Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang ETHIK (Quelle: wikipedia) Ethik (von griech. ήθος ethos „gewohnter Sitz; Gewohnheit, Sitte, Brauch; Charakter, Sinnesart“, vgl. lat. mos) ist eines der großen Teilgebiete der Philosophie. Die Ethik – und die von ihr abgeleiteten Disziplinen (z.B. Rechts-, Staats- und Sozialphilosophie) – bezeichnet man auch als „praktische Philosophie“, da sie sich mit dem menschlichen Handeln befasst (im Gegensatz zur „theoretischen Philosophie“, zu der die Logik, die Erkenntnistheorie und die Metaphysik als klassische Disziplinen gezählt werden). Einführung Gegenstand und Begriff Die allgemeine Ethik - die im Folgenden mit Ethik gleichgesetzt wird - stellt Kriterien für gutes und schlechtes Handeln und die Bewertung seiner Motive und Folgen auf. Sie ist die Grundlagendisziplin der Angewandten Ethik , die sich als Individualethik, Sozialethik und in den Bereichsethiken mit den normativen Problemen ihres spezifischen Lebensbereiches befasst. Die Ethik baut als philosophische Disziplin allein auf das Prinzip der Vernunft. Darin unterscheidet sie sich vom klassischen Selbstverständnis theologischer Ethik, die sittliche Prinzipien als in Gottes Willen begründet annimmt und insofern den Glauben an eine göttliche Offenbarung voraussetzt. Besonders im 20. Jahrhundert haben allerdings Autoren wie Alfons Auer theologische Ethik als weitgehend autonom zu konzipieren versucht. Das Ziel der Ethik ist die Erarbeitung von allgemeingültigen Normen und Werten. Sie ist abzugrenzen von einer deskriptiven Ethik, die keine moralischen Urteile fällt, sondern die tatsächliche, innerhalb einer Gesellschaft gelebte Moral mit empirischen Mitteln zu beschreiben versucht. Die Metaethik, die sich zu Beginn des 20. Jhd.s als eigenständige Disziplin entwickelt, reflektiert die allgemeinen logischen, semantischen und pragmatischen Strukturen moralischen und ethischen Sprechens und stellt insofern die Grundlage für die deskriptive und normative Ethik dar. Ursprung des Begriffs „Ethik“ Als Bezeichnung für eine philosophische Disziplin wurde der Begriff „Ethik“ von Aristoteles eingeführt, der damit die wissenschaftliche Beschäftigung mit Gewohnheiten, Sitten und Gebräuchen (ethos) meinte, wobei allerdings schon seit Sokrates die Ethik ins Zentrum des philosophischen Denkens gerückt war (Sokratische Wende). Hintergrund war dabei die bereits von den Sophisten vertretene Auffassung, dass es für ein Vernunftwesen wie den Menschen unangemessen sei, wenn dessen Handeln ausschließlich von Konventionen und Traditionen geleitet wird. Aristoteles war der Überzeugung, menschliche Praxis sei grundsätzlich einer vernünftigen und theoretisch fundierten Reflexion zugänglich. Ethik ist somit für Aristoteles eine philosophische Disziplin, die den gesamten Bereich menschlichen Handelns zum Gegenstand hat, diesen Gegenstand mit philosophischen Mitteln einer normativen Beurteilung unterzieht und zur praktischen Umsetzung der auf diese Weise gewonnenen Erkenntnisse anleitet. (Ende: Quelle wikipedia) Ethik // Grundlagen www.life-support.at 1 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang Was ist Ethik? (Eine Annäherung aus beraterischer Sicht) 1.1. Geschichtlicher Abriss der Ethik Unter Ethik (griech. ethos: Gewohnheit, Sitte) verstehen wir allgemein eine sittliche Grundhaltung oder Gesinnung. Diese leitet sich her aus der Verantwortung gegenüber anderen. Ethik ist in der Philosophie die Lehre vom sittlichen Wollen und Handeln des Menschen, seinen Werten und Rechtfertigungen in den verschiedensten Lebenssituationen. Der Ursprung der menschlichen Ethik kann in der Zeit gesehen werden, in der Menschen angefangen haben, ihre Toten zu begraben, anstatt sie einfach liegen zu lassen. Diese Haltung entspricht eher einem natürlichen Gefühl als einem erlernten Gesetz. Sie geht davon aus, dass die Ethik, das Gewissen und die Moral ein Grundbedürfnis der Psyche des Menschen zu sein scheint. Beispiele für die Beschäftigung mit ethischen Fragestellungen finden wir schon in den ersten Texten der Menschheit wie im Gilgamesch-Epos, auf den Gesetzestafeln von Hammurabi und Moses und den indischen Veden. Die Geschichte der Ethik als Disziplin der Philosophie beginnt bei Sokrates und Platon. Sokrates meint, dass die Tugend lehrbar sei und unmoralisches Verhalten auf einem Denkfehler beruhe. Aristoteles begründete die Ethik als spezielle Disziplin der Philosophie. In der Stoa (3.Jh. v. Chr.) spielen ethische Fragen eine wichtige Rolle: Der Mensch kann glücklich werden durch ein naturgemäßes, vernünftiges und tugendhaftes Leben, durch die Beherrschung seiner Begierden und heiterer Ruhe dem Schicksal gegenüber. Nach Konfuzius in China sind die Haupttugenden des Menschen die Nächstenliebe und die Ehrfurcht vor den Mitmenschen: "Was du selbst nicht erleiden möchtest oder bei anderen tadelst, das tue selber nicht!" Im Mittelalter herrschte die Vorstellung, dass sittliche Normen in der Weltordnung vorgegeben seien, welche als Abglanz des ewigen Gesetzes in Gott angesehen wurde. In der Neuzeit versuchen die verschiedenen philosophischen Systeme die moralischen Normen eher aus psychischen Faktoren wie Trieben und Neigungen abzuleiten. Kant betont die absolute Geltung der Sittlichkeit, ohne sie auf eine göttliche Ordnung zu gründen. In seinem Kategorischen Imperativ legt er eine oberste Norm fest: "Handle so, dass die Maxime deines Tun zum Gesetz für alle Menschen gemacht werden könnte!" 