1 Franz Schubert (1797-1828) Die Kindheit (1797-1807) Franz Peter Schubert wird am 31.1.1797 als Sohn von Franz Theodor Schubert und Marie Elisabeth Schubert in der Wiener Vorstadt Lichtental geboren. Er hatte 13 Geschwister, von denen 9 schon im Kindesalter sterben. Der Vater ist Lehrer und Schulleiter. Er bringt ihm das Violinespielen bei. Sein zwölf Jahre älterer Bruder Ignaz unterrichtet ihm im Klavierspielen. Außerhalb des Elternhauses bemüht sich Michael Holzer um seine musikalische Förderung. Er führt ihm in die Praxis des Kirchenmusikers ein, lehrt ihn die praktische Anwendung des Generalbaßes und das Stehgreifspielen. Obwohl Franz zeitlebens unter seinem tyrannischen Vater gelitten haben soll, fördert dieser sein musikalisches Talent und ebnet ihm den Weg für eine solide Ausbildung. Der Vater will, dass Schubert hauptberuflich Lehrer wird und sich nur in der Freizeit der Musik widmet. Schon 1804 bringt ihn der Vater, wegen einer eventuellen Aufnahme bei den Hofsängerknaben, zu einer Eignungsprüfung bei Antonio Salieri (1750-1825). Salieri war ein einflußreicher und hochangesehener Hofkapellmeister. Er galt als einer der besten Lehrer, der auf so erfolgreiche Schüler wie Beethoven und Liszt zurückblicken konnte. Die Studienjahre (1808-1816) Am 1.10.1808 wird Franz Schubert, wahrscheinlich von Salieri empfohlen und vorbereitet, als Sopranist mit vielbewunderter Stimme und ebensolcher musikalischer Treffsicherheit in die kaiserliche Hofkapelle sowie in das akademische Gymnasium (Internat) in Wien aufgenommen. Die Schule, die keine Musikschule war, wurde von dem Orden der Piaristen geführt und nahm unterschiedslos Söhne aus allen sozialen Schichten auf. Der Kursus umfaßte 6 Jahre. Schubert fühlt sich von der Schule eingeengt und komponiert in jeder freien Minute. Seine Kompositionen vertraut er zuerst nur seinem besten Freund Joseph von Spaun an. Der kann dieses Geheimnis allerdings nicht für sich behalten und so weiß schon bald die ganze Schule von Schuberts Können. Dadurch stieg sein Ansehen auch bei den älteren Schülern. 1810 entsteht als erste datierte Komposition, die Fantasie in G-Dur für Klavier zu vier Händen. Am 28.5.1812 stirbt die Mutter. Am 18.6. beginnt er die Studien bei Salieri. Am 21.7. kommt er in den Stimmbruch und verliert seinen Platz als Hofsängerknabe. In den ersten Semestern hat Schubert keine Probleme. Doch am Anfang des 4. Jahres 1813 bekommt er Schwierigkeiten. Zunächst nur im Fach Latein, später allerdings auch in Mathematik. Sein Aufenthalt auf dem Gymnasium ist gefährdet. Jedoch der Kaiser persönlich beschließt, daß er dort bleiben darf. Entgegen dem Beschluß des Kaisers verläßt er im November die Schule und zieht wieder in das Elternhaus. Sein Vater hatte inzwischen mit Anna Kleyenböck eine zweite Ehe geschlossen. Um einen Brotberuf zu erlernen beginnt er eine Präparandenlehre (Lehrerausbildung) an der Normal-Hauptschule St. Anna. Am 28.10.1813 beendet er die erste Sinfonie. Am 19.8.1814 legt er die Abschlußprüfung ab und wird Hilfslehrer an der Schule seines Vaters, die er allerdings nicht leiden kann. 1814 schreibt er seine erste Messe in F-Dur für die Centenarfeier der Lichtentaler Pfarrkirche. Die Uraufführung ist am 16. Oktober 1814, bei der die Jugendfreundin Therese Grob das Sopransolo singt und er sich in sie verliebt und sie heiraten möchte. Im Oktober 1815 schreibt Schubert den Erlkönig, den er später zu seinem Opus 1 bestimmte. Mit 19 zieht er aus dem Elternhaus aus und bewirbt sich vergeblich um den Posten eines Musiklehrers in Laibach. Aufgrund dieser Tatsache heiratet ihn Therese nicht, sondern gibt einem Bäckergesellen das Jawort. Das ist eine herbe Enttäuschung für ihn. Schubert 2 beendet den Unterricht bei Salieri. Aufführung der 2. Sinfonie in einem Wiener Orchesterverein und Fertigstellung der 4. und 5. Sinfonie. Bis zu diesem Zeitpunkt hat er mehr als 500 Werke geschrieben. Das ist mehr als die Hälfte aller Stücke, die er je geschrieben hat. Trotz der Fülle der Kompositionen waren sie nur einem relativ kleinen Kreis von Freunden und Musikliebhabern bekannt. Die