Raiffeisen Salzburg Finanz Akademie 2016/17 Stand: Jänner 2017 Inhalt - Ablauf Wirtschaft Wertpapiere • Was bedeutet der Begriff Wirtschaft? • Was ist ein Wertpapier? • Wie funktioniert eine Wirtschaft? • Welche Rolle spielen Wertpapiere in einer Wirtschaft? • Wer sind die Teilnehmer an einem Wirtschaftskreislauf? • Welche Arten von Wertpapieren gibt es? • Anleihen • Wirtschaftswachstum – was ist das? • Aktien • Wirtschaftszyklen (Konjunkturzyklen) • Fonds • Allgemeine Anlagegrundsätze • Was versteht man unter Wirtschafts- bzw. Geldpolitik? • Geldwertstabilität & Verbraucherpreisindex • Zinsen • Zinskurven Wirtschaft Schlaraffenland Wirtschaft Unter Wirtschaft versteht man die Gesamtheit aller Einrichtungen und Tätigkeiten zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse an Gütern und Dienstleistungen. Wirtschaftskreislauf Teilnehmer Ziele Haushalte Nutzenmaximierung Unternehmen Gewinnmaximierung Staat Wohlfahrtsmaximierung Ausland Ein einfacher (geschlossener) Wirtschaftskreislauf (ohne Sparen) Arbeitsleistungen Löhne / Gehälter Konsumgüter (real) Konsumausgaben (monetär) Legende: U = Unternehmungen H = Private Haushalte Hellblau hinterlegt = realer Güter- und Dienstleistungsstrom Blau hinterlegt = monetärer Strom (Geldstrom) Ein einfacher (geschlossener) Wirtschaftskreislauf mit Bank Arbeitsleistungen Löhne / Gehälter Konsumgüter (real) Konsumausgaben (monetär) Legende: U = Unternehmungen B = Banken H = Private Haushalte Hellblau= realer Güter- und Dienstleistungsstrom Blau = monetärer Strom (Geldstrom) Grau = Finanzsektor Ein einfacher (geschlossener) Wirtschaftskreislauf mit Staat (ohne Steuern) Arbeitsleistungen Löhne / Gehälter Konsumgüter (real) Konsumausgaben (monetär) Waren und Dienste Geldzahlungen gen Legende: U = Unternehmungen H = Private Haushalte S = Staat Hellblau hinterlegt = realer Güter- und Dienstleistungsstrom Blau hinterlegt = monetärer Strom (Geldstrom) Ein (ver)einfachter (offener) Wirtschaftskreislauf mit Ausland Arbeitsleistungen Löhne / Gehälter Konsumgüter (real) Konsumausgaben (monetär) Waren und Dienste Geldzahlungen gen Geldzahlungen Private Dienste Geldzahlungen Staatliche Leistungen Legende: U = Unternehmungen Binnenwirtschaft H = Private Haushalte S = Staat A = Ausland } Weltwirtschaft } hellblau hinterlegt = realer Güter- und Dienstleistungsstrom Blau hinterlegt = monetärer Strom (Geldstrom) Quelle: E. Priesner Ökonomisches Prinzip Ökonomisches Prinzip Beispiel: Minimalprinzip: Verkauf einer bestimmten Menge von Apple iPhones mit möglichst geringen Mitteleinsatz (= Geld, Arbeit, etc...) Ziel ist vorgegeben! Maximalprinzip: Apple gibt 1 Million € für iPhone Werbung aus – damit sollen möglichst viele Telefone verkauft werden Mitteleinsatz ist vorgegeben! Wirtschaftspolitik - Ziele Vollbeschäftigung Angemessenes Wirtschaftswachstum Außenwirtschaftliches Gleichgewicht Geldwertstabilität Magisches Vieleck Konjunkturgerechte Budgetgestaltung Gerechte Einkommensverteilung Intakte Umwelt „Umweltschutz“ Zielkonflikte am Beispiel Vollbeschäftigung INFLATION Große Geldmenge Ziel: Vollbeschäftigung Steigende Nachfrage Hohe Einkommen Expansionsphase Schwierigkeiten bei der Zielerreichung „Vollbeschäftigung“ In Österreich spricht man bei einer Arbeitslosenrate von ca. 4 % von „Vollbeschäftigung“ (-> strukturelle Faktoren und Unvollkommenheiten des Marktes bedingen eine „natürliche“ Arbeitslosenquote) Schwierigkeiten bei der Zielerreichung „Vollbeschäftigung“ Arten der Arbeitslosigkeit saisonal (z.B. Saisonarbeit) konjunkturell (z.B. Depression) friktional (z.B. Übergang Job alt- neu) strukturell (z.B. Ostdeutschland) Wirtschaftswachstum Wirtschaftswachstum am Beispiel China: Was meint ihr? 1977 gab es in China 270.000 Studenten. 