Spezifische Enzymhemmung

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V A R I A
AUS UNTERNEHMEN
ie
gastrointestinalen
Nebenwirkungen einer
Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika
können durch die bevorzugte
Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase-2 (COX-2) reduziert werden. Dieser Vorteil wird offensichtlich nicht
durch eine verringerte Wirksamkeit oder durch eine Verschiebung des Nebenwirkungsprofils erkauft, erklärten Experten übereinstimmend anläßlich der Einführungspressekonferenz für
Mobec® (Meloxicam).
Das in den Laboratorien
der Dr. Karl Thomae GmbH
synthetisierte Präparat ist indiziert zur symptomatischen
Kurzzeitbehandlung akuter
Schübe von Arthrose und zur
symptomatischen Langzeitbehandlung der rheumatoiden Arthritis. Es wird einmal
täglich verabreicht und kostet
zum Beispiel in der Zehnerpackung 12,50 DM.
Meloxicam unterscheide
sich im pharmakologischen
Profil klar von anderen nichtsteroidalen Antirheumatika
(NSAR), erklärte Prof. Helmut Fenner (Zürich). Der
Pharmakologe bescheinigte
Meloxicam im Vergleich zu
klassischen NSAR einen eindeutigen Unterschied im therapeutischen Index, den er als
das Verhältnis aus Entzündungshemmung und Ulzerogenität definierte.
Obwohl die Substanz
schon Ende der 70er Jahre
bekannt war, entdeckte man
erst eine Dekade später, daß
Entzündungshemmung und
Gastropathien nicht von einer einzigen Form des Enzyms Cyclooxygenase vermittelt werden. Vielmehr existieren für die Umwandlung von
Arachidonsäure in Prostanoide zwei Isoformen mit unterschiedlicher Gewebelokalisation und unterschiedlicher
Regulation.
Meloxicam und andere,
noch in der Entwicklung befindliche Substanzen wie Fusolid hemmen bei physiologischen Konzentrationen bevorzugt die im entzündeten
Gelenk induzierte Cyclooxygenase-2. Dagegen wird die
D
Rheumatherapie mit Meloxicam
Spezifische
Enzymhemmung
für physiologische regulatorische Prozesse im Gastrointestinaltrakt und in der Niere
wichtige Isoform COX-1 erst
in viel höheren Konzentrationen gehemmt. „Viele der
heute gebrauchten NSAR
verhalten sich hier genau umgekehrt“, sagte Fenner. Die
klinische Relevanz dieser
Entdeckung sei durch Studien an über 5 500 Patienten
belegt.
Zugewinn
an Sicherheit
„Bei äquipotenter entzündungshemmender und analgetischer Aktivität ist bei Gabe von 7,5 oder 15 Milligramm Meloxicam die Häufigkeit unerwünschter Wirkungen auf den Gastrointestinaltrakt und die Niere im
Vergleich zu Diclofenac,
Piroxicam und Naproxen statistisch signifikant niedriger“,
so Fenner. Angesichts der
mitunter lebensbedrohlichen
Fälle von Ulkus-Perforationen und Blutungen, welche
die Rheumatherapie mit
NSAR wiederholt in die
Schlagzeilen brachten, sei zu
erwarten, daß die Therapie
mit Meloxicam risikoärmer
werde. „Allerdings bleibt
noch großer Raum für Nebenwirkungen, auch wenn
COX-2 selektiv gehemmt
wird“, fügte der Pharmakologe einschränkend hinzu.
Über Einzelheiten zum
Nebenwirkungsrisiko klassischer NSAR informierte
Prof. Manfred Schattenkirchner
(Ludwig-MaximiliansUniversität, München). Diese wurden im Rahmen einer
Anwendungsbeobachtung (SPALA) in den Jahren
1988 bis 1990 bei 18 000
Rheumakranken gewonnen.
Es traten über 5 000 uner-
wünschte Nebenwirkungen
auf. Unter anderem wurde eine Altersabhängigkeit ermittelt: Bei bis zu 40jährigen Patienten traten Nebenwirkungen in 14 Prozent der Fälle
auf, in der Altersgruppe zwischen 60 und 70 Jahren dagegen bei zwischen 21 und 24
Prozent.
„Kranke mit chronischer Polyarthritis vertrugen
NSAR deutlich schlechter als
Patienten mit anderen rheumatischen Erkrankungen“,
sagte Schattenkirchner. Mit
42 Prozent seien gastrointestinale
Nebenwirkungen
die weitaus häufigste NSARUnverträglichkeit gewesen,
gefolgt von zentralen Effekten, die je nach Wirkstoff zwischen zehn Prozent (Diclofenac) und 17 Prozent (Acemetacin) aller dokumentierten Nebenwirkungen ausmachten. Für die Praxis riet
Schattenkirchner, angesichts
dieser Zahlen bei Patienten
mit hohem gastrointestinalen
Risikopotential nicht auf ein
Magenschutzpräparat zu verzichten.
Wiederholt wies Schattenkirchner darauf hin, daß die
Rangfolge der verschiedenen
NSAR bezüglich Gastropathien und Abbruchrate die
jeweils unterschiedliche differenzielle Hemmung von
COX-2/COX-1 reflektiert.
Daß der Zugewinn an Sicherheit nicht auf Kosten der
Wirksamkeit geht, betonte Dr.
Frank Degner (Thomae). So
wurde in vergleichenden Studien von Meloxicam (15 mg)
gegen Piroxicam (20 mg) bei
rheumatoider Arthritis die allgemeine Wirksamkeit durch
Ärzte und Patienten als gleich
gut beurteilt. Ein Vergleich
mit Naproxen habe gezeigt,
daß bereits 7,5 Milligramm
Meloxicam ausreichten, um
eine nahezu gleiche Wirksamkeit wie 750 Milligramm Naproxen zu erreichen. Schließlich habe sich das ThomaePräparat auch bei der Behandlung von aktivierten Arthrosen als genauso wirksam
erwiesen wie die StandardNSAR Diclofenac oder Piroxicam.
Michael Simm
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Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 34–35, 26. August 1996 (57) A-2161
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