15.10.2014 MULTIMORBIDITÄT – VERÄNDERUNGEN IM ALTER PNEUMOLOGIE DOMICIL-SENIORENPFLEGEHEIM, GOTLINDESTRASSE – 14.OKTOBER 2014 URSULA WARTENBERG MULTIMORBIDITÄT Innere Ursachen genetische Veränderungen erhöhtes Risiko, „Genkarte“ Alter verminderte Widerstandskraft/ infektanfälliger Geschlecht Gicht ♂ Blasenentzündungen♀ Äußere Ursachen Verletzungen eindringende Krankheitserreger wie Bakterien, Viren Ernährung Übergewicht > Hypertonie, Diabetes, Fettstoffwechsel Vitamin-/Eiweißmangel Psychosoziale Faktoren Einsamkeit 1 15.10.2014 GERIATRISCHE ASSESSMENTS – 2 - Psychomotorische Verfahren: Uhrentest, Minimental State Test Fragebögen zur Einschätzung des Depressionsgrades Erfassung des Sturzrisikos (Sturztest nach Tinetti, Hendrich-Skala) Körperlicher Bereich: Alltagsaktivität: Barthel-Index Hör- und Sehtest Messung der Gehstrecke Zählen eines definierten Geldbetrages Ausführen eines Telefonats Entnehmen von Tabletten aus der Verpackung Sozialeinschätzung (finanzielle, persönliche Situation) HÄUFIGE „ALTERSMEDIKAMENTE“ - NEBENWIRKUNGEN Medikament Herzglycoside (Digimerck, Novodigal) gastrointestinale Beschwerden: Übelkeit, Erbrechen ZNS-Störungen: Verwirrtheit, Sehstörungen Herzrhythmusstörungen Exsikkose, Kaliummangel, Hypotonie Bradycardie, Hypotonie erhöhte Schläfrigkeit, Gangunsicherheit, Sturzgefahr Schwindel paradoxe Reaktionen (Erregung) Müdigkeit, Verwirrtheit Diuretika (Furo-/Torasemid, Spironolacton) Betablocker (Biso-/Metoprolol) Benzodiazepine (Dia-/Tetrazepam) Antidepressiva (Citalopram, Mirtazapin) Typische Nebenwirkungen 2 15.10.2014 AKUTE BRONCHITIS - ENTZÜNDUNG DER BRONCHIEN Ursachen: meist Virusinfektion der oberen Luftwege, bakterielle Superinfektion möglich Symptome: Hustenreiz, Schmerzen hinter dem Brustbein, Temperatur↑, Kopfschmerz, spärlicher Auswurf Komplikationen: Pneumonie, Verschlechterung einer Herzinsuffizienz Therapie: Sekretlösende Medikamente, Antibiotika bei BRONCHITIS - PFLEGE Bettruhe bei Fieber Unterstützen beim Abhusten - Atemübungen Auswurffördernde Tees anbieten Atemunterstützende Lagerungen Sekretlösende Maßnahmen Flüssigkeit, Expectorans, manuelle Vibration Ausreichende Luftfeuchtigkeit, ≠ feuchten Tücher (Keimvirulenz) Frischluft, nicht zu warme Raumtemperatur (18-22°C), kein Durchzug Brustwickel Nachsorge 3 15.10.2014 ATEMÜBUNGEN Tief durchatmen lassen (keine alkoholischen Lösungen) Richtige Atemtechnik üben (geblähte Nasenflügel – ein, durch Mund aus) Bauch und Brustkorb Wechselseitige Nasenatmung Lippenbremse Brustatmung (Rippen dehnen und senken sich) Bauchatmung Lautatmung Seufzen, Singen, Gähnen Gegen Widerstand atmen (Cave: Lungenemphysem!) Luftballon, Strohhalm, Feder (Cave: Hyperventilation), Kerze ausblasen Tierlaute imitieren, Bewegungstänze Beengende Kleidung öffnen! CHRONISCH OBSTRUKTIVE BRONCHITIS (COLD/COPD) Husten + Auswurf während 3 aufeinander folgender Monate/Jahr in 2 aufeinander folgenden Jahren; häufige Atemwegserkrankung im Alter Ursachen: meist jahrzehntelanges Rauchen, endogen: Bronchialschleimhaut empfindlich Symptome: Husten, Auswurf, (morgens „Raucherhusten“), zäher Schleim häufig bronchiale Infekte Giemen und Brummen beim Atmen durch verschleimte, verengte Luftwege Atemnot, anfangs bei Belastung, später in Ruhe, Zyanose Therapie: schädliche Einflüsse ausschalten antiobstruktive Medi‘s: Theophyllin, Kortikosteroide Sekretolytika, Antibiotika bei bakterieller Infektion ggf. O2 – Dauertherapie (!) 