2007? …studierten schon 5,7 Millionen. 20004 hatten 2,4 mio Chinesen ein Auto. 2008? …waren 6,3 mio. Autos registriert. USA hat 9 Städte mit mehr als 1 mio. Einwohner. China? 160 Millionenstädte!!!!, Jeder 4 Mensch auf der Erde ist Chinese. Wieviel Prozent aller Spelsachen wird in China produziert? China ist die „Werkbank der Welt“: 80% Wie geht‘s weiter? Kann es so weiter gehen? Was sind die negativen Begleiterscheinungen? Wer profitierte von dem Wirtschaftswachstum? Wirtschaftswachstum bedeutet eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) kann nominal & real gemessen werden ist wichtig für • Beschäftigungssicherung • Erhaltung/Schaffung von Lebensqualität ist unbegrenzt möglich? Sozialprodukt Sozialprodukt ist die zusammengefasste Wertsumme der Produktion einer Volkswirtschaft / Jahr Bruttoinlandsprodukt (BIP) Bruttosozialprodukt Bruttonationalprodukt - BNP Das BIP errechnet man aus der Bruttowertschöpfung der drei Wirtschaftssektoren, des primären Sektors (Urproduktion), des sekundären Sektors (Gewerbe, Handwerk) und des tertiären Sektors (Dienstleistungen) Das BIP besteht aus Einkommen, die im Inland entstehen. Das Bruttoinlandsprodukt wird um Zahlungen, die Österreich an das Ausland leistet, wie z. B. für Patentnutzungen, vermehrt und um Zahlungen, die Österreich aus dem Ausland erhält, z. B. für die Nutzung von Urheberrechten eines Musikstückes, vermindert. Nettosozialprodukt (Nettonationalprodukt) Wird das Bruttosozialprodukt um die Abschreibungen vermindert, entsteht das Nettosozialprodukt. Nach Abzug der indirekten Steuern und Zurechnung der Subventionen entsteht das Volkseinkommen. kurz ausgedrückt: INLANDSPRODUKT INLÄNDERPRODUKT VOLKSEINKOMMEN Leistungen, die von privaten Haushalten bzw. durch Ohne-Rechnung-Geschäfte (Schattenwirtschaft) erbracht werden, sind darin nicht enthalten! Bruttoinlandsprodukt (BIP) - Verwendungsseite Y = C + I +G + (X-M) Y...............Volkseinkommen C...............Konsum I................Investitionen G...............Staatsausgaben X...............Exporte M..............Importe (X-M)........Außenbeitrag oder Bruttoinlandsprodukt Jede Veränderung der Teilkomponenten führt daher zu einer Veränderung des BIP: Y = C + I + G +(X-M) Wirtschaftsleistung 2016 im Vergleich BIP pro Kopf in € 42.700 36.608 30.815 Eurozone (19) 29.065 EU (28) 28.353 Österreich USA Quelle: Schätzung WKO Statistisches Jahrbuch 2016, EU-Kommission, OECD Japan Bruttoinlandsprodukt (BIP) Nominelle Berechnung Berechnung erfolgt zu Marktpreisen, d. h. Preissteigerungen (Inflation) und Preisrückgänge (Deflation) wirken sich auf das BIP aus Reale Berechnung Berechnung erfolgt zu konstanten Preisen, d. h. Inflation und Deflation haben keine Auswirkung auf das BIP Entstehungsseite des BIP in Österreich Quelle: WKO Statistisches Jahrbuch 2016 S.28, Eurostat, OECD Zusammenfassung Wirtschaftskreisläufe Ökonomisches Prinzip Wirtschaftspolitik Ziele BIP (Nominell und Real) Berechnung Wirtschaftszyklen (Konjunkturzyklen) Phasen eines Konjunkturzyklus Konjunkturzyklus – typische Merkmale 1. Hochkonjunktur: • • • Arbeitskräfte sind knapp