Franz Schubert - Musik und Gender im internet

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Schubert, Franz
Franz Schubert
der Fröhlich-Schwestern, wie sie in der Operette und der
Geburtsname: Franz Peter Schubert
Verfilmung vom „Dreimäderlhaus“ dargestellt wird, ist
reine Erfindung.
* 31. Januar 1797 in Liechtental / Wien, Österreich
† 19. November 1828 in Margarethen / Wien, Österreich
Orte und Länder
Franz Schubert lebte ausschließlich in Wien. Die Som-
Komponist
mer 1818 und 1824 verbrachte er als Musiklehrer der beiden Töchter Marie (* 1801) und Caroline (* 1805) von Jo-
„Schubert ist ein Mädchencharakter an Jenen [Beetho-
hann Karl Graf Esterházy in dessen Landschloss in Zse-
ven] gehalten, bei weitem geschwätziger, weicher und
liz (Zeliezovce), eh. ungarisch, heute Slowakei. Auf meh-
breiter; gegen Jenen ein Kind, das sorglos unter den Rie-
reren Reisen mit (oder zu) seinen Freunden besuchte er
sen spielt.“ (Robert Schumann)
u.a. Steyr, Kremsmünster, Gmunden und Linz, hielt sich
Profil
Schuberts Einschätzung als Komponist mit weiblichen
Zügen wurde schon früh durch den konstruierten Gegensatz zum „heroisch-männlichen“ Beethoven vorgeprägt.
mehrmals in Atzenbrugg auf und unternahm 1825 eine
ausgedehntere Reise nach Gastein mit Station in Salzburg. Im Herbst 1827 besuchte er Graz.
Biografie
Schumanns Diktum vom kindlichen „Mädchencharak-
Schubert führte ein nach außen hin wenig spektakuläres
ter“ steht am Beginn einer Reihe von femininen Charak-
Leben, das nach 31 Jahren früh zu Ende ging. Er wurde
terisierungen, die einerseits seine körperliche Erschei-
als Sohn eines Schullehrers in ein musikalisches Eltern-
nungsform (rundlich, klein, lockig), andererseits aber
haus geboren und erfuhr im Familienquartett sowie an
auch seine musikalische Sprache in ihrer Weitschweifig-
der Orgel der heimischen Kirche seine erste musikali-
keit und scheinbar gedankenverlorenen Ziellosigkeit ins
sche Ausbildung. Seine Mutter Elisabeth Schubert, geb.
Treffen führen. Zudem galt die Gattung Lied zu Beginn
Vietz starb, als er fünfzehn Jahre alt war. Ein wesentli-
des 19. Jahrhunderts als weibliche Gattung, die im Häus-
cher Schritt in Schuberts Werdegang war die Aufnahme
lichen gepflegt wurde und keine große Öffentlichkeit vert-
in das Stadtkonvikt, einem heutigen Musikgymnasium
rug. Auch frühe Berichte von Schuberts Besuch bei Beet-
mit angeschlossenem Internat vergleichbar. Nach dem
hoven, in denen er gegenüber dem großen Meister als
Stimmbruch absolvierte er eine einjährige Lehrerausbil-
scheu und linkisch dargestellt wird und schließlich sogar
dung und unterrichtete kurze Zeit als Hilfslehrer in der
errötet sein soll, förderten das Bild einer weichen und
väterlichen Schule. 1816, mit neunzehn Jahren, ent-
schwachen Persönlichkeit, das den Geschlechterkli-
schied sich Schubert für ein freies Künstlerdasein und be-
schees der Zeit zufolge dem einer Frau entsprach.
zeichnete sich erstmals als „Compositeur”. Die nächsten
Das Verhältnis Schuberts zum eigenen und zum ande-
Jahre, die von einer enormen Schaffenskraft geprägt wa-
ren Geschlecht ist auf Basis der problematischen Quellen-
ren, verbrachte er mit wechselnden Wohnsitzen in einem
lage schwierig auszuloten. Gesichert ist, dass – im Gegen-
Freundeskreis von jungen Männern, die ihm nicht nur
satz zu Beethoven, der weitgehend isoliert von der Gesell-
persönlich Halt und Unterschlupf gaben, sondern auch
schaft sein einsames Künstlertum lebte – Schubert zeitle-
seinen intellektuellen Horizont erweiterten. Berühmt ge-
bens in ein enges Netzwerk von Männerfreundschaften
worden sind die sog. Schubertiaden – gesellige Zusam-
integriert war, dem er sich emotional stark verbunden
menkünfte im halbprivaten Kreis, bei denen getanzt, ge-
fühlte. Wie weit diese Nähe sexuelle Kontakte miteinsch-
spielt und musiziert wurde. Erste Erfolge im öffentlichen
loss, muss offen bleiben.