1.2. Ethik, Moral, Recht und Normen Ethik ist die Philosophie der Moral, sie ist also Moralphilosophie. Der Ethik geht es um die Klärung von Fragen wie: - Was heißt sittlich gut? - Sind Werte absolut oder relativ? - Gibt es eine objektive Rangordnung der Werte? - Wie lassen sich moralische Normen begründen? - Wie soll der Mensch sein Leben gestalten? - Welchem Ziel soll sittliches Handeln dienen? - Wie soll sich der Mensch seinen Mitmenschen gegenüber verhalten? - Welchen Motiven soll sein moralisches Verhalten entspringen? Ethik // Grundlagen www.life-support.at 2 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang Moral bezeichnet die Gesamtheit der Verhaltensnormen einer Gesellschaft. Sie legt fest, was "gute Sitte", sittlich, gut und böse ist. Das Recht legt fest, was erlaubt und was strafbar ist. Ethik und Moral werden im täglichen Sprachgebrauch oft gleichbedeutend verwendet. Es hat sich als sinnvoll erwiesen, zwischen beiden Begriffen zu unterscheiden. Ethik ist also die Bezeichnung für ein Teilgebiet der Philosophie, das sich mit Fragen der Moral beschäftigt. Ob etwas moralisch richtig oder falsch ist, kann nur vom Standpunkt einer bestimmten Moral aus beurteilt werden. "Unmoralisch" bedeutet, dass etwas den Normen einer bestimmten Gruppe nicht entspricht. Normen sind Maßstäbe für soziales Handeln. Sie ermöglichen Orientierung für das eigene Handeln und bieten einer Gruppe die Möglichkeit, die Handlungen ihrer Mitglieder zu beurteilen. Sie bieten Handlungsanweisungen wie "Du sollst.../du sollst nicht", oder Werturteile wie "...das ist gut/...das ist schlecht" an. Moralische Normen haben den Anspruch allgemeiner Gültigkeit. Allgemeingültigkeit heißt nicht, dass sie für alle Menschen verbindlich sein müssen, sondern bezieht sich auf einen Anwendungsbereich: Wer der Ansicht ist, dass es in einem konkreten Fall moralisch geboten sei, einem Menschen zu helfen, meint damit, dass es in allen vergleichbaren Fällen ebenfalls geboten sei, Menschen zu helfen. Ausgangspunkt jeder Auseinandersetzung mit Moral ist die Tatsache, dass wir in Gruppen mit bestimmten Moralvorstellungen leben. Jede Gruppe hat bestimmte Ziele sowie Regeln zur Verwirklichung dieser Ziele. Der einzelne sollte diese Ziele und Regeln bis zu einem gewissen Grad internalisieren, wie es in der Gewissensbildung erfolgt. Die Ethik sucht nach rationalen Begründungen dieser Ziele und Regeln. Die normative Ethik sucht nach den grundlegenden Normen menschlichen Verhaltens und versucht, diese rational zu begründen. Sie wird in 2 Gruppen von Theorien eingeteilt: - Teleologische Theorien (griech. telos = Ziel) und - Deontologische Theorien (griech. deon = Pflicht). Teleologische Theorien beurteilen eine Handlung nach dem Ziel, das der Handelnde verfolgt bzw. nach den Folgen, die zu erwarten sind. Das entscheidende Kriterium ist, was moralisch richtig, falsch, verpflichtend etc. ist. Hat der Handelnde dabei nur seinen eigenen Nutzen im Auge, bezeichnet man dies als ethischer Egoismus. Der ethische Egoist vertritt die Auffassung, dass jeder Mensch sein Handeln danach ausrichten soll, ob es ihm auf Dauer gesehen mehr Nutzen als Schaden bringt. Der ethische Egoist wird dem Gebot, "Du sollst Menschen in Not helfen" zustimmen, weil er selbst einmal in eine Situation geraten könnte, in der er Hilfe braucht. Deontologische Theorien leiten konkrete moralische Normen aus bestimmten grundlegenden Pflichten oder Werten ab. Dahinter steht die Auffassung, dass es einen nichtteleologischen Maßstab für moralisches Handeln gibt. Dieser besteht in Regeln, die Ethik // Grundlagen www.life-support.at 3 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang nicht mit gesellschaftlichen Normen übereinstimmen müssen. Bekanntestes Beispiel sind die 10 Gebote. Beispiel für den Unterschied der beiden Theorien: Teleologische Argumentation: Ich lehne die Todesstrafe ab, weil ich das von den Befürwortern der Todesstrafe vorgebrachte Argument der Verbrechensprävention in Frage stelle. Deontologische Argumentation: Ich lehne die Todesstrafe ab, weil ich der Ansicht bin, dass niemand, auch nicht der Staat, das Recht hat, einen Menschen zu töten. Die deskriptive Ethik beschreibt und erklärt moralische Phänomene, ohne diese selbst moralisch zu bewerten. 2. Berufsethische Grundsätze Berufsethische Richtlinien sind notwendig, um die Würde jener Personen zu schützen, die sich Berater/innen anvertrauen. Diese Richtlinien müssen frei von Ideologien bleiben und immer wieder einer kritischen Diskussion unterzogen werden. Eine Berufethik orientiert sich insbesondere an der Nützlichkeit. Positive Auswirkungen und Folgen von psychologischen Maßnahmen sollen maximiert, negative möglichst minimiert werden. In der praktischen Arbeit spielen Bewertungen eine große Rolle. Schon am Beginn jedes Kontaktes mit Klient/innen steht eine Bewertung: Es ist etwas nicht so, wie es sein sollte. Es können bestimmte Verhaltensweisen, der Entwicklungsstand, die Intelligenz, die Persönlichkeit, die Einstellungen etc. Bestimmte Bewertungen werden verworfen, etwa die Dichotomie krank/gesund, dumm/gescheit. Es wird die Wertfreiheit der Berater/innen postuliert. Aber schon eine der Grundregeln, dem Klienten vorbehaltlos gegenüberzutreten, ihm in wertschätzender Akzeptanz und Empathie zu begegnen, enthält implizit eine Wertung. Unsere Ethik basiert auf unserer individuellen Geschichte, d.h. auf unserer Biographie, unseren Lebenserfahrungen, auf den Kontexten, in denen wir leben. Gleichzeitig ist unsere Geschichte immer eingebettet in die Geschichte unserer Kultur, unserer Gesellschaft, die uns ein begrenztes Spektrum an, Ethiken’ zur Verfügung stellt. 3. Ethische Grundsätze der Schweigepflicht Berater/innen sind verpflichtet, über alle ihnen in Ausübung ihrer Berufstätigkeit anvertrauten und bekannt gewordenen Tatsachen zu schweigen, soweit nicht das Gesetz Ausnahmen vorsieht oder ein bedrohtes Rechtsgut überwiegt. Die Schweigepflicht von Berater/innen besteht auch gegenüber Familienangehörigen der ihnen anvertrauten Personen. Ethik // Grundlagen www.life-support.at 4 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang Ebenso besteht die Schweigepflicht von Berater/innen gegenüber ihren Kollegen und Vorgesetzten. Wenn mehrere Berater/innen oder Berater/innen und Ärzte/Therapeuten gleichzeitig dieselben Klient/innen beraten oder behandeln, so sind die mitbehandelnden untereinander von der Schweigepflicht insoweit befreit, als die Klient/innen nicht etwas anderes bestimmen. Die Schweigepflicht entfällt gegenüber den Mitarbeitern und Gehilfen von Berater/innen, die notwendigerweise mit der Vorbereitung oder Begleitung ihrer Tätigkeit betraut sind. Ansonsten entfällt die Verpflichtung zur Verschwiegenheit nur bei einer Entbindung von dieser durch die ihnen anvertrauten Personen. Die der Schweigepflicht unterliegenden Tatsachen, Befunde und Beratungs- bzw. Behandlungsergebnisse dürfen anonymisiert weiterverwendet werden, sofern ausgeschlossen ist, dass Rückschlüsse auf die Patienten/ Klienten möglich sind. Mitarbeiter von Berater/innen sind über ihre Pflicht zur Verschwiegenheit zu belehren. Diese Belehrung sollte schriftlich festgehalten werden. 