Saite S Saite, lateinisch: Corda, italienisch: corda, französisch: corde, englisch: string, tonerzeugendes Element bei Chordophonen (Saiteninstrumenten), in Form von Resonanzsaiten auch als den Ton verstärkendes Element eingesetzt (Aliquotsaiten), bei Snare Drums auch zur Klangveränderung. Saiten erzeugen einen Ton, wenn sie zwischen zwei Auflagepunkten mehr oder weniger stark gespannt sind und durch Streichen, Zupfen, Anblasen, Anschlagen oder – im Falle von Resonanzsaiten – Mitschwingen in Bewegung gebracht werden. Der von der Saite selbst abgestrahlte Ton ist dabei sehr leise und muss entweder durch Resonanzkörper oder aber – wie bei elektrischen Saiteninstrumenten – durch elektroakustische Verstärkung auf ein musikalisch verwertbares Lautstärke-Niveau gebracht werden. Die Tonhöhe hängt dabei von der Spannung der Saite, ihrer Länge und damit ihrer schwingenden Masse ab; die Masse ergibt sich darüber hinaus aus dem spezifischen Gewicht des verwendeten Materials sowie dem Durchmesser der stets zylindrisch geformten Saite. Die von einer gespannten Saite erzeugte Frequenz ist um so tiefer, je länger eine Saite bei gleicher Spannung und gleichem Gewicht ist. Die erzeugte Frequenz ist auch umso tiefer, wenn die Masse der Saite bei gleicher Länge und gleicher Spannung größer als die einer Vergleichssaite ist. Schließlich ist die erzeugte Frequenz umso tiefer, je geringer die Spannung einer Saite bei gleicher Länge und gleichem Material ist. In Bezug auf ihre Länge muss eine Saite eine gewisse Elastizität haben, um überhaupt schwingen zu können. So kann eine Saite aus Pflanzenfasern wie Hanf und Bambus, Seide, Tierhaaren (Pferdehaar), Tiersehnen, Tierdarm, Metall oder Kunststoff bestehen. An Metallen werden Stahl, Kupfer, Messing, Silber, Bronze verwendet, mitunter auch gemischt, wie es auch Saiten aus Verbundstoffen gibt, wenn etwa eine Kunststoffsaite mit einem dünneren Metalldraht spiralig umwickelt wird. Saiten aus Darm – verwendet werden Katzen-, Ziegen-, Schaf- und Lammdarm – bestehen bei dünnen Saiten aus nur zwei Darmschnüren, bei dicken Saiten, wie sie etwa für den Kontrabass benötigt werden, aus bis zu 120 Darmschnüren. Die ersten Saiten für Musikinstrumente – etwa den Musikbogen – dürften aus demselben Material bestanden haben wie die bei Jagdbögen verwendeten Sehnen, also aus Pflanzenfasern oder Tiersehnen. Bereits in der Antike waren Saiten aus Tierdarm bekannt und im späten Mittelalter traten aus Metallen wie Gold, Silber und Kupfer gefertigte Saiten neben die bis dahin verwendeten Materialien. Im 18. Jahrhundert war es technisch möglich, Saiten aus Messing anzufertigen, im 19. schließlich revolutionierten Saiten aus Stahldraht den Klavierbau; Saiten aus Gussstahl werden seit 1834 hergestellt. Bereits seit dem 17. Jahrhundert wurden dünne Metallsaiten mit einem weiteren dünnen Draht in engen Spiralen umwickelt, um trotz eines nach wie vor eher geringen Querschnitts die Masse der Saite signifikant zu erhöhen. So werden zum Beispiel für die Basssaiten von Klavieren Stahldrähte mit Kupferdraht umwickelt, für Gitarrensaiten eine Seele aus Nylon oder Perlon mit Metall. Das Material, aus dem eine Saite besteht, hat Einfluss auf den Klang, der sich mit dem jeweiligen Instrument erzeugen lässt. So klingen mit Metallsaiten ausgestattet Gitarren anders als solche, die mit Kunststoffsaiten bespannt sind, Violinen mit Darmsaiten anders als solche mit Metall bzw. Kunststoffsaiten. Bei elektrischen Bässen werden meist so genannte Roundwound-Saiten verwendet. Es gibt für dieses Instrument aber auch FlatwoundSaiten, bei denen der Kern der Saite nicht mit einem im Querschnitt runden Draht, sondern im Querschnitt rechteckigen Draht umwunden wird, die Oberfläche also glatt ist; Flatwound-Saiten klingen weniger brillant als die Roundwound-Saiten. Der Klang eines Instrumentes hängt zwar vom jeweiligen Resonanzkörper ab, doch müssen Saiten die Obertöne, die durch den Resonanzkörper verstärkt oder gedämpft werden, überhaupt zur Verfü- 677 Saitenhalter gung stellen können. ▬ Saitenhalter, englisch: tailpiece, Vorrichtung bei Chordophonen (Streichinstrumente, Zupfinstrumente), die Saite am Korpus zu befestigen. Die Saitenhalter an Streichinstrumenten sind anders aufgebaut als die der Zupfinstrumente, bei denen Saitenhalter und Steg häufig eine Einheit bilden; ist dies nicht der Fall, wird der Saitenhalter zumal bei elektrischen Gitarren und Bässen oft auch mit dem englischen Wort ↑ tailpiece bezeichnet. Bei Streichinstrumenten wird die Saite einerseits in den Saitenhalter eingehängt, andererseits über den Steg und den Sattel zum Stimmwirbel geführt und mit dessen Hilfe gespannt. Somit liegt der Saitenzug aller Saiten auf dem Saitenhalter. Der Saitenhalter besteht aus einem charakteristisch geformten Stück Hartholz – etwa Ebenholz –, an dem an der breiteren Seite die Löcher für die Aufnahme des Saitenendes eingebracht sind, auf der anderen, schmaleren Seite, die so genannte Henkelsaite (Hängesaite, Einhängesaite) befestigt wird. Die Henkelsaite bildet eine Schlaufe, die wiederum am Knopf an der Zarge eingehängt wird. Werden die Saiten gespannt, so »schwebt« der Saitenhalter frei zwischen Henkelsaite und Saite. Häufig werden Feinstimmer benutzt: Diese werden im jeweiligen Loch im Saitenhalter befestigt und die Saite am Feinstimmer eingehängt. Mittels einer kleinen Rändelschraube kann die Stimmung präzisiert werden. Bei Zupfinstrumenten bilden Saitenhalter und Steg eine konstruktive Einheit; dies ist besonders häufig bei so genannten akustischen Zupfinstrumenten der Fall. Der eigentliche Steg sitzt dabei in einer im Querriegel eingebrachten Nut. Die Saiten können entweder durch Löcher im Querriegel geführt und verknotet oder aber von kleinen Stiften aus Holz oder Kunststoff im Querriegel gehalten werden. Von hier läuft die Saite über Steg und Sattel direkt zu den Stimmmechaniken. Bei vielen elektrischen Gitarren und Bässen wird die Saite in einen so ge- 678 nannten Reiter, auch Saitenreiter, eingehängt, der gleichzeitig als Brücke (Steg) fungiert. Mit seiner Hilfe kann die absolute Saitenlänge fein reguliert und auch der Abstand der Saite vom Griffbrett eingestellt werden. Bei sechssaitigen elektrischen Gitarren zum Beispiel werden drei Reiter – je ein Reiter für zwei Saiten –, meist aber sechs Reiter, die je eine Saite halten, verwendet. Die Reiter selbst sind an einem Bauteil befestigt, das die Verbindung zwischen Saitenhalter und Instrumentenkorpus herstellt. Dieses Bauteil wird oft Brücke oder bridge genannt, obwohl die eigentliche Brücke Teil des Saitenhalters ist. Bei einigen Solidbody-Gitarren wurde auf einen besonderen Saitenhalter verzichtet. So ist etwa bei der Fender Telecaster der Korpus selbst der Saitenhalter, da die Saiten hier von der Rückseite des Korpus her durchgeführt werden und über die Reiter laufen. ▬ Saitenniederhalter, ↑ String Tree ▬ Sampler, von englisch sample für »Beispiel, Stichprobe«, auch Sound Sampler, Gerät oder Software für die Digitalisierung, Bearbeitung und Speicherung beliebiger niederfrequenter Tonsignale; das digitalisierte Signal kann in ein analoges zurückgeführt werden. Da der Sampler keine eigene Tonerzeugung hat, ist er in engerem Sinne kein Musikinstrument, sondern ein Aufnahme- und Wiedergabegerät; er kann aber wie ein Musikinstrument gehandhabt werden. In diesem Sinne ist der Sampler ein Elektrophon. Ein Sampler besteht im Kern aus drei Einheiten: Einem Analog-Digital-Wandler (A/D-Wandler), einem Digitalspeicher und einem Digital-AnalogWandler (D/A-Wandler). A/D-Wandler sind in der Lage, eine am Eingang anliegende Spannung – etwa eine Tonfrequenzspannung – in digitale Werte zu San Francisco Sound wandeln. Dazu wird mittels des Pulscode-Modulation-Verfahrens die Spannung mitsamt ihrer Schwankungen »abgetastet«, d. h. ihr werden Samples entnommen und in entsprechende digitale Werte umgesetzt. Dabei muss die Häufigkeit (Frequenz) der Abtastung mindestens doppelt so hoch sein wie die höchste zu erwartende Frequenz der Spannung. Da der Hörbereich bis etwa 20 000 Hz reicht, muss eine Tonfrequenzspannung wenigstens 40 000mal in der Sekunde abgetastet werden, um zu gewährleisten, dass der gesamte Hörbereich erfasst wird. In der Praxis nimmt man einen geringfügig höheren Wert. So gibt es für die Sample-Frequenz verschiedene Normen. Die gebräuchlichste ist eine Samplefrequenz von 44,1 kHz/sek, eine Tonspannung wird also 44 100mal in der Sekunde abgetastet. Die Samplefrequenz von 44,1 kHz/sek bei einer Datentiefe von 16 Bit wird beispielsweise in der CD-Produktion verwendet. In der Studiotechnik kommen auf der Aufnahmeseite auch wesentlich höhere Sample-Rates zur Anwendung, etwa 96 kHz/sek oder auch 192 kHz/sek; gängig ist eine Datentiefe von 24 Bit. Steht das Signal erst einmal als digitaler Datenstrom zur Verfügung, so kann er in vielfältiger Weise bearbeitet werden. Der bearbeitet Ton kann unter Einsatz gängiger Massespeicher wie Festplatte oder CD-ROM gespeichert und nach Durchlaufen eines D/A-Wandlers mittels einer üblichen VerstärkerLautsprecher-Kette wieder hörbar gemacht werden. Technisch gesehen kann ein Sampler ein Gerät sein, er kann mit einer Klaviatur versehen sein, er kann aber auch als Software in einem mit einer Soundkarte – die die A/- und D/A-Wandler enthält – versehenen Computer laufen. Von Samplern wird in der Musikproduktion und Musikaufführung mittlerweile ausgiebiger Gebrauch gemacht. Manche Musikstile wie Hiphop und Techno beruhen zum großen Teil auf dem Einsatz von Samplern, Filmmusik ist ohne den Einsatz von Sample-Libraries – mit deren Hilfe selbst groß besetzte Orchester mit authentischen Klängen simuliert werden können, undenkbar. In Rock und Popmusik werden authentische Instrumentalklänge wie zum Beispiel das Klavier zumindest auf der Bühne beinahe ausschließlich unter Einsatz von Samples erzeugt. Die ersten Sampler kamen mit dem Synclavier und dem Fairlight-CMI-System in den 1980er-Jahren auf, es folgten die Emulator-Modelle von EMU. Als Vorläufer können die Drum Computer gesehen werden, die authentische Schlagzeugklänge als Samples bereit hielten; mit diesen Geräten konnte der Musiker aber noch nicht selbst samplen. Einem breiteren Publikum wurde die Sample-Technik erst zugänglich, als die für Computer gedachten Soundkarten A/D- und D/A-Wandler enthielten. Mittlerweile stellen mehrere Firmen Sample-Geräte her. Software-Sampler sind etwa die Halion-Software der Firma Steinberg und die Gigastudio-Software der Firma Tascam. ▬ San Francisco Sound, gängige Bezeichnung für die aus Blues, Beat und Folk bestehende Musik zahlreicher Gruppen in und um San Francisco der Jahre 1965-68. Als die früheste Gruppe, der der Name zukommt, muss wohl The Beau Brummels angesehen werden. An den Konzerten und Tanzabenden, die die Band Family Dog organisierte und die in der Longshore Hall und im ↑ Avalon Ballroom stattfanden, wirkten Gruppen wie The Great Society (mit der Sängerin Grace Slick), Jefferson Airplane, The Charlatans, The Grateful Dead (damals noch unter dem Namen The Warlocks) und Big Brother and The Holding Company mit der Sängerin Janis Joplin mit; in Berkeley waren Country Joe & The Fish aktiv (zu dieser Zeit noch als The Instant Action Jug Band). Das Rauschmittel LSD war noch nicht verboten, und einige Gruppen entwickelten jene bald ↑ Acid Rock genannte Musik, zu deren Merkmalen offene Formen und lange Improvisationen, auch direkte Anspielungen auf psychedelische Trips gehören (↑ Psychedelic Rock). Unter den in Europa 679 Sarabande bekannten Bands befanden sich Kaleidoscope, Loading Zone und Sopwith Camel; später sind Formationen wie Sir Douglas Quintet, Mother Earth, Mad River, Linn County und The Sons of Champlin teils aus dem einheimischen Hintergrund, teils aus anderen Bundesstaaten (z. B. Texas) in der Stadt aufgetreten. Ab 1966 fanden zahlreiche Rockkonzerte in der von dem Impresario Bill Graham betriebenen Konzerthalle ↑ Fillmore West statt. Außer einigen lokalen Labels wie Fantasy Records und ↑ Autumn Records schlossen große Plattenfirmen Verträge mit den in San Francisco wirkenden Musikern. Um 1980 war San Francisco neben Akron (Ohio) ein Zentrum der so genannten psychedelischen New Wave (The Residents, Chrome, MX-80 Sound, Tuxedomoon). Von einem angeblich typischen San Francisco Sound war zu dieser Zeit allerdings nicht mehr die Rede. Diskografie San Francisco Roots (1976) ▪ The Beau Brummels: Volume 2 (o. J.) ▪ The Beau Brummels: ’66 (1966) ▪ Big Brother and The Holding Company: – (1968) ▪ The Charlatans: – (1969) ▪ The Grateful Dead: The History of The Grateful Dead (1972) ▪ The Grateful Dead: Vintage Dead (1972) ▪ Grace Slick & The Great Society: – (o. J.; Zusammenstellung der beiden LPs der Band) ▪ Jefferson Airplane : Takes Off (1966) ▪ Kaleidoscope: Side Trips (1967) ▪ The Loading Zone: – (o. J.) ▪ Mad River: – (1968) ▪ Moby Grape: – (1967) ▪ Quicksilver Messenger Service: – (1968) ▪ Sopwith Camel: – (1967) ▪ Diverse: Subterrenean Modern (1979) | Literatur Gleason, Ralph J.: The Jefferson Airplane and the San Francisco Sound; New York 1969 ▪ Schwietzer, Curt-Albert: What’s so Funny ’bout Peace, Love, and Understanding?, in: Livin In A Rock’n'Roll Fantasy, S. 91-122; Berlin 1979 ▪ Neue Musik in San Francisco, in : Sounds 2/1980 ▬ Sarabande, französisch, spanisch: Zarabanda, Paartanz im Dreiertakt, in Spanien und Lateinamerika beheimatet Wegen seiner erotischen Komponente wurde der 680 Tanz 1583 von der Inquisition verboten. Schon wenige Jahre später wurde die Sarabande dem Verbot zum Trotz zunächst beim spanischen Hof (1618), dann beim französischen Hof (1625) eingeführt. Bis Mitte des 17. Jahrhunderts war die Sarabande ein schneller Tanz und wurde auch in anderen europäischen Ländern als solcher übernommen, so etwa Anfang des 17. Jahrhunderts von England. Nach 1650 verlangsamte sich das Tempo sukzessive, doch blieb die schnelle Form des Tanzes neben der langsamen gebräuchlich. Nach 1700 allerdings, als der Tanz Eingang in die Instrumentalmusik fand, wurde die Sarabande ein obligat langsamer Tanz, nach wie vor im Dreiertakt (3/2 oder 3/4). In dieser Form gehörte der Tanz zwischen 1650 und 1750 stets zu einer Suite, etwa den Klaviersuiten J.S. Bachs. In jüngerer Zeit wurde die Sarabande etwa von Erik Satie, Claude Debussy und Igor Strawinsky wieder belebt. In der Rockmusik nutzte der Organist Jon Lord die Sarabande in seiner Suite »Sarabande« (1976). ▬ SAR Records, amerikanisches Schallplatten-Label, 1959, nach anderen Quellen 1961, von dem SoulSänger Sam Cooke (* 1931, † 1964) und dessen Freund J.W. Alexander in Los Angeles (Kalifornien) gegründet; SAR stellt eine Abkürzung dar, deren Ausschreibung unsicher ist: sie könnte »Sam and Alexander Records« wie »Sam, Alex and Roy« bedeuten. Roy stand für Senior Roy Crain, Gründer der Gruppe Soul Stirrers, der zunächst ebenfalls an der Gründung beteiligt sein sollte. Weder Cooke noch Alexander hatten Erfahrung im Betrieb eines Labels und verstanden ihre Firma zu Beginn eher als eine Produktionsfirma für junge schwarze Künstler, die nach der Aufhebung des Race-Records-Markts Schwierigkeiten hatten, Platten zu veröffentlichen. Cooke selbst hatte nicht den Plan, bei SAR eigene Aufnahmen zu verlegen. Er und Alexander fanden in Zelda Samuels, einer weißen Song-Schreiberin, 1961 schließlich Hilfe für Saxello einen reibungslosen Betrieb des Labels. Bei SAR Records standen etwa die Gruppe Soul Stirrers, deren Mitglieder Johnnie Taylor, Johnnie Morisette und Kylo Turner sowie die Sims Twins und The Valentinos unter Vertrag. Wenn Cooke sich auch für die Vertragspartner einsetzte, etwa Rechte an Songs erwarb und diese für die verschiedenen Sänger und Formationen arrangierte, war das Label auf dem Markt recht erfolglos. Alexander gründete 1963 als Unterlabel Derby Records, das die eher einseitige Orientierung des Labels SAR auf Soul und Gospel ausgleichen sollte; bei Derby veröffentlichte etwa der Pianist, Organist und Sänger Billy Preston eine LP. Dennoch sahen sich Cooke und Alexander gezwungen, das Fortbestehen des Labels durch das Engagement eines Managers zu sichern. Ihre Wahl fiel auf Allen Klein, der später als Manager der Rolling Stones fungierte und auch eine Rolle in der Auflösungsphase der Beatles spielte. Klein war noch Student, als er die Geschicke von SAR Records in die Hand nahm. Alexander übernahm die Position des Präsidenten des von Klein neu gegründeten Labels Tracey Records, in dessen Geschäftsbereich auch das Label SAR wie der Verlag Kags fiel. Als Cooke 1964 ermordete wurde, verkaufte seine Witwe ihren ererbten Anteil an der Firma erst an zwei Produzenten, mit denen Sam Cooke bei RCA zusammengearbeitet hatte; diese wiederum gaben ihre Erwerbung an Klein ab. Klein seinerseits legte mit diesen Anteilen den Grundstein für seine 1964 gegründete Firma ↑ ABKCO, die später auch Rechte an den frühen Aufnahmen der Rolling Stones hielt. Das Label SAR Records beendete damit seine Tätigkeit. Literatur Guralnick, Peter: Sweet Soul Music – Rhythm and Blues and the Southern Dream of Freedom; New York 1999 ▪ Guralnick, Peter: Dream Boogie – The Triumph of Sam Cooke; New York 2005 ▬ Sattel, Bauteil an Saiteninstrumenten wie etwa Violine, Kontrabass, Mandoline, Gitarre, elektrische Gitarre; der Sattel sitzt unmittelbar vor dem Wirbelkasten beziehungsweise der Kopfplatte quer im Hals. Über den Sattel laufen alle Saiten, lediglich bei Instrumenten mit Bordunsaiten wie etwa Theorbe und theorbierte Laute sind diese davon ausgenommen. Der Sattel ist einer der zwei Punkte, auf denen die Saiten aufliegen; der zweite ist der Steg, bzw. die Brücke. Die Länge der schwingenden Saite und damit die Mensur ergibt sich aus der Entfernung dieser beiden Punkte. Der Sattel ist bei bundierten Instrumenten etwas höher als ein normaler Bund. Mitunter sitzt unmittelbar vor dem Sattel ein ↑ Nullbund. Sättel werden aus Hartholz – häufig Ebenholz –, Bein (Knochen vom Rind), Kunststoff oder Metall, dann meist Messing, hergestellt. In den Sattel sind kleine Kerben geschnitten, in denen die Saiten liegen. Diese Kerben müssen es einerseits erlauben, die Saite zu stimmen, dürfen also die Saiten nicht zu fest halten, müssen anderseits aber so »schwergängig« sein, dass normales Spiel nicht zu schnell zur Verstimmung des Instrumentes führt. Bei elektrischen Gitarren, in die ein Vibrato-System eingebaut ist, werden bei bestimmten Systemen die Saiten durch ein auf dem Sattel und den Saiten aufliegendes Metallstück festgeklemmt. Eine besondere Form des Sattels sind die bei elektrischen Gitarren mitunter eingesetzten ↑ Rollsattel. In der englischen Literatur wird der Steg beziehungsweise der in den jeweiligen Saitenhalter integrierte Steg als »saddle« bezeichnet, das Bauteil dagegen, das im Deutschen Sattel heißt, mit Nut, englisch für »Nuss«. ▬ Saxello, Sopransaxophon in B oder C, dessen Schallstück – demjenigen der tieferen Saxophone ähnlich – nach oben gebogen ist; der Klang ist dünner als beim Sopransaxophon. 681 Saxophone Das Saxello wurde zuerst ab etwa 1924 von der N. H. White Company unter der Bezeichnung King Saxello gebaut. Das Instrument wird im Jazzrock verwendet, besonders von Elton Dean (ehemals bei Soft Machine), im Jazz von Roland Kirk. In der Regel wird das Saxello heute Sopranino-Saxophon genannt. Diskografie Elton Dean: – (1971) ▪ Elton Dean: Elton Dean’s Ninesense (1976) ▬ Saxophone, auch Saxofone, Aerophone (Holzblasinstrumente, Einfachrohrblatt-Instrumente); zwischen 1838 und 1842 von dem französischen Instrumentenbauer Adolphe Sax entwickelte Familie von Rohrblattinstrumenten aus Metall; die Familie wurde etwa 1850 von Sax mit dem Bau des Sopranino-Saxophons abgeschlossen. Dennoch kam später noch das Subkontrabass-Saxophon hinzu. Für seine Entwicklung hatte Sax 1846 ein französisches Patent erhalten. Das Saxophon entstand aus der Überlegung, ein Bassinstrument zu entwickeln, das die Nachteile der Ophikleïde nicht aufweisen und diese ersetzen sollte. Sax setzte auf das Instrument – ein Klappenhorn mit konischer Bohrung – ein Klarinettenmundstück und fertigte zunächst ein Bass- und ein Baritoninstrument. Zu dieser Zeit nahm er noch keine größeren Änderungen an der Form der Ophikleïde vor. Tatsächlich ist es bei Saxophonen, insbesondere Sopran- und Tenorsaxophon, möglich, deren Einfachrohrblatt gegen ein Kesselmundstück (Trompete respektive Tenorposaune) auszutauschen. Die spätere Form – vom Altsaxophon an abwärts – mit den jeweils charakteristischen S-Bögen und der nach oben geführten und nach vorn abgewinkelten Stürze hat einige historische Vorläufer, so bei Zinken und Klarinetten. Auch die Idee von Sax, ein Instrument mit konischer Bohrung mit einem Einfachrohrblatt zu versehen, hatte es seit 1800 bereits gegeben, so von dem Londoner Instrumenten- 682 bauer James Wood, der um 1800 Oboen und Fagotte mit einem Einfachrohrblatt gebaut hatte. Sax legte bald eine ganze Familie an, in der Sopran-, Alt-, Tenor-, Bariton- und Basssaxophon die Kerngruppe bildeten. Später traten das Sopranino und das noch höhere Soprillo, andererseits das Kontrabass- und das Subbasssaxophon hinzu. Als das beliebteste Saxophon kann das Altsaxophon gelten, zumal es zum Erlernen des Instrumentes überhaupt das aufgrund seiner Größe und Eigenschaften geeignete ist. Sax baute die Familie in zwei Linien: Für den Einsatz im Orchester Instrumente in F und C, für Militärkapellen in B und Es. Da das Saxophon als Neuentwicklung zunächst von den Komponisten eher mehr als weniger ignoriert wurde, fand es keinen festen Platz im Orchester. Dies hatte zur Folge, dass die F/C-Linie bis auf zwei Vertreter wieder verschwand – lediglich das so genannte Mezzsopran-Saxophon in F, ein Instrument in Altlage, und das so genannte Melody-Saxophon, ein Tenorsaxophon blieben übrig; letzteres wurde noch bis in die 1950er-Jahre gebaut. Die B/Es-Linie hingegen konnte schnell zunächst in die französische Militärmusik, später auch in die anderer Länder integriert werden und kam über diesen Weg auch in den Jazz, die eigentliche Domäne der Saxophone. Über die Swing-Big-Bands der 1930er- und 1940er-Jahre schließlich fand das Instrument auch eine endgültige Heimat in den Tanzorchestern, in denen es schon seit den 1920er-Jahren verwendet wurde. Saxophone werden wie Blechblasinstrumente zumeist aus Messingblech gebaut, es gibt aber auch Instrumente aus Kupfer und Neusilber, angeblich auch aus Silber. Messing wird mitunter vernickelt, auch versilbert oder vergoldet, oft mit einem Goldlack überzogen. Eine Besonderheit stellen die S-Bögen dar, die es in großer Vielfalt gibt, wobei unterschiedliche Materialien und vor allem Materialstärken zum Einsatz kommen. Von etwa 1950 bis 1967 baute der in England lebende Saxophonbauer italienischer Abstammung Ettore Sommaruga Saxophone, deren Korpus aus eingefärbtem Acryl- Saxophone Kunststoff bestand. Die unter dem Namen Grafton Acrylic Saxophones bekannt gewordenen Instrumente konnten sich zwar nicht behaupten, doch spielten etwa die Jazzsaxophonisten Charlie Parker und Ornette Coleman eine Zeit lang Altsaxophone dieser Bauart. Das Mundstück für das Saxophon übernahm Sax von der Klarinette, doch wurde – und wird – mit dem Mundstück von vielen Saxophonisten experimentiert, hat seine Gestaltung doch die größten Auswirkungen auf den Klang. Es gibt Mundstücke aus Kautschuk, Kunststoff und Metall, jeweils mit Bahnen – also dem eigentlichen Luftkanal – von unterschiedlichen Abmessungen hinsichtlich Länge, Breite und Tiefe. Auch das Holzblatt kann durch Blätter aus Kunststoff oder Metall ersetzt werden. Die Blätter werden mit einer Blattschraube, Ligatur genannt, auf dem Mundstück befestigt. Die Spielmechanik des Saxophones entspricht der der Klarinette in B nach dem Boehm-System, so dass Saxophonisten sowohl mit der Klarinette als auch mit der Querflöte umgehen können. Die Tonlöcher im Korpus des Saxophons werden von Metallklappen abgedeckt, die meistens zur Abdichtung mit Filz unterlegten Lederpolstern versehen sind. Unter anderem an der Qualität der Polster, für die auch andere Materialien verwendet werden, ist die Qualität eines Saxophones ablesbar. Da die Röhre des Saxophons einen konischen Verlauf aufweist, überbläst es nicht wie die Klarinette in die Duodezime, sondern wie andere Holzblasinstrumente (Querflöte) mit konischem Verlauf der Röhre in die Oktave. Sax stufte die Stimmungen seiner Instrumente in Quart- und Quintabständen ab: Dem Sopransaxophon folgt das eine Quart tiefer stehende Altsaxophon, diesem das eine Quint tiefere Tenorsaxophon und so weiter. Spätere Instrumente wie das Sopranino wurden eingereiht. Die Instrumente transponieren, klingen also anders als notiert. Der Tonumfang der einzelnen Instrumente reicht klingend beim Kontrabasssaxophon von 1 Des bis ges, beim Basssaxophon von 1 As bis des1, beim Bari- tonsaxophon von Des bis as1, beim Tenorsaxophon von As bis es2, beim Altsaxophon von des bis as2, beim Sopransaxophon von as bis es3 und beim Sopranino von des1 bis ges3 ; manche Baritonsaxophone haben eine besondere Klappe, die den Umfang nach unten um einen Halbton, dann auf 1 C, erweitert. Obwohl die Entwicklung des Saxophones direkt in die Zeit der Entwicklung des klassisch-romantisch geprägten Orchester hin zum Orchester der Spätromantik fiel und für neue Klangfarben eigentlich breiter Raum gegeben war, und obwohl sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts namhafte Komponisten wie etwa Hector Berlioz sich für die Integration des Instrumentes in das Orchester bemühten, fasste es nie wirklich Fuß in dem traditionellen Klangkörper. Zwei Gründe mögen die Ursache erhellen: Zum einen sein ebenso eigenständiger Klang wie seine mögliche Lautstärke – die weit über der jedes anderen Holzblasinstrumentes liegt und mit der von Blechblasinstrumenten gleich zieht – wie sein Erfolg in den Kapellen des Militärs, nicht nur in Frankreich. Dennoch sind seit Mitte des 19. Jahrhunderts innerhalb der traditionellen Kunstmusik Europas zahlreiche Kompositionen entstanden, die dem Instrument einen Platz in der Kunstmusik einräumen und seinen Möglichkeiten gerecht werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg bildete sich mit dem Saxophon-Quartett – meist mit Sopran-, Alt-, Tenor- und Baritonsaxophon besetzt – immerhin eine Ensembleform heraus, die innerhalb der traditionellen Kunstmusik durchaus inspirativ wirkte und wirkt – und nicht zuletzt viele ambitionierte Amateurmusiker anzieht. Die eigentliche Heimat aber fand das Saxophon – nicht zuletzt Dank der amerikanischen Militärkapellen – im Jazz, wenn auch nicht auf Anhieb. In den 1930-er Jahren bildete es innerhalb der Big Bands mit meist zwei Altsaxophonen, zwei Tenorsaxophonen und einem Baritonsaxophon die Reed Section, das eigentliche Rückgrat jeder Big Band. Die Emanzipation als Solo-Instrument leitete spätestens Coleman Hawkins ein, es folgten Charlie 683 Scanner Parker und John Coltrane, dann Ornette Coleman, die dem Saxophon zu einer gleichberechtigten Stellung neben der Trompete verhalfen. Die früheren Nachteile – Lautstärke und eigenständiger Klang – kehrten sich zu Vorteilen um, in der klassischen Combo des Bebop steht das Saxophon gleichberechtigt neben der Trompete und repräsentiert die Holzblasinstrumente – eine Rolle, die die leisere Klarinette nicht mehr füllen konnte. Über den Jazz kam das Tenorsaxophon in den Rhythm and Blues – noch Coltrane hatte in Earl Bostics Combo gespielt –, und war im Rock’n’Roll das letzte Blasinstrumente überhaupt, das gegen die elektrisch verstärkten Gitarren ankam. Bis Anfang der 1960er-Jahre, als Beat das Saxophon überflüssig machte und nach 1965 die Verstärkerleistungen Werte erreicht hatten, die nur noch von elektrischen Instrumenten einigermaßen beherrscht werden konnten. Anfang der 1970er-Jahre war indes die Studiotechnik so weit entwickelt, dass das Instrument im Ensemble – etwa bei Soul-Bands oder bei Brass-Rock-Bands wie Blood, Sweat & Tears oder Chicago – oder durch direkte elektrische Abnahme wieder das Interesse von Musikern wie Publikum auf sich zog. So haben im Laufe des 20. Jahrhunderts viele Solisten dem Instrument zu seiner heutigen Anerkennung verholfen, von Sydney Bechet bis Coleman Hawkins, von John Coltrane zu Ornette Coleman, von Wayne Shorter zu David Sanborn, von Andy Mackay zu Maceo Parker. ▬ Scanner, von englisch scan für »absuchen«, Lichttechnik, Projektionsscheinwerfer, dessen Lichtstrahl von einer zentralen Einrichtung aus gesteuert werden kann. Der Scheinwerfer befindet sich in einem quaderförmigen Gehäuse, an dem ein Haltebügel zur groben Ausrichtung des Gerätes befestigt ist. Über eine Linsenoptik wird der Lichtstrahl auf einen Spiegel gelenkt, der in einer vor der Optik angebrachten 684 Halterung sitzt. Der Spiegel ist beweglich gelagert und kann von zwei kleinen Elektromotoren über zwei Achsen bewegt werden. Die Bewegungen werden dabei immer von einem Licht-Controller aus gesteuert; zur Steuerung kommt die ↑ DMX-Technik zur Anwendung. Die Bewegungen – Art und Dauer – können programmiert werden. In die Projektoren können weitere Lichteffekte, etwa Farbfilter und ↑ Gobos eingebaut sein. Natürlich muss beim Aufhängen eines Scanners beachtet werden, dass der Strahl vom Spiegel abgelenkt wird und erst dann auf die gewünschte Projektionsfläche treffen kann. ▬ Scat, englisch, auf Improvisation beruhende Gesangstechnik, bei der statt sinnvoller Texte lediglich Silben verwendet werden; die Gesangstechnik wurde im Jazz entwickelt. Das Wort, dessen Herkunft unbekannt ist, wird als Verb wie als Substantiv gebraucht. Beim Scat wird die menschliche Stimme als Instrument genutzt, das heißt, dass die Sängerin oder der Sänger die Tongebung eines Instrumentes nachahmt. Texte wären dabei hinderlich, so dass Silben, die sich stets aus einem Konsonant und einem Vokal zusammensetzen aneinandergereiht werden. Die Entstehung des Scat-Gesangs liegt im Dunkeln, doch wurde diese Art der Vokalimprovisation – die ihren Ursprung möglicherweise in den religiösen Liedern der Schwarzen des 19. Jahrhunderts hat – in den 1920er-Jahren einem größeren Publikum bekannt. Im Bebop war der Scat auch bei manchen Instrumentalisten besonders beliebt, so etwa bei dem Trompeter Dizzy Gillespie. Als Virtuosen des Scats gelten Louis Armstrong, Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan und Betty Carter. Die Sänger Al Jarreau und Bobby McFerrin entwickeln viele ihrer Vokalarrangements aus dem Scat. Scat ist für sich genommen kein eigenes Genre und als Technik in jeder Musik möglich. So finden sich hier und da auch Scat-Passagen in Rockmusik etwa Schallplatte schon bei Little Richard, dessen a-wopbop-a-loobop-a-lop-bam-boom in seinem Song »Tutti Frutti« (1955) vielen ein Beispiel der Sprachlosigkeit des Rock’n’Roll bot, tatsächlich aber ein Nachklang des Scats war. Auch The Small Faces (»Lazy Sunday Afternoon«, 1968) und The Monkees (»Randy Scouse Git/Alternate Title«, 1967) griffen auf Scat zurück, allerdings in ironischer Absicht. Der Gitarrist George Wadenius sang während seiner Zeit bei Blood, Seat & Tears häufig ↑ unisono zu seinen GitarrenSoli in Scat-Manier. In jüngerer Zeit gab es einige wenige Beispiele auch etwa im RnB, zu hören etwa in dem Song »Breakfast in Bed« der britischen Sängerin Rox. Diskografie Little Richard: Tutti Frutti (1955; Single) ▪ The Monkees: Randy Scouse Git/Alternate Titel (1967; Single) ▪ The Small Faces: Lazy Sunday Afternoon (1968; Single) ▪ Blood, Sweat & Tears: New Blood (1972; Mayden Voyage) ▪ Rox: Memories (2010) ▬ Schallplatte, englisch: record, auch disc oder disk, flache, kreisrunde Scheibe aus Kunststoffen wie Polyvinylchlorid (PVC), Polystyrol, Vinilyd oder – früher – aus Schellack, von unterschiedlichem Durchmesser (30, 25 und 17 cm bzw. 12, 10 und 7 inch). Die eng spiralförmig verlaufenden Rillen auf der Oberfläche enthalten Schallaufzeichnungen. Eine Schallplatte entsteht, in groben Zügen wiedergegeben, wie folgt: Ein wie der Tonarm eines Plattenspielers seitlich geführter Schneidstichel graviert bei gleichmäßiger Umdrehungszahl Schallrillen in das Material einer Lackplatte ein; die Tonfrequenzspannungen des Masterbandes werden dabei von einem Verstärker so weit verstärkt, dass sie den Schneidstichel, der quasi statt eines Lautsprechers an den Verstärker angeschlossen ist, zu entsprechenden Bewegungen veranlassen. Die hierbei entstehenden Wellungen der Rille entsprechen der Amplitude sowie der Frequenz der jeweils zugeführten Tonspannung – allerdings in einer verzerr- ten Form. Um nämlich Platz auf dem Kunststoffträger zu sparen, werden die Bässe des Signals stark abgesenkt. Dies geschieht nicht nach Gutdünken, sondern nach einer von der RIAA (Recording Industry Association of America) vorgegebenen Norm. Bei der Wiedergabe muss diese Verzerrung durch geeignete Filter wieder rückgängig gemacht werden. Im Laufe der Geschichte der Schallplatte kamen verschiedene Methoden des Schneidens zur Anwendung: Das von Edison in Zusammenarbeit mit der Firma Pathé entwickelte Tiefenschrift-Verfahren, die von Emil Berliner vorgestellte Seitenschrift, die von Alan Blumlein 1930 präsentierte Flankenschrift, mit der es möglich war, Stereoplatten zu schneiden, die auch von Mono-Tonabnehmern abgetastet werden konnten und das von Eduard Rhein erdachte Füllschriftverfahren, bei dem der Platz auf der Platte entsprechend der Amplitude des Signals variiert. Eine Rille vereinigt dabei zwei Aufzeichnungen in einer komplexen Gesamtbewegung, in dem die innere Rillenwand bei Stereoaufzeichnungen den linken Kanal, die äußere Wand hingegen den rechten Kanal repräsentiert. Von der auf diese Weise hergestellten Platte wird eine so genannte »Vaterplatte« (Negativ) angefertigt, indem die Oberfläche der Urplatte zunächst mit einer elektrisch leitenden Schicht, sodann – auf galvanischem Wege – mit einem Kupferüberzug versehen wird. Beim Direct Metal Mastering (DMM), eingeführt von der Firma ↑ Teldec, wird der Schnitt in die Lackfolie umgangen und gleich in eine Kupferplatte geschnitten; dieses Verfahren wurde schließlich von den meisten Schallplattenherstellern übernommen. Aufgrund der Verringerung der Arbeitsschritte hat das DMM-Verfahren vor allem in Bezug auf die Erhaltung der hohen Frequenzen Vorteile. Von der Metallplatte wird erneut eine Positivplatte abgezogen – die so genannte »Mutterplatte«, um die Urplatte zu schonen. Erst eine nochmals hergestellte Negativplatte – die »Sohnplatte« – wird zur Pressung der in den Handel kommenden Platten 685 Schallplatte verwendet. Infolge der Zeugung von Enkel- und Urenkelplatten sowie der daraus resultierenden weitgehenden Wertverminderung der Platten nach ein paar tausend Pressvorgängen, treten erhebliche Qualitätsunterschiede der Pressung unter ein und derselben Fabrikationsnummer auf. Besonders früher war es berechtigt, wenn Sammler von US-amerikanischen Platten aus den USA stammende Pressungen gegenüber bundesdeutschen oder holländischen bevorzugten. Auch die Plattenstärke hat einen Einfluss auf die Wiedergabequalität. Die unterste mögliche Grenze hatte man in diesem Fall Mitte der 1970er-Jahre infolge der Ölkrise erreicht; Platten aus dieser Zeit sind wegen des damals tatsächlich herrschenden oder befürchteten Rohstoffmangels sehr dünn und daher leicht. Hochwertige Schallplatten wiegen bis zu 180 Gramm. Man unterscheidet zwischen Mono- und Stereoplatten; »verträglich« (combatible) nannte man in der Frühzeit der Stereotechnik jene Stereoplatten, die auch mono abspielbar sind. Noch bis Ende der 1960erJahre wurden von manchen Rockplatten sowohl Mono- als auch Stereofassungen hergestellt, beispielsweise von den meisten Singles der Beatles. Stereophonie wurde spätestens Mitte der 1960erJahre die Regel, lediglich zu Zeiten des Punk-Rock gab es vereinzelt Mono-Platten in einer zuweilen erbärmlichen Klangqualität – zur Freude der einer entwickelten Technik wie differenzierten Klangwiedergabe überdrüssigen Fans. Schallplatten mit einem Durchmesser von 30,48 cm und einer Drehgeschwindigkeit von 33 1/3 U/min heißen Langspielplatten (LP) bzw. mit einer Drehgeschwindigkeit von 45 U/min 12-inch-Singles oder Maxi-Singles; Platten mit einem Durchmesser von 25,4 cm und einer Drehgeschwindigkeit von 45 U/min heißen 10-inch-Singles (die Laufgeschwindigkeit von 78 U/min ist nicht mehr gebräuchlich); Platten mit einem Durchmesser von 17,78 cm (7 inch) werden Singles genannt bzw. – wenn sie mehr als ein Stück pro Seite enthalten – Extended Players oder auch nur Extended Play (EP). Eine Besonderheit im Rockbereich stellt die LP «Wow« von Moby 686 Grape (1968) dar, bei der vor einem Stück von 33 1/3 U/min auf 78 U/min umgeschaltet werden muss – ein Gimmick ohne einsehbaren Grund. Kein Gimmick dagegen waren die vom amerikanischen Rundfunk bis zur Einführung des Tonbandgerätes verwendeten Platten von 40 cm Durchmesser aus Metall, die ein einigermaßen aktuelles Hörfunkprogramm wie auch den Austausch von Audio-Beiträgen gewährleisteten; diese Platten sind Zeitdokumente von hohem Wert und deshalb von Sammlern sehr gesucht. Schallplatten bildeten das Herzstück der Rockmusik, in manchen Zeitabschnitten (Rock’n’Roll 1950er-Jahre, Punk 1970er-Jahre) Singles, in anderen die LP (Rock und Pop ab Mitte der 1960er-Jahre, Progressive Rock 1970er-Jahre). Sie sind die primären Zeugnisse, nach denen man auch die künstlerischen Leistungen einer Rockgruppe beurteilt. Nach der Markteinführung der Compact Disc sank der Verkaufsanteil der LPs stetig und schneller als erwartet; noch schneller sanken die Verkaufszahlen für Vinyl-Singles, doch erging es mit der flächendeckenden Verfügbarkeit des Internets mit der Möglichkeit des Downloads von Musikstücken der CD seit den 1990er-Jahren nicht anders. Thomas A. Edison verwendete für seinen 1877 erfundenen Phonograph keine runden Schallplatten, sondern Zylinder aus Hartwachs. Zehn Jahre später baute Emil Berliner das erste Grammophon, für dessen Nutzung die flache, runde Schallplatte notwendig war. Der Vorteil der flachen Platte lag darin, dass sie mit entsprechenden Werkzeugen gepresst, also sehr schnell in großen Auflagen hergestellt werden konnte; das war mit der Walze Edisons nicht möglich. Berliners System setzte sich schließlich durch, wurde aber stetig weiter entwickelt: Edison stellte bereits 1926 die Langspielplatte vor, die zunächst aber auf wenig Resonanz stieß. Die LP wurde dann in technisch verbesserter Form 1931 von der amerikanischen Firma RCA Victor präsentiert, konnte sich aber erst – abermals verbessert – nach dem Krieg ab 1948 durchsetzen. Auch die Abspielgeschwindigkeit wurde in diesen Jahren Schallplatte vereinheitlicht. In Deutschland leitete die Schallplattenfirma Deutsche Grammophon Gesellschaft 1951 die Markteinführung der LP ein. Ab 1956 waren in Deutschland die ersten Stereoplatten verfügbar – die Technik war bereits 1931 patentiert worden. An der Herstellung und Verteilung von Schallplatten sind viele Firmen beteiligt, oft sind diese aber unter einem Dach zusammengefasst. In gewisser Weise ähnelt das Schallplattengeschäft dem Buchhandel: Der Verlag ist in diesem Falle das so genannte Label – benannt nach dem Etikett in der Mitte von Schallplatten –, das Künstler unter Vertrag nimmt und bei der Auswahl nach dem jeweiligen programmatischen Schwerpunkt vorgeht. Stax Records beispielsweise veröffentlichte fast ausschließlich Platten mit Soul-Musik, ↑ Nuclear Blast Records nimmt nur Heavy-Metal-Rock in sein Programm; viele Labels sind allerdings weit eneiger wählerisch. Das Label vereinbart mit dem Vertragspartner die Dauer des Vertrags; oft gilt ein Vertrag für mehrere Veröffentlichungen, manchmal aber auch nur für eine einzige CD. Musiker oder Band produzieren die Platte entweder in einem dem Label gehörenden Studio oder buchen ein freies Studio. Produziert wird die Platte selten von den Musikern selbst, dagegen meist von einem bei dem Label fest angestellten oder einem freien Produzenten; die Entscheidungsgewalt über diese Frage hat meist das Label. Die fertige Produktion wird für den Verkauf aufbereitet. Dazu gehören Cover-Gestaltung und Konfektionierung; gerade in jüngerer Zeit wird ein Album – nunmehr handelt es sich um CDs –, in verschiedenen Ausstattungsvarianten hergestellt. Ein Vertrieb – auch dieser kann Teil der jeweiligen Firma sein, es gibt aber auch freie Vertriebe – übernimmt Lagerhaltung und Auslieferung an die Plattenläden. Die jeweilige Presseabteilung, die es allerdings nur bei größeren Labels gibt, übernimmt die Werbung sowie den Versand von Mustern an Rundfunksender; die Industrie nutzt hier inzwischen die Möglichkeiten des Internets, versendet also oft keine physischen Tonträger mehr, sonder stellt ihn akkreditierten Journalisten zum Download bereit. Auf Überlassung realer Tonträger besteht indes das Deutsche Musikarchiv, an das als Teil der Deutschen Bibliothek so genannte Pflichtexemplare einer jeden in der Bundesrepublik Deutschland veröffentlichten Schallplatte oder CD gegeben werden müssen. Große Schallplattenfirmen wie beispielsweise