Wiener Konzertleben und zunehmendes Interesse der
Ebenso sind seine emotionalen Beziehungen zu Frau-
Verleger bestärkten Schubert in seinem Weg. Auch die
en schwer zu fassen. Auch wenn die Freunde viele Jahre
Aufnahme in die Gesellschaft der Musikfreunde zeugt
nach seinem Tod von heimlichen Liebesgeschichten be-
von zunehmender Wertschätzung. Die letzten Jahre
richten, dürfte der Kontakt zu seiner Jugendfreundin
Schuberts waren durch die anhaltende Verschlechterung
Therese Grab rein freundschaftlich gewesen sein. Und
seiner Gesundheit geprägt, die auf eine Syphiliserkran-
auch sein Verhältnis zu Caroline Esterházy stand vermut-
kung zurückgeht. Sein Rückzug aus dem Kreis der Freun-
lich nur im Zeichen einer allgemeinen Verehrung oder
de hatte aber auch mit den familiären und beruflichen
bestenfalls Schwärmerei. Die enttäuschte Liebe zu einer
Veränderungen der jungen Männer zu tun und nicht zu-
–1–
Schubert, Franz
letzt mit Schuberts eigenen musikalischen Projekten, die
Textpassagen neu und schloss daraus, dass Schubert
seine Aufmerksamkeit immer stärker in Anspruch nah-
kein biedermeierlich-braves Sexualleben geführt, son-
men.
dern in seiner Freundeswelt starke homoerotische Erfah-
In Beziehung mit
rungen gemacht habe und dass in dieser Subkultur Homosexualität kein Tabu gewesen sei. Man habe sich da-
Schuberts Freunde setzen sich im Wesentlichen aus dem
bei einer Geheimsprache bedient, die es zu entschlüsselt
Oberösterreichisch-Linzer Kreis und dem Wiener Kreis
gelte.
zusammen. Erstere lernte er im Stadtkonvikt als Mitschü-
Solomon beschränkte seine These zunächst nur auf
ler kennen, zentrale Figur war Josef von Spaun. Aus dem
das Biographische, er versuchte nicht, sie in der Musik
Wiener Kreis sind der Dichter und Zensor Johann Mayr-
Schuberts zu verifizieren. Das tat ein Jahr später Susan
hofer, der Maler Moritz von Schwind und der Komponist
McClary bei der Jahrestagung der American Musicologi-
Anselm Hüttenbrenner zu nennen. Eine Lebensfreund-
cal Society, die erstmals eine Sektion den „gender stu-
schaft verband Schubert mit dem Lyriker und Schauspie-
dies“ widmete. Nach starken Reaktionen in der Presse
ler Franz von Schober, der eine schillernde Persönlich-
(New York Times: „Was Schubert Gay? And if he was, so
keit war und ihn wiederholt bei sich aufnahm. Der pen-
what?“) und ersten Gegendarstellungen aus der deut-
sionierte Opernsänger Johann Michael Vogel war Schu-
schen Schubert-Forschung widmete Lawrence Kramer
berts bevorzugter Liedinterpret.
