Sonntag, den 21. September 2008, 15 Uhr, Stadtkirche Wittenberg Festkonzert zur Eröffnung der Lutherdekade Anhaltische Philharmonie Dessau Dirigent: Golo Berg Solisten: Cornelia Marschall, Sopran Josif Hatos, Trompete Programm Heinz Röttger (1909 – 1977): Choralsinfonie „Sollt’ ich meinem Gott nicht singen?“ (1946) Erster Satz: Im Choraltempo – Allegro molto Zweiter Satz: Im Choraltempo – Ruhig fließend Dritter Satz (Scherzo): Im Choraltempo (etwas bewegter) – Allegro Vierter Satz (Finale): Im Choraltempo Johann Sebastian Bach (1685 – 1750): „Jauchzet Gott in allen Landen“, Kantate BWV 51 für Solosopran, Trompete, Streicher und Basso continuo Aria „Jauchzet Gott in allen Landen“ Recitativo „Wir beten zu dem Tempel an“ Aria „Höchster, mache deine Güte“ Choral „Sei Lob und Preis mit Ehren“ – „Alleluja“ Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847): Sinfonie Nr. 5 D-Dur op. 107 „Reformationssinfonie“ Andante – Allegro con fuoco Allegro vivace Andante Choral „Ein’ feste Burg ist unser Gott“. Andante con moto – Allegro vivace Die 1946 entstandene Choralsinfonie von Heinz Röttger erlebte ihre Uraufführung erst im September 2007, dreißig Jahre nach dem Tod des Komponisten, der von 1954 bis 1977 als Generalmusikdirektor am damaligen Landestheater Dessau wirkte. In diesem Werk hat Heinz Röttger seiner Freude und Dankbarkeit über das Ende des Krieges, an dem er als Soldat teilnehmen musste, schöpferisch-musikalischen Ausdruck verliehen. Ideelle wie musikalischmotivische Grundlage der Sinfonie ist der Dankchoral „Sollt’ ich meinem Gott nicht singen?“ von Johann Schops auf einen Text von Paul Gerhardt aus dem Jahre 1653. Jedem der vier Sätze sind einzelne Choralzeilen als Einleitung vorangestellt. Die Satzcharaktere entsprechen der klassisch-romantischen Tradition. Das Finale bringt am Schluss die eindrucksvolle Zusammenfassung: Die Blechbläser spielen die komplette Choralmelodie, zu deren einzelnen Zeilen die jeweiligen Hauptthemen der ersten drei Sätze erklingen. Den beiden Finalthemen bleibt es vorbehalten, den strahlenden C-Dur-Schluss herbeizuführen. Die Solokantate „Jauchzet Gott in allen Landen“ wurde von Johann Sebastian Bach 1730 zum 15. Sonntag nach Trinitatis geschrieben. Das Autograph trägt jedoch den Vermerk „et in ogni Tempo“, d.h. die Kantate kann auch zu anderen Gelegenheiten im Laufe des Kirchenjahres aufgeführt werden. Das Werk ist vom ersten bis zum letzten Ton überzeugender Ausdruck jubelnder Freude. In den beiden Ecksätzen konzertieren Solosopran und Solotrompete miteinander in beglückender und hochvirtuoser Weise. Felix Mendelssohn Bartholdy komponierte seine „Reformationssinfonie“ im Winter 1829/30 in Berlin zwischen seiner ersten England-Reise und einer großen Italien-Reise. Sie sollte der Beitrag des als Kind protestantisch getauften Komponisten zur 300-Jahr-Feier der Augsburger Konfession werden, die am 25. Juni 1530 vor Kaiser und Reichstag verlesen worden war und einen Markstein in der Geschichte des Protestantismus darstellt. Dem Entstehungsanlass entsprechend, liegen dem Werk drei Hauptelemente zugrunde: Betonung der Kontrapunktik; herbe, altertümlich wirkende Harmonik; Choral und Choralbearbeitung. In der Einleitung zur Sinfonie verarbeitet Mendelssohn neben einer seiner Lieblingswendungen, dem gregorianischen „Magnificat tertii toni“, auch das sogenannte „Dresdner Amen“ (in der sächsischen Liturgie ein Symbol des Heiligen Geistes), das auch Richard Wagner 50 Jahre später als Gralsmotiv im „Parsifal“ verwendet. Als drittes musikalisches Zitat hören wir im Finale im Rahmen einer großen Choralbearbeitung Luthers Lied „Ein’ feste Burg ist unser Gott“, das wohl wie kaum ein zweites zum Inbegriff der Reformation wurde.