4 15.10.2014 PFLEGE BEI COLD/COPD Beim Abhusten unterstützen Leichte manuelle Vibrationsmassage am Thorax: löst Sekret Einreiben mit Bronchialbalsam (Transpulmin) Brustwickel Atemunterstützende Lagerungen, ≈ Sitzpositionen Lippenbremse verhindert Bronchienkollaps Luft befeuchten Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, keine kalten Getränke Frischluft, keine kalte Atemluft VZK Wegen Kurzatmigkeit > nur kontrollierte Belastung VORSICHT GEBOTEN Hustenstillende Medikamente bei verschleimten Atemwegen verhindern das Abhusten O2-Therapie nur bedingt (AVO) > Gefahr der Atemdepression Meist kein Fieber Verschlechterung der Symptome bei kalter Luft 5 15.10.2014 STADIEN DER CHRONISCHEN BRONCHITIS Chron. nicht obstruktive Bronchitis Chron. obstruktive Bronchitis (COLD,COPD) Emphysem mit Cor pulmonale bzw. respiratorischer Insuffizienz Schleimig-weißer Auswurf, ohne Verengung der Bronchialwege, „Raucherhusten“ Verengung der Bronchialwege durch Ödem der Schleimhaut und Verkrampfung der Bronchien, Auswurf, zähes Sputum, Belastungsdyspnoe, Leistungsabfall Minderbelüftung der Lungenbläschen > Folge einer Behinderung des Gasaustausches Bronchiektasen ASTHMA BRONCHIALE - BRONCHIENEINENGUNG Anfallsweise auftretende, ganz oder tw. reversible Atemwegsobstruktion Kontraktion der Bronchialmuskulatur, Schleimhautschwellung (-ödem) Produktion von zähem Schleim, Atemnot Ursachen und Einteilung: Extrinsic Asthma: Intrinsic Asthma: Allergien, Hausstaub, Blütenpollen, Nahrungsmittel, gehäuft bei allergischer Vorbelastung der Familie Nicht allergisch bedingt, z.B. durch Infekte, körperliche Belastung; kalte, feuchte Luft; Kontakt mit Rauch psych. Belastungen: Angst, Streß, Konfliktsituationen 6 15.10.2014 SYMPTOME – ASTHMA BRONCHIALE Anfallsweise auftretende leichte bis schwerste Atemnot Pfeifende, brummende, giemende Atmung Erschwerte, verlängerte Ausatmung Husten mit zähem, durchsichtigem Schleim Zyanose, kalter Schweiß Angst, Unruhe, Erstickungs- und Todesangst Körperhaltung: aufgestützte Arme zur Atemunterstützung (Orthopnoe) Allgemeine Erschöpfung, evtl. Bewußtseinstrübung Tachykardie, Puls > 150/min., paradoxer Puls KOMPLIKATIONEN Akuter Asthmaanfall Obstruktives Lungenemphysem Pulmonale Hypertonie mit Cor pulmonale Respiratorische Insuffizienz Schleimverlegung der Atemwege, Schock, Atemstillstand Status asthmaticus: Asthmaanfall - trotz Behandlung länger als 6-12 Std. THERAPIE Schädliche Einflüsse ausschalten: Rauchen, Allergien Allergietest > Desensibilisierung Medi‘s: Theophyllin, Kortikosteroide 7 15.10.2014 PFLEGE – ASTHMA BRONCHIALE Atemerleichternde Körperhaltungen > Kutschersitz Entspannungs- und Atemübungen Frischluft, keine kalte Atemluft Ausreichende Flüssigkeitszufuhr > Flüssigkeitsbilanz Technik des produktiven Hustens Inhalations-, Aerosoltherapie Atemstimulierende Massagen AEDL – Selbständigkeit erhalten Sicherheit vermitteln, ruhige Tagesstruktur Streß vermeiden Angehörige in Pflege einbeziehen Asthmaanfall: Angst = Auslöser und Verstärker VORSICHT GEBOTEN Bedarfsmedikamente immer in Reichweite Aspirin (Acetylsalicylsäure) kann Asthmaanfall auslösen Aerosoltherapie mit Kortikosteroiden begünstigen Infektionen der Mundhöhle (Pilzinfektion) Gute Mundpflege Nach Inhalation > Nahrung anbieten, vermindert Infektionsrisiko 8 15.10.2014 PNEUMONIE Entzündung des Lungenparenchyms Im Alter > lebensbedrohlich Primäre Pneumonie: tritt ohne Vorerkrankung beim zuvor Gesunden auf Sekundäre Pneumonie: Folge von Vorerkrankung: Bronchitis, Herzinsuffizienz, Bettlägerigkeit, Abwehrschwäche, CA Ursachen: Infektion mit Viren, Bakterien, Pilzen, Protozoen, nach Aspiration Einzeller mit Zellkern (Parasiten) im Süß- und Salzwasser – Amöbe RISIKOFAKTOREN - PNEUMONIE Bettlägerigkeit, Immobilität Eingeschränkte, oberflächliche Atmung (Schonhaltung bei Schmerzen) Eingeschränktes Abhusten Schluckstörungen (Aspirationsgefahr) Bestehende Lungen- und Atemwegserkrankungen Herzerkrankungen: führen zu mangelnder Durchblutung der Lungen 9 15.10.2014 SYMPTOME -PNEUMONIE Beim alten Menschen oft untypisch: Schwäche Schlechtes