dem Thema in „19th Century Music“ ein eigenes Heft
In seiner Jugendzeit war Schubert mit Therese Grob
(„Schubert: Music, Sexuality, Culture“). Neben gewichti-
befreundet, die im heimischen Kirchenchor sang. Caroli-
gen Beiträgen von namhaften amerikanischen Schubert-
ne Esterházy lernte er als junges Mädchen kennen, dem
ForscherInnen bezieht hier erstmals auch Rita Steblin
er zunächst Klavierunterricht erteilte; bei seinem zwei-
als Gegenspielerin Solomons Stellung. Sie kritisiert vor
ten Aufenthalt in Zseliz musizierte er mit der jungen
allem mangelndes kulturgeschichtliches Hintergrundwis-
Frau und ihrer Familie. In den Salon der Fröhlich-
sen, das zu einer Fehlinterpretation von historischen Do-
Schwestern wurde Schubert um 1820 von Leopold Sonn-
kumenten führte. Zudem ging Solomon von einer (ver-
leithner, dem Sohn des Gründers der Gesellschaft der
besserten) englischen Übersetzung ausgewählter Textpas-
Musikfreunde, eingeführt. Drei der vier Schwestern wa-
sagen aus. Durch neue Quellenforschungen kann Steblin
ren als Sängerin, Pianistin, Klavierpädagogin oder Kom-
einige seiner Thesen scheinbar widerlegen. Nach dieser
ponistin bekannt. Anna Fröhlich initiierte nach Schu-
mehrmals hin- und her gehenden Debatte, die ein Lehr-
berts Tod zwei Gedenkkonzerte zur Errichtung eines Gr-
stück für die Probleme musikhistorischer Forschung auf
abdenkmals; sein Bruder Ferdinand, der ihn in seinen
hohem Niveau darstellt, von beiden Seiten allerdings mo-
letzten Wochen in seiner Wohnung aufnahm, kümmerte
ralisch vorbelastet war, erschienen seither zahlreiche wei-
sich um den musikalischen Nachlass.
tere Beiträge unter dem Genderaspekt.
Rezeption
Werkverzeichnis
Während man sich im Jubiläumsjahr 1928 noch gegen
Vor allem für die Komposition von Schuberts Liedern
die moralisch unakzeptable Vorstellung, dass Schubert
war der Einfluss der Freunde, die zeitweise einen literari-
an einer Geschlechtskrankheit gelitten habe, zu wehren
schen Zirkel bildeten, von großer Bedeutung. Schubert
versuchte, rückte rund sechzig Jahre später die Frage
ließ sich nicht nur von Gedichten mehr oder weniger be-
nach der sexuellen Orientierung des Komponisten ins
kannter Literaten anregen, sondern vertonte auch zahl-
Zentrum der Genderforschung. Auslöser für die folgen-
reiche Texte, die im engeren Freundeskreis entstanden
den Dispute, die im Wesentlichen zwischen Wissen-
waren. So etwa setzte er rund 50 Gedichte von Mayrho-
schaftlerinnen und Wissenschaftlern diesseits und jen-
fer in Musik, darunter die sog. Antikenlieder. Mayrhofer
seits des Atlantiks in aller Heftigkeit geführt wurden,
dürfte er auch eine verstärkte Auseinandersetzung mit
war ein Beitrag von Maynard Solomon in der Zeitschrift
Goethe verdanken. Von Schober vertonte Schubert 16
19th-Century Music im Jahr 1989. Er entstand vor dem
Texte, mit „An die Musik” D 547 als bekanntestes Werk;
Hintergrund eines neu aufkommenden Interesses für die
Schober selbst ist die Liedsammlung Opus 14 gewidmet.
sexuelle Ausrichtung von Künstlern, die allzu oft unterd-
Auch bei den Libretti zu seinen Bühnenwerken griff Schu-
rückt und in der traditionellen Wissenschaft als nicht re-
bert bevorzugt auf Vorlagen seiner Freunde zurück. May-
levant beurteilt wurde. Solomon interpretierte bekannte
rhofer lieferte das Libretto für „Die Freunde von Sala-
–2–
Schubert, Franz
manka“ D 326, Albert Stadler für „Fernando“ D 220. „Al-
Borchard, Beatrix. „Frauenlieder – Männerlieder? Ge-
fonso und Estrella“ D 732 entstand wiederum in enger
danken zum Thema Repertoire und Gender.“ In: Schu-
Zusammenarbeit mit Schober, mit dem er sich mehrere
bert: Interpretationen. Ivana Rentsch und Klaus Pietsch-
Wochen in Klausur auf das Land zurückzog.
mann (Hg.). Stuttgart: Steiner Verlag, 2014. 179-203.
Frauen haben im Schaffen Schuberts entweder die
Funktion einer Widmungs- oder Auftragsgeberin. Zu ers-
Brett, Philip. „Piano Four-Hands: Schubert and the Per-
terer Kategorie zählt Caroline Esterházy, der u.a. die Fan-
formance of Gay Male Desire.” In: 19th Century Music.
tasie in f-Moll für Klavier zu vier Händen D 940 dedi-
Vol. 2. 1997. S. 149-76.
