18 . hambach er fest 2014

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18. HAMBACHERMusik FEST
2014
18. HAMBACHERMusik FEST
18. bis 22. Juni 2014
Neustadt an der Weinstraße
Hambacher Schloss
Weingut Georg Naegele
Weingut Müller-Kern
Pfarrkirche St. Jakobus
Mandelring Quartett
Jörg Brückner, Horn
Nick Deutsch, Oboe
Amy Dickson, Saxophon
Jon Diven, Kontrabass
Frank Forst, Fagott
Wally Hase, Flöte
Thorsten Johanns, Klarinette
Paul Rivinius, Klavier
Rautio Piano Trio
Künstlerische Leitung:
Mandelring Quartett
Mittwoch, 18. Juni 2014, 20.00 Uhr
Hambacher Schloss
19.30 Uhr Sektempfang
Eröffnungskonzert
Béla Bartók (1881-1945)
Thorsten Johanns, Klarinette
Sebastian Schmidt, Violine
Paul Rivinius, Klavier
„Kontraste“
Verbunkos: Moderato ben ritmico
Pihenö: Lento
Sebes: Allegro vivace
Igor Strawinskij (1882-1971)
„Sacre du printemps“
(bearbeitet für Bläserquintett von Michael Byerly)
Erster Teil: Die Anbetung der Erde
Introduktion – Verheißung des Frühlings: Tanz der
Jünglinge – Das Spiel der Entführung – Frühlingsrondo –
Wettspiele der Stämme – Auftritt der Weisen –
Anbetung der Erde – Tanz der Erde
Wally Hase, Flöte
Nick Deutsch, Oboe
Thorsten Johanns, Klarinette
Jörg Brückner, Horn
Frank Forst, Fagott
Zweiter Teil: Das Opfer
Introduktion – Geheimnisvolle Kreise der Mädchen –
Verherrlichung der Auserwählten – Anrufung der
Ahnen – Weihevolle Ahnenfeier – Heiliger Tanz
PAUSE
Johannes Brahms (1833-1897)
Paul Rivinius, Klavier
Klavierquintett f-Moll op. 34
Mandelring Quartett
Sebastian Schmidt, Violine
Nanette Schmidt, Violine
Roland Glassl, Viola
Bernhard Schmidt, Violoncello
Allegro non troppo
Andante, un poco adagio
Scherzo: Allegro
Finale: Poco sostenuto – Allegro non troppo –
Presto non troppo
Konzert-Patenschaft:
Familie Josef Pfister
Wir danken dem Weingut Bergdolt
für die Künstlerpräsente
Als kleiner Junge konnte Béla Bartók stundenlang in den Hügeln, die seine Heimatstadt Nagyszentmiklós im heutigen Rumänien umgeben, im Gras liegen und dem
geschäftigen Gekrabbel der Käfer und Ameisen zusehen; in seiner Jugend sammelte und
klassifizierte er mit wissenschaftlichem Eifer
Insekten. Beides, die Liebe zur Natur und
die Sammelleidenschaft, ist ihm geblieben.
Letztere bezog sich später aber auf ein völlig anderes Gebiet: die Volksmusik. Zusammen mit seinem Freund Zoltán Kodály reiste
er ab 1905 in abgelegene Dörfer, um die traditionelle Musik zu erforschen. In fast allen
späteren Kompositionen Bartóks hat diese
Musik mit ihren archaischen Tonarten und
ihren komplexen Rhythmen Spuren hinterlassen. Das Trio „Kontraste“ bezieht ungarische und rumänische Tänze ein. Es war
ein Auftragswerk des Geigers Josef Szigeti
und des Klarinettisten Benny Goodman; sie
wünschten sich eine Komposition möglichst
aus zwei selbständigen (und eventuell auch
einzeln spielbaren) Teilen, in der eine brillante Klarinetten- und auch eine Violinkadenz
vorkommen sollten. Bartók erfüllte ihnen
diesen Wunsch mit zwei sehr wirkungsvollen Ecksätzen, fügte aber noch einen langsamen Mittelsatz ein. Diese Fassung führte
der Komponist selbst im April 1940 in New
York mit den beiden Kollegen erstmals auf,
kurz nachdem er aus dem faschistischen Europa in die USA geflohen war. Der erste Satz
beruht auf dem „Verbunkos“, einem Tanz,
der im 18. Jahrhundert zur Anwerbung von
Soldaten gespielt wurde. Die einzelnen Stimmen sind sehr selbständig und ausgesprochen effektvoll geführt; seinen Höhepunkt
erreicht der Satz in der Klarinetten-Kadenz.
Dialogisch verschränkt sind Klarinetten- und
Violinstimme im mit „Pihenö“ („Entspannung“) überschriebenen langsamen Satz,
der lediglich im Mittelteil durch Triller und
Tremoli in schillernde Bewegung gerät.
Umso lebhafter wirkt das Finale, „Sebes“,
ein schneller Tanz, der mit den leeren Saiten
der auf gis - d - a - es umgestimmten Violine beginnt (später tauscht der Geiger das
Instrument gegen eines in normaler Stimmung aus). Eingeflochten in den Satz mit der
Violin-Kadenz sind Anklänge an den Jazz, die
eigentliche Domäne des Klarinettisten Benny
Goodman – anspruchsvolle, aber sehr eingängige Kunstmusik.
Auf traditionelle, in diesem Fall russische
Lieder griff auch Igor Strawinskij in jenem
Werk zurück, das zu einem der berühmtesten und folgenreichsten des 20. Jahrhunderts werden sollte. Als ich in St. Petersburg
die letzten Seiten des „Feuervogels“ niederschrieb, überkam mich eines Tages […] die
Vision einer großen heidnischen Feier: Alte
weise Männer sitzen im Kreis und schauen
dem Todestanz eines jungen Mädchens zu,
das geopfert werden soll, um den Gott des
Frühlings günstig zu stimmen. Das war das
Thema von „Le sacre du printemps“. Als
Librettisten gewann Strawinskij den befreundeten Nicholas Roerich, Maler, Hobby-Archäologe, Lebensphilosoph und Experte für
frühe russische Geschichte. Roerich entwarf
später auch die Ausstattung für die Aufführung der Ballets Russes, die am 29. Mai
1913 zu einem spektakulären Bühnenskandal geriet. Was die juwelenbehängten, mit
Straußenfedern geschmückten Damen und
die in edles Tuch gewandeten Herren im
Pariser Théâtre des Champs-Elysées außer
Fassung brachte und zu Handgemengen,
Duellforderungen, gar dem Einschreiten der
Polizei geführt haben soll, war indessen nicht
so sehr die Musik als vielmehr die Choreographie: Sie zeigte keinen Spitzentanz, sondern archaisierende Bewegungen in bäuerlich-folkloristischen Kostümen. Zwar hatte
der Dirigent Pierre Monteux schon einen
Skandal vorhergesehen, als Strawinskij ihm
das Werk auf dem Klavier vorspielte, wobei
er in die Tasten hämmerte und manchmal
mit seinen Füßen stampfte und auf und nie-
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der sprang; aber die Musik setzte sich rasch
durch, trotz – oder wegen – ihrer Wucht
und Wildheit, trotz komplexester Rhythmik
und Metrik, trotz ungewohnter Klänge wie
dem geheimnisvoll-grotesken Fagott-Solo zu
Beginn. Und sie wirkt selbst in reduzierten
Fassungen, wie der Version für Klavier-Duo
vom Komponisten selbst oder der Bearbeitung für Bläserquintett von Michael Byerly,
der das Werk um knapp ein Drittel kürzt,
dem es aber gelingt, den Farbreichtum der
Partitur zu bewahren.
Unterschiedliche Fassungen – das ist im
Werk von Johannes Brahms ein Leitmotiv; immer wieder hat der Komponist verworfen, umgearbeitet, neu begonnen. Das
Klavierquintett f-Moll op. 34 ist dafür ein
Musterbeispiel: Ursprünglich hatte Brahms
es als Streichquintett konzipiert. Von dem
befreundeten Geiger Joseph Joachim darauf hingewiesen, dass die Instrumentation
für die mächtigen rhythmischen Rückungen
nicht energisch genug klinge, arbeitete er es
zu einer Sonate für zwei Klaviere um. Wundervoll – großartig; aber: es ist keine Sonate,
sondern ein Werk, dessen Gedanken Du wie
aus einem Füllhorn über das ganze Orchester ausstreuen könntest – müßtest! befand
Clara Schumann, woraufhin Brahms erneut
zur Feder griff. Und die endgültige Fassung
scheint tatsächlich die einzige zu sein, die
diesem Werk gerecht wird. Die Arbeit daran
fällt in eine entscheidende Zeit: Im September 1862 reiste Brahms zum ersten Mal in
seine künftige Wahlheimat Wien; ein jugendlich wirkender 29-Jähriger auf dem besten
Wege, die Musikwelt zu erobern. In der
Donau-Metropole fand er rasch Anschluss
an Musikerkreise, und in einem Brief an Julius Otto Grimm berichtet er beglückt: Ich
wohne hier, zehn Schritte vom Prater, und
kann meinen Wein trinken, wo ihn Beethoven getrunken hat. Auch in dem Quintett
hat Beethoven seine Spuren hinterlassen:
Der Musikpublizist Misha Donat weist auf die
Ähnlichkeit mit dessen „Appassionata“ hin,
nicht nur wegen der düsteren Tonart f-Moll,
sondern auch in der Gestaltung des Kopfsatzes mit seinem Sechtzehntel-Ausbruch nach
dem oktavierten Hauptthema. Der langsame
Satz in As-Dur erinnert in seiner gemütvollen Atmosphäre an einen Schubert-Ländler.
Ungewöhnlich gewichtig erscheint dagegen
das energische c-Moll-Scherzo, das nach
dem fast gespenstischen Anfang mit einem
majestätischen Thema den sinfonischen
Anspruch des Kopfsatzes aufgreift. Das Finale beginnt mit einer geheimnisvoll-fahlen,
stark chromatischen Einleitung; der schnelle Teil mit wiederum orchestraler Klangfülle führt zu einem mächtigen Abschluss. Der
Dirigent und Pianist Hermann Levi, der mit
Clara Schumann die Klavier-Fassung aufgeführt hatte, befand nach dem Hören des
Quintetts, es sei ein Meisterwerk von Kammermusik, wie wir seit dem Jahre 28 (Entstehung des Streichquintetts und Schuberts
Tod) kein zweites aufzuweisen haben.
Jedermann, der nur ein einziges Mal ein musikalisches Erlebnis gehabt hat,
weiß, dass derjenige, welcher solche Erlebnisse nicht kennt, ein Bettler ist.
Dieses Wort Franz Werfels gilt ohne Zweifel ganz besonders für die „reinste“ Musikart, die
Kammermusik. Wir freuen uns, dazu beizutragen, dass das 18. HAMBACHERMusikFEST
wieder eine reiche Palette bunter Werke in mustergültiger Interpretation bieten kann.
FAMILIE JOSEF PFISTER
Donnerstag, 19. Juni 2014, 15.30 Uhr
Weingut Georg Naegele
Schloßstr. 27-29, Hambach
„Bunte Vielfalt“
Anton Reicha (1770-1836)
Wally Hase, Flöte
Nick Deutsch, Oboe
Thorsten Johanns, Klarinette
Jörg Brückner, Horn
Frank Forst, Fagott
Bläserquintett Es-Dur op. 88,2
Lento – Allegro moderato
Minuetto: Allegro
Poco andante grazioso
Finale: Allegro moderato
Franz Anton Hoffmeister (1754-1812)
Kontrabassquartett Nr. 2 D-Dur
Allegro moderato
Menuett
Andante
Rondo
Jon Diven, Kontrabass
Nanette Schmidt, Violine
Roland Glassl, Viola
Bernhard Schmidt, Violoncello
PAUSE
Adolf Busch (1891-1952)
Amy Dickson, Saxophon
Quintett für Saxophon und Streichquartett
Mandelring Quartett
Sebastian Schmidt, Violine
Nanette Schmidt, Violine
Roland Glassl, Viola
Bernhard Schmidt, Violoncello
Vivace, ma non troppo
Scherzo: Allegro vivo
Andante sostenuto – Vivace – Vivacissimo –
Andante molto moderato e scherzando – Adagio –
Allegretto amabile – Allegro moderato, ma con
veemenza – Tempo primo
György Ligeti (1923-2006)
Sechs Bagatellen aus „Musica ricercata“
für Bläserquintett
Allegro con spirito
Rubato lamentoso
Allegro grazioso
Presto ruvido
Adagio mesto (Béla Bartók in memoriam)
Molto vivace capriccioso
anschließend: Buffet im Weingut
Wally Hase, Flöte
Nick Deutsch, Oboe
Thorsten Johanns, Klarinette
Jörg Brückner, Horn
Frank Forst, Fagott
Wir danken dem Weingut Naegele
für die Künstlerpräsente
Man hätte schon gerne ein Konzert der
Bonner Hofkapelle erleben mögen, als der
jugendliche Anton Reicha dort um 1790 die
zweite Flöte blies und der gleichaltrige Ludwig van Beethoven Bratsche spielte: zwei
Ausnahmemusiker und zwei außergewöhnliche Persönlichkeiten, die trotz unterschiedlicher Entwicklungen eine lange Freundschaft
verband. Reicha, in Prag geboren, hatte
schon als Kleinkind seinen Vater verloren
und wurde von einem Onkel adoptiert, der
Kapellmeister am Hof von Oettingen-Wallerstein war. Dort lernte er nicht nur Deutsch
und Französisch, sondern neben Geige und
Klavier auch sein zukünftiges Hauptinstrument, Flöte, und er lernte das berühmte
Harmoniemusik-Ensemble des Fürsten kennen. Von Bonn aus verschlug es ihn nach
Hamburg, dann nach Wien und schließlich
nach Paris, wo er als Professor für Kontrapunkt und Fuge unter anderen Berlioz, Liszt
und Franck unterrichtete. Nach den Erinnerungen seines Schülers Johann Georg Kastner war Reicha ein fantasievoller Lehrer, der
den neugierigen Forschergeist anregte. Aber
auch in seinen Kompositionen war er sehr
experimentierfreudig. Das Bläserquintett
hat er zwar nicht „erfunden“, aber populär gemacht. Insgesamt 24 dieser Quintette
stammen aus seiner Feder; ausgesprochen
effektvolle Werke, die ganz auf die Besonderheiten der Instrumente zugeschnitten
sind. Im Es-Dur-Quintett op. 88 Nr. 2 erinnert vor allem der Kopfsatz an eine Opernszene, mit rhapsodischer Reihung von Motiven und Melodien, von denen einige Assoziationen an Mozarts „Zauberflöte“ und insbesondere die „Entführung aus dem Serail“
wachrufen. Auf ein Menuett mit zwei Trios
folgt ein graziöser langsamer Satz mit dichtem Stimmengeflecht, an den sich ein Kehraus in Rondoform anschließt.