4. Ethik in der Berater-Klienten-Beziehung Die/der Klient/in erwartet sich von der/m Berater/in unter anderem: Kompetenz, Authentizität, Ehrlichkeit, Interesse, Einfühlungsvermögen, Verständnis, Wertschätzung, Verständnis, Offenheit und Akzeptanz, Achtung der Intimität und Integrität, Kritikfähigkeit, Geborgenheit, Sicherheit, Verschwiegenheit, Förderung der Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Um diesen Erwartungen gerecht werden zu können, verlangt es von der/m Berater/in die Fähigkeit, Bedürfnisse und Probleme der Klient/innen von seinen eigenen zu unterscheiden. Einige Bedürfnisse der/s Berater/in, die Störfaktoren darstellen können: • das Bedürfnis, helfen zu wollen, kann zum "Helfersyndrom" werden. Es besteht die Gefahr, dass Klient/innen zu wenig Raum gegeben wird, Autonomie zu entwickeln und sich selbst zu helfen. Nimmt die/der Klient/in die Hilfe nicht an, fühlen sich Berater/innen hilflos und ärgerlich. • Die Arbeit mit außergewöhnlichen, ausgeflippten, "verrückten" Klient/innen kann Neugier befriedigen, Schwung ins Leben der Berater/innen bringen und zur Konfrontation mit eigenen unbewussten Seelenanteilen führen. • Sehr ordnungsliebende Berater/innen können mit ihren Konzepten und Methoden Klient/innen einengen und daran hindern, durch kreativen und experimentierfreudigen Umgang ihre eigene Ordnung zu finden. • Das Bedürfnis, Inhalte beraterischen Arbeit mitzuteilen. Ethik // Grundlagen www.life-support.at 5 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang • Der Wunsch, Klient/innen als eigene geistige Kinder aufzuziehen und die Individualität des Klienten nicht zu würdigen. • Das Bedürfnis nach zwischenmenschlichem Kontakt und Geborgenheit. Die Arbeit wird Ersatz für Partnerschaft, Freundschaft und Familie. • Das Bedürfnis nach Anerkennung und Liebe wird zum ethischen Problem, wenn ein übermäßiges Verlangen nach Wertschätzung vorliegt, wenn man Klient/innen beeindrucken will. Die Idealisierungen durch Klient/innen werden persönlich genommen und nicht hinterfragt. • Das Bedürfnis, begehrt zu werden, kann zu einer subtilen Form der Verführung werden. • Das Bedürfnis nach Macht bringt die/den Klientin/en in eine ohnmächtige Position und löst Ängste aus. • Das Bedürfnis nach Sexualität kann zu Übergriffen führen. Der Umgang mit Verliebtheitsgefühlen der/s Klientin/en benötigt besondere Achtsamkeit. Wenn bei Berater/innen Verliebtheitsgefühle auftauchen, bedarf es bewusstes, angemessenes Einhalten von Grenzen. • Das Bedürfnis, Geld zu verdienen, bringt Berater/innen in Abhängigkeit zum Klienten, die die Arbeit unnötig ausufern lässt. • Konkurrenzkampf mit Kolleg/innen kann zu Abwertungen führen. • Das Bedürfnis, alles zu können, Leistungsfähigkeit überlagern. • Das Bedürfnis nach Ruhe und Erholung sollte nicht übergangen werden. Die Arbeitszeit sollte begrenzt sein. • Die Verteufelung der/s Klientin/en wirft die Frage auf, ob es verantwortlich ist, mit diesem zu arbeiten. • Die befriedigende Befriedigung der eigenen Bedürfnisse Berufsbeziehungen ist ethische Verpflichtung der Berater/innen! kann die Grenzen der persönlichen außerhalb der Verständnisvolles und liebevolles Annehmen von störenden und verbotenen Bedürfnissen oder Schwächen bilden die Voraussetzung für den bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit ihnen. Diskussionsbeispiele: Klient/in weigert sich, das Honorar zu bezahlen, weil sie/er mit der Leistung nicht zufrieden war. Klient/in beschwert sich, dass Berater/in zu ihr/ihm eine private Beziehung wollte. In dieser stellte sich heraus, dass Berater/in ein Alkoholproblem hat. Ethik // Grundlagen www.life-support.at 6 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang Klient/in fühlt sich von Berater/in durch körperliche Berührung belästigt. Klientin hatte einen Abortus. Berater/in sagt der Klientin beim Erstkontakt, dass das Kind vielleicht behindert war und einen Gefallen tun wollte mit dem Sterben. Berater/in gibt einem Gruppenmitglied bei einer Aufstellungsarbeit recht, das meint, die Mutter der/s Klient/in habe vor ihrer Geburt ein Kind von einem anderen Vater abgetrieben. Streifzug Ethik (Quelle: yourlife.info) Fragen der Ethik / Lebensführung stellen sich den meisten Menschen. Sie geben auch immer wieder Anlass zu Streit: zu Streit zwischen Verfechtern verschiedener philosophischen Schulen genauso wie zu Streit zwischen Menschen im Alltag, sei es innerhalb bestimmter Berufsgruppen, sei es zwischen Eltern und Kindern, sei es zwischen Partnern, sei es zwischen Freunden, Bekannten und Kollegen; oder auch der innere Streit verschiedener Auffassungen in einund derselben Person. 1. Ethik soziologisch Der Streifzug Ethik will in seinem ersten Abschnitt, Ethik soziologisch, die Relativität ethischer Auffassungen deutlich machen. Regeln der Ethik bzw. der Lebensführung haben eine bestimmte geschichtliche, kulturelle, soziale oder individuelle Funktion in einem genau bestimmten Kontext. In einem anderen Kontext verlieren sie ihren Sinn. Diese Einsicht löst die Ursache für inneren wie äußeren Streit über die richtige Ethik teilweise auf. Ethik wird zu einem sich natürlich fortentwickelnden gesellschaftlichen und individuellen Phänomen. 2. Ethik im Kulturvergleich In einem zweiten Abschnitt Ethik im Kulturvergleich wird kurz dargelegt, welche gemeinsamen Elemente sich aus Ethiken verschiedener Kulturen herauslesen lassen. Die gemeinsamen Elemente zu beleuchten, macht Sinn. Wenn wir sie in unser persönliches ethisches Repertoire aufnehmen, bewegen wir uns auf ziemlich gesicherten Wegen: Die gemeinsamen Elemente bieten die beste Gewähr dafür, auf menschliche Grundbedürfnisse angemessen einzugehen. Die Wahrscheinlichkeit eines Fehlgriffs sinkt. 3. Ethik biographisch Im dritten Abschnitt Ethik biographisch wird der häufig zu beobachtende Wandel der Ethik im Laufe eines Lebens beleuchtet. Die Analyse gibt eine erste Antwort auf die Frage: Wie kann man seine Ethik im Laufe des Lebens sinnvoll fortentwickeln? 