ziert ist. Weitere adelige Widmungsträgerinnen von vornehmlich Liedern waren Karoline Fürstin von Kinsky
Dittrich, Marie-Agnes. „Der Emphatische Freundschafts-
(Wanderers Nachtlied D 768), Fürstin Mathilde zu
begriff der Schubert-Zeit.“ In: Schubert und seine Freun-
Schwarzenberg und Sophie Gräfin von Weissenwolf. Ei-
de. Eva Badura-Skoda u.a. (Hg.). Wien-Köln-Weimar:
ne kleine Liedersammlung, die in Schobers lithographi-
Böhlau Verlag, 1999. S. 51-58.
schem Institut gedruckt wurde, ist „der Wohlgebornen
Maria Pachler“, Schuberts Grazer Gastgeberin, gewid-
Drechsler, Nanny. „‘In Grün will ich mich kleiden’. Zum
met. Als Auftraggeberin ist vor allem Anna Fröhlich zu
Männlichkeitstrauma bei Schubert.“ In: Neue Zeitschrift
nennen. Sie bestellte (oder vermittelte) bei Schubert meh-
für Musik. Jg. 158. H. 1. 1997. S. 25-29.
rere Kompositionen für die Schülerinnen ihrer Gesangsklasse am neugegründeten Konservatorium. Bei der Kan-
Dürhammer, Ilija. Geheime Botschaften. Homoerotische
tate „Mirjams Siegesgesang“ D 942 und dem berühmten
Subkulturen im Schubert-Kreis, bei Hugo von Hof-
„Ständchen“ D 920 war ihrer Schwester Josefine der So-
mannsthal und Thomas Bernhard. Wien-Köln-Weimar:
lopart zugedacht. „Der Hirt auf dem Felsen“ D 965 war
Böhlau, 2006.
vermutlich für Anna Milder, später Milder-Hauptmann,
komponiert, die die Komposition nach Schuberts Tod
Gottschalk, Richard. „Franz Schubert im Lichte übler
zur Uraufführung brachte. Die renommierte Opernsänge-
Nachrede.“ In: Neue Zeitschrift für Musik. Jg. 95. 1928.
rin nahm sich Schuberts Liedschaffen besonders an und
S. 615-18, 77-79.
machte ausgewählte Werke (u.a. „Erlkönig“ D 328) dem
Berliner Publikum bekannt.
Repertoire
Hilmar, Ernst. „‘Es ist genug...’: Die Schubert-Forschung
und ihr Beitrag zum Sexualverhalten.“ In: Schubert
durch die Brille. Jg. 12. 1994. S. 129-130.
Unter der Annahme, dass Schubert tatsächlich homosexuell orientiert war, erscheinen vor allem die vielen Lie-
Kramer, Lawrence. Franz Schubert: Sexuality, Subjectivi-
beslieder in einem anderen Licht. Grundsätzlich stellt si-
ty, Song. Cambridge: Cambridge University Press, 1998.
ch aber auch die Frage, wie weit Schubert seine eigene intensiv-emotionale und erotische Erfahrungswelt in seine
Mayer, Andreas. „Der Psychoanalytische Schubert. Eine
Kompositionen projizierte. Dass er uns in seiner Musik
kleine Geschichte der Deutungskonkurrenzen in der
eine neue Dimension des Empfindens erfahren lässt, die
Schubert-Biographik, dargestellt am Beispiel des Textes
die Grenzen zwischen sogenannter männlicher und weib-
‘Mein Traum’.“ In: Schubert durch die Brille. Jg.
licher Gefühlswelt aufhebt, wäre eine mögliche Antwort
1992. S. 7-31.
9.
darauf.
Quellen
McClary, Susan. „Constructions of Subjectivity in Schubert's Music.” In: Queering the Pitch. The New Gay and
19th Century Music. Vol. 17 Nr. 1. 1993. „Schubert: Mu-
Lesbian Musicology. Philipp.Brett u.a. (Hg.). New York:
sic, Sexuality, Culture.“ Spezialheft zu Schuberts Sexuali-
Routledge 2006/2. S. 205-33.
tät, mit einer Einleitung von Lawrence Kramer und Beiträgen von Kofi Agawu, David Gramit, Susan McClary,
Muxfeldt, Kristina. Vanishing Sensibilities. Schubert,
Kristina Muxfeldt, Maynard Solomon, Rita Steblin, Ja-
Beethoven, Schumann. Oxford: Oxford University Press,
mes Webster und Robert Winter.
2012.
