Jindrich Feld: Holzbläsertrio

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Jindrich Feld: Holzbläsertrio
Birgit Böhm, BA
Wissenschaftlicher Teil der künstlerischen Masterarbeit
Kunstuniversität Graz
Institut Oberschützen
Betreuer: Univ. Prof. Dr.phil. MA Klaus Aringer
Juni 2015
Inhalt
1.
Einleitung ...................................................................................................................... 4
2.
Jindrich Feld – Biographie........................................................................................... 5
3.
Die politische und gesellschaftliche Situation Prags zur Zeit Jindrich Feld ............ 6
4.
Jindrich Felds Tonsprache und seine Entwicklung ................................................... 9
5.
Jindrich Felds Auswirkungen auf die Flötisten/innen ..............................................11
6.
Werke für Flöte von Jindrich Feld ..............................................................................13
7.
Trio für Flöte, Klarinette und Fagott – eine Analyse .................................................15
7.1.
1.Satz –Allegro Assai ......................................................................................................... 15
7.2.
2.Satz Adagio ...................................................................................................................... 17
7.3.
3.Satz: Scherzino, Allegro Molto ...................................................................................... 18
7.4.
4. Satz: Finale, Allegro Vivo .............................................................................................. 19
8.
Zusammenfassung ......................................................................................................23
9.
Literaturverzeichnis ....................................................................................................24
10. Notenverzeichnis.........................................................................................................24
3
1. Einleitung
Zum ersten Mal in Kontakt mit Musik von Jindrich Feld kam ich im Jahr 2008 mit dem
Werk „Duo Concertant“ für zwei Flöten. Dieses Werk war ein Pflichtstück beim
internationalen
Flötenwettbewerb
„Friedrich
Kuhlau“
in
Deutschland.
Die Arbeit an diesem Duo hat mich sehr interessiert, da dieses Stück in einigen
Sätzen mit relativ wenig Notenmaterial auskommt und trotzdem sehr virtuos klingt.
Die rhythmische Herausforderung war groß, die Arbeit daran machte uns im Duo
Spaß und ich behielt Jindrich Feld als sympathischen Komponisten im Kopf.
Nach einigen Jahren studierte ich die Sonate für Flöte und Klavier von Jindrich Feld
und war von den Unterschieden seiner Kompositionsweise überrascht. Daraufhin
beschäftigte ich mich intensiver mit der Literatur von Jindrich Feld und endeckte
einige
interessante
Werke.
Trotz
des
großen
Repertoires
für
Flöte
in
unterschiedlichsten Besetzungen scheint Jindrich Feld im österreichischen Raum
eher unbekannt zu sein.
Das Trio für Flöte (oder Oboe), Klarinette und Fagott ist ein Werk, in dem alle drei
Instrumente gleichberechtig behandelt werden. Der pulsierende Rhythmus als
zentrales Merkmal steht kleineren solistischen Kadenzen gegenüber und macht das
Werk zu einem angenehmen Hörerlebnis.
4
2. Jindrich Feld – Biographie
Jindrich Feld wurde am 19. Februar 1925 in Prag geboren. Seinen ersten Violinen
und Viola Unterricht erhielt er bei seinem Vater Jindrich Feld d.Ä.. Jindrich Feld d.J.
studierte nach seiner Reifeprüfung Komposition bei E. Hlobil am Prager
Konservatorium von 1945-1948, danach wechselte er an die Prager Musikakademie
und studierte gleichzeitig auch Musikwissenschaft, Ästhetik und Philosophie an der
Karls-Universität Prag. 1952 promovierte er mit seiner Arbeit über Josef Slavik zum
Dr.phil.. Anschließend spielte er zwei Jahre in einem Militärorchester und arbeitete
später als freischaffender Komponist. 1955 lernte Jindrich Feld den französischen
Flötisten Jean Pierre Rampal kennen.
1968/69 unterrichtete Jindrich Feld Komposition als Gastprofessor an der University
of Adellaide, Australien und von 1971 bis 1986 war er Professor für Komposition am
Prager Konservatorium. 1986 erhielt er für sein
viertes Streichquartett den
tschechoslowakischen Staatspreis.
In den 1980er Jahren wirkte Jindrich Feld als Gastdozent an den unterschiedlichsten
Institutionen in Europa und Amerika.
1990 bis 1992 war er Leiter der Musikabteilung beim Prager Rundfunk.
Jindrich Feld verstarb am 8. Juli 2007 in Prag.1
1
Vgl.: Jaromír Havlík, Jindrich Feld in: MGG. Personenteil 6, Kassel/Stuttgart 1999, Sp. 896- 898.
5
3. Die politische und gesellschaftliche Situation Prags zur Zeit Jindrich
Feld
Am 14. November 1918 wurde Tomás G. Masaryk zum Staatspräsidenten der
Tschechoslowakischen Republik gewählt, die Herrschaft der Habsburger über
Tschechen und Slowaken wurde beendet, die Republik als Staatsform festgelegt und
Prag wurde zur Hauptstadt des neuen Staates.
Der europäischen Tendenz dieser Zeit folgend, wurde am ersten Jänner 1922 die
Verwaltungseinheit Groß-Prag geschaffen und somit 37 bisher selbständige Dörfer
und Städte zusammengeschlossen.