Franz Anton Hoffmeister ist in erster
Linie nicht als Komponist, sondern als Verleger bekannt geworden; das „Bureau de
musique“, das er 1800 in Leipzig zusammen
mit dem Organisten August Kühnel gründete, existiert noch heute in Form des Verlags
C. F. Peters. Außer seinen eigenen Kompositionen veröffentlichte Hoffmeister insbesondere Werke von Komponisten aus seiner
Wiener Wahlheimat, von Mozart, Beethoven, Vanhal. Er selbst schuf ein riesiges, bis
heute kaum erforschtes Œuvre. Über 40 Sinfonien sind nachgewiesen, rund 100 Quartette für Flöte und Streicher, Dutzende weiterer Kammermusikwerke, neun Bühnenwerke, dazu Messen, Lieder, Solokonzerte – das
für Bratsche gehört heute zum Kanon der
Pflichtstücke für Orchester-Probespiele. Die
Quartette mit Kontrabass anstelle der ersten Violine verlangen dem tiefsten Streichinstrument virtuose Fähigkeiten ab und bringen
zugleich seine sonore Tiefe zur Geltung. Im
Quartett Nr. 2 D-Dur stellt der Kontrabass
sowohl das Haupt- als auch das Seitenthema
des Kopfsatzes vor, um dann in einen Dialog
mit der Violine zu treten. Das Menuett wird
zunächst von der Bratsche geprägt, aber
auch hier übernimmt er, mit zunehmend virtuosen Figurationen im Trio, bald das Zepter. Als verkapptes Kontrabass-Konzert präsentiert sich der lyrische langsame Satz; das
Rondo-Finale geht mit einer kadenzartigen
Passage voller virtuoser Doppelgriffe und
Akkorde zu Ende.
Adolf Busch ist einer jener Frühreifen, die
geboren sind, um entweder große Diener
der Kunst zu werden, oder an ihrer unheimlichen Begabung zugrunde zu gehen – so
schrieb ein Kritiker nach dem Berliner Debüt
des 19-jährigen Geigers im Jahre 1910.
Busch ging nicht zugrunde, er wurde ein
gefeierter Solist, geschätzter Konzertmeister
und vor allem Kammermusiker, gerühmt für
seine Ausdruckstiefe, seine Ernsthaftigkeit,
seinen reinen Ton. Fast 40 Jahre lang spielte
er im Busch-Quartett, von dessen Gründung
bis zu seiner Auflösung; mit dem Pianisten
Rudolf Serkin verband ihn eine einzigartige
Künstlerfreundschaft, und als Lehrer hat er
bei Ausnahmemusikern wie Yehudi Menuhin unauslöschliche Spuren hinterlassen. Der
Komponist Adolf Busch stand und steht im
Schatten des Geigers, obwohl er ein umfangreiches Œuvre geschaffen hat, keineswegs
nur für Streicher, sondern auch Orchester-,
Vokal- und Bühnenmusik. Das Quintett für
Saxophon und Streichquartett ist 1925
entstanden, und es ist unverkennbar Max
Reger verpflichtet, mit dem Busch befreundet
war: Eine Komposition, die fest in der spätromantischen Tradition wurzelt, klangschwelgerisch, dabei aber sehr komplex und nicht
ganz leicht zu hören – das gilt besonders
für das einleitende Vivace in SonatensatzForm. In ungewöhnlicher Satzfolge schließt
sich ein motorisch geprägtes Scherzo an und
dann ein langsamer Variationen-Satz, dessen
Thema zunächst als ausdrucksvolles Saxophon-Solo vorgestellt wird, gefolgt von einer
munteren Folge sehr unterschiedlicher Varianten, die schließlich im Nichts verschwindet.
„Popstar der E-Musik“ titelte der SPIEGEL
anlässlich des 80. Geburtstags von György
Ligeti im Jahre 2003. Die Bezeichnung ist
mehr griffig als treffend, zumal dem Österreicher ungarisch-jüdischer Herkunft jede
Art von Stargehabe fern lag; sie entbehrt
aber doch nicht eines gewissen Sinns: Denn
obwohl er einer der bedeutendsten Vertreter der Nachkriegs-Avantgarde war, sich mit
den verschiedensten musikalischen Systemen
vom Serialismus bis zur Polyphonie der AkáPygmäen auseinandergesetzt und hyperkomplexe, höchst ambitionierte Werke geschrieben hat, war Ligeti ein Komponist zum
Anfassen, und seine Musik ist immer sinnlich
und unmittelbar ansprechend – man muss
ihre raffinierte Struktur nicht verstehen, um
in ihren Bann gezogen zu werden. Das gilt
für sein bekanntestes Stück, das durch Stanley Kubricks „2001 – Odyssee im Weltraum“
berühmt gewordene „Atmosphères“, ebenso wie für die Sechs Bagatellen für Bläserquintett. Diese sind Bearbeitung einer
Auswahl von Stücken aus dem Klavierzyklus
„Musica ricercata“, den Ligeti 1951-1953,
wenige Jahre vor seiner Flucht aus dem sozialistischen Ungarn, komponiert hat. In jeder
der Miniaturen beschränkt er sich auf eine
festgelegte Auswahl von Tönen, von zweien
im ersten bis zu 12 im letzten Stück. Schon
in der Klavierfassung erzeugt er mit Hilfe differenzierter Artikulation und Dynamik eine
ungeheure Farbigkeit; diese Wirkung wird in
der Bläser-Bearbeitung noch gesteigert. Wer
würde beim Hören glauben, dass das erste
Stück lediglich aus vier Tönen, denen des
C-Dur- und des c-Moll-Dreiklangs, besteht?
Einige, wie Nummer zwei, beruhen auf folkloristisch anmutendem Material; in Nummer drei spannt sich die Melodie über eine
pulsierende Septolen-Bewegung. Die vierte
und die sechste Bagatelle erinnern mit ihrem
motorischen Gestus an Strawinskij, während
die fünfte ausdrücklich „in memoriam Béla
Bartók“ konzipiert ist. Dass das spielfreudige letzte Stück seinerzeit als zu radikal eingestuft wurde und bei der Budapester Uraufführung der Bagatellen 1953 nicht gespielt
werden durfte, vermag man sich heute kaum
mehr vorzustellen.
Donnerstag, 19. Juni 2014, 20.00 Uhr
Hambacher Schloss
Podium junger Künstler
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Rautio Piano Trio
Jane Gordon, Violine
Adi Tal, Violoncello
Jan Rautio, Klavier
Klaviertrio G-Dur KV 564
Allegro
Andante (Thema mit sechs Variationen)
Allegretto
Gabriel Fauré (1845-1924)
Klaviertrio d-Moll op. 120
Allegro, ma non troppo
Andantino
Finale: Allegro vivo
PAUSE
Felix Mendelssohn (1809-1847)
Klaviertrio Nr. 2 c-Moll op. 66
Allegro energico e con fuoco
Andante espressivo
Scherzo: Molto allegro quasi presto – Trio
Finale: Allegro appassionato
Drei späte Werke stellt dieses Programm vor
– Werke, wie sie unterschiedlicher kaum sein
könnten: das c-Moll-Klaviertrio von Mendelssohn, das zu seinen spannendsten Kompositionen gehört und unbegreiflicherweise
völlig im Schatten des Schwesterwerkes in
d-Moll steht, Faurés zurückgenommenes,
weltabgewandtes Opus 120 sowie mit dem
letzten Klaviertrio von Wolfgang Amadeus
Mozart ein spielerisch heiteres und geradezu simples Stück. Es ist im Jahre 1788 entstanden, in einer Zeit der verzweifelten wirtschaftlichen Notlage. Wenn Sie vielleicht so
bald nicht eine Solche Summa entbehren
könnten, so bitte ich sie mir wenigstens bis
Morgen ein paar hundert gulden zu lehnen, weil mein Hausherr auf der Landstrasse so indiscret war, daß ich ihn gleich auf der
Wir danken der
Confiserie Endle, Karlsruhe,
für die Künstlerpräsente
stelle (um ungelegenheit zu vermeiden) auszahlen musste, welches mich sehr in unordnung gebracht hat! schrieb Mozart im Juni
jenes Jahres an seinen Logenbruder Michael
Puchberg – der diese und weitere Bitten um
Darlehen großzügig erfüllte. Um finanziell
über die Runden zu kommen, komponierte Mozart neben der g-Moll- und der Jupiter-Sinfonie auch einige für den Hausgebrauch geeignete Kammermusikwerke, mit
denen er breite Käuferschichten zu gewinnen hoffte: die „Sonata facile“ KV 454, noch
heute ein Lieblingsstück im Klavierunterricht,
die kleine klavier Sonate - für Anfänger mit
einer Violin KV 547 und eben dieses Klaviertrio G-Dur KV 564. Es ist unmittelbar
eingängig: schlichte achttaktige Perioden
mit leicht fasslichen Melodien, ein Variatio-
nen-Satz, der zunächst dreimal das weitgehend unveränderte Thema umspielt, bevor
er sich in etwas anspruchsvolleres Gelände
vorwagt und nach der üblichen gefühlvollen
Moll-Variation einen unbeschwerten Kehraus
bringt, schließlich das Rondo-Finale, für das
man, wie die Musikwissenschaftlerin Nicole
Schwindt etwas boshaft bemerkt, kindlichen
Gemüts sein oder sich ein solches bewahrt
haben muss, wenn man es genießen will.
Und doch gelingt es Mozart auch hier, wie in
der „Sonata facile“, sich in aller Einfachheit
die Herzen der Zuhörer zu erschließen.
Dem 76-jährigen Gabriel Fauré lag an der
Meinung des Publikums nicht viel, als er
sich 1922 auf Drängen seines Verlegers Jacques Durand daran machte, ein Klaviertrio
zu komponieren. Durand wollte den fast
völlig tauben und allmählich erblindenden
Grandseigneur der französischen Kammermusik damit aus seiner Schaffenskrise aufrütteln. Eher lustlos machte sich Fauré ans
Werk. Ich schäme mich, zuzugeben, dass ich
das Leben einer Kellerassel führe! schrieb er
an seine Frau. Ich mache nichts, gar nichts,
und habe, seit ich in Nizza bin, noch keine
zwei brauchbaren Noten geschrieben. […]
Ohne das geringste Bedürfnis nach Ausgang oder Arbeit verbringe ich meine Tage
im Haus. Ein gutes Jahr verging, bis das Klaviertrio d-Moll op. 120 endlich vollendet
war. Nur noch eine weitere Komposition sollte ihm folgen, Faurés einziges Streichquartett, dem es in seiner reduzierten Tonsprache und seinem klaren, durchsichtigen Satz
verwandt ist. Ein eindrucksvolles, berührendes, dabei nicht leicht zugängliches Werk,
schwebend, schwerelos, mit einer Tonalität,
die zum Modalen, eher Farb- als Funktionsgebundenen tendiert. Die Streicher werden
über weite Strecken unisono oder in Oktaven geführt, bei einem ebenfalls reduzierten
Klaviersatz. Der ausgedehnteste Satz ist das
überirdisch schöne Andantino mit seinem
intimen Zwiegespräch der Streichinstrumen-
te, dem ein in seiner Ausgelassenheit fast
schon unheimliches Scherzo mit einer Überfülle an Einfällen folgt. Wie weit würde er
wohl gehen, fragten nach der Uraufführung
im privaten Kreis Faurés verblüffte Freunde,
wenn er hundert Jahre lebte?