Universal oder Sony versammeln unter ihrem Dach eine Vielzahl von Labels mit zum Teil speziellen Programmen. Labels werden mitunter schnell gegründet, ausgebaut, wieder still gelegt oder verkauft; künstlerische Erwägungen spielen in den seltensten Fällen eine Rolle, sondern allemal geht es um den Handel mit und das Kanalisieren von Rechten. Musiker und Bands vergeben an SchallplattenLabels immer nur Nutzungsrechte; die von im Schallplattengeschäft Verantwortlichen stets im Munde geführten Urheberrechte können nicht veräußert werden. Die zwischen Urhebern – also Komponisten, Musikern und Bands – und dem Label geschlossenen Verträge beinhalten beinahe immer die exklusive Nutzung am Werk. Der Konsument in der Bundesrepublik Deutschland sieht sich einem der größten und reichhaltigsten Angebote an Tonträgern weltweit gegenüber; abgesehen von den USA und Japan werden in Deutschland die meisten Tonträger verkauft. Zum Hören der Schallplatten benötigt der SchallplattenKäufer aber nicht nur den Tonträger selbst, sondern auch Abspielgeräte. Im Laufe der Zeit folgte die technische Entwicklung von Abspielgeräten – vom Edison Phonographen bis zum HiFi-Plattenspieler mit USB-Schnittstelle – der Entwicklung der Schallplatte. Zuletzt waren Geräte üblich, die ein magnetisches Tonabnahmesystem besaßen, auf zwei Geschwindigkeiten (33 U/min, 45 U/min) eingestellt werden konnten und deren technische Ausführung keinen Raum mehr für Verbesserungen ließ. Für DJs wurde der Plattenspieler zum Handwerkszeug. Gab es früher eine regelrechte Industrie, die Plattenspieler herstellte, so sind es mittlerweile nur noch einige wenige Hersteller, die Plattenspie- 687 Schellenring ler im Angebot haben. Für die Verstärkung der vom Tonabnehmer des Plattenspielers gelieferten Tonspannung ist ein Verstärker notwendig, ebenso werden natürlich Lautsprecher oder Kopfhörer benötigt. Das Signal, das magnetische Tonabnehmersysteme liefern, muss in einem besonderen Entzerr-Vorverstärker entzerrt werden. War dieser Verstärker früher obligater Bestandteil von Stereoverstärkern, so muss er heute in aller Regel separat erworben werden. Früher übliche so genannte Kristall-Tonabnehmer benötigen keinen besonderen Entzerr-Vorverstärker. Schallplatten sind nach wie vor erhältlich, von vielen aktuellen Alben werden auch LPs gepresst. In manchen Musikstilen – House, Techno, Hiphop, Drum’n’Bass – werden sie von vielen DJs nach wie vor bevorzugt. Die Frage, ob Schallplatten »besser« klingen als digitale Tonträger, lässt sich nicht beantworten; mechanisch anfälliger ist die Schallplatte allemal und auch Frequenzbereich wie Dynamik sind gegenüber der CD kleiner. Das untrennbar mit dem Abspielen von Platten verbundene Knistern – herrührend von Staub und elektrischer Ladung – wurde in Zeiten digitaler Musikproduktion sogar zum künstlerischen Stilmittel, sollte aber als das gesehen werden, was es ist: ein störendes Geräusch. Die Schallplatte ist als Gegenstand längst selbst zum Forschungsobjekt geworden. Die entsprechende Zweigwissenschaft ist die Diskologie, die auf mehreren Feldern ihre Betätigungsmöglichkeiten findet: Geschichte des Mediums, Wirkung und Technik gehören dazu. Unerlässlich für die Wissenschaft ist die Zusammenarbeit mit Plattensammlern, die weniger Interesse an der Musik haben, als an dem Medium selbst und deshalb akribisch Platten sammeln, Matrizennummern entziffern, exotische Formate horten, Diskografien zusammenstellen und Label-Historien anfertigen. Die Geschichte der Schallplatte ist in jeder Hinsicht reich an Kuriositäten. Diskografie Moby Grape: Wow (1968) | Literatur Belz, Carl: The Story of Rock; New York/Evanston/San Fran- 688 cisco/London 1972 ▪ Schulz-Köhn, Dietrich: Die Schallplatte auf dem Weltmarkt; Berlin 1940 ▪ Gelatt, Roland: The Fabolous Phonograph 1877-1977; London 21977 ▪ Chapple, Steve/Garofalo, Reebee: Rock’n’Roll Is Here To Pay – The History And Politics Of The Music Industry; Chicago 1977; dt.: Wem gehört die Rockmusik?; Reinbek bei Hamburg 1980 ▪ Haas, Walter: Das Jahrhundert der Schallplatte; Bielefeld 1977 ▪ Denisoff, Serge: Solid Gold. The Popular Record Industry; Edison, N.J. 1975 ▪ Frith, Simon/Goodwin, Andrew: On Record; New York 1990 ▪ Fink, Michael: Inside The Music Bussiness; New York/London 1989 ▪ Krieg, Bernhard: Tonaufzeichnung analog. Mit Platte und Magnetband bis an die physikalischen Grenzen; Aachen 1989 ▪ Wonneberg, Frank: VinylLexikon – Wahrheit und Legende der Schallplatte. Fachbegriffe, Sammlerlatein und Praxistipps; Berlin 2000, 22007 ▪ Seliger, Berthold: Das Geschäft mit der Musik; Berlin 2013 ▬ Schellenring, auch Schellenreif, Schellenkranz oder Schellentrommel, Idiophon (Anschlagsidiophon, mittelbar), flacher, einer Trommelzarge ähnlicher Ring aus Holz, Metall oder Kunststoff, der als Träger mehrerer Paare von Schellen dient, die bei Bewegung des Ringes aneinander schlagen. Im täglichen Sprachgebrauch wird ein mit einem einzelnen Fell bespannter Schellenring oft als Tamburin bezeichnet. Die mitunter für den Schellenring verwendete Bezeichnung Tambourin ist falsch, da die Tambourin eine Röhrentrommel mit zwei Fellen und Schnarrsaite ist. In den etwa fünf bis sieben Zentimeter hohen Ring von 20 bis 25 Zentimetern Durchmesser sind längliche Schlitze eingesägt, in denen Metallscheiben paarweise befestigt sind. Die Metallscheiben können frei schwingen. Der Schellenring, der vor allem in der Rock- und Popmusik verwendet wird und auch zum Perkussionsinstrumentarium der lateinamerikanischen Musik gehört, wurde in jüngerer Zeit in Gestalt und Ausführung leicht verändert, nicht zuletzt unter dem Einfluss seines Gebrauchs Schlaginstrumente in der Popmusik. So wurde die runde Bauform zugunsten einer in etwa halbmondförmigen aufgegeben, dies, um das Instrument sicherer in der Hand halten zu können. Als Material für den Ring selbst wird neben Holz auch ein stabiler, oft farbiger Kunststoff verwendet. Mit Hilfe einer Befestigungsklammer kann eine Schellenring in ein Drum Set integriert werden Das Instrument wird zumeist geschüttelt oder aber rhythmisch abwechselnd geschüttelt und gegen die freie Hand geschlagen; im Rhythmus orientiert sich der Spieler dabei zumeist an der Achtelbewegung innerhalb des Vier-Viertel-Taktes. Der Klang des Schellenrings ist hell und selbst ohne Verstärkung äußerst durchsetzungsfähig. Die einfache Spielweise und der effektvolle, die Aufmerksamkeit auf sich ziehende Klang haben dem Instrument auch zu einem sicheren Platz in der Musikpädagogik und -therapie verholfen. Der Schellenring stammt aus Asien. In Europa wurde er im Mittelalter von Spielleuten verwendet, kam aber außer Gebrauch und wurde erst im 17. Jahrhundert wieder bekannter. Über den Umweg seines Einsatzes in Militärkapellen fand der Schellenring – dann meist als Schellentrommel – Eingang in die Kunstmusik, in der er für »spanisch« konnotierte Musik eingesetzt wird. So ist das Instrument in Georges Bizets Oper »Carmen« (1875), Maurice Ravels »Rhapsodie espagnole« (1907) und Manuel de Fallas »Der Dreispitz« (1919) zu hören. ▬ Schlagbrett, ↑ Pickguard ▬ Schlaginstrumente, Gruppe von Musikinstrumenten, bei denen durch Schlag auf das Material des Instrumentes ein Ton erzeugt werden kann (Idiophone, Membranophone, auch einige Chordophone), englisch: percussion instruments, französisch: instruments à percussion. Zwar kann im Prinzip durch Schlag auf jeden aus einer mehr oder weniger festen Substanz bestehenden Gegenstands ein auch musikalisch verwertbarer Ton erzeugt werden, doch zählen im engeren Sinne nur Gegenstände zu den Schlaginstrumenten, die für den Zweck des musikalischen Gebrauchs gebaut wurden. Der tonerzeugende Schlag kann auf verschiedene Weise erfolgen, nämlich unmittelbar – etwa durch die Hände des Instrumentalisten, durch Stäbe, Stöcke oder Schlägel – oder mittelbar durch Schlagkörper wie Klöppel (Glocken), Steinchen, Samenkörner und weitere mehr. Einige Schlaginstrumente bestehen aus zwei gleichen oder unterschiedlichen Teilen, die gegeneinander geschlagen werden. Neben den ungestimmten Schlaginstrumenten wie zum Beispiel Snare Drum oder Rasseln gibt es eine Reihe von Schlaginstrumenten, die gestimmt werden können, so etwa Pauken, Lithophone, Metallophone, Xylophone. Bei zahlreichen ungestimmten Schlaginstrumenten kann auf die Klangfarbe Einfluss genommen werden, so beispielsweise bei den meisten mit Fellen bespannten Trommeln, bei anderen aber auch durch die Auswahl der Größe, so beispielsweise dem Holzblock. Einige Schlaginstrumente können auch auf andere Weise als durch Schläge zum Schwingen gebracht, werden, so beispielsweise Becken und Platten von ↑ Vibraphonen (Metallophone), die mit einem Violinbogen gestrichen werden. Diese Instrumente werden dadurch nicht zu Streichinstrumenten, wie auch andere Instrumente durch Schläge auf deren Korpus nicht zu Schlaginstrumenten werden. Schlaginstrumente gehören zu den ältesten Musikinstrumenten, wenn ihre Aufgabe auch ursprünglich nicht im musikalischen Bereich lag, sondern sie als Signal-, Warn- oder auch Drohinstrumente genutzt wurden. So erfüllen Schlaginstrumente in der Musik verschiedene Aufgaben: Sie werden für Effekte eingesetzt – etwa zur Nachahmung von Donner – oder zur Akzentuierung eines dynamischen Verlaufs. In Jazz, Rock und verwandter Musik dienen sie einerseits zur Darstellung des Metrums, an- 689 Schlagzeug dererseits geben sie mittels Rhythmuswechsel und Wechsel der Spielweise Aufschluss über die Form der jeweiligen Komposition. Literatur Montagu, Jeremy: Timpani & Percussion; New Haven/London 2002 ▬ Schlagzeug, auch Drums, Drum Set oder Drum Kit, seltener ↑ Trap Set genannt, Zusammenstellung verschiedener Idiophone (Schlaginstrumente, Membranophone) und Becken (Schlaginstrumente, Metallophone), vor allem in Jazz und Rock gebräuchlich, vereinzelt auch in der traditionellen Kunstmusik; das Schlagzeug entwickelte sich aus dem Schlagwerk der Militärmusik. Im einfachsten Fall, etwa im Rockabilly, kann das Schlagzeug lediglich aus einer Snare Drum und einem Becken bestehen; auf der anderen Seite stellen manche Schlagzeuger – beispielsweise Carl Palmer, Cozy Powell, Mike Portnoy – Drum Sets imposanten Umfangs zusammen. So können zu einem Schlagzeug auch bis zu drei Bass Drums, mehrere Snare Drums, mehrere Tom-Toms, diverse Ride-, Crash- und China-Becken sowie eine Reihe weiterer Perkussioninstrumente jeglicher Art und Herkunft gehören. In jüngerer Zeit wurde dieses als »akustisch« bezeichnete Arsenal noch durch elektronische ↑ Pads erweitert, Trigger-Schlagflächen, mit deren Hilfe es möglich ist, jegliches akustische Ereignis als perkussives zu begreifen und in das Schlagzeugspiel zu integrieren. Als Standard-Aufbau eines Drum Sets hat sich eine Kombination von Trommeln und Becken erwiesen, wie sie etwa Ringo Starr, Schlagzeuger der ↑ Beatles, in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre durchgängig benutzte. Dazu gehören: eine ↑ ↑ Bass Drum, eine Snare Drum, drei Tom-Toms, eine High-Hat, ein Ride-Becken und wenigstens ein Crash-Becken. Ein zweiter Standard-Aufbau ist der von John Bonham, Schlagzeuger der britischen Band Led Zeppelin: Statt zweier Hänge-Toms verwendete er nur eines, 690 dafür aber ein zweites Stand-Tom-Tom. Die Bass Drum wird durch eine ↑ Fußmaschine angeschlagen; in jüngerer Zeit konnten sich hier auch Doppelpedale durchsetzen, mit deren Hilfe zwei Schlägel auf eine Bass Drum wirken. Ansonsten verwenden Schlagzeuger ↑ Stöcke (englisch: Drum sticks) aus Holz oder Metall, seltener auch Kunststoff, sowie ↑ Besen (englisch: brushes) aus Metall oder Kunststoff. In jüngerer Zeit sind auch so genannte Multi-Rods, ↑ Hot Rods oder nur Rods gebräuchlich geworden. Dabei handelt es sich um mehrere dünne Stöcke, die zu einem dickeren Bündel zusammengefasst werden; mit Rods ist ein grundsätzlich leiseres Spiel möglich. Die meisten Schlagzeuger stellen ihr Set zwar nach persönlichen Vorstellungen zusammen, doch haben sich einige als stilistisch bedingt herausgestellt. So bevorzugen Jazz-Schlagzeuger in der Regel Trommeln kleineren Durchmessers, Snare Drums mit eher flachen Kesseln und dünnere Becken. RockSchlagzeuger hingegen verwenden meist Trommeln mit relativ großen Kesseln und auch dickere Becken. Die Anforderungen an das Material sind enorm, so dass seit den 1960er-Jahren die so genannte Hardware der Drum Sets stetig verbessert und verstärkt wurde. Selbst für Anfänger gedachte Instrumente sind heute weitaus stabiler ausgeführt als noch die für professionelle Musiker vorgesehenen Sets der 1960er-Jahre. Es gibt zwar immer wieder Moden in der Zusammenstellung von Trommeln – so waren etwa in den 1970er- und 1980er-Jahren Tom-Toms mit sehr großen Kesseln ebenso beliebt wie tiefe Snare Drums aus Holz –, doch wählen Schlagzeuger ihr Instrument nach den Vorgaben des musikalischen Umfelds aus. Dabei spielen klischierte Klangvorstellungen natürlich eine gewisse Rolle. Nicht zu unterschätzen ist auch der Show-Wert eines größeren Schlagzeugaufbaus: Immer wieder kann man im Konzert Drummer beobachten, die nur einen Teil ihrer Schlaginstrumente nutzen. Obligat werden Schlagzeuge zumindest in Rock-Konzerten auf einem Podest aufgebaut – musikalische Gründe gibt Schneeball Records es dafür nicht. Literatur Hofmann, Siegfried: Das große Buch für Schlagzeug und Percussion; Bonn 1994 ▪ Bacon, Tony: Rock Hardware; Poole 1981 ▪ Nicholls, Geoff: The Drum Book – A History of the Rock Drum Kit; New York 1997, 22008 | Weblink http://www.drummerworld.com (Website mit Informationen über Schlagzeuger und deren Instrumente) ▬ Schmaltz, jiddisch-amerikanisch: shmalts, eigentlich ausgelassenes Hühnerfett, in übertragenem Sinn übertrieben gefühlvolle, aber auch sentimentale Musik, in jedem Fall abwertend gemeint; es gibt auch die Schreibweise Schmalz und das Adjektiv – etwa »schmalzige Musik« – wird stets ohne den Buchstaben t geschrieben. Der Zusammenhang zwischen dem Tierfett und Musik ergibt sich natürlich aus der weichen, beim Auslassen sogar triefenden Konsistenz des Fetts. Schmaltz kann in jeder Art von Musik auftreten und ist allemal ein Synonym für Kitsch: Gemeint ist immer das Unangemessene von Form und Ausführung gegenüber dem banalen Inhalt und das Verstärken von Sentiment. Das findet dann auch seinen Niederschlag in der Instrumentation bzw. in der Spielweise der Instrumente. Meist werden in als »schmalzig« empfundener Musik Streichinstrumente und als eher »sanftes« Instrument die Flöte verwendet. Welche Musik aber letzten Endes tatsächlich als Schmaltz gilt, ist der subjektiven Betrachtungsweise des jeweiligen Hörers überlassen. So ist Paul McCartneys Song »The Long And Winding Road« in der 1970 mit der LP »Let It Be« veröffentlichten Fassung Phil Spectors ohne jeden Zweifel Schmaltz, während er das in der 2003 veröffentlichten Urfassung nicht ist. Diskografie The Beatles: Let It Be (1970) ▪ The Beatles: Let It Be… Naked (2003) Schneeball Records, deutsches Schallplatten-Label, 1976 zunächst unter dem Namen Musikkooperative April in München gegründet; die Musikkooperative April war das erste Independent-Label Deutschlands, das von Musikern gegründet und betrieben wurde. Zu den Gründern zählten die Musiker der Rockbands Embryo, Sparifankal, Missus Beastley und Ton Steine Scherben sowie Julius Schittenhelm. Die Musiker wollten in eigener Regie ihre Platten produzieren, gestalten und vermarkten. Zunächst allerdings mussten sie sich mit dem amerikanischen Schallplatten-Konzern ↑ CBS auseinandersetzen, der unter dem Namen April Music einen kleinen Musikverlag betrieb und auf einer Namensänderung des neuen Labels bestand. Daraufhin erhielt das Label den Namen Schneeball Records. In der Anfangsphase des Label-Betriebs erhielten die Musiker auch finanzielle Unterstützung vom ↑ TrikontVerlag. Im Zentrum des Interesses der Musiker stand einerseits, unabhängig von den großen Firmen zu bleiben, andererseits, nicht um jeden Preis zu wachsen. So wurde der Satz »Schafft zwei, drei, viele Schneeballs« als Aufforderung an andere Musiker und Bands proklamiert, nicht sich an Schneeball Records zu wenden, sondern selbst Labels zu gründen, ein Ansinnen, das wenige Jahre später von diversen deutschen Punk- und New-Wave-Bands aufgegriffen und in die Tat umgesetzt wurde. Dennoch schlossen sich weitere Rockmusiker und -bands dem Label an, so dass sich der Vertrieb als zentrales Problem in der Vermarktung der Musik erwies. So entstand aus ersten Versuchen, einen unabhängigen Vertrieb zu gründen, der Vertrieb Energie für Alle (↑ EfA), aus dem sich wiederum der Indigo-Vertrieb abspaltete, der später den Vertrieb der Platten von Schneeball Records übernahm. Bei Schneeball sind einige bedeutende deutsche Rockbands von Anfang an vertreten gewesen, weitere kamen später hinzu, so neben den schon genannten Amon Düül II, Dissidenten & Karnataka College of Percussion, Captain Sperrmüll, Nikel’s 691 Schwarze Musik Spuk, Checkpoint Charlie, Munjo, Moira, Hammerfest, Chris Karrer und Ernst Jandl. Geleitet wird das Label von Othmar Schreckeneder. Literatur Biegert, Claus: Die Alternative: Platten selber machen und vertreiben, in: Gülden, Jörg/Humann, Klaus: Rock Session 1; Reinbek 1977; S. 221 ff. | Weblink http://www.schneeball-records.de (Website des deutschen Independent-Labels Schneeball-Records) ▬ Schwarze Musik, auch schwarze Musik, in Analogie für englisch: Black Music Bezeichnung für afroamerikanische Musik, also etwa Spiritual, Gospel, Blues, Rhythm’n’Blues, Jazz, Soul, Funk, Hiphop, Reggae und weitere mehr; durch den Begriff soll betont werden, dass es sich bei dieser Musik um eine kulturelle Leistung der auf dem amerikanischen Kontinent lebenden Menschen schwarzer Hautfarbe und deren aus Afrika verschleppten Vorfahren handelt. Der Begriff wurde vereinzelt schon vor 1960 angewendet, kam zu breiter Bedeutung in den 1960erJahren im Rahmen der Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner in den USA und sollte vor allem darauf hinweisen, dass die Afroamerikaner einen eigenen Beitrag zur amerikanischen, insbesondere zur US-amerikanischen Kultur geleistet haben, der Anerkennung verdient. Gerade diese war der afroamerikanischen Musik bis in die 1960er-Jahre versagt geblieben. Vor allem wurden die Ergebnisse der afroamerikanischen Kultur zwar auch für ein weißes Publikum nutzbar gemacht, die Urheber dieser Musik oft genug aber nicht als solche anerkannt. Wurde diese Musik früher noch als Race Music bezeichnet, so wurde später der weitgehend inhaltsleere Begriff Rhythm’n’Blues verwendet. Spätestens in den 1960er-Jahren wurde der Wert der kulturellen Leistung der Afroamerikaner zwar in weit stärkerem Maße anerkannt, der Begriff Schwarze Musik aber wurde zu einem Etikett, mit dem jede Musik versehen wurde, an der Schwarze in irgendeiner 692 Weise beteiligt waren. Übersehen wurde dabei mitunter, dass beispielsweise manch ein Soul-Titel von dem Song-Schreiber-Duo Leiber/Stoller, beide Weiße, stammte und die Stax-Begleitband Booker T. and the MGs zu gleichen Teilen aus schwarzen und weißen Musikern bestand. ▬ Schwarz-Esche, englisch/amerikanisch: Swamp Ash, Laubbaumart, zur Gattung der Eschen gehörig; das Holz des Baumes wird unter anderem im Musikinstrumentenbau verwendet. Der eine Höhe von bis zu 25 Metern erreichende Baum ist in Nordamerika beheimatet und kommt vor allem auf nassen Böden vor; der amerikanische Name Swamp Ash bezieht sich auf diese Vorkommen. Das Holz des Baumes ist leichter und weicher als das der anderen Eschenarten und wurde von der indigenen Bevölkerung als Material für Körbe verwendet; auch Fässer können aus dem Holz gebaut werden. Im Musikinstrumentenbau wird das Holz vor allem wegen seiner guten Resonanzeigenschaften für Vollholzkorpus (Solidbody) elektrischer Gitarren und elektrischer Bassgitarren verwendet, als Furnier gelegentlich auch im Trommelbau. ▬ Schwingung, Physik, Mechanik, durch äußere Einwirkung verursachte periodische Wellenbewegung, die durch Gegenkräfte zum Stillstand gebracht wird. Luftschwingungen sind mechanische Schwingungen, die Druckänderungen hervorrufen und auch eine (minimale) Wärme erzeugen. Die Grundform einer Schwingung ist die Sinusschwingung, deren Dichte (Frequenz) und Intensität (Lautstärke) stark variabel ist, jedoch stets eine gleichmäßig hin und her pendelnde Bewegung bildet. Alle komplizierten Schwingungen, die in der akustischen Wirklichkeit die Regel sind, lassen sich als aus einfachen Sinusschwingungen zusammengesetzt begreifen (Fourier- Sequencer analyse). Unter dieser Voraussetzung lassen sich umgekehrt aus Sinusschwingungen andere Schwingungsformen synthetisieren, wie es mit einigen avancierten digitalen Synthesizern möglich ist (↑ ↑ Synclavier, Fairlight u. a.), in Grenzen aber schon mit der Hammond-Orgel. Bei der räumlichen Ausbreitung von Schwingungen entstehen Wellen. Ist die Schwingung eine zeitabhängige Zustandsänderung, so stellt sich die Welle als eine ortsabhängige Zustandsänderung dar. Wellen regen die benachbarte Materie ihrerseits zu Schwingungen an. Verlaufen diese quer zur Ausbreitungsrichtung der Wellen, so spricht man von Transversalwellen (z. B. Wasserwellen, die durch einen ins Wasser geworfenen Stein entstehen), im anderen Fall, so sie parallel zur Ausbreitungsrichtung verlaufen, von Longitudinalwellen. Die wichtigsten elementaren Schwingungsformen sind Sinus, Rechteck und Sägezahn, bezeichnet nach dem Bild, das eine entsprechende Tonspannung etwa auf dem Bildschirm eines Oszilloskops zeigt. Eine sinusförmige Schwingung hat keine Obertöne, sie kommt in der Natur nicht vor. Eine Rechteckschwingung besteht aus dem Grundton und aus ungeraden (dritten, fünften usw.) Teiltönen. Eine Sägezahnschwingung enthält neben allen Obertönen auch den Grundton. Die Kenntnis der verschiedenen Schwingungsformen und der daraus resultierende Klang sind für den Umgang mit Synthesizern unerlässlich. Effekt erzeugt, ist das Gerät tatsächlich mit Halbleitern (Transistoren, Integrated Circuits, Dioden) bestückt. Ibanez stellt den Tubescreamer in verschiedenen Ausführungen und unter verschiedenen Namen (TS-808, TS-5, TS-7, TS-9, TS-10) seit den 1970erJahren her. Die Effektschaltung ist in einem kleinen Metallgehäuse untergebracht und wird mit einem Fußschalter ein- und ausgeschaltet. Die Schaltung selbst besteht aus einem leicht zu übersteuernden Verstärker und einem nachgeschalteten einfachen Tiefpassfilter. Grad der Übersteuerung, Filterwirkung und Ausgangslautstärke werden mittels dreier Potentiometer geregelt. Vor einen Röhrenverstärker in den Signalweg eingefügt, wird bei aktivem Screamer die Vorstufe des Verstärkers stark übersteuert, wodurch einerseits die gewünschte Verzerrung hervorgerufen, andererseits auch die Lautstärke des Verstärkers erheblich gesteigert wird. Der Verzerrer liefert selbst schon ein verzerrtes Signal, doch ist dies für die meisten Gitarristen uninteressant. Der Tubescreamer gilt als Standardgerät seiner Art und wurde etwa von den Gitarristen Carlos Santana und Stevie Ray Vaughan verwendet, wie das Gerät überhaupt bei Blues- und Bluesrockgitarristen sehr beliebt ist. Dem Vorbild folgend, sind auch die Verzerrer anderer Firmen ähnlich gebaut wie der Tube Screamer. Literatur Stauder, Wilhelm: Einführung in die Akustik; Wilhelmshaven 1976 ▪ Pierce, John R.: Klang. Musik mit den Ohren der Physik; Heidelberg 1985 ▪ Diverse: Die Physik der Musikinstrumente; Heidelberg 1988 Sequencer, auch Sequenzer, Einrichtung, die es ermöglicht, programmierte Tonfolgen automatisch von einem Synthesizer oder anderen MIDI-kompatiblen Klangerzeugern spielen zu lassen. Grundsätzlich werden sogenannte Hardware-Sequencer von den Software-Sequencern unterschieden. 1. Hardware Sequencer. Vor allem in der Anfangszeit der Synthesizer kam bei vielen Musikern der Wunsch auf, den Synthesizer zu veranlassen, ständig wiederkehrende Tonfolgen, beispielsweise Riffs, automatisch zu produzieren. So erzeugten die ersten Sequencer eine mit Hilfe von Potentiometern ▬ Screamer, Bezeichnung für ein Effektgerät für elektrische Gitarren; sie geht auf den Tube Screamer, einen Verzerrer der japanischen Firma ↑ Ibanez, zurück. Obwohl der Namen suggeriert, dass es sich um einen Verzerrer handelt, in dem eine Röhre den ▬ 693 Sessionmusiker programmierbare Folge von Steuerspannungen, mit deren Hilfe die einzelnen Module eines Synthesizers gesteuert werden konnten. Wenn für den Sequencer etwa ein Oszillator und ein Filter reserviert wurden, so konnte man mit den verbleibenden Oszillatoren der Sequencerstimme eine weitere hinzufügen. Auf diese Weise ließ sich die monophone Auslegung der frühen Synthesizer umgehen. Zwar avancierten die Hardware-Sequencer, in die bald Halbleiterspeicher eingebaut wurden, zu ausgeklügelten Automaten, die große Mengen von Daten speichern konnten, doch waren dem Konzept Grenzen gesetzt. Vor allem die Programmierung dieser Sequencer ist ein recht abstrakter, fehleranfälliger Vorgang, der zudem viel Zeit in Anspruch nimmt, so dass Hardware-Sequencer im Laufe der 1980er-Jahre beinahe völlig von den Software-Sequencern verdrängt wurden. Lediglich in sogenannten Workstations konnten sie ihre Stellung behaupten; auch in Rhythmus Boxen und Drum Computern kommen spezielle Sequencer zum Einsatz. 2. Software Sequencer. Die schnelle Verbreitung der Computer-Technik, die zu leistungsfähigen und preisgünstigen Geräten führte, sowie die MIDITechnik ermöglichten die Entwicklung von Computer-Programmen, die die Aufgaben eines Sequencers übernehmen konnten. Die Anwendung dieser Programme geschieht analog der einer Tobandmaschine: Dem Musiker steht eine Vielzahl von Spuren zu Verfügung, auf denen er festlegen kann, wann sein angeschlossenes MIDI-Keyboard welchen Ton mit welchem Klang in einer ebenso zu bestimmenden Lautstärke spielen soll. Software Sequencer können auch mit MIDI ausgerüstete Drum Computer und Effektgeräte steuern. Für Homerecording wie für Hard Disk Recording sind Software Sequencer wichtige Hilfsmittel geworden, zumal in jüngerer Zeit nicht nur MIDI-Spuren aufgezeichnet werden können, sondern auch Audio-Spuren. Moderne Software Sequencer, dann ↑ Digital Audio Workstation genannt, funktionieren darüberhinaus als Host, in den der Anwender Software-Instru- 694 mente und Klangbearbeitungs-Programme einbauen kann. ▬ Sessionmusiker, zusammengesetzt aus englisch session für »Sitzung« und Musiker, Instrumentalist oder Sänger, der nicht fest zu einer Gruppe gehört, sondern lediglich für eine Aufnahmesession oder auch ein oder mehrere Konzertauftritte engagiert wurde; es gibt aber auch Sessionmusiker, die überhaupt nicht im Konzert auftreten. Musiker, die beispielsweise für die musikalische Begleitung von Theateraufführungen verpflichtet wurden, können ebenfalls als Sessionmusiker bezeichnet werden. Sessionmusiker werden häufig engagiert, wenn ein bestimmtes Instrument entweder überhaupt nicht zur normalen Besetzung einer Band gehört oder aber ein Bandmitglied nicht über das erforderliche instrumentale Können verfügt. Ursprünglich war ein Sessionmusiker ein Musiker, der an Jamsessions teilnahm, doch ist der Begriff inzwischen synonym zu Studiomusiker zu verstehen. In der Regel wird ein Sessionmusiker wegen seines instrumentalen Könnens gebucht, nicht aber, um eigene Vorstellungen zu verfolgen; die meisten Sessionmusiker entwickeln allerdings auch keine derartigen Ambitionen. ▬ Set, englisch für »Zusammenstellung«, Bezeichnung für einen Abschnitt innerhalb eines mehrstündigen Auftritts einer Rockband. Die Einteilung rührt aus der Verwendung von Rockmusik als Tanzmusik her, als Rockbands, um sich und Tänzern Ruhepausen einzuräumen, einen abendlichen Auftritt in mehrere Sets aufteilten. Vor allem in kleineren Clubs werden Auftritte immer noch in wenigstens zwei Sets und eine Zugabe aufgeteilt. Die Pause zwischen den Sets kann 30 bis 60 Minuten dauern. Shaker Setlist, zusammengesetzt aus englisch set für »Zusammenstellung« und list für »Liste«, Liste, auf der die Kompositionen vermerkt sind, die ein Musiker oder eine Band im Rahmen eines Konzertes vortragen wollen. Setlists sind in Jazz und Rock das, was in der traditionellen Kunstmusik Konzertprogramme sind. Im Bereich der Kunstmusik legen ausführende Künstler lange vor Konzert oder Tournee fest, welche Werke sie aufführen wollen, während Rock- und Jazzmusiker mitunter erst unmittelbar vor dem Konzert verabreden, welche Stücke sie spielen wollen. Der Konzertbesucher weiß in der Regel also nicht, mit welchen Stücken er zu rechnen hat, erst recht nicht, in welcher Reihenfolge sie gespielt werden. Etablierte und populäre Musiker und Bands, die ihre Tournee monatelang akribisch planen, legen ihre Setlists allerdings allein schon wegen des immensen Einsatzes von Licht- und Tontechnik natürlich schon sehr früh im Planungsstadium fest, zumal die Songs gerade aktueller CDs berücksichtigt werden müssen. Im Allgemeinen geben sie ihre Programme aber selbst dann nicht vorher bekannt. In der Regel können diese Musiker ihre Setlist während des Konzerts nicht spontan ändern – Licht- und Tonregie wären darauf nicht vorbereitet. Bands dagegen, deren Auftritte nicht bis ins Detail geplant sind, wählen für jedes Konzert aus einem Pool von möglichen und vorbereiteten Kompositionen aus, immer auch mit Rücksicht auf eventuell vorangegangene Veröffentlichungen. Die Setlists können sich also von Konzert zu Konzert gleichen, doch sind Umstellungen und kleine Veränderungen immer möglich. In Bands bekommt jeder Musiker eine Setlist, die dann an den Mikrofonständer geklebt oder einfach auf den Boden gelegt wird. Als Sammelobjekte sind Setlists besonders dann gefragt, wenn sie handschriftlich angefertigt wurden. Für Tribute Bands haben sie nicht nur dokumentarischen Wert, sondern auch praktischen, denn manche dieser Bands spielen historische Konzerte ihrer Vorbilder akribisch nach. Gelegentlich wurden Setlists – vor allem bei Live-Aufnahmen – auch zur Gestaltung der Platten- bzw. CD-Cover herangezogen, so etwa von der Henrik Freischlader Band für ihre CD »Live« (2008). ▬ Setup, englisch für »Aufbau«, bezeichnet beispielsweise die Gesamtheit der Keyboardinstrumente und deren Peripherie, die ein Keyboardspieler etwa für ein Konzert oder eine Studioaufnahme verwendet. Auch die Zusammenstellung von Trommeln und Becken zu einem kompletten Schlagzeug kann Setup genannt werden. Hier wie da ist die Zusammenstellung eines individuellen Setups einerseits zwar von der Musik, die damit gemacht werden soll, abhängig, andererseits aber vor allem von den persönlichen Vorstellungen und Vorlieben des jeweiligen Musikers. ▬ Shaker, englisch für »Schüttler«, Idiophone (Schüttelidiophone, Rasseln), Sammelbegriff für jede Art von Rasseln, die zur Klangerzeugung geschüttelt werden. In engerem Sinne versteht man unter Shaker Rasseln wie die Maracas oder Rumba-Kugeln, das Schüttelrohr und das Egg. In Brasilien werden all diese Instrumente unter dem Namen »ganza« zusammengefasst. Dazu gehören auch andere Rasseln wie die, bei denen in einem Rahmen runde Plättchen aus Blech (Aluminium, Eisen) lose befestigt sind; Größe und Form des Rahmens wie Zahl der Schellen sind dabei nicht festgelegt. Mitunter gehören derartige Schellenrahmen zum Set eines Schlagzeugers. Ringo Starr etwa spielte während der Aufnahmen zu dem Film »Let it be« (1970) eine ↑ Hi-Hat, auf der ein derartiger Schellenrahmen befestigt war. ▬ 695 Shanachie Records Shanachie Records, amerikanisches Schallplattenlabel, 1976 von Richard Nevins und Dan Collins in Kanada gegründet; das Independent Label ist derzeit in Newton (New Jersey) beheimatet; der gälische Name bedeutet soviel wie »Geschichtenerzähler«. Nevins und Collins veröffentlichten zunächst irische Folk Music, darunter Aufnahmen von Clannad, Planxty und The Chieftains. Nach und nach bauten die Label-Eigner das Programm aus, nahmen Musiker aus den Bereichen Country Music, Reggae, Gospel, Blues und Jazz unter Vertrag oder lizenzierten deren Aufnahmen. Eine weitere Verbreiterung des Repertoires im Hinblick auf Jazz und Blues brachte der Kauf des Labels Yazoo Records im Jahre 1989. Shanachie Records gilt als eines der größten Independent Labels überhaupt. In seinem Programm finden sich denn auch eine Vielzahl bekannter Namen, darunter Country Joe McDonald, Sue Foley, Larry Coryell, Steeleye Span, The Skatalites, Swingout Sister, Ladysmith Black Mambazo, George Clinton, Jody Watley, Sara Hickman, John Renborn, Ofra Haza, Soweto Gospel Choir und Candi Staton. Einige DVDs mit Material etwa von Charles Mingus oder Peter Tosh gehören ebenfalls zum Repertoire Shanachies. Weblink http://www.shanachie.com (Offizielle Website des Schallplattenlabels Shanachie Records) ▬ Shape-CD, analog zur Shape Disc aus Vinyl eine CD, die eine andere als die übliche runde Form aufweist. Derartige CDs, oft für Promotionzwecke hergestellt, können nicht mit jedem CD-Player abgespielt werden. Auch kann die aufgrund der mehr oder weniger asymmetrischen Form vorhandene Unwucht der Scheibe Beschädigungen an CD-Laufwerken hervorrufen. Als Sammlerstücke haben Shape-CDs natürlich eine gewisse Daseinsberechti- 696 gung. ▬ Shékere, auch Chekere, vereinzelt auch Shakere, Idiophon (Reibidiophon, Rassel) aus Afrika stammendes Perkussionsinstrument, dass außerhalb Westafrikas besonders in Lateinamerika Verwendung gefunden hat. Das Instrument besteht aus einem bauchigen Kürbis (Kalebasse) von etwa 25 bis 30 cm Durchmesser, um den locker ein Netz geschlungen ist, in das wiederum eine Vielzahl von Samenkörnern oder Perlen eingeflochten sind. Das Netz kann am Boden des Korpus geschlossen sein, wird vor allem in Lateinamerika aber offen gelassen. Bei jüngeren, industriell gefertigten Shékeres besteht der Korpus aus Kunststoff, zumeist Fiberglas, und auf dem Netz sitzen kleine Kunststoffkugeln. Zum Spiel wird das Instrument als Ganzes geschüttelt oder mit einer Hand das Netz über die Oberfläche des Korpus hin- und her bewegt; auch kann auf das Netz geschlagen werden. Dabei entsteht ein rasselndes Geräusch von unbestimmter Tonhöhe. Die Shékere wird in der Musik Afrikas wie in der Musik Brasiliens und Kubas verwendet. Über die Musik dieser Länder fand das Instrument auch Eingang in den Jazz und später in die Rock- und Popmusik. ▬ Shoegazing, englisch für »die Schuhspitzen anstarren«, Bezeichnung für eine bestimmte Ausprägung britischer Rockmusik und deren Vertreter. Der Ausdruck wurde Ende der 1980er-Jahre von der britischen Musikzeitschrift »Sounds« geprägt und von den Konkurrenzblättern ↑ ↑ »New Musical Express« (NME) und »Melody Maker« aufgegriffen. Gemeint war damit weniger eine bestimmte Musik, als das Verhalten einiger Musiker, die bei Konzertauftritten mehr oder weniger unbeweglich auf der Bühne standen und konzentriert auf ihre Gitarren Shuffle sahen. Bei den Zuhörern entstand dabei der Eindruck, sie würden unablässig ihre Schuhspitzen anstarren. Zu der bald so genannten Shoegazer-Szene gehörten Bands wie Moose, My Bloody Valentine, The Boo Radleys, später auch The Verve. Mitte der 1990er-Jahre, nachdem sich viele Shoegazer-Bands aufgelöst hatten, geriet die Bezeichnung in Vergessenheit. Musikalische Sachverhalte lassen sich kaum mit dem Begriff Shoegazing verbinden. Zwar handelt es sich durchweg um Gitarrenbands, doch deren Stilmittel wie der verzerrte Klang elektrischer Gitarren, unisono vogetragene Riffs und ein gewisser Vorrang der Melodie lassen sich auch bei anderen Bands dieser Zeit finden, die dennoch nicht zur Shoegazing-Szene gehörten. ▬ Showcase, englisch für »Schaufenster, Schaukasten«, im Show- wie im Musikgeschäft die Möglichkeit, die einem Solisten innerhalb eines Auftritts gegeben wird, sein Können zu präsentieren. Im ansonsten durchorganisierten Swing-Jazz waren Abschnitte der Arrangements für Big Bands bewusst für solistische Einlagen frei gehalten worden, um einem Solisten Gelegenheit zu geben, seine instrumentale Virtuosität unter Beweis zu stellen. Diese Abschnitte wurden Showcase genannt. Der Begriff allerdings war älter und war keineswegs nur im Musikbereich üblich, sondern wurde immer da verwendet, wo innerhalb eines Ensembleauftritts einem meist namhaften Solisten Raum gelassen wurde. In der Rockmusik gilt der Begriff Showcase etwa für das in den 1960er- und 1970er-Jahren noch obligate Schlagzeug-Solo. Von Musikern wie Ginger Baker oder Jon Hiseman – die als Schlagzeuger notgedrungen eher im Hintergrund agierten – erwartete das damalige Publikum seinerzeit geradezu ein Schlagzeug-Solo. In späteren Ausprägungen der Rockmusik – etwa im Punk – war das SchlagzeugSolo wiederum verpönt, galt die Musik doch als kollektive Leistung. ▬ Shuffle, englisch für »(das) Schlurfen«, rhythmisches Pattern, das auf der Dreiteilung von Vierteln beruht. Zwar sind verschiedene Möglichkeiten der Notation üblich, doch stellen alle diese Notationen lediglich Annäherungen dar. Grundlegend ist, dass ein Viertel gedrittelt wird. In Musikstilen wie Swing und Boogie Woogie ist der Shuffle-Rhythmus so selbstverständlich, dass Notate wie obligat in aufgeteilt werden. Der Triolenrhythmus kann natürlich auf verschieden Instrumente verteilt werden. Die Betonungen liegen dabei immer auf dem Beat. Mitunter ist auch die Notierung zu finden, ein Zeichen dafür, dass der Ton vor dem Beat rhythmisch weder exakt den Wert eines Achtels noch den eines Sechzehntels hat, also Off-Beat gespielt werden sollte. Das Viertel eines jeden Schlags kann zwar exakt dreigeteilt werden, doch ist es dem Musiker überlassen, davon eventuell auch in geringem Maß abzuweichen. In Software-Sequencern ist in aller Regel die Möglichkeit vorgesehen, einen gegebenen Rhythmus in einen Shuffle-Rhythmus umzuwandeln. 