Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg Naturwissenschaftliche Technik - Physiklabor http://www.haw-hamburg.de/?3430 Physikalisches Praktikum ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------Kondensator und Spule Allgemeine Grundlagen: 1. Der Kondensator Es gibt positive und negative Ladungen. Werden Ladungen Q transportiert, fließt ein elektrischer Strom I. Es gilt: I = dQ / dt [ I ] = A = As / s = C / s Zwei elektrisch isolierte Leiter bilden einen Kondensator, der geladen werden kann. Die Kapazität des Kondensators ist das Verhältnis von Ladung Q zur Spannung U am Kondensator: C=Q/U [C] = F = As / V Zwischen den Leitern (Belägen) eines geladenen Kondensators existiert ein elektrisches Feld. Zum Aufbau des elektrischen Feldes muss dem Kondensator die Energie: WC = C U2 / 2 zugeführt werden. Das Laden eines Kondensators wird wie folgt beschrieben: Zur Zeit t = 0 wird ein zunächst nicht geladener Kondensator C (Spannung am Kondensator UC = 0) über einen Widerstand R an eine Batterie (Spannung UB) angeschlossen. Es fließt ein Ladestrom, der mit der Zeit geringer wird. R UB C Abb. 1. Reihenschaltung von Widerstand und Kapazität Für die Spannung am Kondensator gilt: uC(t) = UB - uR (t) = UB ( 1 - e-t / RC ) ; J = RC, daraus folgt uC(J) = 0,63 UB ; Kleine Buchstaben für zeitabhängige Größen RC nennt man die Zeitkonstante τ . Während des Ladens, entsprechendes gilt beim Entladen des Kondensators, fließt ein Verschiebungsstrom: iV = dq / dt = C duC / dt = iR (t) Vorbereitung: • Erarbeiten Sie sich die Grundlagen mit Hilfe der Literatur. • Stellen Sie die Funktions- oder Differentialgleichung für die Schaltung auf, zur Zeit t = 0 wird der Schalter geschlossen und die Spannung an die Masche gelegt (Maschengleichung).Bestimmen Sie die Funktion uc=f(t) für das Laden der Kapazität. • • Welche Spannung würden Sie bei t = 3J über der Kapazität messen? Die schriftliche Vorbereitung gehört nicht in das Protokoll. 1 2. Die Spule Die Spule setzt infolge der Selbstinduktion jeder Änderung di/dt des Stromflusses einen Widerstand entgegen (Lenzsche Regel). Es gilt für die induzierte Spannung uind = - L di / dt , wobei L als Selbstinduktion bezeichnet wird. Sie ist eine von der Geometrie und Windungszahl der Spule abhängige Größe mit der Maßeinheit H. [L] = H = Vs / A Will man über einen Widerstand R eine Spule (Induktivität) L zur Zeit t = 0 an eine Batterie (UB ) anschließen, dann bewirkt die Selbstinduktionsspannung, dass der Strom durch die Spule "allmählich" von 0 zur Zeit t = 0 auf den Endwert ansteigt. L/R nennt man die Zeitkonstante J. i (t) = UB / R ( 1 - e-t / ( L / R ) ) ; Es gilt: R UB Abb. 2. L Widerstand und Induktivität in Reihenschaltung Zum Aufbau des magnetischen Feldes (der Spule) wird die Energie Wm = L I 2 / 2 zugeführt. Vorbereitung: • • Machen Sie sich mit den Grundlagen vertraut. Stellen Sie die Funktions- oder Differentialgleichung für die Schaltung auf. Zur Zeit t = 0 wird der Schalter geschlossen und die Spannung an die Masche gelegt (Maschengleichung). Bestimmen Sie die Funktion i = f(t). 3. Spule und Kondensator Jeder reale elektromagnetische Schwingkreis besteht aus einer Spule L, einem Kondensator C und einem ohmschen Widerstand R. In dem Experiment ist der ohmsche Widerstand der Spule und der Innenwiderstand des Funktionsgenerators zu beachten. Spule RL UB Abb. 3 L C Schwingkreis mit Spulenwiderstand 2 Das Einschaltverhalten eines Schwingkreises mit ohmschen Anteil wird durch die Differentialgleichung L d²i di i +R + =0 dt² dt C mit den Randbedingungen t = 0, i = I0, di = 0 beschrieben. dt Die Resonanzkreisfrequenz für den gedämpften elektrischen Schwingkreis berechnet sich aus: ωd = R 1 − ( )² 2L LC Vergleichen Sie dieses Ergebnis mit der Thomson Formel. Vorbereitung: - Stellen Sie die Funktions- oder Differentialgleichung für die Schaltung auf, zur Zeit t = 0 wird der Schalter geschlossen. Legen Sie die Randbedingungen fest und lösen Sie die Differentialgleichung. Aufgaben A Messungen mit dem Oszilloskop 1. Der RC-Schaltkreis Bauen Sie folgende Schaltung auf: R = 2-20kΩ Ri 50 Ω U ca. 5V C = 2-5nF Oszilloskop 1-5kHz Stellen Sie das Oszilloskop so ein, dass Sie den zeitlichen Verlauf der Spannung uc(t) verfolgen können. Achten Sie auf das Massepotenzial. 