Gerade einmal 36 Jahre alt war Felix Mendelssohn Bartholdy, als er sein zweites
Klaviertrio c-Moll op. 66 komponierte, und
doch trägt es die Züge eines Spätwerks: ein
äußerst faszinierendes, komplexes Werk, in
c-Moll stehend, das seit Beethovens 5. Sinfonie als „Schicksals-Tonart“ gilt. Es sei ein
bißchen eklig zu spielen, verriet Mendelssohn seiner Schwester Fanny, der er das
Werk 1845 zum Geburtstag schenkte. Der
erste Satz erinnert an eine wild zerklüftete
Landschaft. Aus dem vorwärtsstürmenden
Hauptthema, das im ersten Moment so gar
nicht thematisch-gesetzt erscheint, erwächst
das lyrischere Seitenthema – wie überhaupt
der ganze Satz etwas Organisch-Wucherndes hat, bis hin zu der gewaltigen Coda, die
den Blick auf ganz neue Klanglandschaften
eröffnet. Nach diesem grandiosen Beginn
lassen zwei schlichtere Sätze Atem schöpfen: ein „Lied ohne Worte“ in wiegendem
9/8-Takt und ein kurzes Scherzo mit dem
typisch Mendelssohnschen Elfenspuk, der im
Mittelteil und ein weiteres Mal gegen Ende
von einem derberen volkstümlichen Tanz
abgelöst wird. Das gewaltige Finale greift
auf den ersten Satz zurück; eingeschoben ist
ein Abschnitt, den viele Kommentatoren auf
den Choral „Vor Deinen Thron tret ich hiermit“ zurückführen und der leise im Klavier
angestimmt wird, während die zwei Streicher weiterhin Fragmente des Anfangsthemas austauschen und so wie zwei kleine
Menschenfiguren wirken, die beim Betreten
einer großen Kathedrale flüsternd miteinander sprechen, so der Musikpublizist Robert
Philip in einem Booklet-Text. Wie der erste
Satz schließt auch dieser mit einer grandiosen Coda.
Freitag, 20. Juni 2014, 19.00 Uhr
Pfarrkirche St. Jakobus
Freiheitstraße, Hambach
Kammermusik in St. Jakobus
„Jubilare 2014”
Richard Strauss (1864-1949)
Sebastian Schmidt, Violine
Paul Rivinius, Klavier
Sonate Es-Dur op. 18
Allegro, ma non troppo
Improvisation: Andante cantabile
Finale: Andante – Allegro
Albéric Magnard (1865-1914)
Wally Hase, Flöte
Nick Deutsch, Oboe
Thorsten Johanns, Klarinette
Frank Forst, Fagott
Paul Rivinius, Klavier
Quintett d-Moll op. 8
Sombre
Tendre
Léger
Joyeux
PAUSE
Johan Halvorsen (1864-1935)
Sarabande mit Variationen
über ein Thema von Georg Friedrich Händel
Richard Strauss
Streichquartett A-Dur op. 2
Allegro
Scherzo: Allegro molto
Andante cantabile, molto espressivo
Finale: Allegro vivace
Sebastian Schmidt, Violine
Roland Glassl, Viola
Mandelring Quartett
Sebastian Schmidt, Violine
Nanette Schmidt, Violine
Roland Glassl, Viola
Bernhard Schmidt, Violoncello
anschließend:
kulinarischer Ausklang «chez St. Jacques»
im Gewölbekeller der Winzergenossenschaft
Das Konzert wird vom SWR 2
mitgeschnitten und zu einem
späteren Zeitpunkt gesendet.
Wir danken der Heim’schen Privat-Sektkellerei
für die Sektspende
Wir bitten das verehrte Publikum, die Würde des
Kirchenraumes beim Applaus zu respektieren.
Drei Komponisten, innerhalb eines guten
Jahres in drei verschiedenen Ländern geboren, und drei Werke, die stilistisch und im
Anspruch unterschiedlicher kaum sein könnten, umfasst das Programm dieses Konzertes.
Nur wenige Schüler gibt es, die in gleichem Grade wie dieser Knabe Pflichtgefühl,
Talent und Lebhaftigkeit in sich vereinen – so
erinnerte sich einer seiner Lehrer aus dem
Münchner Ludwigs-Gymnasium an Richard
Strauss. Seine Aufmerksamkeit beim Unterricht ist sehr groß, nichts entgeht ihm. Und
doch kann er kaum eine Minute ruhig sitzen
[…]. Ungetrübte Heiterkeit und Fröhlichkeit
lacht ihm aus den blauen Augen Tag für Tag.
Strauss hatte gut lachen: Der Unterrichtsstoff
schien ihm nur so zuzufliegen, sah man einmal vom leidigen Thema Mathematik ab.
Dabei interessierte ihn von klein auf vor allem
eins: Musik. Als Sohn des an der Münchner Hofkapelle angestellten Hornisten Franz
Strauss, der auch gerne zu Geige, Bratsche
oder Gitarre griff, war er seit seiner Geburt
von Klängen umgeben. Mit vier erhielt er Klavierunterricht, mit sechs schrieb er die ersten
Lieder für eine sängerisch begabte Tante, mit
sieben fing er an, sich für die Oper zu begeistern, mit elf bekam er Theorie-Unterricht,
und er hätte sicher als Wunderkind für Aufsehen gesorgt, hätte der Vater ihn nicht vor
allzu frühem Star-Rummel geschützt. Spätestens mit dem Abitur war indessen klar, dass
für Strauss junior kein Weg an der Musik vorbeiführen würde. Als er 16 war, erschien sein
erstes Werk im Druck, der „Festmarsch“ in
Es-Dur, den er als Zwölfjähriger geschrieben
hatte; im selben Jahr führte das Ensemble
seines Geigenlehrers das Streichquartett
A-Dur op. 2 auf – kurz danach schwang
übrigens kein Geringerer als Hermann Levi
den Taktstock bei der Uraufführung seiner ersten Sinfonie. Das Quartett ist deutlich an Mozart, dem Hausgott der Familie
Strauss, orientiert, mit einem humorvollen
Scherzo, das an Haydn erinnert. An die
erste Geige stellt es erhebliche Anforderungen – vielleicht hatte Strauss, der mit dem
Instrument eher auf Kriegsfuß stand, schon
bei der Komposition die Fähigkeiten seines
Lehrers im Sinn. Handwerklich erscheint es
perfekt; dass der Komponist auch später
kein Hochschulstudium brauchte, um seine
Fähigkeiten zu vervollkommnen, verwundert
da nicht. Technisch einwandfreie, elegante
und feine Arbeit im reinsten frühklassischen
Quartettstil bescheinigt ihm später Strauss‘
Schulkamerad und Biograph Max Steinitzer
– wobei dieser „Frühklassik“ Mendelssohn
und Schubert ihren Stempel aufgedrückt
haben; auch das Finale aus Mozartschem
Geist erweist sich mit munteren Modulationen und farbigen Akkorden letztlich doch als
Kind des 19. Jahrhunderts.
Das Jahr 1881, in das Komposition und
Uraufführung des Quartetts fallen, bildete
den Startpunkt für Richard Strauss‘ Karriere. Langsam aber zielstrebig erkundete er in
jener Zeit die Musikwelt über die Isar-Metropole hinaus – Leipzig, Dresden, Berlin, Wien
– und, eins der wichtigsten Ereignisse: Er
gewann den Dirigenten Hans von Bülow für
sich, von dem er einige Jahre später, gerade einmal 21-jährig, die Meininger Hofkapelle übernehmen sollte, die von Bülow zu
einem der besten Orchester Deutschlands,
wenn nicht Europas gemacht hatte. Strauss
entwickelte seine von Hause aus eher konservativen musikalischen Ansichten weiter. Er
entdeckte Brahms für sich – über dessen dritte Sinfonie er noch kurz zuvor seinen Eltern
geklagt hatte: Mir brummt noch heute der
Kopf von dieser Unklarheit – und später den
vom Vater als besoffener Lump beschimpften Richard Wagner. Bald schon gehörte
Strauss selbst in den Kreis der „Zukunftsmusiker“. Er komponierte 1887 seine erste vollgültige Sinfonische Dichtung, „Macbeth“,
und im selben Jahr sein letztes eigenständiges Kammermusikwerk: die Sonate Es-Dur
op. 18 für Violine und Klavier. Im Charakter steht sie den Sinfonischen Dichtungen näher als einer herkömmlichen Sonate, deren Form Strauss zu dieser Zeit nicht
mehr genügte. Zwar sind die Ecksätze noch
an die Sonatensatzform angelehnt, diese
wird jedoch ins Überdimensionale ausgedehnt. Das „ritterliche“ Hauptthema des
Finales erinnert an den im folgenden Jahr
komponierten „Don Juan“, und die sinfonische Klangfülle, die riesige Register-Spanne,
der ganze Duktus weisen auf den OrchesterMagier der kommenden Jahre voraus.
Von einer Karriere wie der Richard Strauss‘
wird Albéric Magnard, fast exakt ein
Jahr später in Paris geboren, nicht einmal
geträumt haben. Es passt zum Leben dieses als Misanthrop berüchtigten Einzelgängers, dass er der Öffentlichkeit vor allem
wegen seines Endes im Gedächtnis geblieben ist: Am 3. September 1914 wurde er
beim Versuch, sein Anwesen in Baron im
Département Oise, nicht weit von Paris, zu
verteidigen, von einem deutschen Soldaten erschossen – eins der ersten namhaften
Kriegsopfer. Um Selbstvermarktung hat sich
Magnard nie bemüht, noch weniger wollte er die Verbindungen seines Vaters ausnutzen, der als Chefredakteur der Zeitung
„Figaro“ zu den einflussreichsten Intellektuellen Frankreichs gehörte. Erst nach einem
abgeschlossenen Jurastudium begann er,
sich intensiv der Musik zu widmen – angeblich unter dem überwältigenden Eindruck
einer Aufführung von „Tristan und Isolde“ in
Bayreuth – und nahm zusätzlich zu den Kursen am Pariser Conservatoire Privatunterricht
bei Vincent d‘Indy, dem glühenden Wagnerianer und Experten für früh- und vorbarocke Musik. Dort erwarb Magnard sich ausgefeiltes Handwerkszeug und einen Sinn für
die Musik der Vergangenheit. Auch wenn er
sich in seinen Opern der Leitmotivtechnik
und der Instrumentationsweise Richard Wagners bediente, suchte er seine Vorbilder eher
im 18. Jahrhundert, bei Rameau und Gluck,
auch Beethoven gehörte zu seinen Heroen.
Sein Œuvre ist ausgesprochen schmal und
sehr persönlich: Mit der „Hymne à la Justice“
unterstrich er seine Position als erklärter
Dreyfusard, seine vierte Sinfonie widmete er
– ein früher Feminist – der „Vereinigung der
Professorinnen und Komponistinnen“ und
die „Hymne à Venus“, weniger erstaunlich,
seiner Frau. Der „Chant funèbre“ aus dem
Jahre 1894 verarbeitet den plötzlichen Tod
seines Vaters, mit dem ihn ein enges Verhältnis verband. Das kurz zuvor entstandene Quintett d-Moll op. 8 erweckt den Eindruck, auch hier spiegele sich ein schicksalhaftes Geschehen, namentlich im dunklen
Kopfsatz und dem Klagegesang der Klarinette zu Beginn des mit „Tendre“, „Zärtlich“,
überschriebenen langsamen Satzes. Der Gestus des Werkes wechselt zwischen geradezu
sinfonischen und sehr kammermusikalischen
Passagen, in denen oft einzelne Instrumente in den Vordergrund treten – im zweiten
Satz das Klavier, zu Beginn des dritten die
Flöte und schließlich das Fagott im trotz der
Anweisung „Joyeux“, „Fröhlich“, erstaunlich
schwerblütigen Finale.
Orientiert sich der Franzose Albéric Magnard, im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen Debussy und Ravel, an der deutschen
Klassik und Romantik, so treffen im Œuvre
des Norwegers Johan August Halvorsen
die unterschiedlichsten nationalen und stilistischen Richtungen aufeinander – was
sicherlich auf seinen abwechslungsreichen
Lebensweg zurückzuführen ist. Seine ersten
musikalischen Schritte machte Halvorsen als
Militärmusiker, wobei er außer Geige auch
Flöte sowie Kornett und andere Blechblasinstrumente lernte. In Kristiania (dem heutigen Oslo) verdiente er sein Geld als Geiger
im Theater und setzte gleichzeitig sein Violinstudium fort. Weitere Stationen auf seinem Studien- und Berufsweg waren Stockholm, Leipzig, Aberdeen, Helsinki, St. Peters-
burg und Lüttich. Als Komponist – und auch
als äußerst erfolgreicher Dirigent – war Halvorsen weitgehend Autodidakt, aber er verarbeitete eine Vielzahl von Anregungen in
seinen Werken. Außer der norwegischen
Folklore und exotischen Elementen spielt die
Barockmusik eine besondere Rolle. Die Sarabande mit Variationen über ein Thema
von Georg Friedrich Händel ist eins von
mehreren Stücken, in denen sich Halvorsen
auf Musik des 18. Jahrhunderts bezieht, in
diesem Falle auf die berühmte Sarabande
aus der Cembalo-Suite d-Moll HWV 437 von
Georg Friedrich Händel. Anfangs bleibt er
dem barocken Stil treu, doch schon bald entwickelt sich eine fulminante Abfolge eigenwilliger und sehr origineller Ideen, ranken
sich die Stimmen der beiden Instrumente
immer fantasievoller und virtuoser umeinander – um dann zu einer sehr barocken
Schlusssteigerung zu finden.