Finanzierungsengpässe in Verbindung mit hohen Zinsen treten auf Stagnation der Unternehmereinkommen (Preissteigerungen können nicht mehr übergewälzt werden) 2. Abschwung: • • • • erste Unternehmenszusammenbrüche treten auf auf dem Aktienmarkt sinken die Kurse verstärkt Einkommen gehen zurück, Arbeitskräfte werden zunehmend abgebaut Zinsen sinken 3. Rezession/Depression: • • • • Hohe Insolvenzanfälligkeit der Unternehmen, Erheblicher Preisverfall am Gütermarkt Zinsen am Geldmarkt erreichen ein sehr niedriges Niveau Starker Einkommensrückgang 4. Aufschwung: • • • • Güterpreise sind noch niedrig Arbeitskräftenachfrage am Arbeitsmarkt beginnt wieder zu steigen. Einkommen befindet sich noch auf niedrigem Niveau Zinsen am Geldmarkt sind im Steigen begriffen Konjunkturindikatoren Schematische Darstellung der Konjunktur-, Zins- und Aktienzyklen Boom Konjunktur Aktienmarkt Boom Zinsen Aufschwung Zeit Abschwung Rezession Wirtschaftspolitik Wirtschaftspolitik Durch die Wirtschaftspolitik versucht der Staat einerseits durch Ausgaben, andererseits durch Steuern regulierend in den Wirtschaftskreislauf einzugreifen. Fiskalpolitik – Antizyklische Konjunkturpolitik Sozialprodukt REZESSIONS-BEKÄMPFUNG (Steuersenkungen, Ausgabenerhöhung) Antizyklische Konjunktur- (Fiskal)-politik Langfristiger Trend Hochkonjunktur Depression Konjunkturwelle Zeit BOOM-BEKÄMPFUNG (Steuererhöhungen, Ausgabenkürzung) Quelle: E. Priesner, eigene Anmerkungen Budgetdefizite und Gesamtverschuldung Ziel: max. -3% Ziel: max. 60% Quelle: Schätzung WKO Statistisches Jahrbuch 2016, EU-Kommission, OECD Aktueller Stand Stabilität- und Wachstumspakt Quelle: EU-Kommission, Raiffeisen RESEARCH Geldpolitik Geldwertstabilität & Verbraucherpreisindex Inflation Unter Inflation versteht man eine, über mehrere Perioden andauernde, Steigerung des Preisniveaus bzw. ein Sinken der Kaufkraft des Geldes (= Geldentwertung) Verbraucherpreisindex Die Inflation wird anhand der Veränderung des VPI gemessen! In Österreich findet derzeit der VPI mit Basis 2015 (= 100) Verwendung: • Enthält 801 Positionen des täglichen Bedarfs (z. B.: Getränke, Nahrung, Elektronik) • Gültigkeit 5 Jahre, danach erfolgt eine Anpassung des Warenkorbes • Repräsentiert die Lebenshaltungskosten eines typischen Haushaltes HVPI (= harmonisierter Verbraucherpreisindex) • aufgrund des unterschiedlichen Verbraucherverhaltens in anderen Ländern wird vom Statistischen Amt der Europäischen Gemeinschaften (Eurostat) der HVPI berechnet. Entwicklung HVPI Euroland Quelle: Statistik Austria, STATISTIK AUSTRIA 17.10.2016 Inflation und Kaufkraftverlust Quelle: Deutsche Bundesbank Inflation und Preise Quelle: Deutsche Bundesbank Wie entsteht Inflation? Nachfragesoginflation (Demand-pull-inflation) Kostendruckinflation (Cost-push-inflation) • Nachfrage übersteigt Angebot • erhöhte Kosten (z. B.: durch erhöhte Löhne) werden auf Preise überwälzt • Produkte werden teurer • Geldmenge bleibt gleich • höhere Preise führen zu höheren Lohnforderungen • Lohn-Preis-Spirale • Geldmenge erhöht sich Die Geldmenge spielt eine zentrale Bedeutung bei der Entstehung und Bekämpfung von Inflation! Was bedeutet Deflation? Problematik: Es gibt „noch“ kaum Erfahrung mit Deflation • Weltwirtschaftskrise und Depression in den 30er Jahren des 20. Jh. Fallen des allgemeinen Preisniveaus • Folgewirkung: • Löhne und Nachfrage sinken • Investitionen werden zurückgestellt • Es wird weniger