697 Shulberry Im Klavier-Boogie übernimmt die Begleitung in der linken Hand den Shuffle-Rhythmus. Der Rhythmus ist im Übrigen an kein Tempo gebunden und kann langsam oder schnell gespielt werden; bei schnellen Shuffles orientiert sich häufig auch die Basslinie an dem Rhythmus. Der Shuffle-Rhythmus ist in älterem Jazz, Blues, Bluesrock und im Rock allgegenwärtig. Manch eine Band – so etwa Status Quo – spielt beinahe ausschließlich Shuffle-Stücke, doch ist der Rhythmus in der Musik beinahe jeder Rockband zu finden: Bei Chicago (»VIII«, 1975) wie bei Emerson, Lake & Palmer (»Pictures At An Exhibiton«, 1971). re« zusammen. ▬ Diskografie Status Quo: Top 100 (2010; Best-Of-Box) | Literatur Petereit, Dieter/Quick, Herb: Solid Grooves; Bonn 1986 Sideman, zusammengesetzt aus englisch side für »Seite« und man für »Mensch, Mann«, ursprünglich Musiker im Satz einer Big Band, der keine solistischen Aufgaben übernahm. Inzwischen einerseits Bezeichnung für Musiker einer Band, die gegenüber dem Sänger nicht weiter herausgestellt agieren, oder aber Musiker, die überhaupt nicht Mitglieder der jeweiligen Band sind, dennoch aber immer wieder von ihr engagiert werden. In diesem Sinne war etwa der Pianist und Organist Nicky Hopkins (* 1944, † 1994), der für zahlreiche Bands, u. a. Beatles, Rolling Stones, Who und Kinks, arbeitete, ein Sideman. ▬ ▬ Shulberry, Elektro-Chordophon (elektromechanisches Saiteninstrument, Zupfinstrument), etwa 1974 von Dave Zammit für die britische ProgressiveRock-Band Gentle Giant gebaut. Derek Shulman, Lead-Sänger der Band, hatte Zammit nach Fertigstellung der Aufnahmen zu »The Power and The Glory« gefragt, ob er nicht ein Instrument bauen könnte, mit dem er die Anfangsakkorde des Songs »Playing the Game« im Konzert spielen könnte. Bei den Plattenaufnahmen war für diesen Zweck ein Marimbaphon verwendet worden. Zammit, Toningenieur der Band, baute ein kleines Instrument mit nur drei Saiten, die auf den Akkord zu Beginn des Songs gestimmt wurden. Das Instrument hat etwa die Größe einer Mandoline, jedoch keinen birnenförmigen Korpus, sondern einen, der an mittelalterliche Streichinstrumente denken lässt. Zur Tonabnahme hatte Zammit einen alten Gitarren-Pickup von Shulman erhalten. Für das Spiel des Instruments wird ein Plektrum benutzt. Der Name setzt sich aus einem Teil des Namens Shulman und dem englischen Wort berry für »Bee- Sinfonie, italienisch, über das Lateinische aus dem Griechischen symphonia »das Zusammenklingen«; Symphonie ist eine im 18. Jahrhundert entstandene Form und gilt mit der Sonate und dem Streichquartett als eine der wichtigsten Gattungen reiner Instrumentalmusik. Die Begriffe Symphonie, Sinfonia und Sinfonie werden im Übrigen unterschiedslos benutzt, wenn auch Symphonie der älteste, bis ins Mittelalter zurückreichende ist und deshalb von vielen Autoren bevorzugt wird; andererseits gaben und geben Komponisten ihren Werken immer wieder die Bezeichnung Sinfonia oder Sinfonie, so dass in diesen Fällen natürlich dieser Vokabel der Vorzug zu geben ist. Zur Bezeichnung Sinfonietta für »kleine Sinfonie« gibt es kein sich auf die griechische Sprache beziehendes Gegenstück. Die viersätzige Symphonie der Klassik entstand aus der Neapolitanischen Opernsinfonia, einem Einleitungsstück für eine Oper, in der die Satzfolge bereits schnell-langsam-schnell üblich war. Diese Sinfonie löste sich im 18. Jahrhundert aus ihrer Funktion und verselbständigte sich. War die Sinfonie bis dahin keiner verbindlichen Form verpflich- 698 Singende Säge tet, so wurde für den ersten Satz – den Kopfsatz – im Laufe kurzer Zeit die Sonatensatzanlage üblich. In der Vorklassik wurde dem 1. Thema ein 2. Thema zur Seite gestellt, so dass etwa ab Mitte des 18. Jahrhunderts die Form sich verfestigt hatte. Durchgesetzt hatte sich die Sonatensatzform für den Kopfsatz, gefolgt von einem langsamen Satz, der von einem dritten Satz – oft ein Menuett, also ein Tanz – abgelöst wurde; der vierte Satz konnte Elemente des Sonatensatzes aufgreifen, doch war hier auch eine freie Gestaltung der Form möglich. Bereits die Symphonien W.A. Mozarts zeigen eine wachsende Befreiung aus dem besonders von J. Haydns Werk vorgegebenen Schema und L.v. Beethovens neun Symphonien stellen jede für sich eine andere Lösung der Formgestaltung dar. Beethoven erweiterte die Form, vergrößerte den Orchesterapparat und verband programmatische Inhalte mit der Komposition (Symphonie Nr. VI). Im 19. Jahrhundert dominierte die Symphonie als Form, doch löste sich diese weiter auf: Einerseits wurde etwa von F. Schubert, F. Mendelssohn, R. Schumann, J. Brahms, A. Bruckner, J. Sibelius und P. I. Tschaikowsky die Linie der klassischen Symphonie weiter verfolgt, Komponisten wie H. Berlioz, F. Liszt und R. Strauss erweiterten die Möglichkeiten der Symphonie bis zur Überdehnung – es entstanden die Programmsymphonie und die Symphonische Dichtung. Gustav Mahler verband in seinem Werk beide Strömungen zu einem Ganzen, setzte damit aber auch einen weiteren Schlusspunkt. Im 20. Jahrhundert löste sich die Form – obwohl nach wie vor Symphonien etwa von A. Webern, I. Strawinsky, S. Prokofjew, D. Schostakowitsch geschrieben wurden – weiter bis zur Unverbindlichkeit der überkommenen Form auf. Wenn der Begriff »Symphonie« fällt und etwa für neue Kompositionen genutzt wird, so wird mit ihm allemal zunächst die klassische Symphonie Haydns, Mozarts und Beethovens verbunden. Wenn die Werke der drei Genannten auch selbst keineswegs lediglich eine vorhandene Form gefüllt haben, scheint der Sonatensatz doch als obligat gegeben zu sein. In diesem Sinne kann es in der Rockmusik keine Symphonie geben – es wäre sofort der ahistorische Versuch, eine historische Form der Kunstmusik wieder beleben zu wollen, also bestenfalls epigonal. Wenn in der Rockmusik, zumal im Progresssive Rock, dennoch von »Symphonie« gesprochen wird, so kann es sich einerseits um einen Rückgriff in die Zeit der Entstehung der Symphonie oder aber um das Aufgreifen des Begriffes »Symphonische Dichtung« handeln, ohne dass dieser Begriff explizit fallen muss. Tatsächlich spricht Einiges dafür, dass sich gegen Ende der 1960er-Jahre das Klangideal der Rockmusik vom Spaltklang – jedes Instrument innerhalb eines Rockstückes ist durch Hören klar zu unterscheiden – zum »Zusammenklang« wandelte; die wachsende Bedeutung der Keyboard-Instrumente, die lang anhaltende Töne erzeugen können (Hammond-Orgel, Synthesizer, Mellotron), spricht für den Wunsch, Klangverschmelzung zu erreichen – die Platten etwa von Yes und Pink Floyd belegen dies. Das Entstehen von Konzept-Alben spricht ebenfalls für die These, dass Progressive Rock an die Musik des ausgehenden 19. Jahrhunderts anknüpft, die Symphonische Dichtung als Vorbild nahm und sich damit eine Möglichkeit schuf, das Korsett der Drei-Minuten-Songs verlassen zu können. Hinzu kommt eine Art »organisches« Denken in Prozessen, die sich langsam entwickeln, einem Höhepunkt zustreben und wieder vergehen – noch jüngste Beispiele, etwa von Muse (Exogenesis: Symphony Part 1-3; 2009) sind nach diesem durchaus konservativen Muster angelegt. In diesem Sinne sind Symphonien in der Rockmusik möglich. ▬ Singende Säge, Idiophon (Streichinstrument, Schlaginstrument), das aus einer gewöhnlichen Baumsäge oder einem Fuchsschwanz besteht, der mit einem Violin- oder Cellobogen gestrichen oder aber mit einem Holzstab angeschlagen wird. 699 Singer/Songwriter Als Sägen kommen verschiedene Ausführungen hinsichtlich Größe und Material (Stahl, Eisen) in Betracht, denn grundsätzlich kann mit jeder Säge ein Ton erzeugt werden. Im Allgemeinen wird jedoch ein relativ großer Fuchsschwanz bevorzugt; die besten Ergebnisse werden mit speziell für den Einsatzzweck als Musikinstrument gebauten Sägen erzielt. Der Spieler klemmt den Griff zwischen die Kniee, fasst mit der linken Hand (Rechtshänder) das nach oben stehend Ende des Blattes und bringt es durch Druck in Richtung Griff in eine s-förmige Biegung. Die gerade, also ungezahnte Seite der Säge kann vom Spieler weg oder auf ihn zu zeigen. Diese Kante des Sägeblattes wird mit dem Bogen gestrichen. Meistens werden Violinbögen benutzt, doch kommen auch Bögen für die chinesische Violine Erh-hu zum Einsatz. Die Tonhöhe wird durch wechselnden Druck auf das Sägeblatt verändert. Die einzelnen Zieltöne werden obligat durch Glissandi erreicht, das Sägeblatt schwingt also ständig. Bei dem erzeugten Ton handelt es sich annähernd um einen Sinuston, der seltsam körperlos erscheint und starke Ähnlichkeit mit dem Ton eines ↑ Theremins hat. Obwohl das Instrument wegen seiner Kuriosität vor allem in Variete- und Zirkusmusik beheimatet ist, wurde es vereinzelt auch in der Kunstmusik vorgeschrieben, so etwa von Arthur Honegger in »Antigone« (1927) oder Hans Werner Henze in »Elegie für junge Liebende« (1961). Außerdem gibt es zahlreiche Bearbeitungen von Kompositionen aus der Kunstmusik. Unter den Spielern der Singenden Säge finden sich auffallend viele Schauspielerinnen, so etwa Katharina Micada und Meret Becker. Die bekannteste Spielerin des Instrumentes dürfte Marlene Dietrich sein, die das Spiel der Säge 1927 von dem Schauspieler Igo Sym erlernte und später immer wieder vorführte. In Rock und Jazz ist die Singende Säge selten anzutreffen, doch gehört zu der Musikerformation Beat Circus obligat ein Spieler des Instruments, und auf Jeff Lynnes Album »Armchair Theatre« (1990) spielt eine mysteriöse Rita die Säge. 700 Über die Geschichte der Säge als Instrument ist wenig bekannt. Sie wird auf europäische Holzfäller zurückgeführt, die die musikalischen Möglichkeiten ihres Handwerkszeugs als erste entdeckt haben sollen. Bereits um 1920 hat die amerikanische Folkgruppe The Weavers die Säge in ihren Shows eingesetzt. Diskografie Jeff Lynne: Armchair Theatre (1990) ▪ Beat Circus: Dreamland (2008) | Weblinks http://www.singende-saege.com (Website der Schauspielerin Katharina Micada) ▪ http://www.musicalsaw.com (Website zur Singenden Säge) ▬ Singer/Songwriter, englisch für »Sänger/Liedschreiber«, Musiker, der seine Songs selbst textet, komponiert und vorträgt; von erheblicher Bedeutung ist der literarische Anspruch der oft sozialkritischen und politischen Texte; dieser kann noch Vorrang vor der Musik haben. Der Tätigkeit und dem Anspruch nach sind natürlich viele Musiker im Bereich der Rock- und Popmusik Singer/Songwriter, doch werden mit dem Begriff eher Musiker aus Folk und Country Music bezeichnet – John Lennon etwa wird nicht Singer/Songwriter genannt, wohl aber Amee Mann, obwohl beide Musiker der Sache nach dasselbe machen. Selbst eine Komponistin und Sängerin wie Carole King, die ihre Karriere als Song-Schreiberin für Pop-Sänger und -Sängerinnen in den 1960er-Jahren begann, wird als Singer/Songwriter angesehen, da sie seit Ende der 1960er-Jahre ihre Songs selbst vorträgt und unter eigenem Namen Platten veröffentlicht. Dennoch hat der typische Singer/Songwriter seine Wurzeln eher in Folk oder Country, und tatsächlich spielt der Blues als literarische wie musikalische Form eine untergeordnete Rolle. In diesem Sinne sind etwa Joan Baez, Suzanne Vega, Carly Simon, Joan Armatrading, Natalie Merchant, Tracy Chapman, Tori Amos, Bob Dylan, James Taylor und Leonard Cohen Singer/Songwriter, und Single wenn sie – wie z. B. der Singer/Songwriter Lyle Lovett – ihre Fähigkeiten als Sänger mitunter als weniger wichtig einschätzen, so sind sie fast immer auch die besten Interpreten ihrer Songs. In der Wahl ihrer Ausdrucksmittel sind diese Musiker auch längst nicht mehr auf die selbst gespielte akustische Gitarre beschränkt, sondern bewegen sich gleichermaßen souverän in Folk, Jazz, Rock und Country. Der Singer/Songwriter als Idealtypus kommt aus den USA, seltener aus Großbritannien und in Deutschland gibt es den Begriff überhaupt nicht. Deutsche Musiker, die alle Bedingungen des Begriffs erfüllen – etwa Manfred Maurenbrecher, Stephan Stoppok oder Heinz Rudolf Kunze – müssen sich eher die Bezeichnung Liedermacher gefallen lassen. ▬ Singing Cowboy, von englisch to sing für »singen« und Cowboy für »Kuhhirte, Kuhtreiber«, Schauspieler, der in einem Wild-West-Film in der Rolle als Cowboy auch einige Songs singt. Der Singing Cowboy stellt im frühen Wild-WestTonfilm den »guten« Helden dar: Er trägt oft einen weißen Hut, ist glatt rasiert, sauber und adrett gekleidet und mehr oder weniger offensichtlich in die Heldin verliebt. Zwar kann er wie alle Cowboys nicht über seine Empfindungen sprechen, aber darüber singen – so greift er zur Gitarre und trägt der Angebeteten ein Lied vor. Im Grunde genommen ist der Singing Cowboy also der eine Hauptdarsteller in der Wild-West-Fassung der im Theater schon seit Jahrhunderten üblichen Balkon-Szenen. Der Singing Cowboy trat in den 1920er-Jahren erstmals auf: In diesem Jahrzehnt wurden die ersten Hillbilly- und Oldtime-Music-Songs auf Schallplatten aufgenommen. Der Sänger Carl T. Sprague (* 1895, † 1979) gilt als der Prototyp des Singing Cowboys, trat aber nicht im Film auf. Die Existenz der Schallplatten mit Cowboy-Liedern führte um 1930 dazu – als der Tonfilm seinen Siegeszug begann –, in den beliebten Wild-West-Filmen die positive Haupt- figur auch singen zu lassen. Der Schauspieler Ken Maynard (* 1895, † 1973) war der erste Singing Cowboy, sang beispielsweise 1930 in dem Film »Sons of the Saddle« (1930) zwei Songs. Maynard wollte auf den Erfolg der Filme hin eine Karriere als Country-Sänger aufnehmen, doch gelang ihm dies nicht. Weitere bekannte Singing Cowboys waren Gene Autry, Roy Rogers und Michael Martin Murphy. Auch John Wayne trat zu Beginn seiner Karriere als Schauspieler als Singing Cowboy auf, sang aber nicht selbst; diese Aufgabe übernahm für ihn der Sohn des Regisseurs Robert N. Bradbury. Der Singing Cowboy blieb über die Frühzeit des Tonfilms hinaus erhalten: Noch Elvis Presley griff in seinen Wild-West-Filmen zur Gitarre und sang seine gerade aktuellen Hits. Als Singing Cowboy im traditionellen Sinn wurde er dennoch nicht bezeichnet. ▬ Single, englisch für »einzig, einzeln«, Schallplatte mit einem Durchmesser von sieben Inch (etwa 17,9 Zentimeter), die auf jeder Seite nur einen Track enthält. Schallplatten gleicher Größe, die aber mehr Tracks enthalten, werden EP (Extended Play) genannt; im Gegensatz dazu wird die Single auch als Normal Play (NP) bezeichnet. Die Single ist in der Regel auf eine Umdrehungszahl von 45 U/min eingestellt. Zum Abspielen der mit einem relativ großen Mittelloch (ca. 38 mm) versehenen Schallplatte ist in die Platte entweder ein Stern aus Plastik einzusetzen oder auf dem Plattenteller ein Zentrierstück, Puck genannt, aufzulegen. Eine Single hat eine Spieldauer von bis zu acht Minuten, die aber in der überwiegenden Zahl der Fälle nicht ausgenutzt wird. Die kleine Schallplatte wurde 1949 von RCA Victor auf den Markt gebracht und sollte eigentlich die herkömmliche Schellackplatte von 30 cm Durchmesser ablösen. Da kurz zuvor (1948) die Schallplattenfirma Columbia die Langspielplatte präsentiert hatte, gerieten die beiden Systeme un- 701 Single mittelbar in Konkurrenz: RCA wollte die Technik Columbias – bei der die von RCA bereits 1931 eingeführte Umdrehungsgeschwindigkeit von 33 1/3 Umdrehungen pro Minute verwendet wurde – lizenzieren. Die »Battle of Speeds« mündete in der friedlichen Koexistenz der beiden Systeme. Bald aber wurde die Single-Schallplatte eher mit so genannter Unterhaltungsmusik bespielt, während die LP das Medium der klassischen Musik wurde. Da um 1950 auch der Rock’n’Roll für den Musikmarkt bedeutsam wurde, stand mit der Single auch gleich das passende Verbreitungsmedium zur Verfügung. Die Stellung der Single in der Geschichte der Rockmusik wechselte aber über die Jahrzehnte. Auf Grund ihres seinerzeit absolut geringen, relativ aber sehr hohen Preises (Single DM 5, LP DM 18-22) war sie zunächst auch und besonders für Jugendliche attraktiv; erst durch das Interesse der Jugendlichen und deren Kaufkraft konnte Rockmusik in den 1950er- und 1960er-Jahren überhaupt Bedeutung erlangen. Langspielplatten waren in diesem Bereich dann häufig bloße Zusammenstellungen von Stücken, die vorher schon auf Singles erschienen waren. Noch die ersten LPs der Beatles beispielsweise entstanden auf diese Weise. Die Verkaufszahl von Singles war ein Gradmesser der Popularität eines Musikers, unterschwellig sogar zu einem Maßstab für künstlerischen Wert gemacht (↑ Hit). Seit Mitte der 1960er-Jahre etwa verlor die Single gegenüber der LP an Bedeutung. Rockmusiker wandten sich längeren musikalischen Prozessen zu, denen die Single naturgemäß nicht gerecht werden konnte. In dieser Zeit eröffneten Plattenläden, die keine Singles mehr verkauften. Erst gegen Ende der 1970er-Jahre stiegen die Verkaufszahlen der Singles wieder, als im Zeichen von Punk und New Wave Rockmusiker ihre künstlerischen Ambitionen zurücknahmen und sich wieder in stärkerem Maße den Wurzeln der Rockmusik verpflichtet fühlten. In der Rockmusik wurde mit der Single sogar ein gewisser Kult getrieben, indem ausgefallene Singles wie EP, 10- und 12-inch-Singles (wieder) auf dem 702 Markt erschienen. Eine 10-Inch-Single hat den Durchmesser von 25 cm und die Drehgeschwindigkeit von 45 U/min; eine 12-Inch-Single hat die Größe einer LP, aber gleichfalls die Umdrehungszahl von 45 U/min (Maxi-Single) und wurde wegen der verbesserten Wiedergabequalität besonders in Diskotheken bevorzugt; daher auch ihr zweiter Name Disco-Single. Mitunter handelte es sich bei den auf Maxi-Singles erschienenen Songs schon um besondere Abmischungen eines auf einer LP veröffentlichten Stückes. Um die Mitte der 1980er-Jahre hatte der Verkauf von Singles einen neuen Höchststand erreicht, fiel dann aber schnell und stetig ab, so dass beispielsweise in den USA die klassische Vinyl-Single fast nur noch für Promotionzwecke eingesetzt wurde. Dieser Niedergang hatte mehrere Ursachen: Rock- und Popmusik – und damit die neuesten Hits – war durch zahllose, öffentlichrechtliche und private Rundfunksender allgegenwärtig geworden. Allein in der Bundesrepublik Deutschland gibt es mehr als 300 Rundfunksender und zahllose Internet-Sender, die ihr Programm zum großen Teil mit dem Senden von Rock und Pop gestalten; dabei kommen zumeist die aktuellen Hits zum Einsatz, also eben die Songs, die früher auf Singles verkauft wurden. Auch das von der Schallplattenindustrie ständig beklagte Mitschneiden von Rundfunksendungen auf Compact Cassette spielte einige Jahre lang eine Rolle. Schließlich kann der Rückgang des Single-Verkaufs (Vinyl) nicht ohne Berücksichtigung des Verkaufs von CD-Singles gesehen werden. Natürlich hat auch die Industrie ihren Anteil an dieser Entwicklung: Kaum sind Single-Hits aus den Hitparaden verschwunden, werden sie auf Samplern veröffentlicht, oft sogar gekoppelt mit einem oder zwei aktuellen Hits. Üblicherweise werden Songs aus einem Album als Single ausgekoppelt, die erste Single zumeist vor der Veröffentlichung der LP bzw. CD, danach in regelmäßigen Abständen weitere Songs des Albums. Oft werden verschiedene Fassungen eines Songs auf der CD und auf Single veröffentlicht. So erhielt die vorab veröffentlichte CD-Single die Sitar diffuse Rolle einer Art »Ankündigungs-EP«, ist es doch für Fans und Sammler unerlässlich, jeden erhältlichen Tonträger eines Musikers oder einer Band zu kaufen. Allerdings gab es auch früher schon Singles, die Songs enthielten, die auf keiner mehr oder weniger zeitgleich veröffentlichten LP zu finden waren: Die Single »All You Need Is Love« (1967) der Beatles war die zum Album »Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band« gehörige Single, der Song selbst war aber nicht Teil des Albums. Oft – und dies geschah besonders häufig in den 1970er-Jahren – wurde ein Song für die Single in einer gekürzten Fassung produziert. Dazu wurde entweder das Arrangement verändert oder aber der jeweilige Song einfach ausgeblendet. Die Entscheidung, welche Fassung herausgebracht wird, verlangt in Zeiten der CD und anderer digitaler Tonformate ebenso einige Überlegung wie früher die, welches Stück auf Seite A bzw. auf Seite B (Flip Side) der Platte gepresst wird. Die Einführung der CD machte zumindest letztere Entscheidung überflüssig, nicht aber die, welcher Song vorrangig genannt wird, um in Hit-Paraden notiert werden zu könen. Diskografie Howard Jones: No One Is To Blame (1985) ▪ Howard Jones: No One Is To Blame (1986; Extended Mix; auf derselben Maxi-Single befindet sich auch ein Long Mix) ▪ Porcupine Tree: Lazarus (2005; die CD-Single mit drei Titeln wurde vor dem dazugehörigen Album veröffentlicht) ▪ Porcupine Tree: Deadwing (2005; die CD enthält eine andere Fassung des Songs »Lazarus« als die Single) ▬ Single-Note, Spielweise von Gitarre und elektrischer Gitarre, bei der einzelne Töne aneinandergereiht werden. Dabei trägt der Gitarrist eine unbegleitete Melodie samt deren Umspielung und Verzierung vor, meidet dabei aber jede mehrstimmige, akkordische Umrahmung. Lange Passagen mit dieser Spielart finden sich vor allem bei Jazzgitarristen und bei Gitarris- ten, die dem Jazz nahe stehen, beispielsweise bei Django Reinhardt, Charlie Christian, John McLaughlin und Larry Coryell. Bei Rockgitarristen hingegen ist diese Spielweise seltener anzutreffen, gelegentlich aber etwa bei Alvin Lee (Ten Years After) und Brian May (Queen) zu hören. ▬ Siren Records, in Neuseeland beheimatetes PlattenLabel, 2000 von Adrien de Croy und Tracy Magan in Auckland gegründet. De Croy besaß ein Studio in Auckland, Magan hatte diverse lokale Größen als Manager betreut, daneben auch die Tourneen der Finn-Brüder Neil und Tim organisiert – aber auch die von Michael Jackson und Meat Loaf; auch die Show-Spiele der Basketball-Gruppe The Harlem Globe Trotters in Neuseeland hatte er ausgerichtet. Bei Siren Records stehen die neuseeländischen Bands Goldenhorse und Opshop sowie die ebenfalls in Neuseeland beheimatete Sängerin Annabel Fay unter Vertrag. Weblink http://www.siren-records.com/ (Offizielle Website des neuseeländischen Schallplatten-Labels Siren Records) ▬ Sitar, die oder der, Chordophon (Saiteninstrument, Zupfinstrument), in Nordindien und Teilen von Südindien verbreitete Laute. Die Bauweise des Sitar ist nicht endgültig standardisiert. In der Regel besteht das Instrument aber aus einem aus einem getrockneten Kürbis hergestellten Resonanzkörper, der in einen langen, kastenartigen und ebenfalls hohlen Hals übergeht. Am oberen Ende des Halses ist die Wirbelplatte angebracht. Bei manchen Sitars kann ein zweiter, kleinerer Resonanzkörper, ebenfalls aus einem Kürbis gefertigt, in der Nähe der Wirbelplatte angebracht werden. Ein Sitar ist insgesamt etwa 120 Zentimeter lang. Der Resonanzkörper ist flach abgeschnitten und mit ei- 703 Sizzle Becken ner Decke aus Holz geschlossen. Am unteren Ende des Korpus ist ein Saitenhalter angebracht, von dem die Saiten über einen relativ stark gerundeten Steg und 23 Bünde zu den Wirbeln laufen. Die Bünde aus Messing können auf dem Hals verschoben werden. Der diatonische Sitar hat zwei Bordunsaiten – etwa auf C und G gestimmt – und fünf Melodiesaiten in der Stimmung c, f, g, c1, c2; die untere der Melodiesaiten kann auch als Bordunsaite fungieren. Zusätzlich sind 13, manchmal auch mehr, Resonanzsaiten aufgezogen, die aber unter den Bünden laufen und mit Wirbeln gespannt werden, die seitlich aus dem Halskasten herausragen. Der Klang des Sitars lässt sich mit keinem anderen Klang vergleichen und ruft beim westlichen Hörer ohne weiteres Assoziationen mit Indien hervor. Der zirpende Klang der Saiten hat seine Ursache vor allem im ständigen Mitschwingen der Resonanzsaiten. Zum Spiel sitzt der Sitarspieler im Schneidersitz auf dem Boden und legt den Resonanzkörper des Instrumentes zwischen seine Oberschenkel. Die Saiten werden mit einem Plektrum angerissen, das aus einem Stück Draht besteht und auf den Zeigefinger der Spielhand gesteckt wird. Der Sitar kann zwar allein gespielt werden, doch treten meist Tanpura – ein dem Sitar ähnelndes Begleitinstrument ohne Bünde – und die Tabla hinzu. Vorläufer des Sitar gelangten vermutlich im 13. Jahrhundert unserer Zeitrechnung von Persien nach Nordindien. In Indien wurde er zum heute üblichen Konzertinstrument weiter entwickelt. Das Instrument ist fester Bestandteil der klassischen indischen Musik. In der westlichen Welt wurde der Sitar durch die Rock- und Popmusik der 1960er-Jahre einem größeren Publikum bekannt. The Beatles verwendeten das Instrument hier und da in ihrer Musik, und Ende der 1960er-Jahre gab es auch einen elektrischen Sitar, der allerdings eher eine elektrische Gitarre mit zusätzlichen Resonanzsaiten darstellte; dieses Instrument spielte beispielsweise Steve Howe von Yes einige Male. Als herausragender Sitarspieler gilt der Inder Ravi 704 Shankar, der das Instrument wie auch die indische Musik in ausgedehnten weltweiten Konzerttourneen sowie mit einigen Auftritten und Schallplattenaufnahmen mit dem Violinvirtuosen Yehudi Menuhin präsentierte. Literatur Junius, Manfred M.: The Sitar, the Instrument and its Technique; Wilhelmshaven 1974 | Diskografie The Exciting Music of Ravi Shankar (1963) ▪ Ravi Shankar: Four Raga Moods (1971) ▪ Shankar Family & Friends (1974) ▪ Ravi Shankar: Menuhin Meets Shankar (1988) ▪ Ravi Shankar: The Complete Recordings on Deutsche Grammophon (2010) ▪ The Ceyleb People: Tanyet (o. J.) ▪ The Beatles: Rubber Soul (1965) ▪ The Orient Express: – (1969) ▪ Bit’ A Sweet: Hypnotic I (1968) ▪ Richie Havens: Something Else Again (1968) ▪ Yes: Close To The Edge (1972) ▪ Monsoon: – (1982) ▬ Sizzle-Becken, Idiophon (Metall; Messing, Bronze), Sonderform des Crash-Beckens, bei dem in einiger Entfernung vom Rand des Beckens in dessen Peripherie kreisförmig einige Nieten in Bohrungen stecken. Die Nieten können um weniges frei schwingen. Wird das Becken mit dem Stock angeschlagen, so geraten einerseits das Becken selbst in Schwingung, andererseits die Nieten in den Löchern innerhalb des Beckens, angeregt durch die Beckenschwingung. So schlagen die Nieten erneut auf das Becken und regen es dadurch wieder – in geringem Maße – zu weiterer Schwingung an; dieser Vorgang setzt sich fort, bis die Energie, die von dem Stockschlag ausging, verbraucht ist. Der Effekt: Das Becken schwingt nicht nur sehr lange, sondern auch über einen längeren Zeitraum weich aus. Derselbe Effekt kann mit einer Kugelkette erreicht werden, die – an der Beckenbefestigung angebracht – auf dem Becken aufliegt und über seinen Rand hinaus frei hängt. Da der Effekt sehr dominiert, verwenden nur wenige Schlagzeuger obligat ein Sizzle-Becken, dann vor Ska allem in langsamen Songs. Ein gut zu hörendes Beispiel bietet der Song »Singalong Junk« (1970) von Paul McCartney. Diskografie Paul McCartney: Paul McCartney (1970) ▬ Ska, jamaikanisches Kunstwort, in den 1950er Jahren aus einer Mischung von ↑ Mento und Rock’n’Roll entstandene Musik, die als Vorläufer des Rock Steady und des Reggae gilt. Herkunft und Bedeutung des Wortes sind nicht eindeutig geklärt; vermutlich soll es lautmalerisch den im Ska auffälligen Klang der Rhythmusinstrumente Gitarre und Bass nachempfinden. Die in Jamaika bevorzugte Musik war bis in die 1950er-Jahre hinein der Mento und der Calypso. In den 1940er-Jahren lernten die Jamaikaner durch die Stationierung amerikanischer Soldaten Swing Jazz, später Rhythm’n’Blues und Rock’n’Roll kennen. Die für die Verbreitung von Musik bedeutenden Sound-System-Men – so vor allem Laurel Aitken, Prince Buster, Clement Coxsone Dodd und Duke Reid – griffen die amerikanische Musik auf und verbanden sie in ihren eigenen Produktionen zu einer Musik mit auffälligen und charakteristischen Merkmalen. Zu einer Ska Band gehören wenigstens Rhythmusgitarre, Bass – früher Kontrabass, später elektrische Bassgitarre – und Schlagzeug. In vielen Ska-Bands gibt es aber neben einem Organisten auch Trompeter, Saxofonisten und Posaunisten; Zahl und tatsächliche Besetzung sind aber nicht festgelegt. Der obligate Gesang kann zwar solistisch ausgestaltet sein, doch wird oft unisono im Chor gesungen, mitunter werden gesprochene Abschnitte eingefügt. Das rhythmische Gerüst besorgt der Bass, häufig im Walking-Bass-Stil ausgeführt; Bass-Drum-Schläge sitzen meist auf der Zählzeit Eins und Drei, oft aber auch nur auf der Zählzeit Drei. Bei der Snare Drum kann der Snare-Teppich abgehoben sein, meist aber spielen die Schlagzeuger Fill-Ins auf dem Kesselrand. Zu diesem Gerüst stehen Gitarre, Orgel – das Klavier wird seltener verwendet – und Bläser in Kontrast, indem vor allem die Rhythmusgitarre, Upstroke gespielt, jeweils die Achtel zwischen den Beats markiert, als Off-Beat eingesetzt wird; diese konstante Bewegung wird analog zum Ska-Tanz auch Skanking genannt. Der Organist gleicht sich dieser Bewegung an, hat in der Regel aber etwas größere Freiheiten als der Gitarrist; gleiches gilt für die Bläser, aus denen einzelne Instrumentalisten aber immer solistisch hervortreten können. Während im Reggae die Hammond-Orgel bevorzugt wurde, gehörte zu den Ska-Bands eher eine elektronische Orgel. Neben diesem häufigen so genannten Eight Note Skank – der eigentlich ein ungebräuchlicher 8/8Takt ist –, steht der Quarter Note Skank, in dem die Rhythmusgitarre die Zählzeiten Zwei und Vier akzentuiert. Die in Jamaika produzierten Ska-Aufnahmen fanden Anfang der 1960er- Jahre ihren Weg nach Großbritannien. Oft wurden bekannte Titel in SkaVersionen ungeformt, wie zahlreiche Aufnahmen der jamaikanischen Band The Skatalites zeigen. Im Laufe der 1960er-Jahre veränderte sich der Ska. Insbesondere wurde das vordem relativ hohe Tempo der Musik verringert. Diese Musik erhielt den Namen Rock-Steady und verdrängte für Jahre den bekannten Ska – in Europa etwa von Millie Small und Desmond Dekker repräsentiert – aus den Hitparaden. Parallel zu Punk und New Wave gegen Ende der 1970er-Jahre begann auch der Ska, zumal in Großbritannien, wieder eine größere Rolle zu spielen. Diese nach dem Vorbild von Punk aggressivere Variante des Ska, getragen von Bands wie Selecter, The Specials und Madness, wurde 2 Tone Ska oder nur Twotone genannt: Mit »2 Tone« waren die Farben Schwarz und Weiß genannt, die andeuten sollten, dass es sich bei Ska um eine von weißen und schwarzen Briten gespielte Musik handelte. Das Label 2 Tone Records wurde zur Heimstatt diverser Ska-Bands. Twotone kann auch als eigener Rockstil 705 Skank gesehen werden, in dem Punk und Ska eine Verbindung eingingen. Die Wirkung der Twotone-Musik war um 1980er enorm, strahlte über Großbritannien hinaus und zog selbst in den USA das Interesse von Musikern und Publikum auf sich. Aus diesem Interesse entwickelte sich im Laufe der 1980er-Jahre eine Art »dritte« Phase in der Geschichte des Ska. Seitdem ist Ska eine ständig präsente Musik, sei es in häufig sehr aktiven lokalen »Gemeinden«, sei es in der Möglichkeit, beliebige Musik als Ska zu interpretieren, wie es etwa die deutsche Band Ringo Ska vorführte, als sie Beatles-Songs in Ska-Versionen veröffentlichte. So findet man nicht nur bei expliziten Ska-Bands wie etwa The Mighty Mighty Bosstones oder Reel Big Fish Ska, sondern eben auch etwa bei der Rockband Fishbone oder der Pop-Formation No Doubt. Eine eigenständige Richtung stellt der Ska Jazz dar, wie ihn beispielsweise das New York Ska-Jazz Ensemble vertritt. Bläsern wird im Ska-Jazz größere Freiheit gegeben und Improvisation ist obligater Bestandteil der Musik. Literatur Augustyn, Heather: Ska – An Oral History; Jefferson 2010 | Weblinks http://www.allska.de/ (Deutsche Website mit umfangreichen Informationen zum Ska) ▪ http://www.skalovers.de/ (Deutsche Website zum Ska) ▬ Skank, auch Skanking, englisches Kunstwort, Tanz, der zu ↑ Ska getanzt wird; der Begriff wird auch für eine im Ska übliche besondere Spielweise der Gitarre verwendet, sowie als Bestandteil des Begriffs Skank Beat. Der Tanz erinnert an einen Lauf auf der Stelle: Die Fäuste werden geballt, die Arme angewinkelt und im Metrum der Musik abwechselnd nach vorn und nach hinten bewegt. Dabei hebt der Tänzer gegensinnig zur Armbewegung das rechte beziehungsweise das linke Knie. Es gibt diverse kleinere Varianten. So stampfen Skinheads – die Ska als »ihre« Musik betrachten – den Skank mehr als andere Tänzer. 706 Skank war angeblich bereits in den 1950er- und 1960er-Jahren in Jamaica üblich, trat in Europa aber erst mit der Ska-Renaissance gegen Ende der 1970erJahre auf. Als Skank wird außerdem eine schnelle Dämpfung von ↑ Up-Strokes bezeichnet. Dabei nimmt der angeschlagene Akkord zwar den Zeitraum eines Viertels ein, wird aber nach dem Anschlag sofort gedämpft; die Spielweise ist gängig in beinahe jedem Ska-Stück. ▬ Skiffle, englisch, Bezeichnung für eine an Blueswendungen und Jazzrhythmen ausgerichtete Gruppen-Musizierweise, deren Ursprung in den so genannten Rent-Parties schwarzer US-Amerikaner liegt; Musik, erzeugt mit einfachen oder improvisierten Instrumenten gehörte obligat zu diesen Festen. Skiffle kann man als eine Art hemdsärmeligen Jazz ansehen, genauer betrachtet handelt es sich um eine stilistische Mischung von Blues-, Volksliedund Jazzelementen. Der Begriff war wohl weit vor den 1920er-Jahren geläufig und wurde etwa von dem Jazz-Klarinettisten Jimmy O’Bryant (* 1896, † 1928) in den Namen seiner Band Chicago Skifflers eingebaut. Die genaue Bedeutung des Wortes ist unklar. Schon im Hinblick auf das Instrumentarium stellt Skiffle denkbar einfache Anforderungen: akustische Gitarre, Banjo, Kontrabass bzw. tea-chest bass – ein aus einer Kiste und einem daran befestigten Besenstiel, von dessen Spitze die Saite zur Kiste gespannt ist, bestehendes Bassinstrument –, Mundharmonika, Kamm und Waschbrett sind in kurzer Zeit von jedem erlernbar. In geschichtlicher Sicht kommt dem englischen Skiffle seit Anfang der 1950er-Jahre mit Musikern und Gruppen wie Lonnie Donegan, Chas McDevitt, Nancy Whiskey, Johnny Duncan, The Vipers einiger Verdienst in der Vorbereitung der britischen Rockmusik zu; auch das britische Blues-Revival der 1960er-Jahre und das zur gleichen Zeit wieder erwachende Inter- Slash Chord esse an der eigenen, schottischen und englischen Volksmusik haben Wurzeln in der Skiffle-Bewegung. Später einflussreiche Jazz-, Blues- und Rockmusiker wie Ken Colyer, Chris Barber, Alexis Korner, Eric Clapton, Mark Knopfler, Mitglieder der Rolling Stones, der Kinks, von Led Zeppelin und nicht zuletzt John Lennon haben ihre ersten musikalischen Erfahrungen in Skiffle-Gruppen gesammelt. Gegen Ende der 1950er-Jahre erlahmte das Interesse an der fröhlichen Musik. In den 1990er-Jahren kam es zu einem kleinen Revival – erneut unter Mitwirkung Donegans –, doch entsprach die ganze Art des Skiffle-Musizierens in Zeiten, in denen für eine elektrische Gitarre nur wenig Geld ausgegeben werden muss, nicht mehr der Realität von Musikern, und seien es Anfänger. Diskografie Lonnie Donegan – Muleskinner Blues (1999) | Literatur Bird, Brian A.: Skiffle – The Story Of Folk Song With A Jazz Beat (London 1958) ▪ Lührig, Holger: The British Skiffle Groups 1954–1958 – A Discography with Biographies, Photographs and Background Material; Unna 1997 ▬ Skunk-Stripe, zusammengesetzt aus englisch skunk für »Stinktier« und stripe für »Streifen«, schwarzweiße Fellzeichnung bei nordamerikanischen Stinktieren; Gitarristen und Bassisten sehen in dem Haarkleid der Kleinsäuger gewisse Ähnlichkeiten zum Aussehen des Halses von elektrischen Gitarren und Bässen. Um einen Trussrod – ein stählerner Verstärkungsstab zur Einstellung der Halskrümmung elektrischer Gitarren – in das Holz des Gitarrenhalses einzulassen, gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten: Man fräst die notwendige Nut in die Griffbrettseite des Halses, lässt den Stahlstab ein und klebt darauf das Griffbrett. Die zweite Möglichkeit besteht darin, den Hals von hinten mit der Nut zu versehen, den Stab einzulassen und die Nut mit ei- nem schmalen Streifen Holz zu verschließen. Wenn der Hals aus Ahorn (Maple) besteht – einem hellen Holz –, kann dieser Streifen aus dunklem Holz angefertigt werden, etwa aus Bubinga oder Walnuss. Der fertige Hals erinnerte manche Gitarristen an die Farbgebung des Fells der Stinktiere und veranlasste sie, Hälse dieser Bauweise als Skunk-Stripes zu bezeichnen. ▬ Slash Chord, zusammengesetzt aus englisch slash für »Schrägstrich« und chord für »Akkord«, deutsch: Slash-Akkord, Akkord, für dessen Basston nicht der Grundton verwendet wird; in der Akkordsymbolschrift wird der zu nutzende Basston durch den Tonnamen selbst nach einem Schrägstrich, der wiederum dem Akkordsymbol folgt, angegeben. Schon bei der 1. und der 2. Umkehrung eines Akkordes ist der Basston – der tiefste zu hörende Ton – ein anderer als der Grundton: bei einem C-DurDreiklang ist es in der 1. Umkehrung der Ton E, in der 2. Umkehrung der Ton g. Bei durch Terzenschichtung erweiterten Akkorden, also etwa C7 oder C9, kann ebenfalls durch einen Slash ein anderer Basston als der Grundton gefordert werden, bei C9 im Bass also ein D, während darüber ein CDur-Akkord, auch in beliebiger Umkehrung, gespielt werden kann. Allemal ergeben sich durch Slash Chords interessante Möglichkeiten der harmonischen Fortführung einer Komposition, exquisite Möglichkeiten für einen Bassisten eingeschlossen. Slash Chords stammen aus dem Jazz, treten aber auch in Popmusik und Rock auf, Beispiel für letzteren bieten etwa »A Whiter Shade of Pale« von Procol Harum und »Michelle« von den Beatles. Viele so genannter Balladen beginnen mit einem Slash Chord und bauen auf diese einfache Weise eine Spannung auf. ▬ 707 Slam-Dancing Slam-Dancing, unter dem Einfluss des ↑ Pogo um 1980 entstandene Tanzform; der Begriff wurde im Laufe der 1990er-Jahre durch den des ↑ Moshing abgelöst. ▬ Slap, von englisch to slap für »schlagen« auch Slapping, deutsch: slappen, Spieltechnik der elektrischen Bassgitarre; die Spieltechnik, die meist im Zusammenhang mit ↑ Poppin’ ausgeführt wird, erfordert einen mit Bünden versehenen Bass. Bei der Slap-Technik werden die Saiten der Bassgitarre mit der Daumenkante der Spielhand sehr kurz angeschlagen; die Saite kann, sollte aber nicht auf die Bundstäbe aufschlagen. Der resultierende Klang ist relativ laut, perkussiv und erhält durch den Aufschlag auf die Bundstäbe eine metallische Note; in gewisser Hinsicht ähnelt er dem Klang einer angeschlagenen tiefen Klaviersaite. Der stark ausgestreckte und nach hinten gebogene Daumen muss leicht schräg zur Saite gehalten werden. Aus einer schnellen Drehbewegung der Hand nach außen erfolgt der Schlag gegen die Saite. Damit der Ton sich wie gewünscht entwickelt, muss der Daumen unmittelbar nach dem Schlag wieder von der Saite weg bewegt werden. Zwar kann die Technik auf jede Saite angewandt werden, meist aber werden – bei einem viersaitigen Bass – E- und A-Saite bevorzugt. Die Slap-Technik soll von Larry Graham (* 1946), dem Bassisten der Funk-Band Sly & The Family Stone, entwickelt worden sein. In den späten 1970er-Jahren und in den 1980er-Jahren ist sie von vielen Bassisten übernommen worden, in besonderem Maße von Bassisten in Soul, Funk und R & B; sie gehört mittlerweile zum instrumentalen Repertoire fast aller Bassisten. In jüngerer Zeit – etwa seit 1990 – wird sie zwar weit weniger eingesetzt als etwa in den 1980er-Jahren, wurde aber dennoch weiter entwickelt. So ist das ↑ Double-Thumbing eine Variante der Slap-Technik. Slapping wird beinahe immer in Kombination mit ↑ Poppin’ eingesetzt. 708 Als ein Vorläufer der Slap- und Poppin’-Technik kann das Schlagbassspiel auf dem Kontrabass angesehen werden. Meister des Slap sind etwa Stanley Clarke, Mark King (Level 42), Marcus Miller, Mark Helias (Slickaphonics), Flea (Red Hot Chili Peppers), Jonas Hellborg und Frank Itt (The Touch). Nach wie vor spielt die Technik in von Rockmusik beeinflusstem Jazz eine Rolle. Diskografie Level 42: The Pursuit of Accidents (1982) ▪ Slickaphonics: Wow Bag (1986) ▪ Red Hot Chili Peppers: Mother’s Milk (1989) ▪ Marcus Miller: Free (2007) ▪ S.M.V.: Thunder (2008; mit Stanley Clarke, Marcus Miller, Victor Wooten) | Literatur Lindmaier, Robert: Basstechniken – Was du noch über’s Bass-Spiel wissen willst…; Bonn 1984 ▪ Lehmann, Lars: Slap-Attack; Hannover 3 2012 ▬ Slave, englisch für »Sklave«, veraltete Bezeichnung für ein innerhalb einer Kette von Geräten untergeordnetes Element. Ursprünglich wurden ausschließlich VerstärkerEndstufen von P.A.s (↑ Public Adress System) als Slaves bezeichnet, in den 1970er-Jahren aber auch für kurze Zeit die ersten Synthesizer-Expander. ▬ Slide Guitar, von englisch slide für »gleiten« und guitar für »Gitarre«, Spielweise von mit Stahlsaiten bespannten Gitarren. Der Begriff bezeichnet nicht ein eigenständiges Instrument, sondern eine bestimmte Spielweise, die grundsätzlich mit jeder mit Stahlsaiten versehenen Gitarre, gleichgültig ob akustisch oder elektrisch, möglich ist. Benötigt wird außer der Gitarre ein Slide, also ein Spielhilfsmittel, das aus einem Glasrohrabschnitt (↑ Bottleneck), einem Metallrohr oder einem Metallstab bestehen kann. Der Spieler führt den parallel zu den Bünden gehaltenen Slide über das Griffbrett, gleitet also über die Saiten und erzeugt Smash Records dabei Glissandi. Die Saiten der Gitarre sind dazu meistens in besonderer Weise, etwa auf einen Akkord, gestimmt (↑ Offene Stimmung). In der Entwicklung des Slide-Guitar-Spiels gab es zwei Ausprägungen: Während schwarze Musiker zu Blues-Begleitung Gitarren üblicher Bauweise benutzten, ist in der Country Music der weißen Bevölkerung die Steel Guitar (Lap-Steel Guitar, ↑ Pedal-Steel-Guitar) üblich. Der Begriff Steel bezieht sich dabei weder auf das Material der Gitarre noch auf das der Saiten, sondern auf den Steel, auch Bar genannt, ein massiver Stahlstab. Eine Sonderform der Slide Guitar stellt die Hawaii-Gitarre dar, die ebenfalls in dieser Weise gespielt wird. Grundsätzlich kann die Technik mit jeder Gitarre angewendet werden. Manche Gitarristen bevorzugen statt der üblichen Gitarrenhaltung das so genannte ↑ Lap Style Playing, bei der der Gitarrist sitzt und das Instrument auf seine Oberschenkel legt. Zu den Meistern des Slide-Guitar-Spiels zählen neben vielen anderen Gitarristen Bonnie Raitt, Duane Allman, Ron Wood, Johnny Winter, Lowell George und Derek Trucks. ▬ Slide-Trombone, von englisch slide für »gleiten« und trombone für »Posaune«, kein eigenes Instrument, sondern die Bezeichnung für eine bestimmte Spielweise der Zugposaune (↑ Posaune). Der Zug der Posaune erlaubt stufenlos Tonverbindungen, also Glissandi. Diese Glissandi werden im Jazz Slides genannt. Die Anweisung Slide-Trombone fordert also, dass die Töne miteinander verbunden werden. Der Begriff fällt auch in dem Text von »Jailhouse Rock« (1957) von Leiber/Stoller (»..Little Joe was blowin on the slide trombone….«). ▬ Slip-Cueing, Bezeichnung für eine DJ-Technik, die Mitte der 1970er-Jahre von dem amerikanischen Discjockey Francis Grasso (* 1951) entwickelt wur- de, ihr Vorbild aber in älteren, vor allem im Rundfunk verwendeten Techniken hat. Ziel der Technik ist es, die Musik von zwei Schallplatten, die auf getrennten Plattenspielern liegen, nahtlos und möglichst metrisch exakt ineinander übergehen zu lassen. Dazu wird, während eine Platte abgespielt wird, eine zweite auf dem laufenden Teller des zweiten Plattenspielers mit der Hand festgehalten und im entscheidenden Moment losgelassen. Um die Drehzahl des zweiten Plattenspielers auf der korrekten Höhe halten zu können, wird zwischen Platte und Plattenteller eine Filzmatte (↑ Slipmat) gelegt, die die Reibung so weit heruntersetzt, dass der Plattenteller durch das Festhalten der Platte nicht übermäßig abgebremst wird. ▬ Slipmat, runde Scheibe aus 3-4 Millimeter starkem Filz, die Discjockeys zwischen Schallplatte und Plattenteller legen, um die Reibung zwischen diesen stark zu vermindern. Die Filzscheibe erleichtert alle DJ-Techniken, bei denen bei laufenden Plattenspielern die Platte festgehalten oder bewegt (Slipcueing, Scratching) wird. Nicht zuletzt verhindert eine Slipmat durch diese Techniken mögliche Beschädigungen des Gerätes. ▬ Smash Records, amerikanisches Schallplatten-Label, 1961 von Shelby Singleton als Tochter-Label von Mercury Records gegründet; Singleton war Manager bei Mercury und übernahm gemeinsam mit Charlie Fach die Leitung des neuen Labels. Durch ein Abkommen mit King Records, seinerzeit das Label von James Brown, übernahm Smash alle instrumentalen Produktionen Browns, lediglich drei Singles, bei denen Brown auch als Sänger auftrat, wurden bei Smash Records veröffentlicht, darunter 1964 die Single »Out of Sight«, eine der Aufnahmen, die am Anfang von Browns spezifischem Funk stehen. Außer James Brown hatten et- 709 Smooth Jazz wa Jerry Lee Lewis, die Sängerin Millie Small, der Sänger Bruce Channel, der Sänger und Songwriter Roger Miller, der Musiker und spätere Produzent Bill Justis und die Band The Left Banke Verträge bei Smash; später übernahm Smash auch Produktionen von Sir Douglas Quintet, The Walker Brothers, Scott Walker und Yello. War Smash bis etwa 1969 recht aktiv auf dem amerikanischen Musikmarkt, so verlor die Firma, die mit Mercury nunmehr zu Polygram gehörte, in den 1980er-Jahren an Bedeutung und wurde für Wiederveröffentlichungen genutzt. Anfang der 1990er-Jahre verlegte Polygram den Sitz der Marke nach Chicago und versuchte, es als RnB-Label zu etablieren. Die unter diese Prämisse vorgelegten Veröffentlichungen, etwa von LaTour oder Jamie Principle waren in den USA einigermaßen populär, wurden in Europa aber nur einem kleinen Kreis von Hörern bekannt. 