INDUSTRIEELEKTRONIK Power-Management auf Systemebene Den Wirkungsgrad verbessern Beim Power-Management auf der System-Ebene besteht noch großes Optimierungs-Potential in punkto Kosten, Funktions-Qualität,Wirkungsgrad, Baugröße, Aufwand etc. Dieser Artikel erleichtert den Einstieg in das Thema und beantwortet einige Fragen aus der Welt des Power-Management. Datenblätter von Power-ManagementICs bieten ausführliche Hinweise zu Aufbau und Funktionsweise eines Spannungswandlers.In komplexeren Systemen ist es jedoch häufig notwendig, viele Stromversorgungs-Lösungen zusammen zu implementieren. Für das korrekte Zusammenspiel dieser Systeme gibt viele Möglichkeiten wie beispielsweise sequentielles Anlaufen, das Betreiben mit Phasenversatz, um weniger elektromagnetische Störungen (EMI) zu verursachen, sowie das Abschalten von einzelnen Spannungen,um die Stromaufnahme zu senken. sche Interferenzen oder gar Funktionsstörungen hervorrufen können. Hier ist eine genaue Gesamtplanung des Systems sowie besondere Sorgfalt bei der Erstellung des Layouts erforderlich. Dieser Beitrag erläutert die prinzipiellen Probleme beim Aufbau derartiger Stromversorgungs-Systeme und erklärt, wie man diese Probleme anpackt und die Herausforderungen meistert. Topologien zur Stromversorgung Für ein typisches System mit vier notwendigen Spannungen bestehen unterschiedliche topologische Möglichkeiten. In Bild 1 sind die beiden Hauptkonzepte dargestellt. Oben die rein parallele Möglichkeit, bei der alle Spannungen direkt von der Eingangsspannung erzeugt werden. Die einzelnen Blöcke stellen DC/DC-Wandler dar, die Schaltregler (Aufwärts- oder Abwärts-Wandlung der Spannung) oder Bild 1: Topologien zur Stromversorgung: paralleles Konzept auch Längsregler (Spannungswandlung nur ab(oben) und serielles Konzept (unten). wärts) sein können. Bei dieNeben diesen Möglichkeiten gibt es aber sem Konzept liegt der Vorteil in der auch potentielle Probleme mit Schaltdirekten freien Ansteuerbarkeit jeder reglern untereinander sowie im Zusameinzelnen Spannung sowie im jeweils menspiel mit kompakten DC/DC-Wandnur von der individuellen Stufe abhänlern (Bricks) auf einer Platine. Durch die gigen Wirkungsgrad. Schaltfrequenzen kann es zu ÜberlageDer untere Teil von Bild 1 zeigt die serielle rungen kommen, die elektromagnetiVariante. Hier muss der Wirkungsgrad jeder einzelnen Folgestufe (Vout2, Vout3 ˘ AUTOR und Vout4) mit dem Wirkungsgrad der Frederik Dostal arbeitet als Field jeweils vorherigen Stufen multipliziert Applications Engineer Central werde. Dadurch sinkt der Wirkungsgrad. Europe Sales bei der National Auch ist jede Folgespannung erst verSemiconductor GmbH in fügbar, wenn die vorherige Spannung Fürstenfeldbruck bei München. ihren Wert erreicht hat. Der große ˘ elektronik industrie 6 - 2005 35 INDUSTRIEELEKTRONIK Vorteil einer seriellen Lösung liegt darin, dass die Spannungs-Differenzen zwischen Vin und Vout in aller Regel kleiner sind, so dass in vielen Fällen Linearregler eingesetzt werden können. Außerdem müssen möglicherweise vorkommende Eingangsspannungs-Transienten nur bei der Auslegung der ersten Stufe berücksichtigt werden. In der Realität sind die meisten Systeme eine Mischung aus parallelen und seriellen Stufen und stellen ein Optimum in punkto Wirkungsgrad, Aufwand, Kosten und Platzbedarf dar. Eine besonders interessante Mischlösung ist eine proportionale Spannungs-Vorbearbeitung wie sie in Bild 2 zu sehen ist. Diese Ausführung wird als IBC (Intermediate Bus Converter) bezeichnet. Ein solcher Wandler arbeitet ohne Regelschleife und