4. Fragebogen zur Ethik Den Abschluss des Streifzugs bildet ein Fragebogen zur Ethik. Er soll Ihnen Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen ihrer jetzigen Lebenssituation, Ethik // Grundlagen www.life-support.at 7 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang ethisch betrachtet, und Ihren Wünschen aufzeigen. Auch wenn Fragebögen immer etwas Vereinfachendes haben: Vielleicht können Ihnen die markantesten Abweichungen einen Hinweis darauf geben, mit welchen Schritten und Maßnahmen Sie zu einem höheren Maß an ethischer Erfüllung kommen. Ethik soziologisch Die heutige Zeit birgt im westlichen Kulturkreis eine wohl noch nie da gewesene Wahlmöglichkeit hinsichtlich der Lebensziele und der ethischen Vorstellungen. Diese Feststellung ist banal, und doch wird im Alltag wie in der philosophischen Diskussion häufig so getan, als könne und dürfe es nur eine, die einzig wahre Ethik geben. Dabei gerät außer Acht, dass Werte und Ziele nur bezogen auf eine ganz bestimmte Situation Sinn machen können und nicht ausnahmslos richtig sind. Ein anderer Teil unserer Zeitgenossen weiß sehr wohl um die Relativität der Werte und Ziele, fühlt sich von der Wahlmöglichkeit jedoch überfordert. Auch diesen Menschen könnte es helfen, Werte und Ziele als nur auf eine bestimmte Situation bezogen sinnvoll zu erachten. Denn sobald diese Erkenntnis verankert ist, analysiert man die eigenen ethischen Wurzeln; und man sucht unter Anknüpfung an diese Wurzeln nach einer sinnvollen zukünftigen Ethik. Die Zahl der verschiedenen ethischen Profile ist sehr hoch. Sie ist desto höher, je genauer die Analyse betrieben wird. Feststehende Typen (wie früher Hedonist, Philantrop, Asket) kommen immer seltener vor: Immer wieder anders geprägte "Mischtypen" machen schon die Verwendung des Begriffs Typ fragwürdig. Genauso geht es den Soziologen, die die heutige Gesellschaft in Milieus zu klassifizieren suchen: Die Zahl ihrer Milieus nimmt tendenziell von Auflage zu Auflage ihrer Bücher zu. Als Alternative für ein besseres Verständnis bietet es sich an, die hinter den Typen stehenden Kriterien bzw. ethischen Fragen einzeln zu betrachten und so die Bandbreiten möglicher menschlicher Zielsetzungen und Werte aufzuzeigen. Jedes Kriterium steht dabei grundsätzlich für sich; die Kriterien sind nur selten von einander abhängig. Kriterien sind z.B. die Haltung eines Menschen zu Geld, seinem sozialen Umfeld, zu Religion und Weltanschauung, zu Werten wie Bildung und Lebensbereichen wie Sport. Eine Auflistung von Fragen, welche die Kriterien herausarbeiten, findet sich am Ende des Streifzugs im Fragebogen zur Ethik. Wenn Sie die Liste der Fragen durchlesen, werden Sie sicher des Öfteren an den einen oder anderen Menschen aus Ihrem Bekanntenkreis denken, der die eine oder andere Position zu diesen Fragen vertritt. Spannender ist dabei die Frage, warum er oder sie diese Position vertritt: Nicht selten werden Sie mithilfe einiger Nachfragen feststellen, dass es jeweils ganz persönliche Erfahrungen sind, die zu einer bestimmten Auffassung führen. In dem Maß, wie die persönliche Geschichte und die persönlichen Erfahrungen unterschiedlich sind, vertreten die Menschen auch unterschiedliche Auffassungen. Und das hat auch seinen Sinn: Die ethischen Auffassungen, Werte und Ziele sollen nämlich u.a. dafür sorgen, dass frühere Defizite nicht wieder auftreten. Für Menschen, die das Defizit nicht erfahren haben, sind die jeweiligen Werte und Ziele dann schwer nachvollziehbar. Ein Beispiel: Viele vor dem Zweiten Weltkrieg geborene Menschen in Deutschland haben die Kriegs- und Nachkriegszeit als chaotisch erlebt. Für sehr viele von ihnen ist "Ordnung" der gesellschaftlichen Verhältnisse daher zum Wert geworden. Verständlicherweise haben Ethik // Grundlagen www.life-support.at 8 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang gerade viele von Vertreibung betroffene Menschen dies zu einem wesentlichen Lebensziel erkoren. Für nachfolgende Generationen in der damals noch nicht wiedervereinigten Bundesrepublik war der Wert Ordnung nicht mehr nachvollziehbar. Auch das ist verständlich: Sie haben keinen Mangel an Ordnung erlebt und sich teilweise sogar durch die Nachkriegs-Ordnung eingeengt gefühlt. Für sie wurde Ordnung manchmal sogar zu einem Unwert. Ethische Auffassungen, Werte und Ziele können jedoch auch umgekehrt die Funktion haben, positive frühere Erfahrungen zu bestätigen, zu konservieren und zu wiederholen. Wenn ich z.B. ein bestimmtes Familienmuster in meiner Kindheit als glücksbringend erfahren habe, will ich es in der von mir gegründeten Familie wiederholen. Ethik im Kulturvergleich Welche gemeinsamen Elemente lassen sich in Ethiken verschiedener Kulturen finden? Zunächst gibt es formale, logische Gemeinsamkeiten. Ethische Systeme arbeiten mit Verboten und Geboten, die nicht selten durch Ausnahmen abgemildert und differenziert werden. Ethische Systeme arbeiten teilweise auch mit Abwägungen sowie mit der Bewertung von Folgen einer bestimmten Verhaltensweise. Ganz extrem tut das der Handlungsutilitarismus. Diese Bewertungen der Nützlichkeit bzw. der Folgen menschlichen Handelns sind manchmal - und dabei insbesondere beim Utilitarismus explizit; meistens sind sie jedoch nur der versteckte Maßstab für die Aufstellung von Geboten und Verboten. Das zu erkennen, hilft beim Verständnis ethischer Systeme. Ein Verbot oder Gebot entsteht selten aus sich heraus, sondern hat einen Zweck, nämlich die Auswirkungen menschlichen Verhaltens auf sich und auf andere zu verbessern. Hat man diesen Zusammenhang erkannt, kann man leichter die notwendigen Grenzen bzw. Ausnahmen von Geboten oder Verboten erkennen. Eine weitere Gemeinsamkeit der übermittelten ethischen Systeme ist deren Gegenstand. Sie betreffen regelmäßig: • • • • • • das Verhalten gegenüber sich selbst (z.B. Verbot der Selbstschädigung); das Verhalten gegenüber anderen (Verbot zu schädigen, meistens auch Gebot zu helfen, wobei dieses Gebot sich teilweise nur auf die unmittelbare Umgebung oder Gemeinschaft bezieht); die Gewichtung von Eigen-, Fremd- und Gemeinschaftsinteressen (weites Spektrum vom absoluten Vorrang