In der Zeit zwischen 1918 und 1937 wuchs Prag zu einer großen Stadt heran, die
bauliche Erweiterung wurde von dem damals amtierenden Oberbürgermeister Karel
Baxa gefördert und so hatte Prag vor dem Beginn des zweiten Weltkriegs die
Schwelle zur Millionenstadt überschritten.
1939 erfolgte der Einmarsch deutscher Truppen und Prag war von 1939 bis 1945 die
Hauptstadt des Protektorats von Böhmen und Mähren. Zu dieser Zeit wurden alle
tschechischen Hochschulen geschlossen und die NS Propaganda erklärte Prag zu
einer „alten deutschen Stadt“ und ließ zweisprachige Straßenschilder und
Hinweistafeln aufstellen und nannte einige Straßen und Plätze auch in deutsche
Namen um, wie zum Beispiel in Nürnberger-Straße oder die Richard-Wagner-Straße.
„Spätestens ab Mitte November 1939 musste jegliche kritische Arbeit im Untergrund
geschehen. Der tschechische Widerstand, der sich etwa aus ehemaligen
Armeeangehörige, aus verbotenen Gruppen der mitgliederstarken Turnvereinigung
„Sokol“ bzw. aus politisch linken Gruppe rekrutiert, druckte illegale Zeitschriften und
Zeitungen und verschaffte bedrohten Menschen Unterschlupf und Nahrung.“2
1945 erfolgte dann der Prager Aufstand durch die Widerstandskämpfer, Prag wurde
befreit und es erfolgte die Besetzung durch die rote Armee. Edvard Benes kam aus
seinem Exil als Staatspräsident nach Prag zurück, musste 1948 aber sein Amt
zurücklegen,
2
da
er
sich
weigerte
eine
neue
kommunistische
Verfassung
Weger Tobias, Kleine Geschichte Prag, Regensburg, 2001, S.125.
6
anzuerkennen. Danach kam es zur kommunistischen Machtübernahme in Prag und
politische Gegner wurden gefangen genommen.
1960 verkündete die Kommunistische Tschechoslowakische Regierung eine erste
Teilamnestie für politische Häftlinge und zwei Jahre später wurde eine Reihe von
politischen Gefangene entlassen. Durch diese politische Lockerung, die auch in der
kulturellen Gesellschaft das Verlangen nach Neuerungen bestärkte, entstand die
„Neue Welle“ des tschechoslowakischen Films. Auch die Pressezensur wurde in den
kommenden Jahren aufgehoben, doch das bedeutete keinesfalls, dass die
Parteiführung an einer echten Liberalisierung und Demokratisierung interessiert war.
Am 27. Juni brachte der Dichter und Mitglied der Deutschen Kommunistischen Partei
Ludvik Vaculík, sein berühmtes Manifest „2000 Worte“ in einer Literaturzeitung
heraus, in dem er seine offene Aufforderung zur Demokratisierung des öffentlichen
Lebens
stellte.
Doch
dies
lehnte
die
Parteiführung
ab.
1968 kam es zum „Prager Frühling“ und Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten.
Die Bevölkerung Prags leistete passiven Widerstand. Die letzte Nachricht, bevor der
tschechische Rundfunk von sowjetischen Truppen eingenommen wurde lautete:
„Freunde, wenn ihr auf dieser Frequenz Euch unbekannte Stimmen vernehmt, heißt
das, dass bereits nicht mehr der Tschechoslowakische Rundfunk sendet, das legale
Organ der Regierung. Wenn Euch irgendjemand irgendetwas sagt– unsere Waffen
sind Ruhe und passiver Widerstand. Lasst euch nicht provozieren. Jeder muss zur
Stelle sein, sehen und Bescheid wissen, diskutieren und sagen : Kehrt um, das ist
unsere Heimat, unser Land.“3
Ein Jahr später, als tausende Menschen auf die Straße gingen, um ihren Unmut
friedlich kund zu geben, setzte Generalsekretär Gustav Husak das Militär gewaltsam
gegen
die
Demonstranten
ein.
Damit
begann
auch
die
sogenannte
„Normalisierungsphase“. Unter anderem mussten sich Verlage und Druckereien
wieder einer strengen Zensur unterwerfen.
In den 1970er Jahren entstand die Bürgerrechtsbewegung „Charta 77“, deren
Mitglieder aus Akademikern, Schriftstellern, Schauspielern und bildenden Künstlern,
3
Weger Tobias, Kleine Geschichte Prag, Regensburg, 2001, S.143.
7
die sich für die Wahrung der Menschen- und Bürgerrechte einsetzten, bestand.
1989 wurde Prag zum Hauptschauplatz der „samtenen Revolution“. Die zahlreichen
Demonstrationen
gegen
das
kommunistische
System
konnten
von
den
Staatssicherheitsorganen nicht mehr verhindert werden. Am Ende dieses Jahres
fanden die ersten allgemeinen und freien Wahlen statt, der Kommunismus war somit
beendet und die politische „Wende“ in der Tschechoslowakei fand darin ihre
Vollendung.
1993 wurde Prag zur Hauptstadt der Tschechischen Republik. Die Tschechoslowakei
hat sich zuvor friedlich, auf Grund von mangelnder Einigung von tschechischen und
slowakischen Politikern, in zwei Teile, die tschechische und die slowakische
Republik, geteilt.
