Kulturbühne Donnerstag, 2. Juli 2009 Nummer 150 - Seite Drei Sterne leuchten am Klassik-Himmel Christuskirchen-Konzert: »Trio con spirito« spielt Musik von Händel, Haydn, Mendelssohn-Bartholdy Bad Nauheim-Nieder-Mörlen. In der evangelischen Christuskirche Nieder-Mörlen musizierte das »Trio con spirito« mit Adolf Rückert (Orgel und Klavier), Brigitte Scholz (Flöte) und Christian Scholz (Fagott). Sie gaben der Namensgebung ihres Ensembles alle Ehre, spielten »geistvoll« und boten den drei Sternen am Klassik-Himmel, dem Barockmeister Georg Friedrich Händel (1685 bis 1759), dem Klassiker Joseph Haydn (1732 bis 1809) und dem Romantiker Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 bis 1847) in ihrem Jubiläumsjahr alle Reverenz. Denn Händel starb vor 250 Jahren, Haydn vor 200 Jahren und Mendelssohn-Bartholdy wurde vor 200 Jahren geboren. Alle drei Musiker hatten trotz der verschiedenen Stilrichtungen eines gemeinsam: eine enge Verbindung zu England, wenn sie dieses auch sehr unterschiedlich erlebten. Pfarrer Wilhelm Pieper moderierte umfänglich, aber amüsant, über die Vitae der Komponisten und vermittelte damit auf anekdotische Weise Charaktereigenschaften der Tonkünstler und erleichterte so den anwesenden Zuhörern einen personalen Bezug. Die Christuskirche bot in ihrer Größe, mit ihrer Orgel, dem Ensemble und auch durch die Anzahl der Zuhörerinnen und Zuhörer einen wahrhaft kammermusikalischen Rahmen. Dies zeigte sich sofort in dem Trio F-Dur für Flöte, Fagott und Klavier von Händel, das in sei- Zu Gast in der Christuskirche: Das »Trio con spirito«. nen vier Sätzen die typische Form der Kirchensonate aufwies: langsam – schnell – langsam – schnell. Hier konnte das Trio seine Homogenität aufspielen, die bedeutsame Dichte und Gesanglichkeit der langsamen Sätze und die Quickgeläufigkeit der schnellen, die durch Artikulation und Phrasierung das geforderte Profil einbrachten. Das Orgelkonzert B-Dur desselben Meisters gab einen Eindruck von der Improvisationsgabe Händels, Wetterauer Schultheatertage: Auswahlverfahren ist am Laufen Friedberg. Wer nimmt an den Wetterauer Schultheatertagen am 21. und 22. November teil? Diese Frage müssen die Verantwortlichen vom Theater Alte Feuerwache (TAF), der Sparkasse Oberhessen, dem Wetteraukreis und der Stadt Bad Nauheim nun beantworten. Seit einiger Zeit ist die Bewerbungsphase beendet. »Es sieht vielversprechend aus, ich denke, die Besucher und die Veranstalter können sich gleichermaßen auf interessante Theaterprojekte freuen.« Mehr verrät Alexander Wicker vom TAF vorerst aber noch nicht. Zuerst müssen sich die vier Kooperationspartner zusammensetzen und anhand der Bewerbungen entscheiden, welche SchulTheatergruppen mit den Wetterauer Schultheatertagen eine besondere Bühne bekommen. »Wir sind gespannt, was uns an schauspielerischem Können und spannenden Inszenierungen erwartet«, erklären Bernd Kunzelmann, Pressesprecher der Sparkasse Oberhessen, und Dr. Jörg Lindenthal vom Wetteraukreis unisono. Die bisherigen Festivals legen jedenfalls die Messlatte hoch, was die Resonanz des Publikums angeht, genauso wie die Leistungen und das Talent der jungen Darstellerinnen und Darsteller. Wer sich noch einmal die Bilder der vergangenen Festivals anschauen möchte, kann dies unter www.schultheatertage.de tun. Hier werden auch sukzessive aktuelle Infos zu den Schultheatertagen online gestellt. Heute: Unterstufenkonzert der St.-Lioba-Schule Bad Nauheim (hau). Zum Sommerkonzert der Unterstufe lädt die St.