der Gemeinschaftsinteressen bis hin zum Vorrang der Eigeninteressen; meist: Ausgleich zwischen beidem oder Vorrang der Fremd- und Gemeinschaftsinteressen als Korrektiv zu dem natürlichen Egoismus); die äußere Lebensführung / der Lebensstil (sehr unterschiedlich, jedoch mit der gemeinsamen Empfehlung, Wohlstand nicht über zu bewerten; diese Ge- und Verbote zielen jedoch meist darauf, günstige Bedingungen für die Einhaltung anderer Ge- und Verbote zu schaffen, sind also kein Selbstzweck); die innere Lebensführung: Worauf soll ich meine geistige Aktivität lenken und welche mentalen Techniken anwenden? Wie soll ich mir mein Leben bewusst machen? Wie stark soll ich in der Gegenwart leben, wie stark mich mit der Zukunft oder der Vergangenheit beschäftigen? Religion und Weltanschauung (weites Spektrum; z.B. Gebot religiöser Handlungen oder Gebot, sich in die kosmische Ordnung (Logos / Tao) einzufügen; teilweise Ethik // Grundlagen www.life-support.at 9 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang jedoch auch Gebot, sich einer weltanschaulichen Positionierung zu enthalten). Wozu kann diese kursorische Auflistung dienen? Zum einen kann sie dabei helfen, sich eine umfassende Ethik zu entwickeln, die alle wesentlichen Bereiche menschlicher Existenz abdeckt. Zum anderen beinhalten die den Ethiken gemeinsamen Inhalte auch eine Empfehlung: Sie scheinen sich kulturübergreifend "bewährt" zu haben. So ist das Gebot zu helfen in fast allen Ethiken an zentraler Stelle, keineswegs nur in der christlichen Ethik. Eine tibetisch/buddhistische Weisheit besagt z.B. sinngemäß: Wenn du unglücklich sein willst, kümmere dich um dich selbst; wenn du glücklich sein willst, kümmere dich um andere. Ein zweiter gemeinsamer Inhalt ist die absolute oder relative Geringschätzung materieller Güter: Sie lenken von Wesentlicherem ab und sind wenig dauerhaft. Ein dritter gemeinsamer Inhalt ist das Gebot, sich seines Lebens und dessen Vergänglichkeit bewusst zu sein und es deshalb bewusst zu gestalten. Ethik biographisch Die allermeisten Menschen verändern ihre Ethik im Laufe ihres Lebens mehrmals; dies freilich nicht selten unbewusst. Die Anpassung hat regelmäßig auch einen Sinn: Eine frühere ethische Position passt nicht immer auf eine durch die Zeit veränderte Lebenssituation. Einmal gemachte gute oder schlechte Erfahrungen, aber auch Erkenntnisse schlagen sich im Wertekodex eines Menschen nieder. Ein weiterer Veränderungsfaktor spielt insbesondere auf der Ebene der Lebensziele: Erreichte Ziele verlieren nicht selten ihre Faszination. Neue Ziele werden an die Stelle der alten gesetzt und ethisch begründet. Was folgt daraus für Menschen, die ihre persönliche Ethik suchen oder weiterentwickeln wollen? Nun, sie tun meist gut daran, als ersten Schritt ihre früheren ethischen Vorstellungen, deren Entwicklung und Einflussfaktoren zu beleuchten. Im Idealfall erkennen sie dabei die hinter der Entwicklung stehende Gesetzmäßigkeit. Besonders hilfreich ist es, sich frühere Lebensziele in Erinnerung zu rufen; denn sie bleiben besser im Gedächtnis als abstrakte ethische Prinzipien. Wie verändern sich Ethik und Lebensziele typischerweise? Das ist Gegenstand der soziologischen Forschung, die darzustellen den Rahmen hier sprengen würde. Nach allgemeiner Meinung sind viele Menschen in ihrer Jugend "idealistisch" und verlieren ihren Idealismus im Laufe der Jahre zugunsten materieller Werte und/oder der Betonung des Familienlebens. Andere Lebensziele werden sukzessive zurückgeschraubt oder verflachen nicht selten nach Eintritt in die Erwachsenenwelt. Viele Beispiele in meinem und sicher auch Ihrem Bekanntenkreis werden dies bestätigen. Gibt es aber nicht auch zahlreiche Beispiele dafür, wie Menschen sich gegen diese typischerweise eintretende Verengung des ethischen Horizonts wehren oder in fortgeschrittenem Alter ein neues ethisches Fundament legen? Ich glaube schon. Man denke nur an das umfangreiche ehrenamtliche, für andere Menschen nützliche Engagement, welches Menschen jeden Alters und aller Gesellschaftsschichten gerade jenseits der Lebensmitte an den Tag zu legen beginnen! Wenn Sie einige Beispiele aus Ihrem Bekanntenkreis Revue passieren lassen, werden Sie bei näherem Hinsehen vielleicht auch die Ursachen für die Entwicklung zu der neuen ethischen Position hin verstehen. Eine feste Typisierung an dieser Stelle ist jedoch nicht möglich: Dazu sind die Menschen und ihre individuellen Geschichten zu unterschiedlich. Halten wir jedoch fest, dass viele Menschen in ihrem Leben mehrere Anläufe unternehmen, um sich ethisch neu zu positionieren und ihr Leben Ethik // Grundlagen www.life-support.at 10 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang auszurichten. Dies ist also völlig normal. Ein gemeinsames Element lässt sich beim Vergleich der Entwicklung ethischer Positionen feststellen: nämlich der Zeithorizont, welcher den ethischen Vorstellungen zugrunde liegt. In den allermeisten Fällen hat sich der Zeithorizont der ethischen Positionen über die Jahre hinweg verschoben. Kinder und Jugendliche planen selten über die unmittelbare Zukunft hinaus; sie haben von Natur aus nur eine Ethik für den gegenwärtigen Moment. Als Teil ihrer Erziehung bringen die Erwachsenen ihnen bei, auch darüber hinaus zu planen. Dann verlängert sich der Zeithorizont im frühen Erwachsenenalter: Die gesellschaftlichen sowie die eigenen Erwartungen bzw. Wünsche an die Lebensplanung fördern dies. Lebenszeit wird dabei anfänglich meist noch als unbeschränkt verfügbar empfunden. Irgendwann im Erwachsenenalter - nicht selten mit dem Auftreten der ersten körperlichen Verfallserscheinungen - tritt der eigene Tod und damit die Zeitlichkeit verstärkt ins Blickfeld. Folge davon ist oft der Versuch einer ethischen Neuausrichtung. Diese soll der absehbaren Begrenzung der Lebenszeit besser als die bisherige Haltung Rechnung tragen. Bei dem Prozess der Neuausrichtung treten ab und an ältere, durch das Abstumpfen im Erwachsenenalter verschüttete Ziele, Werte und Positionen wieder hervor. Wie kann eine solche ethische Neuausrichtung oder auch nur Fortentwicklung praktisch erfolgen? Neben der Analyse der eigenen ethischen Entwicklung (siehe oben) hilft