–3–
Schubert, Franz
Phleps, Thomas. „‘Affectionen einer lebhaft begehrenden
leiht und einen hohen sittlichen Rang gewährleistet.“
Sinnlichkeit’. Verschlüsselte Botschaften in Schubert-Lie-
(Der Klassiker Schubert. Bd. I, S. 335). Auch die ge-
dern.“ In: Kunstwerk und Biographie. Gedenkschrift Har-
schlechtsspezifische Polarisierung zwischen Beethoven
ry Goldschmidt. Hanns-Werner Heister (Hg.). (= Zwi-
und Schubert als Mann und Frau und die Konsequenzen
schen/Töne, Nf 1). Berlin 2002. S. 335-60.
daraus bedürfen noch eingehender Studien.
Zur weiteren Erforschung der heiklen Frage, wie weit
Schwandt, Christoph. „‘Unaussprechlich, unbegriffen’. In-
die emphatischen Freundschaften Schuberts auch zu ho-
dizien und Argumente aus Leben und Werk für die wahr-
moerotischen Bindungen führten, sind vor allem die Ta-
scheinliche Homosexualität des Franz Peter Schubert.“
gebücher im Freundeskreis und die Briefe der Freunde
In: Franz Schubert „Todesmusik“. Musik-Konzepte. Jg.
nochmals genauer und in der Originalfassung zu studie-
97/98. München, 1997. S. 112-194.
ren. Eine wissenschaftlich kommentierte Edition dieser
Texte von Gerrit Waidelich ist in Vorbereitung. Wichtig
Solomon, Maynard. „Franz Schubert and the Peacocks of
wäre einerseits, die Sprache aus dem Kontext der Zeit
Benvenuto Cellini.” In: 19th-Century Music. Vol. 12. Nr.
besser zu verstehen und andererseits, aktuelle Forschun-
3. 1989. S. 193-206.
gen zu Homosexualität, Homoerotik und den Beziehungen der Geschlechter im biedermeierlichen Wien mög-
Steblin, Rita. “In Defense of Scholarship and Archival Re-
lichst unvoreingenommen zu berücksichtigen. Dazu be-
search: Why Schubert's Brothers Were Allowed to Mar-
darf es auch einer angemessenen Terminologie.
ry.” In: Current Musicology. Vol. 62. 1998. S. 7-17.
Normdaten
Tellenbach, Marie-Elisabeth. “Schubert und Benvenuto
Virtual International Authority File (VIAF):
Cellinis Vogeljagden.“ In: Schubert durch die Brille. Jg.
http://viaf.org/viaf/29719275
22. 1999. S. 39-52.
Deutsche Nationalbibliothek (GND):
Forschung
In den letzten Jahren ist die Diskussion um Schuberts Sexualleben und die damit verbundene Forschung etwas abgeflaut. Im Wesentlichen hat sich mittlerweile auch außerhalb der englischsprachigen Musikwissenschaft die
Vorstellung durchgesetzt, dass Schubert dem traditionellen Rollenbild der Zeit nicht genügte und sein Leben und
http://d-nb.info/gnd/118610961
Library of Congress (LCCN):
http://lccn.loc.gov/n50000561
Autor/innen
Andrea Lindmayr-Brandl
Bearbeitungsstand
Schaffen durch seine spezifische, die Geschlechterkli-
Redaktion: Martina Bick
schees überspannende psychische und sexuelle Konstella-
Zuerst eingegeben am 26.11.2015
tion bestimmt war. Wie weit und wie konkret diese These in der Musik festzumachen ist, darüber scheiden sich
jedoch die Geister.
Forschungsbedarf
mugi.hfmt-hamburg.de
Forschungsprojekt an der
Hochschule für Musik und Theater Hamburg
Projektleitung: Prof. Dr. Beatrix Borchard
Noch gar nicht untersucht ist die Frage, inwieweit die frü-
Harvestehuder Weg 12
he Feminisierung Schuberts die Rezeption seines Werkes
D – 20148 Hamburg
beeinflusst hat. Noch 1953 glaubte Walther Vetter, das
(„männliche“) Liedschaffen des Meisters angesichts der
zahlreichen „Frauenlieder“ verteidigen zu müssen: „Obwohl also vor einer Überschätzung des Anteils der Männlichkeit am Gesamtbestande des Schubertliedes aus rein
künstlerischen Gründen gewarnt werden muß, darf doch
betont werden, daß die unleugbar vorhandene männliche Note der schubertschen Lyrik, die allem Weichlichen
feind ist, einen durch und durch gesunden Grundzug ver-
–4–
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