23
Samstag, 21. Juni 2014, 15.30 Uhr
Weingut Georg Naegele
Schloßstr. 27- 29, Hambach
„à la française“
Edouard Dupuy (1770-1822)
Frank Forst, Fagott
Fagottquintett
Allegro moderato
Andante sostenuto
Allegro
Mandelring Quartett
Sebastian Schmidt, Violine
Nanette Schmidt, Violine
Roland Glassl, Viola
Bernhard Schmidt, Violoncello
Georges Onslow (1784-1853)
Mandelring Quartett
Streichquartett g-Moll op. 9/1
Allegro
Andante
Menuetto
Agitato
Albert Roussel (1869-1937)
Frank Forst, Fagott
Jon Diven, Kontrabass
Duo für Fagott und Kontrabass
PAUSE
Alphonse Stallaert (1920-1995)
Saxophonquintett
Amy Dickson, Saxophon
Mandelring Quartett
Introduction
Intermezzo
Scherzo
Finale
Ferdinand Thieriot (1838-1919)
Serenade B-Dur für Bläserquintett
Allegretto grazioso
Allegro giocoso
Andante lento
Allegretto vivace
anschließend: Buffet im Weingut
Wally Hase, Flöte
Nick Deutsch, Oboe
Thorsten Johanns, Klarinette
Jörg Brückner, Horn
Frank Forst, Fagott
Wir danken dem Weingut Naegele
für die Künstlerpräsente
Eine schillernde Figur muss der Geiger, Sänger und Komponist Edouard Dupuy gewesen sein, ein Zeitgenosse Beethovens. An
der Frage, wann und wo genau er geboren
wurde, scheiden sich die Geister: Das schweizerische Neuchâtel und Südfrankreich werden häufig genannt. Fest steht, dass Dupuy
in Paris seine Ausbildung absolviert hat – und
dass er ein notorischer Querkopf war: Vom
Musenhof des Prinzen Heinrich von Preußen in Rheinsberg soll er verbannt worden
sein, nachdem er sich erdreistet hatte, zu
Pferde zum Gottesdienst zu erscheinen; aus
Schweden wies man den Konzertmeister der
Königlichen Hofkapelle in Stockholm und
erfolgreichen Opernsänger aus, nachdem er
seiner Begeisterung für Napoleon allzu freien Lauf gelassen hatte. Und seine nächste Arbeitsstelle am Königlichen Theater in
Kopenhagen, wo er in der Rolle des Don
Giovanni Aufsehen erregt haben soll, war
er los, als seine Liebesaffäre mit seiner Schülerin Charlotte Friederike, der Ehefrau des
Kronprinzen, ans Licht kam. Später kehrte er
nach Stockholm zurück und wurde eine der
einflussreichsten Figuren des schwedischen
Musiklebens. Mit Franz Preunmayr, dem
Fagottisten der Hofkapelle, verband ihn eine
enge Freundschaft, und man darf vermuten,
dass dieser Dupuy zu seinen beiden konzertanten Werken für Fagott und dem Fagottquintett angeregt hat. Näheres zu den Entstehungsumständen ist nicht bekannt; dass
der letzte Satz nicht von Dupuy, sondern aus
der Feder des Oboisten Carl Anton Braun
stammt, legt den Gedanken nahe, dass es
kurz vor seinem Tod 1822 entstanden ist.
Das Quintett ist jedenfalls ein effektvolles,
frisches, lebendiges Stück, das dem Fagott
freie Entfaltungsmöglichkeiten bietet, ohne
die Streicher einzuengen.
Den berühmtesten Jagdunfall der Musikgeschichte erlitt der Komponist Georges
Onslow: Mit Mitte 40 traf ihn ein Streifschuss, in dessen Folge er auf dem linken
Ohr ertaubte; er hat dies in seinem programmatischen Streichquintett „La balle“ verarbeitet. Ansonsten führte der Franzose aus
altenglischem Adel ein eher beschauliches
Leben in Clermont-Ferrand. Die Musik war
ursprünglich nur ein Teil seiner Ausbildung
als Sohn aus besserem Hause, und seine ersten Quintette schrieb er als Autodidakt. Sie
hatten allerdings durchschlagenden Erfolg,
und so beschloss Onslow, sich fortan diesem
Gebiet zu widmen, und nahm Unterricht bei
Anton Reicha in Paris. So wie dessen Name
untrennbar mit dem Bläserquintett verbunden ist, steht Onslow für das Streichquintett, aber auch in verschiedenen anderen
Kammermusik-Genres war er sehr produktiv. Drei Dutzend Streichquartette sind aus
seiner Feder geflossen, und die frühen, zu
denen auch die drei Quartette Opus 9 gehören, sind besonders interessant: In der Tradition der Wiener Klassik stehend, verraten sie
doch eine eigene Handschrift, und sie lassen
das Etikett „französischer Beethoven“, das
Onslow von einem Zeitgenossen angeheftet
wurde, verständlich erscheinen. Im Quartett g-Moll op. 9 Nr. 1, 1814 entstanden,
setzt der Komponist seinen englischen Vorfahren ein Denkmal, mit vier hymnenartig
feierlichen Variationen über „God Save the
King“, die offenbar den Variationssatz aus
Haydns „Kaiserquartett“ zum Vorbild haben.
Auch die übrigen Sätze folgen dem klassischen Muster: ein energiegeladener Sonatensatz, ein schnelles Menuett mit Trio, in
dem zunächst das Cello die Melodie vorstellt,
und ein spritziges, rhythmisch betontes Finale mit auffälligen chromatischen Linien. Alle
vier Sätze zeichnen sich durch ein komplexes
Stimmengeflecht und überraschende Einfälle
aus – genaues Hinhören lohnt sich!
Albert Roussel gehört zu den Komponisten, deren Biographie auf den ersten Blick
interessanter scheint als ihr Œuvre. Der Franzose, Zeitgenosse von Debussy und Ravel,
hatte drei Passionen, die mit „M“ beginnen:
Die Musik, die Mathematik und das Meer,
und der letzteren widmete er zunächst als
Marineoffizier sein Berufsleben. Auf hoher
See beschäftigte er sich mit Harmonielehre und verfasste erste Kompositionen. Die
Sehnsucht nach fremden Ländern ließ ihn
auch nicht los, nachdem er den Dienst quittiert und mit 25 Jahren ein Kompositionsstudium begonnen hatte; er bereiste später
Indien und Südostasien und ließ die Musik,
die er dort kennen lernte, in seine Werke einfließen. Die sind nicht eben zahlreich, aber es
ist ein vielseitiges Œuvre, und das Duo für
Fagott und Kontrabass, entstanden 1925
für den Dirigenten und Kontrabass-Virtuosen
Sergej Kussevitzkij anlässlich seiner Ernennung zum Chevalier de la Légion d‘Honneur,
gehört zu den originellsten Werken, eine
geistreiche Miniatur, in der eine schlichte
Melodie den Boden für allerlei klangliche
Effekte abgibt. Glissandi, Pizzicati, Flageolett-Töne, große Sprünge und unverdrossen
liegende Töne münden in eine Art ironischer
Verbeugung.
Zwei Generationen trennen Alphonse Stallaert von Roussel; verwurzelt ist er aber
in der Debussy-Ravel-Tradition. Ursprünglich stammt er aus den Niederlanden, wo
er auf elterliches Drängen ein Jurastudium
in Angriff genommen hatte. Er konnte seinem Vater aber die Erlaubnis abringen, für
ein Jahr Musik zu studieren, und soll es
geschafft haben, in dieser Zeit eine auf zwei
Jahre angelegte Ausbildung in Komposition
und Dirigieren mit Bravour zu absolvieren.
Sir John Barbirolli lud ihn zur weiteren Ausbildung zu seinem Hallé-Orchester in Manchester ein, wenig später ging er, mit 100
Francs in der Tasche, nach Paris. Geldsorgen
plagten Stallaert jahrelang, während er unter
anderem bei Arthur Honegger weiterstudierte und ein Orchester mit jungen enthusiastischen Musikern gründete – das er wenig später aus finanziellen Gründen aufgeben musste. Aber er hatte schnell Erfolg, seine Werke
wurden in Frankreich und in den Niederlanden von namhaften Ensembles gespielt. Ab
1960 widmete er sich ausschließlich dem
Komponieren. In dieser Zeit entstand auch,
als Auftragswerk des Saxophonisten George
Goudet, das Saxophonquintett, ein dramatisches und sehr klangsinnliches Werk. Der
erste Satz, in einer Art Rondo-Form, scheint
mit „Introduction“ zu harmlos bezeichnet. Er stellt in dichtem Klanggewebe Saxophon und Streicher einander gegenüber;
sein dunkles Thema und die charakteristische Basslinie markieren den Refrain. Einem
„Intermezzo“ in Gestalt eines „Valse triste“
folgt ein imitatorisch beginnendes Scherzo,
in dem die Bratsche neben dem Saxophon
eine herausgehobene Rolle spielt; der Wechsel von kontrapunktischen und homophonen
Abschnitten ergibt ein kaleidoskopisch buntes Bild. Das Finale weckt Assoziationen an
einen Stummfilm. In das turbulente Geschehen bricht unvermittelt das Thema des ersten
Satzes ein, es kann aber den unaufhaltsam
dem Ende zu stampfenden Verlauf nicht zum
Stillstand bringen.
Den Namen Ferdinand Thieriot sucht
man in Musiklexika vergeblich. Dabei hat
er ein umfangreiches Œuvre hinterlassen,
mit Opern, Kantaten, Orchester- und Kammermusik, Liedern, Klavierstücken, Chorwerken. Dass er in Vergessenheit geraten
ist und erst in den letzten Jahren allmählich
wiederentdeckt wird, hängt mit der Überlieferungsgeschichte zusammen: Sein Nachlass wurde zwar bereits kurz nach seinem
Tod 1919 der Hamburger Staatsbibliothek
übergeben, aber in den Wirren des Zweiten Weltkriegs ins sächsische Lauenstein
ausgelagert und dort von der Roten Armee
beschlagnahmt. Erst 1991 fanden die Manu-
skripte nach Hamburg zurück, wo Thieriot
seinerzeit als einer der wichtigsten musikalischen Söhne der Stadt nach Brahms angesehen wurde. Mit diesem verbindet ihn außer
dem ehrfurchteinflößenden Bart auch die
Tatsache, dass er sein Berufsleben großenteils in Österreich verbrachte, als Direktor
des Steiermärkischen Musikvereins in Graz.
Dabei war anfangs keineswegs ausgemacht,
dass er Musiker werden würde: Sein musikbegeisterter Vater, ein erfolgreicher Versicherungskaufmann, ließ ihm zwar eine
gründliche Ausbildung angedeihen, aber da
Ferdinand, wie ein zeitgenössischer Kritiker
berichtet, die Musikstunden als eine höchst
lästige Erfindung verdammte und weder am
Klavierspiel sich entzücken, noch dem Violoncell einen hervorragenden Platz in dem
sauren, täglichen Musikpensum einräumen wollte […], beschloss der Vater, aus
dem widerspenstigen Orpheus einen tüchtigen Kaufmann zu machen. Aber seltsam, als der Knabe erst auf seinem Kontorbock saß, Briefe kopierte und Rechnungen
schrieb, kam es ihm vor, als seien die „Täglichen Übungen für das Violoncell“ und die
„Schule der Geläufigkeit“ gar nicht so übel
… Die Begeisterung, mit der sich Ferdinand
im zweiten Anlauf auf die Musik stürzte, hat
ihn offenbar zeitlebens nicht mehr losgelassen, und sie spiegelt sich in vielen seiner
Werke: heitere, spielerische Musik wie die
Serenade B-Dur für Bläserquintett, deren
vier Sätze, bis auf den langsamen mit seinem ausdrucksvollen Horn-Solo, durchwegs
lebensfroh und unbeschwert wirken.