wohl nur das Erproben von Möglichkeiten nach dem Trial-and-error-Prinzip: Man versucht zu erfahren, wie man sich bei der Umsetzung eines bestimmten Zieles, einer bestimmten ethischen Konzeption fühlt und ob bewusste oder unbewusste Wünsche durch die Umsetzung in Erfüllung gehen. Beseitigt die Umsetzung das Gefühl eines Defizits, knüpft es erfolgreich an frühere gute Erfahrungen an oder geht damit ein bewusster oder unbewusster Wunsch in Erfüllung, wird man einen bestimmten Weg weiter verfolgen. Leistet die Umsetzung das nicht, sucht man einen anderen Weg. Dies tun viele Menschen, freilich oft unbewusst und mit dem Gefühl tiefer Unsicherheit. Dabei handelt es sich um einen ganz normalen und natürlichen Vorgang, den man verstärken kann, indem man sich ihn bewusst macht. Die vorangegangene Analyse der eigenen ethischen Entwicklung erleichtert regelmäßig die Suche nach guten Fortentwicklungsoptionen. Sie erhöht in der Regel die Wahrscheinlichkeit dafür, dass eine angestrebte Fortentwicklung eine Basis hat, Wurzeln schlagen kann und daher positiv wirkt. Sie hilft dabei, das Spektrum möglicher Fortentwicklungen einzugrenzen. Die Analyse der eigenen ethischen Entwicklung erlaubt manchmal auch eine Prognose zu der Frage, wie die Ethik aussehen wird, die ein Mensch zu einem späteren Zeitpunkt haben wird. Sofern dies möglich ist, sollte es auch getan werden. Denn was nutzt es uns, wenn wir jetzt eine Ethik entwickeln und leben, die wir zu einem späteren Zeitpunkt und womöglich im Angesicht des Todes für völlig verfehlt halten? Sicher hat unsere gegenwärtige Ethik eine Berechtigung. Aber wäre es nicht doch besser ein Leben zu führen, welches nach der jetzigen und unserer zukünftigen Ethik Bestand hätte? Wir sollten daher möglichst unsere mutmaßliche zukünftigen Ethik mitberücksichtigen. Das versucht in Ansätzen der Fragebogen zur Ethik zu fördern, wiewohl er es sicher nicht abstrakt ohne tiefe individuelle Überlegungen erreichen kann. Der Faktor Zeit muss also in mindestens zweifacher Hinsicht berücksichtigt werden: Einmal in Bezug auf die Entwicklung unserer Ethik in der Vergangenheit, ein anderes Mal in Bezug auf unsere zukünftige ethische Entwicklung. Daneben gibt es einen dritten, noch schwierigeren Aspekt der (Lebens-) Zeit: Zeit ist die wichtigste Ressource, mit Hilfe derer Ethik // Grundlagen www.life-support.at 11 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang wir unsere Werte und Ziele umsetzen. Möglicherweise beinhaltet erlebte Lebenszeit für uns - dies wäre der vierte Aspekt - einen Wert an sich. Diese beiden letzten Aspekte werden immerhin in Ansätzen im Ethik-Check-Fragebogen beleuchtet. Fragebogen: Mittel zur Fortentwicklung der persönlichen Ethik Bevor Sie mit der Lektüre und Bearbeitung des Fragebogens zur Ethik beginnen, noch einige wichtige Hinweise: - - - - Der Fragebogen dient dazu, Ihnen die Erarbeitung einer persönlichen Ethik aufgrund der Analyse Ihrer Lebenssituation und Ihrer Wünsche zu erleichtern. Der Fragebogen kann natürlich nicht alle unbewussten ethischen Faktoren ans Tageslicht befördern; dazu ist er auch nicht da. Jedoch kann es vorkommen, dass er Ihr Augenmerk auf bis dato unbewusste Faktoren richtet. Dadurch können Sie zusätzliche Handlungsmöglichkeiten gewinnen. Einzelne Fragen werden Ihnen vielleicht seltsam vorkommen, oder Sie halten diese Fragen nicht für Ihre Person angemessen. Zum Beispiel fühlen sich sicher viele Leser nicht durch die Fragen zu religiösen Zielen betroffen. Diese Fragen sollten Sie natürlich streichen bzw. löschen und/oder durch andere Fragen ersetzen, die Sie im Fragebogen vermissen. Es geht bei diesem Fragebogen nicht um einzelne Fragen, sondern um das Prinzip, "Soll" und "Ist" in Bezug auf Ihre persönliche Ethik zu vergleichen. Dass man von "Soll" und "Ist" im Zusammenhang von Ethik spricht, mag Ihnen vielleicht wie der Fragebogen selbst - als frevlerisch erscheinen. Auf diesen Aspekt gehen die Bemerkungen zur Auswertung ausführlich ein. Der Fragebogen sollte daher in drei Stufen genutzt werden: 1. Bearbeitung des Fragebogens: unpassende Fragen streichen oder anpassen, fehlende Fragen ergänzen; 2. Beantwortung des Fragebogens, Teil 2 möglichst zeitlich von Teil 1 getrennt; 3. Ihre persönliche Auswertung Vergleich der Antworten zu Teil 1 und Teil 2: welche Konsequenzen ziehen Sie daraus? Um den Fragebogen umfassend auszuschöpfen, benötigen Sie viel Zeit. Suchen Sie dabei den Rat eines guten Freundes: Zu zweit sieht man mehr Aspekte. Und es macht auch mehr Spaß! Ethik // Grundlagen www.life-support.at 12 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang 1. Ethik-Check-Fragebogen, Teil 1: Platz für Ihre Antwortnotizen der Soll-Zustand 1.1. Fragen im Zusammenhang mit unserer Gesellschaft Welchen Wert soll für mich Arbeit haben (unabhängig von deren Inhalt)? Welchen Wert soll für mich der Inhalt der Arbeit haben? Wie wichtig soll für mich Karriere sein und welchen Preis (gesundheitlich etc.) will ich dafür zahlen? Wie wichtig möchte ich Leistungsbewusstsein und Fleiß nehmen? Welchen Wert sollen für mich Macht und Einfluss haben? Welche Rolle sollen für mich Werte wie gesellschaftliches Ansehen bzw. Prestige spielen? Welche Sub-Gesellschaft sollte für mich die maßgebliche sein? Welche Werte vertritt diese Sub-Gesellschaft? Inwieweit möchte ich die Werte meiner Herkunftsfamilie beibehalten? Inwieweit will ich die Werte meiner Freunde teilen? Wessen Werte überzeugen mich sonst? 1.2. Materielles Wie wichtig sollte für mich materielle Sicherheit sein? Welche Bedeutung sollten für mich materielle Güter haben, wenn sie nicht meiner materiellen Sicherheit dienen? Sollte mir Geld noch wichtig sein, wenn ich es weder für meine soziale Absicherung noch für meinen Konsum brauche? 1.3. Lifestyle und Bildung Wie wichtig sollten Lifestyle-Elemente für mich sein? (Markenprodukte, Kochen, schön wohnen, Partys etc.) Ethik // Grundlagen www.life-support.at 13 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang Welche Bedeutung sollten Medien für mich haben? Wie wichtig sollten für mich kulturelle Veranstaltungen sein? (Theater, Konzerte etc.) Was will ich in meinem Leben wissen bzw. lernen? 