1999 trat die Tschechische Republik der NATO bei, ein Jahr darauf wurde Prag zur
Europäischen Kulturhauptstadt ernannt und seit dem Jahr 2004 ist die Tschechische
Republik Mitglied der Europäischen Union.
8
4. Jindrich Felds Tonsprache und seine Entwicklung
Jindrich Feld komponierte rund 170 Werke vorwiegend für kammermusikalische
Besetzungen. Durch die zahlreichen in Auftrag gegebenen Kompositionen von
verschiedensten Kammerensembles, Orchestern und Interpreten wie den Flötisten
Jean Pierre Rampal und Roberto Fabriciani und Eugene Rousseau (Saxophonist)
verlagerte sich der kompositorische Schwerpunkt auf Instrumentalmusik in
verschiedensten Besetzungen.
Nicht zu vergessen sind jedoch auch einige Vokalwerke sowie eine Oper für Kinder
„Das Briefträger-Märchen“ nach Karel Capek.
Jaromír Havlík teilt Jindrich Felds Schaffen in drei Perioden ein, wobei er die Werke
ab 1970 bis zu Felds Tod nicht mehr in weitere Schaffensperioden eingeteilt hat,
obwohl sich noch deutlich in der Tonsprache voneinander unterscheiden. Meiner
Meinung nach könnte man einfach von einer Entwicklung im Schaffen Felds
sprechen, als von Schaffensperioden, da sich seine Kompositionsweise über knapp
60 Jahre stetig und in Schritten weiterentwickelt hat und es kaum radikale Einschnitte
oder Neuerungen gegeben hat.
„Charakteristisch für Felds Kompositionen der 1950er Jahre, die sich größtenteils
noch an traditioneller Musik orientieren, sind klare Formen, tonale Harmonik,
pulsierende Rhythmik und instrumentale Virtuosität.“4
Diesen kompositorischen Merkmalen bleibt Feld bis zu seinen letzten Werken treu
und
so
werden
diese
zu
charakteristischen
Erkennungsmerkmalen
des
Kompositionsstils von Jindrich Feld.
„Zeigten sich hier noch gelegentlich schon Ansätze zur Einbeziehung von
Zwölftontechnik, so wurde Felds Schaffen der 1960er Jahre vor allem dadurch
geprägt, dass er durch die gezielte Aufnahme moderner Kompositionsprinzipien wie
Dodekaphonie, serielle Techniken und Aleatorik zu einem eigenen Stil fand.“5
4
5
Jaromír Havlík, Jindrich Feld in: MGG. Personenteil 6, Kassel/Stuttgart 1999, Sp. 897.
Jaromír Havlík, Jindrich Feld in: MGG. Personenteil 6, Kassel/Stuttgart 1999, Sp. 898.
9
Bei dieser Beschreibung Havliks denkt man schnell an Werke von Stockhausen oder
Boulez. Doch Jindrich Feld vermischt in seinen Werken die traditionelle Hörerwartung
mit der Zwölftontechnik und der Aleatorik, so dass der Hörer nicht wie bei
Stockhausen oder Cage vor einer völlig neuen Art von Kompositionen steht, sondern
sich, vor allem zu unserer jetzigen Zeit, entspannt dieser Musik widmen kann.
„Noch individuellere Züge weist Felds Tonsprache seit den 1970er Jahren auf. Nicht
als radikaler, wohl aber als experimentierfreudiger Musiker schuf er Werke, die durch
klare Tektonik, Ausdrucksstärke, brillante Technik, durchdachte Anwendung neuer
kompositionstechnischer Errungenschaften, bewusste Organisation von Zeit und
Rhythmus und schöpferischen Umgang mit Klangfarben sowohl des Orchesters als
auch der einzelner Instrumente bestechen.“6
Auch in der sogenannten dritten Schaffensperiode Felds nach Havlik kann man
erkennen, dass es keine radikalen oder bedeutenden Neuerungen bei Jindrich Felds
Musik gab. Klare Rhythmen und eine brillante Technik waren schon seit den 1950er
Jahren bei Jindrich Feld ein zentrales Thema.
In allen Orchesterwerken Jindrich Felds ist auffallend, dass er sehr häufig
unterschiedliche Instrumente als Solisten ins Zentrum stell, die sich häufig
gegenseitig
ablösen
und
die
Rollen
tauschen.
Ebenso
in
seinen
kammermusikalischen Werken lässt der Komponist meist alle beteiligten Instrumente
gleichwertig auftreten.
Sein
zentrales
Merkmal,
der
pulsierende
Rhythmus
ist
sowohl
in
den
Orchesterwerken als auch in den kammermusikalischen Werken deutlich erkennbar.
Trotz den sicher prägenden Kindheitserlebnissen durch den zweiten Weltkrieg und
dem Leben im kommunistischen Heimatland klingt Felds Musik niemals tief traurig,
sondern transportiert für mich immer etwas Hoffnungsvolles bis hin zur Heiterkeit.
6
Jaromír Havlík, Jindrich Feld in: MGG. Personenteil 6, Kassel/Stuttgart 1999, Sp. 898.