Samstag, 21. Juni 2014, 20.00 Uhr
Hambacher Schloss
Festkonzert
Ernö Dohnanyi (1877-1960)
Thorsten Johanns, Klarinette
Jörg Brückner, Horn
Sebastian Schmidt, Violine
Roland Glassl, Viola
Bernhard Schmidt, Violoncello
Paul Rivinius, Klavier
Sextett C-Dur op. 37
Allegro appassionato
Intermezzo: Adagio
Allegro con sentimento
Finale: Allegro vivace, giocoso
Heitor Villa-Lobos (1887-1959)
Wally Hase, Flöte
Nick Deutsch, Oboe
Thorsten Johanns, Klarinette
Amy Dickson, Altsaxophon
Frank Forst, Fagott
Sebastian Schmidt, Violine
Bernhard Schmidt, Violoncello
Choros Nr. 7
PAUSE
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Septett Es-Dur op. 20
Adagio – Allegro con brio
Adagio cantabile
Tempo di menuetto
Tema con variazioni: Andante
Scherzo: Allegro molto e vivace
Andante con moto alla marcia – Presto
Thorsten Johanns, Klarinette
Frank Forst, Fagott
Jörg Brückner, Horn
Nanette Schmidt, Violine
Roland Glassl, Viola
Bernhard Schmidt, Violoncello
Jon Diven, Kontrabass
PAUSE (mit kleinem Snack)
Surprisekonzert
Das Konzert wird vom SWR 2
mitgeschnitten und zu einem
späteren Zeitpunkt gesendet.
Ernö Dohnányi, Pianist, Dirigent und Komponist, gehört zu den eindrucksvollsten Persönlichkeiten der Musikgeschichte; mit seiner bewegten Biographie ließen sich dicke
Bände füllen. 1877 geboren im heutigen
Bratislava, folgte er dem Ruf an die Hochschule für Musik in Berlin, kehrte bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs nach Ungarn
zurück, wo er zu einer der einflussreichsten Figuren des Budapester Musiklebens
wurde, suchte dann unter dem faschistischen Horthy-Regime verstärkt den Kontakt
in die USA – dort wählte man ihn 1925 zum
Chefdirigenten des New York State Symphony Orchestra – , und kehrte nach wenigen
Jahren abermals nach Ungarn zurück. Als
Chefdirigent des Philharmonischen Orchesters Budapest schützte er, solange es ihm
möglich war, die jüdischen Orchestermitglieder, flüchtete aber 1944 vor der Roten
Armee ausgerechnet ins nationalsozialistisch
besetzte Wien, was zum Ende seiner Karriere in Ungarn und Westeuropa führte; besonders bitter angesichts der Tatsache, dass sein
Sohn Hans als einer der Widerstandskämpfer
des 20. Juli hingerichtet worden war. Nach
einem Intermezzo in Argentinien siedelte
Dohnányi in die USA über, wo er 1955 eingebürgert wurde und 1960 starb. Als Komponist steht er bis heute im Schatten von
Brahms, der sein Klavierquintett op. 1 mit
den Worten gelobt haben soll: Das hätte
ich selbst nicht besser machen können. Das
Sextett C-Dur op. 37 entstand, als Dohnányi 1934 krankheitshalber ans Bett gefesselt
war. Davon ist dem Werk allerdings nichts
anzumerken, im Gegenteil: Es ist eine ausgesprochen kraft- und lebensvolle Komposition, wenn auch mit dunklem Grundton.
Dem schwergewichtigen einleitenden Sonatensatz folgt ein „Intermezzo“, das kammermusikalisch durchsichtig, noch ohne die
Bläser, beginnt, dann aber in einen düsteropulenten Marsch von zunehmend sinfonischem Gestus übergeht; er wird von einem
lyrisch-zärtlichen Abschnitt unterbrochen
und verklingt schließlich sanft. Ein schlichtes Klarinetten-Solo leitet den dritten Satz
ein, in dem sich lyrische Passagen und mendelssohnhafte Scherzo-Abschnitte abwechseln. Ein lebenssprühendes Finale schließt
sich unmittelbar an, mit Anklängen an den
Jazz der 20er Jahre, den Dohnányi in den
USA kennen gelernt hatte (aber nicht mochte) und einem Walzer; es schließt mit grandioser Geste.
Die klassische Musik Lateinamerikas ist hierzulande terra incognita; ein einziger Komponist hat es zu einiger Popularität gebracht:
der Brasilianer Heitor Villa-Lobos. Und
genau betrachtet mit einem einzigen seiner über 1000 Werke: der „Bachiana Brasilieira“ Nr. 5 für Sopran und acht Celli. Dass
er in Europa überhaupt eine Rolle spielt, hat
Villa-Lobos, neben seinen kompositorischen
Fähigkeiten, drei Faktoren zu verdanken:
seiner publikumswirksamen Synthese aus
abendländischer Kunstmusik und brasilianischer Folklore, seinem zweiten Aufenthalt
in Paris 1927, der einen durchschlagenden
Erfolg brachte – und seiner Begabung zur
Selbststilisierung. Die Europäer, das erkannte er schnell, interessierten sich für das exotische Flair seiner Musik, und so komponierte er seine „brasilianischen“ Stücke vor allem
nach seinem ersten Besuch in Paris. Die Reisen, auf denen er angeblich als Jugendlicher
im Norden Brasiliens traditionelles Material sammelte, werden von den Biographen
eher ins Reich der Fantasie verwiesen. Aber
tatsächlich hat sein Vater, Bibliothekar und
ambitionierter Laienmusiker, dafür gesorgt,
dass er nicht nur mit europäischer Klassik,
sondern auch mit brasilianischer Folklore in
Berührung kam. Nach dem frühen Tod des
Vaters verdingte sich Villa-Lobos als Cellist in
Theatern und Kinos, trat aber auch mit populären Musikgruppen auf, in denen er Gitarre, Klarinette oder Saxophon spielte. In einer
seiner berühmtesten Werkserien hat er den
Choro zur Vorlage genommen, jene Form der
Unterhaltungsmusik, die europäische Modetänze wie Polka, Walzer, Mazurka mit brasi-
lianischer Musikkultur verband und in den
Salons der Mittel- und Oberschicht ebenso
wie in den Vorsälen der Kinos, auf Bällen und
in Bars zu hören war. Villa-Lobos schafft daraus etwas ganz Eigenes, eine, wie er sagte,
neue Form des Komponierens, bei der die
verschiedenen Formen indigener und volkstümlicher Musik Brasiliens zusammengefügt
werden. Die Hauptelemente sind der Rhythmus und unterschiedlichste Volksmelodien,
die dann und wann auftauchen und immer
vom Komponisten verändert werden. […]
Der Begriff „Serenade“ vermittelt eine ungefähre Idee dessen, was mit Choros gemeint
ist. Die insgesamt 14 Choros sind sehr unterschiedlich in Besetzung, Länge und Ausdruck. Choros Nr. 7 zeichnet sich durch starke Kontraste aus. Die treibenden Rhythmen
erinnern entfernt an Strawinskijs „Sacre du
printemps“; es folgen klagende Melodien,
ein Walzer, im Fagott angestimmt, Anklänge an konzertante Musik, kurz, eine bunte
Folge von Stimmungen, in denen die farbenreiche Besetzung ausgeschöpft wird, bis
dahin, dass die gezupfte Violine das Cavaquinho, ein typisches Instrument der ChoroEnsembles, imitiert – das Ganze in lockerer,
improvisatorischer Anmutung.
Die Verbindung unterschiedlicher musikalischer Sphären schafft auch das Septett
Es-Dur op. 20 von Ludwig van Beethoven: die von kunstvoller Sonatenform und
Serenade, widergespiegelt in der Konstruktion aus vier gewichtigen Sonatensätzen
(Kopfsatz und Finale in sinfonischer Manier
mit langsamer Einleitung) mit eingeschobenen divertimentohaften Mittelsätzen. Manche Autoren vermuten, das Werk sei von der
Widmungsträgerin Maria Theresia höchstselbst in Auftrag gegeben worden, denn die
Kaiserin besaß eine kleine Sammlung von
Septetten in teils kuriosen Besetzungen, wie
dasjenige für Violine, Xylophon, Harfe, Piccoloflöte, Schalmei, Tamburin und Violoncello
eines gewissen Ignaz Schweigl. Beethovens
Instrumentenauswahl erscheint demgegenüber geradezu konventionell. Ein Vorläufer
ist indessen nicht bekannt – ebenso wenig
das genaue Entstehungsdatum. Erstmals
öffentlich aufgeführt wurde das Septett im
April 1800 in einem von Beethoven selbst
veranstalteten Konzert im Hofburgtheater.
Und der Erfolg war von Anfang an überwältigend. Mein Septett schikt ein wenig
geschwinder in die welt, drängte der Komponist seinen Verleger Hoffmeister, weil der
Pöbel drauf harrt […] – drum spudet euch.
Wenig später distanzierte sich Beethoven
von dem unterhaltsamen Werk; sein Sep-
tett konnte er nicht leiden und ärgerte sich
über den allgemeinen Beifall, den es erhielt,
erinnerte sich sein Schüler und Biograph Carl
Czerny – was den Meister allerdings nicht
daran hinderte, eigenhändig eine Klaviertrio-Fassung herzustellen und nachträglich
Metronomzahlen zu veröffentlichen. Und
vielleicht hat er sich doch über die lobenden Worte im „Allgemeinen musikalischen
Anzeiger“ 1826, im Jahr vor seinem Tod,
gefreut, der von einem melodiereichen Werk
von herrlicher Wirkung sprach, welches allein
hinreichen könnte, des trefflichen Beethoven
frühe Periode zu bezeichnen.
31
Sonntag, 22. Juni 2014, 11.00 Uhr
Weingut Müller-Kern
Andergasse 38, Hambach
„Mozart im Weingut”
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Streichquartett A-Dur KV 464
Allegro
Menuetto – Trio
Andante
Allegro non troppo
Wolfgang Amadeus Mozart
Mandelring Quartett
Sebastian Schmidt, Violine
Nanette Schmidt, Violine
Roland Glassl, Viola
Bernhard Schmidt, Violoncello
Amy Dickson, Saxophon
Nanette Schmidt, Violine
Roland Glassl, Viola
Bernhard Schmidt, Violoncello
Oboenquartett F-Dur KV 370
(in einer Bearbeitung für Saxophon)
Allegro
Adagio
Rondeau: Allegro
PAUSE
Wolfgang Amadeus Mozart
Aus der Harmoniemusik zu „Così fan tutte“ KV 588
(bearbeitet für Bläserquintett von Ulf-Guido Schäfer)
Ouverture
Ah guarda sorella
Soave sia il vento
Come scoglio immoto resta
Un’ aura amorosa
Benedetti i doppi conjugi
Wolfgang Amadeus Mozart
Serenade für Streichquintett G-Dur KV 525
„Eine kleine Nachtmusik“
Wally Hase, Flöte
Nick Deutsch, Oboe
Thorsten Johanns, Klarinette
Jörg Brückner, Horn
Frank Forst, Fagott
Mandelring Quartett
Jon Diven, Kontrabass
Allegro
Romanze: Andante
Menuett: Allegretto
Rondo: Allegro
anschließend:
Winzerbraten des Weinguts Müller-Kern
Wir danken dem Weingut Müller-Kern
für die Künstlerpräsente
Ein Vater, der entschlossen, seine Kinder in
die große Welt zu schicken, so schrieb Wolfgang Amadeus Mozart 1785 im Widmungsvorwort zu seinen als Opus 10 veröffentlichten Streichquartetten, wird sie natürlich der Obhut und Führung eines daselbst
hochberühmten Mannes anvertrauen, zumal
es das Glück will, daß dieser sein bester
Freund ist. Berühmter Mann und mein teuerster Freund, nimm hier meine Kinder!
Sie sind wahrhaftig die Frucht einer langen, mühevollen Arbeit. Der hochberühmte Mann war Joseph Haydn, daher heute
der Name „Haydn-Quartette“, und er hat
die drei letzten der ihm anvertrauten Kinderschar bei einer Soiree im Hause Mozart kennen gelernt; der stolze Vater Leopold überlieferte seinen Ausspruch: Ich sage ihnen vor
gott, als ein ehrlicher Mann, ihr Sohn ist der
größte Componist, den ich von Person und
dem Nahmen nach kenne. Eindrucksvolle Worte des berühmtesten Tonsetzers seiner Zeit über einen 29-Jährigen. Der hatte
sich Haydns Opus 33 zum Vorbild genommen, das heute als Prototyp des klassischen
Streichquartetts gilt, erweiterte die Form
aber erheblich – was bei vielen Zeitgenossen
auf Unverständnis stieß: Man sagt von den
6 Mozartschen Quartetten, daß sie zum totlachen seyen; sie stimmen gar nicht, berichtet selbst Beethoven, der seinerseits gerade
das fünfte, das A-Dur-Quartett KV 464,
sehr schätzte und eigenhändig eine Partitur
davon anfertigte. Es ist ein heiteres Werk, in
der Tonart, die Mozart in seinen Opern oft
für Liebesbeteuerungen verwendet, höchst
kunstvoll, namentlich in der Kontrapunktik
der beiden Ecksätze, und versehen mit kleinen Überraschungen, die an Haydns musikalischen Witz erinnern, wie die unerwartete
Generalpause im zweiten Teil des Menuetts. Im Adagio, für den Mozart-Experten
Wolf-Dieter Seiffert einer der schönsten und
elegantesten Variationssätze der Musikgeschichte, blitzt typisch Mozartscher Humor
auf, wenn in der sechsten und letzten Variation der perkussive Begleitrhythmus, der
zunächst im Cello erscheint und dann durch
die Stimmen wandert, fanfarenartige Impertinenz entwickelt.
