr genügten. Es gab also
keine Alternative, als das historische
Gebäude vom Erdgeschoss bis zum
Dachfirst neu zu konzipieren.
21
Thema des Monats Bauen im Bestand
P 1
Fenstersanierung
Historische Fenster erhalten
Wer historische Fenster energetisch verbessern und somit erhalten möchte, den
unterstützt ein Tool der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau (BFH AHB) zur
Berechnung der Wärmedurchgangskoeffizienten historischer Einfach- und Kastenfenster.
F
enster gelten als die „Augen des
Hauses“. Sie ermöglichen den
Blick nach draußen und prägen von
außen als wichtiges gestalterisches
Element das Erscheinungsbild der
Fassade. Um moderne Wärmeschutzanforderungen einzuhalten, ersetzen
viele Bauherren historisch wertvolle
Fenster durch neue Fenster. Mit dem
Originalfenster geht damit oft auch
der Charme und Ausdruck des Gebäudes verloren. Dabei gibt es eine
Reihe von Möglichkeiten, Bestandsfenster energetisch zu sanieren.
Das Einfachfenster ist neben dem
Kastenfenster die am häufigsten vorkommende Konstruktionsart historischer Fenster. Es besteht aus einem
Blend- und einem Flügelrahmen und
ist mit einer Einscheibenverglasung
ausgestattet. Der Wärmedurchgangskoeffizient (Uw-Wert) eines typischen
Bestandsfensters mit einer Fenstergröße von ca. 2 m² und einem Glasanteil von etwa 64 Prozent liegt bei
ungefähr 4,5 W/(m² · K). Im Vergleich
dazu liegt der Wärmedurchgangskoeffizient eines historischen Kastenfensters der gleichen Größe mit einem Glasanteil von 70 Prozent bei
etwa Uw = 2,3 W/(m² · K). Kastenfenster bestehen aus einem Außenund einem Innenfenster, die durch
ein rundum laufendes Futterbrett aus
Holz miteinander verbunden sind.
Ein „historisch wertvolles Fenster“
muss nicht unbedingt unter Denkmalschutz stehen. Den Wert eines
Fensters prägen unter anderem seine
22
mikado 9.2014
Historische Augen des Hauses
▴▴Historische
Straßenansicht in
der Schweiz.
Das Fenster ist
oftmals das
einzige architektonische
Gestaltungsmittel
und sollte
erhalten bleiben
visuelle Wirkung auf die Fassade und
das Stadtbild sowie seine kulturelle, handwerkliche und künstlerische
Ausführung.
Fenstersanierungen sind stets im
Kontext mit anderen Sanierungsmaßnahmen der Gebäudehülle zu
sehen. Historische Fenster haben in
der Regel einen geringen Flächenanteil an der gesamten Umfassungsfläche. Häufig kann eine Verbesserung
des Wärmeschutzes anderer Bauteile, wie Kellerdecken oder Geschossdecken unter Dachböden, eine höhere Energieeinsparung bei geringeren
Sanierungskosten erzielen.
Die historischen Fenster sind dann
nur noch so weit energetisch zu ertüchtigen, dass die Behaglichkeit der
Bewohner durch die Erhöhung der
Luftdichtigkeit und Sicherstellung
des Mindestwärmeschutzes gewährleistet ist.
Tool zur Berechnung der
Wärmedurchgangskoeffizienten
Bei einer umfassenden Bestandsaufnahme werden zunächst der historische Wert sowie der Erhaltungszustand der Fenster ermittelt. Die
Bestandsaufnahme beinhaltet eine
detaillierte Dokumentation anhand
von Skizzen, fotografischen Aufnahmen sowie eine Beschreibung zu
Materialität und Zustand. Je nach
Erhaltungszustand kann eine Schadenskartierung eine gute Hilfestellung zur Abschätzung der Sanierungskosten und Ausarbeitung des
Restaurierungsplanes sein. Auch die
Überprüfung der Funktionstüchtigkeit der Beschläge gehört zur Bestandsaufnahme dazu. Auf Grundlage der Bestandsaufnahme entsteht
Thema des Monats Bauen im Bestand
Einfachfenster mit neuer Isolierverglasung im bestehenden Rahmen
Einfachfenster mit neuem Vorfenster
nun ein Konzept für die Sanierung.
Um das Potenzial verschiedener Sanierungsmaßnahmen abschätzen zu
können, ist eine energetische Analyse
der Bestandsfenster durchzuführen.
Hierfür hat die Berner Fachhochschule ein Rechenwerkzeug zur Berechnung der Wärmedurchgangskoeffizienten historischer Einfach- und
Kastenfenster entwickelt. Damit können sowohl die Wärmedurchgangskoeffizienten der Bestandskonstruktionen als auch der verschiedenen
Sanierungsvarianten in Anlehnung
an die Normen EN ISO 10077-1:2006
und EN ISO 10077-2:2003 (Wärmetechnisches Verhalten von Fenstern,
Türen und Abschlüssen ­­­– Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten) berechnet werden. Download unter: www.bfh.ch/forschung/
projektdatenbank.html
Zudem ist eine ausreichende Profiltiefe des Rahmens zur Aufnahme
der Isolierverglasung notwendig. Der
Rahmen sowie die Beschläge müssen
stabil genug sein, um das Gewicht der
zusätzlichen Fensterscheibe aufnehmen zu können.
Durch den Einbau einer Isolierverglasung mit einem Wärmedurchgangskoeffizienten Ug der Verglasung von 1,2 W/(m² · K) ist eine
Verbesserung des Wärmeschutzes eines typischen Einfachfensters mit einer Fenstergröße von ca.
2 m² und eines Glasflächenanteils
von etwa 64 Prozent möglich. Mit
solch einem Einbau kann der Wärmeverlust des Fensters um bis zu
57 Prozent reduziert werden. Das
entspricht einem Wärmedurchgangskoeffizienten eines sanierten Einfachfensters von etwa 1,9 W/(m² · K).
Austausch der Verglasung
Zusätzliche Fensterebene
Verschiedene Sanierungsmaßnahmen verbessern historisch wertvolle
Fenster energetisch. Der Einbau von
Dichtungen beispielsweise verringert
Lüftungswärmeverluste und vermindert Zuglufterscheinungen. Die Verbesserung des UW-Wertes eines historischen Fensters ist auch durch den
Austausch der Verglasung oder den
Einbau einer zusätzlichen Fensterebene möglich.
Beim Austausch der Verglasung
wird das alte Glas durch eine Mehrfachisolierverglasung ersetzt. Der
historische Rahmen bleibt erhalten.
Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung dieser Sanierungsmaßnahme ist, dass der Fensterrahmen weitgehend intakt ist und kaum
schadhafte Rahmenteile aufweist.
Das Anbringen einer Aufdoppelung
eines Fensterrahmens ist eine weitere Sanierungsmaßnahme. Hierbei
wird ein zweiter Flügelrahmen auf
einen der bestehenden Fensterflügel
montiert. Ist die Aufdoppelung innen angebracht, so ist die Breite des
Blendrahmens zu beachten. Ist dieser nicht breit genug, so verkleinert
sich der maximale Öffnungswinkel
des Fensters.
Um Kondensatbildung vorzubeugen, ist zwischen Aufdoppelung und
bestehendem Flügelrahmen eine umlaufende Dichtung anzubringen. Der
UW-Wert eines historischen Kastenfensters mit einer Fenstergröße von
ca. 2 m² und einem Glasanteil von
etwa 70 Prozent kann sich durch
den Einbau einer einfachverglasten
www.mikado-online.de
Aufdoppelung um 28 Prozent auf
1,6 W/(m² · K) verringern.
Voraussetzung dieser Maßnahme
sind wiederum intakte bestehende
Rahmen und Beschläge, die eine ausreichende Stabilität für die Aufnahme des zusätzlichen Gewichts der
neuen Fensterebene aufweisen.
Einbau von Dichtungen
Historische Fenster verfügen in der
Regel über keine Dichtungen und
sind somit luftdurchlässiger. Daraus
resultieren höhere Lüftungsverluste und Zuglufterscheinungen. Das
kann zu einer starken Beeinträchtigung der Behaglichkeit führen. Der
Einbau von Dichtungen reduziert die
Lüftungswärmeverluste. Durch die
Erhöhung der Luftdichtigkeit verbessert sich auch das Schalldämm-Maß
des Fensters und damit der Schallschutz gegen Außenlärm. Der Dichtungseinbau verursacht nur geringe
Sanierungskosten im Vergleich zur
damit erzielten Energieeinsparung.
Die Dichtungen werden über eine
eingefräste Nut am Rahmen befestigt. Dabei ist zu prüfen, ob der Fensterrahmen so dimensioniert ist, dass
eine Einfräsung des Rahmens möglich ist. Hinsichtlich der Lage der
Dichtung gilt die Regel „innen dichter als außen“. Die Dichtung zwischen
Blend- und Flügelrahmen sollte möglichst raumseitig liegen, um Tauwasseranfall in der Fuge zu vermeiden.
Historische Gebäude sind oft durch
ihre schlichte Bauweise gekennzeichnet. Fenster sind das einzige architektonische Gestaltungsmittel und sollten deshalb erhalten bleiben.
Barbara Wehle und Dr. Christoph Geyer,
CH-Bern ▪
23
Mehrgenerationenhaus
Frischer Wind für die Siebziger
Ein Einfamilienhaus verwandelt sich in ein Mehrgenerationenhaus.
Dafür wurden Anbauten geplant und auch eine thermische Sanierung ist
vonnöten. Ein klarer Fall für den Holzbau.
24
mikado 9.2014
Projekt 2
Umbau eines Einfamilienhauses
Holzbau punktet mit Flexibilität und Leichtigkeit.
Mehrgenerationenhaus: Frischer Wind für die Siebziger
24
Steckbrief28
Konstruktion: Individuelle Lösungen
29
Fazit: Mit dem Blick aufs Wesentliche
29
E
ine kleine, unscheinbare Perle
in exponierter Lage: So stellte
sich ein Einfamilienhaus im Tiroler
Arzl dar. An einem steil abfallenden
Hang mit sonniger Südwest-Ausrichtung zeigte sich das Haus mit kleinen
Fenstern und dunklen Räumen trotz
des traumhaften Ausblicks eher introvertiert. Zu seiner besten Zeit hatte das Haus, dessen Entwurf von dem
Tiroler Architekten Ekkehand Hörmann stammte, in Architekturkreisen durchaus Beachtung gefunden
und ist im Standardwerk „Österreichische Architektur des 20. Jahrhunderts“ des Architekturkritikers Friedrich Achleitner gelistet.
Der Innsbrucker Architekt Gerald Gaigg kehrte nun das Innere
www.mikado-online.de
▸▸Introvertiert
zeigte sich
das Haus vor dem
Umbau: ein
typisches
Einfamilienhaus
aus den
siebziger Jahren
GERALD GAIGG
MARC MÜLLER
◂◂Mit der
Sanierung kamen
Sonne und
Licht ins Innere
des Hauses
des Hauses nach außen, öffnete es,
ließ Sonne und Licht hinein.
Mit intelligenten An- und Umbauten aus Massivholzplatten ordnete er
die Grundrisse neu, schuf Platz für
zwei Familien und ertüchtigte die
Substanz mit Passivhauskomponenten so weit, dass der Energiebedarf
um 70 Prozent sank.
Holz ist mobil
Doch der Weg dahin war lang. Das
Einfamilienhaus aus den frühen siebziger Jahren war für sein Alter zwar
in gutem Zustand, doch in seiner
Funktionalität entsprach es in keiner Weise mehr den aktuellen Bedürfnissen der Familie. Ein katastrophal
hoher Energieverbrauch zeigte an,
dass die Sanierungsmaßnahmen
grundlegend und umfassend angegangen werden mussten. So dachte
man über Abriss und Neubau ebenso
nach wie über die Variante der Sanierung. Ein weiterer Aspekt musste
bei der Planung ebenfalls beachtet
werden: Die exponierte Lage brachte
durch die sehr schmale, verschachtelte Zufahrt eine stark eingeschränkte
Erreichbarkeit der Baustelle mit sich.
Nur mit sehr hohem Aufwand und
entsprechenden Kosten hätte man
den Bauschutt abtransportieren und
neues Material zur Baustelle schaffen können. Da vor diesem Hintergrund ein Abbruch unmöglich und
die Sanierung zudem wirtschaftlicher
25
P 2
GERALD GAIGG
◂◂Die engen
Zufahrtswege am
Berg machten
die Anlieferung
schwierig.
Sie waren aber
auch ausschlaggebend
dafür, sich
für den Holzbau
zu entscheiden
erschien, suchten Architekt und Bauherren nach einer neuen Ordnung, in
der die Bedürfnisse der Bewohner Berücksichtigung fanden.
Wärmebrückenfrei in Holz
Einerseits musste das Haus „fit“ werden, um künftig zwei Familien zu beherbergen, andererseits sollte der Altbestand größtmöglich weitergenutzt
werden. Das schien gerade aufgrund
der eingeschränkten Erreichbarkeit
nur mit Holzbauteilen möglich, denn
sie konnten relativ unproblematisch
auf einem 2-Achser angeliefert werden. Der Holzbau bot aber auch einen statischen Vorteil. Da die Statik des Gebäudes nahezu ausgereizt
war, konnten die zusätzlichen Lasten durch das Holz gering gehalten werden.
Im östlichen Teil des Erdgeschosses
sollte eine kleine Wohnung mit nur
einem Schlafzimmer entstehen. Die
Umbaumaßnahmen in diesem Bereich beschränkten sich auf ein paar
kleinere Abbrüche und neue Mauern,
alles, wie auch der Bestand, in Massivbauweise.
Im westlichen Teil dieser Etage
fanden der Eingangsbereich und die
Kinderzimmer für die darüber liegende Wohnung Platz. Hier fielen
die Umbaumaßnahmen gravierender
aus: Ein überdachter Freisitz ist jetzt
ein Kinderzimmer und der ehemalige Kellerabgang wurde mit Elementen aus Brettsperrholzplatten überbaut und mit in die thermische Hülle
genommen. Dieser neue Teil schuf
Platz für eine neue Treppe ins Obergeschoss.
In der oberen Etage war der Kern
des Grundrisses von Anfang an festgelegt. Da der schönste Ausblick über
das Inntal in der südwestlichen Ecke
des Hauses liegt, sollte hier das große
Südostansicht: Die gelben Linien zeigen den Bestandsbau
26
mikado 9.2014
Wohnzimmer entstehen. Damit der
Blick nun ungehindert in die Ferne
schweifen kann, wurden große Mauerteile entfernt und großzügige Glasflächen geschaffen. Der Rückbau etlicher Zwischenmauern machte eine
Neuorganisation der Räume möglich
und schafft einen geräumigen Eindruck. Auf dem alten Erker im Erdgeschoss wurde ein weiterer Anbau aus
Massivholzplatten platziert, der nun
den Essplatz aufnimmt. Seine massiven Holzwände ließen die Bauherren von innen ganz bewusst unbehandelt, um eine angenehme, warme
Atmosphäre zu erzeugen.
Auch das Dach blieb von Umbauten nicht verschont. Das einstige Zeltdach verschwand und machte einem begehbaren Flachdach mit
Dachgarten Platz. Glücklicherweise konnte die alte Stahlbetondecke
weitergenutzt werden. Ungewöhnlich
ist die Konstruktion der Attika: Sie
Südwestansicht
wurde wärmebrückenfrei aus Holzelementen gefertigt. Ein breiter Dachüberstand nach Süden und Westen
schützt vor sommerlicher Überhitzung. Im Obergeschoss schiebt sich
vor den Baukörper nun von Südwesten her eine große, zwei Seiten umlaufende Terrassenfläche in Holzbauweise mit einer Stahlkonstruktion.
▸▸Die Attika des
neuen Dachs
wurde in Holz
gefertigt.
Die Lösung erwies
sich als preiswert, da das Verschnittmaterial
genutzt wurde
GERALD GAIGG
GERALD GAIGG
◂◂Montage des
nördlichen
Zubaus: Hier
entsteht das
neue Treppenhaus
Völlig neues Erscheinungsbild
In Summe haben diese Umbaumaßnahmen das Haus so verändert, dass es
auf den ersten Blick fast nicht wiederzuerkennen ist. Und das ist kein Zufallsprodukt, sondern war von allen
Beteiligten so gewünscht. Den Bauherren war das strenge Korsett der
ursprünglichen Architektur zu eng.
Sie wollten mit der neuen Ausrichtung größere Räume schaffen.
Vor allem für die Fassade bedeutete der Umbau tiefe Einschnitte. Sämtliche Vor- und Rücksprünge
und auch die gemauerten Blumenkästen blieben auf der Strecke. Der
Architekt achtete jedoch darauf, die
P 2 Steckbrief
Thema des Monats Bauen im Bestand
Bauvorhaben:
Wohnhaus. Um- und Zubau
und thermische Sanierung in
A-6020 Innsbruck-Arzl
Österreich
Bauweise:
Bestand in Massivbauweise aus
dem Jahr 1974, neue Anbauten in
Holzmassivbauweise
Energiestandard:
Heizwärmebedarf (HWB) alt:
178 kWh/(m² · a)
HWB neu: 27 kWh/(m² · a)
(Niedrigenergiehaus)
Wohnnutzfläche:
vorher 181 m², nachher 245 m²
Nutzfläche:
Bestand 905 m³, Zubau 204 m³
Bauherren:
Familie Deflorian-Hudovernik
▸▸Als „Cabrio“ ist
das Dach
über der großen
Terrasse
konzipiert
MARC MÜLLER
vorher 159 m², nachher 154 m²
Umbauter Raum:
Planer/Architekt und Bauleitung:
Dipl.-Ing. Architekt Gerald Gaigg
A-6020 Innsbruck
alte Infrastruktur so weit wie möglich zu belassen. Da der alte Grundriss auf dem Rhythmus der Fassade
aufgebaut war, mussten die Bauherren bei der Neuorganisation an einigen Stellen Kompromisse eingehen.
Die Kinderzimmer beispielsweise sind
mit ca. neun Quadratmetern nun sehr
klein. Um größere Räume zu schaffen, wären aber gravierende Eingriffe in die tragende Struktur nötig gewesen, die finanziell nicht vertretbar
erschienen.
Statik:
Dipl.-Ing. Markus Unterholzner
A-6020 Innsbruck
Baumeister:
Huter & Söhne
A-6020 Innsbruck
www.huter.soehne.at
Holzbau:
Holzbau Sprenger
A-6108 Scharnitz
www.holzbau-sprenger.at
und
DMH Handels GmbH
DasMassivHolzhaus
A-6330 Kufstein
www.dasmassivholzhaus.com
Endlich warme Räume
MARC MÜLLER
◂◂Der neue
Hauseingang an der
Nordseite:
Die neue Überdachung
schafft einen
einladenden
Eingangsbereich
28
mikado 9.2014
Der Heizwärmebedarf des Hauses lag
vor der Sanierung bei einem immens
hohen Wert von sage und schreibe
178 kWh/(m² · a). Mit der thermischen
Sanierung konnte er auf 27 kWh/
(m² · a) gesenkt werden.
Dafür sorgten zum einen der rundherum angebrachte Vollwärmeschutz
aus 20 cm starken EPS-Platten und
Holz-Alu-Fenster mit Dreischeibenverglasung. Auch die oberste Geschossdecke erhielt nun eine 40 cm
dicke EPS-Dämmung. Eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung bringt jetzt das ganze
Jahr über Frischluft ins Haus.
Enormen Anteil an der energetischen Ertüchtigung hat die Glättung der Fassade. Sehr treffend als
„Kühlrippen“ hatte der Architekt die
„Betonnasen“ bezeichnet, die die
Außenfläche der Wände fast verdoppelten und dafür sorgten, dass
die Räume im Winter nahezu unbeheizbar waren. So stiegen die Raumtemperaturen im langen Tiroler Winter oft nicht über 15 Grad. Ohne die
zahlreichen Vor- und Rücksprünge
erreicht das Gebäude heute ein deutlich besseres A/V-Verhältnis.