-Lioba-Schule ein für den heutigen Donnerstag, 2. Juli. Beginn ist um 19 Uhr in der Aula der Schule am Eleonorenring. Farbenprächtiges Kernstück des Abends unter der Leitung von Musikpädagogin Ilse Etzel ist das Musical »Joseph« von Andreas Mücksch, das vom Chor der Klassen 5 und 6 aufgeführt und instrumental begleitet wird von Jonas Rapp (EBass), Patrick Janetzko (Schlagzeug) und Karlheinz Böhm (Klavier). Zuvor unternimmt die Streicher-AG eine kleine musikalische Weltreise durch die Niederlande, Irland, Serbien, Spanien und Afrika, derweil das Unterstufenorchester und die Bläsergruppe u. a. Renaissance-Tänze, Auszüge aus Händels »Wassermusik« und einer »Irischen Suite« spielen. der als Zwischenmusik bei seinen Oratorien die heiß begehrten Improvisationen auf einer kleinen Orgel spielte. Die schnellen, etwas virtuosen Sätze gestaltete Adolf Rückert gewandt. Das Larghetto hätte durch Verzicht auf die etwas schrill intonierten Register, auch wenn der Wechsel der Klangfarben beibehalten worden wäre, an Schönheit gewonnen. Der nächste geehrte Komponist war Joseph Haydn mit seinem Trio G-Dur für Klavier, Flöte Solo für Trio Niddatal-Bönstadt (prs). Drei Solistinnen konzertieren in wechselnder Besetzung am Samstag, dem 4. Juli, um 19.30 Uhr in der evangelischen Kirche im Rahmen der Bönstädter Konzerte. Karin Hendel und Maja Schwamm sind Mitglieder des HR-Sinfonieorchesters Frankfurt. Ewa Warykiewicz hat einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Johannes Brahms’ dritte Violinsonate beginnt mit einem weit gespannten Hauptthema und zeigt den großen melodischen Atem Brahms’. Die kontrapunktische Arbeit erscheint sehr dicht, was auf seine Auseinandersetzung mit der Musik Bachs zurückzuführen ist. Frédérik Chopin schrieb drei seiner insgesamt vier Kammermusikwerke für Cello und Klavier. Die viersätzige Sonate op. 65 vollendete Chopin 1846, drei Jahre vor seinem Tod. In diesem Werk verbindet er alle Reize seines ornamentreichen Klaviersatzes mit einem erstaunlichen Sinn für die Eigengesetzlichkeit des Violoncellos. Der Pianist und Komponist Arno Babadjanian begann seine musikalischen Studien in seiner Heimat Armenien und setzte sie später in Moskau fort. Babadjanian knüpfte in seinen Werken zunächst an die Traditionen der Musik der 20er Jahre mit romantischen und konstruktiven Elementen an. Später sind auch Einflüsse der Chromatik Prokofieffs, der Rhythmik Bartóks und der Zwölftontechnik Schönbergs spürbar. Sein Oeuvre umfasst zahlreiche Klavierkompositionen, Werke für Orchester, Film- und Kammermusik, aber auch populäre Songs und Balladen. Die Klavierwerke sind durch einen virtuosen Stil und starke Expressivität gekennzeichnet. Mit dem in der Bönstädter Kirche aufgeführten Klaviertrio, das in einer politisch schwierigen Zeit entstand, gelang es Babdjanian seine Zuhörer zu begeistern: Die Uraufführung durch das Oistrach-Trio, dem das Werk gewidmet ist, hatte einen überwältigenden Erfolg. Karten für das Kammerkonzert sind an der Abendkasse zu bekommen. »Der Herzschlag der Wirklichkeit« Münchner Autor Hans Krieger liest in der Stadtbücherei aus seinen Gedichtbänden Bad Nauheim (lep). Eine Dame aus der Wetterau sieht fern; sie hat das Bayerische Fernsehen eingeschaltet. Im Laufe der Sendung beschreibt ein Herr seinen früheren Lehrer, und die Dame stellt fest, dass der Herr, dessen Name ihr gleich vertraut war, ihr ehemaliger Mitschüler aus Frankfurt ist. Er lebt jetzt in München. Erkannt hat sie ihn nicht, denn seit der Schulzeit sind Jahrzehnte vergangen. Die beiden Schulfreunde kommen wieder in Kontakt; die Dame liest die Bücher des Herrn – Lyrikbände sind darunter –, und sie erlebt seine Lesungen. Eine Bad Nauheimer Buchhändlerin, welche die Dame zurate zieht, schlägt die Stadtbücherei als Veranstaltungsort für eine solche Lesung vor. Die Leiterin der Bücherei geht das »Risiko« einer Lyriklesung ein. Die Lesung findet vor ausverkauftem Haus statt, und die Zuhörerinnen und Zuhörer erleben einen sehr interessanten Abend. Kürzlich las Hans Krieger in der Stadtbücherei aus seinen Lyrikbänden. Bienen, Grillen, ein Zebra, ein Eisbär, ein Kakadu, ein Ibis, ein Murmeltier und der an Rainer Maria Rilkes berühmtes Gedicht erinnernde Panther werden in »Das