Ein hoher künstlerischer Anspruch, wie er die
„Haydn-Quartette“ auszeichnet, verbindet
sich im Oboenquartett F-Dur KV 370 mit
konzertanter Unterhaltsamkeit. Es ist einige
Jahre früher entstanden, Anfang 1781 in
München. Dorthin war Mozart gereist, um
seine Oper „Idomeneo“ einzustudieren, und
dorthin war einige Jahre zuvor die berühmte Mannheimer Hofkapelle umgezogen. Für
deren Oboisten Friedrich Ramm ist das Quartett entstanden. Er galt als einer der führenden Oboisten der Zeit, gerühmt für seinen
schönen, runden, sanften und wahren Ton.
Das „Baierische Musik-Lexikon“ von 1811
berichtet, er habe einen sehr gefühlvollen
Vortrag im Adagio, wisse aber auch Geist
und Feuer in dasselbe zu legen, wenn der
Effekt und die Begeisterung es erfordern.
Beides, gefühlvollen Vortrag und Geist und
Feuer, verlangt das Quartett, das Mozart
ihm auf den Leib geschrieben hat. Die Oboe,
die im langsamen Satz sogar eine Kadenz zu
improvisieren hat, ist hier in Konzert-Manier
den Streichern gegenübergestellt – die allerdings keineswegs zu bloßer Begleitung
degradiert werden –, und ihr wird höchste
Virtuosität abverlangt, mit Läufen, riesigen
Sprüngen und Spitzentönen, die mit dem
dreigestrichenen f an die Grenze des seinerzeit Möglichen stoßen. Etwa in der Mitte des
Finales hat Mozart eine Kuriosität eingebaut:
Die Oboe wechselt plötzlich in einen Viervierteltakt, was zu dem durchgehenden Sechsachteltakt der Streicher nicht passt und den
Oboisten gehörig ins Stolpern bringen könnte – vielleicht, so wurde gelegentlich vermutet, ein Scherz, den sich der Komponist mit
dem berühmten Virtuosen Ramm erlaubte. Dies würde jedenfalls zu dem fröhlichen
Werk passen, das lediglich im langsamen
Satz eine melancholische Note erhält – dessen Nähe zu einer Klagearie nach Art der
kurz zuvor entstandene Oper „Idomeneo“
wird immer wieder konstatiert.
Geradewegs hinein in die Welt der Oper
führt die Harmoniemusik zu „Così fan
tutte“ – zu Deutsch: „So machen‘s alle oder
Die Schule der Liebenden“ –, jener schwer
zu deutenden Verwechslungskomödie um
die Untreue der Frauen, in der einige von
Mozarts schönsten Melodien versammelt
sind. Harmoniemusiken, Arrangements für
sechs oder acht Blasinstrumente, erfreuten
sich in der Zeit um 1800 größter Beliebtheit.
Jeder Fürst, der etwas auf sich hielt, leistete sich eine Bläsertruppe, eine „Harmonie“,
die ein farbenreiches Klangspektrum bot
und darüber hinaus sehr variabel einsetzbar
war: bei der Jagd, bei geselligen Ausflügen
und Militärparaden ebenso wie im Gottesdienst, bei Bällen und in Kammerkonzerten.
Und diese „Orchester des kleinen Mannes“
ermöglichten es selbst an den entferntesten
Höfen des Habsburger-Reiches, die Melodien der populären Opern wieder und wieder
zu hören – das Arrangieren erwies sich als
ertragreiche Einkommensquelle. Nun habe
ich keine geringe arbeit. Bis Sonntag acht
Tag muss meine Opera [„Die Entführung
aus dem Serail“] auf die harmonie gesezt
seyn, sonst kommt mir einer bevor – und
hat anstatt meiner den Profit davon, schreibt
Mozart im Juli 1782 an seinen Vater. Der
Bearbeiter der Version von „Così fan tutte“,
die heute zu hören ist, machte Mozart
indessen keine Konkurrenz: Sie stammt von
Ulf-Guido Schäfer, dem Klarinettisten des
Ma‘alot Quintetts, der in seinem Einführungstext zur CD-Aufnahme schreibt, trotz
der reichen Bläsersätze in der Oper sei eine
Imitation des Originals überflüssig, vielmehr
erscheine es notwendig, daß sich eine Bearbeitung weit vom Original entfernt, sich
verselbständigt und einen eigenen Charakter annimmt. Das ist Schäfer gelungen, der
überdies dem Hörer ebenso viel Vergnügen
wünscht, wie es die Musiker beim „Verkleiden, Rollentauschen, Singen und Verführen“
gehabt hätten.
Nicht nur Harmoniemusiken dienten der
gehobenen Unterhaltung, auch Streicher
konnten bei einer festlichen Tafel oder an
lauen Sommerabenden im Freien musikalische Genüsse bescheren. Zu welchem Anlass
die „Kleine Nachtmusik“ KV 525 entstanden ist, weiß man allerdings nicht, ebenso
wenig, ob Mozart eine kammermusikalische
Besetzung oder ein kleines Orchester, die
heute üblichere Besetzung, im Sinn hatte.
Gesichert erscheint lediglich, dass diese kürzeste seiner Serenaden 1787 in Wien entstanden ist, just während der Arbeit an „Don
Giovanni“. Und Anklänge an die Oper, allerdings an eine andere, enthält auch dieses
Werk: Die Romanze erinnert deutlich an die
Arie des Belmonte „Wenn der Freude Tränen fließen“ aus der „Entführung aus dem
Serail“. Ansonsten präsentiert sich die „Kleine Nachtmusik“ als schlichtes und gerade
dadurch so eminent wirkungsvolles Werk,
mit simpler achttaktiger Periodenstruktur,
einfachen Harmonien, äußerst einprägsamer
Melodik – und einem Zauber, der bis heute
seine Wirkung entfaltet.
Sonntag, 22. Juni 2014, 18.00 Uhr
Hambacher Schloss
Festliches Finale
Alexander Glasunow (1865-1936)
Amy Dickson, Saxophon
Sebastian Schmidt, Violine
Nanette Schmidt, Violine
Roland Glassl, Viola
Bernhard Schmidt, Violoncello
Jon Diven, Kontrabass
Konzert für Saxophon und Streicher
Première partie: Allegro moderato
Canzone variée: Andante
Final: Allegro
André Caplet (1878-1925)
Amy Dickson, Saxophon
Nick Deutsch, Oboe
Thorsten Johanns, Klarinette
Frank Forst, Fagott
Mandelring Quartett
Jon Diven, Kontrabass
„Légende“
PAUSE
Franz Schubert (1797-1828)
Quintett A-Dur D 667 „Forellenquintett“
Allegro vivace
Andante
Scherzo: Presto – Trio
Thema mit Variationen: Andantino – Allegretto
Finale: Allegro giusto
Paul Rivinius, Klavier
Sebastian Schmidt, Violine
Roland Glassl, Viola
Bernhard Schmidt, Violoncello
Jon Diven, Kontrabass
Ausklang mit den Künstlern bei Sekt und Brezel
Das Konzert wird vom SWR 2
mitgeschnitten und zu einem
späteren Zeitpunkt gesendet.
Wir danken dem Weingut Weegmüller
für die Künstlerpräsente
Ich versuche also, ein Nilpferd aus dem
Sumpf meiner Erinnerungen zu ziehen. Es
heißt Glasunow, dieses gütige, freundliche
und hilfsbereite Nilpferd. Dmitrij Schostakowitsch, der dies in Anlehnung an einen
russischen Kinderreim formulierte, hat Alexander Glasunows Güte und Hilfsbereitschaft am eigenen Leib erfahren – fand doch
Glasunow, damals Direktor des berühmten St. Peterburger Konservatoriums, seine
Musik abscheulich, erkannte aber Schostakowitschs überragende Begabung und setzte sich vehement für ihn ein. Überhaupt
war er ein äußerst engagierter Pädagoge,
der seine Studenten nach Kräften förderte.
Gütig, freundlich, hilfsbereit, stets mit einer
Zigarre zwischen den wurstigen Fingern,
berühmt seit der Aufführung seiner ersten
Sinfonie, die er als 16-Jähriger komponiert
hatte, ausgestattet mit einem phänomenalen Gedächtnis und einem außergewöhnlich guten Gehör, imstande, nahezu jedem
Instrument brauchbare Töne zu entlocken,
war Glasunow eine der prägenden Figuren
des russischen Musiklebens. Selbst nach der
Oktoberrevolution, als viele Musiker aus seinem Umfeld emigrierten, behauptete er seinen Platz im kulturellen Leben; erst 1928
nutzte er einen Aufenthalt in Wien mit seiner Familie zur Flucht. In der Musikmetropole Paris, am Ziel seiner Träume, entkam
er auch dem Alkohol, den er in ungeheuren
Mengen in seinen massigen Körper hineingeschüttet hatte. Indessen forderte die jahrelange Trunksucht ihren Tribut. Trotz allerlei
Gebrechen komponierte Glasunow unablässig: Noch zwei Jahre vor seinem Tod, im Winter 1933/34, schrieb er auf Bitten des Virtuosen Sigurd Raschèr und in enger Zusammenarbeit mit ihm das Konzert für Saxophon
und Streicher – heute das berühmteste
klassische Werk für das Instrument. Es ist ein
heiteres, unbeschwertes Stück, ebenso weit
entfernt von der damaligen Avantgarde wie
vom Jazz – den Glasunow durchaus schätz-
te. In einem Satz, aber voller Tempo- und
Ausdruckswechsel, rhapsodisch angelegt,
bringt es alle Qualitäten zur Geltung, die den
Ausnahme-Saxophonisten Raschèr auszeichneten: weiche, sonore Klänge ebenso wie
funkelnde Tonkaskaden.
In eine gänzlich andere Welt führt die
„Légende“ von André Caplet: flirrend,
geheimnisvoll, verschattet, in der impressionistischen Farbpalette Debussys gehalten, dem Caplet eng verbunden war. Er galt
als der beste Dirigent von dessen Werken,
orchestrierte große Teile seines „Martyre de
Saint Sébastien“ und war einer der wenigen
Freunde, die dem schwierigen Komponisten
bis zu seinem Tod die Treue hielten. Entstanden ist die „Légende“ 1903 als Auftragswerk der in Boston lebenden Amateur-Saxophonistin Elisa Hall, die jungen Musikern aus
ihrer französischen Heimat in den USA eine
Plattform zu verschaffen suchte; außer Caplet haben auch Debussy, d‘Indy und andere
für sie komponiert. Das Werk wirkt sehr persönlich, Ausdruck möglicherweise der tiefen
Religiosität, die Caplets Musik insbesondere
nach dem Ersten Weltkrieg prägen sollte.
Er meldete sich als Freiwilliger, wurde durch
Gas verwundet und starb vermutlich aufgrund dessen bereits mit 46 Jahren. In den
sakralen Ton zu Anfang des Werkes mischen
sich zunehmend düstere Klänge. Sie wirken wie die Illustration eines unheimlichen
Geschehens, vergleichbar Caplets berühmter Fantasie „Le masque de la mort rouge“
nach Edgar Allan Poe. Nach der Wiederkehr
des träumerischen Anfangsteils und einem
letzten Aufbäumen verschwindet das Stück
im Nichts.
Einen dunklen Unterton haben viele Kompositionen von Franz Schubert, namentlich die späte Streicher-Kammermusik – nicht
aber das Quintett A-Dur D 667, das „Forellenquintett“: In lichtem A-Dur versprüht es
überschwängliche Lebensfreude. Die Gelehrten streiten sich darüber, wann genau es
entstanden ist: Stilistische Eigentümlichkeiten sprechen für 1823 – das wäre die Zeit,
in der sich Schuberts Syphilis-Erkrankung
bemerkbar machte; im folgenden Jahr sollte er sich in einem erschütternden Brief als
den unglücklichsten, elendsten Menschen
auf der Welt bezeichnen. Vielfach wird aber
auch das Jahr 1819 genannt, genauer noch
eine Reise in jenem Jahr, die zu den unbeschwertesten Ereignissen in Schuberts Leben
gehört haben dürfte. Damals nahm ihn der
Sänger Johann Michael Vogl, Mittelpunkt
der späteren „Schubertiaden“ und als Interpret ein leidenschaftlicher Fürsprecher seiner
Lieder, mit in seine oberösterreichische Heimat, nach Steyr. Überall wurde er freundlich aufgenommen und allem Anschein nach
auch kostenlos bewirtet, schreibt der Schubert-Biograph Ernst Hilmar. Und er lernte
den Amateur-Cellisten Sylvester Paumgartner kennen, der regelmäßig Hauskonzerte veranstaltete – und der, wie wiederum
Albert Stadler, Freund aus Konviktszeiten,
berichtet, über das köstliche Liedchen „Die
Forelle“ ganz entzückt war. Das Quintett soll
auf seine Anregung zurückgehen. Dabei bildet der Variationen-Satz, anders als etwa im
Quartett „Der Tod und das Mädchen“, keineswegs den Mittelpunkt des Werkes. Der
Schwerpunkt liegt auf dem ersten Satz, der
sich nach der vorsichtig tastenden Einleitung
zu einem brillanten Sonatensatz entwickelt.