10
5. Jindrich Felds Auswirkungen auf die Flötisten/innen
Die Freundschaft zwischen Jindrich Feld und Jean-Pierre Rampal, einer der
bedeutendsten Flötisten Europas des 20. Jahrhunderts, hatte nicht nur einen Einfluss
auf die Kompositionen der Flötenwerke von Jindrich Feld, sondern auch auf das
Flötenspiel in Tschechien. Bis in die 1950er Jahre orientierten sich die Flötisten/innen
am Prager Konservatorium an der Spielweise der deutschen Kollegen. Erst durch
Zusammenarbeit von Feld und Rampal kam man am Prager Konservatorium zum
ersten Mal mit dem französischen Stil und mit anderen französischen Flötisten in
Verbindung.
Das Konzert für Flöte und Orchester schrieb Feld während seines Militärdienstes,
den er zusammen mit dem Flötisten Lutubor Hlavsa leistete. Mit diesem
Flötenkonzert wurde Jindrich Feld international bekannt. Die Premiere des Konzertes
spielte allerdings nicht der Flötist Hlavsa, sondern der international bekannte Flötist
Jean-Pierre Rampal. Die Sonate für Flöte und Klavier, die Jindrich Feld für und im
Auftrag von Rampal geschrieben hatte, führte im Gegensatz dazu jedoch Hlavsa zum
ersten Mal auf.
Ein weiteres Werk das wir Flötisten und Flötistinnen der Freundschaft von Jindrich
Feld und Jean Pierre Rampal zu verdanken haben, ist die Fantasie Concertante, die
1980 für den ersten internationalen Rampal Wettbewerb komponiert wurde.
„Einige Tage vor Weihnachten 1979 rief Rampal Feld an und erzählt ihm, dass es im
Mai und Juni einen Flötenwettbewerb gibt. Dafür bräuchte er noch ein Auftragswerk
in der Länge von circa 10 Minuten für Flöte und Streicher, für die Kandidaten in der
letzten Runde. Das Werk soll außerdem besonders schwer sein und muss bis Ende
Jänner in Druck sein.“7
Auch die Tatsache, dass Feld aus dem kommunistisch regierten Tschechien leichter
ausreisen konnte und immer mit neuen Eindrücken zurückkehrte, bereicherte die
Flötisten/innen in Tschechien. Feld wollte außerdem gemeinsam mit dem
7
Vgl.: KRIECHEL-MANS Rianne in: Fluit 2 (2011), S. 17.
11
tschechischen Flötisten und Komponisten Milan Munclinger, das Niveau der
tschechischen Flötenschule verbessern und nahm sich die französische Flötenschule
als Vorbild.8
Aber nicht nur Jean-Pierre Rampal vergab an Feld Kompositionsaufträge, auch Sir
James Galway gab das Konzert für Flöte, Klavier und Orchester in Auftrag. Das
Solostück für Flöte mit dem Titel „Erinnerungen an Mozart“ wurde für András Adorjan
komponiert.
Wohl auf Grund des hohen technischen Anspruches und der flötistischen Virtuosität
stehen Werke von Jindrich Feld seit den 1980er Jahren immer wieder auf dem
Programm von internationalen Wettbewerben. Felds Werke für Flöte richten sich aus
diesen Gründen auch an fortgeschrittene Flötisten und Flötistinnen.
8
Vgl.: KRIECHEL-MANS Rianne in: Fluit 2 (2011), S. 15-17.
12
6. Werke für Flöte von Jindrich Feld
Bläserquintett Nr.1 (1949)
Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn
Concerto (1954)
Flöte, 2 Schlagwerker, Klavier, Streichorchester
Quatre Pieces (1954)
Flöte Solo
Two naughty boys (1954)
2 Flöten und Orchester – auch bekannt unter
„Werk für Orchester“
Sonate (1957)
Flöte und Klavier
Chamber Suite/Nonetto (1960)
Nonett
Duo (1962)
Flöte und Fagott oder Bassklarinette
Trio (1963)
Flöte, Violine, Cello
Caprices (1964)
Bläserquartett und Gitarre
Sonate (1965)
Flöte und Streichorchester (weitere Version der
Sonate für Flöte und Klavier aus 1957)
Three pieces (1966)
Flöte oder Oboe oder Klarinette und Klavier
Bläserquinette Nr 2 (1968)
Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn
Two Partitas (1971)
2 oder 3 Flöten oder Blockflöten
Trio (1972)
Flöte oder Violine, Cello und Klavier
Contrasts (1973)
Flöte solo
Five stylistics studies (1974)
Flöte, Harfe und Streichquintett
Petit caprice (1974)
Flöte und Klavier
Petit Divertissement (1974)
3 Flöten
Cinq Inventions (1975)
2 Flöten
Deux Dances (1975)
Flöte und Gitarre
Epigrams (1977)
Piccolo, Tuba und Harfe
Cassation (1980)
2 Piccoli, 6 Flöten und Altflöte
Fantasie concertante (1980)
Flöte, Streichorchester und Schlagwerk
Duo Concertant (1981)
2 Flöten
Sonatine (1986)
Flöte und Harfe
Trio (1987)
Flöte, Klarinette und Fagott
Trio (1989)
Flöte, Cello und Klavier
Concertino (1991)
Flöte und Klavier mit Orchester
Introduction, Toccata et Fugue
Flöte Solo
(1991)
13
Quintetto capricioso (1995)
Flöte, Violine, Viola, Cello und Harfe
Sonatine americaine (1995)
Flöte und Klavier
Divertimento (1997)
Flöte und Gitarre
Fluitarchia (2000)
Flöte und Streichquartett
Musique concertante pour
6 Piccoli, 8 Flöten, 4 Altflöten, 4 Bassflöten und 2
orchestre de flûtes (2000)
Kontrabassflöten
Erinnerungen an Mozart (2001)
Flöte Solo
Fantasia Concertante sul Tema
Ocarina oder Piccolo oder Altflöte und Klavier
della Serenata di Ricardo Drigo
(2001)
Fantaisie-Variations sur un
Flöte Solo
thème de Leonardo de Lorenzo
(2002)
Nocturne 'En mémoire de Jean-
Flöte, Violine, Viola und Cello
Pierre Rampal' (2002)
Musique concertante (2005)
Flöte, Violine, Harfe und Streichorchester
Sonate (2005)
Piccolo und Klavier9
9
Vgl.: KRIECHEL-MANS Rianne in: Fluit 2 (2011), S.18.