1996 stellte das Label seine Tätigkeit ein. Weblink http://microgroove.jp/mercury/Smash.shtml (Website mit Veröffentlichungsliste von Smash Records) ▬ Smooth Jazz, ↑ Pop-Jazz ▬ SMPTE-Timecode-Verfahren, von der amerikanischen Society of Motion Picture and Television Engineers (SMPTE) in der Spezifikation SMPTE 12M als Standard durchgesetztes Verfahren, Geräte und Software der Video- und Audiotechnik zu verbinden; der Standard hat weltweit Bedeutung. Das Verfahren dient der Synchronisation von Bild und Ton bei der Produktion entsprechender Medien, also Filmen, CDs usw. Im Falle analoger Aufzeichnungsgeräte, etwa Bandmaschinen, wird jeweils eine Spur benutzt, um Informationen über den jeweiligen zeitlichen Stand des Bandablaufs zu markieren und aufzuzeichnen. Diese geschieht mit- 710 tels so genannter Frames, die beispielsweise der bei der Filmproduktion üblichen Bildzahl je Sekunde (Framerate) entsprechen. Gängig sind in diesem Fall Framerates von 24 Frames je Sekunde für Film (entspricht den bei Kinofilmen üblichen 24 Bildern je Sekunde), 25 Frames je Sekunde (entspricht 25 Bildern je Sekunde bei der PAL-Fernsehnorm) und 29,97 Frames je Sekunde (NTSC-Fernsehnorm). Der Timecode selbst beruht auf einem Binärcode, der neben der zeitlichen Information weitere Angaben enthalten kann. Von größter Bedeutung ist eine verlässlich verfügbare Zeitbasis, die den Studios, die mit dem Verfahren arbeiten, via GPS übermittelt wird. Auf diese Weise können Aufnahmen auch leicht zur Weiterverarbeitung an andere Produktionsstätten weitergegeben werden, sofern diese ebenfalls mit dem SMPTE-Timecode-Verfahren arbeiten. Das Verfahren kann über ↑ MIDI auch für die Synchronisation weiterer Geräte eingesetzt werden. ▬ Snapper Music, britisches Schallplattenlabel, 1996 von John Beecher und Dougie Dudgeon in London gegründet. Finanziert wurde die Gründung des Labels von Mark Levinson, zu dieser Zeit Eigner von Palan Music Publishing. 1999 spaltete sich das Label von Palan ab und wurde 2004 von Bryan Morrison gekauft, der Beecher und Dudgeon im darauf folgenden Jahr entließ. Geleitet wird das Label seitdem von Frederick Jude. Zu Snapper Music gehören Peaceville Records, Kscope Records und Charly Records. Unter den verschiedenen Labels werden Aufnahmen einer Vielzahl von Künstlern in diversen Zusammenstellungen vertrieben. Daneben standen oder stehen etwa Porcupine Tree, Richard Barbieri, Blackfield, Ulver und No-Man bei Snapper oder Kscope unter Vertrag. Weblink http://www.snappermusic.com/ (Offizielle Website des britischen Schallplatten-Labels Snapper Mu- Snare Drum sic) ▬ Snare Drum, englisch; Schnarrtrommel, deutsch: Kleine Trommel, französisch: caisse claire, italienisch: tamburo piccolo, Idiophon (Membranophon, Zylindertrommel) Die Snare Drum hat einen Durchmesser von etwa 25 cm bis 40 cm, meistens aber einen von etwa 35 cm (14 Inch). Die Zargenhöhe beträgt zwischen etwa 12 cm und 20 cm, doch gibt es auch Modelle mit geringerer Zargenhöhe und welche mit größerer. Durchmesser und Zargenhöhe haben direkten Einfluss auf den Klang der Trommel, die indes keine bestimmte Tonhöhe aufweist. Auch das Material, aus dem die Snare Drum besteht, ist für den Klang des Instrumentes von größter Bedeutung: Im Allgemeinen werden Snare Drums aus Holz, Metall oder auch Kunststoff gefertigt. Für Snares – so die Kurzform der Bezeichnung – aus Holz werden verschiedene Hölzer eingesetzt, so etwa Ahorn, Mahagoni, Birke, Esche oder exotische Hölzer, beispielsweise Bubinga. Die runde Form des Kessels kann auf zwei verschiedene Arten erreicht werden: Zum einen werden mehrere Lagen dünnen Holzes laminiert; zum anderen entspricht die Bauweise annähernd der eines Fasses. Holzkessel werden farbig lasiert, farblos oder farbig deckend lackiert, oft aber auch mit Folie beklebt oder mit Celluloid belegt. Metall-Snare-Drums bestehen aus Stahl, Messing, Bronze, Kupfer, Titan oder Aluminium. Sie werden in der Regel nicht lackiert – allenfalls, um das Material optisch zu erhalten –, mitunter aber auch eloxiert oder brüniert, manchmal auch mit Gravuren versehen. Snare Drums aus Kunststoff bestehen meist aus Acryl-Glas, das entweder klar-durchsichtig ist oder aber transparent eingefärbt ist. Snare Drums haben ein Schlagfell und ein Resonanzfell; die Felle sind verschiedenartig, das Schlagfell meist um einiges dicker und auch aufgerauht. Über dem Resonanzfell ist auch der Snare-Teppich, eine mehr oder weniger große Anzahl von dünnen, gewellten Drähten angebracht. Mit Hilfe einer Abhebevorrichtung, die der Schlagzeuger mittels eines an der Trommelzarge befestigten Hebels betätigen kann, kann der Snare-Teppich vom Fell, auf dem er lose aufliegt, abgehoben werden, so dass er nicht weiter durch das Fell in Schwingung versetzt wird. Die Felle werden von Spannreifen, die entweder aus Stahl gepresst oder bei höherwertigen Instrumenten gegossen werden, gehalten. Die Spannreifen ihrerseits haben Löcher, durch die die Spannschrauben laufen. Die Spannschrauben haben ihre Befestigung entweder in speziellen an der Zarge angebrachten Böckchen oder aber im gegenüberliegenden Spannreifen. Mithilfe der Spannschrauben wird das Fell mehr oder weniger stark gespannt. Snare Drums werden zwar nicht auf einen bestimmten Ton gestimmt, doch hängt von der Spannung insbesondere des Schlagfells der Klang der Trommel ab: Je stärker gespannt, desto heller. Auch Ausführung und Spannung des Snare-Teppichs wirken sich auf den Klang aus, so dass für Experimente des Musikers großer Raum gegeben ist. Snare Drums werden auf einen besonderen Ständer aufgelegt und mittels drei Haltearmen, die durch eine zentral gelegene Spannschraube die Trommel fest einklemmen, befestigt. Der Ständer bietet auch die Möglichkeit, die Trommeloberflächen – also das Schlagfell – in beliebige Neigungen zu bringen; dies, um der jeweiligen Spielweise des Drummers (Side Stick, Matched Stick) gerecht zu werden. Manche Snare Drums sind mit einem so genannten Innendämpfer versehen. Dieser besteht aus einem an der Zarge angebrachten Hebel oder einem Stellrad, das direkt auf eine an einem kleinen Arm im Inneren der Trommel befestigte Filzscheibe wirkt, die in mehr oder weniger starken Kontakt mit dem Schlagfell gebracht werden kann. Schlagzeuger bevorzugen allerdings eine auf dem Schlagfell direkt angebrachte Dämpfung, die aus einem einfachen Stück Klebestreifen, aus einem aufgeklebten Stoffstück oder einfach aus einem aufgeklebten Papierta- 711 Snowshoe schentuch bestehen kann. Manche Schlagzeuger gehen bei der Dämpfung ihrer Snare Drum noch weiter: Ringo Starr breitete über das gesamte Schlagfell seiner Snare ein Geschirrtuch und erreichte damit seinen sehr individuellen Snare-Klang. Für die Snare Drum oder Kleine Trommel gibt es diverse Spielweisen. Sie wird beispielsweise im Rock für Markierung der unbetonten Taktteile eingesetzt (obligat Zählzeiten 2 und 4). Typische Spielweisen sind auch Ghost Notes und Wirbel. Der Klang des Instrumentes mit ausgeschaltetem Snare-Teppich wird besonders in lateinamerikanischer Musik und im Ska bevorzugt. In der traditionellen Kunstmusik wird die Kleine Trommel entsprechend ihrer Historie besonders bei militärischen Szenen eingesetzt, aber auch als Überraschungseffekt. Die Kleine Trommel oder Snare Drum spielt in jeder Musik eine zentrale Rolle innerhalb der Gruppe der Schlaginstrumente. In Jazz und Rock führte dies zu einer Vielzahl von Ausführungen des Instrumentes, wobei es diverse Kombinationen von Material, Größe, Fell und Dämpfung gibt. Die Kleine Trommel entstammt der Militärmusik, in der sie heute noch üblich. Als Landsknechts- und Rührtrommel des 15. und 16. Jahrhunderts bestand sie aus einem langen zylindrischen Kessel, der mit meist zwei Fellen versehen war. Die weitere Entwicklung nahm zwei Richtungen: Einerseits entstand die Große Trommel, andererseits die Kleine Trommel. Gemeinsames Kennzeichen aller Kleinen Trommeln und Snare Drums ist, dass der Durchmesser größer als die Zargenhöhe ist und dass sie über einen Snare-Teppich verfügen. ▬ Snowshoe, ↑ Low-Boy ▬ Soap Bar, von englisch soap für »Seife« und bar für »Stück«, Musikerjargon, Bezeichnung für eine bestimmte Bauform des P-90-Gitarren-Pick-ups des 712 amerikanischen Gitarren-Herstellers Gibson. Der Tonabnehmer, von Gibson 1952 erstmals verwendet, ist in ein Gehäuse aus weißem Plastik eingebaut; die Ecken sind abgerundet, so dass sich die Anmutung eines Stücks Kernseife ergibt. Die Pole des Magneten sind auf der Oberseite des Pickups sichtbar. Da zwischen zwei der Pole – die äußerlich wie Schrauben aussehen – je eine weitere Schraube zu sehen ist, erweckt der Pickup den Eindruck, über acht Pole zu verfügen. Dies ist nicht der Fall: Es handelt sich um zwei Befestigungsschrauben. Eine weitere Bauform des P-90-Tonabnehmers ist der Dog Ear genannte Tonabnehmer. Bei diesem Pickup wurde die Befestigung geändert und zu diesem Zweck an den Schmalseiten des ansonsten rechteckigen Gehäuses zwei Plastiklaschen angebracht, die die Befestigungsschrauben aufnehmen. Von dem Aussehen dieser beiden Laschen fühlen manche Betrachter sich an die Ohren eines Hundes erinnert. ▬ Softrock, auch Soft Rock, zusammengesetzt aus englisch soft für »sanft, weich« und rock, Rockmusik, die auf eingängige Melodien und Harmonien und eine perfekte Produktion setzt, vor allem aber den Gesang in den Mittelpunkt stellt. Softrock ist nicht als diskreter Stil zu sehen, dem möglicherweise auch die komplette Musik einer Band zuzuordnen ist, sondern als eine latent permanent vorhandenen Möglichkeit im Zwischenbereich von Rock und Pop. So lassen sich Beispiele von Softrock in beinahe jeder Spielart von Rockmusik finden – sofern der Blues in ihr eine untergeordnete oder sogar überhaupt keine Rolle spielt. Meistens handelt es sich also um konventionelle Liedformen. Größter Wert wird in der Produktion von Softrock auf eine ansprechende Stimme des Solosängers, Satzgesang, eine farbige Instrumentierung, unauffällige Schlagzeugbegleitung und ein eher langsames Tempo gelegt. Es ist keine Frage, dass Sentiment eine gewichtige Rolle spielt und Solina String Ensemble auch das Abrutschen in den Kitsch nicht immer vermieden werden kann. Gerade diese Merkmale werden dann auch vom Schlager übernommen, so dass die Trennung zwischen Rock und Pop einerseits, Schlager andererseits nicht streng gezogen werden kann. So sind dem Softrock schon Titel von Elvis Presley (etwa »In the Ghetto)«, erst Recht von den Beatles (etwa »Yesterday«, »Hey, Jude«), den Rolling Stones (etwa »She’s Like a Rainbow«, »Angie«) und Led Zeppelin (etwa »Stairway to Heaven«) zuzurechnen. Das Repertoire mancher Bands, so etwa das von Supertramp, The Carpenters und Chicago (nach 1973) besteht zu einem großen Teil aus Softrock-Nummern. Die Stilmerkmale des Softrock gehören aber auch zu den kompositorischen Mitteln manch anderer Band: Titel von etwa 10cc, Frank Zappa, Gruppo Sportivo und eben auch der Beatles – um nur einige zu nennen – wirken zwar wie Softrock, sind aufgrund der vornehmlich in den Texten, oft genug aber auch gerade in der Übertreibung der SoftrockMerkmale, so etwas wie Parodien auf den Softrock, allemal also ironisch gemeint. Die Ursache für die Möglichkeit einer »soften« Rockmusik liegt bereits in der Genese der Rockmusik, denn sowohl in der Country Music als auch in der Folk Music sind Kompositionen zu finden, die alle Merkmale einer »soften« Musik bieten. Das Wort Softrock wird für Zusammenstellungen in Deutschland oft durch das Wort »Kuschelrock« ersetzt, ein Etikett, gegen das sich kaum ein Rockmusiker wehren kann. ▬ Solidbody Guitar, von englisch solid für »massiv«, body für »Körper, Korpus« und guitar für »Gitarre«, Bauform der elektrischen Gitarre, bei der der Korpus aus einem massiven Stück Holz gefertigt wird. Da eine ↑ elektrische Gitarre im Gegensatz zur traditionellen, so genannten akustischen Gitarre, keinen Resonanzkörper benötigt, muss der Korpus des Instrumentes auch nicht so gebaut sein, dass er den durch die schwingende Saite erzeugten Ton verstärkt. Vielmehr dient er als Träger von Saitenhalterung, Brücke, Tonabnehmer und Elektrik. Auch hat die Form keinen erkennbaren Einfluss auf den Klang der Gitarre. Typische Solidbody-Gitarren sind etwa die Telecaster- und Stratocaster-Gitarren von Fender und die SG-Gitarre von Gibson. Für die Herstellung der Korpus kommen diverse Hölzer in Frage, etwa Esche, Erle, Linde, Mahagoni und weitere mehr; Weichhölzer hingegen werde nicht verwendet. Gitarren, die einen hohlen Korpus aufweisen, werden Hollowbody Guitars genannt. ▬ Solina String Ensemble, Keyboard-Instrument mit elektronischer Tonerzeugung (Elektrophon), das vorrangig der Nachahmung des Klanges von Streichergruppen diente, 1974 von der im niederländischen Bodegraven beheimateten Firma Eminent vorgestellt. Das bis 1981 hergestellte Instrument wurde in den USA von der Firma ARP vertrieben und ist daher auch unter dem Namen ARP String Ensemble oder ARP Solina String Ensemble bekannt. Eminent hatte seit 1972 in seinem Programm eine Orgel mit elektronischer Tonerzeugung, die Eminent 310 unique, die über mehrere Streicherregister verfügte. Dieser Teil der Orgel wurde für das separate String Ensemble verwendet. Technisch gesehen handelt es sich dabei um eine Kombination von Technik für elektronische Orgeln und Technik, die in Synthesizern verendet wird. Wie bei elektronischen Orgeln wird der Ton von einem Tongenerator zur Verfügung gestellt, der die 12 Töne des europäischen Tonsystems in einer sehr hohen Lage als Sägezahn-Töne erzeugt. Diese Töne werden für die tieferen Lagen mittels Frequenzteilern geteilt. Für die anschließende Klangformung wurden drei zeitverzögernde Baugruppen verwendet, so genannte Chorus-Geräte; bei diesen Baugruppen wird die 713 Some Bizarre Records Zeitverzögerung durch LFOs ständig geringfügig verändert, so dass dem entsprechend sich auch die Phasenlage jedes Tones ändert. Beim String Ensemble waren drei Chorus-Einheiten parallel geschaltet, bei jedem aber die Frequenz der jeweiligen LFOs geringfügig unterschiedlich eingestellt. Wurde ein einzelner Ton durch diese Effekt-Baugruppe geschickt, so ergab sich der Eindruck von mehreren Tönen, die ein sehr lebendiges Klangbild aufwiesen, allemal also dem von Phasenverschiebung und geringfügigen Tonhöhenunterschieden geprägten Klang von realen Streichergruppen nahe kam. Es handelt sich dabei nicht um ein Vibrato, da die Frequenz des Ausgangstones nicht verändert wird. Das Solina String Ensemble verfügte zwar noch über weitere Register wie Horn und Trumpet, Musiker kauften es aber wegen seiner Streicherklänge – Viola & Violin, Cello, Double Bass. Es gab mehrere Ausführungen des Instrumentes, die sich wenig unterschieden, alle über eine Tastatur mit 49 Tasten verfügten und sowohl die Steuerspannung wie auch einen Gate-Impuls ausgeben konnten. Das Solina String Ensemble befand sich in Idealkonkurrenz zum Mellotron, war aber um einiges preisgünstiger als dieses und auch weit unkomplizierter im Aufbau. Während viele Musiker es daher als Ersatz für das Mellotron betrachteten, gab es nicht wenige Keyboard-Spieler, die es als ergänzende Alternative zum Mellotron sahen. Eingesetzt wurde das String Ensemble vor allem im Progressive Rock, um orchestrale Klänge für den Hintergrund zu liefern, sein Klang ist damit ein unmittelbarer Vorläufer der so genannten Pads. Es dauerte nach Vorstellung des Geräte Mitte der 1970er-Jahre nicht lange, dass Synthesizer etwa von Oberheim und Sequential Circuits gleichwertige Klänge bereit stellten und das Instrument damit überflüssig machten. Synthesizer der jüngeren Zeit können durchweg sehr ähnliche Klänge erzeugen, manche davon beruhen auf Samples des Solina String Ensembles. Eingesetzt wurde das Solina String Ensemble unter anderem von Jean Michel Jarre, Jon Lord, Mike 714 Oldfield, Lutz Rahn, Rick Wright, Rick van der Linden, Eumir Deodato, Herbie Hancock, The Rolling Stones, The Buggles, The Cure und in jüngster Zeit beispielsweise von Henry Fool. Weblinks http.//www.retrosoundde/Solina.html (Website mit Informationen und Links zum ARP Solina String Ensemble) ▪ http://www.oldschoolsound6/free.fr/manuels/informati on_service_solina.pdf (Website mit Schaltplan und Platinen-Layouts des Solina String Ensembles) ▬ Some Bizarre Records, britisches Schallplatten-Label, 1981 von Stevo Pearce, eigentlich Stephen John Pearce, (* 1962) in London gegründet; Pearce hatte 1980 einen Sampler mit der Musik seinerzeit noch unbekannter Bands unter dem Title »Some Bizarre Album« zusammengestellt. Pearce war im Londoner Musikleben kein Unbekannter: Er war bei Konzerten etwa von Throbbing Gristle oder Chrome in exzentrischer Verkleidung, manchmal auch nackt aufgetreten, veranstaltete Konzerte mit Bands und Musikern wie DAF und Fad Gadget und erhielt schließlich die Möglichkeit, seinen höchst persönlichen Musikgeschmack in den Zeitschriften »Record Mirror« und der britischen »Sounds« in Listen zu präsentieren. Nicht wenige Bands suchten seine Unterstützung, um auf dem Musikmarkt Fuß zu fassen, und sandten ihm ihre selbst produzierten Kassetten. 1980 wählte Pearce einige dieser Musikstücke aus und stellte unter dem Titel »Some Bizarre Album« eine LP zusammen. Das Album enthielt Kompositionen von Soft Cell, Depeche Mode, Neu Electrikk, The The, Blancmange, B-Movie, Naked Lunch und einigen wenigen anderen. Etwa zur selben Zeit übernahm er auch das Management von Marc Almond und dessen Band Soft Cell. Der Erfolg des Albums bestärkte Pearce, ein eigenes Label zu gründen, das dann tatsächlich seine Arbeit 1981 aufnahm. Er hatte allerdings nicht die Absicht, das Songplugger Label in üblicher Weise zu betreiben, sondern übertrug die Rechte der von ihm unter Vertrag genommenen Bands einfach an größere Labels, fungierte also als Lizenzgeber. So hatten Musiker und Bands wie B-Movie, Soft Cell, The The, Cabaret Voltaire, Psychic TV, Test Department, Einstürzende Neubauten zwar Verträge mit Some Bizarre, ihre Platten aber erschienen bei diversen anderen Labels. Der Name seines Labels schien Pearce geradezu Programm: Manche Produktionen lizenzierte er mehrmals, dabei auch die Unerfahrenheit seiner Vertragspartner in kaufmännischen und juristischen Belangen mitunter rücksichtslos ausnutzend. Gegen Ende des Jahrzehnts verlor Pearce das Interesse an seinem Label, jahrelang wurde unter dem Namen nichts veröffentlicht. 2001 belebte er das Label wieder, veröffentlichte auch eine Sammelplatte – beteiligt daran war die wieder erstandene Formation Soft Cell –, eine beständige Fortsetzung der Label-Tätigkeit ergab sich daraus aber zunächst nicht. Erst Mitte des Jahrzehnts raffte sich Pearce auf, einige neue Bands unter Vertrag zu nehmen, so etwa The Dark Poets, Monkey Farm Frankenstein, später Pedro INF und Kontour. Eine 2008 zusammengestellte Kompilation enthielt nicht weniger als 32 neue Musiker und Bands, die Pearce über das Internet-Portal MySpace gefunden hatte. Seitdem präsentiert Some Bizarre Records sporadisch einzelne Alben. Weblink http://www.somebizarre.com/ (Offizielle Website des britischen Schallplatten-Labels Some Bizarre Records) ▬ Songbook, zusammengesetzt aus englisch song für »Lied« und book für »Buch«, Sammelbegriff für gedruckte Noten mehr oder weniger aktueller Rockund Popmusik Wenn es auch auf diesem Gebiet Sammlungen der beliebtesten Songs einer Band oder eines Einzelinterpreten gibt, so sind die Songbooks in aller Regel an den CD-Veröffentlichungen orientiert und tragen daher als Umschlagbild meistens auch das Bild des Covers der dazugehörigen LP oder CD. Songbooks enthalten meist alle Songs der jeweiligen CD; gegeben sind immer Text, eine Klavierstimme, die auch die Melodie enthält, Akkordbenennung und oft auch Gitarrentabulaturen. Einfache Songbooks enthalten nur den Text, die Melodie und die Akkorde in Akkordkurzschrift. Es gibt sehr wenige Songbooks – auf die dieser Name kaum angewendet wird –, die akribische Transkriptionen der Musik enthalten, so etwa von zahlreichen Stücken der britischen Gruppe Emerson, Lake & Palmer, die den exakten Klaviersatz enthalten, sowie eine Ausgabe aller Beatles-Songs mit allen Stimmen in regelrechten Partituren. Der Wert von Songbooks ist nicht völlig unumstritten. Wesentliches wie die klangliche Aufbereitung durch die Studiotechnik oder auch eine Notation der Schlagzeugstimme fehlen meistens. Auch können Songbooks gravierende Fehler enthalten, mitunter sogar falsche Angaben der Tonart. Songbook The Beatles: The Beatles Complete – Piano/Organ/Vocal Edition; London 1983 | Partituren The Beatles: Complete Scores – Full Transcriptions From The Original Recordings; London 1989 ▪ Emerson, Lake & Palmer: Tarkus; New York o. J. ▬ Songplugger, von englisch song für »Lied« und plugger für »Werber«, auch Boomer, Vertreter eines Musikverlags mit der Aufgabe, Lieder an Sänger und Musikgeschäfte zu verkaufen; der Berufszweig entstand Anfang des 20. Jahrhunderts und wurde besonders von Pianisten ausgeübt. Der Songplugger übernahm die von Notenverlagen übertragene Aufgabe, in Musikgeschäften deren Inhaber und Kunden neu herausgegebene Songs seines Auftraggebers vorzuspielen und damit zum Kauf der Noten zu animieren. Auch wurden Songplugger auf die Reise geschickt, um mehr oder weniger be- 715 Sonor kannten Sängerinnen und Sängern neue Songs zu verkaufen. Mitunter gingen diese Kunden eine Allianz mit dem Songplugger ein, trafen Vereinbarungen hinter dem Rücken des Auftraggebers oder ließen sich gar bestechen. Mit dem Aufkommen der Schallplatte verlagerte sich die Tätigkeit der Songplugger in die Büros der Plattenfirmen: Da diese Sängerinnen, Sänger und Musiker durch Vertrag an sich banden, bestimmten sie auch deren Repertoire. Die Schallplatte war aber auch die Ursache, dass der Songplugger als Figur im Musikgeschäft verschwand. Wurden zuvor Noten gekauft, um diesen oder jenen Song zuhause am Klavier selbst zu spielen, so kaufte dasselbe Publikum nunmehr die Schallplatte mit dem Song. Zu Beginn seiner Laufbahn betätigte sich auch der amerikanische Komponist George Gershwin als Songplugger. ▬ Sonor, von lateinisch sonor für »Klang, Ton, Geräusch«, deutsches Unternehmen zum Bau von Schlaginstrumenten, 1875 von dem Drechsler und Weißgerber Johannes Link in Weißenfels/Saale gegründet; seit 1950 lautet der vollständige Name der Firma Johs. Link KG Sonor Percussion. Johannes Link stellte in seiner Werkstatt zunächst Militärtrommeln und Felle für Trommeln her. Bis zur Jahrhundertwende entwickelte sich das Unternehmen zu einem prosperierenden Hersteller diverser Schlaginstrumente. 1907 ließ Link den Namen Sonor beim Kaiserlichen Patentamt registrieren. Johannes Link starb 1914 und sein Sohn Otto Link übernahm das Unternehmen. 1917 baute Sonor ein zweites Werk in Markneukirchen und Mitte der 1920er-Jahre beschäftigte die Firma bereits mehr als 140 Mitarbeiter. Hatte Sonor bis dahin vornehmlich Pauken, Trommeln, Becken und andere Metallophone hergestellt, so beschäftigte sich das Unternehmen im Laufe der 1920er-Jahre zunehmend mit dem Bau von Perkussionsinstrumenten für Jazz-Bands und Tanzkapellen; 1930 716 konnte der erste ausschließlich dem Jazz-Schlagzeug gewidmete Katalog vorgelegt werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Firma enteignet, Otto Link floh zunächst in den Westteil Berlins und gründete 1946 in Bad Berleburg-Aue die Firma neu; hier befindet sich seitdem das Stammwerk. Nach dem Tode von Otto Link 1955 übernahm dessen Sohn Horst Link die Geschäfte der Firma. Unter seiner Leitung wurde das Lieferprogramm Sonors weiter ausgebaut, so dass die Firma in jedem Bereich des Baus von Perkussionsinstrumenten präsent war. 1991 ging Sonor eine Verbindung mit der Firma Hohner in Trossingen ein und gehört seit 1997 zu dem taiwanesischen Konzern KHS. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wurde auch eine Fertigung von Schlaginstrumenten in Tianjin in der Volksrepublik China aufgebaut. Sonor baut Instrumente für das Orchester-Schlagwerk, für Latin Music, für Rock und Jazz und für das Orff-Schulwerk. Die Firma nahm und nimmt eine führende Stellung im Bau von Schlaginstrumenten ein. Zu den von Sonor eingeführten Neuerungen gehörten die erste Fußmaschine für das Spiel der Bass Drum 1900, die erste Doppelfußmaschine und die erste Hi-Hat 1935 und 1980 die erste Fußmaschine mit nur einer Säule. Instrumente von Sonor fanden stets die Beachtung von renommierten Schlagzeugern, nach dem Krieg auch die von bekannten Jazz-Schlagzeugern wie Kenny Clarke, Connie Cay, Lionel Hampton und Ed Thigpen, später auch Jack DeJohnette; zu der jüngeren Generation von Schlagzeugern, die SonorDrums spielen, gehören etwa Gavin Harrison (Porcupine Tree, King Crimson) und Benny Greb (Stoppok). Weblink http://www.sonor.de/ (Offizielle Website der deutschen Schlagzeugbau-Firma Sonor) ▬ Sony Music Entertainment, japanisch-amerikanischer Musikkonzern, 2008 aus dem Vorgängerun- Soul Music ternehmen Sony BMG gebildet; Sony Music Entertainment ist Teil der Sony Corporation of America, die wiederum die amerikanische Dependance der 1946 von Masaru Ibuka und Akio Morita zunächst unter dem Namen Tokyo Tsushi Kogyo K.K. gegründeten japanischen Sony Corporation ist. Sony Music Entertainment gehört mit Universal Music und Warner Music zu den so genannten Big Three der Schallplattenindustrie. Sony war auch Nutznießer der Zerschlagung der britischen EMI in den Jahren 2011 bis 2013; der japanische Konzern erhielt Teile des Verlagsbereichs. Der amerikanische Schallplattenkonzern CBS hatte 1968 gemeinsam mit dem japanischen Elektronikkonzern Sony die Firma CBS/Sony Records gegründet. CBS/Sony übernahm die Produktionen von CBS, stellte die Schallplatten her und sorgte für den Vertrieb der Tonträger in Japan. In eigener Regie wurden auch Platten der bei CBS unter Vertrag stehenden Musiker und Bands ausschließlich für den japanischen Markt produziert. Diese Platten waren unter Sammlern sehr gesucht, doch hatten die von Sony gepressten LPs wegen ihrer hohen Qualität bei europäischen Plattenkäufern ohnehin einen guten Ruf. Manch eine LP amerikanischer und britischer Bands (z. B. Chicago, The Stranglers) kam dann auch nur in Japan auf den Markt. Nach diversen mehr oder weniger erfolgreichen Umstrukturierungen der CBS kaufte die Sony Corporation of America 1987 CBS Records und benannte die Firma zunächst in CBS Corporation um. 1990 wurde CBS Masterworks Classical Music in Sony Classical Records umbenannt. Die Gründung von Sony Music Entertainment erfolgte 1991. Sony belebte das Label Columbia Records wieder, doch anders als die frühere Columbia, die unter diesem Namen nur in den USA und Kanada auftreten durfte – an dem Namen hielt seinerzeit die britische EMI die Rechte –, gelang Sony eine Einigung mit EMI, den Namen weltweit verwenden zu können. Ironie der Geschichte: Sony konnte weiterhin den Namen in Japan nicht verwenden, da es eine japanische Firma dieses Namens schon gab, wenn auch nicht im Musikgeschäft tätig; in Japan trägt die Schallplattengesellschaft den Namen Sony Music Japan. Als die deutsche Bertelsmann AG 2004 den Schallplattenzweig ihres Unternehmens aufgeben wollte, kaufte Sony zunächst 50 Prozent des Unternehmens. Der neu entstandene Konzern erhielt den Namen Sony BMG Music Entertainment, wurde aber 2008, als Sony auch die restlichen Anteile der Bertelsmann-Firma kaufte, wieder in Sony Music Entertainment umbenannt und der Sony Corporation of America angegliedert. Ein 2009 geschlossener Vertrag mit Independent Online Distribution Alliance sicherte Sony Music Entertainment einen zukunftssicheren Zugang zum weltweiten OnlineMarkt. Sony Music Entertainment ist in diverse Bereiche gegliedert, zu denen neben der Columbia/Epic Group die RCA/Jive Group, Sony Music Nashville, Sony Masterworks, Sony Music Latin, Legacy Recordings, Provident Label Group, Columbia Records UK, RCA Label Group, Syco Music und der Vertrieb RED Distribution gehören. Den einzelnen Schallplatten-Abteilungen innerhalb des Unternehmens sind zahlreiche Schallplatten-Labels zugeordnet. Sony Music Entertainment übernimmt regional auch den Vertrieb vieler Independent-Labels. Entsprechen groß ist die Zahl der Musiker und Bands, die in irgendeiner Form mit Sony Music Entertainment verbunden sind, sei es, dass sie einen Vertrag mit einem der zu Sony gehörenden Labels haben, sei es, dass ihre Produktionen durch eine Firma des Konzerns vertrieben werden. Weblink http://www.sonymusic.com/ (Offizielle Website des Schallplatten-Konzerns Sony Music Entertainment) ▬ Soul Music, abgekürzt Soul, von englisch soul für »Seele«, in den USA in den 1960er-Jahren entstandene Form der Pop Music, die aus Elementen von ↑ Gospel, ↑ Blues und älterer schwarzer Pop Music 717 Soul Music besteht; Soul weist entsprechend seiner geografischen Herkunft bestimmte Unterschiede auf, die sich auch in den zentralen Veröffentlichungen von Labels wie Stax-Volt, Tamla-Motown und Atlantic zeigen. Soul ist Teil der profanen afroamerikanischen Musik, die bis etwa Ende der 1950er-Jahre im Wesentlichen aus Blues, Jazz und Rhythm and Blues, abgekürzt R’n’B, bestand. Soul als Ganzes entwickelte sich Anfang der 1960er-Jahre und kann unterteilt werden in die »klassische Phase« etwa von Anfang der 1960er-Jahre bis 1968 – als Ende dieser Phase des Soul wird das Datum der Ermordung Martin Luther Kings am 4. Juni 1968 angesehen – und in spätere Ausprägungen dieser Musik; in die Zeit nach 1968 fallen bis in die jüngste Zeit auch immer wieder Revivals des klassischen Souls. Soul hat mit Beginn seines Auftretens immensen Einfluss auf die Rockmusik überhaupt gehabt und diverse, auch von weißen Musikern getragene Variationen hervorgerufen, zu denen etwa Northern Soul und Blue Eyed Soul gehören. Bereits in den 1950er-Jahren waren aus dem Blues als vielen Soul-Titeln zugrunde liegender musikalischer Form einerseits sowie schwarzer Popmusik und dem Gospel-Gesang andererseits Vorformen des Soul aufgetreten, so etwa in der Musik von Sister Rosetta Tharpe, Solomon Burke und Sam Cooke. Vom Gottesdienst in den Kirchen der Schwarzen kam die Instrumentation – Schlagzeug, Bass, Klavier und Hammond-Orgel –, um die in der Rockmusik populär gewordene elektrische Gitarre und sehr häufig einen Bläsersatz ergänzt. Dabei gehören zu den verwendeten Blasinstrumenten neben der Trompete vor allem Alt-, Tenor- und Baritonsaxophon, weniger und sehr selten die Posaune. Diese Besetzung wurde Ende der 1960er-Jahre für den so genannten Brass Rock üblich, wie ihn etwa Chicago, Blood, Sweat & Tears und Ten Wheel Drive demonstrierten. Bands in der Besetzung der Stax-Begleitband Booker T. & The MGs wurden in den 1960er-Jahren zu einer Standardbesetzung der Rockmusik und findet sich in einer Formation wie 718 etwa Procol Harum, die als Rhythm and BluesBand begann, bis hin zu den Bands des Progressive Rock – The Nice, Pink Floyd, Yes, Genesis. Dieser Besetzung steht die eher von der Country Music herrührende Besetzung der Gitarrenbands, wie sie im frühen Rock’n’Roll bis hin zum Mersey Beat üblich war gegenüber. Dennoch: Allemal gab es gegenseitige Einflüsse, wie etwa »Shake, Rattle & Roll«, geschrieben von Jesse Stone, 1951 gesungen von Big Joe Turner, später von Billy Haley übernommen, einerseits, aber andererseits ein Song wie »Lucky Lips«, geschrieben von dem Duo Jerry Leiber und Mike Stoller, 1956 von Ruth Brown gesungen, exemplarisch beweisen. Im Soul steht allemal der Gesang im Vordergrund – und damit Sängerin, Sänger, Vokalensembles. Soul ist eine Musik der Großstadt, weil nur dort die technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen wie Studios und Labels gegeben waren. So sind die Zentren des klassischen Souls Chicago, Detroit, New York, Memphis und Florence. Verbunden mit diesen Orten sind Labels wie Stax, Volt – oft zusammengezogen zu Stax-Volt –, Tamla, Motown – zusammengezogen zu Tamla-Motown oder auch nur Tamla – und Atlantic. Diese Labels stehen auch für stilistische Unterschiede: Stax-Volt und Atlantic eher für eine am älteren Rhythm’n’Blues orientierte Musik, in der relativ kleine, kompakte Bands für die mitunter etwas gleichförmige Begleitung von Sängerinnen und Sängern sorgten. Zu dieser Form des Soul zählen etwa Carla Thomas, Rufus Thomas, Sam & Dave, The Mar-Keys, Booker T. & The MGs, Otis Redding, Wilson Pickett, The Bar-Kays und Eddy Floyd. Nach dem Ort der Entstehung wird diese Musik auch Memphis Soul genannt. Der Soul des Labels Tamla-Motown dagegen wurde stark von dem Gründer der Labels, Berry Gordy, geprägt. Diese Ausprägung ist weniger vom Blues beeinflusst, dafür mehr von der Instrumentation des Jazz, insgesamt aber eleganter und auch individueller – die Musik etwa von The Supremes und Stevie Wonder unterscheidet sich mehr voneinander als zwei beliebige Aufnahmen von Stax. Bei Soul Music Motown veröffentlichten etwa Marvin Gaye, Four Tops, Martha Reeves & The Vandellas, The Temptations, The Isley Brothers, Smokey Robinson & The Miracles, Jackson 5, Diana Ross, später auch Lionel Richie, Michael Jackson, Commodores und Rick James. Soul war stets, gleichgültig, bei welchem Label sie jeweils unter Vertrag standen, stark von Sänger-Persönlichkeiten geprägt, die teils auch sehr individuelle Stile entwickelten. Zu diesen gehören der Sänger und Pianist Ray Charles – in dessen Musik sich zahlreiche Elemente aus dem Jazz finden –, der Sänger James Brown – der in seiner Musik teils Bezug auf frühe schwarze Rockstars wie Little Richard Bezug nimmt, aber auch als Prototyp des Funk-Musikers gilt –, die Sängerin Aretha Franklin, die mit ihrem expressiven Gesangsstil bis in jüngste Zeit Einfluss auf Sängerinnen des RnB nahm und nimmt, die sehr dem früheren Rhythm and Blues verhaftete Formation Ike & Tina Turner, später Prince mit seiner eklektizistischen Auffassung von Soul, in der diverse Strömungen der seinerzeit aktuellen Rock- und Popmusik zu einer vom Rhythm and Blues bestimmten Musik ineinander flossen, und natürlich Michael Jackson, der einerseits Vollender des »alten« Soul war, andererseits abseits vom gegen Ende der 1970er-Jahre in Stereotypien erstarrten Disco Music der schwarzen Musik einen neuen Weg wies. In diese Gruppe gehören natürlich auch Sängerinnen wie Natalie Cole – deren Vater Nat King Cole vielleicht als Vorreiter des Soul-Interpreten angesehen werden kann – Eartha Kitt und die Sängerin Candi Staton, die nach 2000 ein Come Back erlebte Zu Zeiten der größten Erfolge von Jackson und Prince war die Ära des klassischen Soul schon beendet. Ende der 1960er-Jahre wurde die populäre schwarze Musik von Disco bestimmt, der Beat in Form von gleichförmig betonten Vierteln löste die im klassischen Soul übermächtige Betonung der Zählzeiten zwei und vier ab und bereitete damit das Feld für spätere Formen der in Diskotheken und Clubs übliche Tanzmusik bis hin zu Techno. In den späten 1970er-, dann zunehmend in den 1980er-Jahren, griff eine Reihe von weißen Musikern und Bands auf den klassischen Soul zurück, die Begriffe Northern Soul für einen restaurativen britischen Soul wie auch Blue Eyed Soul für eine Art »moderne« Fassung des alten Souls – vorgetragen etwa von Simply Red, Q-Tips, The Housemartins, Dexys Midnight Runners oder Eurythmics – war einige Jahre lang äußerst erfolgreich, teilweise auch mit Cover Versions älterer Soul-Titel. Der Begriff Soul allerdings wurde häufig gemieden: Sängerinnen wie Sade wurden eher mit dem Begriff »Pop Jazz« in Verbindung gebracht als mit Soul. Auch eine Formation wie Fine Young Cannibals wurde nur gelegentlich mit dem Begriff Soul belegt. Die Zweiteilung der schwarzen Musik – abseits von dem nach wie vor existenten Blues und Jazz – setzte sich bis in jüngste Zeit fort: Während eine unüberschaubare Reihe vornehmlich von Sängerinnen in Anknüpfung an die Gesangstechniken von Aretha Franklin oder selbst von Shirley Bassey eine melismenreiche, äußerst perfekt vorgetragene und produzierte Musik vertreten – dazu gehören etwa Beyoncé Knowles und Rihanna wie auch diverse ↑ Girlgroups von En Vogue bis Pussycat Dolls –, gab es nach der Jahrtausendwende ein geradezu nostalgisches Revival des Soul der 1960er-Jahre, als Sängerinnen wie Amy Winehouse, Duffy, Rox, Macy Gray, Lauryn Hill, Adele oder Corinne Bailey Rae die Bühnen betraten. Dabei lassen sich die Stilbereiche nicht immer eindeutig zuordnen: Elemente der Motown-Girlgroups lassen sich natürlich auch bei Formationen wie Destiny’s Child finden, wie auch etwa die Musik von Corinne Bailey Rae hier und da selbst auf »weißen« Folk zurückgreift. Eine eher »reine« Lehre vertreten dagegen etwa Raphael Saadiq, Aloe Blacc und Sharon Jones mit der Band Dap Kings, wie überhaupt der klassische StaxKlang von vielen Soul-Bands weltweit favorisiert wird, auch wenn sie den großen Markt nicht mehr erreichen. Dieser Musik war etwa auch der Film »The Commitments« (1991; Regie. Alan Parker; nach einem Roman von Roddy Doyle), gewidmet, 719 Souljazz der den kurzen Aufstieg einer irischen Soul-Band erzählt. Der Funk des James Brown eröffnete in den 1970erJahren weiteren Funk-Musikern eine eigene Strömung, die sich dann auch vom klassischen Soul mehr oder weniger stark löste. Als Prototyp dieser Strömung, in der in den 1980er-Jahren auch diverse aus weißen Musikern bestehende Bands erheblichen Erfolg hatten, ist die Formation Sly & The Family Stone anzusehen. Wie perfekt eine große Band eine Musik zwischen Soul und Funk präsentieren kann, bewies die Gruppe Earth, Wind & Fire. Es gibt natürlich auch einige kleinere Strömungen in der schwarzen Musik, die gelegentlich als Soul bezeichnet werden, so etwa Teile der Musik New Orleans, die meist allerdings mit dem Terminus ↑ Rhythm and Blues belegt wird. Umgekehrt ist auch der Hiphop über den Umweg von Disco aus dem Soul entstanden, Rap etwa war, wenn auch in etwas anderer Form, stets Bestandteil der Auftritte von James Brown. Auch auf die weiße Rockmusik hat der Soul der 1960er-Jahre unmittelbar Einfluss genommen, ohne dass dabei der Begriff selbst fiel. Schon manch ein Titel der Beatles zeigt bei näherem Hinsehen die Kenntnis der vier Liverpooler Musiker von den aktuellen Entwicklungen des Soul; manch ein Arrangement des Background-Gesangs der Fab Four, Songs wie »Come Together«, »Get Back« und ganz offensichtlich »Oh, Darling« sind offensichtlich Soul. Bei aller Verschiedenheit in der Phänomenologie des Soul, stets waren die Sängerin oder der Sänger der Star. Ohne Little Richard, Sam Cooke, Solomon Burke, Etta James, Otis Redding, Aretha Franklin, Ben E. King, Marvin Gaye, Macy Gray, Percy Sledge, Isaac Hayes und zahllose andere wären Rock und Pop in ihrer heutigen Form nicht denkbar. Diskografie Candi Staton: His Hands (2006) ▪ Destiny’s Child: – (1998) ▪ Natalie Cole: Leavin’ (2006) ▪ The Commitments: – (1991; Soundtrack) ▪ Macy Gray: The Trouble With Beeing Myself (2002) ▪ Rox: Memories (2010) ▪ Corinne Bailey Rae: – (2006) | Zusammenstellun- 720 gen True Motown (2006; drei CDs) ▪ Best of Soul Classics (2005; drei CDs) ▪ The Story of Brunswick (2002; zwei CDs) ▪ James Brown: The Album (o. J.; zwei CDs) ▪ Wilson Pickett: The Very Best of Wilson Pickett (2005) | Literatur Garland, Phyl: The Sound Of Soul; New York 1971 ▪ Shaw, Arnold: Soul; Reinbek bei Hamburg 1980 ▪ Hündgen, Gerald (Hrsg.): Chasin’ A Dream – Die Musik des schwarzen Amerika von Soul bis Hip Hop; Köln 1989 ▪ Hoffmann, Stefan/Tomitz, Karsten: Rare Soul - Das Who-Is-Who der Soul-Ära; Main 2005 ▪ Guralnick, Peter: Sweet Soul Music; Lonon 1986, 21999, deutsch: Berlin 2008 | Weblink http://www.soulbot.com/ (Website mit Informatione zur Soul Music) ▬ Souljazz, zusammengesetzt aus englisch soul für »Seele« und Jazz, in den 1950er-Jahren aufgekommene Spielart des Hardbop mit starkem Einfluss von Blues und Gospel. Die für den Souljazz charakteristische Formation ist das Orgeltrio: Hammond-Orgel, Kontrabass, Schlagzeug. In Trios dieser oder ähnlicher Art, mitunter mit Gitarre statt Kontrabass – spielten Organisten wie Brother Jack McDuff und Jimmy Smith. Da viele Kompositionen des Souljazz eine eher einfache, an Riffs orientierte Struktur hatten, sahen Rockmusiker wie Brian Auger, Georgie Fame und selbst Keith Emerson einige Bezüge zur Rockmusik und übernahmen Stilmittel des Souljazz in ihr Spiel. Die durchaus bedeutende Stellung der Hammond-Orgel in der Rockmusik der 1960er-Jahre dürfte zu einem Gutteil auf den Einfluss des Souljazz zurückzuführen sein. ▬ Sound, englisch für »Schall, Klang«, in verschiedener Bedeutung gebrauchter Begriff für die Beschreibung von Rock- und Popmusik, häufig in Zusammensetzungen wie Flower-Power-Sound, Boston-Sound, Philadelphia-Sound und Beatles-Sound wie auch in Kombinationen, etwa Sound Design. Sound 1. Allein wird das Wort »Sound« etwa für die Beurteilung einer Wiedergabeanlage verwendet. Dabei spielt es keine Rolle, welcher Art eine Verstärkeranlage ist: Der Klang einer Heim-Stereoanlage kann eben so einen »guten« oder »schlechten« Sound produzieren wie die ↑ P.A. in einem Konzertsaal. Dabei bleibt es der subjektiven Betrachtungsweise des Hörers überlassen, was er unter »gut« oder »schlecht« versteht, wenn auch bestimmte Maßstäbe in der Beurteilung der Qualität einer Wiedergabeanlage allgemeiner Konsens zu sein scheinen: Die Wiedergabe sollte frei von Verzerrungen sein, die Lautstärke muss der Musik angemessen sein – Heavy-Metal-Musik entfaltet einen »guten« Sound erst bei einer gewissen Minimal-Lautstärke, die allemal höher ist als etwa die von Folk Music –, die Sprachverständlichkeit muss gegeben sein, es darf sich weder ein Instrument noch ein Vokalist in den Vordergrund drängen und die Musik muss mit einem gewissen Engagement der Musiker präsentiert werden, also mit Nachdruck gespielt werden. Unter Fans ein und derselben Musik lässt sich in der Regel schnell ein Konsens finden, wann ein Sound »gut« ist. Dabei beinhaltet das Wort Sound weit mehr als das Wort Klang die rezeptive Seite des Hörens, ist also nicht nur eine den äußeren Umständen zuzuschreibende Angelegenheit: Eine Verstärkeranlage kann zwar einen den Daten nach »guten« Klang haben, möglicherweise gefällt ihr Klang dennoch nicht. 