Es schließt sich die traditionelle Abfolge an:
ein inniger langsamer Satz – mit ungewöhnlich farbiger Harmonik –, ein geistreiches
Scherzo mit kontrastierendem Trio, dem
der Variationen-Satz folgt, und ein Finale in volkstümlich Duktus, das mit Anklängen an den Kopfsatz und vor allem an das
Forellen-Thema für eine geschlossene Form
sorgt. Vieles ließe sich noch über die kunstvolle Faktur des Werkes sagen, man kann es
aber auch mit Albert Einsteins Diktum über
Schubert halten: Musizieren, lieben – und
Maul halten!
E VA B L A S K E W I T Z
Die Künstler
Mandelring Quartett
Sebastian Schmidt, Violine
Nanette Schmidt, Violine
Roland Glassl, Viola
Bernhard Schmidt, Violoncello
Suche nach musikalischer Wahrheit
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung konstatierte schon 2008, das Mandelring Quartett
habe das Zeug, an die Stelle des Alban Berg
Quartetts zu treten. Mit Bezug auf den
Schostakowitsch-Zyklus bei den Salzburger
Festspielen sah das führende österreichische Kulturmagazin „Die Bühne“
das Mandelring Quartett
als Erben des legendären
Borodin-Quartetts und das
renommierte Musikmagazin Fono Forum zählt das
Mandelring Quartett zu den sechs besten
Streichquartetten der Welt.
Markenzeichen des Mandelring Quartetts ist
seine Expressivität und phänomenale Homogenität. Die vier Individualisten verschmelzen
im gemeinsamen Willen, stets nach dem
Kern der Musik zu suchen und sich der musikalischen Wahrheit zu stellen. Durch Erfassen der geistigen Dimension, Ausloten der
emotionalen Extreme und Arbeit am Detail
machen die Musiker die Vielschichtigkeit
der Werke erlebbar. Dabei ist ihr Zugang zur
Musik immer emotional und persönlich.
Der Gewinn großer Wettbewerbe – München (ARD), Evian (Concours International
de Quatuor à Cordes) und Reggio Emilia
(Premio Paolo Borciani) – war der Einstieg
in die internationale Karriere. Konzertreisen
führen das Ensemble in europäische Musikzentren wie Amsterdam, Brüssel, London,
Madrid, Paris und Wien. Die Metropolen
New York, Washington, Los Angeles, Vancouver und Tokio finden sich ebenso im
Konzertkalender wie regelmäßige Tourneen
nach Mittel- und Südamerika, in den Nahen
Osten und nach Asien. Das Quartett ist zu
Gast beim Schleswig-Holstein Musik Festival,
dem Oleg Kagan Musikfest, den Festivals in
Montpellier, Lockenhaus und Kuhmo, dem
Enescu-Festival Bukarest und bei den Salzburger Festspielen.
Zahlreiche mit Preisen der Deutschen Schallplattenkritik und International Classical
Award-Nominierungen ausgezeichnete CDAufnahmen zeigen die
außergewöhnliche Qualität
und das breite Repertoire
des Quartetts. So wurde
die Einspielung der Streichquartette von Schostakowitsch vielfach mit Preisen
ausgezeichnet und von der
Presse als eine der herausragenden Gesamteditionen unserer Zeit beurteilt. Produktionen
mit Werken von Schubert und Schumann
wurden als neue Referenzaufnahmen gewürdigt, und auch die Aufnahme der Streichquartette von Leoš Janáček erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Aktuelles Projekt ist die
Gesamteinspielung der Streicherkammermusik von Mendelssohn auf vier CDs.
1997 vom Mandelring Quartett ins Leben
gerufen, ist das HAMBACHERMusikFEST,
jedes Jahr ein Treffpunkt für Kammermusikfreunde aus aller Welt. Seit 2010 gestaltet
das Mandelring Quartett eigene Konzertreihen in der Berliner Philharmonie und in seiner Heimatstadt Neustadt an der Weinstraße.
Das Mandelring Quartett führte mehrfach
Zyklen mit allen 15 Schostakowitsch-Quartetten auf – unter anderem in Berlin und bei
den Salzburger Festspielen.
Die Künstler
Jörg Brückner, Horn
Jörg Brückner wurde 1971 in Leipzig geboren und begann seine Ausbildung als Hornist
1985 an der Spezialschule für Musik „Belvedere“ in Weimar. Es folgte von 1989-1992
das Studium an der Hochschule für Musik
Franz Liszt Weimar bei Rainer Heimbuch
und Karl Biehlig sowie in Leipzig bei Hermann Märker. Nach Abschluss des Studiums
wurde Jörg Brückner 1992 als 3. Hornist im
Gewandhausorchester Leipzig unter Kurt
Masur engagiert und wechselte 1997 als
Solohornist zur Dresdner Philharmonie.
Als Solist trat er mit der Dresdner Philharmonie, dem Bachorchester Leipzig und dem
Dresdner Kammerorchester auf. Er spielte Solokonzerte unter der Leitung von Jeffrey Tate, Walter Weller, Simone Young und
Rafael Frühbeck de Burgos. Seit 1997 ist Jörg
Brückner Mitglied im Blechbläserensemble
„Brass partout“ und im „Carus“-Ensemble
Dresden. In verschiedenen bedeutenden
Orchestern wie dem Orchester des Bayerischen Rundfunks, der Staatskapelle Dresden,
dem Orchestre National de Paris und dem
Tonhalle Orchester Zürich war er als Aushilfe
tätig. 2009 spielte der Künstler während der
Salzburger Osterfestspiele bei den Berliner
Philharmonikern Solohorn.
Seit 2006 hat Jörg Brückner eine Professur
für Horn an der Hochschule für Musik Franz
Liszt Weimar inne. Er ist heute Solohornist
der Münchner Philharmoniker.
Die Künstler
Nick Deutsch, Oboe
Nick Deutsch, 1972 in Israel geboren,
begann bereits mit 13 Jahren sein Studium am Musikkonservatorium in Sydney. Am
Victorian College of the Arts in Melbourne
machte er 1993 seinen Abschluss und wurde
als der beste Student mit dem „Gwen-Nisbet-Preis“ ausgezeichnet. Ein Stipendium
ermöglichte ihm weitere Studien bei Diethelm Jonas an der Staatlichen Hochschule
für Musik in Trossingen.
Als Solooboist arbeitete er mit großen
Orchestern und Ensembles wie z. B. dem
Chamber Orchestra of Europe, den Münchner Philharmonikern, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, den Radio-Symphonie-Orchestern von Frankfurt, Köln, Stuttgart, Berlin und München sowie mit den
Opernorchestern München, Berlin, Dresden,
Bayreuth, Stuttgart – um nur einige zu nennen – unter berühmten Dirigenten wie Zubin
Mehta, James Levine, Kurt Masur, Lorin Maazel, Gustavo Dudamel, Semyon Bychkov und
Ivan Fischer. Nick Deutsch tritt regelmäßig
als Solooboist mit dem Israel Philharmonic
Orchestra auf und war 2004 bis 2012 Mitglied des Budapester Festival-Orchesters.
Als Solist trat er mit der Camerata Salzburg,
der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, dem Bach Kollegium Stuttgart, dem
Frankfurter Opern- und Museumsorchester,
der Polnischen Kammerphilharmonie, der
Real Filharmonia de Galicia (Spanien) und
dem Münchener Kammerorchester auf.
Nick Deutsch konzertierte im Rahmen
bekannter internationaler Musikfestivals wie
den Salzburger Festspielen, dem Edinburgh
International Festival, den BBC Proms, dem
Rheingau Musik Festival, dem Prager Frühling, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, dem Schleswig-Holstein Musik Festival, den Sommerlichen Musiktagen Hitzacker und mehreren Musikfestivals in Japan,
Korea, Israel und Australien.
Als begehrter Kammermusikpartner ist er
Gründungsmitglied des Hindemith-Quintetts in Frankfurt am Main und tritt mit dem
Ensemble Modern, dem Linos Ensemble und
der von András Schiff gegründeten „Cappella Andrea Barca“ auf.
Von 2003 bis 2010 war Nick Deutsch Solooboist des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters. An der Hochschule für Musik
Mainz war er von 2004 bis 2010 Professor für Oboe, seit 2010 ist er in gleicher
Position an der Hochschule für Musik und
Theater Leipzig tätig.
Die Künstler
Amy Dickson, Saxophon
Die Saxophonistin Amy Dickson begann im
Alter von 6 Jahren mit dem Musikunterricht
und feierte 10 Jahre später ihr Konzertdebüt.
Die Künstlerin ist wegen ihres bemerkenswerten und unverwechselbaren Tones und
ihrer außergewöhnlichen Musikalität allgemein anerkannt. Sie tritt weltweit als Solistin
mit vielen Orchestern auf – unter anderem
mit dem Sydney Symphony Orchestra, dem
Wiener Kammerorchester und dem London
Philharmonic Orchestra in Konzertsälen wie
der Wigmore Hall, der Royal Albert Hall und
dem Sydney Opera House.
Amy Dickson wurde in Sydney geboren,
wo sie mit dem Ku-Ring-Gai Philharmonic
Orchestra unter der Leitung von Henryk Pisarek debütierte. Anschließend wurde sie mit
der „James Fairfax Australian Young Artist of
the Year“-Medaille ausgezeichnet. An ihrem
18. Geburtstag nahm sie Dubois‘ Divertissement mit dem Sydney Symphony Orchestra
unter John Harding auf. Im folgenden Jahr
ging Amy Dickson nach London, wo sie mit
Hilfe des „Jane Melber“-Stipendiums am
Royal College of Music bei Kyle Horch und
danach am Conservatorium van Amsterdam
bei Arno Bornkamp studierte. In dieser Zeit
gewann Amy Dickson als erste Saxophonistin überhaupt bedeutende Wettbewerbe wie
den „Royal Overseas League“-Wettbewerb
(Goldmedaille), den „Symphony Australia
Young Performer of the Year“-Wettbewerb
und den Londoner „Prince’s Prize“.
Amy Dickson hat drei Alben bei Sony Music
aufgenommen: „Smile“, „Glass Tavener
Nyman“ und „Dusk & Down“. Letzteres
erreichte die Nummer Eins in den britischen
Klassik-Charts. Das Album „Smile“ veranlasste das renommierte englische Fachmagazin „The Gramophone“ zu folgender Beur-
teilung ihres Spiels: Sie hat einen individuellen und ungewöhnlichen Ton, saftig, seidenweich, sinnlich und zuweilen aufreizend …
Amy Dickson hat eine Reihe von Welturaufführungen auf CD eingespielt, unter anderem Holbrookes Saxophonkonzert und Bennetts „Seven Country Dances“ mit dem
Royal Scottish National Orchestra. Mit dem
Melbourne Symphony Orchestra nahm sie
Williams „Escapades“ und Carmens Konzert für Saxophon auf. Im Jahr 2012 wurde
Edwards „Full Moon Dances“ live in der
Oper von Sydney aufgezeichnet und im Jahr
2014 veröffentlicht.
Amy Dickson fühlt sich der Weiterentwicklung eines modernen Repertoires für Saxophon verpflichtet und gibt immer wieder neue Werke in Auftrag oder arrangiert
Werke aus dem Fundus anderer Instrumente
neu. Amy Dickson, die heute in London lebt,
ist Botschafterin der „Australian Children’s
Music Foundation“.
45
Die Künstler
Jon Diven, Kontrabass
Nachdem der aus Texas stammende Bassist
Jon Diven seine musikalische Ausbildung
zunächst an Saxophon und Tuba begonnen hatte, absolvierte er ein Kontrabassstu-
dium an der renommierten Eastman School
of Music in Rochester, New York, das er mit
dem Masters-Diplom abschloss.
Sogleich folgten Engagements im Rochester
Philharmonic Orchestra und an den Theatern
St. Gallen und Stuttgart. Als Kontrabassist
und E-Bassist spielte er sieben Jahre in den
Musicals „Miss Saigon“, „Die Schöne und
das Biest“ (Stuttgart) sowie in „Der Glöckner
von Notre-Dame“ (Berlin).
Jon Diven erhielt Einladungen zum Rheingau
Musik Festival und vielen weiteren in- und
ausländischen Festivals. Er wirkte zudem bei
der Deutschen Oper Berlin, den Berliner Symphonikern, im Orchester des Pfalztheaters
Kaiserslautern und als Tourbassist des belgischen Stars Helmut Lotti mit.
Zur Zeit ist Jon Diven Solobassist der Philharmonie Merck in Darmstadt und Mitglied der
Heidelberger Sinfoniker. Außerdem bildet er
mit der Schweizer Harfenistin Ulrike Neubacher „Das etwas andere Duo“. In Neustadt
ist Jon Diven bekannt durch seine Mitwirkung beim 14. HAMBACHERMusikFEST.