14
7. Trio für Flöte, Klarinette und Fagott – eine Analyse
Das Werk wurde 1987 geschrieben und entstand somit, wenn man sich an den
Schaffensperioden
von
Jaromir
Havlik
orientieren
möchte,
in
der
dritten
Schaffensperiode von Jindrich Feld. Die Stimme der Flöte kann bei diesem Werk
auch von einer Oboe übernommen werden. Es besteht aus vier Sätzen mit der
Abfolge schnell, langsam, schnell und schnell. Über die Entstehungsgeschichte
dieser Komposition ist leider nichts bekannt.
7.1.
1. Satz – Allegro Assai
Der erste Satz des Trios für Flöte, Klarinette und Fagott besteht aus 129 Takten.
Die ersten acht Takte bilden eine Einleitung, in der das Thema auf alle Instrumente
aufgeteilt, vorgestellt wird. Der erste Ton ist in allen Stimmen ein klingendes e,
anschließend variiert und experimentiert Feld mit den Intervallen der Sekund und
Septim.
In Takt 9 bis Takt 21 wird das Thema der Einleitung wieder aufgegriffen und wandert
durch jede Stimme. Nicht nur die dreitaktige Melodie besteht aus Sekunden und
Septimen sondern auch die Begleitstimmen ergeben immer eine kleine Sekunde.
Im dritten Abschnitt des ersten Satzes, Takt 22 bis 34, ändert sich in der Begleitung
die Anzahl der Töne. In diesem Teil hat die Begleitung durchgehende Achtelnoten
ohne Pausen, allerdings bleibt Feld hier weiterhin bei Sekund Intervallen. Die
Melodie besteht
aus kurzen, chromatischen Durchgangsläufen. Am Ende dieses
Abschnittes finden zum ersten Mal zwei Instrumente rhythmisch und auch
harmonisch näher zueinander. Die Flöte und die Klarinette haben in Takt 32 und 33
denselben Rhythmus und zum ersten Mal erklingen Quarten und Quinten. Einzig das
Fagott mischt mit dem klingenden Fis eine dissonante Farbe hinzu.
In Takt 34 bis 48, welcher den vierten Abschnitt darstellt erklingt eine ganz neue
Melodie die Feld wiederum durch alle Stimmen wandern lässt. Ab Takt 39 tritt in der
Begleitung etwas Neues ein, denn zum ersten Mal spielen die Begleitstimmen nicht
15
miteinander sondern versetzt mit jeweils zwei sechzehntel Noten. Würde man diese
Linie in eine Stimme setzen, würde sich Folgendes ergeben:
Erst in Takt 46 und 47 spielen alle drei Instrumente quasi fugenhaft zusammen und
landen im Takt 48 auf den zweiten Schlag auf dem gemeinsamen Ton a.
Von Takt 49 bis 60 entsteht der erste Ruhepunkt in diesem ersten Satz. Das Tempo
der Viertelnoten wird von 136 auf circa 110 reduziert und die Notenwerte werden
ausgedehnt und es erklingen die ersten Dreiklänge. Aber schon nach nur 6 Takten
soll das Tempo wieder über 4 Takte hin zum Anfangstempo des Satzes gesteigert
werden, sodass der nächste Abschnitt ab Takt 60 wieder im Tempo Primo gespielt
werden kann.
Der folgende Abschnitt von Takt 60 bis Takt 83 ist der längste in diesem Satz. Hier
wird die Musik immer dichter, da Feld die einzelnen Stimmen ab Takt 64
übereinander legt. Auch treten zum ersten Mal Wechselnoten öfters hintereinander
auf sodass die Musik einen etwas drängenderen Charakter bekommt. In diesem
Abschnitt gibt es zwei große Steigerungen mit dem ersten Höhepunkt in Takt 72 auf
der letzten Achtelnote. Ab Takt 74 beginnt der zweite große Aufbau, dieser steigert
sich zu einem Fortissimo über zwei Takte zu Takt 81 und 82. Durch den Rhythmus
der in allen Stimmen gleich ist, kommt der Höhepunkt noch deutlicher zur Geltung.
Von Takt 83 bis zum Ende wiederholen sich nun alle bisher gehörten Elemente des
Satzes, allerdings in einer verkürzten Variante, sodass es für den Zuhörer beim
erstmaligen Hören wohl nicht eindeutig erkennbar ist, dass es sich hier um eine Art
Reprise handeln könnte.