2. In diversen Zusammensetzungen, die nach dem Muster Boston-Sound kreiert werden, bleibt die Bedeutung des Wortes bei kritischer Betrachtung stets unklar. Mitunter wird eigentlich Disparates mit dem vorangestellten Begriff allgemein gekennzeichnet. Zusammensetzungen wie Boston-Sound, SanFrancisco-Sound, Beatles-Sound und viele andere geben einerseits augenzwinkernd vor, dass der Hörer, konfrontiert mit diesen Begriffen, schon wisse, was damit gemeint ist, andererseits behaupten sie, dass es tatsächlich etwas Gemeinsames in der Musik, in ihrem Klang gibt, das sie sofort als zu Boston, zu San Francisco oder den Beatles zugehörend kennzeichnet. Was das jeweils sein könnte, vermittelt der Begriff natürlich nicht. San-Francisco-Sound etwa suggeriert, dass sich in der Musik von Grateful Dead, Jefferson Airplane, Scott McKenzie und selbst der britischen Band The Flower Pot Men mit ihrem Song »Let’s Go To San Francisco« – für den sie listig eine Reihe von Anleihen bei den Beach Boys gemacht hatten – etwas findet, das irgendwie mit der Stadt San Francisco und dem Lebensgefühl im so genannten ↑ Summer of Love zu tun hat. Natürlich lassen sich die individuellen Stilmerkmale in der Musik einer Band dingfest machen, wenn auch nur selten über ihr komplettes Œuvre. Mit Beatles-Sound ist fast immer der Gruppenklang gemeint, den die Beatles etwa 1967 hatten, als sie LPs wie »Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band« und »The Magical Mystery Tours« präsentierten. Wenn der Beatles-Sound nachgeahmt wird – ein Beispiel bietet etwa der Song »Nothing Lasts Forever« (2010) der australischen Band Unitopia, andere Songs von Badfinger, Radiohead oder Oasis – so wird auf die Klangwelt dieser Veröffentlichungen zurückgegriffen. Wesentlich scheint der Sound einer Band von ihren Vokalisten abhängig: Der markante Sound von Bands wie The Beatles, Deep Purple, Gazpacho, The Rolling Stones, Queen – um nur wenige zu nennen – beruht weniger auf Instrumentalisten als auf den jeweiligen Sängern. Bands etwa, deren Sänger verstarb, hatten mit einem anderen Sänger auch einen anderen Sound. Diskografie The Beatles: Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band (1967) ▪ Badfinger: Magic Christian Music (1969) ▪ Oasis: Whatever (1994; Single) ▪ Radiohead: OK Computer (1997) ▪ Unitopia: Artificial (2010) | Literatur Gillett, Charlie: The Sound of The City; London 1971 ▪ Sandner, Wolfgang: Sound & Equipment, in: Wolfgang Sandner (Hrsg.): Rockmusik – Aspekte zur Geschichte, Ästhetik, Produktion; Mainz 1977 ▪ Frith, Simon/Goodwin: On Record – Rock, Pop and the Written Word; New York 1990 ▪ Moore, Allan F.: Rock: The Primary Text – Developing a Musicology of Rock; Ashgate 2001 721 Soundengineer Soundengineer, zusammengesetzt aus englisch sound für »Klang, Klangbild« und engineer für »Ingenieur«, Person, die bei Konzerten oder Tonaufnahmen, aber auch beim Prozess des Abmischens für eine einwandfreie Tonübertragung zuständig ist. Die im Rundfunk und auch in manchen Plattenfirmen übliche Dreiteilung in Tonmeister, Toningenieur und Tontechniker gibt es in dieser Form weder in den USA noch in Großbritannien, erst recht nicht im Bereich der Rock- und Pop-Musik. Soundengineer darf sich jeder nennen, der seine technischen und musikalischen Kenntnisse entweder autodidaktisch, also durch eigenständiges Lernen und einige Erfahrung, oder aber an einer auf den Bereich spezialisierten privaten Schule erworben hat; auch manche Hochschulen bieten entsprechende Studiengänge an. In der Bundesrepublik Deutschland ist eine derartige Ausbildung zwar auch möglich, doch ist sie eher in den Bereichen Rock, Pop und Jazz üblich, nicht jedoch in der Kunstmusik, in der immer noch die genannte Dreiteilung vorherrscht. Das Tätigkeitsfeld eines Soundengineers ist daher auch weiter als etwa das eines Tonmeisters oder eines Tontechnikers und kann beide Aufgabenbereiche umfassen. Soundengineers betreuen vornehmlich die technische Seite bei Aufnahmen und Konzerten, bauen die Technik im Aufnahmeraum auf (Mikrofone, Verstärker, Instrumente), bereiten am Mischpult die Aufnahme vor und überwachen die Aufnahme. Sie sind die Helfer beim Abmischen und unterstützen mit dieser Tätigkeit den Produzenten, der sich weniger der Technik als dem Gesamtergebnis, also dem Klang einer Aufnahme widmet. Hier ist es Aufgabe des Soundengineers, die oft diffusen Vorstellungen des Produzenten zu interpretieren und in technische Vorgänge zu fassen. Bei Konzerten richtet der Soundengineer die zur Verfügung stehende Übertragungsanlage (↑ Public Adress Sytem) auf den jeweiligen Aufführungsort ein und passt sie während des Konzertes an die jeweils augenblickliche Situation an. Die meisten Soundengineers sind Spe- 722 zialisten entweder für die Aufnahme im Studio oder aber für die Tonübertragung im Konzert. Es gibt einige Rockmusiker, die eine tontechnische Ausbildung durchlaufen haben, so etwa der Sänger und Gitarrist der britischen Rockband 10cc, Eric Stewart. Auch viele Produzenten verfügen über erhebliche Kenntnis der Studiotechnik, wie auch es Soundengineers gibt, die sich als Produzenten einen Namen machen konnten. In Zeiten der Digitaltechnik haben sich viele Tätigkeiten des Soundengineers in das zeitliche Vorfeld von Aufnahme bzw. Konzert verlegt. Auswahl der Geräte wie der Software werden dabei auch nach den Vorstellungen und Kenntnissen des Soundengineers vorgenommen. Während laufender Konzert beispielsweise überwacht der Soundengineer dann nur noch die ordnungsgemäße Funktion des Equipments. ▬ Soundies, ↑ Video Clip ▬ Sound Library, zusammengesetzt aus englisch sound für »Klang« und library für »Bibliothek«, Sammlung von Samples authentischer Musikinstrumente; die Sammlungen können einzelnen Instrumenten, Instrumentengruppen bis hin zu kompletten Sinfonieorchestern, aber auch Geräuschen gewidmet sein. Die Samples werden in professionellen Studios aufgenommen und anschließend digitalisiert, meist in einer höheren Qualität als CD-Qualität. Dabei werden nicht nur einzelne Töne in unterschiedlicher Lautstärke, sondern oft auch Tonkombinationen aufgenommen. Auch werden für das jeweilige Instrument typische Spielweisen berücksichtigt, so dass sich in einer Sound Library selbst für einfache Einzelinstrumente oft mehrere hundert Samples finden. Bei Libraries kompletter Sinfonieorchester, wie sie etwa die Vienna Sound Library darstellt, Sound-Modul sind es mehrere 10 000 Klänge, die für die »Konstruktion« von Partituren am Computer zur Verfügung stehen. Es ist dann Sache der Verwaltungs-Software, aus dieser Vielzahl von Einzelsamples die jeweils vom Nutzer geforderten spezifischen Klänge bereit zu stellen. Es gibt mittlerweile nicht nur Sound Libraries der in Rock, Jazz und traditioneller Kunstmusik gängigen Instrumente, sondern auch von Instrumenten aus aller Welt, häufig unter dem Begriff »Ethnics« angeboten. Daneben gibt es spezielle Libraries für einzelne Musikrichtungen, etwa für Techno und Hiphop. Diese bestehen oft aus kompletten Loops, können gleichzeitig also auch mehrere Instrumente enthalten. Geräusch-Libraries werden besonders von Entwicklern von Computer-Spielen verwendet. Libraries werden meist in mehreren gängigen Formaten angeboten, auf jeden Fall im für Musik-CDs gängigen Wav-Format; außerdem haben sich bestimmte Sampler-Formate durchsetzen können, etwa die der Firmen Akai, Teac-Tascam und Steinberg. Die Qualität von Sample Libraries hat im Laufe des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends einen Grad erreicht, der dazu führte, dass viele Produktionen unter Einsatz von Libraries zustande kommen. Bei eingeschränkten Budgets ist es unter Verwendung von Libraries somit dennoch möglich, opulente Ensemblegrößen einsetzen zu können. Dabei erfordert der Einsatz von Sound Libraries – besonders wenn viele Klänge authentischer Instrumente verwendet werden sollen – gründliche Kenntnisse über Tonumfang, Spieltechniken und Eigenheiten im Klang eines Instruments. Wird etwa Filmmusik unter Berücksichtigung dieser Prämissen produziert, so ist das Ergebnis von einer herkömmlichen Aufnahme vom Laien nicht zu unterscheiden. Weblink vsl.co.at (Offizielle Website der Vienna Sound Library) ▬ Sound-Modul, englisch, Elektrophon, elektronisches Gerät, das ähnlich wie ein Preset-Synthesizer eine mehr oder weniger große Anzahl gängiger Klänge für die Verwendung etwa im Zusammenhang mit Masterkeyboards oder Digital Audio Workstations bereit hält. Sound-Module sind eine besondere Form von ↑ Expandern und haben wie diese keine eigene Tastatur, sondern sind in dem 19-Zoll-Standard folgenden Gehäusen, manchmal auch in halb so breiten von 9,5, Zoll Breite untergebracht. Manche haben auch spezielle Gehäuseformen, wie etwa Orgel-SoundModule, in die oft Zugriegel eingebaut sind. Die im Gerät vorgehaltenen Klänge können in der Regel gar nicht oder nur in engen Grenzen vom Nutzer verändert werden. Aufgabe der Module ist es, gängige Klänge wie Klavier, Cembalo, Hammond-Orgel, außerdem diverse Streicher- und Bläserklänge und schließlich natürlich auch typische SynthesizerKlänge bereit zu halten. Die Klänge sind nach dem General-MIDI-Standard geordnet, so dass sie über eine MIDI-Verkabelung von Computern oder beliebigen mit einer MIDI-Schnittstelle ausgerüsteten Keyboards aus angesteuert werden können. Die Klänge selbst beruhen häufig auf Samples authentischer Instrumente, lediglich für die SynthesizerKlänge gibt es Oszillatoren und Filter. Eines der ersten Sound-Module war der von der japanischen Firma Roland auf den Markt gebrachte MT-32. Dessen Tonerzeugung beruhte auf der Kombination relativ kurzer Samples, die meist für den Einschwingvorgang eines Klanges genutzt wurden, und einer auf subtraktiver Synthese beruhender elektronischer Tonerzeugung. Der MT-32 war als Emulation viele Jahre lang auch als Standard für Soundkarten verfügbar. Im Gegensatz zu anderen Sound-Modulen konnten die Klänge des MT-32 verändert werden. Andere Sound-Module sind etwa die Geräte der Sound-Canvas-Serie oder das PianoSound-Modul MKS-20, beide ebenfalls von Roland. Eine besondere Form eines Sound-Moduls sind so genannte Rompler, die ausschließlich zum Abspielen von im ROM gespeicherten Samples dienen. 723 Sounds Der Begriff Sound-Modul wird längst als Synonym für Expander genutzt. In jüngerer Zeit werden als Sound-Modul oft Geräte bezeichnet, die lediglich ein bestimmtes Instrument – wie etwa eine Hammond-Orgel – oder eine Instrumentengruppe – wie Klaviere, Flügel und Cembali – nachahmen. ▬ Sounds, deutsche Musikzeitschrift, erstmals 1966 von Rainer Blome in Solingen herausgegeben; später wurden Redaktion und Verlag der Zeitschrift zunächst nach Köln, dann nach Hamburg verlegt. Die Zeitschrift im Format DIN A4 erschien zunächst unregelmäßig, dann zweimonatlich und schließlich monatlich. Thematisch widmeten sich die ersten Ausgaben – Untertitel: Die Zeitschrift für Neuen Jazz – dem zeitgenössischen Jazz, zumal dem Free Jazz, etwa der Musik von Ornette Coleman, Sonny Rollins und Albert Ayler; Aylers Feststellung: »Our music is no longer about notes, it’s about sounds« wurde der Titel der Zeitschrift entnommen. Der Rockmusik wandte sich die Redaktion vermehrt erst ab 1968 zu, ging aber bereits 1967 mit einer Kritik der LP »Freak Out« der Mothers of Invention, Frank Zappas Band, auf die Rockmusik der Zeit ein. Schon bald aber stand die Rockmusik im Mittelpunkt des Interesses der Redaktion, die Berichterstattung über den aktuellen Jazz fristete nur noch ein Schattendasein und der Untertitel wurde in »Die Zeitschrift für Popmusik« geändert. 1970 verkaufte Blome, der 1968 den Redaktionssitz nach Köln verlegt hatte, den Titel an Erika Azderball, blieb aber Herausgeber. War Sounds bis dahin unregelmäßig erschienen, so gab es ab Februar 1970 zehn Ausgaben, mit Doppelnummern der Monate Juli/August. 1972 wechselte die Zeitschrift abermals den Besitz, neuer Eigentümer wurde Jonas Porst. Mitte des Jahres verließ Blome die Redaktion, die nunmehr von Michael Wallossek geleitet wurde; im August des Jahres trat Jürgen Legath in die Redaktion ein. Unmittelbar nach dem Umzug der Redaktion nach Hamburg gerieten Porst und die 724 Redakteure in Streit, so dass Porst das Blatt an den neu gegründeten Sounds-Verlag abgab; als Herausgeber fungierte bis 1973 Max Amersberger, der die Verlagsleitung an Legath und Hannes Solbach übergab. 1973 auch wurde Jörg Gülden Mitglied der Redaktion, wenig später kamen Teja Schwaner und Jürgen Frey hinzu. Der Umfang des Heftes wurde bis Mitte der 1970erJahre stetig erweitert, der Aufbau des einzelnen Heftes formalisiert und auch in seinem Format amerikanischen und britischen Magazin-Vorbildern angeglichen: Einem Teil mit kurzen Nachrichten aus der Rock- und Popmusik folgte ein Teil mit einigen längeren Artikeln über einzelne Musiker oder Bands. Ein erheblicher Teil des Heftumfangs war dem Rezensionsteil vorbehalten, in dem vor allem Schallplatten-Neuerscheinungen kritisch gewürdigt wurden, aber auch neue Filme und Bücher. Interviews als Dokumentation von Frage und Antwort blieben die Ausnahme, meist wurden Aussagen von Musikern in einer gleichzeitig kommentierenden wie interpretierenden Form, in der sich der Interviewer eine mitunter ungebührlich bedeutende Rolle gab, gefasst. Mehr oder weniger uneingestanden war die Machart der amerikanischen Rock-Zeitschrift »Rolling Stone« Herausgeber und Redaktion Maßstab für die Gestaltung der Zeitschrift. So waren die Urteile über Musiker, Bands und Schallplatten – in den ersten Jahren oft unbeholfen verfasst – kaum mehr als Geschmacksurteile, bewusst subjektiv und meist ohne weitere Begründung gefällt. Bis Mitte der 1970er-Jahre wurde deutsche Rockmusik wenig beachtet, im Vordergrund stand ab etwa 1970 der zumal britische Progressive Rock, obwohl einige Bands, darunter beispielsweise Emerson, Lake & Palmer kritisch gesehen wurden; auch in dieser Hinsicht folgte die Redaktion dem amerikanischen Vorbild Rolling Stone. Bis etwa 1977 favorisierte die Redaktion um Jürgen Legath und Jörg Gülden amerikanische Rockmusik; die Vorliebe der gesamten Redaktion etwa für die amerikanische Rockband Little Feat war seinerzeit geradezu legendär. So wurden neuere Phänomene in der Rock- und Sound System Popmusik entweder von vornherein außer Acht gelassen – Disco etwa – oder aber gar nicht in ihrer Tragweite bemerkt, so der Mitte der 1970er-Jahre aufgekommene britische Punk. Zu dieser Zeit sah das Blatt in Musikern wie Bruce Springsteen und Bob Seger die Zukunft der Rockmusik. Immerhin widmete Alfred Hilsberg jüngerer deutscher Rockmusik eine sich über drei Hefte erstreckende Reportage. Radikal war dann die Reaktion, als die neue Musik aus Großbritannien nicht mehr ignoriert werden konnte: Die Redaktion wurde 1979 verjüngt, in Maßen die Zeitschrift auch äußerlich verändert, Michael O.R. Kröher und Diedrich Diedrichsen traten in die Redaktion ein, und der Leser mit neuen Rubriken wie dem »Diskurs« konfrontiert. Das bald einsetzende vehemente Eintreten für die diversen Spielarten der Neuen Deutschen Welle vergraulte die Stammleserschaft und vertrieb schließlich auch die Anzeigenkunden. Im Januar 1983 erschien die letzte Ausgabe der Sounds, der Titel wurde noch im selben Jahr an den Schweizer Verleger Jürg Marquard verkauft. Marquard verlegte bereits die Musikzeitschrift »Musikexpress« und führte nun die beiden Zeitschriften unter dem Titel »Musikexpress Sounds« zusammen, ohne dass dies redaktionelle Folgen für den »Musikexpress« hatte – wenn auch der eine oder andere »Sounds«-Mitarbeiter nunmehr für die Zeitschrift schrieb, mitunter unter Pseudonym. Der Schriftzug »Sounds« auf dem Titel der Zeitschrift wurde stetig kleiner und verschwand schließlich ganz. Einige Redakteure, darunter auch der ehemalige Chefredakteur Diedrich Diedrichsen (* 1957) fanden dann bei der in Köln erscheinenden Musikzeitschrift »Spex« eine neue Plattform. 2000 kaufte der Axel-Springer-Verlag den »Musikexpress« und damit auch die Rechte an dem Namen »Sounds«. 2008 unternahm der Verlag den Versuch, unter diesem Namen eine unregelmäßig erscheinende Musikzeitschrift, deren einzelne Ausgaben jeweils einem einzigen Thema gewidmet waren, zu etablieren; dies misslang, bereits Anfang 2010, nach sieben Ausgaben gab der Verlag das Ende seiner Be- strebungen bekannt, die »Sounds« auf diese Weise wieder zu beleben. Die alte »Sounds«, zuletzt in Hamburg herausgegeben, muss als die Wiege des deutschen Rock-Journalismus gelten. Hier schrieben Autoren wie Teja Schwaner, Jörg Gülden, Jürgen Legath, Rolf-Ulrich Kaiser, Helmut Salzinger, Alfred Hilsberg, Sonia Mikich, Hans Keller, Klaus Humann, Peter Urban, Ingeborg Schober und Diedrich Diedrichsen. Einige Autoren schrieben unter Pseudonym, so Salzinger unter Jonas Überohr, und bei bestimmten Themen tauchte der Autor Dr. Gonzo auf; hinter dem Pseudonym verbarg sich Jörg Gülden. Wesentlicher redaktioneller Teil der »Sounds« waren stets die Rezensionen von Schallplatten. Die Kritiken haben hohen dokumentarische Wert und geben – in einer die Jahre 1966 bis 1977 zusammenfassenden Ausgabe 1979 als Buch veröffentlicht – Aufschluss über die deutsche Rezeption von britischer, amerikanischer und deutscher Rockmusik insbesondere der 1970er-Jahre. Legendär wurde die Kritik einer Schallplatte von Emmylou Harris, die Teja Schwaner enttäuscht mit dem einzigen Satz »Is’ nich’ so gut« abkanzelte. Literatur Legath, Jürgen (Hrsg.): Sounds – Platten 66-77 – 1827 Kritiken; Frankfurt/Main 1979 ▪ Sounds 3/78, S. 62 ▪ Salzinger, Helmut: Jonas Überohr; Hamburg 1976 | Weblink http://www.sounds-archiv.at/ (Website mit umfangreichen Informationen zu der deutschen Musikzeitschrift »Sounds« ▬ Sound System, zusammengesetzt aus englisch sound »Klang« und system für »System« im Sinne von Anlage, mobile Audioanlagen, die seit Anfang der 1950er-Jahre auf Jamaika als fliegend aufgebaute Diskotheken zur Unterhaltung der Menschen in den Slums von Kingston populär wurden; die Besitzer und Betreiber der Anlagen wurden Sound-System-Men oder Sound-System-Chiefs genannt. Nachdem in den 1940er-Jahre amerikanische Musik 725 Southern Rock populär geworden war und jamaikanische Besucher der USA stets auch etwa in New Orleans Platten mit Swing-Jazz und Vorläufern des Rhythm and Blues erstanden und in Jamaika weiter verkauften, wuchs in der armen Bevölkerung Jamaicas das Interesse an dieser Musik. Da sich nur wenige die entsprechenden Wiedergabeanlagen leisten konnten, war es eine Möglichkeit, mit mobilen Verstärkerund Lautsprecheranlagen – vor allem aber dem Besitz von Schallplatten – Geld zu verdienen. Die Anlagen bestanden aus mehr oder weniger willkürlich zusammengewürfelten Verstärkern und Lautsprecherboxen. Schon aus optischen Gründen gehörten obligat gewaltige Bass-Lautsprecherboxen zum Aufbau eines Sound Systems. Wollte ein Sound-SystemMan noch mehr in sein System investieren, so baute er es auf einem bunt angemalten Lastwagen auf und fuhr von Ort zu Ort. Die herausgehobene Stellung der Sound Systems im Musikleben der Insel führte bald dazu, dass die Sound-System-Men auch ihrerseits Einfluss auf die Musik nahmen. Durch die Bevorzugung vieler Bass-Lautsprecherboxen veränderte sich ohne hin der Klang der importierten Schallplatten, die dann auch als Grundlage für so genannte Dubplates diente: Dabei wurden bestehende Aufnahmen zusätzlich mit Hall und EchoEffekten versehen. So entwickelte sich einerseits eine kleine Schallplattenindustrie, andererseits konnte manch ein Sound-System-Man autodidaktisch Wissen über Tonaufnahme und Tonaufbereitung erlangen und sich als Produzent einen Namen machen. Auch das Toasting, das Sprechen zu Musik, wurde von den Sound-System-Men zu einer eigenen Ausdruckform entwickelt. Und schließlich wurden mit den Sound Systems auch Wettbewerbe der Sound-System-Men untereinander ausgetragen, eine wesentliche Eigenart schwarzer Musik. Zu den Sound-System-Men, die später Karriere machten gehören, etwa »Sir« Coxsone Dodd, »Duke« Rein und »Prince« Buster, wurden zu Produzenten, die als Urväter des Reggae gelten. ▬ 726 Southern Rock, von englisch southern für »südlich« und Rock, amerikanische Rockmusik, als Spielart des Country-Rock Ende der 1960er-Jahre im Süden der USA entstanden. Southern Rock ist eine der amerikanischen Reaktionen auf die British Invasion Mitte der 1960er-Jahre, stellt aber keinen Versuch dar, die Stilmittel der britischen Rockmusik dieser Zeit aufzugreifen und nachzuahmen, sondern orientierte sich vielmehr an älterer amerikanischer Volksmusik wie Blues, Country und Folk. Im Zentrum stehen allemal Gesang und der Klang elektrischer Gitarren, während außer Klavier und Hammond-Orgel Keyboards in dieser Musik keine herausragende Rolle spielten. Als Hauptvertreter des Southern Rocks gelten Bands wie The Allman Brothers Band, The Charlie Daniels Band, Wet Willie, Atlanta Rhythm Section, Lynyrd Skynyrd, Molly Hatchet, The Outlaws, Black Oak Arkansas, The Amazing Rhythm Aces, The Marshal Tucker Band und The Dixie Dregs; zahlreiche stilbildende Platten des Southern Rock erschienen auf dem Label ↑ Capricorn Records, das 1969 von Phil Walden (* 1940, † 2006) gegründet worden war. Wenn auch die Blütezeit des Southern Rock in den 1970er-Jahren lag, so hatte die Musik erheblichen Einfluss auf Bands wie ZZ Top, Georgia Satellites, Raging Slab, The Black Crows und Blind Melon. In jüngerer Zeit waren es neben Gov’t Mule vor allem der Gitarrist Derek Trucks wie auch seine Frau Susan Tedeschi, die dem Southern Rock neue Impulse gaben. ▬ Space Rock, zusammengesetzt aus englisch space für »Weltraum« und Rock, unscharfer, mehrdeutiger Begriff, häufig als Synonym für Progressive Rock oder auch Psychedelic Rock gebraucht, tatsächlich aber ein Nebenzweig des Psychedelic Rock Als in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre elektronische Klangerzeuger wie Synthesizer und Effektgeräte wie der Phaser aufkamen und Rockbands ihr Publikum mit ungewöhnliche Klängen überrasch- Space Sound ten, gleichzeitig die Thematik mancher Songs sich um den Weltraum, ferne Galaxien und fremdartige Zivilisationen drehte – Reflex auf denStart des russischen Satelliten Sputnik im Jahre 1957 und die in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre daraus folgende und stark beachtete Raumfahrt der amerikanischen NASA –, lag es für manch einen Musikjournalisten nahe, diese Musik mit dem Etikett Space Rock zu versehen, ohne weiter auf musikalische Gegebenheiten Rücksicht zu nehmen. So wurde vor allem in den ausgehenden 1960er-Jahren und beginnenden 1970er-Jahren die Musik nicht weniger Rockbands kurzerhand als Space Rock bezeichnet: Die Bands Hawkwind, Nektar, Pink Floyd, UFO und Gong seien stellvertretend für viele genannt. Der Weltraum war für viele Musiker und Rockbands interessant und führte zwischen 1965 und 1975 immer wieder zu einzelnen Songs oder ganzen Alben, die sich mit dem Thema beschäftigten, manchmal in ernsthafter, manchmal in ironischer Weise: The Tornados besangen das »Life on Venus« (1963), The Randells »The Martian Hop« (1963), The Original Spaceman das »Space Walkin’« (1965), The Byrds »CTA 102« (1967), Pink Floyd »Astronomy Domine« (1967), die Rolling Stones »2000 Light Years From Home« (1967), Jimi Hendrix »EXP« (1967), die Bonzo Dog Doo Dah Band den »Urban Spaceman« (1968) – eher ein Song über Drogen und den nach Einnahme resultierenden Rausch –, David Bowie »Space Oddity« (1969), Captain Beefheart »Big Eyed Beans from Venus« (1972), Devo den »Space Junk« (1978) und Kraftwerk das »Spacelab« (1978). Gemeinsamkeiten in der Musik sind vor allem in der Verwendung von auch einfachen Musikinstrumenten mit elektronischer Tonerzeugung und dem intensiven Einsatz von Effektgeräten wie Ringmodulator, Flanger, Phaser und dem Hallgerät zu sehen. In jüngerer Zeit wird der Begriff zwar nur noch gelegentlich verwendet, die Thematik an sich aber ist nicht vergessen, schon gar nicht im Progressive Rock: Einerseits ist etwa die Gruppe Hawkwind um den Sänger Gitarristen Dave Brock noch aktiv, andererseits hat etwa der Niederländer Arjen Lucassen dem Space Rock mit seinem Star-One-Projekt weitere Beispiele hinzugefügt. Gelegentlich sind Nachklänge des Space Rocks aber auch in der Musik von beispielsweise Radiohead, Muse, Amplifier, The Mars Volta und The Secret Machines zu hören. Offensichtlich ironisch ist der Song »Last Chance to Evacuate Planet Earth Before It Is Recycled« von Porcupine Tree (»Lightbulb Sun«, 2001) gemeint, wohl auch auf Douglas Adams satirischen Science-Fiction-Roman »The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy« (1979; deutsch »Per Anhalter durch die Galaxis«) anspielend.. Eine kaum einzuschätzende Rolle dürften auch der Film gehabt haben , von »The War of the Worlds« (1953, Regie: Byron Haskin; nach H.G. Wells gleichnamigem Roman von 1898) bis »2001: A Space Odyssey« (1968; deutsch: »2001: Odyssee im Weltraum«) des britischen Regisseurs Stanley Kubrick. Diskografie Pink Floyd: A Saucerful of Secrets (1968) ▪ Hawkwind: In Search of Space (1971) ▪ Hawkwind: The Space Ritual Alive (1973) ▬ Space Sound, zusammengesetzt aus englisch space für »Weltraum« und sound für »Klang«, mehrfach verwendeter Begriff für unwirklich, auch futuristisch erscheinende Klänge; oft wurde in den 1960erJahren mit elektronischen Instrumenten erzeugte Musik als Space Sound bezeichnet, da diese Klänge obligater Bestandteil der Soundtracks von im All spielenden Science-Fiction-Filmen waren. Folglich wurde auch Musik von Bands, die stark von elektronischen Klangerzeugern Gebrauch machten, mit diesem Begriff belegt. Dass der Begriff aber mit jedem mehr oder weniger ungewöhnlichen Klang verbunden werden kann, ist daran abzulesen, dass auch der von ↑ Leslie-Lautsprechern erzeugte Klang das Etikett Space Sound erhielt. 727 Spaghetti Brothers Spaghetti Brothers, ↑ Paisley Park ▬ Spaghetti Western Guitar, kein eigenes Instrument, sondern ein bestimmter Gitarrenklang, der häufig in so genannten Spaghetti Western, also Italo-Western der 1960er- und 1970er-Jahre, zu hören war. Der Klang basiert zwar auf dem »Twang«-Klang normaler elektrischer Gitarren – insbesondere der Fender Telecaster –, wie er auch in der Country Music und im frühen Rock häufig zu hören war und etwa von Duane Eddy popularisiert wurde. Für die Soundtracks der Italo-Western und mancher amerikanischer Western der Zeit wurde dieser Klang aber noch übersteigert, mitunter ins Groteske, so dass sich der despektierliche Ausdruck Spaghetti Western Guitar bilden konnte. Für den Klang werden in aller Regel Bariton-Gitarren eingesetzt und das Tonsignal mittels FederhallGeräten oder Hall-Räumen quasi »vergrößert«, manchmal noch die Tremolo-Funktion des jeweiligen Verstärkers genutzt. Der Gitarrenklang wird dabei stets ins Zentrum der Aufnahme gestellt und dominiert über alle anderen Instrumente. Als Klang-Zitat tritt die Spaghetti Western Guitar auch in Rock und Pop immer wieder mal auf, wird jedoch nur selten explizit als solcher bezeichnet; eine Ausnahme bildet der Song »Hot Sauce« von Thomas Dolby, bei dem der Co-Produzent Billy Bottrell ausdrücklich den Klang der Spaghetti Western Guitar produzierte. Diskografie Thomas Dolby: Aliens Ate My Buick (1988) ▬ Spannungssteuerung, englisch: Voltage Control, Abkürzung VC, Verfahren, die Module eines analogen Synthesizers, also Oszillatoren, Filter und Verstärker, mittels variabler Gleichspannungen zu steuern. 728 Die Spannungen können manuell oder automatisch verändert werden. Zwar kommt als Quelle der Spannung jede Gleichspannungsquelle infrage, doch ist das zentrale Steuerungsinstrument von Synthesizern eine Klaviatur. Wird beispielsweise ein VCO (Voltage Controlled Oscillator) durch eine Spannung gesteuert, so ergibt eine Spannungsänderung um ein Volt eine Veränderung der Tonhöhe um eine Oktave. Die Charakteristik von ein Volt je Oktave ermöglichte den einfachen Bau von temperiert gestimmten Instrumenten, da die Spannung so geteilt wird, dass ein Abfall oder Anstieg einer Spannung eine Tonhöhenänderung von einem Ton ergibt, also 1/12-Volt Änderung von Ton zu Ton. Auch die Filter können durch die von der Tastatur abgegebene Spannung gesteuert werden, doch wird dies oft auch von speziellen Hüllkurvengeneratoren übernommen, die nach einem von der Tastatur ausgegebenen Spannungsimpuls (Gate-Impuls) ihrerseits einen variablen Spannungsverlauf erzeugen, der den Filter diesem analog (entsprechend) öffnet und schließt. Auf ähnliche Weise werden die Verstärker gesteuert. Die Spannungssteuerung wurde in den 1960er-Jahren maßgeblich von dem Amerikaner Robert Moog entwickelt und ermöglichte die Konstruktion musikalisch brauchbarer Synthesizer. ▬ S/P-DIF, Abkürzung für Sony/Philips Digital Interface, von der japanischen Firma Sony in Zusammenarbeit mit der niederländischen Firma Philips entwickelte Schnittstelle für die Übertragung digitalisierter Audio-Daten; die Schnittstelle wird selten auch TOSLINK genannt. Die Spezifikation der Schnittstelle ist unter dem Titel »Digitalton-Schnittstelle« in der Norm DIN EN 60958 festgelegt. Unterschieden wird der professionelle Verwendungsbereich vom Konsumer-Bereich. So ist die Schnittstelle etwa an Fernsehgeräten, CDPlayern, DAT-Recordern, Receivern und Soundkarten für PCs zu finden. Für die Übertragung der Daten können entweder Metall- oder Glasfaserkabel Special Guest genutzt werden, Anschlüsse für Metallkabel sind als Cinch-Buchse ausgebildet, für Glasfaserkabel gibt es eine besondere Buchse; weniger üblich ist die Verwendung einer Klinkenbuchse von 3,5 Millimeter Durchmesser. Im professionellen Bereich verfügen hochwertige Synthesizer und Workstations häufig über eine S/PDIF-Schnittstelle. Sinn der Schnittstelle ist es, einmal digitalisierte Audio-Daten wegen der Übertragung von Gerät zu Gerät nicht jeweils in analoge Signale umwandeln und diese erneut digitalisieren zu müssen. ▬ Speakon, Steckverbindung für den Anschluss von Lautsprecherboxen an Endverstärker; die SpeakonVerbindung wurde von der amerikanischen Firma Neutrik entwickelt; das Speakon-System hat sich in der professionellen Veranstaltungstechnik, also im P.A.-Bereich, als Standard durchsetzen können. Der Name ist rechtlich geschützt. Die Steckverbindungen gibt es in Ausführungen mit zwei, vier und acht Polen. Mittels der mehrpoligen Verbinder ist es möglich, mehrere Lautsprechersysteme mit nur einem Kabel an Endstufen anzuschließen. Oft wird der vierpolige Stecker samt dazugehöriger Buchse für ↑ Bi-Amping benutzt. Der Stecker selbst ist robust aus Metall und Kunststoff aufgebaut, die Pole sind konzentrisch angeordnet, auch verfügt der Stecker über eine Verriegelung sowie über zwei Nasen, die vor Verdrehung beim Einstecken sichern. Bis in die 1970er-Jahre wurden für das Zusammenschalten von Verstärkern und Lautsprecher diverse Verbindungen genutzt, von einfachen Klemmen bis hin zu den üblichen Klinkensteckern von 6,3 mm Durchmesser; später kamen auch XLR-Stecker und -Buchsen zum Einsatz. Als Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre die Leistungen von P.A.-Anlagen immer größer wurden, die Ströme zwischen Verstärker und Lautsprecher wuchsen, erwiesen sich die traditionellen Steckverbindungen, von de- nen keine für diesen Zweck entwickelt worden war, als unzureichend, sogar als gefährlich. Das von der Firma Neutrik konzipierte und zur Marktreife gebrachte Speakon-Verbindungssystem war das erste, das auf die Erfordernisse des Einsatzes von Verstärkern mit mehreren hundert Watt Leistung und entsprechenden Lautsprecherboxen hin entwickelt worden war. Unter dem Namen Powercon brachte Neutrik auch ein dem Speakon-System sehr ähnelndes System von Steckverbindungen zwischen Netzteilen und Endgeräten auf den Markt. Trotz ihrer Ähnlichkeit sind die Systeme nicht kompatibel zueinander. Weblink http://www.neutrik.com/ (Offizielle Website der Firma Neutrik mit ausführlichen Informationen zum Speakon-System) ▬ Special Guest, zusammengesetzt aus englisch »special« für besonders und guest für »Gast«, meist namhafter Musiker, der als Gast an den Plattenaufnahmen eines anderen Musikers oder einer anderen Band teilnimmt; als Special Guest werden häufig auch Musiker oder Bands bezeichnet, die im Vorprogramm eines Konzertes einer populären Band auftreten. Noch in den 1950er- und 1960er-Jahren war es eher ungewöhnlich, wenn ein bekannter Musiker an den Aufnahmen einer anderen Band teilnahm. Häufig wurde dieses sogar eher verschwiegen, so etwa die Tatsache, dass Eric Clapton das Gitarren-Solo in George Harrisons Songs »While My Guitar Gently Weeps« (1968) spielte. Clapton war es aber auch, der seit Ende der 1969er-Jahre immer wieder mit anderen Musikern aufgetreten ist oder an deren Plattenaufnahmen teilnahm. In den 1970er- und 1980er-Jahren wurde es zur gängigen Praxis, dass Musiker sich zu den Plattenaufnahmen anderer Musiker und Bands einfanden, bis hin zu SongSammlungen, bei denen es geradezu Programm war, jeden Song mit einem anderen Musiker einzu- 729 Speed Metal spielen. Ein Beispiel zu letzterem Verfahren bietet etwa Jerry Lee Lewis’ CD »Last Man Standing« (2006), für die der Rock’n’Roll-Veteran neben anderen Jimmy Page, B.B. King, Mick Jagger, Neil Young, Ringo Starr, Buddy Guy, Bruce Springsteen, Little Richard, Kid Rock und eben auch Eric Clapton ins Studio holte. Page war auch ein wirklicher Special Guest – nämlich der einzige –, der bei einigen Konzerten im Jahre 2000 der amerikanischen Rockband The Black Crows Gitarre spielte. Der Sinn, als Special Guest mit einer eigentlich »fremden« Band Musik zu machen, kann natürlich eine simple Gefälligkeit sein, eben um das eigene Spezielle beizugeben. Häufig werden Special Guests tatsächlich wegen ihrer besonderen instrumentalen Fähigkeiten engagiert. Es kann aber auch eine Überlegung des Marketings sein, einem bekannten Namen weitere hinzuzufügen, quasi zwecks »einmaliger, lukrativer Zusammenarbeit«. Für den Hörer kann es natürlich auch eine interessante Erfahrung sein, wenn etwa David Gilmour von Pink Floyd und The Orb gemeinsam eine CD aufnehmen. Von anderer Bedeutung ist der Begriff Special Guest, wenn er auf einem Konzertplakat auftaucht: Meist ist damit eine eher kaum bekannten Band genannt, die als so genannte »Vorband« vor dem Konzert der Hauptattraktion auftritt. »Special« ist daran eigentlich nichts, denn meist bestimmt die jeweilige Plattenfirma, welche Band im Vorprogramm einer populären Band auftritt. Auf diese Weise können auch weniger zugkräftige Musiker und Bands wenigstens für einige Termine ihre Musik einem größeren Publikum präsentieren. Diskografie The Beatles: The Beatles (1968) ▪ The Black Crows: Live At The Greek (2000) ▪ Jerry Lee Lewis: Last Man Standing (2006) ▪ The Orb: Metallic Spheres (2010) ▬ Speed Metal, von englisch speed für »Geschwindigkeit« und metal für »Metall« in der Bedeutungsvari- 730 ante Heavy Metal, Spielart des Heavy Metal, die einerseits als Kategorie des Thrash Metal angesehen wird, andererseits aber als Vorläufer des Thrash Metal gilt. Geschwindigkeit ist eine Konstante in Hard Rock und Heavy Metal, ablesbar etwa am Spiel der LeadGitarre, aber auch an einigen Texten. In den 1970erJahren entstandene Songs wie zum Beispiel »Highway Star« (1972) von Deep Purple können dann auch als eines der Vorbilder des Speed Metal angesehen werden, die Bands wie Motörhead, Anthrax und Overkill erheblich beeinflussten; einige Alben dieser Bands stellen klassische Beispiele dieser Spielart des Heavy Metal dar. In den 1980er-Jahren verlagerte sich die Entwicklung in die USA, einige Songs der Band Metallica etwa erfüllen alle Kriterien des Speed Metal. Wie im gesamten Heavy Metal ist aber die Begriffsbildung einigermaßen vage und Bands, die ehedem als typische Vertreter des Speed Metal galten, wurden wenig später dem ↑ Thrash Metal zugeschlagen. Aufgrund musikalischer Gegebenheiten lässt sich Speed Metal kaum vom Thrash Metal abgrenzen. ▬ Speed Picking, auch Speed-picking, Spieltechnik bei der elektrischen Gitarre, die zumal im Solo eine hohe Spielgeschwindigkeit ermöglicht. Speed picking beruht weniger auf einer besonderen Spieltechnik, als auf einer Optimierung gängiger Spieltechniken, die Gitarristen ohnehin einsetzen: Das obligat benutzte Plektrum wird quasi »elastisch« zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten, so dass es sich zwischen den Fingern leicht hin und her bewegen kann; grundsätzlich wird der Wechselschlag eingesetzt. Das musikalische Material wird an das Instrument angepasst. Dabei werden über einen relativ großen Zeitraum auch auf nur einer Seite Ausschnitte aus einer einzigen Skala gespielt. Der Gitarrist greift dabei auf Pattern zurück, die sich aus dem Griffbrett ergeben und auf repetitiven Bewegungsfolgen beruhen, bei denen der einzelne Spex Finger der Greifhand nur wenig bewegt werden muss. Abgesehen von diesen grundsätzlichen Optimierungen für ein schnelles ist natürlich auch ein erhebliches Maß an Training notwendig, um aus dem Picking ein Speed Picking werden zu lassen. Literatur Wagner, Richard: Speedpicking – Virtuosität und Showcharakter eines Gitarrenstils der Popularmusik; Dissertation Wien 2010. ▬ Spex, deutsche Musikzeitschrift, 1980 von Gerald Hündgen, Clara Drechsler, Dirk Scheuring, Wilfried Bömmels und Peter Bömmels in Köln gegründet; die Gründer fungierten auch als Herausgeber und Autoren der Zeitschrift. Zunächst sollte die Zeitschrift den Titel 555 tragen, doch wurde dann der Name Spex gewählt, Spex ist die Umformung des Wortes specs, Abkürzung des englischen Wortes Spectacles für Brille. Die in einem sehr großen Format gedruckte Spex wurde über Schallplattenläden vertrieben, war bald aber auch im Bahnhofsbuchhandlung erhältlich und stellte in ihrer an die Musik der Zeit, Punk und New Wave, und deren optischer Aufbereitung angelehnter grafischen Gestaltung – es gab beispielsweise nur Schwarz-Weiß-Fotos – einen bewussten Gegenentwurf zu den seinerzeit den Markt beherrschenden Musikzeitschriften dar. Dennoch stand Spex bis zur Einstellung der deutschen Musikzeitschrift ↑ Sounds im Januar 1983 in deren Schatten, wenn die Zeitschrift auch binnen weniger Jahre eine feste Leserschaft für sich gewinnen konnte. Nachdem der Titel Sounds in den Besitz des Schweizer Medienunternehmers Jürgen Marquard übergegangen war, wechselten einige der Sounds-Autoren- und Redakteure zu Spex, darunter Detlef Diederichsen, Diedrich Diederichsen, Michael Ruff und Xao Seffcheque. Das Blatt bewährte sich bis Ende des Jahrzehnts als Sprungbrett für die beruflichen Karrieren diverser Mitarbeiter: Diedrich Diederichsen wurde 1985 Chefredakteur und war von 1988 bis 2000 Mit-Herausgeber, der DJ Hans Nieswandt schrieb für Spex und veröffentlichte später eigene Bücher, Dietmar Dath war Ende der 1990er-Jahre hier einige wenige Jahre Chefredakteur, die Schriftsteller Rainald Goetz und Joachim Lottmann schrieben für das Blatt. Spex war zu keinem Zeitpunkt eine Publikation für das breite einschlägig interessierte Publikum. Spätestens ab 1990 veränderte sich auch der Anspruch des Blattes allmählich, die Musik, von der stets immer nur ein Ausschnitt wahrgenommen worden war, geriet ein wenig in den Hintergrund, den Begriff Popkultur reklamierten Redaktion und Autoren nun für sich selbst und wurden Teil dessen, was sie als Gegenstand ihres Interesses vorgaben. So war es nur korrekt, dass der Untertitel des Blattes von »Musik zur Zeit« in »Magazin für Popkultur« geändert wurde. Als solches wurde es in den 1990er-Jahren zur Plattform von etwa Mark Terkessidis, Tom Holert, Sandra Grether, Kerstin Grether, Jutta Koether, Christoph Gurk, Wolfgang Tillmans und Marcel Beyer. In den 1990er-Jahren allerdings war Spex auch ein Blatt von vielen. Hatte Sounds seinerzeit noch eine solitäre Stellung auf dem Zeitschriftenmarkt, so hatten sich die Musikpublikationen bis gegen Ende der 1990er-Jahre längst in diverse Bereiche aufgeteilt. Neben den Spezialzeitschriften für beispielsweise Heavy Metal, Jazz, Blues und weitere mehr hatte sich der gesamte Bereich der Musikerzeitschriften herausgebildet, unter denen die für elektronische Musik jeder Art wiederum eine eigene Richtung repräsentierten. Waren diese Zeitschriften schon eine lästige Konkurrenz für Spex, so machte das kostenlos verteilte Werbeblatt Intro der Zeitschrift auf ihrem eigenen Gebiet das Überleben schwer, zumal der eine oder andere Mitarbeiter für beide Zeitschriften schrieb. Die Veränderungen im Musikmarkt bewirkten ihr Übriges, so dass Spex Anfang 2000 Konkurs anmeldete. Der Titel wurde von Piranha Media übernommen, deren Geschäftsführung unter Alexander Lacher die Herausgeber- 731 Spiegelkugel schaft des Blattes übernahm. Die 1995 gegründete und in München ansässige Firma gibt neben Spex weitere Musikblätter heraus, darunter Juice, Riddim, Groove, King und Piranha – letztere kostenlose Kundenzeitschriften. Spex wurde an die avisierte Kundschaft angepasst, ein Bereich Mode eingeführt, Chefredakteur Dath durch Uwe Viehmann ausgetauscht. Hatten einige Mitarbeiter Spex schon verlassen, als Piranha die Zeitschrift übernahm, so mochte die Redaktion den für 2006 geplanten Umzug der Zeitschrift von Köln nach Berlin nicht mittragen. 