1.4. Erlebnisse Wie wichtig sollte für mich Kreativität und eine selbstbestimmte Tätigkeit sein? Wie wichtig sollten mir Sport, Sexualität, Wellness etc. sein? Welche äußeren Erfahrungen und Erlebnisse sollte ich suchen? 1.5. Empfindungen Welche Gemütsverfassungen mag ich am liebsten und wodurch entstehen diese? Womit beschäftige ich meinen Geist am liebsten? Finde ich es erstrebenswert, meine Gedanken zwischendurch stillzulegen und meinen Geist (sowie den Körper) in seinem Ruhezustand zu erfahren? (Z.B. durch Hypnose oder Meditation möglich) Bin ich gerne eins mit meinen Impulsen und Gefühlen oder habe ich lieber eine gewisse Distanz zu ihnen, um ihnen nicht ständig unterworfen zu sein? Suche ich einen mentalen Zustand, in dem ich meine Lebenszeit intensiv wahrnehme? Suche ich weitergehende Erfahrungen? Wenn ja, welche? geistige 1.6. Religion und Weltanschauung Ist es mir wichtig, mich mit einem oder mehreren Göttern zu beschäftigen? Gibt es religiöse Erfahrungen, die mir wichtig sind? Ist es mir wichtig, mich mit kosmischen Prinzipien wie dem griechischen Logos oder dem chinesischen Tao/Dao vertraut zu Ethik // Grundlagen www.life-support.at 14 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang machen und mich darin einzufinden? Ist es für mich bedeutsam, mir auf andere Art ein Weltbild zu schaffen? Will ich meine Weltanschauung oder Religion in einer Gemeinschaft erleben und mit ihr teilen? 1.7. Mein näheres Umfeld Welchen Stellenwert möchte ich meiner Herkunftsfamilie zumessen? Welchen Stellenwert möchte ich meinem Partner beimessen? Welchen Stellenwert sollen meine Kinder haben? Welchen Stellenwert will ich meinen Freunden zumessen? Welchen Stellenwert soll es für mich haben, mich in Gesellschaft / unter Leuten zu befinden? Welchen Stellenwert sollen für mich bestimmte nicht-familiäre Gemeinschaften haben? (Verein, WG, fester Freundeskreis etc.) Welchem geographischen Gebiet fühle ich mich am meisten verbunden, wo fühle ich mich beheimatet? 1.8. Anderen helfen Wie wichtig ist es für mich, anderen zu helfen? Will ich nur meiner unmittelbaren Umgebung (Familie, Freunde, Kollegen, Bekannte) helfen? Oder will ich Menschen in meiner Stadt / meinem Land / auf der Erde insgesamt helfen? Will ich meine Hilfe an ihrer Wirkung ausrichten oder ist mir mein Handeln als solches wichtig? (Beides hat eine gewisse Legitimität.) Wem will ich Vorrang geben: dem Wunsch zu helfen oder meinen unmittelbar eigenen Interessen? 1.9. Übergreifende Fragen In welchem Umfang möchte ich mein Leben überhaupt planen und in welchem Umfang dem Zufall überlassen? Ethik // Grundlagen www.life-support.at 15 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang Wie würde ich meine verfügbare Zeit am Liebsten zwischen den in 1.2. bis 1.8. genannten Aspekten und den dahinter stehenden Zielen aufteilen? (Möglichst in Prozent oder Bruchteilen schätzen) Welche Bedeutung hatten die in 1.2. bis 1.8. genannten Aspekte für mich vor 5, 10 oder 20 Jahren? Welche Logik erkenne ich in der bisherigen Entwicklung meines Wertesystems? Welche Bedeutung werden voraussichtlich die in 1.2. bis 1.8. genannten Aspekte für mich in 10, 20 oder 30 Jahren haben? Will ich nur der gegenwärtigen oder auch der zukünftigen Bedeutung dieser Aspekte Rechnung tragen? Wie müsste ich meine verfügbare Zeit verteilen, um der zukünftigen Bedeutung Rechnung zu tragen? Auf was für ein Leben will ich zum Zeitpunkt meines Todes zurückblicken? Wie müsste ich meine verfügbare Zeit verteilen, um bei einem Rückblick zum Zeitpunkt meines Todes mein Leben als gelungen zu betrachten? Was muss ich in meinem Leben sonst getan haben bzw. wie muss ich sonst gelebt haben, um bei einem Rückblick zum Zeitpunkt meines Todes mein Leben als gelungen zu betrachten? Wie muss ich mein Leben gestalten, um den jetzigen und den verschiedenen zukünftigen Erwartungen Rechnung zu tragen? Platz für Ihre Antwortnotizen 2. Ethik-Check-Fragebogen, Teil 2: der Ist-Zustand 2.1. Fragen im Zusammenhang mit unserer Gesellschaft Welchen Wert hat für mich Arbeit faktisch (unabhängig von deren Inhalt)? Wie wichtig ist mir der Inhalt meiner Arbeit faktisch? Welchen Wert messe ich meiner Karriere bei und welchen Preis (gesundheitlich etc.) zahle ich dafür? Wie wichtig nehme ich Leistungsbewusstsein und Fleiß tatsächlich? Welchen Wert haben für mich Macht und Ethik // Grundlagen www.life-support.at 16 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang Einfluss faktisch? Welchen Wert haben für mich gesellschaftliches Ansehen bzw. Prestige? Welche Sub-Gesellschaft beeinflusst mich tatsächlich? Welche Werte vertritt jene SubGesellschaft? Inwieweit behalte ich faktisch die Werte meiner Herkunftsfamilie bei? Inwieweit teile ich faktisch die Werte meiner Freunde? Wessen Werte beeinflussen mich sonst noch? 2.2. Materielles Wie wichtig ist für mich materielle Sicherheit tatsächlich? Welche Bedeutung haben für mich tatsächlich materielle Güter, wenn sie nicht mehr meiner materiellen Sicherheit dienen? Ist mir Geld auch dann noch faktisch wichtig, wenn ich es weder für meine soziale Absicherung noch für meinen Konsum brauche? 2.3. Lifestyle und Bildung Wie wichtig sind mir Lifestyle-Elemente tatsächlich? (Markenprodukte, Kochen, schön wohnen, Partys etc.) Wie wichtig sind mir Medien? Wie wichtig sind mir kulturelle Veranstaltungen? (Theater, Konzerte etc.) Was weiß und lerne ich in meinem Leben tatsächlich? 2.4. Erlebnisse Welchen Stellenwert räume ich faktisch meiner Kreativität und einer selbstbestimmten Tätigkeit ein? Wie wichtig sind für mich Sport, Sexualität, Wellness etc.? Welche Erfahrungen und Erlebnisse suche ich Ethik // Grundlagen www.life-support.at 17 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang in meinem Leben tatsächlich? 2.5. Empfindungen Wie oft bin ich in den mir liebsten Gemütsverfassungen? Wie oft beschäftige ich meinen Geist tatsächlich mit den Inhalten, mit denen ich ihn am liebsten beschäftige? Wie oft lege ich meine Gedanken zwischendurch still und erfahre meinen Geist (sowie den Körper) in seinem Ruhezustand? (Z.B. durch Hypnose oder Meditation möglich) Bin ich faktisch eins mit meinen Impulsen und Gefühlen? Oder habe ich eine gewisse Distanz zu ihnen? Befinde ich mich oft in einem mentalen Zustand, in dem ich meine Lebenszeit intensiv wahrnehme? Mache ich wirklich weitergehende geistige Erfahrungen? Wenn ja, welche? 