Asphalt-Zebra« nachdenklich oder mit witzigen Wortspielen, originellen Sprachbildern beschrieben. Wie in der Fabel zeigen einige Tiere in den Gedichten menschliche Verhaltensweisen. Eines ist dem mythischen Wesen Sphinx gewidmet. »Wer stets sich anpasst, bringt es weit«: Gesellschaftskritik klingt an, wenn das sich ständig verändernde Chamäleon erscheint. Der Storch gründet mit dem vertrauensseligen Frosch einen Trust, denn »der Verbund macht effizient«. Der Storch »hatte Profit und nahm ihn mit«. Der Ute Hoffmann von der Stadtbücherei überreicht Hans Krieger ein Geschenk. (Foto: lep) Frosch muss den Ausflug in die Welt der Hochfinanz mit seinem Leben bezahlen. Er wird vom Storch gefressen, obwohl er das scheinbar unersetzliche Kapital des Trusts darstellt. Der Storch wiederholt das Spiel im nächsten Teich. – In den Tagen der Finanzkrise hören sich diese Zeilen an wie ein Kommentar zu den täglichen Nachrichten; das Gedicht entstand jedoch bereits im Jahr 2006. Ein politisches Thema behandelt auch ein Wer die Musik sich erkiest… Am 4. Juli Konzert der Friedberger und Oberhessischen Kantorei Friedberg/Laubach (pm). Jeder hat sie schon einmal gesungen, in der Schule vielleicht oder in einem Gesangverein. Doch liegt es nicht Jahre, gar Jahrzehnte zurück, dass jemand ein Volkslied gehört hat, noch dazu von einem ambitionierten großen Chor wie der Friedberger und Oberhessischen Kantorei in der Metropole der Wetterau? Dekanatskirchenmusiker Ulrich Seeger und sein 40-köpfiger gemischter Chor sind von dem herrlichen Sommer dieser Tage beflügelt und lassen nach einer intensiven Probenzeit dieser Tage in der Burgkirche und beim Drehorgelfestival in Laubach 16 Lieder wie »Grüß Gott, du schöner Maien«, »Ännchen von Tharau«, »Zu Regensburg auf der Kirchturmspitz« oder »Die Blümelein sie schlafen« wieder auferstehen. Die Chorbearbeitungen hat der Kantor aus dem jüngst erschienenen Chorbuch »Lore-Ley« ausgewählt. Und dann hat er sich das Mörike-Chorliederbuch von Hugo Distler (1908 bis 1942) vorgenommen. Der evangelische Kirchenmusiker, der als Erneuerer der evangelischen Kirchenmusik zwischen den Weltkriegen gilt, hat in seinem »Opus 19« Chorsätze zu Gedichten des Ulrich Seeger und seine Kantorei. schwäbischen Romantikers Eduard Mörike (1804 bis 1875) veröffentlicht. Daraus hat Seeger sieben, teils hochdramatische Werke in den wohlgesetzten Versen Mörikes ausgewählt wie die Geschichte vom König Milesint, »der meuchelte sein Bruders Kind« (»Die traurige Krönung«), oder das Eifersuchtsdrama zweier Schwestern bei Robins Hochzeit mit einer anderen (»Die Tochter der Heide«) oder das besinnliche »Um Mitternacht«. Der Frauenchor bringt unter anderem das (Foto: pv) allbekannte »Frühling lässt sein blaues Band« und die Geschichte vom »verlorenen Mädchen« zu Gehör. Das Konzert »Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen« der Friedberger und Oberhessischen Kantorei unter Ulrich Seeger findet am Samstag, dem 4. Juli, um 20 Uhr in der Burgkirche statt. Die Karten sind an der Abendkasse erhältlich. Am Sonntag, 5. Juli, um 19 Uhr wird das Konzert in der katholischen Kirche Laubach wiederholt. Gedicht aus dem Zyklus »Bibelblätter«: »Jakobs Traum« nimmt Stellung im israelisch-palästinensischen Konflikt. Ein Gedichtzyklus im Band »Nachtflügel« beschäftigt sich mit Farben. Rosa steht für eine sehr schöne Abendstimmung »… auf Rosen wartet die Schwärze | sie sind ihr schimmernder Rand | ihr Vorschein zart und vergeblich…«.Weiß spielt mit dem Eigenschaftswort und den Formen von »wissen«. Das ebenfalls zum Farbenkreis gehörende Schwarz beeindruckt und regt die Fantasie an: »… alle Finsternis hinter der Farbe | ist so schwarz nicht wie das Schwarz das wir sehen | wenn wir schwarz sagen…«. Die Wahl des richtigen Wortes und die Schwierigkeit es zu finden, ist Gegenstand des Gedichts »Entfremdung« aus dem Band »Liedschattig« (2004). Im selben Buch findet sich die von Angst und Düsternis bestimmte »Nachtfuge«. Reime seien eher dem humoristischen Teil seiner Lyrik vorbehalten, sagte Hans Krieger. Der 1933 in Frankfurt am Main geborene Dichter studierte Germanistik und Romanistik. Er arbeitete als Journalist für Zeitungen und Rundfunkanstalten. Theaterkritik lehrte er an der Universität. 