Die Künstler
Frank Forst, Fagott
Frank Forst wurde 1969 in Aalen geboren. Mit elf Jahren erhielt er seinen ersten
Fagottunterricht. Ein Jahr später wurde er
Privatschüler von Gerhard Hase in Stuttgart
und gewann während dieser Zeit den ersten Preis beim Bundeswettbewerb „Jugend
musiziert“. 1989 - 1992 folgte ein Studium
an der Musikhochschule Hannover bei Prof.
Klaus Thunemann.
1991 wurde Frank Forst Preisträger des internationalen Musikwettbewerbs „Prager Frühling“ und Stipendiat des Deutschen Musikwettbewerbs mit anschließender Aufnahme in die Bundesauswahl „Konzerte junger
Künstler“. Von 1990 - 1992 war er Mitglied
der Jungen Deutschen Philharmonie.
1992 wurde er als Solofagottist des Berliner Sinfonie-Orchesters berufen und begann
1997 als Solofagottist zusätzlich eine regelmäßige Zusammenarbeit mit der Camerata Salzburg. Seitdem folgten auch Soloauftritte mit dem Philharmonischen Orchester
Bremen, der Staatsphilharmonie RheinlandPfalz, der Nordwestdeutschen Philharmonie,
der Camerata Europea, dem California Youth
Symphony Orchestra und dem Neuen Berliner Kammerorchester. Frank Forst ist zudem
Mitglied des Euphorion-Ensembles und war
bereits 2008 beim 12. HAMBACHERMusikFEST zu hören.
1996 übernahm er zunächst einen Lehrauftrag an der Musikhochschule „Hanns Eisler“,
Berlin und 2002 eine eigene Fagottklasse an
der Musikhochschule Franz Liszt Weimar.
Wenig später wurde er dort zum Professor
berufen. Daneben gibt Frank Forst Meisterkurse in Deutschland, Griechenland, Luxemburg, Ungarn, Spanien, China, Japan und
den USA.
Die Künstler
Wally Hase, Flöte
Die Flötistin Wally Hase wurde in Freiburg
im Breisgau geboren und war Schülerin von
Prof. Karl Friedrich Mess. 1986 begann sie bei
ihm ihr Studium an der Hochschule für Musik
in Stuttgart, nachdem sie im gleichen Jahr
ein Stipendium zum Weltjugendorchester in
die USA geführt hatte. Ihr Studium setzte sie
bei Prof. Jean-Claude Gérard und Prof. Aurèle Nicolet fort.
Als Mitglied im Festspielorchester Ludwigsburg unternahm Wally Hase Tourneen nach
China, Japan und Südamerika. 1989 konzertierte sie in Neuseeland beim „Festival of the
Arts“. 1990 war sie Stipendiatin der Richard-
Wagner-Gesellschaft Bayreuth. Zwischen
1990 und 1993 war sie Mitglied im Karlsruher „Ensemble 13“ sowie im Bach Collegium Stuttgart unter der Leitung von Helmuth
Rilling. Bereits vor Beendigung ihres Studiums wurde Wally Hase 1992 als Soloflötistin
der Staatskapelle Weimar verpflichtet. Diese
Position hatte sie bis 2009 inne.
Seit 2008 verbindet sie eine regelmäßige
Zusammenarbeit mit der Camerata Salzburg.
Neben Solokonzerten tritt sie häufig als Kammermusikerin auf – so im Duo mit dem Gitarristen Thomas Müller-Pering, dem Pianisten
Thomas Wellen und dem Mandelring Quartett. Projekte „Musik & Lyric“ verbinden sie
mit dem Germanisten und Sprecher Prof. Dr.
Jan Philipp Reemtsma.
Ihr vielseitiges Engagement als Solistin, Kammermusikerin und Gründungsmitglied verschiedener Ensembles wird durch Fernsehund Rundfunkproduktionen sowie CD-Einspielungen ergänzt. Letztere wurden 2006
mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik und 2007 mit dem „Leopold“ ausgezeichnet.
Im Jahr 2000 wurde Wally Hase als Professorin für Flöte an die Hochschule für Musik
Franz Liszt Weimar berufen. Darüber hinaus
unterrichtet sie im Rahmen von Meisterkursen im In- und Ausland. Wally Hase begeisterte das Publikum des HAMBACHERMusikFESTES bereits 2006 und 2008.
Die Künstler
Thorsten Johanns, Klarinette
Geboren und aufgewachsen in Krefeld, hatte
Thorsten Johanns viele Jahre Klarinetten- und
Saxophonunterricht bei seinem ungarischen
Lehrer László Dömötör. In dieser Zeit konnte
er sich zahlreiche erste Preise beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ erspielen. Es
folgte ein Studium bei Prof. Ralph Manno an
der Musikhochschule Köln. Thorsten Johanns
war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes.
Bevor er als 25-Jähriger seine jetzige Position als Soloklarinettist des WDR-Sinfonieorchesters Köln antrat, war Thorsten Johanns
stellvertretender Soloklarinettist der Essener
Philharmoniker. Als Mitglied der Ensembles
Quintetto Amadeo, opera senza, Zephyr und
Saxemble tritt der Künstler bei zahlreichen
Festivals im In- und Ausland auf. Hier sind
insbesondere zu nennen: Schleswig-Holstein
Musik Festival, Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, Luzern Festival, Musik-Triennale
Köln und Tiroler Festspiele.
Der Dirigent Christoph von Dohnanyi verpflichtete Thorsten Johanns als Soloklarinettisten für viele Projekte mit dem NDR-Sinfonieorchester Hamburg. In derselben Position
trat er auch mehrfach mit den Berliner Philharmonikern auf. Auch bei den Münchner
Philharmonikern, dem Deutschen Sinfonieorchester Berlin und dem Ensemble Modern,
Frankfurt, war und ist er häufiger Gast. Als
erster und bis heute einziger deutscher Klarinettist wurde Thorsten Johanns persönlich vom Chefdirigenten Alan Gilbert nach
New York eingeladen, um dort wiederholt
als Soloklarinettist mit dem New York Philharmonic Orchestra zu spielen. Mehrfach
wurde Thorsten Johanns als Soloklarinettist zum Super World Orchestra nach Tokyo
eingeladen. Er arbeitete mit den Dirigenten
Sir Neville Marriner, Semyon Bychkov, Eivind
Aadland und Yutaka Sado zusammen und
konzertiert auch regelmäßig als Solist.
Der Künstler wirkte bei vielen erfolgreichen
CD-Produktionen mit. Die Einspielung von
Mozarts „Don Giovanni“ mit dem Ensemble
opera senza wurde mit dem ECHO-Klassik
2008 ausgezeichnet. Zuletzt hat Thorsten
Johanns mit dem Quintetto Amadeo für das
Label Col Legno eine vielbeachtete CD mit
Mozarts Quintett für Bläser und Klavier KV
452 und Moritz Eggerts „Amadé, Amadé“
eingespielt.
Die Saison 2013/14 startete für Thorsten
Johanns mit einer ausgedehnten Konzerttournee und Meisterkursen in Australien und
mit seiner Mitwirkung bei Festivals in Finnland und Schweden. Der Künstler unterrichtete zudem in Meisterkursen in den USA und
in China. Er hat eine Professur für Klarinette
in Maastricht inne.
Die Künstler
Paul Rivinius, Klavier
Der Pianist Paul Rivinius erhielt seinen ersten Klavierunterricht im Alter von fünf Jahren. Seine Lehrer waren zunächst Gustaf
Grosch in München, später Alexander Sellier,
Walter Blankenheim und Nerine Barrett an
der Musikhochschule in Saarbrücken. Nach
dem Abitur studierte er zusätzlich Horn bei
Marie-Luise Neunecker an der Frankfurter
Musikhochschule und setzte seine Klavierausbildung bei Raymund Havenith fort. 1994
wurde er in die Meisterklasse von Gerhard
Oppitz an der Musikhochschule München
aufgenommen, die er 1998 mit Auszeichnung abschloss. Paul Rivinius war langjähriges Mitglied als Hornist im Bundesjugendorchester und im Gustav Mahler Jugendorchester.
Als Kammermusiker profilierte er sich mit
dem 1986 gegründeten Clemente Trio, das
1998 den renommierten ARD-Musikwettbewerb in München gewann und anschließend
als „Rising Star“-Ensemble in den wichtigen
Konzertsälen der Welt gastierte, darunter
sind die Carnegie Hall in New York und die
Wigmore Hall in London zu nennen.
Außerdem musiziert Paul Rivinius gemeinsam mit seinen Brüdern Benjamin, Gustav
und Siegfried im Rivinius Klavier-Quartett.
Zusammen mit Musikern des Deutschen
Symphonie Orchesters Berlin bildet er das
Akanthus Ensemble, und seit 2004 gehört
er dem Mozart Piano Quartet an. Zahlreiche Rundfunk- und CD-Produktionen, unter
anderem mit den Cellisten Julian Steckel und
Johannes Moser, dokumentieren seine künstlerische Arbeit. Paul Rivinius lehrte als Professor für Kammermusik an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ in Berlin und lebt heute in
München.
Die Künstler
Rautio Piano Trio
Jane Gordon, Violine
Adi Tal, Violoncello
Jan Rautio, Klavier
Im Rautio Piano Trio spielen drei herausragende Musiker aus Großbritannien, Israel
und Russland. Von der Kritik wird das Trio
wegen seiner Vielseitigkeit, seines intelligenten Kunstverständnisses und seiner phantasievollen Programmgestaltung gelobt. Sein
Repertoire erstreckt von historisch ausgerichteten Aufführungen von Musik der Klassik
bis zu zeitgenössischen Werken.
Bislang ist es im gesamten Vereinigten Königreich und in Europa aufgetreten, mit Konzerten in der Wigmore Hall, dem Purcell Room,
der Bridgewater Hall, in St. George’s Bristol,
live beim Radiosender BBC Radio 3, im Wiener Haydn-Saal und beim Pablo Casals Festival im französischen Prades. Des Weiteren
erfreut sich das Rautio Piano Trio vielseitiger
musikalischer Zusammenarbeit, zum Beispiel
mit Joan Rodgers, Sopran, Julian Bliss, Klarinette, Sarah-Jane Bradley, Violine und dem
Nottingham Symphony Orchestra. Seine
jüngsten Darbietungen zeitgenössischer
Musik umfassen unter anderen die Uraufführung von Benjamin Wallfischs „Syzygy“
in der Wigmore Hall und Sally Beamishs „The
Seafarer“ beim Sound Contemporary Music
Festival in Schottland.
Das Rautio Piano Trio hat viele angesehene
Auszeichnungen erhalten, u. a. durch die
Teilnahme an der Young Artist-Plattform des
Tillett Trusts, durch den Maisie Lewis Wigmore Award, den Park Lane Group Award und
den Musicians Benevolent Fund Ensemble
Award. Alle diese Preise ermöglichen den
Gewinnern Auftritte bei angesehenen Veranstaltungen in berühmten Konzerthäusern.
Das Trio gewann zudem den Publikumspreis
bei der Londoner Parkhouse Preisverleihung.
Die drei Musiker sind preisgekrönte
Absolventen der Royal Academy of Music,
des Royal College of Music sowie des Royal
Northern College of Music. Sie erhielten
zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen
für ihr solistisches Wirken.
2008 wurde das Rautio Piano Trio als das
erste britische Klaviertrio für die European
Chamber Music Academy ausgewählt. Unter
den jüngsten Projekten, die für viel Aufsehen
gesorgt haben, ist sicherlich die Aufführung
des kompletten Zyklus der Klaviertrios von
Mozart auf historischen Instrumenten im
Konzerthaus St. George’s Bristol und am Tel
Aviv Museum of Art im Jahr 2013.
Impressum
VERANSTALTER
Stadt Neustadt an der Weinstraße
KÜNSTLERISCHE LEITUNG
Mandelring Quartett
ORGANISATION UND DURCHFÜHRUNG
Förderkreis HAMBACHERMusikFEST e.V.
Ahornweg 7
67434 Neustadt-Hambach
Telefon: (06321) 9 20 43
Telefax: (06321) 899 782
[email protected]
WERKTEXTE
Eva Blaskewitz
Lausitzer Str. 21
10999 Berlin
Tel: 030 / 41 71 43 47
Mobil: 0179 / 144 07 58
E-Mail: [email protected]
Foto: Dr. Collofong
REDAKTION
Erika Buße
Jörg S. Schmidt
Ana-Maria Souca
GRAFIK
Federico Mampaey
Unsere nächsten Konzerttermine:
DIE KLASSIK-REIHE
19. HAMBACHERMusikFEST
Mandelring Quartett
vom 3. bis 7. Juni 2015
Herbst/Winter-Zyklus im Saalbau Neustadt
19. Oktober 2014 / 2. Dezember 2014
17. Februar 2015 / 19. April 2015
Information und Karten – Telefon: 0 6321 - 92 043
www.hambachermusikfest.de
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MANDELRING QUARTETT
www.audite.de
MENDELSSOHN
DIE KAMMERMUSIK
FÜR STREICHER
Vol. I aud. 92.656
Vol. II aud. 92.657
Vol. III aud. 92.658
Vol. IV aud. 92.659
MUSIKPRODUKTION
e-mail: [email protected]
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erhältlich im Handel über:
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