2.6. Religion und Weltanschauung Beschäftige ich mich faktisch mit einem oder mehreren Göttern? Mache ich die religiösen Erfahrungen, die mir wichtig sind? Mache ich mich mit kosmischen Prinzipien wie dem griechischen Logos oder dem chinesischen Tao/Dao vertraut? Finde ich mich darin ein? Bin ich auf dem Weg, mir auf andere Art ein Weltbild zu suchen? Erlebe ich meine Weltanschauung oder Religion in einer Gemeinschaft und teile ich sie mit ihr? 2.7. Mein näheres Umfeld Welchen Stellenwert hat meine Herkunftsfamilie tatsächlich in meinem Leben? Wieviel Zeit und Aufmerksamkeit widme ich meinem Partner tatsächlich? Wieviel Zeit und Aufmerksamkeit widme ich meinen Kindern tatsächlich? Wieviel Zeit und Aufmerksamkeit widme ich Ethik // Grundlagen www.life-support.at 18 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang meinen Freunden tatsächlich? Wieviel Zeit verbringe ich tatsächlich in Gesellschaft / unter Leuten? Wieviel Zeit und Energie widme ich bestimmten nicht-familiären Gemeinschaften? (Verein, WG, fester Freundeskreis etc.) Wie intensiv ist mein Kontakt zu dem geographischen Gebiet, dem ich mich am meisten verbunden fühle? Lebe ich dort? 2.8. Anderen helfen Wieviel Zeit und Energie verwende ich darauf, anderen zu helfen? Helfe ich faktisch meiner unmittelbaren Umgebung (Familie, Freunde, Kollegen, Bekannte)? Helfe ich faktisch Menschen in meiner Stadt / meinem Land / auf der Erde insgesamt? Richte ich tatsächlich meine Hilfe nach ihrer Wirkung aus oder steht meine Handlung als solche im Vordergrund? (Beides hat eine gewisse Legitimität) Wem gebe ich faktisch Vorrang: dem Wunsch zu helfen oder meinen unmittelbar eigenen Interessen? 2.9. Übergreifende Fragen In welchem Umfang plane ich mein Leben und in welchem Umfang überlasse ich es dem Zufall? Wie teile ich meine verfügbare Zeit faktisch zwischen den in 2.2. bis 2.8. Aspekten und den dahinter stehenden Zielen auf? (Möglichst in Prozent oder Bruchteilen schätzen) Berücksichtigt meine gegenwärtige Lebensausrichtung die Bedeutung, welche die in 2.2. bis 2.8. genannten Aspekte voraussichtlich für mich in 10, 20 oder 30 Jahren haben werden? Trage ich faktisch nur der gegenwärtigen oder Ethik // Grundlagen www.life-support.at 19 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang auch der zukünftigen Bedeutung dieser Aspekte Rechnung? Verteile ich meine verfügbare Zeit so, dass ich der zukünftigen Bedeutung Rechnung trage? Auf was für ein Leben werde ich zum Zeitpunkt meines Todes zurückblicken? Wie werde ich meine verfügbare Zeit zum Zeitpunkt meines Todes verwendet haben? Tue ich das bzw. lebe ich so, dass ich bei einem Rückblick zum Zeitpunkt meines Todes mein Leben als gelungen betrachten werde? Gestalte ich mein Leben so, dass ich den jetzigen, aber auch den verschiedenen zukünftigen Erwartungen Rechnung trage? 3. Die Auswertung Sicher ist die Auswertung Ihres persönlichen Fragebogens der schwierigste und langwierigste Schritt. Es wird aber auch derjenige sein, der Ihnen am meisten nützen kann. Damit Sie es leichter schaffen, die verschiedenen Antworten zu einander ins Verhältnis zu setzen, hier noch einige Hinweise: Die Fragekomplexe 1.1. bis 1.9. und 2.1. bis 2.9. sind weitgehend parallel aufgebaut. Das dient dazu, Ihnen einen Soll-Ist-Vergleich zu ermöglichen: Welche ethischen Vorstellungen wollen Sie haben bzw. entwickeln (1.1. bis 1.9.)? Und inwieweit setzen Sie diese ethischen Vorstellungen faktisch in Ihrem Leben um (2.1. bis 2.9.)? Füllen Sie die beiden Teile bitte zeitlich getrennt aus. Eine Methode der Auswertung besteht darin, Ihre Antworten zu Teil 1 und zu Teil 2 nebeneinander zu legen, parallel zu lesen und zu analysieren (also 1.2. + 2.2., 1.3. + 2.3. 1.4.. + 2.4. ...). Dabei sind die Antworten zu den Fragen 1.9. und 2.9. vermutlich die wichtigsten: Sie geben Antwort darauf, inwieweit die grundsätzliche Gewichtung in Ihrem Leben mit Ihren Idealvorstellungen über Ihr Leben übereinstimmt. Die Antwort wird deutlicher, wenn Sie tatsächlich wie empfohlen Ihre verfügbare Zeit prozentual oder anteilsmäßig auf die verschiedenen Lebensaspekte (1.2. - 1.8.) verteilen. Das kostet natürlich eine gewisse Überwindung, handelt es sich doch um Fragen, die gewöhnlich nicht mit quantitativen Einheiten belegt werden. Doch machen Sie sich nichts vor: Ob Sie den Fragebogen in diesem Sinne ausfüllen oder nicht, Sie entscheiden tagtäglich durch Ihre Zeitverwendung darüber, welche Bedeutung Sie den Lebensaspekten beimessen; das ist das Entscheidende und nicht der Fragebogen, der nur Abweichungen zwischen Ihrer idealen und Ihrer faktischen Zeitverwendung bzw. Schwerpunktsetzung aufdeckt! Vielleicht sind die aufgeführten Lebensaspekte für Sie nicht verständlich oder nicht griffig genug. In diesem Fall können Sie den wichtigsten oder die beiden wichtigsten Fragen in jedem Unterabschnitt herausgreifen, sich über deren Bedeutung für Sie Klarheit Ethik // Grundlagen www.life-support.at 20 /21 Ethik – Berufsidentität //Zörner LSB-Lehrgang verschaffen und über die Fragen 1.9. + 2.9. untereinander ins Verhältnis setzen. Hierin besteht eine zweite sinnvolle Auswertung. Die Auswertung und der Fragebogen selbst wirken auf Sie vielleicht sehr "technisch" und kalt. Müssen ethische Fragen nicht vielmehr intuitiv beantwortet werden? Dazu ist zu sagen: Intuition sollte man nie ignorieren. Allerdings sollte man trotzdem sicherstellen, dass man alle möglicherweise relevanten Aspekte in den Blick genommen hat; hierbei kann der Fragebogen auch intuitiv veranlagten Menschen helfen, selbst wenn sie den Fragebogen nicht im eigentlichen Sinne bearbeiten wollen. Auch kann der Fragebogen bewirken, dass die Intuition von einer vordergründigen in eine tiefere Ebene vordringt und so geschärft wird. Das ist doch auch nicht schlecht, oder? Dabei ist freilich klar, dass der Fragebogen zwar ein ungewöhnlich systematisches, aber immer noch ein unvollständiges und vereinfachendes Hilfsmittel zur Entwicklung einer angemessenen persönlichen Ethik ist. Ethik // Grundlagen www.life-support.at 21 /21