Allgemeinbefinden Geringe Temperaturerhöhung Atembeschwerden Desorientiert durch mangelnde O2-versorgung des Gehirns Klassische Leitsymptome: Plötzlicher Beginn mit schwerem Krankheitsgefühl, hohes Fieber, Schüttelfrost Husten mit Auswurf: zunächst schleimig, eitrig, später auch rotbraun Tachycardie, Hypotonie Atemnot, flache + beschleunigte Atmung (Nasenflügelatmung) Zyanose bei ausgedehnter Pneumonie Thoraxschmerzen, wenn Brustfell entzündet KOMPLIKATIONEN - PNEUMONIE Septische Streuung der Erreger mit Otitis media, Meningitis, Endocarditis Toxisches Herz-Kreislauf-Versagen Respiratorische Insuffizienz Lungenabszess (eitrige Einschmelzung des Lungengewebes) Bildung von Bronchiektasen Beteiligung der Pleura (Erguss, Pleuritis des Brustfells) Thrombose Lungenembolie (infolge Bettruhe) Bei Fieber, Husten, Auswurf, Schmerzen beim Atmen immer an Pneumonie denken und sofort Arzt verständigen 10 15.10.2014 THERAPIE - PNEUMONIE Medikamente: Antibiotika bei bakterieller Infektion, Antimycotika bei Pilz-Pneumonie Bei Virus-Pneumonie nur symptomatische Behandlung möglich Fieber senken: Antipyretika (Aspirin, ben-u-ron) Physikalische fiebersenkende Maßnahmen: Wadenwickel häufig „nur“ subfebril, aber Kreislauf-Kollapsgefahr/Ateminsuffizienz) und Nierenversagen Spezifische Therapie von Komplikationen PFLEGE - PNEUMONIE Bettruhe in akuter Phase Atemunterstützende Maßnahmen: abwechselnd: V-, T-, Dehn-, Seitenlagerung Produktives Abhusten Evtl. Sekret absaugen Atemgymnastik O2-Gabe bei Luftnot und Zyanose Sekret lösen: Brustwickel, Medikamente, rhythmische Einreibung, vorsichtige manuelle Vibrationsmassage am Thorax täglich Luft befeuchten Alle Prophylaxen Vitamin- und kohlehydratreiche Kost, Wunschkost Ausreichende Flüssigkeitszufuhr – Bilanz Mobilisation nach Stufenplan 11 15.10.2014 ÄTHERISCHE ÖLE (können Haut und Schleimhaut reizen, zu Bronchialkrämpfen führen und Allergien auslösen): Schleimlösend: Anis, Eukalyptus, Fenchel, Kiefer, Myrte, Sandelholz, Ysop, Zeder, Zypresse Antiseptisch, desinfizierend: Bergamotte, Eukalyptus, Kiefer, Lavendel, Myrte, Gewürznelke, Orange, Rosmarin, Teebaum, Zimt, Zitrone Atemerleichternd: Basilikum, Eukalyptus, Latschenkiefer, Lavendel, Majoran, Myrte, Rosmarin, Ysop, Zitrone, Zypresse KRANKENBEOBACHTUNG Regelmäßig Temperatur kontrollieren Blutdruck und Puls kontrollieren Haut beobachten Atmung beobachten Sputum: ist Abhusten möglich?, Farbe, Konsistenz, Menge, Geruch, Beimengungen? Ausscheidung beobachten: Schweiß, Urin, Stuhl, Sputum Sputum ist immer als infektiös anzusehen: Handschuhe beim Umgang mit Sputum, Sputumbecher desinfizieren, besser Wegwerfbehälter verwenden 12 15.10.2014 LUNGENÖDEM Austritt von Gewebeflüssigkeit in die Alveolen („Wasser“ in den unteren Luftwegen), Gasaustausch erheblich gestört Ursachen: Linksherzinsuffizienz Niereninsuffizienz nach Punktion eines Pleuraergusses allergisch bei anaphylaktischem Schock Toxisch, z.B. nach Magensaftaspiration Lungenembolie SYMPTOME - LUNGENÖDEM Schwere Atemnot, Ortho-, Tachypnoe Husten, Asthma cardiale (Linksherzinsuffizienz) Brodelnde, rasselnde Atemgeräusche, „Kochen der Brust“ Zyanose, Tachycardie, erniedrigter RR, Schweißausbruch Evtl. schaumiger Auswurf Angst, Unruhe, Todesangst 13 15.10.2014 THERAPIE UND PFLEGE - LUNGENÖDEM Sedierung bei starker Unruhe Stabilisierung der Herz- Kreislauf-Situation, z.B. Nitroglyzerin, Furosemid Kortikosteroide bei allergischem/toxischem Lungenödem Erstmaßnahmen: Oberkörper erhöhen, Beine tief lagern – sitzend Nitro nach Bedarfsanordnung, RR messen: systolischer Wert sollte mindestens 110 mmHg betragen Arzt/AVD benachrichtigen Evtl. Atemwege absaugen Evtl. 02-Gabe 2l/min. Beruhigen, nicht allein lassen Wenig Flüssigkeit trinken lassen (Entlastung) 14