2005 erschien seine Neuübertragung der Gedichte Paul Verlaines ins Deutsche. Die politischen Fragen, die die Gedichte Hans Kriegers stellen, sorgten für eine rege Diskussion nach der mit viel Beifall bedachten Lesung. Marlen Bauss und Ute Hoffmann vom Büchereiteam dankten Hans Krieger ebenfalls. Die begeisterten Zuhörer nutzten die Gelegenheit, ein Buch des Lyrikers signieren zu lassen und suchten nach dem Ende der Veranstaltung das Gespräch mit ihm. Sommer-Ausstellung: Junge Kunst im Dolce Bad Nauheim. Das Hotel Dolce präsentiert vom 4. Juli bis 31. August Erstlingswerke der jungen Malerin Maria Neugebauer im Foyer des Jugendstil-Theaters. Unter dem Titel »Probestück« stellt die 24-jährige Medizinstudentin aus Bad Nauheim erstmals öffentlich 33 Gemälde vor. Malen ist für sie mentaler Ausgleich zu ihrer beruflichen Profession: »Kunst bedeutet für mich besondere Freiheiten ausleben zu können. Freiheiten für Verstand und Geist, die im alltäglichen Lauf der Dinge unentdeckt bleiben«, sagt Neugebauer. »Im Gegensatz zur Wissenschaft fehlen klare Linien und genaue Vorschriften. Erst im Geschehen selber lässt sich die Kunst erahnen.« Dem Betrachter bietet sie mit ihren Probestücken zwei unterschiedliche Zugänge zu ihrer Kunst: Mit »modernen Interpretationen« von Form und Farbe lässt sie im ersten Teil der Ausstellung Freiraum, um individuelle Emotionen und Gedankengänge auszuleben. Im zweiten Teil, den sie mit »Konterfei« überschreibt, sind Werke zusammengefasst, die vor literarischem Hintergrund entstanden sind, damit aber nur wenig gemein haben. Bilder von Kurt Schönewolf Friedberg. Bilder in Öl, Acryl, Bleistift und Aquarell präsentiert der Friedberger Maler Kurt Schönewolf im Rahmen einer Ausstellung, die am 3. Juli um 17 Uhr in der Schirngase 4 in Friedberg eröffnet wird. Themen seiner Arbeiten sind entliehen der griechischen Mythologie, des Fauststoffes, behandeln Friedberg, Frankfurt und Paris. Die Bilder sind bis zum 15. August zu sehen. WZ vom 2.7.2009, Seite 38 Schülerinnen und Schüler der Ernst-Ludwig-Schule präsentieren 2008 das Stück »Der Geizige«. (Foto: pv) (Foto: pv) und Fagott Hob XV/25, auch das »Trio all’ Ongarese« genannt wegen des feurig-zigeunerischen dritten Satzes berühmt. Auch der erste Satz Andante mit den reizvolle Variationen zeigt Haydns reife Kunst, ebenso das »Poco Adagio« mit der liedhaften Melodik. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war die »Flötenuhr«, eine Spieluhr mit Orgelpfeifen (Flötenstimmen) ein besonders beliebtes, mechanisches Musikinstrument, was Kompositionen von C. Ph. E. Bach, W. A. Mozart und L. van Beethoven zeigen, die nun reizvoll als »Vier Stücke für die Flötenuhr« auf der Orgel erklangen. Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 bis 1847) besuchte in seinem kurzen Leben zehnmal England und feierte dort wegen seines virtuosen Stils und seiner Improvisationskunst Triumphe bis in die höchsten Kreise. Das veranschaulichten die zwei Sätze aus der Orgelsonate Nr. 1, von Adolf Rückert gekonnt interpretiert. Das Konzertstück Nr. 2 d-Moll für Flöte, Fagott und Klavier von Mendelssohn beschloss mit den Sätzen »Presto – Andante – Allegretto« das kammermusikalische Konzert, das die Zuhörer von Herzen erfreute. Robert Schumann meinte: »Mendelssohn ist der Mozart des 19. Jahrhunderts, der hellste Musiker, der die Widersprüche der Zeit am klarsten durchschaute und zuerst versöhnte.« Dankbarer Beifall belohnte die Musikanten und Pfarrer Pieper für ihre Darbietungen. Josef Flörsch 38