Der Schluss wurde von Feld sehr leicht und duftig gehalten und spiegelt sehr gut den
Charakter des erstens Satzes wieder, da über die ganzen 129 Takte ein Gefühl der
Leichtigkeit und Unbeschwertheit vermittelt wird, welches vom gewählten 2/4 Taktes
des Komponisten unterstützt wird. Die Dissonanten in diesem Teil vermitteln dem
16
Zuhörer durch die harmonisch weit auseinandergesetzten Akkorde ebenso kein
Unbehagen wodurch der Schluss sehr harmonisch wirkt.
7.2.
2. Satz Adagio
Mit 54 Takten ist der zweite Satz der kürzeste des gesamten Werkes. Die
Abwechslung zwischen einer Solokadenz und einem Tutti Zwischenspiel ist die
Besonderheit an dem Aufbau dieses Satzes.
Die Kadenz des Fagotts, welche in den ersten beiden Noten sehr stark an den
Beginn von Le Sacre du printemps von Igor Strawinsky erinnert, erstreckt sich über
die ersten 11Takte. Die gesamte Kadenz besteht nur aus kleinen und großen
Sekunden, bis auf eine einzige Ausnahme einer kleinen Terz in Takt 9 auf den
dritten Schlag.
Den Schluss der Kadenz ab Takt neun greift Jindrich Feld zu Beginn des Finalsatzes
wieder auf, allerdings in einem wesentlich schnelleren Tempo und mit einem anderen
Verlauf.
Im ersten Zwischenspiel von Takt 12 bis 23 hat die zuerst die Flöte die führende
Melodiestimme und übergibt diese ab Takt 19 dem Fagott. Die jeweils anderen
Stimmen spielen eine Begleitstimme die, im Vergleich zum ersten Satz, die Melodie
harmonisch einfärbt.
Die Flötenkadenz greift die Themen der Fagott-Kadenz wieder auf. Allerdings beginnt
sie mit dem Schlussmotiv der Fagott Kadenz und die Flöte beginnt wesentlich höher
und hat in diesem Motiv einen längeren Abgang. Das Fagott beginnt den ersten
anlaufenden Triller in Takt 2 von der Hauptnote, auf welcher später auch getrillert
wird und der zweite Triller in Takt 5 beginnt mit der oberen Nebennote.
In der Flötenkadenz werden die beiden Triller in der umgekehrten Reihenfolge
dargebracht. Der erste Triller in Takt 28 wird von der oberen Nebennote begonnen,
der zweite Triller in Takt 30 von der Hauptnote.
Die Tonabfolge ist gleich wie in der Kadenz des Fagotts von kleinen und großen
Sekunden geprägt. Allerdings gibt es in der Flötenkadenz zwei Ausnahmen - eine
17
kleine Terz in Takt 24 auf den zweiten Schlag und einen Oktavsprung von Takt 25
auf 26.
Im zweiten Zwischenspiel in Takt 32 bis Takt 43 ist die Klarinette die führende
Melodiestimme. Die Flöte und das Fagott spielen bis Takt 36 das Begleitmuster wie
in dem ersten Zwischenspiel. Ab Takt 37 bis Takt 40 bilden die Flöte und das Fagott
eine fortlaufende, sich zwischen diesen beiden Stimmen aufgeilte Begleitstimme in
Terz Schritten. In Takt 40 wird die Kadenz der Klarinette, welche in Takt 44 beginnt,
von allen Stimmen eingeleitet.
Der erste Takt der Klarinettenkadenz besteht aus sich abwechselnden Sekund und
Quart Schritten und es werden bis Takt 47 neue Motive vorgestellt. Die
Sekundschritte in Takt 48 und die anlaufenden Triller in Takt 50 und 52 sind schon
aus den Kadenzen der Flöte und des Fagottes bekannt. Den letzten Takt der
Klarinetten Kadenz könnte man vom Gestus her als Erinnerung an denSchluss des
ersten Satzes sehen, nur dass die Tonabfolge von oben nach unten geht und nicht
wie im ersten Satz, von unten nach oben. Mit einer Generalpause im letzten Satz soll
der Anschluss an den dritten Satz attacca erfolgen.
7.3.
3. Satz: Scherzino, Allegro Molto
Der dritte Satz des Trios steht im 12/8 Takt und beinhaltet in der Mitte einen 17taktigen Teil der im 4/4 Takt steht. Durch den verwendeten 12/8 Takt bekommt
dieser Satz einen tanzenden Charakter.
Das Fagott bildet in den ersten Takten das rhythmische Grundgerüst und gibt mit nur
drei Tönen im ersten Takt das Tempo an. Ab Takt 3 steigt die Flöte dazu und bildet
mit wenigen Tönen eine Melodie, auf welche die Klarinette und das Fagott ab Takt 6
und 7 reagieren. Bis zu Takt 19 besteht dieser Satz nur aus Sekundbeziehungsweise Septim- Schritten in allen Stimmen.
Takt 20 wirkt durch die chromatische Linie der Sechzehntelnoten drängender und
Takt 21 wird durch die Wechselnoten und auch durch die dynamische Abphrasierung
ins Pianissimo entspannt.
