Fortbildung Notfall Management 10.Mai 2007 Strategien im Umgang mit pneumologischen Notfällen in der ambulanten Situation Dr. med. Thomas Schmid, Facharzt FMH Pneumologie, Solothurn Inhalt: COPD Exazerbation Asthma Exazerbation Pneumonie COPD Exazerbation Referenz: Standards for diagnosis and treatment of patients with COPD: a summary of the ATS/ERS position paper EUR Respir J 2004 Definition: Änderung der üblichen Atemnot, Husten und/oder Auswurf über die tägliche Variabilität hinaus: o Grad I . zuhause behandelbar o Grad II: hopitalisationsbedürftig o Grad III: respiratorisches Versagen (beatmungsbedürftig) Assesment: Schweregrad der vorbestehenden COPD (GOLD I-IV) Kreislaufparameter Tachypnoe/Atemhilfsmuskulatur Persistierende Symptome nach Initialtherapie Pulsoxymetrie (wenn verfügbar): 90%=PO2 60mmHg Thoraxröntgenbild (Pneumonie?) Therapie: Bronchodilatatoren: Beta-2-Stimulatoren/Anticholinergica (Feuchtinhalation oder Dosieraerosol mit Vorschaltkammer. Cave:keine Pulverinhalatoren da hoher inspiratorische Flow nötig) Steroide systemisch: 30-40 mg Prednison für 10-14 Tage (Cave: nicht länger, kein Ausschleichen, da sonst Infektions-/Pneumoniegefahr erhöht) Antibiotika bei Sputumzunahme und –verfärbung gemäss lokaler Resistenzlage: CH Amoxicllin/Clavulansäure 1. Wahl. Sauerstoff nasal: Ziel: O2 Sättigung 90% resp. PO2 60mmHg Hospitalisationsindikatoren: Komorbiditäten: o Pneumonie o Herzinsuffizienz/Arrhythmien o Diabetes mellitus o Nieren-/Leberinsuffizienz Massive Zunahme der Dyspnoe/Tachypnoe >30/min (1 Minute auszählen!) Zunehmende Hypoxie: O2 Sättigung < 90% Fehlendes Ansprechen auf ambulante Therapie Verwirrtheit Ungenügende Pflege zuhause Nachkontrolle 4 Wochen nach Hospitalisation Klinische Untersuchung Blutgase: Sauerstoffbedürftigkeit? Päventionsmassnahmen Topische Steroide im GOLD Stadium III-IV Grippe und Pneumococcenimpfung Acetylcystein in den Wintermonaten Pulmonale Rehabilitattion Asthma Exazerbation Referenz: GINA Guidelines 2006 (Global Initiative for Asthma) Definition: Episode mit rasch zunehmender Atemnot, Husten, Wheezing, Brustenge respektive Kombination dieser Symptome. CAVE: Nicht den Schweregrad des Anfalls unterschätzen Ein schwerer Asthmaanfall kann lebensbedrohlich sein! Risikofaktoren für Asthmatod: Anamnese mit fast fatalem Asthma (Intubation und Beatmung) Notfallbehandlung im vergangenen Jahr Kürzlich gestoppte orale Steroide Keine Basistherapie mit inhalativen Steroiden Hoher Beta-2-Stimulator Verbrauch Psychiatrische Komorbidität Bekannte Non Compliance Schweres Asthma das sofort einer Hospitalisation bedarf: Ruhe und Sprechdyspnoe, Atemfrequenz>30 (1 Minute auszählen) Bradycardie oder Tachycardie > 120 und Verwirrtheit Giemen laut oder fehlend Patient ist erschöpft PEF < 60% des stabilen Wertes Keine prompte Besserung auf Beta-2-Stimulatoren Keine Verbesserung auf orale Steroide innerhalb von 2-6h Progrediente Verschlechterung Schwere Asthmaatacken verlangen eine sofortige Behandlung: Beta -2-Stimulatoren 2-4 Hübe alle 20min in der ersten Stunde Orale Steroide 0.5-1mg/kgKG oder Aequivalent /24h möglichst früh Methylxanthine nicht in Kombination mit hochdosierten Beta-2-Stimulatoren Bei Hypoxie nasaler Sauerstoff mit Ziel: 95%SaO2 Nicht empfohlen sind: Sedativa jeglicher Art Mucolytica (können Husten verschlechtern) Physiotherapie (Verschlechtert Atemnot) Grosse Flüssigkeitszufuhr bei Erwachsenen Antibiotika, ausser bei Pneumonie oder Sinusitis Epinephrine/Adrenalin, ausser bei Angiooedem oder Anaphylaxie Beurteilung des Therapieansprechens Engmaschige klinische Ueberwachung PEF oder Spirometrie Pulsoximetrie Blutgase (pCO2) bei Verdacht auch Hypoventilation und Erschöpfung respektive PEF unter 50%. Follow up Suche nach Gründen der Exazerbation Strategien entwickeln wie zukünftige Exazerbationen vermieden werden können Therapieplan überprüfen Schriftlicher Aktionsplan für den Patienten im Falle einer erneuten Exazerbation Pneumonie Referenz: Woodhead: Guidelines for the mangement of adult lower respiratory tract infection, Eur Resp J 2005 Definition: Ambulant erworbene Pneumonie Gesundheitswesen assozierte Pneumonie (Altersheim, Dialyse, Hospitalisation innerhalb der letzten 30 Tagen Spitalerworbene Pneumonie Klinische Evaluation: Husten Fieber Sputum Thoraxscherzen (30%) Atemnot/Taypnoe Verwirrtheit Fokale Rasselgeräusche Klinik lässt keine Rückschlüsse auf Erreger zu! (Sensitivität <50%) Radiologie: Konventionelles Thoraxröntgenbild (Goldstandard) Computertomogramm sensitiver (Absezess, Empyem, Hiluslymphome) Art des Infiltrates lässt keinen Rückschluss auf Erreger zu! CAVE: Infiltrat ohne Klinik: Neoplasie, Tbc, interstitielle Pneumopathie (COP/BOOP) Risikoabschätzung: CRB-65 C onfusion (neue Verwirrtheit) R espiratory Rate (Atemfreuquenz >30/min) 1 min auszählen B loodpressure (RR systolisch < 90) Alter >65 0= ambulant behandeln 1= Hospitalisation erwägen 1>Hopsitalisation indiziert Aetiologie der Pneumonien Bakterielle Pneumonien Pneumococcen Haemophilus influenzae Staphylococcen Atypische Pneumonien Mycoplasma pneumoniae Legionellen Chlamydia pneumoniae Empirische Pneumonie Therapie: Jüngere Patienten ohne Risikofaktoren: Makrolid, Doxycycline Ältere Patienten ohne Risikofaktoren: Betalactam, Amoxi/Clavulan, Cefuroxim Ältere Patienten mit Grundkrankheiten: Betalactam & Makrolid, „Atemwegschinolon“ Moxyfloxacin Prophylaxe: Jährliche Grippeimpfung (Pneumonierisiko nach Grippen erhöht) Pneumococcenimpfung o Risikopatienten: COPD, Bronchiektasen, Diabetes mellitus, Splenektomie, Hepatopathie, HIV.