2007 wurde die gesamte Redaktion entlassen, Spex nach Berlin verlegt und neu ausgerichtet. Die Chefredaktion wurde Max Dax übertragen, der als Redakteur und freier Journalist unter anderem für die Welt am Sonntag, taz, WOM-Journal und Sonic Presse gearbeitet hatte. War Spex bis dahin elfmal im Jahr erscheinen, so wurde nun auf eine zweimonatliche Erscheinungsweise umgestellt, der Schwerpunkt ein wenig wieder auf die Musik verlagert, insgesamt das Blatt optisch modernisiert und dem Zweck, auch als Werbeplattform zu dienen, angepasst. 2010 ging Dax und wurde durch die Redakteure Jan Kedves und Wibke Wetker ersetzt. Spex war seinerzeit als Konkurrenz zur Sounds gegründet worden; zwar blieben viele Hörer von Rock- und Popmusik dem Blatt und den mitunter apodiktisch vorgetragenen Ansichten der Autoren fern – die Auflage bewegte sich im unteren fünfstelligen Bereich –, doch folgte Spex vor allem dem amerikanischen Musikmarkt nicht mit der Ergebenheit der Sounds. Prägend für das Blatt war mit Diedrich Diederichsen dennoch ein ehemaliger Sounds-Chefredakteur, der jahrelang direkt, später aber auch indirekt die Ausrichtung des Blattes als der deutschen Plattform der Popkultur zu verantworten hat. Der spätere Kurs des Blattes mit einer gewissen Hinwendung zu Anzeigenkunden durch Modestrecken und beigelegte CDs blieben ein Versuch, ein neues Publikum zu finden, dem weniger an Pop-Diskursen als an Information über angesagtes Outfit gelegen war. Der Schlingerkurs des Blattes zeigte sich auch in einer gewissen Ratlosigkeit, 732 wie mit dem »Gegenstand Musik« zu verfahren sei. So wurde nach der Jahrtausendwende monatelang die Möglichkeit oder Unmöglichkeit von Schallplattenkritik diskutiert – immerhin eines der Felder des Musikjournalismus, das ein amerikanisches oder ein britisches Musikmagazin nie in Frage stellen würde. Weblink http://www.spex.de/ (Offizielle Website des deutschen Popkultur-Magazins Spex) | Literatur Waak, Anne/Dax, Max (Hg.): Spex: Das Buch. 33 1/3 Jahre Pop; Berlin 2013 ▪ Seliger, Berthold: Das Geschäft mit der Musik – Ein Insiderbericht; Berlin 2013 ▬ Spiegelkugel, Lichttechnik, Kugel von 20 bis 100 Zentimetern Durchmesser, in Einzelfällen auch mehr, die komplett mit quadratischen Stückchen von Spiegelglas beklebt ist; der von der Spiegelkugel hervorgerufene Lichteffekt zählt zu den ältesten Lichteffekten überhaupt. Spiegelkugeln waren seit etwa 1920 in Tanzsälen zu finden. Die Kugeln werden relativ hoch zentral aufgehängt; ein oder auch mehrere Scheinwerfer werden auf die Kugel ausgerichtet. Trifft der Lichtstrahl auf die Spiegelplättchen, wird er in viele verschiedene Richtungen reflektiert und erzeugt auf den Wänden des abgedunkelten Saals diverse Lichtpunkte, die an einen Sternenhimmel erinnern. Oft werden Spiegelkugeln an Elektromotoren aufgehängt, die ihrerseits an der Decke des Saals befestigt sind. Der Motor dreht die Kugel mit einer Geschwindigkeit von einer bis drei Umdrehungen je Minute, können oft aber auch auf geringere Umdrehungszahl gestellt werden; die Lichtpunkte werden durch diese Einrichtung in Bewegung versetzt. Die Kugel selbst besteht meist aus Kunststoff und ist mit farblosen oder auch farbigen Spiegelglasquadraten von zehn bis 20 Millimetern Kantenlänge beklebt. Größere Kugeln können ein beträchtliches Gewicht haben. So wiegt eine Kugel mit einem Durchmesser von 100 Zentimetern 30 und mehr Splash Kilogramm. Aus diesem Grund wird für die Spiegelelemente mitunter statt Glas dünnes poliertes Metall oder metallisierter Kunststoff verwendet, um ein geringeres Gewicht zu erhalten. Spiegelkugeln gehören zum obligaten Inventar von Diskotheken und werden deshalb auch Discokugel genannt. Manchmal werden sie auch in Rock- und Popkonzerten eingesetzt. ▬ Spinne, ↑ Mikrofonspinne ▬ Spiritual, englisch für etwa »geistlicher Gesang«, der oder auch das, in der schwarzen Bevölkerung der USA im 19. Jahrhundert entstandene Gesangsgattung, die im Gegensatz zum Gospel ihre Wurzeln außerhalb des Gottesdienstes hat; der Ausdruck Negro Spiritual ist veraltet. Der Spiritual orientierte sich in seiner Konstruktion an protestantischen Kirchenliedern, war jedoch in seiner Primärform von Händeklatschen, Fußstampfen, ekstatischen Zurufen und Tanzbewegungen begleitet. Seine Themen entnahm er zumeist dem Alten Testament, während der spätere Gospelgesang Geschehnisse und Maximen aus dem Neuen Testament aufgriff und ausschmückte. Im Sinne der unter den schwarzen US-Amerikanern verbreiteten Verstecksprache waren die unterdrückten Sklaven in den USA gemeint, wenn vom besiegten und unterjochten Volk Israel die Rede war. Spirituals dürften die erste Form spezifischer Musik der schwarzen Bürger der USA gewesen sein, mit denen das Publikum in Europa konfrontiert wurde: Nach Beendigung des amerikanischen Bürgerkriegs 1865 war in Nashville die Fisk University gegründet worden, die erste Universität für Schwarze. Um das Vorhaben finanzieren zu können, wurde ein Chor zusammengestellt, der zunächst die USA bereiste, 1878 aber auch unter dem Ensemble-Namen The Fisk Jubilee Singers in Europa auf Tournee ging. Der aus einem knappen dutzend Sängerinnen und Sängern bestehende Chor trat mit großem Erfolg auch im deutschen Kaiserreich auf. Das Repertoire des Ensembles umfasste etwa 125 Spirituals, darunter bis heute bekannte Lieder wie »Swing Low, Sweet Chariot«, »Roll Jordan Roll«, »Go Down Moses« und »Deep River«. Motive der Texte finden sich hier und da auch im Blues, etwa das des Flusses: Jordan ist ein Bild für den Mississippi. In den Solokonzerten von Sängerinnen und Sängern, in Auftritten kultivierter Gesangsensembles haben Kunst und Kommerz schließlich über das gesiegt, was einst ein spontaner Ausdruck einer tief empfundenen Religiosität war. Spirituals sind als eine der Wurzeln späterer schwarzer Musik der USA anzusehen, erkennbar etwa noch im Soul und selbst noch in der verklausulierten Sprache des Rap, doch scheint die Tradition allmählich zu verblassen. Chöre, wie etwa die Edwin Hawkins Singers, pflegen den religiös konnotierten Gesang und haben sowohl Spirituals wie Gospel-Songs in ihrem Repertoire. Literatur That’s Jazz – der Sound des 20. Jahrhunderts; Darmstadt 1988 (Ausstellungskatalog) ▪ Jahn, Janheinz (Hrsg.): Negro Spirituals; Frankfurt/Main 1962 ▬ Splash, auch Sunsplash, Bezeichnung für ein Festival, bei dem vornehmlich Reggae, aber auch etwa Drum’n’Bass und andere jüngere Dance Music im Zentrum der Veranstaltung stehen. Unter dem Namen Reggae Sunsplash wurde das erste Sunsplash 1978 auf Jamaika veranstaltet; gegründet hatten das jährlich stattfindende Festival Tony Johnson, Don Green, Ronnie Burke und John Wakeling. Johnson, Green, Burke und Wakeling gründeten zur Vermarktung des Festivals eine eigene Firma. Bis 1985 fand das Reggae Sunsplash ausschließlich auf Jamaika statt, meist im Jarrett Park in Montego Bay. Seit 1985 gibt es unter dem Namen auch eine 733 Splash-Becken internationale Package Tournee. Die mehrere Tage dauernden Festivals auf Jamaika wurden bis 1996 jährlich veranstaltet, dann wieder in den Jahren 1996 bis 1998. 2006 wurde die für den Tourismus der Insel höchst förderliche Idee einmalig aufs Neue belebt. Die Sunsplash-Tournee blieb indes weiterhin erfolgreich. Die Verbindung von Sonne, Strand, guter Laune und Musik fand bald Nachahmer, so dass Splashs oder Sunsplashs etwa auch in Europa veranstaltet werden. Als das größte europäische Festival dieser Art gilt das Rototom Sunsplash, das von 1993 bis 2008 im italienischen Udine stattfand, dann aber ins spanische Benicassim verlegt wurde. Das größte deutsche Sunsplash, das splash! Festival, fand seit 1998 am Oberrabenstein-Stausee nahe Chemnitz statt, wurde wegen der nicht splash-gerechten deutschen Wetterlage einige Male an andere Orte verlegt, so zweimal in die Nähe Bitterfelds und 2009 auf die Ferropolis genannte Halbinsel in einem gefluteten Tagebau nahe Dessau. Splashs werden aber auch an den Baggerseen vieler kleinerer Orte in Deutschland veranstaltet. ▬ Splash-Becken, englisch: Splash Cymbal, Idiophon (Metall; Messing, Bronze), kleines Crash-Becken mit einem Durchmesser von sechs bis 12 Zoll (ca. 15-30 cm); der Klang der Becken ist kurz und hell. Mitunter werden mehrere Splash-Becken verschiedener Größe auf einen gemeinsamen Halter gesetzt. Einige Schlagzeuger befestigen ein Splash-Becken direkt auf einem größeren Crash-Becken – manchmal mit dazwischen gelegtem Filz –, um einen langanhaltenden Klang zu erreichen (↑ Piggybacking). Splash-Becken sind wie Crash-Becken Effektbecken, die dem Setzen von Akzenten dienen. Häufig werden die kleinen Becken im Sinne eines Vorschlags vor dem Einsatz eines größeren Crash-Beckens angeschlagen. ▬ 734 Split-Coil-Pickup, kurz auch nur Split Coil, zusammengesetzt aus englisch split für »geteilt, gespalten«, coil für »Spule« und pickup für »Tonabnehmer«, Humbucker-Tonabnehmer, bei dem die beiden Spulen nicht in Reihe geschaltet sind, sondern die Spannung quasi »zwischen« den beiden Spulen abgegriffen wird. Der Split Coil wurde durch den Precisison Bass der Firma Fender bekannt. Hatte der erste Precision Bass noch einen Single-Coil-Tonabnehmer, so erhielt das Instrument ab 1957 den Split Coil. Äußerlich ist der Split Coil leicht zu erkennen, da er aus zwei gleich großen »Hälften« besteht, die leicht versetzt auf dem Schlagbrett des Basses befestigt sind. In jedem der rechteckigen Gehäuse befinden sich vier Magnete, je zwei für eine Saite. Die Spulen sind gegensinnig gewickelt, um vagabundierende Spannungen abzufangen, also das Brummen zu eliminieren. Tonabnehmer dieser Bauform werden von diversen Firmen als Austausch für den Bass hergestellt. Bei Gitarren wurde der Split-Coil-Tonabnehmer eher selten eingesetzt, ein Beispiel bietet die Comanche von G&L; bei diesem Instrument befinden sich in einem Gehäuse zwei leicht gegeneinander versetzte Gruppen von je drei Magneten. Fender selbst bot mit dem Super 55 Split Coil einen Austauschsatz Tonabnehmer für die Stratocaster-Gitarre an; deren Gehäuse sind allerdings einteilig und erwecken äußerlich den Eindruck von konventionellen Single-Coil-Pickups. Weblink http://www.guitarnucelus.com/wiring.html (Website mit Informationen zur Verdrahtung von Gitarren-Tonabnehmern) ▬ Splitpoint, zusammengesetzt aus englisch Split für »Aufteilung« und point für »Punkt«, Ort auf einer Tastatur eines Synthesizers, einer Workstation oder eines Masterkeyboards, an dem diese in wenigstens zwei Bereiche aufgeteilt werden kann, die ihrerseits Stadium Rock wiederum jeweils verschiedenen Klangerzeugern zugeordnet sind. Über wenigstens einen Splitpoint verfügen nur Tasteninstrumente mit elektronischer Tonerzeugung, die zwingend auch mit einer MIDI-Schnittstelle ausgerüstet sein müssen. Wenn es auch Synthesizer gibt, deren Tastatur nicht in verschiedene Bereich aufgeteilt werden kann, so bieten doch die meisten mit MIDI ausgerüsteten Tasteninstrumente mit elektronischer Tonerzeugung wenigstens einen Splitpoint, also eine in zwei Bereiche teilbare Tastatur. Bei Workstations oder Masterkeyboards sind meist mehrere Splitpoints einstellbar. Ist die Splitpoint-Option eingeschaltet, so können verschiedene Bereich der Tastatur verschiedenen Klangprogrammen oder MIDI-Kanälen eines Klangerzeugers zugewiesen werden oder aber mit einer Tastatur mehrere Klangerzeuger parallel auf verschiedenen MIDI-Kanälen angesteuert werden. ▬ Splitting, Bezeichnung für das Aufteilen der Tastatur eines Synthesizers oder Masterkeyboards in zwei oder mehr Bereiche. Den einzelnen Bereichen können via MIDI unterschiedliche Klänge eines Synthesizers oder verschiedene Klangerzeuger zugeordnet werden. Avancierte Tastaturen lassen mehrere Splitbereiche zu, deren Umfang vom Keyboardspieler frei festgelegt werden kann. Der Übergang von einem Bereich zu einem anderen wird durch den ↑ Splitpoint festgelegt. ▬ SPV GmbH, Abkürzung von Schallplatten, Produktion und Vertrieb, deutsche Schallplattenfirma, 1984 von Manfred Schütz (* 1950) in Hannover gegründet. Schütz betrieb seit 1976 in Hannover den Plattenladen »Boots«, den er zusammen mit seinem Freund Wolfgang Küster gegründet hatte. 1976 eröffnete er unter der Bezeichnung »Musicland« einen zweiten Plattenladen, mit dem er sich beson- ders dem seinerzeit populären ↑ Progressive Rock widmete. Der Plattenladen erreichte bald überregionale Bekanntheit. 1984 entschloss sich Schütz, die Musik, die er bis dahin als Einzelhändler verkauft hatte, selbst zu verlegen und gründete seine Firma SPV. Zu der Firma gehörten die Labels SPV Recordings, Snake Records, Steamhammer Records, Synthetic Records, Oblivion Records, Audiopharm Records und Insideout Music. 2004 kam das Unterlabel SPVision hinzu. 2009 meldete die Firma Insolvenz an. Seitdem stellt SPV selbst keine Tonträger mehr, sondern übertrug diese Aufgabe in einer Partnerschaft Sony Music Entertainment. Das Label Insideout ging an Century Media. SPV ist für den Rechtehandel und den Vertrieb zuständig. Bei SPV war oder ist eine Vielzahl von Musikern und Bands vertraglich gebunden, so unter anderem Annihilator, Bad Religion, Biohazard, Böhse Onkelz, Chris de Burgh, Eric Burdon, Fury in the Slaughterhouse, Gamma Ray, Helloween, Tommy Lee, Yngwie Malmsteen, Monster Magnet, Motörhead, Mousse T., Project Pitchfork, Roachford, Saxon, Klaus Schulze, Skid Row und Whitesnake. Weblink http://www.spv.de/ (Offizielle Website der Plattenfirma SPV) ▬ Stadium Rock, von englisch stadium für »Stadion«, auch Arena Rock, Rockmusik unterschiedlicher Art, deren Hauptvertreter über ein großes Publikum verfügen und deshalb in Fußball-, Football und Baseballstadien auftreten. Die britische Band The Beatles hatte in der ersten Hälfte der 1960er-Jahre weltweit eine so große Popularität erreicht, dass als Auftrittsorte vor allem in den USA große Sportstätten gemietet werden mussten. Auch andere Bands wie The Who und The Rolling Stones traten in Stadien auf. Im Laufe der 1970er-Jahre setzte sich dieser Trend, ein Massenpublikum anzusprechen, fort, so dass Bands wie Yes, 735 Stage Box Emerson, Lake & Palmer und Asia ebenfalls in den größten Stadien der USA auftraten. War der Stadium Rock zunächst keineswegs stilistisch festgelegt, weil die Wahl des Auftrittsortes pragmatischen Gesichtspunkten folgte, so bildete sich vor allem bei amerikanischen Rockbands zur gleichen Zeit eine besondere Form von Rockmusik heraus, die auf einem moderaten Hardrock basierte, der einige Elemente des Progressive Rock wie etwa den nahezu obligaten Einsatz von Keyboards und besonders Synthesizern aufweist. Musik dieser Art bieten etwa Bands wie Toto, Blue Oyster Cult, REO Speedwagon, Boston, Styx, Kansas und weitere mehr. Natürlich sind diverse andere Musiker und Bands in der Lage, ein so großes Publikum anzuziehen, dass Sportstadien als Auftrittsorte gewählt werden müssen: Queen, Bruce Springsteen, ZZ Top, U2, R.E.M und viele andere sind mehr als einmal in großen Stadien aufgetreten und diverse Festivals finden ohnehin an derartigen Orten statt. In Deutschland vermochten es etwa Herbert Grönemeyer, Marius Müller-Westernhagen, BAP und Peter Maffay, ihr Publikum in die großen Stadien der Bundesrepublik Deutschland zu ziehen. Während es in den USA für Rockmusiker ein Ziel ist, so bekannt zu werden, dass sie in Stadien auftreten können, so werden derartige Massenspektakel in Europa mitunter mit Geringschätzung betrachtet, zumal der spezifische Stadionrock tatsächlich einige Stereotypen enthält. Andererseits gibt es aber nicht wenige Musiker und Bands, die in den USA mehr oder weniger problemlos ein Massenpublikum anziehen und mitunter sogar mehrere Tage nacheinander in größten Stadien Konzerte geben, in Europa aber weit weniger bekannt sind und keineswegs in Stadien auftreten. Dazu gehören eben gerade die Stadium-Rockbands der USA, aber auch Musiker wie beispielsweise Melissa Etheridge, der es als einer der wenigen Frauen gelang, Konzerte in Stadien veranstalten zu können. ▬ 736 Stage Box, zusammengesetzt aus englisch stage für »Bühne« und box für »Schachtel«, Einrichtung für das Zusammenfassen von Mikrofon- und Instrumentalkabeln zur Übergabe an ein Multicore. Die Stage Box beteht aus einem Metallkasten, in den eine mehr oder weniger große Anzahl von Buchsen eingebaut ist, an die Mikrofone und elektrische Klangerzeuger (Keyboards usw.) angeschlossen werden. Die Zahl der Eingangsbuchsen muss dabei gleich groß oder größer als die Zahl der auf der Bühne verwendeten Mikrofone und Klangerzeuger sein. Innerhalb des Kastens werden die einzelnen Kabelstränge der Eingänge zusammengefasst und auf eine Mehrfachbuchse verteilt. An diese Mehrfachbuchse wird ein entsprechend vieladriges Multicore-Kabel angschlossen. Das Mulitcore-Kabel kann dann entweder zu einem eventuell vorhandenen Bühenmischpult oder gleich zum Saalmischpult führen. ▬ Stage Piano, englisch für »Bühnenklavier«, Tasteninstrument, das auf Samples basierende Klänge von authentischen Klavieren und Flügeln sowie Klänge diverser elektromechanischer Klaviere wie Clavinet und Fender-Rhodes-Electric-Piano bereitstellt; viele Stage Pianos können weitere Klänge, etwa von Orgeln und Kielinstrumenten (Cembalo, Spinett), erzeugen; der Übergang zu Synthesizern ist fließend. Als Urahnen der Stage Pianos können die elektromechanischen Klaviere der Firmen Fender und Hohner (Clavinet, Pianet) angesehen weden. Aufgabe dieser Instrumente war es, einen wenigstens annähernd als Klavierklang erkennbaren Klang zu erzeugen und gleichzeitig leicht transportabel zu sein. Ein weiteres Kennzeichen war das Fehlen eines eingebauten Verstärkers und Lautsprechers, da die Verstärkung je nach Erfordernissen in unterschiedlicher Weise vorgenommen wurde. Die Entwicklung der Sample-Technik ermöglichte es, Klänge beliebiger Instrumente in einem Tasteninstrument bereitzustellen. So wurden ↑ Digital- Stammtöne Pianos gebaut, die vorrangig die Klänge herkömmlicher Klaviere und Flügel auf der Basis von Samples produzieren. Die Digital-Pianos verfügen außerdem über eine wenigstens gewichtete, oft aber mit einer ausgeklügelten Hammermechanik ausgestatte, 88 Tasten umfassende Tastatur. Tatsächlich sind diese Instrumente vorrangig für den stationären Gebrauch gedacht und beinhalten deshalb auch einen Verstärker nebst Lautsprechersystem. Bei Stage Pianos, die für den Gebrauch auf der Bühne, also im Konzert vorgesehen sind, wird zwar dieselbe Technik verwendet, doch werden Verstärker und Lautsprecher nicht berücksichtigt. Stattdessen werden Tastatur und Tonerzeugung in robuste Gehäuse, mitunter Flight Cases eingebaut, oft auch das gesamte Instrument mit stabilen Tragegriffen versehen. Die Verstärkung wird dabei meist direkt von der jeweils eingesetzte↑ P.A. übernommen. Als das erste Stage Piano dieser Art gilt das 1985 vorgestellte Klaviermodell 250 der amerikanischen Firma Kurzweil. Seitdem entstanden eine Vielzahl von Modellen, die nahezu allesamt über eine vollständige Klaviertastatur, gewichtete Mechanik oder Hammermechanik, Samples diverser Klavierinstrumente – herkömmliche Klaviere, elektrische Klaviere –, aber auch anderer Instrumente verfügen. ▬ Stagediving, zusammengesetzt aus englisch stage für »Bühne« und dive für »tauchen«, in den 1970erJahren bei Punk-Konzerten aufgekommener Bühnenspektakel, bei dem sich beispielsweise der Sänger einer Band in das unmittelbar vor der Bühne stehende Publikum wirft, darauf bauend, dass dieses ihn auffangen und über kurz oder lang wieder auf die Bühne befördern wird. Im Laufe der 1980er-Jahre wagten es dann auch einzelne Zuhörer, auf die Bühne zu klettern und in das Publikum zu springen. Aus dem Stagediving entwickelte sich einerseits das ↑ Crowd- oder Bodysurfing, andererseits wurde Stagediving Usus in nahezu allen Bereichen der Rock- und Popmusik. Stagehand, zusammengesetzt aus englisch stage für »Bühne« und hand für »Arbeiter«, auch Stagecraft, Hilfskraft im Bühnenbereich von Theatern, Opernund Konzerthäusern, Open-Air-Veranstaltungen jeglicher Art, für verschiedene Aufgaben eingesetzt und daher mitunter auch auf bestimmte Bereiche spezialisiert; der Ausdruck wird allerdings besonders im Umfeld von Veranstaltungen verwendet, die eher zur so genannten Populärkultur zählen. Fest angestellte Bühnenarbeiter etwa in Theatern werden in der Bundesrepublik Deutschland eher Bühnenfacharbeiter – mit je nach Aufgabe, Verantwortung und Stellung in der internen Hierarchieunterscheidungen wie Bühnenmeister, Bühnentechniker usw. – genannt. Zu den Aufgaben eines Stagehands gehören etwa der Aufbau einer Bühne – falls gewünscht auch der Traversen für die Lichtanlage, Aufbau und Einrichtung einer P.A. mitsamt deren Verkabelung, der Aufbau im Backstage-Bereich wie auch der gesamte Abbau und das Verladen in Lastwagen. Stagehands unterscheiden sich von Veranstaltungstechnikern hinsichtlich ihrer Ausbildung: Während es für Stagehands keine geregelte Ausbildung gibt, ist die Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik seit 1998 geregelt und mündet in staatlicher Anerkennung. So sind Stagehands oft ad hoc angestellte Studenten oder freiberufliche Bühnenarbeiter. Die Arbeit eines Stagehands ist schwer und häufig schlecht bezahlt; in der Hierarchie des Personals für die Durchführung beispielsweise einer Konzertveranstaltung steht der Stagehand ganz unten . Ein Stagehand, der mit einer Rockband reist und damit zum personellen Umfeld einer Band gehört, wird Roadie genannt. ▬ Stammtöne, Bezeichnung für die Töne c d e f g a h; die Tonfolge entspricht den weißen Tasten einer Oktave beispielsweise auf dem Klavier. Die Stammtöne können in der Notenschrift durch ein einfaches Kreuz # um einen Halbton erhöht 737 Star-Club oder durch ein einfaches b um einen Halbton erniedrigt werden. Ein Doppelkreuz × erhöht einen Stammton um einen ganzen Ton, eine doppeltes b (bb) erniedrigt ihn um einen ganzen Ton. Erhöhung wie Erniedrigung eines Tones gelten grundsätzlich immer nur für den Takt, in dem sie auftreten; innerhalb des Taktes können sie durch ein vor die Note geschriebenes Auflösungszeichen auch vorzeitig aufgehoben werden. ▬ Star-Club, Tanzlokal im Hamburger Stadteil St. Pauli (Große Freiheit 39), 1962 von Manfred Weißleder eröffnet; den Anstoß zur Gründung des StarClubs hatte Horst Fascher gegeben. Fascher übernahm auch die Geschäftsführung des Clubs. Der Star-Club Hamburg war, neben dem Cavern Club in Liverpool, das Zentrum des Beats um 196264. Während ihres dritten Hamburg-Aufenthaltes von April bis Juni 1962 traten die Beatles im StarClub auf, der am 13. April desselben Jahres von Manfred Weißleder eröffnet worden war. Im Laufe der folgenden Jahre gastierten viele britische, bundesdeutsche und US-amerikanische Beatgruppen in dem Tanzlokal, unter anderen Lee Curtis & The All Stars, Ian & The Zodiacs, The Liverbirds, The Remo Four, The Rattles, The Searchers und Wayne Fontana & The Mindbenders. Weitere Clubs ähnlicher Art wie der Star-Club waren der Kaiserkeller und der Top Ten Club, beide ebenfalls in St. Pauli gelegen. Der Star-Club – ehemals »Stern-Kino« – schloss am 31. Dezember 1969. Das Gebäude wurde 1987 abgerissen. Während seines Bestehens gründete der Besitzer ein Plattenlabel, auf dem einige Platten von dokumentarischem Wert erschienen sind. Diese Platten wurden mehrmals wiederveröffentlicht, zuletzt 1990/91 auch als Compact Discs. Die Star-Club News berichteten über aktuelle Rockereignisse und veröffentlichten künstlerisch ambitionierte Fotos, u. a. von der Beatles-Freundin Astrid Kirchherr. Am 15. Dezember 1978 eröffnete Horst Fascher einen zwei- 738 ten Star-Club am Großneumarkt (Alter Steinweg 43). Diskografie In the Beginning. The Beatles and Tony Sheridan (1968) ▪ The Beatles: Live! at the Star-Club in Hamburg, Germany, 1962 (1977) ▪ Star-Club Show: The Rattles ( o. J.) ▪ Star-Club Show 4: The Liverbirds (o. J.) ▪ Star-Club Show 7: Ian & The Zodiacs (o. J.) ▪ Wayne Fontana & The Mindbenders: The Game of Love (1965) ▪ Twist-Time im Star-Club Hamburg, 1: The Rattles (o. J.) ▪ The Searchers at the Star-Club Hamburg: Sweets for my Sweet (1964) ▪ The Star-Club Anthology 1 – 6 (o. J.) ▪ Live im Star-Club (1980) ▪ Beat Battle Star-Club (1986) | Literatur Beckmann, Dieter/Martens, Klaus: Star-Club; Reinbek 1980 ▪ Zint, Günter: Große Freiheit 39; München 1987 ▬ Stax Records, amerikanisches Schallplatten-Label, 1957 von Jim Stewart (* 1930) und seiner Schwester Estelle Axton (* 1918, † 2004) unter dem Namen Satellite Records in Memphis gegründet; der seit 1961 geführte Name Stax setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Namen der Geschwister zusammen. Das Stax-Label veröffentlichte Musik, die unter dem zusammenfassenden Namen als Memphis-Soul bezeichnet wird. Stewart hatte die Hoffnung, mit von ihm komponierter Musik und mit der Musik von lokal bekannten Musikern, denen er eine Plattform bieten wollte, wenigstens regional erfolgreich sein zu können. Der Aufstieg des Labels zu internationaler Bedeutung begann 1960, als Jerry Wexler, einer der Manager von ↑ Atlantic Records, das Label auf der Suche nach neuen Künstlern für Atlantic entdeckte und mit seinen Besitzern einen Vertriebsvertrag schloss; Wexler hatte die im Sommer 1960 veröffentlichte Single »Cause I Love You« von Rufus und Carla Thomas gehört. Bereits mit der 1961 präsentierten Single »Gee Whiz (Look At His Eyes)« – dieses Mal von Carla Thomas allein gesungen – war die neue Partnerschaft erfolgreich und erreichte ei- Stax Records ne Notierung in den Rhythm & Blues-Charts. 1962 folgte mit dem Sänger Otis Redding ein noch erfolgreicherer Interpret. Stewart, einst Fiddler einer Country-Gruppe, hatte kaum Erfahrung mit »schwarzer« Musik – noch für Thomas’ »Gee Whiz« hatte er eine Fiddle ins Arrangement geschrieben – und verpflichtete eine Reihe von schwarzen und weißen Musikern für die Session-Band seines Labels, die sich The Mar-Keys nannte. Aus dieser Band ging das Quartett Booker T & The MGs hervor: Neben dem Organisten Booker T. Jones gehörten der Gitarrist Steve Cropper, der Bassist Donald »Duck« Dunn und der Schlagzeuger Al Jackson dieser Band an; Jones und Jackson waren Schwarze, Cropper und Dunn Weiße. Die Band veröffentlichte bald unter eigenem Namen leidlich erfolgreiche instrumentale Rhythmand-Blues-Aufnahmen. Bedeutender war, dass der Klang dieser Band die Aufnahmen des Labels stark prägte und zur Entstehung des Memphis-Sounds wesentlich beitrug. Der Einfluss des Quartetts auf die spätere Rockmusik bis hin zum RnB jüngerer Prägung ist kaum zu überschätzen. Wexler gelang es, für den Memphis-Soul auch das junge Rock-Publikum, das überwiegend aus Weißen bestand, zu interessieren. Redding trat in den großen Hallen Europas auf, 1967 beim Monterey Pop Festival; im gleichen Jahr nahm er seinen Song »(Sittin’ On) The Dock Of The Bay« (1968) auf, einer der Klassiker des Soul. Otis Redding kam wenig später bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, so auch einige Mitglieder seiner Band The Bar-Kays. Mitte der 1960er-Jahre gehörten noch andere stilprägende Musiker zu Stax, etwa der Gitarrist Albert King, das Gesangsduo Sam & Dave, Isaac Hayes – er verfasste zahlreiche Songs für Sam & Dave, bevor er selbst mit eigenen Produktionen erfolgreich war –, The Staple Singers und der SongSchreiber David Porter (* 1941) . Zum Teil veröffentlichten diese Künstler ihre Musik nicht direkt auf Stax, sondern auf einem der von Stewart eingerichteten Unterlabels, etwa auf Volt Records oder Enterprise Records. 1968 kaufte der Mischkonzern Gulf & Western Stax Records; wenige Wochen später wurde auch die Zusammenarbeit mit Atlantic Records aufgekündigt. Die nächsten Jahre verliefen für das Label eher chaotisch: Gemeinsam mit Al Bell kaufte Stewart sein Label 1970 zurück, blieb mit seiner Firma aber unabhängig. 1972 erwarb Bell Stewarts Anteile und ging mit CBS einen Vertrag zum Vertrieb der Platten ein. Die Zusammenarbeit verlief wenig friedvoll: 1975 musste Bell mit Stax Records das Konkursverfahren einleiten. Zum Verkauf an Fantasy Records standen aber nur die zwischen 1968 und 1975 entstandenen Aufnahmen – die Aufnahmen der Jahre bis 1968 blieben im Besitz Atlantics. Die Geschichte des Labels schien beendet, der StaxKatalog gehörte seit 2004 nunmehr Concord Records. Die Firma belebte 2006 den Namen indes wieder, veröffentlichte eine Jubiläumsbox und nahm junge Künstler wie Angi Stone unter Vertrag. Neben den vielen Schallplatten des Labels, die idealtypisch präsentieren, was Soul ist, sind die Studios in Memphis – mittlerweile ein Museum – von herausragender Bedeutung für die Rock- und Popmusik. Hier nahmen nicht nur die Stars des Labels auf, sondern auch viele andere Künstler bis hin zu Elvis Presley, der 1973 einige Titel bei Stax einspielte. Auch die Session-Bands des Labels waren gesucht: Booker T. & The MGs sind auf einer unüberschaubaren Zahl von Platten zu hören, veröffentlichten aber auch unter eigenem Namen; The Memphis Horns – ursprünglich ein Sextett, später zum Duo geschrumpft – waren jahrelang die Bläser-Section erster Wahl, wurden etwa auch von The Doobie Brothers, U2, Al Green, Neil Diamond, Sting und Peter Gabriel gebucht und trugen mit ihrem kompakten Klang wesentlich zur Wirkung der Songs bei. Dieser Klang wiederum wirkte vorbildhaft auf die Rockmusik: Bläserbands wie Chicago, Blood, Sweat & Tears und weitere mehr bis hin zu Earth, Wind & Fire bezogen für ihre Arrangements wesentliche Anregungen aus den Aufnahmen der Memphis Horns. 739 Stick Literatur Bowman, Rob/Bowman, Robert M.J.: Soulsville, U.S.A.: The Story of Stax Records; London 1997 | Weblinks http://www.soulsvilleusa.com/ (Website des Stax Museums in Memphis) ▪ http://www.history –ofrock.com/stax_records.htm (Website mit ausführlicher Biographie des Labels Stax Records) ▪ http://www.bsnpubs.com/stax/staxvolt.html (Website mit Diskografie von Stax/Volt) ▬ Stick, englisch für »Stock« (Schlagzeug); auch Kurzform für ↑ Chapman Stick (↑ Stock) ▬ Stickman Records, deutsches Schallplatten-Label, 1994 von Jeanette und Rolf Gustavus in Nürnberg gegründet; das Label hat seinen Sitz nunmehr in Hamburg. Stickman Records ist eng mit der norwegischen Band Motorpsycho verbunden und hatte ursprünglich die Aufgabe, ausschließlich deren Schallplatten und CDs zu vermarkten und den Vertrieb zu organisieren. Im Laufe der Jahre wurde diese Selbstbeschränkung zwar gelockert, nach wie vor nimmt Stickman Records aber nur Produktionen anderer Musiker und Bands in das Programm, wenn die Musiker von Motorpsycho ihr Einverständnis signalisiert haben. So finden sich mittlerweile auch Alben von Håkon Gebhardt, Isolation Years, The Soundtrack of Our Lives, HGH, 35007, Anekdoten, The Wedding Present und der Alter-Ego-Band Motorpsychos The International Tussler Society im Programm von Stickman Records. 1996 wurde das Neben-Label Sticksister Records gegründet, bei dem Bands aus dem Bereich des so genannten Indie Rocks und Emo Rocks stehen; Ziel des Labels ist es, ein jüngeres Publikum als mit Stickman Records zu erreichen. Weblink http://www.stickman-records.de (Offizielle Website des Schallplatten-Labels Stickman Records) 740 Stiff Records, britisches Schallplatten-Label, 1976 von Dave Robinson und Jake Riviera, eigentlich Andrew Jakeman, in London gegründet. Robinson und Riviera hatten das Label zwar Mitte der 1970er-Jahre gegründet, als das Publikumsinteresse am Punk-Rock am größten war, sie selbst aber waren keine Unbekannten im Musikgeschäft: Robinson hatte bereits in den 1960er-Jahren Erfahrungen im Konzertwesen gesammelt und die Geschäfte der Pub-Rock-Band Brinsley Schwarz gemanaged, er und Jakeman Anfang der 1970er-Jahre für die Pub-Rock-Band Dr. Feelgood gearbeitet. In der Punk-Welle sahen sie die Gelegenheit, unter dieser Bezeichnung die Musik längst bestehender, aber eben mehr oder weniger erfolgloser Pub-RockBands zu vermarkten. Dabei setzten sie weniger auf die musikalische Überzeugungskraft der von ihnen unter Vertrag genommenen Bands als auf aggressive PR-Kampagnen. Zunächst veröffentlichte Stiff Sampler, 1977 etwa die später geradezu legendär gewordene Sammelplatte »A Bunch of Stiff Records«, auf der sich Songs von Nick Lowe, Wreckless Eric, Motörhead – auf der Erstausgabe der LP noch Motorhead – Elvis Costello, Magic Michael, The Takeaways, The Tyla Gang, Dave Edmunds, Jill Read und Stones Masonry – fanden, also keine einzige originäre Punk-Band dabei. Das Kalkül der beiden Label-Betreiber ging allerdings auf: Pub-Rock wurde nunmehr als Teil der ↑ New Wave gesehen, obwohl die von Robinson und Jakeman betreuten Bands und Musiker zum Teil schon in den 1960erJahren ihre Karriere begonnen hatten, etwa Dave Edmunds oder die Musiker von Motörhead. Andererseits hatte Stiff mit »New Rose« von The Damned 1976 auch eine der ersten Punk-Singles auf den Markt gebracht. Daneben aber standen schon Anfang 1977 Wreckless Eric, Elvis Costello und Ian Dury bei dem Label unter Vertrag. So verkauften Robinson und Jakeman die bei Stiff veröffentlichte Musik mit frechen, respektlosen Sprüchen und bedienten nebenbei den Sammlermarkt: Ian Durys LP »Do It Yourself« etwa wurde 1979 in Hüllen aus Tapetenpapier gesteckt, insgesamt mehr als zwei Dut- Stimmgabel zend Muster fanden Verwendung. Sehr erfolgreich verliefen auch die so genannten Package-Touren des Labels, bei denen unter Bezeichnungen wie »Live Stiffs Tour« oder »5 Live Stiffs« die Musiker auf Konzertreise geschickt wurden. Einen Eindruck von der Atmosphäre dieser Konzerte gibt die LP »Live Stiffs Live« (1978). Zu dieser Zeit hatte Jakeman Stiff schon verlassen. 1978 hatte er ↑ Radar Records gegründet und neben Nick Lowe und der Band Yachts auch Elvis Costello überreden können, seine Musik zukünftig bei Radar zu veröffentlichen. So blieb Robinson zunächst nur der Erfolg von Ian Dury, der mit den Verkäufen seiner Alben auch Stiff das Überleben eine Zeit lang sicherte. 1979 nahm Robinson mit Madness eine der seinerzeit gerade aktuellen SkaBands unter Vertrag. Der Erfolg der quirligen SkaMusiker wie des unkonventionellen Ian Durys – der Stiff Records 1978 mit der Single »Hit Me With Your Rhythm Stick« den einzigen Nr.-Eins-Hit gebracht hatte – ermöglichten dem Label zwar das Fortbestehen, seltsame Aktionen wie die Veröffentlichung einer LP mit dem Titel »The Wit & Wisdom of Ronald Reagan«, die buchstäblich nichts enthielt, erfreuten aber vor allem Sammler. Rettung kam in Form eines Vertrags mit Island Records. Island hatte die Platten von Stiff Records vertrieben, kaufte nun nicht nur 50 Prozent des Labels, sondern setzte Robinson auch als Geschäftsführer von Stiff wie von Island ein. Für seine neue Firma verpflichtete Robinson etwa Frankie Goes To Hollywood und The Pogues und konnte sich die Rechte an den LPs »Legend« (1984; Zusammenstellung) von Bob Marley und »The Unforgettable Fire« (1984) von U2 sichern. Der immense kommerzielle Erfolg dieser Neuerwerbungen genügte allerdings nicht, und als auch Madness das Label verließ, trennte sich Robinson von Island und betrieb Stiff Records wieder als Independent-Label, wenn auch nur noch für Monate. 1985 verkaufte er Stiff Records an ↑ ZTT Records, das Label von Trevor Horn. ZTT übertrug dem Label für Jahre keine neuen Aufgaben. 