Das Projekt Heizung ist hingegen
noch nicht ganz abgeschlossen: Da
der Öl-Heizkessel noch fast neu war,
entschied man sich gegen einen sofortigen Austausch. Später sollen Pellets das Öl ersetzen und über die bestehende Fußbodenheizung Wärme
ins Haus bringen. In der Übergangszeit verbreitet der Kamin wohlige
Wärme im Haus.
Der einzige Wermutstropfen der
gesamten Sanierung liegt im Keller:
Die Kellerdecke konnte nicht mit finanziell vertretbarem Aufwand wärmebrückenfrei saniert werden und
erhielt daher nur eine 6 cm dicke
Kellerdeckendämmplatte.
Das umfassende Maßnahmenpaket sorgte für ein viel besseres A/VVerhältnis. Zum Vergleich: vorher
0,74, nachher 0,64. Auch der mittlere
U-Wert der Außenhülle kann sich
jetzt sehen lassen. Lag er vorher bei
0,964 W/(m² · k), kommt das Gebäude nun noch auf 0,289 W/(m² · K).
Die Mehrkosten im Vergleich zu
einer „Standardsanierung“ lagen bei
▪
zwei bis drei Prozent.
Thema des Monats Bauen im Bestand
Konstruktion
Individuelle Lösungen
Luftdichtheit war das große Stichwort der Sanierung in Arzl.
Besonderes Augenmerk lag dabei auf den Nahtstellen zwischen Alt und Neu.
U
m die Melange aus Alt und Neu
zu einem sauberen Bauergebnis
zu bringen, mussten die Nahtstellen
der Bauteile besonders sorgfältig ausgeführt werden. Da bei diesem Objekt
großer Wert auf energetische Belange gelegt wurde, plante der Architekt die Anschlüsse der Holzbauteile
an die Massivkonstruktion luftdicht.
Das erreichte er mit einem Glattstrich
und Bitumenbahnen, es folgten Kompri- und Klebebänder.
Den Anbau auf der Nordseite setzten die Holzbauer auf die vorhandene
Betonkonstruktion der alten Kellertreppe. Diese wurde im Außenbereich
rundherum aufgegraben und mit einer Dämmschürze versehen. Damit
holten die Zimmerer diesen Bereich
in die thermische Hülle. Den Anbau selbst erstellten die Holzbauer
aus rund 10 cm dicken vorgefertigten Massivholzplatten, dämmten ihn
mit 20 cm starken EPS-Fassadendämmplatten und verputzten ihn.
Das schräge Deckenelement besteht
aus einer Dreischicht-Holzplatte mit
darüber liegender Aluminium-Bitumendichtungsbahn. Eine bituminöse Dachdichtungsbahn schützt die
16 cm dicke Schicht PUR-Hartschaumdämmung vor Wasser.
Den zweiten, nach Süden gerichteten Anbau setzten die Holzbauer
auf einen bereits bestehenden Teil im
Erdgeschoss. Dazu musste das Zeltdach weichen. In gleicher Bauweise wie über der Treppe entstand hier
ein neuer Raum. Zu einem Trick griff
der Architekt bei der Attika: Um eine
Wärmebrücke zu vermeiden, ließ er
die Attika aus Massivholz fertigen.
Das war gleichzeitig auch die kostengünstigste Lösung.
Die neue Terrasse ist eine leichte
Stahlkonstruktion aus Schwerlastkonsolen. Sie wurden thermisch entkoppelt an die Struktur angehängt.
Heute erreicht das Haus durch die
Sanierungsmaßnahmen fast Passivhaus-Standard. Einzig die Wärmebrücken im Keller konnten nicht
kostenakzeptabel saniert werden. Die
Kellerdecke ist nur von unten gedämmt.
Ein Blick in den Energieausweis
zeigt nun acht verschiedene Wandaufbauten für das Haus. Ein Beleg
dafür, dass in der Sanierung großer
Wert auf einzelne, individuell geschneiderte Lösungen gelegt werden
muss, um optimale Ergebnisse zu erreichen.
Christina Vogt, Gladbeck ▪
Projekt 2
Fazit
MARC MÜLLER
Mit dem Blick aufs Wesentliche
www.mikado-online.de
Die Sanierung eines Wohnhauses
bedeutet oft den Verlust der ehemaligen Architektur. Viele Architekten
vergessen bei der Suche nach jedem
noch so kleinen Einsparpotenzial den
Blick auf das Erscheinungsbild dessen, was am Ende dabei herauskommt. Doch dieser Fall liegt anders:
Er zeigt, dass moderne Ansprüche an
Wohnraum und Energiestandard nicht
zwangsläufig das Ende der guten
Architektur bringen müssen, sondern
dass aus einem gelungenen Entwurf
der siebziger Jahre auch etwas ganz
Neues, aber ebenso architektonisch
Wertvolles entstehen kann.
29
Mehrgeschosser
Erdbebensichere Passivhaus-Residenz
Die „Résidence Jules Ferry“ steht in einem Erdbebengebiet. Damit die Gebäude
einem Beben standhalten, haben sie ein Tragwerk aus Brettsperrholz-Elementen
mit Stützen und Trägern. Die Wandelemente sind reißverschlussartig zugeschnitten und
das Ganze ist mit Stahllaschen, Blechen und Zugstangen zusammengespannt.
30
mikado 9.2014
Ingenieurholzbau Mehrgeschosser
ASP ARCHITECTURE
D
ie Résidence Jules Ferry in der
lothringischen Kleinstadt SaintDié-des-Vosges (Frankreich) steht in
einem Erdbebengebiet der Zone 3.
Das Ensemble aus einem drei- und
einem achtgeschossigen Gebäude
ist ein Nachverdichtungsprojekt in
Holzbauweise, das sich städtebaulich
bestens in die Umgebung einfügt. Als
Passivhaus ist es zudem ein energetisches Vorzeigeprojekt der Region.
„Le Toit Vosgien“, Bauherr und
Vermieter des Objekts, folgte von Anfang an dem Grundsatz, Wohnbauten in Holz zu errichten. Der soziale
Wohnkomplex umfasst 26 Wohnungen, davon 19 im Acht- und sieben
im Dreigeschosser.
Da mehrgeschossige Holzbauten in
Frankreich dank Weiterentwicklung
der technischen Anweisung IT249
(Instruction Technique 249 – hier
geht es vor allem um den Brandschutz in Wohnhäusern) seit 2010
auch baurechtlich kein Problem mehr
darstellen, stand dem Projekt nichts
im Wege.
Für den Achtgeschosser galt es,
eine statisch effektive Konstruktion zu entwickeln, die den maximal
möglichen Erdbebenlasten nicht nur
standhält, sondern das Gebäude auch
so schützt, dass es danach weiterhin
gebrauchstauglich ist, das heißt bewohnbar.
◂◂Seit Anfang
2014 ist die
Résidence Jules
Ferry, ein
sozialer Wohnbau
der Extraklasse,
bezogen. Das
Ensemble
im Passivhausstandard umfasst einen
Drei- und einen
Achtgeschosser
Flächentragwerk mit Stützen und
Trägern kombiniert
Architekt Antoine Pagnoux von ASP
architecture aus Saint-Dié-des-Vosges hat schon öfter für „Le Toit Vosgien“ geplant, sodass ihm die Holzbauweise vertraut ist. In Zusammenarbeit
mit Tragwerksplaner Thomas Steuerwald von BET Ingénierie Bois aus
Bischheim (Frankreich) wählten sie
für das kompakte Gebäude mit rund
23 m Breite, 13 m Tiefe (ohne Loggien) und knapp 23 m Höhe eine Konstruktion aus Brettsperrholz(BSP)-Elementen für Wände und Decken und
kombinierten es mit einem Stützen-/
Träger-System aus Brettschicht(BS)Holz in den beiden inneren Gebäudelängsachsen.
So kann das Gesamttragwerk Horizontal- und Vertikallasten über die
Scheibenwirkung der Wände und
Decken bzw. Vertikallasten über die
Stützen aufnehmen. Gleichzeitig ermöglichten die Stützen und Unterzüge eine ebenso großzügige wie flexible Raumgestaltung.
Dreiteilung des Wohnblocks zur
Schallentkoppelung
Zwei Doppel-Querwände, die die Geschossgrundrisse dreiteilen, markieren auch die vertikale Teilung des
ASP ARCHITECTURE
▸▸Raumeindruck
mit sichtbarem Holz:
Stützen
und Unterzüge
erlauben
offene Räume
www.mikado-online.de
31
ASP ARCHITECTURE
32
Stahlknoten entwickelt. Er besteht
aus zwei gegeneinander verdrehten Laschenpaaren, eingeschlitzten
Blechen sowie zwei Lastverteilungsplatten (mit Schalldämmeinlage) in
Deckenebene mit Anschlussblechen
für die jeweiligen Stützen des Stockwerks darüber.
Die Stahlknoten schließlich verbinden die Stützen biegesteif mit
den Unterzügen und dienen Letzteren als Gabellager. So sind die Unterzüge seitlich gehalten, erfahren aber
ebenfalls keine Querpressung durch
die Stützen.
30/20/24 cm/24 cm, GL24h) herum
ausgespart. Zur direkten Weiterleitung der Vertikallasten von Stütze
zu Stütze hat der Tragwerksplaner
einen speziellen lastdurchleitenden
Schallentkopplung
Zur Schallentkopplung ist der Achtgeschosser in drei
vertikale Blöcke geteilt und über Stahllaschen wieder zu
einem statischen Gesamtsystem verbunden
Aussteifung über Scheiben und
Gesamtsteifigkeit über Stahl
SERTELET
Gebäudes in drei Blöcke, die statisch
unabhängig voneinander konzipiert,
aber mechanisch über Stahllaschen
und eingeschlitzte Bleche auf und in
den Außenwänden verbunden sind.
Die als Sandwichkonstruktion mit
Dämmlage ausgeführten Querwände
sorgen für die Schallentkoppelung
zwischen den Geschosswohnungen.
In ihren Achsen, aber in Dämmebene der Außenwände, sind außerdem Zugstangen angeordnet, die
die Wandscheiben über die acht Geschosse zusammenspannen und in
den Fundamenten verankern.
Je Geschoss dienen die Träger bzw.
Unterzüge (b/h = 24 /36 cm, GL24h)
in den zwei mittleren Längsachsen
bzw. die konsolenartigen Randträger (b/h = 28 /50 cm, GL24h) an den
Außenwänden als Auflager für die
Decken-Elemente. Als Dreifeldträger
(3,75 m – 3,65 m – 3,85 m) überspannen sie das Gebäude in Querrichtung.
Damit die Geschossdecken keine Querpressung aus aufstehenden Stützen erhalten, sind die Decken-Elemente um die Stützen (b/h =
▴▴Unter http://
tinyurl.com/
qxwc2dl ist die
Montage
des Ensembles im
Zeitraffer
zu verfolgen
mikado 9.2014
In die Ausfräsungen der Plattenränder eingeschraubte Holzwerkstoffstreifen koppeln die etwa 11,25 m
langen, 2,0 bis 2,50 m breiten und
14 cm dicken Decken-Elemente zu
Scheiben. Sie steifen das Gebäude horizontal aus. Die Außenwände
und die beiden Sandwich-Querwände
übernehmen die Vertikalaussteifung.
Ingenieurholzbau Mehrgeschosser
Um die notwendige Gesamtsteifigkeit im Erdbebenfall sicherzustellen, mussten die drei Gebäudeblöcke
außerdem untereinander verbunden
werden. Denn jeder der drei „Türme“
wäre für sich genommen zu schlank,
um Horizontallasten infolge Erdbeben in den Baugrund zu übertragen.
Schlitzbleche in und Stahllaschen
auf den Außenwänden boten in Kombination mit speziellen Stahlverbindern von SFS intec den erforderlichen kraftschlüssigen Anschluss: Die
Stahllaschen wurden mit SFS-Vollgewindeschrauben aufgebracht. Die
1,40 m hohen und mit selbstbohrenden SFS-Stabdübeln (WS-T-7) in die
Wandscheiben eingebauten Schlitzbleche wurden in den Vertikalfugen
über Bolzen zusammengeschlossen.
Beide Stahl-/Holz-Verbindungen sorgen über die Höhe des Gebäudes für
den erdbebensicheren Verbund.
Wandscheiben als auch zwischen
Stahlteilen und Decken bzw. Stützen oder aber zwischen Stahlteilen
untereinander eingefügt.
Dabei kamen lastbezogen unterschiedlich dichte und unterschiedlich dicke Dämmstreifen zum Einsatz.
Eine eigens dafür erstellte Bemessung
legte jeweils den Wert desjenigen
Komprimierungsmaßes fest, bei dem
ein Dämmstreifen unter einer spezifischen Last und unter Berücksichtigung der jeweiligen Gebäudeverformung seinen besten akustischen
Wirkungsgrad erreicht. Entsprechend
viele Dämmstreifentypen und -dicken gibt es im Gebäude.
Zum korrekten Einbau erhielten
die Bauausführenden einen Positionsplan. Verschiedene Farben halfen
zusätzlich bei der Zuordnung.
Externe Erschließung ist auch
Flucht- und Rettungsweg
Verzahnungen, Zugstäbe und
Stahlbleche nehmen Kräfte auf
Schallentkopplung als zweitwichtigste Planungsgröße
Um die Schallübertragung innerhalb der Geschosse, aber auch geschossübergreifend zu minimieren,
erhielten alle Stöße und Fugen eingelegte Dämmstreifen. Das heißt,
die Dämmstreifen wurden sowohl
zwischen übereinander stehenden
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Dimensionierung sorgt für
sichtbares Holz
Der Eurocode (EC) 8 erlaubt es nicht,
Erdbebenlasten mit vereinfachten
Rechenmethoden zu bestimmen.
Folglich galt es, die Tragstruktur
samt anzusetzender Wind- und Erdbebenlasten per 3D-CAD zu modellieren (verwendetes Programm: Robot). Im iterativen Verfahren fanden
die Ingenieure die korrekten Parameter zur Bemessung der Bauteile und
Anschlüsse.
Fassadenschnitt
45 cm dicke Dämmkästen umhüllen das Tragwerk des im Passivhausstandard geplanten Gebäudes
40 cm Zellulose-Dämmung
Fassadenbekleidung aus
Tonziegeln
Sturz-Verbreiterung aus
BS-Holz
BS-Holz-Randbalken
Fassadenbekleidung aus
unbehandeltem Lärchenholz
45 cm mit Stroh gefüllte
Dämmkästen
Fensterlaibung aus Holz
Dreifach-Verglasung
Konstruktion der vom
Holztragwerk abgekoppelten
Balkone aus
galvanisiertem Stahl
Verschiebung der Fenster in
die Dämmebene
Linoleum
7 cm Estrich
3 cm Schalldämmschicht
7 cm Ausgleichsschicht mit
geringer Dichte
14 cm KLH-Massivholzdecke
ASP ARCHITECTURE
Um Horizontalkräfte infolge Erdbeben aufnehmen zu können, sah das
Tragwerkskonzept zudem reißverschlussartig gefräste Wandkronen
und -unterkanten vor. Die Wandelemente wurden über die Geschosse
hinweg lediglich ineinandergesteckt
(keine Verschraubungen). So lassen
sich horizontale Kräfte in Wandebene durch Kontaktpressung innerhalb
der Verzahnungen übertragen. Treten Kräfte quer zur Verzahnung auf,
wirken die Zugstangen, die die Außenwände zusammenspannen, einem
Kippen entgegen. Die Fundamente
wurden für diese Zugstangenverankerungen entsprechend groß dimensioniert und dienen dem vergleichsweise leichten Gebäude auch
als Gegengewicht bzw. „Anker“.
Den Aufzug in Stahlbeton und
das (Flucht-)Treppenhaus samt
Erschließungsfluren (beide in Stahl)
zu den Wohnungen haben die Planer
auf der Gebäuderückseite als „Anbau“ platziert. Fugen trennen ihn
vom Hauptgebäude. Mit dieser Anordnung und Materialwahl konnte
auch das Thema Brandschutz gelöst
werden. Denn ab einer bestimmten
Gebäudehöhe müssen Flucht- und
Rettungswege aus nichtbrennbaren
Materialien bestehen. Rauchfrei sind
sie als externe Erschließung sowieso.
33
FOTOS: LIGNATEC
Ingenieurholzbau Mehrgeschosser
Die Außenwanddicken der Längswände variieren lastbedingt über die
Geschosse mit 17 cm (vom EG bis
3. OG) und 15,8 cm (vom 4. bis 8. OG).
Die Wände der Gebäudeschmalseiten
dagegen sind mit 12,8 cm überall
gleich bemessen.
Für die schallgedämmten DoppelQuerwände kamen 2 cm × 7,2 cm dicke BSP-Elemente zum Einsatz. Die
Geschossdecken erhielten mit 14 cm
eine konstante Dicke, für die Dachscheibe waren 9,5 cm ausreichend.
Der Achtgeschosser hatte eine Feuerwiderstandsklasse von F60 zu erfüllen. Das konnte für alle Holzbauteile nachgewiesen werden, indem
auf die statisch erforderliche Wanddicke das Dickenmaß dazugeschlagen
wurde, das entsprechend dem rechnerischen Abbrandverhalten innerhalb von 60 Minuten verkohlt.
Im Brandfall tragen die Restquerschnitte also zu 100 Prozent. In diesem Sinne sind die Wände überdimensioniert.
Dafür konnte man auf eine Beplankung mit Gipsfaserplatten verzichten und – wo gewünscht – die
Holzoberfläche sichtbar lassen.
Da ein Brandüberschlag sowohl innerhalb der Fassade, die aus
45 cm dicken, mit Strohballen gefüllten Kästen besteht, als auch von
der Fassade auf die tragende Hülle ins Gebäude ausgeschlossen werden konnte, genehmigte die Brandschutzbehörde bzw. die Feuerwehr in
34
Zusammenarbeit mit dem Prüfingenieur diese Lösung.
Hohlkästen mit Strohballen
bilden selbsttragende Hülle
Gestapelt umhüllen die Dämmkästen aus Massivholzplatten das Gebäude und sind so konstruiert, dass
sie sich selbst tragen. Für den Erdbebenfall mussten sie dennoch an den
Außenwänden fixiert und damit die
Verbindungsmittel so ausgelegt werden, dass sie auch die Vertikallasten aus den Dämmkästen aufnehmen
können. Hierfür wählten die Planer
spezielle Schrauben von SFS intec
mit einer wärmedämmenden Kunststoff-Teleskophülse zur Vermeidung
von Wärmebrücken in der Gebäudehülle: TS-T25-6.
Rundum ein Erfolg
Nach 13 Monaten Bauzeit (vom Spatenstich bis zum Einzug) konnten die
Mieter Anfang Januar 2014 die Résidence Jules Ferry beziehen. Wie
sich herausstellte, ermöglichen die
Passivhäuser ihren Nutzern niedrige Nebenkosten von nur 15 Euro im
Monat. Dass die Gebäude auch noch
erdbebensicher sind, ist ein gutes Gefühl für die Bewohner, die sich trotz
Erdbebenzone 3 gut aufgehoben fühlen in ihrem neuen Domizil.
Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag,
Karlsruhe ▪
mikado 9.2014
◂◂ Lastdurchleitende
Stahlknoten
verhindern die
Querpressung
◂ Die DoppelQuerwände mit
Dämmlage
erhielten in den
Randbereichen
zusätzliche
Verzahnungen in
Wandebene
▴▴Fügen der
reißverschlussartig verzahnten
Wandelemente
mit Dämmstreifen.