18
In Takt 22 erfolgt der Wechsel zum 4/4 Takt, wobei hier der Schlag der Viertelnote
dem Schlag der vorherigen punktierten Viertel gleicht. Das Tempo wird also nicht
verändert jedoch ändern sich die Notenwerte, und somit auch der Charakter für die
nächsten 9 Takte. Von Takt 22 bis 26 liegt die singende Melodie in der Flöte und wird
ab Takt 27 von der Klarinette übernommen. Mit dem Auftakt in der Flöte zu Takt 33
wechselt hier das Stück wieder zum Anfangscharakter zurück. Die Notenwerte
werden wieder kürzer und die Linien bestehen wieder zum größten Teil aus
Sekundschritten. Die letzten 4 Takte vor dem Wechsel zum anfänglichen 12/8 Takt
bereiten diesen rhythmisch vor, indem alle Stimmen von Takt 36 bis 39 Triolen zu
spielen haben.
Wie auch schon im ersten Satz lässt sich auch im dritten Satz ab Takt 40 eine
Reprise erkennen. Einzig die letzten 4 Takte dieses Satzes sind sehr stark
abgeändert, sodass ich in diesem Falle von einer Coda sprechen würde. Einen
markanten Unterschied zwischen Exposition und Reprise bildet die Melodieführung
der Klarinette mit der Flöte als Begleitstimme. Das Fagott hat im Unterschied zur
Exposition von Takt 49 bis 54 Pause.
Zentrale Punkte in diesem Satz werden vom Rhythmus und der Dynamik gebildet.
Feld schreibt manchmal sehr rasche dynamische Wechsel, oftmals innerhalb eines
Schlages von Forte zu Piano mit einem Diminuendo. Den umgekehrten Weg, von
Piano ins Forte innerhalb eines Schlages mit Crescendo geht Feld in diesem Satz
nur an drei Stellen. Zwei Mal in der Flöte (Takt 6 und 45) und einmal in der Klarinette
(Takt 54). Ansonsten ist der Anstieg der Dynamik entweder über mehrere Takte
aufgebaut oder er geschieht subito.
7.4.
4. Satz: Finale, Allegro Vivo
Mit 192 Takten ist das Finale der längste Satz in diesem Werk. Über die ersten vier
Takte erstreckt sich eine aufsteigende Melodie die in allen Stimmen unisono erklingt
und mit Ausnahme von zwei Intervallen, nur aus Sekundschritten besteht.
Anschließend erfolgt wieder dasselbe Prinzip wie in den schnellen Sätzen zuvor. In
einer Stimme liegt die Melodie und die beiden anderen Stimmen begleiten. In den
19
Takten 5 bis 12 wechseln sich Fagott und Klarinette mit der fortlaufenden Begleitung
auf jeden Viertelschlag ab und die Flöte spielt darüber die Melodie. Auch hier bleibt
Feld sich seinen bisher am häufigsten verwendeten Intervalleschritten – der Sekund
und Septim – treu. Von Takt 12 bis 20 übernimmt das Fagott die Melodie und die
Begleitung liegt nun in der Flöte und der Klarinette. Ab Takt 20 lässt Feld alle drei
Stimmen dieselbe Melodie, zeitlich versetzt spielen. Erst in Takt 31 kommen alle
Stimmen zusammen und spielen über fünf Takte denselben Rhythmus.
Betrachtet man die ersten fünf Takte des Satzes als Einleitung, so bildet Takt 31 den
ersten gemeinsamen Höhepunkt.
Ein neuer Abschnitt beginnt in Takt 36. Alle drei Stimmen spielen wieder versetzt
dieselbe Melodie welche nun durch das Legato gesanglicher als die Melodie zuvor
wirkt. Ab Takt 45 stehen staccato Achtelnoten den legato Sechzehntelnoten
gegenüber. Hier beginnt auch ein Aufbau zu einem Fortissimo in Takt 54. In diesem
neuntaktigem Aufbau wechseln sich Flöte und Klarinette mit den Begleitfiguren ab.
Das Fagott spielt die Melodie die allerdings auf Grund der Lage und auf Grund der in
die Höhe gehenden Begleitstimmen, eher in den Hintergrund gedrängt wird. Durch
diesen Anstieg von Takt 45 bis 54, erwartet man sich einen gemeinsamen
Höhepunkt ab Takt 55. Dieser bleibt allerdings aus, da die beiden Begleitstimmen
und die Melodiestimme versetzt ihren Höhepunkt erreichen.
In Takt 56 auf den zweiten Schlag beginnt der nächste Abschnitt mit einem subito
pianissimo in der Klarinette und dem Fagott, welche die Begleitung für die Melodie in
der Flöte bilden. Nach 10 Takten liegt die Melodie wieder im Fagott und die beiden
anderen Stimmen begleiten in gewohnter Weise.
Ab Takt 74 wendet Jindrich Feld zum ersten Mal in diesem Werk moderne
Spieltechniken an und lässt alle drei Instrumente zuerst einen Ton mit
Klappengeräusch und am Ende nur mehr Klappengeräusch spielen. Durch diese
Spieltechnik und die Unterstützung des Diminuendos und der Spielanweisung
calmando
beruhigt sich der Satz hin zu Takt 82, in dem nun ein ganz neuer
Abschnitt in einem fast halb so schnellen Tempo wie zuvor beginnt.
Bis Takt 94 lässt Feld alle Stimmen einmal das neue viertaktige Thema aufgreifen.