2007, ZTT gehörte nunmehr zu SPZ, wurde der Name wieder belebt. Stiff nahm unter anderem die Band The Enemy und Chris Difford, früher bei Squeeze, unter Vertrag, erinnerte sich aber auch seiner früheren Größen wie Wreckless Eric, Any Trouble und Henry Priestman. Wenn auch die Namen nur weniger der Musiker, die bei Stiff unter Vertrag standen, im Gedächtnis der Rockhörer haften blieben, so repräsentieren diejenigen Musiker und Bands, die bei Stiff Platten veröffentlichen konnten, geradezu idealtypisch die Zeit zwischen Punk und New Wave, als unvermittelt auch Musiker ihre Chance bekamen, die zum Teil schon jahrelang in der zweiten oder dritten Reihe gestanden hatten, oder aber weder Hippies noch Punks waren und auch mit der ästhetisierenden New Wave nichts im Sinn hatten. Dazu gehören etwa The Adverts, Alberto Y Lost Trios Paranoias, The Belle Stars, Devo, Richard Hell & The Voidoids, Mickey Jupp, Lene Lovich, Kirsty McColl, Pink Fairies, Plasmatics, Rachel Sweet, Tenpole Tudor und Tracey Ullman. Diskografie Live Stiffs Live (1978) ▪ The Big Stiff Box Set (2008) | Weblink http://www.stiff-records.com/ (Offizielle Website des britischen Schallplatten-Labels Stiff Records) ▬ Stimmgabel, auch Diapason, englisch: tuning fork oder auch pitch fork, Metallstück in Form einer Gabel mit zwei Zinken, das den Kammerton a1, das eingestrichene a, mit der Schwingungszahl 440 Hz angibt, wenn es angeschlagen wird. Der von der Stimmgabel erzeugte Ton ist nahezu ein Sinuston, enthält also so gut wie keine Obertöne. Eine Stimmgabel ist nicht nur für jeden Musiker unentbehrlich, sondern auch für den Hörer, der beispielsweise die Stimmung eines Instrumentes oder die Tonart eines gehörten Musikstückes feststellen will. Stimmgabeln müssen auf den jeweiligen Stimmton eingerichtet sein. Die Stimmgabel gibt 741 Stimmton daher den Kammerton an. In jüngerer Zeit bevorzugen viele Musiker statt der Stimmgabel ein elekronisches Stimmgerät. Die Stimmgabel wurde von John Shore (* um 1662, † 1752) erfunden. Shore war seit 1711 Trompeter am englischen Königshof, und seit 1715 Lautenist in der Chapel Royal. Hier benutzte er seine Stimmgabel zur Stimmung seines Instruments. ▬ Stimmton oder Normalton, englisch: standard pitch, Orientierungston a1 (eingestrichenes a), auf den sich alle anderen Töne beziehen. Die Normierung des Stimmtones wurde dank der Erfindung der ↑ Stimmgabel in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ermöglicht. Zuvor unterlag der Stimmton je nach Zeitpunkt und Ort beträchtlichen Schwankungen. Als eine durchgehende Tendenz lässt sich seine allmähliche Erhöhung beobachten. Während der Stimmton zu Beginn des 18. Jahrhunderts etwa um einen Halbton tiefer lag als heute, wurde er im Laufe des 19. Jahrhunderts, vor allem durch die reisenden Virtuosen, beständig erhöht, um den Klang, insbesondere den Streicherklang, aufzuhellen. Eine allgemein akzeptierte Stimmtonregelung besteht selbst in der Gegenwart nicht, trotz der Stimmtonkonferenz in Wien im Jahre 1885. Auch eine Londoner Konferenz im Jahre 1939, die den Stimmton auf 440 Hz bei 20° Celsius heraufgesetzt hatte, konnte ihre Empfehlung international nicht durchsetzen, ebenso wenig die Bestätigungen durch die International Organization for Standardization 1955 und 1975. Frankreich beispielsweise hat 1950 den Stimmton auf 432 Hz herabgesetzt. Der Stimmton mit 440 Hz bezieht sich dabei auf den Kammerton. Hier und da wird auch weiterhin zwischen Kammerton und dem tieferen Chorton unterschieden. Die Auseinandersetzung mit alter Musik etwa aus dem 18. Jahrhundert führte in jüngerer Zeit auch dazu, dass der seinerzeit gültige Stimmton verwendet wird, also beispielsweise auf 742 430 Hz oder noch tiefer festgelegt wird; in einigen Fällen wird das dann auch in den Booklets zu den CDs angegeben. Von geringem Aussagewert sind hingegen Äußerungen bezüglich des von einer Sopranistin oder einem Tenor bei einer Aufnahme oder einer Aufführung erreichten Spitzentones, wenn nicht gleichzeitig die Frequenz von a1 angegeben wird. Ein einheitlicher Stimmton ist natürlich vor allem im Zusammenspiel mehrerer Musiker notwendig. Im Orchester gibt traditionell der Erste Oboist den Ton vor; dieser wird dann vom Konzertmeister (Erste Violine) und in der Folge von allen anderen Musikern übernommen. Im Falle des Zusammenspiels mit einem Instrument, das nicht ohne weiteres ad hoc nachgestimmt werden kann – das kann beispielsweise ein Klavier sein –, wird das a1 von diesem Instrument als Maß verwendet. ▬ Stock, englisch: stick, Anschlagmittel zum Spiel von Perkussionsinstrumenten, insbesondere von Kleiner Trommel (Snare Drum), Drum Set und einigen aus der Musik Lateinamerikas stammender Instrumente; meist wird ein Paar Stöcke verwendet. Stöcke zum Spiel von Schlagzeugen werden zwar in verschiedenen Ausformungen hergestellt, doch benutzen die meisten Schlagzeuger Stöcke aus Holz. Stöcke werden aus Hickory – einer Walnussart – Eiche, Ahorn, mitunter aber auch aus anderen Harthölzern gefertigt. Die Länge des einzelnen Stockes beträgt zwischen etwa 35 bis 45 Zentimetern, der Durchmesser zwischen 12 und 15 Millimetern. Der häufig lackierte Schaft ist dabei zylindrisch geformt und läuft zur Spitze hin leicht konisch auf eine Einschnürung zu, an der sich der Kopf, englisch tip genannt, befindet. Der Kopf hat meist eine tropfenähnliche Form, kann aber auch anders geformt sein. Form wie Material – etwa kann ein Kopf von Nylon oder einem anderen Kunststoff umschlossen sein – haben direkten Einfluss auf den Klang, insbesondere der Becken. Die Straight Records Instrumente werden allerdings nicht nur mit dem Kopf des Stocks angeschlagen, sondern häufig auch mit dem oberen Teil des Schaftes; gelegentlich wird der Stock auch am Kopfende gehalten, damit der Schaft – stets um einiges dicker als der Kopf – zum eigentlichen Anschlagsmittel. Stöcke werden indes nicht nur aus Holz, sondern auch aus Kunststoff, Carbon und Aluminium hergestellt. Aus Aluminium gefertigte Stöcke weisen zwar eine größere Haltbarkeit auf, haben aber auch negative Auswirkungen auf die Schlaginstrumente; besonders Becken sind den höheren Belastungen durch derartige Stöcke nicht auf Dauer gewachsen. Andererseits unterliegen Stöcke selbst einem erheblichen Verschleiß, nicht zuletzt bedingt durch die Spielweise des jeweiligen Schlagzeugers. Für die Haltung der Stöcke gibt es zwei Techniken, die Matched-Stick-Technik und die Side-Stick-Technik. Andere Anschlagsmittel für Perkussionsinstrumente sind etwa ↑ Besen (Jazz-Besen) und verschiedene Schlägel, letztere mit ausgeprägten Köpfen aus diversem Material. Literatur Halbscheffel, Bernward: Lexikon Musikinstrumente; Leipzig 2010 ▬ Stoptail Bridge, auch Stop Bar, ↑ Saitenhalter, ↑ Bridge ▬ Stop-time, von englisch stop für »Halt« im Sinne von »anhalten, angehalten« und time für »Zeit«, einer Generalpause vergleichbare Unterbrechung innerhalb einer Komposition Stop-time tritt im Tanz, etwa dem Stepptanz, in Jazz und Blues wie überhaupt jeder Art von afroamerikanischer Musik bis hin zu Rock und Pop auf. Dabei wird ein eigentlich durchlaufendes Musikstück quasi »angehalten« und nach einer gewissen Zeit wieder fortgesetzt. Eine Stop-time hat häufig eine dramaturgische Aufgabe, etwa in Eddie Floyds Song »Knock on Wood« (1966), in dem während der Refrain-Textzeile »I’d better knock… on wood« der Fluss der Musik unterbrochen wird, um mit vier Schlägen auf die Snare eben das Klopfen auf das Holz zu verdeutlichen. Stop-time bedeutet mithin nicht unbedingt wie bei einer Generalpause das völlige Schweigen aller Instrumente. Vielmehr soll einem wichtigen Element Raum gegeben werden. Ein weiteres Beispiel von Stop-time – von denen es indessen zahllose gibt – bietet »Oh, Darling« (1969) von den Beatles: Jeweils vor dem Ausruf »Oh« schweigen alle Instrumente. Im Soul der 1960er-Jahre wurde bei ähnlicher Gelegenheit nach dem Stop mit dem Gesang eines Bass-Sängers wieder eingesetzt. Im Jazz wird eine Stop-time häufig dazu verwendet, mit einem Break fortzufahren, ein komositorisches Verfahren, dass auch im Hiphop zu beobachten ist. Da oft nach einer Stop-time die Begleitung von Bass und Schlagzeug geändert wird, ergibt sich mitunter der Eindruck einer Veränderung des Tempos. Dies ist in der Tat nicht der Fall, das Tempo bleibt gleich. Diskografie Eddie Floyd: Knock on Wood (1966) ▪ The Beatles: Abbey Road (1969) | Literatur Everett, Walter: The Foundations of Rock – From Blues Suede Shoes to Suite: Judy Blue Eyes; Oxford/New York 2009 ▬ Straight Records, amerikanisches Schallplattenlabel, 1969 von Frank Zappa und Herb Cohen (* 1933) in Los Angeles gegründet; Warner Bros. besorgte die Herstellung und den Vertrieb der Schallplatten. Das Label bestand bis 1973. Zappa und Cohen, der zuvor schon in der Schallplattenbranche gearbeitet hatte, führten Straight Records neben Zappas Label Bizarre Reords ein. Auf Bizarre sollte avancierte Musik – etwa von den Mothers of Invention –, auf Straight Records eher 743 Strawberry Field Mainstream Rock veröffentlicht werden. Diese programmatische Vorgabe wurde aber bald vernachlässigt. Auf Straight erschienen Platten von unter anderem Captain Beefheart, Alice Cooper, Judy Henske, Jeff Simmons, Tim Buckley und den GTO’s. Einige Platten des Repertoires von Straight wurden bereits ab 1972, etwa von Reprise Records, wieder veröffentlicht, bei anderen ist die Rechtslage nicht eindeutig, so dass sie nicht erneut auf den Markt gebracht wurden. ▬ Strawberry Field, ein Kinderheim der Heilsarmee, gelegen an der Beaconsfield Road in Woolton, einer Vorstadt von Liverpool; das seinerzeit noch bestehende Kinderheim steht im Zentrum des 1967 von den Beatles veröffentlichten Songs »Strawberry Fields Forever«. Das Gebäude steht auf einem Gelände, das seit 1870 den Namen Strawberry Field trug. 1912 kaufte es ein Geschäftsmann, dessen Witwe es 1934 der Heilsarmee übertrug. 1936 eröffnete die Heilsarmee auf dem Grundstück ein Kinderheim, das den Namen Strawberry Field erhielt. Das ursprüngliche Haus wurde 1973 durch ein kleineres ersetzt, das ebenfalls als Kinderheim diente, wenn auch in veränderter Form: Hier lebten drei Familien mit jeweils 12 Pflegekindern. 2005 wurde die Einrichtung geschlossen und wird seitdem als Kirche genutzt. In der Nähe des von einem parkähnlichen Grundstück umgebenen Hauses Strawberry Field wohnte John Lennon; ihm und seinen halbwüchsigen Freunden schien das Gelände so weitläufig, dass sie es »Strawberry Fields« nannten. So hieß auch der Song, den die Beatles 1967 mit dem Song »Penny Lane« auf einer Single veröffentlichten. Der Song selbst hat eine lange Entwicklungsphase durchlaufen, die auf dem Bootleg »Nothing is Real (The Making of Strawberry Fields Forever)« dokumentiert ist. Es waren schließlich zwei Versionen entstanden, doch konnte Lennon, Urheber des Songs, sich nicht 744 entscheiden, welcher der Vorzug zu geben sei. George Martin, Produzent der Beatles, kombinierte mit studiotechnischen Mitteln aus den beiden Versionen die endgültige, die dann als A-Seite der Single veröffentlicht wurde. McCartney – zu dieser Zeit ähnlich nostalgisch gestimmt wie Lennon – hatte seinerzeit wohl auch in Reaktion auf Lennons Song »Penny Lane« komponiert. Um der zwischen Lennon und McCartney unterschwellig bestehenden Rivalität nicht überreichliche Nahrung zu geben, wurde seitens der Plattenfirma behauptet, die Single enthielte zwei A-Seiten. Der Song ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert, nicht nur wegen der Collage-Technik, der er sein Dasein verdankt. Folge davon ist, dass sich die Tonart nicht exakt feststellen lässt, sie steht zwischen A- und B-Dur. Einige harmonische Wendungen sind zumindest ungewöhnlich, es gibt Taktwechsel zwischen Vier-Viertel und Sechs-Achtel-Takt und Lennon ordnet auch in diesem Song die Komposition dem Text unter. Anders als »Penny Lane« – in dem McCartney relativ konkret wird – geht Lennon nicht weiter auf den Ort ein, stellt vielmehr den Namen für etwas Fiktives in der Vergangenheit dar: Gemeint ist weniger der Ort, als die Zeit in seinem Leben, für die der Ort steht. Die Beatles-Songs dieser Phase haben nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Rockmusik gehabt, bilden einige Grundlagen für den späteren ↑ Progressive Rock und boten späteren Bands wie Electric Light Orchestra und vielleicht auch Moody Blues Anregungen zur Entwicklung eines eigenen, von Streichern getragenen Band-Klangs. Nebenbei machte »Strawberry Fields Forever« das Mellotron zu einem genuinen Instrument der Rockmusik. Der Song hatte auch Rückwirkung auf das Gelände in Liverpool: Das schmiedeeiserne Eingangstor existiert noch mitsamt den auf die steineren Türpfosten gemalten Türschildern »Strawberry Field«; unter eines schrieb jemand: Forever. Diskografie The Beatles: Strawberry Fields Forever/Penny Lane (1967) ▪ The Beatles: Nothing is real (The Ma- String Tree king of Strawberry Fields Forever) (1992) | Literatur Martin, George: All You Need Is Ears; London 1979 | Weblink http://www.liverpoolcity.org/beatles_liverpool/strawberry_field.html (Website mit Abbildung des Tores zum Gelände Strawberry Field) ▬ Stride-Piano, pianistische Technik, um 1920 von den Pianisten James P. Peterson (* 1891, † 1955) und Luckey Roberts (* 1887, † 1968) entwickelt; die Technik wurde für die Swing-Ära bedeutsam. Nach ihrem Entstehungsort Harlem wird die Spieltechnik auch Harlem Stride genannt. Zwar zählt die Stride-Piano-Technik im Übergang vom ChicagoStil zum Swing zu den frühen Spieltechniken des Jazz-Pianos ist, basiert aber nicht auf der Technik des Ragtime-Spiels. Kennzeichen der Stride-PianoTechnik ist vielmehr, dass in geraden Metren mit der linken Hand auf die schwere Taktzeit ein meist auch oktavierter Basston, auf die leichte Taktzeit dagegen ein Akkord gelegt wird. Im Vier-ViertelTakt heißt das also, dass der Pianist auf den Zählzeiten Eins und Drei einen Basston, auf Zwei und Vier einen Akkord spielt. Er kann dieses Schema auch variieren, in dem auf die Zählzeiten Eins, Zwei und Drei jeweils ein Basston und erst auf die Zählzeit Vier ein Akkord fällt. Durch den Einsatz des Pedals können die Basstöne noch hervorgehoben werden. Das Stride-Piano-Spiel war bis zum Ende der SwingÄra eine beliebte und weit verbreitete Technik, die erst mit dem Aufkommen des Bebop von abstrakteren Spielweisen abgelöst wurde. Dennoch gehört die Spieltechnik immer noch zum pianistischen Repertoire vieler Jazzpianisten. Dem ersten Eindruck nach scheint die rhythmisch stereotype Technik leicht durchführbar zu sein, doch ist dem nicht so: Während der linken Hand hohe Präzision in der Gestaltung der Zeit abverlangt wird, ist das Spiel der rechten Hand weit weniger gebunden und steht häufig sogar im metrischen und rhythmischen Gegensatz zu den konstanten Vierteln der linken Hand. So ist der Pianist gezwungen, in zwei zeitlichen Ebenen zu denken und deshalb das Spiel der linken Hand zu mechanisieren. Zu den herausragenden Vertretern des Stride Pianos gehören neben anderen Fats Waller, Willie »The Lion« Smith, Art Tatum, Count Basie, Erroll Garner, Teddy Wilson und mit einzelnen Aufnahmen auch Duke Ellington und Thelonious Monk. ▬ String Tree, zusammengesetzt aus englisch string für »Saite« und tree für »Baum«, deutsch; Saitenniederhalter; während die deutsche Bezeichnung die Funktion beschreibt, geht die englische auch auf die Form gängiger Saitenniederhalter ein. String Trees werden besonders bei elektrischen Gitarren und elektrischen Bassgitarren eingesetzt, deren Wirbelplatte nicht nach hinten abgeknickt ist, und deren Stimmmechaniken in line, also nicht gegenständig angeordnet sind. Dies ist etwa bei Gitarren der amerikanischen Firma Fender –Telecaster, Stratocaster, Precision Bass, Jazz Bass –, aber auch bei vielen Solidbody Guitars ähnlicher Bauart der Fall. Sinn des String Trees ist es, vor allem die hohen Saiten zwischen Stimmechanik und Sattel (nut) niederderzudrücken, um damit zu gewährleisten, dass die Saite nur zwischen Sattel und Steg (bridge) schwingt; bei Gitarren sind das die D-, G-, H- und hohe E-Saite, bei viersaitigen Bässen die D- und die G-Saite. Da bei dieser Bauart der Winkel zwischen Sattel-Auflagepunkt der Saite und der Stimmmechanik sehr klein ist, könnte die Saite aufgrund mangelhaften Drucks im Sattel die Stimmung nicht exakt halten, da auch der Teil hinter dem Sattel noch mitschwingen würde. Saitenniederhalter werden so zwischen die Saiten gestellt und in der Kopfplatte verschraubt, das sie Druck auf die Saiten ausüben und damit den Winkel am Sattel vergrößern. Saitenniederhalter haben zwar je nach Hersteller verschiedene Formen, gängig sind aber zwei, die mit ihrem Äußeren tatsächlich ein wenig an einen 745 Strophc Baum erinnern. Dabei bildet die Befestigungsschraube den Stamm, während das eigentlich Niederhalteblech – bei Gitarren ein speziell geformtes rechteckiges Blech, das auf zwei Saiten drückt, bei Bässen oft eine runde Scheibe – die Krone des Baumes darstellt. Es gibt auch Saitenniederhalter, die nichts mit dem String Tree gemeinsam haben und wie eine kleine Brücke über alle Saiten diese niederhalten; Saitenhalter dieser Art werden oft benötigt, wenn ein ↑ Klemmsattel verwendet wird. Bei Gitarren mit gegenständigen Mechaniken, gleichgültig, ob der Wirbelplatte bzw. der Wirbelkasten nach hinten abgeknickt ist oder nicht, ist ein String Tree nicht nötig. ▬ Strophe, von altgriechisch strophé für »das Drehen, Wendung«, englisch: stanza, stave und verse, dichterische Form, die aus mehreren auch als Versen bezeichneten Zeilen besteht; die Verse laufen zumeist in Reimen aus. Die Struktur der Reime weist eine große Vielfalt auf, etwa ABAB, AABB, ABCDB und weiteren mehr. Das Versschema des »Abendlieds« von Matthais Claudius (* 1740, † 1815), nach seiner ersten Zeile auch oft »Der Mond ist aufgegangen« genannt, beispielsweise AABCCB: »Der Mond ist aufgegangen (A) Die goldnen Sternlein prangen (A) Am Himmel hell und klar; (B) Der Wald steht schwarz und schweiget, (C) Und aus den Wiesen steiget (C) Der weiße Nebel wunderbar« (B) In der angelsächsisch geprägten Rockmusik kommt das Schema ABCB besonders häufig vor; eine Strophe mit diesem Versschema wird nach einer Ballade aus dem 15. Jahrhundert auch als Chevy-ChaseStrophe bezeichnet. Mehrere Strophen ergeben ein Gedicht; das »Abendlied« von Claudius hat sieben Strophen. Außer einfachen Strophen werden in der Rockmu- 746 sik Strophen mit Refrain – auch dieser Begriff wie der der Strophe aus der Literatur-Beschreibung stammend – und diese Lösung bildet sogar die Regel. Während der Strophenteil, das Couplet, neue Inhalte bringt, wiederholt sich der Refrain im Text, häufig nur noch in der Musik, wort- bzw. notengetreu. Die Strophe hat meist die gleiche, seltener eine variierte musikalische Gestalt. Dagegen treffen unter sich gleiche Reime nicht immer mit gleichen musikalischen Motiven zusammen. Vielmehr entsteht in der Musik eine Formengliederung, die sich mit der der Musik nur teilweise deckt. Übereinstimmung oder Diskrepanz zwischen Musik und Text bilden dabei eine künstlerisch beabsichtigte Spannung. Der Begriff Strophe ist nur in Grenzen deckungsgleich mit dem englischen Begriff »Verse«, noch weniger ist es der Begriff »Refrain« mit dem englischen Begriff »Chorus«, zumal es zusätzlich auch im Englischen den Begriff »Refrain« gibt. Im Auge behalten werden muss auch, dass diese Begriffe allesamt aus der Beschreibung und Formanalyse von Literatur stammen und aus dieser auf die Musik angewendet werden. Im Laufe der 1960er-Jahre wurden besonders in der britischen Rockmusik diverse Liedschemata verwendet, neben denen der amerikanischen Pop Music auch die aus amerikanischer und englischer Folk Music, und miteinander vermischt. Die Entwicklung der Rockmusik gegen Ende der 1960er-Jahre wie auch die Herausbildung des Progressive Rocks zeigt sich vor allem in der freieren Handhabung der Formteile der Lieddichtung. Literatur Kaiser, Ulrich/Gerlitz, Carsten: Arrangieren und Instrumentieren – Barock bis Pop; Kassel 2005 ▪ Jeßing, Benedikt/Köhnen, Ralph: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft; Stuttgart 2007 ▪ von Appen, Ralf/Frei-Hauenschild, Markus: AABA, Refrain, Chorus, Bridge, PreChorus – Songformen und ihre historische Entwicklung, in: Helms, Dietrich/Phleps, Thomas (Hg.): Black Box Pop – Analysen populärer Musik; Bielefeld 2012 ▪ Kramarz, Volkmar: Die PopFormeln – Die Sub Pop Records Harmoniemodelle der Hitproduzenten; Bonn 2006 Covach, John: Leiber and Stoller, the Coasters, and the "Dramatic AABA" Form, in: Spicer, Mark/Covach, John (Hg.): Sounding Out Pop – Analytical Essays in Popular Music; Ann Arbor (Michigan) 2010 | Weblinks http://www.musiktheorie-aktuell.de/tutorials/popformeln.aspx (Website mit einem Tutorial zur Formbildung in der Rock- und Popmusik) ▪ http://www.icce.rug.nl/~ soundscapes/DATABASES/AWP/awp-notes_on.shtml (Website mit Analysen sämtlicher Songs der Beatles) ▬ Strum, auch Strumming, von englisch strum für »schrummen, schrammeln«, typische Spielweise bei Zupfinstrumenten, insbesondere Gitarren. Strumming ist eine der im Prinzip einfachsten Spielweise bei Zupfinstrumenten, wenn etwa eine solistische Stimme akkordisch begleitet werden soll. Dabei greift der Instrumentalist mit der Greifhand einen Akkord und bewegt die Spielhand – auch mit Plektrum – abwärts über alle Saiten oder zumindest den größeren Teil der Saiten. Strumming kann lediglich aus Abwärtsbewegungen (Down-Stroke), aus Aufwärtsbewegungen (Up-Stroke) oder aus einer Kombination von beiden Techniken bestehen. Strumming wird in der Rock- und Popmusik in jedem Stil eingesetzt, doch gibt es Rockstile, bei denen Strumming auch ins Zentrum des Geschehens rücken kann, etwa im Funk und im Ska. Beim Ska ist es der auf auf die Zählzeiten 2 und 4 (4/4-Takt) ausgeführte Upstroke, der den Stil sofort erkennbar macht. Notiert wird Strumming durch Zeichen für Downstroke – ein V – und Upstroke – entweder nur ein Schrägstrich oder ein unten offenes Quadrat. Aus Down- und Up-Strokes können höchst komplizierte Patterns gebaut werden, wie sie mitunter im Funk auftreten. Eine beim Srumming wesentliche Rolle spielen auch die verschiedenen Techniken des Abdämpfens; dazu wird sowohl die Greif- als auch die Spielhand eingesetzt. ▬ Subdominante, auch Unterdominante, Funktionsbezeichnung des Akkordes auf der vierten Stufe von der Tonika aus gerechnet, kurz mit S bezeichnet. Der Name besagt, dass die Subdominante der Akkord ist, der sich auf der fünften Stufe von der Tonika aus nach unten gerechnet befindet. Nimmt man also den Dreiklang der Tonika C als 1. Stufe, so ist der Akkord fünf Stufen nach unten gerechnet, F, die Subdominante; der F-Dur-Akkord nach oben gerechnet steht auf der 4. Stufe. Ist der Tonika-Akkord ein Dur-Akkord so ist auch der Akkord der Subdominante ein Dur-Akkord. Im 12-Takt-Blues leitet die Subdominante das zweite Drittel der dreiteiligen Form ein und kann auch im zehnten Takt der Form noch einmal auftreten. ▬ Sub Pop Records, amerikanisches Schallplatten-Label, 1986 von Bruce Pavitt und Jonathan Poneman in Seattle, Washington, gegründet; Sub Pop nahm die Grunge-Bands Nirvana, Soundgarden und Mudhoney unter Vertrag und gilt damit als das wichtigste Label dieser Strömung der amerikanischen Rockmusik. Pavitt hatte Anfang der 1980er-Jahre aus seinem Interesse an unabhängig agierenden amerikanischen Schallplatten-Labels heraus ein Fanzine herausgegeben, dem er den Titel »Subterranean Pop« gegeben hatte; später veränderte er den Namen zu Sub Pop und begann dann auch, dem Heft Bandkassetten mitzugeben, die jeweils die Musik verschiedener Rockbands enthielten. Trotz des relativ großen Erfolges dieser Kassetten gab er 1983 die Herausgabe des Fanzines auf und arbeitete nach seinem Wechsel nach Seattle professionell als Musikjournalist. Ganz mochte er indes seine Aktivitäten auf dem Musikmarkt nicht aufgeben: 1986 stellte er eine 747 Suite Sammelplatte zusammen, der er den Titel »Sub Pop 100« gab. Diese LP war die erste seines Labels Sub Pop; sie enthielt Stücke von Sonic Youth, Naked Raygun, Wipers und Scratch Aid. Eine EP der in Seattle beheimateten Band Green River indes konnte er erst veröffentlichen, nachdem ihm Jonathan Poneman 1987 20 000 Dollar geliehen hatte. Pavitt verwendete in der Werbung der EP Green Rivers das Wort Grunge und gab damit einer kompletten Musikrichtung einen griffigen Namen. Im gleichen Jahr veröffentlichte Sub Pop eine Single der Band Soundgarden, 1988 eine von Mudhoney und eine von Nirvana. Finanziert wurden die Singles durch ein Subscriptions-Modell, dass es Pavitt und Poneman – die nunmehr das Label professionell zu führen versuchten – erlaubte, die Menge der herzustellenden Tonträger genau steuern zu können. Zu diesem Zweck wurde sogar ein Verein namens Sub Pop Singles Club gegründet, der bis 1993 aktiv blieb; 1998 griff das Label die Idee wieder auf und gründete den Singles Club V 2. Unzufrieden mit dem schwachen Interesse der amerikanischen Musikpresse an ihrem Label, wandten sich Pavitt und Poneman an den britischen Musikjournalisten Everett True, der dann auch einen Artikel über die Rockmusik in Seattle schreib – notgedrungen damit auch über Sub Pop. Die Resonanz erfüllte die Erwartungen und Grunge war als neue Strömung der amerikanischen Rockmusik etabliert. Es schadete dem Label auch nicht, dass Nirvana zu DGC Records abwanderte, denn die Lizenzgebühren, die Geffen an Sub Pop für das Album »Nevermind« (1991) zahlte, sicherten dem Label das Überleben. Mehr noch: Geffen hatte sich verpflichtet, auf jeder Veröffentlichung Nirvanas auch den Namen Sub Pop unterzubringen. Dennoch setzte der Erfolg des Grunge dem Label zu, denn erfolgreiche Bands wechselten umgehend zu größeren Labels. 1995 kaufte die Warner Music Group einen Anteil an Sub Pop. Dies führte zu einem Zerwürfnis zwischen Pavitt und Poneman, der an das Wachstum Sub Pops glaubte, so dass Pavitt Ende der 1995 aus der Leitung der Firma ausschied. Pone- 748 man baute die Aktivitäten der Marke weiter aus und gründete 2007 das Tochter-Label Hardly Art. Mit Sub Pop haben im Laufe des Bestehens des Labels eine Vielzahl von Musikern und Bands zusammengearbeitet, darunter The Afghan Whigs, Fleet Foxes, Handsome Furs, Hellacopters, Modest Mouse, The Monkeywrench, Screaming Trees, The Shins, Smashing Pumpkins, Sonic Youth, Walkabouts und White Stripes. Weblink http://www.subpop.com/ (Offizielle Website des amerikanischen Schallplatten-Labels Sub Pop) ▬ Suite, von französisch suite für »Folge«, unter einer Tonartbezeichnung oder auch einem Namen zusammengefasste Sammlung von meist kleineren Kompositionen, die ihrerseits häufig auf verschiedenen tatsächlichen oder zumindest stilisierten Tänzen basieren. Die unmittelbare Abfolge verschiedener Tänze ist bereits im Mittelalter üblich gewesen. So wurden etwa langsame Schreittänze im Vierertakt mit schnellen Springtänzen im Dreiertakt kombiniert. Das Wort Suite selbst wird im 16. Jahrhundert in verschiedenen Tanzbüchern verwendet. Aus den in diesen Büchern gesammelten Einzeltänzen traf der jeweilige Musiker eine Auswahl, die dann die Suite darstellte. Es existierte auch die Möglichkeit, aus einem Tanz durch Umrhythmisierung und Variation eines einzelnen Tanzes Tanzpaare zu erzeugen, also etwa Pavane-Gaillarde oder Pavane-Saltarello. Auf diese Weise konnten auch Kombinationen von drei Tänzen geschaffen werden, beispielsweise PavanaSaltarello-Piva. Losgelöst vom praktischen Gebrauch als Begleitmusik entstand im 17. Jahrhundert die Orchestersuite, wie sie in Oper und Ballett üblich wurde. Neben die, dann mehr oder weniger beliebige, Abfolge von Tanzsätzen wurden zu dieser Zeit auch die ersten Kompositionen in Suiten aufgenommen, die nicht auf einem Tanz basierten. Mitte des 17. Jahrhun- Summer of Love derts wurde der Tanzfolge eine Eröffnung vorangestellt, die dann als Name für die gesamte Komposition galt; eine Ouvertüre, eigentlich das Einleitungsstück, ist in dieser Hinsicht also dasselbe wie eine Suite. Im Laufe der Entwicklung nahm der Einleitungssatz mehr Raum ein und konnte auch mehrere Teile aufweisen. So sind etwa G.F. Händels »Feuerwerksmusik« und »Wassermusik« ihrem Wesen nach Orchester-Suiten. In der Kammermusik wurde die Eröffnungskomposition seltener Ouvertüre, häufiger Präludium oder Preludio genannt. Auch verfestigte sich die Kombination der Tanztypen etwa zu der Folge Allemande, Courante, Sarabande und Gigue. Diese obligate Folge konnte allerdings durch andere Stücke nahezu beliebig erweitert werden, zahlreiche Suiten etwa für Laute oder Klavierinstrumente legen davon Zeugnis ab. In Deutschland gehörten zu den Erweiterungen etwa die Tänze Menuette, Bourrée, Gavotte, Passepied, Loure und Rigaudon. Ende des 17. Jahrhunderts bürgert sich auch der Name Partita für die Suite ein. Suite, Ouvertüre und Partita bezeichnen also ein- und dieselbe Sache; so werden J.S. Bachs vier Suiten für Orchester BWV 1066-1069 auch Ouvertüren für Orchester genannt, seine Suiten für Violine, Violoncello oder Cembalo auch Partiten, während die Französischen und Englische Suiten in ihrem Namen darauf hinweisen, dass in ihnen die in den jeweiligen Ländern bevorzugten Abfolgen von Tanzkompositionen beachtet wurden. Bachs unter anderem von J.P. Rameau beeinflussten Werke stellen den Höhepunkt, aber auch den Abschluss der Gattung dar. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts kam es etwa im Werk von Edvard Grieg und Max Reger zu einer Wiederbelebung der Gattung. Während die Werke dieser Komponisten bewusst einen Rückgriff auf die Tradition darstellten, waren andere Suiten Ansammlungen einzelner Kompositionen, die nicht durch einen gemeinsamen Charakter oder eine gemeinsame Tonart gekennzeichnet waren, sondern durch ein Programm. Dazu zählen etwa Zyklen wie Modest Mussorgskis »Bilder einer Ausstellung«, Griegs »Peer-Gynt-Suite« und Georges Bizets »Arlesienne-Suite«, aber auch Schauspiel- und Ballettsuiten etwa von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky oder Igor Strawinsky. Gerade diese Suiten der jüngeren Zeit können als Vorbilder für Suiten ähnelnden Kompositionen und Schallplattenwerken in Jazz und Rock gesehen werden. Da weder in Jazz noch in Rock größere Formen als Lied oder Blues bekannt sind, stellen diese Folgen von Kompositionen die einzige Möglichkeit dar, ausgedehnte Kompositionen realisieren zu können. Der Begriff »Suite« selbst wurde etwa von Duke Ellington für seine »Newport Jazz Festival Suite« (1956) und die »New Orleans Suite« (1972) verwendet. Auch im Rock, insbesondere im Progressive Rock, ist der Begriff üblich, zu finden etwa bei Colosseum (»Valentine Suite«; 1969) und The Nice (»Five Bridges Suite«; 1970). Darüber hinaus, ohne Verwendung des Begriffes im Titel, stellen allerdings viele Kompositionen der Rockmusik Suiten dar, wobei Grundlage zumeist ein Programm, also ein Konzept ist. In diesem Sinne stellen etwa »Tarkus« (1971) von Emerson, Lake & Palmer, »Close to the Edge« (1972) von Yes und in jüngerer Zeit »The Incident« (2009) von Porcupine Tree Suiten dar. Im Sinne von Suite als offener Form gilt dies aber auch schon für einzelne Songs wie »Good Vibrations« (1966) von den Beach Boys, »A Day in the Life« (1967) von den Beatles, erst recht für Teile deren LP »Abbey Road« (1969). ▬ Summer of Love, von englisch summer für »Sommer« und love für »Liebe«, Bezeichnung für die Sommermonate des Jahres 1967; der Begriff wurde zunächst lediglich für die Hippie-Subkultur der amerikanischen Stadt San Francisco geprägt, dann aber von den Medien aufgegriffen und gab weltweit den Anlass, ähnliche Erscheinungen in anderen Städten der USA und Europas ebenfalls damit zu belegen, bis hin zur Behauptung, der Sommer des Jahres 1967 sei überhaupt ein »Summer of Love« 749 Summer of Love gewesen. Der Summer of Love ging von dem in San Francisco gelegenen Stadtteil ↑ Haight Ashbury aus, der bereits Ende der 1950er-Jahre von Vertretern und Anhänger der so genannten Beat-Generation als Fluchtpunkt für ein freies und selbstbestimmtes Leben entdeckt und vereinnahmt worden war. Die Maßstäbe der Beat-Generation – vor allem die Zurückweisung eines von Konsum und gesellschaftlicher Verpflichtung reglementierten Lebens – übten bis Mitte der 1960er-Jahre eine stetig zunehmende Anziehungskraft auf junge Menschen aus, erst recht die Vorstellung von dem propagierten, in vielen Belangen freien Leben, in dem etwa Nahrung, Kultur, medizinische Versorgung, Drogen und nicht zuletzt Sexualität frei – im engeren Sinne also: gratis – zu haben seien. Berichte aus San Francisco, weltweit veröffentlicht, zogen daher eine große Zahl junger Menschen vornehmlich aus den USA, aber auch aus Europa nach San Francisco; in diesen Monaten soll die Einwohnerzahl des Stadtteils Haight Ashbury um 100 000 Menschen gewachsen sein. Wesentlicher Bestandteil der sich bildenden Subkultur war Rockmusik. In so genannten Free Concerts traten Gruppen wie Grateful Dead, Jefferson Airplane, The Charlatans, The Byrds, Quicksilver Messenger Service, Janis Joplin und The Family Dog neben diversen Ad-Hoc-Formationen und lokalen Bands auf. Hier auch wurde der Phänotyp des Psychedelic Rocks entwickelt, etwa die Idee, dass zu einem Rockkonzert eine besondere Lichtgestaltung gehörte. So wurden die Licht-Design-Ideen eines Bill Ham fester Bestandteil von Rockkonzerten jeglicher Art und bald auch in Europa – etwa von Pink Floyd – nachgeahmt und weiter entwickelt. Die Hippie-Kultur wurde nahezu von Anbeginn kommerziell ausgeschlachtet und überhöht: Der amerikanische Sänger Scott McKenzie sang den von John Phillips verfassten Song »San Francisco (Be Shure to Wear Some Flowers in Your Hair)« (1967) und selbst die britische Band The Flower Pot Men hatte mit »Let’s Go to San Francisco« im selben Jahr einen Hit – den einzigen. Propheten wie Allen Ginsberg und Timothy Leary lieferten den theore- 750 tischen Sockel für die Hippie-Kultur und lebten noch Jahrzehnte später von ihrem damals erworbenen Nimbus. In Bill Grahams Fillmore East wurden Konzerte wie auch eine Hippie-Hochzeit veranstaltet, Künstler wie Michael Bowen, Stanley »Mouse« Miller und Robert Crumb entwickelten eine psychedelische Kunst, und die S.F. Mime Troupe experimentierte mit neuen Formen des Straßentheaters; George Harrison führte seine frisch angetraute Gattin Patty Boyd in Haight Ashbury aus. Die Konnotation von Blumen, Drogengenuss – meist LSD und Haschisch, häufig genug von der Rocker-Gruppe Hell’s Angels geliefert – , freier Liebe und selbst freiem Essen – verteilt von so genannte Diggers, deren Bohnensuppe ein geradezu legendärer Ruf vorauseilte – mit einer Hippie-Kultur hatte auch ihre Schattenseiten, denn die bürgerliche Gesellschaft sah in den Hippies lediglich arbeitsscheue, Drogen und Sex zugeneigte Nichtsnutze. Zudem war die Stadt mit der großen Zahl der Menschen überfordert und gegen Ende des im Jahre 1967 sehr warmen, trockenen und lang anhaltenden Sommers mochten selbst die in der Stadt beheimateten Hippies die vielen Freizeit-Hippies nicht mehr sehen: Im Oktober des Jahres richteten sie eine Trauerfeier aus und beerdigten unter der Bezeichnung »The Death of the Hippie« den Summer of Love, nicht ohne die Aufforderung, die Maßgaben der Sommermonate in San Francisco in alle Welt zu tragen. Das war zu diesem Zeitpunkt längst geschehen, selbst in den Grünanlagen westdeutscher Kleinstädte hatten die Hippies bei Lambrusco, Gitarrenklang und Bongo-Getrommel beisammen gesessen. Es sei nicht verschwiegen, dass der Sommer 1967 auch einer der Sommer war, die in den USA stark von Rassenunruhen und Gewaltausbrüchen von Demonstranten und Polizei geprägt waren. Als »long hot summer« ging er in die Geschichte ein, und es ist auffällig, dass der Summer of Love vornehmlich eine Angelegenheit weißer Bürgerkinder gewesen war. Im Hintergrund stand auch die zu- Sun Records nehmende Verstrickung der USA in den VietnamKrieg, so dass bereits das auf den Summer of Love folgende Jahr 1968 die Motivation Jugendlicher sich nicht mehr auf einen weiteren Sommer voll Blumen, Liebe und Friede richtete, sondern auf den Protest gegen den Krieg in Südostasien. Literatur Anthony, Gene: The Summer of Love – HaightAshbury At Its Highest; Millbrae (Kalifornien) 1980 ▪ Lee, Martin A./Shlain, Bruce: Acid Dreams – The CIA, LSD, and the Sixties Rebellion; New York 1985 ▪ Miles, Barry: In the Seventies – Adventures in The Counterculutre; London 2011 | Weblink http://www.diggers.org/history.htm (Website zum Summer of Love aus der Sicht der Diggers) ▬ Sunburst, zusammengesetzt aus englisch sun für »Sonne« und burst für »Bruch, Ausbruch«, Bezeichnung für eine besondere, wenigstens zweifarbige Lackierung von elektrischen Gitarren und elektrischen Bässen, gelegentlich auch anderer Saiteninstrumente; näher unterschieden werden Two-Tone-Sunburst und Three-Tone-Sunburst. Der Begriff stammt eigentlich aus einer künstlerischen Gestaltung, bei der Gegenstände, aber auch Gebäudeteile als stilisierte Sonne dargestellt werden: Aus einem hellen oder sogar erleuchten Zentrum nimmt die Helligkeit – auch über farbliche Abstufungen – zum Rand des Gegenstandes hin ab. Dargestellt wird dies häufig mit vom Zentrum zum Rand hin spitz zulaufenden Strahlen, wie überhaupt die Darstellung oft einer naiven Auffassung der bildlichen Darstellung der Sonne gleicht. Beispiele dieser Art finden sich seit der Barockzeit an diversen Gegenständen. In ähnlicher Weise wurden schon in früheren Zeiten etwa Violinen lackiert: Dabei ist die Decke, aber auch die Rückseite des Instrumentes etwa zwischen Steg und Griffbrett hell gehalten, während der Farbton an den Rändern wesentlich dunkler ist. Der Übergang vom Zentrum zu den Rändern hin verläuft ohne Abstufungen. Bei elektrischen Saiteninstrumenten wurde diese Gestaltung aufgegriffen. Die klassische SunburstLackierung zeigt zwei Ausprägungen: Two-ToneSunburst, gelegentlich auch Tobacco-Sunburst genannt, und Three-Tone-Sunburst. Bei der Two-Tone-Lackierung wird das Zentrum des Korpus nicht mit einer Farbe überzogen, wohl aber der Rand, der dann dunkelbraun (Tobacco) oder schwarz eingefärbt wird; der gesamte Korpus wird mit einem transparenten Lack überzogen. Bei der Three-ToneLackierung erhält das Zentrum ebenfalls keinen Farbauftrag – es schimmert also die Holzfarbe durch –, währen der weitere Rand zunächst relativ breit mit roter Farbe überzogen wird und der Rand des Instrumentes dann wieder eine schwarze Einfärbung erhält. Der Farbverlauf erstreckt sich dann nach Außen hin also von der eher hellen, gelblichen Farbe des Holzes über Rot nach Schwarz. Es sind natürlich auch andere Farbkombinationen möglich und üblich, also dass etwa eine Gitarre komplett mit einer blauen, aber transparenten Farbe lackiert wird, die Farbe zu den Ränder aber in Schwarz übergeht. Selten sind negative Sunburst-Lackierungen, bei denen das Zentrum dunkler als der Rand ist. Die Sunburst-Gestaltung findet sich sehr oft an Solidbody-Instrumenten, etwa der Firma Fender. In den 1950er- und 1960er-Jahren spielten die meisten Bassisten, die einen Fender-Jazz-Bass gewählt hatten, ein Instrument in Three-Tone-Lackierung. Literatur Bacon, Tony: The Ultimate Guitar Book; New York 1991 ▬ Sun Records, 1952 von dem zeitweilig als RadioDisk-Jockey arbeitenden Sam Phillips (* 1953, † 2003) mit finanzieller Unterstützung von Jim Bulliet in Memphis (Tennessee) gegründet. Phillips hatte in seinem Studio Memphis Recording Service schon seit 1950 die Musik schwarzer Sänger 751 Sunshine Pop aufgenommen, um sie in seinen Rundfunksendungen zu verwenden. Zunächst nahm er, selbst ein Weißer, in seinem Studio ausschließlich die Musik schwarzer Musiker auf – etwa Joe Hill Louis, Rosco Gordon, Howling Wolf und B. B. King – und verkaufte die Bänder an etablierte Schallplattenfirmen wie Chess Records in Chicago und Modern Records und RPM, Sublabel von Modern Records, in Los Angeles. Auf seinem eigenen Label veröffentlichte Phillips von 1952 an Platten von Rufus Thomas, Junior Parker und anderen. Im Jahre 1954 nahm Phillips den jungen Elvis Presley unter Vertrag; Presley war zu Phillips gekommen, um für seine Mutter eine Platte mit einigen Liedern aufzunehmen. In der Gewissheit, dass diese Musik – eine Mischung von Rockabilly, Country und Blues, dargeboten von einem fähigen Sänger –, Erfolg haben würde, wechselte Phillips vom Blues zu Country und Rockabilly und veröffentlichte die Musik von Jerry Lee Lewis, Charlie Rich, Johnny Cash, Roy Orbison und Carl Perkins; es entstanden Aufnahmen wie Perkins »Blue Suede Shoes«, Cashs »I Walk The Line« und Lewis’ »Lotta Shakin’ Goin’ On«. Regelmäßig allerdings verlor Phillips seine Stars an größere Schallplattenfirmen, Elvis Presley beispielsweise 1955 an RCA Records, Perkins und Cash 1958 an Columbia. Jerry Lee Lewis blieb bis 1963. 