Schrauben
bzw. Schlitzbleche
und Stabdübel
verbinden die
Gebäudeblöcke
Steckbrief
Bauvorhaben:
Résidence Jules Ferry:
Achtgeschossiges Passivhaus in
F-88100 Saint-Dié-des-Vosges
Bauzeit:
Dezember 2012 bis Dezember
2013 (insgesamt: 13 Monate)
Baukosten: ca. 1,1 Mio. Euro
Bauherr/Auftraggeber:
Le Toit Vosgien
F-88100 Saint-Dié-des-Vosges
www.toit-vosgien.com
Architektur:
ASP architecture
F-88100 Saint-Dié-des-Vosges
www.asparchitecture.fr
Tragwerks-, Ausführungs- und
Werkplanung:
BET Ingénierie Bois
Thomas Steuerwald
F-67800 Bischheim
Holzbau:
Lignatec – SAS
F-88100 Remomeix
www.klh.at
Sertelet Yves S.A.R.L.
F-88490 Provenchères-sur-Fave
www.sertelet.com
Verbindungsmittel:
SFS intec GmbH
D-61440 Oberursel
www.sfsintec.biz/de
Abbund KLH-Elemente:
ABA Holz van Kempen GmbH
D-86477 Adelsried
www.aba-holz.de
Details im Griff September 2014
Holzfassaden
Haltet den Brand auf!
Holzfassaden sieht man nun auch in Städten immer häufiger.
Bei ihrer Realisierung ist auf die Kombination von Brandwand und
brennbarer Fassade besonders zu achten. Wo lauern die Gefahren?
Die sichtbare Fassade ist als diffusionsoffene Holzwand (normalentflammbarer Baustoff) geplant. Innerhalb des Gebäudes werden durch eine
innere Brandwand zwei Brandabschnitte gebildet. Die Brandwand
verspringt dabei zwischen dem Erdgeschoss und dem 1. Obergeschoss
von der Achse 9 zu Achse 10 (siehe
Foto, Seite 36 oben).
Schadensbild
Objekt
Die Aufgabe: ein Brandschutzgutachten für ein neues Firmengebäude mit Holzfassade. Die Bruttogrundfläche des Gebäudes beträgt etwa
13 700 m². Zusätzliche Erweiterungen sind vorgesehen. Die obersten
Geschosse, in denen Aufenthaltsräume möglich sind, liegen zwischen
8,70 m und 12,20 m Gebäudehöhe.
Aufgrund der Größe der Nutzungseinheiten liegt somit gemäß Berliner
Bau-Ordnung (BauO Bln) Gebäudeklasse 5 vor. Außerdem gilt der Neubau wegen der Größe der Nutzungseinheiten als Sonderbau.
Der gesamte Gebäudekomplex
wird durch eine Brandmeldeanlage überwacht, die auf die zuständige Meldestelle der Feuerwehr aufgeschaltet wird. Damit sind eine
frühzeitige Entdeckung von Bränden in der Entstehungsphase und
eine schnelle Alarmierung der Feuerwehr gewährleistet.
www.mikado-online.de
▴▴So wird das
neue Firmengebäude mit
Holzfassade
aussehen
Das Schutzziel von Brandwänden
ist eine ausreichend lange Verhinderung der Brandausbreitung auf andere Gebäude oder Brandabschnitte.
Aufgrund der Brennbarkeit von Holz
ist die Brandweiterleitung die größte
Gefahr. Sie kann massive Brandschäden an einem Gebäude verursachen.
Ohne rechtzeitiges Eingreifen bzw.
Löschen durch die Feuerwehr setzt
sich ein Brand auf der Fassade ungehindert fort. Dann ist im schlimmsten Fall sogar die völlige Zerstörung
eines Gebäudes möglich. Um dies zu
verhindern, sind die Schutzziele ein-
Auf einen Blick
Objekt
Neubau eines Firmengebäudes
in Berlin
Schadensbild
Brandweiterleitung über
Brandwände hinaus
Schadensursachen
Brennbare Materialien im
Bereich von Brandwänden und
mangelhafte Anschlüsse
Schadens­
vermeidung
Brandschutztechnisch optimale
Planung von Brandwänden bei
Holzfassaden
zuhalten. Der Detailausbildung des
Anschlusses von Brandwand und
brennbarer Fassade kommt deshalb
eine wichtige Bedeutung zu.
Schadensursachen
Die Brandweiterleitung über Brandwände hinaus kann viele Ursachen
haben. Oftmals ist eine mangelhafte
oder nicht sachgemäße Ausführung
auf der Baustelle der Grund für die
Übertragung von Feuer auf andere
Brandabschnitte. Dabei ist die falsche
Verwendung von Baumaterialien wie
brennbaren Dämmungen häufig ausschlaggebend für Schäden.
Geringe Produktkenntnisse und
Fachwissen stellen immer wieder
Hindernisse bei der korrekten brandschutztechnischen Ausführung dar
und können so Be- und Anwohner
gefährden. Aber nicht nur ausführende Firmen tragen ihren Teil dazu
bei. Auch Fachplaner schätzen das
Brandrisiko des Öfteren falsch oder
ungenügend ein. Oder anders gesagt,
sie bewerten es fehlerhaft.
Vor allem beim Brandschutz im
Holzbau sind die erhöhten Anforderungen durch die Brennbarkeit
des Holzes, der daraus resultierende
Umgang mit „Erleichterungen/Abweichungen“ von den entsprechenden Verordnungen und die dazugehörigen Kompensationsmaßnahmen
entscheidend für die Genehmigungsfähigkeit bzw. das Gelingen eines
Projektes.
Eine Sicherstellung analog dem
Baurecht ist darum unumgänglich,
um eine Brandweiterleitung zu verhindern bzw. die Schutzziele des
Brandschutzes einzuhalten.
35
Brandwand
Brandsperren (horizontale
Brandsperren; ≥ 15 mm)
Auskragung im Deckenbereich
≥ 15 mm
keine brennbaren Dämmstoffe
(normalentflammbare Oberfläche,
mit Fenstern)
Auskragung im Bereich des
Brandwandversatzes (Decke im
Erdgeschoss ≥ 30 cm)
Schadensvermeidung
Außenwände: Die Bekleidung der
Fassade im Außen- sowie im Innenbereich besteht aus normalentflammbaren Baustoffen (Holz). Das
Schutzziel, die Brandausbreitung
ausreichend lange zu begrenzen und
eine Brandausbreitung auf andere
Geschosse zu verhindern, wird dennoch eingehalten.
Als Kompensationsmaßnahme
wird die Holzfassade durch horizontal durchgängige Brandsperren ≥ 15 mm pro Geschoss in Höhe
des Fenstersturzes unterbrochen. Alternativ können die Brandsperren in
Höhe der Fensterbank bzw. in Höhe
der Geschossdecke verlaufen.
Die Hinterlüftung der Außenwand
wird auf Höhe der Decke in jedem Geschoss durch eine horizontale HolzVerblockung (Höhe ≥ 50 mm) bzw.
Schürzen aus Metall (Stahl, Aluminium) unterbrochen. Durch die Ausbildung der Brandsperren innerhalb
der Fassade wird eine geschossübergreifende Ausbreitung des Brandes
im Hohlraum (Hinterlüftung) verhindert. Die Hinterlüftung der Holzfassade wird zusätzlich vertikal im Bereich
und über die Breite der Brandwand
durch ein U-Profil aus Stahl mit entsprechender Befestigung unterbrochen. Die Dämmebene im Bereich der
Brandwand sowie beidseitig 1 m im
Außenwandbereich wird mit nichtbrennbarer Dämmung mit einem
Schmelzpunkt > 1000 °C ausgefüllt.
(Innere) Brandwand: An die Decke besteht gemäß § 30 (4) Nr. 2 BauO
Bln die Anforderung, „nichtbrennbar
und feuerbeständig in der Breite des
Versatzes“ zu sein. Dies wird in diesem Objekt nicht erfüllt. Bei der Deckenkonstruktion handelt es sich um
eine Holz-Beton-Verbunddecke und
bei der Außenfassade um einen diffusionsoffenen Holzbau. Das Schutzziel, die Brandausbreitung ausreichend lange zu verhindern, wird aber
auch hier erreicht.
Die Decke mit den Stützen und der
Wandscheiben-Tragkonstruktion ist
auf Abbrand von 90 Minuten Tragfähigkeit [Wandscheiben REI 90, Decken: REI 90 – E-d1; Stützen: R 90]
ausgelegt. Zusätzlich wird die Decke
beidseitig (von oben und unten) im
Bereich des Versprungs nichtbrennbar bekleidet. So entsteht ein Feuerwiderstand von 90 Minuten, ohne im
Zusammenhang mit den tragenden
Teilen der Decke zu stehen (Achse 9
bis 10, siehe Foto oben).
Innerhalb der Fassade wird zur
Verhinderung des Brandüberschlages auf den nächsten Brandabschnitt
eine vertikale Brandsperre ≥ 15 cm
im Verlauf der Brandwände (siehe
Foto oben, lila Linie) geplant. Die
brennbaren Bauteile werden im Bereich der Brandwände durch nichtbrennbare Bauteile unterbrochen. Die
Dämmung wird im Außenfassadenbereich des Brandwandversatzes über
zwei Geschosse nichtbrennbar (rosa
Fläche) ausgeführt. Die Brandwand
ist durch Schilder „Brandwand“ gemäß DIN 4066-E4 zu kennzeichnen.
Um den Brandüberschlag in der
Fassade zu verhindern, wird die Decke im Erdgeschoss mit einer min-
36
mikado 9.2014
▴▴Schematische
Ansichtsdarstellung der
verspringenden Brandwand und
der Brandsperren
destens 30 cm tiefen Auskragung im
Bereich des Brandwandversatzes (rot
eingekreister Bereich) ausgebildet.
Damit ist das Schutzziel von Decken,
dass diese im Brandfall ausreichend
lange standsicher und widerstandsfähig gegen die Brandausbreitung sein
müssen, gewährleistet. Die Holzfassade wird geschossweise durch horizontale, durchgängige Brandsperren
(≥ 15 mm; Abb. Nr. 3, grüne Linie) in
Höhe der Fensterstürze unterbrochen.
Brandschutztechnisch ist zu beachten, dass innerhalb des Deckenbereiches zwischen Achse 9 und 10
(Versprung) keine Öffnungen (Durchbrüche) zulässig sind.
Weiter ist die Ausführung der inneren Brandwand entsprechend der
BauO Bln als feuerbeständige Wand
unter zusätzlicher mechanischer Belastung [REI-M 90] 50 cm über Dach
zu führen. Die Abschlüsse in den Öffnungen innerhalb der Brandwand
sind als feuerbeständige, dicht- und
selbstschließende Türen ausgeführt.
Sie werden mit Feststellanlagen ausgestattet, die bei Raucheinwirkung
selbsttätig schließen.
▪
Der Autor
Filipp Neuhardt (M.A. Architektur)
ist Fachplaner für vorbeugenden
Brandschutz (EIPOS) und Mitarbeiter im Büro Eberl-Pacan Architekten
+ Ingenieure Brandschutz.
EBERL-PACAN GESELLSCHAFT VON ARCHITEKTEN MBH
Details im Griff September 2014
Management Ihr gutes Recht
Urlaub
Erst planen, dann sonnen
Die Urlaubsplanung sollte im Betrieb möglichst frühzeitig in Angriff genommen
werden. Denn die Koordinierung der Wünsche erfordert Zeit und Fingerspitzengefühl.
JAVIER BROSCH – FOTOLIA.COM
◂◂Die entspannende Zeit
in der Hängematte sollte
rechtzeitig im
Voraus
geplant werden
Und so steht es um die Flexibilität:
Erhält ein Unternehmen kurzfristig
einen großen Auftrag und der dafür
zuständige Mitarbeiter würde gerade
zu dieser Zeit in den Süden fliegen
oder liegt bereits am Strand, kann
der Chef um Verschiebung oder Abbruch des Urlaubs bitten – aber dies
nicht erzwingen! „Das wird nur von
wenigen Juristen und Gerichten und
selbst dann meist nur bei Existenzgefährdung des Betriebes für zulässig gehalten“, erläutert die Autorin.
Allerdings muss der Arbeitgeber in
diesem Fall dem Mitarbeiter die entstehenden Kosten für Stornierung,
Hotel und Rückreise ersetzen.
Urlaubsanspruch kann verfallen
J
e mehr Mitarbeiter ein Betrieb hat,
desto anspruchsvoller ist die Urlaubsregelung. Daher empfiehlt sich
ein freiwilliger Urlaubsplan, der für
alle einsehbar ist. Ist die Liste voll,
hat der Chef das letzte Wort – „allerdings muss er dabei die Wünsche
seiner Angestellten zu Urlaubsdauer
und -zeitpunkt berücksichtigen“, sagt
Anne Kronzucker, Juristin der D.A.S.Rechtsschutzversicherung.
Den Wünschen können aber betriebliche Belange entgegenstehen.
Gibt es zu viele Anträge für den gleichen Zeitraum, muss der Arbeitgeber abwägen. Zum Beispiel bekommen Eltern schulpflichtiger Kinder
meist eine Art „Vorrecht“, ihren Urlaub in den Schulferien zu nehmen.
Auch der berufstätige Ehepartner, die
Dauer der Betriebszugehörigkeit, Alter und Erholungsbedürftigkeit spielen bei der Urlaubsvergabe eine Rolle.
Dazu kommen wichtige Gründe wie
Familienfeiern oder Angehörige im
Ausland. „Das bedeutet freilich nicht,
www.mikado-online.de
dass Kollegen ohne schulpflichtige
Kinder niemals zu Schulferienzeiten
frei nehmen dürfen“, ergänzt Kronzucker. Kommt es zu keiner einvernehmlichen Lösung, entscheidet der
Arbeitgeber, gegebenenfalls gemeinsam mit dem Betriebsrat. Dieser ist
berechtigt, über Urlaubsfragen im
Einzelfall mitzubestimmen, wenn
es zu keiner Einigung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer kommt.
Wichtig: Haben ein oder mehrere Arbeitnehmer Urlaub beantragt, muss
der Vorgesetzte über die Urlaubsregelung so frühzeitig entscheiden, dass
den Mitarbeitern noch ausreichend
Zeit für Planung und Buchung bleibt.
Recht auf Erholung am Stück
Arbeitnehmer haben ein Recht auf einen möglichst zusammenhängenden
Urlaub. Dabei beträgt das Minimum
zwölf aufeinanderfolgende Werktage – vorausgesetzt, der Urlaubsanspruch umfasst mehr als zwölf Tage.
Grundsätzlich müssen Angestellte ihren Urlaub im laufenden Kalenderjahr nehmen. Das ist jedoch nicht immer möglich – weil zum Beispiel eine
längere Krankheit dagegenstand. Einen Ausweg aber gibt es: Der Resturlaub kann auf die ersten drei Monate des Folgejahres übertragen werden.
Danach erlischt der Anspruch auf die
„alten“ Erholungstage. Ausnahme:
Im Betrieb ist es nachweislich üblich,
dass der Resturlaub auch nach dem
31. März des Folgejahres genommen
▪
werden kann.
Die Autorin
Anne Kronzucker ist Rechtsanwältin
und seit 2003 für die D.A.S.-Rechtsschutzversicherung im Marketing
tätig.
www.das-rechtsportal.de
37
Management
Firmenfahrzeuge
Werbung auf Rädern
Jedes Firmenfahrzeug ist mit seiner Firmenbeschriftung und der Fahrweise
des Mitarbeiters eine permanente Werbung zum Nulltarif. Clevere
Unternehmer nutzen ihre Firmenfahrzeuge als Visitenkarte für das Unternehmen.
38
mikado 9.2014
Management
Lieferwagen, die auf den Betrachter
einen erstklassigen Eindruck hinterlassen, wirken nicht nur spontan positiv, der Kunde zieht auch entsprechende Rückschlüsse auf die Firma
und besonders auch auf deren Arbeitsqualität.
Wenn bei schlechter Witterung
der Wagen nicht erstklassig aussieht,
drücken die Kunden schon mal ein
Auge zu. Doch die regelmäßige Fahrzeugwäsche ist ein Muss und sollte
fest im Terminplan stehen. Es macht
sicherlich auch dem Fahrer und Beifahrer mehr Freude, in einem ordentlichen Wagen zu fahren. Und: Ein
Fahrzeug wird auch von den Berufskollegen wahrgenommen.
JONAS ROGOWSKI – DE.WIKIPEDIA.ORG
Die Beschriftung und das Logo
H
andwerksunternehmen haben
zwar keinen „Fuhrpark“ wie
Großbetriebe, doch jeder Verkehrsteilnehmer nimmt den Transporter eines Unternehmens – sei es beim Fahren oder auf dem Parkplatz – mehr
oder weniger bewusst wahr und bildet sich ein Urteil. Betriebe, für die
eine positive Wirkung in der Öffentlichkeit wichtig ist, nutzen die Chance, bei Lieferungen „Werbung auf Rädern“ zu machen. Das Fahrzeug ist
mit seiner Firmenbeschriftung und
der Fahrweise des Mitarbeiters permanente Werbung zum Nulltarif.
Besonders an Ampeln und auf
Parkflächen nehmen die anderen
Verkehrsteilnehmer und potenzielle Kunden die Beschriftung und den
Zustand des Wagens zur Kenntnis.
Eine attraktive Fahrzeugbeschriftung prägt sich bei den Kunden gut
www.mikado-online.de
ein und ist eine Visitenkarte der Firma. Achtung: Die meisten Betrachter
bewerten zudem auch das Verhalten
des Fahrers.
Den Lieferwagen pflegen
Bei älteren Fahrzeugen kommt schon
mal die Meinung auf, Ausbesserungen lohnen sich nicht mehr, und
dann lässt auch die Pflege nach. Der
Betrachter stört sich in der Regel
weniger am Alter als vielmehr an
der mangelhaften Pflege, an Beulen,
Kratzern und Schrammen.
Selbstverständlich erwartet niemand, dass ein Lieferwagen immer
so aussieht, als wäre er gerade auf
seiner Jungfernfahrt. Aber Fahrzeuge werden verglichen mit denen von
anderen Firmen, die wie überall zu
den Imageträgern einer Firma zählen.
▴▴So funktioniert
Markenbildung
bei Firmenfahrzeugen. Es
muss ja nicht
gleich der
Coca-Cola-Truck
sein …
Für die Firmenbeschriftung gilt: Weniger ist mehr. Es muss nicht alles auf
der Karosserie untergebracht sein:
Telefon, Fax, Mail, Internetadresse,
Straße, Postleitzahl, Ort und Firma.
Im Verkehr kann der Betrachter nicht
alle Angaben wahrnehmen und ist
schnell überfordert. Übrigens: Fahrzeuge in hellen Farben haben den
Vorteil, dass man den Schmutz nicht
sofort erkennt.
Die mobilen Werbeflächen sollten
leicht zu lesen sein. Ideal ist es, wenn
das Firmenlogo in der typischen Firmenfarbe auch auf dem Fahrzeug
erscheint. Durch häufiges Lesen des
Logos prägt sich dem Publikum der
Firmenname ein. Der Fahrzeugwerbung kann man sich gar nicht entziehen, man kann sie weder „wegzappen“ noch wegblättern. Für einen
kurzen Slogan wie z. B. „Kompetenz
in Holz“ ist die Rückseite des Fahrzeugs gut geeignet. Der Fahrer kann
zusätzlich noch Flyer im Handschuhfach haben, die er auf Anfrage überreicht.
Parkendes Auto macht Werbung
Parkt das Fahrzeug vor der Firma
vorne ein? Dann sollte die Firmenbeschriftung auch auf der Tür hinten
sein. Seitliche Beschriftung ist nur
lesbar, wenn der Wagen frei steht,
also ohne Nachbarfahrzeuge. Bei der
Beschriftung ist darauf zu achten,
39
Management
DIFFLEX THERMO
FASSADENBAHNEN
FRANZ METELEC – FOTOLIA.COM
▸▸Alt ja,
verbeult nein:
Ein betagter
aber gepflegter
Firmenwagen
kann eine gute
Visitenkarte
für das Unternehmen abgeben
dass sie auch bei seitlich geöffneter
Tür lesbar ist. Auch ein parkendes
Fahrzeug macht Werbung.