stellt keine feste Ausgangsspannung ein. Die Ausgangsspannung verhält sich proportional zur Eingangsspannung, ist aber um einen eingestellten Faktor nach unten gewandelt. Speziell beim Einsatz von auf Transformatoren basierenden DC/DCWandlern kann eine besonders effiziente und kostengünstige Schaltung aufgebaut werden. Die somit generierte und noch ungeregelte Zwischenspannung kann dann von einzelnen Endreglern („Point of Load“Reglern) auf die jeweiligen Sollspannungen gebracht werden. Vorteile einer solchen Vorgehensweise sind der relativ hohe Wirkungsgrad der IBC-Stufe sowie die Kosten-Ersparnis durch Bild 2: Proportionale Spannungs-Vorbearbeitung per IBC (Intermediate Bus Converter). Bild 3: Einfluss der Schaltfrequenz verschiedener Schaltregler. 36 kungsgrad von 81 % erzielen. Energie-Einsparung Der Wirkungsgrad jeder DC/DC-Wandlerstufe ist abhängig von der Topologie (Buck, Boost, LDO etc.), der Auswahl der externen Komponenten sowie den Eigenschaften des eigentlichen Regler-ICs (beispielsweise niedrige Eigenstrom-Aufnahme oder niedriger Innenwiderstand des SchaltBild 4: Ergebnis einer thermischen Simulation mit dem Tool Transistors). Möglichkeiten Webtherm von National Semiconductor. der Energie-Einsparung auf Systemebene bieten sich, wenn einzelne den Einsatz von DC/DC-Wandlern in den FolSpannungen kurzzeitig nicht benötigt wergestufen, welche nun nicht mehr für die den und der DC/DC-Wandler abgeschaltet volle Eingangsspannung ausgelegt werwerden kann.Die meisten Regler-ICs benötiden müssen. Neben den Regler-ICs wird gen in abgeschaltetem Zustand nur wenige auch an externen Komponenten wie zum Micro-Ampere Strom. Eine parallele TopoBeispiel Eingangskapazitäten durch die logie wie in Bild 1 oben eignet sich hierfür niedrigere Maximalspannung gespart. Ein hervorragend. Bei einer seriellen Topologie DC/DC-IBC-Regler ist beispielsweise der können Zwischenspannungen wie zum LM5033 von National Semiconductor. Ein Beispiel DC/DC 1 bis 3 nicht abgeschaltet anderes Beispiel für eine solche Stufe ist ein werden, wenn DC/DC 4 aktiv sein soll. Sovon einer Netzwechselspannung gespeister mit kann man hier wenig Energie durch geTransformator, dessen Sekundärspannung zieltes Abschalten einsparen. mittels Dioden gleichgerichtet wird. Wirkungsgrade der Topologien Für einen Vergleich des Wirkungsgrads der unterschiedlichen Konzepte wird in folgendem Beispiel angenommen, dass die einzelnen DC/DC-Stufen jeweils den gleichen Wirkungsgrad sowie bei jeder geforderten Spannung den gleichen Leistungsbedarf aufweisen, so dass kleinere Spannungen somit größere Ströme zur Folge haben. Bei einem Wirkungsgrad von 90% einer jeden Wandlerstufe kommt man bei den Stufen der seriellen Schaltung auf 90 %, 81 %, 73 % und nur 66 % GesamtWirkungsgrad der letzten Stufe. Bei der parallelen Topologie entspricht die Gesamt-Wirkungsgrad dem jeweiligen EinzelWirkungsgrad von 90 %. Ein guter Wirkungsgrad kostet im Allgemeinen Geld. In den meisten Anwendungen kann durch höhere Kosten ein höherer Wirkungsgrad erkauft werden. Besonders hier kann das IBC-Konzept unter Umständen der Gewinner sein. Relativ günstig kann man hier einen Gesamt-Wir- Mehrere Schaltregler in einem Design Mehrere Schaltregler auf einer Platine beeinflussen sich auf unterschiedliche Weise. Bild 3 zeigt eine Schaltung mit einem Simple Switcher der dritten Generation des Typs LM2675 mit 260 kHz Schaltfrequenz und einem Simple Switcher der zweiten Generation des Typs LM2596. In einer solchen Schaltung werden von einer ungeregelten Eingangsspannung zwischen 10 V und 