Komponistenjahre Nach dem Auszug aus dem Elternhaus und der Beendigung des Unterrichts bei Salieri zieht er mit seinem Freund Joseph von Spaun in die innere Stadt in das Haus des Professors Watteroth. Von Studenten des Professors erhält er einen Kompositionsauftrag und komponiert die verschollene Kantate Prometheus. Erstmals erhält er für eine Komposition Geld. Im Herbst 1816 übersiedelt er zur Familie Schober in die Tuchlauben in der inneren Stadt. Er bleibt dort als Gast bis August 1817. Im Haus der Familie Schober lernt Schubert den namhaften Hofopernsänger Johann Michael Vogl kennen, der sich in den folgenden Jahren als Interpret für ihn einsetzte und dem Liedkomponisten den Weg in die Öffentlichkeit ebnete. Ansonsten ist über ihn nur bekannt, dass er Mitglied in einer gewissen "Unsinngesellschaft" war. Dort soll er eine aktive Rolle gespielt haben. Dies wäre zumindest eine Erklärung dafür, daß die Kompositionsarbeit etwas an den Rand gedrängt wurde. Es ist zum Beispiel wenig bekannt, in welchen Kreisen er verkehrte. Schubert schickt den Erlkönig an Breitkopf & Härtel nach Leipzig, die die Veröffentlichung aber ablehnen. Die Familie Schubert siedelt nach Rossau um. Im Januar wird zum ersten Mal ein Lied von ihm veröffentlicht. Es heißt Erlafsee. Im Februar 1818 beendet er die 6. Sinfonie. Am 26.2. ist zum ersten ein Werk von Schubert in einem Konzert vorgeführt. Es handelt sich vermutlich um eine der beidem Ouvertüren im italienischen Stil. Die Aufführung war nicht nur ein Publikumserfolg, sondern erntete auch die Anerkennung des Kritikers der Wiener Allgemeinen Theaterzeitung. Dies war das erste Mal, dass er in einer Zeitung erwähnt wurde. Am 7.7. reist er nach Ungarn. Er ist dort Musiklehrer der Töchter des Grafen Esterházy. Am 21.11. kehrt er nach Wien zurück und zieht zu Johann Mayrhofer. Dort wohnt er bis Ende 1820. Danach wechselt er öfter den Wohnsitz. Er wohnt teils bei Freunden, teils allein oder auch im Elternhaus. Ein Jahr später werden mehrere Werke Schuberts im Kärntnertortheater aufgeführt, darunter auch der Erlkönig. 1822 erscheint erstmals ein ausführlicher Bericht über Schubert und seine Werke in der „Modenzeitung“. Er beginnt mit der „Unvollendeten“. 1823 wird er Ehrenmitglied der Steiermärkischen Musikvereine und er reist von Juli bis August nach Linz und Steyr. Vom 25.5.16.10. 1824 ist Schubert als Musiklehrer in Zseliz angestellt. Er entwickelt eine Neigung zu Karoline Esterházy. Im Jahre 1825 reist er viel und wird im September als Ersatzmann in den Repräsentantenkörpers der Musikfreunde gewählt. Ein Jahr später übergibt er eine Sinfonie an die Musikfreunde. Am 17.4. bewirbt er sich vergeblich um die Stelle als Vize-Hofkapellmeister in Wien. 1827 wird er als vollwertiges Mitglied bei dem Musikfreunden aufgenommen. Am 29.3. nimmt er an Beethovens Beerdigung teil. Er komponiert die „Winterreise“. Am 9.2.1828 bitten deutsche Verleger um seine Werke für ihre Verlage. Am 26.3. gibt er seine einziges Konzert auf eigene Rechnung mit ausschließlich eigenen Werken. Im November erhält er Kontrapunktunterricht bei Simon Sechter. Am 11.11. erkrankt er an Typhus und erliegt dieser Krankheit 8 Tage später mit nur 31 Jahren. Am 21.11. wurde er beerdigt. Die Totenfeier war am 23.12.. 3 Werke Franz Schubert war einer der produktivsten Komponisten das Musikgeschichte. Er schuf in etwa 15 Jahren fast 1000 Werke. Ungefähr 600 Lieder 9 Sinfonien Zahlreiche Kammermusikwerke Viele Klavierkompositionen Kirchenmusik Ballettmusik Und einige Opern Die Werke Schuberts sind im Deutsch-Verzeichnis gesammelt. Die bekanntesten Werke sind: Ave Maria, Der Erlkönig, die 8. Sinfonie – auch die Unvollendete genannt, Gretchen am Spinnrade, Die Forelle und Schwanengesang. Er vertonte Gedichte u.a. von Goethe, Heine und Schiller. Die Musik aus Schuberts Jugend ist oft sehr glücklich, während die Musik seiner letzten Jahre häufig eher melancholisch ist. Schubert hatte sehr selten die Möglichkeiten von einem großen Orchester und von professionellen Musikern aufgeführt zu hören. © Christina Osterholt und Jacqueline Jakubik, 1998