Beim Abladen sehen die Kunden auch den Innenraum. Ein wenig
Übersicht und Ordnung machen einen guten Eindruck. Wenn am Fahrzeug und Fahrverhalten alles stimmt,
trägt das zum guten Erscheinungsbild des Betriebs bei.
Maßgebend in Verarbeitung,
Optik und Sicherheit
Difflex Thermo Fassadenbahnen
erfüllen alle ökologischen und
bauphysikalischen Anforderungen in höchstem Maße.
Höflichkeit kommt an
Zur „Visitenkarte Fahrzeug“ zählt
auch das Fahrverhalten des Fahrers. Infratest hat festgestellt, dass
zum einen das Fahrzeug zur Beurteilung beiträgt, zum anderen auch
die Fahrweise des Mitarbeiters. Die
PES-Vlies mit mehrfacher Spezialbeschichtung
diffusionsoffen und formstabil
langlebiger und zuverlässiger Schutz
gegen Niederschlag, Wind und
Schmutz
UV-stabil und hitzebeständig
bis +120 °C
Das muss sein
▸▸ Regelmäßig einen festen
Waschtag planen
mit integrierten Selbstklebestreifen
für nahezu alle Arten von Fassaden
geeignet
▸▸ Regelmäßige Säuberung
des Innenraums und der
Ladefläche
▸▸ Regelmäßige Überprüfung
der Gurte, die zum Festzurren
nötig sind
▸▸ Service-Termine einhalten
▸▸ Ausbesserung der Roststellen, Schrammen und Beulen
▸▸ Vorbildliche Fahrweise der
Mitarbeiter
www.allform-bautechnik.de
40
mikado 9.2014
Einhaltung der Verkehrsregeln ist das
Mindeste, was andere erwarten. Höflichkeit macht einen besonders guten
Eindruck, weil andere Verkehrsteilnehmer nicht gleich auf das Nummernschild, sondern zuerst auf die
Firmenbeschriftung sehen. Negativ
wirkt das Parken eines Firmenwagens im Parkverbot. Fahrzeuge, die
bei Anlieferung den Gehweg behindern, tragen nicht unbedingt zum positiven Erscheinungsbild bei.
Schnell noch bei Gelb über die
Kreuzung fahren oder durch die Ortschaft mit über 50 km/h brettern, bewertet das Publikum negativ, auch
wenn sich niemand direkt beschwert.
Wer zu dicht auffährt, muss damit
rechnen, dass der Fahrer des vorderen
Wagens nicht begeistert ist. Gleiches
gilt für riskante Überholmanöver.
Abladen mit Stil
Beim Abladen ist Achtsamkeit des
Fahrers erforderlich. Bei eventueller Gefährdung der Fußgänger sollte
der Gehweg mit einer Banderole gesperrt werden. Bei wenig Parkraum
bewährt es sich, am Vortag ein Schild
aufzustellen mit dem Hinweis, wann
die Parkfläche für den Ladevorgang
frei zu halten ist. Mit dem Kunden
kann man das rechtzeitig vorher abstimmen. Wer beim Ab- oder Aufladen eine Ausfahrt zustellt, legt am
besten einen Hinweis an die Windschutzscheibe, auf dem steht, wie der
Management
GRADT – FOTOLIA.COM
◂◂Die regelmäßige
Fahrzeugwäsche ist ein
Muss und
sollte als fester
Termin im
Kalender stehen
Handwerker zu erreichen ist: „Entschuldigen Sie bitte die Störung.
Wir sind bei … (Name und Hausnummer) beschäftigt. Sie erreichen
uns dort oder mobil unter …“ Bei
einer Verkehrsbehinderung kann jeder Handwerker so schnell reagieren
und vermeidet Ärger. Parken in der
zweiten Reihe ist nicht immer zulässig und führt zum Strafzettel, wenn
der Verkehr behindert wird.
Auch für Handwerksunternehmen
gelten die Vorschriften, die für alle
gelten: Verbandskasten, Warndreieck, Sicherheitsweste, Reifenprofil, Umweltplakette, TÜV-Kontrolle.
In der Hektik des Alltags wird das
schnell vergessen.
Schwerstarbeit für den Rücken
Längeres Fahren ist für den Rücken
„Schwerstarbeit“, obwohl viele Mitarbeiter glauben, dass sie beim Fahren
entspannen. Vielfahrer haben eine
Zwangshaltung im Rückenbereich.
Die ergonomisch richtige Einstellung des Sitzes kann Abhilfe schaffen. Das verhindert Verspannungen
und später auftretende Schmerzen.
Die Einstellung des Sitzes „einmal für
alle“ ist falsch. Bei der Rotphase an
der Ampel ist es gesundheitsfördernd,
mal die Gesäßmuskeln anzuspannen
oder das Körpergewicht von einer auf
die andere Seite zu verlagern.
Fahrtkosten transparent halten
Manche Unternehmen berechnen
die Lieferung mal nach Kilometer,
mal als Fahrtkostenpauschale. Auch
wenn das mit Kunden vorher ausdrücklich vereinbart worden ist, stören sich einige an der Tatsache der
Berechnung. Vor allem rechnen Kunden mit dem bekannten Kilometergeld von 0,30 Euro. Höhere Beträge
können gerechtfertigt sein, enttäuschen aber den Kunden. Wer Fahrten bezahlen muss, erwartet pünktliche Lieferung, mindestens aber einen
Zwischenbescheid, wenn der Termin
nicht eingehalten werden kann.
Rolf Leicher, Heidelberg ▪
FASSADEN GROSSFORMATIG UM DIE ECKE PLANEN.
Kita Kaufbeuren I ALUCOBOND® naturAL Brushed I Bauernfeind Architekten, Ulm I © Bauernfeind Architekten
Die Holzkonstruktion durchdringt die Außenwand bis zur metallischen Haut und wird so mit ihrer Natürlichkeit und Wärme an der Fassade erlebbar.
3A Composites GmbH
Andreas Bohle
Fachberater für Fassaden im Holzbau
Tel +49 172 6289670
[email protected]
www.alucobond-auf-holz.de
KALLE KOLODZIEJ – FOTOLIA.COM
Management Büro kompakt
▴▴Weniger
Umsatz, mehr
Gewinn:
Zimmermeister
Lange
modernisiert zum
Festpreis
Eigenheime älterer Ehepaare
Clever gelöst
Mehr Gewinn bei weniger Umsatz
Zimmermeister Christian Lange aus Pinneberg hat vor einigen Jahren
den Ausschreibungen den Rücken gekehrt und konzentriert sich
heute voll und ganz auf Privatkunden. Für ihn ging die Rechnung auf.
W
er bei Ausschreibungen zum
Zug kommen will, muss oft
auf zwei Dinge verzichten: einen guten Preis und eine effiziente Organisation der Baustelle. „Wenn man bei
der Angebotserstellung nur schaut,
wo sich ein paar Euro einsparen lassen, dann hat das mit einer wirtschaftlichen Kalkulation nichts mehr
zu tun“, sagt Zimmermeister Christian Lange. Kommt das Team bei der
Ausführung wegen unfähiger Bauleiter und/oder unzuverlässiger Kollegen dann noch unverschuldet unter
Termindruck, ist neben der Wirtschaftlichkeit auch die gute Laune dahin. Dass trotz dieser Nachteile nur wenige komplett aus dem
Ausschreibungsgeschäft aussteigen,
hat nach Langes Erfahrung einen
42
mikado 9.2014
simplen Grund: „Jeder Unternehmer
hat Angst, dann nicht genügend Aufträge zu bekommen.“
Lukrativer Privatkundenbereich
Was kann ein Anbieter tun, wenn der
Kunde nicht bereit ist, einen fairen
Preis zu zahlen? Wenn verhandeln –
wie bei Ausschreibungen – nicht
möglich ist, bleibt nur eine Alternative: „Ich muss mir Kunden suchen,
die bereit sind, meine Leistung angemessen zu honorieren“, sagt der
Chef von sieben Mitarbeitern. Um
den Umstieg in den lukrativeren Privatkundenbereich zu schaffen, ist
er 2008 als Partner bei Einer.Alles.
Sauber. eingestiegen und modernisiert seitdem die Eigenheime älterer
Ehepaare zum Festpreis. Die Umstellung brachte Veränderungen mit sich,
denn das Geschäft mit Privatkunden
ist zum einen sehr beratungsintensiv, zum anderen müssen die Mitarbeiter ihr Verhalten auf der Baustelle
hundertprozentig an den Kundenwünschen ausrichten. Ein zusätzlicher Aufwand, der sich nach Langes
Erfahrung mehrfach auszahlt: „Ich
erziele bessere Preise, kann meine
Baustellen selber organisieren und
habe im Jahresverlauf nicht mehr so
riesige Schwankungen und Existenzängste.“ Wurden früher Aufträge bei
Wind und Wetter mit der Brechstange
zu schlechten Preisen abgewickelt, so
gibt es nun auch im Winter dank gezielter Werbeaktivitäten ausreichend
Josef Berchtold, Senden ▪
Arbeit. VERBAND AKTUELL VERBÄNDE & VEREINIGUNGEN
Timber Construction Europe
Holzbau bündelt Kräfte in Europa
Beim 2. Europäischen Holzbauparlament, das am 4. und 5. Juli 2014 in Berlin
stattfand, präsentierte sich der europäische Dachverband erstmals unter dem Namen
„Timber Construction Europe“ und zog ein positives Fazit der letzten zwei Jahre.
TIMBER CONSTRUCTION EUROPE
◂◂„Wir sind dort präsent, wo die
Entscheidungen fallen, in
Brüssel“, sagte Ullrich Huth zur
Eröffnung des Europäischen
Holzbauparlaments in Berlin
▸▸Der europäische Dachverband hat
sich einen neuen Namen
gegeben: 25 Jahre nach der Gründung wurde aus der Europäischen
Vereinigung des Holzbaus (EVH)
nun Timber Construction Europe
E
uropa ist aus unserem Alltag als Holzbauunternehmer nicht mehr wegzudenken.
Daher sind wir dort präsent, wo
die Entscheidungen erfolgen: in
Brüssel“, sagte Ullrich Huth, Präsident des europäischen Dachverbands, zur Eröffnung des Europäischen Holzbauparlaments
in Berlin. „Während sich das Europäische Parlament nach der
Europawahl mit Personen, Zuständigkeiten und Haushalten
neu aufstellt, stärken wir unsere
Interessenvertretung durch strategische Allianzen mit Marktpartnerorganisationen.“ Was
die eigenen Interessen angeht,
hat der Holzbau laut Huth einen starken Unterstützer: „Der
Zeitgeist hilft uns. Klimaschutz,
sorgsamer Umgang mit den
Ressourcen und Energiewende
durch Energieeinsparung sind
Aspekte, die Politik, Gesellschaft
und Entscheider aufhorchen lassen. Holzbau heißt: sorgsamer
Umgang mit Ressourcen. Das
fängt direkt beim Bauen an und
bleibt auch so beim Bewohnen
und Bewirtschaften eines Gebäudes. Nur müssen wir das
auch kundtun!“
Stärkere Präsenz in den
Normengremien
Vor zwei Jahren hatte sich der
europäische Dachverband neu
aufgestellt. Bei der Interessenvertretung für die rund 20 000
handwerklichen Holzbaubetriebe wird auf eine schlanke Organisation gesetzt, die nach dem
Subsidiaritätsprinzip handelt
und sich auf wenige Ziele fokussiert. Die Gewinnung neuer Mitgliedsländer und neuer
Marktpartner steht im Mittelpunkt. Hans Rupli, Präsident
von Holzbau Schweiz und Präsident der drei Kommissionen
von Timber Construction Europe, zog ein positives Fazit:
„Wir sind auf einem effizienten
Weg, haben uns deutlich besser
vernetzt und können jetzt auch
handeln. Insgesamt können wir
von einem Fortschritt für die Interessenvertretung des Holzbaus
sprechen, aber es gibt auch weiterhin noch viel zu tun.“
Timber Construction Europe
hat seine Präsenz in wichtigen
Normengremien verstärkt. Dazu
gehören unter anderem die Bereiche Holzbau, Brandschutz,
Schallschutz, Eurocode 5, Nachhaltigkeit und gefährliche Stoffe
(Innenraumklima). Zudem wurde mit der Validierung der Bildungssysteme begonnen. Durch
den Vergleich der länderspezifischen Bildungssysteme und
Ausbildungsgänge sollen einheitliche Standards festgelegt
werden, um europaweit einen
qualitativ hochwertigen Holzbau zu sichern. Bei der Kommunikation stehen die EUParlamentarier als wichtigste
Zielgruppe im Fokus.
Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister
Umbenennung in Timber
Construction Europe
25 Jahre nach der Gründung
erfolgte zum 2. Europäischen
Holzbauparlament eine Umbenennung: Aus der „Europäischen Vereinigung des Holzbaus“ (EVH) wurde „Timber
Construction Europe“ (ohne Abkürzung). „Timber Construction
Europe“ soll verständlicher sein
als der bisherige deutschsprachige Titel „Europäische Vereinigung des Holzbaus“. Auch das
Erscheinungsbild ändert sich: In
der Bildmarke wird die Form
des „T“ von Timber durch die
prägnante Form des Logos aufgegriffen. Die unterschiedlichen
Brauntöne nehmen die Farben
des Baustoffs Holz auf. Und der
Grünton betont dessen ökologischen Aspekt.
Swantje Küttner, Berlin ▪
Ausführlicher Bericht:
www.timber-construction.eu
I
VERBAND AKTUELL
Präventionskampagne
Arbeitssicherheit „leben“
HOLZBAU DEUTSCHLAND
A
▴▴Roland Bernardi setzt sich für mehr Arbeitssicherheit ein
bsichern statt Abstürzen –
seit Ende 2013 läuft unter diesem Motto die Kampagne
für mehr Sicherheit im Holzbau.
„Holzbau Deutschland – Bund
Deutscher Zimmermeister im
Zentralverband des Deutschen
Baugewerbes“ hat das Kampagnenlogo mit Slogan und verschiedenen Motiven entwickelt.
Auf der Kampagnenplattform
www.absichern-statt-abstuerzen.de stehen zahlreiche Checklisten und Informationen zur
Arbeitssicherheit bereit.
Nun gilt es, dass die gesamte
Holzbaubranche die Kampagne
auch „lebt“. Dazu wird ein Starterpaket mit Postkarten, Plakaten und Aufklebern angeboten.
Diese Grundausstattung soll die
Arbeitssicherheit in den Holzbaubetrieben nachhaltig verankern. Das Paket kann über die
Kampagnenseite für 13,50 Euro
brutto bezogen werden. Und
dann? Wie damit umgegangen
werden sollte, zeigt der Teamleiter der Zimmerer-Nationalmannschaft und saarländische
Holzbauunternehmer Roland
Bernardi. Dessen Anleitung ist
ebenfalls auf der Kampagnenseite zu finden.
▪
Meisterbrief
Aicher kämpft für deutschen Meisterbrief
F
ür den Meisterbrief als
Garant für Stabilität und
Wachstum setzt sich der Holzbau-Deutschland-Vorsitzende
Peter Aicher ein. Daher hatte er
bereits im Europawahlkampf die
Spitzenkandidaten der wichtigsten deutschen Parteien angeschrieben. Zwei der sechs
Spitzenkandidaten antworteten: David McAllister (CDU) und
Markus Ferber (CSU).
McAllister bezog sich auf
das Europawahlprogramm seiner Partei: „Die Meister in
Deutschland garantieren mit
ihrem guten Namen die Qualität der betrieblichen Ausbildung und stützen so die duale
Ausbildung. Außerdem steht der
Meisterbrief für die Güte der erbrachten Handwerksleistungen
und schützt so die Verbraucher. Daher setzen wir uns auf
II
europäischer Ebene für den Erhalt des Meisterbriefs ein.“ Zudem möchte er andere Länder
bei der Einführung der dualen
Ausbildung unterstützen.
Markus Ferber versicherte,
dass er „das Thema des Meistervorbehalts weiterhin mit höchster Aufmerksamkeit verfolgen
und sich auch im Rahmen etwaiger Gesetzgebungsvorhaben in diesen Sinne einbringen
wird“. Ferber sieht die Versuche
der Europäischen Kommission
krititsch, unter dem Deckmantel
der Binnenmarktintegration das
bewährte Modell der reglementierten Berufe aufzubrechen.
Die EU-Kommission hatte
im Frühjahr 2014 angekündigt,
den Zugang zu bisher reglementierten Berufen erleichtern
zu wollen, und führt nun Evaluierungen durch. Das bedroht
mikado 9.2014
Die Broschüre
steht unter:
www.zdb.de
→ Presse
→ Publikationen
→ Sonstiges
den deutschen Meisterbrief.
Daraufhin gab der Zentralverband Deutsches Baugewerbe
(ZDB) die Broschüre „Qualität
kommt von Qualifikation – Keine duale Ausbildung ohne den
Meisterbrief!“ heraus, die sieben
gute Gründe vorstellt, warum
der Meisterbrief gebraucht wird.
Außerdem zeigt sie, welche
dramatischen Folgen die vor
zehn Jahren erfolgte Abschaffung der Meisterpflicht im
Fliesenlegerhandwerk hatte. ▪
VERBAND AKTUELL VERBÄNDE & VEREINIGUNGEN
Holzbau Deutschland Leistungspartner
Förderpreis für Architekturstudenten
Erstmals wird 2015 der „Förderpreis des Deutschen Holzbaus“ verliehen.
Er richtet sich an Studenten, belohnt kreative Entwürfe, soll aber vor allem Hochschulen motivieren, dem Holzbau in der Lehre mehr Bedeutung zu geben.
H
olzbau Deutschland lobt
gemeinsam mit seinen
Leistungspartnern im Jahr 2015
erstmals den „Förderpreis des
Deutschen Holzbaus“ als Studentenwettbewerb aus. Der
Preis wird in Verbindung mit
dem Deutschen Holzbaupreis
auf der Messe „Ligna 2015“
im Mai nächsten Jahres verliehen und richtet sich an Architekturstudenten deutscher
Hochschulen. Gefördert werden
soll das vorbildliche und kreative Schaffen mit dem Baustoff
Holz. Motiviert werden soll zu
einer intensiven Beschäftigung
mit dem Holzbau. Der Förderpreis ist mit 5000 Euro dotiert.
Zugelassen sind alle Entwürfe von Bauten, die überwiegend
aus Holz und Holzwerkstoffen
sowie weiteren nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Sie
sollen von hoher gestalterischer
und konstruktiver Qualität sein.
Das Thema ist frei wählbar und
kann ein Neubau oder auch die
Modernisierung eines Bestandsbaus sein. Die Studienarbeiten
müssen aus dem Sommersemester 2014 oder dem Wintersemester 2014/15 stammen. Abgabetermin ist 30. Januar 2015. Jede
Hochschule kann bis zu drei Arbeiten einreichen.
Die Leistungspartner sind
ein Zusammenschluss führender Hersteller von Baustoffen,
Bauelementen und Baumaschinen. Sie führen gemeinsam mit
Holzbau Deutschland Projekte
durch, um mehr Markt für den
Holzbau zu generieren. Dazu
gehört auch die Ansprache von
▪
künftigen Architekten.
www.foerderpreis-holzbau.de
Holzbau Deutschland Leistungspartner
Nationalmannschaft trainierte bei Metabo
HOLZBAU DEUTSCHLAND
D
▴▴Die Zimmerer-Nationalmannschaft baute während des Trainings bei
Metabo einen Pavillon, den sie an den Sportverein TSV Betzingen übergab
ie
Zimmerer-Nationalmannschaft bereitet sich
schon auf die nächste Berufsweltmeisterschaft „WorldSkills“
vor, die im August 2015 in
São Paulo/Brasilien stattfindet. Dazu trainierte sie öffentlich beim Elektrowerkzeug-Hersteller Metabo in Nürtingen.