Die Begleitstimmen spielen in Terzen zueinander, sodass sich ein harmonischer
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Bläsersatz ergibt. Das Fagott spielt in diesem Abschnitt allerdings die Melodie,
anders als Klarinette und Flöte, abwärts.
Nach diesem Teil beginnt in Takt 94 Abschnitt mit einer motivisch, in Form einer
Fuge aufgebauten Themenführung.
Ab Takt 103 erklingen Akkordketten in halben Noten und bilden einen neuen
Abschnitt in diesem Satz. Die Abfolge eines D-Dur Akkordes, E-Dur Akkordes,
verminderten g-Moll Akkord und Terzquartakkord über F mit fehlender Terz, erweckt
den Anschein eines Ruhepunktes. Allerdings wird diese harmonische Linie rasch von
Sechzehntelnoten unterbrochen. Nach der Generalpause in Takt 110 erfolgt erneut
ein harmonischer Anlauf, der mit einem G-Dur Akkord beginnt, in einen A-Dur Akkord
übergeht. Anschließend erklingt ein verminderter c-Moll Akkord, darauf folgt der
Terzquartakkord über b, allerdings wieder mit der fehlenden Terz des grundständigen
Akkordes. Dieser Akkord wird zweimal mit wechselnder Stimmführung wiederholt.
Mit Takt 116 beginnt die Reprise des Satzes und wie auch schon im ersten Satz lässt
Jindrich Feld die Themen in der umgekehrten Reihenfolge und in leicht abgeänderter
n Form erklingen.
Von Takt 164 bis 167 verwendet Jindrich Feld zum ersten Mal in diesem Werk eine
neue Notationsweise. Der Komponist gibt mit dieser graphischen Notation nur die
ungefähre Tonhöhe und den ungefähren Verlauf der Töne an. Die gespielten Töne
können vom Musiker individuell festgelegt werden. Die Bezeichnung ad libitum am
letzten Triller dieses Abschnittes kann unterschiedlich verstanden werden. Ich
beziehe das ad libitum auf die Länge des Trillers.
Nach diesem frei gestalteten Abschnitt folgt nun ein letzter Aufbau beginnend mit
einem Triller in der Flöte in welchen alle Stimmen nacheinander einsteigen. Es
erklingt noch einmal das Anfangsthema des Satzes und man könnte meinen, dass
dieser Satz mit dem Fortissimo Höhepunkt in Takt 177 endet, doch Feld entscheidet
sich für einen ruhigen Schluss der sich über die letzten 15 Takte erstreckt. Diese
Schlusscoda beginnt mit einem kleinen „Seufzer-Motiv“ im Piano in der Flöte und
wandert durch alle Stimmen. In Takt 185 beginnt das Fagott mit einem liegenden E
auf welches sich durch die Flöte und die Klarinette ein E-Dur Akkord aufbaut. In Takt
186 wechselt das Fagott auf ein H und einen Takt später steigen die Flöte und die
Klarinette mit den Tönen Cis und E ein, sodass ein E-moll Septakkord ohne Quint
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erklingt. Anschließend wechselt das Fagott in Takt 188 wieder auf ein E und legt das
Fundament für einen E-Dur Dreiklang, in dem das Trio für Flöte, Klarinette und
Fagott im Piano verklingt.
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8. Zusammenfassung
Nach dieser intensiven, analytischen Auseinandersetzung mit dem Trio für Flöte,
Klarinette und Fagott von Jindrich Feld erweckt es für mich den Anschein, dass der
Komponist eine starke Vorliebe zu den Intervallen Sekund und Septim entwickelt hat.
Erstaunlicherweise klingt dieses Werk trotz der vielen Dissonanten sehr tonal und
trotz des wenigen Notenmaterials sehr lebendig.
Technisch gesehen ist dieses Stück für die einzelnen Instrumentalisten nicht
besonders anspruchsvoll, allerdings haben sich in der Probenarbeit immer wieder die
Schwierigkeiten besonders im Zusammenspiel und im Empfinden des gemeinsamen
Pulses gezeigt. Auf Grund des wenigen Notenmaterials und der relativ kurzen
thematischen Phrasen ist das Spannen des musikalischen Bogens ebenfalls eine
Herausforderung an die Musiker.
Meiner Ansicht nach haben der erste und vierte Satz dieses Trios den stärksten
Charakter und die höchste Aussagekraft. Der zweite Satz bietet den Musikern durch
die solistischen Kadenzen Platz für persönliche und musikalische Freiheiten, der
dritte Satz führt zu einer kurzen Entspannung und Auflockerung vor dem Finalsatz.
Die zahlreichen Dialoge zwischen den einzelnen Musikern/innen und die
Gleichbehandlung
aller
Instrumente
machen
das
Werk
zu
einem
sehr
kammermusikalisch anspruchsvollen Stück, dass meiner Meinung nach durchaus
öfters gespielt werden sollte.
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9. Literaturverzeichnis
HAVLÍK Jaromír, Jindrich Feld in: MGG. Personenteil Band 6, Kassel/Stuttgart 1999,
Sp, 896-898.
KRIECHEL-MANS Rianne in: Fluit 2 (2011), S. 15-18.
WEGER Tobias, Kleine Geschichte Prag, Regensburg, 2001.
10. Notenverzeichnis
FELD Jindrich: Trio per Oboe (o Flauto), Clarinetto e Fagotto; Partitur; Schott Music
Panton; Prag; 2007.
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