produziert • Beschäftigung sinkt • BIP sinkt • Japan in den letzten 10 Jahren Preissenkung aufgrund technischen Fortschritts ist keine Deflation! (z. B. Computerpreise) Geldpolitik Über die Geldpolitik versuchen die EZB und die einzelnen EuroNationalbanken den Geldwert des Euros stabil zu halten (= Inflationsbekämpfung) Geldpolitik & Inflationsbekämpfung Träger der Geldpolitik im Euroraum ist die Europäische Zentralbank (EZB) und das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) Währungs- und geldpolitische Aufgaben der EZB Ausgabe von Banknoten Halten von Währungsreserven Europäische Zentralbank Frankfurt/Main Intervention auf Devisenmärkten Vorschreibung von Mindestreservesätzen Vorgabe von Leitzinsen Hauptaufgabe der EZB Die Hauptaufgabe der EZB liegt in der Inflationsbekämpfung und somit in der Werterhaltung des Euros Eine jährlich Veränderung (Steigerung) des HVPI von knapp unter 2 % wird von der EZB angestrebt und gilt allgemein als fördernd für die Wirtschaft Instrumente der EZB Instrumente der EZB Mindestreservepolitik • niedrig bzw. unverzinste Einlage bei der jeweiligen Notenbank • verringert Rentabilität und Liquidität einer Bank Beispiel: Mindestreservesatz = 2 % Einlage bei der Bank i. H. v. EUR 10.000,00 Auswirkung? Instrumente der EZB Offenmarktpolitik • EZB kauft Wertpapiere von den Banken und stellt somit Liquidität zur Verfügung (expansive Geldpolitik) • EZB verkauft den Banken Wertpapiere und entzieht somit Liquidität (restriktive Geldpolitik) Nach einer gewissen Zeit werden die Wertpapiere wieder zurückgekauft Ständige Fazilitäten • Banken können sich bei der EZB Geld ausleihen bzw. bei der EZB Geld anlegen • dient dem Ausgleich der Schwankungen des Tagesgeldmarktsatzes Quantitative Easing (QE) Normale Wirtschaftsstimulierung: • Leitzins Senkung • Günstige Finanzierung für Unternehmen Aktuell Leitzinsen sind bereits am Tiefpunkt: • Milliardenschwere Sonderkredite • Ankauf von Bankanleihen Quantitative Easing • Geldmenge erhöhen • Über Staatsanleihenkäufe • Investoren investieren in riskantere Wertpapiere -> frisches Kapital stützt die Märkte Der Zins Der Zins ist der Preis für Geld wichtig um Geldbeträge vergleichbar zu machen • Darlehenssumme & Rückzahlungsbetrag verschiedene Zinsbindungen existieren • fixe Verzinsung • variable Verzinsung werden Zinsen ebenfalls verzinst, spricht man vom Zinseszins Der Zinseszins ist das 8. Weltwunder! Zitat: Albert Einstein Die Zinskurve Das Verhältnis der Zinsen für unterschiedliche Laufzeiten werden dargestellt kurzfristige Zinsen sind in der Regel niedriger als Langfristige 3 verschiedene Typen von Zinskurven existieren Aufschwung Boom Boom Abschwung Abschwung Rezession Disclaimer Die vorliegende Schulungsunterlage wurde vom Raiffeisenverband Salzburg eGen erstellt. Ziel ist die allgemeine Wissensvermittlung. Es handelt sich nicht um ein Anbot oder eine Empfehlung zum Abschluss von Finanzinstrumenten. Jede Kapitalveranlagung ist mit einem Risiko (auch mit dem des Totalverlusts) verbunden. Die steuerliche Behandlung hängt von persönlichen Verhältnissen ab und kann künftigen Änderungen unterworfen sein. Die veröffentlichten Prospekte bzw. die Informationen für Anleger gem. § 21 AIFMG sowie die Kundeninformationsdokumente/wesentlichen Anlegerinformationen der genannten Fonds inkl. sämtlicher Änderungen stehen unter www.raiffeisen-salzburg-invest.com in Deutsch zur Verfügung. Stand: Jänner 2017