Metabo gehört zu den 16 Unterstützern des deutschen Teams.
Während des Trainings baute die Zimmerer-Nationalmannschaft einen Holzpavillon mit
anspruchsvoller Dachkonstruktion. Dabei wurden alle bei internationalen Berufswettbewerben geforderten Tätigkeiten wie
Schiften, Anzeichen, Ausarbeiten und Zusammenbauen angewandt. Den Pavillon bekam der
TSV Betzingen 1889. Er dient
dort künftig als Starthäuschen
Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister
für BMX-Rennen. Vereinsvertreter Markus Schill war begeistert: „Eine handwerkliche Meisterleistung!“
Der Gastgeber des Trainings,
Horst W. Garbrecht, Vorstandsvorsitzender von Metabo, zeigte
sich zuversichtlich: „Wir freuen uns sehr, dass wir die Zimmerer-Nationalmannschaft und
damit engagierte und herausragende junge Handwerker unterstützen können. Nach dem,
was wir beim Training in Nürtingen gesehen haben, sind wir
uns sicher: Das Team ist für die
WM in Brasilien bestens gerüstet und wird das deutsche Handwerk hervorragend vertreten.“ ▪
Fotos: www.zimmerer-nationalmannschaft.de → Trainings
→ Training bei Metabo 2014
III
VERBAND AKTUELL VERBÄNDE & VEREINIGUNGEN
Deutscher Holzfertigbau-Verband (DHV)
Kultur & Business am Bodensee
DHV-Präsident Erwin Taglieber hatte seine Mitglieder am Bodensee versammelt.
Dort bekamen sie strategische Tipps ebenso wie kulturelle Leckerbissen geboten.
Zahlen zum Wohnbau
Zahlen und Fakten zur Bauund Holzbau-Entwicklung im
Wohnbau bis 2016 bot der Vortrag von Martin Langen von
B+L Marktdaten aus Bonn. Aus
der laufenden Studie von B+L
geht hervor, dass sich Holzbau-Unternehmen den größten
Zuwachs im privaten Bereich,
also im Hausbau versprechen.
Im gewerblichen und öffentlichen Bau geht die Mehrheit dagegen von einer rückläufigen
Entwicklung aus. Die aktuellen
Zahlen bestätigen den kontinuierlichen Zuwachs im Wohnbau,
allerdings wächst entgegen der
Annahme der Befragten die
Auftragslage im Nicht-Wohnbau, wenn auch nur mäßig.
Langen wies darauf hin, dass
man auch selber im Internet
unter „Google Trends“ (www.
google.de/trends) Entwicklungen beobachten könne. Gibt
man hier Schlagworte ein wie
beispielsweise „Haus kaufen“
oder „Wohnung kaufen“, sieht
▴▴Eine Bodensee-Rundfahrt bildete den Übergang vom Business zur Kultur
er Deutsche HolzfertigbauVerband (DHV) hat im Juli
2014 zur Fachtagung „Kultur &
Business“ nach Lindau an den
Bodensee eingeladen. Knapp
50 Mitglieder nutzten die Gelegenheit, sich neue Anregungen
für ihre Unternehmensführung
und strategische Ausrichtung zu
holen. Neben Zahlen und Fakten boten die Vorträge reichlich Stoff zum Nachdenken oder
Überdenken der eigenen Einstellung zum Markt und zu den
Zukunftsaussichten.
Für den Übergang vom Business zur Kultur sorgte eine
Bodensee-Rundfahrt mit dem
Raddampfer
„Hohentwiel“.
Schließlich sahen die Teilnehmer an der Seebühne in Bregenz die Mozart-Oper „Die Zauberflöte“. Am zweiten Tag führte
eine Holzbau-Tour in die Ostschweiz zur Besichtigung einer
Reihe aktueller Projekte.
IV
Kunden sind nicht allein
über den Preis zu gewinnen
„Was Wert hat, hat für den
Kunden eine besondere Bedeutung. Den Preis dafür – gegebenenfalls auch einen höheren –
zahlt er gerne“, sagte Oliver E.
Schwarzmann von der Future
Business Group aus Waiblingen
in seinem Vortrag.
„Wir müssen unsere Kunden
nicht informieren, sondern inspirieren. Dann haben Sie einen
ganz anderen, im besten Fall
einen begeisterten Kunden vor
sich. Wenn Sie es schaffen, seine Fantasien emotional zu beflügeln, dann müssen Sie nicht
auf der trockenen rationalen
Ebene argumentieren. Der Preis
ist die Belohnung, nicht das
Argument. Wenn Sie nur über
den Preis argumentieren, haben
Sie den Kunden meist verloren“,
lautete das Fazit des Zukunftsforschers.
mikado 9.2014
SUSANNE JACOB-FREITAG
D
man anhand einer Kurve, wie
häufig nach einem Begriff gesucht wurde. Dieses Werkzeug
sei ein hervorragender Trendindikator, ließ Lange wissen. Es
lohne sich durchaus, regelmäßig
eine Abfrage – auch regional –
durchzuführen.
Als Hemmnisse für den Holzbau nannten die Befragten
mangelnde Ausbildung bzw.
mangelnde Holzbau-Kenntnisse bei Planern und Architekten.
Ebenso viele gaben an, dass der
Fachkräftemangel ein Problem
sei. 22,6 Prozent sehen auch in
den Brandschutzvorschriften im
mehrgeschossigen Holzhausbau
eine große Hürde.
Geld von der
öffentlichen Hand
Langen rief die Unternehmer auf, sich schon heute wieder mehr um die
„öffentlichen Hände“ zu bemühen. „Auch wenn hier derzeit
nicht viel vorwärts geht, werden
die Kommunen in den nächsten
Jahren wieder mehr Geld zur
Verfügung haben“, sagte er und
riet: „Bleiben Sie daher am öffentlichen Bau dran.“ Als zweiten Tipp nannte der Marktforscher die „Golden Ager“. „Die
Demografie verändert die Nachfrage. Ihr Ziel muss sein, die
über 50-Jährigen als Kunden
zu gewinnen. Sie sind preislich
◂◂Martin Langen gab strategische
Tipps anhand von Zahlen zur
Bau- und Holzbau-Entwicklung im
Wohnbau bis 2016
VERBAND AKTUELL VERBÄNDE & VEREINIGUNGEN
nach oben offener und sehr
qualitäts- und gesundheitsbewusst“, erläuterte Langen.
Kommunikation
neu (er-)finden
Einblicke in die Erkenntnisse der neurobiologischen Hirnforschung gab Dr. Gregor
Kern, Reflexive Kompetenz
aus Karlsruhe. Unter dem Titel „Kommunikation neu (er-)
finden“ bestätigte und ergänzte er die Aspekte von Oliver E.
Schwarzmann, z. B., dass es vor
allem Emotionen sind, die unsere Entscheidungen bestimmen. Das liege schon darin
begründet, dass 90 Prozent der
gesprochenen Inhalte – zumindest solche, die Zahlen, Daten
und Fakten beinhalten – vom
Hörer innerhalb kurzer Zeit vergessen werden.
Was am ehesten bleibt, ist
das eigene Empfinden im Zusammenhang mit dem Gesagten. Miteinander sprechen und
Zuhören haben laut Kern vor allem den Zweck, sich gegenseitig
zu ermutigen, seine Möglichkeiten auszuschöpfen.
Übertragen auf (Kunden-)
Gespräche heißt das, man solle
sein Gegenüber nicht mit Fakten zu überreden versuchen.
Man solle ihm vielmehr das Zutrauen aussprechen, die richtige
Entscheidung – z. B. beim Kauf
eines Einfamilienhauses – selber treffen zu können. Im ersten Schritt gehe es also darum,
das Vertrauen des Gesprächspartners zu gewinnen bzw. sein
Herz zu öffnen und ihm die Entscheidungsfreiheit zu lassen.
Den Schlussvortrag hielt Astrid Voss, Redakteurin beim
Fachschriften-Verlag in Fellbach. Der Verlag verleiht alle
zwei Jahre den ,Golden Cube‘
des ‚Großen Deutschen Fertighauspreises‘. Gewonnen hat
ihn 2014 das DHV-Mitglied
Regnauer Hausbau aus Seebruck.
Am Folgetag ging es zu vier
besonderen Holzbauten in der
Ostschweiz: Die Tour umfasste
den Hotelbau Säntispark in St.
Gallen/Abtwil, vorgestellt vom
Holzbauunternehmen Blumer &
Lehmann, sowie ein drei- und
viergeschossiges Mehrfamilienhaus in Oberriet von der Firma Schöb samt Werksbesichtigung des Unternehmens. Den
Abschluss bildete die VierfachSporthalle in Sargans, die das
Ingenieurbüro Pirmin Jung umgesetzt hat.
Peter Mackowiack, Ostfildern ▪
Baugewerbeverband Rheinland-Pfalz – Fachgruppe Zimmerer und Holzbau
JÖRG NIEBERGALL
Großer Auftritt beim Festumzug
▴▴Die Zimmerer präsentierten sich und den modernen Holzbau
D
er 31. Rheinland-Pfalz-Tag
fand im Juli 2014 in Neuwied/Rhein statt. Dieses jährliche Fest bietet Kommunen und
Landkreisen, öffentlich-rechtlichen Landeseinrichtungen und
Landesverbänden die Möglichkeit, sich der Öffentlichkeit darzustellen. Beim Festumzug am
Sonntag war auch die Fachgruppe Zimmerer und Holzbau
im Baugewerbeverband Rheinland-Pfalz vertreten. Ihr Auftritt
mit Darstellung des modernen
Holzbaus auf einem 10 m langen Lkw wurde vom SWR-Fernsehen live übertragen.
Der Wagen der ZimmererInnung Rhein-Westerwald passierte auch die Ehrentribüne mit
Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz. Gerrit
▴▴Auf dem Lkw durfte auch ein Zimmererklatsch nicht fehlen
Horn, Fachgruppenvorsitzender und Vorstandsmitglied von
Holzbau Deutschland, überreichte ihr einen Timmy.
Am Rande des Empfangs
der Ministerpräsidentin konnte mit einigen Politikern aus
den Ministerien und Fraktionen über die bevorstehende Änderung der Landesbauordnung
in Rheinland-Pfalz gesprochen
Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister
werden. Dabei wurde von allen
Seiten versichert, dass die Forderungen des Holzbaus bezüglich einer besseren Berücksichtigung seiner Belange in vollem
Umfang umgesetzt werden sollen. Ernst wird es diesbezüglich im Herbst, wenn eine neue
Landesbauordnung im Landtag
verabschiedet werden soll.
Norbert Dreisigacker, Mainz ▪
V
VERBAND AKTUELL AUS DEN LANDESVERBÄNDEN
Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks
Buchenholz, Rauchbier, Weltkulturerbe
BAMBERG TOURISMUS & KONGRESS SERVICE
Schauplatz des Bayerischen Zimmerer- und Holzbaugewerbetags 2014 ist
am 10. und 11. Oktober das oberfränkische Bamberg. Tagsüber dreht er sich um Bautechnik, Buchenholz und Betriebsorganisation, abends wird dann kräftig gefeiert.
▴▴Die Bamberger Altstadt ist die größte unversehrt erhaltene Deutschlands und seit 1993 Weltkulturerbe. Bekannt ist die Stadt auch für ihre reiche Bierkultur
B
amberg hat es geschafft,
alle Kriege nahezu unbeschadet zu überstehen. Die historische Altstadt steht seit 1993
auf der UNESCO-Liste der Weltkulturerbe-Stätten. 2300 Denkmäler befinden sich dort, beeindruckend ist aber auch das
Gesamtensemble mit seinen
mittelalterlichen Gassen und
Fachwerkhäusern. Darüber hinaus ist Bamberg als Bierstadt
berühmt: Neun privat geführte
Brauereien bieten über 50 verschiedene Biere an, darunter das
markante „Rauchbier“.
Nordwestlich der historischen Altstadt befindet sich am
Ufer der Regnitz die moderne Konzert- und Kongresshalle. Hier treffen sich am 10. und
11. Oktober 2014 mehr als 400
bayerische Zimmerer zu ihrem
jährlichen Verbandstag.
VI
Bautechnik
Die Neufassung der Fachregeln
des Zimmererhandwerks für
Balkone und Terrassen stellt
Johannes Niedermeyer vom
Holzbau-Deutschland-Institut
vor. Die Überarbeitung ergab
sich insbesondere aus der Neufassung der DIN 68800 „Holzschutz“. Ferner wurden, aufgrund der Erfahrungen mit der
Erstausgabe, Klarstellungen und
Ergänzungen vorgenommen.
Über Holz-Beton-Verbundbauweisen berichtet Gerold
Tönjes, Geschäftsführer des
Rosenheimer Unternehmens
Grossmann Bau, das seit einem halben Jahrhundert an
der Entwicklung des modernen Holzleimbaus mitwirkt.
Mit der intelligenten Kombination von Holz und Beton lassen sich manche Probleme wie
mikado 9.2014
beispielsweise der Schallschutz
und Brandschutz bei Mehrgeschossern einfacher lösen.
Holz von morgen
Um die empfindlichen Fichten-Monokulturen robuster zu
machen, wurden in den vergangenen Jahrzehnten vor allem Laubbäume gepflanzt. Das
verändert den Holzmarkt: Das
Angebot an Fichte sinkt und
das an Laubhölzern steigt. Buche wird in den nächsten Jahrzehnten umfangreich zur Verfügung stehen. Über die Folgen
für den Holzbau berichten und
diskutieren Experten: die Hochschul-Professoren Klaus Richter,
Carl Beier-Kuhnlein und Florian
Nagler sowie der thüringische
Unternehmer Ralf Pollmeier, der
das Furnierschichtholz „Bau­
Buche“ entwickelte und herstellt.
Betriebsorganisation
Um die Zusatzrente des Baugewerbes als attraktives Argument
bei der Nachwuchswerbung, um
die Kommunikation zwischen
Baustelle und Büro, um den
Dschungel der KfW-Förderprogramme und um die Vermeidung von Rechtsstreiten drehen
sich die Vorträge des Samstags.
Wer seine Kinder dabei hat:
Für sie gibt es am Samstag von
9 bis 14 Uhr eine Betreuung.
Und wer sich ausführlich über
aktuelle Bauprodukte und Bausysteme informieren möchte,
der kann dies an beiden Tagen im Foyer tun: Dort bauen
rund 25 Aussteller ihre Stände
auf und warten auf Fragen und
interessante Gespräche.
Günther Hartmann, München ▪
www.zimmerer-bayern.com
VERBAND AKTUELL AUS DEN LANDESVERBÄNDEN
Badische Bau- & Ausbautage 2014
Attraktives Programm begeistert
450 Teilnehmer trafen sich am 11./12. Juli 2014 im Europapark Rust zum
sechsten Verbandstag der badischen Holzbauer, Schreiner und Stuckateure.
seine Firmenphilosophie in eine
Rangfolge:
▸▸ Maximale Chefzufriedenheit
▸▸ Maximale Mitarbeiterzufriedenheit
▸▸ Maximale Kundenzufriedenheit
▸▸ Maximale Lieferantenzufriedenheit
Ein unkonventioneller Ansatz, aber sehr erfolgreich. Noch
nie machte das Brauhaus so viel
Umsatz, noch nie heimsten die
Biere so viele Auszeichnungen
ein wie unter Schmids Führung.
Da kam so mancher Teilnehmer
ins Nachdenken.
Arbeitsrecht mal anders
▴▴Holzbau Baden International: Die amerikanische Nordostküste beherbergte die Teilnehmer in Rust
G
erade die badischen Zimmerer konnten gut gelaunt
das vielseitige Informationsund Freizeitprogramm nutzen,
denn ihre wirtschaftliche Lage
sieht gut aus. Verbandsdirektor
Michael Hafner berichtete, dass
59 Prozent der Holzbaubetriebe
auf „große oder ausreichende“
Auftragsbestände im Bereich
Ein- und Zweifamilienhausbau
blicken. Noch positiver sieht es
mit den Aufträgen bei Sanierungen aus. Hier sagen 87 Prozent der Betriebe, dass die Bücher voll seien.
Zehn Wochen Urlaub im Jahr
Doch Aufträge hin, Aufträge
her: Zehn Wochen Urlaub im
Jahr müssen für den Chef drin
sein – zumindest, wenn es nach
dem Referenten Dieter Schmid,
Geschäftsführer der Privatbrauerei Waldhaus, geht. Er brachte
So spannend kann Arbeitsrecht
sein: Ein Arbeitsgericht tagte im
Europapark Rust. Ein waschechter Richter, zwei Rechtsanwälte
und Verbandsmitglieder stellten einen realen Kündigungsfall
nach. Jeder Teilnehmer wartete
gespannt auf die Entscheidung
des Richters, um in der anschließenden Diskussion eigene Erfahrungen und Standpunkte mit
Kollegen auszutauschen. cmd ▪
◂◂Vizepräsident Heinz Schäfer,
Präsident Rolf Kuri,
Verbandsdirektor Michael Hafner
und Präsidiumsmitglied
Roland Wunsch (v.l.n.r.)
▸▸Keine E-Mails nach 17 Uhr,
keine E-Mails im Urlaub: Referent
Dieter Schmid geht mit seiner
Privatbrauerei ungewöhnliche und
sehr erfolgreiche Wege
Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister
VII
VERBAND AKTUELL AUS DEN LANDESVERBÄNDEN
Holzbauzentrum Schleswig-Holstein
Die Zukunft steht, der Preis kommt
Die Zukunft des Holzbauzentrums Schleswig-Holstein ist gesichert:
Nun tragen die 440 in Innungen organisierten Holzbaubetriebe des Bundeslandes
das Projekt. Und der Holzbaupreis 2015 ist bereits ausgeschrieben.
D
as Holzbauzentrum Schleswig-Holstein setzt sich im
Norden für eine verstärkte Verwendung des Baustoffes Holz ein.
Es schreibt nun in Kooperation
mit dem erweiterten Landesbeirat für Forst- und Holzwirtschaft
in den Ländern Schleswig-Holstein und Hamburg den „Holzbaupreis 2015“ aus.
Er wird nach 2009 zum zweiten Mal vergeben und zeichnet
in den Kategorien „Neubau“
und „Bauen im Bestand“ realisierte Gebäude aus, die überwiegend aus Holz und Holzwerkstoffen bestehen. In die Wertung
kommen „neuere“ Gebäude, die
ab 2010 in Schleswig-Holstein
und Hamburg fertig wurden.
Frist: 15. Dezember 2014
Bis zum 15. Dezember 2014
können die Unterlagen in gedruckter oder digitaler Form
beim Landesbeirat Forst- und
Holzwirtschaft im Kieler Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume eingereicht werden.
Jeder kann maximal drei Projekte pro Gattung einreichen.
Dem Sieger winkt ein Preisgeld
in Höhe von 7500 Euro.
„Die einzureichenden Objekte sollen ideenreich, beispielhaft
in der Umsetzung sein und müssen von ansprechender architektonischer Qualität sein. Sie
sollten den Grundsätzen der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit sowie der Umweltfreundlichkeit entsprechen“,
erklärt Dipl.-Ing. Erik Preuß,
Leiter des Holzbauzentrums
VIII
▴▴Den Holzbaupreis 2009 in Schleswig-Holstein und Hamburg hat dieses
Einfamilienhaus gewonnen. Jetzt gibt es eine Neuauflage des Preises
Schleswig-Holstein. Aber auch
Ökologie, Energieeffizienz, die
Wirtschaftlichkeit in Betrieb sowie die Recyclingfähigkeit spielen eine Rolle.