1969 verkaufte Phillips sein Label. Der Käufer Shelby Singleton (* 1931, † 2009), zuvor im Management von Mercury Records tätig, benannte die Firma in Sun International Corporation um und widmete sich der Aufgabe, die Aufnahmen des früheren Label-Eigners nach und nach wieder zugänglich zu machen. Dem von Phillips 1957 gegründeten Tochter-Label Phillips Records fügte Singleton weitere Unter-Labels wie Plantation Records hinzu, übernahm auch Red Bird Records und Blue Cat Records von dem Songschreiber-Duo Leiber und Stoller. Das Label Sun Records mit dem dazugehörigen Studio, das seit 1987 einerseits als Museum betrieben wird, andererseits auch weiterhin als Tonstudio gebucht werden kann, gilt als die Wiege des klassi- 752 schen Rock’n’Roll. Literatur Escott, Colin/Hawkins, Martin: Catalyst. The Sun Record Story, London 1975 ▪ Escott, Colin/Hawkins, Martin: The Complete Sun Label Session Files, Ashford/Kent 1975 | Weblinks http://www.sunrecords.com/ (Offizielle Website des Schallplatten-Labels Sun Records) ▪ http://www.sunstudio.com/ (Website des Sun Studios) ▬ Sunshine Pop, zusammengesetzt aus englisch sunshine für »Sonnenschein« und pop für »Pop« im Sinne von Popmusik, US-amerikanische Spielart des Psychedelic Rock Sunshine Pop entstand als einer der Reflexe auf die ↑ British Invasion, den Siegeszug britischer Beatund Rockbands in der ersten Hälfte der 1960er-Jahre in den USA. Vorbilder für den Sunshine Pop boten einige Songs der Beatles und der Rolling Stones, die durch ihre farbige und für Rockmusik ungewöhnliche Instrumentierung mit Streichinstrumenten und traditionellen Tasteninstrumenten wie Klavier und Cembalo sowie vereinzelten Holzblasinstrumenten wie Querflöte und Oboe auffielen. Im Kombination mit bestimmten Elementen des Surf Rock, insbesondere dem mehrstimmigen Satzgesang und deren meist »positiver« Thematik entstand aus diesen Reflexen der Sunshine Pop. Es gibt zwar kaum eine Band, die ausschließlich dem Sunshine Pop zuzurechen ist, doch finden sich auch im Œuvre von Bands wie The Beach Boys, The Mamas and the Papas, The Turtles, The Monkees, The Buckinghams, The Lovin’ Spoonful, The Association, Strawberry Alarm Clock und weiteren mehr eine Reihe von Songs, auf die das im Gunde wenig aussagende Etikett Sunshine Pop passt. Es liegt auf der Hand, das eine Strömung, die den Begriff Sunshine im Namen trägt und in den USA beheimatet ist, allemal auf das zumindest meteorologisch angenehme Leben in Kalifornien Bezug nimmt und so stammen viele der Bands des Sunshi- Surf ne Pops eben aus diesem Bundesstaat an der Westküste der USA. Sunshine Pop hat durch die häufige Verwendung von traditionellen Instrumente wie eben Cembalo, Violin und Oboe eine gewisse Nähe zum so genannten Baroque Pop, in dem zwar auf die Klangwelt der barocken Kunstmusik zurückgegriffen wird, aus dieser aber nicht direkt zitiert wird wie im Classical Rock. In diesen Zwischenbereich fällt etwa die Musik von Curt Boettcher oder The Left Banke. Wenn auch der Begriff selbst ein sorgenfreies Leben voller wohlklingender Musik suggeriert, so lohnt es sich allemal, die Texte der Songs zu beachten, in denen – wie in den Texten der britischen Vorbilder – oft genug Ironie und Doppeldeutigkeit auftreten; dies kann etwa in den Texten der Turtles der Fall sein. In den 1960er-Jahren waren die Begriffe Sunshine Pop und Baroque Pop zumindest in Deutschland ungebräuchlich, wenn nicht unbekannt. Ihre Herkunft liegt im Dunkel. Lediglich der Begriff Baroque Rock wurde 1969 von der US-amerikanischen Musikjournalistin Lillian Roxon genannt, eventuell sogar geprägt. Anstelle des Begriffs »Sunshine Pop« bietet sie in ihrem Lexikon den Begriff »Summer Pop« an, mit in etwa denselben Protagonisten; gängig war auch diese Benennung nicht. Charlton nennt keinen der Begriffe. Als Teil des Psychedelic Rocks sind Sunshine Pop und Baroque Pop Teil der Vorgeschichte des sich in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre herausbildenden Progressive Rocks. Sunshine Pop selbst geriet Anfang der 1990er-Jahre erneut in den Fokus des Interesses von Rockhörern, zunächst in Japan, dann auch in den USA und Europa. Literatur Roxon, Lillian: Lillian Roxon's Rock Encyclopedia; New York 21971 ▪ Charlton, Katherine: Rock Music Styles – A History; New York 42003 ▬ Sunstrip, von englisch »sun« für Sonne und »strip« für Streifen, Scheinwerferkombination für den Einsatz bei Rockkonzerten und anderen Veranstaltungen Ein Sunstrip besteht aus einem langgestreckten, meist quaderförmigen Gehäuse aus Stahlblech, in dem in eine Längsseite mehrere relativ kleine Scheinwerfer in einer Reihe angeordnet sind; die Lichtfarbe ist meistens weiß, da Sunstrips häufig auch für Aufgaben eingesetzt werden, die früher ausschließlich ↑ Blindern vorbehalten waren. Es gibt aber auch Sunstrips, die ein- oder mehrfarbiges Licht abgeben. Als Scheinwerfer werden meistens zehn oder 20 Niedervolt-Halogenlampen mit integrierten Reflektoren von wenigen Zentimetern Durchmesser verwendet, es gibt jedoch auch Sunstrips, in die LEDs eingebaut sind sowie solche mit größeren Reflektoren. Sunstrips können in die üblichen Lichtsteuerungen (DMX) eingefügt werden, verfügen oft aber auch über ein eingebautes Steuergerät, dass mehrere feste Programme bietet. So sind etwa Lauflicht und Dimmung möglich, auch in Kombination mehrerer Sunstrips. Sunstrip werden auch Beleuchtungen für Aquarien genannt, die ähnlich wie die Sunstrips für den Einsatz auf der Bühne gebaut sind, wenn auch in deutlich kleineren Abmessungen. Und schließlich dient das Wort auch als Bezeichnung für Folienstreifen, die Autoliebhaber an der oberen Kante der Windschutzscheibe eines Autos platzieren. Auf den meist schwarzen Streifen ist in weißer Schrift der Name der Automarke oder des Modells zu lesen. ▬ Surf, englisch für »Wellenreiten auf einem Brett«, amerikanischer Rockstil kalifornischen Ursprungs; weitere Bezeichnungen sind Surf Music, Surf Rock oder Surf Sound. Gemeint war mit den verschiedenen Ausdrücken die Musik einiger amerikanischer West-CoastGruppen der Jahre 1960 bis 1964, deren Texte um das Surfing kreisen. Zu den frühesten, noch rein in- 753 Sustain strumental spielenden Vertretern dieser Richtung gehören der Gitarrist Dick Dale, dann The Tornados, The Pyramids und The Surftones. Surf Music besitzt kein musikalisches Eigenmerkmal, das sie vom Rock’n’Roll der gleichen Zeit absetzen würde, wenn auch auffällig ist, dass es sich häufig um Instrumentals handelt. Weiterhin wären helle Vokalharmonien, teils im Falsett gesungen, und bewegte, an Chuck Berry erinnernde Staccati zu nennen, außerdem sinnfreie Silbenanhäufungen des begleitenden Chores, beeinflusst vom ↑ Doo Wop. Texte, die vom Surf, mitunter aber auch von Hot-Rod-Autos handeln, finden sich noch u. a. bei The Beach Boys, Jan & Dean, The Ventures und The Surfairs. Studioproduzenten von Surf Music waren neben anderen Terry Melcher und Gary Usher. Literatur Who Put the Bomp! No. 14 (Herbst 1975) ▪ Blair, John: The Illustrated Discography of Surf Music 1959-1965; Riverside, Kalif. ▬ Sustain, englisch für »aufrecht erhalten«, Ausschwingvorgang bei Musikinstrumenten, insbesondere Saiteninstrumenten Jeder Klang hat einen bestimmten Verlauf, der vereinfacht gesagt in drei bzw. vier Phasen abläuft: Auf den Einschwingvorgang folgt das Halte-Niveau, danach das Ausschwingen; zwischen Einschwingen und Halte-Niveau kann ein mehr oder weniger großer Abfall in der Lautstärke erfolgen, dessen Dauer ebenfalls variieren kann. An diesen vier Phasen sind auch die Regelmöglichkeiten eines ADSRHüllkurvengenerators in einem Synthesizer ausgerichtet. Bei Saiteninstrumenten, die gezupft werden geht der Einschwingungsvorgang – ausgelöst vom dem Zupfen der Saiten – sofort in den Ausschwingungsvorgang über. Es gibt also kein Halte-Niveau, das bei Synthesizern Sustain genannt wird. Dennoch ist es erwünscht, dass der Ausschwingungsvorgang möglichst lange dauert, damit nach dem Zupfen der 754 Ton nicht sofort verklingt, sondern über einen gewissen Zeitraum sein Lautstärke-Niveau hält. Die Länge dieses Zeitraums hängt von der Gestaltung des Zupfinstrumentes ab: Bei so genannten akustischen Instrument sorgt der hohle Korpus als Resonanzraum für eine gewisse Dauer des Ausschwingens. Bei elektrischen Instrumenten, deren Korpus aus einem massiven Brett besteht – also Solidbody-Gitarren und -Bässen – gibt es dagegen keinen Resonanzkörper: Wird bei diesen Instrument die Saite gezupft, so wird die Schwingung der Saite in geringem Maße auch auf den Brettkorpus übertragen und regt diesen zum Mitschwingen an. Aufgrund der geringen Masse der Saite gegenüber der Masse des Instruments sind dieser Kraftübertragung sehr enge Grenzen gesetzt, der Klang wird mehr oder weniger stark gedämpft, was sich in einem kürzeren oder längeren Sustain äußert. So kommt es beim Bau dieser Instrumente darauf an, durch geeignete Wahl des Holzes für den Korpus ein möglichst langes Sustain zu erreichen. Deshalb scheiden die stark dämpfenden Weichhölzer (Kiefer, Fichte) von vornherein aus. Geeignet sind vielmehr Hölzer, die bei einer hohen Dichte noch ein einigermaßen geringes Gewicht garantieren, wie etwa Esche, Mahagoni oder Erle. Gut geeignet sind die meisten Hart- und Edelhölzer, doch haben die in der Regel auch ein hohes Gewicht. So sind Instrumentenbauer stets auf der Suche nach dem Kompromiss. In den 1980er-Jahren wurde seitens der Musiker, insbesondere der Bassisten, größter Wert auf ein langes Sustain gelegt, während dies in den 1960erJahren keine Rolle spielte und auch in späteren Jahrzehnten nicht unbedingt im Vordergrund stand. Dies hängt mit den in den 1980er-Jahren bevorzugten Spieltechniken zusammen: Im Funk der 1980er-Jahre beispielsweise mit seinen mitunter extrem kurzen Saiten-Anschlägen ist ein langes Sustain natürlich eher erwünscht als im Beat der 1960er-Jahre. Ob ein Instrument ein langes oder ein eher kurzes Sustain hat, lässt sich nur feststellen, wenn das In- Sweep Picking strument nicht an einen Verstärker angeschlossen ist. Schlägt man eine Saite des Instrumentes an, so kann die Schwingung – und damit das Sustain – auch eher gefühlt als gehört werden. Es sei nicht verschwiegen, dass die Frage des langen Sustains auch stets von ein wenig Mystik umgeben ist. Die meisten Zuhörer hören den Unterschied – wenn überhaupt vorhanden – zwischen kurzem und langem Sustain nicht. Zudem haben die meisten Bassisten eher Schwierigkeiten, unerwünschte Schwingungen ihres Instrumentes zu unterdrücken. ▬ Sustainer, ↑ EBow ▬ Swamp Ash, englisch für »Sumpf-Esche«, ↑ Schwarz-Esche ▬ Swamp Music, auch Swamp Pop und Swamp Rock, von englisch swamp für »Sumpf«, im Süden des US-Bundestaates Louisiana entstandene Musik, in der Cajun Music, Zydeco und der Rhythm and Blues New Orleans mit Country- und Rock-Elementen zu einem Ganzen verbunden sind. Swamp Rock entstand Mitte der 1950er-Jahre, als der Rock’n’Roll die von Akkordeon, Fiddle und Triangel geprägte Volksmusik Cajun Music wie auch die von Schwarzen und Kreolen gespielte Variante dieser Musik, Zydeco, zu beeinflussen begann. Die obligaten Instrumente der Volksmusik gerieten dabei ebenso allmählich in den Hintergrund wie die Bevorzugung der französischen Sprache, so dass in einer Swamp-Rock-Band bald das übliche Rhythmand-Blues-Instrumentarium benutzt wurde, also elektrische Gitarren, elektrischer Bass und Schlagzeug. Regelmäßig gehören auch ein Saxofonist oder auch mehrere Bläser zu einer Swamp-Rock-Band. Die in Louisiana und dem südlichen Texas behei- matete Musik blieb auch später vor allem auf diese Region beschränkt und fand in anderen Regionen der USA, erst recht in Europa, nur wenige Zuhörer. Daran änderte sich auch nichts grundlegend, als sich viele Swamp-Rock-Musiker englische Pseudonyme zulegten, um ihre Herkunft aus einem frankophonen Landstrich ein wenig zu verschleiern. Aus John Allen Guillot wurde Johnnie Allan, aus Robert Charles Guidry eben Robert Charles und aus Joe Barrios Joe Barry. Ganz mochten viele Musiker indes nicht von der französischen Sprache lassen, denn es gibt nicht wenige Swamp-Rock-Songs sowohl in einer englischer als auch in einer französischen Fassung. Zu den Protagonisten des Swamp Rock gehören etwa Johnnie Allan, Rod Bernard, The Boogie Kings, Van Broussard, Cookie & The Cupcakes, Randy & The Rockets, Charles Mann und Warren Storm. In Europa kann der Interessent sich meist nur mit Hilfe von Samplern einen Eindruck von der Musik verschaffen. Anklänge an die Swamp Music finden sich hier und da auch bei Blues-Musikern und -Bands, aber auch etwa bei den Beatles, deren Song »Oh Darling« auf der LP »Abbey Road« (1969) in der von Triolen bestimmten Klavierbegleitung wie in den charakteristischen Rhythmen der E-Gitarre den Einfluss der Südstaaten-Musik zeigt; McCartneys Gesang steht in diesem Fall natürlich dem Soul nahe. Die regionale Nähe bringt es aber mit sich, dass Swamp Rock mitunter ohne weitere Umstände unter Southern Rock geführt und deshalb auch die Musik etwa von Lynyrd Skynyrd oder The Allman Brothers als Swamp Rock bezeichnet wird. Literatur Bernard, Shane K.: Swamp Pop – Cajun and Creole Rhythm and Blues; Jackson 1996 ▪ Brasseaux, Ryan A./Fontenot, Kevin S.: Accordions, Fiddles, Two-Step & Swing – A Cajun Music Reader; Lafayette 2006 ▬ Sweep Picking, auch Sweep-picking, zusammengesetzt aus englisch sweep für »fegen« und picking für 755 Swirl Label »auswählen«, Arpeggio-Spieltechnik bei der Gitarre Der Begriff bedeutet in einem übertragenen Sinn etwa »mit einer ausholenden Bewegung Saiten mit dem Plektrum anschlagen«. Beschrieben wird mit dem Begriff eine Spieltechnik, die Elemente von akkordischem Spiel mit dem von solistischem vereint: Mit der Greifhand werden die Töne eines Akkordes nacheinander gegriffen, während die Spielhand die entsprechenden drei oder mehr Saiten in einer leicht ausholenden Geste nacheinander im Abwärtsschlag oder im Aufwärtsschlag anschlägt. Es werden die Saiten also nicht einzeln im Wechselschlag angeschlagen, sondern immer mehrere direkt nacheinander in einer einzigen Bewegung. Das Ergebnis ist immer ein mehr oder weniger schnelles Arpeggio. Die dabei entstehenden akustischen Verhältnisse können kompliziert werden: Die einzelnen Töne überlagern sich, eben gegriffene, also verkürzte Saiten klingen nach Loslassen der Greifhand in voller Länge nach. Swep Picking wurde bzw. wird von diversen Jazzund Rockgitarristen angewendet, etwa von Frank Gambale, Django Reinhardt, Steve Hackett, Yngwie Malmsteen, Steve Vai und John Petrucci. ▬ Swirl Label, ↑ Vertigo Records ▬ Symphonic Metal, Spielart des Heavy Metal, Mitte der 1990er-Jahre entstanden; Kennzeichen des Symphonic Metal sind der Einsatz von Keyboards, oft auch realen Chören und Streichern sowie häufig einer solistisch agierenden Frauenstimme. Seinen Ursprung hat der Symphonic Metal im Gothic Rock, Gothic Metal und Death Metal, weniger aber im Symphonic Rock oder Progressive Rock. Vielmehr spielt die in Fantasy- und teils auch in Horrorfilmen übliche Musik eine erhebliche Rolle. Häufig lässt sich an der Musik einschlägiger Bands eine deutliche Naht zwischen Metal-Band und dem 756 wie auch immer gearteten »sinfonischen« Teil der Musik ausmachen. So gehören die Stilmittel etwa des Death Metal obligat zum Symphonic Metal, als da sind Bariton-Gitarren, tiefer gestimmte Bassgitarre, Doublebass-Drum, Grunt-Gesang. Dem gegenüber fällt die relative Beweglichkeit von Keyboards – meistens Synthesizer, selten Hammond-Orgel oder Klavier – auf sowie der Einsatz von realen Chören und Orchestern. Im Zentrum steht – neben den Grunts – der Leadgesang eines Sängers, häufiger einer Sängerin. Mit der Symphonie der klassisch-romantischen Musik im engeren Sinn hat Symphonic Metal wenig gemein; Chor und Orchester werden eher der Klangwirkung wegen eingesetzt und dementsprechend sind Chor- und Orchestersatz in der Regel nicht allzu kompliziert. Zu den Symphonic-Metal-Bands zählen etwa Nightwish, Within Temptation, Rain Fell Within, Epica und After Forever; die Musik ist besonders in Skandinavien und den Niederlanden beliebt, findet aber weltweit ihre Anhänger. Wie beinahe zu jeder Stil des Heavy-Metal-Rock ist auch der Symphonic Metal in diverse Spielarten aufgefächert, so etwa in Symphonic Black Metal, Symphonic Power Metal, Symphonic Gothic Metal und weiteren mehr; die Unterschiede erschließen sich nur dem Fan und sind durchweg marginal. Stilelemente des Symphonic Metal finden sich gelegentlich auch bei MetalBands, die ansonsten nicht dem engeren Kreis des Symphonic Metal zugerechnet werden. ▬ Symphonic Rock, Bezeichnung für Rockmusik, die ihr Vorbilder in der traditionellen europäisch geprägten Kunstmusik sucht; der Begriff wird mitunter auch für Arrangements gängiger Pop- und Rock-Hits für Streichorchester verwendet, doch handelt es sich bei dieser Musik nicht um Symphonic Rock im eigentlich Sinne. Mit Symphonic Rock ist in der Regel eine Spielart des Progressive Rock gemeint, gelegentlich aber Synkope synonym verwendet. Der Begriff wird auf Bands angewendet, die in ihrem Repertoire entweder Zitate aus oder Bearbeitungen von Werken der traditionellen Kunstmusik haben, oder aber in ihren eigenen Kompositionen Werke der Kunstmusik nachahmen. Auch die Instrumentation – und dies ist das äußerliche Kennzeichen des Symphonic Rocks – wird entweder aus der Kunstmusik übernommen, die Bands treten also beispielsweise mit Orchestern auf, oder aber vornehmlich durch Tasteninstrumente wie Mellotron, Synthesizer, StringSynthesizer nachempfunden. So bezieht sich das Wort Symphonic vor allem auf die Instrumentation und den durch diese hervorgerufenen Hör-Effekt. Der Begriff selbst führt daher in die Irre, denn er meint nicht, dass in dieser Rockmusik etwa die Symphonie die gängige Form ist oder aber vorhandene Symphonien der Kunstmusik zitiert werden. Tatsächlich gibt es in der gesamten Rockmusik keine einzige Symphonie und auch keine Übernahme oder Bearbeitung einer kompletten Symphonie. Allenfalls einige wenige Zitate – etwa bei Electric Light Orchestra, Ekseption oder bei Tone Band – und eine einzige Bearbeitung eines einzelnen Satzes aus einer Symphonie – bei Yes – sind nachweisbar. Der Begriff kann daher keinesfalls als gleichrangig mit dem Begriff Progressive Rock angesehen werden. Diskografie Ekseption: Ekseption (1969; The Fifth) ▪ Ekseption: 5 (1972; Introduction) ▪ Electric Light Orchestra: ELO 2 (1973; Roll over Beethoven) ▪ Tone Band: Germany Calling (1981; Germany Calling) ▪ Yes: Fragile (1971; 4th Symphony in E minor Third Movement; es handelt sich um eine Bearbeitung des dritten Satzes der 4. Symphonie von Johannes Brahms; Wakeman verwendete ausschließlich Keyboards für das Arrangement.) ▬ Symphonie, Gattung instrumentaler Musik, ↑ Sinfonie Synclavier, Elektrophon (Synthesizer, Sampler), Musikinstrument mit elektronischer Klangerzeugung, das von 1975 bis 1991 von der amerikanischen Firma New England Digital (NED) entwickelt und in verschiedenen Versionen gebaut; NED war von Sydney Alonso und Cameron Jones gegründete worden, um das am Dartmouth College gemeinsam mit Jon Appleton entwickelte Instrument vermarkten zu können. Das Synclavier war der erste käuflich zu erwerbende digitale Synthesizer, es ist aufgrund seines modularen und erweiterungsfähigen Aufbaus aber weit mehr als ein Synthesizer. In der höchsten Ausbaustufe enthielt das System Einheiten zur additiven und zur FM-Synthese, Sampling-Einheiten, Festplattenlaufwerk, Interfaces für Gitarren, für MIDI und für Mischpulte. Mit dem Synclavier ist aber auch Hard-Disc-Recording möglich. Das Instrument konnte mittels einer 76 Tasten umfassenden Tastatur direkt gespielt werden. Kernstück des Synclaviers sind die avancierten Möglichkeiten der Sampling-Baugruppe und die Möglichkeit der Resynthese, d. h. dass Samples analysiert und mit Hilfe der im Synclavier enthaltenen Oszillatoren nachgebildet werden können. Das Synclavier ist ein recht unauffälliges Musikinstrument und kann in der Regel nur durch einen Hinweis auf dem jeweiligen Schallplatten-Cover erkannt werden. Seine vielfältigen Möglichkeiten der Klangspeicherung und -manipulation machten es für viele Musiker unentbehrlich. Frank Zappa etwa nutzte es in der letzten Phase seines Lebens für das Samplen und Bearbeiten vorhandener Aufnahmen, unter anderem intensiv in der Vorbereitung seines Albums »The Yellow Shark« (1993). Diskografie Frank Zappa: The Yellow Shark (1993; mit Ensemble Modern) | Literatur Merck, Alex: Synclavier – Die Hitmaschine!, in: Keyboards 12/86 ▬ Synkope, von altgriechisch synkope für »Zusam- 757 Synkope menschlagen, Verkürzung«, Verlegung des metrischen Gewichts entgegen des herrschenden Metrums von einer betonten Zählzeit auf eine unbetonte; Synkope ist nicht gleichbedeutend mit Off-Beat, obwohl der Unterschied nur graduell ist. In einem Vier-Vierteltakt wechseln sich betonte und unbetonte Zählzeiten ab; betont sind stets die Zählzeiten Eins und Drei, während die Zählzeiten Zwei und Vier als unbetont angesehen werden; statt »betonter Zählzeit« ist es von Vorteil, zu sagen: Zählzeit mit Schwerpunkt bzw. Zählzeit ohne Schwerpunkt. Wird diese Abfolge durchbrochen, indem beispielsweise eine eigentlich auf der Zählzeit Eins erwartete Note bereits auf der Zählzeit Vier des vorangehenden Taktes auftritt, so handelt es sich um eine Synkope. Im folgendem Beispiel sind die metrischen Verhältnisse klar: Zählzeit Eins erhält durch die halbe Note eine Betonung, Zählzeit Zwei hat keine Note, daher unbetont, Zählzeit Drei wiederum ist durch das Auftreten der Viertelnote betont; die Note auf Zählzeit Vier darf unter diesen Verhältnissen nicht betont werden. Im folgenden Beispiel erhält wiederum die Zählzeit Eins durch die Viertelnote eine Betonung. Nunmehr aber tritt auf Zählzeit Zwei eine halbe Note auf, die durch das Fehlen eines Tones auf der eigentlich betonten Zählzeit Drei die Betonung zwangsläufig vorwegnimmt; die Viertelnote auf Zählzeit Vier darf wiederum nicht betont werden. Es gibt mehrere Möglichkeiten, eine Synkope zu erzeugen: Die einfachste ist die im obigen Beispiel beschriebene – ein Ton wird auf einer unbetonten Zählzeit begonnen und über die eigentlich betonte Zählzeit hinweg gehalten. Bei einer zweiten, ähnlichen Methode wird ein Ton auf eine unbetonte Zählzeit gesetzt, auf der folgenden betonten Zähl- 758 zeit aber eine Pause. Schließlich kann in einem mehr oder weniger gleichmäßigen melodischen Fluss ein Ton auf einer unbetonten Zählzeit mit einem ↑ Akzent versehen sein, also einfach lauter gespielt werden als der folgende, auf einer betonten Zählzeit sitzende Ton. Sämtliche dieser Möglichkeiten der Verschleierung der eigentlichen metrischen Verhältnisse gibt es auch in Jazz, Rock und Pop. Viele Riffs etwa im Hardrock und Heavy Metal enthalten Synkopen, wie etwa auch das Gitarrenriff schlechthin, das von »Smoke On The Water«, ein Song, den die britische Rockgruppe Deep Purple 1972 mit ihrer LP »Machine Head« veröffentlichte. Mitunter wird das Phänomen des Off-Beats mit dem der Synkopenbildung verwechselt oder gleichgesetzt. Tatsächlich stellt auch der Off-Beat wie die Synkope eine Negierung der metrischen Verhältnisse dar, richtet sich aber nach den herrschenden Zeitwerten. Der Gitarrist Ritchie Blackmore, Urheber des Riffs, zog das zweite Achtel im zweiten Takt gelegentlich um weniges vor, machte also aus der Synkope – die es in der Notation zweifelsfrei ist – ein Off-Beat-Ereignis; es darf dabei nicht außer Acht gelassen werden, dass Rockmusik zwar in der Regel im Vier-Viertel-Takt notiert wird, ihr tatsächlich aber eine Achtel-Bewegung zugrunde liegt. Synkopen treten in fast allen Musikkulturen auf und beschrieben wurde das Phänomen schon im 14. Jahrhundert. In der notierten mehrstimmigen Musik erlaubte die Möglichkeit der Synkope zwar die rhythmische Variation einzelner Stimmen, in einer Art Gegenbewegung wurde dadurch aber auch das Metrum als die für alle Stimmen geltende Basis gestärkt; eine Synkope stellte eine Verletzung dieser Ordnung dar. Bereits im beginnenden 19. Jahrhundert, etwa in der Musik Franz Schuberts, zeigen Synthesizer sich Auflösungstendenzen der Ordnung der Schlagzeiten, bis hin zur Verschleierung in Jazz und Rock. ▬ Synthesizer, von englisch to synthesize für »zusammensetzen«, Gruppe elektronischer Musikinstrumente (Elektrophone), die ihrerseits außerdem nach analog arbeitenden und nach digital arbeitenden Geräten unterschieden werden; digitale Synthesizer können Hardware- oder Software-Synthesizer sein, während analog arbeitende Instrumente immer auf Hardware beruhen. Synthesizer können, müssen aber nicht über eine Tastatur verfügen. Synthesizer im heutigen Verständnis gibt es etwa seit Mitte der 1960er-Jahre, seitdem nehmen sie in der Rock- und Popmusik eine zentrale Stellung ein. Die Idee des Synthesizers beruht auf der Überlegung, einen Klang anhand von Tonhöhe, Tondauer und Obertonspektrum zu definieren. Diesen Parametern werden entsprechende Baugruppen zugewiesen: Oszillatoren (Tonhöhe) stellen den Ton zur Verfügung, Filter (Obertonspektrum) dienen der Formung des Obertonspektrums, Verstärker der Regulierung der Tondauer und des Lautstärkeverlaufs. Für die Formung von Klang und Dynamik sind außerdem diverse Hilfsmodule erforderlich, von denen das wichtigste der ↑ Hüllkurvengenerator ist, der vor allem der Festlegung von Obertonund Lautstärkeverlauf dient und daher direkt auf Filter (VCF) und Verstärker (VCA) wirken kann. Es sind verschiedene Prinzipien der Klangsynthese denkbar: Grundsätzlich wird zwischen additiver und subtraktiver Synthese unterschieden. Bei der additiven Synthese wird ein Klang aus mehreren Sinus-Schwingungen verschiedener Frequenz zusammengesetzt; nach diesem Prinzip arbeitet etwa die Hammond-Orgel, doch gibt es inzwischen auch Synthesizer, die nach diesem Prinzip arbeiten können. Als Synthesizer wurden seit Mitte der 1960erJahre – mit der Markteinführung der Synthesizer Robert A. Moogs – subtraktiv arbeitende Instrumente bezeichnet, bei denen ein Oszillator einen Ton mit allen Obertönen – also geradzahligen und ungeradzahligen – zur Verfügung stellt (SägezahnOszillator). Aus diesem Klang wird mittels eines oder mehrerer Filter das gewünschte Obertonspektrum gewonnen. Oszillatoren in subtraktiv arbeitenden Synthesizern stellen in der Regel also wenigstens Sägezahn-, Rechteck- und Sinusschwingung zur Verfügung. Die FM-Technik stellt ein Klangsynthese-Verfahren dar, das auf Frequenzmodulation beruht: Im einfachsten Fall genügen dazu zwei Oszillatoren, die sich gegenseitig steuern; die Ausgangsspannung eines jeden Oszillators kann also als Tonfrequenzspannung wie als Steuerspannung betrachtet werden. Da die Frequenzen der beiden Oszillatoren dicht beieinander liegen können, entstehen Schwebungen, die Klänge ermöglichen, die mit der herkömmlichen subtraktiven Synthese nicht ohne weiteres erreicht werden können. Die Grundlagen für die niederfrequente FM-Synthese ersann der amerikanische Komponist John Chowning Ende der 1960er-Jahre und formulierte sie 1973 aus. 1975 lizenzierte Yamaha das Patent und brachte 1983 den DX7-Synthesizer auf den Markt. Bei diesem Synthesizer können sechs Oszillatoren – hier Operatoren genannt – nach verschiedenen Algorithmen miteinander verschaltet werden. Die FM-Synthese ermöglicht die besonders überzeugende Generierung von metallischen und perkussiven Klängen. Prinzipiell ist FM-Synthese mit analogen Oszillatoren möglich. Da musikalisch brauchbare Ergebnisse aber erst mit einer größeren Anzahl von Oszillatoren möglich sind, gleichzeitig mehrstimmiges Spiel eben diese Anzahl von Oszillatoren pro Stimme erfordert, sind FM-Synthesizer in der Regel digital ausgelegt; der jeweilige Klang, von der digitalen Tonerzeugung berechnet, wird mittels eines D/AWandlers hörbar gemacht. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts kamen Syntheseformen auf, bei denen im ROM fest abgelegte Samples authentischer Instrumente mit den Tönen von herkömmlichen Oszillatoren verbunden wurden; üblicherweise wurde die kritische Einschwing- 759 Synthesizer phase eines Tones vom Sample übernommen – manchmal also nur Bruchteile von Sekunden lang –, der eigentliche Ton dann aber von einem Oszillator erzeugt. Auf diese Weise ließen sich besonders traditionelle Blasinstrumente überzeugend synthetisieren. Mit Samples arbeitet auch die Wavetable-Synthese, die nur auf digitalem Wege möglich ist. Dabei wird von dem Klang, der erzeugt werden soll – das kann beispielsweise der Klang eines authentischen Musikinstrumentes sein – eine Art Fingerabdruck genommen; dazu wird ein einziger Ton – meistens das c1 (C4) – als Referenzton digitalisiert. Eine Vielzahl der auf diese Art gewonnenen Wellenformen wird in einer virtuellen Tabelle gesammelt – dabei wird lediglich eine einzige Periode gespeichert –, die dann als Pool der generierbaren Klänge dient. Die verschiedenen Wellen können also auf verschiedene Weise miteinander kombiniert werden. Die Klänge wiederum können auf üblichem Wege, etwa durch Filter, weiter verändert werden. Ein Nachteil des Verfahrens ist darin zu sehen, dass aus dem Referenzton alle anderen Tonhöhen berechnet werden. Je mehr also die Frequenz des gespielten Tones vom Referenzton abweicht, desto unnatürlicher klingt das Resultat. Der Grund ist vor allem darin zu sehen, dass etwa bei authentischen Instrumenten die Formanten sich über den Tonumfang des Instrumentes nicht verschieben. Bei der Wavetable-Synthese hingegen wird das Formantspektrum auf jeden Ton gleichermaßen angewendet und lässt damit den Ton in der Tiefe wie in der Höhe anders als erwartet und deshalb unnatürlich klingen. Abhilfe schafft die Bereitstellung mehrerer Referenztöne, beispielsweise eines Referenztones für jede Oktave. Konsequent zu Ende gedacht, ergibt sich die Notwendigkeit, für jeden Ton einen Referenzton zur Verfügung zu stellen – damit wäre das Instrument allerdings kein echter Synthesizer mehr, sondern ein Sample-Player. Die Einfachheit des von dem Deutschen Wolfgang Palm entwickelten Verfahrens, der geringe Bedarf an Speicherplatz wie Rechenleistung, prädestinierte 760 das Wavetable-Verfahren besonders für Soundkarten, doch sind auch avancierte nach diesem Verfahren arbeitende Synthesizer – etwa der Firmen PPG und Waldorf – gebaut worden. Wavetable-Synthesizer können besonders gut flächig wirkende Klänge, so genannte ↑ Pads erzeugen. Einige Ähnlichkeit mit der Wavetable-Synthese hat die so genannte Granularsynthese. Auch bei diesem Verfahren kommen – beliebige – Samples zum Einsatz. Diese Samples werden in sehr kurze Abschnitte, so genannte Grains, zerlegt und gespeichert. Mittels geeigneter Programme können die SampleBruchstücke nun wieder zusammengesetzt, der Klang also resynthetisiert werden. Dabei können die Grains auch mehrfach verwendet werden, so dass Veränderungen bezüglich Tondauer und Tönhöhe leicht möglich sind. Aber auch Manipulation von Ein- und Ausschwingvorgängen werden durch dieses Verfahren erlaubt, wie auch die mehr oder weniger willkürliche Kombination der Grains musikalisch brauchbare Klänge ergeben kann. Die Granularsynthese kommt nicht in Hardwaregeräten zum Einsatz, sondern – aufgrund der erforderlichen Rechenleistung – ausschließlich in Software-Synthesizern. Das jüngste Verfahren ist das so genannte Virtual Modeling. Dabei werden die Parameter eines Klanges in allen Einzelheiten analysiert und diese Werte als Grundlage für ein Programm genutzt, das dann diesen Klang neu berechnet. Auf diese Weise ist ein Zugriff auf jeden Parameter des zwar künstlichen, aber nach einem authentischen Vorbild erzeugten Klanges möglich. Mit dem Virtual-Modeling-Verfahren können beliebige Klänge sehr authentisch synthetisiert werden; mittlerweile kann selbst der äußerst problematisch zu erzeugende Klang eines Klaviers nachempfunden werden. Als Bob Moog Mitte der 1960er-Jahre seinen ersten Synthesizer vorstellte, wurde über das in mehreren kofferähnlichen Behältnissen untergebrachte Gerät noch gelächelt, es handele sich wohl um einen Apparat zur Vermittlung von Telefongesprächen. Tatsächlich hatte Moog seine Instrumente für den Synthesizer Einsatz im Tonstudio vorgesehen und es daher in unabhängige Module unterteilt: Jedem musikalischen Parameter war ein Modul zugeteilt: Der Ton wurde von einem Voltage Controlled Oscillator (VCO) erzeugt, dessen Obertonspektrum von einem Voltage Controlled Filter (VCF) verändert, die veränderte Tonspannung wiederum einem Voltage Controlled Amplifier (VCA) übergeben, danach erfolgte die eigentliche Verstärkung zur Hörbarmachung des Tones. Wollte man einen Klang erzeugen, mussten die einzelnen Module mittels so genannter Patch-Kabel miteinander verbunden werden. Der Nachteil der ohnehin zeitraubenden Tätigkeit des Kabel-Steckens lag vor allem darin, dass einmal gefundene Einstellungen mühsam auf Papier protokolliert werden mussten, ein fehleranfälliges Verfahren. Wesentlich an Moogs Synthesizern war die Steuerung der Hauptmodule durch Niedervolt-Spannungen, mit der er auch eine Art frühen Standard festlegte: Die Tonhöhe entspricht einer Volt/Oktave-Charakteristik. Dabei entspricht eine Änderung der Steuerspannung von einem Volt einer Änderung der Tonhöhe des Oszillators um eine Oktave. Eine Erhöhung der Steuerspannung um 1/12-Volt beispielsweise zieht eine Erhöhung des Ausgangstons um einen Halbton nach sich. Die Steuerspannung kann auch auf die Filter wirken, die der Änderung der Tonhöhe damit analog folgen können. Andere Steuerspannungen werden von den Hüllkurvengeneratoren und Low-Frequency-Oszillatoren (LFO) geliefert. Da die Synthesizer von Anfang an das Interesse von Rockmusikern auf sich zogen, ging die Entwicklung des Gerätes schnell in mehrere Richtungen, die alle zum Ziel hatten, das Instrument musikalisch pragmatisch nutzen zu können: Es wurde mit einer Tastatur versehen, eine überschaubare Anzahl von Modulen wurde mit der Tastatur in ein Gehäuse montiert, die Module fest miteinander verbunden. Mit der Tastatur wurde der Synthesizer auf die temperierte Stimmung festgelegt, obwohl das nicht zwingend notwendig war. Als weitere Eingabegerä- te, Controller genannt, kamen der Ribbon-Controller – eine Art groß dimensionierter Schiebewiderstand –, der Drum Controller, mit dem ein Synthesizer von einer Trommel aus getriggert werden konnte, und schließlich der Gitarrensynthesizer, der als Eingabemöglichkeit eine speziell ausgerüstete Gitarre vorsah, in Frage. Weitere Entwicklungen betrafen die Möglichkeit des Speicherns von Klängen (Memorymoog) und Mehrstimmigkeit des zunächst nur einstimmig spielbaren Instrumentes (Polymoog). Zwar gab es weiterhin modulare Systeme, doch boten die meisten Hersteller analog zum ↑ Minimoog in sich abgeschlossene Geräte an. Es traten auch Firmen auf den Plan, die so genannte ↑ Expander herstellten, mit denen die kompakten Geräte erweitert werden konnten (↑ Oberheim). Diese Expander hatten keine eigene Tastatur, sondern wurden mit einem mit einer Tastatur versehenen Synthesizer verbunden. Mit der Einführung von MIDI 1982 konnte diese Möglichkeit noch ausgeweitet werden: Synthesizer werden seitdem häufig in Tastatur-Versionen einerseits und als so genannte Sound Module, Rack Synthesizer oder Expander andererseits angeboten, die durchweg keine eigene Tastatur haben, sondern mittels eines Master Keyboards gespielt werden. Mit der im Laufe der Jahre gestiegenen Rechenleistung von Kleincomputern wurde es im Laufe der 1990er-Jahre möglich, so genannte Software-Synthesizer zu programmieren. Die Entwicklung auf diesem Gebiet verlief in zwei Richtungen: Einerseits wurden Software-Versionen bekannter Synthesizer – wie etwa die Moog-Modelle – nachprogrammiert, meist mit einer fotorealistisch dem Vorbild nachempfundenen Oberfläche. Selbst monophone Vorbilder konnten auf diese Weise zu polyphonen Instrumenten gemacht werden. Eine andere Entwicklung ergab neue Synthesizer, geradezu ganze Synthesizer-Sammlungen, die mitunter nur auf eine einzige Aufgabe zugeschnitten waren und beispielsweise besonders gut tiefe Töne erzeugen konnten. In diese Richtung ging auch die Entwicklung von Baukastensystemen, mit deren 761 Synthesizer Hilfe sich ein Musiker selbst einen Synthesizer mit speziellen Möglichkeiten zusammenstellen kann. Es ist keine Frage, dass der Synthesizer allein aufgrund des Einflusses von Rock- und Popmusikern zu dem wurde, was er heute ist. Der von Moog gebaute Synthesizer war ein offenes System, das in jedweder Art elektronischer Musik einsetzbar war. Die Forderungen der Rockmusiker – vor allem derjenigen, die zum ↑ Progressive Rock gezählt werden – gingen aber in eine andere Richtung. Sie benötigten ein Instrument mit einer Tastatur und sie benötigten ein Instrument, das orchestrale Klänge erzeugen konnte. Die ersten Synthesizer konnten diese Forderungen nicht erfüllen. Zwar ließen sie sich über eine Tastatur spielen, aber nur monophon. Dieser Umstand verhinderte auch, dass das Instrument »irgendwie« mit dem Klang eines Orchesters in Verbindung gebracht werden konnte. Das Dilemma lässt sich an zwei Aufnahmen der Band Emerson, Lake & Palmer ablesen: »Pictures at an Exhibition« (1971) ist eine Konzertaufnahme und demonstriert, dass der Synthesizer auf der Bühne lediglich imposante und damals unerhörte Klänge lieferte, aber keine harmonische Basis bilden konnte. Die im gleichen Jahr veröffentlichte LP »Tarkus«, ebenfalls von Emerson, Lake & Palmer, dagegen zeigt alle Möglichkeiten des Instrumentes, doch mussten dafür zahlreiche Tonbandspuren bespielt werden. So war einige Jahre lang unentschieden, ob der Synthesizer nur eine Art besonders leistungsstarker »Sound-Orgel« bleiben würde oder aber tatsächlich das revolutionäre Instrument sein konnte, als das er angekündigt worden war. Wie so oft erfüllte die Zeit alle Anforderungen an das Instrument – es ist nun polyphon, es kann authentische Klänge jedweder Art nachahmen und es kann jeden Klang speichern. Von der ursprünglichen Idee des Synthesizers als Klangbaukasten ist nicht mehr viel übrig geblieben, wenn auch die meisten Synthesizer mehr oder weniger schwierig programmiert werden können. Seit Mitte der 1960er-Jahre haben sich viele Musiker mit dem Synthesizer auseinandergesetzt und zum 762 Teil erheblichen Einfluss darauf genommen, wie er in den Kontext einer Rockband eingefügt werden kann. Zu diesen Musikern gehören Keith Emerson, Rick Wakeman, Steve Winwood, Richard Barbieri, Rick Wright, Gary Numan (Tubeway Army), Geoff Downes, Thomas Dolby, Brian Eno, Klaus Schulze und die Bands The Yellow Magic Orchestra, Orchestral Manœuvres in the Dark, The Human League, Tangerine Dream, Ultravox, Depeche Mode, Kraftwerk. Wesentlichen Anteil an der Popularisierung des Instrumentes hatte Walter Carlos – später Wendy Carlos – mit seiner LP »Switched on Bach« (1968) – Rockmusik lehnte er allerdings ab. Wenn auch Bob Moog die Schlüsselfigur in der Entwicklung eines für musikalische Zwecke brauchbaren Synthesizers war, so war er nicht der erste, der einen Synthesizer baute. Bereits 1954 hatte Harry Olsen für die amerikanische RCA einen Synthesizer gebaut, ein imposantes Gerät, das über zwei Tastaturen verfügte und mittels Lochstreifen programmiert werden konnte. Etwa zeitgleich mit Moog hatte Don Buchla (* 1937) auf Anregung der Komponisten Morton Subotnick und Ramon Sender einen modular aufgebauten Synthesizer konstruiert, den er ab 1966 in Serie herstellen ließ und unter dem Namen Buchla Series 100 verkaufte; Buchlas Instrumente erreichten allerdings nie den Bekanntheitsgrad der Moog-Geräte. Als sicher war, dass der Synthesizer als Musikinstrument überleben würde, wandten sich viele Hersteller der Produktion von Synthesizern zu. Einer der ersten war Tom Oberheim, der Expander für die Moog-Synthesizer baute, bald aber auch eigene Instrumente vorstellte. Ein weiterer Hersteller, der in Konkurrenz zu Moog trat, war ARP. Diverse japanische Firmen, darunter Roland, Yamaha, Korg und Kawai stellten eigene Synthesizer vor und investierten viel Energie und Geld in die Konstruktion neuartiger Instrumente. In jüngerer Zeit kamen Firmen wie Doepfer, Clavia, Jomox, Alesis und Waldorf hinzu, Software-Synthesizer wurden etwa von den Firmen Arturia und Native Instruments Synthie-Pop vorgestellt. Literatur Bacon,Tony: Rock Hardware – The Instruments, Equipment and Technology of Rock; 1981 ▪ Doerschuk, Bob (Hg.): Rock Keyboard; New York 1985 ▪ Ruschkowski, André: Elektronische Klänge und musikalische Entdeckungen; Stuttgart 1998 ▪ Becker, Matthias: Synthesizer von gestern; Augsburg 1990 ▪ Vail, Mark: Vintage Synthesizers; Winona 2000 ▪ Pinch, Trevor/Trocco, Frank: Analog Days – The Invention and Impact of the Moog Synthesizers; Cambridge (Massa.) 2002 ▪ Wilson, Ray: Make: Analog Synthesizers – A Modern Approach to Old-school Sound Synthesis; Sebastopol, Onatario 2013 | Weblinks http://www.buchla.com (Offizielle Website der Firma Buchla & Associates) ▪ http://www.bobmoog.com (Offizielle Website von Robert A. Moog) ▪ http://www.moogfoundation.com (Offizielle Website der Bob Moog Stiftung) ▪ http://www.moogmusic.com (Offizielle Website des amerikanischen Synthesizer-Herstellers Moog Music) ▪ http://www.vintagesynth.com (Website mit detaillierten Informationen zu diversen Synthesizern) ▬ Synthie-Pop, auch Synthiepop und Synthpop, Kunstwort zusammengesetzt aus Synthie als Abkürzung für Synthesizer und Pop, Musik die ausschließlich unter Einsatz von Musikinstrumenten mit elektronischer Tonerzeugung zustande kommt und mitunter von absichtlich einfacher Struktur ist; andere Begriffe für derartige Musik sind ElektroPop und – weniger gebräuchlich – Techno-Pop. Die Wurzeln des Synthie-Pop dürften in den 1960er-Jahren liegen, als Platten wie »Switched On Bach« (1968) und »The Well-tempered Synthesizer« (1969) von Walter Carlos das Interesse von Rockmusikern erweckten. Da die von Carlos und wenig später Keith Emerson verwendeten Synthesizer extrem teuer waren, bauten sich Musiker vielfach selbst Oszillatoren und Ringmodulatoren, verbanden sie mit Effektgeräten wie Wahwah-Pedal und Fuzz Box und erzeugten mit diesen Konstruktionen zumindest markante Effekte. Anfang der 1970erJahre waren dann kleinere Synthesizer verfügbar, zu denen neben dem Minimoog vor allem der AKS Synthesizer gehörte – Brian Eno benutzte ihn bei den Aufnahmen für das erste Album von Roxy Music. Einfache elektronische Musik war zu dieser Zeit vor allem eine Sache europäischer Rockmusiker, die mit den Geräten experimentierten und eher an wie auch immer avantgardistischer Musik interessiert waren. Zu diesen Bands gehörte neben anderen auch die Düsseldorfer Band Kraftwerk. Etwa zur selben Zeit veröffentlichte die amerikanische Formation Hot Butter ihre Single »Popcorn« (1972), die zwar auf dieselbe Weise wie die Produktionen Carlos’ zustande gekommen war – nämlich in langwierigen Studio-Sessions unter Zuhilfenahme diverser Tonbandgeräte –, aber ein sehr simpel konstruiertes Lied war. Zunächst fand diese Musik keine Nachahmer. Mitte der 1970er-Jahre brachten japanische Firmen wie Korg und Yamaha kleine Synthesizer auf den Markt, die sich relativ leicht handhaben ließen und vor allem nicht so teuer waren wie die amerikanischen Synthesizer von ARP oder Moog. Nachdem der Punk an Kraft und Wirksamkeit verloren hatte und die so genannte New Wave Punk wie Progressive Rock ablöste, setzten eine Reihe von Bands auf elektronische Klänge, bestanden aber auf der Einfachheit des Materials. Prototypisch kann die Musik Kraftwerks gelten, doch gab es auf dem gesamten europäischen Kontinent Musikerformationen, die mit Hilfe der kleine Synthesizer und einfacher Rhythmus-Geräte komplette LPs einspielten. Bands wie Ultravox, Depeche Mode, Tubeway Army, Orchestral Manœuvres In The Dark, Yello, The Human League, Blancmange und Soft Cell benutzten zeitweise ausschließlich Instrumente mit elektronischer Tonerzeugung. Amerikanische Gruppen wie beispielsweise TONTO’s Expanding Head Band hingegen blieben in Europa einem größeren Publikum unbekannt, doch gab es auch in Europa, zumal in Deutschland Bands – wie z.B. Deutsch-Amerikanische Freundschaft oder selbst 763 Synthie-Pop Trio –, die trotz ähnlicher Ausrichtung nicht unbedingt als Vertreter des Synthie-Pop angesehen werden, sondern bereits den Übergang zur komplett auf elektronischem Wege erzeugten Tanzmusik darstellen. Diese wiederum verdrängte spätestens ab Mitte der 1980er-Jahre den Synthie-Pop, die Bands lösten sich entweder auf oder passten sich auf die eine oder andere Weise an und nur wenige Gruppierungen – so z. B. Depeche Mode und Yello – bestanden weiterhin. Die Stilmittel des Synthie-Pop werden hier und da aber immer wieder mal genutzt. 764