1.1 Bestimmen Sie mit Hilfe des Oszilloskops die Zeitkonstante τ. 1.2 Bestimmen Sie τ rechnerisch, indem Sie die Werte der von Ihnen verwendeten Bauelemente für R und C einsetzen, berücksichtigen Sie den Innenwiderstand des Funktionsgenerators. 1.3 Verdoppeln Sie den Widerstand R. Wie verändert sich der Spannungsverlauf (Skizze) und die Zeitkonstante? (Qualitative Beschreibung und Erklärung) 3 B Messungen mit einer PC-Messwerterfassung Öffnen Sie den Ordner RCL. Lesen Sie zunächst den Kommentar in der dann geöffneten Datei und bauen sie die Schaltung auf. Für alle Experimente setzen Sie RCL-Dekaden ein. Ihre Messwerte speichern Sie in einer excel Datei, die Sie übers Internet nach Hause senden können. Für alle Schaltungen gilt: Ri = 50Ω, Frequenzgenerator: ca. 2V, 20 Hz, die Spannungsmessung erfolgt mit einem Keithley Multimeter im AC Modus. 2. Der RC-Schaltkreis 2.1 Bestimmen Sie die Zeitkonstante des RC-Gliedes. Die vom PC abgelesenen Werte und die Messfehler halten Sie im Protokoll fest. 2.2 U Ermitteln Sie τ rechnerisch, indem Sie die Werte der von Ihnen verwendeten Bauelemente für R und C einsetzen, berücksichtigen Sie den Innenwiderstand (Ri) des Funktionsgenerator 3. Der Strom durch die Spule nach dem Ein- und Ausschalten 3.1 Bestimmen Sie Zeitkonstante des RL-Gliedes. ca. 10 kΩ I ca. 500 nF ca. 5 H I 3.2 Ermitteln Sie τ rechnerisch, indem Sie die Werte der von Ihnen verwendeten Bauelemente für R und L einsetzen, berücksichtigen Sie den Innenwiderstand (Ri) des Funktionsgenerators und den Widerstand der Spule. U PC ca. 0,5 kΩ 3.3 Verändern Sie R um 50% . Was beobachten Sie? (Qualitative Beschreibung) 4. Schwingkreis aus R, C und L 4.1 Bestimmen Sie die Frequenz der gedämpften Schwingung und die Abklingkonstante aus den vom PC abgelesenen Werten. 4.2 Bestimmen Sie die Frequenz der ungedämpften Schwingung mit Hilfe der Thomson-Formel. 4.3 Berechnen Sie die Frequenz der gedämpften Schwingung unter Berücksichtigung von 3Ri . ca. 0,5 kΩ ca. 5 H I PC U 4.4 Vergleichen Sie die rechnerisch ermittelten Werte mit den empirisch gefundenen. 4.5 Ermitteln Sie den Widerstand zum aperiodischen Grenzfall (theoretisch und experimentell). 4.6 Demonstrieren Sie im Experiment den Kriechfall. 4 ca. 100 nF 5. Berechnung des Messfehlers von τ. Da τ unabhängig von der absoluten Spannung ist und Linearitätsfehler vernachlässigt werden können, wird die Messunsicherheit für τ von ∆UB und ∆Uc bestimmt. Bestimmen Sie den absoluten Messfehler ∆τU und den relativen Messfehler ∆τU/τ, indem Sie die Gleichung t ⎞ ⎛ − uc = UB⎜1 − e RC ⎟ nach t auflösen, das totale Differential für die Fehlerfortpflanzung berechnen ⎜ ⎟ ⎝ ⎠ und die Messwerte sowie deren Unsicherheiten einsetzen. Durch welche Größen wird der Messfehler für τ bei der Messung mit dem Oszilloskop und bei der Messung mit dem PC dominiert, wenn Sie zusätzlich den durch die Abtastrate des PC gegebenen Zeitmessfehler ∆τt (∆τPC = ∆τu + ∆τt) bzw. den ∆τo -Ablesefehler beim Oszilloskop (∆τOs = ∆τu + ∆τo) berücksichtigen? Zusatzaufgaben Wählen Sie für die weiteren Versuche am Frequenzgenerator die Amplitudenform „Sinus“. Bauen Sie die folgende Schaltung auf: UG UR UL R L UC C ~ Ri Generator V 6. Ermitteln Sie die Amplitudenresonanzkurve. 6.1 Verändern Sie schrittweise die Frequenz - nicht die Amplitude - von UG im Bereich von 30 bis 500Hz. Messen Sie die Spannung UC mit dem PC und entnehmen Sie dem PC Bild die jeweiligen Werte für die Frequenz und die Amplitude. 6.2 Erhöhen Sie den Widerstand und verfahren Sie wie in Aufgabe 6.1. 7. Zeigen Sie die Phasenlage der Spannung zum Strom über den angegebenen einzelnen Bauteilen auf. Fertigen Sie ein Vektordiagramm an. F:\wptxtneu\praktikm\vorlagen\versuche\rcl\rcl.doc 26.05.2005