Neuigkeiten gibt es auch, was
den Fortbestand des Holzbauzentrums Schleswig-Holstein
(HBZ*SH) betrifft: Nach sechsjähriger Förderung durch Mittel des Europäischen Fonds für
Regionale Entwicklung sowie
Bundes- und Landesmittel wird
die Finanzierung des HBZ*SH
in Zukunft neu aufgestellt: Die
440 in Innungen organisierten
Holzbaubetriebe des Landes
tragen das Projekt nun eigenständig.
Auf der Nordbau vertreten
Als nächstes Projekt steht
für das Holzbauzentrum die
mikado 9.2014
Weitere Informationen:
Telefon 04 31/53 54 7-21
Telefax 04 31/53 54 7-77
E-Mail [email protected]
Systempartner des
HBZ*SH
HBZ*SH
Wigger
▸▸Auf der Messe Nordbau
ist das Holzbauzentrum Schleswig-Holstein
an einem Gemeinschaftsstand vertreten
59. NordBau vom 10. bis 14. September 2014 in Neumünster an.
Dort erwartet die Besucher ein
spektakuläres Projekt in Halle 5,
wo sich das HBZ*SH dem Thema „Wohnen über den Dächern
der Stadt“ widmet: In Kooperation mit dem Landesinnungsverband Dachdecker sowie dem
Baugewerbeverband SchleswigHolstein wird an einem begehbaren Dachstuhl gezeigt, welche
Möglichkeiten sich Immobilienbesitzern in den Städten oder
Wohnungsunternehmen und Eigenheimbesitzern in Wohngebieten mit wenig Platz durch
den Holzausbau bieten. Die Organisatoren haben da auch die
neue
Energieeinsparverordnung und die Nachrüstpflicht
der obersten Geschossdecken im
Visier. ▪
VHV
BHV
MTB
Treppenlift
Schulz +
Haus Kühnapfel
&
Grund
Dachdeckerhandwerk
Schleswig-Holstein
und Systempartner
SYSTEM
Ein System funktioniert nur dann,
wenn alle Komponenten optimal
aufeinander abgestimmt sind.
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ANBIETER
Mit einer perfekt abgestimmten Produktpalette bietet Europas führender
Hersteller von Dachsystemen zu jedem
Dach den passenden Systemaufbau.
Für sicher abgedichtete und gedämmte
Dächer bei jeder Nutzung – von der
Begrünung bis hin zur Energiegewinnung.
LÄRCHE, SO WEIT DAS AUGE REICHT. BEI EINEM HAUS IN
OBERNAGGL AM WEISSENSEE ENTSCHIED SICH DER BAUHERR
SOWOHL INNEN ALS AUCH AUSSEN FÜR DAS NADELHOLZ.
Architektur
D
as Ferienhaus befindet sich
auf einem steilen Hanggrundstück in Obernaggl am Weißensee. Um das Objekt der Hanglage besser anpassen zu können,
entschied sich Architekt Karl-Heinz
Schwarz bei der Planung des Projektes, die Baumasse in zwei Baukörper
aufzuteilen und diese gestaffelt hinter- bzw. nebeneinander zu errichten.
Lärche, so weit das Auge reicht
Die Wände des Projektes bestehen aus einer Holzmassivbauweise:
12,8 cm Kreuzlagenholz mit 20 cm
Holzweichfaserplatten als Wärmedämmung. Bis auf das Sockelgeschoss wurde das gesamte Objekt,
sowohl was die Konstruktion als auch
die Oberflächen betrifft, mit Lärchenholz ausgeführt. Das Lärchenholz
zieht sich dann auch bei allen anderen Oberflächen des Ferienhauses
durch. Im gesamten Ferienhaus –
bis auf die Nebenräume – wurde ein
25 mm starker Lärchen-Massivdielen-Boden verlegt. Als Verbindungselement der beiden Baukörper wurde ein Treppenhaus in Form der in
Kärnten üblichen „Labe“ (Flur) gewählt. Die Labe besteht aus Lärchen-Vollholztritt- und -setzstufen
sowie aus Wandverkleidungen aus
naturverwitterten Altholz-Lärchentafeln. Altholz-Lärchentafeln wurden dann auch im Elternbad bei der
Dusch- und WC-Abtrennung und bei
den Fronten in der Küche verwendet.
Das Sockelgeschoss aus Dichtbeton
erhielt eine Perimeterdämmung sowie eine 15 cm starke Vormauerung
aus Rauriser Granitsteinen.
Energieeffizient auf jeder Ebene
Die Beheizung des Hauses erfolgt
über Deckenheizungen, die im Steildach untergebracht sind, und Fußbodenheizungen. Das Warmwasser
wird mittels einer Sole-Wasser-Wärmepumpe erzeugt. Als Puffer dient
dafür ein 1000-l-Schichtspeicher. Der
Strom aus der Photovoltaik-Anlage
mit 3,8 kWp wird zur Abdeckung der
Wärmepumpe bzw. anderer Stromverbraucher im Haus herangezogen.
Eine kontrollierte Wohnraumlüftung
soll für Energieeffizienz und behagliches Wohnraumklima sorgen. ▪
45
Die Fassade
und auch die Dachflächen erhielten
eine 2/7 cm
dicke LärchenholzVerschalung
Die Wege und
die Außentreppen wurden
ebenfalls aus
unbehandeltem
Lärchenholz hergestellt
46
„Deckenheizungen
im Steildach
und die Fußbodenheizungen der
Geschosse schenken
Behaglichkeit.“
mikado 9.2014
Schnitt
www.mikado-online.de
47
Architektur
„Auch die
Fenster- und
Terrassentüren zeigen
sich in
Lärchenholz.“
Die Oberflächenbehandlung
des Holzbodens
erfolgt mit
einem getönten
Tiefenimprägnierungsöl
Außen hell und
innen dunkel: Im
Innenbereich
sorgt das dunkle
Holz der
Treppen und
Wände für eine
edle Anmutung
48
mikado 9.2014
Architektur
Detail Dach
20 mm Lärchenbretter 2/10 cm
30 mm Lattung 3/5
30 mm Konterlattung 3/5
2 × Bitumendachpappe
22 mm OSB-Platte
30 mm Lattung 3/5
Unterspannbahn
22 mm OSB-Platte
100 mm Lattung 5/10
dazwischen 10 cm Steinwolle
200 mm Sparren 12/20
dazwischen 20 cm Steinwolle
22 mm OSB-Platte
Dampfbremse
25 mm Platte mit integrierten
Heizungsrohren
Insektengitter
Zinkblech
Zinkblech-Rinne
Kastenrinne mit Gefälle
(elektr. Heizband)
2 Lagen Gipskarton 1,25 cm
Detail Wand
Steckbrief
Projekt:
Neubau eines Ferienhauses
in A-9762-Obernaggl am
Weißensee
Bebaute Fläche: 164,4 m²
Wohnnutzfläche: 133,4 m²
Bauweise:
Massivholzbauweise mit
vorgehängter Lärchenfassade
Architekt:
Architekt Dipl.-Ing. Dr. techn.
Karl-Heinz Schwarz
A-1160 Wien
www.architekt-schwarz.com
Fassadenbauer Natursteinfassade:
FOTOS © WWW.FRANZEBNER.AT
Rauriser Natursteinzentrum
A-5661 Rauris
Außenkante Fassade
Innenkante Gipskarton
Außenkante Holzsteher 15/28
Innenkante KLH
Außenkante KLH
Erdgeschoss
Fassadenverkleidung
Lärche
Innenkante Schiebetür
25 mm Lärche
24 mm Blindboden
80 mm Staffel 5/8
22 mmTrittschalldämmplatte 25/20
200 mmStahlbetondecke
Schiebetür
Bitumendachpappe
Lärche geriffelt 70/30
Schiebetür Aufdoppelung
Blech
Lärchenbretter 2 × 10
Primärbalken 2 × 12/20
Holzkonstruktion:
Holzbau Team GmbH
A-9640 Kötschach
www.holzbauteam.at
Sekundärbalken 8/20
Eisenwinkel
senkrechte Lattung
Lärchenbretter 2 × 10
Kellergeschoss
Lärchenbretter
Gitter 3 × 5
49
Produkte
3D-Modell
Alles drin, in BIM
neues Modul
Platte
Damit Sie noch
mehr Ideen
verwirklichen
können
AlphaSchift
die Holzbau-Software für Holzbau-Profis
www.alpha-software.eu
[email protected]
Der aktuelle Trend bei den CAD-Anbietern lautet BIM.
Die Abkürzung steht für Building Information Modeling
und beschreibt die Methode der durchgängigen Planung.
Voraussetzung für eine BIM-konforme CAD-Lösung ist
die Verwendung eines intelligenten 3D-Gebäudemodells. Da hsbCAD 2014 auf dem 3D-Modell von AutoCAD
Architecture 2014 basiert, ist diese Bedingung erfüllt. In
der Praxis bedeutet dies zum Beispiel, dass ein Architekt während der Entwurfsphase ein 3D-Modell erzeugen
und dieses dann direkt an die Zimmerei übergeben kann.
Außerdem können weitere am Planungsprozess Beteiligte wie zum Beispiel der Gebäudetechniker ebenfalls auf
das 3D-Modell zurückgreifen.
hsbCAD GmbH ı D-87600 Kaufbeuren
Telefon 0 83 41/9 08 10-0 ı www.hsbCAD.de
MADE FOR BUILDING
B U I LT FO R L I V I N G
Tablet
Überall zu bedienen
Lignatec
Unser Ansprechpar tner für Deutschland:
ABA HOLZ VAN KEMPEN GMBH
Streitheimer Straße 22 | 86477 Adelsried
Tel +49 (0)8294/80 24 07 | Fax +49 (0)8294/80 24 08
[email protected] | w w w.aba-holz.de
w w w.klh.at
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mikado 9.2014
Das Softwarehaus S&S Datentechnik GmbH bietet für die 3D-CAD/CAM-Holzbau-Software Abbund ein neues Bedienkonzept an: Abbund Touch
ermöglicht den Einsatz von Tablet-PCs, die als
CAD-Rechner „zurzeit noch Exoten sind“, nach
Ansicht des Unternehmens jedoch vermehrt
Akzeptanz in Zimmereien sowie bei Arbeitsvorbereitern und Abbund-Dienstleistern finden werden. Durch das Tablet entstehe eine größere Unabhängigkeit von Maus und Tastatur, obwohl deren
Präzision und Geschwindigkeit für viele Aufgaben
unverzichtbar blieben.
S&S Datentechnik für den Holzbau GmbH
D-51469 Bergisch Gladbach
Telefon 0 22 02/9 69 55-0 ı www.abbund.com
Produkte
Berechnung
Wandberechnung
Den Anker richtig setzen
Die Software Fixperience
von Fischer gliedert sich
zum Start in vier Programme. Weitere Module
sind in Vorbereitung. Zur
Verfügung stehen bereits:
C-Fix – Bemessung von
Dübeln als Weiterentwicklung des CompufixProgamms, Wood-Fix –
Berechnung von Anwendungen mit Schrauben des
Unternehmens, Rebar-Fix – Bemessung von nachträglichen Bewehrungsanschlüssen im Stahlbetonbau,
Mortar-Fix – zur Ermittlung des Bedarfs an Injektionsmörtel bei Verbundankern in Beton. Das Programm
erkennt Fehleingaben sowie die geometrischen Randbedingungen und gibt Informationen in der Nachrichtenbox aus. Bei der grafischen Darstellung kann der
Anwender zwischen 3D und 2D wählen.
fischerwerke GmbH & Co. KG ı D-72178 Waldachtal
Telefon 0 74 43/12 40 00 ı www.fischer.de
Schicht um Schicht
Im Programm Trim-Fox-Dach benötigt der Zimmerer laut Hersteller Bachinger keine Zusatzmodule, um
Gauben, Binder, Fachwerke, Carports und Wintergärten einzugeben und zu bearbeiten. Auch Spezialkonstruktionen seien einfach zu realisieren, samt Konstruktionszeichnungen, Massen- und Holzlisten. Speziell
weiterentwickelt wurde das Modul Wand. Nun können Schichten angegeben werden:
Neben den Ständerrahmen können auch Rahmen für OSB- und/
oder DWD-Platten
eingegeben werden.
Auch vertikale und
horizontale Schalungen sind möglich.
bachinger software
D-94034 Passau
Telefon 08 51/73 33 7
www.trimfox.com
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bestätigen den erstklassigen sommerlichen
Hitzeschutz.
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Berechnung
Erst rechnen, dann schrauben
Für hinterlüftete Fassaden bietet Heco das Fassadentool
der Berechnungssoftware HCS 3.0 an. Und so geht’s: Im
Reiter „Gebäude“ werden die Dachform, das Gebäudemaß
sowie die Dachneigung bestimmt. Das Programm unterscheidet hier zwischen Giebel- und rechteckigen Wandflächen, ebenso lassen sich die Gebäudewände einzeln
auswählen. Unter „System“ kann der Nutzer den Wandaufbau eingeben: die Abmessungen und Abstände von
Pfosten, Schalungen, Konter- und Traglatten. Die Auswahl
der Dämmung ist manuell oder per Datenbank möglich.
Es folgt die Bestimmung der Bekleidungs- und Windlast,
der Gebäudekategorie und der Meereshöhe. Nun liefert das
Programm einen Vorschlag zur Schraubenart und -länge.
Der Zimmerer kann diese Vorgabe verändern und neben
Durchmesser und Kopfausführung auch die Länge selbst
wählen. Der Reiter „Ergebnis“ listet dann alle berechneten Schraubenabstände auf.
HECO-Schrauben GmbH & Co. KG
D-78713 Schramberg
Telefon 0 74 22/9 89-0
www.heco-schrauben.de
52
mikado 9.2014
3D-Modell
Die Halle steht
In Neustadt an der Weinstraße ist 2013 bei einem Sturm
mit Windstärke 6 eine Halle eingestürzt. Zurück blieben
zusammengefaltete Stahlträger, herausgerissene Ankerbolzen und eine trapezförmige Bodenplatte (36,15 m ×
49,61 m). Nun sollten auf die bestehenden Fundamente eine neue Halle gestellt und dabei die Anforderungen
von REI 30 (früher F30) erfüllt werden. Das Team von
FH Finnholz Holzbaustatik entwickelte hierfür ein
Konzept, bei dem die Fußpunkte der ursprünglichen Stahlhalle für den Neubau der erheblich höheren Holzhalle verwendet werden sollten. Da die ursprüngliche Planung der Fundamente und ihre Ausführung jedoch stark
voneinander abwichen, war das letztlich nicht möglich.
Daher plante das Team die Halle so um, dass sie die statischen Vorgaben erfüllte, ohne Stahleinspannstützen und
ausschließlich mit aussteifenden Holzrahmenbauwänden
und Pendelstützen (aus Holz). Als zusätzliche Aussteifung wurden Diagonalverbände im Dach und über die
Traufseite der Halle gewählt. Für die Umplanung war ein
3D-Modell hilfreich.
FH Finnholz Handelsgesellschaft mbH
D-49536 Lienen
Telefon 0 54 83/73 94-0
www.fh-finnholz.de
Produkte
Kundendaten
Alles auf einen Klick
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DIGI-ANNEXUS GmbH ı D-70794 Filderstadt
Telefon 07 11/7 09 60-0 ı www.digi-annexus.de
6200(5
Die neue Software „Annexus“ des Unternehmens Digi vereint Adressverwaltung, Auftragsbearbeitung, Kalkulation
und Artikelmanagement. In Ordnern werden alle Vorgänge
pro Kunde angezeigt – Angebote und Rechnungen ebenso
wie Bilder, E-Mails und der Schriftverkehr. Für die Software
gibt es ein digitales Bautagebuch. Handschriftliche Rapporte werden per Scan weiterverarbeitet. Auch eine Angebotskalkulation ist enthalten. Auf Wunsch ist die Übertragung
der Daten aus dem alten System möglich.
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Pfannenmodul
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$+DQGHQEHUJ_7HOHIRQ_ZZZ/XSR7KHUPFRP
Dach macht Klick
Das neue Pfannenmodul von Nussreiner bietet eine Dachziegelbibliothek mit 140 Modellen. Durch die vordefinierten
Verlege-Daten können die Dächer mit einem Klick sofort ausgewertet werden. Auch Sondertypen einer Serie wie Lüfterziegel, Dunstrohr- oder Solardurchgang und Schneefangelemente gibt es zu jedem Ziegeltyp zur Auswahl. Neu ist auch
die Belegung der Dachreiter wahlweise für Firste und Grate.
Zimmerer und
Holzbauer aufgepasst
Nussreiner HOLZBAUPROGRAMME ı D-85250 Altomünster
Telefon 0 82 54/9 94 34-0 ı www.nussreiner.de
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Wir fertigen in Serie in verschiedenen
Größen und Formen aus massivem
Eichenholz.
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E-Mail: [email protected]
Internet: www.holznaegel.de
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53
Produkte
Wir geben Holz eine neue Dimension
BS-Holzbauteile für den Ingenieurholzbau
Gerade und gekrümmte Träger bis 60 m Länge
Bögen, keilgezinkte Rahmen und Sonderformen, CNC-Abbund
Gerades Brettschichtholz aus dem Expressprogramm
Alle Querschnitte bis 1 m Höhe und 18 m Länge
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Auf Wunsch abgebunden als montagefertiger Bausatz
Die nächste Dimension
Brettsperrholz (X-LAM)
Großformatige, tragende Wand-, Decken- und Dachelemente
für den Wohnungs- und Kommunalbau sowie für den Industrieund Gewerbebau in Größen bis zu 3,50 m x 18,00 m
D a m 6 3 · 41372 Niederkrüchten
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Industriestr. 24 · 49492 Westerkappeln
Tel +49/5456/93 03 0 · Fax +49/5456/93 03 30
[email protected]
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OA=KA==AF=
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54
Flächenplatte
mikado 9.2014
Die Holzbau-Software AlphaSchift liegt in der neuen
Version 7.5 vor. Sie verfügt über eine neue Schnittstelle
zum Leica-3D-Disto. Diese wurde so realisiert, dass der
Anwender direkt aus dem 3D-Disto ein 3D-DrahtgitterModell erhält. Somit muss er laut Unternehmen keine
Vielzahl an einzelnen Koordinatenpunkten zusammenfügen. Außerdem ist das Modul „Flächenplatte“ enthalten. Damit können Platten frei im Raum erstellt werden – eine weitere Dimension im konstruktiven Planen.
Alpha-Software ı D-72516 Scheer
Telefon 0 75 72/3 44 31 02 ı www.alpha-software.eu
Applikation
Software auf vielen Kanälen
Die Dietrich’s 3D-CAD/CAM ARX-Applikation für den
Holzbau ist mit Versionen ab AutoCAD 2013 und neuer
kompatibel und wird als 64-Bit-Variante für WindowsSysteme angeboten. Alle bekannten Bedienkonzepte,
Zeichnungselemente, Visualisierungs- und Ausgabetechniken von AutoCAD können genutzt werden. Per YouTube-Kanal und Support-Blog haben Zimmerer auch kostenlosen Zugriff auf Expertentipps und Schulungsvideos.
Dietrich’s AG ı D-85579 Neubiberg/München
Telefon 0 89/61 44 21-0 ı www.dietrichs.com
Perfekte
Steildachdämmung
Produkte
▴▴30-Jähriges von Sema: Am Tag der offenen Tür gab es unter anderem
einen Luftballonwettbewerb für die Kinder
30-Jähriges
Vom Wohnzimmer in die Welt
Zu seinem 30-jährigen Jubiläum
hat der Software-Anbieter Sema aus
Wildpoldsried im Juli zu Erlebnistagen eingeladen. Dabei war an drei
Tagen Programm geboten. Unter
anderem fanden 40 Fachvorträge
statt. Vertreten waren auch 20 Partnerfirmen, zu denen teilweise Exkursionen stattfanden.