20 V zwei Ausgangsspannungen (5 V und 3,3 V) erzeugt. Die beiden Schaltregler beeinflussen sich gegenseitig: 1. Die Welligkeit der Ausgangsspannung eines DC/DC-Wandlers entspricht in ihrem periodischen Verhalten gewöhnlich der Schaltfrequenz. Bei Messung der Ausgangsspannung des Schaltreglers mit 150 kHz Schaltfrequenz am Ausgang ist jedoch auch noch die Welligkeit des Reglers mit 260 kHz Schaltfrequenz am Ausgang zu sehen. elektronik industrie 6 - 2005 ˙ KOMPAKT 2. Das Frequenzspektrum der Ausgangsspannung des LM2596 zeigt neben den 150 kHz der eigenen Schaltfrequenz noch starke Anteile der 260 kHz und dazu harmonischen Frequenzen. 3. Wenn die Spannung am Schaltknoten eines Reglers betrachtet wird, kann man ein leichtes Springen der Flanken erkennen, wie es gewöhnlich bei Instabilität der Fall ist. Dies kann soweit gehen, dass die Funktion eines Schaltreglers stark beeinträchtigt wird. 4. Wenn ein Last-Transient an der Ausgangsspannung von einem der beiden Regler auftritt, zeigen sich auf der Ausgangsspannung des anderen Reglers Auswirkungen. Um diese durch unterschiedliche Schaltfrequenzen der Schaltregler verursachten Effekte zu vermeiden liegt die Schlussfolgerung nahe, dass beim Einsatz von Schaltreglern mit der gleichen Frequenz diese Probleme nicht mehr bestünden. Da jedoch zwei Bausteine selbst vom gleichen Hersteller nie mit exakt der selben Frequenz arbeiten, bekommt man hier FrequenzüberlagerungsEffekte, die besonders zwischen zwei sehr ähnlichen Frequenzen zu einem niederfrequenten Schwingen führen, so dass es zu einem hörbaren Summen kommen kann. Die Lösung Zum einen sollte man die einzelnen DC/DC-Wandler mit einem guten Layout versehen, die Schaltungen räumlich trennen sowie auf getrennte Masse-Bahnen zurückgreifen, welche zwar miteinander verbunden werden, dies aber möglicherweise nur an einem Punkt. Ebenfalls kann es nötig sein, die Eingänge der jeweiligen Regler mit FilterDrosseln zu säubern. Die zusätzliche Spule am Eingang stellt in Verbindung mit der Eingangskapazität des Reglers einen LC-Filter dar. Die Polfrequenz dieses Filters ergibt sich nach folgender Formel: 2π Nach einigen Iterationen kann man in der Regel auftretende Probleme lösen.Um einen solchen iterativen Prozess zu umgehen empfiehlt es sich, auf DC/DCWandler zurückzugreifen, die miteinander synchronisierbar sind. Ein Beispiel hierfür ist der LM5642 von National Semiconductor. Thermische Gesichtspunkte Die thermischen Gesichtspunkte eines Systems hängen erwartungsgemäß stark von den vorangegangenen Wirkungsgrad-Überlegungen ab. Bei Schaltreglern ist es empfehlenswert, ICs einzusetzen, die mit externen SchaltTransistoren arbeiten. Hier wird die Verlustleistung der Leistungs-Transistoren vom Regler-IC abgekoppelt. Im Allgemeinen ist es thermisch betrachtet am besten, wenn die einzelnen Bauteile einer DC/DC-Schaltung so weit wie möglich voneinander getrennt sind. Elektrisch betrachtet müssten die Komponenten einer DC/DC-Schaltung jedoch so nahe wie möglich beieinander liegen. Dieser Interessenkonflikt zwingt zu Kompromissen. Ein sehr nützliches Werkzeug zur Beantwortung von thermischen Fragen ist das OnlineSimulationstool Webtherm von National Semiconductor, das kostenfrei genutzt werden kann. (av) ˙ KONTAKT National Semiconductor 1 fp = Dieser Beitrag erläutert die prinzipiellen Probleme beim Aufbau von Stromversorgungs-Systemen und gibt Hinweise für die Praxis der Entwickler. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung des Wirkungsgrads. LC elektronik industrie 6 - 2005 Kennz. 311 www.national.com 37