Nach 30 Jahren ist Sema international gut vertreten: Es gibt Angebote
in elf Sprachen und Lieferungen in
47 Länder. Dazu passte am Tag der
offenen Tür ein Ballonwettbewerb
für Kinder, bei dem 180 Ballons in
alle Himmelsrichtungen aufstiegen.
Noch ganz unscheinbar hatte im
Jahr 1984 alles begonnen. Roman
Mayr, Inhaber einer Zimmerei und
eines Statikbüros mit Schwerpunkt
Holzbau, begann die Firma mit dem
Programmierer Johannes Sekulla.
Thomas Pfluger, angehender Elektroingenieur, stieß kurz darauf hinzu.
Als Büro dienten in den Pionierzeiten nicht selten abwechselnd Wohnzimmer, Kinderzimmer oder auch das
Schlafzimmer.
Anfangs wurden im Programm
Daten erfasst, einige Berechnungen
gemacht und dann die Rechenergebnisse ausgedruckt. Der Ausdruck wurde bereits damals auf
Anforderung eines Kunden um spe-
www.mikado-online.de
zielle Ausgaben für eine Abbundanlage ergänzt.
Die erste Programmversion umfasste Profile, Wechsel, Sprengwerk,
Grat-, Kehlsparren, Gauben und
Holzlisten. Zu dieser Zeit galt es auf
▴▴Zu Beginn trafen die Unternehmer
auf Messen teils auf ungläubige Blicke
den Messen vor allem, die vielen Fragen der Interessenten zu beantworten. Wobei einige die Meinung vertraten, dass diese Entwicklung nicht
gut für das Handwerk sei. Andere
dagegen versuchten, das Neue schnell
in der Praxis zu nutzen. Und heute? Da sind Abbund-Programme für
Zimmerer nicht mehr wegzudenken.
SEMA GmbH ı D-87499 Wildpoldsried
Telefon 0 83 04/9 39-0 ı www.sema-soft.de
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Dämmsysteme für
Neubau und Sanierung
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und zukunftssichere Dämmlösungen
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diffusionsfähige Spezialkaschierung
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Bodentreppe
Box macht’s passend
Bodentreppe gesucht? Unter www.massbox.de kann
man bei Wellhöfer Maße eintragen und Zusatzausstattungen wählen. Dann wird die passende Bodentreppe angezeigt. Die Mass-Box prüft hierbei alle Angaben und garantiert dem Unternehmen zufolge, dass die
Bodentreppe auch passt. Der Preis-Finder zeigt zudem
die unverbindliche Preisempfehlung an. Diese Anwendung gibt es auch für Raumspartreppen und Kniestocktüren, ebenfalls mit Druck- und Pdf-Funktion.
Wellhöfer Treppen GmbH & Co. KG ı D-97084 Würzburg
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mikado 9.2014
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Thermische Gebäude-Isolation
„Besser dämmen mit Wärmereflexion“
So sieht sie aus,
die thermische
Innen-Isolation eines lawinensicheren Betongebäudes mit
horizontaler Lattung, 3 cm
Wärmereflexionsstoff, vertikalen Trockenbauprofilen und
darauf GK-Platten
S
eit 1. Mai ist die EnEV 2014 gültig,
„ohne dass die gravierende Diskrepanz zwischen der statisch fiktiven
U-Wertberechnung und den bis zum
Faktor 5 divergierenden Verbrauchsergebnissen beseitigt wurde“, sagt Wilfried Jung von der LPS GmbH.
Die OECD bemängelt „die besonders teure Energiewende“ und der
EU-Rechnungshof schreibt: „Gebäudedämmung ist zu teuer und nutzlos.“ Die Ursache hierfür und für die
Ineffizienz bzw. den Zusammenhang
zur fehlenden Wirtschaftlichkeit sieht
der Unternehmer Jung darin: Um eine
ganzjährige thermische Entkopplung
der Gebäudehülle zu erreichen, müssen alle elementaren Wirkungsquanten zusammen genutzt werden, die in
Summe viel mehr als eine traditionelle Dämmung leisten.
Die Wärmeleitung und die Konvektion bilden zusammen die Thermodynamik – und nur diese ist, in
W/(m² · K) mit einem irrelevanten Anteil von ≤ 10 % des Wärmestromes,
die Grundlage einer Standard-Energie-Beratung. Physikalisch kann die
konvektiv und diffusionsgebunden
wirkende Dämmung bei Temperaturdifferenzen den Wärmestrom zeitlich
nur verzögern. Wirkungen gegen den
Infrarotanteil (IR) sind adäquat nicht
Wirtschaftlichkeit
durch die Infrarotnutzung
Nur mit einem erweiterten Energieausweis wird auch die ≥ 90 % dominierende Wärmestrahlung = Radiation berücksichtigt. Bezogen auf die
absolute Temperatur in T4 ist diese
Quantenmechanik in W/m² zu berechnen. Dieser diffusionslose Wärmestrom kann technisch nur reflektiert
werden. Die auftreffende Strahlung
wird also, mit geringer Absorption
und ohne Transmission, im gleichen
Winkel wieder abgestrahlt, bis an allen Oberflächen der Temperaturausgleich erreicht ist.
Ohne Mehrkosten bieten schlanke, infrarotaktive Dämmungen eine
ökoeffiziente Lösung bei der thermischen Sanierung von Bestandsgebäuden und im ressourcenschonenden Neubau. Die zertifizierten
Mehrfachfunktionen aus der Europäisch Technischen Zulassung 12/0080
sind mit weiteren Gutachterwerten in
der Leistungserklärung, nach der EUBauproduktenverordnung, aufgeführt
und weisen bei nur 3 cm Dicke einen
58
mikado 9.2014
vorhanden. Zusätzliche Maßnahmen
für den Feuchteschutz und für die
Luftdichtigkeit sind nötig und dieser
Mehraufwand treibt die Kosten hoch.
Der 13-lagige
Wärme­reflexionsstoff
Lu..po.Therm hat
acht HD-PE Luftpolsterfolien und
fünf metallisierte PP-Folien zur
ökoeffizienten
Wärmereflexion
U-Wert von 0,10 W/(m² · K) auf. In dem
13-lagigen Verbundwerkstoff bilden
4 mal 2 Luftpolsterfolien die konvektiven Distanzen zu den fünf Funktionsschichten, die kaskadenartig 99 % der
Infrarotstrahlung reflektieren. Im Sommer wird die Hitze nach außen zurückreflektiert und im Winter erzielen die
radiativ und konvektiv kumulierenden
Wirkungen einen hocheffektiven
Raumwärme-Verlustschutz.
Dämmen Sie noch,
oder reflektieren Sie schon?
Universal anwendbar sind die infrarotaktiven Produkte bei Dach, Wand,
Fassade, Decke und Boden – bevorzugt innenseitig an den Umfassungsflächen mit Dampfsperre, alternativ
dazu als vorgehängte, hinterlüftete
Fassade in der durchgehend diffusionsoffenen Ausführung mit sd =10 m.
Die Befestigung erfolgt zwischen
sich kreuzenden Latten oder Profilen.
So ist mit der Verkleidung nur ein
Platzbedarf von 7 cm bis max. 10 cm
nötig, um den Niedrigstenergiestandard zu erreichen! „Unsere Kunden
erreichen mit Lu..po.Therm B2+8 in
wenigen Jahren die Amortisation und
Wärme, die reflektiert wird, muss
nicht gedämmt werden!“, sagt Jung.
LPS GmbH
Wilfried Johann Jung
A-5144 Handenberg
Telefon +43 (0) 77 28/62 61
Mail [email protected]
www.LupoTherm.com
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Holzfaserdämmung Kronoply safe
Gut gedämmt hinter offener Schalung
Das Besondere an dieser Holzfaserdämmung ist die dauerhaft UVbeständige, überlappende Kaschierung mit doppelseitigem, fixiertem
Klebeband. Die kaschierten Platten
bieten perfekten Schutz gegen Wind
und Feuchtigkeit, sodass die Platte
auch hinter offener Schalung mit
Fugen bis zu 30 mm eingesetzt werden kann. Eine direkte Bewitterung
von bis zu vier Monaten ist dabei kein
Problem.
D
ie diffusionsoffene Holzfaserdämmung Kronoply safe wirkt
feuchtepuffernd und bietet zuverlässigen Schutz gegen Hitze und Schall.
Die hochdämmende Platte ist für die
Erstellung wärmebrückenfreier Konstruktionen sehr gut geeignet. Durch
ihr Gewicht von 85 kg/m³ punktet
Kronoply safe mit einer sehr hohen
Rohdichte und optimiertem LambdaWert ( = 0,039 W/m · K). Dadurch
kann die Platte auch in geringeren
Stärken ohne Verluste bei der Dämmwirkung eingesetzt werden.
Durch Kaschierung und
Klebeband bietet
Kronoply safe
Dämmung, Wasserführung und
Verklebung in
einem
Arbeitsschritt
Sicher und schnell verarbeitet
Neben ihren bautechnischen und
ökologischen Vorteilen weist die
Kronoply safe besonders anwenderfreundliche Eigenschaften auf. Die
überlappende Kaschierung der handlichen Platten sorgt inklusive Doppelklebeband für eine sichere und
schnelle Verarbeitung. Die Platte vereint somit drei Funktionen in einem
Produkt: Dämmung, Wasserführung
und Fugenverklebung. Dadurch ergeben sich viele Möglichkeiten für verschiedene Sanierungskonzepte von
Altbauten, die sonst mit höherem
Zeitaufwand verbunden sind. Auch
die Dämmung von Wänden mit Fassadenelementen oder Klinker-Vorsatzschalen und von Dächern oder
Brettstapel-Elementen im Neubaubereich kann mit der Platte erheblich zügiger erfolgen.
Vorteile der Kronoply safe gegenüber
anderen Materialien:
– aus Holz (nachwachsend)
–diffusionsoffen
– besserer Schallschutz
– effektiverer sommerlicher
Hitzeschutz
–feuchteregulierend
– kein brennendes Abtropfen
– ohne Formaldehyd, Phenol,
Farbstoffe
– günstige und einfache Verschraubung, z. B. mit Heco
– kein Sondermüll bei Entsorgung
Weitere Pluspunkte für Zimmerer:
– schlanke Lagerhaltung durch
handliches Format
– Kombinationsmöglichkeiten mit
weiteren Kronoply-Produkten
(z. B. Kronoply flex)
– stumpfe Kanten
und hohe Stabilität
– hohe Reißfestigkeit
der Kaschierung
– besserer Lambda-Wert und
weniger Gewicht als bei druckfesten Holzfaserplatten
Kronoply GmbH
D-16909 Heiligengrabe
Telefon 0 33 96 2/69-740
Telefax 0 33 96 2/69-376
E-Mail [email protected]
www.kronoply.com
Dank UV-beständiger Kaschierung:
Die Platte passt
auch hinter offene
Leistenschalung
bis 30 mm Fuge
Bild rechts: Schnell
und einfach mit
dem doppelseitigen
Klebeband
Bild rechts außen:
Perfekter Schutz
hinter offener Fassade gegen Wind
und Feuchtigkeit
www.mikado-online.de
59
mikado Holzbau-Branchenführer
Dämmstoffe
Baustoffe
Abdichtungen
Bauteile
Betriebsmittel
Werkzeuge
Massivholz
Decken- und Wandsysteme
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Telefon +49 (0)7561 9855-0
Telefax +49 (0)7561 9855-30
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▴▴Blick auf das
Gotteshaus
in Untrasried
nach der
Sanierung: First
und Grate
laufen über der
Chorapsis
zusammen
Dachsanierung
Wo alle den guten Ton schätzen
Bei der Sanierung der Pfarrkirche St. Sebastian in Untrasried im Ostallgäu
bekommen die Dächer von Langhaus, Chor, Sakristei und Turm eine neue
Dachdeckung. Auf dem Gotteshaus kam ein spezieller Kirchenbiber zum Einsatz.
62
mikado 9.2014
Zimmermeisterdach Dachsanierung
D
er 1500-Einwohner-Ort Untrasried im Landkreis Ostallgäu
ist bei Rockfans wegen seines jährlichen Festivals „Rockfrühling“ bekannt. Die gläubigen Katholiken des
Ortes schätzen mehr die Orgelklänge in ihrer Pfarrkirche St. Sebastian.
Beide können sich aber gemeinsam
am guten Ton der neuen Dachziegel
auf der alten Kirche freuen, die nach
Abschluss der Außensanierung wieder in reinem Naturrot von Langhaus
und Chor ihrer alten Kirche leuchten. Zum Einsatz kam der denkmalgerechte Kirchenbiber „Sakral“ im
Geradschnitt.
Erhebliche Einsturzgefahr
Schon zu Zeiten Karls des Großen
hatte Untrasried eine eigene Kirche.
Was man aber heute auf einer Anhöhe inmitten des Dorfes findet, entstand im Wesentlichen erst in der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
im spätgotischen Stil. Um 1700 erhielt der Turm seine jetzige Höhe.
Umbauten und Sanierungen gab es
in der langen Geschichte des Bauwerks immer wieder, zuletzt 1981.
Und schon 2014 war wieder eine Sanierung fällig.
Wegen Mängeln an der Bausubstanz des Chorgewölbes war die
Kirche sogar wegen erheblicher
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Einsturzgefahr gesperrt. Unter anderem hing der Gewölbescheitel rund
10 cm durch. Das machte Abstützungen und Sicherungen notwendig.
Teilweise mussten im Gewölbe Risse
von 4 bis 12 cm Breite im Gewölbe
neu vermauert und verpresst werden.
Das Altdach war vor der Demontage mit naturroten Biberschwanzziegeln gedeckt. Aus denkmalpflegerischen Gründen kamen auch für die
Neueindeckung nur naturrote Biberschwänze in Frage. Um den Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht
zu werden, fiel die Wahl auf den robusten Kirchenbiber namens „Sakral“. Dieser ist Teil des Programms für
denkmalgerechte Sanierungen und
historische Gebäude der Creaton AG.
Die Serie wird in stärkerer Ausführung (18 mm) als der klassische Biber hergestellt, um so für eine an historische Ziegel angelehnte Optik und
eine lange Lebensdauer zu sorgen.
Immerhin liegt Untrasried auf 802 m
Höhe, damit in der Windlastzone 2
und ebenso der Schneelastzone 2.
Erst mal muss alles runter
Vor allem mussten Chor und Langhaus komplett abgedeckt werden, um
eine Gewichtsentlastung für die Sanierungsarbeiten an der Holzkonstruktion zu bekommen. Gleichzeitig
errichteten die Zimmerer für die Zeit
der Sanierung ein Notdach. Mit den
Zimmermannsarbeiten an Langhaus
und Chor war die Zimmerei Hölzle
aus Erkheim beauftragt worden. Sie
baute die verfaulten Zerrbalken über
dem Langhaus aus und ersetzten sie
denkmalgerecht. Auch die Schwellen
auf der Süd- und Nordseite waren
vollständig weggefault und mussten neu eingezogen werden. Die Anstückelung der Zerrbalken erfolgte
durch Ablattungen. Im Chor ersetzten
die Zimmerer die Deckenbalken und
verankerten die Stichbalken rück. Zur
statischen Stabilisierung des Chorgewölbes zogen sie einen zusätzlichen Ringanker ein und verstärkten
den Dachstuhl mit drei zusätzlichen
Leimbindern.
Mit Denkmalpflege abgestimmt
◂ Die Kirche
St. Sebastian steht
mitten in
einem Kirchhof in
Untrasried
im Allgäu
▾▾Am abgesetzten
Chor sind
die gotischen
Strebepfeiler
zu erkennen,
deren Stufen mit
kleinen Biberdächern
abgedeckt sind
Nachdem die Basis der Holzkonstruktion über Langhaus und Chor
wiederhergestellt war, ersetzten die
Zimmerer alle Aufschieblinge an den
Traufen, ebenso die Sparren im Bereich des Walms auf der Westseite.
Die verbliebenen Sparren fütterten
die Holzbauer auf, um eine durchgehende Flucht der Dachfläche zu erreichen. Die Dachschalung war zwar
von Seiten des Diözesanbauamts,
des Landesamts für Denkmalpflege
63
Zimmermeisterdach Dachsanierung
◂◂Ein Mitarbeiter
der Zimmerei
Jörg in Sulzberg
arbeitet im
Dachstuhl des
Turms
und des Kreisbaumeisters nicht gewünscht, doch die Kirchenverwaltung konnte sie mit dem Argument
durchsetzen, dass der Dachraum
durch starke Windbelastung bisher regelmäßig mit Flugschnee oder
Feuchtigkeit belastet wurde. Die Bedingung für die Zustimmung der
Denkmalpflege war allerdings eine
sehr gute Hinterlüftung.
Gut gelüftet, gut geschützt
Das Dach über dem Langhaus und
dem leicht versetzten Chor hat eine
Gesamtfläche von ca. 700 m² bei einer
Neigung von knapp 50°. An vier Stellen ist die Dachfläche durch Dachausstiegsluken unterbrochen. Am
Westgiebel des Langhauses ist das
Dach als Krüppelwalmdach ausgeführt. Der etwas schmalere Chor endet nach Osten mit einem halben
Achteckdach über der Apsis. Neben
den Kirchenbibern, Längshalben und
Flächen-Lüfterziegeln kamen als Originalzubehör First- bzw. Gratziegel
zum Einsatz. Die Belüftung des Innenraumes übernimmt eine durchgehende Belüftung zwischen Mauerwerk und Schalung. Die Belüftung
der Dachfläche mit immerhin knapp
zehn Metern Sparrenlänge erfolgt
über die Konterlattungsebene. Dazu
verlegten die Zimmerer an der Traufe
ein Lüftungsblech, an den Graten und
in der letzten Ziegelreihe unterhalb
64
des Firstes Firstanschluss-Lüfterziegel. Gegen Dachlawinen schützen
schwere Gebirgsschneefanggitter in
zwei Reihen.
Hoch auf dem Turm
Die Zimmerer der Zimmerei Jörg aus
Sulzberg sanierten die Holzkonstruktion des Turms. Der Turm mit seiner
steinsichtigen Tuffsteinfassade trägt
auf quadratischem Grundriss ein einfaches Satteldach. Gar nicht einfach
war aber die Ausführung, nicht zuletzt wegen der hohen Dachneigung
von rund 70°. Auch hier mussten die
Zimmerer den Dachstuhl vor dem
Aufbringen der Schalung stellenweise instand setzen. Auch auf dem
Turm kam der Kirchenbiber „Sakral“ zum Einsatz, verlegt von den
Dachdeckern der Zimmerei Häring
aus Obergünzburg-Ebersbach. Besonderes Augenwerk lag dabei auf
der Windsogsicherung, die bei dieser
Dachneigung und Höhe eine besondere Anforderung darstellt.
Über das neue Dach freuen sich
auch die Fledermäuse. Wenn sie – wie
vorgesehen und durch entsprechende
Öffnungen vorbereitet – nach ihrer
erzwungenen Auszeit wieder in den
Turm und unter das Kirchendach zurückkehren, haben sie es dunkel wie
zuvor, aber jetzt trockener und besser durchlüftet.
mikado 9.2014
Rainer Balkenhol, Wertingen ▪
CREATON AG / HS
▸▸Das Holztragwerk ist
wieder instand
gesetzt
Steckbrief
Objekt:
Pfarrkirche St. Sebastian in
D-87496 Untrasried
Planung:
Planungs- und Ingenieurbüro
Demmler GbR
D-87634 Obergünzburg
Statik:
fhs Ingenieur-GmbH
D-86836 Untermeitingen
www.fhs-ingenieure.de
Zimmererarbeiten Langhaus, Chor:
Zimmerei Hölzle GmbH
D-87746 Erkheim
Zimmererarbeiten Turm:
Zimmerei Jörg GmbH
D-87477 Sulzberg
www.joerg-holzbau.de
Dachdeckerarbeiten Langhaus,
Chor und Turm:
Zimmerei Häring GmbH
D-87634 Obergünzburg
www.zimmerei-haering.de
Produkte:
Kirchenbiber „Sakral“
Geradschnitt naturrot mit
Originalzubehör First- bzw.
Gratziegel, Walmkappe, Längshalbe, Flächen-Lüfterziegel,
Firstanschluss-Lüfterziegel und
Sturmklammern
Hersteller:
Creaton AG
D-86637 Wertingen
www.creaton.de
Fortbildung
7. Europäischer Kongress (EBH 2014)
Holz erobert die Stadt
Verdichten, Aufstocken und Sanieren: Am 16. und 17. Oktober
findet im Congress Centrum Gürzenich zu Köln der 7. Europäische
Kongress „Energieeffizienter Holzbau im urbanen Umfeld“ statt.
U
rbanes Bauen ist der zentrale
Schlüssel der modernen Gesellschaft. Die meisten Menschen leben
in städtischen Ballungsräumen und
dieser Trend wird sich noch verstärken. In der Stadt werden Neubauten die Ausnahme sein, die Mehrgeschossigkeit jedoch die Regel. Der
Holzbau hat mit hoher Vorfertigung,
Leichtigkeit, schlanken Querschnitten und seinen aufsehenerregenden
realisierten Hochhausprojekten in
zahlreichen Großstädten den Beweis
angetreten, dass er auch in diesem
Segment den modernen Anforderungen mehr als gerecht wird.
Der EBH-Kongress „Energieeffizienter Holzbau im urbanen Umfeld“
stellt aktuelle Projekte vor und gibt
einen beeindruckenden Einblick in
die Möglichkeiten, die sich für den
Holzbau dadurch für die Zukunft ergeben. Neben den zahlreichen Fachreferenten bietet die begleitende
Fachausstellung einen guten Überblick über die neuesten Produkte und
Entwicklungen im Holzbau.
Tagungstermine auf einen Blick
Forum Holzbau Urban
Mittwoch, 15. Oktober 2014
17.30 Uhr: Besichtigung
„Gemeindezentrum Köln“
Sauerbruch Hutton Architektur
20.00 Uhr: Abendessen
Veranstaltungsort:
Gürzenich Köln
Martinstr. 29 – 37
D-50667 Köln
Übernachtung:
www.koeln.de/tourismus oder
www.forum-holzbau.com
Donnerstag, 16. Oktober 2014
8.15 Uhr: Empfang und Begrüßung
9.00 Uhr: Bauen für die Zukunft:
Entwicklungen in NRW und den
Nachbarländern
11.30 Uhr: Anbauten und Lücken
14.40 Uhr: Aufstockungen
11.30 Uhr: Prozesse im Holzbau
14.40 Uhr: Schallschutz
17.10 Uhr: Holzarchitektur in NRW
Teilnahmegebühren:
▸▸ ganze Veranstaltung
(16./17. Oktober 2014):
380 Euro
▸▸ nur Donnerstag
(16. Oktober 2014): 250 Euro
▸▸ nur Freitag
(17. Oktober 2014): 160 Euro
▸▸ Studierende: 60 Euro
Die Preise (exkl. MwSt.) verstehen sich inklusive aller angegebenen Mittag- und Abendessen
sowie dem Tagungsband.
Freitag, 17. Oktober 2014
8.30 Uhr: Geschossbau im
Verwaltungs- und Wohnbau
10.40 Uhr: Gebäudehülle:
Vorgefertigte Elemente
in Neubau und Sanierung
13.20 Uhr: Internationale
Architektur in Holz
Anmeldeschluss:
8. Oktober 2014
Anmeldung:
www.forum-holzbau.com
>09)905.,58<(30;f;(<-:+(*/
BAUARTIKEL . FEUERVERZINKUNG
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Unternehmen
Adler
Supermarkt im Stadel-Look
M-Preis-Supermärkte sind in Tirol ein Stück Kultur. Ein
neuer wurde nun in Schönwies gebaut (Ventira.Architekten). Den Holzelementbau mit doppeltem Satteldach führte
die Firma AT Thurnerbau/Imst aus. Die Fassade wiederum
passt zu den traditionellen Stadelgebäuden der Umgebung.
Denn die Lasur Pullex Silverwood von Adler im Farbton
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Stadel aussehen. Die natürliche Vergrauung finde dennoch statt, „aber regelmäßig, ohne Flecken und Schäden“.
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Den Oberösterreichischen Holzbaupreis 2014 hat Wiehag
in der Kategorie „Außer Landes“ für die Holzkonstruktion
des Einkaufszentrums Tesco und Dobbies in Kings Lynn/
Großbritannien erhalten. Die hohe Leistungsfähigkeit von
Holzkonstruktionen, die Planung und Wirkung sowie die
kurze Montagezeit haben die Jury überzeugt. Durch die
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Italien ist Weltmeister
Mit „RhOME for denCity“ erringt Italien in diesem Sommer doch noch einen Weltmeistertitel – den für das beste, ausschließlich mit Sonnenenergie versorgte Wohnhaus im Solar Decathlon Europe 2014. Gedämmt ist der
Holzbau mit ökologischen Dämmstoffen von Homatherm.
20 Teams aus Europa und Asien sowie Nord- und Südamerika nahmen an dem interdisziplinären Studentenwettbewerb teil und traten in einem zweiwöchigen Testbetrieb
in zehn Disziplinen im Schlosspark von Versailles an.
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Puren
Zimmerer fährt mit VW ab
Über einen VW up freut sich Zimmermeister Thomas
Frei, Mitarbeiter bei Holzbau Seeger in Sandhausen. Der
Kleinwagen war der Preis des diesjährigen Gewinnspiels
am Dach+Holz-Messestand der Puren GmbH. Nun hat
der nach der Messe gezogene Sieger das Auto gemeinsam mit seinem Chef Armin Seeger beim Unternehmen in
Überlingen abgeholt. Bevor sie sich aber wieder in Richtung Nordbaden aufmachten, besichtigten sie noch die
Polyurethan-Dämmplatten- und Blockschaum-Fertigung.
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Puren), Armin Seeger, Thomas Frei,
Norbert Baier, Karl-Heinz Heilig, Holger Karolus (alle drei Puren)
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Unternehmen
Erlus
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Da springt der Euro
▴▴Der Laubholz-Innovationsverbund ist mit einer Auftaktveranstaltung gestartet
Laubholz-Verbund
Den Wald nicht verheizen
Für das Laubholz setzen sich zehn Holzbetriebe und drei Forschungseinrichtungen
im Laubholz-Innovationsverbund ein. Der
durch die Cluster-Initiative Forst und Holz
in Bayern neu gegründete, deutschlandweite Verbund möchte marktreife Produkte entwickeln. Und das vor dem Hinter-
grund, dass in den Wäldern große Mengen
an Laubholz stehen, die oft nur energetisch genutzt werden, weil für die stoffliche Verwertung kaum Nachfrage besteht.
Cluster-Initiative Forst und Holz
in Bayern gGmbH ı D-85354 Freising
www.cluster-forstholzbayern.de
Die Erlus AG, Hersteller von Dachund Kaminbaustoffen, schüttet für
das abgelaufene Geschäftsjahr 2013
eine Dividende von 1 Euro je Aktie
aus. Das Unternehmen erzielte wie
im Vorjahr einen Umsatz von knapp
119 Mio. Euro und kam damit erstmals das dritte Jahr in Folge auf
mehr als 115 Mio. Jahresumsatz. Der
Jahresüberschuss lag im vergangenen Geschäftsjahr mit 2,6 Mio. Euro
ebenfalls auf Vorjahresniveau.
Erlus Aktiengesellschaft
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www.erlus.de
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Auf der Holz-Land- &
MDH-Expo in Hannover sind die Holz-LandAwards 2014 vergeben
worden. Erstmals stimmten die Händler ab, die in
der Kategorie Top-Lieferanten den Holzwerkstoffhersteller Kronoply unter
450 Unternehmen auf den
ersten Platz wählten. „Wir
freuen uns sehr über diese Anerkennung, besonders
weil sie durch das HändlerVoting entschieden wurde“, ▴▴Kronoply-Vertriebsleiter Deutschland
sagt Geschäftsführer Uwe Uwe Köster nahm den Holz-Land-Award
Jöst. Mit den Holz-Land- zum Top-Lieferanten entgegen
Awards werden Unternehmen prämiert, die durch besondere Leistungen und Produktinnovationen in der Branche auffallen.
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der Evangelischen Freien Gemeinde
in Mössingen gezeigt. Dort wurde
ein neues Gemeindehaus gebraucht.
Und wie praktisch, dass sich dafür
schließlich die Bauteile eines Fertighauses hernehmen ließen.
Holz ist ein wiederverwendbarer
Baustoff. Im Mittelalter und bis weit
in die Neuzeit war die Wiederverwertung von Holzbauteilen aus abgetragenen Gebäuden für neue Bausubstanz übliche Praxis. Und jüngst
ist nun das Gemeindehaus in Mössingen aus Fertighausteilen ein Beispiel für Bau-Recycling. Für die Gemeinde war das eine bezahlbare und
notwendige Lösung, denn ihre alte
Heimstätte (ein ehemaliges Fabrikgebäude) war abgerissen worden.
Doch zunächst zur Vorgeschichte
des Fertighauses: Nach dem Ende der
Sowjetunion und der Wende musste
rasch eine große Menge Wohnraum
her, um den anschwellenden Strom
an Zuziehenden zu bewältigen. Dazu
wurden einige Hundert Mehrfamilienhäuser in Holzgroßtafelbauweise entwickelt und übers Land verteilt als Behelfswohnbauten mit auf
zehn Jahre befristeter Baugenehmigung gebaut.
Sachgerecht eingelagert
Ein Teil der Gebäude wurde an Ort
und Stelle weitergenutzt. Viele andere Häuser mussten (obwohl baulich
in tadellosem Zustand) zurückgebaut
werden. Dabei fiel die Holzbausubstanz oft den Abbrucharbeiten zum
Opfer. Mitunter aber wurden die Konstruktionen auch sach- und fachgerecht zurückgebaut und die Holzbauteile zur weiteren Verwendung
eingelagert. Der Autor dieses Textes hat mehrere Projekte von wieder
aufgebauten Häusern dieses Typs begleitet. Aus ihnen entstanden reguläre Wohnhäuser, Bürogebäude oder
kommunale Zweckbauten.
Grundriss (Erdgeschoss) vor dem Abbau
CARL PLATZ GMBH, SAULGAU
10,00 m
20,00 m
Grundriss (Erdgeschoss) nach dem Aufbau
www.mikado-online.de
INGENIEURBÜRO GERHARD LUTZ, HERBERTINGEN
◂◂Nach mehrjähriger
Dornröschenzeit
fanden die
Einzelteile dieses
Mehrfamilienhauses wieder
zusammen:
als Gemeindehaus
in Mössingen
71
Holzwelten Recycling-Haus
der Bodenplatte dienen als Auflager
für die einzuleitenden Horizontallasten. Die Holzgroßtafelelemente sind
an Stahlplatten auf der Bodenplatte
verankert. So konnten die Holzbauteile luftdicht und wärmebrückenfrei an den Stahlbeton angeschlossen
werden, die Fußbodenaufbauhöhe
auf ca. 10 mm reduziert und damit
wertvolle Raumhöhe gewonnen werden. Und nebenbei verkürzte sich die
Montage der Holzbauteile erheblich,
da das sonst übliche „Ausnivellieren“
von Keller- oder Fundamentplatten
aufgrund hoher Maßtoleranzen wegfallen konnte.
ANDREAS LAUBE
Zusätzliche Fenster
Bei der Umsetzung mussten die
Bauherren auf geringe Baukosten
achten. Daher brachten die Gemeindemitglieder viel an Eigenleistungen
ein. Das Gebäude wurde auf einer
elastisch gebetteten, 20 cm dicken
Stahlbetonbodenplatte gegründet.
Oberseitig ist sie flügelgeglättet, sodass darauf direkt der Bodenbelag
des Erdgeschosses (Fliesen bzw. Nadelfilzbelag) verlegt werden konnte.
Dazu wurde unter der Bodenplatte
eine 45 cm dicke Glasschaumschotterpackung angeordnet, die den gewünschten Wärmeschutz erbrachte.
Zwei Masseneinzelfundamente unter
UWE BURKHARDT
Vor dem Neubau des Gemeindehauses waren die Bauteile mehrere
Jahre nach dem Rückbau fachgerecht
zwischengelagert. Außerdem führten
Schneelast- und vor allem Erdbebenauflagen am Standort Mössingen zu
deutlich höheren statischen Anforderungen als am Ursprungsort im
Nördlinger Ries.
Die vom Bauherren gewünschten
Raumzuschnitte machten eine Neuanordnung und teilweise eine Abänderung von Bauteilen erforderlich, da
zum Beispiel das Erdgeschoss deutlich größere Raumhöhen und mehr
Nutzfläche bekam.
▴▴Die Gemeinde
wünschte
sich einen neuen
großen Saal:
Und so sieht er
fertig aus
Für die beiden Vollgeschosse wurden
Holztafeln aus dem Jahr 1991 eines
süddeutschen Herstellers verwendet.
Dessen ursprüngliche Montagepläne dienten zunächst für eine Überarbeitung der Grundrisse und entsprechende Änderungsarbeiten. Was
dann auf der Baustelle noch nötig
war, ging sehr schnell: So haben die
Monteure zum Beispiel Innenwände
gekürzt, Türöffnungen geschlossen
und an anderer Stelle in die Großtafel eingefügt. Für die Außenwände im großen Erdgeschosssaal wurden neue Fensterelemente eingesetzt
und daher die Gipskartonplattenbeplankung auf der Innenseite der
Tafeln komplett entfernt. Dabei stellte sich heraus, dass die Holzbautafeln
in ausgezeichnetem Zustand waren.
Um die lichte Höhe der Erdgeschossräume zu vergrößern, wurde
nach der Montage der Wände umlaufend ein zusätzlicher Obergurt aus
▴▴Größere Räume als im Ursprungshaus
machen hier Stahlunterzüge möglich
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▴▴Eine Erweiterung durch einen Vorbau
aus neuen Teilen erfuhr die Ostseite
mikado 9.2014
▴▴Für das Dach kam wieder die ursprüngliche
Konstruktion aus Nagelplattenbindern zum Einsatz
PETER MATT
Brettschichtholz (GL 24) 10/34 cm
angeordnet, der oberhalb der neuen,
größeren Fensteröffnungen und des
Windfanges auch die Funktion eines Fenstersturzes übernimmt. Auch
die Außenwandelemente des Obergeschosses bekamen eine Anordnung
im Sinne der neuen Raumaufteilung.
Die dann noch „falsch“ angeordneten Fenster versetzten die Monteure.
Dabei erwiesen sich die einheitlichen
Fensterbreiten und die auf die Fensterformate abgestimmte Brettbreite
der Außenfassade als sehr montagefreundlich.
Gottesdienstraum als Apsis
Da die lichten Fensterbreiten nicht
den Anforderungen an einen zweiten Rettungsweg genügten, bekamen
die Giebel zwei zusätzliche, größere
Fenster. Die Erweiterung des Gebäudes an der Ostseite erfolgte durch die
Anordnung eines neuen Pfosten-Riegel-Elements mit separatem Vordach.
Auf die Nutzung abgestimmt ist auch
die Westseite: Neue Wandelemente
sorgen hier für die Form einer Apsis
des Gottesdienstraums. Der Umbau
hatte auch statische Auswirkungen:
Für die Aufnahme der Deckenlasten
im Bereich des Saales kamen zwei
www.mikado-online.de
Stahlunterzüge längs des Raumes
und ein Stahlunterzug in Querrichtung hinzu. Zwei kurze Stahlfachwerke ermöglichten die Queraussteifung des Gebäudes.
Die von Außenwand zu Außenwand gespannte Dachkonstruktion
aus Nagelbrettbindern wurde auf den
veränderten Grundriss einfach aufgesetzt. Für die Eindeckung nahmen die
Handwerker die vorhandenen Dachlattelemente und Dachsteine her. Die
Wärmedämmung der Decke über dem
Erdgeschoss erfuhr eine Anpassung
an erhöhte Dämmstandards. Und die
Deckenuntersichten erhielten neue
Gipskartonplatten (im Saal mit Akustik-Lochung).
Das Gemeindehaus Mössingen
zeigt, dass die Wiederverwendung
von fachgerecht demontierten Holzbauteilen technisch und wirtschaftlich möglich ist. So kann aus einem
Wohnheim schnell ein Gottes- und
Gemeindehaus werden. Mit dem Ergebnis sind auch die Bauherren sehr
zufrieden, wie Andreas Laube von
der Gemeinde sagt. Und so haben die
Mitglieder der Evangelischen Freien
Gemeinde eine neue Heimat in einem
Second Haus gefunden.
▴▴Es darf gefeiert
werden:
Dank vieler Eigenleistungen
blieb das Projekt
auch finanziell im Rahmen
Steckbrief
Objekt:
Gemeindehaus Mössingen
Bauteilproduktion 1991:
Carl Platz GmbH, Bad Saulgau
Bauherr:
Evangelische Freie Gemeinde
Mössingen
Baujahr: 2013
Demontage und Montage:
Fa. Bart
D-72534 Hayingen
www.bart-montagebau.de
Neubauteile Holz und Stahl:
Fa. Gröber
D-88436 Eberhardzell-Füramoos
www.groeber.de
Planung:
Ingenieurbüro Gerhard Lutz
D-88518 Herbertingen
Tragwerksplanung:
Friedmann & Partner/
Ingenieurbüro GmbH
D-88348 Bad Saulgau
www.friedmann-p.de
Prüfstatik:
Holzapfel, Rüdt und Partner
D-70619 Stuttgart
www.hrp-ing.de
Baukosten brutto: 295 000 Euro
Gerhard Lutz, Herbertingen ▪
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Vorschau mikado 10.2014 erscheint am 6. Oktober 2014
QUIRIN LEPPERT
Architektur
In sich gedreht
Das Feriendomizil fügt sich eher
ungewöhnlich in die Landschaft des
Gasteinertals ein. Als Reminiszenz an
die lokalen Scheunen und Heustadel
exponiert sich das Gebäude vor allem
durch seine Ausrichtung quer zum
äußerst steilen Hang. Vom klassischen
Satteldach weicht der Dachfirst ab:
Er ist aus der Hauptachse des Hauses
ausgedreht. Das wirkt sich positiv
auf die Nutzung des Dachgeschosses
aus und verleiht dem Baukörper eine
zusätzliche Spannung.
Außerdem
Büro kompakt: Vorsorgevollmacht
WERKGRUPPE LAHR
AV1 ARCHITEKTEN
Öffentliche Bauten
Holz für Kinder
Eine Kindertagesstätte, die sich harmonisch in die Baustruktur einfügt, haben die Architekten von AV1 in Alzey
geschaffen. Die bewegte Topografie sollte im Innenund Außenraum erlebbar sein. Die Staffelung des Baukörpers
zieht sich thematisch von den einzelnen Bauteilen bis
zur Gestaltung der Holzfassaden. Und eine kaskadenartige
Erschließungsrampe wird zur Spielstraße, die auch als
Bobbycar-Hochleistungsrennstrecke exzellent nutzbar ist.
Holzwelten
Holz hinter Glas
Als sich der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) in Freiburg ein neues Verwaltungsgebäude bauen lassen wollte, stand eines schnell
fest: Ein Holzbau muss es werden. Inzwischen steht
das „Haus der Bauern“ und kann sich sehen lassen.
Die Holzkonstruktion ist von außen sichtbar und
gleichzeitig geschützt hinter Glas.
Impressum
Offizielles Organ von Holzbau Deutschland
Bund Deutscher Zimmermeister
im Zentralverband des Deutschen
Baugewerbes e.V. (ZDB), Berlin
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86438 Kissing
Telefon +49 82 33.23-0
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